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Wie der ORF kreuz und quer manipuliert drucken

Für die ORF-Sendung „Kreuz und Quer“ wurde die Firma „Tausend Rosen" beauftragt, über den Familienfragebogen des Vatikans eine Sendung zu gestalten. So meldete sich ein Herr Tschannett bei mir und fragte, ob ich ihn für die Reportage mit Familien aus unterschiedlichen Situationen (Patchworkfamilie, Alleinerzieher, traditionell katholische Familie und eine Frau, deren Ehe kirchlich annulliert wurde) zusammenbringen könnte.

Da es in unserer Pfarre Maria Enzersdorf sehr viele Familien gibt, die die heiligen Messen mitfeiern, war dies kein Problem. Nach den Gesprächen mit den Familien meldete sich Herr Tschannett bei mir und meinte: Für die Sendung brauchen wir unbedingt noch jemanden, der auf die Kirche hinhaut, der total kritisch ist und dies auch in seinem Statement zum Ausdruck bringt. Da ich Familien nicht beeinflussen kann und will, meinte ich nur: Ich habe Sie mit Familien aus vier ganz unterschiedlichen Situationen zusammengebracht, aber ich kann diesen Familien nicht vorschreiben, was sie sagen.

Vergangenen Donnerstag gab es dann noch eine Begehung, weil geplant war, während der Familienmesse zu filmen. Auch hier ist mir aufgefallen, dass meine Antworten im Vorgespräch (es kommen viele Familien mit Kindern, es geht lebendig zu, ich predige mit den Kindern vor dem Volksaltar, es gibt drei Taufen während der Familienmesse) Herrn Tschannett und dem Regisseur nicht sehr gefielen. Am Samstag, wenige Stunden vor der Familienmesse, kam dann ein Anruf mit dem Hinweis: Das Projekt wurde von der Religionsabteilung des ORF untersagt, weil die Reportage zu positiv ausfallen wird.

Wohl bemerkt wurden mit allen Familien bereits fixe Drehtermine ausgemacht und für die Familienmesse auch bereits die Einverständniserklärungen für das Filmen eingeholt.

Es ist schon seltsam, dass ein Filmbeitrag für „Kreuz und Quer" daran scheitert, dass die Realität nicht in die vorgefertigte Meinung des ORF bzw. der Kirchenkritiker passt.

P. Mag. Thomas Lackner ofm ist seit 16 Jahren Pfarrer in Maria Enzersdorf. Sein Weblog: www.klosterkatze.at

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Die Staatskünstler drucken

„Mauern hoch, es wird der Schweiz mehr schaden als nützen…“ Der Kabarettist Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig reißt in seiner ZDF-Show ein paar laue Witze über den Schweizer Volksentscheid. Er liegt mit seinen Pointen und Ansichten auf derselben Linie wie die politisch korrekte Elite in Medien, Politik, Kultur und Wissenschaft.

Jeden Abend auf den TV-Schirmen und den Kleinkunstbühnen mühen sich die Kabarettisten, Comedians, Schauspieler und Moderatoren ab, dem Bürger die politisch-korrekte Ideologie auf unterhaltsame Weise näher zu bringen. Schließlich muss der einfache Mann ja wissen, warum die Schweizer so furchtbar dumm sind. Haben sie sich doch mehrheitlich für eine geregelte und kontrollierte Zuwanderung ausgesprochen. Dass diese Entscheidung xenophob, blöd und angstgetrieben ist, weiß man ohne politisch-korrekte Hilfestellung nicht unbedingt. Deshalb müssen Politik, Mainstream-Medien und Künstler aller Genres flächendeckend ihre Schutzbefohlenen mit den richtigen Schlagworten, Phrasen, Vorurteilen, Stehsätzen und Meinungen versorgen, die Argumente sind ihnen schon lang ausgegangen.

Weil die Fakten und die Vernunft gegen sie und ihre politischen Utopien sprechen, ist diese Kooperation zwischen den verschiedenen Profiteuren und Mitläufern der politischen Korrektheit enorm wichtig. Die Untertanen müssen angeleitet und gelenkt werden. Von frühmorgens bis spätabends, auf allen Kanälen neosozialistische Propaganda und Volkspädagogik.

Was die Mainstream-Medien unter Tags in ihren gefärbten Meldungen, einseitigen Analysen und tendenziösen Nachrichten dem einfachen Wahlvolk vermitteln, das soll am Abend in entspannter ausgelassener Atmosphäre bei einem Gläschen Wein oder einem Bier kurz vor dem Schlafengehen noch einmal vertieft werden. Ein bisschen Spaß muss schließlich sein. Auch in der EU.

Wenn so viele Bürger mit Neid und Bewunderung auf die kleine Schweiz schauen, muss die politisch korrekte Nomenklatura samt ihrer gut bezahlten Hofnarren in Kunst und Medien alle Register ziehen, um die Untertanen bei Laune zu halten. Die Botschaft ist klar. Das Verhalten der Schweizer ist rassistisch, xenophob, abgrundtief dumm und verachtenswert. „Die spinnen, die Schweizer. Abschottung kann leicht zur Verblödung führen“ polterte forsch der eher einfach gestrickte politisch-korrekte Streber Ralf Stegner von der SPD. Argumente für seine Geistblitze kann er freilich nicht liefern, was er in der Sendung „hart aber fair“ eindrücklich unter Beweis gestellt hat.

Aber im neosozialistischen Rudel ist das auch nicht zwingend erforderlich. Man selbst steht auf der richtigen, auf der guten Seite. Das sagen schließlich alle, nicht nur die Politiker, sondern auch die Künstler, Moderatoren, Musiker und Kabarettisten. Man versichert sich gegenseitig, wie gut, toll und gerecht man ist.

Und dazu braucht man die Staatskünstler. Sie sind in TV und Zeitungen omnipräsent und haben stets ein passendes politisch korrektes Statement auf den Lippen. Sie fordern mehr Gerechtigkeit, mehr Transferleistungen oder mehr Anstrengungen im Kampf gegen Rechts oder den Klimawandel. Damit liegt man niemals falsch. Sie können jedes Problem auf unserem Globus und jede scheinbare Ungerechtigkeit ideologisch korrekt analysieren und kommentieren. Und das Ganze mit viel Witz, Charme und wenig Geist. Man ist stets opportunistisch und gibt sich kritisch und unbequem. Ein bisschen Kapitalismuskritik, etwas Banker-Bashing, viel linke Sozialromantik gewürzt mit einer Prise Antiamerikanismus, fertig ist die tiefsinnige, mutige und von der Elite verordnete Gesellschaftskritik.

Die Unterhalter in Kunst und Medien sind die vorlauten politisch korrekten Streber. Sie sind noch päpstlicher als der Papst, ihnen ist selbst die derzeit tonangebende Ideologie noch zu gemäßigt, traditionell und bürgerlich. Das stört in den Parteizentralen und Ministerien niemanden. Hofnarren dürfen und sollen schon mal über die Stränge schlagen. Schluss mit lustig ist allerdings dann, wenn ein tatsächlich kritischer Künstler die politisch-korrekte Ideologie mit ihren Dogmen in Frage stellt.

Die moderne Priesterkaste

Wie gut, dass das ohnehin sehr selten vorkommt. Die deutschen und österreichischen Kabarettisten und Unterhalter sind gemeinhin brave und handzahme Opportunisten. Was tut man nicht alles für gesellschaftliche Anerkennung, Ruhm, gute Bezahlung, Auftritte im TV und Interviews für die Qualitätspresse.

Da nutzt es auch wenig, wenn sich etwa die österreichischen Kabarettisten Robert Palfrader, Florian Scheuba und Thomas Maurer als Immunisierung gegen die nahe liegende Kritik selbst als Staatskünstler bezeichnen. Die von ORF, Kritikern und Medien hofierten Komiker sind genau das, was sie pseudo-selbstironisch vorgeben zu sein – von der politisch korrekten Elite finanzierte Hofnarren. Eben Staatskünstler. Da helfen auch keine rhetorischen Taschenspielertricks. Vom Staatsfunk und vom staatlich subventionierten Kulturbetrieb wird niemand grundlos hofiert. Dass sie dabei auch ab und zu die Hand beißen, die sie füttert, gehört zur Inszenierung.

Zu billig darf das Schmierentheater nicht sein. Der politisch korrekte Untertan hat schließlich Niveau und gewisse Ansprüche. Trotzdem braucht er – auch abseits von Politik und Meinungs-Journalismus – solche Figuren, die ihm Orientierung, Halt und Selbstvertrauen geben. Denn nicht selten kommt es vor, dass die eigenen Probleme oder gesellschaftlichen Entwicklungen mit der politisch korrekten Lehre völlig inkompatibel sind und die Heilsversprechen der Multikulti-Öko-Gender-Apologeten regelmäßig an der Realität zerschellen.

Folglich beginnt der gemeine Untertan zu zweifeln und in ihm steigen schmutzige und verbotene Gedanken auf. Wie etwa jene, dass Multikulti vielleicht doch nicht nur eine Bereicherung ist, dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen doch nicht nur ein soziales Konstrukt sind, oder dass eine noch höhere Staatsquote die Wirtschaft nicht ankurbeln sondern abwürgen wird. Genau dann braucht es die politisch-korrekten Identifikationsfiguren aus TV, Unterhaltung und Kunst. Sie müssen die politischen Zielvorgaben der neosozialistischen Gesellschaftsingenieure unterhaltsam unters Volk bringen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob sie diese Rolle bewusst oder unbewusst spielen. Viele von ihnen glauben wohl tatsächlich, sie seien mutige und kritische Kämpfer für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit, das sagen ja schließlich auch die Kritiker und die Kollegen.

Sie geben den Bürgern jedenfalls das Gefühl, moralisch auf der richtigen Seite zu stehen und den Durchblick zu haben, also zu den Guten zu gehören. Dabei schaffen es die politisch-korrekten Vorturner vor allem, den gebildeten Untertanen einzuimpfen, sie wären besonders kritische Geister, Querdenker und große Individualisten. Das ist tatsächlich große Kunst. Sie zerstreuen mit Pointen, schöner Sprache und mit moralischen Appellen die Zweifel und unterdrücken die kritischen Fragen. Sie loben und verdammen, sie sind die moderne Priesterkaste.

Damit man alle Bereiche der Gesellschaft abdeckt, ist für jeden etwas dabei. Vom chronisch unlustigen, moralisch belehrenden Kabarett im Stile der 70er Jahre bis hin zu den flachen Kalauern der Privat-TV-Comedians. Aber egal, wie es aufbereitet wird, es ist stets dieselbe Ideologe, die dahinter steckt.

Wer sich von den Promis in Medien und Kultur nicht einlullen lässt, selber denkt, aufbegehrt und das auch noch öffentlich kundtut, der wird sozial ausgegrenzt und niedergemacht. Auch da sind sich Politik, Kunst und Journalisten einig. Mit der Faschismus- oder Sexismuskeule wird alles nieder geprügelt, was nicht auf Linie ist. Garniert mit ein paar flachen und substanzlosen Witzen („…das sozialpolitische Rumpelstilzchen mit seinen einfältigen Ausfällen…“ Kabarettist Wilfried Schmickler über Sarrazin) versucht man, die Abweichler zur Strecke zu bringen. Irgendwo hört sich der Spaß schließlich auf.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor wenigen Tagen ist sein neues Buch „Die Feinde der Freiheit“ erschienen.
http://www.amazon.de/Die-Feinde-Freiheit-Werner-Reichel/dp/1495285979/ref=pd_sim_b_1

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FN 578: Der „Stern“ – ein besonders widerliches Erzeugnis drucken

Die deutsche Illustrierte war zwar schon lange am Rande der Gosse gewandelt, jetzt aber zeigt sie endgültig, wie totalitär intolerant der deutschsprachige Linksjournalismus schon geworden ist. (mit nachträglicher Ergänzung).

Der „Stern“ machte dagegen Stimmung, dass bei einer deutschen Talkshow auch zwei Teilnehmer dabei sein konnten, die nicht die Meinung der Political Correctness vertreten: Die zwei wagen es, das wegen eines Bahnhofs grünrot gewordene Baden-Württemberg zu kritisieren, weil dieses künftig schon in Volksschulen Homosexualität und andere bei den Linken gern gesehene Verhaltensweisen vermitteln will. Natürlich haben auch die schwulen Lobbies vor der Diskussion heftig gegen die Teilnahme der katholischen Publizistin Kelle und des evangelischen Funktionärs Steeb agitiert. Die Meinungs-Intoleranz der Linken hat – diesmal – zwar noch keine Absetzung der beiden christlichen Diskussionsteilnehmer erreicht. Aber immerhin setzte sie schon vor der Sendung eine Änderung der Aussendungen des öffentlich-rechtlichen Senders im Sinne des linken Terrors durch. Österreich ist da schon einen Schritt weiter: Dass im ORF gleich zwei Nichtlinke auftreten dürfen, hat es schon sehr lange nicht mehr gegeben. Und der „Stern“ – dem zum Glück das Publikum so rasch davonläuft wie dem ORF (außer beim Sport) – greift auf das Einheitsargument der Linken: Er vergleicht die zwei Gegner des Homosexualitäts-Unterrichts mit Antisemitismus und Nazis.

PS: Die Frage nach der engen Verbindung vieler Sozialdemokraten mit dem Nationalsozialismus in den 30er Jahren durfte dieser Tage im ORF freilich nie gestellt werden. Da hat sich der Staatssender mit zahllosen Sendungen ja wieder total als Parteisender entpuppt.

PPS: Mit besonderem Vergnügen empfehle ich dazu den Kommentar des Publizisten Matthias Matussek in der deutschen "Welt", die überhaupt eine der wenigen derzeit empfehlenswerten Zeitungen im deutschen Sprachraum ist.

PPS: In der heutigen "Presse" werden hingegen die französischen Demonstrationen gegen die Homo-Ehe einfach als "reaktionär" bezeichnet.

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Fuck the EU - Die Medien als verlängerter Arm der Geheimdienste drucken

Geradezu stündlich präsentieren sich die Medien derzeit als Plattform verdeckter Aktionen der Geheimdienste. Sie geben es jedoch nur ungern zu. Weil es halt eher imageschädigend ist. Oder sie kriegen es gar nicht mit, dass sie instrumentalisiert worden sind.

Dabei kann man den Medien in Wahrheit recht wenig Vorwürfe machen. Haben sie doch selbst nur ganz wenige Mittel, um sich, unabhängig von „Diensten“, der Wahrheit wenigstens nähern zu können. Zahllose Beispiele zeigen das vermutliche - oder unbestreitbare Wirken von Geheimdiensten im Hintergrund.

Das jüngste Beispiel ist die „Fuck the EU“-Affäre. Da Russland Angst hat, dass sich die Ukraine nun doch wieder dem Westen zuwenden könnte, versucht es, einen tiefen Keil zwischen die USA und die EU zu treiben. Es veröffentlicht auf dem Umweg über Medien die Tonbänder abgehörter Telefonate mit lockeren Sprüchen wie „Fuck the EU“ (eine amerikanische Diplomatin). Aber auch deutsche Diplomaten äußern sich in Gesprächen recht salopp-kritisch über die USA. Beides führt prompt zu Verstimmung zwischen den beiden Seiten des Atlantiks.

Damit hat Russlands Geheimdienst ganz leicht sein Ziel erreicht. Dabei waren die Differenzen zwischen den europäischen Weicheiern und den amerikanischen Falken ohnedies bekannt. Aber solche Sprüche sind halt allzu pikant, als dass Medien sie souverän ignorieren könnten. Auch wenn sie spüren, dass sie hilflose Spielflächen für die Matches des Geheimdienste sind.

Umgekehrt sind die diversen NSA-Aktionen durch den nach Moskau übergelaufenen Spion Snowden seit Monaten – teilweise – bekannt geworden. Und ebenfalls amerikanische Dienste dürften es gewesen sein, die Siemens-Manager hochgehen haben lassen. Diese hatten argentinische Regierungsmitarbeiter bestochen, um an einen Auftrag für die Herstellung fälschungssicherer Pässe zu gelangen (die Siemens-Leute sind soeben verurteilt worden). Und natürlich sind es dann ganz zufällig oft amerikanische Konzerne, die vom Outing von Siemens & Co profitieren.

Ähnlich sind in den letzten Tagen Geheimdienste im serbischen Wahlkampf genauso wie im ungarischen durch mediale Enthüllungen aktiv geworden, in denen Politiker von Oppositionsparteien mit geheimdienstlich erlangten Erkenntnissen denunziert werden. Wieder über Medien.

Niemand weiß so recht, wie man sich da dagegen wehren soll. Denn diese Dienste wissen natürlich viel Interessantes, das ein Medium nur schlecht verschweigen kann. Diese Dienste lassen aber ganz einseitig nur jenen Teil an die Öffentlichkeit sickern, der ihnen oder ihren Chefs nützt. Das macht sie so besonders unappetitlich.

PS: Die jüngste Nachricht war die versuchte Entführung ausgerechnet aus der Ukraine mit ausgerechnet dem Ziel Sotschi, die ausgerechnet in der Türkei beendet worden ist. War das wirklich nur ein einsamer Betrunkener, wie uns erklärt wird? Ein Wahnsinniger? Oder stecken da vielleicht nicht doch auch noch andere Hintermänner dahinter? Wollte da vielleicht nur wer beweisen, wie wachsam er ist? Wir werden es wie so oft wohl nie ganz erfahren und sind zunehmend misstrauisch.

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Auf in den Kampf um die Freiheit drucken

Die Zukunft Mitteleuropas verdunkelt sich. Das passiert, obwohl es im Vergleich zum Süden scheinbar so stabil dasteht. Das passiert ganz unabhängig von ein paar Zehntel Auf- oder Abwärtsbewegung der sich ja ständig ändernden Konjunkturdaten. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich. Dazu gehören vor allem die Folgen der um 1970 einsetzenden demographischen Katastrophe, die Masseneinwanderung bildungsferner Schichten aus islamischen und afrikanischen Kulturen, die gigantisch angewachsene Haftungslawine zugunsten der schuldenfreudigen Mittelmeerländer, das immer exzessiver werdende Diktat der Politischen Korrektheit und die daraus erfolgende Einschränkung der Meinungsfreiheit.

Das Diktat der Political Correctness hat sich in den letzten Jahrzehnten schleichend, aber umso wirksamer ausgebreitet. Es hat seine Wurzeln in den USA, ist aber heute in den deutschsprachigen Ländern besonders tief verankert (vielleicht auch als Folge der deutschen Gründlichkeit).

Die USA waren das erste Land, in dem man die Political Correctness auch in der Sprache nachweisen kann. Allerdings war sie dort nur in Form des relativ wenig störenden „he/she“ zu bemerken. Dafür sind in den USA die Auswüchse der P.C. in anderen Feldern ganz besonders skurril: Dazu gehören etwa die Verbote, eine Kollegin mit Worten wie „Darling“ anzusprechen oder Kleinkinder nackt im eigenen Garten herumlaufen zu lassen oder eine Bürokollegin zum Essen einzuladen. Ein besonders krasses Beispiel war vor kurzem die Schul-Suspendierung für einen Sechsjährigen, weil dieser seine gleichaltrige Schulfreundin auf die Hand geküsst hat. Fast jedes normale Verhalten kann dort schon als „sexuelle Belästigung“ gewertet werden. Selbst wenn es im gegenseitigen Einverständnis erfolgt.

Diese Political Correctness breitet sich nun auch in Europa aus. Sie geht Hand in Hand mit dem Radikalfeminismus, also der skurrilen und natürlich nie bewiesenen oder beweisbaren Lehre, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern ein reines soziales Konstrukt wären.

Vor allem im deutschsprachigen Raum hat diese P.C. dann im Verlauf der Zeit Verkrampfungen auf vielen Gebieten ausgelöst. So ist es in der staatsoffiziellen Variante der deutschen Sprache zu viel schlimmeren Folgen als in den USA gekommen. Kann man doch nur im Deutschen sprachliches mit biologischem Geschlecht verwechseln (was die Bürokratie prompt getan hat). Gibt es doch nur im Deutschen nach Sprachgeschlechtern unterschiedliche Artikel. Wird doch hier jedes auf -er endende Wort als böse abgestempelt und in die Faschiermaschine des Genderns gesteckt. Hat sich doch nur im Deutschen die amtlich angeordnete Schriftsprache mit dem unleserlichen Binnen-I total von der gesprochenen wegentwickelt. Hat sich doch nur im deutschsprachigen Raum die hässliche Unsitte entwickelt, zahllose Substantiva durch hässliche Partizipia zu ersetzen (also etwa „Lehrende“ statt Professoren). Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass diese Sprachdekonstruktion von fast allen Literaten, Medien und sprachsensiblen Menschen abgelehnt wird.

Das Gendern war anfangs nur eine verschmockte und belächelte Höflichkeitsfloskel. Heute ist es im bürokratischen und universitären Bereich zum absoluten Diktat mit rechtlichen Zwangsfolgen geworden. Studenten – auch weiblichen – werden noch so gute Diplomarbeiten zurückgeschmissen, wenn diese nicht gegendert sind. Dass ein totales Gendern lange Texte noch viel länger macht, ist dem P.C.-Diktat egal. Ebenso wie die Tatsache, dass es so wie die ebenfalls politisch-bürokratisch diktierte Rechtschreibreform mitschuldig daran ist, dass sinnerfassendes Lesen für Jugendliche immer schwieriger wird, vor allem für jene mit Bildungsdefiziten.

Der Universitätsbereich ist ein besonders guter Nährboden für Genderisten geworden. Dort gibt es nicht nur immer mehr Gender-Institute und Professuren – auf Kosten der seriösen Wissenschaften und auf Kosten der Glaubwürdigkeit der Universitäten bei ihrem Kampf um mehr Geld. Dort werden auch Gendervorlesungen immer mehr zur Pflicht für die unterschiedlichsten Studienrichtungen. Das ist ähnlich wie einst in den kommunistischen Ländern, wo alle Studenten Marxismus-Leninismus belegen mussten.

Kleines, aber bezeichnendes Beispiel: Die Universität Wien stellte vor kurzem aus den Tausenden dort produzierten Diplom- und Seminararbeiten ausgerechnet jene Arbeit prominent auf ihre Homepage, in der sich ein halbes Dutzend Soziologinnen darüber beklagt, dass es mehrheitlich Frauen sind, die vor Weihnachten backen. Das wird – von einer wissenschaftlichen Institution! – vehement als „Retraditionalisierung“ attackiert.

In den Sog der Political Correctness ist in den letzten Jahren nicht zuletzt durch Verschulden der EU auch die Justiz geraten. Sie engt das Leben der Menschen und deren persönliche wie wirtschaftliche Handlungsfreiheit immer mehr mit Antidiskriminierungsgesetzen und Verhetzungsparagraphen ein.

Insbesondere der Islam hat in der Political Correctness einen intensiven Verbündeten gefunden. Während man etwa nach einem Delikt der „Christophobie“ oder „Katholophobie“ vergebens sucht (das würde ja reihenweise Grüne, Pinke und Rote vor Gericht bringen), wird von Linken seit einigen Jahren „Islamophobie“ als Schwerverbrechen dargestellt.

Alle Fakten, die dieser Sichtweise des Islam widersprechen, werden totgeschwiegen. Und dort wo man nicht strafen kann, wird ignoriert. Das passierte daher etwa auch der erschreckenden Studie, die das „Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung“ präsentiert hatte: Es fand nämlich durch umfangreiche Befragungen heraus, dass zwei Drittel der Moslems die religiösen Gesetze als über den staatlichen stehend erachten. Bei den Christen waren es hingegen nur 13 Prozent. Das zählt heute zu den Wahrheiten, die niemand hören will, die niemand im öffentlichen Raum mehr anzusprechen wagt.

Selbst diese 13 Prozent sind ja letztlich keine Gefahr für den Staat. Findet sich doch in der Bibel nichts, was dem Staat ein bestimmtes Handeln vorschreiben würde. Selbst das Tötungs- und damit auch Abtreibungsverbot ist in allen biblischen Quellen nur ein für das Individuum geltendes Gesetz. Diskrepanzen gibt es lediglich in einem extrem schmalen Bereich, nämlich dort, wo Staaten Christen zwingen wollen, bei Abtreibungen mitzuwirken.

Im Islam hingegen ist ein riesiger Bereich der Glaubenslehre des Korans klassisches Zivil- und Strafrecht. Viele Koranlehrer meinen sogar, dass der Koran die ausschließlich für Zivil- und Strafrecht zuständige Rechtsquelle sei. Daher hat sich in islamischen Zuwanderergruppen in Deutschland und Österreich, sobald diese eine kritische Größe erreicht hatten, eine ausgebreitete Schattenjustiz entwickelt. Diese geht längst über die Rolle von Mediatoren hinaus. Sie führt immer öfter dazu, dass Moslems wegen des in ihren Augen gültigen Vorrangs islamischer Gerichte vor staatlichen falsch oder gar nicht aussagen. Für die Mehrheit der Moslems gibt es keine getrennten Sphären für Religion und Staat – zumindest dort nicht, wo sie die Mehrheit bilden. Das wird aber schon in wenigen Jahrzehnten in Deutschland wie Österreich der Fall sein.

Die drohende Verschmelzung von staatlicher und religiöser Sphäre ist heute überhaupt die größte Bedrohung der menschlichen Freiheit. Dennoch wird von Grün&Co fast jede Kritik am real existierenden Islam heftig bekämpft. Auch in den vielen von Linken beherrschten Medien wird Kritik am islamischen Fundamentalismus meist unterdrückt. Statt dessen erstatten immer wieder grüne Politiker und Journalisten Strafanzeige gegen einen der wenigen mutigen Islamkritiker. Und Staatsanwälte wie Richter verurteilen diese immer öfter, da sie sich anpassungswillig der „politisch korrekten“ Einschränkung der Meinungsfreiheit beugen.

Vorerst gehen all diese Entwicklungen an den Durchschnittsdeutschen und Österreichern eher vorbei. Diese haben zwar immer mehr die Überzeugung, wie Umfragen nachweisen, dass man nicht mehr alles sagen dürfe, was man sich denkt. Sie nehmen das aber eher lethargisch hin. Vorerst wird die mediale und politische Agenda nämlich noch ganz von wirtschaftlichen und europäischen Themen dominiert. Weder die demographische Katastrophe noch die Einschränkung der Meinungsfreiheit scheinen die Menschen derzeit sonderlich zu erregen.

Das tun derzeit offenbar nur jene, die sich an das Jahr 1848 erinnern. Das war die einzige Revolution, die ganz Europa erfasst hat, die Bürger und Arbeiter Seite an Seite gebracht hat. Das oberste Ziel dieser Revolution war der Ruf nach Meinungsfreiheit. Oder wie es damals meist hieß: nach „Preßfreiheit“.

Zwar sind die meisten der 1848 formulierten Verfassungen damals nicht Wirklichkeit geworden. Aber langfristig haben sich ihre Forderungen total durchgesetzt. Von den Menschrechtspakten bis zum deutschen Grundgesetz findet sich die Absicherung der Freiheit als dominantes Ziel und oberste Leitlinie. In Österreich ist sogar heute noch der ganz von 1848 geprägte Grundrechtskatalog von 1867(!) das zentrale Menschenrechtsdokument. Freiheit und Würde des einzelnen sind in jener Epoche immer im Zentrum gestanden: beim Kampf für die Gewaltentrennung, bei der weitgehenden Zurückdrängung der Obrigkeit aus unserem Privatleben oder bei der Durchsetzung des Prinzips „Was nicht ausdrücklich verboten ist, ist erlaubt“.

Heute aber ist die Freiheit der Bürger fundamental bedroht, weil all diese Prinzipien unterminiert werden, weil im Strafrecht die Politische Korrektheit langsam zur dumpfen General-Klausel wird.

Letztlich geht es in den meisten Phasen der europäischen Geschichte immer um das Ringen zwischen staatlicher Macht und ihrem Allmachtsstreben auf der einen Seite und dem Kampf der Menschen um Freiheit, ob sich dieser nun individuell oder in Gruppen, Vereinen und Parteien zeigt. Bei diesem Kampf um individuelle Freiheit geht es erstens um Leib und Leben, also konkret vor allem um das Recht auf einen unabhängigen Richter und um objektive, möglichst restriktive Gesetze; und zweitens um die Meinungsfreiheit, ob sich die nun in der Spezialform Religionsfreiheit äußert oder etwa in der Freiheit von Wissenschaft oder Kunst.

Immer geht es um das Recht, anderer Meinung zu sein, anderes zu glauben, anders zu reden, anders zu handeln, als es die Machthaber wollen. Dieses Spannungsverhältnis, diese Abwehr eines totalitär alles beherrschen wollenden Staates lässt sich schon im mittelalterlichen Kampf um die „Zweischwertertheorie“, also um die Trennung zwischen Staat und Kirche nachweisen, in den Geschehnissen rund um Canossa, in den Religionskriegen des 16. und 17. Jahrhunderts, im Einsatz der Aufklärung für Gewaltenteilung und in den nationalen Befreiungskriegen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Heute droht eine neue Einschränkung der Meinungsfreiheit zurück in den Vormärz zu führen. Um nur ein einziges besonders krasses Beispiel zu nennen: Österreichische Staatsanwälte klagen es als unerlaubten Meinungsexzess an und die Gerichte dreier Instanzen bestrafen es, wenn eine Wissenschaftlerin bei einem Seminar den islamischen Propheten als Pädophilen bezeichnet. Dabei gaben Gerichte und Staatsanwaltschaft durchaus das Faktum zu, dass Mohammed systematisch eine sexuelle Beziehung zu einer Neunjährigen gehabt hat. Nur sagen und kritisch thematisieren darf man es halt nicht mehr.

Deutlicher als dieses skandalöse Urteil kann man gar nicht zeigen, wie sehr die Meinungsfreiheit hierzulande wieder unterdrückt wird. Solche Urteile sind eine viel gravierendere Einschränkung der Freiheit als etwa die Vorratsdatenspeicherung. Bei dieser geht es ja nur um das behördliche Festhalten einer angerufenen/angemailten Telefon- oder Mail-Nummer, nicht um den Inhalt. Und die Vorratsdatenspeicherung könnte jedenfalls auch der Verfolgung echter Verbrechen dienen.

Umso erfreulicher ist es, dass sich ein brillanter Autor wie Werner Reichel mit seinem neuen Buch, mit seinem großen Faktenwissen und seiner schreiberischen Begabung ganz dem historischen Kampf für die Freiheit und gegen deren Einschränkungen widmet.

Dieser Text ist das Vorwort zum neuen, soeben erschienenen Werk von Werner Reichel „Die Feinde der Freiheit“ . Es kann bereits unter diesem Link auf Amazon bestellt werden.

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Eugen Freund, das nächste Hoppala drucken

Josef Kalina wollte eine Diskussionsrunde für seinen Schützling Eugen Freund dadurch absichern, dass er bestimmte Themengebiete gleich vor der Diskussion auszuschließen versuchte. Was nicht klappte. Jetzt ist er erstaunt. Verständlicherweise.

Der eingeladene Gesprächspartner Othmar Karas hatte auf den Zensurversuch Kalinas hin jedenfalls die ganze Diskussion abgesagt. Ich kann verstehen, dass Kalina darob erstaunt ist. Denn als ehemaliger Kanzlersprecher war er ja daran gewöhnt, dass schon vorher alles ausgemauschelt wird. Wer nicht bereit dazu war, bekam eben keinen Interview-Termin.

Allgemein bekannt sind etwa Vereinbarungen aus den Zeiten Franz Vranitzkys, welche Fragen das Staatsfernsehen denn dem Bundeskanzler stellen dürfe; ebenso wie später dann die Tatsache, dass sich der ORF sogar die Zusammensetzung von Diskussionsrunden von der SPÖ-Führung genehmigen ließ. Der arme Kalina versteht daher jetzt die Welt nicht mehr. Plötzlich wehrt sich jemand gegen den Ausschluss ganzer Themengebiete.

Die Bilanz ist dennoch klar: SPÖ-Kandidat Eugen Freund muss damit ein neuerliches Hoppala seines kurzen Politikerlebens bilanzieren. Und Othmar Karas kann mit diesem Outing des Kalina-Freund-Versuches punkten.

Freilich kann damit die Erinnerung an den letzten Wahlkampf nicht ausgelöscht werden. Damals hörte man ja ebenfalls scharfe Töne zwischen Rot und Schwarz, so wie jetzt zwischen Karas und Freund. Es gab aber vor dem Wahlkampf (siehe die vielen bedenklichen Gesetze der letzten Koalition) ebenso wie nach diesem (beim Koalitionsvertrag oder den Steuererhöhungen) einen üblen Kuschelkurs zwischen Rot und Schwarz – gegen den Willen der bürgerlichen Mehrheit in Österreich. Diesen Kuschelkurs können jetzt ein paar kantigere Karas-Töne nicht vergessen machen. Vor allem angesichts seines eigenen Kurses in den letzten Jahren.

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Grüne und linke Gewalt, ein schlampiges Verhältnis drucken

Efgani Dönmez, Bundesrat der Grünen, hat es auf den Punkt gebracht. Er attestiert seinen Parteikollegen Doppelmoral. Dönmez: „Islamistische Strömungen, welche auf Wiens Straßen „wir sind Soldaten Erdogans“ skandieren, fallen aus grüner Sicht unter Meinungsfreiheit und Menschenrechte, aber wenn Ball-Besucher mit einem deutschnationalen Weltbild und sonstigem rechten Gedankengut diesen besuchen, dann wird dagegen massiv gewettert und versucht dies mit (fast) allen Mitteln zu bekämpfen.“

Volltreffer! Der Grund für diese Doppelmoral: Viele Linke und vor allem die extreme Linke sehen im Islamismus eine antiimperialistische, antiamerikanische und antikapitalistische Befreiungsbewegung. Man hat also viele Gemeinsamkeiten. Allerdings gibt es auch ideologische Unterschiede. Man denke etwa an Feminismus, Homokult und Gendermainstreaming. Dass man trotzdem nur gegen Rechte hetzt und den Islamismus links liegen lässt, hat auch einen sehr pragmatischen Grund. Um gegen Islamisten zu demonstrieren braucht es erheblich mehr Mut, als öffentlich gegen ein paar Hundert Rechte in der Hofburg aufzutreten.

Der einzige Gegner der Randalierer am vergangenen Freitag war die ohnehin an der kurzen Leine gehaltene Polizei, deren Einschreiten und Verhalten zudem von den linken Mainstream-Medien, allen voran vom ORF, mit Argusaugen beobachtet worden ist. Da kann man als Nachwuchs-Anarcho leicht auf dicke Hose machen und Pflastersteine in Richtung Polizei schleudern. Viel mehr als gerötete Augen durch etwas Pfefferspray zu bekommen kann einem nicht passieren. Andererseits stelle man sich vor was passiert, wenn sich die vermummten Linken gegenüber Pro-Erdogan-Demonstranten so verhalten würden. Eben.

Voraussetzung für die Konjunktur des virtuellen Antifaschismus ist das Fehlen des realen Faschismus, schreibt Henryk M. Broder. Genau deshalb haben Linksextreme mit Unterstützung der Grünen und dem klammheimlichen Wohlwollen vieler Journalisten die Wiener Innenstadt für einen Abend zum Anarcho-Spielplatz erklärt. Der ohnehin zahmen Polizei dann im Nachhinein die Schuld für die Eskalation in die Schuhe zu schieben, ist Trick 17, die bewährte linksgrüne Täter-Opfer-Umkehr. Die Grünen rufen „Haltet den Dieb“ und fordern den Rücktritt von Wiens Polizeipräsidenten Gerhard Pürstl.

Da wird etwa lautstark kritisiert, dass alleine die Präsenz von 2.000 Polizisten die Demonstranten provoziert hätte. Ein viel zu großer Aufwand für angeblich „400“ Ballgäste motzten die Demo-Organisatoren und einige Grüne. Dass sich die Zahl der Polizisten nicht an den zu schützenden Personen bemisst, sondern an jenen, die Ihnen gegenüberstehen, also an den etwa 8.000 Demonstranten und am Gefahrenpotential, das von ihnen ausgeht, hat man dabei augenzwinkernd übersehen. Zumal nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre klar war, dass es zu gröberen Ausschreitungen kommen wird. Was erwarten sich die Grünen eigentlich, dass der Ball ohne nennenswerten Polizeischutz über die Bühne gehen soll, sprich die Ballbesucher schutzlos dem linken Mob ausgeliefert werden? Sind ja nur ein paar „Rechte“.

Es ist beunruhigend wie dünn die Decke der Zivilisation selbst in einem reichen und zumeist ruhigen Land wie Österreich ist. Man muss aber gar nicht so weit gehen. Schlimm genug ist, dass Grüne und alle möglichen sozialistischen und kommunistischen Gruppen und Grüppchen mit Unterstützung des ORF und anderer linker Meinungsmacher mehr oder weniger unverhohlen grundlegende demokratische Rechte, wie Versammlungs- oder Meinungsfreiheit, in Frage stellen. Rechte dürfen nicht mehr in die Hofburg, so die einhellige Meinung der linken Reichshälfte. Eigentlich sollten sie gar keine Bälle mehr veranstalten dürfen.

Was ist das eigentliche Ziel solcher Forderungen, was die Konsequenz? Rechte, oder vielmehr was Linke dafür halten, sollen aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden: Raus aus dem Parlament, raus aus den Universitäten, Umerziehungsheime statt Schulen oder gar getrennte Abteile in öffentlichen Verkehrsmitteln? Die Toleranz der Linken kennt keine Hemmschwellen. Der Akademikerball hat das erneut in ein grelles Licht gerückt. Neu ist das allerdings nicht. Die Grünen hatten seit ihren Anfängen in den 80er Jahren ein schlampiges Verhältnis zu Gewalt, Linksextremismus und Demokratie. Das ist nicht weiter verwunderlich, liegen ihre Ursprünge und ideologischen Wurzeln nicht so sehr im Natur- und Umweltschutz, als vielmehr in der 68er Bewegung, in der Außerparlamentarischen Opposition.

Selbst Peter Pilz, einst strammes Mitglied der Revolutionären Marxisten, versteht nicht, dass viele Grüne beim Thema linke Gewalt so „herumlavieren.“ Vor allem die Jungen Grünen taten sich vor dem angedrohten Parteiausschluss besonders schwer, sich von den Krawallen glaubhaft zu distanzieren. Und auch nach dem milden Machtwort von Parteichefin Eva Glawischnig hat man es bei der dummdreisten Schutzbehauptung, man habe nicht gewusst welche Hassparolen da auf der eigenen Internetseite verbreitet werden, belassen.

Grün-Linke Ausschreitungen sind nicht neu

Was sich während und nach dem Akademikerball abgespielt hat, ist fast deckungsgleich mit den Geschehnissen rund um den Opernball Ende der 80er Jahre. 1987 schreibt der linke Wiener Falter: „Nun ist die Frage, ob der Opernball selbst eine Provokation ist, keine Frage, die in der Kompetenz der Polizei liegt. (…) Anders steht es mit der Frage, ob der Schutz der Provokation, nicht selbst eine Provokation war.“ Ein Déjà-vu? Das kommt einem irgendwie bekannt vor. Nicht die Randalierer sind die Schuldigen, sondern die Ballgäste. Das linksextreme TaTblatt legte noch eins drauf: „Alle Jahre wieder geben sich die Vertreter des internationalen staatlichen organisierten Verbrechens auf dem Opernball ein Stelldichein. (…) Bereiten wir den Herrschaften einen gebührenden Empfang.“

2014 heißt es dann auf einer von den Jungen Grünen betriebenen Internetseite: „Unseren Hass, den könnt ihr haben“ Und damals wie heute, hat man die Parolen ernst genommen und randaliert, zerstört und beschädigt. In einem internen Papier der Autonomen aus dem Jahr 1989: „Wir wollten die Demonstration in den Griff bekommen oder auflösen. Zum Teil haben wir eine Rolle zu übernehmen versucht, die die Grünen und die KP oft uns gegenüber eingenommen haben.“

Und so wie heute haben sich die Grünen schon in den 80er Jahren äußerst schwer getan sich ohne Wenn und Aber von den Ausschreitungen und der Gewalt zu distanzieren. Auch damals versuchte die First Lady der Grünen, Freda Meissner-Blau, ihre radikale Jugend zu bremsen ohne sie zu sehr zu verärgern. Wobei unter Meissner-Blau auch der Umweltschutzgedanke noch eine wichtige Rolle spielte. Sie echauffierte sich – das Ozonloch war gerade großes Thema – über: „Elemente, die zu unserer Empörung sogar Spraydosen verwendet haben, gegen deren Gebrauch wir prinzipiell sind.“ Randale, Sachbeschädigung oder Körperverletzung ähh … naja, aber FCKW, das geht gar nicht.

Von solchen Skurrilitäten abgesehen, es gab immer Verbindungen und Netzwerke zwischen Grünen und der linksextremen Szene, wie zum Beispiel zu den radikalen Hausbesetzern. Nach der Räumung der Häuser in der Ägidi- und der Spalowskygasse in Wien im Jahr 1988 klagte etwa der Grüne Günther Schobersberger, die Extremisten seien eben Leute, „die ihre Privatprobleme selber organisieren und ein hohes politisches Bewusstsein haben“. In den beiden besetzen Häusern hatte die Polizei zuvor Faustfeuerwaffen und Äxte sichergestellt. Eine nette Art seine Probleme selber zu organisieren. Besorgte Linke starteten jedenfalls einen Spendenaufruf für die linksextremen Hausbesetzer. Unterzeichner sind auch viele Grüne: Thomas Prader, Robert Misik oder Manfred Srb.

Und zum einjährigen Räumungsjubiläum bekunden die damaligen Geschäftsführer der Grünen, Pius Strobl und Johannes Voggenhuber, den Hausbesetzern „ihre Solidarität.“

Das berüchtigte TATblatt, das gerne Bekennerschrieben von Klein- und Kleinstterroristen abdruckt, wo diese stolz über Entglasungen und andere Delikte berichten, oder ehemalige RAF-Terroristen seitenlang zu Wort kommen, ist das ideale Werbeumfeld für die Grünen. Der VCÖ, der Verkehrsclub Österreich, der den Grünen nahe steht, schaltete dort Inserate.

Auch keinerlei Berührungsängste hatten viel Grüne mit Frau Dr. Ingrid Strobl. Die ehemalige ORF Mitarbeiterin und radikale Feministin wurde 1989 in Deutschland wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung und Beihilfe zu einem Sprengstoffanschlag zu fünf Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wurde später aufgehoben, bei einer neuen Verhandlung wurde sie nur noch wegen Beihilfe zu einem Sprengstoffanschlag zu drei Jahren Haft verurteilt. Dem „Solidaritätskomitee Dr. Ingrid Strobl“ gehörten auch einige Grüne an. Schließlich war Frau Strobl ja nur das Opfer des repressiven deutschen Polizeistaates, aber das kennt man ja.

Das sind nur ein paar Schlaglichter. Die Grünen haben und hatten eine Scharnierfunktion zwischen der extremen Linken und den umweltbewegten Bürgern und Bobos. Wie groß die mehr oder weniger heimlichen Sympathien für die „jungen Wilden“ in diesem Milieu sind, die beim Akademikerball nur etwas Randale für einen „guten“ Zweck veranstaltet haben, daran hat die Berichterstattung in den meisten Mainstreammedien kaum einen Zweifel gelassen.

Und auch wenn Grünenchefin Eva Glawischning angesichts stagnierender Wahlergebnisse und der neuen politischen Konkurrenz durch die Neos „nullstes Verständnis“ gegenüber der Grünen Jugend und ihrem problematisches Verhältnis zur linken Gewalt signalisiert hat, wirklich glaubwürdig ist das nicht. Denn die wahren Schuldigen sind letztendlich – laut Grünen, der SPÖ und den befreundeten Mainstream Medien – die FPÖ und die Polizei. Der ORF titelte: „Der Akademikerball der FPÖ hat auch heuer wieder zu heftigen Ausschreitungen geführt“

Damit wäre wieder alles im Lot, wer der Gute und wer der Böse ist. Die Grünen und all die anderen Neosozialisten haben „nullstes“ Verständnis für Andersdenkende. Solange es noch Widerstandsnester gegen die zur neuen Religion erhobene politische Korrektheit gibt, solange wird dagegen mit (fast) allen Mitteln gekämpft.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Sein neues Buch „Die Feinde der Freiheit“ (CreateSpace Independent Publishing, USA) ist vor wenigen Tagen erschienen.

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FN 570: Hurra, Faymann hat Energieferien drucken

Endlich weiß der Herr Bundeskanzler, wozu es ihn gibt.

Werner Faymann hat zwar seit Jahr und Tag nicht ausreichend Zeit, endlich eine haltende und kostensparende Lösung für die Hypo Alpe-Adria zu verhandeln. Er hat zwar seit Jahr und Tag nicht ausreichend Zeit, um endlich mit seinen Minister- und Koalitionspartnern Verwaltungsvereinfachungen oder die Sanierung des Pensions- oder Gesundheitssystems anzugehen. Aber für etwas anderes hat der Mann Zeit: Er lädt Kinder, die bei einer Kronenzeitungs-Aktion mitmachen, auf eine Kakao-Jause ins Bundeskanzleramt ein. Dazu also halten wir uns einen Bundeskanzler. Für mehr reicht‘s halt nicht. Aber immerhin könnte Faymann den in Energieferien befindlichen Kindern auch Interessantes aus seinem eigenen Leben erzählen: etwa wie man Bundeskanzler wird, ohne jemals irgendjemandem irgendein Zeugnis vorzulegen.

 

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Warum man Zeitungen lesen sollte drucken

In den letzten Tagen wurde ich für die aufmerksame Lektüre verschiedener Zeitungsartikel belohnt. Mein Wissensstand hat sich vermehrt und ich kann jetzt in Gesprächen und Blogs (so wie auch hier bei Andreas Unterberger) als umfassend Informierter jedem Partner (genderneutral verwendet!) Paroli bieten.

Fangen wir mit einem Beitrag in einer so genannten Qualitätszeitung an:

Unter dem Titel „Der Männer-Filter“ beschrieb Duygu Özkan glossenhaft und ironisch das Problem der Partnersuche jenseits des Arlbergs und vermutete, dass es so etwas wie einen Gsiberger-Filter geben müsse, wenn Frauen aus dem Ländle nur auf Beziehungen mit Vorarlbergern fixiert sind.

So weit so gut – aber jetzt kommt das Ende der Ironie – denn ich erfahre, dass „bei uns in der Parallelgesellschaft zum Beispiel diese Filtersorte zur regulären menschlichen Ausstattung gehört. Dazu gibt es im Türkischen den Spruch: „Unser Blut hat sich angezogen.“

Frau Özkan, Redakteurin der „Presse“, bekennt sich also offen zu ihrer Parallelgesellschaft, in der das türkische Sprichwort vom gleichen Blut gilt. Hallo, Frau Özkan! Aufpassen, das gab es in Österreich zwangsweise schon einmal, ein Motto vom gleichen, reinen Blut, …

Nicht in einem vergleichbaren Qualitätsblatt, sondern in einer der beiden Wiener U-Bahn-Gratiszeitungen schreibt Kardinal Schönborn in seinem Beitrag über die jüngst von Papst Franziskus angeordnete weltweite Befragung des Kirchenvolkes zu den Themen Familie und Ehe.

Wie auch schon im ZIB2-Interview weist Eminenz zu Recht darauf hin, dass gerade eine kirchliche Glaubensgemeinschaft Idealvorstellungen zu vertreten hat, auch im Wissen, dass nicht alle ihrer Gläubigen diese Ideale erfüllen können – oder nicht einmal wollen.

Dennoch wird niemand auch angesichts der tatsächlich immer größer werdenden Scheidungsraten von der Kirche verlangen, beim Sakrament der Ehe statt der bis zum Tod versprochenen Unauflöslichkeit ein beliebiges Ablaufdatum zu versprechen – befristet auf z.B. zehn Jahre mit Verlängerungsmöglichkeit …

Andererseits begeht der Herr Kardinal und Erzbischof der Diözese Wien meiner Meinung nach einen gravierenden Fehler. Von den insgesamt 1,250,000 Katholiken der Wiener Erzdiözese haben gerade mal 8,000 an der Befragung teilgenommen – rund 0,6 Prozent!

Unter der Annahme, dass es sich dabei um aktive Gläubige, also um einen Teil der circa sieben Prozent einigermassen regelmäßigen Messbesucher handelt, werden es auch nicht mehr als rund zehn Prozent der noch am ehesten an kirchlichen Lehren Interessierten.

Von dieser mehr als minimalen Minderheit zeigt sich Kardinal Schönborn jedoch stark beeindruckt. Sollte er sich nicht viel mehr Gedanken darüber machen, wieso 99 Prozent seiner Schäfchen diese Umfrage nicht einmal ignorierten? Was ist da schief gelaufen bei der Vorbereitung, bei der Umsetzung der Meinungserhebung? Will er jetzt wirklich den Heiligen Vater in Rom damit beeindrucken, dass sich von allen 5,300,000 österreichischen Katholiken eine überwältigende Minderheit von rund 0,6 Prozent für seine Initiative interessiert habt?

Auch hier zeigt sich, wie wichtig es ist, auch einmal eine Gratiszeitung in die Hand zu nehmen, statt auf einen Hirtenbrief zu warten.

Apropos Gratiszeitung: das Fellnersche Staatsorgan belehrte mich über die wahren Fakten der Geschehnisse in der Bundeshauptstadt:

„2,000 Polizisten schützen den KRAWALL Ball. Und das sorgt für Unmut.

Unter dem Schutz von 2,000 Polizisten dürfen rechte Burschenschafter in der Hofburg eine Polonaise genießen.“

Und Chefredakteur Fellner legt noch eine Brise nach:

„Der Akademikerball in Wien freilich wird immer mehr zu einem skandalösen Ärgernis, das abgestellt gehört. … Die Regierung hat es in der Hand, dieses rechtsextreme Ärgernis endlich abzustellen.“

Dumm nur, dass es am Abend dieses skandalösen festlichen Ereignisses in der Hofburg ganz anders gelaufen ist. Tausende Polizisten mussten nicht Ballbesucher in festlichen Roben daran hindern, Geschäfte in der Innenstadt zu zerstören, Polizeiinspektionen und Funkstreifenautos zu beschädigen, oder Flaschen-Brandkörper gegen unbeteiligte Passanten und Polizisten zu werfen.

Alle Ballbesucher haben auch ein unschlagbares Alibi: Sie waren fröhlich und unvermummt auf den vielen Fotos der Ballnacht in der Hofburg zu sehen.

Wie entsetzt wird Herr Fellner schauen, wenn er im TV und in den anderen Zeitungen sehen, hören und lesen muss, dass er sich – wieder einmal – in seiner sich den GrünRoten ständig anbiedernden politischen Korrektheit fundamental geirrt hat. Hat er halt wieder einmal Rechts mit Links verwechselt. Oder wie Ernst Jandl sagte, „Rinks mit Lechts“

Apropos Politisch Korrekt:

Da wird ebenfalls in Fellners Gratisblatt und in anderen Zeitungen berichtet, dass das Österreichische Olympische Komitee mit großer Wahrscheinlichkeit ein deutliches Zeichen gegen Präsident Putins grausame Antihomopolitik (bekanntlich ist er dagegen, dass bei Minderjährigen für die gleichgeschlechtliche Liebe geworben werden darf) setzen wird und eine österreichische Sportlerin, die sich als aktive Lesbin geoutet hat, die Rot-Weiß-Rote Fahne beim Mannschaftseinzug tragen wird.

Die der Öffentlichkeit wohl weitgehend unbekannte Skispringerin Iraschko-Stolz findet der Sportminister Klug als Vorbild für alle, weil sie mit ihrer Homosexualität beeindruckend umgeht.

Da habe ich wieder was dazu gelernt. Bisher war ich der Meinung, dass Olympische Spiele die besten Sportler der Nationen zum Wettkampf vereinen. Das hat sich anscheinend gegendert (!), und Geschlechtsmerkmale scheinen den Vorrang gegenüber achtungswürdigen Erfolgen in sportlichen Disziplinen zu bekommen.

Also, nicht vergessen: In der Zeitung stehts, wie es wirklich ist …

Dr. Günter Frühwirth ist Jurist und verfolgt die gesellschaftspolitische Entwicklung Österreichs mit aktivem Interesse.

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Linke Krawalle, Ö1 und die journalistische Objektivität drucken

Über eine Million Euro Sachschaden, elf zerstörte Polizeiautos, zerschlagene Schaufensterscheiben, geschockte Touristen und mehrere verletzte Polizeibeamte. Gewaltbereite Linksextremisten haben gestern eine Spur der Verwüstung durch die Wiener Innenstadt gezogen. Als Vorwand für die internationale Krawallparty hat der Ball der FPÖ, der drittgrößten Parlamentspartei in Österreich, gedient. Das ist die eine Sicht der Dinge.

Eine ganz andere haben die Journalisten des öffentlich-rechtlichen Qualitätsradios Ö1. Im Morgenjournal nach der gewalttätigen Randale in der Wiener City stellt die Moderatorin gleich vorweg in den Schlagzeilen fest, dass es sich um „relativ“ heftige Proteste gehandelt habe. Nun mag es sein, dass für die Spitzenverdiener im ORF über eine Million Euro Sachschaden „relativ“ wenig ist, für den durchschnittlichen Steuerzahler ist das jedenfalls kein Bagatellbetrag. In dieser Tonart geht es fröhlich weiter. In der Anmoderation des entsprechenden Beitrags ist von den erwarteten Protesten die Rede, „gilt der Ball doch als Versammlungsort Rechter aus ganz Europa“. Die FPÖ und die Rechte, so die „relativ“ eindeutige Botschaft, sind für die Krawalle verantwortlich. Man kann und darf in einer Demokratie gegen die FPÖ und ihre Politik demonstrieren, aber den Freiheitlichen die Krawalle, die Kosten für den Polizeieinsatz und die Sachschäden mehr oder weniger unverblümt in die Schuhe zu schieben, ist doch ziemlich perfide und zeugt vor allem von einer undemokratischen Gesinnung.

Dann berichtet Ö1 in der ersten Hälfte des Beitrags ausschließlich über die Polizei, über das Vermummungsverbot, über die polizeilichen Absperrungsmaßnahmen und über den Einsatz von Pfefferspray. Ein sichtlich entrüsteter Anarcho darf ins Ö1 Mikro jammern: „Die ham Pfefferspray gesprüht, wir wollten ihre (die der Polizei A.d.V.) Mauer durchbrechen (…)“ Na sowas aber auch, womit hat der junge Mann gerechnet? Mit Wattebällchen? Auch die Ö1-Reporterin hörbar empört. Sie berichtet mit bebender Stimme mitleidheischend über die durch Pfefferspray verletzten Demonstranten. Vielen von ihnen hatten rote Augen, erzählt sie den (hoffentlich geschockten) Ö1-Hörern. Da kommen nicht nur den Demonstranten die Tränen.

„Feuerwerkskörper und Pflastersteine(!) die in Richtung Polizei geflogen sind, haben diese Mittel notwendig gemacht, sagt Polizeisprecher (…)“ Ja, das sagt nicht Ö1, sondern nur die Polizei. Auch hier ist der Subtext „relativ“ eindeutig: Die tun eh nix, die wollten doch nur spielen, wenn da nicht die böse Polizei . . . .  Nach mehreren Demonstranten darf dann endlich auch ein Exekutivbeamter etwas ins Ö1-Mikro sagen, man ist schließlich objektiv.

Trotzdem erfährt der Morgenjournal-Hörer nichts von der Höhe des Sachschadens, von verletzten Polizisten, über die extra aus Deutschland angereisten Krawalltouristen und auch nichts vom Angriff auf einen ORF-Wagen. Die Ö1-Reporter waren wohl auf einer anderen Demo als die Kollegen von der Tageszeitung „Die Presse“. Dort erfährt der Leser ganz andere Dinge: „(…) er gerät in Panik und ruft um Hilfe. Sofort springen andere Aktivisten auf den Bus zu, reißen die Tür auf und prügeln mit Gegenständen auf die Polizisten im Inneren ein. (…) Schwarz Vermummte reißen der Dame Kleidung vom Leib, bespucken sie und ihren Partner. (…)Ihre Parolen werden radikaler: Schlagt sie nieder, schlagt sie nieder!“

Also eh „relativ“ harmlos! Nichts jedenfalls, worüber es sich für das Qualitätsradio Ö1 zu berichten lohnt. Warum auch, sind doch Ö1-Journalisten und randalierende Linksextremisten ideologisch nicht besonders weit voneinander entfernt, „relativ“ gesehen natürlich.

Ö1 Morgenjournal 25.01,2014 (08:00):

http://oe1.orf.at/konsole?show=ondemand&track_id=361735&load_day=/programm/konsole/tag/20140125

Werner Reichel Ist Journalist und buchautor. Von ihm ist das Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute“ im Deutschen Wissenschafts-Verlag erschienen.

 

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Rote Freunde drucken

Vom ORF-Nachrichtensprecher zum SPÖ-Politiker. Keine ungewöhnliche Karriere. Eugen Freund ist nicht der erste Prominente, der vom Staatsfunk in die rote Parteizentrale wechselt. Der personelle Austausch zwischen Küniglberg und Löwelstraße ist seit jeher rege – in beide Richtungen. Eine schlechte alte österreichische Tradition.

Die Liste jener, die für die SPÖ und für den ORF tätig waren und sind, ist lang: Karl Amon, Josef Broukal, Heinrich Keller, Johannes Kunz, Andreas Rudas, Alexander Wrabetz, Gerhard Zeiler oder Helmut Zilk, um nur die bekanntesten Namen zu nennen.

Viele Jahre lang war auch das marode sozialistische Parteiblatt, die Arbeiterzeitung, ideologisches Ausbildungsstätte, Lehrredaktion und Kaderschmiede für den ORF. Von der AZ zum Staatsfunk wechselten etwa Ulrich Brunner, Hans Besenböck, Barbara Coudenhove-Kalergi, Fritz Dittlbacher, Robert Hochner, Franz Kreuzer, Peter Pelinka, Robert Wiesner oder Erich Sokol. Dieser muntere Personalaustausch hatte für den ORF, die SPÖ und nicht zuletzt für den betreffenden Journalisten viele Vorteile. Wer bei der Arbeiterzeitung gegen den Klassenfeind angeschrieben hat, der hat die richtige Gesinnung bereits unter Beweis gestellt. Wer will schon die Katze im Sack kaufen. Die SPÖ konnte und kann so sicher sein, dass die ORF-Berichterstattung stets in ihrem Sinne ist, weil ein Großteil ihrer Leute die ORF-Redaktionen besetzen. Und für die Redakteure hat es sich vor allem finanziell gelohnt.

Eine Win-Win-Win-Situation, außer für die Gebühren- und Steuerzahler. SPÖ und ORF sind eine perfekte Symbiose eingegangen: Linientreue Berichterstattung erfolgt im Tausch gegen Sonderrechte für den ORF und seine Mitarbeiter. Sie verdienen nach wie vor deutlich besser als ihre Kollegen im Privatrundfunk.

Ein „Erfolgsmodell“, das die Geschichte der Zweiten Republik maßgeblich geprägt hat. Die tendenziöse Berichterstattung hatte und hat großen Einfluss auf die Wahlergebnisse und die heimische Parteienlandschaft, zumal die SPÖ dem ORF bis zur Jahrtausendwende die private Rundfunkkonkurrenz erfolgreich vom Hals gehalten hat. In keinem anderen demokratischen Staat gab es so lange ein Rundfunkmonopol. Davon haben beide Seiten profitiert. Dass dieser medienpolitische Zustand menschrechtswidrig war, wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 1993 festgestellt hat, hatte weder die SPÖ noch den ORF sonderlich gestört.

Die Zusammenarbeit zwischen ORF und SPÖ lief und läuft wie geschmiert, daran haben auch die privaten Sender nicht viel geändert. Man ist schließlich unter Freunden. SPÖ-Kritisches ist so gut wie nie im ORF zu sehen oder zu hören. Und wenn es doch mal passiert, dann laufen die Telefone zwischen Löwelstraße und Küniglberg heiß. In schlechter Erinnerung ist etwa jener Fall, als 1999 Fritz Dittlbacher auf Zuruf aus der SPÖ-Zentrale einen für Bundeskanzler Viktor Klima unangenehmen Beitrag kürzen lassen haben soll. Der Schere sollen genau jene acht Sekunden zum Opfer gefallen sein, in denen der ORF-Redakteur Jan Klima, den Sohn des Bundeskanzlers, in Zusammenhang mit der Euroteam-Affaire erwähnt hatte.

Solche Schwierigkeiten hat Freund der SPÖ nie bereitet. Er hat immer brav berichtet und nie irgendwelche Anflüge von Objektivität oder Unabhängigkeit gezeigt. Wer jahrelang so treue Dienste leistet, dem verzeiht man auch die immer wieder etwas holprigen Moderationen. Auch im neuen Job agiert Freund alles andere als souverän. Er stolpert von Fettnapf zu Fettnapf. Bisheriger Höhepunkt: Der EU-Spitzenkandidat der SPÖ weiß nicht, was ein heimischer Arbeiter so verdient. Im Profil-Interview schätzt er das durchschnittliche Gehalt auf 3.000 Euro, was um schlappe 1.000 Euro zu viel ist. Seine Unwissenheit versucht Freund durch Überheblichkeit zu kompensieren: „In Amerika werden mit Gesichtern wie meinem Autobusse plakatiert, um für den Fernsehsender zu werben. Sage ich in aller Bescheidenheit.“ Man staunt.

Ebenfalls amüsant und aufschlussreich ist jene Stelle im Profil-Interview, wo Freund so tut, als ob er ORF-Kollegin Barbara Karlich nicht kennen würde: „Wenn die (Sozialdemokraten) nur ein prominentes Fernsehgesicht wollen würden, hätten sie auch die – wie heißt die Burgenländerin, die diese Diskussionen am Nachmittag macht?“ Freund bedient sich dabei einer vor allem in Österreich sehr beliebten Strategie: Man definiert sich und seinen Status in der Gesellschaft nicht darüber was man weiß, liest oder macht, sondern darüber was man nicht weiß, liest oder macht. Das ist viel einfacher und bequemer.

Inhaltlich ist von Freund, außer Standardfloskeln und Worthülsen, bisher nicht viel gekommen. Das verlangt aber auch niemand, zumindest nicht in der SPÖ. Die Sozialdemokraten brauchen Freund ohnehin nur, um die Pensionisten für die EU-Wahl zu mobilisieren. Denn der durchschnittliche ZiB1-Seher hat seinen sechzigsten Geburtstag bereits lange hinter sich. Diese Zielgruppe sitzt noch brav jeden Tag um 19:30 vor dem Fernseher, für sie gehört der etwas steife Freund quasi zur Familie. Das soll sich bei der EU-Wahl für die SPÖ lohnen, so das nicht gerade schwer zu durchschauende Kalkül der roten Parteistrategen. Und es dürfte aufgehen. Laut einer Umfrage im Auftrag des Boulevardblattes Österreich können sich 61 Prozent der Pensionisten vorstellen, ihre Stimme Freund zu geben.

Darum ist es auch gut, dass der Neo-Politiker bisher fast ausschließlich über seinen neuen Job, seine Familie, seine Befindlichkeiten und seine Wohnung plaudert. So kann er weitere Peinlichkeiten vermeiden und sich ein ähnliches Schicksal wie Frank Stronach ersparen. Es ist deshalb auch folgerichtig, dass Spitzenkandidat Freund die SPÖ-Delegationsleitung in Brüssel nicht übernehmen möchte.

Doch Eugen Freund gehört zu einer aussterbenden Spezies. Die Zeiten, als man sein Gesicht nur lange genug in eine ORF-Kamera halten musste, um ein „Star“ zu werden, gehen langsam zu Ende. Der ORF verliert von Jahr zu Jahr Marktanteile an die private Konkurrenz. Auch das Image und die Glaubwürdigkeit sind schon etwas angekratzt. Vor allem bei den Jungen spielen der Staatsfunk im Allgemeinen und seine Informationssendungen im Besonderen praktisch keine Rolle mehr. Die Außenwirkung des ORF nimmt stetig ab. Damit wird er auch für die SPÖ zusehends unwichtiger und problematischer.

Die Jungen können via Staatsfunk nicht mehr erreicht und beeinflusst werden. Die SPÖ-Wahlergebnisse in dieser Zielgruppe zeigen deutlich, dass die Sozialdemokraten bisher noch keine funktionierende Alternative zu ihrem staatlichen Propagandainstrument gefunden haben. Auch für die Staatsfunker ist die Lage nicht einfach. Die symbiotische Beziehung zwischen ORF und SPÖ droht dank stetig sinkender Quoten in eine parasitäre zu kippen. Wenn der ineffiziente und teure ORF immer weniger Bürger (sprich Wähler) erreicht, dann wird er auch für die SPÖ zunehmend zur Belastung. Schließlich sind die hohen Rundfunkgebühren in der Bevölkerung nicht gerade populär. Der Erfolg von Eugen Freund bei der EU-Wahl ist deshalb auch für den ORF nicht ganz unwichtig.

Von Werner Reichel ist 2012 das Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute“ im Deutschen Wissenschafts-Verlag erschienen.

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Die SPÖ, ihr Freund und Europa drucken

Eugen Freund war immer schon der typische SPÖ-Exponent, der in einer eitlen Privilegienwolke lebend linke Wortblasen ausstößt, aber keinerlei Tiefgang oder gar Wissensbasis hat. Daher ist die jetzige Aufregung um ihn leicht übertrieben – zumindest bei all jenen, die diese Privilegien an sich nie thematisieren. Was einen wirklich zornig macht, ist etwas ganz anderes: Freund ruft nämlich das ganze Ärgernis in Erinnerung, das der Moloch ORF darstellt (und einige ähnliche Staatsinstitutionen). Das in Zeiten wie diesen absolut unakzeptabel ist.

Herr Freund hat keine Ahnung, was ein Durchschnittsösterreicher verdient. Diese Enthüllung durch ein Interview sollte eigentlich niemanden überraschen. Denn die altlinke Kreisky-Schickeria war in Wahrheit seit jeher weit weg von der Realität der Menschen, ungefähr so weit wie der Mond von der Erde. Freunds peinliche Interviews zeigen eigentlich etwas ganz anderes: Die Diskrepanz zwischen jenen Quereinsteigern, die noch auf Fragen zu antworten versuchen (selbst wenn sie über die gefragte Materie nicht Bescheid wissen), und jenen, die prinzipiell gestellte Fragen nicht beantworten, also Politiker. Aber jede Wette: Freund wird auch diesen letzten Schritt zum durchschnittlichen Politiker hin machen.

Viel peinlicher sind die Schaltkreise in seinem Kopf: Darauf hingewiesen, dass er mit seiner Einkommens-Schätzung total falsch liegt, fällt ihm ausgerechnet die schwachsinnige Bemerkung ein, dass er dafür ja wohl nichts könne. Dümmer geht’s nimmer. Als ob ihn irgendjemand dafür verantwortlich machen würde.

Freund hat sich vor der Fernseh-Kamera immer gerne politisch korrekt über den Umgang mit „Flüchtlingen“ und sonstigen Objekten linken Gutmenschentums erregt. Das gefiel der SPÖ offenbar. Aber das hat ja nun eigentlich nichts mit Intelligenz zu tun.

Frustrierend ist jedenfalls, dass noch nirgendwo die Suche nach den Europa-Vorstellungen der SPÖ und eine tiefergehende Auseinandersetzung mit diesen stattgefunden haben. Offenbar können – oder wollen die Medien das nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie ja selbst fast alle total EU-begeistert sind (wofür sie brav aus diversen öffentlichen Töpfen belohnt werden). Und da passt Freund perfekt dazu. Nur die Österreicher selbst sind halt von Tag zu Tag weniger von der EU-Regulierungswut begeistert.

Zum zweiten Freund-Thema, seinen Bezügen beim ORF: Ganz eindeutig hat der Mann keinen einzigen Cent bekommen, der ihm nicht zustehen würde. Das ist alles rechtens. Die wirkliche Sauerei ist nur, dass das alles rechtens ist. Dabei geht es nämlich nicht nur um die an sich hohen ORF-Gehälter. Dabei geht es vor allem um die provozierende Tatsache, dass ORF-Menschen sowohl eine hohe Abfertigung wie auch eine saftige Betriebspension (als Einmalzahlung oder Leibrente) bekommen. Zusätzlich zur ASVG-Pension.

Und dieser ORF wagt es, ständig zu verlangen, dass er über die Gebühren hinaus auch noch direkt aus Steuergeldern gefördert werden will. Dabei bekommt er ohnedies, wie sich jetzt herausgestellt hat, unter den diversen Tarnungen alljährlich mehr als 20 Millionen von den diversen Ministerien zugesteckt.

Glaubt da auch nur einer, dass Journalisten eines solchen Staatsfunks korrekt und objektiv berichten können? Dass sie irgendeine Ahnung vom wirklichen Leben der Österreicher, die außerhalb der politischen Klasse allesamt keinen Anspruch auf Firmenpension UND Abfertigung haben – haben können?

Da wirklich schon alle Wortspiele mit dem Namen des Herrn Freund gemacht sind, verzichte ich gerne darauf. Ich versuche ihn ernstzunehmen – für das, wofür er steht. Und das ist viel schlimmer als die Themen, die derzeit öffentlich diskutiert werden.

 

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FN 566: Österreichs politische Klasse - der Vergleich macht Sie sicher drucken

Extrem hochrangig besetzt war in dieser Woche der Wiener Kongress Com.sult – aus dem Ausland.

Da wimmelte es nur so von spannenden Namen wie Vaclav Klaus, Peer Steinbrück oder Bernd Lucke, dem Gründer der recht erfolgreich gestarteten (und von vielen Zuhörern bei Com.sult auch beklatschten) „Alternative für Deutschland“. Nur aus Österreich war niemand von Rang zu sehen. Selbst die wenigen Halbprominenten ließen sich dann auch noch vertreten. Eine Schande. Natürlich ist Com.sult trotz etlicher Anstrengungen nicht mit dem soeben in Davos beginnenden Weltwirtschaftsforum vergleichbar (mit Alpbach in seiner seit Jahren anhaltenden großkoalitionären Lähmung hingegen sehr wohl). Nur: In dem global ausgerichteten Davos lässt sich die österreichische Politik schon gar nicht sehen. Sie bleibt lieber in ihrem eigenen, tiefen Provinzialismus unter sich. Aber wahrscheinlich tut sie ja eh gut daran: Man stelle sich nur die Peinlichkeit vor, wenn ein Faymann neben einem Steinbrück, ein Spindelegger neben einem Klaus oder ein Strache neben einem Lucke auftreten müsste . . .

 

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Der linksliberale Weg ins Nirwana drucken

Die britische Tageszeitung „Independent“ steht vor dem Verkauf. Das erinnert lebhaft an die ÖVP.

Dem „Independent“ geht es sehr schlecht. Er hat kaum noch Leser. Das hängt mit seiner ideologischen Linie zusammen: Er ist linksliberal positioniert. Das ist zwar eine unter Journalisten sehr beliebte Position. Aber leider, leider nicht unter Lesern und Wählern. Dem – in rein journalistischer Hinsicht – durchaus akzeptabel gut gemachten „Independent“ hat zusätzlich die zeitweilige Übernahme durch einen russischen Oligarchen Glaubwürdigkeit gekostet.

Zwei andere Qualitätsblätter, der linke „Guardian“ und die rechte „Times“ in den Händen der oft sehr brutalen Murdoch-Gruppe überleben wenigstens halbwegs mit Hilfe von außen. In der Gruppe der englischen Qualitätszeitungen geht es nur dem deklariert konservativen „Daily Telegraph“ gut.

Ähnliche Muster lässt sich europaweit bei Zeitungen wie Parteien verfolgen. Europas Menschen rücken nach rechts, die Medien und etliche christdemokratische Parteien nach links – und in die Erfolglosigkeit. Weil sich die Leser entgegen dem Glauben der Journalisten freiwillig nicht umerziehen lassen. Wofür sie halt auch noch bezahlen sollten. Was sie nicht mehr tun.

Genau in diese selbstzerstörerische Richtung der Mainstream-Medien zielt aber auch der Ratschlag des Klubobmanns der steirischen Volkspartei: Die Bundes-Partei solle gesellschaftspolitisch noch mehr nach links rücken! Masochistischer geht’s nimmer. Denn linksliberal sind ja schon Rot, Grün und die Neos. Während die Menschen mehrheitlich rechts der Mitte stehen. Was soll da um Himmels willen noch für die ÖVP zu holen sein?

Aber natürlich: Genauso wie dem "Independent" steht es der ÖVP frei, sich selbst zu zerstören. Richtungsweisungen aus der Steiermark waren dabei ja immer besonders effizient. Man denke nur an die Parteichefs Riegler und Busek, die beide steirisch getragen waren und die beide mit großer Zielstrebigkeit die ÖVP nach links und unten gezogen haben. Nicht zu vergessen: Die steirische ÖVP, die jetzt so gute Ratschläge gibt, hat bei der letzten Nationalratswahl weit über dem nationalen ÖVP-Durchschnitt verloren. Das gibt schon eine besonders gute Legitimation . . .

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Schläfer der SPÖ drucken

Die Positionierung eines Sprechers im ORF kann strategischer Natur sein. Die Partei benötigt den Schläfer nicht aktuell, sondern erst bei einer entsprechenden Konstellation.

Immer erfolgt der Einsatz auf speziellen Befehl. Wer aber war es?

© LUTZ Cartoons

Der zweimalige Staatspreisträger für Werbung & Marketing verpackt nun, nach 35 Jahren Kampagnenshooting, seine Botschaften in Cartoons. Gezeichneter Humor als treffende Antwort und listige Notwehr dem Alltag gegenüber. „Für mich auch Hilfe um halbwegs unversehrt an Gemüt und Seele durch Bad News zu kommen“ meint er dazu. Als Golfer, Jäger und Gourmet entstehen aber auch witzige Cartoons für diese Zielgruppen. Nach ihren Wünschen lässt Lutz Nowotny Bilder mit Pointen, auch als Geschenke, entstehen.

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Braucht Österreich eine nachhaltige Haushaltssanierung? drucken

Als früherer Leiter des Wirtschaftsressorts der „Presse“ gehörte Franz Schellhorn zu den wenigen liberalen Publizisten im Lande. Als nunmehriger Leiter der marktorientierten Denkfabrik „Agenda Austria“ sieht er seine Aufgabe in der Verbreitung und Stärkung des Bewusstseins, dass der Staat nicht für die Lösung jedes Problems zuständig sein kann.

Schellhorn will den Staat nicht „zerstören“, sondern vielmehr dazu beitragen, diesen von der erdrückenden Fülle seiner selbst auferlegten Verpflichtungen zu entlasten. Die von ihm geleitete „Agenda Austria“ sei weder eine Lobbyorganisation noch eine Partei oder Interessenvertretung. Sie stehe auch nicht für die Erstellung von Auftragsstudien (deren Ergebnis von vornherein feststehe) zur Verfügung. Weder staatliche Mittel, noch solche von Interessenvertretungen, gleich welcher Art, würden das Institut finanzieren, sondern ausschließlich Zuwendungen von Privaten, die keinerlei Einfluss auf dessen Arbeit nehmen.

Schellhorn sprach im „Club Unabhängiger Liberaler“ zum Thema „Braucht das Land eine nachhaltige Haushaltssanierung?" Immer wieder könne man Stellungnahmen von (insbesondere linken) Politikern, aber auch Journalisten des Medienhauptstroms entnehmen, dass in Österreich ohnehin alles zum Besten stünde: Europaweit die niedrigste Arbeitslosigkeit, das (nach Luxemburg) höchste BIP pro Kopf, eine überschaubare Verschuldung und ein geradezu vorbildhafter „sozialer Friede“. Folgerichtig wird jede Kritik als „neoliberale Panikmache“ und als Anschlag auf die im Lande allgemein herrschende Zufriedenheit gedeutet.

Doch halten die stereotypen Vorwürfe an die Adresse „neoliberaler Unruhestifter“ einer Überprüfung stand? „Der Staat soll kaputt gespart werden!“ sei einer dieser beliebten Stehsätze der Systemapologeten. Das „Kaputtsparen“ manifestiere sich indes in einer 40-prozentigen Zunahme der Staatseinnahmen während der letzten Dekade. Um sogar 41 Prozent hätten die Staatsausgaben im selben Zeitraum zugenommen.

Von Sparbemühungen weithin keine Spur. Gegenwärtig belaufe sich die kumulierte Staatsschuld (Bund, Länder und Gemeinden, ohne ausgelagerte Verbindlichkeiten und Haftungsübernahmen) auf 234 Mrd. Euro. Ist das unter „kaputt gespart“ zu verstehen? Die Zunahme der Bundesschulden gehe seit den 80er Jahren doppelt so rasch vor sich wie die Zunahme des BIP. Die Verbindlichkeiten der Länder stiegen sogar dreimal so schnell. Sparexzesse sehen anders aus.

Beim derzeit herrschenden, niedrigen Zinsniveau sei die Höhe der Zinsbelastung (noch) kein unlösbares Problem, auch wenn bereits jetzt neue Schulden aufgenommen werden müssten, um diesen Aufwand (derzeit rund acht Mrd. Euro pro Jahr) zu bedienen. Drastisch ändern könnte sich die Lage, würden die Zinsen wieder steigen und die rund 25-30 Mrd. Euro an jährlich auslaufenden Staatsanleihen auf höherverzinsliche Papiere umgeschuldet werden müssen.

Von den jährlich rund 77 Mrd. Euro Bundeseinnahmen würden nach Abzug der Zahlungen an Länder und Gemeinden (28 Mrd.), des Aufwands für Beamtenpensionen (acht Mrd.) des Bundeszuschusses zu den ASVG-Pensionen (10 Mrd.) der Schuldzinsen (acht Mrd.), der Gehälter des öffentlichen Dienstes (acht Mrd.) und des EU-Beitrags (2,6 Mrd.) gerade einmal 12 Mrd. Euro übrig bleiben. Spielraum gäbe es so gut wie keinen, da ein Gutteil dieses verbleibenden Restes durch strukturelle Verpflichtungen gebunden sei.

Es sei ein Mythos, dass erst durch den Ausbruch der Finanzkrise und die dadurch angeblich nötig gewordenen Bankenrettungen die Staatsverschuldung explodiert sei. Insolvenz sei überdies allemal eine bessere Lösung als Rettungsaktionen à la Alpe-Adria.

Ein Vergleich der Zeiträume vor und nach Ausbruch der Krise zeige vielmehr eine völlig unveränderte Dynamik der Schuldenzunahme. In Österreich sei es dem Bund letztmalig im Jahre 1962 (unter Finanzminister Klaus, der den erfolgreichen „Raab-Kamitz-Kurs“ konsequent fortsetzte) gelungen, einen Budgetüberschuss zu erwirtschaften. Seither indes seien auch in der Hochkonjunktur Defizite üblich. In der Konjunktur sollen sie mittels Staatsausgaben jedermann am Wohlstandszuwachs „teilhaben“ lassen, während man in Krisenzeiten Investitionsausfälle in der Privatwirtschaft ersetzen wolle.

Gespart werde demgemäß niemals. Österreich halte den Weltrekord, was den Transferanteil an den Haushaltseinkommen angehe. Dieser belaufe sich auf stolze 36 Prozent. Die ungebremst wachsende Staatsschuld sei die in Zahlen manifestierte Reformverweigerung.

Das Problem bestehe darin, dass die eingangs erwähnten, beeindruckenden Zahlen allesamt mit Schulden erkauft seien: BIP, niedrige Arbeitslosigkeit und „sozialer Frieden“. Nichts davon sei (vollständig) erwirtschaftet. Wie in Spanien oder Griechenland vor dem Crash werde die Illusion einer heilen Welt auf Pump geschaffen.

Wie die Beispiele einiger Länder (wie etwa Schweden oder Neuseeland) zeigten, würde es immer nur dann zu substanziellen, strukturellen Reformen kommen, wenn der Druck von außen – seitens der Kreditoren – keinen anderen Ausweg mehr zuließe. Österreich bilde da keine Ausnahme. Erst wenn die Gläubiger das Vertrauen in die Bonität des Landes verlören und entsprechende Risikoprämien verlangten, werde es, dank der normativen Kraft des Faktischen, zu namhaften strukturellen Änderungen (spürbaren Einsparungen) kommen. Schellhorn erwartet auch für Österreich ein derartiges, „schwedisches Szenario“.

Gut wäre es jedoch zu beachten, „was anderswo gut funktioniert“. Im Wesentlichen sieht er fünf Chancen für eine Wende zum Positiven, die sich an fremden Beispielen orientieren:

  1. Föderalismus wie in der Schweiz – Steuerhoheit auf niedriger Verwaltungsebene,
  2. Verfassungsmäßige Schuldenbremse wie in Deutschland,
  3. Pensionssystem wie in Schweden (mit flexiblen Pensionsantrittszeiten),
  4. Wettbewerb im Bildungssystem wie in den Niederlanden und
  5. Subventionsmodell wie in Neuseeland (Abschaffung sämtlicher Subventionen).

Der in Österreich so gerne kritisierte Föderalismus existiere in Wahrheit gar nicht. Schellhorn verlangt aber einen solchen – echten Föderalismus. Ohne Steuerwettbewerb unter den Verwaltungseinheiten (Ländern und Gemeinden) gäbe es keinen Anreiz zu einem sparsamen Einsatz öffentlicher Mittel. Das dadurch angeblich drohende „Ausbluten der öffentlichen Haushalte“ sei – am Beispiel der Schweiz (mit kantonal stark voneinander abweichenden Steuertarifen) – nicht zu beobachten. Die Schweiz sei vielmehr ein insgesamt hervorragend verwaltetes Land, das mit um ein Drittel niedrigeren Verwaltungskosten geführt werden könne als Österreich.

Schellhorn sieht die Notwenigkeit einer „mentalen Wende“ im Lande. Es sei besser, das Land freiwillig und aus eigener Kraft zu reformieren, als unter dem Zwang von außen reformiert zu werden…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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FN 558: die mordlüsternen Steirer drucken

Wie der ORF durch Unwahrheiten politisch korrekte Stimmung zu machen versucht.

Auf der Internet-Homepage des Staatssenders liest man: „Steirer erwürgte Lebensgefährtin“. Na wui, diese Steirer! Wer sich mühsam zum Artikel weiter klickt (was bekanntlich nur eine kleine Minderheit tut), liest dort aber nur mehr von einem „Mann“, der so etwas Grausliches getan hat. Immerhin stimmt das Geschlecht des Täters, auch wenn diese Überschrift nicht gerade aussagekräftig ist. Noch weniger Leser werden vier Absätze weiterlesen: Dann wird aus dem „Steirer“, dem „Mann“ auf einmal ein – „Russe“. Manipulation auf ORF-Art. Lieber die Steirer anpinkeln und die Leser täuschen, bevor man sich einen Tadel irgendeines Linksvereins holt. Die Leser der ORF-Seite müssen sich aber noch mehr ärgern, falls sie dann noch einmal weiterlesen. Denn dann löst sich auch der „Russe“ in ORF-Rauch auf. Jetzt ist auf einmal von einem „Tschetschenen“ die Rede. So ungebildet können sie nicht einmal beim ORF sein, dass die Mutation Steirer-Mann-Russe-Tschetschene keine Absicht wäre. Das Wort Asyl kommt hingegen bis zum Schluss nicht vor. Denn Asylanten dürfen ja immer nur die Guten sein.

 

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Linke Angsthasen drucken

„2013 von links und rechts zu reden und etwas anderes als geografische Richtungen zu beschreiben, ist aus der Zeit gefallen. Heute kann man doch fast nur mehr Menschen mit Angst und solche ohne unterscheiden.“ Das hat unlängst die linke Autorin Sybille Berg in ihrer Kolumne auf Spiegel Online behauptet. Es braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden, wer die Menschen voller Ängste und wer die Mutigen und Zukunftsorientierten sind und zu welcher Gruppe sich Frau Sybille und ihre Schwestern im Geiste zählen.

Schließlich arbeiten die politisch korrekten Opinion Leader und ihre journalistischen Hilfstruppen seit Jahren daran, Andersdenkenden irrationale Ängste und Phobien einzureden und zu unterstellen. Das gehört mittlerweile zu den Standardvorurteilen der Gutmenschen und ins Repertoire jedes braven und staatlich subventionierten (Klein)Künstlers und Geisteswissenschaftlers.

Wer gegen die politisch korrekten Regeln verstößt, der kann nur von irrationalen Ängsten getrieben und gesteuert sein, ein armer kranker Tropf eben. Wer sich für eine intelligente und zukunftsorientierte Zuwanderungspolitik ausspricht, wer die Einwanderung bildungsferner und integrationsresistenter Schichten in die europäischen Sozialsysteme kritisiert, ist schlicht xenophob. So einfach ist das. Wer die zunehmende Diskriminierung der klassischen Familie und den modernen Homokult ablehnt und nicht auf Knopfdruck in Begeisterungsstürme ausbricht, wenn ein prominenter Fußballer unter tagelangem medialem Getöse verkündet, er sei schwul, der ist homophob. Punkt. Und wer dem Islam mit all seinen unschönen Auswüchsen skeptisch gegenübersteht und vor der drohenden Islamisierung Europas warnt, der ist islamophob.

Nun ist eine Phobie eine „zwanghafte Angsstörung“ und es gibt laut Wikipedia-Definition „keine realen Gefahren in der Außenwelt, die einen solchen Angstzustand gegebenenfalls rechtfertigen könnten.“

Ja die Angst vor der islamischen Politreligion und vor Islamisten hat trotz der Nachrichten und Bilder aus Nigeria, Syrien, Afghanistan, dem Irak, dem Libanon, Ägypten, Pakistan oder dem Sudan natürlich keinerlei realen Hintergrund, ist also völlig unbegründet. Schließlich haben all diese vielen Konflikte, Kriege, Massaker, Anschläge und Verfolgungen immer ganz unterschiedliche Gründe und Auslöser. Nein, da gibt es keinen roten blutigen Faden. Ganz bestimmt nicht!

Es gibt auch kaum jemanden, der Angst vor Schwulen hätte, lediglich Menschen, die die schrille Zurschaustellung der eigenen Sexualität bei diversen Paraden und Großevents (Lifeball etc.) inklusive der hymnischen medialen Berichterstattung darüber als übertrieben, nervig oder auch abstoßend finden. Viele lehnen den von der politisch korrekten Elite inszenierten Homokult ab, mit Schwulen hat kaum ein autochthoner Europäer ein Problem.

Aber darum geht es gar nicht. Andersdenkenden, Dissidenten, Freigeistern und Abweichlern Geisteskrankheiten oder asoziales Verhalten zu unterstellen hat in Diktaturen eine lange Tradition. Mit Geisteskranken braucht man nicht zu diskutieren, wer nicht richtig im Kopf ist, den kann man, wenn es notwendig ist, in Umerziehungsprogramme, -lager oder in die Psychiatrie stecken.

Aber in der fortschrittlichen, toleranten und demokratischen EU doch nicht, schon wieder so eine phobische Störung eines „rechten“ Paranoikers. Naja, vielleicht. Andererseits gibt es den „Europäischen Rat für Toleranz und Versöhnung“. Das klingt nicht ganz zufällig nach „Ausschuss der öffentlichen Wohlfahrt und der allgemeinen Verteidigung“ Der gute Robespierre hatte seinerzeit auch versucht „das Volk durch Vernunft zu leiten und die Feinde des Volkes durch terreur zu beherrschen“. Rund 40.000 „Unvernünftige“ mussten dabei ihr Leben lassen.

Die Neo-Jakobiner aus Brüssel haben jedenfalls ein Statut vorgelegt, das vom EU-Parlament verabschiedet werden soll. Das Ziel des Statuts: „konkrete Maßnahmen zu ergreifen zum Kampf gegen Intoleranz, vor allem im Hinblick auf Rassismus, Farb-Voreingenommenheit, ethnische Diskriminierung, religiöse Intoleranz, totalitäre Ideologien, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Antifeminismus und Homophobie.“

Darunter fällt auch das sich „lächerlich machen“ etwa über Feministinnen. Verstöße gegen die Toleranz wie etwa die Kritik am Feminismus müssen laut Statut der EUdSSR-Moralwächter „wie gefährliche Körperverletzung behandelt werden“. Also ab in den Knast mit dem intoleranten Abschaum. Und sollten Jugendliche einen Witz über Alice Schwarzer oder Thomas Hitzlsperger reißen, dann müssen sie „ein Rehabilitations-Programm durchlaufen, das dazu geschaffen ist, ihnen eine Kultur der Toleranz beizubringen“

Da haben wir es, das Rehabilitations- das Umerziehungsprogramm. Jeder, der nicht im Zug der politisch korrekten Lemminge mit marschiert, und auch nur die leiseste Kritik an der politisch korrekten Ideologie und ihren Apologeten übt, der kommt hinter Schloss und Riegel, wird in Umerziehungsprogramme gesteckt und sonst wie amtsbehandelt. Ja in der EU ist man jetzt ganz tolerant und wenn endlich alle autochthonen Untertanen tolerant gemacht worden sind, dann ist alles gut. Und die Unverbesserlichen, die besonders schweren Fälle und unheilbar Kranken, die muss man eben dauerhaft internieren.

Wovor sich Linke fürchten

Doch halt. Sind nicht gerade jene, die allen Ängste einzureden versuchen, die nicht im politisch korrekten Morast herumkriechen, selbst von solchen zerfressen?

Da wäre etwa die allgegenwärtige Gefahr von rechts. Wer europäische Mainstream-Medien konsumiert, bekommt den Eindruck, dass rechte Horden drauf und dran sind Städte, ja ganze Landstriche zu übernehmen. Ohne Unterlass warnen die politisch korrekten Toleranzwächter vor dem Wiederaufkeimen des Nationalsozialismus. Adolf Hitler ist als untotes Schreckgespenst Dauergast in Medien, Schulen, Universitäten, Romanen, Debatten und Theaterstücken, ohne Unterlass wird die nationalsozialistische Vergangenheit „aufgearbeitet“.

Die politisch korrekte Elite ruft: „Haltet den Dieb!“ – um vor aller Augen Schritt für Schritt die Rechte und Freiheiten ihrer Untertanen einzuschränken. Und weil man in den vergangenen Jahren das politische Koordinatensystem immer weiter nach links verschoben hat, gilt alles, was nicht mehr dezidiert links oder gerade noch als „politische Mitte“ akzeptiert wird als rechts und das wiederum als rechtsextrem, denn zwischen diesen beiden Begriffen wird nicht mehr differenziert. Toleranz und Meinungsfreiheit sind in der EU offenbar unvereinbar.

Die linken Lemminge stört das nicht. Man fühlt sich wohl in der politisch korrekten Einöde und man pflegt und kultiviert seine Neurosen und Ängste. Die neosozialistische Avantgarde, die Grünen, haben es darin zur Meisterschaft gebracht, ihre leichtgläubigen Anhänger im Jahresrhythmus mit immer neuen Katastrophenszenarien in Angst und Schrecken zu versetzen. Den Gutmenschen wird immer etwas geboten. Das hat nicht einmal die katholische Kirche einst so geschmeidig hinbekommen. Gegen Claudia Roth oder Eva Glawischnig war selbst Pieter Brueghel der Ältere mit seinen Höllendarstellungen ein Anfänger.

Einer der ersten großen Hypes der grünen Untergangspropheten waren das Waldsterben und der saure Regen. Danach ging es munter weiter: Atomkraft, Ozonloch, verseuchte Böden, Klimaerwärmung, Gentechnik oder Peak Oil. Erst in letzter Zeit tun sich die politisch korrekten Hirtenhunde etwas schwerer mit ihrem Gebell, die Schafherde zu steuern. Beim Feinstaub hat die ansonsten gut bewährte grüne Panikmache nicht mehr wie erhofft funktioniert. Selbst die gutgläubigsten Öko-Schafe sind angesichts des grünen Katastrophenstakkatos schon etwas abgestumpft.

Auch bei der Klimahysterie mussten die grünen Apokalyptiker zurückrudern. Man gibt es angesichts der seit Jahren stagnierenden Durchschnittstemperaturen etwas billiger. Die Mainstream-Medien, die noch vor Kurzem unisono vor der Klimaerwärmung warnten, sprechen nur noch vom Klimawandel, auch den Meeresspiegel, der zeitweise angeblich über 50 Meter ansteigen hätte sollen, erwähnt kaum noch jemand.

Aber kein Grund zur Panik. Denn das Reservoir an Katastrophen und Ängsten scheint unerschöpflich. Der durchschnittliche Mitteleuropäer, der dank Wohlstand, Wissenschaft, Schulmedizin, moderner Landwirtschaft, Lebensmittel- und Pharmaindustrie selbst bis ins immer höhere Alter gesund und vital bleibt, fürchtet sich vor einer Unzahl an Giften, Strahlen, Technologien, Lebensmitteln und Chemikalien. Für die wirklich gläubigen Ökos sind zudem auch Handys, Mikrowellen oder moderne Medizin oder Autos Teufelszeug.

Der politisch korrekte Mitläufer wird in dieser Öko- und Politik-Geisterbahn täglich unzähligen Gefahren, Katastrophen und Ängsten ausgesetzt. Das geht soweit, dass Deutsche und Österreicher angesichts des Fukushima-Zwischenfalls auf der anderen Seite des Erdballs in Panik gerieten. Vielen blieb angesichts der hysterischen Berichterstattung das Sushi im Hals stecken. Und als Japan vor kurzem die Olympischen Spiele für 2020 zugesprochen bekommen hat, war die erste Reaktion der deutschen und österreichischen Mainstream-Medien: Und was ist mit Fukushima? Soviel zu den Phobien und Ängsten der „Rechten“.

Für den gut dressierten politisch korrekten Untertanen ist mittlerweile jede Technologie, die komplexer als die ca. 4.000 Jahre alten Windräder ist, eine potentielle Gefahr für die Umwelt und unseren Planeten. Nicht gerade die beste Einstellung, um im globalen Wettkampf mithalten zu können. Die allgemeine Technik- und Fortschrittsfeindlichkeit der Europäer wird fatale Folgen haben. Mit Psychotherapeuten, Streetworkern und Gender-Beauftragten wird es dauerhaft schwer sein, den Wohlstand in Europa zu erhalten.

Aber die Modernisierungsverlierer sind immer die anderen, die tumben „Rechten“, die mit den rezenten Entwicklungen nicht Schritt halten können. Das gilt allerdings nur solange, solange die europäischen Sozialstaaten all ihre politisch korrekten Handlanger mit Jobs in der Sozial-, Psycho-, Intergrations-, Bildungs- oder Asylindustrie versorgen können. Da trifft es sich gut, dass der gemeine Gutmensch von Ökonomie keinen blassen Schimmer hat, das erspart ihm seine Zukunftsängste. Dafür jagen ihm Gentechnik, Kapitalismus, Großkonzerne, CO2, Neoliberalismus, Eigenverantwortung oder Leistungsorientierung wohlige Schauer über den Rücken. Irgendwie lässt es sich mit den Ängsten vor weitgehend selbst erfundenen Gefahren doch leichter leben, man muss nur ganz fest die Augen vor den realen verschließen.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Ende Jänner erscheint sein neues Buch „Die Feinde der Freiheit“ (eBook/Kindle Edition).

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FN 553: Die Staatsanwälte, Waffengeschäfte und die Causa Faymann drucken

Eine interessante Begründung gibt es für den nunmehr zweiten und damit rechtskräftigen Freispruch für den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly.

Dass es bei Waffengeschäften verdeckte Konsulenten gebe, sei an sich nicht anstößig, stellte das Wiener Oberlandesgericht nun klar. Dem Gericht geht es „zu weit", generell Zahlungsflüsse über solche Berater als kriminell zu bezeichnen. Das ist ein wichtiges Urteil, um die in den letzten Jahren total neurotisierte Stimmung rund um jeden Konsulenten und jedes Waffengeschäft zu entkrampfen. Das ist zugleich zum zweiten Mal eine blutige Nase für die Wiener Staatsanwaltschaft, deren Verhalten ja nicht zum ersten Mal den Anschein einer parteipolitischen Schlagseite hat. Der Verdacht gilt insbesondere der Einstellung der Verfolgung der Herrn Faymann und Ostermayer, die ja parteipolitisch motivierte ÖBB- und Asfinag-Inserate an den zuständigen Vorständen vorbei vereinbart hatten. Bei ihren Taten fehlt im Gegenzug zur Causa Mensdorff kein einziges Indiz in der Kette. Sehr wohl aber fehlt noch immer eine öffentliche Begründung für diese Verfahrenseinstellung, die noch die letzte Ministerin verlangt hatte! Glauben die Staatsanwälte gar, sich das angesichts des neuen Ministers zu ersparen, weil der einst Faymann zum Klienten hatte? Und ist es nicht etwas seltsam, dass ausgerechnet in ihren Reihen gleichzeitig das Verlangen besonders laut ist, weisungsfrei gestellt zu werden?

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Die täglichen ORF-Manipulationen – diesmal zwischen Schwechat, Vorarlberg und dem Burgtheater drucken

Stolze Leistung: Der ORF-Fernsehen übertrifft seine eigenen Infamien immer noch weiter. Das zeigt es an einem einzigen Tag gleich zu drei innenpolitischen Themen.

Erstens: Der Staatssender berichtet minutenlang und an sich durchaus zu Recht über das Finanzdebakel in Schwechat. Nur: Das dabei politisch weitaus wichtigste Faktum verschweigt er im ganzen Beitrag jedoch total (und in der Moderation des Armin Wolf natürlich sowieso). Das ist die Parteizugehörigkeit des Bürgermeisters und der großen Mehrheit im Gemeinderat. Da müsste man nämlich die SPÖ negativ erwähnen. Das tut man im ORF lieber nicht.

Zweitens: Dafür wird in beiden ZiB prominent über einen angeblichen Zwist in der ÖVP berichtet, und zwar nur weil der Vorarlberger Landeshauptmann Wallner halt wieder einmal mehr Bundesgeld für seine Gesamtschul-Projekte verlangt hat. Das klang dann so, als ob die ganze ÖVP ausgerechnet wegen der Aussagen eines Herrn Wallner schwer erschüttert worden wäre (wobei ja dessen bisher einzige Leistung eine arge Wahlschlappe gewesen ist, die ihm nicht gerade bundesweites Gewicht gegeben hat). Motiv ist natürlich, dass sich die ORFler dabei wieder als Speerspitze von Rotgrün und deren Zwangsgesamtschul-Projekt betätigen können. Daher wird auch bei Wallners Gesamtschulliebe das Wichtigste verschwiegen (was sonst bei einem Bürgerlichen an eine große Glocke gehängt würde): Das ist die vernichtende Kritik des Rechnungshofs an den Kosten der Gesamtschulen, an denen sich Vorarlberg „als Vorreiter“ bereichert hat. Vernichtend heißt es in dem RH-Bericht zu Vorarlberg: Das Land „hielt die Vorgaben für die Genehmigung der Modellversuche nicht ein“. Interessiert aber nicht, wenn es ein linkes Projekt ist.

Drittens: Auch die Grünen kommen breit vor. Die natürlich positiv. Und zwar – man glaubt es nicht – nur, weil sie eine parlamentarische Anfrage gestellt haben. Das tun andere Parteien hunderte Male im Jahr, ohne deswegen jemals im ORF erwähnt zu werden. Thema der Anfrage war die jüngste Burgtheater-Finanzaffäre. Hier hat das Radio-Mittagsjournal vorgezeigt, wie es eigentlich gehört: Es hat statt über die dabei völlig irrelevanten Grünen zu berichten, den Hauptakteur interviewt, den Bundestheater-Chef. Seither wissen wenigstens die Radiohörer, worum es geht.

Das Fernsehen ist wirklich nur noch ein rotgrüner Propagandasender ohne jede journalistische Qualität. Und es zeigt auch keinerlei Besserungsabsicht. Denen ist total egal, dass sie auch im abgelaufenen Jahr bei den Marktanteilen weiter steil abgestürzt sind. Trotzdem darf man nicht aufhören, den ORF zu geißeln, solange wir Zwangsgebühren zahlen müssen.

 

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Das Sozialsystem, die Machtübernahme der Moslems und kulturelle Massenvergewaltigungen in Österreich drucken

Man kann die Recherche-Methoden des britischen Tabloids „Sun“ durchaus kritisch sehen. Aber totzuschweigen, was dabei bekannt wird, ist jedenfalls ein noch viel größerer Skandal. Das aber tun die meisten Medien in dem Fall, um den es hier geht. Die Erkenntnisse der „Sun“ sind jedenfalls bedrückend. Sie zeigen, wie ungehindert radikale Moslems die numerische Mehrheit ansteuern und wie sie sich das vom europäischen Wohlfahrtssystem finanzieren lassen. Das Totschweigen des Falles passt auch zu vielen anderen fehlenden oder einseitigen Medienberichten. Etwa auch zum Verschweigen einer brutalen Massenvergewaltigung in österreichischen Asylantenheimen. Und es entspricht den massiven Manipulationen rotgrüner Machtträger insbesondere in der Gemeinde Wien.

Die „Sun“ hatte – versteckt – einige Predigten des schon mehrfach sehr negativ aufgefallenen islamistischen Predigers Anjem Choudary aufgenommen. Das ist genau die gleiche Methode, mit der andere britische Journalisten den Sturz des österreichischen EU-Abgeordneten Ernst Strasser ausgelöst haben. Damals wurde europaweit breit berichtet und nirgendwo die Legitimität der Recherche-Methode kritisiert. Im jetzigen Fall geht es um viel schlimmere Konsequenzen als um die üblen Geschäfte eines Mannes, der zugleich Abgeordneter und Lobbyist war. Dennoch wird geschwiegen.

Bei Choudary geht es um kontinentale Ambitionen, die er wörtlich in einer seiner Predigten so formuliert: „Wir sind dabei, uns England zu nehmen. Die Moslems kommen.“ Er empfiehlt seinen Anhängern, alle Möglichkeiten des britischen Sozialstaates zu nützen, und so die islamische Eroberung Großbritanniens zu finanzieren. Wörtlich: „Jetzt bevölkern wir Birmingham. Brüssel ist zu 30 Prozent islamisch, Amsterdam zu 40 Prozent, Bradford zu 17 Prozent. Wir sind wie ein Tsunami, der über Europa hinwegfegt. Das ist erst der Anfang. Die Realität ändert sich. Demokratie, Freiheit, Laizität sind bloß Ideen der Kuffar, die wir beseitigen müssen.“ Kuffar ist die arabische Bezeichnung für die Ungläubigen.

Besonders amüsiert sich der Mann über die vielen Sozialleistungen, mit denen diese Kuffar die Moslems finanzieren. „Da gibt es Menschen, die das ganze Leben damit beschäftigt sind zu arbeiten. Sie stehen um 7 Uhr auf und gehen um 9 Uhr zur Arbeit. Sie arbeiten acht, neun Stunden und kommen um sieben Uhr abends nach Hause, schauen fern. Sie machen das 40 Jahre ihres Lebens so. Und wir lassen uns von ihnen aushalten.“

Der Mann bekommt nach Angaben der „Sun“ fast 30.000 Euro im Jahr an diversen staatlichen Unterstützungen. Das ist, wie die Zeitung vergleicht, deutlich mehr Geld, als ein britischer Soldat in Afghanistan bekommt.

Choudary sieht sich als „Dschihadist“ und „Scharia-Richter“. Das sind jene Männer, die das europäische Justizsystem zunehmend unterminieren. Dem Bericht zufolge arbeiten Prediger nur zwei bis drei Tage im Jahr. „Den Rest des Jahres sind wir mit dem Dschihad beschäftigt, weil es normal und richtig für uns und für euch ist, Geld von den Kuffar zu nehmen, während wir daran arbeiten, sie zu besetzen.“

Diese Predigt schockiert. Und gewiss ist festzuhalten, dass sich keineswegs alle Moslems mit solchen Typen identifizieren. Der Mann ist ja schon oft radikal aufgefallen. Aber kann dennoch ungehindert weiter predigen und kassieren.

Vor allem aber: Seine Aussagen entsprechen genau dem rapiden Zuwachs der Moslems, den überall die Zahlen der europäischen Demographie zeigen. Diese Zahlen machen auch ganz ohne „Sun“-Tonbänder klar, dass im Laufe dieses Jahrhunderts in mehreren Staaten – darunter auch Deutschland und Österreich – die Moslems die Mehrheit übernehmen werden.

Und diese „Predigt“ passt in eine Fülle von anderen besorgniserregenden Indizien. Und zu einer erschreckenden Tatenlosigkeit der Politik sowie beschämenden Beschwichtigungs-Manipulationen in vielen Medien.

Nur wenige Tage zuvor haben etwa die deutschen Sicherheitsbehörden bekanntgegeben, dass nach ihren Daten rund 230 Islamisten nach Syrien gereist seien, um sich dort an den Kämpfen gegen die Regierung Assad zu beteiligen. Die österreichischen Zahlen sind nicht bekannt.

Zugleich hat eine Studie des „Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung“ ergeben, dass in Österreich nicht weniger als 55 Prozent der befragten Muslime „konsistente Fundamentalisten“ sind. Das ist zwar schon an mehreren Orten gemeldet worden. Das hat aber keinerlei Reaktionen ausgelöst, weder bei den Medien noch beim Integrationsminister, noch bei der Innenministerin noch bei der (bisher für Religionsfragen zuständigen und die Religionslehrer finanzierenden) Unterrichtsministerin noch bei dem (seltsamerweise künftig  für Religionsfragen zuständigen) Alles-Mögliche-Minister Ostermayer.

Diese Studie zeigt, dass die Moslems in Österreich sogar weit radikaler eingestellt sind als die in fünf anderen gleichzeitig untersuchten Ländern. Die in Österreich lebenden Moslems sehen sogar zu 73 Prozent die islamischen Gebote als über den staatlichen Gesetzen stehend an. Sie sind damit die perfekte Zielgruppe für Prediger nach Art des Mister Choudary.

Und was tut da die österreichische Regierung? Sie tut weniger als gar nichts. Denn sie schaut offensichtlich bei radikalisierten Moslems weg und ebenso bei der rapiden Zunahme des islamischen Bevölkerungsanteils. Sie lässt aber zugleich ihre Staatsanwälte gegen das kleinste kritische Wort gegenüber Moslems vorgehen. Auch wenn jedes Wort dieser Kritik stimmt. Aber die Justiz interessieren die Fakten nicht, weil der Islam ja staatlich genehmigt ist. Diese seltsame Logik genügt offenbar. Daher ignoriert die Justiz das Grundrecht der Meinungsfreiheit. Daher verurteilen sie Kritiker wegen Verhetzung oder Religionsstörung.

Noch schlimmer ist das Verhalten der Gemeinde Wien. Sie zahlt auf Steuerzahlerkosten 129.000 Personen eine „Grundsicherung“. Das ist weit mehr als alle anderen Bundesländer zusammen(!) zahlen. Wien verweigert jedoch seit Eintritt der Grünen in die Rathausregierung jede Angabe darüber, wie viele der Grundsicherungs-Bezieher Ausländer sind. Aus anderen Bundesländern und früheren Wiener Erhebungen weiß man aber, dass deren Zahl weit über ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt.

Am schlimmsten aber ist die Verlogenheit fast aller Medien mit ihrer offensichtlichen Rücksichtnahme auf „kulturelle Besonderheiten“. Diese sind ihnen wichtiger als die Information selbst über schwerwiegende Verbrechen.

Man vergleiche etwa die medialen Berichte über brutale Massenvergewaltigungen in Indien – und in Österreich. Aus Indien wird (zu Recht) tagelang über solche Taten berichtet. Eine rasch wachsende moderne Gesellschaft protestiert dort heftig gegen solche Taten (Freilich ist zu befürchten, dass solche Taten in etlichen Ländern Asiens wohl noch dramatisch zunehmen werden, da selektive Abtreibungen dort zunehmend zu einem massiven Frauenmangel führen. Aber das ist ein anderes Thema).

Seit einigen Tagen ist nun aber auch in Österreich ein ähnliches Verbrechen bekannt geworden. Jedoch: Außer in der „Kleinen Zeitung“ fand ich nirgendwo einen Bericht darüber (auf orf.at stand er nur ganz kurz; dann ist er rätselhafterweise wieder spurlos verschwunden). Das Opfer der brutalen Attacke ist eine mongolische Asylwerberin und junge Mutter eines Kindes, die in einem österreichischen Flüchtlingsheim von drei Pakistanis vergewaltigt worden ist. Laut dem Bericht der Bundesland-Zeitung haben die Drei die Tat bei der Polizei auch zugegeben. Sie haben die Vergewaltigung aber mit kulturellen Traditionen ihrer Heimat gerechtfertigt.

Der Rest der Alpenrepublik schweigt – während alle indischen Blättern mit Balkenlettern über solche Fälle in ihrem Land berichten. Aber Indien hat ja eine offene Medienlandschaft und kritische Zivilgesellschaft.

Ähnlich manipulativ waren die Berichte der Polizei nach einer Silvester-Schießerei vor einer Wiener Moschee. Die Attacken von etlichen Dutzenden Moschee-Besuchern auf die Polizei wurden in den meisten Berichten einfach unterdrückt.

Da weiß man wirklich nicht mehr: Sind solche Taten empörender oder ist es das politisch korrekte Schweigen der Medien? Haben diese etwa die Pläne des eingangs zitierten islamischen Predigers schon internalisiert? Gibt es sonst irgendeinen Grund, weshalb über solche Verbrechen in Österreich nicht berichtet wird? Tagelang und breitest werden wir hingegen über ein paar Touristen informiert, die halt – ohne jede Gefährdung – ein paar Tage im Antarktis-Packeis stecken geblieben sind (das trotz des südlichen Sommers und trotz der angeblichen globalen Erwärmung dicker statt dünner wird) . . .

 

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FN 545: Vom „Spiegel“ bis zum ORF geschieht Ungewöhnliches drucken

Der Jahreswechsel soll ein neuer Anlass sein, Dinge auch optimistisch zu sehen.

Das wollen wir an Hand einiger medialer Kleinigkeiten. Die eine ist ein neuer ZiB-Moderator im ORF, der zumindest beim Start deutlich souveräner wirkt als sein verkrampfter Vorgänger, der den Gang in die Pension als nationale Tragödie inszeniert hat. Dabei hat er ohnedies um Jahre länger amtieren dürfen als bürgerliche Moderatoren. Nach dem Abgang dieses Freundes wollen wir auch hoffen, dass der Auslandsreport interessanter wird und sich nicht weiterhin nur als Konkurrenz des Falters um die wahre linke Weltsicht sieht. Noch erfreulicher sind zwei Essays im „Spiegel“. In einem  wird doch wirklich gewagt, die grassierende Anti-Plastiksackerl-Hysterie grüner Vorplapperer sachlich zu zerpflücken. Woran der Umstand ja nichts ändert, dass in Hamburg Sackerln „Tüten“ sind. Und in einem zweiten "Spiegel"-Text werden die von vielen katholischen und grünen Funktionären in den Himmel gelobten Mikrokredite insbesondere Südasiens als völlig unwirksam und geradezu schädlich zerpflückt. Vielleicht ein Thema für einen ersten interessanten Auslandsreport? Naja, das war wohl zu optimistisch.

 

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Das neue Jahr, der ORF und der Sound of Music drucken

2014 hat begonnen und wir alle warten hoffungs- wie angsterfüllt, was es bringen wird. Eines bringt es sicher. Das ist das Neujahrskonzert.

Die englischsprachigen Sender bekommen es von Julie Andrews präsentiert. Das erinnert dort wirklich jeden an den „Sound of Music“ mit der jungen Andrews in der Hauptrolle. In Amerika und Umgebung gibt es ja keine Weihnachts- und Neujahrszeit, wo nicht auf zahllosen Kanälen dieser alte Film unter vielen Zuseher-Tränen der Rührung gespielt würde.

Zur besten Sendezeit, so wie bei uns das „Dinner for One“ oder die Sissi-(Sisi-)Filme. Nur in Österreich ist „Sound of Music“ so gut wie nie zu sehen. Hier wird der Film höchstens einmal an einem heißen Sommer-Nachmittag abgespielt, wo sicher niemand fernsieht.

Dabei ist Sound of Music der beste Werbeträger für Österreich, der je filmisch gestaltet worden ist. Nur wird er offenbar von der im ORF herrschenden Political-Correctness-Diktatur verpönt.

Zeigt er doch das Gegenteil dessen, was die Linke besonders hasst und zu verdrängen versucht: Konservativ-katholisch-österreichische Adelige als unbeirrbare Nazi-Gegner (die noch dazu viele Kinder haben). Und die sich dem Regime mutig entgegengestellt haben, während etwa die Sozialdemokratie damals sieben Jahre lang fast völlig weggetreten ist. Einen solchen Film muss man ja totschweigen.

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FN 544: Ein Wiener Schmäh oder will die SPÖ gar sauberer werden? drucken

Die SPÖ meldet den Verkauf des „Echo“-Medienhauses. Eine gute Nachricht, die einen ersten der heimischen Sümpfe trockenlegt. Oder?

Es wäre durchaus eine gute Nachricht, aber nur unter drei vorerst keineswegs gegebenen Voraussetzungen: Erstens muss man erst genau erfahren, ob sich nicht unter den Käufern Strohmänner befinden. Zweitens müsste unbedingt der Kaufpreis offengelegt werden. Und drittens (und vor allem): Das milliardenschwere Rathaus muss samt seiner gesamten Wirtschaftsmaschinerie endlich alle (alle!) Aufträge korrekt ausschreiben, die es vergibt, also auch jene im Propaganda- und Kommunikationsbereich. Sonst ist der Verkauf nur ein schwacher Schmäh. Denn etwa auch der Bohmann-Verlag hat ja schon bisher nicht der SPÖ gehört. Trotzdem hat er immer wieder abenteuerlich klingende Aufträge aus dem Rathaus-Imperium ohne die notwendige Transparenz bekommen. Wetten, dass da Vieles viel billiger ginge? Oder will die SPÖ gar ganz uneigennützig die angeblich rein privat zu verbrauchenden Gewinne der Verlags-Eigentümer erhöhen? Halt nur zu Lasten der Steuerzahler . . .

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Die Ärzte, der Minister und die wahren Sorgen der Patienten drucken

Es war wochenlang das dominierende Sommerthema. Eine Gesundheitsministeraussendung und eine Politikererklärung nach der anderen versuchte uns Empörung einzujagen. Die künstlich geschürte Panik wurde noch von der Aufregung in zahllosen Leitartikeln und an Runden Tischen übertroffen. Lediglich das Tagebuch hatte die ganze Aufregung von der ersten Stunde an kritisiert und für lächerlich erklärt.

Dabei ging es um den Verdacht der Wiener Ärztekammer, dass Patientendaten unzulässig erworben und weitergegeben worden seien. Bei der heimischen Medienlandschaft brauchte man nur das Wort „Verletzung des Datenschutzes“ auszusprechen und schon rinnt den einheitsdenkenden Journalisten der Speichel des Entsetzens zusammen.

Und jetzt? Jetzt hat sogar die Datenschutzkommission das diesbezügliche Verfahren eingestellt. Es gibt kein Disziplinarverfahren. Es gibt keinen einzigen Hinweis, dass irgendeine konkrete Krankengeschichte verkauft worden wäre.

Jeder, der sich im Wissenschaftsbetrieb auskennt, weiß zugleich, dass anonyme Statistiken über Krankheiten und die erfolgreichsten Behandlungsmethoden die wichtigste Grundlage fast jeden Fortschrittes sind. Daher sind sie absolut notwendig. Daher hat die Wissenschaft Ängste wegen der politisch korrekten Datenschutz-Panik bekommen. Daher haben die Menschen im Gegensatz zu den Journalisten auf die Datenweitergabe auch gar nicht aufgeregt reagiert. Sie wissen besser als der Gesundheitsminister, was gut ist für sie. Und die Wiener Ärzte sollten es sich gut überlegen, bevor sie wieder einen AKH-Betriebsrat- und Partei- Apparatschik zu ihrem Präsidenten wählen, der sinnlose Aufregungen liebt.

Die Menschen, die Patienten und Familien regen sich jedoch über etwas ganz anderes auf: dass man etwa am 24. Dezember bis zu sechs Stunden in der Kinderambulanz des AKH warten musste, bevor ein Arzt das eigene Kind zu Gesicht bekam. Aber zu solchen Skandalen sind sowohl Ärztekammer wie auch Gesundheitsminister total still. Sie sind eben Apparatschiks, denen die wirklichen Sorgen der Menschen völlig wurscht sind. Dabei würden diese durchaus einen Selbstbehalt zahlen, um nicht so behandelt zu werden (genauer: nicht behandelt).

Sie können sicher sein: Durch die „Gesundheitsreform“ des Herrn Stöger wird das alles noch viel schlimmer. Auch wenn Ärztekammer und Politik mit weiteren Scheindebatten um Datenschutz und ähnliches davon abzulenken versuchen.

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Der Korruptionsjäger, die wirkliche Korruption und – beispielsweise – das Außenamt drucken

Franz Fiedler hat sich als Korruptionsbekämpfer einen Namen gemacht. Dabei hat er manches Positive erreicht. Zunehmend aber löst er Kopfschütteln aus. Denn entweder begreift der Mann die Hälfte und Dimension der Korruption nicht. Oder er exponiert sich populistisch-demagogisch nur in jenen Punkten, wo er bei Medien gut ankommt, und schweigt zu den anderen noch viel schwerer wiegenden.

Korruption kann grundsätzlich auf zwei Weisen stattfinden. Der eine Weg ist der, wo Gelder aus privaten Quellen an politische Entscheidungsträger oder beamtete Erfüllungsgehilfen fließen. Hier sind Fiedler und die übrigen Korruptionsbekämpfer recht aktiv. Sie haben erreicht, dass Gesetze etliche Geldflüsse strafbar gemacht haben. Siehe etwa das Anfütterungsverbot oder Spenden an Parteien und Abgeordnete.

In diesen Bereichen gibt es nur noch kleine Lücken, um deren Schließung die Antikorruptions-Aktivisten kämpfen: etwa die (derzeit noch fehlende) Gleichbehandlung von Sachspenden mit Geldspenden oder die (derzeit noch fehlende) Gleichbehandlung von Spenden an Regierungsmitglieder mit denen an Abgeordnete oder Parteien.

Zugleich tauchen anderswo schon Fragezeichen auf, ob man beim Anfütterungsverbot nicht zu weit gegangen sei. War es wirklich sinnvoll, gesellschaftliche Einladungen so streng zu limitieren? Ist doch die Annahme bestimmter Einladungen zu Essen, Empfängen oder auch einem Konzert eigentlich oft mehr Pflicht oder Höflichkeit als Vergnügen. Soll wirklich berufliche Kontaktpflege erschwert oder neurotisiert werden?

Es ist vor allem ziemlich absurd, dass die Regelungen nur für bestimmte Bereiche gelten, für andere gar nicht. Warum etwa darf man Gewerkschaftsfunktionäre problemlos anfüttern? Die sind doch spätestens seit ihrer Absicherung in der Verfassung längst kein privater Verein mehr wie der Sparverein Altottakring. Und warum gilt für ORF-Journalisten ein Anfütterungsverbot, für private geführte Medien aber nicht? Das führt dort ja seit langem zu üblen Exzessen, die immer ärger werden und längst nicht mehr nur Motor- und Reiseseiten betreffen. Zugleich aber sind die Medien verfassungsrechtlich durchaus privilegiert, wie etwa beispielsweise durch das Redaktionsgeheimnis.

Unbestreitbar ist freilich, dass das Anfütterungsverbot einen großen Wust an Kontrollbürokratie ausgelöst hat. Ganze Abteilungen prüfen nun genau, was man darf und was nicht.

Ebenso unbestreitbar ist aber auch, dass ohne strenge Grenzziehung die Umgehung von Verboten allzu leicht wird. Daher wird es wohl immer zugleich Klagen und Debatten über zu strenge und anderseits zu laxe Spenden- beziehungsweise Anfütterungsverbote geben. Damit werden wir wohl leben müssen. Das sollte uns daher nicht allzu heftig stören.

Die Bestechung durch Politiker mit Steuergeld

Viel gravierender, viel weitergehend ist hingegen der zweite Teil der Korruption, der von Fiedler und Transparency International aber weitgehend übersehen oder ignoriert wird. Das macht entsetzt.

Dabei geht es um jenen weit größeren Bereich, wo öffentliche Gelder korruptionär ausgegeben werden. Zur Bestechung von Medien, zur Umwegfinanzierung parteipolitischer Zwecke oder zu Gunsten einflussreichen Gruppen. Dabei ist jeder solcherart verschwendete Euro den Bürger hart abgenommenes Steuergeld (oder von den Bürgern der Zukunft rückzuzahlendes Schuldengeld).

Erstaunlich still blieben die selbsternannten Korruptionsjäger etwa zu der Tatsache, dass die Pflicht zur öffentlichen Ausschreibung von Aufträgen auf 100.000 Euro, also das Zweieinhalbfache, erhöht worden war. Diese Erhöhung war einst ja angeblich nur vorübergehend der Krise wegen erfolgt (was auch immer die damit zu tun haben mag). Aber die Krise ist ja jetzt nationalbankoffiziell für beendet erklärt worden.

Dabei ist völlig klar: Die Ausschreibungspflicht verschärfte keine Krisen, sondern hat ein einziges auch in Krisenzeiten wichtiges Ziel, nämlich Gemauschel, also Korruption zur Begünstigung eines Lieferanten zu vermeiden. Das geht ja immer zu Lasten der Steuerzahler, die dann überhöhte Preise zu zahlen haben.

Das tun Politiker oder Beamte meist wegen Erwartung eines Kickbacks (zugunsten einer Person oder einer Partei). Bisweilen tun sie es auch aus regionalem Egoismus oder aus Faulheit, um sich die Prozeduren einer Ausschreibung zu ersparen. Ein Kickback kann natürlich nicht nur in Bargeld bestehen, sondern beispielsweise auch darin, dass die Partei oder ein Entscheidungsträger dann eine ganz andere Lieferung deutlich billiger bekommt. Eben auf Kosten des Steuerzahlers.

Für den ist es dann doppelt erschütternd, wenn er immer wieder in Rechnungshofberichten lesen kann, dass selbst dann Aufträge nicht ausgeschrieben werden, wo es geschehen hätte müssen. Etwa zuletzt war dieser Vorwurf im Bericht über die abgetretene Grandezza-Ministerin Claudia Schmidt zu lesen. Der Vorwurf des Rechnungshofs hat erstaunlicherweise keinerlei Konsequenzen. Obwohl er doch eigentlich glatten Amtsmissbrauch bedeutet.

Das Schweigen des Franz Fiedler

Genauso erschütternd ist, dass Transparency International diesen Teil der Korruption weitgehend ignoriert. Nicht nur das. Franz Fiedler lobt sogar das neue Medientransparenzgesetz. Dabei zeigt sich jedes Quartal aufs Neue, dass dieses Gesetz am Ausmaß der Korruption absolut nichts geändert hat. Aber Fiedler freut sich, dass bei den Inseraten keine Photos von Ministern mehr dabei sind . . .

Begreift er nicht, dass diese Photos nur eine marginale Randerscheinung waren? Begreift er nicht, dass der viel wichtigere Aspekt an den „Inseraten“ und „Kooperationen“ der direkte Geldfluss an die Medien ist? Weiß er nicht, dass solche Inserate und Kooperationen – mit oder ohne Photos – etwa in Deutschland (und ähnlich in allen anderen zivilisierten Ländern) schon seit den Siebziger Jahren durch höchstgerichtliche Urteile strikt verboten sind? Sieht er nicht, dass jedes Jahr auf diesem Weg weit mehr als zehnmal so viel Steuergeld an brave Zeitungen fließt – nämlich pro Jahr über 200 Millionen Euro!! –, als die gesamte staatliche Presseförderung ausmacht? Oder weiß er das alles sehr wohl und fürchtet sich nur davor, dass dann die kassierenden Medien böse auf ihn sind und er weniger oft interviewt wird?

Der Korruptionsjäger Fiedler ist damit jedenfalls eine arge Enttäuschung.

Die Liebe des Außenamtes zu den Dichand-Zeitungen

Eine arge Enttäuschung ist aber auch die ÖVP. Statt dieses vor allem von der Gemeinde Wien seit Jahrzehnten und von Werner Faymann seit seinem Einzug in die Bundesregierung praktizierte Bestechungssystem kritisch zu thematisieren, macht sie selber auch mit. Sie versucht nicht einmal, Österreich auf normalen westlichen Standard zu bringen (auch wenn es gegen diesen Koalitionspartner schwer fallen mag).

Und die anderen Parteien? Die angeblich antikorruptionär eingestellten Grünen machen seit ihrem Einzug in die Wiener Rathauskoalition nicht einmal mehr einen zarten Versuch, da etwas zu stoppen oder wenigstens einzubremsen. Die FPÖ wiederum übt Rücksicht auf die Kronenzeitung, wo sie ja trotz der dortigen Faymann-Duselei noch immer viele ihrer Leser ortet. Die Neos sind in esoterische Unkonkretheiten verflogen (und haben selbst einen nicht unproblematischen Sponsor am Hals). Und von den anderen Parteien und Parteichen ist nicht einmal ein Hauch einer kohärenten Politik zu spüren.

Der vor kurzem veröffentlichte unendlich lange Quartalsbericht über solche Bestechungen aus Steuermitteln ist fast nirgendwo aufgegriffen worden. So wie alle früheren Berichte. Erstaunlich? Nein, keineswegs. Denn genommen haben so gut wie alle Medien.

Aus den Medientransparenz-Berichten kann man etwa mit großem Staunen berechnen, dass auch der ORF selbst aus diesen „Kooperations“-Kassen ordentlich nimmt, immerhin 20 Millionen. Daher fehlen auch dort die kritischen Berichte über das Verhalten der Printkollegen fast völlig, die man sich eigentlich erhofft hatte.

Wer glaubt, dass schwarze Minister bei den Objekten ihrer Medienbestechung wenigstens ein Gegengewicht zu den roten Boulevardmedien versuchen, wird noch mehr erstaunt. Man schaue nur, was das damals vom ÖVP-Chef geleitete Außenministerium - allein im dritten Quartal! - an solchen problematischen Geldflüssen gemeldet hat: Spitzenreiter ist dort ausgerechnet „Heute“ mit über 154.000 Euro, knapp vor der ja ebenfalls aus einem Dichand-Stall kommenden „Krone“ mit 140.000 Euro.

Da jedoch das Dichand-Imperium von roten Quellen (vor allem dem Rathaus) noch viel besser finanziert wird, hat dieses Geld den Schwarzen Null parteipolitische Rendite gebracht, wie sich jeder Leser dieser beiden Blätter täglich überzeugen konnte und kann. Der Geldfluss war also einerseits Diebstahl am Steuerzahler (oder an der Auslandskultur oder an der Entwicklungshilfe oder an den Auslandsvertretungen) und andererseits eine parteipolitische Dummheit. Wenn man schon in diesen Kategorien denken will, wie es Politiker offenbar tun.

Um die Dimensionen klarzumachen: Jedes dieser beiden Boulevard-Blätter bekam mehr als doppelt so viel wie das an dritter Stelle liegende Medium. Und das ist – ausgerechnet das Heftchen „Madonna“ aus dem Hause Fellner! Es bekam 61.000 Euro. Das ist deutlich mehr, als es für die beiden Qualitätsblätter „Standard“ und „Presse“ gab – und zwar beide Zeitungen zusammengerechnet!!

Ähnlich erschütternde Fakten kann man in fast unendlicher Länge über praktisch alle öffentlichen Institutionen in der offiziellen Aufstellung lesen. Aber alle anderen Medien schweigen, denn irgendetwas hat ja fast jeder bekommen.

Und offenbar will sich niemand mit allen Medien zusammen anlegen. Auch der Herr Fiedler trotz seiner totalen Unabhängigkeit nicht. Daher rutscht Österreich immer tiefer in den Sumpf. Daher können westliche Juristen, Experten und Journalisten, die das österreichische System näher kennenlernen, nur entsetzt und angewidert den Kopf schütteln.

PS: Damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Geldflüsse von Michael Spindelegger und zahllosen anderen Institutionen zu den Medien unterscheiden sich juristisch deutlich von den einstigen ÖBB/Asfinag-Geldern, die Werner Faymann und Josef Ostermayer zu verantworten hatten. Die einen sind skandalöserweise nach wie vor rechtskonform. Die anderen waren es schon damals nicht (nur die Staatsanwaltschaft ist da anderer Ansicht und verhindert einen Prozess vor einem unabhängigen Richter und den Ohren der Öffentlichkeit).

 

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Ach Mädchen … drucken

Wladimir Putin, Barbie, Heidi Klum, Markus Lanz, nun also auch Kardinal Meisner. Die Femen kommen weit rum. Soll mal einer sagen, Frauen wüssten ihren Körper nicht einzusetzen.

Josephine Witt hat sich ausgezogen. Auf dem Altar des Kölner Doms. In der Weihnachtsmesse am 25. Dezember. Wir feiern die Geburt Jesu. Es war zudem der Geburtstag von Kardinal Meisner, der die Messe zelebrierte. Es sollte wohl ein ganz besonderer Geburtstagsgruß werden.

 

Fräulein Witt wollte damit gegen das Machtmonopol und die Ausgrenzung bestimmter Gruppen durch die katholische Kirche protestieren, gab sie diversen Medien anschließend zu Protokoll. Und da gerade Köln als Hochburg der Katholiken in Deutschland gelte und Meisner für eine sehr konservative Ausrichtung stehe, hat sie sich diese Messe ausgesucht.

Meisner reagierte souverän. Er segnete den Altar neu ein und betete in der Messe für die junge Dame, die sich auf Englisch (die internationale Presse soll schließlich auch bedient werden) die Wörter „Ich bin Gott“ auf die nackten Brüste gemalt hatte und diese irrige Annahme auch laut in die Kirche brüllte. Gibt es dagegen nicht auch etwas von Ratiopharm?

Nippelgate im Dom

Immerhin, wir wollen das wenigstens lobend erwähnen, es wurde auch diesmal alles richtig gemacht. Nackte Brüste ziehen einfach immer. Nippelgate im Dom, das gibt genug Presse. Zumal in einer Medienwelt, die von Bildern bestimmt wird. Waren die Ziele der weiblichen Exhibitionist_Innen-Riege bislang eher internationaler Natur, so rückt Deutschland offenbar zunehmend ins Visier für ihre Nackteinlagen. Ist ja auch viel einfacher und sicherer hier.

Während man in Russland Gefahr läuft, in Straflagern zu landen, oder in Tunesien auch mal einen Monat im Gefängnis sitzt, wie von Frau Witt schon erfolgreich erprobt, ist es in Deutschland risikoärmer. Hier stellt man einfach Strafanzeige gegen die Menschen, die einen dann gewaltsam vom Schauplatz tragen. Einer habe ihr in den Intimbereich getreten, sagte sie der „Bild“.

Ja wirklich, man hat ihr offenbar Unrecht angetan. Schließlich hätten die Herren, die sie schreiend und strampelnd aus der Kirche trugen auch einfach einmal höflich bitten können, ob es ihr nicht zu viele Umstände bereite, die Kirche wohl wieder zu verlassen. Ganz sicher wäre sie der Bitte doch nachgekommen. Schließlich hat sie doch gezeigt, dass ihr die Meinung der anwesenden gläubigen Männer und Frauen wirklich wichtig ist. Hat sie nicht auch irgendwie den Diskurs gesucht durch ihre nackte Ansprache auf dem Altar? Ein Herr aus der zweiten Reihe sah sich auch gleich angesprochen, eilte vor und verpasste ihr eine Ohrfeige. Ich nehme an, er braucht jetzt einen guten Anwalt.

Zuspruch per Mausklick

Einfach war auch das Ziel katholische Kirche. Da sind die Claqueure sicherer. In den sozialen Netzwerken sind jetzt schon genug vorhanden mit unheimlich viel Verständnis. Mit vollem Magen vom Weihnachtsbraten und ausgeruht von den Festtagen, die man zwar nicht feiert, aber dennoch gerne nutzt, lässt sich der nackten Revolution gerne per Mausklick beipflichten.

Ja, die katholische Kirche ist immer ein gutes Ziel und wirklich einfacher als beispielsweise eine jüdische Synagoge. Zumal in Deutschland. Oder gar eine Moschee, da könnte man ja zum Frauenbild auch einiges sagen. Ob die Herrschaften dort auch so viel Verständnis hätten für die Störung eines ihrer höchsten Feste und die Entweihung ihrer Räume – und womöglich ebenfalls anschließend ein Gebet für sie gesprochen hätten? Mir fällt da spontan eher wieder Russland ein …

Ich bin Josephine Witt einst in einer TV-Runde begegnet. Sehr süß mit Blümchen im Haar. Das ist neben den nackten Brüsten ein Markenzeichen der Femen. Die Blumen fehlten auch nicht auf dem Foto, das mir vor ein paar Monaten eine 48-Stunden-Sperre bei Facebook einbrachte. Darauf eine Femen-Dame, die in einer Hand eine bluttriefende Sichel hielt und in der anderen die abgeschnittenen Eier eines Mannes. Sag’s durch die Blume … nur diese blutige Sichel störte doch ein bisschen die Ästhetik. Aber macht nichts, manche meiner Facebook-Freunde hatten sie am Bildrand gar nicht entdeckt, sie waren in der Mitte an den Brüsten hängen geblieben.

Aufmerksamkeit, egal wie

Vor der Sendung hatte ich noch überlegt, ob Frau Witt wohl plant, sich auch in dieser TV-Aufzeichnung auszuziehen. Sie hat es nicht getan und ließ sich stattdessen von Alice Schwarzer den Arm tätscheln. Ja, der Nachwuchs ist endlich da. Nach der Sendung haben wir uns noch lange unterhalten. Auch über die katholische Kirche, der ich als Frau freiwillig vor zwei Jahren beigetreten bin und in der ich mir noch nie diskriminiert vorgekommen bin.

Sie hat es nicht verstanden. Sie hatte, fürchte ich, auch meinen Einwand, dass Brüste blank ziehen für die Würde der Frau in der Wirkung in etwa einem Grillfest für die Einführung des Veggieday entspräche, ebenfalls nicht ganz verstanden. Was zählt, ist allein mediale Aufmerksamkeit. Egal mit welchen Mitteln. Und da sind wir wieder am Anfang. Blanke Brüste ziehen immer.

Sie erzählte, wie einfach die Aktion gegen Putin auf der Messe in Hannover war. Keine Kontrollen, gar nichts, einfach Eintrittskarte gekauft und dann im passenden Moment die Kleider vom Leib reißen, die so gewählt werden, dass man sich ihrer leicht entledigen kann. Wer will schon im Rollkragenpullover stecken bleiben, wenn Putins Leibwächter die Schusswaffen ziehen? Ja Mensch, was haben wir gelacht. Und wie praktisch die Bemalung auf dem Körper sei. Zitat: „Schilder kann man einem aus der Hand reißen, das kann keiner wegnehmen.“

Muss man sich mit den Femen politisch auseinandersetzen? Nein. Ich unterhalte mich gerne auf Augen-, nicht auf Brusthöhe. Ich kann mit Nackten auf dem Altar nichts anfangen. Und ich weiß auch gerne, mit wem ich es zu tun habe. Wer sind diese Frauen, wer finanziert sie? Die Philosophie-Studentin aus Hamburg, die mal so für eine Protestaktion nach Tunesien fliegt? Gerne wird von den Damen angegeben, sie würden durch Spenden und Verkauf von Merchandise-Artikeln finanziert. Wie viele T-Shirts mit Brustabdrücken muss man eigentlich verkaufen für einen Flug nach Tunesien? Und dann die Anwälte, was das alles kostet …

Ein deutsches Spendenkonto findet sich jedenfalls nicht auf der Homepage von Femen Deutschland. Gerne würde ich doch eine Spende los, damit die Damen sich eine Bluse kaufen können, schließlich ist doch Winter. Stattdessen findet sich im Impressum von Femen Deutschland ein Mann. Kostyantyn Bazanov, er sitzt zusammen mit Leonid Garb im Vorstand des Rugolok e.V. Das sind jetzt schon zwei Männer. Wie, keine Frau? Kein Femen e.V.?

Abhängig und verängstigt?

Das passt zu der Femen-Dokumentation der australischen Filmemacherin Kitty Green, die jahrelang mit den Femen gereist ist und bei den Filmfestspielen in Venedig in diesem Jahr ihr Ergebnis präsentierte unter dem Titel „Die Ukraine ist kein Bordell“. Auch dort spielt ein Mann die Hauptrolle. Viktor Swjazkij, der sich selbst vor laufender Kamera als „Patriarch“ der Gruppe beschreibt. Die Mädchen selbst erzählen, wie er sie anschreit. Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt in ihrer Filmkritik: „Er brüllt herum, erniedrigt seine Aktivistinnen, beschimpft sie für ihre Feigheit, erinnert sie an die Dollarzahlungen, die sie bekommen haben. Und die Frauen geben schließlich vor der Kamera zu, wie abhängig und verängstigt sie zum Teil sind, auf welche absurde Weise die interne Machtstruktur der Gruppe deren offizieller Ideologie widerspricht – eine verwendet sogar die Wörter „Sklavin“ und „Stockholm-Syndrom“."

Ach Mädchen, habt ihr das wirklich nötig? Männerfantasien zu bedienen und das als sexuelle Befreiung der Frau zu verkaufen? Ihr protestiert also gegen Heidi Klums Show, weil sie die Frau auf ihr Äußeres degradiert und zieht euch dafür nackt aus? Also noch mehr Nacktbilder von Frauen, die um die Welt gehen. Männer, die glotzen. Ja, da hattet ihr in Berlin vor dem Barbie-Haus doch wirklich der ganzen Familie was geboten. Während Mutti mit den Töchtern drinnen schminken war, konnte Vati draußen mit den Söhnen nackte Brüste gucken. Gruppensex-Aktionen vor laufender Kamera als politischer Protest? Das stellt ihr euch also als die selbst bestimmte Sexualität von Frauen vor? Immerhin, ihr habt erkannt, dass die weibliche Anatomie als Waffe einfach unschlagbar ist. Ihr habt aufs Neue bewiesen, dass Frauen in der Tat sehr gut in der Lage sind, ihren Körper und ihre Sexualität einzusetzen, wenn es ihnen nutzt.

Wem nutzt ihr?

Die freie Journalistin Birgit Kelle ist Vorstandsmitglied des EU-Dachverbandes „New Women For Europe“ mit Beraterstatus am Europäischen Parlament. Als Vorsitzende des Vereins „Frau 2000plus“ tritt sie für einen neuen Feminismus abseits von Gender Mainstreaming und Quoten ein. Kelle ist verheiratet und Mutter von vier Kindern.
Sie ist außerdem Autorin des Buches „Dann mach doch die Bluse zu: Ein Aufschrei gegen den Gleichheitswahn." Adeo, Asslar 2. September 2013, ISBN 978-3-942208-09-3
www.frau2000plus.net

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Das Internet, Qualitätsmedien und die leichtfertigen Insolvenzen drucken

Es ist eigentlich unglaublich: Ein Medium, das sich zu den großen österreichischen Qualitätsprodukten zählt, hat auf seinen Online-Seiten vier Stunden lang die Insolvenz einer großen aktiennotierten Gesellschaft gemeldet.

Gewiss, Lenzing baut derzeit wie viele andere heimische Firmen Jobs ab. Aber zwischen diesem Faktum und einer Insolvenz liegen Meilen. Da ist es einigermaßen bestürzend, dass „Redakteure“ eines zugriffsstarken Mediums nicht einmal den minimalen Bildungsstandard haben, um diesen Unterschied zu begreifen (Apropos: Es waren weder „Die Presse“ noch die „Salzburger Nachrichten“).

Die Causa Lenzing zeigt mit aller Deutlichkeit die katastrophale Entwicklung der Medien: Es ist eh schon wurscht, ob stimmt oder nicht stimmt, was da steht. Die einen sind von Politik, Sozialpartnern oder Wirtschaft bestochen; die anderen beschäftigen speziell im Internet nur noch halbe Analphabeten; und vielen Medien ist beides vorzuhalten.

Es ist übrigens auch extrem peinlich, dass sich der sogenannte Presserat ständig nur mit den (zweifellos großen) Sünden der gar nicht im Presserat sitzenden Boulevardzeitungen befasst, dass er aber bei ebenso schweren Sünden seiner eigenen Exponenten tatenlos bleibt.

PS: Auch ich bin keineswegs fehlerlos – insbesondere dann nicht, wenn Politiker und Behörden Antworten verweigern. Aber einer Aktiengesellschaft wegen der Kündigung von Mitarbeitern gleich stundenlang kreditschädigend eine Insolvenz anzuhängen, übersteigt doch alles bisher im Journalismus denkbar Gewesene.

PPS: Ein Journalist der angesprochenen Zeitung hat vor ein paar Wochen in einer Diskussion verlangt, dass ich eingesperrt werden solle, weil ich der Meinung war – und bin –, dass bewaffnete jugendliche Gewalttäter durchaus in U-Haft gehören . . .

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Wer bekommt die meisten mit Steuern bezahlten Inserate? drucken

Höhe der Beiträge, der erhaltenen Inserat-Zahlungen und Presseförderung nach dem Medientransparenzgesetz in Euro

 

Auftraggeber 3. Quartal 2012- 2.Quartal 2013

Stadt Wien 39.980.187
Wirtschaftskammern 17.799.698
BM Verkehr 15.742.897
ORF 19.897.802
Österreich Werbung 10.368.910
Niederösterreich 9.636.202
BM Finanzen 9.160.310
BM Landwirtschaft 8.446.664
Oberösterreich 7.529.690
BM Wirtschaft 7.380.022
Tirol 5.685.448
Kärnten 5.227.933
BM Soziales 4-321-901
BM Unterricht 3.569.164
Steiermark 3.489.079
Weitere 44.119.236
Gesamt 103.337.142

 

Auftragnehmer 3. Quartal 2012- 2.Quartal 2013

Mediaprint 30.313.189
ORF 20.507.375
Styria (Die Presse) 19.932.353
AHW Verlag (Heute) 13.375.169
Österreich 13.290.223
Internationale Medien Print 12.724.079
Moser Holding 11.137.068
Verlagsgruppe NEWS 9.377.330
Internationale Medien TV 7.477.485
Wimmer/OÖN 6.173.015
Der Standard 6.149.343
Weitere 33.342.273

 

Presseförderung 3. Quartal 2012- 2.Quartal 2013

Die Presse
Verlagsgesellschaft
1.157.493

Standard
Verlagsgesellschaft

1.120.993
Kärntner Tageszeitung 995.079
OÖ Media Data
Verlags GmbH
878.015
Salzburger Volkszeitung
GmbH & Co KG
836.090
NEUE Zeitung 801.391
WirtschaftsBlatt
Medien GmbH
712.472
Österreichische Medienakademie
Kuratorium für Journalistenausbildung
429.975
Mediaprint 390.515
Kleine Zeitung 231.672
Weitere 7.969.823

 

Quelle: ARGE Grafik, Wiener Zeitung

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Sie machen ungeniert weiter drucken

Aus der „Wiener Zeitung“ werden Praktiken berichtet, die wohl auch die Korruptionsstaatsanwaltschaft interessieren müssten. Denn sollten sie stimmen, heißt das, dass die Herren Faymann und Ostermayer die rechtlich mehr als bedenkliche Medienpolitik der letzten Jahre offenbar ungehindert weiterbetreiben wollen. Und mit dem Segen der „lieben“ Koalitionspartner auch können.

Der Stronach-Abgeordnete Georg Vetter, ein (wirklicher) Rechtsanwalt, berichtet in einer Anfrage an Faymann jedenfalls davon, dass der Chefredakteur der „Wiener Zeitung“ schon fast ein Jahr vor Ablauf seines Vertrags wiederbestellt werden soll. Und zwar unbefristet.

Während im Koalitionspakt noch von einer Reduktion der Pflichteinschaltungen in dem republikseigenen Blatt die Rede ist, würden damit kostenverursachende Handlungen gesetzt, die im eklatanten Widerspruch gleich zu zwei gesetzlichen Pflichten stehen: Zum einen wird die gesetzliche Auflage übergangen, solche Funktionen nur befristet zu besetzen. Und zum anderen ignoriert der laut Gesetz für die Wiener Zeitung zuständige Bundeskanzler die gesetzliche Pflicht, solche Funktionen vorher ordnungsgemäß auszuschreiben.

Das ist offenbar der Geist der neualten Koalition: Man macht mit dem Machtmissbrauch ungenierter denn je weiter. Schließlich hat man ja eh noch 50 Prozent der Stimmen bekommen. Wenn auch wohl ein letztes Mal.

PS: Das passt nahtlos zu einem anderen Sachverhalt, den der Rechnungshof soeben trocken mit dem Satz festgehalten hat: "Das BMUKK hielt bei wichtigen Vergaben die Vergabevorschriften nicht ein."  BMUKK ist das sieben Jahre von einer gewissen Claudia Schmied geleitete Unterrichtsministerium. Und? Nichts "und". All das wird einfach hierzulande ignoriert. Und dann wundern sich alle, dass wir im Korruptionsindex immer weiter absinken. Schiebungen, Gesetzesbrüche, wohin man schaut. Aber nur in Deutschland gibt es Staatsanwälte, die selbst bei viel geringfügigeren Verdachtsfällen mit der großen Kanone aufmarschieren. Bei uns wird man doch nicht ernsthaft gegen einen amtierenden Minister vorgehen.

 

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Die Kirche und die Medienmanipulation drucken

Gleich zwei Beispiele zeigten in den vergangenen Stunden, wie sehr die massive Dominanz von Linksaußen-Journalisten in den Medien auch in kleinsten Details die Sicht auf die Realität verzerrt. Immer seltener wird berichtet, was Sache ist. Immer öfter merkt man dabei die manipulative Absicht. Die beiden neuen Exempel betreffen die katholische Kirche und zwar deren prominenteste Vertreter, einmal den Papst und einmal den Wiener Kardinal. Die man diesmal beide voll gegen die heimischen Medien in Schutz nehmen muss.

Zuerst die Antwort des Papstes auf die Interview-Frage zu dem häufig gewordenen Vorwurf, er sei ein Marxist: „Die marxistische Ideologie ist gescheitert. Aber in meinem Leben habe ich viele menschlich gute Marxisten getroffen, und deshalb fühle ich mich nicht angegriffen.“

Eine absolut tadellose Antwort. Aber was machen gleich mehrere Medien daraus? Sie lassen das Ganze unter Überschriften laufen wie: „Papst fühlt sich bei der Bezeichnung Marxist nicht angegriffen“. Alle eiligen Leser müssen daraus die Botschaft mitnehmen, dass der Papst den Marxismus für etwas Gutes hält. Diese Einschätzung ist zwar anscheinend die der dafür verantwortlichen Journalisten, aber ganz eindeutig nicht die des Papstes.

Man merkt die manipulative Absicht und ist empört.

Ähnlich wird mit ungewöhnlichen Worten des Wiener Erzbischofs umgegangen. Er kritisierte das Programm der neuen Regierung (die er ansonsten gegen das derzeitige „Politiker-Bashing“ in Schutz nahm) nämlich wegen unzureichendem Engagement für das Thema „Generationengerechtigkeit“. Christoph Schönborn tat dies mit der Formulierung: Seit der Regierung Schüssel habe „keine Regierung wirklich mutig und energisch diese Frage aufgeworfen“; dabei sei dies dringend nötig.

Das sind nun in der Tat Worte, die nicht nur völlig richtig sind. Sie stehen auch in deutlichem Kontrast zu den täglichen Wortspenden jener Kirchenmenschen, die am häufigsten in den Medien zu finden sind, also zu den Linksaußen Landau & Co. Während sich Schönborn um die junge Generation und die Familien sorgt, deren Zukunft durch die völlig unzureichende Reformunwilligkeit bei den Pensionen unterminiert wird, engagieren sich die Caritas-Sprecher ja ständig primär für islamische Asylschwindler.

Was aber wirklich das Widerliche ist: Ich habe diese Wortmeldung Schönborns in keinem Medium (außer kathpress, Radio Vatikan und der Online"-Presse") gefunden. Dort findet man jedoch ständig die der Landau-Clique. Jedes positive Wort über die Erfolge der schwarz-blauen Zeit ist in den meisten Medien offensichtlich streng verboten.

Und wieder merkt man die manipulative Absicht und ist empört.

PS: Sollte ich die Erwähnung dieser Schönborn-Äußerung trotz sorgfältiger Suche in irgendeinem Medium übersehen beziehungsweise -hört haben, so bitte ich um Entschuldigung. Und um entsprechende Hinweise.

PPS: Dass ich diesmal empört zur Verteidigung von Franziskus und Schönborn ausrücke, ändert natürlich nichts an der Skepsis und Kritik beiden Herren gegenüber, die allzu oft gut gemeint mit klug und daher gut verwechseln.

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Faymann – vom Boulevard freigesprochen drucken

Es ist kein Geheimnis, dass die Wiener Staatsanwaltschaft aufgrund ihrer personellen Zusammensetzung seit Jahren besonders SPÖ-freundlich agiert. Und so war es auch keine große Überraschung, dass die Verfahren gegen Werner Faymann und seinen Staatssekretär Josef Ostermayer wegen dubioser Inseratenvergaben eingestellt wurden.

Die Genesis dieser Causa und die Fakten sind gut dokumentiert: durch Zeugenaussagen, durch Aktenvermerke und andere Dokumente (wie etwa Auftragsbestätigungen für Inserate), sowie nicht zuletzt auch durch Feststellungen des Rechnungshofs. Viele Medien haben über diese Causa ausführlich berichtet, von „Kurier“ bis zu „Profil“, zuletzt besonders detailliert Andreas Unterberger in seinem Blog. Immerhin ging es um Delikte wie Erpressung, Untreue und Missbrauch der Amtsgewalt.

In einem Land, das nicht die Banane im Wappen führt, werden derartig gravierende Vorwürfe von einem ordentlichen Gericht geklärt, um entweder zu einem Schuldspruch zu kommen oder durch einen Freispruch das Odium von den Beschuldigten zu nehmen. Der Kanzler hat es vorgezogen, auf Tauchstation zu gehen, dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss fernzubleiben und darauf zu vertrauen, dass es ohnehin zu keinem Verfahren kommen wird.

Korruptionsexperte und Ex-Rechnungshofpräsident Franz Fiedler, heute bei Transparency International tätig, meinte dazu, dass der Vorwurf des „Missbrauchs der verantwortlichen Verfügungsgewalt“ durchaus von einem unabhängigen Gericht zu untersuchen gewesen wäre. Und Hans Rauscher sieht im „Standard“ „diese Praxis an der Grenze zum Machtmissbrauch“.

Dazu kommt, dass bis dato die Begründung der Einstellung des Strafverfahrens nicht veröffentlicht wurde. Offensichtlich versucht man, noch Begründungen und Formulierungen zu finden, welche die höchst problematische Entscheidung irgendwie bemänteln sollen. Auch diese Praxis wird nicht nur von Fiedler, sondern etwa auch vom Präsidenten der Vereinigung der Österreichischen Staatsanwälte, Gerhard Jarosch, und anderen Strafrechtsexperten scharf kritisiert.

Freispruch durch den Boulevard

Nur die SPÖ und die Krawallzeitungen sind mit der Einstellung zufrieden. „Österreich“-Herausgeber Wolfgang Fellner kann sich freuen, denn die Steuergeldmillionen für sein Gratis-Blättchen werden somit wacker weiterfließen. Im Überschwang der Gefühle, nachdem „Österreich“ wochenlang zuvor schon immer wieder verkündet hatte, dass das Verfahren gegen Faymann sicherlich demnächst eingestellt werde, vergriff man sich dann am Tag der Einstellung – wie so oft – in der Wortwahl. Das Blatt meldete – mit einem grinsenden Konterfei des Bundeskanzlers – einen „Freispruch“ für Faymann. Das ist kompletter Unsinn, ein Freispruch wäre nur nach einem ordentlichen Verfahren möglich gewesen.

Eine besondere Pointe ist die Tatsache, dass am gleichen Tag der unrühmlichen Einstellung des Verfahrens gegen den Kanzler die Klagenfurter Staatsanwaltschaft vier ehemalige Repräsentanten der Kärntner Landespolitik anklagte. Die Blattmacher waren sich nicht zu dumm, beide Meldungen nebeneinander zu platzieren und damit klarzumachen: Das System Haider wird angeklagt, das System Faymann darf weitermachen. Dabei geht es in dem Kärntner Fall, in dem völlig zu Recht angeklagt wird, „nur“ um 219.000 Euro. Bei Faymann geht es seit vielen Jahren um Millionen an Steuergeldern, die für Eigenwerbung beziehungsweise Zeitungsbestechung ausgegeben wurden.

Und so sieht etwa auch der Innsbrucker Strafrechtsprofessor Klaus Schwaighofer keinen Grund für eine unterschiedliche Behandlung der beiden Fälle, die wohl einzig darauf zurückzuführen ist, dass eben verschiedene Staatsanwaltschaften zuständig sind.

203 Millionen verschwendet

Diese von Faymann erfundene – und inzwischen auch von anderen Regierungsstellen praktizierte – üble Praxis hat den österreichischen Staatsbürger und Steuerzahler allein in den letzten zwölf Monaten 203(!) Millionen Euro gekostet (dokumentiert von der KommAustria). Das ist alles andere als eine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, mit welchen Budgetnöten Österreich zu kämpfen hat und in welchen Bereichen „leider, leider“ Abstriche gemacht werden müssen. Für die Gefälligkeitswerbung in Massenmedien hat offensichtlich immer Geld da zu sein. Von diesen 203 Millionen Euro ging mit 55,6 Millionen Euro über ein Viertel an die vier Lieblingsmedien der SPÖ: „Krone“, „Heute“, „Österreich“ und „NEWS“.

 Regierungsinserate im Boulevard (Juli 2012 bis Juni 2013), in Millionen Euro

Krone

21,7

Heute

13,4

Österreich

12,4

News

8,1

Womit sich diese üble Praxis für die Lobhudel-Medien durchaus gelohnt hat. Ebenso haben Werner Faymann und seine SPÖ von dem Deal profitiert. Das ist sozusagen eine „Win-win-Situation“ – auf Kosten des österreichischen Steuerzahlers. Schon 2011 vermutete der „Standard“ in Hinblick auf die großzügigen Inseratengeschenke des Kanzlers, dass damit wohl ein „mittelmäßiger Kommunalpolitiker zum Kanzler gekauft“ wurde.

Und das „System Faymann“ hat auch heuer wieder bestens funktioniert. Wie schon bei den vergangen Wahlen haben die Leser der drei Boulevard-Tageszeitungen, die auffallend einseitig für die SPÖ und ihre Kandidaten kampagnisiert hatten, auch diesmal unverhältnismäßig stark für die SPÖ votiert und die ÖVP überproportional „bestraft“. Bei den Lesern anderer Zeitungen war das hingegen nicht der Fall, wie das Marktforschungsinstitut GfK Austria GmbH erhoben hat.

Parteipräferenzen der österreichischen Zeitungsleser in Prozent

Nationalratswahl 2013 SPÖ ÖVP
Leser Krone

29

17

Leser Heute & Österreich

30

15

Leser anderer Tageszeitungen

19

22

Politische Verantwortung?

Der österreichische Bürger und Steuerzahler darf also ungefragt für die Eigenwerbung von Politikern blechen. Er wird zugleich um die strafrechtliche Klärung der Vorwürfe geprellt. Dann wäre immerhin noch die Frage der politischen Verantwortung anzusprechen.

Es müsste auch dem schlichtesten Gemüt zu denken geben, dass sogar die SPÖ-freundliche Staatsanwaltschaft den Beschuldigten in dieser Causa „Schutzbehauptungen“ vorgeworfen hat. Das heißt, Faymann und Ostermayer haben bei ihren Aussagen vor dem Staatsanwalt nicht die Wahrheit gesagt. Was sie auch nicht müssen, denn kein Beschuldigter ist verpflichtet, sich selber durch eine Aussage zu belasten.

Aber es ist eigentlich erschütternd, dass es in diesem Land keine Bürgergesellschaft mehr gibt, die sich empört, dass wir voraussichtlich – die Koalitionsverhandlungen sind noch nicht abgeschlossen – die nächsten fünf Jahre von einem Kanzler regiert werden sollen, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Dazu kommt ein ebenso belasteter Staatssekretär, der vielleicht sogar zum Minister aufsteigt. Das ist schon grundsätzlich keine sehr erbauliche Vorstellung. Angesichts vieler anderer Ärgernisse, wie etwa der widersprüchlichen Aussagen über die Existenz oder Größe des „Budgetlochs“, stellt sich immer schärfer die Frage, wie viel Unaufrichtigkeit man den Bürgern und Wählern eines Landes auf Dauer zumuten kann.

PS: Auch gegen Verkehrsministerin Doris Bures wurde ein Verfahren wegen dubioser Inseratenvergaben mittlerweile ebenso eingestellt, wie – offensichtlich um die ÖVP bei Laune zu halten – auch ein Verfahren gegen Nikolaus Berlakovich. Darüber hinaus hat die Wiener Staatsanwaltschaft mittlerweile auch das Verfahren gegen Claudia Schmied eingestellt. Sie war als Vorstandsmitglied bei der Kommunalkredit für ein Finanzdebakel von über zwei Milliarden Euro mitverantwortlich, für das nunmehr der Steuerzahler aufkommen darf; gegen andere Beteiligte wird übrigens noch ermittelt.

Offensichtlich muss die Wiener Staatsanwaltschaft Kapazitäten freimachen, um sich einer anderen wichtigen Causa zuzuwenden, denn nur kurz nach der Faymann-Einstellung wurde bekannt, dass man nunmehr mit voller Power nicht nur gegen zwei ÖVP-Politiker (Molterer und Lopatka), sondern gegen die ganze Partei vorgeht.

Auch wenn sich die Anschuldigungen gegen die ÖVP sowohl quantitativ als auch qualitativ dramatisch von den Vorwürfen gegen Faymann und Ostermayer unterscheiden, sind selbstverständlich auch diese zu untersuchen. Die Koinzidenz der beiden Ereignisse ist aber mehr als decouvrierend und unappetitlich. Dazu kommt, dass die Vorwürfe gegen Reinhold Lopatka nicht einer gewissen Skurrilität entbehren, denn dieser war im Wahlkampf 2008 nicht mehr ÖVP-Generalsekretär und somit auch nicht mehr für die ÖVP-Finanzen zuständig. Schon diese Schlamperei sagt einiges aus über die Recherchequalitäten der Wiener Staatsanwaltschaft, die offensichtlich bei der Verfolgung politischer Delikte sehr selektiv vorgeht.

Prof. Dr. Herbert Kaspar ist Chefredakteur der ACADEMIA, der Zeitschrift des österreichischen Cartellverbandes.
Dieser Kommentar ist  in ACADEMIA 6/Dezember 2013
erschienen und wurde für diesen Blog etwas adaptiert und aktualisiert.

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Die Feinde der Freiheit drucken

Österreichs mediale, kulturelle und politische Landschaft ist eine Wüste. Mitten in dieser weiten Einöde steckt tief im Sand ein Schild. Darauf steht in dicken Lettern: „politisch korrekt“. Die meisten Bewohner dieser Wüste denken, leben und handeln nach demselben Muster. Auf den Bühnen, im TV und in der Literatur stets derselbe neosozialistische Meinungsbrei. Gleiches gilt für die Medien. Egal ob Qualitäts- oder Boulevardblätter, ob privates Unterschichten-TV oder regierungstreues Staatsfernsehen, alle bewegen sich im selben Meinungs- und Gedankenbiotop.

Nur die Verpackung ist entsprechend der Zielgruppe eine andere, der Inhalt wird immer an die politischen Vorgaben angepasst. Egal ob kleiner Boulevardzeitungsredakteur oder Feuilletonist beim elitären links-„liberalen“ Blatt, alle verkünden dieselben Wahrheiten. Der politisch korrekte Untertan erfährt so, was opportun ist und wie und was er gerade zu denken und zu sagen hat.

Die Grenze zwischen Gut und Böse ist, so wie einst im Kommunismus oder Nationalsozialismus, klar gezogen, um auch den einfachere gestrickten Gutmenschen die Orientierung zu ermöglichen, damit sie das Böse und den Feind klar erkennen und benennen können. Andernfalls kämen manche vielleicht auf die Idee, dass freie Marktwirtschaft, Eigenverantwortung oder Atomkraft so übel nun doch nicht sind und dass man mit Sozialismus, Männerdiskriminierung, Plastiksackerlverbot, Wind- und Fahrrädern nur sehr schwer die Welt wird retten können.

Dem gemeinen Bürger wird jedenfalls stets derselbe Meinungseintopf inklusive dem politisch korrekten Koordinatensystem serviert: An einem Ende der Skala (am bösen) stehen: Kapitalismus, (Neo)Liberalismus, freie Marktwirtschaft, Atomkraft, Gentechnik, Männlichkeit, Unternehmertum, traditionelle Familienstrukturen, Fleischkonsum, Eigenverantwortung oder strenge Zuwanderungskriterien. All das gilt es zu bekämpfen und auszumerzen, sei es mit Quoten, Gesetzen, Gewalt, Zuckerbrot und Peitsche, Propaganda, Marketing oder (Um)Erziehung.

Die Mittel werden von Jahr zu Jahr drastischer, das politische Koordinatensystem immer weiter nach links verschoben. Haltungen, die vor zehn Jahren noch als bürgerlich galten, werden heute als rechts oder rechtsextrem bekämpft. Die einstmals konservativen europäischen Parteien wie ÖVP oder CDU passen ihre Überzeugungen und Ziele dem kontinuierlich nach links driftenden politischen Koordinatensystems brav und ohne großes Murren an.

Im grünen Bereich des politisch korrekten Wertekatalogs finden sich: Linke, Feminismus, Gender-Mainstreaming, Buntheit, Greenpeace, Keynesianismus, Multikulti, Neosozialismus, Patchworkfamilien, Veggie-Day, Planwirtschaft, Windräder oder Einkaufstaschen aus fair gehandelter Jute. Das Ziel der europäischen neosozialistischen Gesellschaftsingenieure scheint jedenfalls ein gegenderter, technik- und fortschrittsfeindlicher, staatsgläubiger, antikapitalistischer, öko-muslimischer Einheitsbürger zu sein.

Aber wo es genau hingehen soll, dürften die Apologeten der Öko-Gender-Multikulti-Ideologie selbst nicht so genau wissen. Jedenfalls will man, so wie einst der gschupfte Ferdl, möglichst schnell dort sein. Vorerst geht es deshalb primär um die Zerstörung „überkommener Strukturen und Traditionen“, um das Ende des reaktionären, repressiven, kapitalistischen, patriarchalen Schweinesystems.

Um das zu erreichen, müssen die Bewohner der politisch korrekten Meinungswüste von Kindesbeinen an auch ganz korrekt erzogen werden. Die Linke und die sich in einem Transformationsprozess befindlichen einstmaligen bürgerlichen Parteien drängen deshalb immer stärker auf möglichst viele verpflichtende Kindergartenjahre, auf Gesamt- und Ganztagsschulen, frei nach der alten Marketing-Binsenweisheit: Schnapp sie dir, solange sie jung sind. Die Kinder sollen, so wie einst im real existierenden Sozialismus Osteuropas, möglichst rasch dem schädlichen Einfluss der potentiell nicht-linken Eltern entzogen werden. In staatlicher Obhut sind die lieben Kleinen besser aufgehoben als im privaten Umfeld.

Schließlich kennt jede Kindergartentante und jede Volkschullehrerin ihre Pflichten und Aufgaben ganz genau. Erst vor kurzem hat die linke und einflussreiche Amadeu Antonio Stiftung in Deutschland Maßnahmen gegen Kindergartenkinder von „rechten“ Eltern angeregt (laut Stiftung erkennt man diese geistig kontaminierten Kleinlebewesen übrigens daran, dass sie nicht auffallen und nicht mit dunkelhäutigen Kindern spielen). Ja die Feinde der schönen neuen Welt müssen rechtzeitig erkannt, enttarnt, und ausgesondert werden.

Die Faschisten sind überall

Die Wächter der politisch korrekten Wüste vermuten hinter jedem Stein und jeder Düne einen Feind und Gedankenverbrecher. In unserer Gesellschaft wimmelt es deshalb nur so von Nazis, Rassisten, Populisten, Sexisten, Chauvinisten, Klimaleugnern, Schwulenhassern oder gierigen Kapitalisten. Und wer zu den Feinden gehört, das bestimmt die politisch korrekte Elite. Um zumindest den Anschein von demokratischer Legitimation zu haben, hält man sich in Universitäten, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, NGOs und anderen von öffentlichen Geldern abhängigen Institutionen so genannte Experten.

Dieses Heer von pseudowissenschaftlichen Genderforscherinnen, Rassismusfachleuten, Soziologen, Klimahysterikern, Diversitäts- und Multikultipredigern prägt in Zusammenarbeit mit Politik und Medien das geistige Klima dieses Kontinents. Sie regeln unsere Sprache, legen fest, welche Worte man noch oder nicht mehr verwenden darf und welche Bedeutung sie haben, wie man sich fortzubewegen hat, welche Duschköpfe und Beleuchtungskörper man verwenden darf, welche Bücher man nicht mehr lesen soll oder welche Konzerte und Veranstaltungen man besser nicht besucht, so ferne sie überhaupt stattfinden dürfen (Stichwort: Frei.Wild).

Die politisch korrekten Inquisitoren kennen kein Pardon. Ein unbedachtes Wort, eine falsche Redewendung, ein Lacher an der falschen Stelle bzw. kein Lacher an der geforderten, schon ist man verdächtig. Vor allem im Universitäts- und Medien-Betrieb ist der linke Gruppendruck enorm. Eigenständig denkenden Menschen werden durch die selbsternannten Rassismus-, Faschismus- und Sexismus-Wächter und deren politisch korrekte Hilfssheriffs und Blockwarte kontrolliert und gegängelt. Mit immer neuen und restriktiveren Sprachregelungen, Gesetzen und Verhaltensregeln wird die Meinungsfreiheit Schritt für Schritt eingeschränkt.

Die Hüter der politisch korrekten Moral, die 68er und ihre Epigonen sitzen nach dem erfolgreichen Marsch durch die Institutionen an den Schalthebeln der Macht, in den Medien, Universitäten, Gerichten, Ministerien, den NGOs, im Staats- und Kulturbetrieb. Die neuen Jakobiner geben die Marschroute der Lemminge vor.

Wer das von ihnen abgesteckte Terrain verlässt, die politisch korrekten Tabus bricht, Denkverbote ignoriert und an der propagierten Alternativlosigkeit neosozialistischer Glaubenssätze zweifelt, der wird sozial ausgegrenzt, mit Berufsverboten belegt, verfolgt und diffamieret. Die Gutmenschen sorgen effektiv und gründlich dafür, dass ihre intellektuelle Wüste nicht von unerwünschten Gedanken, Ideen und Ideologien verschmutzt wird. Jede Oase wird ausgetrocknet, jedes aufkeimende Pflänzchen zertreten. Man möchte eine politisch korrekte Monokultur.

Man fühlt sich in dieser tristen Umgebung wohl. Vor allem deshalb, weil man sie nicht als solche wahrnimmt. Die ständig wachsende Zahl an Ge- und Verboten wird nicht einmal als Einschränkung der persönlichen Freiheit begriffen. Einerseits weil all das selbstredend zu unser aller Wohl und zur Rettung des Planeten geschieht und weil sich die meisten Österreicher und Deutschen in den Armen des Staates traditionell wohl fühlen. Anderseits tummeln sich auch unter den braven Wüstenbewohnern unzählige Kritiker, Mahner und Querdenker. Im Grunde sieht sich jeder aufrechte Gutmensch als kritischer Geist und Denker.

Als unbequem, couragiert und engagiert gilt man, wenn man päpstlicher als der Papst ist, sprich noch korrekter ist als der politisch korrekte Mainstream. Nicht diejenigen, die die herrschende Ideologe hinterfragen, gelten als unbequeme Kritiker, sondern die übereifrigen politisch korrekten Streber. So gaukelt man sich und den anderen Pluralität und Meinungsfreiheit vor. Die, die den Veggie-Day auch mit Zwang durchsetzen wollen, die nach „No Borders“ rufen, die die „Reichen“ enteignen wollen, sind auch diejenigen, die von staatlichen und staatsnahen Institutionen mit Ehrungen und Preisen gewürdigt und mit Subventionen und Aufträgen belohnt werden.

Gegen die „Bösen“ ist jedes Mittel recht

Für einen Gutmenschen ist das kein Widerspruch. Als mutig gilt, wer mit den Kojoten jault, offene Türen einrennt, und gegen den zuvor aufgebauten Popanz – also weitgehend virtuelle Gefahren und Feinde – kämpft. Jeder schmalbrüstige Gymnasiast und jeder angepasste Soziologieprofessor darf sich mit der richtigen politischen Einstellung als waschechter antifaschistischer Widerstandskämpfer fühlen. Held sein zum Nulltarif im neosozialistischen Disneyland. Wer gegen Schießbudenfiguren, Plastikmonster und Leintuchgespenster kämpft, der braucht auch nichts zu riskieren. Henryk Broder brachte es auf den Punkt: „Die Abwesenheit von Faschismus ist die Grundlage für eine vitale Antifa.“

Wer das politisch korrekte System hinterfragt und kritisiert, der wird mit der Nazikeule verprügelt, bis er am Boden liegt, dem unterstellt man Geisteskrankheiten (Xeno-, Islamo- oder je nach Bedarf andere Phobien), der wird lächerlich gemacht, dessen berufliche Existenz wird vernichtet, so einer kann nur unredliche Motive haben. Wer nicht im politisch korrekten Mainstream schwimmt, der wird geächtet und sozial ausgegrenzt.

Die großen öffentlichen Diskurse in Politik, Medien und Kultur sind deshalb nur Scheindebatten und Schaukämpfe, weil sie sich immer nur in einem ganz bestimmten vorgegebenen Rahmen bewegen dürfen. Grundlegende Kritik ist nicht mehr gestattet und wird zunehmend kriminalisiert, etwa durch den gummiartigen Verhetzungsparagraphen (§283 StGB):

„(1) Wer öffentlich auf eine Weise, die geeignet ist, die öffentliche Ordnung zu gefährden, oder wer für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar zu Gewalt gegen eine Kirche oder Religionsgesellschaft oder eine andere nach den Kriterien der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion oder Weltanschauung, der Staatsangehörigkeit, der Abstammung oder nationalen oder ethnischen Herkunft, des Geschlechts, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung definierte Gruppe von Personen oder gegen ein Mitglied einer solchen Gruppe ausdrücklich wegen dessen Zugehörigkeit zu dieser Gruppe auffordert oder aufreizt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren zu bestrafen

(2) Ebenso ist zu bestrafen, wer öffentlich gegen eine der im Abs. 1 bezeichneten Gruppen hetzt oder sie in einer die Menschenwürde verletzenden Weise beschimpft oder verächtlich zu machen sucht.“

Vor solchen Formulierungen ist niemand sicher. Wehe, man versucht Pädophile (auch eine sexuelle Ausrichtung) „verächtlich“ zu machen, schließlich (Achtung Ironie!) schauen die Linken auf ihre Leute.

Mit so einer Schützenhilfe kann die Gutmenschen-Kamarilla mit Unterstützung ihrer medialen Hilfssheriffs auch ganz einfach pseudowissenschaftlichen Erkenntnisse (die Geschlechterunterschiede sind primär ein gesellschaftliches Konstrukt, mit erhöhten Staatsausgaben lässt sich die Wirtschaft ankurbeln, soziale Ungerechtigkeit ist der primäre Auslöser für Gewalt, Hass und Konflikte, der Mensch verursacht den Klimawandel, etc.), als unumstößliche Wahrheiten postulieren, um so, so wie einst die Kirche, die Untertanen besser lenken zu können. In so einem gesellschaftlichen und politischen Klima fährt man am besten, wenn man seine eigenen Standpunkte von ihrer Mehrheitsfähigkeit abhängig macht. Deshalb werden in Kunst und Medien stets dieselben ledrigen Binsenwahrheiten Tag für Tag wiedergekäut.

Adolf Hitler ist als untotes Schreckgespenst Dauergast in Medien, Talkshows, Romanen, Debatten, Theaterstücken, Universitäten. Ohne Unterlass wird die nationalsozialistische Vergangenheit „aufgearbeitet“. Und während man den Schuldkult pflegt und mit großen Gesten vor dem Wiederaufkeimen des Nationalsozialismus warnt, installiert man ohne großen Widerstand und vor aller Augen ein neues totalitäres faschistisches System. Und damals wie heute wollen die Feinde der Freiheit nur unser Bestes. Schließlich geht es darum, ob der Meeresspiegel in 50 Jahren um 4 oder um 4,2 Zentimeter (oder so) steigt.

Das Leben der Opposition ist zunehmend hart

Wer bei dieser schmierigen Tragikomödie nicht mitspielt, hat es zunehmend schwerer. Für dezidiert nicht-linke Journalisten etwa gilt de facto ein Berufsverbot. In der medialen Einöde gibt es für Abweichler keine Jobs. Das Ergebnis: Laut mehreren repräsentativen Befragungen ordnen sich etwa 2/3 aller Journalisten dem linken politischen Spektrum zu, die Dunkelziffer ist noch weit höher.

Liberale, konservative, rechte, ja selbst halbwegs neutrale Ansichten und Ideen sucht man in den großen Medien lange und oftmals vergebens. Nur einige wenige nicht-linke „Hofnarren“ dürfen ab und an ihre Meinungen kundtun. Die Mainstream-Medien fungieren als Gatekeeper, sie lassen nur zu, was opportun ist. Beim Entscheidungsfindungsprozess, was gerade genehm ist und was nicht, helfen die vielen Inserate aus Öffentlicher Hand ungemein.

Und weil kritischen Geistern der Zugang zu den großem Medien verweht wird, weichen sie ins Internet aus. Hier ist eine vielfältige kritische Meinungslandschaft, allerdings mit überschaubarer Außenwirkung, entstanden. Bestrebungen in Brüssel, dem einen Riegel vorzuschieben, gibt es schon länger. Trotzdem ist es wichtig, immer und immer wieder den Finger in die offenen Wunden zu legen, die Auswüchse der politisch korrekten Ideologie anzuprangern, um den selbstgerechten Gutmenschen den Spiegel vor ihre totalitäre Fratze zu halten.

Nicht, dass man mit solchen Texten besonders viel ändern oder bewegen kann, sie sind eher eine Bestandsaufnahme, eine Chronik des Niedergangs oder Dokumente fürs Archiv und nicht zuletzt Therapie für Autor und Leser.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Vorwort zu dem in wenigen Wochen erscheinenden eBook „Die Feinde der Freiheit“ (Kindle Edition) von Werner Reichel.

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Die selbst ernannten Experten für eh alles drucken

Der liberale Autor und Blogger Christian Ortner wies kürzlich in einem Kommentar in der Wiener „Presse“ auf den Umstand hin, dass das Image der Politikerzunft mittlerweile unter jenes von Prostituierten gesunken ist (was keinen aufmerksamen Beobachter sonderlich überraschen wird). Erstaunlich ist allerdings, dass der Grad der Wertschätzung für Journalisten immer noch höher liegt als der von Politikern. Auffällig ist das deshalb, weil Politiker – so moralfrei, inkompetent und von eitler (Macht-)Gier getrieben sie auch agieren mögen – immerhin ständig damit rechnen müssen, von ihren jeweiligen Gegnern dafür vorgeführt, brutal angegriffen, lächerlich und verächtlich gemacht zu werden. Das ist – gemessen an dem Schaden, den sie unentwegt anrichten – ein zwar geringer Preis, aber immerhin ist es einer.

Ganz anders steht es um die Damen und Herren der hauptamtlich schreibenden Zunft. Kein Korrektiv weit und breit. Keine ätzende Kritik – durch wen auch? Nur selten hackt eine Krähe einer anderen ein Auge aus. Und so sind Zeitungen und Radionachrichten regelmäßig voller Müll, den zu erkennen nur wenigen zugleich sachkundigen und kritischen Geistern gegeben ist. Schließlich ist der Medienkonsument kein Universalsachverständiger. Es ist ihm in nicht allzu vielen Fällen möglich, den Wahrheitsgehalt der einzelnen Berichte korrekt einzuschätzen.

Der Boulevardjournalist dagegen geriert sich als Experte für alles – was er aber nicht ist! Er berichtet vielmehr in einer Mehrzahl der Fälle wie der sprichwörtliche Blinde von der Farbe. Da die Gruppe der jeweils Fachkundigen klein ist, die zu einem bestimmten Fachthema zu Papier gebrachten Mumpitz auch als solchen zu entlarven vermögen, gehen derlei Verfehlungen meist durch, ohne aufzufallen.

Besonders schlimm wird es, wenn Ahnungslosigkeit und Ressentiment des Berichterstatters sich miteinander paaren. Das ist etwa regelmäßig bei Wirtschaftsfragen der Fall – namentlich bei solchen, die sich mit Fragen der Unternehmensführung befassen, von denen der gemeine Schreiber naturgemäß keinen blassen Schimmer hat. Für die mehrheitlich links bis linksaußen stehenden Schreiberlinge sind Manager und Unternehmer folgerichtig ruchlose Unmenschen, die man genussvoll mit Dreck bewirft, während die Vertreter der werktätigen Massen als Helden verehrt zu werden pflegen.

Am Schlimmsten allerdings wird es bei Themen, die, in welchem Kontext auch immer, mit Waffen zu tun haben. Da pflegen sich die letzten Reste von Vernunft und Redlichkeit zu verabschieden. Was man nicht mag, von dem versteht man auch nichts.

Meldungen à la „…Waffe im Kaliber 22 mm…“ können daher schon einmal vorkommen („Kaliber .22“ bezieht sich auf ein Zollmaß – das sind 5,56 mm). Warnungen vor hochgefährlichen „Schnellfeuermagazinen“ und Forderungen nach einem Verbot derselben, sind zu Rennern avanciert, seitdem der Messias im Weißen Haus laut darüber nachgedacht hat, einen entsprechenden Bannfluch auszusprechen.

Jedoch: Ein Magazin ist ein Magazin ist ein Magazin. Ein Patronenreservoir, nichts weiter. Wer ernsthaft glaubt, mit einem amtlichen Verbot von derlei Blech- oder Plastikteilen die Sicherheit im Lande heben und uns alle vor psychisch defekten Killern bewahren zu können, sollte ernsthaft daran denken, so rasch wie möglich einen Termin beim Arzt zu vereinbaren (nicht beim Urologen!).

Ein besonders feines Gustostückerl war kürzlich in der „Kronenzeitung“ – der immer noch den Markt beherrschenden Postille in der Alpenrepublik – zu bewundern. In einem gewohnt reißerisch aufgemachten Beitrag zu einem Mann, der, ohne dabei irgendjemandem zu schaden, an einem Fenster stehend mit einer mutmaßlichen Waffe herumgefuchtelt hat, findet sich der bemerkenswerte Satz: „Wie sich später herausstellte, handelte es sich um Faustfeuerwaffen, die mittels Druckluft betrieben werden.“

Das ist geradezu brillant, nicht wahr? „Druckluftbetriebene Feuerwaffen“ – das ist wie benzingetriebene Dieselmotoren, rauchfreie Nebelkerzen oder arbeitswütige Beamtengewerkschafter. Darauf muss einer erst einmal kommen.

Der Autor dieser Zeilen, enthusiastischer Amateurjournalist der er nun einmal ist, bekennt freimütig und ohne zu erröten, sich auf nicht allzu vielen Gebieten wirklich gut auszukennen. Nie würde er sich daher über Themen wie Lyrik der Jungsteinzeit, Gendergerechtigkeit in der Pelztierzucht oder Ehrenkodex von EU-Politkommissaren hermachen. Der seriöse Schuster bleibt eben bei seinen Leisten.

Derlei Bescheidenheit und Zurückhaltung sind den professionellen Berichterstattern der Hauptstrommedien indes fremd, wie der zitierte Beitrag in der „Kronenzeitung“ vom 2. 12. 2013 eindrucksvoll beweist: Ahnungslosigkeit pur – davon aber jede Menge. Weshalb die Imagewerte von Journalisten noch immer auf einem höheren Niveau liegen als die von Politikern, ist ein unergründliches Rätsel…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Offenbarungseid einer überforderten Bürgermeisterin drucken

Die linke Hexenjagd auf Burschenschafter in Innsbruck hatte nur die Hälfte der angekündigten Teilnehmer. (Mit nachträglicher Ergänzung)

Bald gibt es schon mehr Briefkastenplattformen als Menschen, die hinter dem ständigen Antifa-Geschreie der Linken stehen. Für einige kräftige Rechtsbrüche reichte es in Innsbruck dennoch. Einer richtete sich weitab des Burschenschaft-Treffens gegen einen CVer, also einen katholischen Studentenvertreter, der brutal niedergeschlagen wurde. Was der schwer überforderten Innsbrucker Bürgermeisterin vielleicht doch die Augen öffnet, die im Wahlkampf ja heftig um die CVer gebuhlt hatte. Wäre sie intelligent, würde sie nämlich erkennen: Wenn man einmal dem Druck der Straße weicht, wenn man einmal selbst Recht bricht (etwa durch bewussten Bruch eines Vertrags), dann sollte man sich nicht wundern, wenn dann auch die eigenen Freunde niedergeprügelt werden. Noch widerlicher wieder einmal das ORF-Fernsehen. Es formulierte im miesesten Stürmer-Stil: Die Burschenschafter durften sich diesmal nicht in der Messehalle "zusammenrotten.“ Eigentlich hatte „öffentlich-rechtlich“ einmal mit „Recht“ zu tun gehabt . . .

Nachträgliche Ergänzung: Genauso infam und eine indirekte Rechtfertigung der Gewaltausübung war die Formulierung einer anderen ORF-TV-Sendung: Die linken Demonstranten hätten "offenbar versehentlich" auch Personen aus einer katholischen Verbindung attackiert. Die übrigen gewalttätigen Attacken der Linkschaoten gehen im ORF-Österreich des Jahres 2013 also offenbar in Ordnung. Das ist Bürgerkriegsdiktion.

 

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Ehe, Schwule und die Gehirnwäsche drucken

Das Ergebnis der kroatischen Volksabstimmung ist eigentlich eine absolute Selbstverständlichkeit. Zwei Drittel sagten dabei, dass Ehe eine Sache zwischen Mann und Frau ist. Vor kurzem wäre niemand irgendwo auf der Welt überhaupt auf die Idee gekommen, über so evidente Fakten Referenden abzuhalten.

Dennoch sind diese notwendig geworden – auch für andere Länder. Denn noch nie sind veröffentliche und öffentliche Meinung so total auseinandergeklafft. Auch hierzulande denunzieren fast alle Medien, linke Politiker und einige Universitäts-Dummköpfe gehirnwäscheartig seit einigen Jahren die klassische Sicht der Ehe als faschistisch und eine Untat gegen Homosexuelle.

Was für ein Unsinn! Vielmehr geht es darum, dass Ehe nur dann Förderung verdient, wenn sie Kinder produziert, die wichtigste Investition sterbender Gesellschaften. Mit dem Kindermachen tun sich aber Schwule noch immer verdammt schwer.

Was für die große Mehrheit der Menschen klare Konsequenzen hat – ohne deswegen Schwule verfolgen zu wollen. Hingegen sehen die immer radikaler nach links gehenden Medien das anders. Das ist ihre Sache. Sie sollten sich aber nicht wundern, dass ihnen Leser und Seher davonrennen, und zum Ausgleich Steuergelder verlangen.

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FN 531: Der Genmais, die NGOs und das Leben drucken

Die einzige Studie, die jemals die Schädlichkeit von genverändertem Mais behauptet hatte, ist jetzt vom betreffenden Fachmagazin als unseriös zurückgezogen worden.

Was etliche Fragen aufwirft: Wo berichten die Medien ebenso groß darüber, wie sie einst über diese Studie berichtet haben? Wo werden die extrem unseriösen Grün-NGOs jemals für das ständige Ausstreuen von Unwahrheiten zur Rechenschaft gezogen? Wer übernimmt die Schuld an den vielen Todesopfern in der Dritten Welt, die durch einen ergiebigeren Mais und durch einen genveränderten Reis verhindert hätten werden können, der Mangelkrankheiten zuvorkommt? Natürlich niemand. Aber der ORF, genauer: der Herr Wrabetz stellt diesen Vereinen nächstes Jahr sogar eine ganze Woche das öffentlich-rechtliche Geschütz für deren Werbung zur Verfügung. Gratis. Obwohl er angeblich kein Geld hat. Da sollte man dringend prüfen, ob da nicht schon ein Fall der Untreue vorliegt.

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FN 526: Ebenbürtig widerlich: die FPÖ und der „Kurier" drucken

Fotos, Filmaufnahmen, Stalking und Privatsphäre: Medien und Politik verlieren jedes Gefühl für Anstand. Schlaglichter eines Sittenverfalls.

Wenn nicht noch neue Aspekte der Affäre bekannt werden, dann kann man zu der rund um die ORF-Pressestunde entstandenen Polemik nur sagen: Wehret den Anfängen, beide haben Grenzen überschritten. Der „Kurier“ und die FPÖ. Der „Kurier“ hat offensichtlich ohne Zustimmung die Wohnung der Ex-Freundin von H.C.Strache fotografiert und veröffentlicht. Widerlich und eine rechtswidrige Verletzung der Privatsphäre einer Nichtpolitikerin. Wobei unter halbwegs anständigen Journalisten auch bei Politikern selbst deren Wohnungen und Familien absolut tabu sein sollten. Solche schweren Grenzüberschreitungen hätte man bisher höchstens aus den Häusern Fellner und Dichand erwartet. Die FPÖ hat daraufhin offenbar zur Rache ein Kamerateam zur Wohnung des „Kurier“-Chefredakteurs entsandt. Offenbar ein Relikt altdeutschen Faustrechtdenkens. Die Oppositionspartei kann sich höchstens zugute halten, dass sie dieses Video bisher nicht veröffentlicht hat. Ansonsten handelte sie aber ebenso skandalös. Ebenfalls ärgerlich, wenn auch nicht ganz so arg, war dann, was die Ehefrau des „Kurier“-Journalisten tat: Sie benutzte den ORF als Plattform, um dort wiederum von ihrer Seite die Kontroverse gegen Strache aufrollen zu können. Auch das ist eine Grenzüberschreitung, wenn auch keine rechtswidrige. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist jedenfalls dazu nicht da. Sollte wirklich das behauptete „Stalking“ vorliegen, gibt es einen klaren Weg: die Anzeige und nicht die Denunziation und Privatjustiz.

 

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Das Geschäft mit der Moral drucken

Rund 400 Afrikaner sterben am 3. Oktober dieses Jahres vor der italienischen Insel Lampedusa beim Versuch, illegal in die EU einzureisen. Der tunesische Kapitän hatte vor der Küste den Kutter in Brand gesteckt. Das 20 Meter lange Boot kentert, ein Großteil der Passagiere ertrinkt.

Seit mehreren Wochen versuchen NGOs, linke Politiker und kirchliche Organisationen den Unglücksfall für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Ihre Forderungen werden mit Hilfe der gleichgeschalteten politisch-korrekten Staats- und Mainstream-Medien flächendeckend in der EU verbreitet. Die Botschaft ist eindeutig. Europa und die Europäer sollen Grenzen und Geldtaschen noch weiter öffnen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch: „Wir dürfen Europa nicht als Festung ausbauen, in die keiner mehr hinein darf". Der UN-Sonderberichterstatter François Crepeau fordert den Ausbau der legalen Einwanderung, denn Europa müsse die „Vorstellung von Vielfalt und Multikulturalität" endlich akzeptieren. Die Grünen-Menschenrechtssprecherin Alev Korun: „Die rigide Abschottung Europas ist nicht nur kleinlich (…), sondern kostet jeden Tag Menschenleben.“

Wer nicht in den Chor der guten Menschen mit einstimmt, der ist Unmensch, Chauvinist, Nazi oder einfach dumm und herzlos. Schließlich gehöre Europa zu den reichsten Regionen der Welt, deshalb müsse man sich das doch schließlich leisten können, so das politisch-korrekte Mantra. Die Trennlinie zwischen gut und böse ist klar gezogen. In Österreich haben sich 14 Organisationen und dutzende Privatpersonen zum Bündnis „Gegen Unmenschlichkeit“ zusammengeschlossen. In dieser Initiative haben sich führende Gutmenschen versammelt, um ein Zeichen gegen diese Unmenschen – wie etwa gegen den Autor dieser Zeilen – zu setzen. Wer nicht für eine möglichst weite Öffnung der europäischen Grenzen eintritt, der trägt, nach Darstellung der selbsternannten moralischen Elite dieses Kontinents, (Mit)Schuld am Tod der Lampedusa-Flüchtlinge.

Es ist allerdings kein Zufall, dass jene, die so öffentlichkeitswirksam die „restriktiven“ Einwanderungsgesetze verdammen und eine möglichst unkontrollierte Einwanderung fordern, auch jene sind, die davon am meisten profitieren und am seltensten davon direkt und negativ betroffen sind. Der ständige Zustrom möglichst unqualifizierter und ungebildeter Migranten nach Europa ist für sehr viele dieser guten Menschen Lebensgrundlage, er sichert ihnen das Einkommen und die Stellung in der Gesellschaft. Er ist für sie vor allem eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Viele Gutmenschen nutzen die Not anderer, um ihr eigenes Leben zu finanzieren. Und wenn nicht genügend Hilfsbedürftige im eigenen Land aufzutreiben sind, dann muss man eben neue ins Land lassen.

Das Geschäftsmodell ist einfach. Die steuerzahlende Bevölkerung wird mit der Not und Armut anderer Menschen moralisch erpresst. Das funktioniert deshalb so gut, weil man mit Hilfe der (post)kolonialen und der nationalsozialistischen Vergangenheit der europäischen Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten einen veritablen Schuldkomplex eingepflanzt hat. Diese Geisteshaltung hat sich in den Köpfen festgefressen, sie ist für viele sogar ein wichtiger Bestandteil ihrer Identität und ihres Selbstverständnisses. Daraus hat sich ein regelrechter Schuldkult und Schuldstolz entwickelt. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung ist fest davon überzeugt, dass Europa bzw. der Westen am Leid der Dritten Welt mehr oder weniger die alleinige Schuld trägt. Das ist zwar, vor allem auch dank der wachsenden politischen, wirtschaftlichen und militärischen Bedeutungslosigkeit Europas, etwas größenwahnsinnig, aber was solls, schließlich dient es ja der „guten Sache“.

„Wir“ – oder besser alle westlichen Nicht-Gutmenschen, sprich Unmenschen – sind es, die die Armut in Afrika und Asien zu verantworten haben. Europas Wohlstand beruht nicht in erster Linie auf Leistung, Erfindergeist, Fortschritt oder Innovation (all das, womit Gutmenschen recht wenig anfangen können), sondern auf der Ausbeutung der Dritten Welt. Das ist zwar nicht einmal die halbe Wahrheit, trotzdem wird dieses Ammenmärchen den Europäern Tag für Tag aufgetischt, in Aufrufen, Moralpredigten, Sonntagsreden, Appellen, Vorlesungen, Büchern, in Theaterstücken, Filmen, auf Plakaten und in Werbespots. Die Moralmafia, ein Netzwerk aus Politkern, Beamten, Wissenschaftern, Intellektuellen, Kirchen und NGOs leistet ganze Arbeit, um ihr Ziel zu erreichen. Der Bevölkerung unter dem Deckmantel der Menschlichkeit das Geld aus der Tasche zu ziehen und ein für ihre eigenen Interessen möglichst optimales politisches und gesellschaftliches Klima zu schaffen. Völlig ungeachtet der schlechten Wirtschaftslage, der bereits jetzt astronomisch hohen Steuersätze und der zunehmenden sozialen Spannungen.

Die Gelder, die über Steuern und Spenden eingetrieben werden, fließen in die mittlerweile riesige Asyl-, Einwanderungs- und Sozialindustrie mit ihren tausenden Arbeitsplätzen. Dieser Geschäftszweig braucht zum Überleben den ständigen Zustrom von möglichst ungebildeten und unqualifizierten Zuwanderern aus der Dritten Welt. So finden eine Unzahl an Betreuern, Sprachlehrern, Dolmetschern, Anwälten, Streetworkern, Integrationslehrern, Politkern, Psychologen, Supervisoren, Beamten, Projektleitern, Trainern , Mediatoren, Therapeuten, interkulturellen Coaches, Sozialpädagogen, Betreuern, etc. ihr Einkommen und ihre Daseinsberechtigung. Viele von ihnen wären ohne den ständigen Zustrom aus den armen Regionen Afrikas und Asiens selbst Sozialfälle.

Es ist also kein Zufall, dass das Bündnis „Gegen Unmenschlichkeit“ von Organisationen wie Amnesty International, Caritas, Asylkoordination Österreich, Diakonie, Zara, Ute Bock oder S.O.S. Mitmensch gegründet worden ist. Sie alle brauchen die importierte Not, damit der Strom an Spenden, Subventionen und sonstigen öffentlichen Zuwendungen nicht versiegt. Außerdem, wer will schon zu den Unmenschen gehören. Selbstverständlich geschieht das im Namen der Menschlichkeit, alles ganz selbstlos, denn, so ein billiger Marketingspruch der Moralmafia: „Kein Mensch ist illegal!“

Die Agenda der Gutmenschen

Das wissen auch die Grünen. Was nicht verwundert, sind doch laut Zahlen des Politikwissenschaftlers Manfred Güllner (FORSA) die Hälfte der Grünen-Parteimitglieder in Deutschland im öffentlichen Dienst beschäftigt. Da sind die vielen, die in der staatsnahen Sozial-, Psycho- und Asylindustrie beschäftigt sind, noch gar nicht mitgerechnet. In Österreich ist es nicht viel anders. Diejenigen, die durch produktive Arbeit in der freien Marktwirtschaft jenes Geld verdienen, auf das Linke, Politiker, NGOs und Kirchen so scharf sind, wählen selten grün.

Doch in der rezenten europäischen Gesellschaft zählen nicht die Menschen, die den Wohlstand schaffen, zu den Guten, sondern jene, die das Geld von den Leistungsträgern einkassieren, einen Teil selbst behalten und den Rest umverteilen. Der Präsident der österreichischen Caritas verdient übrigens 3.800 Euro Netto im Monat (Stand 2010). Und als Sahnehäubchen obendrauf gibt es für engagierte Gutmenschen noch jede Menge Ehrungen, Preise und Auftritte in Funk und Fernsehen. Das ist doch viel lustiger als langweilige Maschinenteile zu entwerfen oder Stromleitungen zu verlegen. Unterstützt werden die Guten von den Journalisten. Auch sie wählen, wie mehrere Studien belegen, zu mehr als zwei Drittel links.

Es ist zynisch, wenn die Moral-Mafia alle jene, die für eine sinn- und verantwortungsvolle Einwanderungspolitik eintreten, für den Tod der Lampedusa-Flüchtlinge verantwortlich macht. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Gerade jene, die potentiellen Wirtschaftsflüchtlingen einreden, sie hätten ein „Recht“ in Europa zu leben und dies mit hohlen Slogans wie „No Borders“ oder „Kein Mensch ist illegal“ untermauern, animieren die unzähligen notleidenden Menschen in Afrika und Asien, ihr gesamtes Geld zusammenzukratzen, um sich mit Hilfe von kriminellen Organisationen nach Europa schleppen zu lassen.

Die Gutmenschen rufen einmal mehr: „Haltet den Dieb!“ Eine nahezu grenzenlose Union aus – im Vergleich zu Afrika – wohlhabenden Sozialstaaten hat angesichts der hunderten Millionen armer Menschen die rund um Europa leben eine nur sehr begrenzte Lebensdauer. Der Kollaps ist vorprogrammiert.

Klassische Einwanderungsländer wie die USA, Kanada oder Australien waren und sind leistungsorientiert, die Zuwanderer in diesen Ländern sind es damit zwangsläufig auch. Nicht so in Europa. Hier betreiben Politik und NGOs eine Negativauslese. Kluge Köpfe und Leistungswillige machen längst einen großen Bogen um die EU. Nicht das beste Zukunftskonzept. Der stetige Zustrom in die Sozialsysteme führt unweigerlich zum Zusammenbruch des Systems. Wer nach weit geöffneten Grenzen ruft oder der Einfachheit halber gleich „No Borders“ fordert, der zerstört den Wohlstand und die innere Sicherheit Europas.

Und wenn die Sozialtöpfe endlich leer und die letzten Reste der europäischen, sprich der deutschen, Industrie dank leistungsfeindlicher sozialistischer Politik international nicht mehr konkurrenzfähig sind, dann wird es zwangsläufig zu Umverteilungskämpfen, Unruhen, religiösen und ethnischen Konflikten kommen. Die Anzeichen für diese Entwicklungen sind ohnehin kaum noch zu übersehen. Während in China oder Südkorea Kinder täglich von früh bis spät zu schulischen Höchstleistungen angespornt werden, versuchen die Europäer gerade die Analphabetenrate mit untauglichen Mitteln wie etwa der Gesamtschule möglichst gering zu halten.

Die unzähligen Euro-Milliarden, mit denen Europa versucht, die Probleme der verfehlten Einwanderungspolitik oberflächlich zu kaschieren (eine Art Schutzgeld für den sozialen Frieden), werden anderswo in Forschung und Entwicklung investiert. Indien hat übrigens vor wenigen Tagen erfolgreich eine Mars-Mission gestartet. Die chinesische Wirtschaft wird in diesem Jahr um über sieben Prozent wachsen. Das ist zwar der schlechteste Wert seit über 20 Jahren, trotzdem kann Europa von solch astronomischen Zuwächsen nur noch träumen. Und eine Trendumkehr ist dank Politkern wie Hollande, Barroso und Co. auch nicht in Sicht. Sie sind lediglich die Profiteure und Verwalter des europäischen Niedergangs.

Denn trotz der gigantischen Umverteilung kommt es in französischen Vorstädten, in Großbritannien oder Schweden immer wieder zu Unruhen und Ausschreitungen. Die Folgen einer verfehlten Einwanderungspolitik. Und jetzt wollen die Gutmenschen die Lampedusa-Katastrophe zum Anlass nehmen, diese Probleme zu potenzieren.

Der Preis, den die europäischen Gesellschaften für die Meinungsdiktatur der Gutmenschen zu zahlen haben, ist ein sehr hoher. Am Ende will dann, wie schon einmal in der Geschichte, niemand von irgendetwas gewusst haben, obwohl hinter den Forderungen nach offenen Grenzen nicht nur ökonomisches Unverständnis und gutmenschliche Naivität stecken, sondern vielmehr politisches Kalkül. Joschka Fischer wollte einst Deutschland durch „Zustrom heterogenisieren, quasi verdünnen“. Für linke Strategen sind all die Notleidenden aus der Dritten Welt nur Figuren auf ihrem Schachbrett. Kirchliche Organisationen und andere gutmeinende Menschen lassen sich aus Dummheit, Opportunismus und Gefallsucht vor den Karren der linken Gesellschaftsingenieure spannen.

Es geht jedenfalls nicht um Menschlichkeit oder um eine bessere oder gar „gerechtere“ Welt. Denn dafür sind die Rezepte der Gutmenschen und Sozialisten völlig untauglich. Auch wenn Europa noch weitere Millionen an Wirtschaftsflüchtlingen in die EU lässt, die Bedingungen in Afrika werden dadurch um keinen Deut besser. Dambisa Moyo, eine Wirtschaftswissenschaftlerin aus Sambia: „Die Chinesen haben in zehn Jahren das erreicht, worin der Westen sechzig Jahre versagt hat. Sie haben eine Infrastruktur aufgebaut und weit über 100.000 Jobs geschaffen.“ Und das ohne jede gutmenschliche Gefühlsduselei, sondern aus rein wirtschaftlichen Interessen.

Das was die Chinesen da in Afrika geschaffen haben, ist zwar schön und gut für die Afrikaner, aber wovon sollen dann die vielen europäischen Integrationsbeauftragten, Spendenkeiler, Betreuer usw. leben?

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. In wenigen Wochen erscheint eine Sammlung von Texten aus den Jahren 2012 und 2013 als eBook (Kindle Edition).

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Drei Mal ungeheuerlich – und doch auch drei Mal erfreulich drucken

Jetzt reicht es sogar schon den Fußballern. Jetzt reicht es sogar schon vielen Lehrern. Jetzt reicht es schon unglaublich vielen Europäern. Es geht um drei ganz verschiedene Themen. Aber alle drei sind ebenso widerlich und ungeheuerlich wie positiv und erfreulich.

Wie das?

Erstens: Das österreichische Fußballnationalteam hat etwas getan, was Sportler noch nie gewagt haben: Es hat geschlossen in einem offenen Brief gegen die Ungeheuerlichkeiten in Werner Faymanns Lieblingszeitung „Österreich“ protestiert. Da muss sich schon sehr viel angesammelt haben, wenn Sportler einmal öffentlich aufbegehren. Aber auch die Leser spüren zunehmend, was dort los ist, wie wenig die Texte auf diesen Fellner-Seiten mit der Realität zu tun haben, und stehlen das Blatt nicht einmal mehr.

Die Fußballer machen darin unter anderem bekannt, dass selbst für viele „Exklusiv-Interviews“ von „Österreich“ nie mit einem der Sportler auch nur geredet worden ist. Aber diese Zeitung tut ja, was sie will. Jenseits irgendwelcher Fakten und Wahrheiten. Es hat beispielsweise auch nie ein Verfahren gegeben, als die heutige „Österreich“-Führung früher bei Auflage-Meldungen der damals von ihr geleiteten Illustrierten („News“ bis „Profil“) gelogen hat.

Dennoch ist das erfreulich: Endlich beginnt sich jemand gegen solchen Gossenjournalismus zu wehren. Und wenn schon Politiker und Firmen noch immer kuschen, so freut man sich über die Fußballer umso mehr.

Zweitens: Ebenso ungeheuerlich agiert der Wiener Stadtschulrat, der alle Wiener Lehrer zu einem „Dallinger-Symposion“ einlädt. Dieses wird von der Arbeiterkammer veranstaltet, was auch mit Referaten der Klassenkämpfer Kaske oder Katzian klargemacht wird. Das Ganze ist offensichtlich eine ideologische Propaganda-Show für die „Inklusion“, also die Steigerung der Gesamtschul-Ideologie durch Hinzunahme auch von geistig schwer retardierten Kindern in die gleichen Klassen.

Das wirklich Skandalöse aber ist: Die Lehrer werden für diese Ideologie-Show dienstfrei gestellt – an einem Montag und Dienstag im Jänner. Unterricht ist im Wiener Schulsystem ja offenbar tertiär. Das war im Häupl-Brandsteidl-Imperium freilich schon immer so.

Aber auch das kann man erfreulich sehen: Es sind Lehrer, die einem auf solche Ärgernisse hinweisen. Die also lieber arbeiten wollen als Ideologieschwampf anzuhören. Man wehrt sich.

Drittens: Hier kann man mit dem Erfreulichen gleich beginnen: Das EU-Volksbegehren „One of us“ ist mit 1,9 Millionen Unterschriften und Erreichung des nötigen Quorums in 21 Ländern (statt der notwendigen sieben) voraussichtlich für viele Jahre das erfolgreichste europäische Begehren geworden. Natürlich wird jetzt bei der EU-peniblen Prüfung aller Unterschriften die Zahl noch geringer werden, was aber alle Volksbegehren trifft.

Zugleich sind die Linke und die Feministinnen im EU-Parlament mit ihrem gegenläufigen Vorstoß gescheitert, Abtreibung als Menschenrecht(!) zu verankern. Das ist alles sehr ermutigend.

Ungeheuerlich ist es jedoch, dass dieses Volksbegehren von fast allen europäischen Medien totgeschwiegen worden ist. Außer dem Tagebuch haben auch in Österreich kaum welche darüber berichtet. Die Präpotenz der Medien glaubt offenbar noch immer, ganze Themen verschweigen zu können. Aber das geht nicht mehr. Die Menschen können sich heute unabhängig von den alten Medien machtvoll organisieren. Diese mögen halt weiter ein paar Dutzend linke Demonstranten oder illegal auf einem öffentlichen Platz Campierenden für das Volk halten. Es schert fast niemanden mehr.

 

 

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FN 523: Wenn es bloß Angela Merkel wäre! drucken

Die grausliche Neugier der Staatsbüttel explodiert.

Eine soeben bekannt gewordene Zahl stellt alles in den Schatten: Allein Google hat allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres den Behörden verschiedener Länder, also nicht nur den USA, die Daten von nicht weniger als 42.500 Nutzern bekanntgegeben. Nach Googles Darstellung: bekanntgeben müssen. Mit Sicherheit ist das bei den anderen Internet-Providern nicht besser. Die Zahlen bedeuten eine Verdoppelung binnen drei Jahren und brauchen eigentlich keinen Kommentar mehr. Sondern nur noch die angsterfüllte Frage: Was unterscheidet uns noch von den feudalen und totalitären Diktaturen mit ihren Überwachungsapparaten? Denn niemand kann mir einreden, dass es da immer um Terrorismus und schwere Kriminalität gegangen ist. Ein Gutteil war zweifellos blanke Meinungsüberwachung.

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FN 520: Bulgarien, Rumänien, Ungarn – und unsere lieben Medien drucken

Seit Monaten protestieren große Massen in Bulgarien gegen die sozialistische Regierung. Und was erfährt man davon in den Medien?

So gut wie nichts. Insbesondere im ORF hetzt man nur gegen Ungarn. Jetzt sogar mit einer gedruckten Kampfschrift und polemischen Spots zur Bewerbung des Buchs. Die Vorgänge in Bulgarien und Rumänien werden von den österreichischen Medien hingegen weitestgehend ignoriert – obwohl sie mindestens so gravierend sind wie das, was der ungarischen Regierung vorgeworfen wird. Obwohl die regierungskritischen Kundgebungen vor allem in Bulgarien noch viel heftiger sind als jene in Ungarn. Unsere Medien haben halt das Prinzip: Objektivität ist das, was der Linken nutzt.

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Green mother is watching you! drucken

Ein tiefes Misstrauen gegenüber Polizei und Staatsgewalt gehört zur geistigen Grundausstattung eines Grün-Politikers und grünen Kernwählers. Dieses Misstrauen geht Hand in Hand mit der naiven Annahme, dass die gegenderte europäische Gesellschaft Militär und Polizei nicht – oder zumindest nicht in der derzeitigen Form – mehr braucht.

Fundi-Grüne fordern deshalb seit Jahren die Abschaffung des Heeres und/oder die Beschneidung vieler – für die innere Sicherheit notwendiger – Polizeibefugnisse. Wenn es darum geht, die Exekutive bei ihrer Arbeit zu behindern und Verbrechern die ihrige zu erleichtern, dann sind die Grünen immer ganz vorne mit dabei. Dieser Kampf wurzelt vor allem in ihrer links-alternativen Weltsicht, dass ebendiese Verbrecher und Terroristen nicht die eigentlichen Täter sind, sondern vielmehr Opfer des „repressiven Polizeistaates“ – manche sagen auch Schweinesystem.

Die grünen Parolen sind entsprechend und bekannt: „Wir wollen keinen Polizeistaat“, „Mehr privat weniger Überwachungsstaat“, „Meine Daten gehen euch nichts an!" oder „Die Großparteien haben viel vor: einen orwellschen Alptraum.”

Gegen den Kampf für mehr Bürgerrechte, Freiheit und weniger Staat wäre – vor allem im Europa unserer Tage – auch nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil, vorausgesetzt, dieses Engagement ist ehrlich gemeint und berücksichtigt auch sicherheitspolitische Aspekte in ausreichendem Maße.

Doch die Grünen geben lediglich vor, sich für eine freie Gesellschaft, für mehr privat und weniger Staat einzusetzen, sprich auf der Seite freiheitsliebender und eigenverantwortlicher Bürger zu stehen. Dieser vermeintliche Kampf ist sogar ein ganz zentrales Thema der Grünen. Damit hat es eine der freiheitsfeindlichsten und staatsgläubigsten aller rezenten Parteien geschafft, bei Mainstream-Journalisten und bei einem ganz speziellen gesellschaftlichen Milieu irgendwie als liberal durchzugehen. Doch der scheinbar unermüdliche Einsatz gegen den gläsernen Menschen ist, wie sehr vieles bei den Grünen, nur ein Fake, ein billiger Vorwand.

Denn die Ökos haben im Grunde genommen nichts gegen Überwachung, staatliche Kontrolle und Bespitzelung. Dazu ist ihre ideologische Nähe zu Politkern und Führern wie Honecker, Mao, Castro, Lenin und Co. viel zu groß. Es kommt Ihnen viel mehr darauf an, wer, wen und warum überwacht. Die Grünen wollen nicht die Privatsphäre der Bürger schützen, sondern nur ihre eigene und die ihrer Gesinnungsgenossen.

Für Abweichler hatten und haben die Grünen keine Sympathien, ihnen gilt der Pseudokampf für mehr Bürgerrechte definitiv nicht. Ganz im Gegenteil. Denn die Freiheit, die sie meinen, lautet: Alle dürfen so denken und handeln wie wir. Und das betrifft alle Lebensbereiche, bis hinein in die privateste Privatsphäre. Ab und an lassen die Grünen aber ihre liberale Maske fallen. Dann sind die totalitären Züge der grünen Ideologie deutlich zu erkennen. Oft genügt dafür ein für Außenstehende belangloser Anlass, wie etwa vor kurzem in Wien.

Die Geschichte beginnt im Sommer dieses Jahres. Ein Bösewicht setzt in einer U-Bahnstation eine Katze in einem Koffer aus. Nicht, dass dieser Fall von Tierquälerei zu befürworten wäre, aber was er auslöst, ist kurios und erschreckend zugleich.

Die Katzenliebhaberin und Grünpolitikerin Madeleine Petrovic wird auf den Fall aufmerksam und fackelt nicht lange. Petrovic, auch Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins, setzt eine Ergreiferprämie von 1.000 Euro auf den Täter aus. Man will den Tierquäler möglichst rasch zur Strecke bringen. Sie nutzt ihre Bekanntheit und bringt den Katzenfrevel an die Medien. Die stets tierliebe heimische Boulevardpresse berichtet dankbar und ausführlich über das Katzen-Verbrechen und die Polizei nimmt ob des medialen Druckes ihre umfangreichen Ermittlungen auf. Glück für die Kriminalisten, der Katzenaussetzer hat einen schweren Fehler begangen: U-Bahnstationen werden bekanntlich von Kameras überwacht.

Und eine dieser ansonsten für Grüne so bösen Überwachungskameras filmt den Mann, wie er den Katzenkoffer abstellt. Obwohl der Polizei die gestochen scharfen Bilder vorliegen, gibt sie sie nicht an die Medien weiter. Der Grund: Die Veröffentlichung von Fotos eines mutmaßlichen Täters ist nur dann erlaubt, wenn der Strafrahmen für die begangene Tat bei über einem Jahr liegt. Und das ist beim Aussetzen einer Katze nicht der Fall. Das wiederum treibt Frau Petrovic zur Weißglut. Sie ruft Skandal! Es ist übrigens dieselbe Frau Petrovic, die vor einem Jahr, in ihrer Funktion als Landeschefin der niederösterreichischen Grünen, die Kampagne gestartet hat: „Meine Daten gehen euch nichts an! Das gilt aber offenbar nicht für alle.

Petrovic ist konsterniert: „Es ist mir völlig unbegreiflich, dass hier die Justiz zögert, den Täter mit Hilfe der Öffentlichkeit auszuforschen.“ Ein böser Brief an die Justizministerin ist bereits unterwegs. Ja, hier geht es nicht nur um einen Terroristen der eine Kofferbombe in der U-Bahn abgestellt hat oder um einen Mörder oder einen linken Pädophilen, nein es geht um einen Mann, der eine Katze ausgesetzt hat. Da kennen die Grünen keine Gnade. Da sind die ansonsten so furchtbar restriktiven und harten österreichischen Gesetze selbst den Grünen noch zu weich.

Vergessen ist da auch die seinerzeitige Aufregung der Grünen, als die Wiener Linien Überwachungsbilder aus ihren Kameras nicht sofort nach 48 Stunden gelöscht haben sollen. Ein Skandal, fanden die Ökos, vor allem weil die Wiener Linien gleichzeitig Mitarbeiter, die ungewöhnlich lange und oft in Krankenstand waren, von Detektiven überprüfen ließen. Bilder zu lange speichern ist böse, Sozialbetrug irgendwie eh okay.

Menschen, die eine Katze ausgesetzt haben, mit Kopfgeld und Fahndungsfotos zu jagen, ist jedenfalls alles andere als verhältnismäßig. Wer solche Vorgehensweisen fordert, fördert und gutheißt, der hat auch keine Probleme, Menschen die am künftigen Veggie-Day heimlich eine Wurstemmel essen und die selbige zuvor in einem umweltschädigenden Plastiksackerl transportiert haben, zu denunzieren und zu bestrafen, von der falschen politischen Meinung oder dem falschen politischen Engagement einmal ganz abgesehen.

Wer der grünen Truppe nicht genehm ist, der kommt auf deren Abschussliste. Sollten die Grünen jemals wirklich etwas zu sagen haben, dann haben Katzenaussetzer, Klimaleugner, Fleischfresser, Autofahrer, Konservative, Liberale, noch nicht gegenderte Männer, Unternehmer etc. nichts mehr zu lachen. Deshalb ist es gut, dass die österreichischen Wähler weit klüger und freiheitsliebender sind, als die Grünen bisher gedacht und eingeplant haben. Nur 12,4 Prozent linke politisch-korrekte Eiferer haben trotz grüner Dauerpropaganda in ORF und Mainstream-Medien dieser neosozialistischen Truppe ihre Stimme gegeben. Und das ist gut so!

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. 2012 ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute” im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen. Derzeit arbeitet er an einem Buch über Geschichte, Politik, Ideologie und Ziele der österreichischen Grünen.

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Heuchler, Netzwerker, Stichwortgeber – Mechanismen des medialen Furors gegen Ungarn drucken

Ein gefundenes Fressen für Medien, vor allem deutsche und österreichische: Abgeordnete der rechtsextremen Partei Jobbik haben in der reformierten (calvinistischen) „Kirche der Heimkehr“ zu Budapest, somit an geweihter Stätte, eine Büste Miklós Horthys enthüllt, des „Reichsverwesers“ Ungarns zwischen 1920 und 1944.

In der Berichterstattung darüber ist weitgehend untergegangen, dass sich nicht nur Vertreter der Oppositionsparteien, sondern auch der Regierungspartei Fidesz – für westliche Medien Hort eines angeblich „wieder erstarkenden ungarischen Nationalismus“ nach dem Muster der Zwischenkriegszeit, oder gar des unseligen „Pfeilkreuzlertums“ – unmissverständlich von diesem Akt distanziert haben. Antal Rogán, Fidesz-Fraktionsvorsitzender und Bürgermeister des Budapester Stadtbezirks, in dem sich die Kirche befindet, nannte die Jobbik-Aktion eine Provokation, welche die Beurteilung Ungarns negativ beeinflusse, was sich sogleich medial bestätigen sollte.

Sein Argument, Fidesz habe sich deshalb der von den link(sliberal)en Parteien organisierten Gegendemonstration nicht angeschlossen, weil deren Abgeordnete zuvor ohne Skrupel mit Jobbik zusammen einen gemeinsamen Antrag im Parlament einreichten, ist in der Berichterstattung geflissentlich unterschlagen worden. Rühmliche Ausnahme: Stephan Löwenstein in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (F.A.Z).

Mediale Einseitigkeit respektive Unausgewogenheit punkto Ungarn hat Methode. Und sie ist denkbar einfach. Wenige Stichwortgeber liefern die Ingredienzien, welche im denk- und recherchefaulen politisch korrekten Mainstream-Journalismus zum Einheitsgericht Ungarn- bzw. Orbán-Herabwürdigung verkocht werden. So sprachen unlängst in Wien die Schriftsteller György Dalos und Rudolf Ungváry – beide ehemalige Dissidenten – sowie Kathrin Lauer, Budapester dpa-Korrespondentin, über die dortige politische Lage. Während Dalos – nicht zu Unrecht – „die Hasskultur“ in seiner Heimat beklagte und Frau Lauer einen „zunehmend aggressiven Tonfall von Seiten der Regierung“ konstatierte, redete Ungváry dem „Export des Faschistoiden in die EU“ das Wort.

Derlei greifen Medien begierig auf und intonieren, wie beispielsweise Michaela Kampl im Online-„Standard“ unter dem Titel „Ungarn baut um“, das Lied vom „Land, das unter Orbán auf dem Weg in eine am autoritären Horthy-Regime anknüpfende Diktatur“ sei. Dass Frau Lauer in ihrer Beurteilung den aggressiven Tonfall lediglich der einen Seite unterstellt, ist angesichts von Auftritten verbalradikaler linker Oppositionspolitiker verwunderlich. Im Übrigen widerspricht ihre Äußerung – ebenso wie mitunter ihre Handlungsweise als Berichterstatterin - auch dem von einer Agentur wie der dpa zu erwartenden Objektivitätsgebot.

Sie hätte auch auf die kaum weniger verdauliche Rabulistik hinweisen sollen, die „gemeinsame Auftritte“ der gänzlich zersplitterten Opposition kennzeichnete, als beispielsweise Anhänger des ehemaligen sozialistischen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány, der jetzt eine chancenlose politische Randfigur ist, die Rede des aktuellen Sozialistenchefs Attila Mesterházy störten. Oder auf die zelebrierte „Enthauptung“ einer Orbán-Statue aus Pappmaché, was selbst linken Blättern wie dem früheren Partei- und jetzigen Anti-Orbán-Organ „Népszabadság“ zu unappetitlich schien. Und wovon man in hiesigen Medien naturgemäß nichts erfuhr.

Wenn es um Dalos’ Begriff der Hasskultur geht, so sollte man wissen (oder wenigstens medial zu wissen geliefert bekommen), dass dies keine jüngere, sondern eine in den 1990er Nachwende-Jahren wieder aufgegriffene, aus der Zwischenkriegszeit tradierte Erscheinung ist, angereichert mit polittraumatischen Erfahrungen der Magyaren während der kommunistischen Alleinherrschaft von 1947 bis 1989. Während die Rechte linke Gegner als „Erbe der Kommunisten“ oder „Diener fremder Herren” tituliert, rückt die Linke den nationalkonservativen Fidesz stets in die rechtsextreme Ecke und setzt die Regierungspartei mit Jobbik gleich.

In Erörterungen ausländischer Medien und Politiker kommen die Diffamierungen durch Linke indes weit weniger zur Sprache als jene von rechts der Mitte oder von ganz rechts außen. Und im Falle Rudolf Ungvárys muss man wissen, dass er – mit Paul Lendvai und György Konrád – zu den zügellosesten (und daher medial gefragtesten) Kritikern der Orbán-Regierung gehört; und wie dieser als netzwerkender Ungarn-„Experte“ gilt, der als einer der begehrtesten Stichwortgeber in der nicht gerade gefüllten Auskunftei für das Ausland wirkt.

Lobenswerte Regierungsinitiativen werden verschwiegen

Das wirkt sich samt und sonders auf das Erzeugen klischierter Verdikte der Art aus, Ungarn sei ein Hort des Antisemitismus, und die Regierung(sparteien Fidesz und christdemokratische KDNP) schau(t)en dem Treiben nicht nur zu, sondern unternähme(n) in der Absicht, politischen Terrainverlust an Jobbik zu verhindern, nichts dagegen. Verschwiegen wird, dass die Regierung Orbán sich weit mehr als ihre sozialistischen Vorgängerregierungen, die das Thema lediglich politisch instrumentalisierten, besonders in der Roma & Sinti-Problematik durch praktische Hilfen engagiert. Auch dass die Regierung Orbán seit ihrem Amtsantritt im Frühsommer 2010 nicht nur durch Erklärungen, sondern auch in Wort und Tat, also vor allem in gesetzlichen Regelungen, gegen antisemitische und minderheitenfeindliche Umtriebe einschreitet, bleibt ausländischen Medien-„Konsumenten“ weithin verborgen.

So sind Symbole beider Willkürherrschaften ebenso verboten worden wie Formen „uniformierter Kriminalität“, wofür bereits paramilitärische Gruppen zur Verantwortung gezogen worden sind. Das geschah beispielsweise bei bedrohlich-martialischen Auftritten der Jobbik-nahen so genannten „Ungarischen Garde(n)“. Ebenso hat die Regierungsfraktion die Leugnung des Holocaust strafrechtlich fixiert.

Durch diese Maßnahmen hat die Regierung Orbán zweifelsfrei bewiesen, dass sie bei der Verteidigung der Menschenrechte und der Würde der ethnischen sowie religiösen Gemeinschaften nicht von den in zivilisierten demokratischen Staaten geltenden rechtlichen Standards abweicht, sondern – im Gegenteil – verfassungsrechtlich schützt, was nicht überall auf der Welt, nicht einmal in Europa, der Fall ist.

Dennoch wird all dies kaum medial thematisiert. Dennoch reißt die internationale Kritik an der Politik Orbáns nicht ab. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. In verständlicher, rasch Fakten schaffender Hast, daher ohne Bedacht auf handwerkliche Sorgfalt, ist er mit seiner Zweidrittelmehrheit daran gegangen, seine eigenen Vorstellungen und die seiner Mitstreiter von der „richtigen Politik“ für das von den Sozialisten und ihren (seit 2010 aus dem Parlament verschwundenen) „liberalen“ Helfern an den Rand des Staatsbankrotts geführte Land durchzusetzen. Dabei ist es mitunter zu fragwürdigen, auch rechtlich angreifbaren Maßnahmen gekommen. Und damit bringt man viele gegen sich auf.

Es fällt auf, dass viel Kritik aus dem Nachbarland Österreich kommt, mit dem man sich – wie es allzu gerne heißt – in einem „Verschwägerungsverhältnis“ befindet. Von ungarischen Stichwortgebern (siehe oben) „aufmunitionierte“ Medien-Vertreter, die von Wien aus den mittel-osteuropäischen Raum beäugen, werden die oft unkonventionell getroffenen Entscheidungen in Ungarn ebenso begierig aufgegriffen und – meist ohne deren Wirkung abzuwarten – verdammt, wie von Interessengruppen aus Unternehmen und Banken mit (bisher gewinnbringendem) Engagement in Ungarn, deren Lobbyisten das Land in Brüssel und anderen Hauptstädten der EU anschwärzen.

Dabei fällt auf, dass eine gehörige Portion Heuchelei im Spiel ist. So etwa hinsichtlich der „Taschenverträge” – also zum Schein geschlossener Verträge über den Erwerb landwirtschaftlicher Flächen – gegen die die Regierung Orbán mithilfe eines neues Bodenerwerbsrechts einzuschreiten gedenkt. Was immer daran rechtlich problematisch und also nicht EU-konform sein sollte, in der (gewiss von Raiffeisen-Verband und Bauern-Lobby, somit der ÖVP, geförderten) medialen Entrüstung wäre zumindest der Hinweis angebracht gewesen, dass man diesbezüglich bei heimischen Schutzvorkehrungen vor ausländischem Erwerb ganz und gar nicht zimperlich war und ist. Unerwähnt bleibt dabei nämlich in aller Regel, dass in Österreich mittels restriktiver, gegen „Überfremdung“ abschottender Grundverkehrsgesetze der Bundesländer Tirol, Salzburg und Vorarlberg Regelungen eingeführt wurden, die es Ausländern faktisch unmöglich machen, landwirtschaftlich, mitunter auch forstwirtschaftlich genutzte Flächen zu erwerben und/oder zu bewirtschaften.

Kritisierte Gesetze von Österreich abgeschrieben

Selbst der Erwerb von Grundstücken für den Hausbau, ja von Wohn-Immobilien insgesamt, fiel – vor dem EU-Beitritt, dann für eine Übergangsfrist, seitdem müssen alle Erwerber vor Erwerb fünf Jahre ihren Wohnsitz in Österreich gehabt haben – darunter, wovon, nicht nur wegen „räumlicher Nähe“, besonders Deutsche betroffen waren/sind. Aufgrund auch von Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof mehrmals modifiziert, entsprechen die heutigen österreichischen Regelungen dem, was an Neuem im ungarischen Bodenerwerbsrecht festgeschrieben ist. Beispielsweise, dass – wie übrigens auch in Deutschland ab einem halben Hektar (5000 m²) – landwirtschaftlicher Grund und Boden von einer bestimmten Größe in Österreich nur dann käuflich erworben, ja sogar „nur“ gepachtet werden kann, wenn sich Erwerber bzw. Pächter selbst im Inland als praktizierende Landwirte betätigen. In Österreich befinden darüber bei Anhörung der Landwirtschaftskammern die Grundverkehrsbehörden (in Deutschland die regional zuständigen Landwirtschaftsämter). Ausnahmen, wie sie fallweise beim Erwerb und Betrieb von Landwirtschaften durch Unternehmen/r aus Tirol bekannt wurden, dürften auch in anderen Bundesländern die Regel bestätigend sein.

An derlei Beispielen lassen sich mühelos weitere aufbieten. Da wäre etwa die Verfassungsgerichtsbarkeit, in Bezug auf die der Regierung Ungarns (nicht nur) in Österreich unterstellt worden ist, dieselbe einzuschränken, zu umgehen, ja sogar „abzuschaffen“. Da dem österreichischen Verfassungsrecht die Popular-Klage fremd ist, sollten sich hiesige Publizisten nicht anklagend darüber alternieren, dass Ungarn – übrigens mit Zustimmung des Verfassungsgerichtshofspräsidenten aufgrund kaum mehr zu bewältigender Fallzahlen – die zuvor bestehende rechtliche Möglichkeit unterband, dass jeder Bürger Anträge auf Überprüfung von Gesetzen stellen konnte, unabhängig davon, ob sie ihn träfen oder nicht. Tatsächlich kritikwürdig ist indes das neue ungarische Verfassungsrecht dort, wo die Prüfung von Gesetzen auf Verfassungswidrigkeit inhaltlich, also materiell, beschränkt worden ist.

Selbstverständlich gilt dies auch für die Strafbarkeit von Meinungsdelikten; was allerdings auch auf die österreichische (und deutsche) Strafverfolgung in Fällen von Meinungsdelikten im Sinne der „NS-Wiederbetätigung“ zutrifft, wofür die „Causa David Irving“ als ein(es von nicht wenigen) Beispiel(en) stehen mag. Und selbstverständlich ist auch der nachträgliche gesetzgeberische Eingriff in laufende Verträge rechtlich höchst frag- und kritikwürdig, wie er unter der Orbán-Mehrheit hinsichtlich der Fremdwährungskredite vorgekommen ist.

Ebenso heuchlerisch ist die medial befeuerte Wortmeldung des EU-Parlamentsabgeordneten Hannes Swoboda (SPÖ), der der Regierung Orbán – zu Recht – vorwarf, Befugnisse des Verfassungsgerichts dadurch auszuhebeln, dass sie mit ihrer Zweidrittelmehrheit für rechtswidrig erkannte Gesetze durch Aufnahme in die Verfassung vor neuerlichem Zugriff schützt. Heuchlerisch ist das deshalb, weil Swobodas Partei zu Zeiten großer Koalitionen mit Zweidrittelmehrheit (die natürlich längst nicht mehr gegeben ist) mehrfach Gesetze in den Rang von Verfassungsgesetzen gehoben hatte, um sie der Prüfung des Verfassungsgerichtshofs zu entziehen: Das Beispiel der „Wiener Taxiordnung“ zu erwähnen, die so im Interesse von Lobbyisten abgesichert wurde, mag genügen.

Sodann sei auf den ebenso heuchlerischen Aufschrei wider den rahmengesetzlichen Umgang mit Obdachlosen in Ungarn hingewiesen. Dort ist es Gebietskörperschaften verfassungsrechtlich gestattet, bei Strafandrohung das Nächtigen im Freien respektive den „Aufenthalt zum Zwecke der Lebensführung“ an bestimmten Plätzen zu untersagen. Von Susanne Scholl, der früheren Moskau-Korrespondentin des ORF, ist der angeblich „menschenverachtende Umgang mit den Ärmsten“ als „Missachtung von EU-Normen“ gebrandmarkt worden. Es bedurfte (wiederum) der F.A.Z. und des zurechtrückenden Hinweises ihres Österreich- und Ungarn-Korrespondenten Stephan Löwenstein auf vergleichbare Gebietskörperschaftsverordnungen mehrerer deutscher Bundesländer, sowie der „Neuen Zürcher Zeitung“ (Korrespondentin Meret Baumann), um nicht nur darauf aufmerksam zu machen, dass in Österreich seit 28 Jahren schon eine gesetzliche Regelung in Kraft ist, wonach das Campieren im Freien verboten werden kann, sondern auch darauf, dass die österreichische Regelung der ungarischen weitgehend ähnelt.

Linke Skandale werden ignoriert

Schließlich hat man weithin in außerungarischen Medien schamhaft den jüngsten Sündenfall wider das sonst wie eine Monstranz hochgehaltene „journalistische Ethos“ verschwiegen. So galt die Kommunal-Nachwahl in der südungarischen Gemeinde Baja als eine Art Probelauf des unter Mühen gezimmerten linken Oppositionsbündnisses für die im Frühjahr 2014 anstehende Parlamentswahl. Es besteht aus Sozialisten und der (von Kurzzeitregierungschef Gordon Bajnai geführten) Bewegung „Együtt 2014" („Zusammen 2014"), aus vier Kleinparteien.

Wegen Manipulationsvorwürfen hatte die Wahl in Baja, bei der Fidesz knapp gesiegt hatte, teilwiederholt werden müssen. Unmittelbar nach dem wiederholten Urnengang hatte die Orbán-kritische Wochenzeitung „hvg“ auf ihrer Internetseite ein Video veröffentlicht, das angebliche „Beweise für wiederholten Wahlbetrug“ zeigte: Ein Mann verteilte an einige Roma – viele Bürger in Baja gehören dieser stärksten Minderheit des Landes an – jeweils 200 000 Forint (umgerechnet 670 Euro) und sagte ihnen für den Fall, dass sie und ihre wahlberechtigten Familienmitglieder für Fidesz stimmen würden, weitere Geldgeschenke und Brennholz zu. Sogleich prangerten Sozialisten-Chef Mesterházy und andere Oppositionspolitiker den vermeintlichen Betrug des Fidesz an und stellten ihn als Beispiel für „geplante Manipulationen bei der Parlamentswahl 2014“ dar. So weit so schlecht.

Bis hierher waren die Vorgänge nichtungarischen Medien des Berichtens und Kommentierens wert. Dass dann polizeiliche Ermittlungen zu dem Ergebnis kamen, dass das Video schlicht gefälscht war, die festgesetzten „Akteure“ angaben, im Auftrag des (mittlerweile zurückgetretenen) Kommunikationschefs der Sozialisten gehandelt zu haben und der Online-Chef von „hvg“ seinen Platz räumen musste, verschwiegen sie – mit Ausnahme (wiederum) der F.A.Z.

Fazit: Bevor man sich dazu hinreißen lässt, über Ungarn, seine Regierung, die sie tragenden Parteien und/oder „die“ Ungarn herzufallen, sollte man vor der eigenen Haustür kehren, Einflüsterungen irgendwelcher ungarischer Stichwortgeber (und Netzwerker) möglichst wenig Gehör schenken und – vor allem – sich dem medialen Mainstream entziehen und unvoreingenommen recherchieren. Dann wird man sicherlich zu ausgewogeneren Analysen und weniger vor Gemeinheiten triefenden Kommentaren/Urteilen über das Land kommen, dem wir maßgeblich den Einsturz der Berliner Mauer, den Systemkollaps des „real existierenden Sozialismus“ jedweder europäischen Provenienz und der Überwindung der Teilung Deutschlands – und damit Europas – verdanken.

Der Autor ist deutsch-österreichischer Historiker und Publizist 

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Der Fall Kampusch, der Fall Kröll, der Fall Lucona drucken

Österreichische Medien sind staatsanwaltshörig. Jedes Medium will einmal mit amtsgeheimen Akten bedient werden. Offenbar deshalb kann man die neuesten dramatischen Entwicklungen im Fall Kampusch, genauer: des angeblich durch Selbstmord umgekommenen Kampusch-Ermittlers Franz Kröll nur noch im Ausland lesen.

Konkret: in zwei Artikeln des deutschen Nachrichtenmagazins „Spiegel“ (links, aber absolut unbestechlich). Die Texte sind atemberaubend: Denn sie berichten erstmals über ein neues Gutachten des Institutsleiters der Gerichtsmedizin Graz, Peter Leinzinger.

Dem zufolge sind nicht nur neuerlich Ermittlungsfehler rund um Krölls Tod passiert. Sondern alles in diesem Bericht deutet darauf hin, dass der Polizeibeamte Kröll keineswegs durch Selbstmord gestorben ist. Sondern dass er ermordet worden ist. Dabei war Kröll – zusammen mit zwei Präsidenten von Höchstgerichten – jener Mann, der die offizielle Kampusch-Priklopil-Einzeltäter-Version am lebhaftesten bezweifelt hat.

Das Gutachten ist jedenfalls so stark, dass es eigentlich sofort intensive Mordermittlungen auslösen müsste. Aber in den fünf Wochen, die es nun offenbar schon fertig ist, hat niemand damit begonnen. Weder die Kriminalpolizei noch, na ja, die Staatsanwaltschaft. Wie kann das mit rechten Dingen zugehen?

Die Handlungsnotwendigkeiten der Politik wären gewaltig. Aber diese ist in Sachen Justiz nicht mehr vorhanden. Zumindest trifft das bei jener Partei zu, die vermutlich auch den nächsten Justizminister stellen wird. Wer das bezweifelt, möge nur nachforschen, wer denn für die ÖVP das Justiz-Kapitel verhandelt: Es ist die Innenministerin Mikl-Leitner (eine gelernte Wirtschaftspädagogin, was nicht allzu viel mit Recht zu tun hat) und zwei ihrer Mitarbeiter aus dem Innenministerium. Die Zwei sind durchaus ordentliche und honorige Spitzenbeamte. Aber sie kommen eben aus dem Polizeiministerium.

Im eigentlichen Justizbereich jedoch (Gerichte, Anwälte, Notare, Wissenschaft, Ministerium) hat die ÖVP keinen einzigen Exponenten mehr, der da für sie reden oder handeln könnte. Und Maria Fekter, die das als langjährige Justizsprecherin wohl noch immer blendend könnte, ist ja mit dem Bannstrahl belegt, darf also nicht einmal zur Justiz mehr etwas sagen.

So schaut‘s aus. Da kann es schon passieren, dass es einen massiven Mordverdacht gibt, und dass niemand mehr hingeht. Über die Motive des Desinteresses könnte ich freilich nur spekulieren. Und lasse es daher. Da würde sich nämlich sogar mein Computer weigern, das zu Worten zu formen.

Nur in meinem Hinterkopf, da hämmert es immer: Fall Lucona, Fall Lucona, Fall Lucona.

Warum nur?

 

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Die strenge Kammer und die Meinungsfreiheit drucken

In der Wiener Ärztekammer amtiert seit der letzten Ärztewahl ein sozialistischer Gewerkschafts-Apparatschik. Das merkt man schmerzhaft. Sind doch Rot und Grün jene Parteien, die nicht mehr auf der wichtigsten Grundlage der historischen Aufklärung und der daraus entstandenen bürgerlichen Revolutionen stehen, also auf dem Boden des ständigen Kampfes für die Meinungsfreiheit als oberstem Wert (bei Pink ist es mir noch nicht ganz klar, wo die stehen).

Die unhaltbaren Arbeitsbedingungen der AKH-Ärzte sind dem Mann nicht so wichtig, obwohl er dort eigentlich Betriebsrat ist. Oder vielleicht gerade deswegen. Er wäre ja nicht der erste Betriebsrat, der sich gut arrangiert. Die öffentlichen Proteste gegen die Arbeitsbedingungen überlässt der Kammerpräsident jedenfalls lieber den paar mutigen Professoren, die es am AKH noch gibt.

Dafür schlägt er öffentlich umso brutaler mit der Moralkeule zu, wenn ein Wiener Arzt dem Politkommissar nicht gefallende Wertaussagen macht. Und das ist ungeheuerlich. Eine Kammer hat die Wertauffassungen ihrer Mitglieder nicht zu kommentieren, geschweige denn zu kritisieren oder gar deswegen öffentliche Entschuldigungen zu verlangen. Ganz gleich, ob man nun der Meinung des Neo-Abgeordneten (Liste Stronach) Marcus Franz ist oder nicht.

Dieser Arzt hatte in einem Interview (mit einer der Links-Kämpferinnen vom „Profil“) gemeint, dass Homosexualität eine genetische Anomalie ist und „mit Sicherheit amoralisch“, wenn man „strenge Moralmaßstäbe“ anlegt.

Nun, vielleicht liegt Franz mit dem Hinweis auf die Genetik tatsächlich falsch. Hat man doch meines Wissens bisher noch kein Homosexuellen-Gen gefunden, das Ursache dieser „Orientierung“ wäre. Das Fehlen eines solchen Gens ärgert übrigens die Schwulen-Lobby sehr, aber das weiß der Kammer-Politruk wohl nicht. Denn wenn etwas genetisch bedingt wäre, dann wären tatsächlich alle Moral-Diskussionen fehl am Platz.

Neuerlich hat sich bestätigt: In Österreich darf man nur noch Meinungen im engen Denk(?)feld zwischen „Profil“ und SPÖ haben. Das mehr ein Punkt als ein Feld ist.

PS: Zufällig werden fast zur gleichen Zeit andere Neuigkeiten über das „Profil“ bekannt. Jahrelang hatte das Blatt gegen die frühere Gesundheitsministerin Rauch-Kallat agitiert; deren Mann hätte vom einstigen staatlichen Ankauf von Grippemasken profitiert. Nun – nach so vielen Jahren! – hat die Raiffeisen-Zeitschrift den Schwanz eingezogen und den Vorwurf „mit dem Ausdruck des Bedauerns“ zurückgezogen. „Profil“ halt.

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Spindeleggers Rache statt bürgerlicher Perspektive drucken

Der ÖVP-Obmann räumt nun alle jene Spitzenpolitiker seiner Partei weg, die einmal gewagt hatten, eine andere Meinung als er zu haben. Jetzt nach der glimpflich überlebten Wahl hat er zum ersten und vielleicht letzten Mal die Macht dazu. Er vergisst dabei nur eines: Wenn man gute Leute wegräumt, ohne irgendwo eine alternative Perspektive zu bieten, dann kann das nur als Rache interpretiert werden. Das ist in einem Zeitpunkt besonders schlimm für die ÖVP, da zugleich ihre inhaltlichen Defizite immer größer werden. Von der Schul- bis zur liberalen Ordnungspolitik.

Offensichtlich sind jetzt alle auf der Abschuss- oder Abschiebeliste, die sich im Sommer 2012 den Revirement-Plänen von Michael Spindelegger in den Weg gestellt haben. Das nennt man kalt konsumierte Rache.

Nun ist es gewiss nicht nur das Recht, sondern auch die absolute Aufgabe eines Parteiobmanns, sich seine Mannschaft selber zusammenzustellen. Das Recht der Wähler ist es aber dann, das Ergebnis zu beurteilen.

Vielleicht sollte daher der ÖVP-Obmann auch ein wenig selbstkritisch sein und darüber nachdenken, ob wirklich Finanzministerin und Klubobmann das Bleigewicht an seinen Beinen sind. Oder ob das nicht vielmehr die von fast allen bürgerlichen Wählern verabscheute Koalition mit einem Werner Faymann ist. Die nur von der linken Einheitspresse herbeigewünscht wird.

Faktum ist ja jedenfalls, dass weder Josef Pröll noch Michael Spindelegger in der ganzen Regierungszeit mit Faymann eine einzige relevante Maßnahme durchgebracht haben, welche nur im Entferntesten ordnungspolitisch-wirtschaftsliberal oder wertkonservativ gewesen wäre. Vielleicht schafft es Faymann wirklich, hinter verschlossenen Türen den lieben Michael und den lieben Sepp immer einzukochen. Aber Genießbares serviert ist dann eben nie worden.

Auch jetzt deutet rund um die Koalitionsgespräche nichts darauf hin, dass auch nur eine einzige liberalkonservative Reform umgesetzt wird. Die ÖVP hat zwar des öfteren einige ganz linke SPÖ-Dummheiten verhindert, aber anderen immer wieder zugestimmt. Das ist nicht ganz das, was man als Wahlmotiv der letzten noch verbliebenen ÖVP-Wähler vermuten darf.

Karlheinz Kopf war sicher kein strahlender Volkstribun, der die Säle gefüllt hätte. Aber er ist einer der ganz wenigen echten Ordnungsliberalen in der österreichischen Politik. Er hat zugleich ein ziemlich gutes Gefühl als auch konservativ denkender Bürgerlicher, welchen Absprachen zwischen Bundes- und Vizekanzler man trotz allem nicht blindlings zustimmen sollte. Und er war vor allem das letzte Bollwerk dagegen, dass der linke Staatsfunk für seine immer ärger werdenden Umtriebe frisches Steuergeld bekommt (oder höchstens dafür, dass ein Mann des Erwin Pröll dort halt als Feigenblatt hineingepresst wird, der aber die inhaltliche Schlagseite in keiner Weise austarieren kann – höchstens bei der Niederösterreich-Berichterstattung).

Maria Fekter kann und muss man vorhalten, dass sie dem Verlangen ihres oberösterreichischen Landesparteichefs nachgegeben und letztlich doch einer Linzer Medizin-Fakultät zugestimmt hat. Nur sollte es nicht ausgerechnet Spindelegger sein, der ihr das vorhält. Denn dieser hat sich – so wie die SPÖ – nicht einmal eine Sekunde lang gegen die teure Unsinnigkeit dieser Fakultät gewandt.

Aber Fekter war wenigstens bei allen übrigen Fragen eine der politischen Ausnahmeerscheinungen, die beim Bürger noch den glaubwürdigen Eindruck hinterlassen, die Interessen der Steuerzahler im Auge zu haben. Und sie war und ist einer der letzten authentisch wirkenden Politikertypen in diesem Land, die noch wie ein Mensch redet und nicht als substanzloser Phrasendrescher daherkommt.

Gewiss, niemand ist unersetzlich, weder Fekter noch Kopf noch der schon davor entsorgte Neugebauer. Aber wo um Himmels willen ist der Ersatz? Wenn Sebastian Kurz derzeit schon fast für jedes Ministerium genannt wird, dann zeigt das nur eines: Das einzige politische Talent, das da im letzten Jahrzehnt neu in der Politik aufgetaucht ist, wird nun möglichst rasch verheizt.

Umso schlimmer ist das, was da sonst auftaucht: Wenn wirklich ernsthaft ein Christoph Leitl Minister werden sollte, dann ist das wohl endgültig der Untergang der ÖVP. Hat sich doch Leitl in den letzten Jahren immer als DER sozialdemokratisch-gewerkschaftlich denkende und handelnde Eckpfeiler der Volkspartei positioniert. Wenn Spindelegger wirklich diesen Alt-68er aus der Greißler-Gewerkschaft in die Regierung befördert, dann ist ihm wirklich nicht mehr zu helfen.

Das gilt noch viel mehr, wenn auch nur ansatzweise das Wirklichkeit werden sollte, was da inhaltlich aus den Koalitionsverhandlungen kolportiert wird. Sollte der Salzburger Landeshauptmann und Ex-Rechtsanwalt Haslauer wirklich das achtklassige Gymnasium opfern, dann hat sich die ÖVP nicht nur viele Lehrer, sondern vor allem hunderttausende Eltern von gegenwärtigen oder vor allem künftigen AHS-Kindern zum Feind gemacht. Und die werden das mit Garantie nicht nach ein paar Wochen vergessen haben. Geht es doch um ihre Kinder. Die haben sie höchstwahrscheinlich auch noch bei der nächsten Wahl. Und diese Eltern werden immer an Haslauer und Spindelegger denken, wenn ihre Kinder acht Jahre in einer Gesamtschule verblöden oder wenn sie teures Geld für Privatschulen zahlen müssen.

Nun, wir werden ja sehen. Ich glaube noch immer, dass eine Partei eigentlich nicht so dumm, so suizidal gestrickt sein kann, dass das wirklich passiert. Nur weil es ein paar Industrielle so wollen (die ihre eigenen Kinder immer schon auf die teuersten Privatschulen schicken).

Aber die nunmehr vorliegenden Personalmaßnahmen lassen mich jedoch zittern, dass ich mit meinem Glauben an die schwarze Restintelligenz völlig falsch liegen könnte.

Meine diesbezügliche Skepsis ist ja schon durch die personelle Zusammensetzung des neuen ÖVP-Klubs genährt worden: Noch nie haben die Schwarzen so arge inhaltliche Defizite gehabt. Die einst große bürgerliche Partei hat von den Schulen bis zur Kultur, von der Außen- bis zur Pensions- und Gesundheitspolitik und bis zum ganzen Justizbereich überhaupt keine respektierten Experten mehr in ihren Reihen, die sich in diesen politischen Schlüsselthemen auskennen würden. Es gibt nur noch jede Menge Quotenfrauen, Lokalkaiser, Bürgermeister, Raiffeisen-Funktionäre, Rüben-, Wein-, Berg-, Milch- und Getreidebauern. So wie man auch bei der SPÖ fast nur noch Bürgermeister, Lokalkaiser und Gewerkschafter antrifft.

PS: Noch deprimierender ist, dass die einzige – zum Glück nur ein paar Stunden anhaltende – parteiinterne Kritik an den schwarzen Personalentscheidungen ausgerechnet mit dem dümmsten aller Argumente vorgebracht worden ist: mit der feministischen Kritik daran, dass der Herr Kopf, der ins Nationalratspräsidium abgeschoben werden soll, ein Mann ist. Das sind offenbar die größten Sorgen, die sich jemand in der ÖVP macht . . .

 

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FN 514: Der aufschlussreiche Protest aus dem ORF drucken

Die Vermutung ist stark: Wenn der ganze ORF protestiert, muss es etwas relativ Sinnvolles sein, was da in Sachen ORF auf uns zukommt.

Das Leiden der Bürger mit dem Staatsfunk ist vielfältig: Zwangsgebühren, Linkslastigkeit, Verschwendung, Qualitätsdefizite. Die Ursachen lassen sich jedoch auf einen einzigen Nenner bringen: Sämtliche ORF-Reformen der letzten Jahrzehnte wurden führend von ORF-Menschen selber beeinflusst oder gar getextet. Daher muss eine Reform schon fast automatisch besser sein, gegen die vom linksradikalen Betriebsrat bis zum Generaldirektor alle ORF-Menschen wutschäumend zu Felde ziehen. Und zwar noch bevor alle Details bekannt wären. Die ORF-Menschen wollen statt Heilung der genannten Leiden in Wahrheit nur eines: noch mehr Geld vom Steuerzahler. Aber nichts davon für die Privatsender, selbst wenn diese stellenweise viel mehr öffentlich-rechtliche Qualität produzieren als der staatseigene Sender. Da können sich die Bürger nur eines wünschen: Hohe Politik, bleibe einmal hart.

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Jeder macht sich so lächerlich, wie er kann drucken

Wenn jemand lächerliche Behauptungen aufstellt oder lächerlich agiert, dann gehört immer auch jemand dazu, der das so schluckt. Statt den Betreffenden mit nassen Fetzen davon zu jagen. Ob das nun der Herr Mitterlehner, die Wiener Polizei, der Siemens-Betriebsrat, das EU-Parlament, ORF-Lobbyisten oder die Caritas sind.

In die Kategorie der Sich-lächerlich-Macher gehört beispielsweise Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Er pries jetzt öffentlich, dass künftig die Finanzierung von Firmen durch „Risikokapital“ (also Unternehmensbeteiligungen) viel „attraktiver“ würde. Als Grund kann er nicht etwa eine Neuregelung des Risikokapitals nennen, die diese derzeit steuerlich diskriminierte Finanzierungsform attraktiver machen würde, sondern nur die Verknappung der Kreditfinanzierung. Diese wird durch die neuen Bankregulierungen, also insbesondere Basel III, deutlich schwieriger. Durch diese kommt es zu einer Verteuerung von Krediten für die Wirtschaft und zu einer Reduktion des Kreditvolumens. Dieses Schönreden muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Risikokapital wird in keiner Weise attraktiver, sondern andere Finanzierungsformen (die in Österreich dominierend sind!) werden deutlich unattraktiver und knapper. Und dafür lobt Mitterlehner also die Politik. Diesen Schwachsinn haben wir uns also offenbar unter „Entfesselung“ vorzustellen. Noch schlimmer: Fonds, die in Österreich Risikokapital-Beteiligungen an Privatanleger verkaufen wollen, klagen sogar heftig, dass sie hier viel schlechter behandelt werden als in Deutschland.

In die Kategorie der Sich-lächerlich-Macher gehört der Chef des in München sitzenden Siemens-Gesamtbetriebsrats, ein Herr Lothar Adler. Er bekommt ein Gehalt von nicht weniger als 300.000 Euro. Und das in Zeiten, da Siemens weltweit reihenweise Mitarbeiter feuern muss. Wie war das schnell mit der Gewerkschafts-Hetze gegen die „Reichen“, also auch gegen jene, die zum Unterschied von Herrn Adler wirklich etwas geleistet, wirklich Risiko getragen haben? Wie das mit dem Abgang der – hier vor kurzem gelobten – Siemens-Personalchefin Brigitte Ederer zusammenhängt, können wir uns nur denken und beschweigen es daher bis zum Vorliegen konkreter Indizien.

In die Kategorie der Sich-lächerlich-Macher gehört auch die „Arbeitsgruppe ORF Reform“ des Bundeskanzleramtes. Die besteht ausschließlich aus drei Alt-ORFlern, darunter zwei Linksradikalen. Diese haben im Auftrag der Herrn Ostermayer und Faymann eine Forderungsliste aufgestellt, wo alles drinnen steht, was (für den ORF) gut und (für uns) teuer ist. Bis hin zur Haushaltsabgabe, bei der auch nicht fernsehende Menschen den ORF finanzieren müssen. Gleichzeitig sollen die längst gleichgeschalteten Redaktionen jeder Pflicht zu öffentlich-rechtlicher Ausgewogenheit entkommen. Die Ostermayer-Gruppe glaubt jetzt offenbar ernsthaft, dass das auch Teil des neuen Koalitionsabkommens wird. Oder sollte sie sich mit diesem Wahnsinn sogar durchsetzen? Dann würde freilich nicht sie sich abgrundtief lächerlich machen, sondern die Koalition.

In die Kategorie der Sich-lächerlich-Macher gehört auch die EU. Sie hat der Ukraine für die Abschiebung der inhaftierten Oppositionsführerin Timoschenko Richtung Ausland umgehend eine Freihandelszone und ein Assoziierungsabkommen versprochen. Geht es noch primitiver? Kann man sich noch plumper erpressen lassen? Eine Semidiktatur braucht offenbar nur eine Geisel ins Gefängnis zu werfen, um dann im Gegenzug für deren Freilassung von der Europäischen Union alles zu bekommen, was sie will. Und sie kann sich dabei noch als edel profilieren.

In die Kategorie der Sich-lächerlich-Macher gehört auch das EU-Parlament. Das will jetzt einem der ersten erfolgreichen EU-Volksbegehren („One of us“), das bereits überraschende 1,3 Millionen Unterschriften gesammelt hat, durch eine radikal-feministische Resolution mit gegenteiligem Inhalt die Luft abdrehen. Und zwar noch bevor das Volksbegehren abgeschlossen und eingebracht worden ist (Fristablauf am 1. November). Das Begehren richtet sich gegen Klonen, Embryonenversuche und Abtreibungsförderung. Und jetzt versucht das – eigentlich gar nicht zuständige – Parlament mit seiner rot-grün-linksliberalen Mehrheit, durch eine Resolution die Forderungen von vornherein auszuhebeln. Das ist mehr als lächerlich, nämlich abgrundtief undemokratisch. Offenbar darf es nur Volksbegehren geben, die von links kommen.

In die Kategorie der Sich-lächerlich-Macher gehören auch die Caritas-Bosse Küberl und Landau. Sie haben öffentlich die Einführung der Gesamtschule gefordert. Zwar ist nicht ersichtlich, ob die beiden auch nur in irgendeiner Hinsicht eine Ahnung von Bildungsfragen und Schulen haben. Aber als Vorfeldsprecher von Rotgrün haben sie sich damit neuerlich fest einbetoniert. Wobei nur rätselhaft bleibt, warum die Bischöfe dann immer schutzsuchend zur ÖVP rennen, um die Anliegen der Kirche gegen Rot-Grün-Pink zu verteidigen. Denn sie selbst sind ja die Vorgesetzten der Caritas-Bosse.

In die Kategorie der Sich-lächerlich-Macher gehört auch der burgenländische Landtag. Rot und Schwarz beschlossen dort wieder einmal ein Budget, in dem man nichts erfuhr über die ausgegliederten Gesellschaften und die Haftungen des Landes. So als ob die Milliardengaunereien in Kärntner und Salzburger Hinterzimmern und all die Besserungsschwüre der Politik nie passiert wären. Als die Opposition dagegen remonstrierte, warf man dieser im Gegenzug sofort „Arbeitsverweigerung“ vor und erregte sich in gut politisch-korrekter Art maßlos über ein in einem Zwischenruf gefallenes Schimpfwort. Ziemlich lächerlich, wenn man gegen den neuerlichen Betrug an Wählern und Steuerzahlern selbst nichts tut. Der ein wenig schlimmer ist als ein Kraftausdruck.

In die Kategorie der Sich-lächerlich-Macher gehört auch die Wiener Polizei. Sie versucht ihre Jagd auf Strafmandate rhetorisch mit „mehr Verkehrssicherheit“ zu begründen. Wobei ganz Wien weiß, dass die Mandatsaktionen in Wahrheit zur Anfüllung der Wiener Rathauskassen dienen. Denn die Polizei agiert ja niemals dort, wo wirklich die Verkehrssicherheit auf dem Spiel steht (Drängereien, Schneiden, Abbiegen ohne Signal, Ignorieren von Zebrastreifen, Fahrradfahren auf Gehsteigen). Dafür agiert sie stets mit großer Intensität dort, wo absolut Null Gefahr für irgendjemanden besteht, wo aber Autofahrer wegen eines Formaldelikts ganz leicht abkassiert werden können. So sieht man die Uniformträger in total verkehrsarmen Zeiten vor dem Museumsquartier, wo Autofahrer mutterseelenallein auf einer dreispurigen kreuzungsfreien Richtungsfahrbahn eine lange gerade, völlig einsehbare Strecke vor sich haben. Und wo selbst der vorsichtigste Lenker ohne jedes Risiko schneller als 50 fahren kann, es aber wegen des formalistischen Gessler-Hutes der geltenden Geschwindigkeitsbeschränkung nicht darf. Genauso provozierend ist es, wenn die Polizei auf der ebenfalls dreispurigen, geraden, einsichtigen, menschenleeren, kreuzungsfreien Schönbrunner Schloßstraße (Richtung Grünbergstraße) an Samstagen um 6,45 Uhr(!) auf die Radarjagd geht. Auch dort gibt es keinerlei Sicherheitsmotiv, sondern nur das Abkassiermotiv. Das ist wohlgemerkt dieselbe Polizei, die Diebstähle und Einbrüche mit wachsendem Desinteresse zur Kenntnis nimmt, und die auch absolut nichts zu deren Aufklärung unternimmt.

 

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FN 509: Wofür der ORF Geld hat drucken

Der ORF versucht gerade, die Regierung zu erpressen – und wirft selbst das Geld hinaus.

Wenn er nicht mehr Geld bekommt, müssten allein im ORF-Radio mehr als sechs Millionen jährlich eingespart werden. Mit zahllosen Argumenten dieser Art versucht der ORF Rot-Schwarz unter Druck zu setzen. Bei etlichen Sendungen (insbesondere bei den grün-kommunistischen Ö1-Formaten Dimensionen, Kollegs, Panorama, Kontext, Im Gespräch, Spielräume) kann sich der Hörer freilich nur denken: Hoffentlich werden sie eingespart. Und ebenso muss man hoffen, dass sich die ÖVP nicht wieder unter Druck setzen lässt. Denn noch einseitiger können etwa die Informationsschienen des ORF gar nicht mehr werden, wo jetzt beispielsweise fast jedem Auftritt eines ÖVP-FPÖ-Stronach-Politikers eine linke Polemik als „Faktencheck“ nachgeschickt wird. Aber noch ärgerlicher ist, dass ORF-Boss Wrabetz nun frech verkündet, auf jeden Fall eine weitere Million Euro für ein sogenanntes Gleichstellungsprogramm hinauszuwerfen. Das besteht im Wesentlichen darin, dass Frauen in höhere Verwendungsgruppen, also meist Leitungsfunktionen hinaufgereiht werden. Auch wenn dort gar keine Funktion frei ist.

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Die Krone muss teure Faymann-Steuer zahlen drucken

Das Kleinformat verliert rapide seinen Mythos. Es zahlt eine bittere und von Jahr zu Jahr teurere Faymann-Steuer. Denn keine Tageszeitung hat in den letzten Jahren auch nur annähernd so viele Leser verloren wie die Kronenzeitung. Ob man das nun in absoluten Zahlen misst oder in Prozentpunkten.

Das zeigt am besten der Vergleich der heutigen Leserzahlen mit 2004. Das war einerseits das überhaupt beste Jahr der Kronenzeitung, und andererseits ein Jahr, in dem die Krone noch nicht zum fett angefütterten Leib- und PR-Blatt eines in die Bundespolitik aufgestiegenen Werner Faymann abgesunken war. Damals sagten bei der Media-Analyse 43,7 Prozent, dass sie das Blatt lesen, bei der nun veröffentlichten MA (zweites Halbjahr 2012 + erstes Halbjahr 2013) hat die Zeitung mit einem signifikanten Absturz hingegen nur noch 36,2 Prozent erreicht.

Das ist zwar noch immer sehr viel. Aber es zeigt sich jedenfalls eine starke und klare Tendenz. Die einstige Allmachtsanmutung der Dichand-Zeitung bröckelt rapide. Das ist für die meisten Österreicher, die den Kuschelplatz der Krone auf dem Schoß Faymanns zutiefst verachten, sehr erfreulich.

Gewiss hängt das auch mit den Gratiszeitungen zusammen, aber nicht in erster Linie. Das sieht man insbesondere am Kurier: Diese Zeitung hat sich seit 2010 voll stabilisieren können (sie hatte damals 8,1 Prozent und steht jetzt bei 8,3). Auch das fällt keineswegs zufällig mit einer neuen Blattlinie zusammen. Nur war sie beim Kurier erstmals nicht ganz so links, wie sie früher jahrzehntelang gewesen ist.

Der Schluss ist zwingend: Die Krone zahlt eine verdammt hohe Faymann-Steuer. Sie bekommt von den SPÖ-Imperien durch Faymann zwar so viele Steuergeld-Inserate wie noch nie; aber sie ist gleichzeitig auf der Leserseite in einen Abwärtsstrudel geraten, der sich nur noch extrem schwer aufhalten lässt. Von einer Umkehr ist schon überhaupt keine Rede. Mit der gegenwärtigen Mannschaft sicher nicht. Denn wenn manche Redakteure auf Twitter mutiger sind als im eigenen Blatt, dann steckt da schon tief der Wurm drinnen. Dann ist nämlich vor den Augen aller das Wichtigste jeder Zeitung dahin: die Glaubwürdigkeit.

Signifikant gewonnen hat das muntere kleine Gratisblatt „Heute“. Hingegen stagniert die zweite Faymann-Postille, „Österreich“, trotz ähnlicher Gratismethoden total: Sie wurde bei der Media-Analyse von 9,8 Prozent genannt. Sie stand bei der ersten Messung 2010 auf 9,6 Prozent und war dazwischen schon über 10.

Die Media-Analyse-Daten sind die einzige harte Währung im Zeitungsgeschäft, das ja sonst immer voller Aufschneider und Lügner ist. Die Daten zeigen sehr schön: Leser lassen sich manches gefallen, aber nicht auf Dauer alles. Offen ist nur, ob auch die Verleger endlich ihre Lektion lernen oder ob sie weiterhin den Weg der Prostitution gehen.

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Das Tagebuch wird Vier und dankt drucken

Auf den Tag genau seit vier Jahren darf ich viele Hunderttausende Leser mit meinen Analysen, Recherchen, Meinungen erfreuen – oder ärgern. Je nachdem. Wie es sich für ein echtes Tagebuch gehört, sind in dieser Zeit wirklich jeden Tag Eintragungen erschienen. Die Leser haben es offensichtlich ausgehalten. Sie haben überdies mit fast 100.000 Postings pro Jahr noch viel Klügeres, Kontroversielleres, Interessanteres beigesteuert, als ich das konnte. Für ihre Treue sei ihnen großer Dank ausgesprochen. Seit vier Wochen haben die Leserzahlen auch einen großen Sprung nach oben getan: Um 50 Prozent mehr Internet-User als normal schlagen derzeit täglich das Tagebuch auf. Der Zuwachs war wohl wahlbedingt, ist aber noch immer nicht abgebröckelt. Der größte Dank gilt jenen, die das alles erst ermöglichen, und die es hoffentlich in ausreichender Zahl weiter ermöglichen werden: den zahlenden Abonnenten. Als kleines Geschenk gibt es zum Geburtstag ein Büchlein geschenkt. (Mit einer - erfreulichen - nachträglichen Ergänzung).

Das Buch bekommt jeder zugeschickt, der unter „Kontakt“ sein Interesse signalisiert (und dort auch bitte seine Post-Adresse bekannt gibt!). Es gilt die Reihenfolge des Einlangens der Bestellungen. Wobei primär die Abonnenten zum Zuge kommen werden. Solange eben der (große) Vorrat reicht.

Der Wermutstropfen: Das Buch – ein Taschenbuch – ist auf Englisch. Es trägt den Titel „After the Welfare State“ und stelle Beiträge einer Reihe prominenter Autoren zusammen. Diese analysieren (in durchaus verständlichem Englisch) die Ursachen der großen Finanz- und Schuldenkrise und entwickeln Rezepte, wie künftige Katastrophen vermieden werden könnten. Vor allem aber kämpfen sie um die Rechte der jungen Menschen auf Zukunft und Demokratie, da das nicht nachhaltig überlebensfähige Schulden- und Wohlfahrtssystem am Kollabieren ist.

Dabei werden massiv die Sünden, die Verbrechen der machthabenden Generation aufgelistet. Es wird gezeigt, wie überflüssige und kontraproduktive Interventionen in das Leben der Menschen durch eine Kaskade von immer schlimmeren Interventionen überdeckt werden. Die Autoren schildern, wie Präsident Bush Mitarbeiter entlassen hat, weil diese auf die leichtfertige Finanzierung von Einfamilienhäusern für Menschen hingewiesen haben, welche sich keine Häuser leisten können. Aber auch die demokratischen Präsidenten wollten aus Wahltaktik nicht wahrhaben, dass genau das dann später die große Krise auslösen musste. Ja, es wurde im Gegenteil sogar gesetzlich angeordnet, dass die Hälfte der Hauskredite an Menschen zu gehen habe, die sich eine Rückzahlung niemals leisten konnten. Die nur hoffen konnten, dass die Häuser immer mehr wert werden, sodass sie sich irgendwann gleichsam selber finanzieren. Und alle vergaßen, dass Immobilienpreise auch fallen können.

Dieses Pyramidenspiel wurde in den USA mit einem Schwall ethisch klingender Vokabel als etwas Lobenswertes dargestellt. Die Autoren von „After the Welfare State“ erinnern etwa an den bei Linken sehr beliebten Ökonomen Krugman, der damals massiv diese Luftfinanzierungen verteidigt hatte.

Wer das Pyramidenspiel hingegen kritisierte, wurde als moralisch böse denunziert. So wie es jetzt jenen geht, die der von der EZB und Fed mit ungedecktem Geld gefüllten Blase misstrauen.

Brillant handelt das Buch beispielsweise auch die Armutsindustrie ab, die davon lebt, ständig die Armut zu beklagen und neue Formen der Armut zu erfinden. Die Autoren zeigen, dass Armut eigentlich immer das Los fast aller Menschen gewesen ist. Und dass es einzig und allein der Kapitalismus gewesen ist, der die Armut stark reduziert hat.

Das Buch liest sich spannend und flüssig. Es kann dadurch die hoffentlich auch in Zukunft nur seltenen Stunden füllen, in denen es nichts Neues im Tagebuch zu lesen gibt.

Tagebuch geht weiter, solange Abonnenten das ermöglichen

Ich bin jedenfalls fest entschlossen, das Tagebuch mit der gleichen Energie weiterzuschreiben, solange ich gesund bin. Und solange es ausreichend Menschen gibt, die durch ein Abonnement den ökonomischen Fortbestand des Tagebuchs ermöglichen.

Und hier kommen wir zur Schattenseite der Vierjahresbilanz: Die Zahl der Abonnenten, die durch ihren finanziellen Beitrag über das Weitergehen des Tagebuchs entscheiden, stagniert. Was angesichts steigender Kosten (etwa alleine durch die rasch steigenden Zugriffe) bisweilen für Wolken am Horizont sorgt.

Aber vorerst gilt uneingeschränkt ein Motto der Linken: Lotta continua. Der Kampf geht weiter.

Der Beitrag der Abonnenten ist für das Weiterleben noch wichtiger als die vielen brillanten Texte der Gastkommentare. Diese stammen inzwischen schon von über hundert Autoren. Besonders freue ich mich, dass bereits fast ein Drittel aller Zugriffe den Texten von Gastkommentatoren gelten. Die alle unentgeltlich schreiben. Die alle eine inhaltliche Botschaft haben, und die alle gelesen werden wollen.

Gewiss wird es auch künftig bisweilen Irrtümer geben. Ich werde mich nach Kräften bemühen, deren Zahl klein zu halten. Gewiss wird es auch künftig Beiträge geben, die jemanden ärgern. Ich werde mich aber keineswegs bemühen, dies zu vermeiden.

Denn auch, wer sich ärgert, sollte immer wissen: Alle Texte in diesem Blog entstehen nach bestem Wissen und Gewissen. Völlig unbeeinflusst durch die Denkschablonen der gutmenschlichen Political correctness und durch den Mainstream der sonstigen Medien. Und vor allem völlig unbeeinflussbar durch Eigentümer, inserierende Politiker, Betriebsräte oder Abonnenten. Denn die gibt es alle gar nicht.

Manche Nicht-Abonnenten werden nun sagen, dass doch zuletzt die Zahl der Inserate kräftig zugenommen hat (Abonnenten haben ja absolut inseratenfreie Seiten; sie sehen keine einzige Werbung). Das ist richtig. Aber praktisch alle Inserate sind unentgeltliche Austauschinserate, eine Gegengabe dafür, dass jemand anderswo für das Tagebuch wirbt. Die Werbeeinnahmen machen knappe zwei Prozent des Umsatzes aus. Und sie kommen praktisch nur von Google, das bestimmte Werbeflächen gemietet hat und diese dann selbsttätig befüllt. Ich weiß bei den Google-Inseraten also nicht einmal, wer da jeweils inseriert. Ich konnte bei Google nur anstößige Inserate untersagen. Jeder Klick auf ein solches Inserat bringt halt ein paar Cent.

Überlebensfaktor Unabhängigkeit

Das Prinzip Eigenständigkeit als Grundlage des Tagebuchs hat auch dazu geführt, dass ich in diesen vier Jahren zwar von einem halben Dutzend Parteien zur Übernahme von Funktionen eingeladen worden bin, dass ich diese aber alle vorbehaltlos abgelehnt habe. Dasselbe habe ich auch beim Angebot eines sicheren Nationalratssitzes getan, den mir eine Partei angeboten hat. Ich habe sogar meine Rolle im Vorstand des Clubs Unabhängiger Liberaler sofort zurückgelegt, als dessen (mir persönlich durchaus sympathischer) Präsident ein Nationalrats-Mandat angenommen hat.

Das soll alles keine Verachtung für Politik und Politiker ausdrücken. Das soll nur signalisieren, dass ich keine Sekunde lang meine Glaubwürdigkeit zu opfern bereit bin. Immerhin hat mir meine diesbezüglich fehlende Flexibilität in einem früheren Leben ja schon zweimal den Job gekostet.

Einmal, als ein aus Kärnten gekommener linkskatholischer Verleger geglaubt hatte, man müsse zur Auflagenerhöhung die „Presse“ nach links verändern (was ihn dann freilich ein Drittel der „Presse“-Leser gekostet hatte, also mehr noch als alle jene, die ich in meiner Chefredakteurszeit dazugewonnen hatte). Und das zweite Mal, als ich dem totalitären Durchgriff des Systems Faymann im Weg gewesen bin (was dann auch diesem Blatt auflagenmäßig nicht gerade genutzt hat). Mit dieser Biografie fällt es relativ leicht, jedes einschlägige Ansinnen, das meine Freiheit auch nur irgendwie einschränken würde, sofort abzulehnen. Die Eitelkeit freut sich an vielen Abonnenten und Zugriffen, aber nicht an Macht.

PS: Weil ich gerade einmal über mich rede, noch eine Antwort auf die Frage, ob ich neben dem Blog eigentlich noch etwas anderes mache. Ja, das tue ich: Ich mache relativ oft Moderationen (wo ich mich zur absoluten Neutralität zu zwingen versuche) und Vorträge (wo ich mich zu gar nichts zwingen muss, außer der Einhaltung der vorgegebenen Redezeit). Und dann gibt es noch – ganz wenige – Firmen oder Menschen, denen ich journalistisch helfe, wie sie sich darstellen können oder wie sie in Krisen argumentieren sollen. Aber großes Ehrenwort: Diese Unternehmen und Personen kommen dann im Tagebuch in keiner Weise vor. Es gibt hier keinerlei Schleichwerbung.

PPS: Trotz einer beglückten Bilanz dieser vier Jahre ist der ganz große Traum unerfüllt geblieben: Das wäre die Gründung einer mutigen und kämpferischen liberalkonservativen Wochenzeitung. Dazu hat das Geld gefehlt. Jene, die eines hätten, finanzieren halt lieber einen Mainstream-Mist. So ist das Leben. Und das Bürgertum erst recht.

Zweite nachträgliche Ergänzung: Nachdem die Reaktion auf das kleine, englischsprachige Geschenkangebot all meine Erwartungen übertroffen, habe ich anfangs nach ein paar Stunden gebeten, von weiteren Bestellungen Abstand zu nehmen. Inzwischen habe ich aber eine neue Lieferung beschaffen können. Damit steht die Einladung zu neuerlichen Bestellungen wieder offen.

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Zum Ergebnis der Nationalratswahl drucken

Die große Koalition hat deutlich Stimmen verloren, zusammen aber gerade noch die absolute Mehrheit erreicht. SPÖ-Klubobmann Josef Cap sieht in erster Linie ein Kommunikationsproblem der SPÖ-ÖVP-Koalition mit den Bürgern. SPÖ-Frauenministerin Heinisch-Hosek dürfte er damit zwar nicht gemeint haben, doch gerade sie malt beständig ein düsteres Bild der Lage der Frauen und bemüht sich nach Kräften, den so genannten Gender-Pay-Gap in unrealistischer Weise aufzublasen.

Damit erleichtert sie es der FPÖ, der Regierung Versagen vorzuwerfen. Diese Partei hat ohne Rücksicht auf Budgetprobleme das Blaue vom Himmel gefordert und sich auch in Richtung Interessensvertretung der Frauen zu positionieren versucht, ohne aber bei diesen wie erhofft punkten zu können. Laut Sora-Wählerstromanalyse wählten 29 Prozent der Männer, aber nur 16 Prozent der Frauen FPÖ, womit aber die FPÖ gegenüber den als „Frauenpartei" deklarierten Grünen bei den Frauenstimmen weiterhin die Nase vorn hat.

Die vor anderthalb Jahren von Matthias Strolz gegründeten Neos sind die einzige Partei, die es gewagt hat, eine rasche Angleichung des gesetzlichen Frauenpensionsalters (beginnend mit 2014 statt 2024) zu fordern und sind für ihren Mut belohnt worden. Die vom Wählervotum enttäuschten Grünen sind zu einseitig fokussiert. Sie fordern Chancengleichheit für Frauen, nicht aber für Männer und negieren damit die veränderte Wirklichkeit.

„Alle leiden unter dem Stillstand", äußerte Sozialexperte Bernd Marin im Gespräch mit der „Kleinen Zeitung" (15.9.). Die Frauenministerin stelle sich taub. „Das frühere Pensionsalter der Frauen ist ein zutiefst reaktionäres Überbleibsel, das Frauen schadet und verhöhnt. Ein paternalistisch vergiftetes Bonbon."

Kurz vor der Wahl rief sich auch die Grazer Frauenbeauftragte Maggie Jansenberger mit einer Wortspende in Erinnerung. „Frauenquoten sind nur für SPÖ und Grüne ein Thema", bemängelt sie. Aber sie interessieren, dem Wahlergebnis nach zu schließen, auch immer weniger Wähler. Der steirische Landeshauptmann Franz Voves beklagte nach der Wahl auf Radio Steiermark, dass die SPÖ den Kontakt zur Arbeiterschaft verloren hat. Kein Wunder, können diese doch mit Forderungen wie „Mehr Frauen in Spitzenpositionen" wenig anfangen.

Der „Standard"-Journalistin und Feministin Beate Hausbichler macht die Anfälligkeit junger Männer für die FPÖ Kopfzerbrechen. Sie plädiert auf dieStandard.at für Umerziehungsmaßnahmen in der Schule. Die Printredaktion des „Standard" (2.10.) beginnt nun aber möglicherweise, Probleme von Männern nicht mehr unter den Teppich zu kehren. So schreibt sie zu den neuen Arbeitslosenzahlen für September: „Besonders Männer sind von Arbeitslosigkeit gefährdet. ... Auch im September hat die Arbeitslosigkeit unter Männern (plus 15,1 Prozent) stärker zugenommen als unter Frauen (plus 12,9 Prozent)."

Viktor Pölzl ist Obmann des Vereins Freimann, der sich für Gleichberechtigung auch für Männer einsetzt.
www.freimann.at

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Fußnote 502: Der ORF, Radio Moskau und die Lüge drucken

Das einstige Radio Moskau der Kommunisten wirkt im Vergleich zum heutigen ORF der SPÖ fast schon wie ein echtes Informationsmedium.

Neueste Unverschämtheit: Die Wahlkartenauszählung hat der Faymann-Partei Schlimmes gebracht. Sie verliert noch ein weiteres Mandat (an die ÖVP). Damit ist die SPÖ nach dem BZÖ nun eindeutig der zweite Wahlverlierer, während es ja bisher schien, als ob Rot wie Schwarz exakt gleich viel verloren hätten. Was aber berichtet der ORF in seiner Hauptnachrichtensendung über diese signifikanten Veränderungen? Einfach nichts. Ebensowenig wie über die nunmehrige Verschiebung zweier blauer Mandate zu den Grünen. Er meldet nur die Zahlen der Auszählung. Aus. Damit erfährt niemand, der sich nicht in anderen Quellen informiert hat, dass die Lage deutlich anders geworden ist als zwei Tage lang vom ORF gemeldet. Dieser agiert wie die ärgsten Partei-Betonschädel: Nur ja keine Niederlage zugeben, wenn sie die SPÖ betreffen. Verlierer müssen immer die anderen sein. Die Nazis haben schwere Niederlagen wenigstens noch als „Frontbegradigung“ bezeichnet, woraus Zuhörer ihre Schlüsse ziehen konnten. Im ORF werden sie überhaupt wegignoriert. Auf der gleichen verlogenen Linie in der selben Sendung die unglaubliche Behauptung: Viktor Klima wird als „Wahlsieger“ 1999 bezeichnet. Nur zur Erinnerung: Klima hat damals sechs Mandate verloren . . .

PS: Im ORF-Stiftungsrat sitzt nun auch je ein Vertreter Stronachs und der Neos auf Kosten von SPÖ und BZÖ. Man darf gespannt sein, welche Auswirkung das auf die Rolle des ORF als Parteifunk hat.

 

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Am besten gleich ohne Moderatoren diskutieren? drucken

Im ORF werden Politiker zumeist äußerst unhöflich behandelt – letztlich können sie sich dann aber doch fast alles erlauben. Sollte es nicht eigentlich eher umgekehrt sein? Und warum mischen sich Moderatoren in Österreich dauernd selbst in Diskussionen ein – warum ergreifen auch Interviewer immer wieder Partei? Das passiert etwa in Deutschland viel seltener. Die Politiker sind andererseits zum Teil auch selber schuld, lassen sich viel zu leicht provozieren. Man könnte doch meist weit gelassener, souveräner reagieren. Man muss ja auch gar nicht auf alles eingehen. (Manchmal würde man sich überdies fast mehr statt weniger Parteieneinfluss wünschen im ORF. Denn die Parteien haben wenigstens eine gewisse demokratische Legitimierung…)

So ein dichtes Programm gab es für Freunde des politischen Infotainment in Österreich jedenfalls noch nie. ORF und Private, TV und Radio – überall treten die Spitzenkandidaten der wahlwerbenden Parteien auf: allein, gegeneinander, mitunter auch miteinander. Vielen (Zusehern) ist es schon zu viel; manchen – vor allem natürlich den noch nicht im Parlament vertretenen Parteien – ist es hingegen noch zu wenig. Was ist oder wäre eigentlich gerecht? Und wer sollte wie oft und von wem eingeladen werden?

Aus Sicht der Zuseher und Wähler – um die es ja vor allem gehen sollte – ist primär gute Information wichtig, um sich ein Bild machen zu können. Ein bisschen Unterhaltung kann dabei auch nicht schaden. Aus Sicht der Medien geht es vorrangig um Quoten und Geschäft: Wer nützt uns, bringt uns viele Zuseher, hohe Einnahmen? In manchen Medien kommt man ja fast nur (und dann auch nur positiv) vor, wenn man auch Werbespots oder Inserate schaltet. In anderen gibt es wieder eine deutliche politische oder ideologische Schlagseite.

„Gerecht“ kann ein Wahlkampf ohnehin nie sein. Jene, die Macht und/oder Geld haben, werden wohl nicht so leicht freiwillig darauf verzichten. Wer in die Medien kommen möchte, muss irgendwie interessant sein: Eben durch Macht oder Geld; oder aber auch durch gute Ideen, interessante Persönlichkeiten und Inhalte – oder durch irgendetwas, das aufregt, polarisiert oder Zündstoff für heiße Diskussionen liefert!

Einerseits lässt sich natürlich argumentieren, dass die Titelverteidiger (also Kanzler, Regierung usw.) ein gewisses Vorrecht auf Medienberichterstattung haben. Wenn man allerdings bedenkt, wie groß der Einfluss der Regierenden auf viele Medien ist – und wie hoch dazu auch noch die staatliche Parteienfinanzierung in Österreich ist – dann müssten eigentlich sogar eher die Herausforderer bevorzugt behandelt werden…

Ziemlich absurd ist aber jedenfalls die Logik, mehr oder weniger alle Parteien gleich zu behandeln, sobald sie nur einen Parlamentsklub haben. Sei dies nun das Team Stronach, das überhaupt noch nie bei einer Nationalratswahl angetreten ist; oder sei es das BZÖ, das vielleicht nie wieder antreten wird.

Statt also in allen möglichen Formaten gleichsam „jeden gegen jeden“ auftreten zu lassen, könnte man wohl etwas selektiver vorgehen. Zum Beispiel, indem sich jeder Kandidat ein oder zwei Kontrahenten selbst aussuchen kann, die er oder sie zu einer Diskussion einladen möchte. Und sicher sollten auch neue Parteien eine Chance bekommen, da sie ja finanziell ohnehin in einer deutlich schwächeren Position sind – und sich daher auch nicht so leicht (auf Kosten der Steuerzahler) Plakate oder Inserate leisten können!

Da aber nun schon so ziemlich alle nur denkbaren Formate getestet worden sind, könnte man es doch vielleicht einfach einmal ganz ohne Moderatoren probieren? Die jeweilige Redezeit könnte ja, auch für die Zuseher sichtbar, gestoppt und angezeigt werden. Ansonsten bliebe es eben den Diskutanten überlassen, wie sie miteinander umgehen. Im politischen Alltag ist schließlich auch nicht der ORF bei jeder Verhandlung mit Moderator anwesend. (Obwohl dies gerade bei den Koalitionsverhandlungen vielleicht durchaus interessant sein könnte!) Eine Diskussion ohne Moderator könnte jedenfalls einiges über Charakter und Persönlichkeit der Teilnehmer offenbaren. Und die Zuseher könnten erfahren, wie kreativ und konstruktiv Kandidaten mit Wettbewerb, Konflikten, aber auch Möglichkeiten zur Kooperation umgehen!

Immerhin recht unterhaltsam, wenn auch ziemlich skurril, waren ja die so genannten „Wahlfahrten“ im ORF mit Hanno Settele. Man stelle sich aber vor, wie unterhaltsam es erst sein könnte, wenn zum Beispiel Herr Strache Frau Glawischnig durch die „Begegnungszone“ in der Wiener Mariahilfer Straße chauffieren müsste – möglicherweise unter den Buhrufen Hunderter Radfahrer? Strache würde dann vielleicht sagen: „Frau Glawischnig, diese Bilder sprechen doch für sich…“ – Glawischnig wiederum entgegnen: „Aber meine Taferln sprechen dafür umso deutlicher für mich!“ Und alles LIVE – da würde der ORF einmal sehen, wie viel „Raum nach oben“ es noch bei den Quoten gibt!

Aber Spaß beiseite – später im Analysestudio könnte ja doch wieder alles einen ganz anderen „Spin“ bekommen. Und notfalls ließe sich auch noch in der ZIB 24 das eine oder andere zurechtrücken – oder spätestens beim „Faktencheck“ am nächsten Tag…

Also könnte man doch eigentlich einmal ganz locker auf die Moderatoren verzichten – oder? Einen Versuch wäre es wert.

Christoph Bösch, M.A. ist Publizist in Wien und Gründer der Initiative „Mehr Wahlrecht".

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Umfragen und Wahlen: Deutschland, das BZÖ und die Neos drucken

Wir blicken alle wie die Kaninchen auf die Schlange: Mit immer mehr Spannung werden die ständig allerorten veröffentlichen Umfragen beobachtet – sie sind aber aus vielerlei Gründen nicht nur unpräzise, sondern auch falsch.

Umfragen sind vor allem eine Strategie von Zeitungen und Fernsehanstalten, sich mit „exklusiven“ Inhalten zu füllen. Sie sollen ähnlich wie ein Horoskop die Neugier befriedigen, künftige Entwicklungen vorzeitig zu erfahren. Das sieht man derzeit auch in Deutschland, wo entgegen allen bisherigen Usancen diesmal bis zuletzt Umfragen veröffentlicht werden. (Ausgerechnet) „Bild“ tut dies sogar noch am Wahltag. Und die öffentlichen-rechtlichen Anstalten taten dies heuer erstmals noch drei Tage vor der Wahl.

Diese späten Veröffentlichungen lösen mit Sicherheit immer Rückwirkungen auf das Verhalten der Wähler aus. Wer etwa gibt schon gerne seine Stimme einer Partei, die gar nicht ins Parlament kommt?

In ihrer Gier, Aufmerksamkeit zu erregen, lassen sich viele Medien bei den Veröffentlichungen auch immer wieder zu wilden Übertreibungen hinreißen. Wenn sich etwa ein dreiprozentiges „Intervall“ – das bedeutet den Bereich, in dem eine Partei laut Langtext der Umfrage liegt, – eine einprozentige Verschiebung gibt, dann sagt dies in Wahrheit absolut nichts. In der medialen Darstellung insbesondere der Boulevard-Medien wird das jedoch zur Sensation hochgespielt. Dabei sprechen alle Umfragen, wenn man sie genau liest, nur von solchen Intervallen.

Bei Wahlumfragen gibt es aber auch noch etliche nicht durch Sensationsgier verursachte Verzerrungen. Diese lassen sich auch gar nicht verhindern. Die von Laien oft als vermeintliches Problem angesprochene Größe der Stichprobe ist dabei noch das kleinste Problem.

Viel mehr Anlass zu Skepsis und Vorsicht sollte die – langfristig noch dazu wachsende – Zahl von Antwortverweigerern und Spätentscheidern sein. Was auch immer der wahre Grund sein mag, ein Fünftel bis ein Drittel sagt jedenfalls entweder: „Weiß nicht“ oder: „Das geht Sie gar nichts an“. Das wird übrigens besonders oft dann geantwortet, wenn ein sparsamer Auftraggeber aus Ostdeutschland bei den österreichischen Wählern anrufen lässt. Deutschdeutsch befragt zu werden, erweckt ja bei den meisten Österreichern keine sonderlichen Sympathien.

Diese große Dunkelziffer wird jedoch bei Veröffentlichungen immer konsequent verschwiegen. Die Institute versuchen vielmehr, die Verweigerer zu schätzen – und irren dabei immer zwangsläufig. Lange war es etwa so, dass sich FPÖ-Wähler auch bei noch so vertraulichen oder raffinierten Fragtechniken gerne verschweigen. Blau zu wählen war ja als böse abgestempelt und daher bekannte man sich nicht gerne einem Fremden gegenüber dazu.

Aber ist dieses FPÖ-Phänomen noch immer so? Oder geniert man sich vielleicht inzwischen schon eher, sich zu einer Regierungspartei zu bekennen als zu irgendeiner Oppositionsgruppe? Niemand weiß es.

Und schon gar nicht wissen die Institute, wie sie neue Parteien bezüglich der Schätzwerte behandeln sollen. Dabei gibt es in Österreich derzeit jede Menge davon: Stronach, Neos, Piraten.

Wie unzuverlässig Aussagen bei Umfragen sind, zeigt auch ein erstaunliches Phänomen der aktuellen Umfragen. Darauf hat dieser Tage der Meinungsforschungsexperte Peter Ulram hingewiesen: Fragt man die Österreicher (auch als Mittel, um Antwortverweigerer doch irgendwie einschätzen zu können), wen sie denn beim letzten Mal gewählt haben, dann sagen nur ein bis zwei Prozent: „BZÖ“. In Wahrheit war die Partei jedoch damals von zehn Prozent gewählt worden.

Aber offenbar verdrängen heute viele ihre BZÖ-Stimme. Oder sie haben einfach Jörg Haider wählen wollen und inzwischen ganz vergessen, dass man dazu BZÖ ankreuzen musste.

Haider hatte ja damals das sieche BZÖ im letzten Moment noch einmal in die Höhe gerissen, als er sehr viele ÖVP-Wähler angesichts der Zerstrittenheit ihrer eigenen Partei (siehe etwa die Intrigen der Prölls gegen Parteichef Molterer) für sich gewinnen konnte. Das war Haider damals mit einer bewussten Mischung aus wertkonservativen und wirtschaftsliberalen Positionen gelungen, die ihn als die bessere ÖVP erscheinen ließen.

Dieser Kurs war dann freilich beim BZÖ bald in Vergessenheit geraten und überdies durch etliche Affären von Kärnten bis Telekom überdeckt worden. Die Haider-Taktik wurde aber im jetzigen Wahlkampf von Josef Bucher zumindest in Hinblick auf liberale Positionen ein wenig wiederbelebt. Die wertkonservativen hat er allerdings nicht wirklich übernommen; Bucher hat sich deswegen auch einen Konflikt mit seinem Parteifreund Stadler eingehandelt (insbesondere rund um das Abtreibungsthema).

Allein das Beispiel BZÖ zeigt, wie schwer es ist, aus irgendwelchen Umfragen ein Wahlergebnis zu prognostizieren. Dies gelingt umso weniger, als niemand die eigentlich viel ehrlicheren Rohdaten, also die echten Umfrage-Ergebnisse veröffentlicht. Publiziert wird immer nur eine Schätzung des Wahlausgangs.

Das führt dann zu bisweilen lustigen taktischen Spielchen. So ließ die SPÖ in den letzten Wochen verbreiten, dass sie bei den geheimen Rohdaten viel bessere Ergebnisse für die Neos hätte, als die veröffentlichten Ergebnisse anzeigen würden.

Man muss da freilich schmunzeln, sobald man die Absicht durchschaut hat: Damit sollen ganz offensichtlich bürgerliche Wähler, die ihre Stimme nicht vergeuden wollen, doch noch zum Wählen der Neos gebracht werden. Das ist eine sehr ähnliche Strategie wie einst, als die SPÖ und insbesondere Heinz Fischer die Gründung des LIF unterstützt hatten. Auch damals hatte die SPÖ ja geglaubt, diese – weitgehend mit den heutigen Neos identische – Gruppierung würde vor allem der ÖVP schaden. Sie hat aber in Wahrheit den Grünen geschadet und ist praktisch immer auf der Seite der SPÖ gestanden.

Die allergrößte Unsicherheit ist aber durch die Wähler selber entstanden: Nur noch 40 Prozent haben laut Ulram wenigstens Reste einer emotionalen Bindung an daeine Partei. Und nicht einmal das bedeutet automatisch die Wahl dieser Partei. Dabei war dieser Bindungs-Wert einige Wahlen vorher noch doppelt so hoch.

Das Alles heißt nun nicht, dass Meinungsforschung sinnlos wäre. Ganz im Gegenteil. Man muss aber immer wissen, was da alles für Unwägbarkeiten und Ungenauigkeiten dahinterstecken, wie Medien und Parteien damit manipulieren. Und vor allem, dass es am Ende doch auf jede einzelne Stimme ankommt.

Also: Wir werden auch weiter wählen gehen müssen. Und das ist auch gut so.

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Der Verfassungsgerichtshof und der Rechtsstaat drucken

In diesem Land ist der Rechtsstaat völlig vor die Hunde gekommen. Und zugleich ist der VfGH in den letzten zwei Jahren de facto zu einer gehorsamen Vorfeldorganisation der SPÖ degeneriert.

Menschen werden über fünf Jahre lang von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigte gehalten. Sie werden damit beruflich meist ruiniert, ohne dass sie eine Chance gegen solche Feme-Justiz hätten. Es gibt Beschuldigte, deren Belastungszeugen seit zweieinhalb Jahren nicht ein einziges Mal gehört werden.

Bei den meisten Anzeigen unternimmt die Staatsanwaltschaft überhaupt nichts Relevantes. Hektisch wird sie nur, wenn es gerade um das Kapitalverbrechen geht, dass jemand den „Propheten“ Mohammed wegen des Geschlechtsverkehrs mit einer Neunjährigen als das bezeichnet, was er für die meisten Österreicher ist. Und was er auch für die Justiz gewesen ist, als dort noch das Recht regiert hat und nicht die linke Political correctness.

Keine einzige Aktion ist auch bemerkbar, die endlich gegen die ständige rechtswidrige Weiterleitung von – natürlich fast immer einseitig ausgewählten – Akteninhalten aus der Staatsanwaltschaft an nahestehende Wochenblätter vorgehen würde.

Zu diesem von unseren Steuergelder lebenden „Rechtsstaat“ gehören auch eine Bundeswettbewerbsbehörde und Kriminalämter, die Unternehmen (und damit Tausende Arbeitsplätze) durch öffentliche Kampagnen fertig machen, ohne dass sich diese wehren können. Dabei wären all die genannten Behörden zu strenger Amtsverschwiegenheit verpflichtet. (Gegen den Einsatz von dubioser Spionagesoftware versucht sich jetzt wenigstens einmal ein Unternehmen lobenswerterweise zu wehren. Schauen wir mal, wie der „Rechtsstaat“ das entsorgen wird.)

Und über diesem Sumpf thront der Verfassungsgerichtshof, das einzige rein parteipolitisch zusammengesetzte Gericht der Republik. Er hat sich in den letzten Jahren zum Oberaufseher auch über die sonstigen Oberstgerichte emporgekämpft. Er unternimmt zwar überhaupt nichts gegen die unfassbaren Zustände bei der Staatsanwaltschaft und den anderen genannten Behörden. Aber er handelt dafür blitzschnell, wenn es die parteipolitischen Interessen der SPÖ, pardon des ORF betrifft.

Der VfGH hat binnen einer Woche den Beschluss des Bundeskommunikationssenats suspendiert, der die Facebook-und Twitter-Auftritte der ORF-Mitarbeiter beschränkt hatte. Da diese ja oft klare rot-grüne Botschaften enthalten, kann solche völlig ungewöhnliche Schnelligkeit – eine Woche vor der Wahl! – wirklich nur noch parteipolitisch gesehen werden. Das ist freilich kein Wunder, wenn man sich bewusst macht, dass in diesem Land Menschen direkt aus dem Faymann-Vorzimmer zu Verfassungsrichtern werden.

Wenn Existenzen ohne Urteil unabhängiger Richter vernichtet werden, ist es der Justiz offensichtlich völlig egal. Wenn hingegen ein paar linke ORFler in ihrer ideologischen Agitation eine Woche vor der Wahl eingeschränkt werden, schreitet dieser „Rechtsstaat“ blitzschnell ein. Das, was man sich sonst dazu denkt, ist freilich nicht mehr druckreif.

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Ein Wahlkampftag im ORF drucken

Was den Österreichern nur an einem einzigen Tag so alles im ORF an Einseitigkeiten unterkommt. Und zwar durchwegs mit der gleichen Schlagseite.

Da ich naturgemäß nicht alles hören oder sehen kann, ist das ja zweifellos nur eine kleine Auswahl der Ärgernisse:

  1. Hunderte Schwarzafrikaner stürmen gewaltsam den Grenzzaun rund um spanischen Enklaven. Für Oberpolitruk Eugen Freund sind sie jedoch „notleidende Flüchtlinge“ (und seine Stimme bebt der Political Correctness entsprechend vor Betroffenheit). Worin die Not bestand, dass sie zu Gewalt greifen mussten, verriet Freund zwar nicht. Aber wir können schließen: Wenn demnächst jemand in sein Haus einbricht, wird Freund die Einbrecher zweifellos auch als „notleidend“ begrüßen.
  2. Ö3 berichtet über den Wahlkampf. Der Sender hat offenbar schon eine offizielle Sprachregelung, welche Vokabel zu verwenden sind, wenn man einmal über die ÖVP berichtet: Die Schwarzen sagen laut Ö3 prinzipiell nichts, sondern diese „wettern“ und „schimpfen“ nur. Diese Worte sind so ORF-objektiv, dass sie für Rot und Grün logischerweise nie verwendet werden.
  3. Die Zib berichtet über einen Zivilprozess gegen das Stift Admont wegen – angeblicher – Missbrauchs-Taten vor 40 Jahren. Dass freilich schon am Nachmittag bekannt geworden ist, dass die Klage zurückgewiesen wird, wird den Fernsehern freilich vorenthalten. Das könnte ja beim antikirchlichen Kampagnisieren stören.
  4. Zwei TV-Duelle am Abend: Beide Male kommen die beiden Parteien rechts der Mitte viel kürzer zu Wort als ihre linken Gegenüber. Und beide werden überdies viel häufiger von Thurnher unterbrochen und gestört. Offen bleibt nur die Frage, ob die Moderatorin von sich aus immer hektisch zu ventilieren beginnt, wenn ein Nichtlinker etwas sagen will, – oder ob ihr da jeweils der parteigeschulte Chefredakteur über den Knopf im Ohr sagt: „Drah den Kerl ab“.
  5. ORF-Faktencheck zu den Duellen danach: Da widmet sich der ORF insbesondere den dabei verwendeten Taferln. Er sagt aber kein Wort, dass die Grüne Glawischnig ein verfälschtes Meuchelfoto als angebliches ÖVP-Plakat verwendet hat.
  6. Im Faktencheck ebenfalls mit keiner Silbe erwähnt wird eine absolut falsche Behauptung der Frau Thurnher: nämlich dass schon vor 20 Jahren die Leseschwäche der Schüler genauso schlimm gewesen wäre wie heute. Wofür es nicht nur keinen Beweis gibt. Das kann angesichts des massiven Migrantenanteil unter den Leseschwachen auch nicht stimmen: War deren Anteil vor 20 Jahren doch um ein Vielfaches geringer.
  7. Während in österreichischen TV-Diskussionen vor allem die grüne Glawischnig ständig aufgeregt in dicken Mappen blättert oder Taferln aufstellt, zeigt ein Blick in die Wahl-Diskussionen der deutschen Sender: Dort dürfen weder Taferln verwendet werden noch Mappen. Das macht die deutschen Debatten viel substantieller (abgesehen davon, dass auch der wasserfallartige Glawischnig-Redefluss in Deutschland nie toleriert würde, bei dem sie vom Hundertsten ins Tausendste kommt). Der ORF hingegen traut sich nicht an diese – eigentlich logische – Regel heran. Dafür richtet er sogar während der ohnedies viel kürzeren Redesekunden ihres bürgerlichen Gegenübers die Kamera auf Glawischnigs Taferln. Womit diese optisch noch viel längere Auftritte bekam, als es die gemessene Redezeit maß

PS: An einem unverständlichen Aspekt dieser Debatten trägt der ORF keine Schuld: an Spindeleggers Passivität gegenüber der Grünen. Der VP-Obmann thematisierte trotz des langatmig vorgetragenen "Korruption!"-Angriffs Glawischnigs keine Sekunde lang die eigene Verantwortung der Grünen für die Korruption in Wien. Dabei stellt Wien bei weitem alles in den Schatten, was sonstwo an Hässlichkeiten angeblich oder wirklich aufgebrochen ist.

PPS: Noch ein ganz anderes Detail zum Wahlkampf: Kathpress hatte allen Parteien Fragen zu Themen gestellt, die die kirchliche Agentur interessieren. Alle haben geantwortet, nur SPÖ und KPÖ nicht. Das zeigt halt deren Desinteresse an gläubigen Wählern. Was aber tut daraufhin die Kathpress? Sie hält nach dieser Ohrfeige den Sozialdemokraten gleichsam die andere Wange hin; und fügt von sich aus Zitate aus dem SPÖ-Programm genau so ein, als hätte die Partei wirklich geantwortet. Geht’s noch unterwürfiger?

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Politikermut vor Journalistenthronen drucken

Auch jene Politiker, die veranlagungsmäßig keine Masochisten sind, lassen sich oft widerspruchslos von Journalisten prügeln. Ja, sie halten sogar die zweite Wange für die nächste Ohrfeige hin. Sie tun das freilich nicht aus christlicher Demut, sondern aus Feigheit gegenüber der vermuteten Macht eines Journalisten. Nur ganz wenige Charaktermenschen trauen sich da dennoch mutig zu bleiben. Daher sind diese besonders laut zu loben. Dies umso mehr, als etwa eine Figur wie die Chefin des SPÖ-nahen Boulevard-Blattes „Heute“ jetzt sogar groß angekündigt hat, die Macht ihres Blättchens massiv verstärkt für politische Kampagnen zu nutzen. Und noch mehr ist zu loben, wenn es ein Politiker wagt, sich sogar direkt mit dem Medienelefanten ORF anzulegen.

Das hatte einst mit großem Erfolg Jorg Haider getan. Das hat lange auch H.C. Strache gewagt, aber inzwischen verzichtet er überraschenderweise auf Attacken gegen den Sender, er hat offenbar tonnenweise Kreide geschluckt. Heftige Attacken auf den ORF hat anfangs auch Frank Stronach versucht; er ist es aber intellektuell schlicht zu simpel angegangen. Und nun setzt der ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf einen Vorstoß, und das zwei Wochen vor einer Wahl. Was zweifellos besonders mutig ist.

Kopf hat sich dabei ein absolut legitimes, ja notwendiges Ziel gewählt: die Twitter- und Facebook-Auftritte der ORF-Journalisten. Diese missbrauchen ununterbrochen ihre durch das Gebührenprivileg des ORF entstandene und finanzierte Bekanntheit ungeniert, um in einem der „sozialen“ Medien ganz persönliche und private Hetzkampagnen zu reiten. Dabei gehen sie sogar soweit, dass sie Menschen anderer Auffassung in polemischer Weise beispielsweise wahrheitswidrig Rauschgiftkonsum unterstellen.

All diese Auftritte lassen sich nicht durch das Grundrecht der Meinungsfreiheit rechtfertigen. Wer eine durch Gesetz geschaffene wichtige Funktion übernimmt, der ist für den Rest der Nation natürlich in sämtlichen öffentlichen Auftritten durch diese Funktion geprägt.

Es kann auch der Bundespräsident nicht plötzlich irgendwo auftreten und ganz anders reden als zuvor. Es kann kein Minister eine zweite öffentliche Identität (und Meinung) neben seiner amtlichen annehmen. Das kann kein Richter, kein Diplomat, kein Sektionschef. Und gerade Journalisten sind immer die ersten, die kritisch aufbrausen, wenn jemand gegen diese Grundregel verstößt.

Und schon gar nicht kann das ein ORF-Journalist, der durch Gesetz sogar ausdrücklich zu Objektivität angehalten ist. Der kann dann nicht nach (oder vor) einer Sendung hergehen und im Internet ganz andere Auffassungen twittern. Denn erstens nimmt das dem Sender total die Glaubwürdigkeit. Und zweitens ist das ein Missbrauch der Bekanntheit, die ORF-Journalisten einzig und allein durch den öffentlich-rechtlichen Sender haben.

Dementsprechend hat ja auch einst der brillante Anchorman Broukal natürlich sofort seine ORF-Tätigkeit aufgegeben, als er ein Parlamentsmandat angenommen hat. Dabei gibt es ja keineswegs ein Berufsverbot für Abgeordnete. Dennoch war allen klar, dass sich das nicht gehört. Ebenso sind sämtliche Tätigkeiten von ORF-Journalisten in Zeitungen genehmigungspflichtig.

Und Dinge wie Twittern sollen möglich sein? Nur weil diese Kommunikationsformen bei Beschluss des ORF-Gesetzes noch völlig unbekannt gewesen und daher nicht im Gesetz enthalten sind?

Jeder der ORF-Twitterer und -Facebooker kann morgen zurücktreten und dann frei jede nur denkbare Meinung vertreten. Aber das sollte keinesfalls möglich sein, solange er das ORF-Privileg konsumiert. Man kann nicht beides gleichzeitig haben.

Ähnliches müsste eigentlich auch für all die Moderatoren von Unterhaltungssendungen gelten, die ständig und ungeniert in der Werbung auftreten, vor allem in jenen Werbespots, die dann gleich wieder im ORF ausgestrahlt werden.

All diese schmutzigen Grenz-Überschreitungen sind ein Kernelement der Verkommenheit dieses Landes. Selbst wenn kein genau ausformulierter Strafrechtsparagraph zu finden ist, der dabei verletzt wird, müsste ein ORF-Generaldirektor von sich aus Maßstäbe haben und setzen: Was soll bei ORF-Stars nicht sein? Was gehört sich nicht? Wo liegt ein Missbrauch der öffentlich-rechtlich privilegierten Situation vor?

Kopf hat also diesbezüglich absolut recht. Das wissen natürlich auch die anderen Parteien, die jetzt populistisch über ihn herfallen. „Populistisch“ heißt in diesem Fall übersetzt schlicht: „hoffnungsvoll bangend auf gute Behandlung im ORF“.

Bei seiner nächsten Forderung, der nach einem zweiten ORF-Geschäftsführer, kann man Kopf freilich weniger zustimmen. Es ist eher naiv zu glauben, dass – insbesondere angesichts der Zusammensetzung des Stiftungsrates – damit die schwere Schlagseite des Senders zu beheben wäre. Die Schieflage des ORF hat viel gravierendere Gründe.

Immer mehr komme ich zur Überzeugung, dass diese nur noch durch eine komplette Umstellung des Gebührenmodells zu sanieren ist – sofern man überhaupt weiterhin den Bürgern Zwangsgebühren abknöpfen will. Denn zumindest Servus-TV zeigt ja, dass man auch ohne Gebühren einen Sender machen kann, der besser und mehr öffentlich-rechtlich ist als der ORF.

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Wien, die Grünen, die Bestechung und die Propaganda drucken

Während die Grünen zu Recht viele Korruptionsskandale – schlimme und große ebenso wie auch lächerlich kleine – aufdecken, schweigen sie zum allergrößten der Republik beharrlich: Das sind die Vorgänge in der Gemeinde Wien. Die Grünen schweigen natürlich mit gutem Grund. Sitzen sie doch dort mit in der Verantwortung.

Jedoch sind die Medienbestechungen durch die Gemeinde Wien in den Dimensionen größer als alles andere, was in diesem Land stinkt. Wer dazu seit Jahr und Tag als Koalitionspartner die Mauer macht, ist mitschuldig, ist ein Mittäter. Diese Bestechungen erfolgen nicht mehr auf dem altmodischen Weg der Übergabe von Geldkoffern. Sondern durch Schaltungen von quadratkilometergroßen Anzeigen in all jenen Medien, die SPÖ- und rathausfreundlich berichten. Der Zweck dieser Anzeigen ist, die Zeitungsverleger zu „motivieren“, weiter so zu berichten. Das halten die Beteiligten offenbar für sauberer als den Geldkoffer.

Die zweite Jauchegrube des Rathaus-Informationskonzerns ist die Vergabe riesiger Aufträge an zwei Verlage, von denen einer SPÖ-nahe und der andere im SPÖ-Eigentum ist. Der Umstand, dass die Aufträge an diese Verlage praktisch nie nach den gesetzlichen Vergaberegeln erfolgen, lässt böse Menschen mutmaßen, dass hier ein gewaltiges Kickback-Schema zugunsten der Partei läuft. Aber selbstverständlich weise ich diese bösen Gedanken mit aller vom Medienrecht verlangten Deutlichkeit zurück. Und denke mir nur insgeheim, dass eine korrekte Vergabe die Sache viel billiger machen würde – wenn diese Aufträge (meist Rathaus-Propaganda) nicht überhaupt verzichtbar sind.

Die Dimension dieses Bestechungskonzerns lässt sogar die ÖBB-Asfinag-Bestechungsaffäre der Herren Faymann und Ostermayer oder den Telekom-Skandal dimensionsmäßig fast wie Kavaliersdelikte erscheinen.

Das Deprimierende ist: Die sich als lautstarke Korruptionsbekämpfer gerierenden Grünen tragen das alles voll mit. Ohne ihre Stimmen hätten ja nicht einmal die Budgets dafür beschlossen werden können, die letztlich, wenn man alles zusammenzählt, in die Hunderte Millionen gehen. Damit haben (auch) die Grünen total ihre Unschuld in Sachen Korruption verloren. Und sie können diese durch noch so viele Strafanzeigen in anderen Angelegenheiten – berechtigte wie unberechtigte – nicht wieder herstellen. Wer einmal beim Stehlen mitmacht . . .

Aber auch inhaltlich fällt am totalen Propagandakrieg Unglaubliches auf: Da flattert etwa dieser Tage den Wienern ein Gratisblatt des Rathauses (das auf dem einträglichen Umweg über den SPÖ-nahen Bohman-Verlag verlegt wird) namens „Wien.at“ ins Haus. Es bringt den sensationellen Cover „Meerschwein & Hund & Katz, Tier & wir“ und auch sonst dutzendweise Aufreger a la „Bestens umsorgt in unseren Spitälern“. Aber über das weitaus wichtigste Kommunalthema Wiens, die Mariahilferstraßen-Groteske, steht keine Zeile.

Das ist eine Ablenkungsstrategie, die einem den Mund offen lässt. Reinste Propaganda und Desinformation. Aber wir müssen es zahlen. Und uns im Falle eines Protestes belehren lassen, dass das legitime Information wäre.

Typisch war dieser Tage auch das rathausnahe Inseratenblatt „Heute“: Da stieß man wieder einmal die U-Bahn-Linie U5. Murmeltier, Murmeltier.

Seit Jahrzehnten taucht die U5 wie ein Fliegender Holländer immer dann auf, wenn man von etwas ablenken will (Mariahilferstraßen-Desaster) oder für etwas Propaganda machen möchte (Nationalratswahl). Jede Wette: Wie immer wird’s um die U5 bald wieder ruhig werden. Sobald eben die Wahl vorbei ist. Dabei wird uns jetzt sogar die schnellste Bauzeit vorgegaukelt, in der jemals eine U-Bahn gebaut worden ist.

Was halt weniger getrommelt wird: Die Rathäusler haben hinten und vorne kein Geld, um so etwas zu bauen. Sie (vor allem die Dauerlächlerin als Finanzstadträtin) haben schon binnen zwei Jahren das Stadt-Defizit verdoppelt. Das ist der Zeitpunkt, wo schon jeder Kreditgeber vorsichtig abzuwinken beginnt.

Freilich, mit einer Finanzierungsquelle ließe sich die U-Bahn schon bauen: Wenn das Rathaus sämtliche Medienbestechungen, PR-Blätter und sonstige Propaganda-Aktionen einstellt, dann wäre das durchaus möglich. Da wären in ein paar Jahren die nötigen Milliarden beisammen. Aber da wird eher der Bürgermeister zum Abstinenzler, bevor das passiert.

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Fußnote 490: Wie es der ORF schafft, immer noch unbeliebter als die Politiker zu sein drucken

Ingrid Thurnher ist ein absolutes Phänomen: Sie lässt derzeit (fast) jeden Abend die mittelmäßige Garde der heimischen Politik als sympathisch erscheinen.

Wie? Ganz einfach: Sie wird jedes Mal - leicht unfreiwillig - selber zur unbeliebtesten Person im ganzen Studio. Erstens durch ständiges Hineinreden bei den meisten Gästen. Zweitens dadurch, dass sie auf dieses Hineinreden bei zwei davon total vergisst: bei Werner Faymann und Eva Glawischnig. Während rechte Politiker ständig gegen Thurnhers Hineingequatsche ankämpfen müssen, darf eine Glawischnig ungestört über Gott und die Welt quasseln. Und drittens demonstrieren fast alle Fragen, die Thurnher da vorzutragen hat, Dummheit wie Einseitigkeit. Einseitigkeit praktiziert der ORF freilich auch sonst mit brutaler Konsequenz: Etwa im Bericht beider ZiB-Sendungen über eine Hausdurchsuchung beim Salzburger Bürgermeister Schaden (übrigens in der SPÖ eine absolute Lichtgestalt). Beide Male wird aber verschwiegen, dass der in Verdacht gerate Mann von der SPÖ kommt – während natürlich(?) ständig erwähnt wird, dass er von den Grünen angezeigt worden ist. Die Hausregel lautet offensichtlich: Linksparteien dürfen vor allem vor Wahlen nur in positiver Rolle erwähnt werden. Aber natürlich fürchten sich viele ORFler davor, dass einmal kein linker Bundeskanzler mehr amtiert.

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Fußnote 489: Zeit ist relativ drucken

Natürlich: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Schon gar nicht im Rot-Grün-Funk. Und besonders dann, wenn der Bundeskanzler diskutiert. Dann wird von den Karmasin-Meinungsforschern halt einfach schon eine Stunde vor Beginn seines Auftritts das Ergebnis erhoben. Sicher ist sicher.

Am Montag um 19 Uhr 14 Minuten trudelten die Karmasin-Mails bereits bei den zu Befragenden ein: „Haben Sie die TV-Konfrontation in ORF 2 am 9.9. um 20:15 zwischen Werner Faymann und Eva Glawischnig gesehen?“ Da hätte die Quote eigentlich null sein müssen, denn da wäre „nein“ die einzig ehrliche Antwort gewesen. Aber Zeit ist eben relativ, absolut ist nur die Meinung von Armin Wolf. Der ZiB 2-Moderator sieht ohnehin nur, was er sehen will. Die Verlobungsfeier Faymann – Glawischnig ist ihm zwar entgangen, auch wenn der Normal-Zuseher den Eindruck bekam, dass die beiden sich nur noch nicht geeinigt haben, ob die Vermögenssteuer aber einer ganzen oder schon ab einer halben Million eingehoben wird. Die deutliche Absage von Michael Spindelegger an H. C. Strache hat Wolf hingegen geflissentlich überhört. Er musste schließlich das schwarz-blaue Gespenst weitergeistern lassen. Schließlich hat es die SPÖ zum einzigen Inhalt neben Vermögens-, Erbschafts- und Schenkungssteuer erkoren.

 

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Das Gold, die Macht und "heute" drucken

Es steht wirklich jedem frei, was er mit seinem eigenen Geld macht. Sich eine Partei zuzulegen und in die Politik eingreifen zu wollen, kann ein Hobby sein - wenn auch ein sehr teures. Die Macht werden sich die reichen Herren aber nur nehmen können, wenn es ihnen der Wähler erlaubt. So funktioniert Demokratie eben. Wie hingegen die milliardenschwere Eva Dichand mit unserem Geld Politik macht, wäre in einer funktionierenden Demokratie längst als Korruptions-Skandal gebrandmarkt und beseitigt worden. Nicht bei uns: Da darf sie nach noch mehr greifen.

Frank Stronachs Credo ist längst ein geflügeltes Wort: Wer das Gold hat, macht die Regeln. In langsamer Selbstdemontage bei jedem seiner, gelinde gesagt, skurrilen Fernseh-Auftritte hat er es nun geschafft, dass nicht einmal mehr die Team-Mitglieder sich an diese Regel halten wollen: Bei seiner Forderung der Wiedereinführung der Todesstrafe gehen sie nicht mehr mit. Und trotzdem: Sogar wenn er die Aufmüpfigen deshalb hinauskippt - sein Motto kann er in seinen eigenen Reihen nach Belieben durchsetzen. Aber sicher nicht in der Republik.
Weniger auf dem Bankkonto hat zwar der frühere Heide-Schmidt-Mitstreiter Hans Peter Haselsteiner, aber auch bei ihm ist das Hobby die Politik. Die „Liberalen“ profitierten lange davon, 2006 auch die SPÖ. Damals ließ es sich Haselsteiner ein hübsches Sümmchen kosten, dass das LIF, das es schon sieben Jahre nicht mehr aus eigener Kraft in den Nationalrat geschafft hatte, endlich wieder ein Mandat erhielt – in einem „Wahlbündnis“ eines von der SPÖ. Die Freude war kurz – der Mandatar Alexander Zach stolperte über dunkle Geschäfte, die er für Haselsteiner in Ungarn erledigt hatte. Und schon saß wieder ein SP-Abgeordneter auf dem rot-hellblauen Sitz.
Diesmal finanziert der Strabag-Pensionist also die Neos und dafür stellt ihn die Neupartei, die ein Angebot für die Jungen sein will, mit seinen stolzen 70 als ihren Ministerkandidaten auf. Motto: Wer das Gold gibt, kriegt den besten Job (nun ja, zumindest in der grauen Theorie der pinken Gruppierung).
Noch einmal: Jedem steht frei, mit seinen eigenen Millionen zu machen, was er will.
Ein Skandal, den sich hingegen keine Demokratie leisten dürfte, ist aber das, was Eva Dichand ungeniert kund tut. Österreich, befindet die Herausgeberin der Gratispostille „heute“, sei überdemokratisiert. Und damit werde sie jetzt aufräumen. Mit mächtigen Kampagnen ihres Blatts.
In der Bildungsdebatte geht nichts weiter? Also wird „heute“ ab morgen in Kampagnen alles durchsetzen, was es will. Wir werden uns noch nach gestern sehnen.
Mit aberhunderten Steuermillionen kaufen sich jetzt schon die Polit-Giganten von Faymann bis Häupl freundliche Berichterstattung in dem Krawall-Blatt. Und so könnte man die Dichand-Drohung auch als Abwandlung des Gold-Regel-Credos von Frank Stronach verstehen. Im Fall der Boulevard-Zarin würde das dann so lauten: „Wer das Steuer-Gold stiehlt, der nimmt sich auch die Macht.“
Es könnte natürlich auch nichts anderes sein, als die öffentliche Ankündigung von Frau Dichand, dass sich ihr Preis erhöht hat. Nun werden die willfährigen Herren halt noch einiges von unserem Steuergeld drauflegen müssen – dann kriegen sie ganze Kampagnen.
Und dann ist Österreich endlich nicht mehr überdemokratisiert. Sondern von Eva Dichand regiert.
Da soll bitte niemand von italienischen Verhältnissen reden: Silvio Berlusconi hat sich immer Wahlen gestellt.
 

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Der politisch korrekte Kasperl und sein Krokodil drucken

Beim Durchstöbern eines Billigbuchladens ist mir unlängst „6 Österreicher unter den ersten 5“ in die Hände gefallen. Das Buch von Kleinkünstler Dirk Stermann ist vergangenes Jahr erschienen und war ein echter Bestseller. Rund 120.000 Mal hat sich das Buch verkauft. Und auch die Kritiker in Österreich und Deutschland waren begeistert. Sie lobten das Werk als „liebevoll und kritisch“, „absurd-komisch“ oder als „bitterböse, urkomisch“. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung meinte gar: „Dirk Stermann ist einer der Größten, den wir und die haben."

Bei so viel Kritiker-Lob und bei dem tollen Schnäppchenpreis habe ich mir das Taschenbuch schließlich gekauft. Und die vier Euro waren gut investiert, auch wenn das Werk literarisch wertlos und nur stellenweise amüsant ist. Man erfährt in diesem „deutsch-österreichischen Freundschaftsroman“ auch nichts Neues oder gar Tiefgründiges über die ambivalenten Beziehungen zwischen Deutschen und Österreichern. Der Wahl-Wiener aus Duisburg beschränkt sich darauf, die sattsam bekannten Klischees und Binsenweisheiten (morbide Wiener, das goldene Wienerherz, das gar nicht so golden ist…) in mehr oder weniger unterhaltsame Anekdoten zu verpacken.

Ich habe das Buch trotzdem – zumindest bis zur Hälfte – gelesen. Man erfährt zwar nichts Neues über die Österreicher und ihre Mentalität, aber sehr viel über die Denkweise, das Weltbild und das geistige Innenleben des Autors. Und das ist deshalb interessant, weil Dirk Stermann in der österreichischen linken Bobo-Szene Kultstatus genießt. Die jungen hippen Gutmenschen lieben und bewundern Stermann und seinen Kabarettpartner Christoph Grissemann: ausverkaufte Kabarettbühnen, tolle TV-Quoten, überschwängliche Kritiken und nun auch ein Bestseller.

Ihr Humor, den sie seit vielen Jahren über den österreichischen Staatsrundfunk verbreiten dürfen, gilt gemeinhin als tiefgründig, klug, schwarz, skurril und – und das ist paradox und irgendwie auch komisch – als politisch unkorrekt. Naja, selbst die bravsten Gutmenschen wollen ab und zu mal so richtig die (Biofreiland)Sau raus lassen und auf politisch unkorrekt machen.

Stermanns Bestseller ist aber in Wahrheit ein – stellenweise kurzweiliges – Handbuch des politisch-korrekten Denkens. Eines der Highlights ist eine Taxifahrt durch Wien. Der Taxler ist, man ahnt es irgendwie bereits als der Ich-Erzähler ins Taxi steigt, ein „typischer“ Wiener oder besser gesagt das, was ein gemeiner Linker für einen solchen hält.

Ein 150-Kilo-Koloss mit fleckigem Unterhemd. Dieser Ungustl „(…) lachte und furzte dreimal lautstark“ ´Entschuldigen, aber i hab in der Früh zehn Eier im Glas gessen, des rächt sich jetzt. Mir wird der Oasch zu eng.‘“ Und als das stinkende Fettmonster eine „kopftuchtragende Mutter mit ihren Kindern“ erblickt – und auch hier beschleicht einem bereits eine gewisse Vorahnung was nun gleich passieren wird – schreit er aus dem Taxifenster: „Daham statt Islam“ Dann furzt er nochmals kräftig: „A klassischer Eierschaß“. Und weiter im Text: „(…) Aner von der FPÖ hat gsagt, dass sich die Moslime, oder wie man sagt, in Österreich um 533 Prozent vermehrt haben in den letzten dreißig Joar. Is des normal? Tun die Rudelbumsen, oder wos?

(…) Während er lenkte, schälte er mit der anderen Hand ein hartgekochtes Ei, das er sich als Ganzes in den Mund steckte. Beim Kauen redete er mit weit geöffnetem Mund. Der Dotter und das Eiweiß vermischten sich mit seiner Spucke zu einem Brei.“

Und gaaanz subtil und hintergründig, lässt Autor Dirk Stermann den fetten, Herzinfarkt gefährdeten Taxifahrer nun sagen: „(…) die Türken stopfen sich einen Döner nach dem anderen eini, und dann kriegens an Herzkasperl, fallen um und werden von meinem Geld ins Spital gebracht. Ist das fair, frag ich Sie?“

Lei, Lei! Tiefgründiger Gutmenschenhumor eben. Das stinkende, Eier fressende, primitive, Ausländer hassende Fettmonster ist gerade noch menschlich. Man muss es ja nicht (zumindest noch nicht) auf die Spitze treiben. Nun könnte man diese Ergüsse einfach als derben Humor, besonders schlichte Kleinkunst oder literarische Übertreibung abtun. Doch Herr Stermann zeichnet hier ein Bild, wie es die meisten linken Autoren, Musiker, Künstler oder Journalisten verbreiten und das die meisten politisch-korrekten Zeitgenossen tatsächlich von „Rechten“, Konservativen und auch Neoliberalen haben.

Die politisch-korrekte Sicht auf die Anderen

Wer jemals mit politisch-korrekten Zeitgenossen über Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft diskutiert hat, weiß, dass sie großteils tatsächlich so über ihren politischen Feind denken. Ihr Weltbild ist wirklich nicht komplexer. Menschen, die nicht zur politisch-korrekten Wir-Gruppe zählen, was mittlerweile mit rechts(extrem) gleichgesetzt wird, sind einfach von Natur/Geburt aus primitive, dumme, stinkende Schweine und das Böse schlechthin.

Ganz im Gegensatz etwa zu linksextremistischen oder islamistischen Terroristen und Mördern oder Kinderschändern. Die haben immer eine ganz furchtbar komplexe und traurige Vor- und Lebensgeschichte. Die böse Gesellschaft, das kapitalistische Schweinesystem oder die imperialistischen Amerikaner haben sie erst zu dem gemacht, was sie sind: Arme Opfer, die gar nicht anders konnten. Ihre Gewalt, ihr Hass, ihr Radikalismus und ihr totalitäres Weltbild sind deshalb für jeden guten Gutmenschen zumindest nachvollziehbar und verständlich. Nicht selten hegen sie sogar Sympathien für diese Menschen.

Es hat viele Vorteile, wenn man seinen politischen Gegner als von Natur aus oberflächliche, dumme und – auch so ein Klischee – ängstliche Kreatur beschreibt. Zum einen erstrahlt dann die eigene Halbbildung gleich in wesentlich hellerem Lichte und, was auch nicht zu verachten ist, man braucht sich nicht mehr auf mühselige Diskussionen über Einwanderungspolitik, Integration, importierte religiöse Konflikte etc. einzulassen. Was auch gut ist, da man ohnehin kaum noch schlagkräftige Argumente zur Hand hat und zumeist nur noch mit hohlen Phrasen operiert. Und der größte Vorteil: Bei der Verfolgung, sozialen Ächtung und Diskriminierung dieser politisch-korrekten Abweichler braucht man keinerlei Skrupel zu haben. Ist ja eh nur ein widerlicher, dummer…

Dass man vermeintliche und tatsächliche Rechte mittlerweile ganz einfach und ohne Gegenstimmen als eine Art dummen Untermenschen hinstellen kann, liegt auch daran, dass die meisten Gutmenschen „Rechte“ ohnehin nur aus Rundfunk, Zeitungen, Literatur, Kleinkunst und den Erzählungen linker Politiker kennen. Er ist wie bei Stermann vor allem eine Kunstfigur, ein Popanz und Grünenschreck. Wie im Puppentheater. Wenn der Kasperl einen furchterregenden Feind braucht, holt man schnell das Krokodil hervor. Und die kleinen Zuschauer sind jedes Mal begeistert, wenn der pfiffige und mutige Kasperl das Ungeheuer von der Bühne prügelt.

Ja, für ihre politische Dramaturgie ist das rechte Handpuppen-Krokodil unverzichtbar, ansonsten würde das ganz Kasperlstück nicht mehr so richtig funktionieren und die Kleinen sich enttäuscht abwenden. Aber noch wissen ja ohnehin alle Kinder, dass das Krokodil (oder auch das fette Schwein) von Natur aus böse ist und unter zahlreichen Ängsten und Phobien (Homo, Xeno, Islamo) leidet. Und sobald die lieben Kleinen etwas sehen, dass auch nur annähernd wie ein Krokodil aussieht, rufen alle ganz laut nach dem Kasperl.

Aber vielleicht wollte Dirk Stermann seinen Lesern mit dem blöden, fetten Taxifahrer ja nur einen Spiegel vorhalten, um zu zeigen, dass der „Rechte“ für Linke vor allem eine Projektionsfläche für die eigenen Ängste, Vorurteile und Abgründe ist. Nein, Scherz beiseite. Menschen wie Herr Stermann meinen das wirklich so.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. 2012 ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute” im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen. Derzeit arbeitet er an einem Buch über Geschichte, Politik, Ideologie und Ziele der österreichischen Grünen.

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Die politisch korrekten und die anderen Krankheiten, Verbrechen und Todesfälle drucken

Nur selten erwischt man die linken Meinungsmacher bei direkten Unwahrheiten. Umso häufiger bei krassen Manipulationen. Medienmacher manipulieren die Wirklichkeit durch das, was sie zum Thema machen, durch das, worüber sie berichten. Und noch mehr durch das, was ihnen keine Sendeminute, keine Zeile wert ist.

Die Beispiele treffen fast alle jedenfalls auf den ORF zu, aber keineswegs nur auf diesen, sondern auch auf die große Zahl an privaten und Printmedien.

Erstes Beispiel ist Aids: Das ist seit Jahren die medial weitaus meistberichtete Krankheit (für die als Folge der Medienberichte auch die weitaus meisten Sammelaktionen von privatem und Steuergeld stattfinden). Kreislauferkrankungen und Krebs hingegen, obwohl hierzulande viel häufigere Krankheiten, werden von den Medien jedoch viel seltener thematisiert. Das gleiche trifft auf die Malaria zu, obwohl diese in der Dritten Welt ein Vielfaches der Todesopfer von Aids fordert. Und obwohl bei dieser die Frage nach den richtigen Gegenstrategien viel spannender wäre (Müssen Millionen in der Dritten Welt wegen der Anti-DDT-Obession der Europäer sterben?).

Aber bei Krebs oder Malaria kann man halt nicht die unterschwellige (oder auch ganz unverblümte) Botschaft transportieren, was für eine wunderbare Sache doch Homosexualität sei. Und dass Schwule auch heute noch furchtbar diskriminiert würden. Auf ähnlicher Linie liegt etwa die politische Berichterstattung. Da werden die brutalen Methoden Russlands gegen die Opposition weitgehend ignoriert, aber die Existenz eines Gesetzes, das Homosexuellen-Propaganda verbietet, lässt manche Medien gleich flächendeckend nach einem Boykott der Olympischen Spiele in Sotschi rufen.

In anderer Hinsicht verzerrte Berichterstattung kann man rund um den Brustkrebs nachweisen: Dieser ist feministisch und politisch korrekt, daher wird die Krankheit oft in Medien, durch Anstecker und Aufklebern auf Mineralwasserflaschen thematisiert. Wogegen an sich natürlich nichts zu sagen ist. Aber sehr wohl, wenn man damit die mediale Berichterstattung über Prostatakrebs vergleicht: Der ist naturgemäß männlich, und daher offensichtlich unwichtig.

Ebenso unwichtig sind Selbstmorde und die sie auslösenden Probleme. Selbstmorde sind statistisch primär ein Männerproblem. Daher offensichtlich irrelevant.

Kindesmissbrauch durch Männer ist immer – natürlich zu Recht – ein großes Thema. Wenn aber (in Rosenkriegen) Frauen diesbezügliche Vorwürfe komplett erfinden, erscheint in der Regel plötzlich keine Zeile.

Wenn ein österreichisch-italienisches Kind seinen Vater vier Jahre nicht gesehen hat, steht die ganze Nation auf der Seite der Mutter. Aber nirgendwo habe ich die kritische Frage gelesen, ob diese vier Jahre nicht vielleicht der Mutter als Verschulden anzulasten sind, ob diese so lange jeden Kontakt des Kindes mit dem Vater unterbunden hat.

Alle Studien, Statistiken und Vergleiche, die den Gesamtschulen ein jämmerliches Zeugnis in Hinblick auf die dort erzielbaren Lernerfolge ausstellen, werden prinzipiell verschwiegen. Noch so problematische PISA-Ergebnisse werden hingegen trotz Boykotts durch einen Teil der Schüler beim letzten Test als zentrale bildungspolitische Studie hinausposaunt.

Die – rechtlich völlig unabhängige – Lehrergewerkschaft oder die zumindest formal ebenso unabhängige studentische Aktionsgemeinschaft werden medial absolut und strikt immer als „ÖVP-nahe“ bezeichnet. Dass der Linzer Bürgermeister (direkt!) von der SPÖ gestellt wird, der völlig ahnungslos extrem riskante Geschäfte unterschreibt, ist hingegen im ORF gleich mehrmals verschwiegen worden.

Wenn mutmaßliche Ausländerbanden in Deutschland eine christliche Kirche abfackeln, erwähnen es die meisten deutschen Medien nur sehr klein und die österreichischen gar nicht. Wenn ein ähnlicher Akt eine Moschee trifft, dann ist breitflächig Faschismusalarm zu schreiben. Als vor kurzem die Mörder des Daniel S. (zu relativ harmlosen Strafen) verurteilt wurden, wurde das zwar in den Medien – im Gegensatz zur Tat – zumindest berichtet, dass die Täter aber alle einer Bande jugendlicher Türken angehören, wurde praktisch überall verschwiegen.

Die zahlreichen schweren Schäden, die Linksextremisten ständig durch Anschläge auf Bundeswehr-Einrichtungen verursachen, werden total totgeschwiegen. Aber selbst bloße Verbaldelikte, die man als rechtsradikal einstufen kann, finden großes Medienecho.

Besonders gern wird regelmäßig die in Wahrheit geradezu unverschämte Lüge gebracht, dass die ÖBB den Steuerzahlern einen Gewinn brächten. Das schafft zwar eine der vielen ÖBB-Gesellschaften tatsächlich – aber nur, wenn man ignoriert, dass der Steuerzahler zuvor Milliarden in die Bahn-Subventionen, in die anderen Bahngesellschaften und in die ÖBB-Frühpensionisten gebuttert hat.

Fast schon erstaunlich ist, dass den Mainstream-Schreibern bei der mehrmals im Jahr getrommelten Lüge noch nicht fad geworden ist, dass Frauen für die gleiche Arbeit 15, 20 oder 30 Prozent weniger Geld bekämen. Die Prozentsätze dieser Berichte variieren zwar, aber sonst ist immer alles gleich. Und immer fehlen die entscheidenden Fakten, nämlich die vielen Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Hinblick auf Qualität und Quantität der Arbeit. Denn die sachliche Erwähnung dieser Fakten würde aus der behaupteten angeblichen Megadiskriminierung einen ganz logischen Zusammenhang machen, der die statistischen Schein-Unterschiede völlig erklärt.

Das Leben für politisch linkskorrekte Journalisten ist ein wunderschönes. Nie müssen sie nachdenken. Sie wissen sofort und immer, wer in Artikeln, Studien oder Interviews nur als Opfer, nicht als Täter vorzukommen hat. Und dass die Bösen immer nur männliche, sexuell normal veranlagte Weiße mit nichtlinker Gesinnung sein dürfen. Sonst werden selbst schwere Kriminaltaten verschwiegen. Wenn man diese Regel beachtet, ist man selber automatisch immer mit Sicherheit einer der Guten. Das ist ja auch schon vor ihrer Berufstätigkeit etwa an der Wiener Universität zehntausenden Studenten von kommunistischen und radikalfeministischen Professoren eingehämmert worden. Und heute hämmern sie es sich gegenseitig ein. Unbeschadet der Konsequenz, dass das Vertrauen der Leser und Seher in Medien und Journalismus dramatisch nach unten geht. Und damit auch die Leser- und Seherzahlen.

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Fußnote 487: Die Meinungsmacht des Internets drucken

Ein wenig ist das auch ein Hinweis in eigener Sache. Aber an sich ist es nur ein Hinweis auf eine Studie einer Bayrischen Landesanstalt.

Diese hat nämlich Erstaunliches wie Ermutigendes erforscht, und zwar in einem „MedienVielfaltsMonitor“ (das ist kein Schreibfehler, sondern das schreibt sich wirklich so. Na ja). Darin wird die „Relevanz der Medien für die Meinungsbildung“ untersucht. Die Ergebnisse: Zu 37 Prozent ist das Fernsehen relevant (mit abnehmendem Gewicht), zu 23 Tageszeitungen, zu 19 der Rundfunk, nur zu 4 Prozent Zeitschriften. Aber: Schon zu 18 Prozent ist das Internet für die Meinungsbildung relevant. Es ist also praktisch genauso wichtig wie Zeitungen oder Rundfunk. Und schon halb so wichtig wie das Fernsehen. Das darf einen Autor natürlich freuen, der seit fast vier Jahren sein ganzes Werken ins Internet verlegt hat. Mit Staunen kann man freilich beobachten, dass Politik, Parteien und Regierungen in Österreich das noch überhaupt nicht begriffen haben. Man schaue nur, wie ernst sie noch immer die in Wahrheit völlig irrelevanten Zeitschriften nehmen. Aber vielleicht besorgt sich ja auch einmal einer von ihnen die bayrische Studie. Oder glauben sie gar, dass in Österreich alles ganz anders ist – weshalb man es vorsichtshalber auch gar nicht untersucht?

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Fußnote 486: Weg mit der Demokratie! (wenn sie SPÖ und ORF stört) drucken

Es wäre langweilig, sich täglich über das einseitige SPÖ-Getrommel des ORF aufzuregen. Aber was zu viel ist, ist zu viel.

Da verlangt die SPÖ jetzt, dass die Mitbestimmung von Eltern, Schülern und Lehrern bei der Einführung von Ganztagsschulen abgeschafft oder zumindest wirkungslos wird. Schlimm genug. Aber wie bezeichnet die ORF-ZiB dieses demokratische Mitbestimmungsrecht? Als „Blockademöglichkeit“! Eigentlich unfassbar. Offenbar soll die Demokratie immer weiter beseitigt werden, wenn sie der Ideologie der Linken widerspricht. Und der ORF agiert mit jeder Silbe als Lautsprecher solcher totalitärer Bestrebungen. Das macht es umso wichtiger, dass nicht wieder ein roter Bundeskanzler alle Kommandobrücken des ORF links besetzen kann.

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Die Gesundheitsdaten: Hysterie und Wahrheit drucken

Es ist ja wohl nur ein Sommerthema. Es ist aber jedenfalls ein Beweis dafür, dass Journalisten statt kühlen Kopf zu bewahren, immer wieder Opfer ihres eigenen Jagdeifers werden, wenn sie irgendwo glauben, ein Zipfel des Bösen aufgedeckt zu haben (natürlich immer nur dort, wo es die Political correctness auch haben will). Ich würde jedenfalls hohe Summen wetten, dass es trotz der maßlosen Aufregung der letzten Tage zu keinen Verurteilungen kommen wird, kommen kann.

Eigentlich ist es ja völlig absurd: Seit Jahren und Jahrzehnten erscheinen täglich weltweit Hunderte wissenschaftliche Arbeiten, Studien und Artikel, die mit Zahlen, Daten und Statistiken über Krankheiten und Therapien gespickt sind. Auch die jetzt so erregten Medien haben alle x-mal darüber geschrieben: Wie viele Menschen haben diese Krankheit, wie viele jene? Welches Medikament, welche Therapie hat geholfen, welche nicht? Erkranken eher Männer daran oder Frauen? Weißhäutige oder dunkelhäutige Menschen? Tritt die Krankheit eher in städtischen oder ländlichen Regionen auf? Und so weiter.

Und es ist extrem gut, dass diese Gesundheitsdaten – nichts anderes ist ja der Kern solcher Artikel und Studien – leicht verfügbar sind. Denn genau dieses Wissen bringt die Forschung voran. Genau dieses Wissen macht uns in Hinblick auf die Erfolge der Medizin und Wissenschaft so sicher. Und genau dieses Wissen legt auch alles bloß, was wirkungslos ist: etwa den ganzen Sumpf der (bei manchen Medien so umsatzträchtigen und daher beliebten) Esoterik und Homöopathie.

Es wäre daher eine Katastrophe, wenn als Folge der gegenwärtigen Hysterie das für Forschung und Gesundheitspolitik zugängliche Datenmaterial künftig schwerer verfügbar werden sollte. Das könnte aber angesichts des Opportunismus und der Medienorientiertheit der Politik vieler Länder leicht passieren. Gerade in Wahlzeiten.

Nur ein einziger hypothetischer Fall rund um die Medizindaten-Weitergabe wäre übel: Wenn da irgendjemand individuelle Gesundheitsdaten herausgelesen und weitergegeben haben sollte.

Jedoch gibt es als Beweis dafür lediglich die These eines Computer-Freaks. Er glaubt, dass man diese Informationen aus den verschlüsselten Datensätzen herauslesen kann. Mag schon sein. Aber hat es auch jemand getan oder versucht? Gibt es dafür auch nur den Schatten eines Beweises?

Weil ich ein langes Brotmesser in der Küche habe, bin ich ja auch noch kein Mörder. Oder ist das für die Staatsanwälte jetzt plötzlich ein Beweis, wenn etliche Medien etwas behaupten, und wenn daraufhin ein paar Sozialversicherungsfunktionäre sowie Politiker aus Regierung wie Opposition aufgeregt zu plappern beginnen?

Von den medial-politischen Hysterikern wird gerne der Fall konstruiert, dass eine Pharma-Firma durch solche Studien entdecken könnte, dass der Arzt X ihre Produkte weniger oft verschreibt als der Arzt Y. Selbst wenn das so wäre, wofür es auch keine Beweise gibt, kann man nur sagen: Na und? Das einzige, was eine solche Firma dann tun könnte: Sie lässt nochmals diesen Arzt aufsuchen und ihm ihr Produkt anpreisen (wenn man einen Termin bekommt). Ich sehe aber weit und breit keine Druckmöglichkeit gegen die praktizierenden und verschreibenden Ärzte (höchstens gegen forschende, aber die haben ja keine Daten zum Weitergeben, sondern brauchen sie dringend).

Die Pharma-Firmen könnten ja Ärzte bestechen! Nun, das tun oder versuchen sie doch seit jeher. Am liebsten würden sie ohnedies alle Ärzte bestechen. Daher sind aber – voll zu Recht! – in den letzten Jahren die Grenzen dessen schon viel enger gezogen worden, was eine Firma einem Arzt zukommen lassen kann. Beispielsweise individuelle Einladungen zu Kongressen sind längst schon strikt verpönt.

Ein Schaden entsteht nur dann, wenn ein Arzt einem Patienten die Therapie A angedeihen lässt, obwohl er überzeugt ist, dass die Therapie B besser ist. Nur: Von diesem – schlimmen, ja kriminellen – Fall ist die Weitergabe von kollektiven Gesundheitsdaten so weit weg wie ein neuentdeckter Stern von der Erde.

Kein Medium hat jedenfalls bisher auch nur den Hauch eines Beweises für etwas Strafbares vorgelegt. Aber die mediengeile Korruptionsstaatsanwaltschaft hat dennoch schon – von sich aus, ganz ohne Anzeige! – sofort zu arbeiten begonnen. Für die angezeigten und eindeutig kriminellen Vorgänge auf dieser Welt hat die Staatsanwaltschaft hingegen keine Zeit und unternimmt so gut wie gar nichts. Das zeigen zahllose Beispiele.

Wir stehen also vor einem absoluten Nullthema. Aber es zeigt paradigmatisch auf, wie leicht grundlose Hysterie zu erzeugen ist. Und man kann nur hoffen, dass diese am Ende nicht schädliche Gesetze und Verordnungen auslöst. Aber zum Glück dürften die abwechslungsgierigen Medien bald einen Misthaufen weiter gackern, bevor die Politik eilfertig reagieren kann. Ich wäre jedenfalls froh, wenn meine Daten ein Tausendstel zu irgendeinem medizinischen Fortschritt beitragen könnten.

Das Alles heißt übrigens nicht, dass ich Ärzte für Engel halte. Keineswegs. Es hat mich zum Beispiel schwer erstaunt, wie sehr alle – Medien bis Ärztekammer bis Politik – desinteressiert waren, als unlängst der Fall einer seit Jahrzehnten schwer verbrecherischen Ärztin bekannt gewordenist, die unter skandalösen Bedingungen Abtreibungen vorgenommen hat. Ihretwegen haben viele Frauen schwere Körperverletzungen davongetragen. Aber Abtreibungen sind ja offenbar für alle diese Akteure etwas Gutes und Lobenswertes. Da darf man doch politisch korrekt nicht viel über eine Pfuscherin schreiben.

Eine Spur harmloser, aber noch immer sehr übel sind auch jene Ärzte, die bei Patienten mit Krankenzusatzversicherung viel häufiger zu Operationen raten als bei Patienten mit bloßer Sozialversicherung. Es sollte bereits die bloße Tatsache misstrauisch machen, dass schon bei der Datenaufnahme nach dem erstmaligen Betreten einer normalen Ordination die Assistentin automatisch nach der Zusatzversicherung fragt.

Die Gesetze der Medien haben heute jedenfalls eine ganz andere Wertordnung: In dieser müssen beispielsweise Pharma-Firmen immer böse sein (selbst wenn ihre Produkte im Lauf der Zeit schon viele Leben gerettet haben); das muss ja schon deswegen der Fall sein, weil Pharma-Firmen meist börsennotiert sind. Hingegen müssen Abtreibungsärzte, und seien sie noch so unfähig (die also nicht nur das Leben der abgetriebenen Kinder auf dem Gewissen haben), immer irgendwie gut sein. So schaut halt die linke Political correctness aus. Bleibt nur zu hoffen, dass sich – falls es wirklich zu Prozessen kommt – zumindest Richter der gegenwärtigen Hysterie zu entziehen wagen.

PS: Absurderweise führen oft die gleichen Medien, die da plötzlich so datenpuritanisch auftreten, heftige Heiligsprechungs-Kampagnen ausgerechnet für jene Menschen, die Unmengen von geheimen Daten ganz anderer Art an die Öffentlichkeit gebracht haben. Damit sind die diplomatischen, politischen und Abhördaten gemeint, die der Soldat Manning, der Spion Snowden oder der Wikileaker Assange weitgegeben haben. Ich will heute diese Enthüllungen gar nicht im Einzelnen bewerten. Aber keine einzige davon dürfte – im Gegensatz zur Weitergabe medizinischer Statistiken – auch nur im Entferntesten das Potenzial haben, Menschenleben zu retten. Die Enthüllungen dienen vielmehr meist zu etwas anderen: Sie verschafften den Medien gschmackige Geschichten. Die Aufdeckungen wirklich krimineller Machenschaften (wie Lucona, Watergate, EADS-Gelder für den Edlinger-Verein Rapid, Kärnten und FPÖ-nahe Agenturen) sind hingegen selten geworden.

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Umweltschutz als Tarnung für linken Totalitarismus drucken

Ein neues Beispiel, wie linke Machthaber die Umweltschutz-Rhetorik zur Erhöhung ihrer immer totalitärer werdenden Machtausweitung einsetzen.

Rafael Correa, der Präsident von Ekuador, verlangt nun, dass es keine gedruckten Zeitungen mehr gibt. Sein Argument: Durch ein solches Verbot würde die wahllose Abholzung von Bäumen verhindert. Was Herr Correa freilich verschweigt: Die Zeitungen in Ekuador sind die schärfsten – und beinahe letzten – Kritiker seiner autoritären Machtausübung.

Ekuador ist gewiss ein fernes Land. Aber der Vorschlag stammt bezeichnenderweise genau vom gleichen Mann, der dem antiamerikanischen Wikileaks-Boss in seiner Londoner Botschaft Asyl gewährt. Und der das lautstark mit angeblichem Engagement für die Meinungsfreiheit begründet.

Bezeichnend: Während die Vorgänge in der Londoner Ekuador-Botschaft und in der Londoner „Guardian“-Redaktion weltweit (zu Recht) groß berichtet werden, schweigen die ganz mehrheitlich linken Blätter weitgehend zu solch totalitären Vorschlägen, weil sie von einem Darling der Linken kommen.

Aber stimmt das mit den Bäumen nicht doch? Nein: Es gibt seit Jahren einen Papierüberschuss. Der Anteil der Bäume nimmt global sogar zu. Es nimmt nur der (biologisch und klimatisch wichtige) Regenwald rasch ab. Aber das erfolgt großteils wegen Brandrodungen durch Land suchende Bauern und kleinteils wegen anderer ökonomischer Nutzungen. Und nie wegen des Papiers für Zeitungen.

Das schreibt ein Internet-Blogger, der auch bei unvermeidlichem Rückgang der Zeitungszahlen einen verbleibenden Rest für unverzichtbar hält (was auch immer auf den vom britischen Geheimdienst zerstörten CDs des „Guardian“ drauf gewesen sein mag).

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Das Zeitungssterben: Ursachen und Folgen drucken

Jetzt ist es in vielen Ländern Europas und in den USA Schlag auf Schlag gegangen. Das, was sich schon seit fast 20 Jahren wie ein Gewitter am Medienhimmel drohend angesammelt hat, ist mit lautem Getöse losgegangen: Der Niedergang, das Sterben von Zeitungen und Zeitschriften ist gleich an mehreren Orten schlagend geworden. Was aber ist schuld? Und vor allem: Was wird bleiben, was wird kommen?

Die Details sind vielfach durch die Medien gegangen. Sie reichen vom Tod des „Newsweek“-Magazins bis zum Verschleudern der „Washington Post“ an einen Internet-Tycoon, vom Tod der „Financial Times Deutschland“ bis zur Weggabe der meisten Zeitungen des renommierten Springer-Verlags. Und das sind nur die bekanntesten Namen.

Weltweit sind seit Ausbruch der Krise Hunderte Tages- und Wochenmedien eingegangen. Damit ist die Zeitungsbranche die weitaus am härtesten von der Krise getroffene Industrie. Das zeigt, dass es hier um weit mehr geht als um bloße Kollateralschäden einer Konjunkturkrise. In Frankreich etwa kann keine einzige Zeitung ohne Regierungsgelder mehr positiv bilanzieren. Daher ist man eigentlich fast schon erstaunt, dass es noch kein EU-Programm zur Förderung der Zeitungen gibt (etwa nach Art der Solarpaneele) . . .

Nur in Österreich ist in der großen Strukturkrise der Zeitungen bisher kein Blatt eingegangen. Das mag verblüffen. Das ist aber leicht erklärbar: Denn parallel mit der Zunahme der Krise ist ab 2007 die Finanzierung durch politische Inserate hinaufgefahren worden. Das Geld kam vor allem aus dem Dunstkreis der Gemeinde Wien, aber seit Werner Faymann in der Regierung ist, auch aus Ministerien beider Couleurs und aus staatlichen Betrieben (natürlich kam es in Wahrheit immer vom Steuer- und Gebührenzahler, aber der wird ja nie gefragt). Zumindest bis zum Wahltag wird sich daran auch gewiss nichts ändern. Mit anderen Worten: Viele Verlage haben sich auf die Prostitution verlegt. Von der kann man ja ganz gut leben. Eine Zeitlang.

Interessant ist nur, dass kaum jemand kritisch darüber schreibt. Aber im Grund haben ja alle mehr oder weniger Bestechungsdreck am Stecken. Da berichtet man nicht über den Dreck am Stecken des Konkurrenten.

Die Papierzeitung wird überleben – aber ganz anders

Um mit der Zukunft zu beginnen, eine scheinbar beruhigende Annahme: Es wird auch in etlichen Jahrzehnten trotz des Internets noch Papier-Zeitungen geben.

So wie das Fernsehen das Kino nicht umgebracht hat. So wie Schallplatte/CD/VHS/DVD nicht den Andrang zu Livekonzerten reduziert haben (ganz im Gegenteil). So wie der starke Aufstieg von Plastikgeschirr und -möbeln in den 50er Jahren keinen langfristigen Tod für Metall, Glas und Holz bedeutet hat (obwohl der damals in Hinblick auf die Verwendung in Küche und Haus prophezeit worden war). Im Gegenteil: Metall, Glas und Holz symbolisieren heute edle Qualität und sind auch viel teurer als die billige Plastik-Massenware.

Freilich wird sich, wie es bei all diesen Beispielen aus anderen Bereichen in irgendeiner Form der Fall war, auch das Zeitungswesen fundamental verändern. Verändern müssen.

Auf der einen Seite wird es das billige Gratisprodukt ohne jeden Tiefgang, jeden Objektivitätsanspruch geben. Dort zahlt der Käufer nichts. Klare Folge: Die Verlage sehen sich nicht dem Leser verpflichtet, sondern Inserenten und/oder Parteien.

Das wird sich in der (nicht sehr großen und heute schon bekannten) Bandbreite zwischen einem Spar-Prospekt und jenem bedruckten Papier abspielen, auf dessen erster Seite „Heute“ oder „Österreich“ steht. Die Masse wird glauben, informiert worden zu sein, hat aber doch nur Opium fürs Volk, hat doch nur Manipulation und politische wie kommerzielle Verführung konsumiert. Denn: Was nichts kostet, ist auch nichts wertet. There is no free lunch.

Traurige Aussichten für Lokalzeitungen

Kaum überleben werden hingegen die meisten Lokalzeitungen. Die lokalen Anzeigen (Gebrauchtautos, Wohnungen, Arbeitsplätze usw.) werden fast zur Gänze ins Internet wandeln.

Die schnellen Agenturinformationen werden dasselbe tun. An diese Entwicklung haben ja die Zeitungen selbst das Publikum gewöhnt: Haben sie doch alle fast die gleichen Agenturnachrichten gratis ins Internet gestellt. Die Konsumenten werden kaum mehr überzeugt werden können, dass es eines Tages doch wieder sonderliche Unterschiede zwischen den Zeitungen geben könnte. Sie werden daher immer weniger bereit sein, für Sushi-Informationen wieder zu zahlen. Denn selbst wenn die Zeitungen wieder eigenständiger werden sollten, wird die schnelle Nachricht irgendwo immer gratis erhaltbar sein, und sei es nur als Marketing-Gag.

Der einzige zukunftsfähige Asset der Lokalzeitungen wären breite, kritische, unabhängige Berichte über Vorgänge in Stadt und Region. Aber gerade das haben zumindest in Ostösterreich praktisch alle Zeitungen aufgegeben: Wenn man so viel Geld (vor allem von der Gemeinde Wien, aber auch von anderen Landesregierungen) bekommt, ist es denkunmöglich, eine glaubwürdige Lokalberichterstattung zu haben.

Die ganz neu entdeckte Qualität

Überleben werden Qualitätsmedien. Das werden freilich nicht die heutigen Qualitätsmedien sein. Sie werden sich zumindest grundlegend ändern müssen. Sie werden zielgruppengenauer sein müssen. Sie werden sich ganz bewusst mit einer Leser-Minderheit am Markt begnügen. Sie werden sich für diese anspruchsvolle Minderheit auf weit höhere Qualität konzentrieren müssen, schreiberisch wie recherchemäßig.

Das heißt keineswegs: höhere Quantität, dickere Umfänge. Im Gegenteil. Die Qualitätszeitungen der Zukunft werden sich im Dienst einer intellektuellen, aber zeitknappen Elite ganz auf die Aufgabe konzentrieren müssen, das herauszufiltern, was wirklich wichtig ist. Journalismus muss daher auch vom Wissen und der Allgemeinbildung der Akteure her wieder zu einem elitäreren Beruf werden.

Vor allem aber werden die Qualitätsmedien der Zukunft selbst die leichteste Abhängigkeit von Inserenten oder gar von politischem Geld vermeiden müssen. Vielleicht werden sie gut daran tun, sogar total inseratenfrei zu werden. Das heißt in jedem Fall, dass sie auch deutlich teurer sein müssen.

Jene Minderheit, die wirklich gut, seriös und qualitativ informiert sein will, der wird das jedoch auch zweistellige Euro-Beträge pro Exemplar einer Zeitung/Zeitschrift wert sein (in heutigem Geldwert). Aber eben nur dann, wenn er, der Leser, absolut sicher sein kann, dass er der einzige Auftraggeber der Redaktion ist. Und nicht in Wahrheit bestenfalls Nummer zwei hinter irgendwelchen Inserenten, Druckkostenbeiträgern und Kooperationspartnern.

Einige Erfolge der Zukunft hat schon begonnen

Ohne jetzt noch allzu lange, ideale – und wirtschaftlich funktionsfähige! – Zeitungskonzepte der Zukunft ausbreiten zu wollen, einige Hinweise, dass es solche schon da und dort gibt. (Übrigens, weil sonst gleich wieder gestänkert würde: Ich habe mit keiner der hier genannten Zeitschriften irgendetwas zu tun)

So war der deutsche „Cicero“ einige Jahre lang sehr erfolgreich mit höchster Qualität unterwegs (bevor man dort SPD-Politiker mit Jobs zu versorgen begann, was dem Heft natürlich jede Glaubwürdigkeit nahm). So werden mit Sicherheit der englische „Economist“ und der deutsche „Spiegel“ überleben. Eben weil sie Topqualität bieten, die man in Österreich weder in der Wirtschaftsberichterstattung noch in den politischen Seiten auch nur annähernd findet.

So ist in Österreich „Servus in Stadt und Land“ extrem erfolgreich. Seine (nie ausgesprochene) Zielgruppenorientierung: Frauen über 40 mit Liebe zum Land, zur Schönheit, zur Qualität, die an den üblichen Zeitungsinhalten weniger interessiert sind. Das ist eine große, dennoch sonst total vernachlässigte Gruppe. „Servus“ ignoriert trotz seines primär weiblichen Publikums total den sonst üblichen Promi-, Skandal-, Kosmetik- und Modeschwachsinn. Es orientiert sich am Ruhigen, am Heimatverbundenen, am Schönen. Während das für die anderen Medien lauter Igitt-Worte sind, tut „Servus“ dies sogar ziemlich perfekt. Das Heft aus dem Haus Red bull hat dadurch mitten in der Krise den steilsten Auflagenerfolg der letzten Jahrzehnte erzielt. Und zwar ohne Gewinnspiele und sonstige Mätzchen, sondern nur mit Qualität und Hirn.

Die wichtigsten Ursachen

Fragt man nach den Ursachen des Zeitungssterbens, dann liegen die wichtigsten auf der Hand. Das ist vor allem das Internet – in dem Sie ja auch diese Analyse lesen: Das Internet hat noch viel mehr Zukunft vor sich, als wir heute ahnen. Von den kommerziellen bis zu den redaktionellen Angeboten.

Das Internet tut sich aber – zumindest vorerst – freilich schwer mit der Finanzierung rein redaktioneller, nicht fremdgesteuerter Angebote, die über solche kleine, aber erfolgreiche Nischen hinausgehen.

Das Internet wird in den nächsten Jahrzehnten noch ein weiteres Problem bekommen. Es wird in seiner Qualitätsanmutung hinter echtes Papier zurückfallen. Nachdem heute fast schon jeder Arbeiter mit zwei Bildschirmen werkt, dürfte die Anmutung von Modernität, die heute Smartphones oder IPads noch haben, total an Strahlkraft verlieren.

Überdies wird das Internet weiter ein Tummelplatz für Desinformationen, Geheimdienste, Schleichwerbung, Pornographen, Spammer, Virenproduzenten und ähnliche Schädlinge bleiben. Aber dennoch ist Faktum: Das Internet wird den Zeitungen schwer schaden. Und das Internet wird vom Mist bis zur höchsten Qualität Vieles zu bieten haben.

Inserenten und Bestecher

Eine weitere Ursache des Zeitungssterbens ist die schon angesprochene Beeinflussung des Inhalts durch den Kommerz. Natürlich sind klar gekennzeichnete Inserate nichts Böses. Aber die kommerziellen und politischen Inserenten und erst recht die scheinbar im Hintergrund bleibenden „Kooperationspartner“ haben in den letzten Jahren immer öfter mit Erfolg versucht, auch auf redaktionelle Inhalte Einfluss zu nehmen. Sobald aber die Leser einmal gemerkt haben, „Die schreiben ja nur deshalb so, weil da im Hintergrund Geld fließt“, schwindet das Vertrauen rapide. Egal ob das kommerzielles oder politisches (=Steuer)Geld ist. Der Leser fühlt sich hineingelegt und getäuscht, auch wenn er es vielleicht erst mit Zeitverzögerung merkt.

Von den ganz üblen Misswüchsen einer neuen Verlegergeneration, wo nicht nur die Inserenten Einfluss zu nehmen begonnen haben, sondern wo umgekehrt auch Verleger erpresst haben (du zahlen, sonst wir schreiben), wollen wir am liebsten gar nicht reden. So übel wird einem dabei.

Zeitungen haben sich überdies in eine Sparspirale nach unten verfangen. Inhalte werden immer weniger überprüft. Es gibt kaum noch ein Gegenlesen. Immer mehr Agenturinhalt fließt Copy-Paste ins Blatt. Die Redaktionen sind im Verhältnis zur Seitenzahl so dünn wie nie zuvor. Zugleich ist die sprachliche und Wissens-Qualität einer neuen Journalistengeneration meist recht erbärmlich. Daran sind zwar primär Unis und Schulen schuld, aber auch der Umstand, dass es sich keine Zeitung mehr leistet, die Besten und Interessantesten unter den Jungen anzusprechen.

Solche schwachen Journalisten schwimmen dann alle sicherheitshalber im (linksliberalen bis grünen) Mainstream. Wenn man immer ungefähr dasselbe schreibt wie alle anderen, dann kann man ja nicht so falsch liegen, denken sie sich. Eine eigene Meinung hat man ja meist ohnedies nicht, oder man wagt diese ohne das nötige Wissen und ohne intellektuellen Mut nicht zu artikulieren.

Keine Frage, dass die Leser dies alles zumindest im Unterbewusstsein spüren. Diese und noch ein Dutzend anderer Ärgernisse der heutigen Medienwelt würden ganze Dissertationen füllen, gäbe es seröse Medienwissenschaft in Österreich.

Es darf daher niemanden wundern, dass das Vertrauen in den Journalismus so tief unten ist wie nie zuvor. Es ist fast so schlecht wie das der Politiker, auch wenn Journalisten täglich alle Politiker heruntermachen (bis auf jene, die ausreichend bestechen).

Die Migranten-Illusion

Gleichsam als PS eine besondere Groteske aus diesem Sommer: Neuerdings glaubt man vom ORF bis zur „Presse“, dass es sie rettet, wenn sie auf Migranten in der Redaktion setzen. Oder tun sie das auch nur deshalb, weil im Hintergrund Geld dafür fließt? Sie begreifen jedenfalls nicht, dass sie damit ihre bisherigen Leser/Seher noch schneller entfremden und vertreiben. Und dass sie bei den außereuropäischen Zuwanderern nicht einmal einen Bruchteil der vertriebenen an neuen Lesern finden werden.

Aber vielleicht tröstet sich die österreichische Medienszene: Solange der Strom politischer Gelder fließt, werden wir schon irgendwie im alten Trott weiterleben können. Erst wenn auch hierzulande griechische Verhältnisse ausgebrochen sind, wird dieses Business-Modell zwangsläufig zusammenbrechen. Dann aber haben wir die Chance, dass spannendes Neues entsteht. Also Medien, die sich ausschließlich am Leser orientieren.

Auch in Deutschlands und Amerikas Medienwelt muss ja zuerst Morsches kollabieren, bis aus den Ruinen wieder neues Leben entstehen kann.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Wenn Medien uns verängstigen: Die größten Flops der letzten Jahre drucken

Amerikaner lieben Katastrophen-Szenarien – doch nur im Film. Auch Europäer lieben Katastrophen – doch sie sterben fast vor Angst, weil man fix mit ihnen rechnet.

„Erst stirbt der Wald und dann der Mensch“, so „grüne“ Befürchtungen 1986, im Jahr 2000 wäre Europa entwaldet. Heute „ersticken“ viele Länder im Wald (47 Prozent der Gesamtfläche). Nur ein Beispiel von vielen. Natürlich ist es legitim, negative Entwicklungen rechtzeitig aufzuzeigen. Oft wird aber viel zu dick aufgetragen, Ängste werden künstlich geschürt. So hatte man 1980 Verschmutzungsdaten aus der Stahl-Stadt Linz auf ganz Österreich hochgerechnet…

Die größten Flops der letzten Jahre

  • Die Mittelschicht schrumpft – Revolten drohen! – Der Spiegel
    Im Wochentakt schürt der etwas marxistoide SPIEGEL die Abstiegsangst der deutschen Mittelschicht. Tatsächlich stagniert diese schon seit 1991 auf hohem Niveau von über 60 Prozent. Dennoch lassen die wöchentlichen Bilder von brennenden Vorstädten Soziologen im größten deutschen Nachrichtenmagazin regelmäßig vor der Verelendung Deutschlands warnen. Unser großer Nachbar im Norden ist heute dennoch das Stabilitätszentrum in Europa.
  • 55 Prozent der Niederlande liegen schon heute unter Wasser! – UN-Klimabeirat IPCC
    Der Klimawandel ist eine reale Bedrohung für die Menschheit, doch treibt Europas Depressionssucht auch hier gar wundervolle Blüten: Tatsächlich liegen nur 26 Prozent unter Wasser. Man hatte zu dem, was „unter dem Meerespegel liegt“ (26 Prozent) aus Versehen noch das, was „von Flüssen bedroht ist“, dazugezählt (29 Prozent).
  • Afrikas Ernten könnten sich wegen Klimaerwärmung bis 2020 halbieren! – UNO-Chef Ban Ki-Moon.
  • Himalaya-Gletscher bis 2035 verschwunden – WWF
    Tatsache: Beide Aussagen sehnten sich verzweifelt (aber letztendlich erfolglos) nach irgendeiner wissenschaftlichen Basis oder gar entsprechenden Studienergebnissen.
  • Durch Vogelgrippe könnten mindestens 35.000 Deutsche sterben! – Prof. Dr. Adolf Windorfer
    Und: „100.000 Neuinfektionen mit Schweinegrippe täglich!“, so das britische Gesundheitsministerium 2010. Tatsache: Nach einigen unspektakulär verlaufenen Grippeerkrankungen blieb man auf Bergen von Impfstoffen sitzen.
  • 2011 werden alle Währungen verschwinden! – Franz Hörmann, WU Wien
    Tatsächlich plagen den WU-Professor die Sorgen, die Europas Untergangs-Apologeten bereits seit der Antike umtreiben. Befeuert von einem Wirtschafts-(Un-)Verständnis, wie es nicht zuletzt auch Marx, Attac und Co bewegt.

Club of Rome: Fatale Denkfehler

Vor Krieg und Massenverelendung warnte 1972 auch der Club of Rome. Schon in den 1990-ern würden viele Rohstoffe ausgegangen sein. Kriege um Öl, Wasser oder Kohle würden die Erde verwüsten.

Tatsächlich ist nichts davon eingetroffen. In ökonomischer Unbedarftheit hatte man einfach die damals bekannten Rohstoff-Lagerstätten durch ihren Jahres-Weltverbrauch dividiert und linear in die Zukunft extrapoliert. Demnach wäre 2012 dann alles Öl auf dieser Welt verbraucht gewesen.

Wohlstand wegen Preisanstieg

Wurden in der Menschheitsgeschichte Güter knapp, setzte dies stets Mechanismen in Gang, die wir heute unter dem Begriff  „Markt“ subsummieren: Wer über „knappe Güter“ (noch) verfügt, hat jetzt mehr Macht als jene, die sie benötigen. So drehen Erstere an der Preisschraube. Dies führt nun aber nicht zur Verarmung der Zweiteren – im Gegenteil. Erst die höheren Preise machen es für Erfinder und potentielle (oder bestehende) Unternehmer lukrativ, in deren Ersatz, in neue Lagerstätten, in sparsamere Technologien zu investieren. Wer spart, der hat: Und so reichen die Öllagerstätten nun nicht mehr 40 Jahre aus, sondern plötzlich 80 Jahre – oder gar 120.

Es bedurfte erst gestiegener Energiepreise, damit junge Solar-, Wind- und Hausdämm-Firmen Millionen neuer Jobs und Milliarden neuer Wertschöpfung schaffen konnten.

Rohstoffe gehen nicht aus

Wie einst das Heizmittel des Mittelalters, der Torf, werden die meisten Energieträger wahrscheinlich gar nicht vollständig ausgebeutet werden (hoffentlich). Der gestiegene Preis hat andere Ressourcen dann längst attraktiver werden lassen.

Die nachgewiesenen Eisenerzreserven reichen auf dem Papier zwar „nur“ noch 300 Jahre, doch werden die Menschen auch danach noch Häuser oder Autos bauen können. Denn das Eisen der Motorblöcke kann durch Aluminium ersetzt werden, und die Bleche durch Karbon-Fasern. Und selbst das Öl für diese Kunststoff-Fasern kann heute schon (im Labor) aus Plantagen-Holz gewonnen werden.

Und der Stahl für den Beton der Hochhäuser? Eigentlich schon heute nicht mehr nötig: Seit 2011 steht im vorarlbergischen Dornbirn der LifeCycle Tower – ein achtgeschossiges Gebäude ganz aus Holz. Auf bis zu 100 Meter und 30 Stockwerke könnte man die Holz-Module heute schon auftürmen.

Globale Demokratisierung: Mut!

Selbst der „Süden“ profitiert. Dank Internet war Technologietransfer noch nie demokratischer. Nie zuvor studierten so viele Menschen aus dem „Süden“ im „Norden“. Und nie zuvor haben Weltregionen, die sich über Jahrhunderte hinweg von Welthandel, Entwicklung und Wohlstand abgeschottet hatten (wie China und Indien), dank globaler Vernetzung so schnell wieder nach vorne bringen können.

Der Betriebswirt und Wirtschaftspädagoge Michael Hörl ist Lehrer an den Tourismusschulen Salzburg Klessheim. In seinem letzten Buch, „Die Gemeinwohl-Falle“, befasste er sich mit den Mythen des „linken Mainstreams“.
www.michaelhoerl.at

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Fußnote 470: Wie der ORF gleichbehandelt und wer für ihn Experten sind drucken

Im Konflikt zwischen Regierung und Lehrergewerkschaft hat der ORF jetzt beide Seiten erstaunlicherweise gleich behandelt. Freilich nach ORF-Art. Der Chef der AHS-Lehrer wurde in der mittägigen ZiB befragt (ja, die gibt es). Eine enge Alliierte der Unterrichtsministerin durfte hingegen in die ZiB 2 kommen. Formell scheint da alles ausgewogen. Jedoch ist der Unterschied zwischen beiden Sendungen in den Einschaltzahlen dramatisch. Ganz abgesehen vom Wie der Befragung. Solche Unterschiede und Zufälle sind beim ORF wohl kein Zufall, sondern raffinierte Vorwahl-Strategie. Der Unterschied ist übrigens auch trotz der Tatsache noch immer beträchtlich, dass bei der ZiB 2 (der Sendung mit der Ehefrau des Chefs) die Seher-Quoten so steil nach unten gehen wie die Streif-Abfahrt. Noch viel mehr ärgert aber, dass es mit absoluter Sicherheit immer stramme rote oder grüne Ideologen sind, wenn der ORF (wie im genannten Fall) von „Experten“ spricht. Ist ja auch klar: Wer nicht links ist, kann für den Regierungssender automatisch kein Experte sein.

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Worüber man nicht sprechen darf: Intelligenz, Berufs- und Schulerfolg sind (auch) erblich drucken

Eine OECD-Sonderauswertung von PISA-Ergebnissen beschuldigt Österreichs Lehrer, reiche Kinder bei der Notengebung zu bevorzugen. Dabei ignoriert man die Korrelation von schulischem bzw. beruflichem Erfolg mit Intelligenz – und deren teilweise Erblichkeit.

Seit 50 Jahren beklagt Österreichs linker Mainstream die konstant hohe Erblichkeit von Bildung – obwohl er die Schul- und Bildungspolitik fast ebenso lange dominierte. Nun hat man einen neuen (alten) Buh-Mann ausgemacht: die Lehrer. Weil Schüler aus beruflich erfolgreichen Elternhäusern seit Jahrzehnten bessere Noten schreiben, und alle Menschen offensichtlich gleich talentiert sein müssen, deuteten die schulfernen Sozialwissenschaftler an, man hätte die Noten von „Rich Kids“ wohl hinaufkorrigiert.

Tolerant und (links-)liberal

Die Ergebnisse von Tests und Schularbeiten lassen sich aber auch bei bösestem Vorsatz nicht fälschen, schon seit geraumer Zeit müssen Notenschlüssel und Erfolgskriterien auf jedem Test abgedruckt werden.

Auch Schülerkataloge verraten heute nur mehr wenig über die soziale Lage von Eltern – geschweige denn ihr Einkommen. Und ein Lehrer, welcher Nachforschungen über die soziale Stellung eines Schülers (oder gar von 150) anstellen wollte, wäre sofort auffällig – und geächtet. Denn es ist vielen Lehrern geradezu wesensimmanent, besonders für die Schwächeren zu fühlen. Nicht zufälligerweise sind Pädagogen in jeder Gesellschaft stets toleranter, weltoffener und (links-)liberaler als andere Bevölkerungsgruppen.

Was bedeutet Korrelation?

Für die Frage, wie weit die eine Variable, Intelligenz, zur Ausprägung einer anderen, Schulerfolg, führt, müssen Testergebnisse so ausgewertet werden, dass man deren Korrelation r messen kann. Der Wert r nimmt einen Wert zwischen 0 und 1 ein.

Je größer die Stichprobe ist, desto niedriger kann r sein. So genügt bei 30.000 untersuchten Personen bereits ein Wert von 0.2, um einen starken Zusammenhang der beiden Variablen zu untermauern. Bei nur befragten 30 Personen müsste r hingegen 0.9 einnehmen.

Talente bedingen Schul- und Berufserfolg

Die Korrelation zwischen Intelligenz und Schulerfolg gehört zu den höchsten in der psychologischen Diagnostik. Für Schulnoten liegt sie laut American Psychological Association bei r = 0,50, für Schulerfolg bei r = 0,55. Bei Asendorpf von der Berliner Humboldt Universität korrelieren „höchste abgeschlossene Ausbildung“ (bis zu einem Alter von 40) und Intelligenz sogar mit 0,7.

Im Jahr 2009 verdichtete Kramer von der Uni Bonn in einer aufsehenerregenden Metastudie 244 Intelligenz-Studien mit über 30.000 Probanden – beginnend von 1928 bis 2006 – zur Meta-Aussage: Intelligenz korreliert mit beruflicher Lernleistung extrem stark (r=0.62), ebenso mit Einkommen (0.35) und beruflichem Erfolg (0.33). Entgegen oft vorgebrachter Einwände, solche Tests wären wenig valide, zeigte sich, dass gerade Intelligenztests zu den Testverfahren mit der höchsten Validität gehören.

Arme nicht weniger intelligent

Dabei ist der Rückkehrschluss, Wenig-Verdiener wären weniger intelligent, nicht zulässig. Auf der einen Seite trachten immer mehr Menschen immer seltener nach hohem Einkommen – schon eher nach Freizeit oder Sicherheit. Auf der anderen Seite verhindern auch negative Umweltfaktoren entsprechende Entwicklungen: So schaffen es manche Gesellschaften noch immer nicht, hochtalentierten, aber allein erziehenden Frauen eine angemessene Karriere zu ermöglichen.

„Intelligenz ist erblich“

So eröffnete der deutsche Tagesspiegel 2012 eine Diskussion, der sich mittlerweile auch „Spiegel“ & Co angenommen haben. Grundtenor: Intelligenz ist (ziemlich) erblich. Je älter Menschen würden, desto größer wäre der Einfluss ihrer Gene. Das Postulat der 68er-Generation, „bei entsprechender Förderung könnten selbst Hilfsarbeiter Uniprofessoren werden“, hätte sich als frommer Wunsch herausgestellt. „Der Durchschnitts-IQ von naturwissenschaftlichen Akademikern liegt 30 Punkte über dem von Packern“, so der Wissenschaftspublizist Dieter Zimmer („Die Zeit“).

Was Menschen – privat gefragt – als selbstverständlich ansehen, nämlich die Erblichkeit von Merkmalen, wird von Österreichs Mainstream als „Biologismus“ abgekanzelt, eine öffentliche Diskussion damit verboten. Dabei ist die Erblichkeit von Talenten fast so hoch wie die der Körpergröße. Bei US-Mittelschichtkindern werden die Talente laut Turkheimer von der University of Virginia zu 72 Prozent von Genen beeinflusst, bei solchen aus der US-Unterschicht (mit ihren extremen Ausformungen von Armut) hingegen fast gar nicht.

Mit „5er“ aufsteigen

Österreichs Schule muss die Potentiale seiner Schüler aber besser ausschöpfen. Stattdessen drängt es junge Menschen aus dem System, nur weil sie auf einem einzigen Gebiet, etwa der Mathematik, untalentiert sind. Man zwingt Eltern und Kinder, große Energien für den (oft aussichtslosen) Ausgleich einer Teil-Schwäche zu verschwenden, anstatt sich auf die (erträglichere) Förderung der vielen anderen Talente zu konzentrieren.

Auch Ganztagesschulen, modernere Gebäude mit Freizeitmöglichkeiten und „Summer School“-Angebote nach US-Vorbild könnten lernschwache Kinder künftig stärker fördern.

Noten messen nicht Leistung

Wo PISA Recht hat, ist der Vorwurf, Österreichs Schulnoten würden nicht immer die tatsächliche Leistung messen. So wurde jeder fünfte Wiener Volksschüler in Deutsch mit „Sehr Gut" (3 Prozent) oder „Gut" (17%) benotet, obwohl er laut Erhebung massive Probleme beim Lesen hatte.

Neben den natürlichen Problemen, die sich aus einer starken Zuwanderung ergeben, liegt es aber auch an der mangelnden Güte vieler Testfragen. Oft werden diese (trotz neuer Vorgaben) so konstruiert, dass mit der auswendig gelernten Wiedergabe eines homogenen, abgeschlossenen Stoffgebietes die meisten Punkte erzielt werden. Auf Verknüpfungen mit anderen Inhalten beziehungsweise die eigenständige Anwendbarkeit wird weniger geachtet.

Dies ist aber (auch) der Entwicklung der letzten 20 Jahre geschuldet: Statt – vereinfacht gesagt – wie früher 8 Fächer mit jeweils 4 Wochenstunden gibt es heute 16 Fächer mit jeweils 2. Damit erwirbt man pro Fach zwar weniger Kompetenzen, verbreitet seine Kenntnisse aber durch neue Fächer wie Computer, Internet oder Rhetorik horizontal.

„Lehrer-Verschwörung“ abgesagt

Die meisten hoch begabten Schüler kommen weltweit aus Mittel- und Oberschicht. Aber nicht weil ärmere Kinder an der Schulpforte abgewiesen oder von sadistischen Lehrern bewusst diskriminiert und ausgegrenzt würden, sondern weil die Kinder ihre Intelligenz von jenen Eltern geerbt haben, denen schon ihre eigene Intelligenz zu sozial hohem Status verholfen hatte.

Wer jetzt eins und eins zusammenzählt, den Einfluss der Talente auf Noten und Einkommen und deren teilweise Erblichkeit, der kann die These, Lehrer würden Schüler aufgrund ihrer Herkunft mehr oder weniger bewusst diskriminieren, nicht mehr aufrechterhalten.

Der Betriebswirt und Wirtschaftspädagoge Michael Hörl ist Lehrer an den Tourismusschulen Salzburg Klessheim. In seinem letzten Buch, „Die Gemeinwohl-Falle“, befasste er sich mit den Mythen des „linken Mainstreams“.

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Trayvon Martin, Daniel S. und der neue Rassismus drucken

Am 26. Februar 2012 erschießt der 29-jährige George Zimmerman, Mitglied einer Nachbarschaftswache einer gated community in Sanford/Florida, den 17-jährigen Trayvon Martin. Er hatte den farbigen Jugendlichen für einen Einbrecher gehalten, die Polizei verständigt und Martin verfolgt. Dieser soll daraufhin Zimmerman attackiert haben. Bei dem Handgemenge trägt Zimmerman Kopfverletzungen davon. Dann fällt der tödliche Schuss. Zimmerman betont in Notwehr gehandelt zu haben. Ein Geschworenengericht glaubt seinen Aussagen und spricht ihn frei.

Dieser Freispruch löst in den USA und Europa eine gewaltige mediale Hetzkampagne aus. Die linken Mainstreammedien auf beiden Seiten des Atlantiks zeichnen alle dasselbe Bild: Unschuldiger schwarzer Junge wird Opfer eines waffenverrückten weißen Rassisten. Es stört die linke Journalisten-Meute auch nicht besonders, als sich herausstellt, dass George Zimmerman – trotz seines Namens und seines Aussehens – eigentlich Latino ist. Obwohl der Tod des 17-jährigen alles andere als ein eindeutiger Fall von Mord und Rassismus ist, halten sich die Medien strikt an ihr politisch-korrektes Drehbuch. Trayvon Martin wird zum Märtyrer, George Zimmerman zum Schwarzen-hassenden Rassisten gemacht.

Zu diesem Zweck manipulieren, verschweigen und lügen die linken Mainstreammedien. Dass Trayvon Martin Zimmerman laut Zeugenaussage etwa als „Creepy-Ass Cracker“, ein übles rassistisches Schimpfwort für Weiße, bezeichnet hat, lässt man lieber weitgehend unerwähnt. Genauso wie sein Vorleben: Der 17-jährige soll an Drogenhandel und Einbrüchen beteiligt gewesen sein. Aber solche Informationen würden dem schönen politisch-korrekten Lehrstück etwas an Glaubwürdigkeit nehmen. Und bekanntlich heiligt der Zweck ja die Mittel.

Es soll jedenfalls der Eindruck vermittelt werden, dass sich in den USA seit den Zeiten des Ku-Klux-Klans nicht viel geändert hat und hinter jeder Ecke und jedem Strauch ein bösartiger mordlüsterner und bewaffneter George Zimmerman lauert. Dass in den Vereinigten Staaten 93 Prozent aller schwarzen Mordopfer von schwarzen Tätern getötet werden, haben die linken „Qualitäts“medien selbstredend in keinem ihrer Artikel erwähnt. Nur nicht zu viel recherchieren. Die mediale Hetz-Kampagne und das manipulative holzschnittartige Bild, das die Medien zeichnen, zeigen Wirkung. In dutzenden US-Städten demonstrieren Tausende Menschen gegen den Freispruch. Auch die unvermeidlichen Promis aus der Film- und Musikbranche geben ihre Wortspenden ab und selbst US-Präsident Barack Obama gießt noch kräftig Öl ins Feuer und verkündet öffentlich: „Vor 35 Jahren hätte ich Trayvon Martin sein können."

Der Fall Daniel S.

Szenenwechsel: Am 10. März 2013 tritt in der niedersächsischen Kleinstadt Weyhe eine Gruppe von jungen Männern mit türkischem Migrationshintergrund den Kopf von Daniel S. zu Brei. Der 25-jährige Handwerker stirbt kurze Zeit später im Spital. Der Fall schafft es nur deshalb in die überregionale Presse, weil eine lokale Ausgabe der Bild-Zeitung, entgegen den ungeschriebenen Regeln der politischen Korrektheit, die Herkunft der Täter nicht verschweigt und auch den Tathergang nicht, wie in solchen Fällen sonst üblich, verharmlost.

Diese Informationen verbreiten sich ohne den politisch-korrekten Medienfilter über das lästige und (noch) freie Internet in ganz Deutschland und Österreich. Nachdem einschlägige Blogs, Foren und Webseiten über das Schicksal von Daniel S. berichten, springen gezwungenermaßen auch die Mainstreammedien auf. Allerdings nicht um über das brutale Verbrechen zu berichten – das interessiert sie nicht – sie schreiben über die bösen „Rechten“, die nun versuchen würden den Fall zu instrumentalisieren.

Alleine die Tatsache, dass man die Herkunft eines (mutmaßlichen) Täters nicht verschweigt, reicht in Europa mittlerweile aus, um als rechtsextrem und Nazi beschimpft zu werden. Der Bürgermeister von Weyhe stellte jedenfalls unmittelbar nach dem tragischen Tod von Daniel S. fest: Die Tat hätte nichts mit der Herkunft der Täter zu tun. „Es hätten auch andere junge Männer sein können.“ Amen.

Damit lag der SPD-Mann ganz auf Linie der deutschen Mainstream-Medien. Die selben Zeitungen und Sender, die alle per Ferndiagnose sofort instinktiv wussten, dass Trayvon Martin rassistischer Mordlust zum Opfer gefallen ist, wussten offenbar mit der gleichen Präzision, dass Daniel S. keinesfalls aus solch niederen Motiven getötet worden ist. Muss wohl an der guten politisch-korrekten Ausbildung unserer Journalisten liegen. Und das, obwohl in Weyhe der Tathergang ziemlich eindeutig war und von Notwehr nicht einmal ansatzweise die Rede sein konnte.

Im Fall Trayvon Martin hatte man interessanterweise nicht nur keine Probleme, die Herkunft von Täter und Opfer zu thematisieren, sie war sogar der Kern der ganzen Geschichte. Offenbar ist es nur dann verboten, den kulturellen, religiösen oder ethnischen Kontext aufzugreifen oder auch nur zu erwähnen, wenn der Täter nicht weiß ist. Auch im Fall Jonny K. hatte etwa der „Stern“ immer nur von „Jugendgewalt“ geschrieben, so als ob das Alter die einzige Gemeinsamkeit der Prügelbande gewesen wäre.

Weder Bundeskanzlerin Angela Merkel noch Bundespräsident Joachim Gauck sagten zum Tod von Daniel S. etwas Ähnliches wie Barack Obama zum Fall Trayvon Martin. Daniel S. und die vielen anderen autochthonen Opfer mutmaßlicher rassistischer Gewalt waren und sind ihnen ziemlich egal. Die Regeln der politischen Korrektheit sind eben wichtiger als das grausame Schicksal eines 25-jährigen Deutschen.

„Auch ich hätte Daniel S. sein können!“ Alleine die Vorstellung, so etwas aus dem Mund eines deutschen Spitzenpolitikers zu hören, ist im politisch-korrekt dahinsiechenden Europa völlig absurd und abwegig. Sich mit einem autochthonen Opfer von mutmaßlicher rassistischer Gewalt offen zu solidarisieren wird in unserer Gesellschaft mit tiefster Verachtung und übelsten Rassismusvorwürfen geahndet: Man wolle dann den Tod ja nur instrumentalisieren!

Zweierlei Maß der Mainstream-Medien

Der Tod von Trayvon Martin hat weltweit Empörung, Hass und Bestürzung ausgelöst, auch in Deutschland und Österreich. Die Ermordung von Daniel S. nichts von alledem. Daniel S. war den ansonsten dauerempörten Gutmenschen in Politik, Medien und NGOs schlicht egal. Ein Kollateralschaden auf dem Weg in die angeblich so schöne neue bunte und friedliche Multikultiwelt.

Beim Durchsetzen totalitärer Ideologien fließt eben immer Blut. Autor Akif Pirincci spricht sogar vom „schleichenden Genozid an einer bestimmten Gruppe von jungen Männern.“ Deshalb gilt für Politik und Medien die Devise: Nur nicht zu viel Aufsehen erregen, den Ball so lange flach halten, solange es noch geht, damit die bunte Seifenblase nicht zu früh platzt.

Im Archiv von spiegel.de finden sich ca. 60 Artikel über Trayvon Martin, nach Daniel S. sucht man vergebens. Der tot getretene Handwerker ist dem Nachrichtenmagazin keine lausige Zeile wert! Auf den Freispruch von George Zimmerman reagierte der Spiegel mit: „Empörend, unfassbar, eine Ohrfeige fürs Volk“. Was hat Trayvon M., was Daniel S. nicht hatte? Eine dunkle Hautfarbe? Den „richtigen“ Mörder? Der laut Gerichtsurteil gar keiner ist. Und haben linke Journalisten mit dem toten Trayvon Martin gar das gemacht, was sie „rechten Gruppen“ im Fall Daniel S. lautstark unterstellt haben, seinen Tod für ihre Zwecke instrumentalisiert? Eine rein rhetorische Frage.

Mit dem getöteten schwarzen Jugendlichen konnten die politisch-korrekten Journalisten mit ein paar Auslassungen und journalistischen Taschenspielertricks endlich wieder ihre eigenen Vorurteile – und die ihrer Zielgruppe – mit einer tragischen und anschaulichen Geschichte bestätigen, bebildern und bedienen: Ein bisschen Antiamerikanismus, eine Prise kultureller Selbsthass gewürzt mit etwas weißem Schuldkult, dazu eine gesunde Portion an unkritischer rousseauscher Verehrung des Fremden und natürlich zum Abrunden das totale Unverständnis für ein liberales Waffenrecht und das Recht auf Notwehr und Selbstverteidigung. Mit all dem konnte der tote 25-jährige Lackierer nicht dienen.

Weiße Männer sind immer schuld

Denn für linke Politiker und Medien gibt es keine rassistische Gewalt gegen Weiße. Sie ist für sie schlicht undenkbar. Autochthone Europäer oder weiße Amerikaner sind, so ein politisch-korrektes Dogma, stets Täter und niemals Opfer rassistischer Gewalt. In diesem Kontext ist auch das allgemeine Desinteresse europäischer Politiker und Medien an der weltweiten Verfolgung, Ermordung und Vertreibung Abertausender Christen zu sehen. Die für Europa so prägende Religion hat – Vielfalt hin oder her – in der neuen bunten Multikultiwelt ebenso ausgedient wie die „Stupid White Men“.

Die Multikulti-Ideologie, die ihren blökenden Schafen und schweigenden Lämmern Vielfalt, Buntheit, kulturelle Bereicherung und Harmonie verspricht, ist im Kern totalitär und rassistisch. Sie braucht wie jede andere totalitäre Weltanschauung auch, ihre Feindbilder, Sündenböcke, Helden und Märtyrer. Wer dabei welche Rolle zu spielen hat, ist mittlerweile ziemlich eindeutig. Man muss nur am äußerst dünnen Lack dieser Ideologie kratzen, um auf die altbekannten kommunistischen und faschistischen Muster zu stoßen. Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Schlächter selber.

Die Protagonisten der Multikulti/Genderideologe drängen den ihnen so verhassten leistungsbereiten, nichtlinken, autochthonen, heterosexuellen Mann mit einer breiten Palette an Maßnahmen wie etwa Quoten (was nichts anders als offene Diskriminierung ist), Gesetzen, politischen Erziehungsmaßnahmen, Medienkampagnen oder neuen Sprachregelungen immer weiter ins Abseits. Er ist ein Auslaufmodell.

In der schönen neuen Multikultiwelt taugt er bestenfalls noch als Feindbild und schlechtes Beispiel (Banker, Rassist, Sexist, Heuschrecke, Steuerhinterzieher, Nazi, Chauvinist, Macho, etc.). Da passt es gut ins Bild, wenn Frau Özlem Topcu sich im Zentralorgan des deutschen Gutmenschentums, in der „Zeit“, über die Verspießerung der Medienwelt beklagt und schreibt: „der Durchschnittsjournalist sei hierzulande weiß, männlich, in den Vierzigern, fahre ein Auto und habe einen Hund.“

Hund okay, Auto naja, aber männlich und weiß, das geht gar nicht. Ja, es geht eben längst nicht mehr darum, was und wie gut man schreibt oder recherchiert, oder allgemein ausgedrückt, welche Leistung man erbringt bzw. erbringen will, sondern darum, welche Hautfarbe und welches Geschlecht man hat. Und es ist tragisch und komisch zugleich, dass viele dieser (vermeintlichen) Männer mit Hund, Auto und Redaktionsjob fleißig an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen. Denn, um auf Herrn Obama zurückzukommen, auch sie oder ihre Söhne könnten Daniel S. sein.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. 2012 ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute” im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen. Derzeit arbeitet er an einem Buch über Geschichte, Politik, Ideologie und Ziele der österreichischen Grünen.

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Politisch korrekte Philosophie drucken

Auf 271 Seiten versucht Markus Gabriel – mit Jahrgang 1980 der wohl jüngste Philosophieprofessor Deutschlands – zu begründen, „warum es die Welt nicht gibt". Seine wort- und einfallsreichen Begründungen lassen sich in einem Satz zusammenfassen: Es gibt die Welt nicht, weil es Gott nicht gibt. Gott existiert nicht „in dem Sinne, dass es eine Person gibt, die Gesetze verhängt oder sich außerhalb des Universums an einem unzugänglichen Ort befindet" (S. 208).

Gott ist „kein Prinzip, das alles zusammenhält und organisiert. Die Welt gibt es nicht. Auch Gott kann es demnach nicht geben, wenn wir unter <Gott> ein solches Prinzip verstehen" (S.211).

„Man könnte provokativ sogar sagen, dass Religion die Einsicht ist, dass es Gott nicht gibt, dass Gott kein Objekt oder Supergegenstand ist, der den Sinn unseres Lebens garantiert" (S. 211). „Wenn man meint, dass es einen großen Regenten gibt, der das Universum und das menschliche Leben steuert, täuscht man sich. Denn es gibt kein solches Weltganzes, das dann auch noch jemand zu regieren hätte" (S. 212). Religion als „Vorstellung von einem allumfassenden, alles beherrschenden Weltprinzip" ist „Fetischismus" (S. 185). „Der Fetischismus identifiziert ein Objekt als den Ursprung von allem und versucht, aus diesem Objekt die Identitätsmuster zu entwickeln, denen alle Menschen Folge leisten sollten. Dabei spielt es dann nur noch an der Oberfläche eine Rolle, ob Gott oder der Big Bang verehrt wird" (S. 190).

Gabriels Auffassung hat politische Konsequenzen: Wenn es Gott und die Welt nicht gibt, „dann gibt es auch keine einheitliche deutsche Gesellschaft, in die man dann irgendjemand integrieren müsste" (S. 236). Demokratie steht „dem Totalitarismus entgegen, weil sie in der Anerkennung der Tatsache besteht, dass es keine abschließende, alles umfassende Wahrheit" gibt (S. 236). Weil die eine Welt nicht existiert, „existieren viele Sinnfelder" und Perspektiven (vgl. S. 240). „Die Vielzahl real existierender Perspektiven anzuerkennen ist gerade die Pointe moderner Freiheit (…), die nicht auf eine unnötige Vereinheitlichung setzt" (S. 254). Politik ist gefordert, sich dem „Perspektivenmanagement" zu stellen (S. 236).

Markus Gabriel nennt seine Anschauungen „Neuen Realismus". In ihm spiegelt sich die heute allgegenwärtige „Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig anerkennt" (J. Ratzinger, 2005). Nichts gegen Philosophen, welche sich dieser Diktatur unterwerfen und, gestützt auf Film- und Fernsehserien, eine Art Show about Nothing abziehen. Doch zum akademischen Comment gehört es, sich mit der wichtigsten Gegenstimme auseinanderzusetzen, die sich dieser Diktatur des Relativismus widersetzt. Das ist heute wie seit eh und je das Lehramt der katholischen Kirche, dessen Äußerungen zu philosophischen Grundfragen höchste Beachtung verdienen.

Zum einen kommt in diesen Äußerungen nicht eine persönliche Meinung, sondern eine kollektive Stimme zum Ausdruck, die für über eine Milliarde Menschen spricht, ihnen Handlungsnormen und Werte vorgibt, und schon deswegen in der Öffentlichkeit ein weites Echo findet. Zum anderen sind lehramtliche Äußerungen häufig das Ergebnis intensiver Beratungen, an denen die feinsten Geister teilgenommen haben. Dadurch erhalten diese Äußerungen eine natürliche Autorität, die auf Argumentation und geistiger Gültigkeit beruht.

Solche autoritativen, kollektiven Äußerungen stellen häufig genug „Zeitgeistsperren” dar. Sie zu unterschlagen beruht entweder auf Ignoranz, oder meist auf dem Vorsatz, dem Lumen gentium keinen Platz einzuräumen und einer Auseinandersetzung mit diesem „Licht der Völker” aus dem Wege zu gehen. Für Markus Gabriel ist das typisch.

Im Quellenregister finden sich zwar zeitgenössische Regisseure wie Christoph Schliengensief oder Jean-Claude Brisseau, nicht jedoch philosophische Denker vom Rang eines Joseph Ratzinger oder Karol Wojtyla. Eine Auseinandersetzung mit so beutenden Enzykliken und Lehrdokumenten aus jüngster Zeit wie jenen über das Verhältnis von Glaube und Vernunft (Fides et ratio, 1998), von Wahrheit, Freiheit und Moral (Veritatis splendor, 1993), der Religionen zueinander (Nostra aetate, 1965), von Kirche und Welt (Gaudium et spes, 1965), von Kirche, Naturrecht und Demokratie (Evangelium vitae, 1995) oder über die Würde des Menschen (Dignitatis humanae, 1965) oder über die Soziale Frage (heute zusammengefasst im „Kompendium der Soziallehre der Kirche”, 2004), sucht man bei Gabriel vergebens.

Obwohl er die gleichen Themen in extenso behandelt, verzichtet er auf die Heranziehung dieser Weltdokumente. Philosophisch bewegen sich diese Dokumente auch auf der Ebene der „natürlichen Vernunft” und nicht nur der Theologie. Sie als die entschiedene und starke philosophische Gegenstimme gegen Relativismus und Modernismus nicht zu berücksichtigen, verkitscht den „Neuen Realismus” Gabiels zu einer primitiven Rechtfertigungs- und Beschwichtigungsphilosophie zum Zwecke der politisch korrekten Affirmation einer uns vorgespiegelten „heilen” Welt, welche die Sinn- und Wahrheitsfrage nicht mehr stellt und in einem wohlfeilen Gebräu aus Toleranz und Pluralismus ertränkt.

Cui bono? Der Unisono-Beifall aus der Ecke der gelenkten Qualitätsmedien (NZZ, FAZ, Spiegel, Süddeutsche, Welt, TV) legt die Antwort nahe.

Der Autor lehrte Politische Ökonomie in Wien, Graz und Aachen. Er veröffentlichte zuletzt „Die Rechte der Nation“ (Stocker, Graz 2002), „Der Sinn der Geschichte“ (Regin-Verlag, Kiel 2011) und „ESM-Verfassungsputsch in Europa“ (Schnellroda 2012).

Markus Gabriel: Warum es die Welt nicht gibt. 271 Seiten. 5. Aufl. Ullstein-Verlag, Berlin 2013. ISBN 978-3-550-0810-4. 18,00 €

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An einem Sonntag im Ramadan drucken

Eigentlich hätte man Christoph Schönborn mehr diplomatisches Geschick zugetraut. Dass nun nach Monaten rechtskräftige negative Asylbescheide bei acht Votivkirchen-Besetzern durchgesetzt werden, während er im fernen Brasilien weilt, hätte er nützen können, um elegant seinem fatalen Gleichschritt mit linkslinken Grünen und der ebenso linken Caritas zu entkommen. Er macht aber das Gegenteil.

Wenn er in seiner „bestürzten“ Kritik insinuiert, dass sich die Behörden nicht getraut hätten zu handeln, wäre er nicht fern der Heimat, dann kann man darüber ja noch lächeln. So sehr zittern nicht einmal die Schwächsten unter unseren nicht gerade mutgestählten Politikern vor seiner Kardinalsrobe, dass sie Gesetze wie die Einführung der Homoehe nicht machen – ob er in Wien ist oder nicht. (Noch humoristischer ist da nur noch der rot-grüne ORF, der allen Ernstes der Innenministerin vorwirft, die für Pakistan ausgesprochene Reisewarnung des Außenministeriums nicht zu beachten, wenn sie die abgelehnten Aktivisten in ihr Heimatland ausfliegen lässt.)
Weniger komisch hingegen ist Schönborns Unterstellung, die endlich erfolgte Abschiebung habe mit dem Wahlkampf zu tun.
Es gehört schon ein seltsames Demokratieverständnis dazu, würde man verlangen, dass vor Wahlen Rechtsstaatlichkeit und Politik Pause zu machen hätten. Oder hat der Kardinal einfach zu viel Zeitung gelesen, wo dieses flache Argument zum Überdruss breitgeklopft wird?
Wieso er schließlich kritisiert, dass der Rechtsstaat „ausgerechnet an einem Sonntag im Ramadan“ durchgesetzt wird, ist wahrscheinlich auch nur Schönborn klar. Ist demnach Abschiebung an einem Sonntag ebenso verwerflich wie die Ladenöffnung? Und dürfen alljährlich einen Fasten-Monat lang keine Muslime abgeschoben werden?
Man darf staunen.
Auf seinem langen Rückflug aus Brasilien sollte Schönborn nachlesen, was die Caritas-Experten an Verhinderungsstrategien der Abschiebung entwickeln – und zwar im Gleichklang mit den deutschen Organisatoren der Asylanten-Streiks in mehreren Ländern Europas. Und dann hätte er lange genug Zeit darüber nachzudenken, wie viel „katholisch“ in der zur Vorfeldorganisation von radikal linken Vereinen verkommenen Caritas noch drinnen steckt. Und ob nicht neue Köpfe an deren Spitze der letzte Ausweg sind, sie wieder zu einem glaubwürdigen und notwendigen Teil der Kirche zu machen.

 

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Einwanderung in die Medienwelt drucken

Alarmstufe rot-grün: In unsere Redaktionsstuben, insbesondere in den ORF, sollen künftig systematisch Migranten eingeschleust werden. Die Ö1-Programmchefin Bettina Roither wünscht sich ausdrücklich mehr Redakteure mit Migrationsprädikat und erklärte gegenüber der „Wiener Zeitung" unverblümt, Bewerber zu bevorzugen, bei denen ein Migrationshintergrund vermutbar ist. Auch die Politik solle sich nach dem Willen der ORF-Abteilungsleiterin darauf besinnen, dass Österreich ein Einwanderungsland ist. Im Klartext: Wir sollen uns gefälligst anpassen an den Habitus derer, die aus fremden Kulturen zu uns kommen, nicht umgekehrt.

Mercedes Echerer und andere Multi-Kulti-Philosophen stoßen ins gleiche Horn. Özlem Topcu von der „Zeit“, (für diejenigen, die den Vornamen nicht deuten können, sei gesagt, dass es sich um eine Dame handelt), fabuliert in diesem Zusammenhang von einer Verspießerung der Medien und ätzt, der Durchschnittsjournalist sei hierzulande weiß, männlich, in den Vierzigern, fahre ein Auto und habe einen Hund.

Es drängt sich die Frage auf, was an all diesen Merkmalen eigentlich spießig sein sollte? Ist es schon so weit, dass die Fügung einer weißen Hautfarbe oder der Besitz eines Autos oder Hundes als sozialpolitischer Makel gilt? Soll sich im Übrigen die einheimische Bevölkerung angesichts der (vom Migrationsforscher Kenan Güngör behaupteten) Tatsache, dass 70 Prozent der Neugeborenen einen Migrationshintergrund aufweisen, in die Rolle einer Minderheit versetzt fühlen? Wie lang wird es noch dauern, bis die Einbindung von Zuwanderern in die Redaktionen von den Grünen als Quotenregelung eingefordert und von einer politisch kraftlos dahindösenden ÖVP abgenickt wird?

Auch Herr Güngör lässt ansonsten, ebenso wie es Frau Öclem Topcu getan hat, den im links-grünen Lager so beliebten Vorwurf der Spießigkeit anklingen: „Wenn Journalisten nicht ein Altherren- oder Altfrauenklub werden wollen“, erklärt er, „dann muss hier was geändert werden.“ Die Aussage erinnert unwillkürlich an den neomarxistischen Hauptvertreter der „Frankfurter Schule“, Theodor Adorno, der ebenfalls in diese Richtung dachte und „Kleinbürgertum“ als Ausdruck einer gestörten Persönlichkeit bezeichnete.

Spießertum ist üblicherweise eine Kennzeichnung von Reformunlust und Fortschrittsfeindlichkeit, somit von Eigenschaften, die einer bürgerlich-konservativen Lebensform gern angedichtet werden, in Wirklichkeit mit dieser aber nichts zu tun haben, sondern sie lediglich verleumden. Im Grunde handelt es sich bei dem Vokabel, ebenso wie beim Begriff Kleinbürgertum, um nichts anderes als um Kampfworte der Linken mit dem Ziel, eine Hinwendung zu Traditionspflege, Familienbewusstsein, christlicher Gläubigkeit, aber auch zu Leistungsstreben, Privateigentum und Sparsamkeit zu diskreditieren.

Als Heilsbotschaft verkünden die Verfechter einer mit Migranten durchmengten Medienwelt neuerdings die „Diversität“, also Vielfalt. Die Botschaft klingt bei flüchtiger Wahrnehmung zunächst harmlos, verliert aber rasch den anfänglichen Charme, sobald man ihre Konsequenzen durchdenkt. Man kommt dabei zum Schluss, dass Diversität im Medienbereich zwangsläufig ein Umgewichten des redaktionellen Angebots zugunsten von Nachrichtenstoffen und kulturellen Mustern bedeutet, die nicht mit dem Informations- und Unterhaltungsbedürfnis der eigenen Bevölkerung in Einklang stehen. Hinter der Anmaßung, dem österreichischen Journalismus mithilfe von Zuwanderern modernere Züge zu verleihen, lauert unverkennbar die Absicht, in unser soziales Gefüge einzugreifen und die Spielregeln unseres Zusammenlebens, aber auch die sozialen und religiösen Normen auszuhebeln. Darin liegt etwas Zerstörerisches, Destruktives.

Welche gedanklichen Impulse zur Bewältigung der Zukunftsprobleme sind von Migranten eigentlich zu erwarten? Was machen die Länder, in denen die Zuwanderer verwurzelt sind, wirklich besser als das, was Österreich im Laufe seiner langen Geschichte kulturell, wissenschaftlich und wirtschaftlich geschaffen hat? Können wir von den Söhnen und Töchtern des Orients und fernen Südens etwas lernen, das über die Zubereitung würziger Speisen, oder ins Blut gehender musikalischer Rhythmen nennenswert hinausreicht? Kurzum: Was erwarten sich Frau Roither und der ORF, aber auch diverse Printmedien, von einem Zuwachs von Migranten in ihren Redaktionsstuben konkret? Die Antwort darauf weckt bohrende Neugier.

Was ein verstärkter Zugang von Migranten zu den medialen Schaltstellen in jedem Fall zur Folge hätte, wären so genannte „gatekeeper“-Effekte, worunter die Kommunikationsforschung das Sieben von Nachrichteninhalten durch redaktionelle „Schleusenwärter“ nach ihrer Wertigkeit und Wünschbarkeit versteht. Dass diese Wertigkeit schon jetzt eine links-grüne Färbung aufweist, steht außer Zweifel. Zu befürchten ist somit eine zusätzliche Tabuisierung von nicht konform erscheinenden Berichten, beispielsweise von solchen, die die Nachteile der Zuwanderung für das Bildungs- und Sicherheitswesen betreffen. Ergo: Kein Plus an objektiver Unterrichtung, sondern ein Mehr an Desinformation.

Diversität bewirkt beim gegenständlichen Problem letztlich nicht inspirierende Vielfalt, sondern Teilung. Das angepriesene Konzept ist in Wirklichkeit ein publizistisches Schrapnell, das die Gesellschaft nicht harmonisiert, sondern sprengt.

Vorsicht vor den Sprengmeistern.

Andreas Kirschhofer-Bozenhardt war langjähriger Leiter des renommierten Meinungsforschungsinstituts Imas.

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Der Sozialismus aus dem Gerichtshof drucken

Eine ganze Reihe von Gerichtsurteilen zeigt: Die Oberstgerichte sind nicht mehr die Hüter unserer Rechte und Freiheiten, als die sie einst geschaffen worden sind. Sondern sie fühlen sich als Exekutoren eines möglichst großen Staatseinflusses. Im Zweifel gegen die Autonomie, gegen die Bürger und für die Macht.

Das zeigt insbesondere die vom VfGH dekretierte Aufhebung der Einhebung von Studiengebühren durch acht österreichische Universitäten. Der Verfassungsgerichtshof hat sich mit dieser Entscheidung nicht nur zu hundert Prozent an die Seite von Rotgrün gestellt. Er hat auch seine grundsätzliche Einstellung demonstriert: Er ist gegen die Autonomie der Universitäten selbst in solchen Detailfragen. Eine Einhebung von Gebühren wäre gleichheitswidrig.

Damit liegt der VfGH ganz auf der Linie des real existierenden Sozialismus. Der empfindet es ja im Grunde auch schon als gleichheitswidrig, dass nicht jeder ein Maturazeugnis, einen Bachelor und einen Master bekommt (unabhängig davon, dass das dann maximal Gesamtschulniveau haben kann). Alles muss gleich sein. Niemand darf besser sein. Keine Uni darf sich bei ihren Konsumenten Geld holen, um das eigenen Angebot wenigstens ein bisschen verbessern zu können.

Gewiss kann man im VfGH-Wolkenkuckucksheim blauäugig sagen, der Staat müsse halt alles zahlen. Aber dann sollte man halt bitteschön auch irgendwie sagen, wie man das denn aus den immer höher werdenden Schuldenbergen zahlen soll. Aber das interessiert die Richter natürlich nicht – bekanntlich unkündbar und mit fixen hohen Gehältern versorgt. Gerechtigkeit kann jedoch nicht darin bestehen, dass jeder Anspruch rechtens ist, den man nur moralistisch irgendwie argumentieren kann.

Skurrile Situation: Jetzt hat Österreich einen Wissenschaftsminister, der für die Autonomie der Universitäten gegenüber Staat und Regierung ist. Und Richter, die dagegen sind.

Wer erinnert sich da noch, dass einst unabhängige Richter eigentlich als Gegengewicht gegen die Staatsgewalt geschaffen worden sind? Dass die Gerichte eigentlich die Autonomie der Bürger und der diversen Institutionen gegen die Mächtigen schützen und ausbauen sollten? Dass die Bürger genau zu diesem Zweck die unabhängigen Gerichte überhaupt erst erkämpft haben?

Die SPÖ als oberste Vorkämpferin des immer mächtiger werdenden Staates hat sich jedoch heute das Instrument Justiz zu eigen gemacht. Sie besetzt VfGH-Posten ganz gezielt aus ihren politischen Kabinetten heraus, während die ÖVP zumindest im VfGH ein wenig Zurückhaltung gezeigt hat – was ihr nun prompt auf den Kopf fällt. Sie – oder ihre Parteigänger – spielt ständig gezielt geheime Gerichtsakten (selektiv) an linke Wochenmedien weiter.

Gewiss kann man sich jetzt über einen Minister Töchterle amüsieren, der geglaubt hat, ausgerechnet mit einem Gutachten eines Heinz Mayr vor Gericht ziehen zu können. Aber das sind letztlich Randfragen.

Den Schaden trägt jetzt das ganze Land. Und die Folge wird sein, dass man künftig nur im Ausland oder auf Privatuniversitäten studieren wird können, wenn man (für sich oder seine Kinder) eine Spitzenausbildung sucht. Denn dass die heimischen Sozialdemokraten plötzlich dafür wären, die unentgeltliche Massenuni in eine leistungs- und eliteorientierte Institution zu verwandeln, kann ja leider auch für die Zukunft ausgeschlossen werden. Der Verfall der Unis geht damit munter weiter.

Und wieder lässt man den ORF gewinnen

Dass das Uni-Erkenntnis des VfGH kein Zufall ist, sondern klar auf Parteilinie liegt, zeigt sein gleichzeitig bekanntgegebenes ORF-Erkenntnis. Entgegen der ausdrücklichen Regelung des Gesetzes darf der Gebührenrundfunk künftig ungehindert auch auf Facebook agieren. So hat es der VfGH beschlossen. Das klingt harmlos und nach einer Randfrage. Das ist aber in Wahrheit ein weiterer gewaltiger Missbrauch der Staatsmacht, zu der ja sowohl die Oberstgerichte wie auch der ORF auf Grund seiner Eigentümerstellung und seiner vielen Privilegien gehört.

Das ist gleich aus drei Gründen keine Randfrage:

  • Erstens hat der ORF in keinem Land so lange ein Monopol gehabt wie in Österreich. Europaweit ist es klar und wird auch in anderen Branchen (Telekom, Strom) so praktiziert, dass bei einer solchen Beendigung eines bürgerfeindlichen Monopols zur Herstellung des  Wettbewerbs viele Jahre lang ein strenger Regulator (beziehungsweise Gesetzgeber) agieren muss. Er muss dafür sorgen, dass die neuantretenden privaten Konkurrenten ein ebenes Spielfeld erobern können, das dann allen gleichen Chancen bietet.
  • Weil Österreich auch nach der späten Zulassung der privaten Fernsehanbieter bei der Herstellung eines ebenen Spielfelds säumig war, ist zweitens noch ein anderes bedenkliches Phänomen zu verzeichnen: Der ORF hat in Österreich neben den exklusiven Gebühreneinnahmen auch weit höhere Marktanteile als andere Öffentlich-rechtliche in Europa. Beides ist dem VfGH aber offensichtlich wurscht, er schwadroniert statt dessen vom Recht auf Meinungsäußerungsfreiheit. Als ob ausgerechnet beim weitaus größten Sender des Landes diese Freiheit zur Meinungsäußerung schutzbedürftig wäre – und nicht die zarten Piepsstimmen der kleinen Privatsender.
  • Drittens übersieht der VfGH (oder fördert er es bewusst?), dass die – durchwegs linken – Politruks aus den ORF-Redaktionen ein unglaubliches persönliches Privileg genießen: Sie haben durch den Gebührenfunk auf Kosten Dritter eine unübertreffbare landesweite Bekanntheit geschenkt bekommen – und sie nutzen diese für ihre ideologischen Hetzkampagnen auf Twitter&Co gegen alle Andersdenkenden. Aber der VfGH hält diese Typen für eine besonders zu schützende Gattung.

Der „Vertrauensschutz“ der Eisenbahner

In einer dritten ebenfalls ideologisch aufgeladenen Causa hat der Gerichtshof zwar noch nicht judiziert. Aber auch hier wird allgemein mit einem Urteil auf SPÖ-Linie gerechnet: Es geht um die Anhebung des Pensionsalters bei den ÖBB. Beim Pensionsalter hat der VfGH jedenfalls schon in der Vergangenheit immer die Meinung vertreten, dass dabei vor allem der „Vertrauensschutz“ zu gewährleisten wäre.

Das heißt, nur leicht überspitzt: Wenn einer bei der Eisenbahn eingetreten ist, als dort alle mit 50 in die Pension gegangen sind, dann soll er darauf vertrauen können, dass diese Regelung nicht dann später vor seinem eigenen Pensionsantritt geändert wird. Hat er doch vielleicht schon im „Vertrauen“ auf dieses Privileg mit 47 eine ab dem 51. Lebensjahr gültige Mitgliedschaft in einem Rund-um-die-Uhr-Golf- und Tennisverein oder zumindest eine Weltreise gebucht.

Die Wette gilt, dass der VfGH auch da auf Parteilinie entscheiden wird. Auf der Linie eines allumfassenden Sozialismus, der zum einen die Macht des Staates ständig ausbaut; und der zum anderen explodierende Sozialprivilegien zugunsten seiner Parteigänger entwickelt. Um Finanzierungsfragen kümmert sich der Gerichtshof dabei aber keine Sekunde lang. Er schaut nur, dass er die Ansprüche aller linken Gruppen bedienen kann.

Wer schützt eigentlich das „Vertrauen“ und die Lebensplanung eines Angestellten der Privatwirtschaft, wenn dieser zwei Jahre vor dem Pensionsalter seinen Job verliert? Was ja einem ÖBB- oder Staatsangestellten nicht passieren kann.

Lasst die Kaffeehäuser lieber sterben

Freilich steht der VfGH mit solchen Judikaten keineswegs alleine. Auch der Verwaltungsgerichtshof hat soeben ein bezeichnendes Urteil gefällt: Restaurant- oder Kaffeehausbesitzer müssen beim Zugang zu den Nichtraucherräumen sicherstellen, dass man dabei nicht einmal ein paar Meter durch einen Raucherbereich gehen müsse.

Schikanöser unbd obrigkeitsstaatlicher geht’s nimmer (sagt ein deklarierter Nichtraucher). Oder will uns jemand einreden, dass man sich auf diesen paar Metern gleich einen Lungenkrebs holen kann?

Auch in diesem Fall ist Höchstrichtern die Realität jener Menschen völlig egal, die mit ihren Steuern die Gehälter der Richter (und noch ein paar Millionen andere Dinge) zwangsweise finanzieren müssen. Ihnen ist auch egal, dass in so manchen Kaffee- und Gasthäusern der Umbau des Nichtraucherzugangs so teuer wäre, dass die Eigentümer jetzt verzweifelt zusperren werden. Ihnen ist auch egal, dass viele Wirte schon teures Geld in einen Raucher/Nichtraucher-Umbau investiert haben, der nun wieder nicht den richterlichen Wünschen entspricht.

Wieder gilt: Macht, Formalismus, Wirtschaftsfeindlichkeit und Obrigkeit stechen Freiheit, Autonomie, Toleranz und Menschenverstand. Das ist offenbar zum Grundprinzip der Justiz geworden. Und der einst mmer beachtete Aspekt der Verhältnismäßigkeit wird total ignoriert.

Von Ägypten bis Russland

Ist es sehr polemisch, wenn einem da auffällt, dass praktisch zur gleichen Stunde auch im undemokratischen Ausland Gerichte Urteile auf erstaunlich verwandten Linien gefällt haben? In immer mehr Ländern zeigen sich Richter widerstandslos als die verlängerten Arme der Staatsmacht. Da hat in Moskau soeben ein Gericht die Haftentlassung der Pussy-Riot-Frauen abgelehnt. Da hat in Ägypten ein Gericht gegen Expräsident Mursi plötzlich ein Mordverfahren eröffnet.

Natürlich kann Mursi ein Mörder sein, natürlich haben sich die Pussy-Riot-Frauen unappetitlich benommen. Aber absolut sicher ist: Wären die politischen Machtverhältnisse in diesen Ländern nicht jeweils so, wie sie eben gerade sind, dann hätten sich die dortigen Richter niemals so verhalten.

Wozu braucht man aber dann eigentlich noch Gerichtshöfe? Lasst doch die Putins, die Faymanns, die ägyptischen Generäle und die sonstigen Herrscher gleich wieder selbst über uns urteilen, wie sie es auch bei uns noch im 18. Jahrhundert und ein paar Jahrtausende davor getan haben.

Ganz sicher keine Polemik ist es jedenfalls, wenn man an die einstigen Urteile des argentinischen Höchstgerichts erinnert. Dieses hatte es vor einem Jahrzehnt verboten, die Zahlungen an Beamte und Provinzen im notwendigen Umfang zu kürzen. Den darauf zwingend folgenden Staatsbankrott haben die Richter hingegen schulterzuckend hingenommen. Und ebenso die Tatsache, dass Argentinien noch heute unter diesem Bankrott leidet und in vielen Ländern den Zugriff der Gläubiger fürchten muss.

PS: Wie das alles, wie vor allem SPÖ und ORF ineinandergreifen, hat auch schon wieder die nächste ORF-Meldung zur Justiz gezeigt: Das Fernsehen verkündete der Nation, dass der nächste Präsident des Verwaltungsgerichtshofs ÖVP-nahe ist; es verschweigt aber zugleich, dass der amtierende Präsident ebenso wie die künftige Stellvertreterin knallrote Genossen sind. ORF-Objektivität halt.

PPS: Alleine der an diesen und anderen Beispielen offenkundige Machtmissbrauch durch die SPÖ in ORF und Justiz müsste eigentlich Grund genug für die ÖVP sein, alles zu tun, um die bürgerliche Wählermehrheit auch wieder zu einer Regierungsmehrheit zu machen. Nur so kann dieser Missbrauch zumindest ein wenig eingeschänkt werden. Aber die Herrn Leitl, Mitterlehner und Pröll werden schon dafür sorgen, dass sich der österreichische Sozialismus auch nach den Wahlen noch weiter ausbreiten kann. Dazu ist die ÖVP nun offensichtlich sogar bereit, sich mit den Grünen in ein Koalitionsbett zu legen.

 

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Die Schweinereien des ORF werden immer ärger drucken

Alleine die Art, wie die ZiB über den Rücktritt des unter schweren strafrechtlichen Vorwürfen stehenden Linzer Finanzstadtrates berichtet hat, lässt einem die Zornesader platzen. Dagegen war das sowjetische Radio Moskau (um nicht vom Radio Eriwan zu sprechen) geradezu ein hochseriöser Sender. Wie auch viele andere Exempel zeigen.

Der Stadtrat hat – nach langer, angeblich urlaubsbedingter Schrecksekunde – nun auf die Anklageerhebung reagiert und ist zurückgetreten. Auslöser ist, dass er nicht auf die mehrfachen Warnungen und Empfehlungen der Bawag reagiert hat, sich von den immer riskanter werdenden Veranlagungen zu trennen, die er für die Stadt Linz vorgenommen hat. Diese waren jedenfalls weit riskanter als alles, was SPÖ und ihre PR-Agentur namens AK sonst immer wutschnaubend als Spekulationen diskreditieren.

Eine Auflösung der Veranlagungen zum Zeitpunkt der Bank-Warnungen hätte zwar auch einen Verlust gebracht. Sie wäre aber jedenfalls weit billiger gekommen als heute. Damit kein Missverständnis entsteht: Den Verlust tragen natürlich die Steuerzahler, nicht einer der handelnden Politiker. Deshalb (und aus ein paar weiteren, ebenso üblen Motiven) will die SPÖ ja jetzt wieder ein paar Steuern erhöhen beziehungsweise einführen.

Der ORF kam zwar nicht darum herum, über diesen Rücktritt zu berichten. Er versteckte den Bericht freilich hinter mehreren anderen. Dazu gehörte etwa die absolut nichts Neues bringende Fortsetzung des Telekom-Verfahrens (wo die Staatsanwaltschaft seltsamerweise nur das BZÖ und nicht die genauso evidenten Geldflüsse von der Telekom zu den heutigen Regierungsparteien anklagt; was dazu führt, dass der ORF den Prozess breitest aufrollt).

Was aber noch viel ärger ist: Im ganzen Bericht wurde kein einziges Mal gesagt, dass der abgestürzte Stadtrat von der SPÖ kommt, oder dass er sozialdemokratisch oder sozialistisch ist. Auch der zumindest politisch mitschuldige Bürgermeister blieb parteipolitisch im ORF-Ton  ein Neutrum. Lediglich am Ende der kurz eingeblendeten Namensinserts war jeweils „SPÖ“ zu lesen.

Das ist wohlgemerkt der gleiche ORF, der sich gar nicht genug übertreffen kann, beim Telekom-Prozess zahllose Male vom BZÖ zu sprechen. Der sich gar nicht genug echauffieren kann, wenn er wieder etwas Negatives über die FPÖ berichtet. Der gar nicht oft genug bei kritischen oder negativen Berichten vom „ÖVP-geführten Finanzministerium“, von der „ÖVP-geführten Lehrergewerkschaft“ oder von der „ÖVP-nahen“ Aktionsgemeinschaft  sprechen kann (Dabei sind Lehrergewerkschaft wie Aktionsgemeinschaft rechtlich völlig selbständig; dabei spricht dieser ORF ja auch bei Arbeiterkammer oder ÖGB nicht von „SPÖ-geführten“ Körperschaften; er setzt vielmehr im Gegenteil deren Interventionen hündisch um).

Da wagt es der ORF am gleichen Abend, über einen neuen Entlastungszeugen für den Kärntner SPÖ-Landeshauptmann zu berichten. Dieser steht unter staatsanwaltschaftlichem Verdacht wegen finanzieller Manipulationen mit Steuergeldern zugunsten von SPÖ-nahen Agenturen. Der Entlastungszeuge stellt sich aber als der höchsteigene Kabinettschef dieses Landeshauptmanns heraus. Dessen Aussage ist für jeden Juristen von – vorsichtig ausgedrückt – extrem reduzierter Relevanz. Nicht aber für die AZ-Nachfolger im ORF-Fernsehen, die berichten sogar über solche Treppenwitze (natürlich aus dem „Falter“) in vollem Parteiernst.

Pikant war auch der Bericht der gleichen ZiB 2 über den Besuch des Pfarrers Schüller in Amerika. Denn der war weit länger als der – nachher! – gesendete Bericht über den Papstbesuch in Brasilien. Und dabei ging es fast nicht um den Papst, sondern primär um die Parolen der dortigen Linksdemonstranten, die das Heer der Papst-Journalisten für ihre Zwecke zu missbrauchen versuchen. Kein Wort war hingegen zu hören, dass in Brasilien ein Vielfaches – rund zwei Millionen – katholischer Jugendlicher versammelt ist. Dafür rühmte man aber mehrmals in Wort und Bild die paar hundert Zuhörer für Schüller. Und man verschwieg – was die ideologisch neutrale Kamera freilich enthüllte –, dass die Schüller-Fans durchwegs im Pensionistenalter waren.

So geht es in fast jeder ORF-Sendung dahin. Hier wird nur bisweilen ein Tag herausgegriffen.

Ein noch größerer Skandal ist die Nicht-Ausstrahlung des gerichtlich angeordneten Widerrufs, zu dem die grüne Abgeordnete Moser wegen einiger haltloser Anschuldigungen gegen Karl-Heinz Grasser verurteilt worden war. Dabei hätte der angeblich notleidende ORF diesen Widerruf den Grünen bar zum vollen Werbetarif verrechnen können. Dafür hat die ZiB aber dann breit berichtet, dass Moser in einem anderen Scharmützel über Grasser gesiegt hat.

Unglaublich war auch vor kurzem der Bericht der ZiB (andere ORF-Nachrichten habe ich nicht gesehen oder gehört) über die Bilanz der Zuwanderung nach Österreich: Da wurde mit keiner Silbe die schockierende Tatsache erwähnt, dass diese Zuwanderung explosionsartig in einem einzigen Jahr um 40 Prozent zugenommen hat. Und schon überhaupt verschwiegen wurde, dass diese Zunahme einen seltsamen Kontrast zur Vermehrung der Arbeitslosen und Grundeinkommensbezieher bildet (beide Informationen wären ja Wasser auf die Mühlen von Blau und Orange, werden daher zensuriert). Oder dass immer mehr gut ausgebildete Österreicher das Land verlassen, weil sie anderswo angesichts der steigenden Steuerlast und Regulierungswut eine bessere Zukunft sehen (das wäre ja Wasser auf die Mühlen der ÖVP und wird daher ebenfalls zensuriert).

Statt dessen haben die gebührenkassierenden Manipulatoren einen ganz anderen Nebenaspekt für groß berichtenswert gefunden. Sie informierten, dass die meisten Zuwanderer aus Ungarn und Deutschland gekommen sind. Dass dann knapp dahinter Rumänien am dritten Platz liegt, war der ideologisch gesteuerten Berichterstattung dann offenbar schon wieder zuwider und blieb unerwähnt. Gegen Ungarn und Deutschland Stimmung zu machen, ist politisch bei der Linken erwünscht. Alles andere ist es nicht und wird daher dem Volk verschwiegen.

In einem öffentlich-rechtlich geführten Sender wäre es auch völlig unmöglich, wie – einzig und allein durch den ORF prominent gewordene! – Moderatoren außerhalb des ORF agieren: Da cashen sie nicht nur unverschämt bei kommerziellen Moderationen ab. Da führen sie vor allem via Twitter völlig ungehemmt und ungehindert ihre privaten Hetzkampagnen. Wie es etwa ein Herr Wolf tut.

Früher, als man im ORF das Wort „öffentlich-rechtlich“ noch buchstabieren konnte, waren hingegen ORF-Korrespondenten sogar dann auf gewaltige Hindernisse gestoßen, wenn sie aus anderen Ländern für eine Zeitung (abgesehen natürlich von „Falter“ und „Standard“) berichten wollten. Das wurde sehr oft behindert. Dabei ging es nur um Berichte und nicht um Kommentare oder gar Hetz-Tweets.

Der gezielte Hass, mit dem derselbe Wolf die (zweifellos medial total unbegabte, aber in der Sache diesmal durchaus richtig liegende) Justizministerin unlängst vorzuführen versucht hat, ist ja hier schon analysiert worden.

Weniger Erwähnung findet es hingegen meist, dass auch im Online-Auftritt des ORF sehr häufig linksradikale Hetze zu finden ist. Ein kleines Beispiel: Bei der Bestellung eines neuen Bischofs war dort der unglaubliche Satz zu lesen: „Nur Männer dürfen in der katholischen Kirche Weiheämter innehaben. Bei der Suche nach einem neuen Bischof für Vorarlberg – Benno Elbs wird heute geweiht – nahm man daher erst gar keine geeigneten Kandidatinnen in den Blick.“

Das ist reinste Hetze mit null Informationswert. Denn selbst der blödeste ORF-Online-Leser weiß, dass die Kirche nur Männer zu Priestern oder gar Bischöfen weiht. Was sich der ORF auch immer unter „geeigneten Kandidatinnen“ vorstellen mag.

Ähnlich hetzerisch war auf Online auch vor kurzem über die Airpower-Flugshow in der Steiermark berichtet worden. Dabei wurde die Tatsache, dass dabei „300.000 Liter Kerosin“ verbraucht werden, sogar zum Titel gemacht. Nun, den Umweltaspekt kann man ja bei solchen Veranstaltungen durchaus diskutieren. Nur fehlt dem ORF dazu jede Legitimität.

Denn bei den Berichten über die nun ebenfalls in der Steiermark wiederbelebte Formel 1 wird der Umweltaspekt keineswegs herausgekehrt. Die Formel 1 vergeudet jedoch ebenfalls enorm viel Treibstoff, und sie ist inhaltlich mindestens so sinnlos wie eine Flugshow. Aber in der Formel 1 ist der ORF um unsere Gebühren Mittäter; und bei der Flugshow kann er gegen das Bundesheer hetzen.

Für die ORF-ZiB werden die Umweltthemen rund um die Formel 1 plötzlich zu offenbar unerwünschten „Auflagen“. Und dass die Formel 1 ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt nach Österreich kommen soll, da deren Eigentümer wegen eines offenbaren Betrugsgeschäftes in Deutschland vor den Strafrichter muss und wohl bald nicht mehr Formel-1-Chef sein wird, wird überhaupt total verschwiegen.

Wundert sich eigentlich noch jemand über all das? Wohl nicht. Nur noch politische und mediale Totalabstinenzler können die vor allem in Vorwahlzeiten immer schwerer werdende Schlagseite des ORF übersehen, die sich mit der anhaltenden Unfähigkeit paart. Hier sind ja nur ein paar Beispiele herausgegriffen worden. Der ORF benimmt sich vom Scheitel bis zur Sohle als rotgrünes Zentralorgan – wobei alle Machtpositionen vom Generaldirektor über den Stiftungsrat bis zum Fernseh-Chefredakteur direkt in knallroten Händen sind. Grüne und Linksradikale stellen die Redaktionsteams. Und sie alle wissen schon auf Grund ihrer mäßigen Fähigkeiten, dass ihre Kariere primär daran hängt, dass die SPÖ auch den nächsten Bundeskanzler stellt.

Aber wir alle müssen dafür heftig zahlen. Und wir werden wohl bald noch mehr zahlen müssen. Sonst würden am Ende irgendwelche Kultursendungen eingestellt (die von ganzen 3000 Menschen gesehen werden). Damit versucht die ORF-Spitze ja derzeit ständig zu drohen . . .

 

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Tiefe Verachtung drucken

Meine Tätigkeit als Assistent an einem Institut für Genetik einer deutschen Universität sollte für ein Probejahr an einem österreichischen Gymnasium unterbrochen werden. Mein damaliger Chef versicherte mir, einen Assistentenposten frei zu halten. Karriere nicht ausgeschlossen.

In Österreich stellte ich mit Staunen fest, dass das Unterrichten eine anstrengende Sache ist. Weniger begabte Schüler sind durch ihre schiere Existenz eine gewisse Kampfansage, begabte Schüler noch mehr, weil sie regelmäßig bohrende Fragen stellen. Auch gelangweilte Schüler sind eine Herausforderung, wenn man bei ihnen versucht, zumindest halbwegs Interesse für das Fach zu erwecken.

Schnell wurde mir klar, dass der Lehrer mehr machen kann, als Wissen zu vermitteln. Der Lehrer ist ein Weltbildvermittler, er kann jungen Menschen beibringen, wie man Wissen einordnet, wie man kritisch denken lernt und wie man Begeisterung entwickeln kann. Nachdem ich das verstanden hatte, bin ich dieser Idee als Lehrer bis zu meinem letzten Schultag treu geblieben. Ich habe mich auch nie gescheut, den Schülern öffentlich agierende Ideologen, Schwafler und Blender als solche vorzuführen. Gerade in meinen naturwissenschaftlichen Fächern war das leicht zu bewerkstelligen.

Während meiner Unterrichtstätigkeit erschien um die Jahrtausendwende die erste PISA-Studie, die von den Medien ignoriert wurde. Die damalige PISA-Studie reihte Österreich in allen Kategorien jeweils im ersten Drittel aller Teilnehmerländer ein. PISA 2000 erbrachte für Österreich so hervorragende Werte, dass diese von den Medien nicht berichtet wurden. „Good news“, vor allem im politisch-pädagogischen Bereich, sind für Medien unbrauchbar.

Drei Jahre später kam es zu einem so genannten „Absturz“ der Ergebnisse. Man muss weder ein Statistik- noch ein sonstiger Experte sein, um zu erkennen, dass hier Mess- oder Rechenfehler vorliegen müssen. Denn innerhalb von drei Jahren änderten sich weder Lehrer noch Schüler noch Lehrpläne so gravierend, dass es zu einem derartigen Leistungsabsturz kommen konnte. Die eklatanten Schwächen der PISA-Studie blieben unseren selbsternannten „Bildungsexperten“, die plötzlich wie rot-grüne Aliens in der Öffentlichkeit erschienen waren, verborgen, sind aber echten Fachleuten aus der Wissenschaft längst bewusst.

Ein Aspekt wird sogar die Lehrer überraschen. Selbst wenn alle österreichischen Schüler einen Sprung nach vorne machten, würden die Bildungs-Risikogruppen nicht kleiner, weil die Daten nachträglich so „normalisiert“ werden, dass ein bestimmter Teil immer die Risikogruppe bildet. Andernfalls würde PISA seinen politischen Zweck nicht erfüllen, nämlich Argumentationshilfen für selbsternannte „Bildungsexperten“ zu liefern.

Nachdem vor ungefähr zehn Jahren urplötzlich eine schauderhaft anmutende Herde von „Bildungsexperten“ die öffentlichen Bühnen betreten hatte, folgte eine quälende Kakophonie ungebetener Wortspenden, die bis heute andauert. Kaum eine TV-Talkshow, kaum ein Wochenmagazin oder eine Tageszeitung, in der uns nicht Selbstdarsteller, die nach ihrer Schulzeit nie eine Klasse von innen gesehen haben, die Schulwelt erklären. Öffentliches Narrentum ersetzt Wissen und Ausbildung.

So diffamierte Ostern 2013 „Bildungsexperte“ Andreas Salcher in einem Interview der Vorarlberger Nachrichten die Lehrer pauschal, als er meinte, dass die österreichischen Lehrer „Osterhasenpädagogik“ betrieben. Sie versteckten ihr Wissen vor den Schülern und diese müssten es mühsam suchen. Niemand wusste, was er mit diesem Unsinn gemeint hat, Salcher weiß es wahrscheinlich selbst nicht. In einem seiner Bücher („Der talentierte Schüler und seine Feinde“) heißt es: „Mathematik ist wichtig, Tanzen ist auch wichtig“. So sieht also die neue Schulwelt eines „Bildungsexperten“ aus – der intellektuelle Tiefgang des 21. Jahrhunderts.

Ein weiterer „Bildungsexperte“ ist Bernd Schilcher aus der schönen Steiermark. Wäre er nicht ein erklärter Favorit von Bildungsministerin Claudia Schmied, so hätten ihn „Falter“ und einige Boulevardzeitungen öffentlich längst in Stücke gerissen. Denn seine geschiedene Frau darf seit Jahren in ihrem autobiografischen Buch („Ich bin ich“ von Judith Jannberg (Fischer Taschenbuch Verlag)) ungestraft behaupten, von ihrem Mann jahrelang körperlich und seelisch misshandelt worden zu sein. Ein Frauenquäler als „Bildungsexperte“. In Österreich ist alles möglich, solange man die richtigen Beziehungen zu den richtigen Politikern pflegt und die Medien bei diesem infamen Spielchen (schweigend) mitmachen.

Sind nicht die Lehrer die wahren Experten?

Erstaunlicherweise werden Lehrer so gut wie nie zur Bildungspolitik befragt, und wenn, dann haben sie es mit tendenziös argumentierenden „Experten“ zu tun, wie Mag. Verena Nägele am 12. Mai 2013 in der ORF-Sendung „Im Zentrum“. Sie war die einzige fachkundige Diskussionsteilnehmerin, was daran zu erkennen war, dass die anwesenden „Experten“ sofort das Thema wechselten, wenn die Kollegin die Kompetenzkarte ausspielte. Als der Moderator Nägele als Vertreterin der Lehrergewerkschaft fragte, wie sie zu den vielen schulautonomen Tagen stehe, und sie sagte, dass die Lehrergewerkschaft diese längst abschaffen wollte, die Schüler und Eltern aber dagegen waren, war das Thema augenblicklich erledigt.

Auch zu den PISA-Resultaten haben Lehrer etwas zu sagen. So bekannte eine Lehrerin aus Korea, dass in ihrem Land nur die besten Schüler aus den besten (Privat)schulen an den PISA-Testungen teilnehmen. In Österreich werden die Schüler gänzlich anders ausgewählt, was bedeutet, dass internationale Vergleiche von PISA-Zahlen nichts sagend sind.

Trotzdem veranstalten (uninformierte) Journalisten jedes Mal einen Mords-Zinnober, wenn wieder berichtet werden darf, wie wenig unser viel zu teures Bildungssystem leistet. Erstens leistet das österreichische Bildungssystem die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit der Welt, zweitens fließt ein großer Teil des Bildungsbudgets nicht in die Schulen, sondern in eine aufgeblähte unproduktive Verwaltung. Insider wissen, dass das österreichische Unterrichtsministerium eine Geldschleuder ist.

Erst vor einem Jahr schockte DDr. Manfred Spitzer die Öffentlichkeit mit seinem Buch „Digitale Demenz“, als er – wissenschaftlich fundiert – berichtete, dass der exzessive Gebrauch des Internets die Schüler systematisch verblödet, wobei Mädchen wegen ihrer sozial motivierten stärkeren Nutzung sozialer Netzwerke mehr gefährdet sind als gleichaltrige Burschen. Für uns Informatiklehrer ist das nichts Neues, wir wissen das seit vielen Jahren.

Wir Lehrer sind schon deswegen die wahren Bildungsexperten, weil nur wir über zeitliche Längsschnittvergleiche verfügen. Ein Lehrer, der mindestens zwanzig Jahre unterrichtet hat, weiß wie kein anderer, wie die Jugendlichen ticken, wie sie gestern und vorgestern getickt haben. Keine Vergleichsstudie kann dieses Erfahrungswissen ersetzen. Innerhalb der Lehrerschaft werden diese Themen sehr wohl diskutiert, aber Redaktionen unserer Medien hören lieber auf Blenderlegenden. So etwas lässt sich in einer oberflächlichen Mediengesellschaft besser verkaufen.

Gesamtschule – Scheindiskussion über Nebensächlichkeiten

Wie schlampig unsere Gesellschaft diskutiert, erkennt man an einfachen Details. So wird seit Jahren über die Einführung der Gesamtschule – auch „gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen“ genannt – diskutiert, aber niemand hat es der Mühe wert gefunden zu fragen oder zu erklären, wie diese aussehen soll. Eher Hauptschullehrpläne? Eher Gymnasiumslehrpläne? Zwei Leistungsgruppen? Vier Leistungsgruppen? Zweite Fremdsprache? Wie sieht die „innere Differenzierung“ genau aus? Ist diese beim bereits einsetzenden Lehrermangel überhaupt machbar?

All das wären entscheidende Fragen, aber damit setzen sich „Bildungsexperten“ mangels Kompetenz nicht auseinander. Stattdessen werden der Öffentlichkeit Gemeinplätze wie „Integration“, „Inklusion“, Bildungsgerechtigkeit“ usw. als intellektuelles Fastfood zum Fraß vorgeworfen, über das nachzudenken nicht lohnt.

Ein Faktum wird beinahe schon pathologisch ignoriert. Eine „Gesamtschule“ der Zehn- bis Vierzehnjährigen gibt es in anderen Ländern zwar nominell, nicht jedoch in der Realität. Da sich das Bildungsbürgertum nirgendwo auf der Welt das Bildungsprinzip nehmen ließ und sich auch in Zukunft nicht nehmen lassen wird, entstanden überall dort teure Privatschulen, wo der Staat versuchte, Ergebnisgleichheit durch Nivellierung zu erreichen.

Eine entscheidende Frage hat kürzlich der Neuseeländische Professor John Hattie in seiner Metastudie „Visible Learning“ beantwortet. Welcher Faktor unter Tausenden ist derjenige, der am ehesten zu einem Bildungserfolg führt? Es sind weder Internet, noch Overheadprojektoren, schon gar nicht „blended learning“ (ein neudeutscher Begriff, der kurz nach seiner Bejubelung wieder verendet ist), nicht „eigenverantwortliches Lernen“, auch nicht irgendein anderer Begriff aus der flachen Welt der Reformpädagogik. Der stärkste messbare pädagogische Wirkungsfaktor ist die Person des Lehrers.

Der Lehrerberuf ist trotzdem erfüllend

Diese Erkenntnis provoziert am Ende meiner Lehrerlaufbahn unabwendbar die Frage aller Fragen: Würdest du, wenn du mit deiner Erfahrung noch einmal zur Welt kämst, wieder Lehrer werden wollen?

Ja, ich würde es wieder machen, denn ich habe den Wechsel von der Wissenschaft in die Schule nie als Abstieg empfunden. Der Lehrerberuf hat einen unschätzbaren Vorteil. Es ist ein grandioser Beruf, wenn man ihn als Berufung auffasst. Der Lehrerberuf ist trotz aller Belastungen, die in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben, ein wertvoller Beruf. Man ist von jungen Menschen umgeben, die man über Jahre hinweg vom Kind bis zum Erwachsenen begleiten darf. Gibt es etwas Schöneres?

Bei all dieser Erkenntnis darf jedoch nicht übersehen werden, dass es sehr wohl soziale Probleme gibt. Es gibt Jugendliche, die allein gelassen sind, in der Familie keine Motivation erfahren und daher eine spezielle Betreuung brauchen. Niemand weiß das besser als Klassenvorstände und andere Lehrer, an denen vernachlässigte Schüler in den Pausen hängen wie Kletten. Ganztagsbetreuung als Angebot ist daher eine wichtige Option, aber das allein löst noch keine Probleme, wie manche „Experten“ glauben. Dreh- und Angelpunkt aller Chancen eines jungen Menschen sind weder Schulstrukturen noch technische Fragen. Wer das glaubt, ist ein „Experte“ oder Träumer, meist beides. Dreh- und Angelpunkt aller Chancen sind natürliche Begabung, Familie und Lehrer. Punkt.

Nochmals Lehrer werden? Ja! Ich würde es wieder machen, ich würde es mir aber dreimal überlegen, nochmals in Österreich Lehrer werden zu wollen. Meine Frau und ich bekamen zu Beginn unserer Lehrertätigkeit die Chance, an einem privaten College in Toronto die Lehrerlaufbahn zu beschreiten. Damals habe ich mich für Österreich entschieden, heute würde ich Kanada den Vorzug geben. Dies nicht wegen des Verdienstes, sondern ausschließlich wegen der erkennbar höheren gesellschaftlichen Wertschätzung.

Ich bereue es keine Sekunde, Lehrer geworden zu sein, und ich erinnere meine Kollegen gelegentlich daran, darauf stolz zu sein, einen großen Beruf ausüben zu dürfen. Meine tiefe Verachtung gehört den Leuten, die unter dem Deckmantel der Diskussion und der Meinungsfreiheit auf dem Lehrerberuf herumtrampeln, weil in einer gehirnweichgespülten und smartphonisierten Boulevardmediengesellschaft Oberflächlichkeit und Blendertum mehr zählen als Bildungsbegeisterung. Sollte es den „Bildungsexperten“ gelingen, mit Hilfe abseitiger Schulstrukturdebatten und einem fortlaufenden Lehrerbashing – um es neudeutsch auszudrücken – gleichermaßen teure wie nutzlose Scheinreformen herbeizuschwafeln, wird sich der bereits begonnene Lehrermangel weiter beschleunigen. Wer will schon einen Beruf ergreifen, in dem man es inkompetenten „Bildungsexperten“, deren Fachwissen in der Öffentlichkeit enorm überbewertet wird, nie recht machen kann.

Die nächste Generation wird einen hohen Preis dafür zahlen, dass erfahrene und verantwortungsbewusste Lehrer heute nicht ernst genommen werden und wir uns von dilettantisch-zynischen Medien laufend versalchern, verschilchern und androschisieren lassen.

Mag. Dr. Rudolf Öller, Jg. 1950;
Gebürtiger Oberösterreicher; Studium „Biologie und Erdwissenschaften“ in Salzburg; Studium der Genetik mit Dissertation an der Universität Tübingen;
Unterricht Biologie, Physik, Chemie, Informatik an einem (katholischen) Privatgymnasium, einer privaten BHS und einem öffentlichen Gymnasium in Bregenz.

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Das Ziel ist die Unabhängigkeit drucken

„Südtirol, Land des Lächelns“ – mit einem Hauch fernöstlichen Operetten-Klischees betitelte unlängst die in Bozen erscheinende Tageszeitung „Dolomiten“ ihren Bericht über die Ergebnisse der jüngsten Studie des Landesinstituts für Statistik (Astat). Demnach sind fast zwei Drittel, nämlich 63,5 Prozent, der befragten Bewohner Südtirols – Deutsche, Ladiner, Italiener und „Sonstige“ – mit ihrem Leben derzeit sehr zufrieden. Getrübt wird die Stimmung allerdings durch die anhaltende Wirtschaftskrise.

Beinahe zwei Fünftel der Befragten gaben an, dass sich ihre finanzielle Situation innerhalb nur eines Jahres verschlechtert habe. Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass im Vergleich zur vorigen Astat-Erhebung (2011) die Zahl der Zufriedenen um vier Prozentpunkte gesunken ist. Aber immerhin – nicht wirklich ein Grund zur Klage, wie der Bericht suggeriert.

Ähnlich lautet der parallel dazu publizierte Befund aus einer Studie der Handelskammer Venedig und „Unioncamere Veneto“, der Handelskammer-Vereinigung ganz Venetiens: In den Autonomen Provinzen Bozen-Südtirol und Trentino „lebt es sich am besten – im Vergleich zu den Provinzen Nordostitaliens, aber auch Italienweit“ (die „Dolomiten“ versahen ihren Bericht mit der Schlagzeile „Gut bei Kasse und gut versorgt“).

Demnach ist der Südteil Tirols mit seinen 511.000 Einwohnern „Klassenbester“ in den Sphären „materieller Wohlstand, Gesundheit und Arbeit“. (Auf Grund eines Tricks des Nachkriegsregierungschefs Alcide DeGasperi sind Südtirol und Trentino, die beide einst zu Tirol gehört haben, in der Autonomen Region Trentino-AltoAdige zusammengeschlossen. Dadurch gelang es ihm, in diesem Selbstverwaltungskörper die italienische Majorität zu sichern).

Hinsichtlich des Lebensqualitätskriteriums Arbeit wurden Beschäftigungslosenrate, Dauer der Arbeitslosigkeit, prekäre Arbeitsverhältnisse sowie der Anteil berufstätiger Frauen und Jugendlicher bis 24 Jahre durchleuchtet. Auch hierbei belegt Südtirol – trotz einer mittlerweile auf 4,5 Prozent gestiegenen Arbeitslosenrate (noch vor zwei Jahren 2,8 Prozent) – Italienweit den ersten Platz. Schließlich steht Südtirol auch hinsichtlich des Faktors Gesundheit (gemessen wurden: Lebenserwartung, Mortalitäts- und Suizidrate, Anzahl der Diabetiker, Raucher, Trinker, Übergewichtigen und Bewegungsmuffel) auf dem Siegespodest.

„Dass wir in diesen Bereichen an erster Stelle sind, wundert mich nicht“, sagt Landeshauptmann Luis Durnwalder, befragt von den „Dolomiten“, dazu: „Erst vor wenigen Tagen hat die ,Frankfurter Allgemeine Zeitung’ unter anderem über uns als ,Region der Rebellen’ berichtet und uns als florierendes Land dargestellt. Auch laut dem Statistischen Amt der EU – Eurostat – zählen wir zu den Wohlstandsregionen.“

Wie gut es den Südtirolern geht, soll den „Dolomiten“-Lesern anhand eines kontrastierenden Berichts vor Augen geführt werden: Er trägt den Titel „Italiener müssen Gürtel immer enger schnallen“. Darin heißt es mit Bezug auf das italienische Statistikamt Istat, dass die monatlichen Ausgaben je Familie auf ein Rekordtief von 2419 Euro gesunken seien, was einem Rückgang von 2,8 Prozent gegenüber 2011 entspreche. Die Hälfte der italienischen Familien gäben weniger als 2078 Euro im Monat aus. Und selbst die einkommensstärkeren Familien setzten den Sparstift an und haben 2012 ihre Ausgaben um 5,7 Prozent auf 3280 Euro im Monat reduziert. Dagegen sei Südtirol mit 2919 Euro die Provinz mit den höchsten Monatsausgaben pro Familie.

Die geballte Positiv-Berichterstattung des „Tagblatts der Südtiroler“ kontrastiert mit den rundum negativen Welt-, EU(ro)- und Italien-Schlagzeilen. Warum häufen sich „Dolomiten“-Berichte, wonach es den Südtirolern angeblich so gut geht? Die Antwort ist klar:

Erstens weil sich seit zwei Jahren in den internationalen Medien immer wieder „Los von Rom“-Artikel über Südtirol finden.

Zweitens weil der in der Italienkrise mitkriselnden SVP – Regierungspartei seit 1945 – die schwierigste Landtagswahl seit ihrer Gründung bevorsteht, bei der ihr, allen Meinungsumfragen zufolge, die absolute Mehrheit der Stimmen und Mandate abhanden kommen dürfte.

Und drittens mehr noch, weil jüngste demoskopische Befunde gänzlich dem als Ziel politischer Wünsche ausgegebenen „Vollautonomie“-Leitbild der SVP zuwider laufen. Sie scheinen stattdessen die „Los von Rom“-Publizistik zu bestätigen. Diese wird beispielhaft manifestiert in einem unlängst in der FAZ-Sonntagszeitung erschienenen dreiseitigen „Rebellen“-Beitrag über Südtiroler, Basken, Schotten und Bayern.

Darauf bezog sich Landeshauptmann Durnwalder – wenngleich auf anderer Lesart fußend. So hat das in Wien beheimatete Meinungsforschungsinstitut Karmasin eine Telefon-Umfrage im Auftrag der Gesamttiroler „Arbeitsgruppe Selbstbestimmung“ durchgeführt. Dabei wurde unter 700 repräsentativ ausgewählten Südtirolern deutscher, respektive ladinischer Zunge ermittelt, dass sich nur deren sechs Prozent als Italiener, 86 Prozent der Befragten hingegen als Südtiroler fühlen.

Ebenso stark fallen die Antworten auf die Frage nach der Zukunft Südtirols ins Gewicht: 54 Prozent der Befragten würden nämlich – im Falle eines Selbstbestimmungsreferendums – für die Unabhängigkeit von Italien stimmen. Lediglich 26 Prozent wollen bei Italien bleiben. Dieser Prozentsatz würde sich bei weiterer Verschlechterung der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Situation in Italien noch verringern, gibt sich die Arbeitsgruppe für Selbstbestimmung gewiss.

Vorangetrieben von der im Bozner Landhaus (Landtag) vertretenen Partei Süd-Tiroler Freiheit zielt die Arbeitsgruppe auf eine Volksabstimmung über die Zukunft des Landes. Dem Karmasin-Ergebnis nach kann sie dabei darauf zählen, dass auch Sympathisanten anderer Parteien dieses Verlangen unterstützen. So befürwortet mehr als die Hälfte der SVP-Wähler, nämlich 56 Prozent, die Unabhängigkeit von Italien, bei jenen der Freiheitlichen sind es sogar 78 Prozent. Nur in der Wählerschaft der Grünen findet sich eine Mehrheit von 45 Prozent für den Verbleib beim römischen Staat, wohingegen dort 40 Prozent für die Unabhängigkeit sind.

Deshalb führt die Süd-Tiroler Freiheit zwischen Anfang September und Ende November ein „selbstverwaltetes Selbstbestimmungsreferendum“ durch. Dabei können alle 380.000 Wahlberechtigten des Landes, aber auch Südtiroler, die im Ausland leben, via Online-Wahl, Briefwahl, SMS-Abstimmung oder traditioneller Stimmabgabe auf die Frage antworten: „Bist Du dafür, dass die Südtiroler ihr Recht auf Selbstbestimmung ausüben, um frei über die Zukunft des Landes zu entscheiden?“

Auf dieses „selbstverwaltete“ Abstimmungsergebnis, welches bei positivem Ausgang zu einem echten Selbstbestimmungsreferendum führen soll, darf man ebenso gespannt sein wie auf den Ausgang der Südtiroler Landtagswahl am 21. Oktober.

Herrolt vom Odenwald ist deutsch-österreichischer Historiker und Publizist.

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Lehrer und Republik, eine Annäherung drucken

Beim Lehrerdienstrecht scheint nun doch Fünf nach Zwölf Bewegung in die Dinge gekommen zu sein, nachdem man jahrelang nicht ernsthaft verhandelt hat (Gehaltsverhandlungen auf Beamtenebene sind ja höchstens ein langweiliges Training). Dazu fünf kurze Anmerkungen.

Erstens: Wenn nicht alles mit Brief und Siegel fertig ist, ist noch gar nichts fertig. Und es fehlen noch viele wichtige und kostenrelevante Details. Also sollte man mit einem Endurteil geduldig zuwarten.

Zweitens: Der Psychoterror der durch Schmiedsche Steuergeld-Inserate bestochenen Boulevardzeitungen scheint wieder einmal erfolglos zu sein. Alles deutet auf einen weitgehenden Erfolg der Lehrergewerkschafter hin. Den Gewerkschafter ja fast immer haben – nur glaubten manche rote Politikerinnen, dass schwarze Gewerkschafter im Gegensatz zu den eigenen Schoßhündchen sind, die man mit Medienterror bekämpfen kann. Und vor allem: die Gewerkschafter werden in den nächsten Wochen auch alle (teuren) Detailverhandlungen in Ruhe aussitzen und gewinnen können, während die Regierung im Wahlkampfstress ständig noch mehr nachgeben wird.

Drittens: Das ganze Paket dürfte viele freuen, jedoch den Steuerzahler wohl nicht, der am Ende für alles, insbesondere die unsinnige Akademisierung der Pflichtschullehrer aufkommen wird müssen. Dabei sind die wahren Defizite des Bildungssystems zu 95 Prozent gar nicht angesprochen worden (insbesondere die Mängel an Leistung, Vielfalt und Schulautonomie).

Viertens: Die Schmied-Katastrophe, dass ab September viel zu wenige ausgebildete Lehrer für alle Klassen da sein werden, kann natürlich durch kein Dienstrechtspaket im letzten Augenblick mehr verändert werden. Die Ministerin hat ja tatenlos auf das Kommen der Katastrophe reagiert.

Und fünftens: Auch weiterhin werden die Bundesländer die Herren über die Pflichtschullehrer bleiben, während der Bund für diese ebenso wie für die ihm selbst unterstehenden AHS- und BHS-Lehrer zahlen muss. Womit eine weitere austriakische Skurrilität einbetoniert bleibt, die mehr teuer als liebenswert ist.

PS: Aber pardon, dass ich so viel über Geld gesprochen habe, während die Unterhändlier nicht über Bildung geredet haben. Diese Regierung ist hingegen viel wahlkampfnobler als ich: Sie spricht nicht über Geld, sie gibt es einfach aus.

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Juwelier erschießt Räuber: Seltenes Lebenszeichen der Zivilgesellschaft drucken

Wieder einmal wollte sich ein rechtschaffener Bürger nicht mit der ihm zugedachten Rolle des Opfers abfinden. Die Vorstellung, mit den ihn akut bedrohenden Gewalttätern zu „kooperieren“, wie das von Vertretern des staatlichen Gewaltmonopols so gerne empfohlen wird, schien ihm nicht sonderlich verlockend. Er wollte sein Leben und Eigentum nicht widerstandslos der Willkür bewaffneter Verbrecher ausliefern. Er machte – kurz entschlossen – von seinem Notwehrrecht Gebrauch, griff zu seiner eigenen Waffe, schoss auf die Täter und vereitelte dadurch deren kriminelle Absichten.

Über den Raubüberfall auf einen Wiener Juwelier, der mit dem Tod eines der drei (mutmaßlich aus dem Baltikum stammenden) Täter endete, wurde von den Medien ausführlich berichtet. Eine Wiederholung an dieser Stelle ist entbehrlich. Hier soll vielmehr erörtert werden, was über den Vorfall berichtet wurde und wie die Leserreaktionen ausfielen; außerdem einige grundsätzliche Überlegungen zum privaten Waffenbesitz.

Die meisten Medien – ja sogar das für kriminelle Ausländer stets verständnisvolle Staatsfernsehen – verzichteten darauf, im Unterschied zur gängigen Praxis, Krokodilstränen über das „ausgelöschte Menschenleben“ zu vergießen und den Täter zum Opfer umzudeuten. In diesem Fall wurde die nüchterne Meldung der Nachrichtenagentur von der Mehrheit der Redaktionen weitgehend gleich lautend und ohne wertende Kommentare übernommen. Lediglich das Gratisblatt „Heute“ sah sich veranlasst, die couragierte Notwehrhandlung des Kaufmanns faktenwidrig als Fall von „Selbstjustiz“ zu etikettieren.

Bemerkenswert ist das Ergebnis einer Leserumfrage, die dasselbe Blatt in seiner Online-Ausgabe durchführte. Die gestellte Frage lautete: „Sollen Geschäftsleute bei bewaffneten Überfällen selbst zur Waffe greifen dürfen?“ Vier Antworten standen zur Wahl:

  • Nein, die Waren sind meist versichert – da muss man nicht Leben aufs Spiel setzen.
  • Nein, wir brauchen keine Selbstjustiz. Wofür gibt es schließlich Polizisten?
  • Ja, aber nur, wenn man um das eigene Leben fürchten muss.
  • Ja, das schreckt andere Täter ab und vielleicht gehen so die Überfälle zurück.

Die Leser votierten (Stand vom 6. 7. um 15:00 Uhr) zu 84 Prozent für die beiden zustimmenden Antwortmöglichkeiten. Nahezu 50 Prozent bevorzugten die letzte Antwort. Nur 8,49 Prozent lehnten „Selbstjustiz“ ab.

Eine überwältigende Mehrheit der 1614 an der Abstimmung Beteiligten billigt den Opfern von Gewaltverbechern somit zu, sich robust, notfalls auch mit tödlicher Gewalt, gegen bewaffnete Angreifer zur Wehr zu setzen. Weniger als zehn Prozent dagegen sind nicht imstande zu erkennen, dass die von ihnen gewählte Antwort eine unzulässige Gleichsetzung von Notwehr und Selbstjustiz enthält.

Wer sich – wie im vorliegenden Fall – gegen einen Angreifer wehrt, übt keine „Selbstjustiz“, für die in einer zivilisierten Gesellschaft tatsächlich kein Platz ist. Er macht lediglich von seinem natürlichen, in Österreich überdies gesetzlich gedeckten Recht (§ 3 StGB) Gebrauch, sein Leben und seinen Besitz mit „allen dafür nötigen Mitteln“ gegen einen gewaltsamen Angriff zu verteidigen. Sich in einem Moment tödlicher Bedrohung seiner Haut zu erwehren, ist ein jedermann – nicht nur „Geschäftsleuten“ – zustehendes Recht. Für langwierige Abwägungen der Konsequenzen bleibt in solchen Fällen keine Zeit – es geht um die Frage er oder ich? Wer meint, Bürgerschutz sei Sache der Polizei, ist ein weltfremder Träumer. Die Polizei ist allenfalls, post festum, für die Spurensicherung zu gebrauchen. Für die Abwehr von Räubern und anderen Verbechern jedenfalls nicht.

In den Kommentarbereichen der Internetmedien fanden sich – soweit sie nicht „wegen wiederholten Missbrauchs“ (was auch immer darunter zu verstehen ist), wie in der Wiener „Presse“, gesperrt wurden – weit überwiegend Einträge, in welchen die Handlung des Juweliers vehement zustimmend kommentiert wurde.

Die Regierenden und die von den Medien gerne zitierten Agenten des Gewaltmonopols sehen derlei Fälle von Zivilcourage indes nicht gern. Das Letzte, was von Allmachtsphantasien getriebene Obertanen gebrauchen können, ist eine funktionierende Zivilgesellschaft, in der unerschrockene – gar bewaffnete – Bürger ihre Angelegenheiten in die eigenen Hände nehmen. Ihr Ideal ist der in jedem Moment seines Lebens vom staatlichen Vormund abhängige Untertan. Und der soll im Fall der Fälle „keinen Helden spielen“. Basta. Die Vorstellung, dass gelegentlich einer – wie aktuell der Wiener Juwelier oder vor wenigen Wochen ein beherzter Taxichauffeur – nicht den „Helden spielt“, sondern tatsächlich einer ist, hat in den Hirnen von Etatisten und Lohnschreibern, die von der staatlichen Medienförderung korrumpiert wurden, keinen Platz.

Erfolgreich ihr Notwehrecht praktizierende Bürger werden als unerwünschte Konkurrenz für das staatliche Gewaltmonopol wahrgenommen. Unter eben diesem Gesichtspunkt sind auch die unentwegten hoheitlichen Bestrebungen zu bewerten, unbescholtenen Bürgern den Besitz und das Tragen von Waffen zu verbieten, oder es für sie wenigstens so schwer, unbequem und kostspielig wie nur möglich zu machen. Der Bürger soll bewaffneten Gangstern wehrlos gegenüberstehen, und sein Heil ausschließlich unter den Fittichen des Großen Bruders finden. Dass viele Raubüberfälle, wie wohl auch im aktuellen Fall, von ausländischen Tätern begangen werden, ist aus der Sicht des staatlichen Gewaltmonopolisten nur vorteilhaft. Liefert es ihm doch einen perfekten Vorwand zur weiteren Vergrößerung seines Apparates und zur bürgerrechtsfeindlichen Ausdehnung seiner elektronischen Bespitzelungs- und Überwachungsaktivitäten. Alles nur zum Nutzen und Frommen der Bürger – versteht sich…!

Ein auffälliges Detail: In allen einschlägigen Nachrichten war zu lesen, dass der Juwelier die von ihm eingesetzte Waffe „legal“ besitzt. Und weiter? Was wäre gewesen, wenn er mit einer „illegalen“ Waffe geschossen hätte? Hätte sich dadurch am Tathergang und dessen Folgen irgendetwas geändert? Wohl kaum! Dass sich andererseits die Waffen der Täter jedenfalls illegal in deren Händen befanden (das Vorliegen einer Berechtigung zum „Führen“ ihrer Waffen ist mit Sicherheit auszuschließen!) war indes keine Meldung wert. Gewaltverbechern wird also implizit zugestanden, sich ihre Arbeitsgeräte widerrechtlich zu beschaffen. Klar, welcher Räuber, der „legal“ zu keiner Waffe kommt, wäre auch blöd genug, unbewaffnet an die Arbeit zu gehen? Der rechtstreue Bürger, der über die zur Beschaffung illegaler Waffen nötigen Unterweltkontakte in aller Regel nicht verfügt, befindet sich daher – dem emsigen Treiben des Leviathans zur Reduzierung des legalen Privatwaffenbesitzes sei Dank – immer weiter im Nachteil.

Dass die Entwaffnung rechtschaffener Bürger durch den immer mehr zur anmaßenden Gouvernante entartenden Staat dahin führen wird, dass am Ende nur noch Verbrecher Waffen besitzen, darf nicht widerstandslos hingenommen werden. Nur Sklaven ist der Waffenbesitz verboten. Freien, mündigen Bürgern dagegen steht der Besitz von Waffen zu – und zwar nicht nur zum Zweck der Selbstverteidigung…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Zwei Minister versagen bei ihren zentralen Aufgaben – und niemand fordert ihren Rücktritt drucken

Einige Medien und Oppositionspolitiker haben sich in den letzten Tagen riesig über die Justizministerin erregt. Die Erregung blieb aber in zwei weit schlimmeren und keineswegs nur in blöden Interview-Formulierungen bestehenden Fällen völlig aus. Dabei trifft in diesem Fällen das Versagen zweier Minister deren absoluten Kernauftrag und hat auch jeweils katastrophale Folgen für die Republik.

Zur Erinnerung: Die Justizministerin hatte in einem Interview holprig von einem „konkreten Einzelfall“ gesprochen, von dem man nicht auf den gesamten Strafvollzug schließen dürfe. Davor war eine üble Vergewaltigung in einem Jugendgefängnis bekanntgeworden. Medien und Opposition haben in der Folge den Rücktritt von Beatrix Karl gefordert. Sie taten dies spätestens dann, als die angestellten Nachforschungen des Justizministeriums vier weitere Fälle ans Tageslicht gebracht haben. Wobei die Rücktrittsforderer die Aussage der Ministerin gleich voll verdrehten: Sie ließen das Wort „konkret“ aus und stellten das Interview so dar, als hätte Karl gesagt, es habe nur einen einzigen solchen Vorfall in Gefängnissen gegeben.

Einen Tag später ist gleich zwei anderen Ministern viel Schlimmeres attestiert worden. Und das geschah noch dazu Schwarz auf Weiß durch das Bekanntwerden harter Fakten, also nicht nur durch ein ungeschicktes Interview und eine untaugliche Öffentlichkeitsarbeit. Aber seltsamerweise fordert niemand den Rücktritt dieser zwei Minister. Obwohl es in beiden Fällen eigentlich Parlamentssondersitzungen geben müsste, so dramatisch ist der Sachverhalt.

Der eine Minister, dessen fundamentales Versagen nun am Tisch liegt, ist der Sozialminister. Der wird sogar durch die eigenen Daten seines Ministeriums blamiert. Denn in diesen wird nun zugegeben, dass im ersten Halbjahr 2013 die Zahl der Hacklerpensionen noch einmal dramatisch gestiegen ist: nämlich um mehr als 13 Prozent.

Ein absolut skandalöses Faktum. Haben wir doch alle im Ohr, dass Herr Hundstorfer seit Jahren ständig behauptet, er hätte längst alle Maßnahmen zur Senkung der Hacklerpension ergriffen. Das Gegenteil ist offensichtlich wahr. Und der dadurch für die Republik entstandene Schaden ist in diesem Fall tausende Male größer als kriminelle Vorfälle unter inhaftierten Kriminellen (ob das nun echte sind oder solche, die man als „mutmaßlich“ bezeichnen muss).

Aber das ist offenbar wurscht, solange man die Fakten mit einem so beruhigend klingenden Wortgeschwurbel wieder zudecken kann, wie es Hundstorfer in seinem Großvater-Ton vermag. Dabei hat er natürlich auch wieder den seit Jahren ertönenden Stehsatz dieser Regierung verwendet: Aber nächstes Jahr werde alles besser.

Die zweite blamiert dastehende Ministerin ist Claudia Schmied. Ihr hat nun der Rechnungshof ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Der schreibt in seiner trockenen, aber präzisen Sprache: „Ein koordinierender Maßnahmenplan des BMUKK zur Deckung des Lehrpersonalbedarfs fehlte weitgehend.“

Das ist eigentlich unfassbar. Denn das heißt mit anderen Worten: Das Unterrichtsministerium kümmert sich einfach nicht darum, ob es genügend Lehrer in den Schulen gibt. Der Rechnungshof bestätigt damit das, was – außerhalb des Ministeriums – schon viele Schulpraktiker befürchtet haben.

Schon im kommenden Schuljahr droht der endgültige Ausbruch der von Schmied verursachten Katastrophe. Für 2013/2014 sind über 3000 Lehrer neu einzustellen! Dabei hat es schon im abgelaufenen Schuljahr nicht mehr genug Lehrer gegeben. Dabei ist an etlichen Schulen der Unterricht in ganzen Fächern einfach ein Semester lang ausgefallen. Dabei hat man schon im Vorjahr halbfertige Studenten aus den Unis geholt, um diese „unterrichten“ zu lassen.

Dazu kommt heuer, dass durch die von der SPÖ verschuldete Hacklerregelung Tausende Lehrer lange vor dem Regelpensionsalter in Pension gehen. Und auch früher, als viele von ihnen eigentlich wollten. Aber diese Jungpensionisten bekämen geringere Pensionen, würden sie länger bleiben. Was vernünftigerweise niemand von ihnen verlangen sollte.

Da Schmied nicht koordiniert hat und nicht planen kann, da sie das Ministerium mit unbegabten Parteisoldaten angefüllt hat, sind die Auswirkungen, die da auf unsere Kinder zukommen, dramatisch. Dennoch muss der Rechnungshof konstatieren: „Auch fehlten Maßnahmen, das bestehende Lehrerpersonal länger im Aktivstand zu halten.“

Schmied hat absolut nichts gegen die anrollende Katastrophe getan, außer von den Lehrern – bei verringerter Lebensverdienstsumme – Mehrarbeit zu verlangen. Eine ziemliche Zumutung, wenn gleichzeitig die rote ÖBB-Gewerkschaft eine Kürzung der Wochenarbeitszeit erkämpft hat.

Doch, eigentlich muss ich mich korrigieren: Schmied ist beim Thema Lehrermangel doch nicht ganz untätig gewesen. Freilich war sie in genau die falsche Richtung tätig. Sie hat den Mangel nämlich noch durch einen weiteren Unsinn dramatisch verschärft: Sie ließ die Hauptschulen in „Neue Mittelschulen“ verwandeln, wo nun – aus den bekannten ideologischen Gründen – fast ständig zwei Lehrer in der Klasse herumstehen. Ein absoluter Wahnsinn, der nur durch ideologische Verblendung erklärbar ist. Das hätte nie passieren dürfen, wenn man durch ausreichende Planung gesehen hätte, wie intensiv gleichzeitig schon von anderen Seiten durch Demographie und Hacklerregelung der Tsunami eines Lehrermangels auf uns zukommt.

Wenn das alles keine Rücktrittsgründe sind, dann weiß ich wirklich nicht mehr, was das Wort „politische Verantwortung“ eigentlich heißen soll.

PS: Einer der die linken Journalisten so erregenden Häfen-Vergewaltigungsfälle stellt sich nun offenbar als einverständliche Aktion jener Art heraus, wie sie von den zeitgeistigen Medien so gerne bejubelt wird. Das vermeintliche Opfer ist im Übrigen selbst ein Vergewaltiger. Aber manche Journalisten und ein Grüppchen linker Strafverteidiger wollen ja offenbar lieber, dass solche Typen ihre Taten in Freiheit begehen können, als dass ihnen im Gefängnis etwas angetan wird.

PPS: Aber ist nicht das Verhindern von Untaten in Gefängnissen die Kernaufgabe einer Justizministerin, werden manche fragen. Schlicht: Nein. Denn auch ein Verkehrsminister ist nicht schuld, wenn Züge zusammenstoßen – und sei das Fehlverhalten noch so schlimm. Der Rücktritt wäre vielmehr dann am Platz, wenn aus reinem Populismus und Provinzialismus viele Milliarden etwa für den sinnlosen Koralm-Tunnel verbaut werden. Ähnlich sind der Justizministerin die Langsamkeit der Justiz, schlechte Gesetze (etwa der völlig verfehlte Kompromiss beim Familienrecht) und die Ineffizienz und parteipolitische Schlagseite der Staatsanwaltschaft vorzuwerfen. Deswegen halte ich sie weiter für eine schwache Ministerin. Aber eben deswegen.

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Massive Zweifel an AK-,Manager-Kampagne´ drucken

Und ewig grüßt das Murmeltier. Jedes Jahr auf´s Neue bemüht der Manager-Vergleich der Arbeiterkammer wissenschaftlich höchst fragwürdige Ansätze, um die Ungerechtigkeit des „Systems“ zu beweisen. Im Endeffekt beweisen sie nur die Unfähigkeit der Medien-Schickeria, die wirklich Mächtigen zu kontrollieren.

„Ausufernde Managergehälter deckeln!“, titelt die AK Wien 2013. Zu diesem Schluss kommt die AK, weil sie die Jahresbezüge der 78 Top-Manager der 20 größten (im ATX gelisteten) Konzerne (von durchschnittlich 1,4 Mio. Euro) mit den Durchschnittsgehältern von 3.627.300 Österreichern (27.800 Euro) vergleicht und damit auf ein Verhältnis von 1:49 kommt.

Wissenschaftlich unseriös

Wer schon einmal wissenschaftlich gearbeitet hat, der weiß, dass man statistische Ausreißer nach oben wie nach unten von jeder untersuchten Stichprobe ausscheiden muss, um das Ergebnis nicht zu verzerren. Es sei denn, man wünscht genau dieses.

Anif ist eine nette, kleine Gemeinde im Süden der Stadt Salzburg. Dort lebt auch Eliette von Karajan, ihr Vermögen wird auf 400 Millionen Euro geschätzt. Wollte man das Durchschnittsvermögen der etwa 2.000 berufstätigen Anifer berechnen, würde alleine das Karajan-Erbe jeden Einwohner statistisch um 200.000 Euro reicher machen – selbst wenn ein konkreter Bürger arbeitslos wäre und in einer Sozialwohnung leben würde. Darum scheidet man solche Fälle aus.

ÖGB-„Stammtisch-Weisheit“: Manager feuern Menschen

Der ÖGB möchte die Manager-Einkommen auf 500.000 Euro Brutto jährlich deckeln. Auf die Frage, wieso es „ÖGB und Co“ dagegen nicht störe, wenn Lionel Messi 15 Millionen Euro verdiene, antwortete ÖGB-Präsident Foglar im Presse-Interview (vom 12.6.): „Messi zieht eben Menschen an. Manager aber steigern ihr Einkommen oft dadurch, dass sie Arbeitsplätze abbauen und andere um ihr Arbeitseinkommen bringen.“

Stammtischwissenschaftlich hat der gelernte Werkzeugmechaniker dabei nicht einmal so Unrecht. Wirtschaftswissenschaftlich verzerrt er die komplexen Lebensrealitäten von 413.000 Führungskräften (und ihren 54-Stunden-Wochen) damit manipulativ aber auf primitives Klassenkampf-Getöse.

Huub Stevens: Das 63-fache des Österreichers

Wenn Österreichs 78 Top-Manager 1,4 Millionen verdienen, dann ist das „ausufernd“, gierig und kapitalistisch. Es ist dies nicht, wenn (Ex-Red Bull Salzburg) Fußball-Trainer wie Huub Stevens mit 1,8 Millionen es tun – immerhin das 63-fache des österreichischen Durchschnittslohnes. Der Spieler Gonzalo Zarate soll 1,2 Millionen Euro brutto im Jahr abgecasht haben, Rapid-Spieler Steffen Hofmann eine Million Euro.

Will man die Ungerechtigkeit eines Systems künstlich herbeirechnen, braucht man aus einer Millionenzahl bloß ein paar Ausreißer herauspicken und sie in Relation zu eben diesen zu setzen. Genauso gut könnte man aus 3,6 Millionen Angestellten auch ein paar Dutzend Top-Pfuscher herauspicken und damit die Ungerechtigkeit des Sozialstaates beweisen.

Oder die Ungleichverteilung der 3000er-Gipfel in Österreich beklagen: Immerhin haben Tiroler hier 640 mal so viel wie etwa Oberösterreicher.

Vergleich von Äpfeln und Birnen

Einen weiteren Verzicht auf wissenschaftliche Standards stellt auch der Vergleich von 78 (größtenteils) „Industrie“-Managern mit einem nebulosen „österreichischen Durchschnittsgehalt“ von 27.800 brutto dar, welches vor allem aus niedrigen Dienstleistungs- und Handwerkerlöhnen besteht.

Beispiel: Der Vorstand des AMAG-Konzernes verdiente 2012 etwa 706.000 Euro brutto im Jahr. Ein AMAG-Mitarbeiter verdiente 52.000 Euro – und nicht 27.800, wie von der AK angeführt. Damit verdient der AMAG-Manager das 14-fache eines Angestellten. Und nicht das 49-fache, wie suggeriert wird.

Österreichs Angestellte arbeiten vor allem in kleinen Dienstleistungsbetrieben. Dort arbeitet man zwar gerne, ist aber weniger produktiv als in der Industrie – es können weder Maschinen noch Fachleute eingesetzt werden. So fällt für Mitarbeiter dann auch weniger ab.

So „produziert“ ein Gastronomie-Beschäftigter 49.000 Euro Umsatz (nicht Lohn!), ein Beschäftigter in der Metallverarbeitung aber 469.000 – beinahe das Zehnfache (Statistik Austria, „Leistungs- und Strukturanalyse“ 2011). Bei 49.000 Euro Umsatz muss der Kellner froh sein, wenn ihm überhaupt 27.500 Euro Brutto übrig bleiben. Immerhin müssen von 49.000 Euro auch noch Waren für durchschnittlich 10.000 Euro gekauft werden und ein Lokal gepachtet und beworben werden. Die Aluminium-Verarbeitung in Ranshofen produziert riesige Volumen in großen Anlagen, Industrieangestellten bleibt hier fast doppelt so viel wie Kollegen im Restaurant.

„Weimarer Republik“: Verantwortung für Demokratie

Wenn es darum geht, den Österreichern einzureden, wie ungerecht dieses System ist, ist man bei der Arbeiterkammer traditionell nicht zimperlich. Immerhin unterstützt das inszenierte „Gerechtigkeits-Defizit“ schon seit Jahrzehnten nahe stehende, „gerechte“ Parteien. „Das System muss weg“, meinte der scheidende Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel. Und auch sein Nachfolger Rudolf Kaske wurde mit Bürgerkriegs-Getöse („… dann wird Österreich brennen!“) berühmt.

Wer den Bürgern aber über die Jahrzehnte hinweg weismacht, dass „alles immer schlechter und ungerechter“ werde, die Armut wachse (obwohl sie sinkt) und dass sich eine kleine Minderheit (auf Kosten der Mehrheit) immer unverschämter bereichere, der sollte sich mit der jüngeren Geschichte befassen.

Die Propaganda von KPD und NSDAP hat mit der gleichen Wut in die gleiche Kerbe gehauen – und damit das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Irgendwann war das System nämlich tatsächlich derart instabil, dass es von den Menschen nicht mehr unterstützt wurde. Was dann kam, war der Untergang der Demokratie. Wer – wie die AK – zu den mächtigsten Organisationen des Landes zählt, wer die mächtigsten Medien und vom Staatspräsidenten über den Bundeskanzler abwärts die meisten Regierungspolitiker auf seiner Seite hat, der hat für dieses Land eine besondere Verantwortung.

Der Arbeiterkammer-Managerbericht lässt davon allerdings wenig erahnen.

Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg. Der Betriebswirt und Wirtschaftspädagoge befasst sich in seinen Büchern mit Kapitalismus und Globalisierung aus liberaler Sicht und wendet sich gegen „die staatlich geschürte Abstiegsangst“. Zuletzt erschien sein Buch „Die Gemeinwohl-Falle“.

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Der Schaum vom Küniglberg drucken

In den nächsten Wochen muss die Justizministerin entscheiden, ob Anklage gegen Werner Faymann und Josef Ostermayer erhoben wird. Und da ist es natürlich absoluter Zufall, dass der ORF und die SPÖ-finanzierten Medien genau in diesem für die SPÖ gefährlichen Zeitpunkt eine Trommelfeuer-Kampagne gegen die bisher eher ignorierte Justizministerin beginnen. Niemals könnte es da einen Zusammenhang geben. Auch wenn sich die SPÖ-Medien sonst noch nie um die zweifellos unerquicklichen Zustände in österreichischen Gefängnissen gekümmert haben.

Aus all dem können wir freilich erkennen: Die dreckige Phase des Wahlkampfes hat bereits begonnen. Und da sind ebenfalls zufällig wieder haargenau dieselben Medien unterwegs, die 2006 Wolfgang Schüssel eine erfundene ausländische Pflegerin unterschoben haben; und die 2008 die skurrile Armutskampagne des Werner Faymann breitest unterstützt haben (welche uns dann Milliarden gekostet hat). Und im SPÖ-Hauptquartier zieht wieder ein Norbert Darabos die Fäden. Noch so ein Zufall.

Vom Küniglberg kann man derzeit geradezu den Schaum vom Munde bestimmter ORF-Moderatoren herunterrinnen sehen, wenn sie im Stile totalitärer Staatsanwälte Ministerin und Strafvollzugsbeamte verhören.

Manche werden meinen, dieser Stil sei doch legitim, wenn in Gefängnissen Vergewaltigungen passieren. Im Prinzip absolut richtig. Nur hätte der ORF – wäre er zumindest in Restelementen ein unabhängiges und um Objektivität bemühtes Medium – da ebensoviel Emotion zeigen müssen, als bekannt wurde, dass Spitzenbeamte unter dem Wissen von SPÖ-Politikern den Wilhelminenberg in ein Prügel- und Zwangsbordell verwandelt haben. Während vieler Jahre haben dort zwangsweise eingewiesene Pflegekinder ein Martyrium durchleben müssen. Mit lebenslangen Schädigungen. Und bis heute hat es keine einzige konkrete Konsequenz gegeben. In Gefängnissen sitzen hingegen schwerer Verbrechen verdächtige oder überführte Täter, die etwa einen bewaffneten Raubüberfall auf offener Straße begangen haben.

Ein unabhängiger ORF hätte genauso auch in breiter Front die Faymann-Inserate auf Kosten von ÖBB und Asfinag (also von gesetzlich unabhängigen Aktiengesellschaften) thematisieren müssen. Ein unabhängiger ORF hätte auch die unglaublichen Geldgeschäfte der Stadt Linz (die ja viel schlimmer waren als die Salzburger Vorgänge) breit aufrollen müssen.

Hätte der ORF (oder die sich als unabhängig tarnenden Zeitungen) all das getan, dann hätte er auch jedes Recht, gegen die Justizministerin zu kampagnisieren. Auch wenn es auffällt, dass ausländische wie inländische Häftlinge immer den österreichischen Knast gegenüber jenem anderer Länder vorziehen. Was auch immer das bedeuten mag.

Aber zweifellos ist dennoch vieles in Gefängnissen schlimm und gehört verbessert. Man fragt sich nur: mit welchem Geld angesichts leerer Kassen und des längst über das noch Ertrag bringende Limit hinaus ausgereizten Steuerniveaus? Es wäre daher wohl die logische Lösung, die Hälfte der ORF-Gebühreneinnahmen einem großzügigsten Neubau von Gefängnissen zu widmen, damit Vergewaltigungen und Handgreiflichkeiten unter Gefangenen absolut ausgeschlossen werden können.

PS: Es wird immer rätselhafter, warum sich schwarze, aber neuerdings auch blaue Politiker vom ORF ständig wie Schlachtopfer hinrichten lassen, statt massiv in den Gegenangriff zu gehen. Die Gegenangriffsstrategie erklärt ja zu einem hohen Anteil den Erfolg von Frank Stronach und früher Jörg Haider. Denn beide gingen zu Recht von der extrem geringen Popularität der Journalisten aus. Aber wahrscheinlich haben die heutigen Schwarzen und Blauen selbst vom Küniglberg gekommenen Trainer und Coaches, die ihnen gegen hohe Gagen erklären, dass lammfrommes Verhalten gut wäre.

 

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Schutzpatron der linken Sauereien drucken

Es ist absolut unglaublich: Der ORF lässt jeden zweiten Tag eine Stinkbombe hochgehen, warum er ein weiteres Projekt zusperren müsse, nur weil er kein Geld habe. Und vor allem weil ihm die böse ÖVP das Geld der Steuerzahler verweigert. Aber dann verzichtet er auf Einnahmen, wenn sie peinlich sind für die Grünen.

Es geht darum, dass die grüne Gabriela Moser laut rechtskräftigem Gerichtsbeschluss im Fernsehen persönlich eine dort gemachte Behauptung widerrufen muss. Müsste. Denn der ORF lässt den Widerruf einfach nicht zu, wie der „Standard“ berichtet. Dabei wäre der unerwünschte Moser-Auftritt voll nach dem Werbetarif zu bezahlen.

Damit erspart der ORF der grünen Mandatarin einen extrem peinlichen Auftritt, noch dazu in Wahlkampfzeiten. Damit erspart er den Grünen auch eine spürbare Barauslage.

Tiefer kann die schwer linke Schlagseite des ORF wohl nimmer offenkundig sein. Zwar richtet sich das Gerichtsurteil naturgemäß nur gegen Moser, aber in einem Rechtsstaat müsste einem so agierenden Fernsehen längst jeder öffentlich-rechtliche Charakter und damit auch das Gebühren-Monopol aberkannt werden. Die innere Nähe vieler ORF-Redakteure zu den Grünen und die Dankbarkeit, weil die Grünen immer den ORF gegen jede private Konkurrenz unterstützt haben, sind offensichtlich größer als jede öffentlich-rechtliche Verhaltenspflicht.

Pikant ist natürlich auch der Anlass des Urteils gegen Moser. Sie hatte im Fernsehen behauptet, Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser sei ein "Schutzpatron der Steuersünder" gewesen; er habe einzelne Firmen im Zusammenhang mit Steuerprüfungen begünstigt. Moser konnte aber, wie so oft bei den linken Attacken gegen den Exminister, keine Beweise vorlegen.

Dieser ganze Komplex ist für den ORF auch deshalb besonders peinlich, als er ja selbst oft heftig bei den Anti-Grasser-Treibjagden mitgemacht hat.

Das alles reiht sich nahtlos in die Reihe der sonstigen Einseitigkeiten der linken ORF-„Information“. Diese gehen von den total herunterspielenden Berichten über den Wilhelminenbergskandal, der das ärgste politisch zu verantwortende Verbrechen der Nachkriegszeit ist, bis zur beschönigenden Berichterstattung rund um die tiefen Griffe von Faymann & Co in die Marketingkassen staatlicher Aktiengesellschaften. Und zu Hunderten anderen Beispielen.

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Der Zorn macht unheilig drucken

Der Zorn des Tagbuch-Schreibers über all das, worauf er tagtäglich an Dummheit, Verlogenheit und Opportunismus trifft, sprengt heute alle Grenzen. Offenbar lässt die sommerliche Hitze die letzten Hemmungen dahinschmelzen. Ob das nun im Nationalrat oder in der Universitätspolitik der Fall ist, ob es um burgenländische Grotesken oder um die Tricks des Frank Stronach geht, ob es sich um (kaum) versteckten Antisemitismus oder um das Eindringen der Esoterik in die Wissenschaft dreht, um die Arbeiterkammer-Propaganda oder die Wirtschaftskammer-Praktiken, um Schwule, Grüne, Tschechien oder Faymann: Überall hat sich der gesunde Menschenverstand abgemeldet.

Zornig macht der Nationalrat, der in der Vorwoche wieder neue Wohltaten unters Volk geschleudert hat, statt auch nur eine einzige einzusparen. Zugegeben, im Gegensatz zur letzten Wahl mit den vielen verschwendeten Faymann-Milliarden geht es – vorerst – nur um jeweils ein paar Millionen. Aber weit und breit ist niemand mehr zu hören, der den Abgeordneten klarmachen würde, dass auch Kleinvieh Mist macht, dass beispielsweise auch ein zweijähriges Überbrückungsgeld für Bauarbeiter, für das sich die Abgeordneten feiern, jemand bezahlen muss. Unter anderem muss das auch die Pensionsversicherungsanstalt mit ihrem alljährlichen Milliardenbudget tun. Und am Schluss der „Finanzierungskette“ steht zwangsläufig immer der Bürger, dem notfalls ein Exekutor ins Haus geschickt wird. Aber offenbar glaubt man noch immer, wie einst Bruno Kreisky, durch Schulden Arbeitsmarktprobleme lösen zu können.

Zorn erweckt eine neue Verordnung gegen Pflanzenschutzmittel. Unter dem Druck der grün beeinflussten Medien, NGOs und damit fast aller Parteien links und rechts ist diese Regelung so huschpfusch und unklar formuliert worden, dass nun extreme Rechtsunsicherheit herrscht. Jeder Gartenbesitzer, der gegen Schädlings- oder Blattlaus-Plage kämpft, ist nun nach dem Willen der Politik ein potenzieller Umweltschädling. Und in der Landwirtschaft droht überhaupt eine Einstellung bestimmter Produktionen. Was dann wohl weitere Agrar-Förderungen auslösen wird. Die Bienen werden aber dennoch weiter sterben. Sterben diese doch vor allem an einer Milbe und nicht am Pflanzenschutz . . .

Zornig macht die neue Linzer Medizin-Uni, die ja angeblich aus Rücklagen gezahlt wird. Bisher hat freilich niemand vom Vorhandensein dieser Rücklage gewusst. Das heißt: Entweder diese Finanzierungsbehauptung ist eine Lüge oder man hat uns vorher ständig angelogen. Der Zorn verwandelt sich zugleich in homerisches Gelächter, wenn nun umgehend auch Salzburg Geld verlangt – nämlich für seine bisher privat finanzierte Paracelsus-Universität. Salzburg verlangt das noch dazu mit der Androhung einer Klage gegen den Bund. Wetten, dass auch die Salzburger Geld bekommen werden? Wahlen sind ja Wahlen. Und da will man keine Wünsche verwehren. Was dann freilich wieder doppelt zornig macht.

Zornig machen auch die Medien wegen ihrer Hysterie rund um den Bachmann-Preis. Denn die geht total am Interesse des Publikums vorbei: Trotz der quadratkilometergroßen Aufregung haben ganze 3000 Österreicher das Preis-Finale angeschaut. Dem Rest ist ganz offensichtlich völlig wurscht, wenn der Preis gestrichen worden wäre. Aber Schwachmann Wrabetz an der Spitze des ORF ist schon ob des Sturms im Feuilleton-Wäldchen eingeknickt und lässt den Preis nach zwei Wochen der Absage nun doch weiterlaufen. Und ebenso laufen seine Attacken auf unser Steuergeld weiter, an das er so gerne herankäme. Zusätzlich zu den Gebühren. Bisher aber hat das die ÖVP erstaunlich tapfer verhindert. Man fragt sich nur, ob sie nicht, wie schon oft, am Ende doch noch einknicken wird.

Zornig macht auch, wie die Gruppe um den Neos-Politiker Niko Alm ständig die Republik lächerlich zu machen versucht. Zwar ist sein Antikirchen-Volksbegehren (trotz massiver ORF-Unterstützung) blamabel gescheitert. Aber jetzt hat einer seiner Gesinnungsgenossen einen Personalausweis mit einem Foto bekommen, auf dem der Mann ein Nudelsieb trägt. Dass ihm das ausgerechnet im Burgenland genehmigt worden ist, mischt dann doch den Zorn wieder mit ein wenig Heiterkeit.

Zornig macht auch Frank Stronach. Er umgeht die gesetzlichen Limits für Parteispenden einfach dadurch, dass er seiner Partei (=grammatikalisch ist das Wort "seiner" übrigens ein durchaus besitzanzeigendes Pronomen) jetzt halt einfach Darlehen gibt. Dabei kündigt er einfach an, dass er dessen Rückforderung wohl nie verlangen wird. Waren nicht „Transparenz“ und „Ehrlichkeit“ einige seiner Schlagwörter? Die man offenbar erst jetzt richtig zu deuten versteht . . .

Zornig macht auch Deutschland. Dort verlangt jetzt allen Ernstes die Regierung (auf Verlangen der Grünen) von der EU, dass Waren aus der Jordan-Westbank besonders gekennzeichnet werden müssen, etwa mit „aus Judäa und Samaria“. Damit wird natürlich nichts anderes vorbereitet als ein Boykott dieser Waren, wie ihn die ganze Linke schon verlangt. Ein solcher Schritt wäre natürlich nur dann irgendwie argumentierbar, wenn auch alle anderen Exporte aus okkupierten Gebieten gekennzeichnet werden müssten. Etwa: „aus Tibet“, oder „aus dem türkisch besetzten Nordzypern“, oder „aus Nordkosovo“, oder „aus dem russisch besetzten Transnistrien“ ,oder „aus dem vergebnlich nach Unabhängigkeit verlangenden Katalonien“. Und so weiter. Aber ohne diese generelle Klausel bleibt es letztlich bei einem grauslichen: „Kauft nicht bei Juden“. Wehret den Anfängen.

Zornig macht auch, wie sehr unsere Bildungs- und Forschungsgelder verschwendet werden. Ein vor ein paar Tagen im „Standard“ erschienener Bericht zeigt, wie viele sogenannte Dissertationen an der Wiener Uni sich mit Geisterforschung, mit „reifem Wasser“, mit „heiligen Quellen“, mit der „Kraft der Erde“, mit „extrasensorischen Wahrnehmungen“, mit Astrologie, angeblichem Geheimwissen und sonstigem Schmarrn befassen. Dabei haben sich all diese Gespenstergeschichten bei genauem Hinsehen und Prüfen jedes Mal in Luft aufgelöst. Auch all diese Dissertationen können natürlich keinerlei Beweise bei ihrer Anpreisung des schamanischen Unsinns anbieten. Dennoch bekommen sie weiterhin Siegel und Stempel der Uni. Wie sympathisch und vor allem ungefährlich sind dagegen die allgemein so scharf gegeißelten Plagiate, wo halt nur seitenweise abgeschrieben wird; dabei wird wenigstens kein Schwachsinn abgeschrieben. Und wie sinnvoll und notwendig sind dagegen die Forschungen in dem (soeben zehn Jahre alt gewordenen) IMBA von Joseph Penninger (Institut für molekulare Biotechnologie), das schon durch zahllose Veröffentlichungen in renommierten internationalen Journalen geehrt worden ist. Oder das neue Forschungszentrum in Gugging. Wenn die Universität als (einstige?) Hüterin der Wissenschaft keinen scharfen Trennstrich zu Scharlatanerien zieht, dann wird sie halt auch jede seriöse Unterstützung verlieren.

Zornig macht das regelmäßige Stänkern vor allem von Gewerkschaftern und Arbeiterkämmerern gegen die Verdienste von Managern. Solange sie nicht mit gleicher Schärfe die in etlichen Fällen sogar viel höheren (noch dazu steuerlich massiv begünstigten!) Einkommen von Spitzensportlern und Entertainern aufspießen, sind diese Attacken nur verlogen. Das ist miese Klassenkampf-Propaganda im Dienste des SPÖ-Wahlkampfes. Denn erfolgreiche Manager schaffen zahllose Arbeitsplätze. Während Sportler oder „Künstler“ höchstens für ein paar Stunden Zuschauer finden.

Zornig macht, mit welchem Schwachsinn die Politik immer wieder unsere Gesetzesbücher und auch die Verfassung anmüllen. Seit der letzten Parlamentssession steht im Grundgesetz der Satz: „Die Republik Österreich bekennt sich zum Tierschutz.“ Mit dieser legistischen Logorrhoe bekommt man höchstens Beifall in der Kronenzeitung. Bedeutung haben solche Sätze hingegen keine. Jedenfalls hat bisher noch niemand eine gefunden. Und ich darf vorerst noch weiter die mich umschwirrenden Gelsen erschlagen. Wenn ich sie erwische.

Zornig macht gerade in Tagen der Serienkonkurse, wie zynisch die Politik in letzter Zeit den Insolvenz-Entgeltfortzahlungsfonds ausgeräumt hat. Sie hat sich dort heimlich, still und leise einfach Geld für die Lehrlingsausbildung herausgenommen. Die nun wirklich gar nichts mit Insolvenz zu tun hat.

Zornig macht die Wirtschaftskammer, die mit Zwangsmethoden ihre Mitgliederlisten – und damit Zwangseinkünfte! – vergrößert. Beim Angriff auf die bisher noch kammerfreien Medien und Stromversorgern ist die WKO zwar bisher gescheitert, aber jetzt hat sie die gemeinnützigen Pflegeheime mit ihren Schleppnetzen gefangen. Diese müssen künftig für alles mitzahlen, was die WKO so macht. Für schwule Arbeitskreise, Weihnachtsbeleuchtung, Gewerbescheinzwänge und so weiter. Das wird natürlich wieder auf erhöhte Zahlungen der Allgemeinheit an die Pflegeheime zur Finanzierung des WKO-Beitrags hinauslaufen. Die Brutalität der Kammer reicht schon fast an jene der Arbeiterkammer heran. Einziger Unterschied: Die Selbstständigen sehen wenigstens noch, wie viel Geld sie an die WKO abliefern müssen. Die Arbeitnehmer sehen nicht einmal, wie viel sie zahlen müssen.

Zornig macht auch das jüngste Erkenntnis des VfGH. Es hob die gesetzliche Beschränkung der staatlich mit-arrangierten Verpartnerungs-Feiern für schwule Partner-Paare auf Amtsräume auf. Diese können jetzt überall stattfinden. Genau solche Urteile waren schon ab Beschluss des Verpartnerungs-Gesetzes erwartbar gewesen. Sie wurden auch schon damals im Tagebuch prophezeit, als die Regierung – besonders die Pröll-ÖVP – noch vollmundig ihren Wählern vorgegaukelt hat, diese Schwulen-Partnerschaften wären etwas ganz anders als eine Ehe. Damit keine Missverständnisse entstehen: Natürlich war es Schwulen schon immer möglich, auf irgendeinem Bauernhof oder im Riesenrad Feiern welcher Art immer zu veranstalten. Aber das Ärgerliche ist, dass jetzt auch staatliche Beamte zur Durchführung eines sinnfreien Formalaktes dorthin ausrücken müssen.

Zornig macht auch, dass bei uns Recht und Gesetze viel weniger ernst genommen werden als etwa in Frankreich. Dort haben die Gerichte jetzt Nicolas Sarkozy beziehungsweise seiner Partei mehr als zehn Millionen Euro abgeknöpft, weil er schon vor dem offiziellen Wahlkampfbeginn Werbung für sich gemacht hat. Das ist natürlich genau dasselbe, was die jetzt überall hängenden Plakate für die Parteien tun. Auch diese machen schnell vor dem Wahlkampfbeginn mit seinen angeblichen Beschränkungen massiv Werbung. Diese Plakate fallen daher angeblich nicht unter die gesetzlichen Limits. Noch schlimmer ist, dass Werner Faymann tiefe Griffe tief in die Kassen von ÖBB und Asfinag zu parteipolitischen Zwecken unbestraft bleiben. Aber Österreich ist eben kein Rechtsstaat – oder zumindest viel weniger als Frankreich. Und die Staatsanwaltschaft erhebt sowieso nur Anklage, wenn jemand Geschlechtsverkehr mit einer Neunjährigen als das zu bezeichnen wagt, was er für acht Millionen Österreicher eben ist.

Zornig macht auch, wenn der tschechische Staatspräsident nun ernsthaft versucht, eine Regierung gegen die Parlamentsmehrheit zu inthronisieren. Das ist schlicht undemokratisch und ein Putschversuch von oben. So wie ihn Thomas Klestil im Jänner 2000 geplant, aber im letzten Augenblick doch nicht gewagt hat. Denn weder Tschechien 2013 noch Österreich 2000 haben irgendwelche Ähnlichkeiten mit Ägypten, wo ähnliche Aktionen (dort der Armee) wohl bisweilen notwendig sind, wenn jemand versucht, eine junge Demokratie wieder zu demontieren. Aber wer braucht schon Rechtsstaat und Demokratie . . .

 

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Faymann-Jubel souverän in ,Österreich´ und ,Heute´ drucken

Den durch Regierungsinserate kräftig unterstützten Gratiszeitungen „Österreich“ und „Heute“ ist kein Vorwand zu blöd, um eine Faymann-Schlagzeile abzuliefern. Besonders „kreativ“ war „Österreich“ am Sonntag, als in der Hochglanzbeilage ein doppelseitiges Interview mit dem Kanzler erschien, das noch staatstragender als sonst war. Unter dem Titel „Urlaubssperre für den Kanzler“ durfte Faymann alles Mögliche absondern, insbesondere, wie er mit einem Konjunkturpaket die österreichische Wirtschaft rettet und in Brüssel unermüdlich gegen die Jugendarbeitslosigkeit kämpft; deswegen wohl die „Urlaubssperre“.

Im gleichen Sonntags-Blatt befand sich allerdings an anderer Stelle ein Beitrag über die Urlaubspläne unserer Politiker, wobei bei Faymann angemerkt wurde, dass zuerst der Lido und „dann Bergsteigen in Salzburg“ auf dem Programm stehen. Nur ein Wunderwuzzi wie unser Ausnahmekanzler schafft so etwas trotz Urlaubssperre.

In der gleichen Ausgabe fand sich dann noch ein weiterer, fast halbseitiger, Bericht über Faymanns Strafverfahren wegen Untreueverdacht. „Österreich“ stellt kategorisch fest: „Kanzler: Fix – keine Anklage!“, obwohl dann im Beitrag darauf hingewiesen wurde, dass die Oberstaatsanwaltschaft den Akt noch prüfen muss.

Man merkt, dass „Österreich“ nach wie vor viele Inserate bekommt und von Faymann-Jugendfreund Wolfgang Fellner herausgegeben wird, denn schon am Montag gab es die nächste Faymann-Sensation auf dem Cover, als das Jubelblatt bange fragte: „Bespitzelt Obama Faymann?“

Bei allem Respekt vor der globalen Bedeutung unseres Kanzlers kann man wohl annehmen, dass die US-Regierung andere Prioritäten beim Ausspionieren hat.

Da konnte das zweite Jubelblatt „Heute“ nicht nachstehen und brachte ebenfalls am Montag, den 1. Juli, sechs (!) Faymann-Fotos von einer „Papierattacke“ Jean-Claude Junckers, der dem österreichischen Kanzler mit einigen Blättern Papier „eins über den Kopf zog“. „Heute“ fand, dass Faymann auf die Jux-Attacke „souverän reagiert“ habe. Wie denn sonst?

Prof. Dr. Herbert Kaspar ist Herausgeber der ACADEMIA, der Zeitschrift des österreichischen Cartellverbandes.

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Das Meinungskartell drucken

Auf den ersten Blick wirkte das Gruppenbild, das den Bundeskanzler und den Vizekanzler gemeinsam mit den Chefs von sechs prominenten Tageszeitungen (Die Presse, OÖ-Nachrichten, Kleine Zeitung, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung und Vorarlberger Nachrichten) darstellte, freundlich und nett. Der anfänglich biedere Eindruck verwandelte sich allerdings rasch in Betroffenheit, sobald man sich der näheren Umstände für das trauliche Familienbild von Medien und Politik bewusst wurde.

Der Hintergrund für das Zusammensein sieht so aus: Einer der Chefredakteure (es war jener aus Oberösterreich) kam auf die ihm wahrscheinlich originell erscheinende Idee, seine Kollegen von den anderen Blättern zu einem Hearing von Bundeskanzler und Vizekanzler anzustacheln. Die Kollegen stimmten dem Aufbruch zur Jagd auf die Spitzenkoalitionäre zu, diese nahmen die Herausforderung an.

Soweit, so gut. Wer könnte auch etwas dagegen haben, dass die geballte Intelligenz von sechs Zeitungschefs die Inhaber der Staatsmacht auf Herz und Nieren prüft und sie mit knallharten Fragen schonungslos zur Offenlegung ihres politischen Verstandes und ihrer Konzepte zwingt? Schließlich vertreten die Spitzenjournalisten mit ihren Leserschaften zugleich auch einen beträchtlichen Anteil der österreichischen Wähler. Und diese haben ein Recht darauf, zu erfahren, was auf höchster politischer Ebene gedacht wird.

Das Ergebnis der Politikerbefragung durch die Zeitungschefs fand seinen Niederschlag in zumeist doppelseitigen, groß aufgezogenen, nahezu identischen Berichten. Was man als Leser daraus erfuhr, war allerdings von kaum unterbietbarer Banalität: Man las, dass sich Spindelegger und Faymann gegenseitig mit „Michael“ und „Werner“ anreden, dass sie einander zum Geburtstag gewöhnlich eine Flasche Wein oder ein Buch schenken, dass der Kanzler am Vizekanzler dessen Zuverlässigkeit schätzt und der Vizekanzler den Regierungschef als guten Bergkraxler lobt, dass keiner der beiden Spitzenpolitiker gegenüber dem anderen Neidgefühle verspürt und ähnliche Plattheiten.

Auch die Quasi-Fragen zur Politik waren von rührender Harmlosigkeit: Ob es stimmt, dass sich die Koalition auseinander gelebt hat, (sinngemäße Antwort: „Nein, nein, wir haben das Land durch die Krise geführt, das hat uns zusammengebracht“); ob unser Land da steht, wo es hingehört (Antwort: „Für Selbstzufriedenheit ist kein Anlass, aber man kann stolz darauf sein, wie Österreich dasteht), ob das Land auch nach der Wahl wieder eine große Koalition benötigt (die zustimmende Antwort Faymanns war vorprogrammiert); oder ob man garantieren könne, dass es 2014 kein weiteres Sparpaket geben werde, (Tenor der Antworten: Es wird keines geben, aber wer weiß schon, was passiert, wenn die Weltwirtschaft zusammenbricht…).

Was den Chefredakteuren ansonsten noch ermittlungswert erschien, waren die Fragen nach dem einerseits größtem Wurf und andererseits dem Tiefpunkt der ablaufenden Regierungsperiode, wie man es mit Frank Stronach hält, oder welche symbolhaften Signale des Sparens man der Bevölkerung geben möchte (Antwort: „Wir werden die neue Regierung um zwei Staatssekretäre verkleinern“).

Es ist unschwer zu erkennen, dass die analytische Genügsamkeit der Medienvertreter die beiden Parteichefs nicht in Verlegenheit bringen konnte. So flach wie die Fragen fielen die Antworten aus. Wer sich von der Lektüre der analogen Berichte (einheitliche Fragen, einheitliche Texte, einheitliche Veröffentlichung am 28. Juni) in den sechs Zeitungen einen Erkenntnisnutzen für die eigene Orientierung im Hinblick auf die kommende Wahl und zur genaueren Einschätzung der Koalitionspartner erhoffte, wurde bitter enttäuscht.

Nicht einmal angetippt wurden die Rezepte von Rot und Schwarz zur Sicherung der Arbeitsplätze. Keinerlei Neugier zeigten die Medienvertreter an den Antworten der Regierungspartner, was sie unternehmen wollen, um die Sippenhaftung Österreichs für die maroden EU-Mitglieder zu verhindern, welche Rezepte sie zur Schadensbegrenzung des Alterungsprozesses (Mangel an Ärzten, Ingenieuren, Pflegepersonal, Polizisten, Automechanikern, Installateuren, Kellnern etc.) parat haben, wie sie die Innovationsfreudigkeit einer spätestens ab 2030 vergreisenden Bevölkerung sicherstellen wollen, ob sie das Heil des Landes in einer verstärkt regulierten oder deregulierten Gesellschaft erblicken und anderes mehr.

Man könnte das Kapitel über das publizistische Possenspiel damit abschließen und den Vorgang in den Bereich des Kuriosen und Episodenhaften verweisen, wenn es da nicht auch eine demokratiepolitische Komponente zu bedenken gäbe.

Zum näheren Verständnis ist daran zu erinnern, dass ein funktionierendes demokratisches Staatswesen nicht nur auf der Meinungsfreiheit, sondern auch der Meinungsvielfalt beruht. In einem Land mit lediglich 17 Tageszeitungen, ganz wenigen (noch dazu meinungskonformen) politischen Magazinen und dem Monopol des ORF im audiovisuellen Bereich ist das Erfordernis der Meinungsvielfalt und der Auswahlmöglichkeit unterschiedlicher Standpunkte besonders schwer herzustellen. So betrachtet, war es ein flagranter Verstoß gegen ein demokratisches Grundprinzip, als sich die sechs Printmedien, (also nahezu ein Drittel der Tageszeitungen), zu einem pseudo-kritischen journalistischen Spektakulum verbündeten und den Spitzen der Koalition standardisierte Fragen stellten, die einen minimalen Erkenntniswert besitzen.

Das war kein hartes Kreuzverhör zum Zweck des Informationsgewinns, sondern eine Umarmung derer, die an den Hebeln der Macht sitzen. Es war ein journalistischer Schongang, der durch die Gleichschaltung der Fragen und die einheitliche Verbreitung der Antworten ungewollt an die gelenkte Presse in totalitären Systemen erinnert. Verstärkt wird das fatale Gleichnis durch die Tatsache, dass die vielleicht wichtigste Frage, nämlich jene, worin sich SPÖ und ÖVP angesichts ihrer im Interview bekundeten Gemeinsamkeiten eigentlich unterscheiden, nicht gestellt wurde.

Und noch eine Frage blieb ungeklärt. Sie ist mit einem Trauerflor umhüllt und lautet: Worin unterscheiden sich eigentlich unsere Medien?

Andreas Kirschhofer-Bozenhardt war langjähriger Leiter des renommierten Meinungsforschungsinstituts Imas.

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Märtyrer und Jihadisten – Vorbild für Jugendliche in Österreich und Europa? drucken

In den islamischen Ländern ist eine deutlich steigende Tendenz hin zur sozialen Radikalisierung – verbunden mit einem Mangel an demokratischem Verständnis sowie politisch organisierten Versuchen, die Religion für politische Zwecke auszunützen und damit vor allem auf junge Menschen durch Dogmen und leere Versprechungen Einfluss zu üben – zu bemerken.

Gleichzeitig erlebt die Minderheit islamistischer Fundamentalisten durch ideelle und materielle Unterstützung ihre Blüte in Österreich, während die islamische Glaubensgemeinschaft bloße traditionelle Bräuche willkürlich als islamische Glaubensregeln anerkennt.

Die Terror-Organisation Hamas kann mit Hilfe fundamentalistischer Kräfte seit Jahren viel Geld sammeln. Österreich und der Westen erleichtern durch ihre verharmlosende Sicht der Dinge die Radikalisierung.

Gebetsvereine wurden nach „Märtyrern” und Jihadisten benannt oder nach verlorenen islamischen Gebieten (Al-Andalus), wie es etwa die Muslimbruderschaft tut. Ein „Prediger” nennt christliche Österreicher öffentlich Nachkommen von Affen und Schweinen. Dennoch arbeitet er weiter mit seiner Frau in Graz ohne Qualifizierung als islamischer Religionslehrer. Ein anderer bekannter „Prediger” in Wien war islamischer Religionslehrer bei der IGGiÖ (islamische Glaubensgemeinschaft), und hetzte in dieser Funktion gegen die Verehelichung muslimischer Männer mit Christinnen und Jüdinnen: Westliche Frauen seien Huren,  den Papst nannte er ungestraft einen Narr und unwert, ein Nagel der Sandale des Propheten Mohammed zu sein.

Dennoch erhält er großzügige finanzielle Unterstützung zu seinem Tag der offenen Moschee. Kürzlich sind etliche österreichische Staatsbürger offiziell der Muslimbrüder-Partei in Ägypten beigetreten.

Viele Prediger sagen: Allah, lass den Islam und die Muslime siegen über ihre Feinde, darunter Juden und Christen, vernichte sie, verwitwe ihre Frauen und mache ihre Kinder zu Waisen.

Es ist wenig über den Verbreitungsgrad und die Wirkung islamistischer Medien in Europa bekannt. Fest steht aber: Zahllose Portale und Websites, Fernsehsender und Zeitungen verbreiten offen radikal-islamistisches Gedankengut. Ihr Einfluss auf hier lebende Muslime wird unterschätzt; ihnen hilft die falsche Integrationspolitik ebenso, wie die Unterstützung radikaler Islamisten durch die Parteien, die Muslime als billige Wählerstimmen sehen. Diese passive Haltung birgt für die Zukunft Österreichs und Europas viele Gefahren in sich.

Mehrere radikal-islamistische Websites aus Österreich verbreiten Hass, greifen ungehindert Andersdenkende an und verteufeln Symbole anderer Religionen – vor Allem christliche und jüdische – und dennoch sind ihre Vertreter bei offiziellen Empfängen immer vertreten.

Wir haben bereits Vieles aufgedeckt: Z.B. wurde das Buch des Hasspredigers und Befürworters von Selbstmord-Attentaten und Jihadisten, Yusuf al-Qaradawi, aus dem Religionsunterricht in den Schulen abgezogen.

Wir warnen eindringlich vor der weiterhin grassierenden Blindheit, der radikale und salafistische Islam wird dadurch mit offizieller Hilfe in Österreich und Europa zunehmend salonfähig gemacht.

Amer Albayati, geb. 1942 in Bagdad, ist Journalist und Islam- sowie Terrorexperte. Er ist Mitbegründer der Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) und der beantragten, neuen Islamisch-Europäischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IEGÖ). www.initiativeliberalermuslime.org

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Boulevarddemokratie im Wahljahr drucken

Eine funktionierende Demokratie ist auf eine wirksame Kontrolle durch kritische Medien angewiesen. Die so genannte „vierte Gewalt“ haben Mächtige immer wieder zu spüren bekommen, von Richard Nixon in der Watergate-Affäre über die heimischen Skandale (AKH, Bauring, Noricum, Lucona) bis zu aktuellen Fällen weltweit (Stichwort Wikileaks).

In vielen Ländern funktionieren die Medien recht gut als Korrektiv der Mächtigen, in Österreich ist in den letzten Jahren hingegen ein gegenteiliger Trend festzustellen: Eng mit der Politik verschränkte Medien werden dieser Aufgabe immer weniger gerecht, ja – im Gegenteil! – sie verbünden sich mit der Politik und treten mit Kampagnisierungen selbst als Player in der politischen Arena auf.

Diese Asymmetrie der österreichischen Medienlandschaft hat mehrere sehr spezifische Ursachen, denn die Liste der medialen Sündenfälle ist lang. Im Printbereich sind vor allem die kartellrechtlichen Fehlleistungen bezüglich Mediaprint (1988) sowie die „Formil-Fusion“ (2001) hervorzuheben, dazu kommen auch noch andere wirtschaftliche Verflechtungen innerhalb der kleinräumigen österreichischen Medienlandschaft, die die oligopolartigen Zustände verstärken.

Im audiovisuellen Bereich haben wir einen Staatsrundfunk, der in Folge einer gezielten Personalpolitik durch vier Jahrzehnte hindurch heute politisch alles andere als unabhängig oder objektiv ist. Zwar hat der ORF stark Marktanteile verloren, hält aber im Informationsbereich immer noch eine wichtige Position.

Ein weiteres Charakteristikum der heimischen Medienlandschaft ist die weltweit einzigartige Stellung einer Boulevardzeitung („Kronen Zeitung“) mit einer Reichweite von über 37 Prozent und mit damit 2,7 Millionen Lesern täglich! An diese dominierende Stellung kommen auch so bekannte Boulevard-Giganten wie etwa die deutsche „Bild-Zeitung“ oder die britische „Sun“ nicht annähernd heran.

Schon 2010 stellte Fritz Plasser fest: Die „Kronen Zeitung“ ist „ein potenter innenpolitischer Macht- und Einflussfaktor und repräsentiert (…) das informelle Gravitationszentrum österreichischer Innenpolitik“. Am 18. Februar 2013 wurde er in einem „profil“ Interview noch deutlicher: „Österreich ist eine Boulevarddemokratie. Der Boulevardsektor sucht im europäischen Vergleich seinesgleichen und betreibt seit vielen Jahren in informeller Koalition mit politischen Akteuren redaktionellen Populismus, der den politischen Populismus verstärkt. Die Boulevardkampagnen gehen weit über das hinaus, was die deutsche „Bild“-Zeitung betreibt, und werden zudem mit Steuergeldern alimentiert.“

„Krone“ und ORF-TV stellen laut Plasser „zwei mediale Macht- und Meinungszentren“ dar, zu denen mittlerweile wohl auch „Heute“ und „Österreich“ gehören. Man denke etwa nur an die Beeinflussung der letzten Nationalratswahlen, vor allem durch die „Kronen Zeitung“, sowie an die einseitige Berichterstattung anlässlich der Wehrdienstbefragung.

Wahlverhalten bei der Nationalratswahl 2008

Stimmenanteil (Prozent) SPÖ ÖVP FPÖ Grüne BZÖ
„Krone"-Leser (ausschließlich)

39

17

26

1

12

Leser anderer Zeitungen

24

32

11

16

7

Quelle: GfK Austria, telefonische Wahltagsbefragung 2008

Als ob die Segnungen mit diesem Produkt der täglichen Trivialisierung noch nicht genug wären, haben sich in den letzten Jahren – gegen den internationalen Trend des Zeitungssterbens! – zwei weitere Boulevardblätter am Markt etabliert, die heute mit rund einer Million Leser („Heute“) beziehungsweise 680.000 Lesern („Österreich“) bereits Rang zwei und vier in der österreichischen Presselandschaft belegen. Kumuliert mit der „Krone“ haben diese drei Blätter über 4,3 Millionen Leser täglich! Das erklärt ihre Kampagnenmacht und ihre nicht unbeträchtlichen Möglichkeiten der Beeinflussung der öffentlichen Meinung. (Dagegen nimmt sich die so genannte Qualitätspresse wie etwa die „Presse“ oder die „Salzburger Nachrichten“ mit rund je 260.000 Lesern oder der „Standard“ mit etwa 360.000 Lesern vergleichsweise bescheiden aus.)

Zeitungsparadies Österreich

Während etwa vor kurzem die „Frankfurter Rundschau“ und die „Financial Times Deutschland“ schließen mussten, sowie auch in den USA reihenweise Tageszeitungen zugesperrt werden, weil sie einerseits von den audiovisuellen Medien sowie andererseits insbesondere durch den Vormarsch des Internets unter Druck geraten, wurden hierzulande neue Zeitungen gegründet.

Sind die ökonomischen Gesetze für Österreich aufgehoben? Mitnichten – die neuen Zeitungen in Österreich verdanken ihre wirtschaftliche Existenz dem massiven Einsatz von Steuermitteln, mit denen sich Ministerien, Landesregierungen, öffentliche Stellen und Unternehmungen mittels Inseraten Wohlmeinung und positive Berichterstattung kaufen.

Der Autor hat diese beklagenswerte Entwicklung neulich bei einem Vortrag in Deutschland thematisiert und ist auf generelles Unverständnis gestoßen. Rechnet man die österreichischen Regierungsausgaben für Eigenpropaganda (rund 200 Millionen) auf deutsche Verhältnisse um, dann würde das bedeuten, dass Deutschland rund zwei Milliarden Euro für Regierungseigenwerbung zur Verfügung hätte. Die deutsche Praxis sieht allerdings anders aus: Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hatte schon 1977 auf Antrag der CDU die SPD/FDP-Regierung verurteilt, weil sie durch „Anzeigenserien, Faltblätter und sonstige Publikationen (…) für Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit unter Einsatz von Haushaltsmitteln“ das Grundgesetz verletzt hatte. Seitdem gibt es in unserem Nachbarland derartigen Unfug nicht mehr, ebenso wenig wie in anderen zivilisierten Ländern.

Aber Österreich ist anders. Der öffentliche Protest hielt sich in Grenzen, was ja niemanden wundern wird, denn die Medien, die von dieser korrupten Praxis profitieren, wollen sich das gute Geschäft nicht verderben. Ja wir haben die perverse Situation, dass Medien, die selbst Korruption aufdecken sollten, sich gegen Bezahlung zu Partnern und Helfershelfern politischer Kräfte machen.

Aber den einen oder anderen bissigen Kommentar gab es doch, insbesondere in Medien, die vom Füllhorn politischer Zuwendungen weniger profitierten. Und die Politik hat reagiert. Man hat aber nicht den anständigen Weg gewählt, diese Exzesse abzustellen, sondern man hat ein „Medientransparenzgesetz“ beschlossen, das lediglich dafür sorgt, dass derartige Inserate gemeldet werden, sodass der Rechnungshof und damit auch die Bürger nachträglich Rechenschaft darüber bekommen, welche Stelle wie viel Geld in welchen Medien verpulvert hat. Wer gehofft hatte, dass damit dieser Inseratenwahnsinn weniger werden würde, wurde enttäuscht: Die Ausgaben haben dramatisch zugenommen, denn jetzt ist ja nach den Buchstaben des Gesetzes die Bestechung legalisiert. Wenn man brav meldet, kann man Steuergelder in beliebiger Höhe verbrennen. Es gibt weder eine gesetzliche noch eine moralische Grenze – ein Blankoscheck für die rücksichtslose Verschwendung von Steuergeld (und das noch dazu in Zeiten, in denen wir alles andere als ausgeglichene Budgets haben).

Allein im zweiten Halbjahr 2012 inserierten Ministerien, Länder und öffentliche Stellen um 102,5 Millionen Euro (davon über ein Fünftel allein die Gemeinde Wien!). Und das in einer relativ politikschwachen Zeit ohne Wahlen oder Volksbefragungen. Man wird also nicht sehr falsch liegen, für das Wahljahr 2013 einen Betrag jenseits von 200 Millionen Euro aus Steuergeldern für die Selbstbeweihräucherung der Politik anzusetzen; bereits im ersten Quartal des heurigen Jahres wurden 42 Millionen Euro versenkt – aber da hatte der Wahlkampf ja noch nicht richtig begonnen.

Kein Wunder, dass sich viele angewidert von diesen Medien abwenden, was den Trend – vor allem bei jungen Menschen – verstärkt, sich der neuen elektronischen Konkurrenz zuzuwenden. Dennoch haben aber die etablierten Medien (die ja auch im Internet vertreten sind), gerade dank der problemlosen Finanzierung nach wie vor einen wichtigen Anteil an der politischen Meinungsbildung („share of voice“). An den mageren Verkaufszahlen von „Österreich“ (dort, wo das Blatt nicht als Gratiszeitung auftritt) sieht man, dass „Heute“ und „Österreich“ als Kaufzeitungen wohl nicht bestehen könnten. Als Gratiszeitungen, die großzügig verteilt den öffentlichen Raum verunreinigen, werden sie aber doch wahrgenommen und zumindest überflogen, und mehr Aufmerksamkeit würde man einem Flugblatt einer politischen Partei wohl auch nicht widmen.

Während diese Boulevardmedien mit ihrem Primitivjournalismus, bestehend aus Trivialisierung, Hysterisierung und Skandalisierung, höchst bescheidene mediale Qualität bieten, sind sie also als massenmediale Flakhelfer von größter Bedeutung.

Es werden auch im heurigen Wahljahr wieder die stark der SPÖ zuzurechnenden Medien (vom Küniglberg bis „Heute“) ihre „guten“ Dienste verrichten, wovon man sich bereits täglich überzeugen kann. Die ÖVP, die es seit Jahrzehnten verabsäumt hat, sich ernsthaft mit Medienfragen auseinanderzusetzen, hat kein erkennbares Medienkonzept und keine Medienstrategie. Es wird schwer werden, gegen diese geballte Meinungsmache anzukämpfen.

Prof. Dr. Herbert Kaspar ist Herausgeber der ACADEMIA, der Zeitschrift des österreichischen Cartellverbandes. Dieser Kommentar ist der Juni-Ausgabe entnommen.

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Vom Wilhelminenberg zum Küniglberg – über beiden Gipfeln ist Ruh drucken

Der Mantel des Schweigens, den die Mainstream-Medien über einen der größten Missbrauchsskandale der zweiten Republik breiten, wird immer unerträglicher.

Als es in den Reihen der katholischen Kirche ähnliche Vorfälle gab, kannte der Kampagnenjournalismus keine Grenzen. Seit die Sozis in ihrer Heimstätte am Wilhelminenberg noch viel schlimmere Übergriffe zu verantworten haben, ist die Berichterstattung aus den Schlagzeilen verschwunden. Keine täglichen ZiB-Nachrichten vom Küniglberg, keine Hintergrundberichte in „Thema", keine Wiener Rothauspolitiker für Stellungnahmen im „Report", kein „im Zentrum" oder „runder Tisch" zur Aufarbeitung der Vorkommnisse bzw. über die Möglichkeit einer Verurteilung der Täter. Irgendwann wurde nur lapidar verlautbart, die meisten weilen nicht mehr unter den Lebenden, der Rest bleibt anonymisiert!

Außerdem hat man angeblich bereits nach Schließung des Heimes alle Akten vernichtet (vorsorglich?). Die Kommission betont freilich, dass eine solche Vorgangsweise unüblich ist!

Es gilt die Unschuldsvermutung, wie natürlich bei allen weiteren hier geäußerten Verdachtsmomenten.

Zwingend notwendige Schritte

Und nun wird erst das wahre, hässliche Gesicht der Genossen sichtbar. Seit wann schrecken diese Heuchler davor zurück, auch über Tote zu Gericht zu sitzen und ihnen alle Rechte und Verdienste abzuerkennen? Nur wenn es sich dabei um Verantwortliche in den eigenen Reihen handelt? Wenn sie ihre strengen Maßstäbe bei sich selbst anlegten, müssten jetzt, nach den nicht mehr zu leugnenden Ergebnissen der Kommission unter der den Sozialisten treu ergebenen Vorsitzenden Barbara Helige, die einzig logischen Schritte dort folgen, wo man keine gerichtlichen mehr setzen kann.

Maria Jacobi war von 1959 bis 1973 die erste amtsführende SPÖ-Stadträtin Wiens und zuständig für das Wohlfahrtswesen. In ihre Amtszeit fällt der Großteil des Wilhelminenberg-Skandals.

Die Helige-Kommission kommt zu dem Schluss, dass ihr die Missstände „in vollem Ausmaß bekannt" gewesen sind. Ab Mitte der 1960er-Jahre ist deutlich dokumentiert, dass es massive Beschwerden von Eltern, Jugendämtern und auch Erziehern gegeben habe.

Obwohl der Umgang mit den Heimkindern allen Rechtsvorschriften widersprach, schritt die damalige Stadträtin nicht ein. Jacobi ist Ehrenbürgerin der Stadt Wien, liegt in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof und nach ihr ist ein Pensionistenheim sowie eine Gasse in Erdberg benannt.

Das große Aufräumen ist angesagt! Die SPÖ muss nach diesen Erkenntnissen unverzüglich handeln: Aberkennung des Ehrengrabes und des Ehrenbürgertitels, Umbenennung der Gasse und des Pensionistenheimes. Bei allen anderen Parteien hätte sie keinerlei Hemmungen diese Forderungen mit Hilfe des entsprechenden Medien-Trommelwirbels durchzuziehen.

Für die Nachfolgerin von Maria Jacobi, die hoch dekorierte SPÖ-Stadträtin Gertrude Fröhlich-Sandner, ebenfalls mit Ehrengrab sowie mit Straßennamen und einem nach ihr benannten Campus geehrt, gilt genau dieselbe Vorgangsweise, welche da lautet: Aberkennung all dieser Ehrenauszeichnungen. Denn auch sie muss aus der 1974 von Ex-Nationalratsabgeordneter Irmgard Karlsson verfassten Studie „Verwaltete Kinder" über die katastrophalen Zustände in Wiens Kinderheimen gewusst haben, die der damaligen Stadtregierung zur Kenntnis gebracht, jedoch von dieser totgeschwiegen wurde.

Sollten diese Maßnahmen unterbleiben, fehlt den Sozialisten jede Glaubwürdigkeit für zukünftigen Aktionismus!

Weitere Vertuschungsversuche?

Auch regt die Kommission weitere Untersuchungen über die Erziehungsheime wie z. B. auf der Hohen Warte und in Wimmersdorf an. Und wie geht der derzeitige zuständige SPÖ-Stadtrat Christian Oxonitsch damit um? Er spielt auf Zeit, es wird vertuscht und er lässt uns wissen, dass erst nachgeforscht werden muss, wie weit hier noch Aktenmaterial vorhanden ist. Spätestens da müssten sofort bei allen Medien und Oppositionsparteien die Warnglocken Sturm läuten. Ist hier wieder eine Datenvernichtungsaktion geplant, von der dann niemand mehr weiß, warum und wer sie in Auftrag gegeben hat?

So schaut sozialistische Vergangenheitsbewältigung in den eigenen Reihen aus. Entweder es wird Beweismaterial gnadenlos vernichtet, oder sie sind sich nicht zu blöd, die Ideologiekeule auszupacken und diese unfassbaren Gräueltaten der parteieigenen Genossen wie üblich anderen in die Schuhe zu schieben, indem sie wieder einmal mit der NS-Zeit und dem Katholizismus operieren. Angesichts dieser nicht mehr zu überbietenden Absurdität bleibt einem glatt die Sprache weg.

Wer gibt den Opfern eine Stimme?

Zu all dem hört und liest man ebenfalls so gut wie nichts von den zuständigen Oppositionsparteien. Die sind im Vorwahlkampf viel mehr mit Wohnungspreisen, Gebührendschungel, Inseratenkampagnen u.a.m. beschäftigt, jedoch kaum mit den Lebensumständen der ehemaligen Heiminsassen, für die sich bis jetzt keine Lobby gefunden hat.

Wo sind da unsere Gutmenschen von den diversen NGOs oder der Caritas? Jeder Kirchenbesetzer und Asylbetrüger ist ihnen wichtiger, als die heimischen Opfer sozialistischer „Wohlfahrtseinrichtungen".

An diesem entlarvenden Prüfstein zeigen sich einmal mehr die wahren Interessen der von linker Hand angefütterten Institutionen.

Abschließend bleibt zu hoffen, dass die bedauernswerten Betroffenen wenigstens finanziell noch eine ausreichende Entschädigung erfahren, denn die prägenden Erlebnisse kann niemand mehr ungeschehen machen. Dabei wäre noch zu beachten, dass diese finanziellen Abgeltungen nach dem Verursacherprinzip aus der parteieigenen SPÖ-Kasse kommen müssten (genauso wie bei der katholischen Kirche) und nicht aus öffentlichen Geldern!

Silvia Berger, Unternehmerin in Pension und engagierte Politikbeobachterin.

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Freibrief für das Intervenieren (durch die Genossen) drucken

Das Verfahren gegen eine massiv einseitige ORF-Berichterstattung ist beim Verwaltungsgerichtshof endgültig verloren gegangen. Trotzdem vielen Dank an die fast 600 Unterstützer, die sich gemeinsam mit mir gegen die Verwandlung des von allen Bürgern zwangsfinanzierten ORF zu einem reinen Parteienfunk zu wehren versucht haben. Es gibt ja doch noch Zivilcourage. Aber im konkreten Verfahren waren die Chancen zu jenem Zeitpunkt endgültig dahin, als im Verwaltungsgerichtshof der Präsident selbst den Vorsitz im urteilenden Senat übernommen hat. Ist dieser Präsident doch seit Jahrzehnten dafür bekannt, fast immer stramm an der Seite der SPÖ zu stehen. Warum sollte er eine solche Verhaltensweise knapp vor dem Pensionsdatum ändern?

Die Entscheidung des VwGH kann wohl nur als endgültige Entsorgung des im Gesetz für den ORF eigentlich ausdrücklich festgehaltenen Objektivitätsgebots verstanden werden und als Freibrief für die straflose und künftig absolut hemmungslose Intervention der Genossen im Gebührensender.

Kurz noch einmal die wichtigsten Fakten der Geschichte: In einer ZiB-Sendung hatte eine Redakteurin journalistisch völlig korrekt berichtet, dass Arbeiterkammer und Landwirtschaftskammer Parteien finanzieren. Das stimmt zumindest in der vom Staat bei seiner Steuereintreibung selbst immer praktizierten wirtschaftlichen Betrachtungsweise total.

Der Bericht enthielt aber streng formal eine kleine Ungenauigkeit: Die Finanzierung erfolgt nicht direkt über die Kammerorganisation, sondern über die parteipolitischen Fraktionen in den Kammern. Diese erhalten das üppige Geld dafür sehr wohl direkt von der Kammer. Und zwar genau zu dem Zweck der Parteienfinanzierung, auch wenn es natürlich nirgendwo festgeschrieben ist. Aber rein formal ist es eben nicht „die Kammer“, sondern es sind ihre Fraktionen, die ja alles bestimmen, was in einer Kammer geschieht. Ein toller Unterschied.

Das kommt einem in etwa so vor, wenn man schreibt, der Nationalrat habe etwas beschlossen. Und dabei waren es ja nur SPÖ und ÖVP (beispielsweise).

Wie auch immer. Das war ja nur als Vorgeschichte wichtig in Erinnerung gerufen zu werden. Denn erstaunlicherweise hat diese kleine Ungenauigkeit zu einer „Richtigstellung“ in einer weiteren ZiB geführt. Eine solche müsste der ORF hunderte Male im Jahr aus viel gravierenderen Anlässen machen und macht sie nicht. Diese Richtigstellung war dann aber wirklich endgültig ein Skandal. Und zwar gleich in zweifacher Hinsicht. Erstens wurde behauptet, dass die Kammern die Parteien nicht finanzieren; aber gleichzeitig wurde die entscheidende und bei objektivem Journalismus unverzichtbare Tatsache verschwiegen, dass es statt der Kammern halt die Fraktionen sind, welche die Parteisubventionen abwickeln.

Und zweitens wurde die Richtigstellung nur in Hinblick auf die Arbeiterkammer, nicht die Landwirtschaftskammer gemeldet. Der ORF hat im Verfahren selber zugegeben, dass die AK interveniert habe, die Landwirtschaftskammer eben nicht. Damit ist im Endergebnis die – sich korrekt verhaltende – Landwirtschaftskammer bestraft worden, die intervenierende Arbeiterkammer hingegen belohnt.

Der VwGH-Präsident aber schreibt: „die Verpflichtung, im Rahmen dieser einzelnen Sendung sämtliche potentiell Betroffenen (insbesondere alle Vertreter von Interessenvereinigungen und Kammern) zu Wort kommen zu lassen, um dem Objektivitätsgebot zu entsprechen, bestand hingegen nicht“.

Eine ziemlich provozierende Argumentation: Denn weder die von mir eingebrachte Beschwerde noch sonst jemand hatte verlangt, dass „alle“ und „sämtliche“ Interessenvertretungen zu Wort kommen hätten müssen. Das ist mit Verlaub eine rein polemische Unterstellung eines Gerichts. Verlangt war nur worden, dass man objektiverweise alle zwei Institutionen nennen hätte müssen, die auch schon Tags davor genannt worden sind. Oder dass man eben auf diese eigentlich überflüssige Richtigstellung der ersten Meldung verzichten hätte sollen.

Tatsache ist jedenfalls, dass bei beiden Kammern ja der gleiche kleine formale Umweg bei der Parteienfinanzierung über die (üppig versorgten und jeweils klare Parteifreunde habenden) Fraktionen gegangen wird.

Aber es hat halt nur der Genosse aus der AK beim Genossen im ORF angerufen. Und der VwGH findet da alles in Ordnung. Er fügt aber gleich hinzu, dass der ORF nicht verpflichtet wäre, jeden Anrufer zu beachten. Offenbar dann nicht, denkt sich der Leser des Spruchs, wenn der Anrufer halt kein Genosse ist.

Die Behauptung, dass auch bei manchen Richtern Anrufe von Genossen erfolgversprechender sind als andere, weise ich natürlich mit aller vom Gesetz verlangten Schärfe zurück.

PS: Muß man sich eigentlich mit Urteilen abfinden, die einem total ungerecht erscheinen? Wohl ja, solange man irgendwie das Gefühl hat, dass es im Lande trotz allem noch ein wenig demokratisch und ein wenig rechtsstaatlich zugeht. Auch wenn die Macht des Obrigkeitsstaats wie in Metternichs Zeiten ständig zunimmt. Schließlich müssen sich auch die Amerikaner damit abfinden, dass das Oberstgericht am gewählten Gesetzgeber vorbei Recht setzt. Etwa zuletzt in Sachen Schwulenehe. Aber ich bekenne mich zu einem alten Spruch: Aufgeben tut man nur einen Brief. Und der Sieg der Partei der Macht, der Manipulation und Intervention ist nie ein endgültiger. Daher kämpfe ich weiter.

PPS: Auch wenn SPÖ und ORF es anders ausstreuen: Ich versichere, dass ich keine Sekunde in irgendeiner Form mit der Landwirtschaftskammer zu dem Thema Kontakt hatte. Ich hatte vielmehr geglaubt, der konkrete (an sich gar nicht sonderlich wichtige) Fall weist die Unobjektivität des ORF in einer Deutlichkeit nach, an der auch Gerichte nicht vorbeigehen können. Zahllose Meinungsumfragen zeigen ja, dass eine große Mehrheit der Österreicher sehr wohl diese Schlagseite sieht. Dennoch sprechen interessanterweise auch die nicht ganz linken Zeitungen diese Schlagseite kaum an. Denn ihre Redakteure wollen ja so wahnsinnig gern in die (gut bezahlte) Pressestunde oder zu anderen ORF-Auftritten geladen werden. Sie glauben, das hilft bei der Auflage. Das zeigt, wie sehr die Monopolmacht des ORF nach wie vor besteht.

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Die Tschechen habens einfach besser drucken

Irgendwie muss ich die Tschechen beneiden. Sie haben einfach die viel schöneren Skandale. Sie haben keinen Präsidenten, der die nichtssagende Langeweile in Person ist. Sie haben keinen Regierungschef, der zwar seine Karriere jahrelang aus der Kassa der Staatsbahn und Autobahn-Gesellschaft finanziert hat, der aber dennoch sorglos bleiben kann, weil die Staatsanwälte es nicht wagen, ihm deswegen einen Prozess zu machen. Die Tschechen haben von allem das Gegenteil.

Neuerdings können sie sich sogar berühmen, dass ihr Regierungschef wegen einer richtig gschmackigen Sex-and-Crime-Geschichte mit einer ordentlichen Würze aus Geheimdiensten und Eifersucht zurücktreten musste. Der Mann ist zwischen seine Ehefrau und seine Kabinettschefin geraten, die ihm in letzter Zeit viel näher zugetan war als die eigentlich Angetraute.

Diese Dame hat die Ehefrau geheimdienstlich überwachen lassen. Sie hat selbst ein heftiges Plagiatsproblem am Hals. Und sie hat auch gleich - möglicherweise im Auftrag - drei Abgeordnete geschmiert, um ihrem Herzbuben den Job zu retten.

Sehr humorlos und für einen Österreicher undenkbar, wie die tschechischen Strafverfolger darauf reagiert haben. Sie haben ungeniert und überfallsartig Razzien im Büro von Herrn Necas durchgeführt und die Kabinettschefin einfach festgenommen.

Bei uns in Bagdad hingegen ist das alles undenkbar. Hier füllen die Zeitungen ihre Spalten und noch mehr das Fernsehen seine Sendeminuten mit dem  peinlichen europa- und sicherheitspolitischen Herumstottern der Regierungsspitze. Sie nehmen das auch noch ernst. Und lassen die Skandale unter dem Teppich.

Dabei hat sich Necas politisch durchaus große historische Verdienste erworben, die nun alle im Hormonkrieg untergehen: Er hat so viel für die Versöhnung mit den Sudetendeutschen getan wie kein anderer tschechischer Regierungschef. Er hat auch eine grundvernünftige Wirtschaftspolitik betrieben. Und jetzt muss er wegen ein bisschen Korruption zurücktreten. Das kann der Österreicher nicht wirklich verstehen.

Freilich kann sich der Österreicher die meisten Necas-Episoden bei einem Werner Faymann nicht wirklich vorstellen. Etwa dass sich mehrere Frauen um diesen raufen würden. Oder dass sich der Mann jemals in irgendeiner historischen Hinsicht Verdienste erwerben würde. Oder dass er seine Abgeordneten schmieren müsste, weil die sonst eigenständig abgestimmt hätten. Oder dass ihm jemand angesichts seiner totalen Reformverweigerung eine grundvernünftige Wirtschaftspolitik nachsagen würde. Oder gar, dass die Staatsanwälte wagen würden, Faymanns Unsauberkeiten mit Razzien und Verhaftungen aufzurollen.

Denn die Zeitungen ignorieren manche Taten dieses Mannes wie einst die Liebesaffären im Hause Habsburg. Fast nirgendwo liest man über Faymanns Korruptionsaffären. Auch die Tatsache, dass sein Maturazeugnis oder ein sonstiger Beweis eines Schulabschlusses leider, leider unauffindbar ist, wird nirgendwo sonderlich thematisiert; ebensowenig der seltsame Umstand, dass im Lebenslauf des Mannes ein sich über fünf Jahre erstreckendes schwarzes Loch klafft. In anderen Ländern würden solche Dinge hingegen politische Erdbeben auslösen.

Eigentlich wäre der Mann also doch zumindest in dieser Hinsicht durchaus interessant. Dennoch machen ihn die Zeitungen und die televisionären Hofberichterstatter so uninteressant, indem sie auf politisch relevante Aussagen des Mannes warten. Vielleicht sollten sie einmal bei den heutigen Tschechen Journalismus lernen.

Auch mit ihren Staatspräsidenten sind uns die Tschechen voraus. Da hatten sie zuerst Vaclav Klaus, den blitzgescheiten und ständig mieselsüchtigen Ökonomen, der es geradezu liebt, Gesprächspartner, die er gering schätzte, öffentlich fertig zu machen. Da er – ein wirklich liberaler Ökonom – die EU besonders gering schätzte, machte er sie besonders oft fertig. Freilich, ohne dass dort jemand auf ihn hört. Leider.

Und jetzt nahtlos Milos Zeman. Wie sehr muss sich jeder Journalist nach einem solchen blutvollen Menschen sehnen! Da gibt es immer genug Saftvolles zu schreiben. Etwa darüber, dass Tschechien keine Auslandsbotschafter mehr ernennen kann, da sich Präsident und Außenminister einen öffentlichen Watschentanz um die Besetzungen liefern. Noch pikanter: Dabei geht es vor allem um die Frau des Vorgängers, die Zeman zur Botschafterin machen will, während sich der Minister weigert.

Dunkel werden sich übrigens manche erinnern, dass auch in Österreich die Frau eines früheren Präsidenten als Botschafterin entsorgt wurde. Nur gab es da Null öffentliche Debatten. Alle Involvierten knirschten zwar insgeheim mit den Zähnen, aber niemand widersprach offen den Avancement-Wünschen der Dame. Außenminister Schwarzenberg tut das hingegen mit erstaunlicher Härte gegen Frau Klaus.

Zeman gibt aber auch sonst viel her: Er fällt immer wieder durch seinen exzessiven Alkoholkonsum auf. Dadurch werden viele seiner Auftritte zu wackeligen Sachen. Aber als echter Tscheche bekennt er sich offen dazu und rechtfertigt sich mit dem Bonmot, dass Hitler ein Abstinenzler und Churchill ein fester Trinker gewesen seien. Ein Vergleich, der zumindest schmunzeln lässt.

Bei uns hat freilich schon jeder Jüngstpolitiker vor dem ersten Auftritt im Gemeinderat längst gelernt: Vergleiche, in denen Hitler vorkommt, sind absolutes No-Go. (Denn irgendein Grüner würde darin sicher irgendetwas Entsetzliches, Auschwitz weit Übertreffendes erkennen).

Zeman – eigentlich ein Sozialist! – hat auch politisch total unkorrekt einen homosexuellen Universitätsprofessor brüskiert. Er hat ihm brüsk die sonst üblich persönliche Ernennung verweigert. Bei uns hingegen bekommt ja schon jedes Kindergartenkind behördlich vermittelt, dass eigentlich nur Homosexuelle wirklich gute Menschen sind.

Zeman steckte es schließlich auch mit einem lockeren Schmäh weg, als Faymann beim jüngsten Wien-Besuch Zemans einfach keine Zeit für ihn hatte. Das ist zwar gegenüber dem Staatspräsidenten eines Nachbarstaats eine grobe Ungehörigkeit, aber Zeman lachte nur. Die tschechischen Zeitungen haben den Eklat groß thematisiert. In Österreich freilich werden solche Sachen von den medialen Hofberichterstattern brav unter den Teppich gekehrt (es könnte ja ein Inserat ausbleiben).

Irgendwie bekommt man da als Österreicher ob der grauen Mäuse in der Politik und der dank vieler Inserate zahnlosen Medien Minderwertigkeitskomplexe. Zum Glück fällt einem da aus der Vergangenheit doch noch ein Name ein: Thomas Klestil. Auch bei ihm gab es immerhin schlimme Alkoholexzesse. Der Unterschied: Nur ein Privatsender wagte, diese zu zeigen. Und auch Klestil wurde zwischen zwei Frauen geradezu zerrieben.

Freilich: Die – für andere – lustigen Seiten an Klestil wurden lang geheimgehalten (nämlich die Affäre um die Zweitfrau, die dann die Erstfrau verdrängte). Oder sie wurden bis zum Tod nie zugegeben (nämlich sein Alkoholproblem, das eng mit seinen Frauenproblemen zusammenhing). In Österreich passten höchstens die Nachrichtendienste auf, dass Klestil beim Stelldichein im Rennverein abgeschirmt blieb.
Nur in einem Punkt glich er Vaclav Klaus. So wie der Tscheche erfolglos die EU mahnte, so blieb Klestil innerösterreichisch erfolglos. Nämlich mit seinen Koalitionswünschen. Er hatte ja geglaubt, im Trio Infernal mit Krone-Boss Hans Dichand und ORF-Boss Gerhard Weis seine Wunschkoalition gegen den Willen der Wähler- und Parlamentsmehrheit durchsetzen zu können.

Nur tat es Österreich damals sehr gut, dass Klestil erfolglos blieb, während es der EU gar nicht guttut, dass sie nicht auf Klaus gehört hat. Dann wäre es jedenfalls nie zur Schuldenexplosion gekommen.

Ganz ehrlich: Ich beneide die Tschechen. Da ist noch blutvoll was los. Und das Land ist nicht von lauter anämischen Gestalten und Nichtberichterstattern wie bei uns geprägt.

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Kärnten und seine geheimen Wohltäter drucken

Das ist das Schöne, wenn man an die Macht kommt: Plötzlich ist auch in dem von Haftungen und Schulden am schwersten belasteten Bundesland Österreichs auf geheimnisvolle Art jede Menge Geld da. Wie machen das die Kärntner nur?

Rot-Schwarz-Grün sind dort offenbar wirkliche Zaubermeister. Zuerst beklagen sie – völlig zu Recht – die unglaubliche Misswirtschaft der blau-orange-schwarzen Vorgänger. Die Hypo-Story zeigt sogar, dass nur das Mitleid (oder die Blödheit?) der Herren Faymann und Pröll das Bundesland 2009 vor einem Totalkonkurs gerettet hat. Da war es logisch, dass die Wähler die korrupten Geldscheinverteiler hinausgewählt haben.

Erstaunlich und nicht unmittelbar der Logik zugänglich ist jedoch, wie sich die Dinge sofort geändert haben, kaum sind die Nachfolger im Amt. Da sind plötzlich die Sparzwänge in den Hintergrund gerückt, und statt ihrer ist Big spender mit an Bord.

Zuerst wird in populistischer, wenn auch teurer Manier großzügig auf den Pflegeregress (bei Angehörigen von Pflege-Patienten) verzichtet; sehr zum Unterschied vom Nachbarn Steiermark, wo zwei Spitzenpolitiker ein ebenfalls überschuldetes Land nun kraftvoll sanieren und wirklich sparen.

Und nun erscheint ein geheimnisvoller „Kärnten-Report“ im „Standard“. Auf 16 Seiten findet man darin viele schöne Bilder der lokalen Politiker sowie nette PR-Geschichten über diese und Kärnten. Die Zeitung schreibt zwar korrekt im Impressum, dass das Ganze eine komplett entgeltliche Einschaltung ist – nur erfährt man nirgendwo, wer eigentlich gezahlt hat. Der recherchierfreudigen APA gegenüber dementieren jedenfalls alle Landesräte und Landesstellen, dass sie etwas gezahlt haben. Alles andere wäre ja nicht nur angesichts der leeren Kassen erstaunlich, sondern auch ein glatter Bruch des Gesetzes, das den Abdruck von Politikerbildern verbietet, wenn Steuergeld fließt.

Kärnten hat also offenbar einen geheimnisvollen Wohltäter gefunden, der einem total bankrotten Bundesland und vor allem dessen Politikern schöne Sachen spendiert und der dennoch in absoluter Anonymität verbleiben will. Eine andere Lösung des Kärntner Rätsels gibt’s ja nicht. Denn wenn Politiker garantieren, dass da kein Steuergeld geflossen ist, weder direkt noch indirekt, dann kann jeder gelernte Österreicher sicher sein, dass das auch hundertprozentig so stimmt.

PS.: Wer die Adresse des Wohltäters kennt, möge ihm bitte auch die Adresse des ausbauwilligen Tagebuchs mitteilen! Wir könnten damit noch viel schönere Dinge machen als der „Standard“. Ehrlich.

PPS.: Erstaunlich ist übrigens auch, dass die elektronische Medienabteilung des „Standard“, die sonst über jeden geknickten Grashalm in der Zeitungswelt berichtet, bisher die Angelegenheit total verschweigt. Dabei könnte sich das Blatt doch berühmen, dass unter der neuen Regierung die Wohltäter Kärntens auch gleich die ideologisch richtige Adresse gefunden haben . . .

PPS.: Die Angelenheit trübt ein wenig die berechtigte Anerkennung, die sich "Standard", "Presse" und "Wirtschaftsblatt" mit einem zwischen ihnen fixierten Transparenzpaket erworben haben. Demzufolge müssen die Redakteure neuerdings auch zumindest intern ihren Aktienbesitz offenlegen. Was an sich mehr als anerkennswert ist, da ja Gewerkschaft und Verleger bislang peinlich an dieser - auch von der EU verlangten! - Notwendigkeit gescheitert sind. Jetzt wärs halt noch schön, wenn man auch immer erfährt, wer Inserate finanziert. Denn: Wer das Gold, pardon: das Geld hat, macht die Regeln. Diesen Spruch und ein solches Verhalten hat ja der "Standard" dem Frank Stronach mehrmals vorgeworfen.

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Fußnote 452 : Das griechische Ende einer europäischen Hoffnung drucken

So schnell können sich Hoffnungen zerschlagen: Der griechische Staatssender darf wieder senden.

Das haben Höchstrichter und die linken Koalitionspartner der ausnahmsweise einmal mutig gewesenen Konservativen durchgesetzt. Logisch. Sie alle müssen ja den Spaß nicht zahlen. Den zahlen die anderen Europäer, auch die Wähler der EU-Sozialisten Schulz und Swoboda, die so lautstark für den griechischen Staatssender agitiert haben. Und so ist ein Hoffnungsfunke, dass in diesem Europa vielleicht doch einmal irgendwer mit Sparsamkeit Ernst macht, rasch wieder zerstoben. Niemand glaubt mehr an den offiziellen Kompromiss, dass irgendwann in Griechenland doch noch eine neue, sparsamere Anstalt gegründet wird. Haben doch die Gewerkschaftsjournalisten solche Versuche auch schon in den letzten Jahren torpedieren können. Bei Linkspolitikern hat man zwar eh nie was anderes angenommen, als dass sie Steuergeld beim Fenster hinauswerfen. Aber dass nun auch die Höchstgerichte eine immer unheilvollere Rolle durch die Sabotage von Sanierungsversuchen spielen, erschüttert nun doch ziemlich.

 

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Der Abzug vom Golan und die Rückkehr zur Schweigsamkeit drucken

Nur sehr oberflächlich hat es eine Logik, wenn die Bundesregierung jetzt die Schuld am peinlichen Golan-Abzug auf die UNO schiebt. Sie kann in keiner Weise bemänteln, dass der wahre Grund des Abzugs der Wahlkampf und die Orientierung der Politik nach den Winden des Boulevards ist. Womit sich im übrigen haargenau die Ereignisse des September 2008 wiederholen.

Einziger Unterschied: Der Schaden, der damals durch Werner Faymanns Opportunismus entstanden ist, belastet die wirtschaftliche und finanzielle Zukunft des Landes aufs schwerste. Der Schaden hingegen, der heute durch den angsthasigen Schnellabzug vom Golan entsteht, ist einer für die internationale Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Republik und ihrer Sicherheit.

Die Glaubwürdigkeit des Neutralitätsgetues ist endgültig zertrümmert. Das gilt auch für die Tausenden Sonntagsreden vom Bundespräsidenten abwärts, in denen man sich mit der Wichtigkeit der Friedenssoldaten aufgeplustert hat. Dennoch hört man jetzt von einem Heinz Fischer, dem Oberbefehlshaber des Heeres, kein Wort der Kritik an der Performance der Laiendarsteller in der von ihm bestellten Regierung. Aber das hat man eigentlich von einem Fischer ohnedies nicht erwartet. Die große Enttäuschung ist der Verteidigungsminister. Sein erster Fehler kann kaum mehr übertroffen werden und hat ihn rasch und total zum Schwachmann gemacht. Der so forsch auftretende Herr Minister hat aber wohl noch gar nicht begriffen, wie lächerlich heute das Heer im In- wie Ausland dasteht.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich habe nie an das jahrzehntelang identitätsbildende Konzept dieses Landes geglaubt. Dessen Kern lautet: Wir sind zwar neutral, wissen aber nicht, was das eigentlich bedeutet, außer aller Welt ständig gute Ratschläge zu geben; wir tun nichts für unsere eigene Sicherheit, plappern aber ständig über den Friedensbeitrag durch unsere UNO-Blauhelme.

Die Rolle der UNO ist seit langem eine absolut lächerliche. Ein Verein, in dem Russen, Algerier und einige Schwarzafrikaner beispielsweise – wie gerade derzeit – Deutschland als angeblichen Menschenrechtsverletzer auf die Anklagebank setzen können, ist nur noch absurd. Und die UNO-Mitgliedschaft reinste Geldverschwendung.

Österreichs Regierung hat jedoch seit Kreiskys und Waldheims Zeiten immer das Loblied der UNO gesungen. Jetzt aber soll auf einmal nach den Worten derselben Regierung die UNO schuld sein, dass Österreich – leider, leider – abziehen muss. Das Mandat der Golan-Truppen sei viel zu wenig robust, und die Ausrüstung suboptimal.

Beides ist richtig. Nur: Das weiß man seit Jahrzehnten und ist trotzdem auf den Golan gegangen. Und man ist dort geblieben, solange das Wetter der ärgste Feind war. Es gab dort nicht einmal Windmühlen, gegen die man als ein Don Quixote den starken Mann hätte mimen können. Manche werden jetzt erwidern: Erst durch den syrischen Bürgerkrieg sei alles anders geworden. Aber selbst wenn das stimmt, dann hätte es logisch zwingend die einzige professionelle Antwort geben müssen: Österreich hätte mehrfach und massiv, auf allen Kanälen und öffentlich von der UNO ein besseres Mandat für seinen Golan-Einsatz fordern müssen. Erst wenn dieser Vorstoß auf kein Gehör gestoßen wäre, hätte Österreich noch immer den Abzug fordern können.

Aber niemand hat auch nur einen Ton von einschlägigem Protest oder konkreten Forderungen gehört. Österreich, sein Bundeskanzlerdarsteller, dessen schwarzer Assistent und die hochbezahlte Diplomatie haben vielmehr behäbig geschwiegen. Dann haben diese Herrn über Nacht den Abzug vom Golan beschlossen. Nach mehr als drei Jahrzehnten ohne irgendeine Rücksprache oder Verhandlungsrunde! Und man reagiert seither nur noch hochmütig und trotzig.

Rotschwarz fühlt sich aber offenbar in gemeinsamen Dilettantismus sicher. Denn es gibt ja keine einzige relevante Oppositionspartei, die irgendwelche außen- und sicherheitspolitisch ernstzunehmende Inhalte oder Persönlichkeiten hätte. Da kann man dann ruhig selbst populistischen Mist bauen.

Österreich ist halt das, was es ist: ein paar völlig unbedeutende Promille der Welt, die in den letzten 60 Jahren enorm Glück hatten. Und die aber mittlerweile in Regierung wie Opposition nur noch die Politiker haben, die die Bevölkerung verdient.

 

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Griechenland: ein doppelter Grund zum Jubel und zur Angst für den ORF drucken

Es ist die beste Nachricht seit langem. Und es ist vielleicht der lange erwartete Wendepunkt einer sich langsam aufbauenden Entwicklung, die erst nach längerer Zeit dramatisch kulminiert: Griechenland hat seinen gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk zugesperrt. Die Bildschirme des staatlichen Senders bleiben seit einigen Stunden schwarz und die Radios tonlos. Das ist eine unglaublich positive Entwicklung. Sowohl in Hinblick auf die Ernsthaftigkeit der griechischen Sparversuche wie auch in Hinblick auf die sonstigen europäischen Staatssender mit ihren hemmungslosen Manipulationen auf Kosten der Zwangsgebühren. Siehe etwa ORF. 

Ein logischer Vergleich: Man stelle sich vor, welch freudige Welle durch Österreich ginge, wenn es keine monopolistisch einkassierten Zwangsgebühren und Steuergelder für den ORF mehr gäbe. Der Gewerkschafts-Journalismus würde zwar natürlich laut aufheulen, vielleicht würden so wie in Griechenland auch die anderen Medien in grenzenloser und die eigenen Interessen verratender Dummheit in Solidaritätsstreiks treten. Die Bürger aber würden wieder Freiheit erleben. Sie würden Befreiung aus den Klauen einer überbezahlten Mandarinenklasse spüren, die von zwangsweise eingetriebenen Beiträgen der Bürger lebt.

Ein Aus für den ORF wäre wohl auch eine gerechte Konsequenz nach den Jahren einer ideologisch völlig einseitigen Gehirnwäsche, welche die ORF-Programme den Bürgern antun. Diese Einseitigkeit hat der ORF in den letzten Stunden natürlich - natürlich? - auch in seiner Berichterstattung über die griechischen Entwicklungen praktiziert, wo er offenbar die griechischen Kollegen retten will. (Im PS findet sich ein weiteres noch skandalöseres Beispiel für diesen Monopolmissbrauch). Das Gebührenende wäre aber auch die logische Konsequenz aus der Tatsache, dass der ORF immer weniger gesehen und gehört wird.

Noch wichtiger ist die griechischen Fernsehsperre aber vor allem für die Glaubwürdigkeit des Landes. Diese wächst nun erstmals wieder. Diese lässt auch Griechenlands Gläubiger in Deutschland, Österreich und Umgebung erstmals wieder ein wenig hoffen. Diese Freude geht freilich von der Voraussetzung aus, dass die Athener Regierung nicht angesichts lautstarker Demonstrationen wieder wie schon mehrfach bei Sparmaßnahmen einknickt. Aber den Griechen sitzen nun doch mit wachsendem Erfolg die Zwangsverwalter der Gläubiger im Nacken. Und Gläubiger sind ja nicht zuletzt auch die Österreicher.

In der Tat läßt die in gewohnter Art erfolgte rasche Absetzbewegung einiger Minister von dem Sparbeschluss ein Einknicken befürchten. Auch klingt das Angebot der Regierung an die Staatsjournalisten stark intepretierbar: Man werde ohnedies später wieder einen Staatssender gründen, aber viel schlanker, mit viel weniger Personal, mit viel geringeren Gehältern. Und dort können sich dann die jetzt – mit durchaus relevanten Abfertigungen – gefeuerten Mitarbeiter wieder bewerben.

Dennoch: Zum ersten Mal muss man mit der Möglichkeit rechnen, dass der Sparkurs auch wirklich zum Erfolg führen könnte. Und das wäre eine tolle Leistung.

Griechenland hat sich bekanntlich selbst für den Verbleib im Euro und den damit verbundenen Sparzwang entschieden. Andernfalls hätte es aus dem Euro austreten müssen. Ein solcher Austritt wäre für das Land und seine Bürger jedoch viel weniger schmerzhaft und ökonomisch sinnvoller gewesen. Freilich wäre er für die stolzen Griechen demütigend gewesen. Er hätte bedeutet: Ausstieg aus dem Euro, Rückkehr zu einer eigenen Währung und regelmäßige Abwertung, sobald die Gewerkschaften die Wettbewerbsfähigkeit des Landes wieder durch ihre überzogenen Lohnforderungen demolieren.

PS.: Absolut skandalös und ein dramatischer Beweis für die Notwendigkeit, das griechische Fernseh-Zusperr-Beispiel auch nach Österreich zu transferieren, war die Berichterstattung des ORF über den Schlussbericht der Wilhelminenberg-Kommission. Dabei geht es weniger darum, dass der ORF über Missbräuche in kirchlichen Anstalten zahllose Male als Spitzenmeldung der Zeit im Bild berichtet hat, über den Wilhelminenberg hingegen nur unter Ferner liefen. Noch viel skandalöser, und nur noch mit der einstigen sowjetischen "Prawda" zu vergleichen, war die Art und Weise, wie die ZiB darüber berichtet hat. Immerhin ist sie ja noch immer jene politische Sendung, die das größte Publikum findet. In dem Beitrag wurde jedenfalls kein einziges Mal die verantwortliche Institution genannt! Man erfuhr lediglich die geographische Lage des Heimes, in dem über viele Jahre eine Unzahl von Kindern organisiert sexuellem Missbrauch zugeführt worden ist. Man erfuhr nicht einmal, wer nachher sämtliche Akten vernichten hat lassen. Nämlich wieder das rote Rathaus. Schon gar nicht gab es einen Hinweis über die Verwicklung von Politikern in die Verbrechen. Die Vorgänge auf dem Wilhelminenberg waren unbestreitbar viel schlimmer als die (ebenfalls bösen) Fälle, die aus kirchlichen Internaten bekanntgeworden sind. Aber weder der Moderator noch der Beitragstext erwähnten, dass das ein Heim der Gemeinde Wien (oder Stadt Wien oder Magistrat Wien) gewesen ist. Und im Gegensatz zu seriösen journalistischen Regeln wurde weder der Bürgermeister noch sonst ein Rathauspolitiker noch sonst jemand kritisch zu den organisierten Verbrechen vor der Kamera verhört. Aber was will man von einem Fernsehen, in dem ein ehemaliger AZ-Redakteur den Chefredakteur gibt, und ein ehemaliger Sozialistischer Studentenfunktionär den Generaldirektor?

 

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Tennis und die Schwulenehe drucken

Bei Sport-Nachrichten wird besonders viel gelogen und unter den Tisch gekehrt. Alles, was den Propagandisten des Spitzensports – also insbesondere den Sportjournalisten – unangenehm ist, wird ignoriert. Ob das nun Doping, Betrügereien, Geldverschwendung und Korruption sind. Und erst recht politische Themen.

Deswegen werden die meisten Fernseher nie erfahren, welche Kundgebungen das große Pariser Tennisturnier gleich auf mehreren Plätzen geprägt haben. Es waren nämlich Transparente gegen die französische Regierung und die Einführung der Schwulenehe.

Dabei wurde – für jene, die genauer hingeschaut haben, – auch deutlich, wie eng die Grenzen der Meinungsfreiheit heute in Frankreich schon sind. Also in dem Land, das einst die Menschenrechte auf den Kontinent gebracht hat. Gleich zwölf Zuschauer wurden einfach festgenommen. Lediglich einer hatte ein bengalisches Feuer entzündet, was man ja durchaus als legitimen Verhaftungsgrund ansehen kann. Andere, an ganz anderen Stellen, hatten bloß Transparente mit der Aufschrift: „Hilfe! Frankreich trampelt auf Kinderrechten!“ hochgehalten.

Das genügt schon, um festgenommen zu werden. Die Devise der Staatsmacht: Einsperren. Die Devise der Sportmedien: alles gesellschaftlich Relevante ignorieren. So haben ja fast alle von ihnen auch das T-Shirt-Bekenntnis des Fußballers Alaba zu Jesus ignoriert. Obwohl sie sonst sogar berichten, wenn Alaba die kleine Zehe wehtut.

PS.: Und irgendwie passt das auch perfekt zur Haltung der österreichischen Regierung. Wenn einmal unsere „Friedenssoldaten“ wirklich und ganz besonders benötigt werden, holen wir sie lieber heim. Denn es könnte ja gefährlich werden. Da schauen wir lieber weg.

PPS.: Dass das alles mit einer besonderen Vorliebe von Tennisspielerinnen für bestimmte Verhaltensweisen zusammenhängt, ist ein unbeweisbares Gerücht. Das wir natürlich streng zurückweisen.

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Werner und Michael machen sich rar - händchenhaltend drucken

Eigentlich kann man die beiden Koalitionszwillinge fast verstehen: Sie gehen der unendlichen Flut von Fernsehdiskussionen vor der Wahl weitgehend aus dem Weg. Wer nichts zu sagen hat, sollte auch nicht allzuviel zu sagen versuchen. Schon gar nicht, wenn er fast ständig auftreten muss. Diese aber auch für gewichtige Politiker unerträgliche Flut an Diskussionen ist durch zwei Faktoren ausgelöst worden (abgesehen von der Phantasiearmut der Fernsehmacher): Erstens durch die – völlig gleichberechtigte! – Teilnahme einer durch bloßen Fraktionswechsel einiger Hinterbänkler entstandenen Partei; und zweitens durch die wachsenden Ansprüche der Privatfernsehsender. Bundes- und Vizekanzler wollen sich daher mit nachvollziehbaren Gründen rar machen. Freilich kann man sie dabei nur „fast“ verstehen. Denn ihr Verhalten hat auch sehr bedenkliche Seiten.

Die Absagen der Herren Faymann und Spindelegger sind nämlich ganz eindeutig in Absprache erfolgt. Damit ist aber endgültig klar: Die beiden sind händchenhaltend dabei, auch schon die nächste Koalition vorzubereiten. Das kann man bei Faymann durchaus verstehen. Denn Rotgrün ist meilenweit von einer Regierungsmehrheit entfernt. Und sonst hat Faymann keine echten Alternativen zu Rotschwarz, also zu dem, was einst eine große Koalition war.

Bei Spindelegger kann man das viel weniger verstehen. Viele der schwarzen (Ex-)Wähler hätten es nämlich eindeutig vorgezogen, wenn die ÖVP zumindest ernsthaft auch die Alternative einer Rechtskoalition versuchen würde.

Gewiss: Eine Dreierkoalition ist keine einfache Sache, die in diesem Fall wahrscheinlich notwendig geworden wäre. Aber eine Koalition mit der SPÖ war und ist noch viel weniger einfach und für die Mehrheit der bürgerlichen Wähler die wahrscheinlich allerübelste Variante. Denn mit dieser Partei sind weder wirtschaftsliberale noch wertkonservative Positionen umsetzbar. In dieser Konstellation kann die SPÖ den ORF in demokratieschädlicher Weise wie Privateigentum behandeln.

Mit Blau und (wahrscheinlich) Stronach hat man wenigstens konservative Werte gemeinsam. Mit Stronach und (wahrscheinlich) Grün kann man wenigstens teilweise wirtschaftsliberale Positionen realisieren.

Mit Rot findet hingegen nur noch ein Kartell der Postenverteidiger statt. Dennoch hat die ÖVP nicht nur die Fernsehabsagen mit der SPÖ koordiniert, sondern realisiert auch gemeinsam eine Flut von Gesetzen, die allesamt schlecht sind. Die nur deshalb in den letzten Wochen vor der Wahl durchs Parlament gepeitscht werden, damit die Koalition etwas als erledigt bezeichnen kann. Die aber allesamt gegen den Willen der Mehrheit der bürgerlichen Wähler stehen. Ob das nun die Gesetzesbeschwerde ist (die statt zu der notwendigen Beschleunigung zu einer deutlichen Verlängerung von Zivilprozessen führen wird). Ob das die gemeinsame Lehrerausbildung ist (durch die die weisungsgebundenen Pädagogischen Hochschulen mit Universitäten gleichgestellt werden; und durch die die Volksschullehrerausbildung so stark verlängert wird, dass mit Garantie in Kürze viele Klassen ganz leer bleiben werden). Oder ob das die homosexuelle Stiefkindadoption ist (wo man sich keine Sekunde um die Interessen der Kinder geschert hat).

Besonders absurd ist das nun ebenfalls schnell durchgezogene Gesetz über Uni-Fusionen. Da muss selbst der Faymann nicht gerade fernstehende Verfassungsdienst zugeben, dass das ein völlig irrelevantes Gesetz ist. Es sagt nämlich nur: Wenn wir einmal eine Uni-Fusion machen wollen, dann machen wir ein Gesetz. Lächerlicher geht’s nimmer.

Einziger Zweck all dieser schlechten Gesetze und faulen Kompromisse: Die beiden können sich hinstellen und sagen, dass sie soundsoviel „Reformen“ beschlossen haben. Dabei haben sie von den wirklich notwendigen Reformen keine einzige beschlossen. Dabei wäre zumindest für die ÖVP jedes Mal ein „Nein, dann machen wir halt dieses Gesetz nicht“ die bessere Antwort gewesen.

Diese Huschpfusch-Gesetze in letzter Minute stehen noch dazu in einer Reihe mit früheren Gesetzen, mit denen ebenfalls die ÖVP ihre Wähler schwer enttäuscht hat. Dies gelang ihr etwa: bei der Verwandlung der (noch mit echter Leistungsdifferenzierung arbeitenden) Hauptschulen in Gesamtschulen (wo es keinerlei Leistungszüge gibt); bei der Verschärfung der Verhetzung (wo es keinerlei Entschuldigung ist, dass die Linke eine noch stärkere Beschneidung der Meinungsfreiheit gewollt hat); oder bei den diversen Steuererhöhungen (wo jetzt überdies die Finanztransaktionssteuer in eine Mega-Blamage führt).

Widerlich an den Absagen ist auch der Umstand, dass dabei offensichtlich eine Bevorzugung des ORF stattfindet. Diese ist durch nichts mehr gerechtfertigt. Hat doch die Champions League gezeigt, dass die Zuschauer längst voll bereit sind, bei entsprechenden Angeboten auf Privatsender zu wechseln.

Aber auch die Medien verhalten sich enttäuschend. So muss man dem ORF vorhalten, was denn die fast unendliche Serie von Zweierdebatten zwischen sechs Parteien (alleine das sind 15 Stück Diskussionen!) plus zusätzlicher Elefantenrunde(n) eigentlich soll. Die Gleichbehandlung von Miniparteien, die keine Chance auf Wiedereinzug ins Parlament haben (BZÖ), und von Parteien, die noch nie zu einer Nationalratswahl angetreten sind (Stronach), mit solchen Parteien, die sowohl beim letzten Wahlergebnis wie auch bei den Umfragen ein Vielfaches größer sind, ist weder demokratisch noch sinnvoll.

Eine kritische Befragung der Spitzenkandidaten durch Journalisten (mit strenger Redezeitbegrenzung für die unendlich schwätzenden Politiker!) wie in anderen Ländern wäre zweifellos spannender als exzessive Wettbewerbe an verlogener Eitelkeit. Befragungen sind zumindest dann vorzuziehen, wenn die Politiker einmal wirklich kritisch befragt würden und nicht nur durch inseratenfinanzierte Hofschreiber.

PS.: Unabhängig von all dem hat Faymann zumindest in einem Punkt meine volle Sympathie: bei seiner Absage, auch noch an einer Kochshow teilzunehmen. Politiker brauchen nicht kochen können. Viel wichtiger wäre es, wenn sie von Finanzen, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Rechtsstaat, Außenpolitik und noch ein paar anderen Dingen eine Ahnung hätten. Das hätte ich viel lieber als die Kochkünste kritisch überprüft gesehen. Freilich: Ob Faymann zumindest auf einem dieser Gebiete eine Ahnung hat? Oder liegen seine einzigen Begabungen in der Bestechung von Boulevard-Medien?

PPS.: Einfach lächerlich ist es jedenfalls, das Hochwasser als Begründung für Absagen heranzuziehen.

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Wasser, weiße Nächte, Symmetriebesuche und Doris – wie hieß sie schnell? drucken

Irgendwie hat man ja nur darauf gewartet. Aber es hat dann doch einige Tage gedauert: nämlich bis ein Linkspolitiker Schwarz-Blau die Schuld an der Hochwasserkatastrophe gegeben hat. Schließlich war es die Verkehrsministerin – wie heißt die Dame nur schnell? –, die sich solcherart selbst wieder in Erinnerung bringen konnte, nachdem sie eigentlich niemand vermisst hatte.

Aber natürlich stimmen wir mit der Dame in Blond überein: Es ist ein absoluter Skandal und eine üble neofaschistische Verschwörung gegen die Arbeiterklasse, dass Schwarz-Blau nicht sämtliche Eisenbahnen und Häuser mit fünf Meter hohen Mauern gegen jedes künftige Hochwasser geschützt hat. So wie es die Deutschen und Tschechen ja offensichtlich tun konnten, wo das Hochwasser keinerlei Schäden angerichtet hat. Oder?

Aber lassen wir die Dame. Sie ist nicht wirklich allzu lange Befassung wert.

Amüsieren wir uns lieber – bei aller Betroffenheit ob der riesigen Wassermassen – über jene Zeitungskommentare, die schon wieder einmal auf der Suche nach Schuldigen sind. Manche Journalisten (wie Juristen) müssen halt einfach einen Schuldigen konstruieren, selbst dort, wo es keinen gibt, wo eigentlich nur Beklemmung am Platze sein sollte ob der trotz aller modernen Technik nie ganz bezähmbaren Kräfte der Natur.

Amüsieren wir uns lieber, wie Bundes- und Vizekanzler symmetrisch ihre Betroffenheitsbesuche absolviert haben: symmetrisch umgeben von Parteifreunden, symmetrisch in jeweils von der eigenen Partei regierten Gemeinden und symmetrisch im gleichen Bundesland, nämlich Oberösterreich. Nur an jeweils anderen Enden dieses Landes.

Immerhin: Beide haben (gewissermaßen ebenfalls symmetrisch) Viktor Klimas gelbe Stiefel daheim gelassen. Das ist ernsthaft anzuerkennen. Freilich ist ebenso ernsthaft festzuhalten: Beide sind noch meilenweit weg von der unübertreffbaren Personifizierung beliebig steigerbarer Betroffenheit, also dem niederösterreichischen Landeshauptmann.

Aber alle versprechen sie dasselbe: nämlich „schnelle und großzügige Hilfe“. Zu Recht? Gewiss, wahlkampftauglich ist diese Aussage allemal, egal, ob wir nun mit einem Jahrhundert- oder Jahrtausendhochwasser konfrontiert sind. Nur: Dadurch wird der Begriff Eigenverantwortung letztlich wieder einmal völlig ad absurdum geführt. Und das ist schade.

Immerhin könnte ja ein Hochwasser auch ein Anlass sein, primär von anderem zu reden: etwa von der Notwendigkeit, sich auch gegen solche Naturkatastrophen zu versichern. Aber offenbar wird im üblichen Politikerreflex als erstes gleich einmal tief in die Staatskassa gegriffen, statt eine ehrliche und offene Debatte zu führen, was sinnvoll ist. Beispielsweise könnte – zumindest in wasser- und lawinenbedrohten Grundstücken – eine Versicherungspflicht angebracht sein. So sehr an sich jede neue „Pflicht“ problematisch ist, so ist sie doch immer noch sinnvoller als die Komplettkasko-Gesinnung, die nun von den Spitzenpolitikern wieder unter die Menschen gebracht wird.

Das genaue Gegenteil zu dieser Alles-auf-den-Staat-abschieben-Mentalität ist der tolle und unbezahlte Einsatz Zehntausender freiwilliger Feuerwehrleute und Rotkreuzmitarbeiter (sowie von nicht ganz freiwilligen Bundesheersoldaten). Das zeigt, dass auf dem Land die Bürgergesellschaft noch funktioniert. Hier zeigt sich die gute nachbarliche Empathie mit den Opfern einer Naturkatastrophe.

Manches Mal muss halt Übles passieren, damit man auch so manche guten Seiten sieht, die es in diesem Land gibt.

PS.: Irgendwie fühle zumindest ich mich persönlich am Dauerregen der letzten Tage schuldig. Denn ich habe an diesem langen Wochenende genau dasselbe getan wie im Jahr des letzten Hochwassers 2002. Und daher gibt es sicher irgendeinen kausalen Zusammenhang: Ich war in Sankt-Petersburg und habe dort im Norden bei warmem und sonnigem Wetter die weißen Nächte genossen und nur aus der Ferne erstaunt die Meldungen aus Mitteleuropa verfolgt. Genauso wie ich es schon elf Jahre davor während der damaligen Regenkatastrophe getan habe. Daher gelobe ich hier und jetzt, dass ich nie mehr in die Stadt der russischen Zaren fahren will. Die Folgen wären zu schlimm – selbst wenn ich dann nicht mehr unmittelbar miterleben könnte, wie korrupt die russische Polizei bei der Akquirierung von Bestechungsgeldern ist. Selbst wenn ich dann nicht mehr mit eigenen Augen sehen könnte, wie rasch die Tünche abblättert, die zum dreihundertjährigen Jubiläum im Jahr 2003 an Tausenden Petersburger Häusern angebracht worden ist. Sie hat sich als reine Oberflächenkosmetik erwiesen, so wie das ganze System Putin, unter dem die von Gorbatschow und vor allem Jelzin gegen viele Widerstände eingeleitete Modernisierung Russlands ja total steckengeblieben ist.

 

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La Manif pour Tous drucken

„Die Manif Pour Tous verurteilt jegliche Gewalttätigkeit, jegliche homophobe Äußerung und jegliche Intoleranz.“ Diesen Satz liest man auf der Homepage der Bewegung „La Manif pour Tous“, die in französischer, deutscher, englischer, spanischer und russischer Sprache aufrufbar ist (www.lamanifpourtous.fr).

Wer glaubt, er befindet sich auf der Homepage einer obskuren linkslinken Plattform, die sich das Vertretungsmonopol für die Homosexuellen Frankreichs anmaßt, irrt gewaltig. La Manif pour Tous ist vielmehr eine Gegenbewegung gegen die Ehe für alle (Le Mariage pour Tous) – also gegen die Ehe für Gleichgeschlechtliche, die die sozialistische Regierung in Paris seit kurzem im Gesetz festschreiben ließ (Loi Taubira).

Seit Wochen organisiert sich in ganz Frankreich der Widerstand gegen das Gesetz Taubira, das nicht nur die Ehe, sondern auch die Adoption für gleichgeschlechtliche Paare zulässt. Vorläufiger Höhepunkt nach diversen Auftaktveranstaltungen im ganzen Land bildete eine Demonstration am 26. Mai in Paris, an der nach Schätzung der Veranstalter rund eine Million Menschen teilnahmen. Dieser Schätzung schließt sich der Autor als zufälliger Augenzeuge an.

Aus drei verschiedenen Richtungen strömten kilometerlange Massen aux Invalides, um ihre Vorstellungen von Ehe und Familie kundzutun. Die in der ganzen Stadt sichtbaren Leibchen und Fahnen bedurften keines Kommentars: Vater, Mutter, Tochter und Sohn symbolisierten das Denken und Fühlen einer bislang schweigenden Mehrheit, die an diesem Tag der Grande Nation tatsächlich Größe zu geben schien.

Nicht nur das traditionelle Frankreich, das mit Kinderwagen und Babyflaschen bewaffnet eine ungewöhnliche Herausforderung für 45.000 Polizisten darstellte, nahm an der Demonstration teil. Die Buntheit der Demonstranten reichte von diversen islamischen Gruppen bis zu prominenten Schwulen, die sich nicht für sozialistische Gesellschaftsexperimente missbrauchen lassen wollen. Motto: Wir wollen schwul sein – aber weder heiraten noch Kinder adoptieren. Zwei Väter? Zwei Mütter? Zwei Schwiegerväter? Zwei Schwiegermütter? Karl Lagerfeld im Interview: „In den 60-er waren alle für die Verschiedenheit, und heute wollen alle die bürgerliche Ehe. Ich bin gegen die Schwulenehe.“

Der sozialistische Präsident Francois Hollande steht vor dem Scherbenhaufen seiner Politik: Seine Hochsteuerpolitik ist gescheitert, sein Kabinett riecht nach Heuchelei und das Volk läuft ihm davon.

Nur ein kleines Grüppchen von strammen Ideologen in den Nachrichtenstuben versucht noch die Welt über die Zustände in Frankreich hinwegzutäuschen. Nicht eine Million Menschen hätte an der jüngsten Demonstration teilgenommen, sondern nur 150.000. Dabei handle es sich teilweise um rechtsradikale Gruppen, jedenfalls aber dem Christentum nahestehende Organisationen, die zu einem Großteil gar nicht existierten. Der ORF jedenfalls vermutet auf seiner Homepage „radikale religiöse und politische Gruppen als Drahtzieher“.

Dass sich in Frankreich eine derart breite Bewegung gegen eine diffuse sozialistische Gesellschaftsveränderungspolitik formiert, erscheint jenseits aller linksmanipulativen Berichterstattung als bemerkenswertes Signal.

Dr. Georg Vetter ist selbständiger Rechtsanwalt mit Schwergewicht auf Gesellschaftsrecht und Wahrnehmung von Aktionärsinteressen in Publikumsgesellschaften.

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Der Dead Ball und die Fernseher drucken

Wohlweislich meldet der ORF nicht wie sonst bei jedem halbwegs interessanten Ereignis, wie viele Menschen beim „Life Ball“ zugeschaut haben. So blamabel sind die Zahlen. Dabei war die Veranstaltung im SPÖ-Rathaus wochenlang schon im Vorhinein als das Gutmenschereignis des Jahres gefeiert worden. Die Abstimmung der Fernsehkunden per Fernbedienung hindert die ORF-Menschen freilich nicht, tags darauf wieder mit Hass, Bösartigkeit und Aggression über die französischen Massendemonstrationen gegen die Schwulenehe zu berichten.

In Ziffern lag der Marktanteil der „Life-Ball“-Zuseher zwischen erschütternden 11 und 15 Prozent. Das ist wohlgemerkt der Anteil unter jenen, die überhaupt einen Fernseher aufgedreht haben. Es bleibt dahingestellt, wie viel wenigstens dieser paar Prozent aus echter Sympathie für die ORF-Life-Ball-Anliegen zugeschaut haben und wie viele aus nacktem Voyeurismus.

Zum Vergleich: Die Zeit im Bild des gleichen Abends wurde hingegen von 49 Prozent gesehen und die gleichzeitig(!) mit dem Life Ball laufende Millionenshow immerhin von 17 Prozent. Also kann das Life-Ball-Debakel keineswegs nur mit der Peinlichkeit erklärt werden, dass ein gebührenfreier Privatsender das am gleichen Abend stattfindende Champions-League-Finale übertragen konnte. Der ORF gibt hingegen unsere Zwangsgebühren lieber für die Formel 1 und den Life Ball aus. (Apropos Fußball-Finale: Geradezu köstlich, wie sich auch viele andere Medien um die Tatsache drücken, dass der – zu Recht stark gefeierte – erste Österreicher im Team der Finalsieger unmittelbar nach Spielende demonstrativ in einem T-Shirt durchs Stadion gelaufen ist, in dem er sich in großen Lettern zu Jesus bekennt. So eine „Gefahr“ bestand ja beim Life Ball nicht).

Es ist natürlich keineswegs nur der ORF, der den Life Ball (noch) am Leben erhält. Auch vom Wiener Rathaus oder der Wirtschaftskammer fließen massenweise direkte und indirekte Subventionen zugunsten des Life Balls. Mit der läppischen Argumentation, es gäbe einen indirekten Nutzen und der Ball wäre Wien-Werbung. Diese findet jedoch bei Neujahrskonzert oder Opernball tausendmal wirksamer und positiver statt. Ohne dass die politische Klasse dafür Dritten tief in die Steuertasche greift und sich dabei auch noch abfeiern lässt.

Wie fest die Schwulen-Lobby im Gebührensender verankert ist, konnte man auch den hasserfüllten ORF-Berichten über die neuerlichen französischen Massendemonstrationen gegen die dortige Schwulenehe entnehmen. Da wimmelte es nur so von abfälligen Worten wie „seltsam“ oder „bizarr“. Und der von Seher- und Hörer-Gebühren finanzierte Online-Auftritt orf.at animierte gar zu einer Hass-„Debatte“ unter dem sensationell „öffentlich-rechtlich-objektiven“ Titel: „Wie vorgehen gegen Homophobie?“

Das ist aber auch unabhängig vom Schlagseiten-Spin eine interessante Frage. Denn die Millionen-Verschwendung Life Ball hat offensichtlich nicht im Sinne der Erfinder gewirkt.

Bei dieser Veranstaltung ging und geht es natürlich nie primär um die Hilfe für HIV-Kranke, sondern um massive Propaganda für schwule Verhaltensweisen. Ginge es wirklich nicht um Propaganda einer aggressiven Minderheit, sondern um Krankheiten, müsste sich der ORF ja fragen lassen, was er in Hinblick auf all die anderen, in viel höherem Ausmaß verbreiteten und letalen Krankheiten tut. Denn für (oder eigentlich: gegen) keine dieser Krankheiten wird vom Gebührensender ein auch nur annähernd vergleichbarer Aufwand getrieben. Ob das nun Krebs oder Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Diabetes sind. Von den völlig im Schatten stehenden und global noch viel schlimmeren Massenmördern wie Malaria oder schmutziges Wasser gar nicht zu reden.

Die französische Linke denkt aber ohnedies schon heftig über die Antworten auf die vom ORF gestellte Frage nach. Und dabei fällt vor allem das Wort „verbieten“. Verboten werden soll im Land, das sich für den Erfinder der europäischen Menschenrechte hält, etwa die Organisation, die die Massenkundgebungen durchführt.

Skurril sind auch die langen Betrachtungen in orf.at über die Organisationen, welche die Kundgebung veranstalten. Erstens seien sie in hohem Ausmaß katholisch (das kann ja nun wirklich nur den ORF überraschen); zweitens seien viele Trägerorganisationen erst in den letzten Monaten entstanden (es sollte eigentlich sogar für das Hirn eines ORF-Menschen verständlich sein, dass sich Protestorganisationen erst dann bilden konnten, als Rot-Grün in Frankreich die volle Gleichstellung der Schwulenehe voranzutreiben begonnen hat); und drittens seien diese Organisationen „leere Schalen“.

Dieser letzte Vorwurf ist nun noch absurder als die anderen: Denn selbst nach Angaben der (links kontrollierten) Polizei haben 150.000 Menschen an der Demo teilgenommen; die Organisatoren sprechen – unterlegt mit viel Bildmaterial – sogar von einer Million. Und es ist keineswegs die erste solche Massenveranstaltung mit dem gleichen Anliegen gewesen. All diese Menschenmassen sollen von leeren Schalen, von nicht existierenden Organisationen zusammengebracht worden sein?

Es ist wirklich schmerzhaft, dass die rot-grünen Linkskorrekten immer dümmer werden.

Ach ja, und dann darf natürlich das Vokabel „rechtsradikal“ nicht fehlen. Bei aller Antipathie gegen wirkliche Neonazis, Hitler-Relativierer und gewalttätige Demokratiefeinde tauchen bei diesem Stehsatz in einschlägigen Berichten gleich mehrere Fragen auf:

  • Woher wissen die aus der sicheren Distanz Wiener Redaktionsstuben eigentlich immer, dass das lauter Rechtsextremisten sind?
  • Vielleicht sind auch unter den wenigen gewalttätig Gewordenen Provokateure, welche die Kundgebung in schlechtes Licht rücken wollten?
  • Fällt den linken Redakteuren, die vorgeben, objektiv zu berichten, der Unterschied nicht auf, der zwischen ihrer gewaltigen Sympathie für die Demonstranten in schwedischen Ausländervororten und ihrem unbemäntelten Hass gegen die Pariser Demonstranten besteht?
  • Vielleicht hat auch die Pariser Polizei dadurch provoziert, dass sie die Kundgebung viel schlechter behandelt hat als linke (so werden den Anti-Schwulenehe-Demonstranten ja bestimmte Straßen von Paris gesperrt, die von linken benutzt werden dürfen. Diese dürfen – obwohl nur ein paar hundert Köpfe zählend – in etlichen Städten Europas sogar wochenlang auf der Straße campieren)?
  • Stempeln solche Berichte nicht all die vielen zornigen, aber trotz allem gesetzestreuen Bürger ohne irgendeinen Beweis zu Rechtsradikalen?
  • Macht das nicht langfristig in den Gemütern der Bürger das Radikal-Sein zwangsläufig zu etwas Akzeptablem, wenn immer dort, wo sie stehen, der Stempel „rechtsradikal“ draufkommt?
  • Sind es nicht in Wahrheit überall die Linken in Politik und Medien, die heute ohne demokratische Legitimation brutal ihre gesellschaftsverändernden Ziele verfolgen?
  • Sind es nicht fast immer die Linken, die heute ständig über neue Verbote nachdenken?

PS.: Fast in keinem Bericht fehlt natürlich auch das Vokabel „erzkatholisch“. Erz- ist offenbar schon jeder Katholik, der nicht auf dem Kurs der Islamo- und Schwulophilie unterwegs ist, wie er in einigen österreichischen Diözesen derzeit von oben vorgegeben wird. Genauso wie ein Konservativer medial fast nur noch als Erz- auftaucht. Für die Liberalen haben die gleichgeschalteten Linken immerhin eine marginal andere Variante anzubieten: Sie seien neoliberal. Offen muss bleiben, welche dieser serienweise vergebenen Hass-Vorsilben eigentlich schlimmer ist. Und offen muss auch bleiben, was diese Vorsilben überhaupt bedeuten sollen. Denn die intellektuelle Kraft zu Definitionen für ihre Schimpfparolen hat die Linke ja schon lange nicht mehr. 

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Bücherverbrennungen damals und heute drucken

Vor 75 Jahren haben Nazis am Salzburger Residenzplatz rund 1.200 Bücher öffentlich verbrannt. Am Scheiterhaufen landeten vorwiegend Werke jüdischer und katholischer Autoren. Der Initiator der Bücherverbrennung – SS-Mann Karl Springenschmid – in seiner Feuerrede: „Verbrannt, vernichtet sei alles, was an klerikaler Knechtung und jüdischer Verderbnis den Aufbruch einer wahrhaft deutschen Kultur behinderte.“

Ein Hass-Ritual, ein symbolisches Zeichen der Auslöschung von Meinungsfreiheit und Menschenleben. Hinter der öffentlichen Zerstörung eines Buches steht nämlich immer auch die Drohung, gleiches dem Autor anzutun.

Ein dunkles Kapitel, das sich nicht wiederholen darf. In Salzburg hat die „Initiative Freies Wort“ vor einigen Tagen der Bücherverbrennung am 30.April in Salzburg mit zahlreichen Lesungen, Vorträgen und Aktionen gedacht. Angesichts der aktuellen Entwicklungen in Europa ist eine solche Gedenkveranstaltung durchaus wichtig und sinnvoll. Allerdings nur, wenn man die richtigen Lehren aus dem Geschehenen zieht, den richtigen Bezug zur Gegenwart herstellt und sein Handeln und seine Politik dementsprechend ausrichtet. Andernfalls sind solche Gedenkveranstaltungen nur abgenutzte sinnentleerte Rituale, Bühnen auf denen sich die Protagonisten als mutig, engagiert, couragiert inszenieren dürfen. Nach dem Motto, ja wenn wir damals gelebt hätten, was wären wir nicht für furchtlose und schneidige Widerstandskämpfer gewesen. Ähnlich wie auf einem Kinderfasching, wo sich die Kleinen unter der Obhut von Kindergärtnerinnen als Bat- oder Spiderman verkleiden und so tun, als hätten sie Superkräfte.

Sich mutig, edel und als Held fühlen, ohne etwas zu riskieren, ein geistiges Wellness-Programm für Opportunisten. „Voraussetzung für die Konjunktur des virtuellen Antifaschismus ist das Fehlen des realen Faschismus“, hat es Henryk M. Broder auf den Punkt gebracht. Johannes Gross, einer der klügsten deutschen Journalisten, schrieb: „Je länger das Dritte Reich tot ist, umso stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen.”

Wer der Bücherverbrennungen während der NS-Zeit gedenkt, der muss auch gegen die neuen Formen dieses Ungeists auftreten. Alles andere ist Schmierentheater, Parolen und Mahnungen wie „Wehret den Anfängen“, „Nie wieder“ oder „Die Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“ verkommen sonst zu hohlen Phrasen. Und es gibt genügend aktuelle Gründe und Anlassfälle, um gegen die neuen Formen der Bücherverbrennungen in Europa auf die Barrikaden zu steigen.

So hat etwa der tschechische Künstler Martin Zet unter dem Motto „Deutschland schafft es ab“ dazu aufgerufen, 60.000 Exemplare des Thilo Sarrazin-Bestsellers  „Deutschland schafft sich ab“ einzusammeln und für einen „guten Zweck“ zu recyceln, sprich zu vernichten. Die Neosozialisten waren von dieser „originellen“ Aktion begeistert. Zahlreiche linke Gruppierungen und staatsnahe Institutionen unterstützen anfangs mit großem Engagement  die Büchervernichtung für die „gute Sache“. Das hatten wir doch schon.

Diejenigen, die zur Büchervernichtung aufrufen, haben stets „überzeugende“ Argumente und „hehre“ Ziele. Auch daran hat sich nichts geändert. Dass nach dem Aufruf, Sarrazins Bücher zu vernichten, die Journalistin Mely Kiyak in der Frankfurter Rundschau die Eskalationsschraube weiter anzog und Sarrazin als „lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur“ bezeichnete, kann deshalb nicht verwundern. Bücherverbrennungen beinhalten eben immer auch die Drohung, den Autor zu vernichten. Die Entmenschlichung des Feindes ist ein Schritt in genau diese Richtung.

Wer die dominante Ideologie und den Zeitgeist kritisiert, wird von den Funktionseliten und ihren Wasserträgern verfolgt, geächtet und in der rechtsextremen Ecke entsorgt. Die mittlerweile unüberschaubare Anzahl an Dogmen, Verboten und Sprachregelungen der im Kern totalitären Öko-Gender-Multikulti-Ideologie dürfen nicht angezweifelt oder in Frage gestellt werden! Sie sind mittlerweile sakrosankt.

Ideologie geht vor Fakten

Auf Ketzer und Zweifler reagieren die unbefleckten Hüter der politisch korrekten Moral stets gereizt und aggressiv.  Davon können nicht nur Prominente wie Thilo Sarrazin oder Eva Herman ein Lied singen, die Liste derer, die ins soziale Abseits gedrängt, kriminalisiert und mundtot gemacht wurden, weil sie die falsche Meinung hatten, wird immer länger. Um möglichst effektiv gegen Abweichler vorgehen zu können, werden immer neue Gesetze mit sehr weitem Interpretationsraum (Stichwort: Verhetzung) erfunden. Wurde das in Salzburg thematisiert oder gar angeprangert, oder erstreckt sich die Freiheit des Andersdenkenden eben doch nur auf das linke politische Spektrum?

Dienen die damaligen Bücherverbrennungen gar dazu, die immer weiter fortschreitende Einschränkung eines offenen gesellschaftlichen Diskurses und der Meinungsfreiheit in Europa zu verteidigen und rechtfertigen? Schließlich meinte die Hauptrednerin der Gedenkveranstaltung, die Journalisten Barbara Coudenhove-Kalergi: Der Antisemitismus von heute heißt Antiislamismus.

Und eben weil diese Behauptung in vielerlei Hinsicht falsch und haltlos ist, wurde sie von den Neosozialisten aus strategischen Gründen zum politisch-korrekten Dogma erhoben, um sie so gegen jeden Einwand und gegen Sachargumente zu immunisieren. Sie dient den Apologeten der Multi-Kulti-Ideologie nun als Totschlagargument, um alle Zweifler und Kritiker kurz und schmerzlos zum Schweigen zu bringen. Wer nicht freudig im Zug der Lemminge mit marschiert und Beifall klatscht, ist ein Nazi. Punkt.

Auch das platte Gutmenschen-Klischee, dass der gemeine Österreicher in der Regel ein dummer unverbesserlicher Rassist sei, bedient Frau Coudenhove-Kalergi in ihrer Rede: „Als vor einigen Wochen in Wien ein Einheimischer eine afrikanische Frau vor die U-Bahn stieß, weil sie seiner Meinung nach auf dem Bahnsteig zu laut telefonierte, wurde er von einem österreichischen Gericht freigesprochen. (…) Nur wenige Zeitungen haben die Geschichte für wert befunden, um darüber zu berichten. (…) Heimat und Volkstum gegen Weltbürgertum.“

Das ist gleich doppelt falsch. Zum einen wurde der Mann nicht freigesprochen, sondern zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt. Aber wer will sich schon eine tolle Story durch Fakten ruinieren. Zum anderen ist auch die Behauptung unrichtig, dass nur wenige Zeitungen über den Fall berichtet haben. Das Gegenteil ist wahr. Von den Gratis-Boulevardblättern bis zu den Qualitätszeitungen haben praktisch alle heimischen Blätter ausführlich und breit über die Attacke und den Prozess berichtet (30 Sekunden googlen hätten genügt, um das festzustellen). Bezeichnend ist auch, dass fast alle Medien in diesem Fall wie selbstverständlich von Rassismus ausgegangen sind.

Aber die Behauptung passt eben so schön in die klischeehafte Gutmenschenwelt.

Es ist in Wahrheit vielmehr so, dass die sich rasant häufenden brutalen Prügel-Attacken gegen junge autochthone Männer in Deutschland und Österreich von den Mainstreammedien weitgehend ignoriert und verharmlost werden und es fast nur noch jene Fälle mit tödlichem Ausgang überhaupt in die Zeitungen schaffen (wie etwa die Fälle Daniel S. oder Jonny K). Das stört die Mahner und Bedenkenträger aber offenbar nicht. Da ist man gerne großzügig. Wenn man Verbrechensopfer nicht für seine politischen Ziele instrumentalisieren kann, dann ignoriert man sie einfach.

Dass immer mehr Medien den Lesern und Sehern die Vornamen und Herkunft der Täter vorenthalten, ist natürlich keine (Selbst)Zensur, sondern bloß eine notwendige erzieherische Maßnahme, um für mehr Gerechtigkeit, Frieden und Verständigung zu sorgen. Amen.

Der selektive Umgang von und mit Medien

Die vielen Profiteure des politisch-korrekten Systems haben schließlich nicht das geringste Interesse daran, dass der gemeine Bürger hinter die bunt bemalten Fassaden des potemkinschen Multi-Kulti Dorfes blickt. So schön ist es dort wirklich nicht. Deshalb berichten die Mainstreammedien nur noch verzerrt, lückenhaft und selektiv. Die Wahrheit ist dem Menschen doch nicht mehr zumutbar. Presse- und Meinungsfreiheit ja, aber Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen, wie linke „Anti“-Faschisten gerne argumentieren. Und was Faschismus ist, bestimmt die politisch-korrekte Elite im Alleingang.

Deshalb wird eines der letzten relevanten liberal-konservativen Printmedien im deutschsprachigen Raum, die unbequeme Schweizer Weltwoche, permanent vor Gericht gezerrt. Erst wenn das letzte Widerstandsnest vernichtet und eine linke Medien-Monokultur hergestellt worden ist, sind die Neosozialisten glücklich. Mit Bücherverbrennungen – in welcher Form auch immer – haben sie in Wahrheit wenig Probleme, es müssen nur die „richtigen“  Bücher brennen.

Da Printmedien und Rundfunksender fast alle auf Linie sind, findet kritischer Journalismus fast nur noch im Internet statt. Sehr zum Ärger der politischen Eliten. Auf nationaler und europäischer Ebene gibt es aus diesem Grund längst Bestrebungen, diese Lücke endlich zu schließen. Während missliebige Meinungen verboten werden, werden genehme gefördert und belohnt. Da immer mehr Mainstream-Zeitungen aufgrund von Leser- und Anzeigenschwund in finanzielle Schwierigkeiten geraten, sollen sie nun unter dem Deckmantel der Meinungsvielfalt und des Qualitätsjournalismus mit Steuergeldern wieder aufgepäppelt werden.

So fordern die deutschen Grünen eine „staatlich unabhängige Stelle zur Förderung des Journalismus“ und die SED-Nachfolgepartei Die Linke will „eine staatsferne, öffentliche Finanzierung von Qualitätsjournalismus“. Der war gut. Anders ausgedrückt, die politisch-korrekten Dorftrommler sollen mit Steuergeldern künstlich am Leben gehalten werden. Zuckerbrot für die Claqueure, Peitsche für die Widerspenstigen. Mit Meinungsvielfalt und -freiheit hat das nur noch wenig zu tun.

In solch einem Klima ist es für die politische Elite ein Leichtes, die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu steuern und zu beeinflussen. Deshalb wissen mittlerweile (fast) alle braven Untertanen, dass an der Finanz- und Wirtschaftskrise die bösen Neokapitalisten und Spekulanten schuld sind; dass Windräder gut und Atomkraftwerke schlecht sind; dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen nur ein gesellschaftliches Konstrukt sind; dass es allen besser geht, wenn man die Reichen enteignet; dass die Grünen stets auf der richtigen Seite stehen; und dass alle Konservativen, Kapitalisten und Rechten abgrundtief böse und schlecht sind.

All das sind dank der flächendeckenden Propaganda der Mainstream-Medien und unseres linken Bildungssystems mittlerweile allgemein anerkannte und akzeptierte Wahrheiten. Wer sie anzweifelt, ist krank (hat eine Phobie), dumm, durchtrieben und ein Nazi. Das ist ziemlich praktisch, weil man keine Bücher mehr verbrennen muss. Es gibt ohnehin kaum noch jemanden, der kritische Bücher schreiben oder verlegen will bzw. kann.

Der freie Austausch von Gedanken über gesellschaftliche Umstände und Entwicklungen ist für die herrschende Elite immer ein Ärgernis. Das ist schon immer so gewesen. Freie Geister werden deshalb immer mit dieser Schicht in Konflikt geraten. Dieses Problem haben die meisten Journalisten, Intellektuellen, Autoren, Künstler und Bedenkenträger aber ohnehin nicht.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen.

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Wenns heikel wird, lassen uns Polizei und Medien im Dunkeln drucken

Vor einer Woche wars. Die Meldung hat sogar den Weg in die politischen Radio-Nachrichten gefunden. Freilich: Die eigentlich relevanten Fragen – also das Wie, Wer, Warum – wurden dabei nicht beantwortet. Weder dort noch sonstwo. Und das nachher abrupt eingetretene Schweigen macht klar: Wir werden es wohl nie erfahren.

Es ist ein wunderbares Beispiel, wie speziell die Wiener Polizei – allem Anschein nach auf Wunsch des Wohlfühlinnenministeriums und seines Staatssekretariats – Fakten behandelt, wenn sie der Political correctness und der eigenen Propaganda widersprechen. Das betrifft vor allem alle Taten mit ethnischem Hintergrund. Die werden am liebsten ganz unterdrückt, da werden jedenfalls nie Zusammenhänge gemeldet, da werden alle Vornamen und ethnischen Bezüge penibel weggelassen. So wie es ja übrigens neuerdings auch die Statistik Austria und das Justizministerium tun.

Faktum ist: In der Nacht von 10. auf 11. Mai hat es vor der Wiener Innenstadt-Disco „Volksgarten“ eine Massenprügelei mit 30 Beteiligten gegeben; dabei wurden vier Jugendliche verletzt. Der Fall wurde (offenbar blöderweise) durch die Rettung bekannt. Offiziell hieß es damals nur: „Einvernahmen durch die Exekutive standen noch aus.“ Daher herrsche über das Motiv „noch“ Unklarheit.

Seither jedoch: Totales Schweigen im Wald. Weder gibt die Polizei etwas über Motiv noch über die Einvernahmen noch über die Beteiligten bekannt. Und auch die sonst viel weniger spektakuläre Fälle recherchierenden Medien sind völlig desinteressiert.

Gewiss: Auch ich war bei den Einvernahmen (wenn es sie überhaupt gegeben hat) nicht dabei. Aber ich weiß so wie fast jeder Wiener, was sich jede Nacht rund um diese Disco abspielt: Nirgendwo sind in Wien leichter Drogen erhältlich; jede Nacht stehen dort bedrohlich wirkende Gruppen von nicht sonderlich österreichisch aussehenden jungen Männern. Der Rest ist Spekulation: Hat man sich um Mädchen geprügelt (Disco-Besucherinnen gelten ja für bestimmte Gruppen prinzipiell als „Huren“)? Ging es um Drogen? Oder war die Prügelei eine klassische Fortsetzung der vielen ethnischen Konflikte aus aller Welt auf Wiener Boden?

Keine Spekulation ist aber die Gewissheit, dass Obrigkeit, Polizei und Medien durch die ununterbrochene Unterdrückung der Wahrheit ständig an Vertrauen bei den sich für blöd verkauft fühlenden Bürgern, bei Wählern, Hörern und Lesern verlieren. Denn fast jedes Wiener und Polizist weiß: Das war kein Einzelfall. Ähnliches spielt sich fast jede Nacht vor irgendeiner Disco ab.

PS.: Keine Sorge, die Polizei ist ohnedies auf den Straßen unterwegs. Sie jagt alltäglich mit großem Aufgebot - Schnellfahrer. Sie tut dies freilich nur bei Schönwetter. Und sie tut dies nur dort, wo auf breiten, mehrspurigen und leeren Straßen das Überschreiten der 50-Kmh-Grenze absolut ungefährlich ist. Das sind aber genau jene Straßen – wie etwa die sogenannte Zweierlinie an Wochenenden –, wo ständig Polizisten  ihre Radarpistolen zücken . Wo sie also mit ihrem neuen Spielzeug in kurzer Zeit rasch Kassa machen können. Der Verkehrssicherheit ist damit freilich um kein Jota gedient. Oder etwa gar dem Kampf gegen Kriminalität, Drogenhändler und Straßenbanden.

 

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Der ORF zeigt, dass er zu viel Geld hat drucken

Der linke Staatsfunk sollte endlich mit dem Zwangsgebührengeld und seinen Werbeeinnahmen auskommen: Darauf beharrt zumindest die ÖVP gegen den Willen von Rot und Grün (was man in Wahlkampfzeiten als tapfer anerkennen muss). Der ORF geht aber lieber in die breitflächige Gegenoffensive, statt endlich zu sparen. Aus purer Dummheit liefert er dabei aber gleich selbst die besten Argumente, warum er keinesfalls auch noch zusätzlich Steuerzahlergeld bekommen sollte.

Der eine Grund ist das Engagement einer der teuersten internationalen Beratungsunternehmen durch den ORF, um seine Geldforderungen zu unterstützen. Die ORF-Chefs begreifen offenbar nicht, dass sie gerade mit solchen Geldverschwendungen beweisen, dass noch viel zu viel Geld an Bord ist.

Der noch viel gewichtigere zweite Grund findet sich in der Androhung des ORF-Finanzgewaltigen Grasl, was passiert, wenn der ORF wirklich einmal sparen müsste: Dann gibt es keine Formel-1-Übertragungen mehr! Samt Training und allen anderem Sendezeit kostenden Zubehör.

Ist das nicht schrecklich! Ein Sonntag ohne dröhnende Motoren!

Bisher habe ich ja immer geglaubt, dass der ORF die sinnlos im Kreis fahrenden, ein katastrophales Beispiel für alle Autofahrer gebenden und die Umwelt schwerst belastenden Autorennfahrer nur deswegen überträgt, weil er damit Geld verdient. Jedoch ist offensichtlich das Gegenteil wahr, und die Formel 1 belastet das aus Zwangsgebühren bestehende ORF-Budget massiv.

Ein Defizitgeschäft ist also skurrilerweise die Formel 1 ebenso wie jene ORF-Sendungen, in denen die Grünrot-Mannschaft ständig die Umwelt rettet. Wenn die Linken wenigstens irgendwo Haltung zeigen würden, hätten sie also schon längst auf Autoübertragungen verzichtet (und diese eventuell den Privatsendern überlassen, die dafür zumindest kein Steuergeld verlangen). Was übrigens auch spätestens seit dem Zeitpunkt am Platze wäre, da die schwer kriminellen Finanzschiebereien rund um die Formel 1 bekannt geworden sind.

Da muss man jetzt geradezu Bitt- und Betprozessionen zur ÖVP veranstalten, dass sie dem rot-grünen Druck der ORF-Lobby nur ja nicht nachgibt.

Geld her oder das RSO ist hin

Ach ja: Der ORF verbreitet noch ein zweites Drohszenario: Er werde das RSO einstellen, also das vom ORF unterhaltene Orchester. Auch diese Drohung wird hoffentlich niemanden schrecken.

  • Denn erstens kostet ein Durchfüttern des RSO weit weniger als das des ganzen ORF.
  • Zweitens wäre es durchaus Teil der dringend notwendigen Transparenz, ein Orchester aus den dafür vorgesehenen und von uns Steuerzahlern ohnedies reichlich ausgestatteten Kulturbudgets zu fördern. Und nicht aus ganz anderen Töpfen, wie eben den Zwangsgebühren.
  • Drittens muss sich auch das RSO einmal der offenen Frage stellen, warum es nicht wie andere Orchester selbst seine Finanzierung einspielt (oder sich diese durch Sponsoren beschafft). Ein privatwirtschaftliches Management hätte vielleicht gute Chancen, das zu schaffen. Es kann ja nicht dauerhaft sein, dass die Bürger für zahllose unter Kultur firmierende Dinge umso mehr zahlen müssen, je weniger sie diese Kulturprodukte sehen oder hören wollen.
  • Und viertens wage ich aber auch durchaus zu fragen: Wäre Österreich kein Kulturland mehr, würde der Tourismus irgendetwas merken, wenn es kein RSO mehr gibt? Dessen Vorläufer ist ja einst bloß deshalb gegründet worden, weil in der Steinzeit des Radios nur live gespielt werden konnte. Da hat man eben ein eigenes Orchester gebraucht. Wenn Theater oder Verlage zusperren können, wenn bei Unternehmen Zehntausende ihren Arbeitsplatz verlieren können, dann kann auch ein RSO nicht total sakrosankt sein. Die Feuilleton-Journalisten und die paar publikumsvertreibenden modernen E-Komponisten sollten jedenfalls mit ihrer Pro-RSO-Lobbyarbeit nicht gleich alle Steuerzahler in Geiselhaft nehmen können.

PS.: Ein weiteres starkes Argument für eine absolute Geldsperre sind auch die trotz der angeblichen Finanzkrise ständig ultimativ erhobenen Betriebsrats-Forderungen, dass der ORF noch mehr Menschen anstellen solle. Der Betriebsrat will ums Steuergeld vor allem all die freien Mitarbeiter unterbringen, die schon derzeit in Ö1-Sendungen fast täglich kommunistische Propaganda machen.

PPS.: Dass im Fernsehen über den letzten EU-Finanzministerrat überraschenderweise ein der Objektivität verpflichteter Journalist der alten Garde berichten durfte, kann ja niemand ernsthaft als Trendwende der Indoktrinierung ansehen. Denn das ist ja nur eine kurze Unterbrechung der Auftritte der Trotzkisten-Garde gewesen. Und bei den ständig ideologisierenden Moderatoren der ZiB 1 (damit sind vor allem die männlichen gemeint) hat es nicht einmal eine Sekunde lang eine Unterbrechung ihres Aktionismus gegeben.

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Gottes Werk und Gosnells Beitrag drucken

Die Vorstellung, dass nicht ich, und nur ich allein, über meinen eigenen Körper bestimmen kann, war Albtraum-erregend. Für die Aktivisten, die vor Abtreibungskliniken standen und die dort „Hilfe suchende“ Frauen ansprachen, hatte ich nur tiefste Verachtung übrig. Wie selbstgerecht und anmaßend mussten Menschen sein, die sich zum Sprachrohr von irgendwelchen, zwei Monate alten Zellhaufen aufschwangen. Was für eine unverschämte Einmischung in die Privatsphäre und Selbstbestimmung von erwachsenen Frauen. So können eigentlich nur fanatisch religiöse, sich selbst moralisch überhöhende Heuchler handeln.

Mit Alter kommt Mäßigung. Man hört manchmal zumindest zu. Auch den Abtreibungsgegnern, die überzeugt sind von der Einmaligkeit und Heiligkeit des menschlichen Lebens. Sie sind getragen von dem Verlangen, die Schutzlosen zu schützen und die Schwachen vor Unbill zu bewahren. Das sind keine schlechten Eigenschaften, denkt man sich. Die Ehrlichkeit in ihrem Anliegen ist spürbar. Wahrlich keine bösen Menschen, aber sie machen es sich zu leicht oder sind zumindest verblendet. Es ist doch immerhin noch mein Körper, über den sie bestimmen wollen? Ich bin es doch, der dick wird, geschwollene Knöchel bekommt, von Übelkeit heimgesucht wird und den dann am Ende der Strapazen die Schrecken und Schmerzen der Geburt erwarten? Andere Menschen sollen das Recht haben, mich dazu zu zwingen?

Vor Jahren erfuhr ich dann erstmals von Spätabtreibungen, Genick-Durchschneiden, Gehirn-Absaugen, Vergiften des Fruchtwassers. „Wie barbarisch!" schoss es mir durch den Kopf. Aber das sind die Ausnahmefälle, oder? Da geht es um das Leben der Mutter oder der Fötus ist nicht lebensfähig oder schwer behindert. Wie viele Frauen würden überhaupt im fünften, sechsten Monat oder sogar später ein gesundes, lebensfähiges Kind abtreiben wollen?

In Amerika, wo bundesstaatenabhängig unterschiedliche Auflagen bezüglich Schwangerschaftsabbruch gelten, tatsächlich unfassbar viele. Jedes zehnte abgetriebene Baby ist Opfer einer Spätabtreibung. Das bedeutet, dass 100.000 Babys pro Jahr einen schmerzvollen Tod erleiden. Wie das im schlimmsten Fall in der Praxis aussieht, kann man in dem zur Zeit in Philadelphia stattfindenden Gerichtsverfahren gegen den Abtreibungs-„Arzt“ Gosnell erfahren, der wegen Mordes an einer Patientin und sieben lebend geborenen Babys angeklagt ist. Sein Arbeitsplatz: ein Schlachthaus getarnt als Abtreibungsklinik. Unterschiedliche Behandlungsräume für weiße und schwarze Patientinnen. Legale und illegale Spätabtreibungen stehen an der Tagesordnung. Im ganzen Gebäude Futterreste und Kot von herumstreunenden Katzen. Die Gliedmaßen und Köpfe der abgetriebenen Babys in Säcken auf den Gängen, in Kühlschränken und im Keller. Uringeruch in der Luft. Möbel, Behandlungsliegen, Wände blutverschmiert. Weinen und Schmerzensschreie von Patientinnen, bei denen in Vorbereitung auf die Abtreibung die Geburt schon künstlich eingeleitet wurde. Ruhigstellung durch Überdosen an Beruhigungsmitteln, verabreicht von unqualifiziertem Personal. Eine 30 Jahre währende Hölle.

Haben Sie irgendwo darüber gelesen? Nein? Rassismus, Machtmissbrauch, Drogenhandel und Mord an Kindern, haben – zynisch gesprochen – keinen Nachrichtenwert? Die für Journalisten reservierten Plätze im Gerichtssaal bleiben leer. Jeder Amoklauf an einer amerikanischen High-School findet den Weg in nationale und internationale Medien, dieser Infantizid aber nicht? Warum?

Tja, das frage ich mich auch und ich glaube, die Antwort zu kennen. Da der Beginn menschlichen Lebens nicht durch rein naturwissenschaftliche Mittel festgesetzt werden kann, obliegt diese rechtliche Definition der gesellschaftlichen und politischen Entscheidungsfindung. Somit sind weniger die Erkenntnisse und Definitionen von Biologen, Chemikern oder Philosophen ausschlaggebend als vielmehr die öffentliche Meinung. Ein gewichtiger Faktor zu deren Beeinflussung ist die Verwendung und Nichtverwendung bestimmter Begrifflichkeiten, wie die derzeit vorherrschende Sprachregelung zeigt: ein Fötus ist maximal die Vorstufe zu einem Menschen. Wenn es sich um eine gewünschte Schwangerschaft handelt, wird aus dem Fötus ein Baby. Handelt es sich um eine ungewünschte Schwangerschaft, bleibt der Fötus ein Fötus, ob innerhalb oder außerhalb der Gebärmutter, ob lebensfähig oder nicht.

Ein perfektes kleines Mädchen. Die Händchen zu kleinen Fäusten geballt. Das Gesichtchen ebenmäßig und ruhig. Was für eine Schönheit, was für ein Wunder der Schöpfung. Zwischen dem zarten, dunkelbraunem Lockenflaum im Nacken der fleischig-rote Todesschnitt der Schere, des bevorzugten Mordinstruments Gosnells.

Ein perfekter kleiner Bub. Eingewickelt in einen Plastiksack. Seine Haut vom Gift Rivanol kränklich gelb. Die eigentliche Prozedur hat er noch überlebt. Instinktive Lebensgier, er kämpft und trotzt dem Tod. Dann wird er in ein anderes Zimmer gebracht, dunkel und kalt. Er wird nicht zugedeckt, bekommt nichts zu trinken und seine Schreie verhallen minuten-, stundenlang ungehört. Bis die Kräfte erschöpft sind. Bis die kleine Seele nicht mehr kann.

Jeder, der diese Bilder sieht, denkt an Babys, nicht an Föten. Jeder, der diese Bilder sieht, denkt an Tod und Schmerz, nicht an Frauenrechte. Jeder, der diese Bilder sieht, denkt an nie stattfindende Geburtstagsfeiern und Abschlussbälle, nicht an verpasste Karrierechancen eines Frauendaseins. Diese Bilder neben Zeugenaussagen der Mitarbeiter und Patientinnen könnten nicht nur die Praxis der Spätabtreibungen, sondern die bis dato akzeptierten Sprachkonventionen in Gefahr bringen. Abtreiben oder töten, Bauch oder Gebärmutter, Fötus oder Baby, Frauenrechte oder Menschenrechte … könnten sie, wenn darüber berichtet würde. Das wird aber nicht geschehen, denn es steht nicht mehr und nicht weniger als die Oberhoheit über die Begrifflichkeiten in der Abtreibungsdebatte auf dem Spiel und damit die Legitimität der Abtreibung per se.

Für mich persönlich war schon lange vor dem Gosnell-Fall klar, dass ich mir immer die falschen Fragen gestellt habe. Es geht hier nicht ausschließlich um meine Rechte als Frau. Ich habe die Entscheidungshoheit über meinen Körper. Eine Schwangerschaft passiert ja nicht ohne mein Zutun, also habe ich im Wissen um die Folgen meines Handelns auch die Konsequenzen zu tragen. Eine mögliche Konsequenz ist neues Leben, eine einmalige DNA und damit das gesamte, unvorhersehbare Spektrum zukünftigen Seins und Schaffens, ausgestattet mit Menschenwürde und Menschenrechten. Diese Rechte, die ich selbst auch besitze und die mir nicht durch demokratische Entscheide, royale Erlässe oder wissenschaftliche Erkenntnisse zugesprochen wurden, sondern mir als Individuum innewohnen, besitzt auch das Menschlein in meinem Körper. Das Recht auf Leben ist höher einzustufen als das Recht auf Entscheidungshoheit über den eigenen Körper.

Die fortschreitende Technik (Überlebensfähigkeit der Babys außerhalb des Mutterleibes) wird es in Zukunft unmöglich machen, uns weiterhin vor der dringlichsten ethischen Frage zu verstecken: Wie schützen wir die Allerschwächsten unserer Gesellschaft, denen das pure Lebensrecht aus Mangel an elterlicher (vor allem mütterlicher) Liebe und Schutz abgesprochen wird? Vielleicht, indem als erster Schritt über die nicht zu duldenden, kriminellen Vorfälle in der Abtreibungspraxis genauso intensiv berichtet wird wie über andere Verbrechen.

Agnes Piller ist selbständige Bautechnikerin in Wien. 

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Rotes Österreich: Fortsetzung des Linksrutsches bei Salzburg-Wahl drucken

Nur noch 30 Prozent der Salzburger wählten bei der Landtagswahl eine bürgerliche Partei. In Städten wie Hallein oder der Stadt Salzburg rutschte die ÖVP (22 Prozent) gar hinter Grüne (26 Prozent) und SPÖ (24 Prozent) auf Platz drei. Selbst in Landgemeinden wie Seekirchen unterlagen die Schwarzen (26 Prozent) den Grünen (28 Prozent). Der Grund: Österreichs Medien und sein Schulsystem haben in 40 Jahren eine „katholisch-konservative“ in eine „katholisch-sozialistische“ Bevölkerung „umgedreht“.

Ohne die „Staatspartei“ geht in Österreich heute gar nichts mehr. Sie stellt den Bundespräsidenten; und von einem ungeplanten Interregnum abgesehen, stellt sie schon seit 1970 ununterbrochen den Bundeskanzler. Über 32 Jahre (von 1970 bis 2002) war immer nur sie ununterbrochen die stimmenstärkste Partei. Alexander Lukaschenko glückt dies erst seit 19 Jahren.

„Linker Mainstream“ gaukelt offenen Wahlausgang vor

Neben der Statistik Austria, der Österreichischen Nationalbank, dem Gewerkschaftsbund und der Arbeiterkammer sind auch alle staatlichen Fernsehsender und Radiostationen ausschließlich von der Staatspartei besetzt. Der Boulevard wirbt offen für die Staatspartei, Wochen- oder Bundesländerblätter tun dies diffiziler. Millionengeschenke in Form von Inseraten oder Presseförderungen wären nicht einmal notwendig – werden aber trotzdem gerne angenommen.

Damit werden fast alle politischen Instanzen, Gremien und Medien eines Landes von nur mehr einer einzigen Partei dominiert. Einzigartig in der Zweiten Republik. Und in Westeuropa.

Die Österreicher empfinden es aber trotzdem nicht als Diktatur. Denn im Unterschied zu Weißrussland haben mehr Österreicher das subjektive Gefühl, es könnte theoretisch auch jemand anderer als die Staatspartei die Nummer Eins werden. Denn vor jeder Wahl lanciert der „linke Mainstream“ Stories, die eine Schwäche der Staatspartei andeuten. Wird es dann aber ernst, weiß natürlich jeder wieder, wo er steht – und wer ihn füttert.

„Rotes Wahl-Perpetuum Mobile“

Dass „die Kluft ohnedies wächst“ (zwischen „Armen" und „Reichen", obwohl der Gini-Koeffizient auf 0,26 abgesunken ist), lässt Salzburgs ORF-Nachrichtensprecherin Viola Wörter gern so nebenbei in Sätze fließen. Und auf Ö1 grüßt uns täglich das Murmeltier: In Form eines Philosophen oder Politologen, der auf Neoliberalismus, Heuschrecken-Kapitalismus und Ausbeutung durch das entfesselte Finanzsystem schimpft – vom Moderator angestachelt. Gegenstimmen gibt es nicht – nie.

Seit 2008 hat die Statistik Austria unter Konrad Pesendorfer (SPÖ) über 20 neue Armutskennzahlen erfunden: Beispielsweise erklärt man heute willkürlich jeden, der mehr als „25 Prozent seines Haushaltseinkommens für`s Wohnen ausgibt“, als armuts- bzw. ausgrenzungsgefährdet. Also 1,4 Millionen Bürger. Ist eine Meldung links – oder kommt sie gar von der AK – wird sie beim ORF meist durchgewinkt und millionenfach multipliziert. Ohne Fragen oder gar Recherche.

Die geschürte Abstiegsangst

Eine Gesellschaft wird von seiner staatlichen Elite aufgewiegelt. Ob das die Gewerkschaftszeitung „Solidarität“ ist, die aktuelle „Gerechtigkeitskampagne“ der Arbeiterkammer oder die „Inländerarmut-Aktion“ der Caritas – täglich prasseln negativ-designte Meldungen auf Millionen Menschen nieder. Tenor: „Eine kleine, verschworene Minderheit wird auf Kosten einer Mehrheit verarmender, kleiner Leute immer noch reicher. Darum Vorsicht! Denn die Armut steigt rapide an – und „dich“ könnte sie als Nächsten treffen!“

Leider ist die sozialistische Wahltaktik des permanenten Schürens von Abstiegsangst – um verunsicherte Wähler der vermeintlich „starken und gerechten“ Partei zuzutreiben – mittlerweile zu erfolgreich. Und so kanalisiert sich die geschürte Wut – wie schon in den 1920ern – in immer extremeren Bewegungen. Das beginnt bei marxistoiden Organisationen wie Attac und endet bei offen kommunistischen Forderungen eines Christian Felber zur Massenverstaatlichung der Wirtschaft und der zentralen Lenkung unserer Gesellschaft. Bewundert auf Ö1.

Schule: Kritik am „linken Mainstream“ – von ganz links

Im Deutsch-Unterricht studieren viele unserer Schüler noch heute das „Kommunistische Manifest“. Und sie lernen, wie aktuell die kommunistischen Ideale in Zeiten der Globalisierung doch wären. Im Religionsunterreicht lehrt man die marxistische Grund-„Weisheit“, dass Wohlstand auf der Ausbeutung von Arbeitern und Rohstofflieferanten beruht. Man hört, dass „die herrschenden Klassen des Nordens den Süden ausbeuten“. Jean Zieglers „Kommunisten im Marx´schen Sinne“ wird von der Kirche gern zitiert, ganz listig unter dem Mäntelchen der „Gesellschaftskritik“.

Ganze Generationen von Jugendlichen lernen Kritik nur noch als Kritik am „linken Mainstream“ aus linksextremer Perspektive. Wenn unsere Jugend das Schulsystem verlässt, dann hat sie eine Wut auf das System. Obwohl sie gar nie drinnen war. Sie ist aber leidenschaftlich überzeugt, dass „unser System“ verkommen ist und zerstört bzw. umgebaut werden muss.

Wen man heute als „Freiheitlich-liberalen“ enttarnt, sieht sich im gesellschaftlichen Ansehen plötzlich um die Plätze mit den Kinderschändern raufen. Wohlstand durch Arbeit? – „Das Märchen glaubt dir heut niemand mehr! – Die da oben haben sich doch längst alles ausgemacht!“

Da ist nirgendwo mehr Platz für Bürgertum. ÖVP wählt nur noch, wer dies schon vor 30 Jahren tat.

Grün-rote Schule: Gehörnte ÖVP

Jahrzehntelang hat sich die ÖVP für „ihre“ Lehrer ins Zeug gehaut – und tatsächlich sind viele bei der „schwarzen“ Beamtengewerkschaft. Gewählt hat man dann aber immer „links“ – in der Hauptschule war man „rot“, im Gymnasium seit 20 Jahren „grün“.

Im Mainstream lacht man über die Naivität der ÖVP – und lanciert aus Jux nach jeder ÖVP-Wahlniederlage ein paar tröstende Mini-Meldungen, dass jetzt sicher das Jahr der ÖVP anbrechen werde. Was sich in den letzten 40 Jahren dann aber leider nie erfüllt hat.

Niemand – außer der Staatspartei – hat heute eine reelle Chance, bei Wahlen ohne Tricks (Stichwort „Wolfgang Schüssel anno 2000“) an die Macht zu kommen. Wie man das verändern kann, weiß niemand so genau. Soll man Rupert Murdoch bitten, ORF III in einen konservativen Gegenpol zum ORF zu verwandeln? Braucht es ein Mehrheitswahlrecht? Soll man das Objektivitätsgebot des ORF ernst nehmen und Verletzungen vor Gericht bringen? Den Religionsunterricht ersatzlos streichen? Oder soll man die Arbeiterkammer und alle ihre SPÖ-„nahen“ VWL-Institute mit ihren Arbeiterkammer-„nahen“ Lektoren aus der WU Wien hinausbegleiten – um dort ein Reservat für „nicht-linke“ Ideen einzurichten?

Was auch immer man macht: Das Land muss auf demokratischem Gebiet schrittweise von Weißrussland nach Westminster geführt werden.

Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg. Der Betriebswirt und Wirtschaftspädagoge befasst sich in seinen Büchern mit Kapitalismus und Globalisierung aus liberaler Sicht und wendet sich gegen „die staatlich geschürte Abstiegsangst“. Zuletzt erschien sein Buch „Die Gemeinwohl-Falle“.

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Mit Steuern steuern drucken

„Mehrheit der Deutschen will Steuererhöhungen“ meldet „Die Welt“. Demnach befürworten 72 Prozent der Wahlberechtigten die Anhebung der Steuern für die „Gutverdienenden“. 62 Prozent sprechen sich für die Einführung von Vermögenssteuern aus.

Frankreichs sozialistischer Staatspräsidentendarsteller Francois Hollande möchte – unter dem tosenden Applaus der Neidgenossen – „Steueroasen in aller Welt ausradieren“ und dadurch den Erdball in eine einzige Steuerwüste verwandeln.

Angesichts der kollektiven Hatz auf perfide Steuersünder, wie etwa den Ex-Kicker Uli Hoeneß, kann der deutsche Bundespräsident nicht länger an sich halten und verkündet: „Wer Steuern hinterzieht, verhält sich asozial". Wer wäre wohl eher legitimiert, über asoziales Verhalten zu räsonieren, als ein von Steuern lebender Mann, der keinen Tag seines Lebens produktiv gearbeitet hat?

Dass auch die üblichen Verdächtigen unter den österreichischen Geistesathleten – speziell solche aus dem Dunstkreis von Gewerkschaften und Arbeiterkammern – ihre begehrlichen Blicke verstärkt auf jene Bürger richten, die ihr Einkommen nicht versoffen und verhurt, sondern zur Vermögensbildung genutzt haben, sei der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt.

Jeder vom Bürger zum Staat umverteilte Euro bedeutet nicht nur einen Wohlstandsverlust, sondern bringt auch eine Zunahme der (Kontroll-)Macht des Leviathans über den Bürger mit sich. Angesichts dessen ist es erstaunlich, dass die Tage offenbar vorbei sind, in denen mit dem Ruf nach Steuersenkungen auf dem politischen Parkett gepunktet werden konnte. So kurios es auch scheint, verspricht ausgerechnet in einer Zeit historisch höchster Abgabenlasten die erklärte Absicht, die Steuerschraube noch weiter anziehen zu wollen, Wahlerfolge.

Ob die feuchten Träume der Obertanen dabei nun um die Erfindung oder Einführung neuer Tribute, wie Kapitaltransaktions- oder Vermögenssteuern, oder um die Verschärfung bereits bestehender Enteignungsinstrumente (wie die Einkommenssteuer) kreisen, erscheint nebensächlich. Das einzige, worauf die Umverteiler zu achten haben, ist, den Steuerhammer selektiv auf kleine, in der Massendemokratie unbedeutende Gesellschaftsgruppen niedersausen zu lassen, als da wären: Unternehmer, Mietshausbesitzer, „Spekulanten“, (kurz: Eigentümer von Vermögen aller Art) und „Besserverdiener“.

Die genannten Minderheiten zu Sündenböcken zu erklären, die unausgesetzt beschuldigt werden, an der herrschenden Krise die Alleinschuld zu tragen und daher jetzt – „Gerechtigkeit muss sein!“ – entsprechend bluten sollen, ist eine leichte Fingerübung, da es die Politelite verstanden hat, die Hauptsrommedien zu ihren treuesten Symbionten zu machen. Die Damen und Herren Redakteure sind artig mit von der Partie, wenn das Lied vom treu sorgenden, verantwortungsvoll im Sinne des „Gemeinwohls“ agierenden Staat angestimmt und zugleich der ruchlose Egoist und ausschließlich den eigenen Vorteil suchende Private verdammt wird. Die „Vierte Macht“ im Staate ist – einer konsequenten Negativauslese und Korrumpierung der Bericht erstattenden Zunft sei Dank – mittlerweile zum zuverlässigsten Wasserträger staatlicher Allmachtsbestrebungen und zugleich zum erbarmungslosen Zensor jeglicher Staatskritik degeneriert.

Steuern sind niemals gerecht

Allerdings gibt es keinen Schatten ohne Licht: Immerhin könnte das die allgemeine Moral zerstörende Prinzip der Demokratie nicht deutlicher enthüllt werden, als durch den immer lauter erschallenden Ruf einer Mehrheit nach immer höheren Steuerlasten für eine Minderheit. Demokratie bedeutet eben knallharte Diktatur der Mehrheit. Diese Tatsache jedermann ungeschönt vor Augen zu führen, ist schon etwas wert.

Für privat handelnde Personen gelten Tabus. Kaum jemand würde den Raub an seinem Nachbarn gutheißen oder den Versuch unternehmen, diesen zu rechtfertigen. Auch leuchtet es jedermann ein, dass ein Verbrechen nicht dadurch zur Wohltat mutiert, indem man es im Kollektiv begeht. Ein in der Gruppe verübter Raub ist eben kein kleineres Übel als die Tat eines Einzelnen. Interessanterweise gibt es aber ab dem Moment keinerlei Halten und keinen moralischen Einwand mehr, da die Ausführung des Raubes mittels eines Stimmzettels an politische Parteien – die damit völlig ungeniert und ungestraft werben dürfen – delegiert und am Ende durch Staatsschergen vollzogen wird. Die Sozialisten in allen Parteien waren, sind und bleiben nichts weiter als von ihren (anonymen) Wählern gedungene Räuber.

Es ist kaum zu fassen: Rechtschaffene Menschen, der Großteil davon würde nie im Leben daran denken, kriminell zu werden – 72 Prozent der Bundesbürger – heißen die willkürliche Ausplünderung von Menschen gut, deren Fehler darin besteht, es materiell weiter gebracht zu haben, als sie selbst. Das reicht, um diesen – ohne dabei von Gewissensbissen geplagt zu werden – den Steuervogt an den Hals zu hetzen, der ihnen in der Folge seine Beute (oder wenigstens einen Teil davon) übergeben soll. Dass diejenigen, die ihre Enteignung nicht widerstandslos hinnehmen und entsprechende Gegenstrategien entwickeln, als „asozial“ denunziert werden, fügt dem Unrecht den blanken Hohn hinzu.

Steuern sind niemals gerecht. Stets werden sie gewaltsam und nicht im Konsens erhoben und stets schaffen sie zwei Klassen von Menschen: Eine, die sie bezahlt und eine, die davon lebt. Doch selbst wenn diese Tatsache unbeachtet bleibt, ist eines klar: Wer sich den Kampf für die Gerechtigkeit aufs Panier schreibt und dabei ein Minimum an Glaubwürdigkeit bewahren will, der kann eines keinesfalls tun: Willkürlich gestalteten (progressiven) Steuertarifen das Wort reden. Genau das aber tun alle in den Parlamenten Österreichs und Deutschlands vertretenen Parteien – möglicherweise ohne zu wissen, dass progressive Steuern ein Instrument sind, das von Karl Marx einst dazu erdacht wurde, um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören…

Montesquieu schreibt in seinem wichtigsten Werk „Vom Geist der Gesetze“ zum Thema Steuern folgendes: „…die Wirkung (…) übermäßiger Besteuerung ist, dass die Freiheit ihrerseits die Knechtschaft hervorbringt und die Wirkung der Knechtschaft ist die Verminderung der Steuereinnahmen.“ Mit dem letzten Satz hat der hellsichtige Mann bereits den Jahrhunderte später gefundenen „Laffer-Effekt“ beschrieben. Die tragbare Steuerlast ist eben endlich! Eine Seite zuvor stellt der Baron fest: „Die maßvollen Staaten bieten eine Entschädigung für den Steuerdruck: eben die Freiheit. Die despotischen Staaten bieten ein Entgelt für die Freiheit: eben die geringfügigen Steuern.“ Der selige Mann lebte allerdings in einer absoluten Monarchie. Er hatte keine blasse Vorstellung vom Ausmaß der in einer Massendemokratie herrschenden Despotie – bei zugleich maximalen Steuerlasten…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Die Schule, der ORF und zweimal mutige Politiker drucken

Wir leben ja in Zeiten des zynisch-hemmungslosen Opportunismus, in Zeiten von völlig profillosen Politikern. Da darf man, nein muss man zwei Politiker vor dem Vorhang holen, die sich anders verhalten als der Rest der Meute, die mit Mut und – zumindest bisher – Konsequenz für Dinge einstehen, die absolut richtig sind, die ihnen aber parteiintern und wahltaktisch schaden dürften.

Es geht um die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl und den ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf. Kopf verweigert konsequent dem ORF einen weiteren Griff in die Budgetkassen. Dafür muss ihm jeder Steuerzahler dankbar sein. Vor allem im Wissen, dass die ÖVP dafür während des Wahlkampfs vom ORF heftige Prügel bekommen wird. Freilich sollte jeder Schwarze – so wie Kopf – wissen: Die ÖVP war (wie die Freiheitlichen) ja auch schon dann vom ORF geprügelt worden, als sie unter Josef Pröll einer 160-Millionen-Tranche für den Staatssender zugestimmt hatte. Nachgeben nutzt also angesichts dieser Ideologentruppe in der ORF-Information ohnedies nichts. Da kann man gleich anständig und sparsam bleiben.

Man muss nun freilich jeden Tag bangen und hoffen, dass Kopf auch auf Dauer hart bleibt. Das ist dem kleinen Vorarlberger aber durchaus zuzutrauen – wenn ihn nicht wieder wie beim letzten Mal die Front von Parteiobmann und Landeshauptleuten in die Knie zwingt.

Das Gewäsch, dass der ORF das Steuergeld doch ach so dringend bräuchte, kann man problemlos abdrehen. Denn solange der Sender zwei unterschiedliche Zeit-im-Bild-Sendungen auf verschiedenen Programmen gleichzeitig ausstrahlt, solange er die wenigen noch vorhandenen bürgerlichen Journalisten zu weißen Elefanten stempelt, solange er fast täglich den eigenen Generaldirektor ins Bild rückt, solange er seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag mit linker Gehirnwäsche verwechselt, solange über die Verfahren gegen Karl-Heinz Grasser zehnmal so oft berichtet wird wie über jene gegen den amtierenden(!) Bundeskanzler, ist jeder zusätzliche Cent für diesen Parteisender verbranntes und gestohlenes Geld.

Also: Bravo Kopf, der dafür ja in der ÖVP offenbar als einziger seinen Kopf hinzuhalten bereit ist.

Ein ebensolches Bravo gilt in ganz anderen Zusammenhang – und keineswegs aus vordergründigem Proporzgehabe – der Wienerin Brandsteidl. Sie setzt jetzt schon zum zweiten Mal ein Signal, das zeigt, dass sie endlich in den Schulen wirklich etwas besser machen will (ein Signal, auf das man bei Claudia Schmied wohl auch noch zehn weitere Jahre vergebens warten würde).

Brandsteidl will nämlich die schulautonomen Tage abschaffen, ebenso die schulfreien Tage nach Ostern und Pfingsten. Gewiss kann man über Details streiten; genauso berechtigt und sinnvoll wäre etwa statt dessen die Reduktion der Sommerferien von neun auf acht Wochen. Aber das Entscheidende ist zweifellos die Intention. Jahrzehntelang hat die Politik die Ferien immer mehr verlängert – und sich dann gewundert, dass das kein sonderlich toller Beitrag zum Lernerfolg war. Vorsichtig ausgedrückt.

Gewiss sind ein paar Tage Lernen mehr noch keine geglückte Trendwende im Schulsystem. Dazu würde auch eine Stärkung (und Entlastung!) der Lehrer gehören; die Einführung von Aufnahmsprüfungen; das Hinausdrängen der Juristen und(!) der schlechten Lehrer aus dem Schulwesen; ein Bekenntnis zu den unterschiedlichen Begabungen und Bedürfnissen von Schülern; eine Wiederbelebung des Wortes „Leistung“; ein Zurückholen der Eltern in eine stärkere Erziehungsverantwortung; und insbesondere eine dramatische Stärkung der Schulautonomie.

Aber das ist kein Grund, den Vorschlag der bisher eher nur durch ihr Dauerlächeln aufgefallenen Brandsteidl kleinzureden. Was für die Schule gilt, gilt auch für eine Stadtschulratspräsidentin: Jeder Anfang ist das Allerschwerste. Und den hat sie jedenfalls geschafft. Die Ferienverkürzungs-Idee ist ja immerhin schon ihre zweite richtige Idee: Sie hat – wiederum ganz im Gegensatz zur Ministerin –  vor einigen Monaten auch schon vorgeschlagen, die sogenannten Bildungstests verbindlich und deren positives Bestehen zur Voraussetzung für ein Aufsteigen zu machen.

Auch Brandsteidl wird freilich – so wie Kopf – für etwas Richtiges wie Mutiges in der eigenen Partei wohl noch ordentlich unter Druck kommen. Daher: Alle guten Wünsche fürs Durchhaltevermögen.

PS.: In diese Ruhmesreihe würde auch Wissenschaftsminister Töchterle gehören, wenn er es schafft, einmal dauerhaft hart zu bleiben. Bei Ihm geht es um die Linzer Medizin-Uni. Aber da zweifeln viele, ob er sein Nein wirklich durchhält. Schließlich hat der einstige Hoffnungsträger Töchterle in den letzten Wochen sowohl beim Thema Uni-Zugang wie auch Lehrerausbildung allzu faulen Kompromissen offenbar aus Koalitionsräson zugestimmt.

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Die Hetzer zündeln, bis die Scheiterhaufen brennen drucken

Am gleichen Tag, da in Deutschland der alleine schon wegen des Streits um die Medien-Zulassung und die ersten Befangenheits-Anträge aufseherregende Prozess wegen der neonazistischen NSU-Mordserie begonnen hat, fand auch in Zürich ein Prozess statt. Und der erinnert erschreckend deutlich an die Nazi-„Justiz“, aber auch an die ähnlich grauslichen Schauprozesse der osteuropäischen Kommunisten. Beide Regime haben nicht konforme Journalisten brutal angeklagt.

Nur war es (noch?) kein echter Prozess. Sondern man führte auf einer Bühne das durch, was die linke Schickeria auch in Wirklichkeit wohl gerne täte: Man machte gegen die konservative Schweizer „Weltwoche“ einen Schauprozess. Es war aber wohlgemerkt nicht ein solcher nach einer literarischen Vorlage, sondern einer mit echten Zeugen. Fast 15 Stunden lang wurde dabei unter dem Gejohle der Zuschauer gegen das Blatt gehetzt, unter anderem weil es massiven Sozialmissbrauch in der linken Züricher Stadtverwaltung aufgedeckt hatte. Besonders beschämend: als Ankläger fungierte ein Österreicher, ein bei Standard, Falter, ORF & Co sehr beliebter Herr Misik. Fehler der Inszenierung: Die Geschworenen waren ideologisch nicht mit von der Partie, sondern normale – fast hätte ich gesagt: anständige – Schweizer Bürger. Sie sprachen das Blatt am Schluss zum Missfallen der Zuschauer „frei“. Die Veranstaltung ist ein zutiefst beschämender Tiefpunkt eines fast zur Gänze von (in diesem Fall: Schweizer) Steuergeldern lebenden Theaters und von sogenannten Journalisten wie Künstlern. Beim nächsten Mal zünden sie wohl auch noch Scheiterhaufen an, um ihre Verbrennung unerwünschter Schriften noch realistischer zu machen. Ein widerlicher Haufen.

PS.: Ein Gegenzeichen gegen die Gesinnungsterroristen setzt man ganz einfach: Man kauft das Blatt (mit dem ich nichts zu tun habe, das ich aber schätze und als mutig wie korrekt kennengelernt habe).

 

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Die Schwarzen, die Kinder und der Mut drucken

Die ÖVP besinnt sich einer Kernkompetenz aus uralten Zeiten: der Familie. Das ist jedenfalls erfreulich, sind doch Investitionen in Zukunft und Kinder überhaupt die allerwichtigsten (auch wenn das Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung offenbar nicht verstehen). Diese Freude wird freilich gleich durch mehrere dicke Fragezeichen gedämpft.

Aber zuvor zum Kern der schwarzen Familienoffensive: Neben einer kleinen Erhöhung der Familienbeihilfe soll es erstmals wieder spürbare Steuerbegünstigungen für Eltern geben. Diese waren ja unter Bruno Kreisky abgeschafft worden – was wohl neben anderen Faktoren auslösend für den steilen Geburtenrückgang nach seinem Amtsantritt gewesen ist. VP-Boss Spindelegger will nun Vätern wie Müttern jeweils 3500 Euro pro Kind jährlich als Abschreibposten zugutekommen lassen, also zusammen 7000 Euro. Besonders positiv ist, dass dieser Freibetrag pro kind gewährt werden soll.

Keineswegs zu kritisieren ist auch der von der Linken sofort gegeißelte Umstand, dass von den schwarzen Plänen primär Besserverdienende profitieren würden. Naturgemäß haben ja von Abschreibmöglichkeiten nur jene etwas, die überhaupt Einkommensteuer zahlen. Aber genau um die muss es in einer funktionierenden Familienstrategie ja gehen.

Denn gerade in diesen Schichten zeigt sich seit längerem eine signifikante Geburtenverweigerung, während die Zuwanderer in den untersten Einkommensschichten viele Kinder haben. Zugleich beweisen alle Studien, dass primär die Kinder der studiert Habenden auch die Leistungsträger der Zukunft sind. Und wenn 40 Prozent der akademisch gebildeten Frauen keine Kinder mehr bekommen, gibt es in der Tat großen und dringenden Handlungsbedarf, wenn Österreich zumindest auf dem gegenwärtigen Niveau überleben will.

Es war zu erwarten, dass Rot und Grün das sofort ablehnen. Die SPÖ sieht ohnedies nur noch in Unterschichten, Gemeindebeamten und Zuwanderern ihre eigene Rettung. Die Grünen werden zwar eigentlich von den Bestverdienenden gewählt, aber die Vermutung ist stark, dass da viele dabei sind, die keine Kinder wollen. Aus den verschiedensten Gründen.

Der schwarze Vorstoß wird übrigens auch voll von der Judikatur des Verfassungsgerichtshofs getragen: Dieser hat mehrfach erklärt, dass es ungerecht und verfassungswidrig wäre, besserverdienende Eltern mit solchen aus der Unterschicht zu vergleichen. Vielmehr habe der Staat die Pflicht, für Eltern einen Ausgleich mit Beziehern des gleichen Bruttoeinkommens herzustellen.

Dem ist voll zuzustimmen. Kein Mensch vergleicht sein Familieneinkommen mit dem der türkischen Hausmeisterfamilie, sondern immer mit den in etwa gleich viel verdienenden Berufskollegen und Freunden. Da ist es einfach skandalös, wenn einige Kinder den Absturz auf das Hausmeisterniveau bedeuten.

Aber warum ist der VP-Plan dennoch mit vielen Fragezeichen zu versehen?

Erstens wird er wohl nie verwirklicht werden, weil sich die ÖVP offensichtlich entschlossen hat, es groteskerweise nochmals mit diesem Koalitionspartner zu versuchen. Und mit der SPÖ sind eben nur Projekte verwirklichbar, die in immer stärkerer Verstaatlichung der Kindererziehung und in Geld für die XYZ-Schicht bestehen.

Zweitens kommt das Projekt allzu knapp vor Wahlen auf den Tisch. Was es automatisch verdächtig macht.

Drittens hat man bei der ÖVP schon oft beobachten können, dass Projekte nach einer Pressekonferenz des Parteiobmanns rasch wieder verräumt werden.

Viertens bekommen Eltern nur dann die zweimal 3500 Euro Abschreibpauschale, wenn auch wirklich beide arbeiten gehen. Damit wird schon wieder familienfeindlicher Druck ausgeübt, der im Widerspruch zur schwarzen Parole „Wir wollen Wahlfreiheit für die Mütter“ steht. Denn für Mütter von drei oder mehr Kinder besteht zehn bis vierzehn Jahre lang keine echte Chance, arbeiten zu gehen, wenn sie sich auch ordentlich um ihre Kinder kümmern wollen. Und genau diese wenigen potenziell kinderwilligen Familien im akademischen Niveau sollten ja dringend zu mehr Kindern ermutigt werden.

Aber um diesen Schritt zu gehen, hat Spindelegger schon wieder einmal zu viel Angst vor den Feministinnen und ihren dummen Parolen (wie: „Die ÖVP schickt die Frauen wieder an den Herd“). Ein Blick nach Deutschland hätte die Volkspartei mutiger gemacht: Dort führen CDU/CSU sogar ein eigenes „Betreuungsgeld“ für daheimbleibende Mütter ein. Natürlich bekommen deswegen die linken Medien Schaum vor dem Mund. Aber der ist zu vergessen. Denn bei den Meinungsumfragen hat das Projekt den deutschen Unionsparteien nicht geschadet. Ganz im Gegenteil.

Das fünfte Fragezeichen ist überhaupt das allergrößte: Die ÖVP teilt uns leider nicht mit, wie sie das Ganze – ein Milliardenprojekt! – finanzieren will. Das aber ist eine mehr als ernste Frage in Zeiten wie diesen. Parteien mit Ideen, wie man noch mehr des nicht vorhandenen Geldes unter die Wähler bringt, gibt es nämlich mehr als genug.

Aber dazu schweigen die Schwarzen. Dabei gäbe es gerade im Familienbereich viel Geld zu holen: nämlich bei der Gratis-Sozialversicherung für all jene Frauen, die nie ein Kind bekommen haben, (also vor allem der Witwenrente). Oder die wegen eines einzigen Kindes jahrzehntelang nicht gearbeitet haben. Dieses Privileg gehört längst abgeschafft, aber niemand traut sich das.

Dabei würde das nicht nur Mut zeigen, sondern den Frauen mit null oder einem Kind signalisieren: Wenn ihr dennoch eine über die Ausgleichszulage hinausgehende Pension wollt, müsst ihr arbeiten gehen oder einzahlen. Dann gäbe es auch für die nach Frauen gierende Wirtschaft neue und gut qualifizierte Arbeitskräfte.

Das schwarze Familienprojekt zeigt damit, dass auch die ÖVP letztlich nur an den Sozialstaat glaubt und dessen unendliche Finanzierung aus dem Schlaraffenland.

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Medien, die Wahrheit und ihre Verbiegung – zwei Musterbeispiele drucken

Dass die Qualität der österreichischen Medienlandschaft einiges zu wünschen übrig lässt, ist für aufmerksame Beobachter nichts Neues. Trotzdem ist es immer wieder erschreckend, wenn man sich – etwa anhand der folgenden Beispiele aus der letzten Zeit – vor Augen führt, wie sehr Journalisten die Wahrheit verdrehen, damit sie in ihr politisch korrektes Weltbild passt.

26. 4. 2013
Internet-Kurier: Immer mehr Terroranschläge in Europa

„Terroristische Aktivitäten gehen laut dem Europol-Terrorismusreport (TE-SAT) vor allem von separatistisch motivierten Einzeltätern und Gruppen aus. Lediglich sechs Attentate wurden von religiösen Extremisten verübt. …
17 Menschen sind im Vorjahr bei Terroranschlägen ums Leben gekommen. Beim Bombenanschlag im bulgarischen Burgas und beim Amoklauf im französischen Toulouse starben insgesamt 14 Menschen. Weitere drei Zivilisten starben bei Anschlägen in Belgien, Nordirland und Frankreich. …
Frankreich sticht in der Statistik heraus: Rund die Hälfte aller Anschläge traf die Grande Nation, ein weiteres Viertel den Nachbarstaat Spanien. Das stärkt die Annahme, dass vor allem separatistische Bewegungen hinter einer Großzahl der Anschläge stehen. … Diese haben 2012 bei Attentaten aber keine Menschen verletzt.“

Was im Artikel wohl bewusst ausgelassen wird, sind die näheren Umstände der Anschläge von Burgas und Toulouse. Beim Bombenanschlag in Bulgarien kamen sieben Menschen ums Leben: Neben dem Attentäter und einem einheimischen Busfahrer fünf Israelis. Und dem Amoklauf des Mohammed M. in Frankreich fielen ebenfalls sieben Menschen zum Opfer – alle französische Juden.

Es gab also eine Vielzahl (219) von Terror-Anschlägen – bei jenen mit Toten waren die separatistisch motivierten aber offenbar in der Minderzahl. Die 14 Toten im Umfeld muslimischer Terroraktionen werden hingegen subtil unterschlagen. Außerdem wäre es auch interessant gewesen zu erfahren, warum die drei weiteren erwähnten Zivilisten getötet wurden.

Der Artikel erweckt den Eindruck, dass religiös motivierte Anschläge keine Rolle spielen. Sie führten ja bloß zu den meisten Toten. Wer sich aber die Mühe macht und sich das englische Video des Europol-Direktors (am Ende des Artikels) anhört erfährt bei 1:15 Min: „We noticed a particular rise 2012 … in the number of religious motivated extremists.”

Womöglich sind die 14 Toten tatsächlich nicht Opfer religiös motivierter Taten; aber ist ein offenbar vorliegendes rassistisches Motiv entschuldbarer – beziehungsweise die Berechtigung, es im Bericht zu vertuschen, größer? Die Kommentare in manchen Leserbriefen bestätigen, dass die Manipulation bei unanalytischen Lesern voll aufgegangen ist. Fakten werden subtil unterschlagen oder verzerrt.

29. 4. 2013
ORF 2: „Thema“ – Tschetschenen in Österreich:

Es gibt Vieles, was bei diesem Beitrag zu kritisieren wäre, z. B. der Missbrauch von Klassen bzw. Schülern für Interviews (wer organisiert bzw. genehmigt so etwas?), die Selektion der Interviewpartner, die Verdrehung der Tatsachen bezüglich Zeitpunkt der Flucht oder anderer wesentlicher Punkte, wie es schon öfters vorgekommen ist.

Einen Höhepunkt stellt aber das manipulative Interview mit Herrn K.H. Grundböck – als höherer Beamter quasi eine Autorität aus dem Innenministerium – dar (bei ca. 7.50 min):

Thema: „Was sagen die Daten und Fakten über die Kriminalität der Tschetschenen in Österreich?“
Grundböck: „Angehörige der russischen Föderation haben hier einen Gesamtanteil von 3,5 Prozent an den ermittelten Tatverdächtigen.“
Thema: „Welche der Volksgruppen in Österreich ist am meisten an der Kriminalität mitbeteiligt?“
Grundböck: „Die höchste Beteiligung haben österreichische Staatsangehörige [kein Prozentsatz genannt], gefolgt von den deutschen Staatsangehörigen mit 12 Prozent.“
Ende des Interviews.

Nun, das ist aber sehr erstaunlich, dass Österreicher an der Kriminalität in Österreich beteiligt sind, oder? Eigentlich könnten/sollten es ja annähernd 100 Prozent sein.

Und wenn 25.000 Tschetschenen einen Anteil von 3,5 Prozent am Gesamtvolumen der Taten verursachen – ist das nicht relativ viel im Vergleich zu 8 Millionen Österreichern für x Prozent kriminelle Taten?

Interessant wäre auch eine Auskunft darüber gewesen, was aus den 70-75 Prozent der Tschetschenen in Österreich wird, die offenbar nicht verfolgt werden. Aber Nachfragen zu interessanten Themen gehört offenbar nicht zu den Gepflogenheiten bestimmter ORF-Redakteure.

Weiß Herr Grundböck, dass er mit den Fragen – ohne weitere Erläuterung der Antworten für geistig Minderbemittelte – manipuliert wurde, oder ist er selbst mit im Bunde? Wer zieht den ORF für eine derart verkommene Beitragsgestaltung zur Verantwortung? Und: Schlafen Politiker grundsätzlich vor dem Fernseher?

Typisch für die Redaktion von „Thema“ war auch die Präsentation eines sympathisch wirkenden und durchaus integrierten Tschetschenensohns (es werden immer Kinder vorgeschoben) mit dem Namen „Rudi“ (!), dem vermutlich die meisten Asyl in Österreich gönnen würden, der aber offensichtlich als Vorzeigetschetschene missbraucht wurde.

Fazit: Wir werden fast täglich betrogen und getäuscht – und die meisten merken es nicht einmal. Für die Konsequenzen werden wir alle büßen, besonders aber unsere Kinder!

Der Autor muss leider aus beruflichen Gründen anonym bleiben.

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Der letzte Dreck drucken

Die Chancen und Möglichkeiten im Europa unserer Tage sind äußerst ungleich verteilt. Das beginnt bereits bei der Geburt. Wer zwei einheimische Eltern und einen Penis hat, der hat von Anfang an denkbar schlechte Karten. Schließlich zählen zu den potentiellen Vorfahren eines solchen Kindes Kreuzritter, Mitglieder der Waffen-SS, Kolonialbeamte in Schwarzafrika oder – und das ist wahrscheinlich die schlimmste aller linken Erbsünden  – geniale Erfinder oder kapitalistische Unternehmer zu Zeiten der industriellen Revolution. Und dafür muss der Bub jetzt büßen.

Als „Stupid White Man“ stigmatisiert, hat er im politisch-korrekten Feuchtbiotop Europas nur noch wenig zu lachen. Ein Auslaufmodell. Seinen Platz wollen nun all jene, freilich ohne entsprechende Leistung, einnehmen, die es sich in der modernen Gesellschaftsordnung als vermeintliche Opfer, Verfolgte, Benachteiligte und Diskriminierte bequem eingerichtet haben.

Seine ersten Jahre muss der autochthone Bub deshalb in gegenderten Kindergärten und Volksschulen fristen, die ganz auf die Bedürfnisse von Mädchen zugeschnitten sind. Von Kindesbeinen an werden ihm der Hass auf das eigene Volk (Achtung geächtetes Wort!) und seine Heimat an- und die positiven männlichen Eigenschaften – wie etwa Leistungsbereitschaft oder Mut – abtrainiert. Das sind alles Tugenden, die für ein Leben als künftiges Opfer und/oder unkritischer rot-grün Wähler hinderlich sind. Sollte er trotz all dieser Maßnahmen noch ein für Buben typisches Verhalten an den Tag legen, wird dies, sofern er über keinen orientalischen Kultur- und Migrantenbonus verfügt, vom linken pädagogischen Personal geahndet und sanktioniert. Aber wie heißt es so schön, in der Schule lernt man fürs Leben.

Dank der ständig neuen Gesetze, Verordnungen, Quoten- und Antidiskriminierungsregeln, die sich Feministinnen, Grüne, Multikulti-Apologeten und andere gute Menschen von Jahr zu Jahr ausdenken, müssen sich Max, Daniel oder Kevin gleich doppelt anstrengen, um einen guten Job oder Ausbildungsplatz zu ergattern. Denn diese Quoten helfen immer den in unserer Gesellschaft mittlerweile zahllosen Minderheiten und Benachteiligten. Ja wer bei uns benachteiligt ist, ist klar im Vorteil. All das bedeutet nichts anderes als die systematische Diskriminierung von autochthonen (heterosexuellen) Männern.

Wenn es Max, Daniel oder Kevin beruflich zu nichts bringen, dann sind sie immer und ausschließlich selbst daran schuld: Modernisierungsverlierer, Proleten, Versager oder White Trash höhnen dann gerne die Gutmenschen in der Designerbar oder dem Studentenlokal ums Eck. Bei den Geschlechtsgenossen mit richtigem Migrationshintergrund ist es genau umgekehrt, sollten sie dank fehlender Ausbildung Dauergäste beim AMS sein; dann ist immer und ausschließlich die böse (neokapitalistische) Gesellschaft schuld – wiederum verkörpert durch den wirtschaftlich erfolgreichen autochthonen weißen Mann. Komplexe Weltbilder sehen anders aus.

Keine Gnade für weiße Männer

Und weil alle von den Linken akzeptierten Minderheiten und Verfolgten quasi unter Artenschutz stehen, dürfen sie auch keinesfalls kritisiert werden – zumindest nicht, von, richtig geraten, europäischen heterosexuellen Männern. Diejenigen, die es trotzdem tun, haben entweder eine Phobie (Homo-, Islamo-, etc.), sind also geisteskrank, oder sie werden, dank diverser gummiartiger Verhetzungsparagraphen, zunehmend verfolgt und kriminalisiert. Und da außer nichtlinken autochthonen Männern quasi alle Menschen mindestens einer benachteiligten Minderheit angehören, darf nur noch dieser klägliche Rest von Männern (der gemäß politisch-korrekter Logik niemals eine Minderheit sein kann) kritisiert, karikiert und verspottet werden.

Und davon wird reichlich Gebrauch gemacht. In Literatur, Kunst, Film und Fernsehen und auf Kleinkunstbühnen ist der nichtlinke autochthone Mann, der von den angepassten und staatsgläubigen Gutmenschen gerne als Spießer bezeichnet wird, permanentes Ziel von Spott, Hohn und Kritik. In den zahllosen Fernseh-Krimis ist er fast ausschließlich der Täter, wer sonst? Oder kann sich jemand an eine Tatort-Folge erinnern, in der der Mord von einer lesbischen Grünwählerin, einem anarchistischen Hausbesetzer oder einem Zuwanderer aus dem Nahen Osten begangen worden ist? Eben.

Und sollten sich Max, Daniel oder Kevin nicht nur im TV sondern auch in der Realität etwas zuschulden kommen lassen, dann kennen die Gerichte keine Gnade. Dass etwa ein Ernst Strasser wegen Bestechlichkeit für vier Jahre oder ein 55-jähriger Dachdecker für einen Jagdunfall mit tödlichem Ausgang für 14 Monate in den Knast müssen, während jugendliche orientalische Migranten, die aus purem Hass andere Menschen zu Tode oder ins Koma prügeln, zumeist mit lächerlichen Bewährungsstrafen belohnt werden, sind unmissverständliche Signale der Justiz an die Gesellschaft. „Bestrafe einen, erziehe hundert!“ wusste schon das ideologische Vorbild vieler Gutmenschen, der Massenmörder Mao Tse-Tung.

Aber der ehemalige ÖVP-Minister und der blutrünstige Bambikiller gehören schließlich nicht zur großen linken Wir-Gruppe, sondern zu den verhassten Feindbildern und Sündenböcken der politisch-korrekten Gesinnungsterroristen. Unter diesen Vorzeichen und dank der in solchen Fällen üblichen medialen Vorverurteilung (siehe auch KHG) haben Angeklagte vor Gericht denkbar schlechte Karten.

Und sollte ein autochthoner Mann nicht Täter sondern Opfer sein (die laut Kriminalstatistik wesentlich häufigere Variante), also wenn etwa ein Daniel von einer Gruppe Türken aus purem Hass zu Tode getreten wird, so wie unlängst in Weyhe bei Bremen, dann ist das den Mainstream-Journalisten, den linken Politikern und den Gerichten vollkommen egal, bestenfalls ein bisschen peinlich. Pech gehabt, einer weniger.

Das Einzige, was die ansonsten politisch-korrekten Dauerempörten am Fall Daniel S. wirklich aufgeregt hat, war, dass er es überhaupt in die Medien geschafft hatte. Aber in der Regel ist ihre Schweigemauer ohnehin undurchlässig. Das Totprügeln von jungen autochthonen Männern funktioniert dank der Schützenhilfe der opportunistischen Schreibtischtäter in den Redaktionen gemeinhin ohne mediale Störgeräusche, ganz still und heimlich. Der Autor Akif Pirincci spricht vom „schleichenden Genozid an einer bestimmten Gruppe von jungen Männern“.

Im Zweifel Nazi

Ja, für diese Männer gibt es kein Mitleid, wenig Zukunft und viel Hass, Ignoranz und Verachtung. Dass an diesen pathologischen Zustand unserer Gesellschaft primär autochthone Männer (aus dem neosozialistischen und dem links-katholischen Milieu) verantwortlich sind, ist dabei kein Widerspruch. Verrat, Dummheit, Machtgier, Feigheit und Opportunismus sind schließlich keine neuen Phänomene.

Wäre Daniel S. Linksextremist, Türke oder Transvestit gewesen, dann hätten er und seine Angehörigen viel Mitleid und Anteilnahme von Politik und Medien bekommen. Der 25-jährige war aber eben nur ein „Stupid White Man“. Und wer braucht die in der schönen neuen bunten Multi-Kulti Welt eigentlich noch?

So ist es gerade noch eine Straftat, die für die Täter allerdings keine ernsthaften Konsequenzen nach sich zieht. Die meisten aus der Prügelbande werden – wenn überhaupt – eine Bewährungsstrafe ausfassen; und der Haupttäter wird mit der ganzen Milde des Gesetzes belohnt. Was passiert wäre, wenn eine Gruppe von Deutschen einen Türken zu Tode geprügelt hätte, kann sich jeder, der noch nicht durch die neosozialistische Dauer-Propaganda verblödet ist, lebhaft ausmalen. Die Mainstreampresse hätte endlich neues dringend benötigtes Futter für ihr Propagandamärchen vom durch und durch bösen rassistischen westlichen Mann.

Aus dem brutalen Mord an Daniel S. konnte die Linke aber kein politisches Kapital schlagen. Obwohl sie es redlich versucht hat; so hatte etwa der biedere Bürgermeister aus Weyhe gleich nach dem Tod von Daniel einen runden Tisch gegen rechts eingerichtet. Das war aber dann selbst für die meisten Mainstream-Medien zu plump. Auch beim Anschlag in Boston hatte die Linke in Europa so sehr auf einen weißen „rechten“ Attentäter gehofft. Aber, so wie fast immer, vergeblich.

Aber immerhin war Daniel S., wie der Bürgermeister von Weyhe großzügig feststellte, kein „Nazi“. Warum das der SPD-Mann öffentlich betont hat? Nun, weil es für ihn und seine Genossen sonst offenbar vollkommen verständlich gewesen wäre, den 25-Jährigen zu Tode zu treten, eine gute Tat sozusagen. Wie schnell sich doch die Zeiten und Meinungen ändern.

Für autochthone Männer, die nicht mit der politisch-korrekten Meute heulen, gibt es eben kein Pardon mehr. Wenn ein solches Subjekt vom Pfad der Lemminge abkommt, also aufhört, ein überzeugter Linker oder rückgratloser Opportunist zu sein, und sich nicht mehr den linken Dogmen und Verhaltensregeln unterwirft, wird er von den politisch-korrekten Inquisitoren zum Nazi gestempelt. Dazu brauchen die neuen Tugendwächter nicht einmal mehr Streckbank oder Daumenschrauben.

Der Beschuldigte muss allerdings damals wie heute seinem Irrglauben abschwören. Andernfalls wird der Neo-Ketzer ins soziale Abseits gedrängt, seine berufliche Existenz wird vernichtet. Keine Gnade für Abweichler. Die Scheiterhaufen brennen zwar schon, noch allerdings nur in den Köpfen der Gutmenschen.

Der Begriff Nazi hat in den vergangenen Jahren einen dramatischen Bedeutungswandel erfahren und mit der ursprünglichen Bezeichnung nur noch wenig zu tun. Nazis sind nunmehr alle jene, die politisch rechts von Michael Spindelegger oder Angela Merkel stehen und die die Freiheit dem Sozialismus vorziehen. Und die Rechtsextremen werden immer mehr, denn das politische Koordinatensystem wird von der Gutmenschen-Kamarilla von Jahr zu Jahr weiter nach links verschoben. Was vor zehn Jahren noch gesellschaftlich akzeptiert und normal war, ist heute bereits rechtsextrem und verpönt.

Beschimpfung erwünscht

Mittlerweise reicht eine falsche Bemerkung, ein politisch nicht korrektes Wort oder der regelmäßige Verzehr von Wiener Schnitzeln (nicht vergessen: Donnerstag ist Veggie-Day), um unter Naziverdacht zu geraten. Und wie es der SPD-Bürgermeister aus Weyhe bereits angedeutet hat – wer als Nazi gilt, der wird zum Menschen zweiter Klasse degradiert und seiner grundlegenden Rechte beraubt. Denn die Inquisitoren der Politischen Korrektheit, die Journalisten, Linkspolitiker, Geisteswissenschaftler und ihre Mitläufer haben keinerlei Hemmungen, diese Menschen als Abschaum, Dreck, Pest etc. zu bezeichnen und damit zu entmenschlichen. „Du wirst weiter bei den Menschen wohnen, aber deine Rechte auf menschlichen Umgang verlieren.“ So hat Alexis de Tocqueville diese Politik gegen Andersdenkende bereits 1835 analysiert und beschrieben: Die Weichen sind jedenfalls gestellt.

Vor kurzem haben etwa die Vereinten Nationen die Bundesrepublik Deutschland scharf kritisiert, weil Thilo Sarrazin für seine Aussagen noch nicht strafrechtlich verfolgt worden ist. Applaus hat die UNO dafür – wenig überraschend – von den Grünen, der Linkspartei, Teilen der SPD und vom Türkischen Bund bekommen, lauter lupenreine Demokraten. Ja, wenn sich ein Autochthoner erdreistet, fundierte Kritik an den Hohepriestern der Multikulti-Ideologie zu üben, dann wird mit schweren Geschützen aufgefahren.

Weil bei Sarrazin die mediale Hinrichtung und die soziale Ausgrenzung aufgrund seines Alters, seiner Popularität und seiner Pensionsansprüche wenig gefruchtet haben, versucht man ihn jetzt zu kriminalisieren. In den Knast mit dem dreckigen Verräter. Die dauerempörten linken Moralisten hatten folgerichtig auch keine Probleme, als die deutsch-türkische Journalistin und etwas übereifrige politisch-korrekte Streberin Mely Kiyak in der Frankfurter Rundschau Sarrazin im Stürmer-Stil als „lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur“ beschimpfte.

Es gibt Auswege

Mit der richtigen Herkunft, dem richtigen Geschlecht, der richtigen sexuellen Neigung oder der richtigen politischen Meinung darf (und soll) man auch zutiefst menschenverachtende Dinge absondern, solange es nur den Feind trifft. Und der Feind sind nun mal die „Stupid White Men“. Auch hier hat die Journaille klare Signale gesetzt und einmal mehr die Marschrichtung vorgegeben.

Doch  für Sarrazin und all die anderen europäischen Männer gibt es Hoffnung und Erlösung. Man kann sich von der Schande des weißen Mannes reinwaschen. Man muss sich nur einer der unzähligen Minderheiten anschließen; also schwul werden, besoffen mit Hund und Irokesenschnitt Passanten um Geld anschnorren, sich den Penis in eine Vagina umoperieren  lassen, zum Islam konvertieren, Feminist oder kiffender Althippie werden oder Nächtens in Pelztierfarmen einbrechen. Die Möglichkeiten sind beinahe unbegrenzt.

Dazu die richtige Kleidung (mit Che Guevara Massenmörder-T-Shirts liegt man niemals falsch), die richtige Ernährung (bitte nichts essen, was Augen hat), die richtige Freizeitbeschäftigung (Sportschützen und Jäger sind absolutes No-Go) und der richtige Medien- und Kulturkonsum (Hast du gestern Stermann & Grissemann im ORF gesehen? Ja, superlustig…). Fertig ist das konformistische Leben, das von den politisch-korrekten Machthabern gewollt und immer unverhohlener eingefordert wird. Und wer sich ganz brav daran hält, der darf sich als Belohnung der moralischen Elite zurechnen. Ist aber auch gar nicht so schwer. Außer wenn man etwas Hirn und ein Rückgrat hat.

Doch die Gutmenschen haben nur einen Pyrrhussieg errungen. Denn wenn der Mohr (Achtung! politisch unkorrekter Begriff) seine Schuldigkeit getan hat, dann kann er bekanntlich gehen. Und die Revolution frisst ihre Kinder zuerst. Wenn der europäische Frühling anbricht, wird das Erwachen aus dem linken Ökö-Gender-Multikulti-Traum für all die selbstgerechten guten MenschInnen jedenfalls alles andere als lustig sein.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen.

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Parteien – Staat – Gleichheit - Ideologie - Political Correctness drucken

Der Staat ist wieder „in“. Mehr Regulierung, mehr Kontrolle, mehr Steuern, mehr Wahlgeschenke…

Doch wir befinden uns in einem Dilemma: Die meisten Leute trauen dem Staat nicht wirklich. Denn in Österreich hat ja die Politik ein sehr schlechtes Image. Politik wird von Parteien gemacht, die Parteien „sind“ im Grunde der Staat. (Und warum eigentlich, sollte der Staat besser sein als seine Bürger – gibt es hier nicht sogar eher eine negative Auslese?)

Unser Staat ist eine Parteienoligarchie, deren Recht nicht vom Volk, sondern von der „Staatsgewalt“ ausgeht. Die Parteien beherrschen fast alles: Nicht zuletzt auch die mächtigsten Medien. Und sie wollen möglichst viel an Steuergeldern einnehmen, um damit möglichst viele Wählerstimmen „erobern“ zu können. Nicht zuletzt mit Hilfe der Medien.

In kaum einem Land haben die Parteien so viel Geld und Einfluss – wird das Preis/Leistungsverhältnis des Staates, seiner Bürokratie und Politik, aber gleichzeitig von der Mehrheit der Bürger so schlecht bewertet, wie in Österreich… Staatsquoten zu vergleichen ist dabei eines. Man muss überdies aber auch noch schauen, was der Staat mit den Geldern aus Steuern und Abgaben wirklich macht.

Natürlich brauchen wir Parteien, Politiker, staatliche Institutionen… Doch wie viele Untaten sind nicht im Laufe der Geschichte schon im Namen aller möglichen Staaten begangen worden?

Der Rechtsstaat lebt im Grunde gerade davon, dass er nicht „moralisiert“: Dass er einerseits auf formellen Gesetzen beruht – die andererseits aber von der Mehrheit auch als legitim empfunden werden. Beginnen nun aber die Parteien, ständig „Rechte“ zu postulieren – und in Gesetze zu gießen, die von der Mehrheit der Bürger gar nicht mitgetragen werden – dann sinkt das Vertrauen in den Staat insgesamt. Recht und Gesetz werden dann gleichsam inflationiert – mit der Wirkung, dass sich die Bürger „gegen den Staat“ solidarisieren, obwohl sie ja laut Verfassung eigentlich der Staat „sein“ sollten. Weil sie nämlich spüren, dass eben das Recht längst nicht mehr „vom Volk ausgeht“, sondern von diversen Ideologien – die zwar dem Zeitgeist entsprechen mögen, keineswegs jedoch dem Willen der Mehrheit.

Während in der Demokratie in der Regel also die Mehrheit gewinnt ist es in politisch korrekten Diskursen oft die Minderheit. (Es kann sich dabei jedoch ruhig auch um eine Mehrheit handeln – solange sie als schwächer angesehen wird.) Wobei man dies mitunter auch dadurch zu rechtfertigen scheint, dass die Erfolgreichen zugleich auch als irgendwie „schuldig“ dargestellt werden – auch wenn dies ja keineswegs der Fall sein muss.

Stichwort Political Correctness: Ein klassisches Beispiel dafür, dass gut gemeint nicht immer gut heißen muss. Es ist natürlich keine Frage, dass es besser ist, etwas „Gutes“ zu wollen, als etwas „Schlechtes“ – aber sehr oft ist es eben einfach am besten, für andere gar nichts zu wollen – und ihnen ihre Freiheit zu lassen; oder doch gleich direkt selbst etwas für sie zu tun, statt dies von Dritten zu verlangen.

Im Zusammenhang mit Political Correctness steht fast immer ein Begriff im Mittelpunkt: Gleichheit. Es wird dabei wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass Gleichheit immer gerecht sein muss und daher – notfalls auch per Staatsgewalt – hergestellt werden darf. Oft, indem man Ungleiches einfach gleich behandelt.

Nicht selten werden dann auch schon geringste Unterscheidungen als „Diskriminierung“ bezeichnet. Dabei wäre ein immer feineres Differenzieren doch eigentlich eher ein Fortschritt: Nur durch Differenzieren kann man ja den meisten Menschen wirklich gerecht werden. Und nicht nur Kultur basiert letztlich auf Differenzierung, sondern auch fast jeder gesellschaftliche oder ökonomische Fortschritt. (Und Differenz ist oft nicht zuletzt auch Basis fruchtbarer Beziehungen.)

Es ist, wie es ist – und einfach zu sagen, „was ist“, wäre die größte Revolution

Viele Menschen denken fast nur darüber nach, wie die Welt (in ihrer eigenen Vorstellung) eigentlich sein sollte. (Und was vor allem „die anderen“ dazu beizutragen hätten.) Sie vergessen dabei aber oft, wie die Welt wirklich ist. Im Grunde geht es bei der „PC“ leider zusehends darum, dass man immer weniger sagen darf, was ist – sondern fast nur noch, was sein soll. Und das bestimmt dann ein kleine Gruppe von Etablierten, die jegliche Deutungshoheit erfolgreich für sich beanspruchen.

„Politisch korrekt“ wird dabei aber leider immer mehr zu einer Art von verordneter Selbstbezichtigung. (Manchmal führt es jedoch auch zur „Nächsten-Beschuldigung" – siehe etwa die Forderungen nach exzessiver Ausweitung der „Whistleblower“-Bestimmungen.) Vielleicht ist es ein kompensatorischer Missbrauch von Schuldgefühlen? Im weiteren Sinne könnte man es aber auch als kollektive „Auto-Aggression“ sehen: Alles Eigene, Verwandte, Nahe wird abgewehrt – alles irgendwie „Fremde“, Exotische erscheint umso wünschenswerter.

Doch man kann gewachsene Unterschiede nicht so einfach per Gesetz aufheben; Menschen in ihrem Wesen nicht auf Befehl ändern; Solidarität und Nächstenliebe auch nicht einfach staatlich verordnen – schon gar nicht, wenn die Menschen immer weniger an diesen Staat glauben.

Spieltheorie statt Ideologie?

Wir leben in ideologischen Zeiten. Und die Radikalisierung nimmt zu. Es wird polarisiert und projiziert – doch das führt nur dazu, dass sich weiter nichts ändert. Das beste Mittel gegen Ideologien aller Art wäre es daher wohl, ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen! Ideologien sind ja immer auch ein wenig wie Verschwörungstheorien: Sie haben einen „wahren Kern“ – der jedoch zumeist unverhältnismäßig aufgeblasen wird.

Vielleicht sollte man an manche der gegenwärtigen Probleme und Kontroversen weniger ideologisch, sondern eher „spieltheoretisch“ herangehen? Ein Beispiel wäre die Euro-Krise: Auch hier gilt ja – was geschehen ist, ist geschehen. Jetzt können wir also nur noch versuchen, das Beste daraus zu machen.

Die Euro-Krise ist ein Beispiel für ein Gefangenen-Dilemma: Jene, die am meisten zu verlieren haben, müssen vernünftiger Weise auch am meisten zur Lösung der Probleme beitragen. (Auch wenn sie das, teils zu recht, als unfair empfinden mögen.) Denn wer nichts mehr zu verlieren hat, sitzt einfach am längeren Ast.

Ideologie hilft da wenig, schadet oft sogar. Pragmatismus wäre gefragt! Für die Zukunft kann man sich dann natürlich um neue, bessere Spielregeln bemühen – obwohl auch diese dann sicher nicht immer eingehalten werden.

Und schließlich gilt wohl auch für das umstrittene Thema „Political Correctness“: Pragmatismus wäre im Grunde meist viel menschlicher als jede Ideologie. Denn Ideologien opfern sehr oft das Mögliche dem Unmöglichen.

Christoph Bösch, M.A. ist Publizist in Wien und Gründer der Initiative „Mehr Wahlrecht".

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Homosexuelle, eine Gehirnwäsche und die Frage nach der Diskriminierung drucken

Menschen mit homosexuellen Neigungen sind eine Minderheit. In einem Rechtsstaat haben sie natürlich alle Rechte, die auch jedem anderen Menschen zustehen. Soweit so gut! Aber jetzt werden wir Zeugen und Opfer einer Dauer-Gehirnwäsche für nicht-homosexuelle Menschen, an deren Ende stehen soll: Sie, wir alle, müssten „überzeugt“ sein, dass Menschen mit homosexuellen Neigungen ständig diskriminiert werden und dass wir anderen die Täter sind!

Sollten wir Heterosexuellen auch nur denken, die homosexuelle Neigung sei nicht der Natur entsprechend, machten wir uns bereits der Diskriminierung Homosexueller schuldig, dann sind wir unmoralisch oder geisteskrank. Wir sollten uns entweder dem, was „man im 21. Jahrhundert politisch korrekt zu denken hat“, unterwerfen, eine Therapie über uns ergehen lassen oder bestraft werden, je nachdem! Willfährige „Tugendwächter“ für diesen Tugendterror gibt es ohnehin schon genug. Was den Einen das verrutschte Kopftuch ist, ist für Andere das politisch unkorrekte Denken. Das Schlimmste an dieser Indoktrination ist: Sie wird nicht nur von homosexuellen Vereinigungen betrieben, sondern weitgehend vom Staat und seinen Organen, auch gestützt von den Machtmitteln des Staates, mitgetragen!

In den letzten Monaten verging wohl kein Tag, an dem nicht in einem der anderen deutschsprachigen Sender über Adoption durch Homosexuelle „diskutiert“ wurde. „Diskutiert“? Nein, es waren und sind Propagandaveranstaltungen; Schaukämpfe, bei denen auf Grund einer geschickten Regie die „Sieger“ von vornherein feststehen wie bei einem Stierkampf der Matador. Und dabei werden die Gehirne der Zuschauer „gewaschen“: Zuerst gereinigt von ihren „Vorurteilen“, dann neu gefüllt mit der Überzeugung auf der politisch richtigen Seite zu stehen, wenn sie die homosexuelle Neigung für „normal“, „gesund“ und sogar „wünschenswert“ halten. Sachliche Argumente dagegen spielen keine Rolle, weil das Ganze ja auch Unterhaltungswert haben soll und wirkliche Bildung und Suche nach Wahrheit nicht gefragt sind!

Dass sogar Betroffene, also Menschen mit homosexuellen Neigungen, aber mit einem klaren Verstand, die Ehe verteidigen und die Homo-Ehe für etwas Widersprüchliches und für schädlich halten, gilt nicht als Argument. Gibt es solche selbst homosexuellen Zeugen? Ja, es gibt sie: Ein US-Amerikaner schrieb kürzlich: „Man verteidigt die Gesetzgebung für gleichgeschlechtliche Ehen nur auf Grund von moralischem Relativismus und Emotionen! Reine Sophisterei gegen die Vernunft und die Vernunft verliert!!“ Ein französischer Homosexueller meinte: „Wir Homosexuelle wollen gar keine Kinder und auch keine dauerhafte Treue… Viele Homosexuelle machen sich über diese Debatte lustig und wissen nichts mit der Ehe anzufangen; etliche sind aus religiösen Gründen dagegen oder auch, weil sie es nicht den Heteros gleichtun wollen, oder aber sie möchten frei bleiben.“

Sind das Argumente, die überzeugen? Vielleicht einige, aber vermutlich nur wenige. Denn die Ideologie will man durchsetzen, sachgerechtes Urteil ist nicht gefragt. Darum auch der Kampf um die Adoption von Kindern. Als ob nicht für alle klar sein müsste: Bei der Adoption geht es nicht darum, kinderlosen Paaren eine Freude zu machen, sondern um das Wohl der Kinder und ihre gesunde Entwicklung! Zudem müsste mitbedacht werden, was Kardinal Bertone gesagt hat (nach D. Oko zitiert): „Viele Psychologen und Psychiater haben nachgewiesen, dass es keinen Zusammenhang gibt zwischen Zölibat und Pädophilie, wohl aber einen zwischen Homosexualität und Pädophilie.“ Dem müsste man dringend nachgehen!

Bloße Benennung macht keine Ehe

Die Verantwortlichen und auch die Medien tun so, als sei die genannte Minderheit und ihre Stellung das Hauptproblem der Welt von heute! Kein Tag, an dem nicht irgendein Sender ein Homosexuellen-Thema abhandelt und zugleich vorgibt, „was man als anständiger Mensch zu denken hat“ und kein Tag, an dem nicht ein Printmedium in dieser Richtung mit einer Schlagzeile „zuschlägt“ – buchstäblich „schlägt".

Ja, es ist Menschen mit homosexuellen Neigungen in der Geschichte oft auch schweres Unrecht zugefügt worden! Aber das ist längst vorbei, sie können, zumindest in den meisten Ländern der Welt, wie alle Bürger in Frieden leben – und das soll so sein und bleiben! Aber die Homosexuellen sollten aufhören, allen anderen einreden zu wollen, sie, die Homosexuellen, wären benachteiligt und sie sollten auch aufhören mit so mancher mimosenhaften Reaktion. Erst recht wäre einzufordern, dass sie ihre „eigenen Leute“ nicht mit Hass verfolgen, weil diese „aussteigen“, sich verändern wollen und es bei vielen auch gelingt.

Unseren lieben homosexuellen Mitbürgern sei gesagt: Man kann Ehe spielen so viel man will, aus der Verbindung zweier Männer oder zweier Frauen wird auch durch langes Spielen oder durch Verkleiden keine Ehe, auch nicht durch Umbenennung! Wenn man den Mond „Sonne“ nennt, bleibt er Mond, wird nicht wärmer und nicht heller und sollte weiter Mond und nicht Sonne genannt werden. Eine Diskriminierung des Mondes ist das nicht. Und bitte: Verlangt vom Staat nicht Leistungen, denen ihr keine Gegenleistung gegenüberstellt. Das ist nicht eure Schuld, aber es ist eben so! Zwei Männer oder auch zwei Frauen können arbeiten und jeder für sich selbst Ansprüche erwerben. Eine Familie mit Kindern ist verglichen mit solchen Paaren in einer finanziell gesehen schlechteren Lage. Daher gibt es gute Gründe, sie zu stützen und Witwenrenten zu zahlen. Für gleichgeschlechtliche Paare gibt es diese Gründe nicht und darum auch nicht die entsprechenden Ansprüche auf Kosten aller anderen Bürger.

Und zuletzt: Wenn die Kirche, treu dem Wort Gottes und die Ordnung Gottes bedenkend, lehrt, dass es eine Sünde, eine Störung der Gottesbeziehung ist, in einer homosexuellen Partnerschaft zu leben, darf und muss sie das sagen, genauso, wie sie das bei allen anderen Sünden auch darf und auch tut! Mit „Unbarmherzigkeit“ hat das absolut nichts zu tun. Im Gegenteil, es ist ein Werk der Liebe, einem anderen Menschen auch dann die Wahrheit zu sagen, wenn diese anzunehmen für ihn zwar schwer ist, aber gut für sein ewiges Heil. Unbeschadet davon bleibt wahr, dass homosexuelle Sünden – wieder: Wie alle Sünden – differenziert zu sehen sind und auch nicht pauschal als der „worst case of sin“ zu werten sind. Die schlimmsten Formen des Bösen sind und bleiben der Gotteshass, die Verhärtung des Herzens, die Sünde wider den hl. Geist.

Schachzug des Teufels

Wichtig ist auch dies: Auch Menschen mit homosexuellen Neigungen sollte man nicht auf ihre Neigung reduzieren, als ob in dieser Neigung ihr Wesen, ihre Identität bestünde! In den Augen Gottes sind alle Menschen zuerst und vor allem Seine Kinder, die Er liebt und deren ewiges Heil Er ersehnt, unabhängig von ihren sonstigen Eigenschaften. In diesem Sinn gibt es keine „Homosexuellen“, sondern nur Menschen mit homosexuellen Neigungen oder, moralisch betrachtet, homosexuellen Versuchungen. Nach Lehre der Kirche können sie damit auch Heilige werden. In der großen Schar derer, die die Kirche als Heilige verehrt, hat es solche Heilige sicher schon oft gegeben: Menschen, die ihren homosexuellen Wünschen widerstanden haben, sich bemühten keusch und auch nach allen anderen Geboten Gottes zu leben und so ihr ewiges Ziel erreichten. Das ist zu viel verlangt? Nein, denn die Pforte, die zu Gott führt, ist für jeden Mensch „eng“, nicht nur für die Menschen, von denen hier die Rede ist.

Wer an Gott glaubt und die Wirklichkeit als Gottes Schöpfung ansieht, kann Papst Franziskus nur recht geben: Eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft, „homosexuelle Ehe“ genannt und vielleicht sogar mit Adoptionsrecht ausgestattet, ist – nicht nur sie, aber auch sie – ein „Angriff auf den Plan Gottes" und ist, wie alle Strukturen der Sünde, ein „Schachzug des Teufels"! Tröstlich bleibt: Er wird nicht siegen, auch dieser, derzeit so mächtige Angriff, wird sich, im Sinn des Psalm 2, letztlich als lächerlich erweisen und zusammenbrechen. Gott gibt seine Pläne nicht auf und weiß letztlich immer sie durchzusetzen!

Dr. Andreas Laun, Weihbischof zu Salzburg

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Twitter und die Allgemeinbildung, der Terror und Russland drucken

Viele waren via Twitter in Echtzeit dabei und haben sich in lauter Sackgassen verirrt.

Das Drama um zwei tschetschenische Terroristen, von denen einer tot und der andere verletzt gefasst worden ist, lehrt viel Ernüchterndes über die so hochgerühmten sozialen Medien. Zwar war Twitter weitaus am schnellsten mit Nachrichten aus Boston. Es war aber gleichzeitig auch das Medium mit den meisten falschen und irreführenden Informationen über irgendwelche mutmaßliche Täter.

Auch als die Brüder schon als Täter entdeckt waren, hielt die Verwirrung an. Denn viele Twitterer verwechselten Tschetschenien mit Tschechien. Was nicht nur den Tschechen zeigt: Schnelligkeit ohne Allgemeinbildung ist mehr schädlich als hilfreich (das beweisen Boulevard-Zeitungen tagtäglich).

Statt des Internets war es ein aufmerksamer Amerikaner, der ganz altmodisch den zweiten Täter in seinem Boot gefunden hat. Und es waren vor allem Überwachungskameras, welche die ersten Hinweise auf die beiden Brüder erbracht haben. Ja, genau die Kameras, die von allen zeitungeistigen Datenschützern und medialen Helfershelfern von Verbrechern ständig so verdammt werden.

Weltpolitisch könnte die tschetschenische Herkunft der Täter große Konsequenzen haben, nämlich eine russisch-amerikanische Annäherung. Bisher stand nämlich Russland als Grenzstaat der christlichen Welt relativ isoliert in der Konfrontation mit dem islamistischen Terrorismus aus dem Kaukasus. Dieser wurde von den USA nie wirklich ernst genommen. Jetzt schauen die Dinge – trotz aller russischer Brutalität in der sezessionswilligen Region – plötzlich ganz anders aus.

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Österreich, der Marathon und die Tschetschenen drucken

Jetzt deutet also fast alles darauf hin, dass die Täter von Boston Tschetschenen gewesen sind. Das herausgefunden zu haben ist nicht nur ein Erfolg der amerikanischen Polizeimethoden. Das sollte insbesondere auch Österreich zu denken geben.

Vorweg noch einmal die Warnung: Ganz gewiss wird es rund um die Anschläge beim Boston-Marathon noch etliche spannende Enthüllungen geben, die manches in ein neues Licht rücken könnten. Aber derzeit scheinen jedenfalls alle Indizien dafür zu sprechen, dass ein tschetschenisches Brüderpaar, von denen einer tot ist, hinter der Tat steckt. Damit wäre die im Tagebuch gleich unmittelbar nach den Bomben noch in der Nacht geäußerte Vermutung voll bestätigt, dass es schon wieder ein Fall islamistischen Terrors ist, der nun auch eine ganze Großstadt einen Tag lang in ihren Wohnungen einbunkert.

Wenn Tschetschenen in Moskau bomben, kann man das vielleicht noch als einen irregeleiteten Versuch nationalistischer Befreiungskämpfer ansehen. In Amerika kann diese Umdeutung zweifellos nicht mehr gelingen. Da können Tschetschenen wohl nur von islamistischen Motiven angetrieben worden sein.

Damit sind auch alle jene blamiert, die in den letzten Tagen in ihren Kommentaren geradezu gehofft haben, dass es nicht schon wieder Islamisten wären, die Tod und Schrecken verbreiten, sondern irgendwer anderer. Möglichst ein landeseigener rechtsgerichteter Wahnsinniger. Wahrscheinlich werden diese Kommentator-Typen aber auch in den nächsten Tagen kein Mea culpa sprechen, sondern zur Ablenkung viel lieber die Frage debattieren, ob man den einen der beiden Brüder wirklich gleich mit mehreren Schüssen niederstrecken musste (nachdem offenbar er einen Polizisten getötet hat). Aber es ist, wie es ist: Linke bleiben sowieso unbelehrbar, vor allem wenn sie Journalisten sind.

Eigentlich sollte man aber nun in Österreich kräftig erschrecken: Hat doch Österreich so intensiv wie kein anderes EU-Land die Tore für tschetschenische Flüchtlinge geöffnet. Die österreichische Aufnahmequote stellt Europarekord dar, während die meisten anderen Europäer im eigenen Interesse Nein zu ihnen gesagt haben. Dieses Faktum wird jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Debatte verdrängt werden. Statt dessen wird wohl breit und jubelnd berichtet werden, dass sich soeben die üblichen extremen Linksaußen-Menschen im Vorfeld von SPÖ, Grünen und Caritas zum 99. Bitte-noch-mehr-Einwanderer-nach-Österreich-Verein zusammengeschlossen haben.

Frisch an die Tat: Die USA hätten zweifellos jetzt ein paar Tschetschenen abzugeben.

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Die Medien regieren, Politik und Justiz danken ab drucken

Die Frage wird ein zentrales Thema des österreichischen Wahlkampfes sein: In welcher Form findet dieser im Fernsehen statt? Dafür praktiziert der ORF nämlich seit Jahren eine Formel, die weder mit Demokratie noch mit Gerechtigkeit noch mit Zuschauerinteresse zu tun hatte. Die Koalition will eine andere Formel, und trifft damit ausnahmsweise auch das Interesse der Zuschauer. Sie hat jedoch nur geringe Erfolgsaussichten. Denn wirklich wagen werden weder Rot noch Schwarz den Kampf gegen den ORF. Dessen mediale Macht ist noch immer viel stärker als die einer knieweichen Koalition.

Die Auseinandersetzung ähnelt im Kern übrigens verblüffend dem deutsch-türkischen Megakrieg um den bevorstehenden Prozess gegen eine mutmaßliche Mittäterin zweier toter rechtsextremistischer Massenmörder. In Bayern musste jetzt der ganze Prozess nur deshalb verschoben werden, weil man die Frage nicht zu klären vermocht hatte, welche Journalisten denn die raren Zuhörerplätze bekommen sollen.

Das Gericht hatte ja eigentlich schon entschieden gehabt, jene Journalisten, die sich zuerst anmelden, dürfen teilnehmen. Die anderen müssen draußen bleiben. Unter den 50 rechtzeitig Angemeldeten befand sich freilich kein einziger Vertreter eines türkischen Mediums. Es sind jedoch fast alle Ermordeten türkischer Abstammung, sodass das Verfahren logischerweise auch in der Türkei gewaltiges Interesse auslöst. Auf allen politischen und sonstigen Kanälen ist seither aus Ankara gegen diesen Ausschluss türkischer Journalisten angekämpft worden.

Jetzt hat nun jedoch Karlsruhe dem eigentlich zuständigen Gericht gesagt: So geht’s nicht. Freilich haben die Höchstrichter (wie so oft) dabei dem Münchner Gericht nicht genau festgelegt, wie es denn sonst gehen solle.

Gibt es künftig eine nationale Quote bei den Zuhörerplätzen? Ab wie vielen Toten gilt die Quote von drei Journalisten aus dem Land der Opfer? Wird künftig gar nach der Auflagengröße entschieden? Wird gewürfelt? Wird im Zweifel jahrelang nicht verhandelt, bis die Besetzung der Zuhörerbänke geklärt ist? Wird ein neues Gerichtsgebäude gebaut? Wird es einen zweiten Saal mit Video-Übertragung geben? Ist das noch gleichwertig? Wird in eine Stadthalle übersiedelt? Oder macht man gleich das, was manche TV-Stationen gerne hätten, nämlich eine Live-Übertragung aller spektakulären Prozesse für alle Bürger?

All das hat der deutsche Bundesgerichtshof offen gelassen. Alles ist möglich. Eines steht freilich fest: Die letztgenannte Variante wäre das endgültige Ende des Rechtsstaats, in dem eigentlich Richter ohne Druck von außen entscheiden sollten.

Die deutsche Politik ist jedenfalls heilfroh, dass sie nicht selber entscheiden muss. Und die deutsche Justiz lernt die deutsche Realverfassung, dass nicht sie oder das Parlament die oberste Rechtsstaats-Instanz ist, sondern offensichtlich die Quotengeilheit der Medien, ob diese nun aus Deutschland kommen oder der Türkei. Über das eigentliche Thema, Schuld oder Unschuld der Angeklagten, kann dann wahrscheinlich gar nicht mehr so viel gestritten werden wie über die Rolle der Medien.

So wie die Deutschen lernen müssen, dass die Medien offensichtlich über allem stehen, so muss das aber auch die österreichische Politik. Hier tobt derzeit ein Streit um die Zahl der Politikerdebatten vor der nächsten Wahl. Für die derzeitigen Oppositionsparteien ist das vom ORF seit etlichen Wahlgängen praktizierte Format extrem hilfreich. Sie bekommen nämlich dadurch weit über ihre Größe hinaus Sendezeit. Der ORF behandelt Klein- und Großparteien haargenau gleich. Auch wenn die einen mehrfach so viel Stimmen und Abgeordnete haben wie die anderen.

Das widerspricht freilich massiv dem demokratischen Mehrheits-Prinzip. Diese Vorgangsweise wurde aber einst vom ORF als Hilfsaktion für die Grünen und das LIF entwickelt, also für zwei Kleinparteien, denen die Mehrheit der „öffentlich-rechtlichen“ ORF-Redaktion viel näher steht als den Großen. Zusätzlich mögen manche ORF-Männer anfangs auch geglaubt haben, eine lange Reihe solcher Zweikämpfe wäre quotenfördernd. Dieser Glaube kann aber heute nicht mehr ernsthaft vorhanden sein.

Das Verhalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist beim LIF – und ebenso jetzt bei Stronach – doppelt undemokratisch gewesen. Erstens wegen der im Vergleich zu den anderen Parteien sehr geringen Zahl von Abgeordneten; und zweitens weil beide Gruppierungen überhaupt nur durch Abspaltung einiger frustrierter Abgeordneter zustandegekommen sind. Dennoch bekamen sie vom Anfang an beim ORF die gleiche Behandlung wie seit Jahrzehnten bei Wahlen weit erfolgreichere Parteien.

Das ist aber nicht nur den viel größeren Wahlwerbern gegenüber undemokratisch und ungerecht. Das ist es auch gegenüber allen anderen neu kandidierenden Parteien: Diese bekommen zu keiner einzigen Zweierdebatte eine Einladung, während die auf Bundesebene noch nie gewählte Stronach-Liste gleich fünf erhält. Auch Umfragen können die Diskrepanz nicht erklären. Denn auch das BZÖ darf fünf Mal diskutieren, obwohl es bei Umfragen praktisch genauso schlecht liegt wie die neu kandidierenden Neos.

Der ORF behandelt eben nicht Gleiches gleich, sondern Ungleiches gleich, und Gleiches ungleich. Die Neos und all die anderen möglicherweise antretenden Listen werden mit ganz wenigen kurzen (und meist überkritischen) Beiträgen in einer spätabendlichen Nachrichtensendung abgespeist. An der Ungerechtigkeit dieses Verhaltens ändert auch das Amüsement nichts, dass der ORF, der einst das LIF aus ideologischen Gründen undemokratisch bevorzugt hat, jetzt die vom LIF unterstützten Neos undemokratisch benachteiligt.

Ausgleichende Ungerechtigkeit stellt noch keine Gerechtigkeit dar. Denn andere Kleinstparteien, die sich nicht mit einer politischen Leiche vermählen, werden ja überhaupt nur diskriminiert.

Wie undemokratisch und auch dumm das ORF-Verhalten ist, zeigt noch ein weiterer Vergleich: Die Abgeordneten von SPÖ und ÖVP müssten sich, wären sie schlau, bloß knapp vor der Wahl jeweils(!) in acht neue Fraktionen aufspalten. Und schon bekämen sowohl SPÖ wie auch ÖVP nach der ORF-Regel acht Mal so viele Auftritte und Diskussionsforen, wie ihnen derzeit zustehen. Hätten sie Mumm, würden sie das machen. So hätten sie ja den ORF endgültig ad absurdum führen können. „Hätte, hätte Fahrradkette“, wie der erste weise Wahlkampfslogan von Peer Steinbrück lautet.

Zurück zum österreichischen Wahlkampf: Demokratisch heißt, dass die Zahl der Wähler beziehungsweise Abgeordneten zählt und nicht die Zahl der Fraktionen, die durch eine von niemandem so gewollte (aber einst von Heinz Fischer zugunsten Heide Schmidts so gedrechselte) Geschäftsordnung entstanden sind.

Dabei wird jetzt alles noch viel schlimmer: Von den nun drohenden Zweierkonfrontationen hat es beim letzten Mal noch um fünf Stück weniger gegeben. Damals hat es ja eine Fraktion weniger im Nationalrat gegeben. Dennoch waren schon zehn Debatten kaum mehr erträglich. Jetzt drohen uns sogar volle 15 Zweierkonfrontationen. Diese werden wohl auch viele der härtesten Politik-Freaks zu Nichtwählern machen.

Dazu kommt noch, dass beim letzten Mal mit Jörg Haider und Alexander Van der Bellen wenigstens zwei interessante und intelligente Ausnahmepolitiker in die Arena gestiegen sind. Solche fehlen heute aber ringsum.

Höchstens die Aggressivität eines Frank Stronach könnte noch einen gewissen Unterhaltungswert erzielen. Jedoch ist bei ihm eher unwahrscheinlich, dass er sich neben all den anderen unvermeidlichen Wahlkampfpflichten und Streitschlichtereien fünf Mal alleine im ORF hinsetzen wird. Das würde ihn nicht nur physisch überbeanspruchen. Das könnte auch mit der Notwendigkeit kollidieren, mehr als die Hälfte des Jahres zum Zweck der Steuerminimierung im Ausland zu leben.

Der Rest ist ein glatter Alptraum: Fünf Mal Bucher, fünf Mal Strache, fünf Mal Lugar können an Fadesse glatt mit fünf Mal Faymann und fünf Mal Spindelegger mithalten, die ja ebenfalls jede Menge Nostalgie nach Schüssel und Gusenbauer wachrufen.

Weder spannende Duelle noch sachliche, über den Showwert hinausgehende Debatten sind dabei zu erwarten. Und nur darauf zu warten, dass einem der Diskutanten wenigstens von seinen Beratern ein witziger Sager der Qualität Schüssel vs. Haider („Jetzt ist Ihnen Ihr Taferl umgefallen“) mitgegeben worden ist, ist ein bisschen mager.

Dennoch wird das Diskussionsformat trotz des Antretens von sechs Fraktionen dasselbe bleiben. Der ORF wird sich nämlich nicht aus seiner Haut heraustrauen. Das bräuchte starke Persönlichkeiten an seiner Spitze und nicht die jetzigen Karikaturen.

Überdies würde jede Änderung mit Sicherheit von mindestens einer Fraktion durch alle Instanzen angefochten werden. Und davor fürchtet sich der ORF nicht ganz zu Unrecht, auch wenn in den ersten Instanzen politische Freunde der ORF-Führung auf den entscheidenden Richterbänken dominieren. Wahrscheinlich würde aber wegen einer Änderung des Diskussionsformats ohnedies nicht nur der ORF belangt, sondern es würde überdies auch gleich versucht werden, die Gültigkeit der ganzen Wahl anzufechten.

Natürlich könnten neben den Sehern, die das sicher tun werden, auch Rot und Schwarz die ewig gleichen Diskussionsformate boykottieren. Aber das wird natürlich nicht passieren. Dazu sind beide Parteien in ihrem heutigen Zustand viel zu feig.

Die ÖVP versucht zwar seit einiger Zeit, die immer schwer linkslastigen Sonntagabend-Diskussionen zu boykottieren. Ohne dass ihr ihre Absenz dabei schaden würde. Aber eine echte ORF-Debatte anzuzünden gelingt ihr damit auch nicht – selbst wenn dann so absurde Formate herauskommen, bei denen nur noch Politmethusalems wie Hannes Androschs und Attac-Leute unter sich sitzen. Denn die Gebührenzahler nehmen ja sogar die Moderatorin zähneknirschend, aber stillschweigend in Kauf, welche von den meisten Themen keine Ahnung hat und welche die wenigen verbliebenen Zuschauer mit ihrer Ahnungslosigkeit und Angst vor ihren linken Chefs nur daran erinnert, wie gut die vielen deutschen Moderatoren sind. Rätselhaft bleibt allerdings, warum bisher keiner der drei Privatsender das schlagseitige Vakuum zu füllen begonnen hat, dass der ORF im Bereich politischer Information geöffnet hat.

Unabhängig davon bleibt das Faktum zu bilanzieren: Die Medien dominieren mehr denn je – sowohl über die Justiz wie auch die Politik. Selbst wenn sie dabei nur unglaubliche Dummheiten produzieren, fürchten sich Justiz und Politik vor ihnen.

PS.: Nochmals zum deutschen Prozess: Man hätte tausendmal mehr Verständnis für die Empörung der Türkei über die Vergabe der Medienplätze, wenn sie ein wenig mehr einem Rechtsstaat gliche. Dieser Glaube ist aber gleichzeitig mit der Karlsruhe-Entscheidung erneut zertrümmert worden. Denn ein türkisches Gericht hat Fazil Say – den weltweit bedeutendsten Pianisten der jüngeren Generation – zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe wegen Beleidigung des Islam verurteilt. Sein Delikt: Say hatte es gewagt, sich in mehreren Tweets kritisch über die Regierung und die islamische Frömmelei zu äußern: „Überall wo es Schwätzer, Gemeine, Sensationsgierige, Diebe, Scharlatane gibt, sind sie alle übertrieben gläubig (wörtlich: Allahisten)“.

Wegen solcher Sätze wird man im EU-Kandidatenland Türkei verurteilt! Kein Wunder, dass der Klavierspieler auswandern will. Denn der Unterschied zu Saudi-Arabien ist nur noch marginal.

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Thatcher und die Würde drucken

Rund um das würdige und berührende Begräbnis für Margaret Thatcher, Europas zweifellos größte Nachkriegspolitikerin, gab es einige widerliche Unwürdigkeiten.

Eine davon waren die Handvoll Demonstranten aus der linksradikalen Szene. Wer sich nicht einmal bei einem Begräbnis benehmen kann, hat sich endgültig als letztklassig entlarvt.

Genauso letztklassig waren aber auch alle Medien, die den Namen Thatchers nicht ohne den miesen Zusatz „umstritten“ abzudrucken oder auszusprechen imstande waren. Umstritten sind für diese Medien offenbar alle erfolgreichen Liberalen und Konservativen, wie Thatcher eine war, nie aber ein linker Politiker.

Zumindest merkwürdig war aber auch, wie einige andere linke Journalisten reagierten, die merkten, dass Thatcher zu populär und erfolgreich war, um noch verdammt zu werden: Sie machten schnurstracks Labour zum Erben der Eisernen Lady.

Gewiss seltsam. Aber das soll mir dennoch recht sein, wenn Europas Sozialdemokraten (aller Parteien) ihre Länder statt durch ständig schlimmer werdendes Schuldenmachen wieder im Sinne Thatchers zu reformieren versuchen: durch Zerstörung von korporatistischen Monopolen, insbesondere jenem der Gewerkschaften (in Österreich müsste man auch Wirtschafts- und Arbeiterkammer hinzufügen), durch Zerstörung von Gemeindemonopolen (man denke nur an die SPÖ-Profite durch die diversen Rathaus-Firmen mit ihren horrenden Tarifen), durch Privatisierungen, durch Zurückdrängen der europäischen Machtallüren, durch Steuersenkungen, durch Verwaltungsabbau, durch Förderung von Klein- und Mittelbetrieben. Wenn sie all das tun, dann kann man den sozialdemokratischen Parteien nur gratulieren.

Einige ihrer Politiker wie Tony Blair haben es ja in der Tat auch versucht. Nur haben sie am Ende spüren müssen, dass die Kraft der um ihre Macht bangenden Gewerkschaften wie auch der ideologisch Bornierten in den Linksparteien immer viel größer ist als die Kraft der Vernunft.

Eines können freilich auch intelligente Sozialdemokraten heute Thatcher nicht mehr nachmachen: einen essenziellen Beitrag zum Kollaps des Kommunismus. Der ist nämlich schon besiegt. Hoffentlich (die Reaktion der Straße und etlicher Medien auf ihren Tod lässt ja ein wenig zweifeln).

 

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New York, Boston und - ? drucken

Wer hat nicht an den 11. September in New York gedacht, als nun in der Stadt Boston die Bomben explodiert sind? Wenngleich man mit Vermutungen ohne handfeste Beweise immer zurückhaltend sein soll, so ist doch eines klar: Auch bei intensivem Nachdenken fällt einem keine andere Wahrscheinlichkeit ein, wer sonst diese koordinierten Terrorschläge ausgelöst haben soll als eben dieselben Netzwerke wie im Jahr 2001.

Also steht der islamistische Terrorismus wieder scharf im Scheinwerferlicht. Wer sonst soll möglichst viel Blutvergießen bei einem solchen Massenereignis gewollt haben, beim ältesten und traditionsreichsten Stadtmarathon der Welt, der einen Bogen vom 19. bis ins 21. Jahrhundert spannt, der damit für die europäisch-amerikanische Kultur einen ganz besonderen Stellenwert hat? Aber lassen wir ein paar Promille an Möglichkeit offen, dass es wer anderer war, von mir aus auch der Zufall. Mehr ist da jedoch nicht drinnen. Ich bin auch sicher, dass Gerichte Menschen schon mit einem viel geringeren Grad an Sicherheit schwerst verurteilt haben.

Gewiss muss man immer wieder festhalten und betonen, dass es auch unter Moslems nur eine winzige Minderheit ist, die Anschläge irgendwie befürwortet. Aber ebenso muss man im Rückblick auf den 11. September sagen, dass eine Reihe islamischer Länder seither nicht sonderlich hilfreich gewesen ist, um die Jagd auf die Täter zu unterstützen. Von den zerfallenen Staaten wie Jemen, Somalia oder auch Pakistan sei da gar nicht geredet, wo überall gewalttätige Radikalislamisten die Hauptschuld an der Gesetzlosigkeit tragen.

Man muss aber auch die Politik und Justiz etwa Europas fragen, ob sie die anhaltende und eskalierende Bedrohung durch Terrorismus ernst genommen haben. So sind ja in Wien zufälligerweise nur Stunden vor den Bostoner Explosionen Angeklagte freigegangen, die Terroristen geholfen haben dürften. So haben viele linke Medien und Politiker viel intensivere Emotionen wegen des amerikanischen, mit mutmaßlichen Terroristen gefüllten Lagers Guantanamo gezeigt als wegen der Anschläge vom 11. September. Zumindest taten sie das, solange in Washington ein republikanischer und noch kein demokratischer Präsident regierte. Auch hat man immer wieder das Gefühl bekommen, dass jeder Versuch Amerikas, strengere Kontrollen gegen den Terrorismus zu organisieren, primär überall als Zumutung interpretiert worden ist.

Wenn es wirklich islamistischer Terror gewesen ist, dann war der Anlass der Explosionen zweifellos wieder spektakulär gewählt. Aber zum Glück ist die Opferzahl doch weit geringer als bei der Zerstörung des World Trade Centers. So tragisch auch immer jeder einzelne Tote ist, und gar ein getötetes Kind.

Dennoch können sich die Amerikaner zugute halten, dass es ihnen mehr als ein Jahrzehnt lang mit zum Teil harschen Maßnahmen gelungen ist, Terrorismus zu verhindern. Obwohl es zweifellos viele gerne versucht hätten. Man denke nur daran, dass Explosionen mit zweistelligen Opferzahlen im Irak, wo es eben keinerlei Sicherheitsmaßnahmen gibt, fast täglich vorkommen und in den Medien als langweilig gar nicht mehr vermeldet werden. Und dass Blut und Terror in den nordafrikanischen Ländern überhaupt alltäglich sind. Von Syrien ganz zu schweigen. Ausgerechnet Israel bildet da eine eindrucksvolle Ausnahme im Nahen Osten – eben weil es sich mit der von der EU so hart kritisierten Mauer abgeschirmt hat.

Aber absolut kann sich nicht einmal Amerika schützen. Mit dieser Tatsache muss sich auch das noch immer mächtigste Land der Welt abfinden. Gegen Terrorismus helfen auch keine Waffenverbote, die in den letzten Monaten von Journalisten zur zentralen Notwendigkeit hochgeschrieben worden sind.

Und noch eine Erkenntnis sollte uns allen bewusst werden: Auch der Sport ist keineswegs von einem anderen Planeten, sodass sich dieser von der politischen Gewalt absentieren könnte. Das hat schon einst der palästinensische Anschlag in München gezeigt und eben jetzt Boston. Den Kopf in den Sand stecken hilft genauso wenig wie der Hochmut, dass Sport etwas Besseres wäre.

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Medien: spannende Vergangenheit - belastete Zukunft drucken

Nichts hat sich in den letzten Jahrzehnten mehr gewandelt als die Verhältnisse im Dreieck Medien-Machthaber-Bürger – wirtschaftlich, technisch, inhaltlich, politisch. Und mit Sicherheit stehen uns weitere Änderungen mit ähnlicher Dynamik bevor.

(das ist ein längerer, grundsätzlicher Text)

Zuerst einige Schlaglichter auf die Vergangenheit:

Als die „Neue Freie Presse“ auf der Wiener Weltausstellung 1873 eine Rotationsdruckmaschine präsentierte, war das eine europäische Sensation. Dasselbe war es 1892 als diese, damals auf dem Kontinent führende Zeitung erstmals ein Interview veröffentlichte (nämlich mit Otto von Bismarck). Ein ebensolcher Entwicklungssprung war es, als viel später – in vielen Fällen erst nach dem Zweiten Weltkrieg – Zeitungen Fotos veröffentlichten, die mancherorts noch bis ins 21. Jahrhundert bloß schwarz-weiß waren. Erst in den 80er Jahren begann die Umstellung von dem seit Gutenbergs Tagen üblichen Bleisatz auf den computergesteuerten Lichtsatz und dann in rascher Folge auf immer neuere Drucktechnologien. Gar erst in den 90er Jahren preschte der „Standard“ damit vor, seine Inhalte auch ins Internet zu stellen. Derzeit versucht man gerade – offensichtlich eher vergebens – durch Angebote wie „Apps“ die Gratis-Leser im Internet wieder zu Käufern zu machen.

Die Welt der Medien ist nicht nur die der Zeitungen. Parallel sind in diesem skizzierten Zeitraum (Kino-)Film und Radio erfunden worden, haben global Furore gemacht. Und beide sind dann durch das Fernsehen in eine schwere Krise geraten, in der für Radio wie Kino der Untergang schon nahe schien.

Inzwischen aber kriselt das Fernsehen; und Kino und Radio erleben – wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau – eine neue Blüte. Dazu war es jedoch notwendig, dass sich beide komplett neu erfinden: der Kino-Film etwa durch 3D, Imax, aufwendige Computeranimationen und neue Toneffekte; das Kino durch komfortable Sitze und perfekt vermarktete Produktionen; das Radio durch die Abkehr vom Universalsender und die Aufspaltung in Formatradios, also eigene Sender für jeden einzelnen Musikstil. Gleichzeitig zeigt das Radio, dass es in der Schnelligkeit der Information dem ob seiner Abhängigkeit von Bildmaterial und Sendeschema oft trägen Fernsehen meist weit überlegen ist.

Wer hätte in den 60er und 70er Jahren gedacht, dass am Beginn des 21. Jahrhunderts Radio und (Kino-)Film wieder Medien der Jugend sind, während das Fernsehen primär ein Pensionistenpublikum hat?

Auch die gedruckten Zeitungen haben ein Jugendproblem. Das ist aber nicht so schlimm wie beim Fernsehen, das pointiert ausgedrückt neben Pensionisten fast nur Halbwüchsige, jedoch kaum noch junge Menschen im Alter der Partnersuche, der ersten Jobs und Kaufkraft vor den Bildschirm bringt. Zeitungen sind nach wie vor zumindest für viele qualifiziert Berufstätige wichtig.

Weit vor Kino und Radio ist aber das wirkliche Medium der Jugend das Internet – in all seinen technischen und inhaltlichen Varianten: von den intensiv nachgefragten Pornografie-Seiten, über eine Unzahl von Spielen und Ecken – auch für das ausgefallenste Interesse – bis hin zu den sogenannten sozialen Medien, in denen angebliche Freundeskreise verbalen und zunehmend auch gefilmten Exhibitionismus betreiben. 

Kein neues Medium kann die alten ganz verdrängen

Aus der Vergangenheit können wir aber lernen: Jedes neue Medium boomt anfangs, bevor es dann selber an Attraktivität verliert, weil es nicht mehr neu ist, weil es nicht mehr den Eros der Modernität ausstrahlt, weil inzwischen wieder neue Medien auf den Markt gekommen sind. Jedoch ist es noch keinem neuen Medium gelungen, ein altes ganz in den Untergang zu treiben. Wie wird es weitergehen?

Wichtiger als die Frage nach weiteren technischen Innovationen ist jene nach den Funktionen, die alle Medien erfüllen. Das sind: Unterhaltung und Information. Viele Medien versuchen, beides zu bedienen. Die Unterhaltung tarnt sich gerne als Information (siehe etwa die Tarnung von „Playboy“-Magazinen durch Pseudo-Informationsartikel, obwohl die Hefte ganz überwiegend voyeuristische Leser bedienen). Das hat nicht nur Imagevorteile, sondern auch rechtliche (siehe Redaktionsgeheimnis, Umsatzsteuer, Schutz der Medienfreiheit etc.).

Auch deklarierte Unterhaltung ist keineswegs frei von gesellschaftspolitischen Wertungen. Sie prägt Meinungen oft mehr, als dies hochseriöse Informations-Zeitungen schaffen. Sie tut das indirekt, aber effektvoll: indem in Filmen Unternehmer oder Politiker nur als Gauner oder Dummköpfe vorkommen, indem jede Umwelthysterie als Faktum erscheint, indem kaum noch klassische Familienbilder transportiert werden. Ähnlich prägend wirkt etwa die Leistungsfeindlichkeit von Radiomoderatoren, die ab Montag schon davon reden, wann endlich das Wochenende beginnt.

Unterhaltung begeht oft Etikettenschwindel

Unterhaltung ist nichts Minderwertiges. Jeder Mensch hat Anspruch auf Entspannung und Vergnügen. Reine Information kann – vor allem bei schlechter Aufbereitung – ermüden und belasten. Nur sollte Unterhaltung auch als solche deklariert werden. Daher ist es ein Etikettenschwindel, wenn etwa die von Unwahrheiten strotzenden Filme eines Michael Moore oder Al Gore vorgeben, seriöser Journalismus zu sein. Zwar ist fast jedes Medium zu unterschiedlichen Anteilen sowohl Informations- als auch Unterhaltungsträger, aber es gibt klare Schwerpunkte: In einem Mickey Mouse Heft wird man kaum Information finden und in der Neuen Zürcher Zeitung nicht viel Unterhaltung.

Solange das alles reine Marktangebote sind, ist die Unterscheidung ziemlich gleichgültig. Heikel wird es aber dann, wenn es staatliche Förderungen und Rechtsprivilegien gibt. Da zeigt sich, dass die Definition dessen, was förderwürdig ist und was nicht, sehr schwierig wird. Dies gilt etwa dann, wenn es um Kultur-Förderungen gehen soll.

Kulturförderung ist immer willkürlich

Es gibt in Wahrheit keinen Grund, warum etwa in Österreich jede Filmproduktion heftig subventioniert wird. Gewiss: Dabei finden etliche Menschen eine Zeit lang Beschäftigung – aber diese gibt es auch bei anderen Aktivitäten. Gewiss: Manche Filme machen Tourismus-Schleichwerbung für Österreich – aber die meisten tun das in keiner Weise und werden dennoch gefördert. Der einzige Grund der Filmförderung ist in Wahrheit der Druck der Kulturjournalisten, die in Symbiose mit der Filmszene lebende, jedoch (meist) nicht von dieser bezahlte Lobbyisten sind.

Ähnlich rätselhaft bleibt, warum viele Musik- und Theaterproduktionen aus Steuergeldern gefördert werden, andere jedoch nicht. Weshalb wird ein zuschauerfreies Kellertheater gefördert, pädagogisch wertvolles Amateurtheater nicht? Warum wird überhaupt etwas gefördert, das nur von wenigen Promille der Steuerzahler jemals gesehen wird? Ist das nicht eine Umverteilung von unten nach oben – geht doch fast nur die Oberschicht in Theater?

Gebührenprivileg des ORF ist überholt

Themenwechsel zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dieser hat im Grunde längst seinen exklusiven Gebührenanspruch verspielt, weil er über große Strecken reinste Kommerzunterhaltung macht. Längst finden auf Privatsendern spannendere und mutigere Diskussionen mit einem breiteren Spektrum statt als im ORF. Längst macht Servus-TV seriöseres Programm als die Hauptprogramme des ORF.

Noch fragwürdiger wird das Gebührenprivileg dadurch, dass der ORF in seinen wenigen Informationsschienen (und auch in der unterschwelligen Stimmungsmache im Unterhaltungsbereich) häufig das Gebot der Objektivität und Ausgewogenheit verletzt. Dort wird dominant ein linkes Weltbild transportiert. Dort werden nichtlinke Parteien stigmatisiert. Dort treten grüne Behauptungen oft als Dogma auf. Dort werden viele den Österreichern wichtige Werte kontinuierlich heruntergemacht: Heimat, Familie, Leistung, Freiheit – von Marktwirtschaft und Christentum gar nicht zu reden. Der ORF trägt überdies Mitschuld daran, dass in Österreich die für die Zukunft entscheidenden naturwissenschaftlichen und mathematischen Disziplinen einen so geringen Stellenwert haben und weniger als ein Prozent der Sendezeit einnehmen.

Dennoch sind Fernseh- und Radio-Gebühren im Prinzip legitim – aber abgesehen von der Qualitätsförderung nur zu einem einzigen Zweck: österreichischen Inhalten einen Sendeplatz verschaffen. Diese würden sonst von den Sendern aus dem zehnmal größeren Deutschland total an die Wand gedrückt. Hingegen sollte die Subventionierung von reiner Unterhaltung längst gestoppt werden. Und der Gebührenkuchen sollte nach gleichen Regeln ebenso privaten Sendern zugutekommen können. Dadurch würden diese motiviert, mehr Qualität, um Objektivität bemühte Information und österreichische Inhalte zu senden. Solche Qualität lässt sich durchaus mit Hilfe einer unabhängigen Bewertungs-Kommission bewerten. Eine unabhängige Qualitätsmessung würde auch im ORF zu besseren Ergebnissen als dem Istzustand führen. An diesem hat sich auch durch den jüngsten Versuch des ORF nichts geändert, seine Öffentlich-Rechtlichkeit dadurch zu rekonstruieren, indem er auf einem „Österreich III“ alte Dokumentationen und Kulturfilme abspielt, die ihn nichts kosten.

Hinter diesem zentralen Komplex – Gebühren-Qualität-Objektivität – rücken alle technischen Debatten, über welche technischen Verbreitungskanäle künftig Fernsehen erfolgen wird, in den Hintergrund. Ähnliches gilt für die Tages- und Wochenzeitungen. Hier wird zwar ständig über das Match Print versus Internet debattiert, dieses ist aber zweitrangig hinter dem Thema Unabhängigkeit-Seriosität-Vielfalt. Fernsehen wie Zeitungen haben eine alle anderen Medien weit überragende nationale Aufgabe. Nur sie können auf absehbare Zeit die Funktion des gesamtösterreichischen Agenda-Setting ausüben. Nur sie entscheiden, was „Talk of the Nation“ ist. Nur sie können als „vierte Gewalt“ ein Gegengewicht zu Machtmissbrauch und Fehlern von Politik und Justiz bilden. Nur sie können demokratische Vielfalt sicherstellen. Nur sie schaffen Öffentlichkeit für Meinungen und Ideen.

Bestechliche Medien bedrohen die Demokratie

In Hinblick auf die Erfüllung ihrer demokratischen Aufgabe sieht es bei den Zeitungen – ob auf Papier oder via Online – aber genauso problematisch aus wie beim ORF. Während es beim ORF auf Grund der gesetzlichen Lage und der Eigentumsrechte zu einem parteipolitischen Durchgriff kommt, sieht der Mechanismus bei den Printmedien etwas anders aus. Dort beschäftigt sich sogar die Staatsanwaltschaft mit den vielen Hinweisen, dass Tages- und Wochenzeitungen mit Steuer- und Gebührengeldern bestochen werden.

Was schon lange in der Stadt Wien in großem Umfang üblich war, findet seit dem Aufstieg Werner Faymanns in die Bundesregierung auch in staatskontrollierten Betrieben wie den ÖBB und in etlichen Ministerien statt: Öffentliche Mittel (aus Gebühren oder Steuergeldern) werden dazu verwendet, um einer Partei oder einem Politiker das Wohlwollen bestimmter Zeitungen zu erkaufen. Steuergeld fließt ohne externe Kontrolle primär dazu an eine Zeitung, damit diese auch außerhalb des Inserats in ihrem redaktionellen Teil einen bestimmten Politiker unterstützt. Das fällt der Politik besonders leicht, weil einige Medien ohne diese illegalen Hilfen aus Steuermitteln die letzten Krisenjahre nicht überlebt hätten. Das führt zu einem in ganz Westeuropa absolut undenkbaren Missbrauch.

Dazu kommen weitere gravierende Fehlentwicklungen: Viele Zeitungen lassen die Leser nicht mehr erkennen, was von einer unabhängigen Redaktion gestaltetet und was kommerziell erkaufter Inhalt ist: „Verlagsbeilagen“, „Kooperationen“, „Sonderseiten“ dienen als für den Normalleser nicht mehr erkennbare Tarnung reiner Werbung. Immer öfter wird sogar auf diese Tarnung „vergessen“. Noch übler ist ein weiterer in der ganzen Branche bekannter Missbrauch, der aber aus Angst vor den Tätern nicht angezeigt wird: Einige Verleger verkaufen Inserate durch Erpressung: „Wenn du nicht inserierst, schreiben wir schlecht über dich.“

Diese Praktiken sind eine fundamentale Bedrohung für Rechtsstaat und Demokratie. Die Hoffnung ist jedoch klein, dass dieses Land noch zu dem notwendigen Selbstreinigungsprozess imstande ist. Alle „Reformen“ wie das Medientransparenzgesetz sind jedenfalls völlig unzureichend, um diese Missstände zu beenden. Dieses Gesetz beispielsweise führt nur dazu, dass künftig auch statistisch festgehalten wird, was seit Jahren fast täglich in bestimmten Medien zu finden war: Inserate, die nicht nach einer objektiven Ausschreibung – wie jede sonstige Geldausgabe der öffentlichen Hand – sondern nach Sympathie vergeben worden sind. Dabei gibt es für Inseratenvergaben durch die Industrie längst etablierte Vergabe-Mechanismen, die zum größtmöglichen Nutzen um den geringsten Preis führen. Diese Mechanismen werden aber von der Politik gescheut, was sie naturgemäß ständig in ein schiefes Licht rückt.

 (Dieser Text ist in ähnlicher Form in dem neuen Sammelband "Gesellschaft im Umbruch. Chancen und Herausforderungen zwischen Wandel und Kontinuität" erschienen.)

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Buchbesprechung: The Spirit Level Delusion drucken

Bei seinem Erscheinen (2009) hat das Buch von Richard Wilkinson und Kate Pickett große Beachtung gefunden. Es hieß „The Spirit Level: Why more equal societies almost always do better“ (Gleichheit ist Glück. Berlin 2009). Das Medienecho war groß. Allzu gut passte es in das Credo der alten Linken, die sich immer gern als Neue Linke versteht: „Gleichheit“ ist eine alte Losung, die hier als Lösung präsentiert wird (nicht als Gleichheit der Chancen oder der Rechte, sondern der Ergebnisse; der Tocqueville’sche Unterschied wird im Buch wohlweislich nicht gemacht). Man ließ sich durch die Kernaussagen des Buches, die schon im Titel anklingen, bereitwillig zu der Meinung herumkriegen, die man vermutlich immer schon hatte: Ungleichheit ist ein Übel. Sie mache nicht nur die Gesellschaft krank, sondern (das ist neu!) auch den Einzelnen; ja mehr noch: Ungleichheit in der Gesellschaft senke die Lebenserwartung.

Wirklich geprüft haben die begeisterten Kommentatoren die der Behauptung zugrundeliegenden Daten offensichtlich nicht. Die letztere These hatte R. Wilkinson schon 1992 bzw. 1976 vertreten. Aber mit der Krise, die 2007 begonnen hatte, lohnte sich ein weiterer Aufguss – wenn auch mit alten Daten, die bei Erscheinen von „Spirit Level“ schon überholt waren. Nunmehr übernahmen sie viele Gutgläubige (Bereitwillige) – offensichtlich ohne einen professionellen Blick darauf zu werfen; sie bauten auf die Richtigkeit der Analyse. Aber viele Luftschlösser lösen sich in nichts auf, wenn man ihre Datenfundamente untersucht.

Eben dies tut Christopher Snowdon in seinem Buch „The Spirit Level Delusion“. Nüchtern und Schritt für Schritt. Er benützt dieselben Datenquellen wie Wilkinson und Pickett; einziger Unterschied: Sie sind aktueller und er inkludiert Länder, die jene (wohlweislich?) übergangen hatten.

Das Konzept von „Spirit Level“ ist einfach: Länder werden bezüglich des Grades der in ihnen herrschenden Gleichheit/Ungleichheit beschrieben. Als Maß dient der Abstand zwischen den untersten und obersten 20 Prozent einer Bevölkerung ihr Durchschnittseinkommen betreffend (Quelle: UN-Statistik). Snowdon kritisiert nicht den Maßstab – obwohl auch dies möglich wäre. Er übernimmt ihn vielmehr, um Wilkinson und Pickett (und Anhänger) mit den eigenen Analysewaffen zu schlagen.

Nach der Vermessung ganzer Länder bezüglich Gleichheit/Ungleichheit an Hand eines einzigen Merkmals hatte Wilkinson zu zeigen versucht, dass sein Kriterium Zusammenhänge mit einer ganzen Anzahl von Indikatoren aufweist: Dass z.B. höhere Ungleichheit mit einem schlechteren Gesundheitszustand der Bevölkerung, ja mit einer geringeren Lebenserwartung einhergeht. Das ist auch seine langgepflegte Hauptthese. Aber er erweitert sie durch die Behauptung, mehr Gleichheit sei auch förderlich für „Glück“ (Happiness, gemessen im World Value Survey); Vertrauen (in andere Menschen), mehr Arbeitsplätze, niedrigere Selbstmordraten, niedrigere Mordzahlen, mehr Spendenverhalten u.v.a.m.

Dieser – angeblich datengestützten – Behauptungen nimmt sich Christopher Snowdon kritisch an. Er bezweifelt nicht, dass Armut häufig mit einem schlechteren Gesundheitszustand und vielen anderen Übeln verbunden ist; er „zerlegt“ aber eindrucksvoll die These, dass es die „Ungleichheit“ in einer Gesellschaft ist, die als verursachender Faktor gelten kann.

Vom Umgang mit Statistik

Seine Stoßrichtung ist dabei nicht einmal der Hinweis auf die schlichte Wahrheit, dass aus Korrelationen keine Kausalschlüsse möglich sind. Das lernt man in jeder Einführung zur deskriptiven Statistik. Beispiele für „absurde“ Korrelationen gibt es schließlich zur Genüge (z.B. zwischen der Zahl der Vornamen eines Neugeborenen in alten Kirchenregistern und der Überlebensdauer der Kinder). Er macht auch nicht die größtenteils sehr sehr niedrigen Korrelationen (0.1 und weniger!), die sich aus den verwendeten Daten errechnen lassen, zum Hauptvorwurf. Er zeigt vielmehr, dass Wilkinson und Pickett selektiv vorgegangen sind (obwohl mehr Länderdaten verfügbar sind), dass sie alte Daten verwendeten (obwohl ihnen neuere, die ihrer These allerdings widersprochen hätten, vorlagen), dass sie auf der Hand liegende Erklärungen für die Situation in bestimmten Ländern einfach ignorierten – nur um ihre „große Idee“ von den verheerenden Folgen der Ungleichheit ungestört vertreten zu können.

Eine kritische Analyse dieser Art ist spannender als jeder Plagiatsvorwurf, wie er heute so gerne erhoben wird. Sie bestreitet den wissenschaftlichen Anspruch, den „The Spirit Level“ erhebt. Der Vorwurf lautet: Es werden Fakten ignoriert oder gar verfälscht. Hätte man sie berücksichtigt – und Snowdon zeigt das an Hand vieler Beispiele – wären die angeblichen „Zusammenhänge“ zwischen Ungleichheit und „Übeln“ glatt verschwunden.

Nun wäre ein Werk wie „Spirit Level“ und das darin enthaltene Credo nicht weiter beachtenswert, würde es nicht auch weitreichende Politikempfehlungen enthalten, die von „Gutgläubigen“ gerne aufgegriffen werden. Eine Schlussfolgerung von Wilkinson und Pickett lautet: Wirtschaftliches Wachstum hat keinen Effekt (mehr) auf die Gesundheit und Lebenserwartung der Bevölkerung. Es geht darum, die Ungleichheit zu reduzieren. Am besten durch höhere Steuern. Das nun klingt sehr vertraut. Aber die Behauptung, durch mehr Gleichheit der Einkommen entstünde eine gesündere, langlebigere und von vielen anderen Übeln befreite Gesellschaft, wird nur durch die Überzeugung der Autoren gestützt, nicht durch die von ihnen verwendeten Daten.

Es ist nicht das geringste Verdienst von Snowdon, dies durch detaillierte Analyse gezeigt zu haben. Die Lektüre lohnt sich für alle, die erfahren wollen, wie politisch Engagierte (auch Wissenschaftler) von ihren monokausalen Erklärungsmodellen und Theorien so besessen sind, dass sie sich die Daten zurechtbiegen, bis sie passen.

„…Menschen deuten oft nach ihrer Weise die Dinge – weit entfernt von ihrem Sinn“ (Cicero in W. Shakespeare „Julius Cäsar“ 1.Akt 3. Szene).

The Spirit Level Delusion: Fact-Checking the Left's New Theory of Everything, Christopher Snowdon

Rudold Bretschneider ist seit Jahrzehnten in diversen Cheffunktionen bei GfK (früher Fessel-GfK) tätig und einer der prominentesten Marktforscher und politischen Analysten des Landes.

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Bischof Kapellari: Verteidiger des Islam und der praktizierten Homosexualität? drucken

Der steirische Pfarrer Karl Tropper wurde in den letzten Wochen von seinem eigenen Bischof einem beispiellosen Demütigungsritual unterzogen, das nicht nur in seiner eigenen Gemeinde, sondern auch in breiten Kreisen der Katholischen Kirche Österreichs, und darüber hinaus auch auf internationaler Ebene für beträchtliches Befremden gesorgt hat. Tropper wurde am 21. März darüber informiert, dass es ihm verboten sei, die Osterliturgie zu leiten und er für die Zeit der Karwoche nicht nur Predigtverbot hätte sondern auch – für seine Gemeinde unerreichbar – unterzutauchen hätte.

Zur gleichen Zeit erschienen in der „Kleinen Zeitung“, auf ORF.online und im „Falter“ Tropper-kritische Artikel, die den Eindruck vermitteln wollten, sie würden auf persönlichen Interviews und direkten Recherchen beruhen. Tropper verharrte treu im Kirchendienst, wich aber in den ihm gemachten Vorwürfen inhaltlich nicht zurück. Die Diözese setzte nach. Von einer sofortigen Zwangspensionierung des Pfarrers und einer Kuratierung der unbotmäßigen Gemeinde war die Rede. Was war passiert?

Karl Tropper ist so etwas wie ein südsteierischer Don Camillo. Seit Jahren steht er der Gemeinde St. Veit am Vogau vor und hat sich nicht nur als hervorragender Seelsorger, spiritueller Beistand und Lehrer, sondern auch als Träger des Kultur- und Gemeinschaftslebens in der Region einen guten Namen gemacht. Die Ehrenbürgerschaft seiner Gemeinde zeugt von der Anerkennung seiner Verdienste um die Bürgergesellschaft. Lange schon begreift er seine Aufgabe auch als Aufklärer und als Verteidiger der geistigen und religiösen Grundlagen des zivilisierten Zusammenlebens in unserem Kulturkreis. Nicht verwunderlich, dass er dabei schnell auf die Gegnerschaft „politisch korrekter“ Tabuisierer und Sprachregulierer stieß, die es nicht zulassen wollen, dass ein Vertreter der Kirche die geistige und kulturelle Transformation der Gesellschaft in Frage stellt.

Im Dezember des Vorjahres nannte Tropper in seinem – ebenso liebevoll wie professionell gemachten – Pfarrblatt praktizierende Schwule „Homo-Perverse“ und warnte, u.a. durch den Verweis auf die dramatisch überproportionalen HIV-Neuinfektionen in diesem Bevölkerungssegment, vor den gesundheitlichen Gefahren, die mit dem homosexuellen Lebensstil einhergehen.

Weiters verwies er unter Angabe zahlreicher Publikationen auf die vielfältigen Möglichkeiten, sich über die Ergebnisse islamkritischer Analysen und Kommentare zu informieren. Bischof Kapellari war diese Schrift ein Dorn im Auge, und so verhängte er mit 13. Jänner das Verbot über Pfarrer Tropper, sich künftighin nochmals zum Thema „Homosexualität“ öffentlich zu äußern. Seine Positionen zu diesem Thema würden die erforderliche „Ausgewogenheit“ und „Sensibilität“ missen lassen. Tropper hielt sich bis zum heutigen Tag strikt an dieses Verbot.

Nicht inaktiv wollte er aber zum Thema „Islam“ sein, dessen Kritik ebenfalls vom Bischof mit Argwohn verfolgt, aber noch nicht zum Gegenstand irgendwelcher Verbote gemacht worden war. Tropper richtete daher eine großangelegte Informationsveranstaltung aus, zu der er neben der lokalen Bevölkerung auch zahlreiche steierische Politiker sowie Vertreter der Diözese und den gesamten südsteierischen Klerus einlud.

Am 19. März traten also vor 250 Teilnehmern, die den Gemeindesaal von St. Veit am Vogau prall füllten, die exmuslimische katholische Konvertitin Sabatina James, Buchautorin und Menschenrechtsaktivistin, die Islamexpertin und Aktivistin Elisabeth Sabaditsch-Wolff, Opfer wahrheitszensierender Politjustiz, der führende Vertreter der australischen islamkritischen Szene Warren Raymond und der Schreiber dieser Zeilen auf. Die Vorträge und Antworten wurden mit großem Zuspruch und Beifall aufgenommen. Schon während der Veranstaltung fiel auf, dass die eingeladenen Politiker und Kleriker durchgehend ferngeblieben waren. Sie vermeinten entweder, zum Thema „Islam“ bereits über erschöpfendes Wissen zu verfügen oder wollten mit einer kritischen Aufarbeitung der Gefahrenpotentiale – „um Gottes Willen!“ – nicht in Verbindung gebracht werden.

Disziplinierung durch den Generalvikar

Nachdem die Fakten und Zusammenhänge zwar schonungslos aufgezeigt wurden, der Ton der Veranstaltung aber durchwegs verbindlich war, blieb der offenkundige Plan, für die intendierte Sanktionierung Pfarrer Troppers einen aktuellen Anlass – sozusagen eine Legitimation für die Bestrafung – zu finden, erfolglos. Es muss daher als merkwürdiger Zufall betrachtet werden, dass just zwei Tage nach der Veranstaltung ein Redakteur der „Kleinen Zeitung“ (Styria-Verlag) anrief, der den Pfarrer ganz offenkundig zu medial verwertbaren „Sagern“ provozieren wollte. Ein Schelm auch, der denkt, dass das schließlich veröffentlichte Scheininterview und die korrespondierenden Beiträge in ORF.online und FALTER gezielt akkordiert waren, um eine rasche Züchtigung des Pfarrers durch den Bischof zu rechtfertigen und so Tropper endgültig verächtlich zu machen.

Faktum jedenfalls ist, dass Generalvikar Schnuderl tags darauf ohne jede objektivierbare Rechtfertigung im St. Veiter Pfarrhof erschien, um Tropper in die Details seines erzwungenen Verschwindens in der Karwoche einzuweisen und allfälligen Widerstand zu brechen. Ein solcher wurde tatsächlich angekündigt, indem eine zufällig anwesende Pfarrmitarbeiterin anmerkte, die Gemeinde würde sich eine derartige Ungerechtigkeit möglicherweise nicht gefallen lassen. Der Generalvikar verstieg sich daraufhin tatsächlich zu der Drohung, dann würde „eben das Interdikt gegen die Gemeinde verhängt“ und die Pfarre dauerhaft kuratiert werden. Tropper bot schließlich an, sich vollständig als Pfarrer zurückzuziehen, wurde jedoch von diözesanen Autoritäten dazu überredet, bis 31. August im Amt zu bleiben, da keine personellen Alternativen bestehen würden.

Der Vorfall ist insgesamt weit mehr als eine peinliche Vorführung der mittlerweile offenkundigen persönlichen Überforderung des Bischof Kapellari und seines arroganten Generalvikars. Er ist zutiefst Ausdruck des völlig aus dem Gleichgewicht geratenen Zustands der Amtskirche in Österreich. Die völlig asymmetrische Behandlung von konservativen, traditionell ausgerichteten, romtreuen, der Lehre der Kirche verbundenen Geistlichen und Aktivisten auf der einen Seite und linksliberalen, modernistischen, „reformistisch“ orientierten Priestern und (meist bezahlten) Funktionären auf der anderen Seite ist mehr als augenscheinlich. So sehr, dass sie mittlerweile bereits als Programm begriffen werden muss.

Priester, die jahrelang in aller Öffentlichkeit ihr Zölibatsversprechen brechen, homosexuell aktive Pfarrgemeinderäte und politisierende Pfarrer, die agitatorisch zum Ungehorsam aufrufen, werden nicht nur dauerhaft pardoniert, sondern auch demonstrativ gehätschelt und mit öffentlichkeitswirksamen Plattformen ausgestattet. Priester und Laien hingegen, die sich für die Verbreitung einer dem kirchlichen Lehramt entsprechenden Ethik und Moral und für eine aktive Auseinandersetzung mit den spirituellen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedrohungen der Zeit einsetzen, werden systematisch ausgegrenzt, verächtlich gemacht, gemaßregelt, behindert und bekämpft.

Es geht nicht um den „sprachlichen Ausdruck“ bei der Darstellung eines Anliegens, denn da dürfte man nicht bei den „pösen Reaktionären“ stets hysterisch-hypersensibel reagieren, während bei den prononcierten Linksabweichlern regelmäßig alle Augen zugedrückt werden. Vielmehr geht es um ein inhaltliches Bekenntnis, mit dem sich die Amtskirche durch ihre asymmetrische Verhaltensweise unmissverständlich positioniert. Was sonst sollte die Urgenz der „Ausgewogenheit“ in den Fragen „praktizierter Homosexualität“ und „Gefahrenpotentiale des Islam“ zum Ausdruck bringen?

Kampf gegen die linke Unterwanderung

Die Botschaft ist klar: Die österreichische Amtskirche entfernt sich schrittweise von den wohlbegründeten Positionen der kirchlichen Tradition und versucht auf diesem Weg, „konservative Abweichler“ zu stigmatisieren und zu marginalisieren. Wie sollte ansonsten praktizierte Homosexualität „ausgewogen“ dargestellt werden – angesichts des einschlägigen päpstlichen Lehrschreibens aus dem Jahr 2003, welches diese Lebensform explizit als „Anomalie“ bezeichnet? Und wie sollte die islamische Lehre „ausgewogen“ benannt werden, angesichts der Tatsache, dass die meisten Imperative ihrer Handlungsethik aus christlicher Sicht mit der Aufforderung zur Verwirklichung schwerer Sünden identisch sind?

Die meisten Teilnehmer der Informationsveranstaltung in St. Veit am Vogau haben sich gefragt, wieso die Spitzenrepräsentanten der Kirche mit dem „Wir-beten-alle-den-gleichen-Gott-an“-Mantra hausieren können, während in islamischen Ländern Vergeltungsrecht (d.h. Mord), körperliche Züchtigungen der Frauen, Vielweiberei, Ehebruch, Beutezug (d.h. Raub), Christenverfolgung, Diskriminierung von Andersdenkenden u.v.m. als ehrbare Verhaltensweisen gelten – und zwar völlig in Übereinstimmung mit den Glaubensgrundlagen des Islam.

Die Veranstaltungsteilnehmer, durchwegs kreuzbrave Kirchgänger und ehemalige ÖVP-Wähler, hatten kein Verständnis dafür, dass es angesichts der Perspektiven einer Verbreitung des islamischen Kulturmusters auch in den Gesellschaften Europas seitens der Politik und besonders auch seitens hochrangiger Kirchenvertreter außer Beschwichtigung und Dialog-Aufforderung nichts zu hören gibt. Sie sind durchaus repräsentativ für die Mehrheit der Bevölkerung, die genug davon hat, in den wesentlichen Zukunftsfragen unserer Gesellschaft seit Jahr und Tag Konzepte aufgenötigt zu bekommen, die das radikale Gegenteil ihrer eigenen Wünsche und Ansichten darstellen.

Freilich ist Kirchenaustritt, von dem man gerade angesichts des Votivkirchen-Skandals in letzter Zeit besonders viel zu hören bekam, keine adäquate Antwort. Denn die Kirche ist nicht der Fan-Klub einer Fußballmannschaft, den man verlässt, weil einem der Mittelstürmer nicht in den Kram passt. Sie ist der geheiligte Leib Christi, dem alle Gläubigen angehören, und zu dem sich alle – trotz und besonders auch wegen zeitlich bedingter Fehler und Schwächen – bekennen sollten. Die Antwort muss daher lauten: Auf in die innerkirchliche Partizipation durch die Gegner des Zeitgeistes!

Christian Zeitz ist wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Angewandte Politische Ökonomie sowie Islambeauftragter des Wiener Akademikerbundes und begreift sich als evangelikaler Katholik.

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Fußnote 426: Die Dummheit der Feministinnen drucken

Wie man den Islamisten jede Menge neuer Anhänger zutreibt.

Mindestens zehn Mal pro Jahr wird aus einem Pseudoanlass die falsche Behauptung verbreitet, Frauen bekämen für die gleiche Arbeit weniger Geld (köstlicherweise wird dadurch auch die Kampffeministin als Beamtenministerin zum Mittäter gestempelt). Diese Lügen nimmt aber außer ein paar Politikerinnen von Rot, Grün und Schwarz sowie – ausgerechnet – der Wirtschaftskammer niemand mehr ernst. Schon deshalb nicht, weil dabei ständig total variierende Zahlen der angeblichen Diskriminierung behauptet werden. Daher ließen sich die Feministinnen nun Neues einfallen. Sie demonstrierten europaweit mit „nackten Brüsten gegen den Islamismus“. Mit Nacktheit kommt man ja immer noch am leichtesten in die Medien. Sie entlarven sich damit aber als extrem dumme Selbstdarstellerinnen: Denn mit Sicherheit treibt jeder Bericht über sie den Islamisten weitere Anhänger zu, übrigens auch weibliche. Wer das Seelenleben von Moslems kennt, der weiß, dass sie sich von solchen Aktionen durchwegs abgestoßen fühlen. Sie entwickeln daher Sympathien für die Gegner der Brustentblößerinnen. Mit einer solchen Gesellschaft wollen sie verständlicherweise aber schon gar nichts zu tun haben. Dabei ist in islamistischen Strukturen die Unterdrückung der Frauen wirklich schlimm. Die Entblößerinnen verschaffen aber den Unterdrückern nur noch mehr Oberwasser. Dumm, dümmer, Feministinnen.

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Die verschwiegenen Opfer drucken

Am 10. März tritt eine Gruppe von jungen Männern in der niedersächsischen Kleinstadt Weyhe Daniel S. ins Koma. Der 25-jährige Lackierer stirbt wenig später im Spital. Nur durch eine Unachtsamkeit wird in der Öffentlichkeit bekannt, dass es sich beim Haupttäter und seinen Kumpanen um Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund handelt. Eine regionale Ausgabe der „Bild“-Zeitung nennt Vornamen und Herkunft der Täter. Das Boulevardblatt wird ob dieses groben Regelverstoßes gegen die (noch) ungeschriebenen Gesetze der politischen Korrektheit scharf kritisiert. Man wirft der Bild-Zeitung Nazi-Jargon vor. Trotzdem verbreitet sich der Fall Daniel S. wie ein Lauffeuer via Internet.

Zwei Wochen nach der Ermordung von Daniel S. werden am 24. März zwei junge Wiener in Klosterneuburg von einer Gruppe von fünf Männern ohne jeden Grund beschimpft und verprügelt. Die beiden Burschen flüchten zu einem Taxistand und fahren zum Bahnhof nach Wien-Döbling. Kurze Zeit später treffen drei der Täter ebenfalls am Bahnhof ein und attackieren die 20- und 21-jährigen erneut. Sie treten den beiden Burschen dabei gezielt ins Gesicht, so wie in Weyhe. Dass die jungen Wiener nicht das gleiche Schicksal wie Daniel S. erleiden, haben sie der zuvor alarmierten Rettung zu verdanken. Als ein Rettungswagen eintrifft, ergreift das Trio die Flucht. Die WEGA kann die drei mutmaßlichen Täter kurze Zeit später festnehmen.

Über die Herkunft der Männer wird nichts bekannt. Im Gegensatz zu Weyhe ist die Schweigemauer der Gutmenschen diesmal lückenlos. Die Wiener Polizei gibt lediglich Alter und Geschlecht der Täter bekannt. Die „Qualitätsblätter“ ignorieren die unfassbare Tat weitgehend und die Boulevardblätter versehen den dürren Polizeibericht lediglich mit etwas journalistischer Prosa. Auch sie verschweigen ihren Lesern die Herkunft der Täter. Selbstredend sieht keines der Blätter irgendwelche Parallelen zu den vielen anderen ähnlichen Fällen in Deutschland und Österreich. Einmal mehr ein „Einzelfall“.

Die Tageszeitung Kurier übertitelt ihren Artikel mit: „Nach Rockkonzert flogen die Fäuste.“ Dank solch einer verharmlosenden Schlagzeile brauchen sich die Bewohner des noblen Klosterneuburg weiterhin keine Sorgen um ihre Kinder zu machen und können auch künftig gut schlafen. Nur keine Wellen. Es könnten ja die „falschen“ Schlüsse gezogen werden. Ob und welchen Migrationshintergrund die Schlägerbande in Klosterneuburg/Döbling hatte, bleibt dank der (Selbst-)Zensur in den Medien jedenfalls nur Spekulation, auch wenn man aufgrund ebendieser fehlenden Angaben und des Tatmusters durchaus bestimmte Rückschlüsse ziehen kann. Aber genau diese Ungewissheit ist politisch gewollt.

In der neuen politisch-korrekten Gesellschaftsordnung muss sich die Bevölkerung mit gesiebten Informationen begnügen und die Wissenschaft leistet dabei Schützenhilfe. Der brave politisch-korrekte Kommunikationswissenschaftler Fritz Hausjell formuliert es so: „Hinweise auf den Migrationshintergrund sind völlig entbehrlich.“

Schweigen im Blätterwald

Selbstverständlich, denn keiner der Neosozialisten in Wissenschaft, Politik, Medien und Kultur hat auch nur das geringste Interesse daran, dass die Seifenblase der von ihnen seit Jahrzehnten propagierten bunten, friedlichen und schönen Multi-Kulti-Welt zerplatzt. Tödliche Prügelattacken von Menschen mit Migrationshintergrund passen eben nicht ins rosarote Weltbild. Deshalb werden der Bevölkerung bestimmte Informationen und Fakten vorenthalten. Die Wahrheit ist ihnen offenbar doch nicht zumutbar. Die Selbstzensur der Medien in Europa funktioniert hervorragend, bis auf ein paar wenige Störenfriede. Aber auch die werden in absehbarer Zeit zum Schweigen gebracht, entsprechende EU-Pläne, etwa für das Internet, liegen bereits vor.

Angesichts dieser Informationspolitik und der Berichterstattung in den Mainstream-Medien stellt sich die Frage, wie viele solcher Fälle, wo Autochthone aus purem Rassismus in die Invalidität oder den Tod getreten worden sind, hat es in den vergangenen Monaten und Jahren tatsächlich gegeben? Wie viele solcher Fälle sind ohne genauere Angaben in den hinteren Teilen lokaler Zeitungen versteckt worden. Sind Daniel S. oder Johnny K. nur die Spitze eines gewaltigen Eisberges? Wie hoch ist der Blutzoll tatsächlich? Von den politisch korrekten Politikern und Medien werden wir es jedenfalls nicht erfahren.

Würden unsere Journalisten ihren Job ernst nehmen und sich nicht primär als politisch-korrekte Volkspädagogen betätigen bzw. nicht vor dem linksgrünen Gesinnungsterror in die Knie gehen, dann hätten sie angesichts von Fällen wie in Weyhe, Klosterneuburg oder Berlin mehr als genug Stoff, um ganze Magazine oder Sendereihen zu füllen. ORF und ZDF könnten Diskussionssendungen und Dokus produzieren, Spiegel oder Profil umfassende Hintergrundberichte und Analysen veröffentlichen, die Boulevardblätter könnten aufrüttelnde Schlagzeilen und Artikel verfassen. Stattdessen: Schweigen im Blätterwald. Und wenn doch ab und zu jemand diese mediale Schweigespirale durchbricht, wird er sofort zum Nazi und Mundtot gemacht. Auch das hat System.

Denn unsere Helden in Ministerien, Parlamenten und Redaktionen stecken nicht nur den Kopf in den Sand. Nein, je mehr sich diese „Einzelfälle“ häufen, desto härter wird der Kampf gegen die Nazis (das sind all jene, die nicht im politisch-korrekten Mainstream mitschwimmen) geführt. Das hat viele Vorteile: Man lenkt vom eigenen Versagen, von der eigenen Inkompetenz und von den drängenden Problemen unserer modernen Gesellschaft ab und kann sich dabei auch noch als mutiger und couragierter Kämpfer gegen einen weitgehend virtuellen Feind inszenieren und profilieren.

Es ist auch bezeichnend, dass sofort nach dem (unbeabsichtigten) Bekanntwerden der Tötung von Daniel S. Politik, Medien und Kirchen gebetsmühlenartig verlauten ließen, die Herkunft des bzw. der Täter hätte keine Rolle gespielt. Der SPD-Bürgermeister von Weyhe betonte öffentlich: „Es hätten auch andere junge Männer sein können.“

Vergleich zum Wiener U-Bahn-Fall

Das wussten die politisch-korrekten Gesellschaftsingenieure offenbar sofort. Zum Vergleich: Über den Fall, als ein 51-jähriger Wiener im Zuge eines Streits eine Kenianerin auf die U-Bahngleise gestoßen hatte, wurde in allen heimischen Medien groß und ausführlich berichtet – und das zu Recht. Der Aufhänger aller Berichte war, dass der Täter ein Autochthoner und das Opfer eine Farbige war. Auch das gehört selbstverständlich thematisiert.

Bleibt allerdings die Frage, warum in Weyhe ein rassistischer/ethnischer Hintergrund dezidiert ausgeschlossen wurde, während er in Wien automatisch angenommen worden ist? Warum dieser Fall alle heimischen Medien beschäftigt hat, während der Fall Daniel S. nur durch eine Unachtsamkeit überregionale Aufmerksamkeit erlangte? Es scheint jedenfalls so, als ob die linken Mainstream-Medien sehr selektiv über Gewalttaten berichten, je nachdem, ob sie in ihr Weltbild passen oder nicht.

Die Grünen zeigten sich jedenfalls erschüttert, als das Gericht im U-Bahn Prozess nicht in ihrem Sinne urteilte. Der 51jährige wurde zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt, die Richterin sah bei der Tat keine Absicht. Das Ziel, eine schwere Körperverletzung herbeizuführen, sei nicht nachweisbar gewesen, so ihre Begründung. Grünen-Justizsprecher Albert Steinhauser dazu: „Wenn jetzt rassistisch motivierte körperliche Übergriffe praktisch bagatellisiert werden, ist das ein gefährliches Spiel".

Weder Daniel S. respektive seine Angehörigen, noch die vielen anderen autochthonen Opfer von rassistischer Gewalt, deren Fälle es nie in die Medien geschafft haben, haben solche wichtigen Fürsprecher in Politik, Medien oder NGOs. Sie sind den politisch-korrekten Propagandisten schlicht egal beziehungsweise unangenehm. Leichen, die man lieber im Keller versteckt. Dabei wird sich dieses Problem nicht von alleine lösen, ganz im Gegenteil. Aufgrund der demographischen Entwicklung und der Untätigkeit der verantwortlichen Politiker dürften solche Fälle wie in Weyhe eher mehr als weniger werden.

Aber solange man mit Desinformation und (Selbst-)Zensur die Bevölkerung über die Zustände im Land täuschen kann, solange besteht offenbar auch kein politischer Handlungsbedarf. Zwischenzeitlich beschäftigen sich unsere politisch-korrekten Volksvertreter mit den wirklich wichtigen Problemen unserer Zeit: mit Feinstaub, Begegnungszonen, Pferdefleisch, Handyverbot für Radler, Glühbirnen oder Plastiksackerl-Abgaben.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen. 

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Ohrfeige für die Antikirchenhetzer oder: Der ORF und die Medienfreiheit drucken

Von den Medien bisher ignoriert hat der Verfassungsgerichtshof nun eine Entscheidung zu einer medienpolitischen Episode gefällt, die im Sommer 2011 viel Staub aufgewirbelt hatte. Das Gericht wies rechtskräftig die von linken Antikirchenhetzern ausgelöste Frontalattacke auf den stellvertretenden Chefredakteur des Landesstudios Niederösterreich zurück. Anlass: Dieser hatte in einem Mail empfohlen, angesichts der unklaren Meldungslage den norwegischen Massenmörder B. nicht als „christlich“, sondern als „Rechtsextremisten“ zu bezeichnen. Die deswegen losbrandende Aufregung hatte dann auch bei den Aufsichtsinstanzen die (dort fast übliche) Unterstützung bekommen. Jetzt aber machte des Höchstgericht erstmals klar, worin die medialen Freiheiten eines Mediums und die eines dort beschäftigten Journalisten bestehen.

Die nun juristisch gescheiterten Antikirchenhetzer sind übrigens zum Gutteil dieselben Menschen, die jetzt hinter dem ominösen Antikirchen-Volksbegehren stehen.

Zur Sache selbst: Es war ja schon unverständlich, dass das überaus vorsichtig gehaltene Mail des Niederösterreichers Ziegler (fast des letzten Nichtlinken im ORF) 2011 überhaupt Aufregung ausgelöst hat. Das Ziegler-Mail war von vorsichtigen Vokabeln wie „wohl“ und „eventuell“ gespickt. Und die inkriminierte Passage lautete mehr als zurückhaltend: „Hier sollten wir bei der Formulierung besonders sensibel vorgehen“.

Diese Aufregung hat aber gezeigt, dass im ORF eine gleichgeschaltete Mehrheit den Ton anzugeben und jeden Nichtlinken mundtot zu machen versucht. Allerdings musste sich die ORF-Führung formal auf die Seite Zieglers stellen und hat auch eine sehr ordentliche anwaltliche Unterstützung veranlasst.

Jedenfalls brandete damals der Sturm der linken Entrüstung und der üblichen Redaktionsvertreter über den Niederösterreicher los. Das war offenbar ja auch für die dem Kanzleramt unterstehende KommAustria und den Bundeskommunikationssenat Anlass, ebenfalls das Mail des stellvertretenden NÖ-Chefredakteurs zu verdammen.

Erst der VfGH stellt nun klar, dass dessen Aufforderung keine Rechtsverletzung darstellte. Denn nicht nur der einzelne Redakteur habe eine journalistische Freiheit; vielmehr stehe auch der ORF (für den ein stellvertretender Chefredakteur ja handelt) unter dem Schutz der Rundfunkfreiheit. Was auch die Menschenrechtskonvention so sehe. Überdies wird das Mail ob seines vorsichtigen Tons vom VfGH ausdrücklich als „Empfehlung“ qualifiziert.

Gleichzeitig hält der Verfassungsgerichtshof aber auch fest, wo die Grenzen der Weisungsrechte eines Vorgesetzten liegen. Ein solcher darf im ORF nicht anordnen, Tatsachen zu unterdrücken, bestimmte Quellen nicht auszuwerten oder recherchierte Fakten unberücksichtigt zu lassen.

Nichts davon ist aber durch das Ziegler-Mail erfolgt.

Diese vom VfGH festgehaltenen Punkte haben aber auch große Relevanz für das Verfahren, das über 500 Tagebuch-Leser gemeinsam mit mir gegen den ORF angestrengt haben. Darin war es um die Weisung des Fernseh-Chefredakteurs Dittlbacher gegangen, einen PR-Wunsch der Arbeiterkammer in der „Zeit im Bild“ zu erfüllen. Dieses Verfahren haben wir bisher bei der KommAustria und beim Bundeskommunikationssenat verloren (von denen auch Ziegler jeweils verdammt worden war). Es ist nun beim Verwaltungsgerichtshof anhängig.

Die Dittlbacher-Weisung setzte sich damals jedoch direkt über die Recherche-Ergebnisse einer Redakteurin hinweg; sie war eine direkte Folge einer AK-Intervention (was auch gar nicht geleugnet wird); und sie führte zur durch ihre Einseitigkeit bewusst falschen Meldung zugunsten der Arbeiterkammer (hingegen blieb die in einer früheren negativen Meldung erwähnte Landwirtschaftskammer bei dem von Dittlbacher veranlassten „Korrektur“-Beitrag plötzlich unerwähnt).

Mit anderen Worten: Der Dittlbacher-Eingriff erfüllt alle Voraussetzung für das, was laut VfGH ein Vorgesetzter im ORF nicht darf. Und er war jedenfalls viel konkreter als eine bloße Empfehlung.

Also wird auch das noch spannend.

 

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Neue Abzocke vom ORF-Küniglberg drucken

Am 13. März 2013 wurde im Rahmen der Vollversammlung der „Digitalen Plattform Austria" von der Medienbehörde KommAustria und der RTR GmbH das „Digitalisierungskonzept 2013" vorgestellt. Dabei hat man für die GIS-Zwangsgebührenzahler einiges vor.

Bekanntlich  gibt es neben dem Streaming bzw. zeitversetzen Abruf via Internet im Wesentlichen drei Möglichkeiten, TV zu empfangen: DVB-C über Kabel/Telefon, DVB-S über Satellit und DVB-T direkt von örtlichen Sendemasten. Während der Satellitenempfang aufgrund der Vielzahl der Programme und der nicht erforderlichen Kabelgebühren am stärksten verbreitet ist, hat der terrestrische Empfang DVB-T mit sechs Prozent Anteil nur eine geringe Bedeutung und ist senderseitenmäßig schon jetzt nur mit sehr großem technischen und finanziellen Aufwand (man denke an die vielen Kleinsender aufgrund der Topografie unseres Landes) zu bewerkstelligen. Ein großer Nachteil dieser Verbreitungsmethode ist infolge der limitierten Bandbreiten und wenigen verfügbaren Frequenzen (es werden demnächst ehemalige „alte“ TV-Frequenzen als „digitale Dividende“ an die Mobilfunkbetreiber für deren neue Übertragungsgeneration LTE – Long Term Evolution – versteigert), dass bisher über DVB-T  keine HD-Qualität verbreitet werden konnte.

Neue terrestrische TV-Verbreitung der ORS mittels DVB-T2 unter dem Namen „simpliTV“

Nunmehr hat der ORF nach mehrjährigen Sendeversuchen in Wien beschlossen, dass er (bzw. seine Sendetochter ORS) die terrestrischen Sendeanlagen mit dem neuen DVB-T2-System mit großem finanziellen Aufwand erweitern (und 2016 – nach Ablauf der Sendelizenz – das erst einige Jahre alte DVB-T ersetzen) wird, welches die eben genannten Mängel beheben soll und damit auch eine HD-Übertragung – soweit vom Programmhersteller angeboten – im terrestrischen Bereich ermöglicht. Der Start dieser „Plattform mit geregelter Zugangsberechtigung“ erfolgt cirka Mitte April 2013 in den österreichischen Ballungsgebieten mit über 20 Programmen, später will man weitere ORF-TV-Programme (für Jugend, Regional, ORF-Abo) sowie noch weitere  in- und ausländische Programme (teilweise auch in HD-Qualität) – also insgesamt etwa 40 – auf mehreren  Multiplexern  verbreiten. Bei HD können infolge der jeweils limitierten Bandbreiten etwas weniger Programme in einem „Paket“ untergebracht werden.

Durch diese Maßnahmen will man diese Übertragungsmöglichkeit attraktiver machen und Zuseher vom Kabel- und Sat-Empfang zum Umsteigen bewegen. Ob diese da mitmachen werden? Denn mit Ausnahme eines Playboy-Kanals sind alle Programme auch schon jetzt und künftig in den Kabelnetzen und kostenlos über Satellit zu empfangen. Es könnten also nur einige Kabelbenützer (in den Großstädten, wo keine Schüssel verfügbar ist) auf das kostengünstigere DVB-T2 umsteigen. Viele ehemalige Kabelkunden haben aber bereits auf das sehr preiswerte A1-TV gewechselt, wo weit über 100 TV-Programme über das Telefonfestnetz ins Haus geliefert werden.

Außerdem will man die GIS-Gebührenverweigerer mit dem HD-Angebot ködern, denn die erforderliche Registrierung (Freischaltung des erforderlichen Moduls) wird sicher nicht für die bisherigen Schwarzseher erfolgen. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass für DVB-T2 neue TV-Empfangsgeräte bzw. Zusatzboxen erforderlich sind, welche schon in einigen Wochen in den Geschäften verfügbar sein werden. Für die voll verschlüsselten Programme ist auch eine monatliche Zusatzgebühr von € 10 fällig. Alles in allem: Für neue Geräte, Registrierung, Einschubmodul, womöglich Smartcard und Monatsgebühr: Reine Abzocke.

Derzeit sind auch bei ORF und ORS noch viele Fragen offen oder es wurden widersprüchliche Aussagen getätigt, z.B. ob es eine generelle Grundverschlüsselung geben wird, welche Programme frei verfügbar und welche nur durch Monatsbeitrag zu empfangen sind. Außerdem sind noch einige Verträge nicht unter Dach und Fach, so hat sich z.B. Puls-TV bisher geweigert, die Konditionen für ihre HD-Variante zu akzeptieren. Umgekehrt möchte Servus-TV wiederum, dass sein HD-Programm völlig ohne Hindernisse ausgestrahlt wird. Sicher haben auch die in der Arge „Digitale Plattform“ zusammen gefassten vielen Stellen eigene (finanzielle) Interessen, welche bald erfüllt werden müssen.

Neue Radio-Übertragungstechnologie DAB+ nicht für Österreich

Das UKW/FM-System ist nun bereits 60 Jahre alt und daher hat man international viele Verbesserungsversuche angestellt und schließlich hat sich das DAB+ (Digital Audio Broadcasting) schon in vielen Ländern als neue Generation etabliert. Derzeit findet dort infolge der vielen Millionen an vorhandenen UKW-Geräten noch ein Parallelbetrieb statt, wobei  neu gekaufte Empfangsgeräte meistens schon beide Systeme verarbeiten können. Langfristig will man aber die UKW-Verbreitung beenden. Österreich geht leider einen anderen Weg. Der marktbeherrschende ORF sowie die führenden Privatanbieter haben sich geeinigt, das neue System so lange wie möglich zu boykottieren, um zusätzliche Konkurrenz (damit verbunden eine eventuelle Verkleinerung des Anteils am Werbekuchen) sowie neue Investitionen zu verhindern.

Denn die neuen DAB-Frequenzen erlauben eine Vielzahl von kostengünstigen Ausstrahlungen, somit würden auch neue Mitbewerber entstehen. Im Sommer 2012 hat die für die Frequenzverteilung zuständige Behörde KommAustria eine „Bedarfserhebung“ gemacht und dabei hatten nur wenige kleine Anbieter Interesse gezeigt. Daher wird es frühestens 2015 eine Ausschreibung zur Frequenzvergabe  geben. Und bei positivem Ergebnis werden nicht vor 2016 oder 2017 die ersten österreichischen Programme auf DAB+ mit der wesentlich besseren Tonqualität und zusätzlich mitgelieferten Informationen zu hören sein. In Vorarlberg kann man z.B. schon jetzt über 60 Programme aus der Schweiz und Deutschland auf DAB+ empfangen.  Österreich ist eines der wenigen europäischen Länder, wo man derzeit diese neue Technologie ablehnt.

ORF und ORS brauchen zusätzliches Geld

Aus diesen beiden „technischen“  Beispielen ist ersichtlich, dass der ORF, welcher vehement auf eine weitere Vergütung der Gebührenbefreiungen besteht, die technische Innovation auf dem Radiosektor ignoriert und gleichzeitig nun mit Gewalt und großem finanziellen Aufwand den relativ kleinen terrestrischen Empfängeranteil durch Einführung von DVB-T2 vergrößern will. Man plant, den Seheranteil von DVB-T durch das neue DVB-T2 von sechs auf cirka zwölf Prozent (auf Kosten der anderen Übertragungswege) zu vergrößern. Dahinter stehen sicher auch die Bundesländerfürsten sowie der Wunsch nach noch mehr (auch lokaler) Werbung, da die Senderauswahl in jedem Fall gegenüber Kabel und Satellit kleiner und damit die Zuseherzahlen größer werden „sollten“.

Ob diese ORF-Prognose aufgehen wird? Manche technische Innovationen (z.B. DVB-H, Multitext, mhp, interaktiver Zugang, verschiedene Verschlüsselungssysteme) mussten in der Vergangenheit eingestellt bzw. ersetzt werden. Bei der vor einigen Jahren erfolgten Umstellung vom analogen TV auf DVB-T war schon klar, dass damit das HD-Farbsystem nicht ausgestrahlt werden kann.

Wie gehen die österreichischen Nachbarländer da vor? In Deutschland, der Schweiz und Italien hat man eben viel Geld in die flächendeckende Senderstruktur für DVB-T investiert, auch die Konsumenten haben neue Empfangsgeräte angeschafft, daher ist eine rasche Einführung von DVB-T2 derzeit nicht geplant. Im deutschen Testbetrieb hat sich sogar die bedeutende Sendergruppe RTL wieder zurückgezogen. In Ungarn, wo man erst später mit der Umstellung von analog auf digital begonnen hat, wurde natürlich  gleich auch HD auf DVB-T umgesetzt, wobei man dann aber pro Mux (Frequenzpaket) etwas weniger Programme unterbringen konnte.

Die in Deutschland kürzlich eingeführte so genannte „Haushaltsabgabe“  wird beim ORF derzeit genau verfolgt und es ist anzunehmen, dass nach der kommenden Nationalratswahl auch dieses Thema bei uns diskutiert wird. Denn auch da erwartet sich der ORF zusätzliche Einnahmen, selbst wenn der Verteilungsschlüssel mit den bisherigen Geldempfängern (Bundesländer und Finanzministerium) noch nicht neu vereinbart wurde.

Gerhard O. Pascher ist ein Kaufmann mit  akademischer Ausbildung und Marketingerfahrung in in- und ausländischen Unternehmen

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Fußnote 422: die globale Verdummung drucken

Dieser März wird als der kälteste seit Menschengedenken in die Bücher eingehen.

Das haben deutsche Fernsehstationen schon vorige Woche groß errechnet. Das ist vielen „Experten“ hierzulande jedoch noch nicht so wirklich aufgefallen. Diese Tatsache sagt natürlich noch nichts übers Klima, denn für jede Aussage über Klimaänderungen muss man auf einen 30-jährigen Schnitt zurückgreifen. Daher sagt auch die Tatsache (noch) nichts, dass es nach einem Temperaturanstieg am Ende des Jahrtausends seit der Jahrtausendwende wider alle Prophezeiungen nicht mehr wärmer geworden ist. Aber die grausliche Kälte dieser Märztage erinnert an etwas anderes: dass fast jede 24 Stunden übersteigende Wärmeperiode der letzten Jahre sofort von minderqualifizierten Journalisten (also insbesondere jenen im ORF) als endgültiger Beweis der Theorie einer globalen Erwärmung gesehen worden ist. Ja, manche haben sogar die krause Frage gestellt, ob nicht dieser kalte Winter ein weiterer Beweis der globalen Erwärmung wäre. Ob kalt, ob warm: Hauptsache man trommelt weiterhin eine ideologisch nützliche Theorie.

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In der Kirche ist es schön warm drucken

Was mag der neue Papst eigentlich mit seinen auffällig vielen Versuchen genau beabsichtigen, ein Vorbild in Sachen Demut und Bescheidenheit zu sein? Vielleicht kann man diesen Wiener Palmsonntag als Exempel nehmen.

In so mancher Wiener Pfarre sind an diesem Tag viele Gläubige auch bei minus fünf Grad mit und ohne Esel lange in der Kälte gestanden und gegangen. Der Kardinal – oder seine Umgebung – hat die Temperaturen hingegen als zu kalt erachtet; und daher ist man im Dom unter dem schützenden gotischen Dach geblieben.

Gewiss nur eine Kleinigkeit - aber vielleicht ein hervorragendes Exempel dafür, was der neue Papst nicht haben will: Die Basis trotzt den Unbilden. Die Kirchenspitze bleibt hingegen in der sicheren Deckung.

Trotz vielfältiger Behauptungen in manchen Medien gibt es hingegen bisher nicht den geringsten Hinweis dafür, dass der neue Chef in Rom plötzlich die (im Grunde altkommunistischen) Forderungen der österreichischen Caritas-Bosse unterstützen würde. Der neue Papst meint Bescheidenheit und Armut als ganz konkreten Auftrag an jeden einzelnen. Vom Staat, der jedes Problem lösen solle, hat er hingegen bisher noch nie geredet. Das tun nur die österreichischen Caritas-Chefs.

Während sie ständig laut nach neuen Staatsausgaben rufen, sagen sie jedoch kein Wort gegen die Anti-Kirchen-Hetze im ORF. Dabei sitzt einer der Caritas-Bosse sogar als Vertreter der Kirchen (also nicht etwa der Grünen oder der KPÖ) im ORF-Stiftungsrat. Er verteidigt zwar nie die Kirche, kann aber im ORF ständig und unwidersprochen seine seltsame Ideologie verbreiten.

Geradezu köstlich: Jetzt wird von den linken Freunden der Caritas-Chefs sogar mit einem Volksbegehren (voller nachweislich falscher Behauptungen) gegen die Kirche gehetzt. Dabei werden der Kirche ausgerechnet die vielen Steuermillionen, die an die Caritas gehen, als Bereicherung vorgehalten. Und da muss nun ausgerechnet ich die Caritas verteidigen, nachdem sie es schon nicht selber tut.

Denn mit diesem Geld wird nicht irgendein Luxus oder Privileg finanziert; damit werden vielmehr Altersheime, Pflegestationen und Hunderte andere durchaus verdienstvolle Institutionen betrieben, welche die Caritas billiger und besser betreibt, als es Länder oder Gemeinden könnten. Aber die Caritas schweigt zu den infamen Attacken aus dem atheistischen ORF-Umfeld. Und die Bischöfe ziehen sich lieber ins Warme zurück, statt sich kampfesfroh all dem Unsinn zu stellen. Sie haben lediglich ein peinlich amateurhaftes Flugblatt gegen jenes Linksbegehren gedruckt.

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Freiwild Daniel S. drucken

„Südtirol, wir tragen deine Fahne!“ Eine Textzeile aus einem Lied der Rockband Frei.Wild. Die vier Südtiroler Burschen schrecken nicht davor zurück, sich zu ihrer Heimat zu bekennen und so furchtbar böse Worte wie Volk, Brauchtum oder Vaterland in den Mund zu nehmen. Das reicht mittlerweile völlig aus, um von der politisch korrekten Gerechtigkeitsliga als rechts bzw. rechtsextrem gebrandmarkt zu werden (wobei zwischen diesen beiden Begriffen ohnehin nicht mehr differenziert wird). Da hilft es auch nichts, wenn sich Bandleader Philipp Burger regelmäßig vom Rechtsextremismus distanziert. Wer und was ein Nazi ist, das bestimmt ausschließlich die gleichgeschaltete linke Meinungselite aus Politik, Kultur und Medien.

An heimatverbundenen Südtirolern will die deutsche Musikbranche jedenfalls nicht einmal anstreifen. Wer sich weigert, Liedgut ohne politisch korrekte TÜV-Plakette zu verbreiten, der wird aus dem so offenen, bunten und kritischen linken Künstlerkollektiv verstoßen. Das hat man den jungen Südtiroler Musikern jetzt ein für alle Mal klar gemacht. Denn trotz ihrer unbestrittenen musikalischen Erfolge hat sie die deutsche Phono-Akademie vom Echo, dem wichtigsten deutschen Popmusikpreis, ausgeschlossen und so zu Aussätzigen erklärt.

Auslöser dafür waren die politisch korrekten Streber der Band Kraftklub. Weil Kraftklub so wie Frei.Wild in der Kategorie Rock/Alternativ national nominiert war, zog sich die Band vom Echo zurück. Nachdem Kraftklub den ersten Stein auf Frei.Wild geworfen hatte, ging die mediale Steinigung so richtig los. Viele linke Musiker und Journalisten wollten sich bei der inszenierten Nazijagd als besonders engagiert und mutig hervortun. Auch die biedere Band MIA zog sich vom Echo zurück und die schon etwas ranzigen Punker von den „Ärzten“ bezeichneten Frei.Wild als politisch umstritten. Wobei man wissen muss, dass der Begriff „umstritten“ von Linken immer dann verwendet wird, wenn man jemanden ohne konkrete Beweise ins rechte Eck rücken möchte.

Doppelstandard bei Liedtexten

Die deutsche Phono-Akademie, die Veranstalterin des Echo, warf daraufhin Frei.Wild aus dem Bewerb. Bei der Preisverleihung vor wenigen Tagen wurde die „umstrittene“ Band dann nicht einmal mehr erwähnt. Man hat die Musiker mit vereinten linken Kräften erfolgreich an den Pranger gestellt und anschließend entsorgt.

Jetzt ist die „bunte“ deutsche Popwelt wieder in Ordnung. In der Popbranche herrschen wieder klare einseitige Verhältnisse. Wer aus dem deutschsprachigem Raum kommt und seine Heimat und seine Kultur „trotzdem“ liebt und achtet, der hat in der modernen politisch korrekten Gemeinschaft keinen Preis, sondern nur Verachtung verdient. Die Gutmenschen aus Kunst, Kultur und Medien fungierten einmal mehr als Ankläger, Richter und Vollstrecker in einem.

Weit weniger Berührungsängste hat die Musikbranche, die Phono-Akademie, die linke Meinungselite und das Feuilleton hingegen mit Rappern, die solche Texte zum Besten geben: „Michel Friedman – scheiße! Ich kann euch nicht leiden, nicht riechen. Ihr wart als Kinder schon scheiße.“  Oder: „Wer von euch Spasten reißt jetzt noch sein Maul auf? Kommt und ich hau drauf! Ganz egal was du denkst, du bist nur schwul.“ Oder:  „Ich lass dich bluten wie die Typen aus den Twin Towers“ etc.

Alles halb so wild für die tolerante Pop- und Medienbranche. Es kommt eben drauf an, wer etwas sagt. Trotz oder wegen solcher poetischer Zeilen haben die beiden Rapper Sido und Bushido bereits mehrere Echos und sonstige Musikpreise abgeräumt. Die üblichen Doppelstandards in der schönen bunten politisch korrekten Welt.

Nochmals zum Vergleich: Als Beleg für ihren Extremismus zitiert das links-„liberale“ Zentralorgan, „Die Zeit“, die Textzeile „Südtirol wir tragen deine Fahne“. Es lebe der feine Unterschied. Die neosozialistischen Deutschen und Österreicher haben ohne jeden Zweifel ein pathologisches Verhältnis zu ihrer Heimat.

Der Mord an Daniel S.

Und während die politisch korrekte Meinungselite im Vorfeld der Echoverleihung die bösen Buben von Frei.Wild mittels inszenierter Scheindebatte medial hinrichtet, wird im kleinen Weyhe nahe Berlin ganz real der 25-jährige deutsche Daniel S. von einer Gruppe Türken zu Tode getreten. Einfach so. Ohne Grund.

Daniel S. wollte als Unbeteiligter einen Streit schlichten. Und weil die Selbstzensur der linken Mainstreampresse mittlerweile perfekt funktioniert, wird über die unfassbare Tat anfänglich so gut wie nichts berichtet. Vor allem durch das lästige und (noch) unkontrollierbare Internet wird der Fall in Deutschland und Österreich bekannt.

Erst nachdem einschlägige Blogs, Foren und Webseiten über das Schicksal von Daniel S. berichten, springen gezwungenermaßen auch die deutschen Mainstreammedien auf. Allerdings nicht um über das brutale Verbrechen zu berichten, das interessiert sie nicht. Die großen Blätter mit politischem Linksdrall warnen vor „gewissen Gruppen“ (© Süddeutsche Zeitung) die die Tat nun instrumentalisieren würden. Denn diese Gruppen, so schreibt die Süddeutsche Zeitung weiter, würden nun versuchen, „den gewaltsamen Tod des jungen Daniel S. dazu missbrauchen, weiter Hass zu säen.“ Dass der SPD-Bürgermeister von Weyhe kurz nach der Tat mehr Toleranz und einen runden Tisch gegen rechts fordert, ist zwar völlig abstrus, passt aber gut ins Gesamtbild.

Der linken Journaille ist der Tod des 25-jährigen Deutschen ziemlich egal, viel wichtiger ist die Botschaft, dass die Herkunft der Täter keinerlei Rolle spielt (das wissen die Redakteure offenbar sofort und instinktiv). Von Politik, Medien und Kirchen wird fortan gebetsmühlenartig betont, dass es keinen ethnischen Kontext gäbe, es handle sich lediglich eine ganz „normale“ Schlägerei mit tödlichem Ausgang. Ein „tragischer“ Einzelfall eben (wie er mittlerweile fast jede Woche vorkommt).

Doppelstandard bei Gewaltverbrechen

In der Mainstreampresse gilt das ungeschriebene Gesetz, dass die Herkunft und/oder Religion des Opfers und des Täters immer dann keine Rolle zu spielen haben, wenn das Opfer ein Autochthoner ist und der Täter einen bestimmten Migrationshintergund hat. Ist die Konstellation umgekehrt, dann spricht man automatisch von Rassismus und Hate Crimes (man denke etwa an den Fall Ermyas M.) Auch hier: Doppelstandards. 

Aber schließlich können die neosozialistischen Gesellschaftsingenieure bei der Durchführung ihres wahnwitzigen Sozialexperiments keine störenden Zwischenfälle oder Kritiker brauchen. Der Tod von Daniel S. ist am Weg zur neuen politisch korrekten Gesellschaftsordnung lediglich ein Kollateralschaden. Bei der Durchsetzung totalitärer Ideologien ist noch immer Blut geflossen.

Den Traum von der schönen neuen Gesellschaftsordnung will man sich von lästigen „Einzelfällen“ und kritischen Musikern nicht zerstören lassen. Denn wer sich wie die Band Frei.Wild erdreistet, gegen den Meinungsstrom zu schwimmen oder auch nur dezente Kritik übt (und damit auch noch erfolgreich ist), der wird – dank der Deutungshoheit und Hegemonie der Linken – ganz einfach zum Nazi gemacht und öffentlich hingerichtet. Das Schema ist bekannt (Thilo Sarrazin, Eva Herman, etc.) und erprobt.

Bands wie Kraftklub oder MIA können jedenfalls wieder glücklich sein, nachdem man eine politisch unbequeme Band medial entsorgt hat. Jetzt gibt es wieder weniger Misstöne in der gleichgeschalteten bunten Popwelt. Alle singen die gleichen Lieder und alle dürfen dieselbe Meinung haben, fast so wie in der „guten alten Zeit“. Und die politische korrekte Elite marschiert Hand in Hand mit Medien und Künstlern gemeinsam und im Gleichschritt in eine „schöne neue Welt“.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen.

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Fußnote 421: ORF-Hetze, die nächste Etappe drucken

Der – theoretisch – zur öffentlich-rechtlichen Ausgewogenheit verpflichtete ORF nutzte die Papst-Wahl zur nächsten Eskalation seiner Anti-Kirchenhetze. Und ist dabei noch verlogener als sonst.

Er benutzte dazu ein Pamphlet aus der grün-schwulen Szene, laut dem die Kirche viele Milliarden vom Staat bekäme. Diese Milliarden setzen sich fast zur Gänze aus den Bereichen Schulen, Spitäler, Soziales zusammen. Und überall macht in Wahrheit der Staat dabei ein blendendes Geschäft. Kirchliche Spitäler bekommen beispielsweise für jeden einzelnen Eingriff deutlich weniger als ein staatliches Spital für denselben Eingriff (obwohl sich dort die Patienten meist besser betreut fühlen). Wenn also „die Kirche“ das Geld nicht mehr bekäme, müssten staatliche Spitäler all diese Operationen machen – was den Steuerzahler viel teurer käme. Genau das Gleiche spielt sich bei all den sozialen Aktivitäten der Kirche ab. Die Caritas (bei aller sonstigen Kritik an ihr) betreibt Altersheime, Lehrwerkstätten und Dutzende andere Dinge deutlich billiger (und wiederum: liebevoller) als es Gemeinden und Länder könnten. Noch krasser ist es in den Schulen: Da kommt den Staat jeder Schüler einer Privatschule deutlich billiger als der einer öffentlichen. Dennoch haben deren Absolventen weit bessere Ergebnisse – und die Familien drängen mehr denn je in diese Schulen, weil sie den staatlichen Lehranstalten fliehen. Das alles verschweigt der Hetz-ORF. Hetzen die dort ganz bewusst oder sind sie wirklich so blöd, dass sie das alles nicht wissen?

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Wie Österreich arm gerechnet wird drucken

Immer mehr Armuts-Kennzahlen beschreiben ein und dieselbe Situation der etwa vier Prozent an „wirklich Armen“ in Österreich. Weil Journalisten wie Medien von den immer ähnlicher werdenden Kennzahlen überfordert sind, glaubt die Öffentlichkeit, jede einzelne für sich würde eine andere Armut beschreiben und ist schockiert. Die Mittelschicht fühlt sich von Armut und Abstieg bedroht. Das ist auch so gewollt.

Exemplarisch, wie mit Armuts-Kennzahlen Abstiegsangst geschürt wird, ist die der „Armutsgefährdeten“. So bezeichnet die EU seit dem Rat von Laeken (2001) alle, die weniger als 60 Prozent eines (jährlich aktualisierten) „äquivalisierten Haushaltseinkommens“ verdienen. Dieses Haushaltseinkommen besteht aus der Summe aller Erwerbseinkommen und Sozialleistungen eines Haushaltes. Wer bloß 40 Prozent weniger verdient als der Landesdurchschnitt (also 60 Prozent), wird schon als „armutsgefährdet“ angeführt. Auch wenn er in einer Eigentumswohnung lebt oder ein Ferienhaus in Ungarn besitzt.

Trend: Langfristig sinkend

EU-weit lag die Quote 2009 etwa bei 16% Prozent, am geringsten war sie mit 9 Prozent in Tschechien, am höchsten mit 22 Prozent in Rumänien.

In Österreich sank die Quote über die letzten 15 Jahre leicht aber stetig auf etwa 12 Prozent. Allerdings kommt man auf den Österreichwert von 12 Prozent nur, wenn man auch die kurzfristig Betroffenen mit einbezieht. Länger als ein Jahr sind in Österreich nur 6 Prozent der Bürger armutsgefährdet.

Auf Null wird der Wert wohl niemals sinken. Denn armutsgefährdet ist, wer 60 Prozent des Durchschnittes unterschreitet. Steigt der Durchschnitt aller hier Lebenden in einem Jahr um 2 Prozent real, die Einkommen der „Armutsgefährdeten“ aber nur um 1,5 Prozent, dann sind die Armutsgefährdeten zwar neben der Inflation um weitere 1,5 Prozent reicher geworden, ihr (relativer) Anteil an der Gesellschaft ist aber trotzdem gestiegen.

Arm mit 2.238 Euro netto monatlich?

Die meisten Österreicher setzen „armutsgefährdet“ mit arm gleich. Dabei kommt man auf die 12 Prozent nur, wenn man vierköpfige Familien dazuzählt, die knapp 2.238 Euro verdienen. Und die 2.238 Euro sind auch nur die reinen Geldleistungen, über die die Familie dann verfügt. Nicht gewertet – bzw. dazu kommen jetzt noch kostenlose Arzt- und Krankenhausbesuche, Medikamente, gratis Schule mit gratis Büchern oder eine günstige Gemeindewohnung.

Eine Familie, die heute aber in einer schön (en) (subventionierten) Gemeindewohnung lebt und über 2.200 Euro im Monat ausgeben kann, ist mit Sicherheit nicht arm. Natürlich kann es sein, dass die Familie einmal etwas sparen muss, wenn sie etwa gerade den Türkeiurlaub gebucht hat – aber das musste vor 20 Jahren ein Großteil der Bevölkerung.

„Inländer-Armut“ durch Caritas

„Rund eine Million Menschen in Österreich, das sind 12 Prozent der Bevölkerung, sind bereits arm oder gefährdet“, ließ die Caritas auf ihrer Homepage traurig wissen, als sie im Winter ihre „Inlandshilfekampagne“ startete.

Kein Wort davon, dass man auf 12 Prozent nur kommt, wer auch die kurzfristig Gefährdeten mitzählt (länger als ein Jahr sind es nur 6 Prozent). Der Trend steigt auch nicht (wie impliziert), er sinkt seit vielen Jahren. Und Inländer trifft dieses Schicksal überhaupt nur zu 10 Prozent. Für Afrikaner oder Araber liegt der Wert allerdings bei 57 Prozent, für Türken bei 46%, für Ex-Jugoslawen bei 15 Prozent.

Österreich ist ein Einwanderungsland, ohne Zuzug würde es über kurz oder lang aussterben, die Sozialsysteme würden kippen. Es hat mit dem Zuzug aber etwas Armut importiert. Das ist eigentlich auch nicht schlimm, denn in ihren Heimatländern ginge es den meisten Immigranten schlechter.

Außerdem sinkt die Armutsquote schon wenige Jahre (nach der Einbürgerung) auf 26 Prozent. (Indirekt) zu behaupten, die Armut wäre in Österreich ein Massenphänomen, und sie würde vor allem Inländer treffen, ist scheinheilig. Und die Absicht ist nur allzu durchsichtig: Man will die Angst des Bürgertums vor dem sozialen Abstieg schüren, um an mehr Spendengelder und Subventionen heranzukommen. Denn die aufgebaute Sozial-Industrie aus Tausenden Sozialarbeitern verschlingt immer größere Summen – Steuergeldes. Und die immer höheren Steuern für „Caritas und Co“ kürzen die Realeinkommen vor allem der Inländer.

Aus Öster-reich mach Öster-arm

Das Problem liegt in der Grenzziehung. Setzte man den Grenzwert etwa nicht bei 60 Prozent, sondern bei 50 Prozent an, so wären nicht mehr 12 Prozent der Bevölkerung (kurzfristig) armutsgefährdet, sondern nur mehr 6 Prozent. Ein noch geringerer Prozentsatz länger als ein Jahr (4 Prozent).

Die Menschen sind heillos überfordert: Für sie bedeutet „eine Million Armutsgefährdete“ eine „Million auf dem Niveau der Sahelzone vegetierende Österreicher“. Das lässt die Menschen vor Wut schäumen, wählen sie (und spenden sie) doch schon seit Jahrzehnten (an) jeden, der sich als „gerecht“ und „fair“ vermarktet. Und offensichtlich wird es trotzdem immer schlimmer!

Dabei sind die Österreicher keine Raunzer, wie man gern behauptet. Wer in seinen Staats- und Boulevard-Medien aber täglich hört, dass es in diesem System nur einer kleinen Minderheit an Reichen (Kapitalisten) auf Kosten einer immer stärker verarmenden Mehrheit besser ginge, der wird nun einmal immer zorniger und zorniger.

Die Situation ist heute höchst gefährlich. Das lässt Richard N. Coudenhove-Kalergis Buch „Judenhass von heute“ ahnen. Damals in den 1920ern, so der Onkel einer bekannten Journalistin, hätten die Rechten bald erkannt, dass sie den „Volkszorn in Form von allgemeinem Hass und Neid gegen die Reichen in einen besonderen Hass und Neid gegen die reichen Juden umlenken konnten“.

Und von den 1920er Jahren trennen uns nur noch (oberflächliche) Stabilität und Wohlstand.

Michael Hörl. Der Wirtschaftspädagoge und Betriebswirt ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg. Sein aktuelles Buch „Die Gemeinwohl-Falle“ beschäftigt sich neben den Thesen Christian Felbers und der „inszenierten Armutsdiskussion“ mit der Wut-Berichterstattung von Arbeiterkammer und Co.

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Der miese Antisemit Karl Renner: Eine Entlarvung drucken

Es ist wohl die wichtigste historische Demaskierung der Nachkriegszeit. Es ist auch die endgültige Demaskierung der Parteilichkeit, der mangelnden Objektivität und der Unwissenschaftlichkeit der an den Universitäten herrschenden Zeitgeschichtler und insbesondere der verlogenen Pseudomoralisten beim "Standard" und der SPÖ-Untergruppe namens die "Grünen". Die Demaskierung erfolgte durch den Historiker Franz Schausberger und findet sich Schwarz auf Weiß im neuen Jahrbuch für Politik 2012.

Dass Schausberger einst ÖVP-Politiker gewesen ist, ändert nichts am Gewicht seiner Aussagen. Denn er arbeitet fein säuberlich mit präzisen Fußnoten, Quellen und Belegen. Und seine Schlussfolgerungen muss man ja nicht teilen. Was auch ich nicht tue.

Er fordert nämlich die Umbenennung des Karl-Renner-Rings. Ich bin jedoch gegen JEDE Umbenennung, aber dafür, keinerlei Ehrungen mehr für Menschen durch Straßenbezeichnungen oder Denkmäler vorzunehmen, egal ob lebendig oder tot. Jedoch die rotgrüne Stadtverwaltung in Wien verschwendet ständig unser Geld für Umbennungen und für neue Denkmäler. Sie tut dies etwa durch die bewusste Provokation in Form eines Deserteurdenkmals, das Helden und Heilige gleichgewichtig zu Verbrechern und Feiglingen ehrt.

Seit Erscheinen des Schausberger-Textes ist über Nacht die Demontierung des zweimaligen Staats/Bundespräsidenten Karl Renner durch präzise Quellenarbeit irreversibel geworden. Schausberger fördert zahllose Dinge zutage, welche das herrschende rotgrüne Zeitgeschichtsunwesen insbesondere an der Wiener Uni bisher unter den Tisch geschwiegen hat.

Dabei ist Schausberger ein weiteres besonders schlimmes Renner-Zitat aus 1945 entgangen. Damals hat sich dieser Mann aus seinem gemütlichen Haus in Gloggnitz, wo er all die Schrecken der Nazi-Jahre wie auch den Krieg gemütlichst überstanden hat, Stalin in widerlichster Art angedienert, indem er ihm die gemeinsame Herrschaft von Kommunismus und Sozialismus über Österreich versprochen hat.

Umso präziser und umfassender ist Schausberger mit einer unglaublichen Fülle von Zitaten über den jahrzehntelang ständig herausbrechenden Antisemitismus des Karl Renner. Schausberger arbeitet dabei zu Recht auch den Unterschied zwischen Renner und Karl Lueger heraus, dessen ebenfalls zahllosen antisemitischen Zitate zu einer Zeit gefallen sind, als es weit und breit noch keinen Adolf Hitler und die Realität seines Verbrecherstaates beziehungsweise seiner Partei gegeben hat. Das wäscht zwar den insbesondere von den Grünen, also von den notorischen SPÖ-Wasserträgern ins Visier genommenen Lueger nicht rein. Das macht aber die Schuld Renners doppelt schwer. Er muss in den Zwanziger und Dreißiger Jahren längst gesehen haben, was Hitler bedeutet.

Es würde zu weit führen, alle von Schausberger gesammelten Zitate wiederzugeben. Sie wiederholen sich im Kern ständig. Aber die Fülle zeigt, dass sie einer objektiven Zeitgeschichtsforschung niemals entgangen sein können.

Ich beschränke mich hier auf wenige. Etwa jenes über den gerade vom knalllinken "Standard" attackierten Leopold Kunschak, den Renner – nach dem Anschluss! – in einem Jubelaufsatz über den Nationalsozialismus "landesverräterischer Umtriebe" bezichtigte. Solche Attacken waren nicht nur verlogen und mies, sondern hatten damals mehr als konkrete Lebensgefahr für den Betroffenen bedeutet.

Renner war also auch ein ganz übler Denunziant. Er bejubelte den Hitlerstaat aus Überzeugung und ohne Druck, wie mehrere seiner Aussagen in Hinblick auf seinen Ja-Aufruf zu Hitlers Anschluss-"Volksabstimmung" beweisen. Er hat diesen Aufruf auch in privaten Gesprächen mit Anti-NS-gesinnten Menschen für richtig erklärt, also keineswegs unter Druck gehandelt. Ja noch mehr, Renner wollte damals sogar mit Plakaten für den Anschluss werben, was dann sogar den Nazis zuviel des Guten (Schlechten) war. Auch das deckt Schausberger auf.

Die erste Republik eines freien Österreichs war für Renner hingegen nur eine "zwanzigjährige Irrfahrt des österreichischen Volkes". Besonders scharf waren seine antisemitischen Attacken auf Wirtschaft und Christlichsoziale.

Bundeskanzler Seipel bezeichnete er als "Judenliberalen in der Soutane"; die Christlichsozialen als "Vorkämpfer des jüdischen internationalen Großkapitals". Die Banken waren bei Renner in vielen öffentlichen Aussagen grundsätzlich immer "jüdisch", ebenso das "Kapital", ebenso der "Manchester-Liberalismus", ebenso die "Schleichhändler". Dass es all diese Phänomene natürlich auf jüdisch wie nichtjüdisch gegeben hat, war Renner völlig egal. Und der damaligen Sozialdemokratie, die sich heute als soviel gutmenschlich ausgibt. Was ihr auch die vielen linken Historiker und Journalisten nachplappern. Widerlich.

(In dem wie immer eine tolle Fundgrube darstellenden Jahrbuch gibt es übrigens einen besonderen Schwerpunkt über das Thema Korruption. Das Jahrbuch ist längst zur wichtigsten politikwissenschaftlichen Publiktation des Jahres geworden. Böhlau-Verlag).

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Das Schweigen der Medien und das Sterben der Lämmer drucken

Nicht, dass das Tagebuch jetzt zur Kriminalitätschronik werden wollte. Aber manches ist wirklich zu unglaublich, um es zu ignorieren: In Niedersachsen ist am vergangenen Sonntag ein 25-Jähriger von einer Bande türkischer Jugendlicher so brutal niedergeschlagen worden, dass sein ganzes Gehirn kaputt war, und dass er nun, nach einigen Tagen künstlicher Lebensverlängerung gestorben ist. Was man nur als Gnade bezeichnen kann.

Die Täter wurden gefunden und - unfassbarerweise von der deutschen Justiz vorerst wieder freigelassen. Damit droht derselbe Ablauf wie nach einem ähnlichen Nach-Disco-Mord in Berin, wo der Hauttäter nach seiner Freilassung in die Türkei flüchten konnte. Von der er - natürlich - nicht ausgeliefert wird.

Schlimm genug. Aber noch viel schlimmer ist die Reaktion der österreichischen Medien: In welcher  Zeitung, in welcher Fernsehstation hat man auch nur eine diesbezügliche Erwähnung gefunden? Ich wäre ja froh, wenn ich die alle überlesen hätte (was nicht auszuschließen ist). Aber beispielsweise in jenem Blatt, dass dank undurchsichtiger Verträge mit der Gemeinde Wien – also theoretisch mit uns, de facto mit der SPÖ – vielerorts exklusiven Zugang hat und damit zum meistgelesenen Verblödungs-Papier der Stadt geworden ist, liest man zwar durchaus Nachrichten aus Deutschland, etwa als wichtigste, dass ein Frühchen im Jet aus Berlin heimgeflogen ist. Wie rührend und politisch ungefährlich! Aber man liest nichts über den ermordeten Daniel S. und seine Todesumstände. Aber auch in sogenannten Qualitätsmedien finde ich nichts.

Die Berichterstattung über diesen grauenvollen Mord (und Hunderte anderer ähnlicher Taten, die nicht immer so grauenvoll enden) steht jedenfalls in totalem Gegensatz zu den fußballfeldgroßen Berichten, wenn bei einer Untat einmal ein ausländerfeindlicher Hintergrund vermutet wird und wenn sich ein türkischer Botschafter gleich einmal prophylaktisch aufpudelt. Der behauptete Hintergrund stellt sich dann meistens als mediale Fiktion heraus – ist aber natürlich in jedem einzelnen Fall genauso übel und verurteilenswert.

Auch das im letzten Moment verhinderte Salafisten-Attentat auf einen deutschen Oppositionspolitiker wird totgeschwiegen. Ebenso verschwiegen wird der (heute um 17 Uhr bei der Wiener Oper) stattfindende Schweigemarsch gegen Christenverfolgung.

Ist das alles also der wahre Kern der laut propagierten Integration? Ich gebe zu, dass ich deren Prinzip eigentlich vehement verteidigt habe. Deren Inhalt wird aber immer schillernder. Sie ist offenbar nur Anlass für ein paar schöne Phototermine und Inserate, dass man so tut als ob. Sie bedeutet aber bei uns nicht einmal, dass jeder Jugendliche zuerst(!) Deutsch lernen muss, bevor er den Unterricht stören, pardon: besuchen darf. Das verhindert eine linksradikale Unterrichtsministerin.

Unsere Integration ist offenbar das Gegenteil dessen, was beispielsweise die USA (ähnlich wie Kanada oder Australien) gemacht haben: Sie haben insbesondere in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg die konsequente „Amerikanisierung“ aller Zuwanderer zum obersten Staatsziel gemacht und solcherart wirklich binnen einer Generation aus Iren, Italienern, Briten, Deutschen und Dutzenden anderen Nationalitäten Amerikaner gemacht. Mit Herz und Seele, mit Sprache und Disziplin.

Hat diese Strategie bei den Zuwanderern aus islamischen Ländern keine Chance? Oder wird sie bei uns nur achtelherzig verfolgt? Jeder möge sich seine Meinung bilden.

Jedenfalls aber sind mit dem jungen Mann aus Niedersachsen auch die Wahrheit und das Vertrauen in die Medien auf der Strecke geblieben.

PS.: Apropos Medien: Man verfolge etwa auch heute, welch manipulative Überschriften manche Blätter über den ersten Tag des neuen Papstes formulieren. Man vergleiche damit das, was dieser wirklich konkret an tollen Dingen tut und sagt. Kein Mensch kann darin auch nur ein Promille an Absagen zu den konservativen Werten und Positionen der zweitausendjährigen Kirche erkennen. Wieder einmal ist das Gegenteil wahr. Wer anderes zu sehen vermeint, sollte wegen Halluzinationen einen Arzt aufsuchen.

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Kein guter Tag für Wien drucken

Die sogenannte Volksbefragung hat mit der Ablehnung der Olympiabeteiligung eine ziemliche Ohrfeige für die Stadtbürokraten und die diesbezüglich engagierten Boulevard-Zeitungen gebracht. Das ist erfreulich. Insgesamt ist das Ergebnis aber eine Katastrophe; insgesamt haben sich die Wiener Bürger massiv selbst geschädigt. Das ist in der Demokratie freilich so zur Kenntnis zu nehmen.

Es ist vor allem zur Kenntnis zu nehmen, dass 87 Prozent der Bürger (nach dem vorliegenden Zwischenstand) dafür sind, dass die Gemeinde Wien über 80 Millionen Euro durch erhöhte Wasserpreise für sich kassieren kann. Jährlich. Das Geld kann also weiterhin ausgegeben werden für Bestechungsinserate, für Subventionen an parteinahe Vereine, für Brot und Spiele auf Donauinsel oder Ratshausplatz, für Luxusgehälter der Rathausbeamten, die ja weit über denen der Bundesbeamten liegen. Die Wiener zahlen offenbar gerne. Oder sie sind zu blöd, um den Zusammenhang zu begreifen.

Was noch deprimierender ist: Außer dem Tagebuch und zwei Ökonomen bei einer Pressekonferenz hat niemand in diesen Wochen auch nur versucht, die Stimme gegen diesen Wahnsinn zu erheben. Keine der Oppositionsparteien im Rathaus und auch keine der nicht im Rathaus sitzenden Kleinparteien hat gewagt, eine Stimmempfehlung zu geben. Da ist es jetzt allzu billig, über die Olympiaschlappe zu höhnen. Statt dessen hätten sie mutig der Gehirnwäsche der kleinformatigen Rathausmedien mit der Kronenzeitung an der Spitze entgegentreten müssen. Auch bei schlechten Gewinnchancen.

Müssen wir Wiener es wirklich hinnehmen, dass die Demokratie in dieser Stadt endgültig kaputt ist, dass niemand mehr die Wahrheit zu sagen wagt? Viele kennen sie zwar, aber sie bleiben lieber schmähstad, weil sie faul und feige sind, weil man ja am Schluss eh immer gegen die Krone verlieren wird. Finde ich denn wirklich keine Partei mehr, die ohne Rücksicht darauf, ob sie damit gewinnen kann, einfach für Wahrheit eintritt?

Die zwei tapferen Ökonomen Brezinschek und Uhl, die da mit Fakten gegen den Verstaatlichungs-Unsinn antraten, mussten den paar gekommenen Journalisten im Hinterzimmer eines Kaffeehauses sogar aus eigener Tasche den Kaffee zahlen. Nicht nur die Parteien, sondern auch Kammern, Industriellenvereinigung, Wirtschaftsbund schwiegen total. Offenbar aus lauter Opportunismus.

Dabei zeigen die nüchternen Fakten der Ökonomen glasklar, wie teuer die Wiener ein Verzicht auf Privatisierung von Wasser, Müllabfuhr oder Spitälern kommt: Sind doch seit 2001 international die Preise von öffentlichen Dienstleistungen um zehn Prozent teurer geworden als die Verbraucherpreise.

Auch die Privatspitäler können nachweisen, dass sie um 15 bis 20 Prozent billiger sind als Gemeindespitäler – selbst wenn man das AKH beiseite lässt, in dem angeblich teure Forschung betrieben wird (die ja Ärzte in Privatspitälern auch ein wenig betreiben). Dementsprechend zahlen ja die Krankenversicherungen Privatspitälern für ein und dieselbe Behandlung – von der Blinddarm-Operation auf- und abwärts – deutlich weniger als öffentlichen Spitälern. Obwohl sich die meisten Patienten in Privatspitälern besser betreut fühlen. Mit anderen Worten: Ohne Privatspitäler müssten wir weit höhere Sozialversicherungsbeiträge zahlen.

Gekaufte Medien, viertelintelligente Kommunalschreiber (was man diesen aber angesichts des Niveaus ihrer ständigen Gesprächspartner nicht allzu groß zum Vorwurf machen sollte), furchtsame Oppositionsparteien, das Fehlen einer unabhängigen Bürgergesellschaft, das Fehlen unabhängiger Think tanks: Unter diesen Rahmenbedingungen kann Demokratie nicht mehr funktionieren. Und zunehmend kommt das Gefühl hoch, dass die jüngste Umfrage mit dem schallenden Ruf nach dem starken Mann vielleicht wirklich recht hat. Und wir müssen offenbar wieder einmal die Erfahrung wiederholen, dass ein solcher scheinbar starker Mann (ob Dörfler, ob Häupl, ob Pröll) schon gar nicht funktioniert.

Vom Wifo bis zum IHS gilt nicht mehr die Suche nach Fakten und Wahrheit als oberste und einzige Prämisse von Forschern, sondern das miese Prinzip: Wer zahlt schafft an – und zahlen können eben nur noch politische Machtträger (unter Verwendung unserer Steuergelder und Kammerbeiträge). Die Wirtschaft als in Deutschland oder den USA noch funktionierendes Gegengewicht zur politischen Macht hat sich mit Sozialopportunisten wie Leitl und Kapsch als Exponenten schon längst selbst kastriert. Wenn die Industriellenvereinigung zum Propagandisten der ÖBB geworden ist, braucht man eigentlich nicht mehr lange über diese Vereine nachzusinnen.

PS.: Ach ja, auch nach dem Parkpickerl wurde gefragt. Da aber das eigentlich relevante Thema nicht gefragt wurde, und da die Fragestellung so wirr ist, dass es selbst bei Rotgrün keine einheitliche Interpretation der Bedeutung dieser Frage gegeben hat, ist natürlich auch jede Interpretation des Ergebnisses sinnlos. Wer Nonsens zu interpretieren versucht, kann letztlich nur weiter Nonsens produzieren.

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Der Anschluss, die Philharmoniker und die grüne Taktik drucken

Weil im März 1938 einzig und allein die katholischen Konservativen Österreichs die letzte Bastion gegen Hitler gebildet haben, wird beim 75-jährigen Gedenken von rechts außen und links außen wieder einmal heftig an der Geschichte herummanipuliert. Und Scheinthemen werden ganz zufällig gerade rechtzeitig in den Vordergrund gerückt, um von der eigenen damaligen Rolle abzulenken.

Ja, auch die Linke tut das. Denn bei der Mehrheit der damaligen Sozialdemokraten war der Hass auf den Ständestaat und auf den Klassenfeind leider deutlich größer als die Aversion gegen die Nazis, gegen die nationalen Sozialisten, mit denen man sich seit 1934 bisweilen sogar verbündet gefühlt hat. Aber darüber redet man heute naturgemäß nicht gerne.

Freilich sollte man keinesfalls verallgemeinern. Klügere Sozialdemokraten wollten durchaus gemeinsam mit den verhassten Schwarzen gegen die viel größere Gefahr aus dem „Reich“ kämpfen. Heroisches Musterbeispiel war Franz Olah, der einzige Österreicher, der sowohl vom Ständestaat, von den Nazis und dann den Sozialisten in ein Gefängnis geworfen worden war. Der nach den Nazis aber in seiner Weisheit und Anständigkeit vor allem die Kommunisten als größte Bedrohung erkannt hat und der bereit war, sowohl Schwarze wie ehemalige Braune als Menschen zu akzeptieren.

Links außen wie rechts außen behaupten hingegen in erstaunlicher Einigkeit, dass alle oder jedenfalls eine große Mehrheit der Österreicher Hitler zugejubelt hatten. Wofür es freilich keinerlei Beweise gibt. Ein Gegenbeweis ist etwa die Tatsache, dass der Hauptgrund für den deutschen Einmarsch ja genau die von Schuschnigg geplante Volksabstimmung über die Selbstständigkeit Österreichs gewesen ist. Um ihre schmähliche Rolle damals und seither zu übertünchen, plappern Rechts- und Linksradikale davon, dass die Opferthese widerlegt worden sei. Was wirklich nur ein unhistorisches Geplapper auf beiden Seiten ist, auch wenn viele – viel zu viele – Österreicher schon vorher und erst recht nachher in Hitlers Lager gestanden sind.

Aber Opfer gab es sehr wohl, und zwar jede Menge. Das waren die zahllosen jüdischen und nicht jüdischen Gegner der Nazis, die umgebracht wurden, die ins KZ geschleppt wurden, die fliehen mussten, die wie meine Eltern ihren Job verloren. Oder die sich verzweifelt daheim einschlossen, weil sie spürten, was auf Österreich zukam. Und Opfer waren Regierung und Republik, deren verzweifelte Hilferufe bis zur letzten Stunde von aller Welt ignoriert wurden. Bis auf Mexiko. Was nicht viel half.

Für das Ausland wie die rechten Helfershelfer Hitlers und die aus Hass gegen Schuschnigg tatenlos dabei gestandenen Linken ist es natürlich wunderbar, wenn sie und ihre geistigen Nachfahren nun so tun können, also ob alle Österreicher Täter gewesen wären. Dadurch lösen sich ihre eigenen damaligen Fehler und ihre Mittäterrolle ins Nichts auf.

Bei all den Gedenkreden und -artikeln dieser Tage lässt sich noch an einem anderen Detail die Manipulationsabsicht  nachweisen: Es ist zwar voll legitim, kritisch auf den „Heil Hitler“-Pro-Anschluss-Aufruf des Wiener Erzbischofs Innitzer einzugehen. Das wird aber zur skandalösen Manipulation, wenn dabei dreierlei unterdrückt wird: Erstens, dass sich auch ein Karl Renner ganz freiwillig öffentlich (und zum Unterschied von Innitzer ohne das Motiv, die eigenen Gläubigen schützen zu wollen) zum Anschluss bekannt hatte. Zweitens, dass derselbe Innitzer dann noch im gleichen Jahr im Zentrum der größten und einzigen Anti-Hitler-Demonstration Österreichs gestanden war. Und dass drittens am lautesten von allen die evangelische Kirche Österreichs in Hitler den Befreier vom katholischen Joch emphatisch bejubelt hat (ja genau die, die heute so besonders auf links tut).

Ersatzobjekt Philharmoniker

Aber da der März 1938 eben für viele Linke eigentlich ein unerquickliches Datum ist, wurde nun raffiniert ein anderes Thema hochgespielt. Und zwar haben das vor allem die Grünen getan, die ja im Grunde immer die besseren Sozialisten sein wollen. Sie haben neuerdings die Wiener Philharmoniker voll ins Visier genommen. Und der ORF spielt, wie bei jeder grünen Kampagne, begeistert mit.

Selbstverständlich waren 1938 auch die Philharmoniker total von den Nazis übernommen worden. So wie es eben bei jeder größeren wie kleineren Institution des Landes passiert ist. Es ist geradezu widerlich und lächerlich, jedes Mal groß auf erstaunt zu machen: Was, auch die Philharmonikers sind total eingebräunt worden? Auch dort sind sofort die Juden und Andersdenkende hinausgeworfen worden? Auch dort wurde groß auf Hitler-Jubel gemacht? Nein, das überrascht uns aber wirklich. Das muss jetzt groß aufgearbeitet werden.

Und vor allem: Dazu müssen die heutigen Philharmoniker – die natürlich weder mit den Tätern noch den Opfern jenes Jahres irgendwie ident sind – aber nun wirklich kräftig in die Kasse greifen. Dazu müssen ein paar – natürlich stramm linke – Historiker den nächsten dicken Forschungsauftrag bekommen.

Dieses Businessmodell lässt sich wohl ewig fortsetzen. Man denke nur alleine an die Eisenbahn. Jede Strecke, jeder Bahnhof muss noch ordentlich zahlen, damit von den sonst vielleicht arbeitslosen Historikern noch die ja bisher völlig unbekannte Tatsache aufgearbeitet werden kann, dass über diese Strecke, durch diesen Bahnhof die Züge ins KZ und an die Front gerollt sind. Und wie ist es mit den Postämtern? Mit jedem einzelnen Fußballverein? Jedem einzelnen Dorf? Haben die schon alle an die grünen Historiker gezahlt? Und irgendwann werden auch die paar hitlerschen Autobahn-Meter entdeckt und von empörten Historikern aufgegraben werden. Vermutlich auf Kosten der Asfinag.

Und was ist mit dem Neujahrskonzert?

Aber zurück zu den Philharmonikern: Da wird jetzt zwar auf grüne Anordnung jede einzelne Biographie, jedes einzelne Notenblatt, jeder einzelne Gastdirigent, jedes Instrument erforscht werden. Aber das einzige wirklich große und bekannte Überbleibsel aus der Nazi-Zeit bleibt überall unerwähnt: Das ist das Neujahrskonzert, das in jener Zeit mit durchaus politischer Intention erfunden worden ist. Das aber wird verschwiegen.

Dieses Neujahrskonzert ist noch von jedem Bundespräsidenten seither stolz als staatsmännischer Schauplatz verwendet worden. Es ist nicht nur für das Orchester, sondern auch für den ORF die große Cash-Cow. Dazu herrscht aber das peinliche Schweigen. Verlogener geht’s nimmer.

Bleiben nur noch zwei Fragen. Erstens: Kann man noch einmal einen Dirigenten, einen Musiker, eine Aufnahme auch aus jener Zeit für gut finden, ohne gleich als Wiederbetätiger entlarvt zu werden? Kann einem ohne schlechtes Gewissen noch Musik gefallen, die auch die Nazis gespielt haben?

Und zweitens: Sind wir wirklich schon so verblödet, wie es scheint? Da wird jedes winzige Detail aus jener Zeit mit großer Inbrunst zum Inbegriff des größten Verbrechens aller Zeiten erklärt. Da scheren wir uns aber überhaupt nicht darum, wo es heute, nicht vor 75 Jahren, neue Ansätze zum Totalitarismus gibt, zur Intoleranz gegen Andersdenkende, zur Einschränkung der Meinungsfreiheit, zur Treibjagd gegen Missliebige, zur Verlogenheit, zur Kriegshetzerei. Begreifen wir nicht, dass das große Verbrechen beim nächsten Mal wahrscheinlich nicht genau die gleichen Uniformen wie damals anhaben wird, aber genauso gefährlich werden könnte?

 

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Die Ungleichheitslüge drucken

Der Rücktritt des Papstes hat in manchen Zeitungen weniger Echo gefunden als der sogenannte Weltfrauentag, obwohl dieser einst nur in kommunistischen Ländern begangene Tag jedes Jahr stattfindet. So sehr wir auch rund um den Kalender von tausenden Tagen (des Brotes, des Wassers, der Weltraumfahrt usw.) zugemüllt werden, so ist doch dieser Weltfrauentag zum absoluten Spitzenreiter in Sachen Aggression und Unwahrheiten geworden. Um nicht zu sagen: bewusster Lüge. Aber Hunderte weibliche Jungjournalistinnen, meist mit keiner anderen Bildung als den Pseudostudien der Politologie und Publizistik versehen, dürfen sich bei diesem Thema ungehindert austoben. Offensichtlich ohne jede Qualitätskontrolle. 

Da wurde man etwa wieder mit den ständig lauter werdenden Klagen der Frauenhäuser über männliche Gewalt konfrontiert. Es gibt aber keinerlei objektive Überprüfung der angeblich so großen Zahl der Anrufe, deretwegen diese Frauenhäuser nach immer mehr Steuergeld rufen.

Da wird auch nie dazu gesagt, wie viele der Gewaltfälle sich eigentlich im Migrantenmilieu abspielen. Es werden immer nur jene Zahlen veröffentlicht, die ins politisch gewünschte Bild passen. Selbst in den Berichten über ein neues Haus zum Schutz von zwangsverheirateten Frauen findet sich kein Wort über Islam oder Migranten. Obwohl sich dieses – grauenvolle und Handlungsbedarf hervorrufende – Phänomen wahrscheinlich zur Gänze nur in diesem Milieu abspielt.

Da wird auch nirgendwo objektiv untersucht, wie viele der sogenannten polizeilichen Wegweisungen auf falschen Behauptungen beruhen, um im Scheidungskrieg bessere Karten zu haben. Während erfreulich viele weibliche Scheidungsrichter (männliche sind da furchtsamer) dieses Spiel durchschauen, legt die Staatsanwaltschaft alle diesbezüglichen Strafanzeigen gegen die Behauptenden und ihre (meist juristischen) Anstifter routinemäßig ab, ohne irgendeine Recherche vorgenommen zu haben. Obwohl die Polizei allein auf Grund der Behauptung einer Gewaltanwendung Wegweisungen aussprechen muss und die Wahrheit der Behauptung gar nicht nachgeprüft hat. Obwohl Verleumdungen strafrechtliche Offizialdelikte sind. Freilich zeigt die StA nicht nur in diesem Zusammenhang einen Hang zur rechtsstaatsgefährdenden Untätigkeit.

Da präsentieren Gewerkschafterinnen sogar ein eigenes Buch (jede Wette: aus Steuermitteln gefördert), in dem die alte Lüge vom ungleichen Lohn für gleiche Arbeit wiederholt wird. Und selbstverständlich wird auch in diesem Buch nicht zugegeben, dass niemand "gleiche Arbeit" zu messen imstande ist. Ebenso wird verschwiegen, dass die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden auch bei sogenannter Vollerwerbstätigkeit zwischen den Geschlechtern signfikant unterschiedlich ist. Und noch eiserner wird verschwiegen, dass die Hauptschuld an der sich statistisch zeigenden ungleichen Bezahlung in Wahrheit beim Kollektivvertragspartner Gewerkschaft liegt. Denn die Kollektivverträge sind die letzte Wurzel aller Ungleichheiten, die noch bleiben, auch wenn die genannten Verzerrungen herausgerechnet würden: Erstens hat die Gewerkschaft bei Stahlarbeitern, in der Energiebranche oder in Druckereien, wo man überall fast nur Männer findet, weit höhere Löhne durchgesetzt als bei Friseuren, Kosmetikern und Fußpflegern, wo man fast nur Frauen findet (die zu ihrem eigenen Schaden meist jene Berufe wählen, wo eine Streikdrohung höchstens Gelächter, aber keine Lohnerhöhungen auslöst; das sind aber Berufe, die Frauen viel mehr Freude machen als Männern, weil sie dort mit Menschen und nicht mit Maschinen zu tun haben). Zweitens wirken sich die in vielen Berufen vorgeschriebenen Gehaltssprünge wie Biennien oder Quniquennien massiv frauenfeindlich aus. Das sind also alle Lohnerhöhungen, die nur auf Grund der bloßen Dienstzeit erfolgen und nicht etwa wegen zusätzlicher Qualifikationen oder höherer Verantwortung. Damit ist automatisch jede Frau benachteiligt, die im Interesse der Zukunft ihrer Kinder in die Babypause geht. Darauf weist zwar Österreichs führender Familienforscher, Wolfgang Mazal, immer wieder hin. Aber die Gewerkschaft denkt nicht daran, diese einzige echte Gerechtigkeitslücke zu schließen. Und die journalistischen Agiteurinnen denken nicht daran, sich mit all diesen Argumenten auch nur auseinanderzusetzen. Und schreiben lieber weiterhin fünfmal im Jahr dieselbe Lüge. 

Da wird von den Feministinnen immer offener eine besonders infame Zielsetzung zugegeben: Sie wollen ganz bewusst Frauen zum lebenslänglichen Vollerwerb zwingen, so wie im einstigen Ostblock. Und wenn es (überhaupt noch) Babys gibt, soll deren Geburt die Erwerbszeit nur auf einige Monate unterbrechen. Das trifft sich zwar mit den Intentionen der nach den gut ausgebildeten Frauen gierenden Industriellenvereinigung. Das ist aber auch bei dieser eine Frontalattacke auf die individuelle Freiheit. Das sorgt für signifikant vernachlässigte Kinder. Das ist frauen- wie kinderfeindlich.

Da wird in der Berichterstattung prinzipiell alles ignoriert, was das große Desinteresse der meisten Frauen an Politik, Technik und Wirtschaft zeigt: Wie beispielsweise die Tatsache, dass nur fünf Prozent der österreichischen Bürgermeisterposten von Frauen besetzt werden, obwohl in fast allen Gemeinden verzweifelt nach Kandidaten für diese Aufgabe gesucht wird. Wie etwa die Tatsache, dass nur fünf Prozent der österreichischen Patente am Europäischen Patentamt von Frauen stammen.

Da traf ich diese Woche noch auf einer ganz anderen Ebene auf menschenverachtendes Verhalten der Feministinnen. Sie haben sich bei einer Diskussion, die ich zu moderieren hatte, so störend und aggressiv benommen, wie ich es bei ein paar hundert von mir moderierten Diskussionen bisher noch nie erlebt hatte. Egal um welches oft sehr umstrittene Thema es gegangen ist. Offenbar weil diesmal eine Männergruppe (Väter) Veranstalter war, störten sie durch ständige Zwischenrufe, Gelächter und ähnliche Aktionen. Dabei hatten die Störerinnen in der Diskussion völlig gleichberechtigte Möglichkeit, ihre Argumente vorzutragen, und waren auch am Podium vertreten. Das wird Andersdenkenden bei linken Podien ja fast nie gewährt. Die Taktik ist die gleiche, wie sie einst die verschiedensten totalitären Gruppen verwendet haben, zuletzt etwa die 68er Studenten. So wie diese einst ständig "Diktatur des Proletariats!" gelabert haben, so heißt es nun halt "Nieder mit dem Patriarchat!".

Da bleibt vielen Feministinnen, wenn sie in Diskussionen nirgendwo in Österreich eine echte Diskriminierung nachweisen konnten, nur noch die Argumentation: "Wenn jetzt die Männer benachteiligt werden, ist das nur gerecht angesichts von 2000 Jahren Männerherrschaft." Diese Behauptung ist erstens falsch (wie es etwa auch die Machtforscherin, Coachin und Buchautorin Bauer-Jelinek brillant nachweist). Diese Argumentation ist zweitens auch unglaublich infam: Sie will neue Ungerechtigkeiten durch Verweis auf behauptete einstige Ungerechtigkeiten begründen.

Da hat zu diesem Frauentag ein bisher als recht vernünftig bekannter ÖVP-Abgeordneter die Chance wahrgenommen, sich durch Quotenforderungen in die Zeitungen zu bringen. Das kostet seiner Partei wieder einige M^^andate. Die Quotenforderung ist extrem dumm (wie das Tagebuch ja schon mehrfach begründet hat). Sie widerspricht auch einer klaren Festlegung der Justizministerin Karl, die man hierfür nach herbem Tadel in anderen Fragen auch einmal ordentlich loben muss, und seinem eigenen Partei- und Klubchef. Aber es ist ein alter Trick: Ein normaler Abgeordneter kommt nur dann in die Zeitung, wenn er etwas gegen seine eigene Partei(linie) sagt. 

Da bringt sich auch die Salzburger ÖVP um die letzte Chance, wieder den Landeshauptmann zu erobern, indem sie eine Kandidatenliste mit politisch korrektem Reißverschlusssystem eines formalistischen Mann-Frau-Wechsels vorlegt, wie man es bisher nur von den Grünen gekannt hat. Das ist wieder ein neues Signal, dass nicht Qualifikation, sondern primär das Geschlecht, sekundär die bündische Zugehörigkeit und tertiär die regionale Herkunft zählen. Die Parteien erkennen nicht, wie sehr gerade solche Abstrusitäten das eigene Image beschädigen. Dabei geben selbst die linksliberalen und stark feministisch geprägten Neos zu, dass sie gewaltige Probleme haben, neben den vielen Männern auch irgendwelche Frauen zu finden, die Politiker werden wollen. Als positives Gegenbeispiel kann man auf die - weiblich geführte! - CDU verweisen, die jetzt auch in der Person der Ministerin Ursula von der Leyen deutlicher denn je sagt: dass sie die wirtschaftsschädliche Forderung einer EU-Kommissarin nach Zwangsquoten nicht unterstützen wird. In Wahlkampfzeiten entdeckt man halt plötzlich, dass die Menschen ganz anders denken als ein paar Feministinnen. Weil sie jetzt dieses Erkenntnis endlich wieder stärker realisiert, schneidet die CDU derzeit auch bei Umfragen fast von Woche zu Woche besser ab. Und dieSalzburger ÖVP schlechter.

Zum Schluss noch absolut Erfreuliches. Das war der Kommentar einer Journalistin in den Salzburger Nachrichten, die vehement dafür plädierte, sich mit den wirklichen Frauenproblemen zu befassen, die sich nicht in Österreich, sondern in der islamischen Welt oder in den skandalösen Zuständen in indischen Vorortebussen zeigen. Die Vorgänge im Islam werden ja von der sonstigen Journalistinnenschar weitgehend ignoriert: wie beispielsweise das soeben erfolgte Verbot einer Teilnahme von Frauen am Gaza-Marathon der UNO durch die Hamas-Palästinenser.

Mindestens ebenso exzellent war wieder einmal ein Kommentar der deutschen Bloggerin Birgit Kelle: Sie verteidigt nicht nur den deutschen Bundespräsidenten Gauck, der öffentlich und wörtlich den "Tugendfuror" kritisiert hat, welcher ob der Dirndl-Bemerkung des FDP-Politikers Brüderle durch Deutschland gebraust hat. Sie schreibt auch wörtlich: "Wie wäre es mal zur Abwechslung mit einem Weltfrauentag, an dem wir unser Frausein genießen? Ich finde es großartig, eine Frau zu sein."

Das findet wohl auch die Mehrheit der Frauen. Nur jene paar hundert Beamtinnen, Gleichheitsbeauftragtinnen und Politologinnen, die von der Ungleichheitslüge leben, können das natürlich überhaupt nicht so sehen. Sonst wären sie ja ihre aus Steuermitteln hochbezahlten Jobs los.

PS.: Wer sich noch weiter zu diesem Thema informieren will, sollte unbedingt die Bücher der prominenten englischen Sozialwissenschaftlerin und Geschlechterforscherin Catherine Hakim lesen. Sie zerlegt das vor allem von der EU und einigen unwissenschaftlich arbeitenden Politologinnen ausgehende Feminismus-Diktat bis ins letzte Argument. Leider sind ihre Bücher nur auf Englisch zu lesen. Unsere Verlage sind politisch korrekt und nicht an Wahrheit interessiert.

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Der Kardinal und die Nähe des Staates drucken

Gelten eigentlich Warnungen und Aufforderungen des Wiener Erzbischofs auch für diesen selber?

Die in Rom versammelten Kardinäle versprechen einander feierlich Schweigen. Und sie geben zugleich munter Interviews. Aber sei’s drum. Die Kirche ist halt auch nicht mehr das, was sie einmal war. Und ab Dienstag tritt dann ja doch endlich die zwangsweise Ruhe des Konklave ein.

Auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn hat Interviews gegeben – und dabei durchaus Kluges wie Richtiges gesagt. Wie etwa den Gedanken: Das Christentum habe immer dann geblüht, wenn es sich nicht auf die politische Macht verlassen habe; weshalb Schönborn die Kirchen in den europäischen Ländern vor zu großer Staatsnähe warnte.

 Nun wäre es eine allzu billige Generalisierung, jetzt kritisch nachzusinnen, ob sich nicht gerade der christlich-europäische Hochadel immer besonders staatsnahe positioniert hat. Aber etwas anderes muss man Schönborn schon sehr ernsthaft in Hinblick auf die Gegenwart fragen: Wie hält er es denn selber heutzutage mit der Staatsnähe?

Denn der Wiener Erzbischof ist seit Jahr und Tag bei jedem gemeinsamen Auftritt auf innigstem Kuschelkurs mit dem nicht gerade kirchennahen Wiener Bürgermeister zu sehen. Und nie hat man ein kritisches Wort Schönborns zu den radikalfeministischen, ständig Abtreibung und Schwulismus propagierenden Positionen von Michael Häupl und seinem Team gehört (allerjüngstes skurriles Beispiel für die letztgenannte Orientierung der Rathaus-SPÖ: Die Rathaus-Touristiker wollen Wien jetzt auch zum Haupt-Tourismuszentrum für Schwulen und Lesben machen). Mit mutigen Aussagen zu all diesen Themen mögen sich andere Kirchenfürsten bei Staat, Politikern und Medien unbeliebt machen, ein Schönborn tut das nicht. Der liebt als alter Diplomat die Staatsmacht und einen stets netten Umgang mit der Politik..

Noch problematischer verhält sich die Wiener Caritas: Sie propagiert ständig einen immer noch umfassenderen Wohlfahrts-STAAT. Individuelle Verantwortung, individuelle Nächstenliebe kommt hingegen in der neomarxistischen Denkwelt von Schönborns engsten Ratgebern nicht mehr vor. Die Caritas-Männer wollen ununterbrochen nur noch mehr Geld vom Staat. Und nie hat man gehört, dass Schönborn ihnen vielleicht einmal klargemacht hätte, was das lateinische Wort Caritas eigentlich auf deutsch heißt.

Oder sind die neuen verbalen Positionierungen Schönborns ohnedies nur Teil eines Wahlkampfs um die höchste Funktion der Kirche? In diesem Wahlkampf kommt halt bei den anderen Kardinälen die real existierende Staatsnähe des Wiener Kardinals nicht so gut an und daher muss man sie abbauen.

 

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Fußnote 416: Die Grünen greifen uns schon wieder in die Tasche drucken

Jetzt wollen die Grünen eine Internetabgabe von vier Euro einführen. Pro Monat.

Die Grünen sind absolut eindrucksvoll, wie sie immer wieder sogar die – diesbezüglich durchaus kreative – Gewerkschaft mit neuen Steuerideen zu überflügeln verstehen. Ihre neueste Idee heißt „Breitbandabgabe“. Diese soll praktisch jeden treffen, der einen funktionierenden Internet-Anschluss hat, unabhängig davon, ob er jemals auch nur einen einzigen Film oder ein Musikstück legal oder illegal heruntergeladen hat. Präsentiert wurde die Idee vom sogenannten Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl. Und zugute kommen soll das Geld der in hohem Ausmaß grün-affinen oder sonstwie linken Kreativszene. Dabei wird diese ohnedies schon massiv mit Steuermitteln gefördert – und damit natürlich ganz zufällig in der richtigen Ideologie bestärkt. Man erinnere sich nur an den Bericht im Tagebuch über die Hunderttausenden Steuer-Euro für den linken Propagandisten Robert Menasse (der seit Erscheinen des Berichts schon wieder weiteres öffentliches Geld ganz jenseits des bösen Marktes kassiert hat – und auch jenseits der Wochenendbeilagen, wo er von ähnlich denkenden Redakteuren auch noch Geld für seine Pamphlete kassiert).

 

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Fußnote 415: Referendum lehnt Olympia ab drucken

Mit fast 53 Prozent haben die Bürger die beabsichtigte Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele abgelehnt, obwohl sich die gesamte politische Elite des Landes für die Spiele eingesetzt hatte.

Leidet der Tagebuch-Autor schon an Halluzinationen? Die Ergebnisse der Wiener Volksbefragung können doch noch gar nicht vorliegen; die gibt es erst am kommenden Dienstag. Richtig. Aber diese Meldung stammt auch gar nicht aus Wien, sondern aus dem Schweizer Graubünden. Dort haben am vergangenen Wochenende 52,7 Prozent der Stimmbürger gegen die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 gestimmt. Es ist absolut unglaublich, dass mit einer sehr verspäteten Ausnahme, dem „Standard“, keine österreichische Zeitung darüber berichtet hat. Offenbar nehmen sie alle Rücksicht auf die Wiener Volksbefragung von Rotgrün. Offenbar haben die Stadtherrscher Angst, eine Information über die Ablehnung der Spiele durch die klugen Schweizer würde die vom Boulevard geschürte Stimmung ruinieren. Daher soll nicht einmal berichtet werden. Und die Medien wollen offenbar an der Hand nicht einmal knabbern, die einen füttert.

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Heinz Fischer und die Demokratie drucken

Heinz Fischer ist ein Schönwetterkapitän. Wenn die See ruhig und kein Windhauch zu spüren ist, dann läuft er zur Höchstform auf. Bei Festspieleröffnungen, Empfängen, Ansprachen im Staatsfunk und anderen wichtigen Anlässen hat der Bundespräsident seine großen Momente. Da gibt Fischer den weisen Staatslenker, den Mahner und unermüdlichen Kämpfer für mehr Demokratie und Gerechtigkeit. Das klingt dann so: „(…) ist die Demokratie unter Garantie jene Regierungsform, die uns die größte Chance auf eine freie Entwicklung des Einzelnen und der ganzen Gesellschaft gibt. (…) Allerdings muss jede Generation ihren Kampf um Demokratie aufs Neue führen.“

Dem kann man nur vollinhaltlich zustimmen. Allerdings müssten den schönen Worten auch Taten folgen. Sonst verkommen solche Appelle zu Sonntagsreden ohne jede Substanz und Glaubwürdigkeit. Sie sind dann nur noch eine beliebige Aneinanderreihung von bedeutungslosen Phrasen und Worthülsen. Es ist ein Leichtes, den entschlossenen Kämpfer für Demokratie zu mimen, wenn ohnehin kein Mut erforderlich ist und jeder Beifall klatscht.

Und da hat es das Schicksal gut mit Heinz Fischer gemeint, ist seine Politkarriere doch bisher in  überwiegend ruhigen Bahnen und recht harmlosen Zeiten verlaufen. Und wenn es doch ab und an mal etwas brenzliger wurde, dann… Okay, auch wenn die Versuchung groß ist, sollte man ein gewisses Kreisky-Bonmot nicht überstrapazieren.

Denn man muss gar nicht so weit in die Vergangenheit zurückgehen um festzustellen, dass bei Heinz Fischer das meiste nur Fassade ist. Sobald leichter Gegenwind aufkommt und die See auch nur etwas rauer wird, ist er mit Sicherheit der falsche Mann auf der Brücke, zumindest für seine Passagiere. Dann nämlich kommen zwei für einen Bundespräsidenten denkbar schlechte Eigenschaften zum Vorschein: Parteilichkeit und Rückgratlosigkeit.

Heinz Fischer war immer ein braver roter Parteisoldat. Und zwar einer des linken SPÖ-Flügels. Das hat sich bis heute nicht geändert. Auch eine große Kämpfernatur war er nie. Beides hat ihm nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Trotz oder gerade wegen seiner Charakterzüge haben es SPÖ, die linke Kulturszene und die politisch korrekten Medien hervorragend verstanden, dem Wahlvolk Heinz Fischer als aufrechten und mutigen Staatsmann und Demokraten zu verkaufen.

Zwei Fehltritte als Beispiel

Eine Täuschung, wie zwei Beispiele zeigen, ein etwas älteres und ein aktuelles. Situationen, bei denen ein Staatsoberhaupt eine klare unmissverständliche Position hätte beziehen müssen. Wo es tatsächlich um demokratische Grund- und Richtungsfragen gegangen ist.

Karikaturenstreit

Man erinnere sich an den so genannten Karikaturenstreit. Im Jahr 2006 war die islamische Welt in Aufruhr, dutzende Menschen wurden getötet. Auslöser war eine Serie von Mohammed-Karikaturen, die in einer dänischen Tageszeitung erschienen waren.

Auch Heinz Fischer bezog in damals öffentlich Stellung. Er sprach in einer Festrede in Deutschland von einer „unsensiblen journalistischen Vorgangsweise“ und von einem „verantwortungsvollen Umgang mit Grundrechten, für Respekt gegenüber religiösen Gefühlen, für Toleranz und Dialog (…)“

Der Bundespräsident hat mit dieser Aussage das Fundament unseres westlich-demokratischen Systems, zu denen nun mal Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst gehören, ganz beiläufig mit ein-zwei Sätzen ein Stück weit ausgehöhlt. Nach dem Motto: Meinungsfreiheit schön und gut, aber… Auch der inflationäre Gebrauch von Worten wie Dialog und Toleranz macht die Sache um nichts besser.

In einem Rechtsstaat brauchen Journalisten und Künstler nicht sensibel zu sein, es genügt, wenn sie sich an die bestehenden Gesetze halten. Dafür muss jeder aufrechte Demokrat uneingeschränkt einstehen, ohne Wenn und Aber und ohne jedes Geschwurbel, das manche für umsichtig und diplomatisch halten mögen, das in Wahrheit aber nur feige und/oder verlogen ist. Wenn Wind aufkommt, trennt sich eben die Spreu vom Weizen.

Meinungsfreiheit, Rechtsstaat und Demokratie gibt es nicht gratis. Unsere westlichen Werte muss man immer wieder aufs Neue verteidigen und das nicht nur in Sonntagsreden.

Votivkirchenbesetzung

Auch im Konflikt um die Votivkirchenbesetzung hat sich Heinz Fischer nicht gerade mit Ruhm bekleckert. In einem kurzen Brief an die „Flüchtlinge in der Wiener Votivkirche“ betont Fischer gleich mehrmals, dass er sich als Bundespräsident nicht über bestehende Gesetze hinwegsetzen könne:

„(…) Wir können uns auch in einer tragischen und heiklen Situation nicht über die Gesetzeslage, über Gerichtsentscheidungen oder über die Abgrenzung verschiedener Verantwortungsbereiche in Österreich hinwegsetzen. (…) Es muss aber in diesem Zusammenhang noch einmal betont werden, dass die verfassungsmäßigen Rechte des österreichischen Bundespräsidenten keine Grundlage dafür schaffen, dass ich mich in einzelne Verfahren einschalte (…) Ich hoffe, Sie spüren und glauben mir, dass ich Ihnen wirklich helfen möchte, aber ich kann meinen verfassungsmäßigen Spielraum nicht überschreiten.“

Ja, wenn er nur könnte. Denn wollen würde er offenbar schon, wären da nicht die (lästige?) Verfassung und die Gesetze. Heinz Fischer bedauert es regelrecht, dass er seinen „verfassungsmäßigen Spielraum nicht überschreiten darf.“ Was will er uns damit sagen? Ob es ihm wohl lieber wäre, diesen Spielraum ab und an und nach eigenem Gutdünken zu dehnen und zu erweitern, selbstverständlich nur für die gute Sache – oder besser – was Heinz Fischer für eine solche hält.

Auch hier wären klare Worte und eine eindeutige Position gefragt und nicht dieses unwürdige sich permanent und unterschwellig für unseren Rechtsstaat entschuldigende Gejammer. Ja, Heinz Fischer darf seinen verfassungsmäßigen Spielraum nicht überschreiten. Und das ist, wie sein Brief  zeigt, auch gut so.

Es gehört eben zum Wesen einer Demokratie, dass nicht einzelne Personen, selbst wenn sie an der Spitze des Staates stehen, über Gesetze und deren Einhaltung eigenhändig entscheiden dürfen. Um es nochmals mit den Worten Heinz Fischers zu sagen „muss jede Generation ihren Kampf um Demokratie aufs Neue führen“. Auch dann, wenn es dem Staatsoberhaupt nicht passen sollte.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen. 

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Hängt die Banker an den nächsten Baum drucken

Es macht Freude, wenn man einmal einem „Presse“-Kommentar aus vollem Herzen und bis zur letzten Zeile zustimmen kann.

Der Autor Norbert Rief vergleicht mit gutem Recht die gegenwärtige politische und mediale Hatz auf Manager-Boni mit den – zum Teil deutlich größeren – Summen, die Spitzenfußballer erhalten. Und wo sich niemand aufregt. Und wo kein EU-Parlament die Regulierungswut bekommt. Im Gegenteil: Die ja nie durch ihre kritische Haltung zum Spitzensport auffallenden Sportjournalisten jubeln sogar fast alle über die hohen Gagen, während die meist von Neidkomplexen zerfressenen Politik-Journalisten vor Zorn über die Manager zerspringen.

Manche Künstler und „Künstler“ verdienen oft noch viel mehr als Industrie- und Bank-Vorstände, sind aber meist besser imstande, ihre Einkommen vor den Medien – und oft auch der Steuer – zu verstecken. Auch wenn ein wenig Neid in jedem von uns steckt, so wäre es eine Katastrophe, wenn Politiker begännen, Gehälter anderer zu limitieren. Oder wenn sie gar die im Interesse der Sparer wie Steuerzahler notwendige und sinnvolle Erhöhung der Bank-Eigenkapitalvorschriften nur dann zu beschließen bereit sind, wenn auch die Boni limitiert werden. Denn dann werden die besten Sportler, Künstler, Manager halt nur noch in Amerika oder Asien zu finden sein. Denn dann wird in allen Bereichen nach Wegen gesucht werden, wie man ihnen unter dem Tisch Gelder zuschieben kann. Womit dann auch die Steuereinnahmen zurückgehen.

Dennoch sind in drei Punkten klare Schranken notwendig – die nur keinesfalls von den Oberpopulisten im EU-Parlament gezogen werden sollten.

Erstens: Sobald irgendwo öffentliches Geld involviert ist, und sobald Dritte zu Schaden kommen, muss es scharfe Limits und Konsequenzen geben; einschließlich der Möglichkeit, auf Boni für vergangene Jahre zuzugreifen (das darf aber nicht nur Banken und Industrie treffen, sondern auch Fußballvereine und Kulturinstitutionen, wenn in ihnen öffentliches Geld steckt!).

Zweitens sollte auch das rasch umgesetzt werden, was jetzt die – wie fast immer viel klügeren – Schweizer wollen: Gehälter für die Big Boys im Vorstand dürfen nicht mehr von den meist befreundeten und aus dem gleichen Freundeskreis kommenden Big Boys des Aufsichtsrats im Hinterzimmer fixiert werden, sondern sie müssen direkt von den Aktionären  geregelt werden. Die sind ja letztlich die Opfer falscher Gehaltsentscheidungen: wenn überflüssig viel gezahlt wird – oder wenn man umgekehrt aus Knausrigkeit nur schlechte Manager findet.

Und drittens sollten Boni nur für langfristig nachhaltig messbare Leistungen gezahlt werden. Also niemals für so schwachsinnige Stichtagsregelungen, wie sie bei der Telekom Austria zu einem Mega-Betrug geführt haben.

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Fußnote 407: Der ORF und die Lücken in Politiker-Lebensläufen drucken

Täglich stößt man auf noch mehr Beweise: Der ORF ist zu einer Außenstelle der rot-grünen Gehirnwäschemaschine degeneriert.

Ein groß aufgemachter Artikel auf der ORF-Internet-Seite zeigt es deutlicher denn je: Dieser präsentiert Politiker mit „Lücken im Lebenslauf“. Aber jener österreichische Politiker, der nicht nur der prominenteste ist, sondern auch die ärgsten Lücken im Lebenslauf aufweist, wird mit keiner Silbe erwähnt: Werner Faymann. Wie das Tagebuch als erstes aufgezeigt hat, schweigt er einfach über sieben Jahre. Die Zielrichtung des ORF-Pamphlets ist statt dessen gegen die jetzt vor Landtagswahlen stehenden bürgerlichen Kandidaten von Pröll über Rosenkranz bis Haslauer gerichtet, wenngleich pro forma auch zwei unbedeutende Linke erwähnt werden. Aber in den ORF-Zwischentiteln geht es ausschließlich gegen Schwarz, Blau oder Stronach. Während über Faymann geschwiegen wird, sind praktisch alle vom ORF genannten Dinge läppisch. Was soll etwa der Vorwurf, dass jemand seit langem nebenbei auch studiert? Oder dass jemand die Geschäftsführung einer GmbHs übernimmt, ohne schon vorher Geschäftsführer gewesen zu sein? Ach ja, dahinter steckt der Verein „Respekt.net“, der ein Netzwerk der angeblichen „Zivilgesellschaft“ aufbaut, hinter der sich wieder zahllose Vereinchen überwiegend aus dem grün-roten Sumpf verbergen, die dort blauäugige Financiers suchen. Bei den Projekten von Respekt.net (schon der Name sagt alles: „Verein zur Förderung von Respekt, Toleranz, Offenheit und solidarischem Fortschritt in der Gesellschaft“) wimmelt es geradezu von einschlägigen Schlagworten wie „Nachhaltigkeit“, „Revolution der Arbeitnehmer“, „Anhebung der Mindestlöhne“, „Vielfalt in der Gesellschaft“, „Migrationshintergrund“, „Verhinderung von Ausbeutung“ usw. usf. Und jetzt passt halt alles im Wahlkampf herrlich zusammen . . .

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Tatort ORF drucken

Der Wien-Tatort „Zwischen den Fronten“ war nicht nur ein dilettantisches Machwerk der Sonderklasse, sondern zeigt auch die links-linke politische Schlagseite der Beteiligten.

Da darf der Laiendarsteller und SPÖ-Wahlhelfer Harald Krassnitzer gegen ein rechtsradikales Netzwerk namens „Semper Veritas“ ermitteln. Dieses rechtsradikale Netzwerk besteht allerdings nicht aus Neonazis, nein – viel schlimmer: Die dumpfen Verschwörer haben ein Dollfuß-Bild in ihrer Hütte hängen und das Kruckenkreuz als Symbol. Auch diese Brachial-Politbezüge konnten das schwache Konzept nicht retten, ganz im Gegenteil: Der krampfhaft gutmenschliche Subtext wirkte einfach lächerlich.

Dass dieser Tatort im Februar (!) ausgestrahlt wird ist sicher auch nur ein Zufall; und dass der links-grüne Kabarettist Alfred Dorfer – total outrierend – einen der Dollfuß-Verschwörer spielt, soll wohl eine zusätzliche Pointe sein. Es ist erstaunlich, was man für seine Zwangsgebühren so vorgesetzt bekommt.

Prof. Dr. Herbert Kaspar ist Herausgeber der ACADEMIA, der Zeitschrift des österreichischen Cartellverbandes.

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Wenn Jauche jede Politik ersetzt drucken

Gewiss, in erregten Debatten muss man sich bisweilen so ärgern, dass man die Contenance verliert. Da sagt man bisweilen manches, was man später bereut. Aber, was da in der letzten Zeit zu hören ist, etwa in Österreich, etwa in Italien, übersteigt bei weitem alle Grenzen des Anstands. Und es erinnert immer mehr an die Tonalität der Zwischenkriegszeit, als Nationalsozialisten und Kommunisten Europa in seine größte Katastrophe getrieben haben. Als gewählte Parlamente von den Anhängern einer Diktatur nur noch „Quatschbude“ genannt wurden.

Die Töne des Hasses fallen nicht mehr bloß in einer momentanen Erregung, sondern aus wohlfeiler Überlegung. So erregen sich etwa die Grünen nicht mehr wie einst über die derben Aschermittwoch-Töne eines Franz Josef Strauß oder eines Jörg Haider, sondern es gelingt ihnen, diese Töne sogar noch zu übertreffen.

Wer etwa gehört oder gelesen hat, was ein Peter Pilz heuer zu diesem Anlass gesagt hat, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Für ihn sind einige Landeshauptleute „Esel“, die Freiheitlichen „Kleptomanen“ und die Kandidaten Stronachs „Lumpen“. Ja, das ist  genau derselbe Peter Pilz, der ständig gegen Gott und die Welt Strafanzeigen einbringt.

Man erinnere sich nur, wie fast alle Großleitartikler empört in die Tasten gegriffen haben, als ein freiheitlicher Abgeordneter einmal das Wort „Lump“ verwendet hatte. Und wie sofort die Staatsanwaltschaft gegen den Mann ausgerückt ist. Das gleiche tat sie, als eine Historikerin einen Mann Kinderschänder genannt hat, der mit einer Neunjährigen Geschlechtsverkehr hatte. Bei Pilz hingegen schweigen sie allesamt, die Medien ebenso wie die Staatsanwaltschaft. (Um nicht missverstanden zu werden Das Schweigen der Staatsanwaltschaft finde ich im Gegensatz zu jenem der Medien natürlich richtig; nur sollte sie auch dann schweigen, wenn sich andere falsch ausdrücken.)

Offenbar sind solche Töne bei den Wählern zinsbringend. Das sieht man etwa in Italien. Denn während sich dort alle Welt geradezu im Chorgesang über Silvio Berlusconi erregt, droht dem Land noch etwas viel Schlimmeres. Den Umfragen zufolge dürfte ein Mann am dritten Platz hinter Berlusconi und der Linken landen, der überhaupt das Allertiefste ist, was mir in den letzten Jahrzehnten in einer Demokratie untergekommen ist: der sogenannte Komiker Beppe Grillo.

Ihm werden unfassbare 13 bis 16 Prozent prophezeit, obwohl er nicht einmal den Hauch einer politischen Idee hat. Das ist also deutlich mehr, als wahrscheinlich Mario Monti bekommen wird, den zumindest das Ausland so hoch preist. Grillo ist nicht links und nicht rechts, sondern er hat ein einziges Programm: Schimpfen, schimpfen, schimpfen.

Zitate aus seinen Reden sind imstande, einem den Glauben an die Demokratie und Vernunft der Menschen auszutreiben: „Wir sind im Krieg!“, „Schicken wir sie alle nach Hause“, „Basta, Basta!“, „Pathetischer Zwerg“, „Arschgesichter“. Und bei jeder neuen Beschimpfung jubeln die Menschen. Dagegen hebt sich Berlusconi mit seinem Hang zu jungen Frauen, die seine Enkelinnen sein könnten, mit seinen gefährlichen Steuerversprechungen und mit seinen dubiosen Geschäftspraktiken geradezu positiv ab. Ebenso wie die Linke, obwohl diese nicht bereit ist, ihre Allianz mit den doktrinär gebliebenen Kommunisten zu lösen. Immerhin haben beide noch politische Vorstellungen, über die man diskutieren kann.

Offenbar aber haben derzeit Jauche-Verteiler wie Pilz und Grillo Saison. Oder sind das gar die Exponenten der oft zitierten, aber nie konkretisierten „europäischen Werte“? 

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200 Milliarden für Deutschlands Familien? drucken

Auf acht Seiten erklärt der “Spiegel” (Ausgabe 6/2013) warum „der Großteil des Geldes”, nämlich die Familienförderung in Deutschland, „verschwendet” werde. Beziffert werden die Ausgaben der Familienpolitik mit 200 Milliarden Euro. Das ist so viel Geld, dass sich der normale Bürger überhaupt nichts darunter vorstellen kann. Zum Vergleich: im Bundesvoranschlag der Republik Österreich sind insgesamt Ausgaben von 75 Milliarden vorgesehen.

Und doch ist diese Zahl falsch oder zumindest stark verzerrend. „Der Spiegel” rechnet etwa die ganze Eheförderung mit ein – ja in Deutschland gibt es so etwas – und zwar sind das rund 75 Milliarden Euro, hauptsächlich ein Ehegattensplitting in der Steuer und die Witwen- und Witwerrenten. Das hat allerdings mit einer Familienförderung nur im allerweitesten Sinne zu tun, ähnlich wie der Straßenbau, denn auch Familien benützen die Straße.

Die steuerlichen Maßnahmen der Familienförderung werden mit 45 Milliarden Euro beziffert. Die Berücksichtigung der Kinder im Steuersystem ist aber keine Förderung, sondern eine – im Betrag ohnehin unzulängliche – Ausgleichszahlung, die die Steuergerechtigkeit verlangt. Auf Grund der Unterhaltspflicht kann über bestimmte Anteile des Einkommens nicht verfügt werden, diese müssen steuerfrei gestellt werden. Auch Leistungen der Sozialversicherung, etwa die Kranken-Mitversicherung werden aufgelistet (27 Milliarden) oder Beiträge für die Jahre der Kindererziehung in der Rentenversicherung. Wenn man genau schaut, bleiben eigentlich nur sehr wenige Milliarden einer Familienförderung im engeren Sinne übrig, etwa 14 Milliarden Euro.

Nachdem nun so die gigantische Summe aufgezeigt wurde, die die Familien vom Staat geschenkt bekommen, wird eine Forschergruppe präsentiert, die „noch vertrauliche” Ergebnisse einer Analyse dieser Politik fabriziert haben. Das Ergebnis überrascht nicht, zumal die „OECD diese Studie sehr innovativ nennt”. Familienvertreter wissen inzwischen: Wo OECD draufsteht, ist der Zwang zur vollständigen Frauenerwerbstätigkeit drinnen. Und so erfahren wir, dass diese veraltete Familienpolitik Frauen an ihrem Lebensglück hindere – nämlich eine ganztägige Vollerwerbstätigkeit möglichst rasch nach dem Kreißsaal – und in Deutschland deswegen so wenige Kinder auf die Welt kommen.

Ehe, Krippen und die Geburtenrate

Garniert wird diese Story mit rührseligen Geschichten, aus dem familiären Alltagsleben genommen; etwa Claudia und Andreas, die beide im Schichtdienst arbeiten und keine geeignete Kinderverwahrungsstätte finden können, die 24 Stunden geöffnet hat. „Für viele Sozialleistungen verdienen sie zuviel” und steuerliche Vorteile bekommen sie auch nicht, weil sie nicht verheiratet sind. Zahlt sich wohl nicht mehr aus das heiraten, wo doch der „Spiegel” spaltenweise gegen das Ehegattensplitting anschreibt. Schade, dass den Autoren kein einziges Argument für diese „Subventionierung einer juristischen Rechtsform” eingefallen ist, etwa die gegenseitige Unterhaltsverpflichtung oder die Wirtschaftsgemeinschaft. Wird künftig auch genauso vehement gegen die Unternehmensbesteuerung von Konzernen angeschrieben, die gegenseitig Gewinne und Verluste ausgleichen können?

Oder die Geschichte des homosexuellen Leif, der Vater eines Kindes ist, das bei seiner lesbischen Mutter Marie aufwächst. Auch diese zwei Familien, „die gemeinsam in den Urlaub fahren”, bekommen kein Ehegattensplitting.

Das Kindergeld, derzeit 184 Euro im Monat, wird rein unter dem Aspekt der Armutsbekämpfung gesehen. Doch eigentlich ist es eine Maßnahme der steuerlichen Gerechtigkeit für Familien. Der Betrag ist auch nicht zu hoch, wie im Artikel erklärt, denn die Kinderkosten betragen im Monat rund 480 Euro (Studie Guger, 2003), ohne Berücksichtigung der entgangenen Einkommen durch die Kindererziehung.

Auch das alte Märchen von den steigenden Geburtenzahlen bei einem guten Angebot an Kinderbetreuungsplätzen wird wieder aufgewärmt. Das wurde schon mehrmals widerlegt. Die höchste Geburtenrate hat Niedersachen (1,5) und gleichzeitig die niedrigste Krippenquote, und die meisten Krippen gibt es in Sachsen-Anhalt (über 50 Prozent) mit der niedrigsten Geburtenrate (1,2). In Europa hat Irland die meisten Geburten und praktisch keine Kleinkindbetreuung. Die Geburtenrate in den Vereinigten Staaten von Amerika liegt bei 2,0 – und das ohne Familienpolitik.

Überhaupt nicht beleuchtet wurden familienpolitische Maßnahmen, die nicht budgetwirksam sind, etwa kommunale Initiativen oder gesetzliche Maßnahmen der Zeitpolitik, wie Elternzeit (Karenzzeit) oder Arbeitszeitregelungen. Teilzeitarbeit wird natürlich sehr negativ bewertet (siehe OECD), den Autoren scheint es offenbar nicht möglich, dass eine Mutter oder ein Vater freiwillig etwas weniger berufstätig sind, weil sie selber ihre Kinder aufziehen wollen. Dementsprechend wird auch das Betreuungsgeld, das die Wahlfreiheit sichern soll, als „Resultat einer ziellosen Politik” schlecht geredet.

Was bringt Familienförderung der Volkswirtschaft?

In Frankreich bestand nie Zweifel an der Zielsetzung der Familienpolitik, nämlich der Hebung der Geburtenrate. Viele Fördermaßnahmen greifen deswegen dort auch erst ab dem zweiten Kind. In Deutschland oder Österreich wurde dies so nie festgelegt, wahrscheinlich auch aus historischen Gründen. Die Effekte der Familienpolitik können deshalb auch nicht nur an der Geburtenrate gemessen werden.

Um die kritische Aussage des Berichtes nicht zu gefährden, hat „Der Spiegel” es auch peinlich vermieden auf die gesamtfiskalische Sicht einzugehen. Bei einer Kosten-Nutzen-Bilanz von Kindern müssen auch die zukünftigen Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge einberechnet werden. Das ifo-Institut hat 2006 eine solche Gesamtrechnung aufgestellt. Die Resultate zeigen, dass Familien mit jedem Kind im Durchschnitt ein kleines Vermögen an den Staatshaushalt transferieren. Bei den gesetzlichen Sozialversicherungen ergibt sich aus dem kumulierten Saldo aus Beiträgen und Leistungen für ein Kind die Höhe von 240.500 Euro! In das Steuersystem zahlt das Kind im Laufe seines Lebens durchschnittlich 227.400 Euro ein. Dem gegenüber stehen familienpolitische Leistungen in der Höhe von 64.900 Euro. Im „Spiegel” Artikel wird ein Betrag von 133.400 Euro an Leistungen genannt – immer noch ein erklecklicher Gewinn für den Staat.

Mag. Dr. iur. Peter Pitzinger ist Familienvater von fünf Kindern, Jurist und als Beamter tätig.

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Fußnote 401: Der ahnungslose Herr Bornemann drucken

Ein ORF-Redaktionsvertreter regt sich über die Flut „Nachträglicher Mitteilungen“ auf, die der ORF zuletzt veröffentlichen musste. Er sollte sich aber besser an der eigenen Nase nehmen.

Das Medienrecht räumt jedem das Recht ein, die Veröffentlichung einer solchen nachträglichen Mitteilung zu erzwingen. Freilich nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen: Erstens, dass in diesem Medium über eine Anzeige oder ein Strafverfahren gegen ihn berichtet worden ist, welches dann aber eingestellt worden ist. Und zweitens: Dass das Medium nicht von sich aus über diese Einstellung in einer ordentlichen Form berichtet hat. Verehrte Staatsfunk-Journalisten: Wäre ein solcher Bericht nicht absolut notwendig wie gerecht und die ganz selbstverständliche Pflicht jedes anständigen Journalisten? Und ganz besonders solcher, die behaupten, öffentlich-rechtlich zu agieren? Oder hält der Redaktionsvertreter Bornemann es wirklich für in Ordnung, dass jede noch so absurde Anzeige (meist aus der Massenproduktion eines Peter Pilz) breit berichtet wird, die dann fast immer folgende Einstellung des diesbezüglichen Verfahrens hingegen nicht? Zumindest gelegentlich gibt es halt für die vor allem im ORF beliebte grüne Hetze doch noch Konsequenzen.

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Die Medien und ihre Objektivität, die EU und die Pressefreiheit drucken

Die Schnittstelle zwischen Medien und Politik ist zu einer ganz besonderen Krisenzone unserer europäischer Staaten geworden. Zumindest sofern diese noch irgendwie als Demokratie und Rechtsstaat gelten wollen. Aber täglich bekommt man stärker die Gewissheit, dass die Zeiten wirklich unabhängiger Medien und von Staaten, welche die Freiheit der Medien voll respektieren, vorbei sind.

Die EU-Kommission hat beschlossen, sich um die Medien zu kümmern. Eine Beratergruppe der Kommission spricht von Qualität und Vielfalt, die es zu fördern gelte. Das klingt ja aufs erste harmlos. Das sind Ziele, denen auch die durchaus richtigen und keinerlei Einfluss nehmenden Presseförderungsgesetze von Kreisky und Schüssel gedient haben (freilich sind deren Folgen heute kaum mehr wahrnehmbar; die durch sie ausgeschüttete Förderung macht nur noch einen Minibruchteil der Parteienförderung aus, die ursprünglich gleich hoch gewesen ist; im Vergleich zu den parteipolitisch motivierten Regierungs- und Gemeinde-Inseraten ist sie überhaupt nicht mehr wahrnehmbar).

Jedenfalls scheint an sich ein EU-Medienprogramm insbesondere in einer Epoche legitim, da weltweit Hunderte Zeitungen zusperren müssen, da bei uns keine einzige(!!) Boulevardzeitung mehr ohne staatliche und vor allem Gemeinde-Inserate lebensfähig wäre, da bei uns einstige Qualitätszeitungen auf einen fast karikaturhaften Umfang zusammengeschrumpft sind.

Jedoch: Schaut man die EU-Vorschläge genauer an, dann zeichnet sich eine absolute Katastrophe ab, dann wird man an die übelsten Diktaturen erinnert. Dann kann man nur sagen: Lieber sollen noch mehr Medien sterben, als in einem solchen Geist gerettet zu werden. Denn die vor allem aus der Politik kommenden EU-„Experten“ verlangen allen Ernstes, dass man bösen Medien die Zulassung entziehen solle! So wie es etwa der Herr Chavez in Venezuela gerne tut. Oder das türkische Regime.

In einem Bericht der FAZ aus Brüssel liest man wörtlich: „Die EU-Kommission solle überwachen, dass diese Medienräte sich an europäische Werte hielten.“ Um Himmels willen: eine Überwachung durch „Räte“! Das ist ja ein Revival der Oktoberrevolution. Hinter den „europäischen Werten“ verbirgt sich erfahrungsgemäß nichts anderes als die Diktatur der Political correctness.

Bisher habe ich immer vehement zurückgewiesen, wenn jemand der EU vorgeworfen hat, auf dem Weg zu einer Rätediktatur zu sein. Aber man lernt dazu . . .

Dabei missbrauchen die Machthaber die Medien dort, wo sie jetzt schon zugreifen können, ohnedies auf das Schamloseste. Etwa im ORF findet man täglich solche Beispiele. Manche davon wären als Einzelfall zwar harmlos. Beim ORF aber sind sie ganz offensichtlich alltägliche Strategie.

Man nehme etwa den Beitrag in der „Zeit im Bild“ über „Deutlich mehr Geld“ für die Parteien. Das Thema lässt natürlich in fast jedem Bürger den Zorn steigen. Wie aber wird ein solches Thema optisch unterlegt? Mit Filmsequenzen der Herrn Strache, Faymann und Erwin Pröll.

Das löst nun gleich mehrfachen Zorn aus: Denn erstens sind Strache und Pröll ganz groß zu sehen; Faymann hingegen nur so klein, dass ihn kaum jemand erkennt. Zweitens kommt es nur bei so negativen Beiträgen vor, dass die FPÖ als erste Partei gezeigt wird. Drittens können die Sekundenzähler im ORF mit solchen Darstellungsweisen auch noch behaupten, sie würden Schwarz-Blau doppelt so viel Zeit widmen wie Rot-Grün. Und viertens wurden in dieser Darstellung ganz zufällig die Grünen weggelassen, obwohl natürlich auch sie kassieren. Aber die große Mehrheit der ORF-Redakteure denkt ja tiefgrün; daher kommen die Grünen bei einem Negativthema prinzipiell nicht vor.

Ein anderer ORF-Trick ist fast täglich mehrmals zu hören. Es ist der „Experten“-Schmäh. Ständig tauchen irgendwelche – meist völlig unbekannten – „Experten“ auf, die ganz zufällig immer einen linken Standpunkt vertreten. Ein Bürgerlicher, Liberaler, Konservativer oder sonst wie rechts der Mitte stehender Mensch ist für den ORF niemals ein „Experte“.

Ganz im Gegenteil: Ein Konservativer ist dort fast automatisch ein „Erzkonservativer“, ein Liberaler ein „Neoliberaler“ und so weiter. Ein roter oder grüner Mensch wird hingegen niemals mit irgendwelchen negativ klingenden Vorsilben versehen.

Mit einer Unzahl solcher unterschwelliger Methoden machen sie im ORF ständig Stimmung. Nur wer das Funktionieren von Medien nicht versteht, wird das für Kleinigkeiten halten. Das wären sie höchstens dann, wenn sie nicht ständig an der Tagesordnung sind.

Hingegen hat die Neuentwicklung im Amtsmissbrauchsskandal um Claudia Schmied keinerlei Niederschlag im eigentlich zur Objektivität verpflichteten ORF gefunden: Denn entgegen dem Gesetz wird weiterhin in jeder dritten Klasse einer AHS-Unterstufe die Schülerhöchstgrenze von 25 überschritten. In manchen Klassen sitzen sogar mehr als 30 Schüler. Und nur in jeder zwölften AHS wird in allen Klassen die Grenze 25 eingehalten. Das ist die von den Personalvertretern erhobene Bilanz fünf Jahre nach der medial (insbesondere auch im ORF) groß gefeierten Begrenzung der Klassengrößen.

Die Realität interessiert aber offenbar den ORF (und die meisten anderen Medien) in keiner Weise. Sie berichten nur die Propaganda der roten und grünen Spin-Doctoren. Dabei hat Schmied damals viel zusätzliches Steuergeld für diese Klassenreduktion bekommen. Die aber pumpt sie gesetzwidrig praktisch nur in die Gesamtschulen. Gesetze? In Österreich? Die sind doch nur für die anderen da.

Eines der grauslichsten Kapitel in unseren Medien ist auch die Berichterstattung über linke Gewalt. Jeder Leser möge selbst nachprüfen, ob er in seinem Medium sachliche Berichte ohne rechtfertigende Passagen über die linken Hassorgien gegen die Besucher des FPÖ-Balles gelesen hat. Oder im ORF gesehen hat. Hat irgendwer die unfassbare Häme des Wiener Polizeipräsidenten kritisiert, der sich öffentlich lustig darüber macht, dass angesichts der Gewaltdrohungen und des schlechten Polizeischutzes nur 3000 Menschen auf den Ball gekommen sind? Man stelle sich nur die Berichte vor, solcherart würden Demonstranten gegen eine linke Veranstaltung vorgehen oder ein Polizeikommandant sie kommentieren.

Die Leser sind auch gebeten nachzuprüfen, ob sie irgendeine Zeile gefunden haben, dass einige Wochen davor zwei CVer (bandtragende katholische Akademiker) auf der Wiener Lerchenfelderstraße von einer sich grün-alternativ artikulierenden Gruppe niedergeschlagen und verletzt worden sind. Er wird in keiner Zeitung etwas finden. Denn keine hat berichtet.

Es hat aber seltsamerweise zumindest nach Angaben der Opfer auch die Polizei seither nichts unternommen, obwohl sie sofort informiert worden war. Da fällt mir ein: War das nicht gerade die Innenministerin, die in irgendwelchen Seitenblicken in Schladming Wortspenden von sich gegeben hat? Zugegeben, das ist ja auch viel wichtiger als der Schutz gegen politische Gewalt oder die Zurechtweisung eines exzedierenden Polizeioffiziers.

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Hirnraub statt Wasserraub drucken

In jedem Land gibt es eine Region, deren Einwohner unter den restlichen Mitbürgern als leicht bis schwer zurückgeblieben gelten, und denen dann reihenweise bösartige Witze gewidmet werden. Das sind etwa in Deutschland die Ostfriesen und in Österreich meist die Burgenländer. Nun hat auch Europa eine solche Region. Es sind die Österreicher. Ihre Panik, dass ihnen das Wasser geraubt werde, wird europaweit nur mit einem Satz kommentiert: Dümmer geht's nimmer. Die Sache ist aber nicht nur dumm, sondern auch ziemlich mies. Weil den Bürgern etwas eingeredet wird, was ihnen selbst massiv schadet und der Politik, etwa in Wien den Rathausbonzen, massiv nützt.

Es war eine der vielen Kampagnen des greisen Hans Dichand, mit denen er seine meist nicht sehr hellen Leser zu emotionalisieren versucht hatte. Er redete ihnen ein, irgendjemand würde ihnen das Wasser rauben; oder zumindest nur noch eine braune Brühe durch die Leitungen schicken. Diese finsteren Bösewichte existierten zwar immer nur in der Phantasie. Aber die Kampagne fruchtete. Viele Österreicher fürchteten sich wieder einmal. Diesmal davor zu verdursten. Und fast alle Parteien begannen sofort, die Österreicher in dieser Furcht zu bestärken. Sie haben ja noch nie ihre Aufgabe darin gesehen, Fakten und Wahrheiten unters Volk zu bringen.

Auch bei anderen Fragen machen ja meist alle Parteien im Gleischritt bei der Panikmache mit. Dies zeigen neben der Wasserpanik auch die regelmäßigen Ängste vor Atomkraftwerken, Genen, Hormonen und allen anderen Dinge, die weder ein Mitglied der Familien Dichand und Fellner noch ein Politiker so recht versteht. Damit haben sie natürlich auch bei vielen Österreichern Erfolg. Denn wenn sich schon fast alle Medien und Politiker fürchten, glauben sie natürlich, sich erst recht fürchten zu müssen. Wer soll denn gegen diesen Tsunami gleichgeschalteter Panik noch auf Wissenschafter oder andere Vernunftaposteln hören, die sich noch dazu immer so kompliziert ausdrücken? Für "Wasserraub!" genügen hingegen zehn Buchstaben.

Viele Landsleute merken gar nicht, dass hinter der Panikmache einzig das verzweifelte Ziel von Auflagen- und Wählererfolgen stand. Und sie bekamen solcherart auch nicht mit, dass Österreich mit seinen skurrilen, von grünen NGOs geschürten Ängsten zunehmend alleine war. Bei der Angst ums Wasser steht das Land nun überhaupt total isoliert da. Nicht einmal die sonst ebenfalls panikaffinen Deutschen machen da mit. Kein Wunder, dass ganz Europa über Österreich lacht.

Das letzte Hochkochen des Wassers ist durch eine EU-Richtlinie ausgelöst worden. Zwar steht dort keine Zeile von der Pflicht einer Privatisierung des Wassers, aber wer wird denn irgendeinen Text ordentlich durchlesen, wenn man sich doch ohne Lesen so schön furchten kann. Tatsache ist: Der Verkauf von Wasserquellen, Wasserleitungen und Wasseranschlüssen wird durch diese Richtlinie weder verlangt noch erleichtert.

Daher hat auch das Bundeskanzleramt dieser Richtlinie ursprünglich – richtigerweise – voll zugestimmt. Das hindert einen Menschen mit dem Charakter eines Werner Faymann natürlich nicht, nun sogar mit Verfassungsbestimmungen gegen diese EU-Richtlinie anzureiten. Wenn die Krone pfeift, springt der Faymann noch allemal. Notfalls auch aus dem Fenster.

Die Richtlinie jedenfalls ist keineswegs ein Vorkämpfer einer Privatisierung. Leider. Im Gegenteil: Sie schreibt nur etwas anderes ebenfalls Richtiges vor: Bei einer Beauftragung eines Unternehmens mit der Wasserversorgung muss eine ordentliche Ausschreibung stattfinden. Damit nicht wie bisher der diesbezügliche Auftrag unter der Hand an irgendwelche politischen oder sonstigen Freunde vergeben werden kann. Damit wird also eine eventuelle Privatisierung nicht erleichtert, sondern ganz eindeutig erschwert. Alle Aspekte einer Ausschreibung von öffentlichen Dienstleistungen sollen transparent gemacht und gegen Korruption abgesichert werden. Das sollte eigentlich nach den Ereignissen des letzten Jahres insbesondere in Österreich hoch geschätzt werden. Wird es aber offenbar nicht.

Eben schon deshalb nicht, weil die meisten Journalisten die Richtlinie gar nicht gelesen haben. Was sie nun aber nicht etwa mit Schuldgefühlen erfüllt. Im Gegenteil: Eine Kommentatorin einer Halbboulevardzeitung wirft nun der EU vor, dass die Journalistin nicht ordentlich informiert worden sei, die zuvor gegen die Richtlinie gewettert hat. Medien auf österreichisch: Schuld sind immer die anderen. Der Schiedsrichter, der Schnee.

Selbstverständlich war auch bisher schon Wasser-Privatisierung in Österreich nicht nur möglich, sondern hat auch immer wieder stattgefunden. An die Hundert Gemeinden haben allein in Österreich solcherart die Wasserversorgung privatisiert, meist in halb privaten, halb öffentlichen Mischgesellschaften. Die Wasserversorgung wurde dadurch jedenfalls nicht schlechter, sondern besser. Zumindest zum Teil privatisiert worden sind ja auch Stromversorgung, Gasanschlüsse, Müllabfuhr oder öffentlicher Transport. Keine Gemeinde war gezwungen dazu. Aber sie taten es.

Warum aber tun sie das – in anderen Ländern noch viel mehr als in Österreich? Die Antwort ist klar: Weil Gemeinden oder Länder es sich selber nicht mehr leisten können, weil solche Versorgungsnetzwerke oft gewaltige Investitionssummen brauchen, weil vielerorts ohne Privatisierung die Wasserversorgung nie funktioniert hätte, weil dabei oft unfähige und korrupte Beamte sich nur um die eigenen Taschen, aber nie um eine gute Wasserversorgung der Bürger gekümmert haben, weil private Unternehmen nach allen Erfahrungen deutlich billiger sind - und wenn sie unter Konkurrenzbedingungen arbeiten, noch viel mehr. Die viel öfter herstellbar sind, als man glaubt.

Vom täglichen Brot über die Milch bis zur Stromversorgung zeigt sich ganz klar: Überall funktioniert auch bei rein privaten Strukturen die Versorgung der Bevölkerung mit allen grundlegenden Produkten des täglichen Lebens exzellent und lückenlos. Und die Qualität von Brot oder Milch ist hervorragend. Ohne dass die Dichands und Fellners Brot- oder Milchalarm ausgerufen hätten. Und selbst wenn einmal - etwa wegen einer großflächigen Rinderinfektion - die Milchversorgung bedroht wäre, würde eine Verstaatlichung dagegen absolut nicht helfen.

Wenn das wirklich so vorteilhaft ist, drängt sich umgekehrt die Frage auf: Warum privatisieren denn nicht alle ihre Verssorgungseinrichtungen? Die Antwort liegt auf der Hand: Für die regierenden Parteien sind diese Versorgungsunternehmen wunderbare Instrumente: Sie können dort ihre verdienten und unverdienten Funktionäre mit höchstbezahlten Protektionsposten bedienen. Sie holen sich aus den Marketing-Budgets (siehe die Wiener Stadtwerke, siehe den Flughafen, siehe die Telekom) viele Millionen für parteipolitische Aktionen und Subventionen. Sie holen sich auch auf direktem Weg viel Geld. Man denke nur an die exorbitanten Erhöhungen von Wasser- und anderen Preisen in Wien während des vergangenen Jahres.

Alleine die Wiener Wasserwerke haben trotz der Verwaltung durch Partei, Funktionäre und Beamte dem rotgrünen Rathaus im Vorjahr einen Profit von nicht weniger als 85 Millionen Euro gebracht.Da war es den Genossen völlig wurscht, dass auch die von ihnen verbal so hofierten Armen eine überflüssige Wasserpreiserhöhung zahlen mussten.

Aber ist das nicht doch ein Beweis, dass die ordentlich wirtschaften, wenn das so erfolgreich ist? Nun, die wirklich großen Investitionen in die Wiener Wasserleitung, also die beiden Hochquellenwasserleitungen, deren Ausmaß einst sogar Europarekord bedeutet hatte, haben die Genossen gratis von bösen Vorgängern geerbt: Die eine vom bösen Bürgermeister Lueger (dessen Andenken Rot-Grün gerade auszuradieren versucht), die andere von den bösen bürgerlich-liberalen Stadtverwaltungen in Wien (deren Weisheit bei den Linken immer nur als neoliberal bezeichnet und verachtet wird).

Auf diesen historischen Errungenschaften sitzend, kann man leicht angeben, abcashen und gegen Privatisierung stänkern. Wie es Wien vehement – und nun sogar mittels einer (von niemandem verlangten!) Volksbefragung tut. Infamerweise besticht man sogar Medien durch Steuer-Millionen an Inseraten, damit diese auch diese Aktion im eigenen Macht- und Geldinteresse der Wiener SPÖ unterstützen.

Während bei uns Panik ums Wasser gemacht wird, haben in Frankreich und Italien, also in Ländern mit deutlich schlechterem und weniger Wasser, private Unternehmer Milliardenumsätze (auch für die nationale Steuerkasse) gemacht, indem sie Wasser in Flaschen abgefüllt und weltweit als gesuchte Markenartikel verkauft haben. Bei uns würden hingegen die leider am Weltmarkt viel weniger erfolreichen Firmen wie Vöslauer&Co zusperren müssen, wenn die private Wassernutzung wirklich verboten würde.

In vielen anderen Gemeinden Europas wäre ein Verbot von privaten Wasserversorgungen eine absolute Katastrophe. Bei uns aber unterstützen auch die meisten anderen Parteien das SPÖ-Rathausimperium in seinem Kampf gegen das Verlangen der EU-Richtlinie, dass künftig die Vergabe öffentlicher Dienstleistungen korrekt ausgeschrieben werden muss. Während auf Bundesebene wenigstens bei der ÖVP einige noch gegen die Wasserpanik argumentieren, geht Im Wiener Rathaus auch die ÖVP gemeinsam mit Rot, Grün und Blau auf die Barrikaden. Die wenigen Stadtschwarzen trauen sich offenbar nicht mehr, alleine für etwas einzustehen.

Besonders grotesk ist, dass im Kampf gegen die imaginären Wasserräuber der Parteiobmann des BZÖ am lautesten den Mund aufreißt – also ausgerechnet jener Mann, der gern behauptet, ein Liberaler zu sein. Grotesker gehts nimmer.

Wie ist es wirklich um den privaten Investor bestellt, der laut Boulevard und SPÖ den Österreichern das Wasser abdrehen wird? Der würde sich erstens finanziell tief ins eigene Fleisch schneiden. Und zweitens kann und soll die öffentliche Hand natürlich auch nach einer eventuellen Privatisierung ihre Kontrollpflichten ausüben. So wie bei jedem anderen Lebensmittel kann und soll das Marktamt ständig eine genaue Qualitätskontrolle vornehmen. Und die Politik kann jeden eventuellen Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung mit vielen vorhandenen Instrumenten wie auch einer Menge zusätzlich denkbarer bekämpfen.

In jedem Markt jedoch, wo sich die Politik zu viel einmischt, wird die Sache vor allem eines; Teuer für die Bürger. Man denke nur an den Strompreis: Dieser ist heute nur deshalb um 70 bis 150 Euro zu hoch – alljährlich und für jeden Haushalt –, weil die Politik unter Druck von Grünen und Krone beziehungsweise Bild-Zeitung die völlig unwirtschaftlichen Sonnenpaneele und Windmühlen mit dem Geld der Konsumenten fördert. Ohne diese jemals gefragt zu haben.

All diese Zusammenhänge sind eigentlich absolut klar dokumentiert und sollten daher Selbstverständlichkeiten für alle Österreicher sein. Aber offenbar sind sie das nicht. Weil diese Österreicher von Zeitungen und Parteien ständig verblödet werden. Weil den Menschen nicht einmal in der Schule die allereinfachsten wirtschaftlichen Zusammenhänge vermittelt worden sind.

Was am meisten irritiert: Gerade haben die Österreicher beim Bundesheer Phantasien der Dichand- und Fellner-Medien eine schallende Absage erteilt. Und dennoch setzen sich die Parteien auch nachher und sogar geschlossener dennn je hinter die nächste  absurde Hysterie der Kleinformate. Die Lernfähigkeit der Politik ist offenbar Null.

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SN-Kontroverse: Sexismusdebatte drucken

In jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten gibt es eine Doppelkolumne mit dem Titel „Kontroverse“, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sexismusdebatte: Eine künstliche Aufregung?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

"Lustgreise" und "Sex sells"

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Das Strafrecht ist die schärfste Waffe im Rechtssystem. Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) ist recht zu geben, wenn sie dies im Zusammenhang mit der Diskussion im Fall "Rainer Brüderle" zu bedenken gibt. Bekanntlich wird dem FDP-Spitzenkandidaten von einer Reporterin des "Stern" sexuelle Belästigung vorgeworfen. Der Skandal ist international unter dem Schlagwort "Dirndl-Affäre" bekannt, weil Brüderle gegenüber der Journalistin anzüglich meinte, sie könne ein "Dirndl ausfüllen". Gemeint war offenkundig der obere Teil des Kleidungsstücks, das in den Alpenländern eine Renaissance erlebt.

Kommentare zur "Dirndl-Affäre" gibt es unzählige. Neben dem Vorwurf des Sexismus, der gegenüber Brüderle erhoben wird, und der allgemein nachvollziehbar ist, meinte zum Beispiel die Berlin-Korrespondentin der spanischen Zeitung "La Voz de Galicia": "Die liberale Welt schien endlich wieder in Ordnung zu sein, bis eine Journalistin den politischen Veteranen als ,Lustgreis‘ brandmarkte. Ein Sexskandal? Nicht wirklich, aber die Anschuldigungen haben in jedem Fall eine Debatte ausgelöst, die den Wahlkampf belebt." Karin Zauner bringt in den SN die Debatte mit der Schlagzeile "Es geht um Macht, nicht um Sex" auf den Punkt.

Problematisch ist es, wenn, wie in der Tourismusbranche üblich, den Kellnerinnen vom Chef oder der Chefin das Tragen eines außerordentlich freizügigen Dirndlkleids sozusagen als "Arbeitsuniform" vorgeschrieben wird. Frei nach dem Motto "Sex sells". Eine strikte Verweigerung bis hin zur Klage vor dem Arbeitsgericht ist in solchen Fällen angemessen. Dass "Grapschen" hierzulande ebenfalls mit einer saftigen Geldstrafe verbunden ist, dürfte hoffentlich allgemein auch bei jungen Männern bekannt sein. Den deutschen "Lustgreisskandal" in Österreich zum Anlass zu nehmen, gleich das Strafrecht zu ändern, ist jedoch zu weit gegriffen.


In vitro statt in der Bar

Andreas Unterberger

Ein deutscher Minister hat an einer Bar alkoholisiert eine Journalistin geschmacklos angebraten. Das hat die in ihrer weiblichen Ehre gekränkte Dame zu großflächigen empörten Attacken motiviert - aber seltsamerweise erst ein Jahr danach. Sie ließ ganz "zufällig" genau zu dem Zeitpunkt ihre mediale Macht spielen, da der Mann Spitzenkandidat seiner Partei wurde und da sich die Chefredaktion der Illustrierten öffentlich erregte, dass diese Partei wohl auch im nächsten Bundestag sitzt. So viel zur Frage, ob das eine echte oder künstliche Aufregung ist.

Geschmacklosigkeiten durch blöde (oder gar "unkorrekte") Aussagen oder Witzchen hat jeder schon Hunderte Male in privaten Runden gehört (auch ich habe sie sicher schon gemacht, obwohl man bei sich selbst Dinge oft anders empfindet). Wie reagiert da ein normaler Mensch? Er verlässt die Runde; oder er sagt dem Sprecher die eigene Meinung; oder er erwidert Gleiches mit Gleichem; oder er ignoriert das Gesagte; oder er findet es nicht schlimm.

Politische Agitatoren hingegen nutzen das für eine Riesenkampagne gegen jene Partei, die einer linken Machtübernahme in Berlin noch im Weg steht; und unsere Frauenministerin will wieder einmal Männer vor den Strafrichter zerren.

Die langfristigen Folgen dieser Hysterie: Die Diktatur der politischen Korrektheit treibt die Menschen noch mehr in Verkrampfungen. Nur unter engsten Freunden plaudert man noch, ohne jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Strafprozesse werden häufiger und noch langwieriger. Kluge Politiker stehen oder sitzen nie mehr mit weiblichen Journalisten an einer Bar herum. Kluge Männer vermeiden es überhaupt, jemals mit einer Frau allein im Zimmer zu sein. Das Wort Flirt gerät in Vergessenheit, damit auch die vielen peinlich scheiternden Flirts à la Brüderle. Und Kinder entstehen ohnedies nur noch durch In-vitro-Fertilisationen.

 

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Wer für das Zwangsheer stimmt, soll auch dafür zahlen! drucken

Das überraschend eindeutige Ergebnis der Abstimmung zur Frage Wehrpflicht oder Berufsheer? hat eine ganze Reihe von Kommentatoren auf den Plan gerufen. Die wohl provokantesten Thesen dazu formulierte Peter Menasse, Kommunikationsberater und Chefredakteur des Magazins „Nu“ (http://www.nunu.at/) in einem Gastkommentar für die Wiener Tageszeitung „Die Presse“. Unter der Überschrift „Pensionisten, ihr wollt das Zwangsheer? Dann zahlt auch die Zeche!" ließ er seinem Furor über den Ausgang der Abstimmung und gegen die Generation 60+ freien Lauf. Kurz zusammengefasst: Menasse wirft den Alten vor, dass diese sich ein schönes (schuldenfinanziertes) Leben machen, für das die Jungen aufzukommen haben.

Und nun soll die jüngere Generation – dank des erdrückenden Stimmgewichts der Alten – zu allem Überfluss auch noch für ein „Zwangsheer“ bluten, das sie selbst mehrheitlich ablehnt. Menasses Philippika gipfelt in der Forderung: „Jeder Euro, den das Heer zukünftig mehr kosten wird, sollte durch eine Kürzung der Pensionen hereingeholt werden. Ihr wollt das Zwangsheer, ihr wollt die Reform eines unsinnigen Gebildes – dann zahlt sie auch!“ Damit hat der Autor offenbar einen Nerv getroffen, wie die zahlreichen, zum Teil sehr emotionalen Leserkommentare zu diesem Beitrag zeigten.

Es ist bemerkenswert, dass viele glühende Befürworter der Demokratie immer dann büschelweise Haare in der Suppe finden, wenn ein Abstimmungsergebnis einmal nicht nach ihrem Gusto ausfällt. Menasse bildet da keine Ausnahme. Dass nämlich in der Demokratie in jeder Frage Mehrheiten zu Lasten von Minderheiten entscheiden, stört sie nicht, so lange das Abstimmungsergebnis ihre Zustimmung findet.

Hier dringen wir indes zum Wesenskern der Sphäre politischer Entscheidungen vor. Diese werden – in grellem Kontrast zu wirtschaftlichen Entscheidungen – im günstigsten aller denkbaren Fälle so gefällt, dass sie ein „Nullsummenspiel“ ergeben. Während wirtschaftlich freies Handeln alle daran Beteiligten besserstellt, gibt es in der Sphäre der Politik stets und notwendigerweise Verlierer, deren Zahl (stark) von der Regierungsform und (weniger stark) von der Qualität des Führungspersonals abhängt.

In einer Monarchie lebt eine kleine Zahl Privilegierter auf Kosten vieler. In einer Demokratie mit allgemeinem Wahlrecht lebt die große Masse auf Kosten weniger (diese Wahrheit ungeniert ausgesprochen zu haben, hat Mitt Romney möglicherweise die Mehrheit bei der zurückliegenden US-Präsidentschaftswahl gekostet).

Peter Menasse vorzuwerfen, dass er das Ergebnis einer bestimmten demokratischen Abstimmung kritisiert, wäre verfehlt. Vielmehr ist ihm vorzuhalten, dass er seine Kritik nicht auch bei jeder anderen demokratischen Abstimmung – untermauert mit denselben Argumenten – formuliert.

Wenn er nämlich meint, dass die Minderheit der Jungen von einer Mehrheit der Alten nicht ungestraft zum Wehrdienst gezwungen werden darf: Wie kommt dann aber die (etwa 20 Prozent der Wahlberechtigten stellende) Minderheit der Nettosteuerzahler dazu, von der Mehrheit der Profiteure des Wohlfahrtsstaates (bzw. deren Repräsentanten) mit ständig weiter steigenden Abgabenlasten beladen zu werden? Wie kommt die Minderheit der Arbeitgeber dazu, immer höhere Kosten schultern zu müssen, die aus der laufend zunehmenden arbeitsrechtlichen Besserstellung von Dienstnehmern resultieren? Weshalb darf die Mehrheit der Mieter ihre Rechte – seit dem Ersten Weltkrieg ungebremst – ohne weiteres auf Kosten der Minderheit der Vermieter ausweiten?

Menasse will – wie alle Apologeten der Demokratie – das Prinzip des demokratischen Staates entweder nicht sehen, oder er hat es nicht begriffen. Das Wesen der Demokratie besteht in einer völlig amoralischen Diktatur der Mehrheit. Keine noch so ausgeklügelte Verfassung vermag daran etwas zu ändern.

Die meisten Menschen verfügen von Natur aus über ein angeborenes Gespür für gut und böse. Sie unterlassen kriminelle Handlungen nicht aus Angst vor Strafe, sondern weil sie sie als falsch erachten. Nur wenige finden es daher angemessen, ihre materiell besser gestellten Nachbarn auszurauben. Kaum aber stattet man diese kreuzbraven Menschen mit dem Wahlrecht aus und schickt sie zur Wahl, wählen sie postwendend jene Räuberbande, die ihnen am glaubhaftesten verspricht, ihre Nachbarn auszuplündern und ihnen hernach den größtmöglichen Teil der Beute zuzuschanzen. Das demokratische Prinzip kehrt buchstäblich das Unterste zuoberst und korrumpiert selbst die anständigsten Zeitgenossen. Nicht umsonst riet der letzte der großen Philosophen des antiken Griechenlands, Epikur, dringend dazu, sich von der Politik fernzuhalten…

Einem der Gründerväter der USA, Benjamin Franklin, verdanken wir die hellsichtige Erkenntnis, wobei es sich bei der Demokratie darum handelt, dass „zwei Wölfe und ein Lamm darüber abstimmen, was es zum Mittagessen gibt“. Wie viel Naivität bedarf es, um sich über das Ergebnis einer derartigen Abstimmung Illusionen zu machen? Oder, wenn es etwas weniger wohlmeinend formuliert sein darf: Wie viel böser Absicht bedarf es, um ein derartiges System Krethi und Plethi als der Weisheit letzten Schluss verkaufen zu wollen? Es dürfte kein Wunder sein, dass die größten Philosophen seit den Tagen der Antike so unerbittliche Kritiker der Demokratie waren…

Zurück zur in der „Presse“ abgedruckten Suada: Wenn schon Kritik an der Demokratie, dann aber nicht anhand einer einzelnen Abstimmung, deren Ergebnis einem nicht schmeckt, sondern tiefgreifend – an die Wurzel gehend. Demokratie funktioniert – bei allgemeinem, gleichem und geheimen Wahlrecht – exakt so, wie sie Menasse anhand der Wehrpflichtabstimmung (völlig zu Recht!) kritisiert. Eine anonyme und daher nicht zur Verantwortung zu ziehende Mehrheit verschafft sich (materielle) Vorteile auf Kosten einer Minderheit, die ihren Schaden allenfalls durch eine Flucht ins Ausland begrenzen kann (was in Frankreich soeben beispielhaft und in großem Stil geschieht!).

Die zur Exekution des Mehrheitswillens aufgerufenen Politiker berufen sich auf das Wahlergebnis und sind für ihre (verbrecherischen) Handlungen nicht haftbar zu machen. Wir haben es somit mit einem System der doppelten Unverantwortlichkeit zu tun, in dem, wie Frédéric Bastiat konstatiert, jedermann versucht, auf Kosten der anderen zu leben. Ende der Durchsage.

Wer daran etwas ändern möchte, sollte über nachhaltig funktionierende und – anders als die dekadenten Wohlfahrtsstaaten europiden Zuschnitts auf Substanzverzehr gegründete – nichtstaatliche, eigentumsbasierte anstatt mehrheitsorientierte – Organisationsformen nachdenken. Mit hysterischem Geschrei wegen des Scheiterns einer sozialistischen Medienkampagne ist jedenfalls niemandem gedient…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Fußnote 397: Auch die ORF-Radios stürzen nun immer steiler ab drucken

Bei einem normalen Unternehmen müssten derzeit die Verantwortlichen um ihre Jobs bangen.

Nicht so beim ORF. Dort fordert man halt noch lauter und aggressiver zusätzliches Geld vom Steuerzahler. Die neuen Radiotestzahlen sind jedenfalls verheerend. Für alle ORF-Sender, aber vor allem für den kommunistisch unterwanderten einstigen Qualitätssender Ö1: Der hat – wie auch immer man die Altersgruppen berechnet – mehr als zehn Prozent seiner Tagesreichweite verloren. Und das allein im zweiten Halbjahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr. Besonders grotesk: Vor allem bei Ö1 gibt es die vielen freien Mitarbeiter (also arbeitslose Politologen, Publizisten,  Germanisten u.ä.), die seit Monaten lautstark eine Anstellung mit allen ORF-Privilegien verlangen. Die aber die Hauptverantwortlichen für die skandalösen Beiträge in vielen Ö1-Sendungen sind.

PS.: Das einzige, was bei Ö1 noch gehört wird, sind die Journale. Die sind auch noch gut und meist objektiv, wenngleich zum Jahreswechsel auch dort die SPÖ ein überfordertes Protektionskind hineingebracht hat. Gegen den Widerstand der dort bisher noch journalistisch arbeitenden Redakteure.

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Sexismus-Debatte: Einseitiger Sturm im Wasserglas? drucken

In Deutschland wird gerade heftig über „sexuelle Belästigungen" gestritten, ausgelöst durch das „lose Mundwerk" des FDP-Politikers Rainer Brüderle, der vor einem Jahr der „Stern"-Journalistin Laura Himmelreich gegenüber zu später Stunde an einer Bar anzügliche Bemerkungen gemacht haben soll. Die Wiener Zeitung „Die Presse" blies die Debatte am 27. Jänner zur Blattaufmacher-Geschichte auf, später zogen „Kurier" und „Salzburger Nachrichten" gleichermaßen nach. An der deutschen „#aufschrei"-Debatte auf Twitter hatten sich auch Männer beteiligt, die sich für ihr Geschlecht pharisäerhaft „fremdschämten" und damit selbst erhöhen wollten.

In der ARD-Diskussionsrunde bei Günther Jauch (27. Jänner) hatten die Moralwächterinnen einen eher schweren Stand. Hauptsächlich wurden berufliche Abhängigkeitsverhältnisse ins Treffen geführt. Dafür gibt es aber jede Menge Frauenberatungsstellen, die Übergriffe im Arbeitsumfeld abzustellen helfen und darauf schauen, dass keine beruflichen Nachteile entstehen, wenn sich Betroffene wehren (in Österreich nimmt z.B. die Gleichbehandlungskommission Beschwerden entgegen, unter anderem sind auch Schadenersatzforderungen möglich). In der ZDF-info-Sendung „log in" (28. Jänner) beklagte sich die „Aufschrei"-Initiatiorin, ein Student hätte ihr mal aufs Knie gegriffen. Die ehemalige Goslarer Gleichstellungsbeauftragte Monika Ebeling: Nach vierzig Jahren Frauenbewegung sollten Frauen in der Lage sein, sich zu wehren.

Christine Bauer-Jelinek schreibt auf ihrer Facebook-Seite zur aktuellen Debatte:
„Gleiches Recht für alle: Wenn jetzt Männern mehr Selbstkontrolle abverlangt wird, dann sollte das auch für Frauen gelten.

Frauen spielen bewusst oder gezielt mit ihrer sexuellen Wirkung, reagieren die Männer darauf, wird ihnen allein die Schuld zugeschoben. Dies ist eindeutig auch als Machtstrategie zu bezeichnen, doch das wird vom Feminismus und Teilen der Medien konsequent geleugnet.

Die Sexismus-Diskussion wird nicht fair geführt, doch das wird den Frauen mehr schaden als nutzen. Die Männer werden immer weniger Risiko eingehen und den beruflichen Kontakt zu Frauen einschränken. Dann wird es zwar vielleicht korrekter zugehen, aber die Chancen der Frauen auf Vorteilsgewinn werden auch sinken.

Wenn die traditionellen „Waffen der Frauen“ nicht mehr wirken, müssen sie sich erst wieder etwas Neues einfallen lassen."

Der Soziologe Walter Hollstein schreibt im Züricher „Tagesanzeiger" (29. Jänner):
Wieder nur Täter? – Die Sexismus-Debatte und die Doppelmoral

Im sonntäglichen Politik-Talk der ARD ging es um die Frage, ob Deutschland ein Sexismus-Problem hat. Günther Jauch, der Moderator, wies Alice Schwarzer darauf hin, dass sie ihm mal in einer Talkrunde gesagt habe, seine Krawatte sei auch nur ein Penisersatz. Schwarzer überhörte das. Jauch wurde grundsätzlicher und meinte, wenn er Vergleichbares zu einer Frau gesagt hätte, wäre das sexistisch gewesen. Schwarzer ignorierte ihn erneut.

Das ist typisch für die gegenwärtige Debatte. Sexismus wird nur auf Frauen als Opfer bezogen; die Täter sind ausschließlich Männer. Damit kein Missverständnis entsteht: Sexismus ist widerwärtig, und es ist gut, dass es darüber eine öffentliche Diskussion gibt. Aber: Sexismus gibt es ebenso sehr gegen Männer. Wenn z.B. Merilyn French in ihrem millionenfach verkauften Roman „Frauen" in die Welt schaut, erblickt sie „verrottete Männer" und „so großartige Frauen". Bereits diese Dichotomie ist sexistisch. Es geht aber noch weiter: Männer sind für French allesamt Nazis, die als Unterdrücker und Widerlinge nichts anderes als den Tod verdienen.

„Was ist ein Mann in Salzsäure?" fragt Schwarzers „Emma" und antwortet lakonisch: „Ein gelöstes Problem." Das war – nur en passant – in der nationalsozialistischen Epoche ein Judenwitz. Als in den USA Lorena Bobbit ihren Gatten – einen offenbar notorischen Ehebrecher – im Schlaf mit einem Messer entmannte, kommentierte Alice Schwarzer, dass Lorena Bobbit „ihren Mann entwaffnet" habe. „Eine hat es getan. Jetzt könnte es jede tun. Der Damm ist gebrochen, Gewalt ist für Frauen kein Tabu mehr. Es kann zurückgeschlagen werden. Oder gestochen."

Das ist von gestern, aber heutzutage ist es nicht besser:
Sybille Berg bezeichnet in ihrem Stück „Missionen der Schönheit" alle Männer als „Schweine". Acht Frauen erzählen, wie sehr sie unter den Männern gelitten haben und was diesen also dafür gebührt. Strafen sind z.B., dass ihnen die Kehle durchschnitten werden soll oder Fesseln, Verhungern lassen, „die Eier abschneiden".

Am 11.2. 2012 schreibt Berg in der Wiener „Die Presse": „Männer sind eben so. Sie müssen sich vermehren, das ist ihr Job. Egal, ob hetero- oder homosexuell, da muss immer was gehen, da müssen Pornos geschaut werden, Prostituierte gekauft, da muss gefummelt und einer weggesteckt werden". Im April 2012 ergänzt sie ihre Welt- und Geschlechtersicht in einer S.P.O.N.-Kolumne: „In der Welt der Männer langt es vermutlich, das Kinn nach vorne zu schieben, den Gegner beiseite zu walzen, nicht zuzuhören, keine Rücksicht auf Verluste".

Die amerikanischen Wissenschaftler Katherine A. Young und Paul Nathanson haben in ihrer Untersuchung "Spreading Misandry" minutiös belegt, wie die moderne Populärkultur unter dem feministischen Einfluss vor allem im Fernsehen, im Film und in der Massenliteratur „die Verachtung gegenüber Männern" propagiert. "Male bashing" nennt man das in den USA. Die preisgekrönte amerikanische Journalistin Kathleen Parker beschreibt in ihrem neuen Buch "Save the Males", wie verbales Eindreschen auf Männer inzwischen nachgerade zum Volkssport geworden ist.

Das muss Mann nicht auf sich sitzen lassen. Kritik ist selbstverständlich berechtigt, wenn es um männliche Vergehen und Fehler geht. Doch kein Mann muss sich, weil er nun mal eben Mann ist, als Vergewaltiger, Idiot oder Missgeburt der Natur beschimpfen lassen. Da ist Widerstand eine Frage der männlichen Selbstachtung. Auch Empörung, Wut und Korrektur sind mehr als berechtigt, und angesichts der Hasstiraden des ideologischen Feminismus ist es eigentlich befremdlich, dass sie auf Männerseite so moderat ausfallen. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Frauen.

Im Grunde genommen wäre es ja ganz einfach: Es geht um Anstand und Respekt. Was man selber nicht angetan bekommen möchte, sollten wir auch nicht anderen antun. Nur eben: Das gilt für beide Geschlechter. Und zwar: gleichermaßen."

Christiane Hoffmann schreibt im „Spiegel" (28. Jänner):
„Das Klima wird politisch korrekter werden. Das ist keine attraktive Aussicht. Politische Korrektheit zwingt den Alltag, das ganze Leben in ein moralisches Korsett. Der kleine Unterschied wird wegmoralisiert. An die Stelle der alten Tabus treten neue. Ich habe keine Lust auf diese Intoleranz. Ich habe keine Lust, in einem moralpolizeilich gesicherten Umfeld zu arbeiten, wo Männer nicht mehr Männer sind und Frauen nicht mehr Frauen, sondern alle nur noch Arbeitsbienen."

Und Birgit Kelle im „European":
„Nein, mein Gott, ich möchte nicht Mann sein in dieser Welt, in der bereits 13-Jährige mit Push-up-BHs zur Schule gehen. Ich möchte nicht Mann sein in einer Welt, in der man überlegen muss, ob man noch mit einer Kollegin Kaffee trinken kann. Und vor allem möchte ich als Frau nicht in einer Welt leben, in der ich als armseliges Opfer betrachtet werde und Männer vor lauter Angst, etwas Falsches zu sagen, lieber gar nichts mehr sagen. Wir haben es selbst in der Hand als Frauen, wir haben die Männer in der Hand."

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek wärmte soeben wieder ihre Forderung auf, „Grapscher" strafrechtlich zu verurteilen, Justizministerin Beatrix Karl ist dagegen. Auch Helmut Fuchs, Vorstand des Institutes für Strafrecht an der Uni Wien, hält die bisherigen Strafnormen für ausreichend.

Überlastete Gerichte und Staatsanwaltschaften dafür einzuspannen, scheint kaum sinnvoll. Denn dieses Fehlverhalten (Anlass der Debatte war ein afghanischer Po-Grapscher in Graz) kann bereits jetzt mittels Landesgesetz als Anstandsverletzung verwaltungsstrafrechtlich sowie zivilrechtlich geahndet werden, was unter anderem der ORF-„Report" und die Ö1-Büchersendung „Kontext" unter den Tisch fallen ließen. Auch die grüne feministische Frauensprecherin Judith Schwentner hält verwaltungsstrafrechtliche Sanktionierung für den gangbaren Weg.

Viktor Pölzl ist Obmann des Vereins Freimann, der sich für Gleichberechtigung auch für Männer einsetzt.
www.freimann.at

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Aufsichtsräte: Norwegens verheerende Bilanz drucken

Wäre es nicht das britische Linksorgan „Guardian“, so würden die Feministinnen jedes Geschlechts den Artikel wohl a priori als rechtes Machwerk denunzieren. Motto: Ignoriere so weit wie möglich alles, was dir unangenehme Wahrheiten sagt. Mit dem „Guardian“ aber und mit dessen Bericht über die verpflichtende Frauenquote in norwegischen Aktiengesellschaften tun sie sich ziemlich schwer.

Im Zentrum des Berichts steht die meistbeschäftigte norwegische Aufsichtsrätin, deren Meinung zur Frauenquote sowie über die Auswirkungen der Quote. Der Text kommt zu Ergebnissen, die nicht gerade in die rot-grüne Feminismus-Litanei passen.

In der EU wollen Teile der Kommission und in Österreich wollen Rot wie Grün bekanntlich so wie Norwegen eine zwingende Frauenquote in Aufsichtsräten börsenotierter Aktiengesellschaften dekretieren. Ganz abgesehen davon, dass ich noch nie eine Frau aus dem wirklichen Leben ausgerechnet über die fehlenden Aufsichtsratquoten klagen gehört habe, ist die norwegische Erfahrung verheerend. Norwegen ist jedoch das erste Land, das diese Quote verwirklicht hat.

Die Tatsache, dass Mai-Lill Ibsen derzeit in zehn Aufsichtsräten sitzt, ist nicht sonderlich sensationell. Dass es vor kurzem noch 185 gewesen sind, klingt da schon anders. Sie hat ihre Jobs deshalb reduzieren müssen, weil sie jetzt in einem ganz besonders wichtigen Aufsichtsrat sitzt, nämlich dem des norwegischen Pensionsfonds, der mindestens fünf Prozent an allen börsenotierten Aktiengesellschaften hält, und der die sonstigen Aufsichtsrats-Jobs seiner eigenen Führung limitiert.

Um nicht missverstanden zu werden: Die Qualifikation von Frau Ibsen ist zum Unterschied von etlichen Feminismus-Profiteurinnen durchaus ausreichend für die Arbeit eines Aufsichtsrats. Ob das bei wem immer – Mann oder Frau – auch bei 10 oder 185 gleichzeitigen Aufsichtsfunktionen noch der Fall sein kann, ist hingegen sehr fraglich. Wegen ihrer guten Qualifikation werden Ibsen jetzt jedenfalls schon europaweit Aufsichtsratsjobs angeboten. Inzwischen ist ja überall der Gender-Druck ausgebrochen. Und es gibt eben überall nur sehr wenige halbwegs qualifizierte Kandidatinnen. Das hält freilich die Frauen Reding und Heinisch-Hosek mit ihrer absoluten Ahnungslosigkeit von Wirtschaft nicht auf, weiter für eine 40-prozentige Pflichtquote zu kämpfen.

Mai-Ill Ibsen hält jedoch gar nichts davon: „Ich habe niemals eine gläserne Decke gesehen. Ich bin gegen Quoten. Sie sind in bestimmter Hinsicht diskriminierend. Ich glaube, wir Frauen sind so stark, dass wir das nicht brauchen.“ Wumm. Ob die Frau jetzt strafweise aus ihrem Geschlecht ausgeschlossen wird?

Noch viel explosiver ist aber Ibsens Bericht darüber, was sich bei Einführung der Quote in Norwegen abgespielt hat: Nicht weniger als 40 Prozent der Aktiengesellschaften haben nach Erlass dieses Gesetzes die Börse verlassen. Das ist zufällig der genauso hohe Anteil, wie seither jener von Frauen in den börsenotierten Aufsichtsräten zu sein hat. Die große Mehrheit dieser damals die Börse quittierenden Firmen gibt sogar offen zu, dass die Quote der Anlass war, dies zu tun.

Ibsen saß auch damals schon in Aufsichtsräten. Darunter waren zwei Aktiengesellschaften, die selbst einen solchen Rückzug beschlossen. Die eine tat dies wegen des Überhangs an Männern, die andere wegen eines solchen an Frauen (auch der ist nun verboten, wenngleich viel seltener der Fall). Beide Gesellschaften wollten sich nicht von den Politikern in die Auswahl ihres Personals dreinpfuschen lassen.

Menschen mit Wirtschaftswissen auf dem Niveau der Frau Heinisch werden nun meinen: Es ist ja egal, ob diese Unternehmen an der Börse sind oder nicht. Das stimmt aber nicht. Börsen stellen erstens eine breitere Finanzierung der Unternehmen sicher. Sie zeigen zweitens ständig den Wert eines Unternehmens in den Augen potentieller Eigentümer, über den man sich sonst oft Illusionen hingibt. Und drittens zwingen Börsen die Firmen zu weit größerer Transparenz in allen Gestionen. Daher ist jeder Mechanismus, der Firmen von der Börse vertreibt, schlecht und schädlich. Für diese Unternehmen wie auch die ganze Volkswirtschaft.

Besonders schlecht und schädlich ist es aber auch noch aus einem anderen Grund, wenn sich Bürokraten und Demagogen in die Führung eines Unternehmens einmischen. Es ist in Wahrheit ohnedies schon extrem schwierig, qualifizierte und engagierte Aufsichtsräte oder Vorstände zu finden. Da braucht kein Unternehmen die Einmischung von Parteien auf der Jagd nach vermeintlichen Wählerstimmen und deren weltfremde Regeln.

 

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Fußnote 395: Die Medien an der Leine drucken

Selbst die – vor allem mit ihrer österreichischen Tochter – sehr linksgestrickte Gruppe „Reporter ohne Grenzen“ konnte in ihrem neuen Ranking nicht umhin, die Pressefreiheit in Österreich vom 5. auf den 12. Platz abstürzen zu lassen.

Als Begründung werden „gezielte Postenbesetzung im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ORF“ genannt. Diese haben in der Tat seit Machtantritt von Werner Faymann dramatisch zugenommen. Damit gibt die Gruppe aber auch indirekt und wahrscheinlich ungewollt zu, dass die Postenbesetzungen in der ach so bösen schwarz-blauen Zeit offenbar viel weniger parteipolitisch gewesen sind. Die weiteren Begründungen für die schlechte Bewertung verschleiern die Wahrheit jedoch mehr, als sie  enthüllen: Da findet sich die: „zunehmend schwierige ökonomische Lage von Qualitätsmedien sowie der wirtschaftliche Druck, dem Redaktionen und Journalisten ausgesetzt sind“; hinzu kämen eine „Presseförderung und Anzeigenpolitik, die vornehmlich marktorientiert ist“. So formulieren es die „Reporter ohne Grenzen“. Beides zeigt von großer Ahnungslosigkeit oder geringer Wahrheitsliebe: Es gibt nämlich absolut keinen Grund, nur bei Qualitätsmedien – sofern es die in Österreich überhaupt gibt – von einer schwierigen ökonomischen Lage zu sprechen. Und die seit Faymanns Antritt unglaubliche Fülle von Bestechungs-Inseraten durch Gemeinde Wien und Faymann-, Bures-, Schmied- wie auch Berlakovich-nahe Bundesbudgets als „marktorientiert“ zu bezeichnen, ist geradezu absurd. Dort findet ja ganz offensichtlich das Gegenteil von Markt statt.

 

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PISA-Test aus der Wasserleitung drucken

Die SPÖ arbeitet an einem politischen PISA-Test. Es geht um sinnerfassendes Lesen von Richtlinien, die von Brüssel kommen. Diese sehen vor, dass allfällige Privatisierungen der Wasserversorgung künftighin europaweit ausgeschrieben werden müssen. Das ist alles. Es gibt keine Empfehlung, kommunale Leistungen dieser Art durch Firmen zu besorgen.

Aber manche, so auch Stefan Schulmeister in der „Presse“ vom 30.1. wittern schon einen neoliberalen Anschlag auf die Wasserversorgung. Die Reaktionen auf den Richtlinienentwurf sind, gelinde gesagt, erstaunlich. Aber nur auf den ersten Blick. Der intellektuelle Zweig der SPÖ, Staatssekretär Ostermayer, wurde „ausrückend gemacht“, um eine Privatisierung des Wassers (durch Gemeinden) zu unterbinden. Das soll in der Verfassung verankert werden.

Die künstliche Erregung ist groß und medienwirksam; der Finanzstaatssekretär (Schieder), der Bundeskanzler (zur Sicherheit: Faymann) sind dazu wild entschlossen. Wenn einem das Wasser bis zum Hals reicht, denkt man an die Krone, die „unser Wasser“ schon immer schützen wollte; und vermutlich auch an einen Wiener Bürgermeister, der es zwar nicht predigt und schon gar nicht trinkt, aber demnächst über die Privatisierung von kommunalen Dienstleistungen befragen lassen will.

Die Grünen, offensichtlich auch nicht begnadet mit der Gabe des sinnerfassenden Lesens, springen begeistert auf etwas auf, was sie für den Zug der Zeit halten. H.C. Strache, der bis vor kurzem geglaubt hat, dass ihm keiner das Wasser reichen kann, berauscht sich am imaginären Wasserprivatisierungsverbot. BZÖ und Stronach-BZÖ glucksen mit. In der ÖVP schütteln die Lesefähigen den Kopf oder ringen um eine harmlose, das heißt nichtssagende Formulierung, die dann in der Verfassung verankert werden könnte. (Dort wird es dann neben einem „Spekulationsverbot“ und der „Sozialpartnerschaft“ u.v.a.m. ruhen).

Was für ein Land! Einerseits zum Auswandern, angesichts der versuchten Volksverdummung. Andererseits zum Einwandern, angesichts der Sorgen, die man sich hierzulande macht. Es setzt durch viele seiner Politiker und seiner willfährig berichtenden Medien alles daran, zur Karikatur eines ernstzunehmenden Landes zu werden. Politik sei die Kunst, die Menschen von dem abzulenken, was sie betrifft, hat Paul Valery sarkastisch angemerkt. Diese Kunst scheint in Österreich hoch entwickelt.

Menschen, die Vorschläge (der EU z.B.) schlecht lesen können, sollten keine Diskussionen einleiten oder medial vertreten. Schließlich besteht die Gefahr, dass Stupidität ansteckend ist und die Engstirnigkeit immer breiter wird.

PS: Es gibt übrigens in Österreich fast 100 Gemeinden, die ihre Wasserversorgung durch private Firmen besorgen lassen. Bisher wurden noch keine Fälle von „Wasserraub“ oder „Verdursten“ bekannt.

PPS: Ach ja, was die Schulmeisters und Krone-Redakteure noch gerne überlesen: So exorbitante Preiserhöhungen um hohe zweistellige Prozentsätze, wie sie die (meines Wissens nicht privatisierte) Gemeinde Wien zuletzt für fast alle(!) öffentlichen Versorgungs- und Dienstleistungen dekretiert hat, sind mir von keinem der bösen Privaten bekannt.

Rudold Bretschneider ist seit Jahrzehnten in diversen Cheffunktionen bei GfK (früher Fessel-GfK) tätig und einer der prominentesten Marktforscher und politischen Analysten des Landes.

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Das Tagebuch als App jetzt auch am Handy perfekt lesbar drucken

Nach einigen Monaten der Vorbereitung ist es soweit: Das Tagebuch gibt es nun auch in einer für Smartphones (Android, Apple usw.) optimierten Fassung. Damit Sie es unterwegs in einer bequemen Darstellung lesen können, damit Sie kommentieren können und damit Sie – sofern Abonnent – auch dort Postings bewerten können.

Jetzt können Sie das Mobil-Tagebuch als jederzeit bequem anklickbares „App“ auf Ihrer Startoberfläche positionieren. Bei einem I-Phone etwa müssten Sie dazu nur über den normalen Internet-Browser (z.B.: Safari) das Tagebuch öffnen, einmal am Fuß der Seite das Rechteck mit dem nach rechts geschwungenen Pfeil anklicken und dann „Zum Home-Bildschirm“ und „Hinzufügen“ klicken. Schon ist das „App“ platziert. Und Sie kommen ganz ohne Umweg über einen „Zeitungskiosk“ oder ähnliches jederzeit direkt zum Tagebuch.

Das Tagebuch wurde der Übersichtlichkeit halber zugunsten des kleinen Bildschirms auf seine meistgenutzten Funktionen konzentriert: auf das eigentliche Tagebuch mit meinen täglichen Anmerkungen zu Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, sowie auf die Gastkommentare und den Science-Blog. Sowie auf alle Postings der Leser dazu, die ja mindestens ebenso spannend sind.

Die ebenfalls beliebten Bereiche „Zahlen & Daten“ (wo alle wichtigen Daten und Statistiken übersichtlich zu finden sind) sowie „Tipps & Hinweise“ (wo sich Abonnenten gegenseitig Empfehlungen zu allem Möglichen geben können) hingegen sind auch künftig nur in der Vollversion zu lesen, die man am besten über PC und Laptop abruft. Aber selbstverständlich kann man auch am Handy zu dieser für Computer programmierten Vollversion wechseln (mit einem Befehl ganz am Fuß der Mobil-Seite) und diese Informationen nutzen. Dasselbe gilt auch für die erstmalige „Registrierung“. Man hat dort via Handy halt nur den Nachteil einer recht kleinen Schrift.

Abonnenten, die in der neuen Mobilversion bewerten wollen, mögen bitte kurz die Bewertungs-Sterne anklicken, dann öffnet sich ein großes Fenster mit Sternen, auf dem man auch mit wenig präzisen Fingern genau seine Sterne-Anzahl vergeben kann. Fast einfacher als in der Vollversion.

Wahrscheinlich wird es anfangs angesichts der komplexen Neuentwicklung noch die eine oder andere Kinderkrankheit geben, für die ich jetzt schon um Vergebung ersuche. Das Programmierteam bittet jedenfalls um Information über entdeckte Fehler unter „Kontakt“ (in der Mobil-Version ebenfalls ganz unten zu finden). Es wird dann unverzüglich eine Behebung versuchen. Dabei bitte immer um genaue Angabe des Typs Ihres Smartphones; angesichts der Vielfalt von Geräten könnte uns nämlich eines bei der Neuprogrammierung durchgerutscht sein.

Jedenfalls: Viel Freude mit der neuen Nutzungsmöglichkeit des Tagebuchs. Man muss künftig in der Eisen- oder U-Bahn nicht immer nur das bedruckte Gratispapier lesen.

 

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Wasserrettung auf Kosten der Bürger drucken

Den Kommunen geht das Geld aus. Nicht nur kleine Gemeinden, sondern auch große Städte sind in bösen Finanznöten. Ja, und verspekuliert haben sich auch ein paar…

Damit Geld hereinkommt, wird alles privatisiert, was nur irgendwie geht. In letzter Zeit sind viele Gemeinden dabei, vor allem die Wasserversorgung in private Gesellschaften „auszulagern“. Dem EU Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, Michel Barnier, ist das jetzt zu bunt geworden. Er will diesem Privatisierungszirkus einen Riegel vorschieben. Strenge Regeln sollen verhindern, dass die Bürger die Zeche bezahlen müssen. Einigen Bürgermeistern gefällt das gar nicht, eh klar. Sie wollen die neuen Regeln verhindern.

Unsere „Qualtiätszeitungen“ wie Krone, Heute und Österreich verkünden inzwischen: „Wir müssen unser Wasser retten“, das die böse EU „verkaufen“ will. Michael Häupl und Werner Faymann rufen mit im Chor, der unser „nasses Gold“ gefährdet sieht. In Wien soll jetzt auch noch das Volk dazu befragt werden, ob eh alle dagegen sind, dass unser Wasser „ausverkauft“ wird. Kein Witz.

Wolfgang Hoffmann, Jahrgang 1959, ist Musiker, Unternehmer und Autor.
Siehe:
http://www.woho.at

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Herr Biedermann und die Brandstifter drucken

Das Drama von Max Frisch handelt vom Bürger Biedermann, der Brandstifter in sein Heim aufnimmt, obwohl sie erkennen lassen, dass sie es anzünden wollen.

Biedermann liest in den Medien von aktuellen Brandstiftungen und regt sich über diese Täter auf. Die Brandstiftungen folgen immer dem gleichen Muster: Als harmlose sozial Benachteiligte nisten sie sich in dem Haus ein, das sie später niederbrennen. In einer Szene erscheint so nebenbei ein Polizist. Obwohl er die mit Benzin gefüllten Fässer entdeckt, gibt er sich mit der Erklärung „dies sei Haarwasser“, zufrieden und verschwindet lachend.

Im Stück tritt auch ein ideologischer Brandstifter, eigentlich ein „Weltverbesserer“, ganz harmlos und vermeintlich unbeteiligt in einer Nebenrolle auf. Der Chor – wie in der griechischen Tragödie in wichtiger Eigenschaft – wäre dazu da, Sachverhalte und Ereignisse zu beschreiben und zu kommentieren, sowie Biedermann und das Publikum zu warnen. Macht er aber nicht. Es kommt, wie es kommen muss. Biedermanns Haus geht in Flammen auf.

Die Biedermanns werden als Mitläufer charakterisiert, die keinerlei Standhaftigkeit besitzen. Ständiges Schönreden und Opportunismus ermöglichen den Brandstiftern erst, mühelos ihre „Arbeit“ zu tun. Ähnlichkeiten zwischen diesem Drama und der aktuellen Situation rund um die Votivkirche sind rein zufällig. Aber eigentlich drängen sich die Gemeinsamkeiten auf.

Aus einem harmlosen Protestmarsch von ach so armen Asylwerbern“ hat sich eine wochenlange Besetzung eines Gotteshauses entwickelt. Mag sein, dass sich der Kardinal als Hausherr darüber aufregt, er unternimmt aber nichts dagegen, dass sich diese „Benachteiligten“ in einem seiner Gotteshäuser einnisten. Er lädt sie freundlich zum Essen ein und redet sich in Wirklichkeit seine doch aufkommenden Zweifel schön. Vorerst lässt er es allerdings zu, dass die Caritas sich intensiv um die sich ungeniert Einnistenden kümmert. Die Behörden sorgen sich vordergründig um den Vorgarten der Kirche, in dem sie die Zelte wegräumen. Um das eigentliche Problem der Kirchenbesetzung kümmert sich die Exekutive nicht. Über die ideologische Verbrämung des Asylthemas mit weltverbesserischen Ansätzen und die daran Beteiligten muss ohnedies nicht mehr im Detail geschrieben werden.

Die Angelegenheit, betrachtet mit den Augen der Gutmenschen, endet sicher auch in diesem Fall damit, dass rückgratlos am Ende wortreich die Distanzierung erfolgen wird. Nur dann ist der Schaden schon eingetreten. Den Chor geben die Medien, die ihre eigentliche Rolle in keiner Weise erfüllen – unideologisch und genau hinzusehen, zu beschreiben, zu kommentieren und die Bevölkerung zu warnen. Im Gegenteil: Sie gießen Öl ins Feuer, indem sie einerseits den Asylwerbern Hoffnung auf Aufenthalt suggerieren und andererseits der heimischen Bevölkerung vorgaukeln, dass sich alles zum Guten wenden würde und die massenhafte unkontrollierte Zuwanderung ohnedies problemlos abgewickelt werden kann, wenn sich das werte heimische Publikum ausreichend politisch korrekt verhält.

Für uns beginnen sich die Rollen von Biedermann und den Brandstiftern zu vermischen und zu verkehren. Die Rolle der Brandstifter spielen nicht die Brandstifter selbst, sondern die Biedermänner, die weg schauen, die die Dinge schön reden, die die Leute in Sicherheit wiegen, die die Spenden sammeln, die für sich positive Medienberichte produzieren lassen und die von dem Geld, das sich mit der Armut von Wirtschaftsmigranten verdienen lässt, recht gut leben.

Wir fordern, dass Staat und Kirche hinschauen, die Dinge beim Namen nennen, bei der Wahrheit bleiben, bestehende Schwierigkeiten offen aussprechen und die Leute nicht für dumm verkaufen. Das bedeutet konkretes Handeln im Sinne des Rechtsstaats.

Wir warten, Frau Innenministerin, Herr Kardinal!

Andreas Walder und Johann Grassmair
Andreas Walder ist Jurist und arbeitet im Personalmanagement. Johann Grassmair ist Unternehmer und arbeitet im Bereich Organisation

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Vermögensberichte von Gemeinde Wien und Nationalbank: Künstlich konstruierte Schieflagen drucken

Seit Jahrzehnten werden die Österreicher im Wochentakt durch Berichte aufgeschreckt, die das größer werden von sozialer Kluft, Armut, Ungerechtigkeit, Welt-Unheil und Fußpilz beweisen sollen. Im Dezember künden gleich zwei Berichte von einer sozialen Schieflage – diesmal bei den Vermögen. Und wieder lohnt ein Blick hinter die Zahlen, um Entwarnung zu geben. Oder über das politische Motiv der Herausgeber nachzudenken.

Für den Sozial- und Reichtumsbericht der Stadt Wien scheint die Bundeshauptstadt ein Hort an himmelschreiender Ungerechtigkeit zu sein. Im Vergleich zum Rest-Österreich wären die Vermögen hier besonders ungleich verteilt: 30 Prozent der Wiener besitzen 92 Prozent des Vermögens. Doch das liegt an Österreichs bzw. Wiens Tradition als Mietergesellschaft begründet – und vor allem an der sozialistischen Politik der Stadt Wien. Denn das Vermögen der „Reichen“ besteht ja nicht in Autos, Geld und Uhren (wer könnte so etwas auch messen) – nein, das untersuchte Vermögen besteht zu zwei Dritteln aus dem fiktiven Wert von Immobilien (und zu einem Drittel aus dem der Firmenwerte).

Die Gemeinde Wien besitzt 220.000 Wohnungen, zusätzlich gibt es 80.000 Genossenschaftswohnungen. Mit Steuergeld verbilligt die Gemeinde ihre Mieten künstlich und hält Mieter so davon ab, sich für Wohnungseigentum zu interessieren. Damit besitzen 750.000 (!) Wiener am Papier zwar kein Eigentum, verfügen aber immerhin über eine höhere Realkaufkraft als Wohnungs-Eigentümer.

Geldschwemme blies Immobilienwerte auf

Die 30 Prozent der „Wiener Reichen“ entsprechen ziemlich genau den 30 Prozent der Wiener, die Wohnungs- oder Hauseigentümer sind. Die exzessive Ausweitung staatlichen Notenbank-Geldes in Europa (und den USA) hat bekanntlich die Immobilienwerte aufgeblasen. Von der Geldschwemme konnten folglich nur Eigentümer und nicht Mieter profitieren. Nur weil eine Eigentumswohnung statt 100.000 Euro jetzt aber 200.000 wert ist, ist sie gleichzeitig nicht auch größer geworden. Der Vermögenszuwachs entstand rein auf dem Papier. Warum soll der nun fiktiv „reiche Besitzer“ jetzt aber real Vermögenssteuer bezahlen, wie Arbeiterkammer und Gemeinde Wien nun unisono fordern?

Der Sozialbericht der Gemeinde Wien wurde von der Österreichischen Nationalbank (ÖNB) unter der Leitung von Ewald Novotny (SPÖ) erarbeitet. Ein eigener ÖNB-Bericht für das ganze Bundesgebiet stößt ins gleiche Horn, was den ORF sofort folgern lässt: „Die Vermögen in Österreich weisen eine Schieflage auf“.

Dabei müsste einem der Bericht eigentlich Mut machen: Über 20 Prozent der gesamt-österreichischen Bevölkerung besitzen Vermögen von über 300.000 Euro. Weitere 25 Prozent eines von 100.000 bis 300.000 Euro. Nur 39,5 Prozent haben weniger als 50.000 Euro. Und auch österreichweit entsprechen die 45 Prozent der Vermögenden haargenau dem Anteil jener Österreicher, die in den eigenen vier Wänden wohnen.

Höhere Steuern kürzen Kaufkraft

Markus Marterbauer von der Arbeiterkammer fordert nun die Erhöhung von Reichen-, Erbschafts- und Schenkungssteuer, um die vermeintliche Ungleichheit bei den Vermögen auszugleichen und sozial Schwache zu unterstützen.

Abgesehen davon, dass der europäische Armutsbericht EU Silc für Österreich ein langfristiges Absinken der Armutsgefährdeten (1993: 14 Prozent, 2011: 12 Prozent) und der „Working Poor“ (2004: 7,8 Prozent, 2010: 4,9 Prozent) bemerkt, warnt der von Marterbauer vorgebrachte ÖNB-Vermögensbericht auf Seite zehn: „Im Jahresverlauf 2012 hat sich die Inflationsrate wegen staatlicher Steuer- und Abgabenerhöhungen erhöht.“ Auf Deutsch: Es waren immer die neuen Steuern, die die Realeinkommen Europas kürzten. Und ist es nicht der Machtapparat um die Arbeiterkammer, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit immer neue und höhere Steuern fordert?

„Mieten“ verhindert jeden Vermögensaufbau. Es führt zu Altersarmut und macht politisch abhängig. Zwar ist die Miete niedriger als die vergleichbare Kreditrate – aber selbst wenn die Differenz auf ein Sparkonto wandert, so verliert das angesparte Kapital über die Zeit durch die wahre Inflation massiv an Wert. Zum Schluss hat der Mieter weder (Wohnungs-)eigentum noch Geld.

Schon im Kindesalter werden die Wiener in Gemeindekindergärten, Staatsschulen und Wiens omnipräsenter (SPÖ-freundlicher) Boulevard-Presse zu braven Miet-Deppen sozialisiert. Als Mieter ist man aber ein ganzes Leben lang auf die Mieter-Partei SPÖ angewiesen – und den Kampf ihres Mieterbundes für maßvolle Mieterhöhungen.

In der Pension steigt der relative Anteil der Miete (am geringeren) Pensionsentgelt. Nun ist man auf die „Pensionisten-Partei“ SPÖ angewiesen – und dass der SPÖ-Pensionisten-Verband für eine kräftige Anhebung der Mindestpensionen kämpft. So rennt man sein Leben lang verzweifelt seinem Traum vom materiellen Glück hinterher und hat zum Schluss doch nichts – außer ein Leben lang nur „rot“ gewählt.

Gemeindewohnungen verkaufen

Will man die Wiener vom Preisanstieg bei Immobilien profitieren lassen, muss man sie zu Immobilien-Eigentümern machen. Der schnellste Weg besteht darin, Gemeindewohnungen an Mieter zu verkaufen. Nach zwanzig Jahren Miete sollen die Wiener ihre Wohnung gegen eine Abstandszahlung erwerben können. Alternativ könnten Gemeindewohnungen auch bei kürzeren Mietzeiten zum Marktpreis erworben werden bzw. mit künftigen Mieten gut gerechnet werden können. In beiden Fällen müsste ein 20-jähriges Veräußerungsverbot vereinbart werden.

Wer Vermögens-Ungleichheiten ehrlich bekämpfen will, darf die Bevölkerungsmehrheit nicht mehr trickreich vom Immobilieneigentum fernhalten. Und wenn er es tut, dann muss er so anständig sein, dies im Vermögensbericht entsprechend zu erläutern.

Der Wirtschaftspädagoge und Betriebswirt Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg. Sein aktuelles Buch „Die Gemeinwohl-Falle“ beschäftigt sich kritisch mit der Armutsdiskussion, aber auch den Thesen Christian Felbers oder Jean Zieglers.

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Österreich bleibt bei der Wehrpflicht! – Kräftige Ohrfeige für Sozialisten und Boulevardmedien drucken

Bei einer unerwartet hohen Wahlbeteiligung von über 50 Prozent steht fest: Rund 60 Prozent der Wähler wünschen eine Beibehaltung der von Sozialisten und Grünen bekämpften Wehrpflicht. Nach einer auf niedrigstem Niveau geführten Wahlauseinandersetzung wurde eine primär militärisch relevante Frage großteils durch nicht-militärische Erwägungen entschieden. Hauptmotive der siegreichen Wehrdienstbefürworter waren nämlich die Beibehaltung des (für verschiedene Blaulichtorganisationen wichtigen) Zivildienstes, ein weiterhin gesicherter Katastrophenschutz und die Überzeugung, der Militärdienst übe auf junge Männer eine, auf welche Weise auch immer, disziplinierende Wirkung aus.

Einige interessante Details: In den Bundesländern gab es – teilweise sehr deutliche – Mehrheiten für die Wehrpflicht. Einzig in der rot-grün regierten Bundeshauptstadt fand sich eine Mehrheit zugunsten des Wechsels zu einem Berufsheer. Ob die Lorbeeren für diesen Erfolg nun eher den roten Wiener Parteisoldaten oder den Unterschichtmedien zustehen, die bis zuletzt – natürlich absolut selbstlos und nur der Sache verpflichtet – vehement die Geschäfte der Genossen besorgt hatten, ist schwer abzuschätzen.

Die Jungen stimmten mit deutlicher Mehrheit pro Berufsheer, mussten sich aber der erdrückenden Macht der Alten (die mit ebenso großer Mehrheit für die Beibehaltung der Wehrpflicht stimmten) beugen. Gegen die Interessen der Silberlocken ist in der rapide vergreisenden Alpenrepublik heute eben keine Wahl mehr zu gewinnen.

Besondere Bedeutung erhält diese Entscheidung angesichts der Tatsache, dass im Frühjahr in mehreren Bundesländern (in Kärnten, Niederösterreich, Salzburg und Tirol) Wahlen anstehen und im Herbst des Jahres auch zum Nationalrat gewählt wird. Hätten sich die Sozialisten bei der Wehrpflichtabstimmung durchgesetzt, hätten sie – und deren grüne Wunschpartner für eine Koalitionsregierung – damit kräftigen Rückenwind für diese wesentlich wichtigeren Abstimmungen erhalten. Der Umstand, dass die geballte Medienmacht der „Kronen Zeitung“, einiger Gratisgazetten und des ORF den Roten keinen strahlenden Sieg bescheren konnte, lässt für den Herbst hoffen. Eine (radikal) linke Mehrheit scheint heute so unwahrscheinlich zu sein, wie schon lange nicht mehr.

Dass die Frage der Wehrpflicht am 20. 1. 2013 nicht ein für allemal entschieden wurde, liegt auf der Hand. Nicht deshalb, weil es wohl auch weiterhin Raum für berechtigte Kritik am bestehenden System geben wird, sondern weil jene (in- und ausländischen) Kräfte, die österreichische Truppen unbedingt als dauerhaften Bestandteil eines – jederzeit auch zu aggressiven Missionen „out of area“ bereiten – Militärbündnisses sehen wollen, wegen einer schief gegangenen Volksbefragung natürlich nicht aufgeben werden…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Elektronische Nachlese einer Volksbefragung drucken

Es ist ja verständlich, dass sich die ORF-Redaktion mit dem Ergebnis der Volksbefragung sehr schwer getan hat. Ihre Leichenbittermiene mochte man daher durchaus in Kauf nehmen. Aber an diesem Sonntagabend haben sie sich in Sachen Manipulation und gleichzeitiger Unfähigkeit selbst übertroffen.

Da gab es etwa eine totale Schwarz-rot-Inszenierung der aktuellen Berichterstattung. Diese beiden Parteien vertreten aber nach fast allen aktuellen Umfragen nicht einmal mehr die Hälfte der Bevölkerung. Dennoch tut der ORF so, als ob es die restlichen Parteien – und damit die Hälfte seiner Kunden – so gut wie gar nicht gäbe. Sie bekamen jedenfalls nur ein Zehntel der großkoalitionären Präsenz. Dabei ging es bei der Befragung ja um ein wichtiges Sachthema und gar nicht um Parteien.

Da setzt sich der hauseigene Chefredakteur vor die Kamera und palavert über die jüngeren Wähler, die mehrheitlich für das Berufsheer gestimmt haben. Dabei verliert er sich in für niemanden mehr logisch nachvollziehbare Theorien des Inhalts, dass diese Jungen (die in Wahrheit oft zum ersten Mal wählen!) Wechselwähler seien. Der Zweck seiner Mäander wurde aber am Schluss klar: Er konnte so aus der SPÖ doch noch den Sieger der Befragung machen. Der Herr Dittlbacher war wohl in seinen AZ-Zeiten Sieger im parteiinternen Bewerb in Sachen Kronprinzenfrage. Dabei geht es bekanntlich um jenen „Prüfer“, der auch die allerblödesten Antworten eines debilen Kronprinzen als richtig darzustellen versteht.

Da wurde am Abstimmungsabend mehrfach klar gemacht (etwa auch vom Innenpolitik-Ressortleiter), dass ja das Ergebnis nichts wert wäre, weil laut einer Studie drei Viertel der Wehrpflichtfreunde nur des Zivildienstes wegen für diese Pflicht gestimmt hätten. Das ist ein wunderschönes Beispiel, was passiert, wenn man aus einem „auch“ ein „nur“ macht. Denn laut der gleichen Studie haben auch 54 Prozent der Wehpflicht-Befürworter gesagt, das Heer solle nicht nur aus Berufssoldaten bestehen. Sehr viele haben sich also durchaus Gedanken über das Heer und nicht nur über den Zivildienst gemacht. Ferner haben 50 Prozent explizit geantwortet, sie wären für die Wehrpflicht, weil diese besser für die Sicherheit ist. Aber das alles erfuhren die ORF-Kunden im Gegensatz zur mehrfach wiederholten Zivildienst-These nie. So kann man in der Darstellung und Berichterstattung aus einer – mutmaßlich – korrekten Studie das Gegenteil herauslesen. Offen mag nur bleiben, ob die sogenannten Redakteure das aus voller Manipulationsabsicht tun oder nur, weil sie einfach zu blöd sind?

Da wird zwar Norbert Darabos gefragt, ob er zurücktreten wolle. Aber in den zahllosen Analysen des ORF samt seinen milieuüblichen Politologen kam das Thema Rücktritt dann überhaupt nicht vor. Dabei wäre das in jedem anderen Land der zentrale Streitpunkt gewesen: ob ein Politiker, der eine so schwere Demütigung erlitten hat, glaubwürdig im Amt bleiben kann; ob ein nach Selbstauskunft „enttäuschter“ Minister jetzt noch sinnvoll amtieren kann; ob solcherart nicht das ganze Heer durch unerträgliche Schizophrenie gelähmt wird.

Da wird – offensichtlich um den Erfolg für die Wehrpflicht zu schmälern – mehrfach eine Graphik gezeigt, in der auch die Nichtwähler gleichberechtigt vorkommen. Die scheinen in dieser Darstellungsform dann plötzlich – trotz der sensationell hohen Wahlbeteiligung und des unerwartet deutlichen Ausganges der Wahl – als stärkste Einzelgruppierung auf. Nun: Diese Darstellungsweise ist an sich durchaus legitim. Nur müsste man sie dann auch dort anwenden, wo man damit Wahlerfolge der SPÖ (Bundespräsident, Wien, Nationalrat) dramatisch relativieren würde. Bei solchen Wahlen aber hat es diese Graphik noch nie gegeben.

Diese Darstellungsweise wäre aber auch beim sonntägigen Befragungsergebnis lustig geworden, nämlich beim Wiener Ergebnis – wo sie der ORF jedoch nicht eingesetzt hat. Natürlich. Natürlich? Obwohl Wien als einziges Bundesland eine klare Mehrheit für das Berufsheer erbracht hat, würde sich dieser linke Sieg total relativieren, wenn man die Wiener Nichtwähler so wie im Bund in die Darstellung einbezogen hätte.

In Wien war nämlich der Anteil der Nichtwähler viel größer als in allen anderen Bundesländern! Beim Spitzenreiter Niederösterreich lag die Wahlbeteiligung um mehr als 14 Prozentpunkte über der in Wien. Hätte man das etwa in einer Ergebnis-Graphik auch gezeigt, oder es zumindest mündlich klargemacht, dann wäre der Eindruck eines Berufsheer-Erfolgs in Wien dramatisch relativiert worden. Denn im Blick auf die Zahl aller Wahlberechtigten ist in Wien der Anteil der Berufsheer-Freunde nur um weniger als 2,2 Prozentpunkte höher denn im Bundesschnitt.

Die geringe Teilnahme reduziert natürlich auch das gesamtösterreichische Gewicht Wiens signifikant. Es haben sowohl in Niederösterreich wie in Oberösterreich jeweils um 100.000 bis 200.000 Menschen mehr abgestimmt als in Wien. Auch das haben ORF-Seher nie erfahren.

Zu diesen schweren Manipulationen in einer Stunde Wahl-Berichterstattung (die ORF-Diskussion habe ich dann schon gemieden, weil mein Masochismus eben doch Grenzen hat) kommen noch jede Menge handwerkliche Unzulänglichkeiten. Technischer Natur waren etwa mehrere Blackouts und krachende Mikrophone; redaktioneller Natur war vor allem die schwere Überforderung des Herrn Leitner (Leitner sehen, heißt Nostalgie nach Broukal oder HF Mayer haben). Er hat statt Ruhe nur Nervosität ausgestrahlt – und natürlich auch Ärger über das Ergebnis –, wobei die unkorrigiert gebliebene Verwechslung von Lebensjahren mit Prozenten noch am leichtesten hinzunehmen war. Wenigstens brachte seine weibliche Partnerin professionelle Ruhe in den Ablauf.

All diese Dinge werden im ORF von Woche zu Woche und von Monat zu Monat schlimmer. Weil dort von Dittlbacher bis Weinzettl nur noch überforderte Polit-Protegés in Funktionen kommen. Weil dort ein Generaldirektor amtiert, der Null Ahnung vom Programmmachen und von einem Informationsmedium hat. Weil Herrn Wrabetz die seriös sein sollenden Inhalte seines Senders nicht einmal interessieren.

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Und jetzt bitte auch noch die Gesamtschule abzustimmen drucken

Das Ergebnis der Volksbefragung ist überwältigend – und macht unglaublich viel Lust auf mehr. Wir wollen mehr Mitsprache – notfalls selbst in den unbeholfenen und unzureichenden Formen, wie sie uns unsere Parteien derzeit erlauben.

Ich muss heute ein Urteil revidieren, das ich am Beginn der Volksbefragungs-Geschichte abgegeben habe: Selbst in dieser unzulänglichen und parteipolitisch instrumentalisierten Weise hat sich die direkte Demokratie als erfolgreich erwiesen. Das konnte ich ursprünglich gar nicht glauben. Es war einfach sensationell, in den letzten Tagen zu erleben, wie sich so viele Österreicher eingehend mit einer Frage auseinandergesetzt haben, die die Bundesregierung überfordert hat. Selbst einfache Menschen, die keinen Blick in die politischen Teile der Zeitungen werfen, haben sich ein von Tag zu Tag differenzierter werdendes Bild gemacht. Und den Blick für das Wesentliche gewonnen. Ja, ihnen ist auch die Landesverteidigung ein Anliegen, weil sie zum Unterschied von Krone&Co Österreich lieben.

Dementsprechend ist von Tag zu Tag die Unterstützung für die Herren Darabos, Häupl und Faymann zurückgegangen. Dementsprechend hat umgekehrt die Wahlbeteiligung auch alle anfänglichen Erwartungen und Befürchtungen übertroffen. Das hat niemand erwartet.

Natürlich hat das Alles auch – aber eben nur in zweiter Linie – parteipolitische Dimensionen. Die ÖVP hat ihre Stammwähler voll mobilisieren können. Die städtischen Linkswähler sind hingegen großteils daheim geblieben. Die Darabos-Kampagne konnte sie keine Sekunde lange mobilisieren. Und auch die alte SPÖ-Strategie, die Jungwähler zu begeistern, wenn man den Burschen eine Reduktion ihrer Pflichten verspricht, funktioniert nicht mehr. Das hat bei Kreisky noch Wahlen beeinflusst, als er die 68er Generation durch weniger Wehrdienst begeistern konnte. Heute hingegen zeigen auch viele der Jungen durchaus Bereitschaft zu einem Dienst an der Gemeinschaft.

Muss Darabos nun gehen? Es wäre schön. Das war zweifellos für viele Wähler auch ein besonderer Grund, zur Wahl zu gehen. Ob er wirklich geht, hängt aber in Wahrheit stark davon ab, ob die SPÖ überhaupt noch einen Ersatz für den undankbaren Posten findet. Dort muss man ja jetzt das exekutieren, wogegen man gekämpft hat. Was niemand will.

Noch erfreulicher als die Niederlage für Darabos ist die endgültige Götterdämmerung für die zugeschriebene Macht der Boulevardzeitungen und so mancher Möchtegern-Qualitätszeitung. Sie bedrucken zwar viel Papier, sie bewegen aber immer weniger Menschen in ihren politischen Haltungen. Denn die Österreicher sind viel reifer, als es ihnen die politische Klasse zuschreibt.

Aus all diesen Gründen ist es nun geradezu wünschenswert, dass man beispielsweise auch die Gesamtschul-Idee einer Volksbefragung unterzieht. Dann wäre nämlich auch dieser linke Schwachsinn ein für allemal vom Tisch und man würde nicht immer wieder mit einem schon 90 Jahre alten Rohrkrepierer konfrontiert, mit einer Idee, die noch in keinem Land funktioniert hat.

Die Drohung des Wiener Bürgermeisters – der ja höchstpersönlich auch am Wehrpflicht-Schwenk der SPÖ schuld ist –, eine Befragung über die Schulen durchführen, ist in meinen Augen daher in Wahrheit ein wunderbares Versprechen. Das einzige, worauf dabei ÖVP und FPÖ aufpassen muss, ist die Formulierung der Fragestellung: Diese dürfte keinesfalls so manipulativ sein wie bei den bevorstehenden Wiener Befragungen, wo Rot und Grün vereint ihre undemokratische Einstellung durch die Fragentexte zeigen. Das worum es bei diesem Thema gehen muss, ist eine Frage nach dem Zwang zur Gesamtschule, also zu Schulen, in die oft mehr als 80 Prozent Ausländer gehen.

Und nach der Gesamtschule bitte noch ein paar Abstimmungen zu all den übrigen Unsinnigkeiten, mit denen uns die Linksparteien und die mit ihr mehrheitlich geistig eng verbündeten Journalisten seit Jahr und Tag quälen. Hier gleich die Formulierungsvorschläge:

  • „Sind Sie dafür, dass per Gesetz verpflichtende Frauenquoten eingeführt werden?“
  • „Sind Sie dafür, dass die österreichischen Steuerzahler der Gegenwart und Zukunft für die Schulden von Ländern wie Griechenland, Spanien oder Portugal haften müssen?“
  • „Sind Sie für eine automatische Grundsicherung?“
  • „Sind Sie für die zwangsweise Förderung von Solarpaneelen und Windrädern durch alle Stromzahler?“
  • „Sind sie dafür, dass gesunde Menschen schon vor dem 65. Geburtstag in Pension gehen können?“
  • "Sind Sie dafür, dass auch junge Frauen eine verpflichtende Dienstzeit absolvieren müssen?"

Vor allem aber wünschen wir uns das, was die Linken so gar nicht wollen: „Sind Sie für zwingende und verbindliche Volksabstimmungen, wenn 400.000 Österreicher das fordern?“

Wenn man mit diesen Fragen durch ist, dann steht Österreich deutlich besser da. Und dann kann man ruhig die nächsten Dummheiten der politisch-medialen Klasse abfragen. Vom Asylrecht bis zu Konsequenzen für arrangierte Zwangsehen und für Kopftuchzwang.

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Die vielen Gründe für die Wehrpflicht. Und die wenigen dagegen drucken

Bei der Bundesheer-Abstimmung geht es um Österreich, um seine Sicherheit, um seine Mitbürger in Nöten. Dennoch sind die Volksbefragung und ihre Begleitumstände keineswegs dazu angetan, mich mit fliegenden Fahnen zur Abstimmung schreiten zu lassen. Aber alles in allem stoße ich jedoch deutlich auf mehr Gründe, die mich zu einem eindeutigen Abstimmungs-Ja zur Wehrpflicht veranlassen.

Unstrittig ist es für mich, jedenfalls hinzugehen. Denn wer sich in der Art des Heinz Fischer lebenslang um Entscheidungen drückt, gibt jenen recht, die dem Volk die Fähigkeit zur Mitentscheidung absprechen. Und das darf keinesfalls passieren, auch wenn diese Befragung in vielerlei Hinsicht ganz anders aussieht, als eine direkte Demokratie etwa nach Schweizer Muster organisiert sein sollte.

Was spricht für die Wehrpflicht?

  1. Demokratiepolitische Gründe sind wohl die stärksten für mein Ja – auch wenn sie direkt mit der Sachfrage nichts zu tun haben. Aber die unglaubliche Anti-Heeres-Hetze der Dichand- und Fellner-Medien (übrigens nach wie vor dick mit roten Anzeigen finanziert) und die nur wenig subtilere Einseitigkeit des ORF-Fernsehens zwingen einfach dazu, sich dem entgegenzustellen. Aus Gründen der politischen Hygiene ist es notwendig zu zeigen, dass sich die Bürger nicht von ein paar viertelgebildeten Geschäftemachern und Altachtundsechzigern, von deren wilden Falschmeldungen und Verzerrungen am Nasenring führen lassen. Die Arroganz und Machtanmutung dieses Drittklassjournalismus würden bei einem Erfolg ihres Anti-Bundesheer-Kampfes endgültig unerträglich. Sind sie doch jetzt schon viel zu mächtig und die Politik ihnen gegenüber viel zu knieschwach, wie etwa das Wehrpflicht-Umschwenken der Herrn Häupl und Darabos auf Befehl der Krone zeigt. Und wie auch die rechtlich extrem bedenkliche Verschleuderung unseres Steuergeldes zur Bestechung jener Medien durch eine Reihe von Spitzenpolitikern zeigt.
  2. Genauso stark sind die emotionalen Beweggründe, wenn man es so nennen will: der Patriotismus, der zu einem Ja bringt. Es geht einfach um das Zeichen, dass die Bürger bisweilen auch etwas für das Land tun müssen, wenn dieses noch als Gemeinschaft funktionieren soll. Und die Bürger sind auch in breitem Umfang durchaus bereit dazu – auch wenn sie sich naturgemäß nicht gerade um Pflichten drängen. Die Österreicher sind zum Gutteil gar nicht die prinzipiellen Schmarotzer, als die sie von der Politik eingeschätzt werden, die lediglich immer mehr Schulden zu Lasten der Zukunft und leistungsfreie Wohlfahrtsleistungen wollen. Trotz aller Fehler erscheint den Österreichern der Dienst im Bundesheer sogar noch als weit sinnvoller als die Verwendung der in Österreich exorbitant hohen Steuerleistungen – also der Erträge einer anderen Bürgerpflicht. Niemand hat Verständnis, wenn Geld für Salzburger Finanzjongleure ausgegeben wird, für jugendliche Bahnpensionisten, für die höchsten Förderungen Europas, für ein zum Nichtstun verleitendes Wohlfahrtssystem, für Tausende überteuerte öffentliche Betriebe und andere Unsinnigkeiten.
  3. Hinter der Antwort auf die Befragung steckt auch eine grundsätzliche weltanschauliche Frage. Es geht um das grundsätzliche Bild von Mensch und Staat, es geht um den Kampf gegen ein linkes Menschenbild, das Egoismus statt Verantwortung setzt, Sozialschmarotzertum statt Leistung. Letztlich geht es um eine Abwehr der ständigen Attacken auf alles, was die Menschen mit nicht-linkem Gedankengut imprägnieren könnte: auf die Wehrpflicht, auf die Familie, auf das Gymnasium, auf das Eigenheim (also auf Eigentumswohnung und Eigenheim statt Gemeindewohnung).
  4. Natürlich ist auch die Performance des Norbert Darabos ein Motiv. Es geht also um die Hoffnung, dass er – trotz der jetzigen halbherzigen Rückenstärkung durch seine Genossen – bei einer Niederlage gehen muss. Sein plötzlicher Schwenk in Sachen Wehrpflicht auf Verlangen der Krone beziehungsweise eines in Wahlkampfnöten steckenden Wiener Bürgermeisters war nur noch peinlich. Ähnliches gilt auch für sein jahrelang gezeigtes Desinteresse am Heer (als zuständiger Minister!); seine Vorliebe lediglich für die Sport-Kompetenz, bei der er so getan hat, als wäre wie im totalitären Systemen Spitzensport eine Staatsaufgabe und nicht einfach ein Geschäft und ein Beruf (womit sich Darabos freilich auch die volle Verantwortung für das Olympiadebakel aufgehalst hat); seine Probleme, auch nur einen geraden und sinnvollen Satz zu artikulieren; und insbesondere seine Neuverhandlung der Eurofighter-Beschaffung, die Österreich deutlich schlechtere Flugzeuge zu einem schlechten Preis gebracht hat.
  5. Bei aller Kritik an der Realität des Wehrdienstes, bei aller Notwendigkeit, sich mit den – freilich nur teilweise erfolgreichen – internationalen Versuchen Richtung Berufsheer auseinanderzusetzen: Die Konzeptlosigkeit ist erschütternd, mit der die SPÖ dieses nun in Österreich einführen will. So etwas könnte man überhaupt nur mit einem schrittweisen Plan und sorgfältiger Vorbereitung tun – sonst drohen Jahrzehnte des sicherheitslosen Vakuums in einer Übergangsphase.
  6. Auch wenn sich die SPÖ mit fast ständigen Neuberechnungen ihre Ideen schön zu rechnen versucht hat; auch wenn es keine unabhängige und seriöse Studie zu all diesen Fragen gibt: Man kann eigentlich keine Zweifel haben, dass ein Berufsheer mehr kostet. Wer auf dem freien Arbeitsmarkt Soldaten finden will, muss mehr zahlen als für gesetzlich Verpflichtete. Zusätzlich entdecken beim Wehrdienst so manche ihre Lust am Heer, die sonst erst mit teuren Werbekampagnen angesprochen werden müssten. Bezeichnend ist die einhellige Meinung der Schweizer Regierung, also des mit Österreich am ehesten vergleichbaren Landes: Das heutige Milizsystem (=Wehrpflicht) sei das kostengünstigste und flexibelste Modell für die Schweizer Armee.
  7. „Wehrpflicht abschaffen, sagt die Vernunft“: Wenn der SPÖ in ihren Flugblättern schon auf die Sprüche der Billa-Werbung verfällt, ist das auch nicht gerade ein professionelles Zeichen (das aber nur als Argument am Rande).
  8. Erstaunlich ist, dass die SPÖ – traditionell eine Kaderpartei, in der blinder Gehorsam erste Genossenpflicht ist ,– eine ganze Reihe ihrer Bundesländer-Organisationen und Abgeordneten nicht auf die Berufsheer-Linie bringen konnte. Auch das beweist, wie fragwürdig die Argumente von Darabos, Faymann und Häupl sind.
  9. Die sicherheitspolitische Ahnungslosigkeit der SPÖ erreichte in den letzten Stunden vor der Abstimmung noch einen Höhepunkt: Klubobmann Josef Cap behauptete in einer Fernsehdiskussion lautstark, dass Griechenland nicht Mitglied der Nato wäre.
  10. Zumindest widerlich sind die linken und offensichtlich bezahlten Kampfposter, die immer in Wahlkämpfen in den Internet-Foren auftauchen. Viele von ihnen haben sich nachweislich ganz frisch erst im Wahlkampf registriert (dort wo das notwendig ist). Und regelmäßig verschwinden sie dann genau eine Woche nach der Abstimmung wieder. Aber immerhin. Sie könnten ja auch gleich am Sonntag um 17 Uhr abgedreht werden.
  11. Absurd sind Strafanzeigen der Grünen, weil Bürgermeister in Kolumnen für ein Abstimmungsverhalten plädiert haben (was anderes ist es freilich, wenn rote und schwarze Ortsvorsteher das in amtlichen Aussendungen getan haben, was unakzeptabel ist). Damit haben sich die Grünen verstärkt als Rekordhalter in Sachen skurriler Anzeigen positioniert.
  12. Besonderen Zorn hat ein linker Verfassungsprofessor ausgelöst (ein regelmäßiger Verbündeter vor allem der Grünen, außer wenn es um seine eigene Universität geht): Er prophezeit, dass internationale Gerichte die Wehrpflicht auch auf Frauen ausdehnen würden. Das ist nicht nur juristisch ein sehr bemühtes Argument – auch wenn zugegebenermaßen viele Gerichte zunehmend zu originellen statt konsequenten Urteilen neigen. Diese Professoren-Aussage ist aber durch den Zeitpunkt jedenfalls sehr leicht als bloße Wahlkampf-Polemik durchschaubar: Wenige Tage vor der Volksbefragung plötzlich von etwas zu schwadronieren, was vielleicht und eventuell in zehn oder zwanzig Jahren judiziert werden könnte, reduziert einen solchen Juristen auf die Rolle des Propagandisten einer Partei.
  13. Wenn man aber schon die Verfassung bemüht: Es sind eindeutig die Linksparteien, deren Forderungen gegen die Verfassung verstoßen. Was an sich ja legitim ist, aber aus einem anderen Grund stört: Wenn eine rechte Partei Änderungen der Verfassung vorschlägt, brechen in den Medienkommentaren gleich Verfassungsbogen und Rechtsstaat tosend zusammen, wird gleich eine dritte Republik ausgerufen. Wenn es Linke tun, wird das Thema Verfassungsbruch nicht einmal erwähnt.
  14. Zurück von Rot und Grün zum Bundesheer. Man kann keine Zweifel haben, dass eine Abschaffung der Wehrpflicht (in welcher juristischen Form auch immer) praktisch nicht mehr reversibel wäre. Es würde nämlich in einer internationalen Krise als gefährliches Eskalationszeichen und als Provokation angesehen werden, wenn man wieder die Wehrpflicht einführt. Und dennoch würde es dann ja noch Jahre dauern, bis man wieder eine brauchbare Menge an einsetzbaren Milizsoldaten hat.
  15. Nur sehr naive Geister und völlig unhistorisch denkende Menschen können glauben, dass in der Mitte Europas der ewige Friede ausgebrochen wäre. Die Geschichte zeigt: Auch aus völlig friedlichen, stabilen Situationen, in denen weit und breit keine Gefahr zu drohen scheint, entwickeln sich regelmäßig nach einigen Jahren wieder explosive Lagen. Auch nach dem Wiener Kongress oder dem Jahr 1867 hatten viele an den ewigen Frieden geglaubt . . .
  16. Es gibt einige jetzt schon absehbare Gefahren, die zu auch militärisch explosiven Situationen führen könnten: die Massenmigration nach Europa (die weitaus größte der Geschichte, in der noch jede Massenmigration irgendwann zu Kämpfen geführt hat), der islamistische Terrorismus, das demographische Vakuum, Europas vermeintlicher Reichtum.
  17. Ein häufig gebrauchtes Anti-Wehrpflicht Argument lautet: „Im Kampf gegen Terrorismus brauchen wir Profis“. Das gilt jedoch nur für die unmittelbare Befreiungsaktion etwa nach einer Geiselnahme. Wenn man aber – beispielsweise – an eine Situation denkt, in der ein Giftanschlag auf Trinkwasser angedroht wird: Dann braucht es alleine zum Schutz der Wiener Wasserleitungen viele Tausende, ja Zehntausende Soldaten. Ähnliches gilt für Hunderte andere Objekte, wie Bahnhöfe oder Kraftwerke.
  18. Selbst wenn es gelingen sollte, wenigstens die versprochenen Mindestzahlen an Berufssoldaten zu finden (was viele Beispiele aus anderen Staaten mit niedriger Arbeitslosigkeit als extrem unwahrscheinlich erscheinen lassen): Dann besteht das künftige Heer mit Sicherheit aus einer negativen sozialen Auslese, und keineswegs aus „Profis“. Zu einem Freiwilligenheer gehen dann vor allem Rambo-Typen, jene, die gerne im Wald Krieg spielen und alle, die auch bei einem guten Arbeitsmarkt keinen Job finden können. Die Daten zeigen ganz klar (auch wenn die neuerdings ideologisch geführte Statistik Austria sie zu unterdrücken versucht): Arbeitslos sind vor allem Ausländer, und da wieder vor allem jene ohne irgendeine Bildung. Das ergibt dann ein Heer, das deutlich weniger Sicherheit ausstrahlt, auch wenn es die gleiche Zahl von Panzern haben sollte.
  19. Neben den nicht seriös prognostizierbaren militärischen Sicherheitsrisken ist die Katastrophenhilfe eine zentrale Aufgabe eines Heeres. Auch wenn man natürlich hier ebenfalls nie weiß, ob und wann eine Katastrophe eintritt. Aber zu deren Aufarbeitung braucht es jedenfalls immer wieder auch die Masse an Wehrdienern – und nicht nur irgendwelche imaginäre Profis.
  20. Besonders ärgerlich war in diesem Zusammenhang die ostösterreichische Schneekatastrophe der vergangenen Tage: Während niederösterreichische Gemeinden zu Recht einen Assistenzeinsatz des Heeres gegen die Schneemassen angefordert und bekommen haben, hat Wien (und das Burgenland)  darauf demonstrativ verzichtet. Motto: Wir lassen lieber den öffentlichen Verkehr fast einen ganzen Tag lang kollabieren als zuzugeben, dass das Bundesheer und seine vielen Wehrpflichtigen in der Not absolut sinnvoll und notwendig sind. Aber vielleicht stellt ja Wien trotz seiner Schuldenverdopplung binnen zwei Jahren jetzt Tausende Schneeschaufler rund ums Jahr an, um in den Tagen des Bedarfs einschlägige „Profis“ zur Verfügung zu haben.
  21. Angesichts des sich signifikant verschlechternden Gesundheitszustandes junger Menschen (Stichworte Übergewicht, Allergien, Bewegungsmangel, Medikamentenmissbrauch) ist die einzige Pflicht-Begegnung vieler Menschen mit einem Arzt zwischen Schule und Totenbeschau alleine schon den halben Wehrdienst wert.
  22. Natürlich hat der Wehrdienst auch wichtige pädagogische Aufgaben. Ist doch bei so manchen jungen Menschen die Pflicht, sein Bett zu machen, etwas, mit dem sie noch nie in ihrem Leben konfrontiert worden sind. Zum sinnvollen Pflichten-Lernen gehört auch pünktlich aufzustehen, seinen Kasten aufzuräumen, sich selbst um sein Gewand zu kümmern, Schuhe zu putzen, sich in eine Ordnung einzufügen und vieles andere mehr.
  23. Und zu guter letzt sei der Zivildienst genannt: Der ist in Zeiten der spürbar werdenden demographischen Katastrophe immer wichtiger, ja längst unverzichtbar geworden. Was in der Zeit des Kalten Krieges und seiner drohenden Massenarmeen noch als Kriegsdienstverweigerung schwer unsolidarisch war, ist unter vielfach geänderten Verhältnissen heute zum Eckstein der sozialen Betreuung geworden. Das heißt freilich nicht, dass nicht auch beim Zivildienst grobe Missbräuche abzustellen wären ( Einsätze in Parteiorganisationen etwa oder Auslandsaufenthalte auf Staatskosten).

Diese Gründe bringen mich in der Summe zu einem klaren Ja zur Wehrpflicht. Dennoch haben mich einige andere Faktoren bei diesem Ja ziemlich gestört.

Die Gründe des Zweifels

  1. Hauptgrund, weshalb ich bisweilen mit einem Nein zur Wehrpflicht liebäugelt habe, ist die Tatsache, dass die Pro-Wehrpflicht-Kampagne vor allem von Offizieren betrieben worden ist. Diese aber sollten sich eigentlich – genauso wie der Verteidigungsminister – zurückhalten und die Frage den Bürgern überlassen. Schließlich müssen Offiziere wie Minister ja in der Demokratie so und so den Willen des Souveräns erfüllen. Vor allem haben beide in dieser Frage durchaus auch sehr persönliche Interessen im Spiel. Auch Lehrer sollte ja nicht die Schulpolitik entscheiden.
  2. Vielen Offizieren und Unteroffizieren – also den „Profis“ – ist nie bewusst geworden, dass jede Sekunde eines Pflichtdienstes von totaler Sinnorientierung geprägt sein muss. Dass es eigentlich ihre oberste Pflicht sein müsste, ständig für einen sinnvollen Wehrdienst ihrer Untergebenen zu sorgen. Es geht also um die Pflicht zum Dienst an den Dienstpflichtigen. Jeder Leerlauf, jedes Gelage, jede Scheinbeschäftigung, jede Schikane ist da ein Verbrechen. So wie jeder Steuer-Cent eigentlich nur extrem sparsam ausgegeben werden dürfte, müsste auch mit jeder Pflicht-Sekunde, zu denen man junge Menschen zwingt, extrem sorgfältig umgegangen werden. Und das ist vielen der Beamten in Uniform nicht wirklich klar. Irgendwie herrscht da in manchen Offiziers-Casinos wohl noch der altadelige Geist aus Zeiten, da für sie die Wehrpflichtigen in Masse ungebildete Bauernlümmel waren, die scheinbar meilenweit unter den überwiegend adeligen Gold-Trägern stehen. Auch viele Unteroffiziere sind diesem Dienst an Dienstpflichtigen psychisch nicht gewachsen.
  3. Zu diesem Missbrauch eines Pflicht-Dienstes gehört als augenfälligstes und verbreitetstes Exempel der Einsatz von Wehrpflichtigen als Gratiskellner für Offiziere und Unteroffiziere. Bei einem Besuch in der israelischen Armee habe ich gesehen, wie sich Offiziere, Mannschaften, ausländische Gäste und natürlich auch weibliche Soldaten völlig gleichberechtigt bei der Essensausgabe anstellen müssen und nebeneinander sitzen. Österreich stellt ja auch seinen Sektionschefs – also Beamten, deren vermeintliche Bedeutung mit jener höherer Offiziere vergleichbar sind, – keine Gratiskellner zur Verfügung. Auch sie müssen sich anstellen oder im Gasthaus die Dienste eines Kellners selbst bezahlen.
  4. Eine empörende Attacke auf die Aufgaben der Landesverteidigung war die Einstellung der Miliz-Übungen durch den unglückseligen Ex-Minister Günther Platter (ja genau, das ist jener Mann, der jetzt in Tirol auch das Gymnasium demolieren will). Das hat den Sicherheitswert des Wehrpflichtigen-Heeres arg vermindert. Noch empörender ist, dass keine Partei derzeit laut nach einer zumindest teilweisen Reaktivierung der Miliz verlangt.
  5. Fast zu einer Wahlenthaltung hätte mich die Feigheit von ÖVP und FPÖ gebracht. Beide trauen sich nicht mehr, für eine Nato-Mitgliedschaft zu plädieren. Dabei hatten diese beide Parteien einst vehement (und mit guten Gründen) nach einer solchen verlangt. Sie geben sich heute populistisch und krampfhaft als Retter der Neutralität, als ob diese noch in irgendeiner Weise eine Bedeutung hätte.

Ganz unabhängig vom Ausgang der Befragung müsste eine ganze Reihe von Aufgaben auf der Tagesordnung stehen. Die aber so oder so wohl wieder nicht angegangen werden.

Die To-do-Liste

  1. Österreich müsste (so wie jedes andere Land) alle ein bis zwei Jahre breit angelegte Analysen der Risken und Gefahren vornehmen, die dem Land in der Zukunft drohen könnten. Dazu zählen derzeit zweifellos an besonderer Stelle auch die Risken durch die gewaltigen Haftungen und Kredite für Griechenland&Co (und deren drohendes Platzen). Ein Eckpfeiler dieser Analysen müssten aber immer auch jene Gefahren sein, die nur militärisch beantwortet werden können. Auch diese sind ohne jede Political Correctness auszusprechen. Während manche Gefahren aus Gründen der PC verschwiegen werden, wird dauernd von Klima-Gefahren geredet und viel Geld für deren Abwehr ausgegeben. Dabei würden ja eventuelle Klima-Veränderungen in Wahrheit auch viel Positives bringen (ganz abgesehen von der Frage, ob sie überhaupt menschlich beeinflussbar sind).
  2. Auf eine solche Gefahren-Analyse müsste regelmäßig eine Strategie-Analyse aufsetzen. Also die Suche nach den besten Instrumenten, um konkrete Gefahren zu beantworten. Das heißt im militärischen Zusammenhang: Wofür braucht es eine Masse an Wehrpflichtigen, wofür hochgradige Spezialisten?
  3. An dieser Stelle könnte und müsste endlich auch eine ruhige Debatte über die Tabu-Themen Neutralität und Nato einsetzen. Freilich gebe ich zu, realpolitisch wird es vorerst nicht dazu kommen. Aber man darf sich ja auch einmal etwas wünschen.
  4. Als nächstes müsste eine Strategie entwickelt werden, wo man Spezialisten (Cyber-War-Experten, Piloten . . .) überhaupt herbekommt. Denn weder die diversen Darabos-Modelle noch die Wehrpflicht werden sie liefern. Spezialisten findet man nur durch viel Geld (so wie man ja auch nur durch Geld viele Milizsoldaten für Auslandseinsätze gefunden hat).
  5. Nach diesen drei Stufen sind dann die Kosten zu prüfen. Wobei man natürlich auch immer zu dem Schluss kommen kann: Zu teuer, dieses oder jenes Risiko gehen wir halt ein (so wie die öffentliche Hand ja auch oft das Risiko von Fremdwährungskrediten eingegangen ist).
  6. Selbstverständlich wäre auch längst schon die Dienstpflicht für Frauen zu thematisieren. Es braucht Frauen (die Mehrheit der Studenten ist heute weiblich!) genauso als Sprachen- und Sicherheits-Spezialisten wie auch für soziale Aufgaben. Das Erfreuliche ist: Mit welcher Frau man auch spricht, der Großteil vor allem der jungen ist durchaus bereit zu einer Dienstpflicht. Sie meinen im Gegensatz zu den Berufsfeministen die Gleichberechtigung nämlich ernst. Solche Fragen werden den Bürgern aber nicht vorgelegt.
  7. Unabhängig vom Ausgang des Referendums täte dem Heer auch ein forcierten Abbau seines personellen Wasserkopfs gut. Das heißt: rapider Abbau von Overheads, von Sektionen, von Kommanden, bis hin zu den Landesmilitärkommanden und so manchen Musikkapellen.
  8. Selbstverständlich müsste eine allgemeine Dienstpflicht auch Untaugliche erfassen. Wer nicht zum Heer kann oder will, kann ja jedenfalls zum Zivildienst und zu einer sitzenden Aufgabe wechseln. Auszunehmen sind nur alle jene, die trotz aller Inklusions-Moden nicht imstande waren, einem normalen Unterricht zu folgen.
  9. Und ganz unabhängig von Heer und Zivildienst darf keinesfalls der Kampf um die direkte Demokratie aufgegeben werden. Also um verpflichtende und verbindliche Referenden, sobald ein Volksbegehren genügend Unterschriften findet. Dabei muss es um einen klaren Gesetzestext gehen. Dabei braucht es eine längere und ruhige sachliche Vorbereitung jedes einzelnen Votums. Dabei braucht es die Zurückhaltung der Parteien, die niemals aus einem Referendum einen Probegalopp für Wahlen machen dürfen. Dabei braucht es auch die Expertisen parteiunabhängiger Think tanks und Institute. Da es die derzeit in Österreich leider kaum gibt, wird man oft auch Ausländer dazu holen müssen.

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Blick in die Kristallkugel: Volksbefragung in Österreich drucken

Adolf („Adi“) Pinter, einst ein recht erfolgreicher Fußballtrainer, verdanken wir den wenig schmeichelhaften Befund, wonach es „zwei Prozent Genies und 98 Prozent Naturdeppen“ gibt. Ob er damit die Menschheit im Allgemeinen oder nur die in Kakanien beheimateten Stämme gemeint hatte, ist unbekannt. Es scheint, dass die These zumindest für Österreich stimmt, sofern die inhaltliche Qualität der hierzulande geführten politischen Auseinandersetzungen zur deren Beurteilung herangezogen wird.

Die Debatte im Vorfeld der am kommenden Sonntag anstehenden Abstimmung zur Frage Wehrpflicht oder Berufsheer?, führt deutlich vor Augen, wie die politische Klasse des Landes die Wähler einschätzt: Offensichtlich als Naturdeppen. So nimmt man in den beiden staatstragenden Parteien, SPÖ und ÖVP (angesichts des gewaltigen Lochs, das diese beiden Organisationen dem Steuerzahler in die Brieftasche reißen, sollte eher von „vom Staat getragenen Parteien“ gesprochen werden!) etwa an, dass die Bürger bereits vergessen haben, wie sie ihre jeweils über Jahrzehnte gepflegten Standpunkte vertauscht und ihre Strategie um 180° gewendet haben.

Die Wehrpflicht, bis zur zurückliegenden Wiener Gemeinderatswahl für die Sozialisten „in Stein gemeißelt“ (34er-Jahr – ehschowissen!), ist nun – von einem Tag auf den anderen – „unzeitgemäß“. Der Zivildienst, von den Schwarzen stets als Vehikel zur Drückebergerei gebrandmarkt, dient nun mit einem Male als eines der Hauptargumente gegen die Einführung einer Berufsarmee. Derartiges ist im Grunde nur den „Kevins und Jessicas“ in einer Prolokratie (© Christian Ortner) zuzumuten…

Die Debatte zu dieser – zumindest außerhalb Österreichs, wo noch Einsicht in die Notwendigkeit zu einen gewissen Minimum an Wehrfähigkeit herrscht – keineswegs belanglosen Frage, stellt den absoluten Tiefpunkt der politischen Kultur der Zweiten Republik dar. Die Liste an im Zuge der „Diskussion“ aufgebotenen Unwahrheiten, unbeweisbaren Behauptungen, Kuriositäten und glatten Lügen, ließe sich seitenlang fortsetzen. So unsachlich, so blöd, so verlogen und so derart durch die Kampagne der Unterschichtmedien korrumpiert, war kein Wahlkampf zuvor – und das will etwas heißen!

Wer heute daran geht, das voraussichtliche Ergebnis der Abstimmung abzuschätzen, sollte sich weniger auf die (vermutlich ohnehin getürkten) Umfrageergebnisse, sondern eher auf seinen gesunden Hausverstand verlassen. Es sind schließlich nur wenige entscheidende Überlegungen, von denen der Ausgang der Wahl abhängt:

  • Die Österreicher lieben den Status quo
  • Fragen der Landesverteidigung interessieren den Durchschnittswähler ungefähr so sehr wie die Höhe des Milchpreises in Timbuktu
  • Vielen Wählern ist gefühlsmäßig klar, dass die von den Roten beschworenen „Profis“ mehr kosten werden, als die von ihnen heruntergemachten, wehrpflichtigen „Amateure“
  • Die Bereitschaft, für die Landesverteidigung mehr auszugeben als bisher, ist genauso groß wie die Begeisterung für einen Beitritt zur NATO, der mit dem Umstieg auf ein Berufsheer sehr wahrscheinlich verbunden wäre: Null.
  • Auch die „Kronen Zeitung“, vor welcher der Kanzler so artig zu kuschen pflegt, hat bereits mehr als einmal aufs falsche Pferd gesetzt (der dunkelrote ORF tut das sogar dauernd).

Fazit: Alles wird wohl so bleiben wie es ist. Ernsthafte Landesverteidigung wird´s weiterhin nicht spielen. Indessen werden junge Männer auch künftig damit leben müssen – anders als die holde Weiblichkeit, denn Frauen sind ja bekanntlich an allen möglichen Fronten so sagenhaft benachteiligt – ein paar Monate ihres Lebens dem „Gemeinwohl“ zu opfern gezwungen zu sein…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Wehrpflichtdebatte: Generalstabchef Entacher im Club Unabhängiger Liberaler drucken

Das Datum der Volksbefragung zur Frage „Beibehaltung der Wehrpflicht oder Umstieg auf ein Berufsheer?“ rückt näher. Die Sozialisten haben es geschafft, eine beispiellose Medienkampagne pro Berufsheer zu initiieren. Im staatlichen Rotfunk und auf dem Boulevard ist es so gut wie unmöglich, einen objektiven Beitrag zum Thema zu finden, der beide Positionen würdigt. Befürworter der (bis vor ganz kurzer Zeit auch von den Genossen noch als „in Stein gemeißelt“ bezeichneten) Wehrpflicht, werden entweder dämonisiert, niedergemacht oder, wie man es im Land der Hämmer auszudrücken pflegt, „nicht einmal ignoriert“.

Umso erfreulicher, dass sich der höchstrangige Offizier des Bundesheeres, General Edmund Entacher – ein erklärter Befürworter der Beibehaltung der Wehrpflicht (der deshalb vom Verteidigungsminister, einem mit seiner Aufgabe sichtlich überforderten Wehrdienstverweigerer, zeitweise seines Amtes enthoben wurde) – kurz vor der Abstimmung zu dieser Frage einer Diskussion stellte.

Entacher bedauert, dass in der aktuellen Debatte kaum mit sachlichen Argumenten, sondern vielmehr mit oft aus völlig der Luft gegriffenen Behauptungen und Mutmaßungen operiert würde. So wies er u.a. darauf hin, dass vom ORF soeben ein „verpflichtender Wehrdienst für Frauen“ ins Spiel gebracht wurde – eine Idee, die zu keinem Zeitpunkt je zur Debatte stand – wohl um auch die Frauen möglichst vollzählig gegen die Wehrpflicht zu mobilisieren.

Nachdem der General die dem Bundesheer gestellten Hauptaufgaben erläutert hatte, kam er auf die Mannschaftsstärken zu sprechen. Derzeit seien rund 1.400 Mann zur Friedenssicherung im Auslandseinsatz. Dazu meinte er, dass das zwar „am Stammtisch vielfach nicht goutiert werde, Österreich international aber viel Reputation bringe“. 57 Prozent der dafür abgestellten Soldaten stammten aus den Reihen von Reserve und Miliz. Zur „Sicherung der kritischen Infrastruktur“ (Kraftwerke, Wasserversorgungseinrichtungen, etc.) bedürfe es 12.500 Mann, ebenso für Assistenzeinsätze im Katastrophenfall. All diese Aufgaben wären unter den Bedingungen einer Wehrpflichtigenarmee seit vielen Jahrzehnten problemlos erfüllt worden. Im Auslandseinsatz befindliche Soldaten des Bundesheeres erfreuten sich höchster internationaler Anerkennung. An der vom Minister im Zusammenhang mit der Umstellung auf ein Berufsheer immer wieder beschworenen „Professionalität“ herrsche also bereits derzeit kein Mangel.

Europaweit würden derzeit die Wehrkapazitäten massiv abgebaut, während überall sonst auf der Welt eine Aufrüstungswelle zu beobachten sei: In den USA, Brasilien, China, Indien, Pakistan und im Nahen Osten. Daraus würden langfristig Gefahren erwachsen, weil militärische Schwäche stets zunehmende Bedrohungen mit sich brächte – im Falle Europas aus dem Osten und dem Süden. Eine Beibehaltung der Wehrpflicht bedeute für Österreich daher die Erhaltung seiner Verteidigungskapazität.

Die „beachtliche Medienkampagne zugunsten des Berufsheeres“ würde letztlich im Dienst einer Leistungsverschlechterung stehen. Es sei schlicht unglaubwürdig zu behaupten, die dem Heer gestellten Aufgaben – bei gleichen Kosten und mit weniger Personal – lösen zu können. Der derzeitige Mannschaftsstand belaufe sich auf 14.000 Berufssoldaten und 11.000 Wehrpflichtige. Geplant seien (nach dem von den Sozialisten beworbenem Modell) 8.000 Berufssoldaten, 7.300 Zeitsoldaten sowie eine Reduktion der Zivilbediensteten um 3.000.

Damit wären gleich mehrere Probleme verbunden: der Abbau des damit entstehenden „Überstandes“ (es handelt sich schließlich um unkündbare Beamte) würde einen Zeitraum von 25 Jahren in Anspruch nehmen. Zeitgleich käme es zu einem Fehlbestand (an Zeitsoldaten), den aufzufüllen 10 bis 15 Jahre in Anspruch nehmen würde. Die Pionier- und die ABC-Abwehrkapazität werde im Augenblick der Umstellung auf ein Berufsheer um 2/3 abnehmen. Mit dem bisher möglichen Umfang von Assistenzeinsätzen im Katastrophenfall wäre es damit auf Jahre hinaus also vorbei.

Das Beispiel Schwedens, wo man sich vor einiger Zeit ebenfalls für ein Berufsheer entschieden hat, sei niederschmetternd. Dort kämpfe man gegen einen Fehlbestand von 37 Prozent der geplanten Mannschaftsstärke. Man dürfe nicht in den Fehler verfallen, bei Umfragen ermittelte Zahlen möglicher Interessenten mit tatsächlich rekrutierbarem Personal zu verwechseln. So wurden etwa mit einer großen, österreichweiten Werbekampagne 2.000 „Interessenten“ für die Tätigkeit in Pioniereinheiten gefunden. Von diesen blieben am Ende noch 180 übrig, die dem Anforderungsprofil entsprachen. Die Nonchalance, mit der die Apologeten eines Berufsheeres davon ausgehen, dass die Rekrutierung von Zeitsoldaten keinerlei Problem darstellen werde, sei durch die im In- und Ausland gemachten Erfahrungen jedenfalls nicht gerechtfertigt.

Am Ende seines Vortrags meinte Entacher zusammenfassend, dass sich das bestehende System, bei allem Verbesserungsbedarf, über Jahrzehnte bewährt habe. Mit dem geplanten Berufsheer dagegen betrete man nicht nur unsicheres Terrain, sondern könne sogar mit Sicherheit davon ausgehen, dass es der gestellten Aufgabe schlechter und nur zu letztlich höheren Kosten gerecht werden würde.

In der anschließenden Diskussion hatte Entacher Gelegenheit, einige seiner im Vortrag bereits gebrachten Argumente zu vertiefen, räumte allerdings verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten (Vermeidung von Stehzeiten, attraktivere Ausbildung, und allgemeine Effizienzsteigerung in den Abläufen) beim bestehenden Modell ein. Zugleich beklagte er die mit der Einführung einer Berufarmee einhergehende „Entsolidarisierung“ der Gesellschaft, was auch von einigen der Anwesenden bekräftigt wurde. Man solle das bewährte System nicht leichtfertig über Bord werfen, zumal es „realpolitisch keinen Weg zurück“ (zur Wehrpflicht) gäbe. Sollte sich die Entscheidung zur Umstellung als falsch erweisen, könne man diese kaum mehr rückgängig machen.

Einer der Debattenredner betonte, dass der Wehrpflicht ein „Wehrrecht“ gegenüberstehe. Ein anderer wunderte sich über die im Saale herrschende „Pro-Wehrpflicht-Stimmung“, die mit einem liberalen Weltbild schwer vereinbar sei. Der Staat habe nämlich nicht das Recht, mündige Staatsbürger – gegen deren Willen – in Uniformen zu stecken. Darauf erwiderte der General, dass er sich nicht nur zur Wehrpflicht, sondern auch zur Schulpflicht und zur Steuerpflicht bekenne. Er betrachte es als angemessen, wenn Menschen, die viel vom Staat bekommen, diesem auch etwas geben…

Fazit: Sollte die im Club Unabhängiger Liberaler eindeutig für eine Beibehaltung der Wehrpflicht vorherrschende Stimmung repräsentativ für die am 20. Jänner zur Abstimmung schreitenden Bürger sein, dann kann sich der rote Minister samt seiner Partei, dem ORF und der Kronenzeitung auf eine herbe Enttäuschung einstellen…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien. 

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Asylbetrug und Gesellschaftszerstörung drucken

Nach fünfwöchiger Angststarre haben sich also die Sicherheitsbehörden entschlossen, das „Protest-Camp“ der „unterstandslosen Asylanten“ auf der Rasenfläche des Sigmund Freud-Parks vor der Wiener Votivkirche in den frühen Morgenstunden des 28. Dezember 2012 zu räumen und die Fahrzeuge, Zelte, Bänke und Habseligkeiten der Protestierer abzutransportieren. Mehrere Dutzend Asylanten und Aktivisten haben sich in die Votivkirche zurückgezogen, wo sie von Caritas und Diakonie verstärkt versorgt und von deren Spitzen – dem katholischen Michael Landau und dem protestantischen Michael Chalupka – persönlich solidarisch betreut werden.

Empörung über das „unmenschliche Vorgehen der Polizei“ macht sich in kirchlichen, grünen und generell all jenen Kreisen breit, die schon immer einer Beseitigung möglichst aller fremdenrechtlicher Restriktionen das Wort gesprochen haben. Diese Empörung mündete unmittelbar in eine Reihe von Demonstrationen mit eher bescheidener Teilnehmerzahl. Soweit der Sachverhalt, wie er sich für die Konsumenten der Mainstream-Medien rekonstruieren lässt.

Ein komisches Bauchgefühl hat mich schon vor der Räumung gemeinsam mit einem Freund veranlasst, abseits akkordierter PR-Termine einen Lokalaugenschein in der Votivkirche vorzunehmen.

Ankunft um 23.00 Uhr. Unmittelbar vor dem Kircheneingang: Ein kleines Zelt, Tische, Poster, Banner, einige Demonstrationsutensilien. Beim Eintritt in die Kirche: Penetranter Uringestank in der hinteren Ecke rechts, helle Erleuchtung des hinteren Trakts, auf der linken Seite des hinteren Kirchendrittels eine rund hundertfünfzig Quadratmeter große Lagerstätte, die eher einer Mülldeponie gleicht; durcheinandergewürfelte Matratzen, Decken, Schlafsäcke, Heizlüfter, leere Plastikbecher, kleine Lautsprecher mit Kabeln, Sesseln, dazwischen halbzerknitterte, schlampig beschriebene Papierfetzen mit „Wir sind Maria und Josef“, „David war Asylwerber oder Flüchtling“, „Auch Jesus war Asylsuchender“, davor eine Gruppe verächtlich lieblos hingestellter, kleiner Krippenfiguren mit ausgebrannten Kerzen drum herum, und ganz hinten die demagogische, linke Motivations-Parole „By the People, for the People, Deportation?“. Also ein Saustall, der an den zurückgelassenen Mist des samstägigen Flohmarkts hinter dem Naschmarkt erinnert. Arg respektlos gegenüber gläubigen Katholiken.

Dann die große Überraschung: Die gesamte Lagerstätte ist vollkommen leer. Kein einziger „Asylant“ in den künstlich ausgestopften Schlafsäcken oder Behelfszelten, überhaupt kein Mensch in der Kirche, die in gespenstischer Stille sich völlig selbst überlassen ist. Geschockt gehen wir zum Auto zurück, holen eine Kamera, um die Abwesenheit der angeblich frierenden Hilfsbedürftigen zu dokumentieren. Wieder zurück im Gotteshaus werden wir von vier mittlerweile aus dem gegenüberliegenden Camp im Votivpark herbeigeeilten Personen – zwei Mädchen und zwei jüngeren Männern – empfangen, die von uns eine Rechtfertigung für unseren nächtlichen Besuch einfordern.

Alle vier stellen sich als Mitarbeiter der Caritas vor, sind in betretener Abwehrhaltung, sehen es gar nicht gern, dass hier unangemeldeter Besuch kommt. Die Frage, wo denn die verzweifelten Flüchtlinge sind, können oder wollen sie nicht beantworten. Sie würden gerade beraten, ob sie das Angebot der Caritas und anderer Einrichtungen zum sofortigen Bezug beheizter Quartiere anzunehmen bereit sind oder nicht. Diese Beratung würde bereits seit Mittag andauern.

Es entspinnt sich eine mehr als halbstündige Diskussion über den Sinn dieser Aktion und ihre angebliche Notwendigkeit im Dienste der Ärmsten in unserer Gesellschaft. Ob wir noch nichts vom alten Recht auf „Kirchenasyl“, der Verpflichtung gegenüber den Herbergsuchenden – besonders zu Weihnachten – und den vielen Ungerechtigkeiten, denen Asylsuchende in Österreich täglich ausgesetzt seien, gehört hätten?

Als Wortführer erweist sich ein gewisser Alexander Bodmann, der sich mittels Geschäftskarte als Generalsekretär der Caritas Wien erkennbar macht. Er würde sich gegen die Vereinnahmung durch linksradikale und rechtsradikale Aktivisten verwahren. Die Frage, wo es denn hier „rechtsradikale Aktivisten“ geben würde, wusste er nicht zu beantworten.

Unser Lokalaugenschein verlegt sich zum Protest-Camp in den gegenüber liegenden Park. Mehr als ein halbes Dutzend Zelte unterschiedlicher Größen, ein Traktor, ein Bus mit deutschem Kennzeichen, ein Küchenwaggon, ein Punsch-Stand, mehrere Feuerstellen. In der Mitte ein beheiztes Mannschaftszelt, in dem ausgelassene Stimmung herrscht, es wird gegessen und getrunken. Ein Banner „lesbians welcome“. In den kleinen (2-Mann-)Zelten ebenfalls kein Mensch. Auch hier scheint niemand zu schlafen. Auf den Trampelpfaden treffen wir die eine oder andere dunkle Gestalt – möglicherweise „Menschen mit Migrationshintergrund“.

Die Drahtzieher des Protestcamps

Wie soll man diese Wahrnehmungen einordnen? Ein Freund hilft mir am nächsten Morgen mit dem Hinweis auf die Seite http://no-racism.net weiter. Ich lege jedem Interessenten an der Wahrheit dringend ans Herz, sich dort selbst kundig zu machen. Auf dieser Seite wird die Park- und Kirchenbesetzung in allen Sequenzen penibel dokumentiert, propagandistisch betreut, aktionistisch akkordiert und ideologisch begründet und aufgeladen.

Besonders eindrucksvoll ist aber erkennbar, dass alle Schritte dieser gezielten Provokation minutiös geplant wurden und Teil einer präzisen Choreographie waren und sind, im Zuge derer nichts dem Zufall überlassen wurde. Bereits der „Flüchtlingsmarsch“ von Traiskirchen nach Wien vom 24. November wurde Tage vorher angekündigt, und zwar detailgenau mit sämtlichen Stationen und Uhrzeiten der Kundgebungen und dem Ziel, ein „spontanes Protest-Camp“ vor der Votivkirche einzurichten. Die Erstürmung der Kirche, der Beginn des Hungerstreiks, die „laute, fette Weihnachtsparty“ – alles generalstabsmäßig vorbereitet und in Szene gesetzt.

Es wird wohl nicht nachweisbar sein, dass die Caritas und die vermeintlichen Asylanten aktiv in die Planungsarbeiten dieser politischen Inszenierung eingebunden waren. Sie haben sie jedoch schamlos für die Betreibung ihrer eigenen Sonderinteressen genutzt. Dass sich dabei sowohl die Hilfsorganisationen als auch die unmittelbar Betroffenen für ein Projekt der proaktiven Gesellschaftszerstörung in Dienst nehmen lassen und somit in gewisser Weise Opfer anarchistischer Aktivisten sind, macht sie keineswegs sympathischer.

Die Asylanten haben durchgehend bewiesen, dass sie meilenweit davon entfernt sind, hilfsbedürftig oder gar in akuten Notsituationen befindlich zu sein. Im Übrigen sei auch einmal darauf hingewiesen, dass der Mythos von den überbelegten Quartieren und den „menschenunwürdigen Verhältnissen“ in Traiskirchen eine glatte Propagandalüge ist. Jede Recherche zeigt, dass die meisten männlichen Österreicher ihren Grundwehrdienst unter weitaus weniger gemütlichen Bedingungen zugebracht haben als die Flüchtlinge ihren Aufenthalt in Traiskirchen.

Politische Forderungen der Protestierer

Den Protestierern geht es aber gar nicht um bessere Quartiere, denn sie haben alle diesbezüglichen Angebote ausgeschlagen. Sie kritisieren vielmehr den Mangel an Internetzugang und Fernsehgeräten und fordern u.a. eine Erhöhung des Taschengeldes, kostenlose Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, Bildungs- und Ausbildungsangebote während des Asylverfahrens, schmackhaftere und gesündere Kost, zeitgemäße Hygieneartikel usw. Darüber hinaus wird in politischer Hinsicht u.a. gefordert:

  • Uneingeschränkte Bewegungsfreiheit während des Verfahrens, Zurückweisung von Quartieren fernab der Städte, wo eine Teilnahme am zivilen Leben nicht möglich ist;
  • Anerkennung jedweden Asylgrundes, insbesondere wirtschaftliche Not oder Unterentwicklung;
  • Schluss mit „Dublin II-Abschiebungen“ (die laut diesem Abkommen dann vorzunehmen sind, wenn ein Antragsteller über ein sicheres Drittland anreist);
  • Freier Zugang zum Arbeitsmarkt während des Asylverfahrens;
  • Bleiberecht für alle;
  • unbegrenzte Familienzusammenführung.

Diese Forderungen werden auf der oben genannten Internetseite seit geraumer Zeit – auch lange vor dem Beginn der Votivkirchen-Aktion – getrommelt. Ihre vermeintliche Urgenz wird durch wohlbekannte Floskeln untermauert, mit denen die Gesellschaften gekennzeichnet werden, deren Mitgliedschaft unter Asylanten so heiß begehrt ist: Alltagsrassismus, Festung Europa, rassistische Hetze – rassistische Gesetze. Und übrigens: „Kein Mensch ist illegal.“

Die angeführten politischen Forderungen werden von Caritas und Diakonie mitgetragen. Landau und Chalupka haben dies teils ausdrücklich bekräftigt, teils wohlwollend durch solidarische Affinität zum Ausdruck gebracht. Diese sogenannten Hilfsorganisationen haben sich damit selbst zum Quellpunkt der Misere und zu einem echten gesellschaftspolitischen Übel gemacht. Dass linksextreme Aktivisten Fremdenpolitik im Allgemeinen und Asylpolitik im Speziellen als Instrument der gesellschaftlichen Desintegration betrachten, ist nicht spektakulär und überrascht niemanden. Dass aber Einrichtungen, deren selbstgewählte Aufgabe in der Mobilisierung freiwilliger Unterstützung für die am Rande der Gesellschaft Stehenden, für die Ärmsten der Armen, besteht, einen linken Kulturkampf betreiben, ist ein Ärgernis für alle, mit deren Spendengeld sie operieren.

Caritas und Diakonie haben kein Mandat für die Propagierung folgenschwerer politischer Projekte, deren Verwirklichung eine substantielle Schädigung der Interessen der Mehrheitsbevölkerung bedeuten würde. Sie sind nicht legitimiert, ihr Ansehen als Institutionen der tätigen Nächstenliebe in den Dienst eines beinharten, ideologisch motivierten Kulturkampfes zu stellen. Es ist demokratiepolitisch höchst bedenklich, wenn ihre Repräsentanten ihr öffentliches Podest nutzen, um eine Politik zu betreiben, für deren Folgen sie keine Verantwortung zu übernehmen brauchen.

Bedauerlicherweise ist ihnen das grüne und „gutmenschliche“ Biotop, in dem sie sich bereits in den letzten Jahren mit ihren sozialromantischen Phantasien herumgetummelt haben, offenbar zu eng geworden. Mit der Aktion des Protest-Camps und der Besetzung der Votivkirche haben sie daher bedenkenlos die gesamten, hinter ihnen stehenden Kirchenapparate vereinnahmt. Damit ist das Konzept einer unrepräsentativen und nicht legitimierten, aber mit großer faktischer Potenz ausgestatteten Fremdenpolitik auf die nächsthöhere Ebene hinauf moduliert worden. Der Kardinal und die gesamte Wiener Kirchenführung mussten sich der Suggestivkraft des Totschlagarguments der vermeintlichen weihnachtlichen Herbergssuche unterwerfen und damit dem rechtswidrigen Treiben der subversiven Daueragitation ihren amtskirchlichen Segen erteilen.

Mangelnder Mut in Kirche und Politik

Kardinal Schönborn schließt damit das Jahr einer Reihe politischer Fehlentscheidungen ab, mit denen er sich 2012 gegen die Interessen der Mehrheitsbevölkerung gestellt hat: In der sommerlichen Beschneidungsdebatte, in der Protegierung eines homosexuellen Pfarrgemeinderates, im Bekenntnis zu einer – mittlerweile längst gescheiterten – superstaatlich ausgerichteten EU-Vertiefungspolitik, in der dauerhaften Distanz zu engagierten Lebensschützern und Kämpfern gegen islamische Christenverfolgung.

Die Kirche wird sich rasch entscheiden müssen, welche „Handelsmarke“ sie im kommenden Jahr zu etablieren wünscht: Die einer Lobbyagentur für multikulturalistisch inspirierte, lilarote Randgruppenpolitik oder die einer am Evangelium orientierten Großgemeinschaft mit selbstbewußtem Prägeanspruch gegenüber Alltagsethik, Politik und Kultur. In der gegenständlichen Causa wurde nicht einmal die sozialromantische Attitüde selbstbewusst katholisch vorgetragen. Denn dann wäre das Mindeste die enthusiastische Einladung – besonders der muslimischen Kirchenbesetzer – zu einem gemeinsamen, selbstverständlich katholischen Gebet, was nicht nur dem Ort der Handlung, sondern auch dem verpflichtenden Missionsauftrag der Christen entsprochen hätte.

Apropos mangelnder Mut: Die gesamte Szene aller politisch verantwortlichen Entscheidungsträger hat in dieser Angelegenheit ein Bild des Jammers und der Kläglichkeit abgegeben. Aufgabe einer pflichtbewußten Innenministerin wäre es natürlich gewesen, den Protestierern persönlich und erhobenen Hauptes mitzuteilen, dass ihren unhaltbaren Forderungen nicht entsprochen werden wird und anschließend daran die Räumungsaktion des Besetzer-Lagers selbst zu leiten. Die Aufgabe eines mandatsgetreuen Bürgermeisters hätte dementsprechend darin bestehen müssen, seine Bürger durch Beseitigung der anarchistischen Übergriffe zu beschützen und die Räumung zum ehebaldigsten Zeitpunkt aktiv zu bestellen.

Doch das tatsächliche Verhalten nach der Räumung ist ein Paradebeispiel für die generelle Handlungsunfähigkeit der etablierten politischen Kaste in allen Fällen drängender öffentlicher Probleme: Zuerst der Versuch, das Problem einfach auszusitzen; dann das Aneinanderketten der am Machterhalt orientierten Kräfte inklusive der panischen Vermeidung von Aussagen und Handlungen, die in den Medien als nicht „politisch korrekt“ wiedergegeben werden könnten; und schließlich die Zuweisung einer Lösung des second best an die bürokratische bzw. technokratische Ebene.

Zwar durchschaut in diesem Fall jeder den feigen Akt der Kindesweglegung, denn niemand glaubt ernsthaft, dass der Wiener Polizeichef einen derartig sensiblen Einsatz ohne schriftliche Absicherung durch das Innenministerium vornimmt, und dass es der Magistratsdirektor wagt, seine „48er“ (MA 48: Müllabfuhr der Gemeinde Wien) zur Beseitigung des Gerümpels der Besetzer abzustellen, ohne vorher die ausdrückliche Zustimmung des roten Cholerikers im Rathaus eingeholt zu haben. Aber das Scheuen des Lichts der Öffentlichkeit seitens der sonst so PR-gnaschtigen Schönwetterpolitiker lässt die Verantwortlichkeiten optisch verschwimmen und scheint die Entscheidungsträger aus der Schusslinie zu nehmen.

Das gilt übrigens besonders für die linkspopulistischen Grünen. Nachdem sich grüne Fundis wie Peter Pilz und Alev Korun mit den Forderungen der Besetzer solidarisch erklärt hatten, und danach die grüne Vizebürgermeisterin, Maria Vassiliakou, nichtsdestotrotz in koalitionärer Rathaus-Eintracht der Räumung des aktionistischen Erlebnisparks zustimmte, distanzierte sich Bundessprecherin Eva Glawischnig wortakrobatisch von der „menschenverachtenden Räumungsaktion“, um wieder Terrain in ihrer Zielgruppe gutzumachen.

Das flächendeckende Versagen der gesamten „politischen Elite“ sollte zum Anlass genommen werden, um die insgesamt völlig aus dem Ruder gelaufene Asylpolitik einer längst fälligen Grundsatzdiskussion und energischen Runderneuerung zu unterziehen. Das gesamte politische Establishment hat sich in den letzten Jahrzehnten um die Beantwortung oder auch nur Benennung der zentralen Fragen des Asylwesens herumgedrückt. Alle Asylgesetznovellen waren nichts mehr als hilfloses Flickwerk. Von einer Miteinbeziehung der Bevölkerung in einen Diskurs zu diesem Thema, das von vitalster Bedeutung für die Gesellschaft ist, konnte zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise die Rede sein.

Vorschlag für ein neues Asylrecht

Um einen derartigen Prozeß anzuregen, seien neben der faktischen Kritik im Folgenden einige Vorschläge unterbreitet.

  1. Asylwerber sind vom Augenblick ihres Antrags bis zur rechtskräftigen Beendigung des Verfahrens dauerhaft zu kasernieren. Es braucht nicht extra ausgeführt zu werden, dass dies unter menschenwürdigen Bedingungen und auf einem normalen medizinischen Niveau stattzufinden hat. Der Kontakt mit der ortsansässigen Bevölkerung oder gar die Anwendung sogenannter „integrativer Maßnahmen“ sind im Hinblick auf Personen, von denen noch nicht gesagt werden kann, ob sie tatsächlich integriert werden sollen, systemwidrig. Auf diese Weise sind menschliche Schicksale von jahrelang in Österreich lebenden, tatsächlich oder vermeintlich integrierten Asylwerbern mit inzwischen reichlich aufgebauten Sozialkontakten vollständig vermeidbar.
  2. Die Idee eines Zugangs zum Arbeitsmarkt für Asylwerber ist – zunächst aus der Begründung von Pkt. 1 heraus – strikt abzulehnen. Zusätzlich ist es wirtschafts- und sozialpolitisch gegenüber der eigenen Bevölkerung unhaltbar, wenn Personen, die mit einer staatlichen Grundversorgung ausgestattet sind, in Lohnkonkurrenz zu Einheimischen treten, die von ihrem Arbeitseinkommen existentiell abhängig sind.
  3. Die Begründbarkeit eines Asylantrages mit wirtschaftlicher Not oder ökonomischer Unterentwicklung im Herkunftsland ist in jedem Fall vollständig auszuschließen. Nachdem dies bis jetzt de facto nicht wirklich geschieht, ist die Zahl potentieller Asylwerber in Österreich tatsächlich buchstäblich unbegrenzt.
  4. a. Ebenso ist ein Asylantrag aufgrund kulturspezifischer sozialer Deformationserscheinungen, wie Stammesfehden, ethnischen Konflikten, religiösen Auseinandersetzungen u.ä. auszuschließen.
    b. Als Asylgrund sollte ausschließlich das Bestehen körperlicher Oppressionen, die von den willkürlich agierenden Organen politischer Despotien gegen die Angehörigen einer politischen oder religiösen Opposition oder gegen die Angehörigen von aus sonstigen Gründen verfolgten Gruppen in Anwendung gebracht werden, akzeptiert werden.
  5. Es ist eine taxative Liste von solchen Ländern zu erstellen, in denen das politische System nach objektiven Beurteilungskriterien die Verwirklichung von Asylgründen entsprechend Pkt. 4b ausschließt. Für Personen, die aus derartigen Ländern kommen, darf kein Asylverfahren eröffnet werden.
  6. Unabhängig von Pkt. 3 und Pkt. 4 soll es den zuständigen politischen Entscheidungsträgern – nach Herstellung eines gesellschaftlichen Konsenses und unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Kapazitäten – möglich sein, im Falle auswegloser Krisen oder humanitärer Katastrophen Personengruppen von klar definierter Zahl aus kritischen Regionen der Welt nach Österreich zu holen, um ihnen ein zeitlich begrenztes oder dauerhaftes, humanitär motiviertes Bleiberecht einzuräumen. Beispiel für eine derartige Möglichkeit ist die Aufnahme von verfolgten Christen aus den kritischen Gebieten des Nahen Ostens.
  7. Unabhängig vom Zutreffen von Asylgründen oder den Voraussetzungen eines humanitären Bleiberechts laut den vorgenannten Punkten ist in Bezug auf jeden Antragsteller zu prüfen, ob sich dieser mit den Wertvorstellungen und Normen der österreichischen Gesellschaft identifiziert. Andernfalls ist trotz Asylgrund ein Bleiberecht auszuschließen. Dies sollte beispielsweise für muslimische Antragsteller gelten, die nicht bereit sind, sich von frauenfeindlichen oder gewaltverherrlichenden Koransuren schriftlich vorgegeben und unterzeichnet zu distanzieren.
  8. Es ist sicherzustellen, dass ein Asylverfahren bis zur endgültigen Rechtskraft den Zeitraum eines halben Jahres nicht überschreitet.
  9. Österreich sollte sich auf internationaler Ebene für eine grundsätzliche Neuordnung des Asylwesens verwenden. Das Ziel sollte dabei sein, Asylanträge in jedem Land nur von Abkömmlingen eines Landes anzunehmen, das sich auf demselben Kontinent wie das Zielland befindet. Mittelfristig ist dies die einzige Möglichkeit, Asylverfahren inhaltlich handhaben zu können und große Ströme ökonomisch begründeter Völkerwanderungen zu unterbinden.
  10. Diese Vorschläge dienen der Verteidigung der legitimen Interessen der autochthonen österreichischen Bevölkerung an der Erhaltung der erfolgreichen, bestehenden Kultur- und Gesellschaftsordnung, sowie dem allseitigen Interesse an einem gerechten und objektiv nachvollziehbaren Asylverfahren. Dem steht der natürliche Wunsch aller Antragsteller auf Vermeidung ungerechtfertigter Erwartungen, sowie auf möglichst rasche Verwirklichung eines selbstbestimmten Lebensentwurfes gegenüber, und zwar völlig unabhängig davon, ob ein Asylantrag berechtigt ist oder nicht.

Das Problem der außer Kontrolle geratenen Verfahrenslängen – in Einzelfällen sind Asylwerber schon acht(!) Jahre in Österreich gewesen, ohne, dass es zu endgültigen Entscheidungen gekommen ist – ist mit einem großzügigen Moratorium zugunsten der Antragsteller zu lösen: Unter der Voraussetzung, dass die Vorschläge aus dem Punkten 1 bis 8 umgesetzt sind, soll allen Asylwerbern, die bereits mehr als zwei Jahre legal im Land zubringen, ohne weitere Diskussionen ein unbegrenztes Bleiberecht, mit der Option einer späteren Staatsbürgerschaft eingeräumt werden. Dies wäre – aufgrund des bisherigen Staatsversagens im Bereich dieser Problematik – nur recht und billig.

Die Vorschläge werden selbstverständlich insbesondere bei einigen NGOs, die sich selbsternannterweise als monopolistische Interessenvertreter der Asylsuchenden gerieren, auf entsprechenden Widerstand stoßen. Dennoch glaube ich, dass sie den Interessen der Asylwerber weit eher entsprechen als die bisherigen Regelungen, die es erlauben, beim häufig vorliegenden Asylmißbrauch und  -betrug, unter dem Deckmantel vermeintlicher Christlichkeit, verantwortungslos wegzuschauen und so zur Verunsicherung und Zerstörung der Gesellschaft beizutragen.

Und es sollte außer Frage stehen, dass die Erpressungsversuche linkslinker, zum Teil ausländischer Protestaktivisten zum Anlass zu nehmen sind, um auch endlich die Interessen jener Personengruppe zu berücksichtigen, die ein Recht auf Erhalt ihres Traditionskapitals haben:  Nämlich die der Mehrheitsbevölkerung der Republik Österreich.

Christian Zeitz ist wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Angewandte Politische Ökonomie und begreift sich als evangelikaler Katholik.

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Halal und Halali drucken

Das französische Satiremagazin „Charlie-hebdo“ kündigt ein Comic-Sonderheft „Das Leben Mohammeds“ an. Ganz „halal“ versichern die Herausgeber, diesmal also koran-konform, nachdem sie vor ein paar Monaten mit mohammed-kritischen Karikaturen für Aufregung und Schließungen französischer Botschaften gesorgt haben. Aber so „halal“ kann etwas gar nicht sein, dass nicht schon im Vorfeld zum medialen Halali gegen diese Beleidigung islamischer Gefühle geblasen wird. Ganz anders, wenn jemand zum Halali auf die Richtigen bläst, dann finden das die Medien beinahe ausnahmslos „halal“ und gar nicht weiter berichtenswert.

Professor Richard Parncutt, Musikwissenschafter an der Karl-Franzens-Universität Graz, forderte über die Uni-Website die Todesstrafe für „Klimaleugner“ und für den Papst (weil er Kondome verbietet). Die Uni freilich ist auf Weihnachtsferien – nach einer lahmen Aussendung will man sich mit dem Herrn, der seit 1998 dort unterrichtet, erst nach den Ferien auseinandersetzen.
Parcutt hat auf seiner Homepage einen aufschlussreichen Eintrag: „Richard Parncutt has been a member and financial supporter of Amnesty International for 18 years (14 in Austria, previously 4 in the UK). He opposes the death penalty in all cases and without exception.“ (In dem offline genommenen Hinrichtungs-Aufruf durfte man übrigens lesen, für wen die Todesstrafe nicht gelten darf: zum Beispiel für den norwegischen Psychopathen B., wohl weil er kein Klimaleugner, sondern nur ein Massenmörder ist.)
Auf den milden Weihnachtsdruck der Uni postet er nun eine recht lächerliche Entschuldigung an alle, die sich durch seine Klimaleugner-Verurteilung beleidigt fühlen. (Von den Papst-Äußerungen ist in seinem erzwungenen Rückzugs-Manöver freilich keine Rede).
Nun könnte man sagen, da ist ein armer Irrer unterwegs, der Todeslisten veröffentlicht. Schuster bleib bei Deinem Leisten – Musikwissenschafter bei der Musik.
Für die Uni-Gewaltigen war er, wie sie sagen, ohnehin immer schon ein „unguided missile“. Aber halt immer in die richtige Richtung. In die moralisch richtige, gutmenschliche. Schließlich hat er schon früher Polizei, Justiz und Nicht-linke Parteien in Österreich pauschal als rassistisch demaskiert und daher aufgefordert, KPÖ zu wählen. Na, wenn das kein Ausweis ist, an einer österreichischen Universität zu lehren! Gestört hat es nie jemanden. Es war ja so politisch korrekt.
Auch diesmal reicht es gerade für zwei, drei spärliche Berichte mit dem Tenor „kurios“ und dem hämischen Zusatz, dass nur „rechte“ oder „konservative“ Blogs weltweit sich darüber aufregen, aber keine „ernst zu nehmende Zeitung“. So viel mediales Unterspielen dieses Skandals überrascht nicht einmal mehr. Ein Unterschied zu Anti-Islamisten und Nicht-Linken muss ja sein. Die hätten tagelang empörte Schlagzeilen gemacht.
Wer aber so lange bei Amnesty eingezahlt hat, der darf natürlich über den Papst die Todesstrafe verhängen wollen. Und wer erkennt, dass jemand, der vielleicht wissenschaftlich untermauerte Zweifel an der Klimawandel-Hysterie hat, nur ein böser Rechter sein kann, soll doch bitte auch weiterhin ein Universitätsprofessoren-Gehalt beziehen!
Die autonome Grazer Uni hat – wenn sie sich ernst nimmt – nur eine Wahl: Dieser „Professor“ gehört entfernt. Das, was er veröffentlicht, hat nichts mit Freiheit der Wissenschaft, auch nicht mit der allseits geheiligten Political Correctness zu tun, sondern ist abgrundtief dumme Hetzerei. Eine akademische Einrichtung macht sich international nur lächerlich, wenn sie ihn in ihren Reihen behält.
Auch der Wissenschaftsminister wäre aufgerufen, aus dem Urlaubsschlaf zu erwachen und sich mit dem Herrn zu befassen.
Und schließlich wäre für die Herrschaften von Amnesty International der Offenbarungseid fällig. Ihre oftmals so dümmlich-gutmenschlichen Angriffe auf die österreichische Polizei, Justiz und Integrations- sowie Asyl-Politik tun nämlich deswegen besonders weh, weil diese Organisation sich früher verdienstvoll für politische Gefangene und gegen die Todesstrafe eingesetzt hat. Will sie ihre Vergangenheit nicht völlig unglaubwürdig machen, dann muss sie sich rasch und klar von einem Mitglied, das die Todesstrafe fordert, trennen und auch auf sein Geld verzichten.

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Krumme Gurken, schrumpelige Äpfel und selektive Aufregungen drucken

Sie war jahrelang einer der häufigsten Kritikpunkte, der gegen die Europäische Union vorgebracht worden ist: die Gurkenkrümmung. Jeder Provinzpolitiker erregte sich darüber, dass die EU auch solche, ja wirklich überflüssige Dinge regle. Diese Gurken-Aufregung hat sich jahrelang wohl am festesten von allen EU-Themen in den Köpfen an den Stammtischen eingegraben. Dennoch war sie unberechtigt. Hingegen haben die EU-Bürger über viele andere echte Fehler der europäischen Bürokratie desinteressiert hinweggesehen.

Die Regelung der Gurkenkrümmung war keine unziemliche Einmischung der EU in unser Essen, sondern eine Hilfe für den Lebensmittelhandel. Die dieser auch unbedingt wollte.

Die Regelung hat in Wahrheit niemanden gestört. Denn: Es hat praktisch kein EU-Durchschnittsbürger mitbekommen, dass die Regelung – wie viele andere europäische Vermarktungsnormen im Agrarsektor – schon seit 2009 außer Kraft ist. An der Praxis im Handel hat sich aber seither absolut nichts geändert.

Die Gurkenkrümmungsnormen und viele ähnliche Regeln waren nämlich in Wahrheit äußerst sinnvoll: Sie haben den europaweiten Lebensmittelhandel vereinfacht. Die Käufer wussten, was jede einzelne Handelsklasse bedeutet, die sie irgendwo in Europas kaufen.

Der Griff des Konsumenten entscheidet

Solche Normen gehen letztlich auf Wünsche der Konsumenten zurück, oder genauer auf ihr Handeln. Diese mokieren sich zwar bei Umfragen gerne über die Gurkenkrümmung, greifen aber im Gemüsegeschäft und Supermarkt immer nur nach den schön geraden Gurken. Daher haben Bauern, die krumme Gurken liefern wollen, auch nach Abschaffung der EU-Normen genauso geringe Chancen auf Abnehmer wie vorher.

Der Handel hat das Aus für die EU-Regelung jedenfalls blitzschnell durch andere Markt-Usancen ersetzt. Insbesondere war dabei die ECE, die UNO-Wirtschaftskommission für Europa, hilfreich. Deren Richtlinien sind zwar unverbindlich, aber in der Kette Bauern-Großhändler-Gemüseregale-Konsumenten eben überaus hilfreich.

Daher gibt es weiterhin Zucchini der Klasse 1; diese dürfen nur einen Stiel von maximal drei Zentimetern Länge haben. Daher wird Spargel auch künftig nur rechtwinkelig abgeschnitten. Daher haben unförmige Karotten keine Chance gegen das orange Gardemaß.

Daraus kann man zweierlei lernen: Erstens hat die EU erfahren, dass sich schlechte Nachrichten (eben die von den angeblich schikanösen Gurken-Richtlinien) immer viel stärker verbreiten als gute Nachrichten. Der Union hat daher die erhoffte Imageverbesserung durch die Abschaffung der meisten Lebensmittel-Regelungen überhaupt nicht geholfen. Sie hat das freilich auch nicht mit einer Kommunikations-Strategie zu nutzen versucht.

Wann wird „biologisch“ gekauft?

Die zweite Lehre handelt vom Stichwort „Bio“: Gemüsehändler können auf die Kiste mit den schrumpeligen Äpfeln noch so groß „Bio“ draufschreiben. Genommen werden jedoch nur die schönen, fehlerfreien Exemplare. Daran ändert auch der Umstand nicht, dass an sich die Konsumenten bei Umfragen immer große Begeisterung über angeblich oder wirklich biologisch erzeugte Lebensmittel äußern (was „biologisch“ auch immer konkret bedeuten mag).

Als Käufer greifen sie jedoch höchstens dann zu Bio-Lebensmitteln, wenn diese optisch genauso schön wirken wie normale Produkte. Das geht natürlich am leichtesten, wenn sich das Produkt dem Konsumenten schön verpackt präsentiert, wie beispielsweise Yoghurt oder Milch. Dieses Verhalten wird wiederum vom psychologisch einfallsreichen Handel ganz gezielt genützt, um dem Konsumenten solche verpackten Bio-Produkte nun viel teurer zu verkaufen. Hingegen sind bei unmittelbar sichtbaren Angeboten wie Obst und Gemüse die meisten Bio-Bemühungen wieder weitgehend eingestellt worden. Hier verkauft sich nur strahlende Schönheit.

Das führt nun zu problematischen Folgen am Beginn der Lebensmittelproduktion, aber auch im Handel: Alles, was nicht so schön aussieht, wird erbarmungslos weggeschmissen, auch wenn es problemlos genießbar wäre. Dadurch wandert weit mehr als ein Drittel der einschlägigen Gewächse direkt auf den Komposthaufen.

Das kann man nun in Sonntagspredigten kritisieren und tadeln. Aber man sollte weder den Bauern noch dem Handel die Schuld daran geben, und auch nicht der EU. Entscheidend sind wie immer in einer freien Wirtschaft die Konsumenten. Also wir.

EHEC als Bio-Killer

Mitschuld an der geringen Popularität von biologischem Obst und Gemüse trägt aber auch die einstige EHEC-Infektion. Diese war direkte Folge einer biologischen Erzeugungsweise. An EHEC sind vor allem in Deutschland immerhin Hunderte Menschen schwer erkrankt. Was nur deshalb wenig ins Bewusstsein eingedrungen ist, weil die Medien die Berichterstattung drastisch hinuntergefahren haben, als der „Bio“-Zusammenhang klar wurde.

Unbestreitbar hat EHEC jedenfalls viel mehr Menschen unmittelbar geschädigt als die Zerstörung eines japanischen Atomkraftwerks durch einen Tsunami. Über diesen AKW-Unfall ist aber Tausendmal mehr berichtet worden als über EHEC. Und die Folgen sowie Kosten der dadurch ausgelösten deutschen Energiewende sind in ihren Dimensionen für ganz Europa noch gar nicht absehbar.

Noch einmal zurück zur Gurkenkrümmung: Die etwa rund um den österreichischen EU-Beitritt, aber auch in den Jahren nachher überdimensionale Beachtung des Themas zeigt, wie wenig die Intensität der öffentlichen Debatte mit der wirklichen Bedeutung korreliert.

Die einstige Gurken-Aufregung steht etwa in totalem Missverhältnis zum heutigen europäischen Desinteresse an den EU-Finanzen. Dabei müsste beispielsweise in diesen Tagen ein lauter Aufschrei über eine kräftige Erhöhung der europäischen Beamtenbezüge durch den Kontinent gehen. Diese Bezüge springen nämlich kräftig nach oben, weil sich die Mitgliedsländer nicht über die Verlängerung einer Solidaritätsabgabe für die Beamten einigen konnten. Das ist in Zeiten einer europaweiten Schuldenkrise und angesichts der auch nach Abzug der Solidaritätsabgabe enorm privilegierten Beamtengehälter eine unglaubliche Provokation.

Diese ist zumindest bisher völlig untergegangen.

Zigaretten-Schockbilder und Flughafen-Tarife

Viel interessanter wäre derzeit auch die Frage, ob es nicht viel schlauer wäre, den – unbestreitbar – schwer ungesunden Zigarettenkonsum durch Preiserhöhungen an Stelle der geplanten medizinischen Schockbilder zu bekämpfen. Das würde vor allem Jugendliche viel mehr abschrecken, die ja die entscheidende Zielgruppe bei Gesundheits-Initiativen sein müssten. Noch dazu, wenn man weiß, dass vor allem geldknappe Unterschichts-Jugendliche überdurchschnittlich anfällig fürs Rauchen sind. Postpubertäre Jugendliche kommen sich hingegen toll vor, wenn sie ihren „Mut“ zeigen können, indem sie trotz der von Brüssel künftig verordneten grauslichen Bilder rauchen.

Ebensowenig für Debatten sorgt der Widerstand von – auch österreichischen – Abgeordneten gegen mehr Wettbewerb bei der Bodenabfertigung von Flugzeugen. Die Kommission wollte durchsetzen, dass mindestens drei Bewerber im Rennen sein müssen, und hätte dafür unsere laute Unterstützung verdient. Den Abgeordneten genügen jedoch zwei. Das ist keineswegs eine bloß akademisch-bürokratische Frage. Denn den Unterschied zahlen die Konsumenten, also die Flugpassagiere. Und dass zwischen nur zwei Marktteilnehmern der Wettbewerb nicht gerade stark ist, sollte man auch im EU-Parlament bedenken.

Wir aber können über die merkwürdigen Mechanismen nachdenken, wann in Europa ein Thema zum Thema wird, und wann nicht. Die Gurkenkrümmung war jedenfalls das falsche Thema.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 382: Der Atomunfall hat krank gemacht drucken

Jetzt ist es ja doch bewiesen: Gesundheitsschäden für Fukushimas Kinder.

Bei einer großen Erhebung des japanischen Erziehungsministeriums ist es herausgekommen. Die Kinder aus der Präfektur Fukushima sind heute weniger gesund als vor dem Tsunami und damit auch vor der durch diesen bewirkten Zerstörung des Atomkraftwerks. Zumindest in einer Hinsicht: Diese Kinder sind heute viel dicker, ihr Gewicht liegt japanweit in den meisten Altersgruppen an der Spitze, was vor dem Umfall nicht der Fall war. Wie das? Nun die Erklärung passt vielleicht nicht ganz ins Bild, das sich die Welt gemacht hat: In Fukushima sind nach dem Atomunfall alle sportlichen Aktivitäten im Freien massiv eingeschränkt worden. Ob sich diese möglicherweise übervorsichtige Reaktion auf den Unfall am Ende als schädlicher erweisen wird als die von Medien und Politik dramatisch dargestellte Verstrahlungsgefahr?

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Nach dem Massaker: Lügen, Illusionen und politisches Kleingeld drucken

Seit dem schrecklichen Verbrechen eines offenbar psychisch kranken Mannes, dem in der US-Kleinstadt Newtown siebenundzwanzig Menschen zum Opfer gefallen sind, sind einige Wochen vergangen. Damit sind die Chancen gestiegen, sich den tragischen Geschehnissen mit einem etwas klareren Blick zu nähern, als das unmittelbar nach dieser empörenden Untat der Fall war. Es gilt, auf spontane Aktionen zu verzichten, die, unter dem Eindruck von Wut und Trauer über das Geschehene gesetzt, eher schaden als nutzen.

Zuallererst ist eine Begriffsbestimmung angebracht: Das Verbrechen in Newtown war so wenig ein „Amoklauf“ wie die zuvor von den Medien ebenfalls zu solchen erklärten Bluttaten in Utoya, Winnenden oder Dunblane. Bei keinem dieser Ereignisse handelten die Täter in blinder, kopfloser Wut. Jede dieser oder vergleichbare andere Taten wurden vielmehr geplant durchgeführt. Gelegentlich trugen die Täter sogar schusssichere Westen. Der Täter in Newtown wählte seine Waffen sorgfältig aus und befüllte zahlreiche Magazine mit kühlem Kopf und ruhiger Hand.

Das macht die Tat keineswegs weniger schlimm, ist aber dennoch von großer Bedeutung. Als Begriffsbestimmung für diese schrecklichen Taten taugt die Bezeichnung „Amoklauf“ nämlich nicht. Es waren vielmehr Massenmorde – eiskalt geplant und ausgeführt. Das macht insofern einen Unterschied, als Amoktäter jene Mittel einsetzen, die ihnen gerade in Hand fallen – Äxte, Messer oder Fahrzeuge, nur selten aber Schusswaffen. Kühl kalkulierende Täter dagegen legen Wert auf möglichst hohe Effizienz – und sie lassen sich beim Erwerb ihrer Tatmittel von administrativen Hürden kaum abschrecken. Dieser Punkt ist bei der Diskussion um eine wirksame Tatprävention keinesfalls zu vernachlässigen! Es sei daran erinnert, dass ein Verbrecher namens Timothy McVeigh im Jahre 1995 in Oklahoma City 168 Menschen umbrachte, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Er bediente sich einer Bombe. Auch bei vergleichsweise geringen Hürden beim Erwerb von Feuerwaffen gibt es offensichtlich Täter, die sich für andere Tatmittel entscheiden.

Die nun, wie immer unter dem Eindruck eines derartigen Verbrechens, versuchte Massensuggestion „verbietet den Waffenbesitz und es gibt keine Bluttaten mehr – und wer dagegen ist, ist ein Mordkomplize“, lässt derlei Überlegungen außer Acht. Außerdem werden Äpfel mit Birnen verglichen und die Fakten schamlos verbogen.

Wer eine seriöse Debatte zum Thema führen will, sollte sich etwa der Frage zuwenden, weshalb es in Ländern mit liberalem Waffenrecht und hoher Privatwaffendichte, wie Israel und der Schweiz, niemals „Amokläufe“ wie jenen in Newtown gibt. Es wäre auch interessant, von denen, die jetzt, wie einige „liberale“ US-Senatoren, „halbautomatische Gewehre“ verbieten wollen, zu erfahren, weshalb es in der Schweiz, wo bekanntlich Zehntausende vollautomatische Sturmgewehre als Bereitschaftswaffen militärischer Reservisten in privaten Schränken stehen, niemals zu Massakern kommt. Außerdem wäre zu klären, weshalb in Großbritannien die Schusswaffenkriminalität seit dem Totalwaffenverbot, das nach dem Massaker in Dunblane vom Blair-Regime verhängt wurde, nicht ab- sondern zugenommen hat.

Offensichtlich korreliert die legale Verfügbarkeit von Schusswaffen eben nicht positiv mit der Gewaltkriminalität. Hürden zu errichten, um den legalen Zugang zu einem von vielen möglichen Tatmitteln zu erschweren oder völlig zu unterbinden, führt augenscheinlich nicht zum versprochenen Erfolg. Auch ist darüber nachzudenken, weshalb derlei Untaten so gut wie immer in „waffenfreien Zonen“ passieren, die ja angeblich mehr Sicherheit bringen sollen, aber niemals auf Schießständen, wo jeder bewaffnet ist…

Es sei darauf hingewiesen, dass es vor 100 Jahren in Deutschland und Österreich weder restriktive Waffen- noch Drogengesetze gab. Und damals gab es – was nach Ansicht der alles-verbieten-Fraktion völlig unmöglich sein sollte – weder Schulmassaker noch Drogenexzesse. Was also wurde durch zunehmend verschärfte Waffen- und Drogengesetze an Positivem bewirkt? Weniger als nichts!

Ist Waffenbesitz verboten, haben nur Kriminelle Waffen

Vielmehr ist es so, dass gesetzliche Regeln, die von einem Großteil der Bürger und von sämtlichen davon direkt Betroffenen als überflüssig, ungerecht oder gar schädlich empfunden werden, zur langfristigen Erosion der Gesetzestreue und zum Zerfall einer Gesellschaft führen. Welche positive Wirkung sollen Gesetze entfalten, als deren Konsequenz gewaltbereite Verbrecher sich sicher sein können, auf keinerlei robuste Gegenwehr ihrer Opfer zu stoßen? Was ist vom US-Präsidenten zu halten, der – umgeben von Dutzendschaften zu seinem Schutz beorderter, schwer bewaffneter Büttel – die Entwaffnung normalsterblicher Bürger fordert, die für ihre eigene Sicherheit sorgen wollen?

Ein Blick auf die Situation in Österreich: Viele gesetzestreue Bürger und Waffenbesitzer sind allein in den letzten Jahrzehnten jedem Bocksprung des Gesetzgebers treulich gefolgt, haben registriert, bestehenden Besitz nachträglich gemeldet, polizeiliche Kontrollen über sich ergehen lassen, die Verwahrung ihrer Waffen, oft unter erheblichen Kosten, sichergestellt. Sie weisen regelmäßig ihre Befähigung zum Umgang mit ihren Waffen nach – und zum Dank dafür wird ihnen dann – nach Anlässen à la Newtown – mit der Enteignung gedroht.

Unter diesen Umständen kann nicht erwartet werden, dass die (Waffen-)Gesetze von allen bisher widerspruchslos kooperierenden Bürgern auch künftig noch geachtet werden.

Allein in den letzten 35 Jahren wurden in Österreich folgende waffengesetzliche Verschärfungen implementiert (die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Registrierungspflicht für zuvor frei erwerbbare Vorderladerwaffen;
  • Verbot bestimmter, faktenwidrig als „Kriegswaffen“ deklarierter, zuvor ebenfalls frei erhältlicher, halbautomatischer Gewehre;
  • Verbot von „Pumpguns“ (seither gibt es hierzulande geschätzte 30.000 nun illegale Waffen diesen Typs, ohne dass damit jemals ein Missbrauch bekannt geworden wäre);
  • Verbot von Hohlspitzmunition für Faustfeuerwaffen;
  • Verbot der Vererbung von Waffen, die per Ausnahmebewilligung gehalten werden (d.h. de facto die Einführung eines „Eigentums auf Zeit“);
  • restriktive Handhabung von Erweiterungsansuchen;
  • schließlich die Einführung einer Art Zwangspsychiatrierung für Menschen, die sich um eine Waffenbesitzbewilligung bemühen.

Ist die Welt am Rande des Balkans dadurch sicherer geworden? Selbstverständlich nicht, denn die brav Angepassten, die sich an das einschlägige Gesetz halten, waren und sind ja nicht das Problem. Einheimisches Gesindel oder zugewanderter Abschaum dagegen kümmert sich keinen Deut ums Waffengesetz. Solche Menschen kaufen auf dem florierenden Schwarzmarkt, was ihr dubioses Gewerbe erfordert – und werden, um dem Unrecht noch den Hohn hinzuzufügen, vom Staat dadurch belohnt, dass die Polizei nicht regelmäßig Hausdurchsuchungen bei ihnen vornimmt wie bei amtsbekannten „Waffennarren“…

In den USA gibt es derzeit übrigens – wie nach jedem „Amoklauf“ mit nachfolgenden Drohungen durch linke Weltverbesserer – einen Verkaufsboom für Handfeuerwaffen. Besonders mit der Lieferung von „Assault rifles“ kommt der Handel gar nicht nach. Wer bisher noch kein AK-47, AUG oder M16 sein Eigen nannte, der beschafft es sich jetzt. Das hat schon seine Richtigkeit! Denn da der Politik in den USA beinahe schon so wenig zu trauen ist wie in Europa, und die Unfähigkeit des Staates, rechtschaffene Bürger vor Gewalttätern zu beschützen, täglich augenfälliger wird, wollen diese die Sicherheitsproduktion eben in die eigenen Hände nehmen. Als Konsequenz aus dem Drama von Newtown wäre eine sofortige Abkehr von der närrischen Idee „waffenfreier Zonen“ zu fordern, die einer Einladung an jeden Gewalttäter gleichkommt. Außerdem wäre eine Erlaubnis für alle Schulbediensteten, Waffen zu tragen, das Gebot der Stunde. Absolut sinnlos dagegen ist es, durch gesetzliche Restriktionen verhindern zu wollen, was durch eben diese niemals zu verhindern ist.

Leider wird die Debatte um das Recht auf privaten Waffenbesitz von jenen Kollektivisten beherrscht, denen es um nichts anderes geht als um die weitere Gängelung, Entmündigung und Entrechtung der Bürger. Bei kaum einem anderen Thema – außer dem der „sozialen Gerechtigkeit“ – tritt die Deutungshoheit der linken Dressurelite klarer zutage als beim Privatwaffenbesitz. Meinungsmacher wie der US-Filmemacher Michael Moore („Bowling for Columbine“) arbeiten mit heuchlerischen Politikern wie dem jetzigen Präsidenten kongenial zusammen. Wo Waffenbesitz zum Verbrechen wird, haben nur noch Verbrecher Waffen! Das scheint es zu sein, was die Barack Obamas und die Claudia Roths, Hand in Hand mit den gleichgeschalteten Hauptstrommedien dieser Welt, anstreben…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Ganztagsschule für Kinderlose drucken

Die Bewohner des politisch korrekten Sumpflandes haben ein Problem. Ein existentielles Problem: Sie pflanzen sich nicht oder nur sporadisch fort. Egal ob Feministin, linke Geisteswissenschafterin, grüne Ökultistin, stramme Antikapitalistin, stylische Bobo-Frau oder gesellschaftskritische Künstlerin: In ihrem Milieu haben eigene Kinder keinen Platz. Sie sind lediglich Störfaktoren und hinderlich beim Streben nach der allein selig machenden Selbstverwirklichung in Beruf und Karriere. Das sagen zumindest die Mainstreammedien, die politischen Vorfeldorganisationen, die NGOs und die linken Politiker aller Parteien.

Diese kinderfeindliche Geisteshaltung ist das Produkt von erfolgreicher jahrzehntelanger Propaganda und Umerziehung. Jedenfalls ist die Geburtenrate bei den politisch korrekten Überzeugungstäter besonders niedrig. So besagt etwa eine aktuelle Studie: „Sozialwissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Theologinnen oder Journalistinnen sind besonders oft kinderlos (…).“ All diese Berufsgruppen stehen politisch deutlich weiter links (inkl. der Theologinnen) als die Gesamtbevölkerung. Wäre man zynisch, könnte man das als Beweis für die Lehren Darwins werten.

Wie auch immer, diese selbst gewählte Kinderlosigkeit stellt das Gutmenschentum vor ein großes Dilemma: Der heimische Nachwuchs wird entweder vom Klassenfeind oder von Migranten (vorwiegend aus dem Orient) er- und aufgezogen. Und das macht den kinderlosen linken Weltverbesserern und Gesellschaftsingenieuren Angst. Und das zu Recht.

Im FPÖ-affinen Arbeiterhaushalt stoßen die Verhaltensvorschriften, Normen, Rollenbilder und Lehren rezenter linker Ideologie wie Gendermainstreaming, Multikulti, Autorassismus oder Ökultismus auf Unverständnis und Ablehnung. Und auch in der türkischen Großfamilie kann man mit den Dogmen und Werten der politisch korrekten Ideologie relativ wenig anfangen.

Familien gelten deshalb für Gutmenschen als schädlich und gefährlich. Das ist auch der Grund, warum die Heinisch-Hoseks in diesem Land die traditionelle Familie als Keimzelle der Gesellschaft so innig hassen und bekämpfen. Das linke Frauen- und Familienbild ist potentiell totalitär, es duldet keine alternativen Anschichten und Lebensentwürfe. Um die Kinder möglichst rasch vom schädlichen Einfluss der Eltern zu isolieren, trommeln linke Politiker und Medien seit Jahren, dass der Nachwuchs nur dann optimal betreut, unterrichtet und erzogen werden kann, wenn er schnellstmöglich und ganztags in einer staatlichen Anstalt abgegeben wird.

All das ist altbekannt; so kann man etwa im DDR-Lexikon des Mitteldeutschen Rundfunks nachlesen: „Nach Auffassung der marxistisch-leninistischen Pädagogik war die Herausbildung eines sozialistischen Bewusstseins bei allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die entscheidende Voraussetzung für den erfolgreichen Aufbau des Sozialismus/Kommunismus.“ Daran halten sich unsere heimischen Linksparteien auch heute noch. Die Grünen fordern deshalb lautstark ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr, die SPÖ will die Babies praktisch von der Geburtsstation direkt in eine staatlich kontrollierte Einrichtung verfrachten.

Staatliche Erzieher statt frei entscheidender Eltern

Und dank der ständigen Umfaller der ÖVP und der ideologischen Schützenhilfe der Mainstreammedien sowie der Sozial- und Geistes-„Wissenschaften“ gelingt ihr das auch Schritt für Schritt. Die Wahlfreiheit der Eltern wird sukzessive eingeschränkt.

Man vertraut den linken Pädagogen und misstraut den Eltern. Deshalb ist auch die Ganztagsschule ein zentraler Bestandteil sozialistischer Bildungspolitik, deshalb haben die linken Parteien und Medien über Jahre so vehement auf die flächendeckende Umsetzung der Gesamtschule gedrängt. Zu diesem Zweck hat man sogar Politzombie Hannes Androsch für das Bildungsvolksbegehren reanimiert. Das Volk hat den roten Visionen trotz des medialen Propagandafeldzugs des ORF und der anderen Mainstreammedien eine Abfuhr erteilt.

Egal, wen interessiert schon die Meinung des Volkes, wenn es um den eigenen Machterhalt geht. Aber, so macht man uns weis, all das geschieht selbstverständlich nur zum Wohl „unserer“ Kinder, all das hat selbstverständlich nur pädagogische Gründe. Man kennt die Worthülsen, die linke Medien und Politiker tagtäglich absondern, nur allzu gut: „Ganztagsschulen fördern Chancengleichheit und die Freude am Lernen“, tönt etwa die Bildungssprecherin der Wiener Grünen Martina Wurzer.

Worum es der Linken wirklich geht, hat die Filmemacherin Ruth Beckermann in einem Club 2 im Jahr 2009 ohne die üblichen Scheinargumente ganz offen ausgesprochen. In der Diskussionsrunde meinte sie, dass Kinder möglichst rasch und möglichst geschlossen von staatlichen Erziehungseinrichtungen übernommen werden sollten, weil sie in den Familien ohnehin nur von alkoholisierten Eltern mit rechtem und nationalistischem Gedankengut verseucht würden.

Ja, so ticken sie wirklich, die politisch korrekten Schreibtisch-, Gesinnungs- und Überzeugungstäter. Das sind die Zukunftsängste der kinderarmen Linken. Denn irgendwie scheinen sie es bereits zu ahnen, dass sie von den von ihnen verratenen heimischen Kindern nichts mehr zu erwarten haben (wie auch die jüngsten Wahlergebnisse bei den Erstwählern deutlich gezeigt haben). Deshalb muss schnell gehandelt werden.

Ruth Beckermanns Genossin – die selbstverständlich kinderlose Unterrichtsministerin Claudia Schmied – hat jedenfalls Anfang Dezember nach einem neuerlichen Umfaller der ÖVP einen weiteren Etappensieg errungen. Die Gesamtschulplätze werden mittelfristig verdoppelt. Das Bildungsniveau und die Leistungen der heimischen Schüler werden dadurch zwar nicht steigen, ganz im Gegenteil. Aber darum geht es SPÖ und Grünen ja auch nicht.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen.

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Die lustigen Armutsstatistiken: Die armen Deutschen und die reichen Griechen drucken

In den Weihnachtstagen war die Chance besonders groß, dass man von einem Priester oder Politiker oder Journalisten wieder etwas von der wachsenden Armut in Österreich vorgeschwätzt bekam. In diesem Fall sollte man ihn einfach mit seinem Geschwätz stehen lassen, eine andere Kirche besuchen, eine andere Partei wählen oder das Medium wechseln.

Denn in Wahrheit sinkt die Armut in Ländern wie Deutschland oder Österreich seit vielen Jahren ganz signifikant. Es wird nur deshalb ständig vom Wachsen der Armut geredet, weil dies bestimmten Interessen hilft. Die einen wollen zur Auflagen/Seher-Vermehrung auf Tränendrüsen zu drücken (was meist wenig hilft); andere wollen die Spendenbereitschaft erhöhen (was zu Weihnachten deutlich hilft); auf der politischen Ebene ist die Armutsrhetorik die Universalwaffe, um immer noch mehr Steuern und Umverteilung zu fordern (die ja in der Tat ständig intensiviert wird); und wieder andere müssen im eigenen Interesse den Geldfluss Richtung der großen Armutsindustrie aufrechterhalten und vermehren (was offensichtlich sehr erfolgreich ist).

Zu dieser Industrie gehören etwa die Caritas, die Diakonie, sogenannte Armutskonferenzen und zahllose andere private wie staatliche Organisationen, Vereine, Ämter. Diese wollen alle jedenfalls einmal sich selber verwalten und am Leben erhalten. Sie alle können daher nie im Leben zugeben, dass sich die Armuts-Situation signifikant verbessert hat.

Armut nimmt in Österreich jedoch nur in einer einzigen Gruppe zu: Bei den Zuwanderern aus afrikanischen und islamischen Ländern – sofern wir von den offiziellen Einkommensdaten ausgehen. In diesen ist freilich naturgemäß keinerlei Schwarzarbeit verzeichnet.

Die Absurdität der Armutsstatistiken zeigt sich im internationalen Vergleich besonders krass. In Deutschland wird für den Zeitraum 2005 bis 2011 eine Zunahme der Armutszahlen von 18,4 auf 19,9 Prozent ausgewiesen. Dabei hat sich dort im gleichen Zeitraum die Zahl der damals fünf Millionen Arbeitslosen halbiert. Das ist wohl der beste Beweis eines Erfolgs im Kampf gegen Armut. Die Ursache dieses Erfolgs war Hartz IV, eine parteiübergreifende Reform (Agenda 2010), die unter der rotgrünen Regierung Schröder begonnen worden war. Sie hat den Bezug des Arbeitslosengeldes zeitlich beschränkt, und den daran anschließenden Erhalt von Not-Unterstützung an strenge Kriterien und vor allem Arbeitswilligkeit gebunden. Und siehe da: Die Arbeitslosigkeit schmolz so schnell dahin, wie es vor zehn Jahren absolut niemand für möglich gehalten hatte.

Aber dennoch hat laut Statistik die Armutsgefährdung in Deutschland zugenommen.

In Wahrheit zeigen solche Armutsmessungen nämlich immer nur das Ausmaß von Ungleichheit. Und die kann eben auch dann zunehmen, selbst wenn es allen zu hundert Prozent besser geht. Und damit nimmt eben auch die angebliche Armutsgefährdung zu. Diese gibt es statistisch immer dann, wenn man weniger als 60 Prozent des Median-Einkommens verdient (das ist das mittlere Einkommen).

Wie grotesk diese Behauptung ist, zeigt sich vor allem im Vergleich zu Griechenland und Portugal: Denn während in Deutschland die Armut in dieser Zeit gestiegen sein soll, ist sie laut der gleichen Messmethode in diesen beiden Ländern gesunken. Sie haben richtig gelesen: Laut Armutsstatistik gibt es in Griechenland und Portugal heute deutlich weniger Arme als in der dortigen (schuldenfinanzierten) Boomzeit von 2005. Dabei sind die beiden Länder seither in die schwerste Krise seit Jahrzehnten gestürzt.

Man kann diesen statistischen Armuts-Schwachsinn auch konkret zeigen: In Österreich ist eine durchschnittliche vierköpfige Familie armutsgefährdet, wenn sie "nur" 2160 Euro im Monat ausgeben kann. Gar nicht zu reden von den rund 15 Prozent des Volkseinkommens, die nach seriösen Schätzungen noch zusätzlich (wenn auch gewiss nicht von jeder Familie) schwarz, also an allen Statistiken vorbei verdient werden.

Zu dem bar verfügbaren Betrag kommen in sehr vielen „armen“ Fällen noch durch Steuermittel geförderte Eigentumswohnungen, von anderen subventionierte Kranken- und Pensionsversicherungen, ORF- und Telefongebührenbefreiung, Gratis-Schule, Gratis-Kindergarten, aus sozialen Gründen subventionierte Verkehrsmittel und vieles andere mehr. All das sind Dinge, die es in vielen deutlich ärmeren Ländern nicht gibt. Und fast alle hierzulande vorgeblich Armen haben Waschmaschine, Farbfernseher und auch ein Auto zur Verfügung.

Trotz dieser extensiven Armutsberechnung ist in Österreich die Zahl der Armutsgefährdeten sowohl absolut wie relativ zurückgegangen. Aber bevor einer aus der Armutsindustrie diesen Rückgang zugeben würde, beißt er sich lieber die Zunge ab. Statt dass man endlich einmal sagt: „Danke, liebe Steuerzahler und Spender, dank Eurer Hilfe war der Kampf gegen die Armut in den letzten Jahren und Jahrzehnten mehr als erfolgreich“, erfindet man halt neue Armutsdefinitionen.

Die österreichische Armutsindustrie hat seit einigen Jahren einen manipulationssicheren Verbündeten im neuen Leiter der Statistik Austria. Dieser Herr Pesendorfer kam direkt aus dem SPÖ-Machtzentrum, für deren Selbstverständnis ja der Glaube an die ständig steigende Armut noch wichtiger ist als für die Tabakindustrie der Glaube an die Ungefährlichkeit des Rauchens. Mit Pesendorfers Hilfe wurde 2008 nun eine manifeste Armut erfunden. Seither ist man „manifest“ arm, wenn man mehr als 25 Prozent seines Einkommens für die Miete ausgibt. Diese ebenso seltsame wie willkürliche Definition machte über Nacht beispielsweise Zehntausende Studenten zu Armen.

Und Rot wie Grün haben dadurch wieder ein Argument mehr, um noch mehr Steuern zu verlangen. Und die Journalisten können weiterhin alljährlich den gleichen Betroffenheitsartikel zu Weihnachten schreiben (viele tun es auch das Jahr über regelmäßig, weil ihnen nichts anderes einfällt). Und die Kirchen können gegen die wachsende Armut predigen – obwohl sie über mehr Arme eigentlich froh sein müsste, weil ja kaum ein Reicher ins Himmelreich kommt . . .

PS.: Um nicht missverstanden zu werden: Weniger materielle Armut heißt keineswegs, dass ein Land wie Österreich automatisch glücklicher geworden wäre. Immer mehr zerbrochene Familien und deren Kinder, immer mehr einsame Alte (deren Zahl noch dramatisch zunehmen wird, da jetzt die vielfach kinderlosen Babyboomer ins Rentenalter rutschen), misshandelte Muslim-Frauen, bildungsfern aufwachsende Kinder in Zuwandererfamilien: Das alles bietet mehr als genug Anlass für persönliches, zwischenmenschliches Engagement. Das alles sind Alarmsignale einer wachsenden seelischen Armut. Das alles bietet jedoch kein Argument für immer noch mehr Umverteilung. Das alles ist zum Teil sogar direktes Produkt des Wohlfahrtsstaatsdenkens. Daher wird es eben aus bestimmten Interessen heraus ignoriert.

PPS.: Dieses expansive Wohlfahrtsdenken ist natürlich auch die Hauptursache der schweren Schuldenkrise, die Österreich, Deutschland und noch viel mehr den Rest Europas erfasst hat. Die ja an diesem Ort an anderen Tagen immer wieder analysiert wird.

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Hilfe, die Einkommen fallen. Oder doch nicht drucken

Alle Zeitungen haben breit über die Statistik berichtet, und der ORF natürlich auch: Im Vergleich zu 1998 fallen alle Einkommen in ihrem realen Wert, nur bei den Beamten und Pensionisten steigen sie. So wurde es ohne jedes Nachdenken vermeldet. Immerhin stammen die Zahlen ja vom Rechnungshof. Diese Informationen müsste eigentlich vorrevolutionären Zorn aufkommen lassen. Wenn sie richtig wären.

Aber kein Journalist hat sich die Mühe gemacht nachzudenken, obwohl doch bei fast jedem Lohnabschluss die Gewerkschaft weit über der Inflationsrate liegende Abschlüsse erkämpft. Da können doch eigentlich die Realeinkommen nicht sinken? Das taten sie auch keineswegs. In dem untersuchten Zeitraum 1998 bis 2011 sind alle Realeinkommen in Wahrheit deutlich gestiegen, auch deren „Median“-Wert.

Da aber die große Mehrzahl der Journalisten links ist, hat ihnen die Meldung von den schrumpfenden Realeinkommen sehr gefallen. Passt doch die Behauptung wunderbar in die linke Gehirnwäsche, dass die Armen und der Mittelstand immer ärmer würden.

In der Statistiken des Rechnungshofs scheint das auch tatsächlich so zu sein (zumindest wenn man seinen Bericht schlampig liest). Das Phänomen ist jedoch eine statistische Täuschung. Zu dem falschen Eindruck hat die Tatsache geführt, dass zugleich der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den Arbeitnehmern massiv zugenommen hat. Ein Gutteil des Zuwachses der Erwerbstätigen besteht aus Menschen, die nicht voll arbeiten, die daher auch deutlich weniger verdienen als ein voll Erwerbstätiger.

Wenn man nun einfach einen Median aller Lohnbezieher berechnet (also das genau in der Mitte liegende Einkommen), dann ist dieser dadurch viel langsamer gestiegen als der Medianwert nur der voll Erwerbstätigen. Dabei ist auch für einen nur zu 50 Prozent beschäftigten Arbeitnehmer, der vorher in der Mehrzahl der Fälle gar nicht beschäftigt war, die Steigerung von Null auf ein halbes Einkommen eine gewaltige Verbesserung.

Die gleiche Ursache hat auch das steigende Auseinanderklaffen von Männer- und Fraueneinkommen. Denn die meisten der nur in Teilzeit Werktätigen sind Frauen. Diese wollen zum Großteil gar nicht länger arbeiten. Dennoch drückt der Wechsel von der Nur-Hausfrau (die in der Statistik mangels Einkommen gar nicht vorkommt) zur Teilzeitkraft statistisch das Median-Einkommen aller Frauen.

Wieder einmal ist damit die ganze Nation einer unsauber aufbereiteten Statistik hineingefallen.

Unrichtig ist nämlich auch das angeblich stark überproportionale Steigen der Beamtengehälter, das berichtet worden ist. Dieses hängt einzig und allein mit der massiven Überalterung der Beamten und dem teilweisen Aufnahmestopp zusammen. In höheren Lebensjahren verdienen aber Beamte halt deutlich mehr als in jüngeren (ob man das nun für gut oder falsch halten mag).

Auch bei den scheinbar reicher gewordenen Pensionisten trügt die Statistik. Diesmal täuscht sie aber in die andere Richtung. Real mehr Geld gibt es nur für die Bezieher der kleinen (Zusatz!-)Pensionen und vor allem der Ausgleichszulagen. Die Bezieher besserer Pensionen sind hingegen die einzige Gruppe, die echt einen realen Verlust erlitten hat, obwohl sie für ihre Pensionen prozentuell am meisten eingezahlt haben. Dieser Verlust für die höheren Pensionen ist auch dann der Fall, wenn man die Beamten (mit ihrem – noch – sehr eigenen Pensionssystem) herausnimmt.

Zeitungen und ORF haben also ziemlich genau das Gegenteil der Wirklichkeit berichtet. Der Dank für die Aufklärungshilfe hat diesmal primär den Sozialexperten der WKO zu gelten, die den Rechnungshof-Kuddelmuddel nachgerechnet haben.

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Arbeiterkammer und Abstiegsangst: Wie man eine Gesellschaft zu Wutbürgern erzieht drucken

Neunzig Prozent der Österreicher finden generell, dass es ungerecht im Lande zugeht, die Armenzahlen würden steigen. Mit dem eigenen Leben (sehr) zufrieden sind hingegen achtzig Prozent der Menschen, fast siebzig Prozent auch in materieller Hinsicht (Kurier, 1.11.). Und laut EU wird die Armut hierzulande immer kleiner. Damit dieser eklatante Widerspruch so bleibt, impft die Arbeiterkammer (AK) die heimischen Redaktionen wöchentlich mit einer Dosis „Gift“: Danach werde es seit Jahren ungerechter, teurer und ungleicher.

In den 1920ern war die Taktik, das System so zu ändern, entsetzlich gescheitert.

  • „Noch nie so viele Arbeitslose im Pinzgau!“, lässt Siegfried Pichler von der AK Salzburg die Salzburger Nachrichten titeln. Im Kleingedruckten erfährt man von 5,3 Prozent, und dies auch nur im Oktober. In den meisten Regionen dieser Welt gelten 5 Prozent als Vollbeschäftigung – noch dazu in einer abgelegenen Gebirgsregion. Oder anders gesehen: 95 Prozent der Menschen haben gut(e) Arbeit.
  • „Kühle Zeiten am Arbeitsmarkt!“, behauptet die AK OÖ (SN, 9.11.) in ihrem Arbeitsklima-Index. Diesen erstellt das (eher SPÖ-nahe) SORA Institut u.a. auf der Basis von Internet-Eingaben auf der AK-Homepage. Das Ergebnis: Die Zufriedenheit mit Arbeitsklima, Vorgesetzten oder Karrierechancen nimmt ab. Beauftragt man hingegen unabhängige Institute wie das Market mit einer repräsentativen Umfrage (14.11.), sieht die Sache anders aus: 80 Prozent sind mit ihren Vorgesetzten zufrieden, 82 Prozent mit dem Arbeitsklima, 67 Prozent mit dem Verdienst.
  • „Die Manager haben ihre eigenen Bezüge um 13 Prozent erhöht – die ihrer Angestellten aber um 5 Prozent gekürzt!“, behauptete Wiens Arbeiterkammer (23.5.2008). Das trieb den Hass der Menschen auf Konzerne oder Manager in dunkle Höhen.?Dabei hatte die AK geschickt den Absturz osteuropäischer Währungen gegenüber dem Euro während der Finanzkrise ausgenutzt: Beim Umrechnen Hunderttausender Löhne von in Osteuropa beschäftigten Mitarbeitern österreichischer Konzerne aus den lokalen Währungen hatte dies zu niedrigeren Euro-Beträgen in heimischen Konzernbilanzen geführt. Aber niemand hatte die Löhne gekürzt – im Gegenteil!
  • „Die Manager verdienen das 48fache ihrer Mitarbeiter!“, schrie die AK damals wütend in die Welt. Auch dieser Vorwurf stand auf schwachen Beinen. Auf 1:48 kam nur, wer ukrainische Schalterbeamte mit österreichischen Vorständen verglich. Verglich man österreichische Beschäftigte mit ihren österreichischen Top-Managern, kam man nur auf 1:11.

In ihrer Gerechtigkeitskampagne schwört die AK die Österreicher auf die Ungerechtigkeit des Systems ein. „Alles“ würde teurer werden, das Leben immer schwerer und ungerechter. In Wahrheit können sich die Menschen heute aber in vielen Bereichen doppelt so viel leisten wie noch vor 30 Jahren (Gewinn 4a/12). Nie zuvor waren persönliche Freiheiten, Berufschancen oder Lebenserwartung höher.

„Kommunistische Rhetorik“: Wie in den 1920ern?

Für den Arbeiterkämmerer Pichler sind an der Finanzkrise nur Banken („irgendwelche G`fraster“) oder Spekulanten schuld, die Kleinen müssten für die Krise zahlen. Kein Wort, dass 97 Prozent von Österreichs Schulden schon vor der Krise bestanden hatten. Und dass diese auf ein marodes Pensionssystem zurückzuführen sind, deren Reform die AK schon seit Jahrzehnten zu verhindern weiß. 18 Milliarden schießt die Republik Jahr für Jahr aus Steuermitteln zu. Ohne sie hätte Österreich kein Defizit von 13 Milliarden – sondern einen Überschuss von 5 Milliarden. Und es würde sich weitere 8 Milliarden für die Zinsen sparen – denn das Land wäre komplett schuldenfrei.

Systematisch schürt die SPÖ-geführte Arbeiterkammer die Wut unserer Mitmenschen mit der immer gleichen Meta-Botschaft: „Dieses System ist ungerecht – und es muss weg!“ Weil sich eine reiche Clique auf Kosten aller Anderen bereichern würde. Österreichs Bürger sind heute aufgehetzt und hasserfüllt wie seit den 1920ern nicht mehr.

„Ich war auf dem 42. Parteitag der SPÖ und ihre Rhetorik ähnelt jener der Kommunistischen Partei in der Ukraine“, so Ukraines Botschafter Andrii Bereznyi in der „Presse“. Von einem neuen, gerechteren (und sozialistischeren) Wirtschaftssystem war auch Europas Linke in den 1920ern elektrisiert. Unendlich wütend waren die kommunistischen Hasstiraden gegen Reiche, Millionäre, Banker oder Kapitalisten gewesen.

Spiel mit der geschürten Wut

Die Situation ist heute höchst gefährlich. Das lässt Richard Nicolaus Coudenhove-Kalergis Buch „Judenhass von heute“ ahnen. Damals in den 1920ern, so der Onkel der gleichnamigen Journalistin, hätten die Rechten bald erkannt, dass sie den „Volkszorn in Form von allgemeinem Hass und Neid gegen die Reichen in einen besonderen Hass und Neid gegen die reichen Juden umlenken konnten“.

Obwohl es wie heute letztendlich die Sozialpolitiker waren, die mit der staatlichen Notenpresse Wahlen gewinnen bzw. Schuldenprobleme (nach dem Weltkrieg) lösen wollten, schob die Linke Weltwirtschaftskrise und Hyperinflation Banken oder Spekulanten in die Schuhe. Die Nazis brauchten den Sündenböcken dieser Zeit dann nur mehr das nationale Element zu verleihen – und plötzlich waren es „jüdische" Banken und „jüdische" Spekulanten.

Die Linke hatte Europa aufgestachelt, um ein neues, anderes – und vor allem antikapitalistisches – System zu erzwingen. „Abkassiert“ hatten aber die Rechten, die ihre Botschaften nur mit dem Adjektiv „sozialistisch“ zu schmücken brauchten, um quasi über Nacht als Heilsbringer verstanden zu werden.

25-Punkte-Programm der NSDAP – Auszug

Viele Phrasen, mit denen Hitler das Wutbürgertum seiner Zeit zu ködern wusste, werden auch heute wieder gerne verwendet. So forderte man schon 1920:

  • Abschaffung von Arbeits- u. mühelosem Einkommen, Brechung der Zinsknechtschaft (Art. 11).
  • Verstaatlichung aller bereits vergesellschafteten Betriebe („Konzerne“) (Art. 13).
  • Gewinnbeteiligung an Großbetrieben (Art. 14).
  • Enteignung von Boden für gemeinnützige Zwecke. Abschaffung des Bodenzinses und Verhinderung jeder Bodenspekulation (Art. 17).
  • Ersatz der materialistischen Weltordnung durch deutsches Gemeinrecht (Art. 19).
  • Und generell: Gemeinnutz vor Eigennutz (Art. 24).

Mitschuld an der Wut

Die Österreicher sollen Nörgler sein? Wenn man ihnen täglich sagt, dass ihre Welt ungerechter, ungleicher und kälter würde – und dass dies nur an einer kleinen Clique läge, die sich auf Kosten „von ihnen, den 99 Prozent“ bereichern würde-, dann kann man von Glück sprechen, wenn nur genörgelt wird. Wie sich eine Gesellschaft radikalisiert, merkt man zuallererst immer an der Sprache.

Wer sich bei Wahlen durch das Schüren von Abstiegsängsten als „gerechter“ Retter zu positionieren sucht, verhält sich nicht besser als jemand, der dies mit Ausländer-Ängsten macht.

Wenn unsere Gesellschaft nicht umkehrt und den Weg von Ausgleich, Pluralität und Demokratie verfolgt, dann wird unser gesellschaftliches Gefüge immer noch labiler. Dann werden immer weitere und immer radikalere Kräfte an die Oberfläche kommen. Käme es zur Verschlimmerung der Finanzkrise – und sei es auch nur für ein, zwei Jahre – könnte das dann wieder in die Katastrophe führen.

Oder auf den Punkt gebracht: Wer in unserer aufgeheizten Stimmung Meldungen, die nur Ängste schüren sollen, unkritisch und ungeprüft publiziert, der macht sich (mit)schuldig.

Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg. In seinem aktuellen Buch „Die Gemeinwohl-Falle“ beschäftigt er sich mit den Thesen Christian Felbers, Jean Zieglers, der Arbeiterkammer und der Caritas. Zentrales Thema ist bei Hörl „die geschürte Abstiegsangst“.

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Christenverfolgung – ORF hat andere Prioritäten drucken

Bereits bei Dunkelheit und bei niedrigen Temperaturen fand am UNO-Tag der Menschenrechte in Wien ein Fackelzug gegen die Christenverfolgung in der Welt statt. Der Demonstrationszug gab den Organisatoren der Veranstaltung (zwanzig christliche Menschenrechtsorganisationen) Gelegenheit, auf zahlreiche Verstöße gegen das Menschenrecht der Religionsfreiheit in Nordkorea, Iran, Irak, Ägypten, Syrien, Nigeria, Sudan, Saudi-Arabien, Vietnam und anderen Ländern hinzuweisen.

Beim anschließenden ökumenischen Gottesdienst berichteten Vertreter verschiedener christlicher Bekenntnisse nochmals über die katastrophale Situation in einzelnen Staaten und plädierten zugleich für Versöhnung. Berichte über Verleumdung, Verfolgung, Vertreibung, Anschläge, Ermordung, Entführung, Vergewaltigungen und Zwangskonvertierungen von Christen, Folter, berufliche und soziale Benachteiligungen waren auch aus verteilten Flugblättern zu entnehmen.

Lebendiges Zeugnis für die Unterdrückung von Christen ist der Lebensweg von Sabatina James – einer Ex-Muslima, die zum Christentum übergetreten ist und seither  mit dem Tode bedroht wird. Diese bewundernswert tapfere Frau, die sich dem Schutz verfolgter Frauen widmet, konnte auf der am Vormittag stattfindenden Pressekonferenz zum Thema Christenverfolgung Erschütterndes aus ihrer internen Sicht berichten. Wegen Frau James musste die Pressekonferenz unter Polizeischutz stattfinden. Polizei begleitete dankenswerter Weise auch den Fackelzug.

Und was berichten darüber die Medien? Berichtet haben „Massenmedien“ wie Kathpress, die Erzdiözese Wien, die Internetseite des Außenministeriums(!), die APA, diesmal aber auch die Wiener Zeitung, Presse, Kurier und „heute“. Bei Standard und Salzburger Nachrichten wurde ich nicht fündig, Kronenzeitung und „Österreich“ konnten nicht gecheckt werden.

  • Eine Pressekonferenz über Christenverfolgung unter Polizeischutz
  • Ein Fackelnzug gegen Unterdrückung der Religionsfreiheit mit einigen hundert Teilnehmern
  • Informationen über Aussagen von saudischer Seite aus dem neu eröffneten Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog wie: „Religionsfreiheit ist kein unveräußerliches Menschenrecht“
  • Die Initiative des Außenministeriums, ein EU-Frühwarnsystem für religiös Verfolgte/gegen Unterdrückung der Religionsfreiheit zu etablieren
  • Die Information, dass durchschnittlich alle fünf Minuten ein Christ getötet wird:

All das war kein Grund für den ORF, darüber in einer ZiB oder auch nur in einer anderen Sendung zu berichten. Dabei ist er noch immer das Medium, über das sich vermutlich die meisten Österreicher informieren; speziell jene, die sich nicht den Luxus leisten können, jeden Tag drei Zeitungen zu lesen. Stimmt nicht ganz: Verborgen im ORF-Internettext (religion.orf.at) und auf Ö1 wurde „berichtet“. Eine Alibiaktion pur. Und es wird voraussichtlich auch nichts mehr kommen, auch in keiner Themensendung über Religion.

Da ist es natürlich wesentlich wichtiger, auf die große Gefahr von rechts hinzuweisen, zuletzt in einem Bericht am Ende einer ZiB2 (der schon im Vorspann bedeutungsschwanger erwähnt wurde) vor circa zehn Tagen mit folgendem Österreich-Bezug: Neonazi-Rockveranstaltung in Eferding. Wann war diese? 2006! Wirklich brandheiß, oder? Verpackt war das in einen Bericht über ein Politfilmfestival in Innsbruck. In meinen Augen ist eine derartig einseitige und manipulierte Berichterstattung ein Skandal der Sonderklasse. Und keiner merkt es oder tut etwas dagegen.

Und der Publikums- oder Stiftungsrat? Die dösen fröhlich vor sich hin. Aber keinen hundertjährigen Schlaf, soviel Zeit wird ihnen nicht gelassen werden.

Muss man wirklich Christ sein, um die Verpflichtung zu verspüren, auf Unterdrückung hinzuweisen? Oder sollte das nicht viel mehr die Pflicht und das Recht jedes Demokraten sein? Wo sind die geblieben?

Es fällt einem schwer bei dieser Verkommenheit und Einseitigkeit der Darstellungen im ORF seinen Mageninhalt nicht wieder freizugeben. Können sich die verantwortlichen Mitarbeiter wirklich am Morgen noch in den Spiegel schauen, ohne dass ihnen dabei übel wird? Auf die Unterschlagung von dutzenden Faktenberichten aus dem Internet mit denen man unsere Zukunft hochrechnen könnte möchte ich nur mehr am Rande hinweisen.

Man fühlt sich als Opfer einer Verschwörung bzw. wie in einem Albtraum und hofft endlich daraus zu erwachen.

PS.: Am gleichen Tag wurde in allen Zeit-im-Bild-Sendungen breit – und zum rund zwanzigsten Mal – über die einstigen Verletzungen berichtet, die österreichische Polizisten einem Schwarzafrikaner zugefügt hatten. Der ORF hat auch schon über zahlreiche (linke) Demonstrationen mit weit weniger Teilnehmern berichtet.

Der Autor hat aus Sorge vor Racheakten aus islamistischen Kreisen gebeten, seinen Namen nicht zu veröffentlichen.

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Der nächste Griff der roten Medien-Krake drucken

Zwei rote Apparatschiks haben einen dritten im Radio in eine wichtige Führungsfunktion für einen Bereich gehievt, in dem er Null Vorerfahrung hat, außer dass er immer ein braver Exekutor der Rathaus-SPÖ gewesen ist. Was aber – siehe auch den Radio-Intendanten selber – beim ORF offenbar eine entscheidende Qualitätsdimension ist. Überraschen solche Vorgänge beim ORF eigentlich noch irgendjemanden?

Tatsache ist, dass mit der Neubestellung der Leitung der Radio-Innenpolitik durch einen nicht qualifizierten Mann nun auch das ORF-Radio in einem Schlüsselbereich zugleich nach unten und nach links rutscht. In ähnlicher Weise ist ja seit Amtsantritt des Herrn Dittlbacher schon das ORF-Fernsehen zu einer bloßen Außenstelle der SPÖ degeneriert. Damit ist der ORF in beiden Medien nicht mehr als objektives Medium relevant. Dabei waren im ORF-Radio die Journale (bis auf die dümmlichen Moderatoren) noch ein halbwegs objektives Gegengewicht gegen die kommunistisch-grünen Kolleg/Dimensionen-Schienen.

Ähnliches hat sich – von der Öffentlichkeit weit weniger bemerkt, aber ebenfalls sehr wirkungsvoll – in den letzten Jahren schon in der APA-Innenpolitik ereignet, wo die Berichterstattung ebenfalls die einstige (und in den anderen APA-Ressorts weiterhin übliche) strenge Objektivität verlassen hat. Statt dessen wird dort ständig mit untergriffigen Formulierungen Stimmung gegen die Parteien rechts der Mitte gemacht. Die letztgenannte Entwicklung ist vor allem deshalb bedeutend, weil immer mehr Medien insbesondere auch in ihren Online-Auftritten die APA-Meldungen ungeprüft im Wortlaut übernehmen.

Zu diesem massiven Linksblock kommen natürlich noch die bestochenen Tages- und Wochenzeitungen. Gegen all das bietet die wachsende Distanz einiger Redakteure in Qualitäts- und Halbqualitätszeitungen gegenüber der Faymann-Häupl-SPÖ nur ein machtpolitisch ziemlich irrelevantes Gegengewicht.

Absolut unverständlich ist, dass die Privatfernseh-Redaktionen – mit Ausnahme von Servus-TV – noch immer nicht erkannt haben, welch gewaltige Marktchance ihnen die Einseitigkeit von ORF und Boulevard bieten würde. Aber Puls 4 und ATV krebsen lieber weiter bei ihren schlechten Quoten herum, bevor sie den linken Mainstream durch Unabhängigkeit, Objektivität und Offenheit auch für nichtlinke Themen ersetzen würden.

Die Verantwortung für die Zustände im ORF ist jedenfalls klar: Das BZÖ hat einst Alexander Wrabetz zur Macht verholfen; auch Schwarz und Blau haben bisweilen mit ihm gepackelt (etwa bei der Gewährung von 160 Millionen aus dem Budgettopf), allerdings hat der ÖVP-Parlamentsklub in letzter Zeit erstaunlich mutige Distanz zum ORF gewagt; mehrere Landeshauptleute haben brutal ihre eigenen Interessen gegen jene der Konsumenten durchgesetzt; und Rot und Grün sind sowieso die Profiteure.

Der ORF-Frust unter den Bürgern ist jedenfalls eines der Hauptmotive für den Erfolg von Frank Stronach, der jeden seiner ORF-Auftritte als ungebremsten Frontalzusammenstoß mit dem Staatssender inszeniert. Dabei haben ihm ja die roten Drahtzieher dort überproportional viele Auftritte gewährt. Sie haben nämlich in ihrer Ahnungslosigkeit geglaubt, Stronach würde sich nur bei Orange, Blau und Schwarz Wähler holen. In Wahrheit fahren insbesondere die einst roten Facharbeiter reihenweise auf ihn ab.

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Das Rathaus als Geheimnisschützer für Dichand und Fellner drucken

Die Gemeinde Wien und ihre Betriebe haben in einem einzigen Jahr nicht weniger als 55 Millionen Euro für „Aufträge“ an Medien vergeben. Das ist ein Vielfaches der gesamten offiziellen Presseförderung der Republik Österreich! Das aber ist dennoch die harmloseste Seite des jüngsten Berichts des Wiener Kontrollamtes.

Interessanter – und nicht beantwortet – wäre etwa die Frage, worin denn diese „Medienaufträge“ inhaltlich bestanden haben. Irgendwie ist die Wortwahl „Aufträge“ nämlich sehr verräterisch. Bisher habe ich ja nicht geglaubt, dass Politik Medien Aufträge geben soll.

Noch ärgerlicher sind die prozentuell zweistelligen Zuwachsraten des Wertes dieser Aufträge gegenüber dem Jahr davor. Bei der „Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit“ durch den „Arbeitnehmerförderungsfonds WAFF“ waren die Zuwachsrate sogar dreistellig. Man fragt sich nur, wieso dann die Jugendarbeitslosigkeit in Wien im Österreich-Vergleich am höchsten ist, wenn gerade hier so viel inseriert wird. Wie man auch immer Arbeitslosigkeit mit Inseraten zu bekämpfen glaubt. Oder sollten von diesem Geldsegen gar nicht die joblosen Jugendlichen, sondern SPÖ-nahe Verleger profitiert haben?

Am widerlichsten ist aber die Ausrede des rathauseigenen Kontrollamtes, weshalb man leider, leider die bedachten Medien nicht nennen könne: Das würde dem Schutz von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen widersprechen. Seltsam: Wenn in Kürze der erste Medientransparenzbericht des Bundes vorgelegt wird, dann wird es diese Betriebsgeheimnisse nicht geben. Da stellt sich natürlich die Frage: Bricht dann der Bund das Recht oder lügt das Rathaus mit seiner gewundenen Ausrede? Diese Ausrede liegt freilich ganz auf der sozialistischen Linie, dass der Steuerzahler doch nicht zu wissen brauche, was die Politik mit seinem Geld macht. Was wir mit unserem Geld machen, gehe niemanden etwas an, hat ja etwa ein Michael Häupl verkündet.

Ein kleines Informationsbrösel ließ das Kontrollamt aber immerhin für uns fallen: Auflagenstarke Tageszeitungen und Magazine mit hoher Reichweite seien die häufigsten Werbeträger gewesen.

Das überrascht mich aber jetzt wirklich. Strotzen doch die Dichand- und Fellner-Blätter wirklich von der ersten bis zur letzten Seite von mutiger und offener Kritik an der Rathaus-Truppe. Finden sich doch dort so gut wie nie Schönbilder des physisch schwer übergewichtigen Bürgermeisters (sofern er halt einmal beim Amtieren angetroffen werden kann) und seiner politisch schwer untergewichtigen Frauschaft. Und ganz unklar ist, wieso man bei einer Orientierung nach der Leserzahl ausgerechnet in Wochenblättern wie „News“ und „Falter“ so viele Gemeinde-Inserate finden kann. Drucken die angesichts kleiner beziehungsweise stark fallender Leserzahlen diese am Ende gratis ab?

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Spritpreisdatenbank international umstritten drucken

Die Meinungen über eine öffentlich zugängliche Spritpreis-Datenbank sind geteilt. In Österreich hat sich ein entsprechendes Modell nun einmal eingebürgert, es gibt im Schnitt etwa 20.000 Aufrufe der einschlägigen Datenbank bei der E-Control. Selten gibt es Beschwerden; wer sich nicht an die vorgegebenen Regeln hält, könnte bestraft werden (dafür zuständig sind die Bezirkhauptmannschaften). Von Verurteilungen ist aber nichts bekannt. Ein Wiener Tankstellenbetreiber lässt den Spritpreisrechner allerdings vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) überprüfen. Er erachtet sich in den Grundrechten auf Eigentum und Erwerbsfreiheit verletzt und beklagt, dass die Regelungen unklar und gleichheitswidrig seien. Die Verfassungsrichter nehmen die Beratungen dazu in der Dezember-Session (bis 14. Dezember) auf.

Im benachbarten Ausland hat es ähnliche Überlegungen gegeben, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. In Deutschland ist ein ähnliches Modell in Vorbereitung. Südtirol hat sich ebenfalls dafür interessiert und wollte für die Installierung die heimische E-Control gewinnen. Diese wollte aber nicht.

In der Schweiz hat es auch Überlegungen gegeben, die allerdings auf breite Ablehnung gestoßen sind – es wird von einer völligen Überregulierung gesprochen. Sowohl der Automobilclub der Schweiz (ACS) als auch der Touringclub der Schweiz (TCS) finden eine Meldestelle für Treibstoffpreise unnötig. Das sei unnötige Bürokratie. Einer staatlichen Meldestelle würde man nur zustimmen, wenn diese mit keinem zusätzlichen Aufwand für die Tankstellenbetreiber verbunden wäre oder der Aufwand für das Übermitteln der Daten abgegolten würde. Auch die Schweizer politischen Parteien können sich für diesen Gedanken nicht erwärmen. Das entspreche einfach nicht der freien Marktwirtschaft. Wenn der Staat eine Meldepflicht einführe, müsse er auch die Einhaltung kontrollieren, was unnötig teuer werde.

Auf taube Ohren stößt man auch bei der Schweizer  Erdölvereinigung. Sie wehrt sich mit Händen und Füßen gegen eine solche überflüssige Regulierung. Die mehr negative als positive Auswirkungen hätte. Der befürchtete Benzintourismus würde unökologische und unwirtschaftliche Fahrten fördern. Die Erfahrungen aus Österreich würden zeigen, dass die Treibstoffpreise seit der Einführung der Kontrollstelle nicht dauerhaft signifikant gesunken sind.

Das können sie auch nicht, denn das heimische Preisniveau ist, im Vergleich zur Schweiz, ungleich niedriger. Durch den anhaltenden Wettbewerb pendeln sich die Nettopreise (also ohne Steuern) in Österreich auf einem rekordverdächtig tiefen Niveau ein. In der EU gibt es kein Land, wo so wenig verdient wird wie in Österreich. Lagen die Nettopreise Anfang Oktober in Deutschland bei Benzin noch um zwei Cent und bei Diesel um drei Cent höher als in Österreich, so beträgt der Abstand derzeit bereits acht bzw. fünf Cent. Das heißt, in Österreich ist weit weniger zu verdienen als beim deutschen Nachbarn.

Meldungen von Boulevardzeitungen, wonach vor Weihnachten wieder ein „Abzocke“ bei den Treibstoffpreisen erfolgen werde, sind bar jeder Realität.

Dieter Friedl ist Österreichs führender Energie-Journalist. Er gibt 14-tägig den unabhängigen elektronischen „Energiedienst“ heraus, der unter der E-Mail Adresse kontakt@elisabethgall.at abonniert werden kann. Der „Energiedienst“ informiert über alle Energiefragen.

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Linker Meinungsterror: In der ÖH wird er am schlimmsten drucken

Der rotgrüne Meinungsterror wird immer schlimmer. Nachdem die Grünen in Wien einer wegen unfeiner Texte unerwünschten Pop-Gruppe mit unverblümten Drohungen den Hahn abgedreht und ein Konzert gestoppt haben, haben sie auch an den Universitäten ihren Kampf gegen die Meinungsfreiheit intensiviert. Der Fachschaft Juristen wurde einfach ein Beitrag einer studentischen Autorin in deren Publikationsorgan verboten, weil darin gewagt werden sollte, mit ohnedies nur sanften Worten den Genderismus zu hinterfragen.

Diese Aktion setzt dieselbe rotgrüne ÖH, die sich in ihrem eigenen Organ die Vertreibung von katholischen und nationalen Couleurstudenten aus den Hörsälen gewünscht hat. Wo ist da eigentlich die in anderen Fällen so rührige Staatsanwaltschaft geblieben? Ach ja, die ist ja unter Beitragstäterschaft der provinziell-naiven Justizministerin jetzt ganz der Linken überantwortet worden, also zu vergessen.

Zum konkreten Fall der Juristen: Da beruft sich die totalitäre Linke bei ihrer Zensur auf ein angebliches Recht zu „inhaltlicher Kontrolle“. Aus diesem Grund verhindert die ÖH-Leitung der Uni-Wien schon vier Wochen lang das Erscheinen des Fachschaft-Blattes „Juristl“. Die Fachschaftsvorsitzende erhielt als Begründung folgendes wirre Mail von einem (einer? Oder gar ungeschlechtlichen? Bei der ÖH weiß man ja nie) Jule Fischer:

gerade haben wir mit Entsetzen deinen "Artikel" im Juristl gelesen.
Abgesehen davon, dass er schlecht geschrieben ist, ist er auch schlecht recherchiert. Bevor du inhaltlichen Blödsinn wie "ursprünglich männliche Subjekte" schreibst, wäre es vermutlich sinnvoll sich mit Subjekten bereits befasst zu haben....was genau meinst du mit "ursprünglich männlich"? Offensichtlich ist allerdings, dass du nicht ganz verstanden hast, worum es beim "Gender" geht, welche Beziehungen Sprache - Hierarchien - Macht miteinander eingehen - Foucault lesen, oder Derrida, am besten jedoch Butler wäre sicher hilfreich....BEVOR du einen Artikel von solch haaresträubender Dummheit verfasst. Es ist jedoch ein Aspekt deines Textes, der in mir und den anderen Menschen im Referat Übelkeit hervorruft: "Das stellt schon irgendwo eine Vergewaltigung der deutschen Sprache - oder vielleicht passender: eine 'Geschlechtsumwandlung' der Sprache." Wie kommst du dazu Vergewaltigung und Geschlechtsumwandlung als gleiche Negativbestimmung für den Umgang mit Sprache zu verwenden? Wenn dir die "deutsche Sprache" wirklich so wichtig ist, dann überleg dir doch bitte, ob es besser ist 3.000 Zeichen für einen solchen Artikel zu verwenden, oder lieber zu gendern - soviel zum Thema Platz und Inhalt.

Dies ist meine persönliche Meinung, nicht die des Referats.“

Eine offizielle Stellungnahme des „Referats“ (die Bezeichnung erinnert stark an einstige „Politkommissariate“ und an diverse Institutionen bei Kafka) gibt es offenbar nicht. Man hat ja das Erscheinen des Blattes ohnedies schon vier Wochen verhindert.

Hier der Artikel, der gemäß den rotgrünen Zensoren nicht erscheinen darf:

"GENDERN – zwischen vernünftiger Gesellschaftsprägungsmaßnahme und mehr oder minder irrwitziger „Gendermanie"

Es ist ein Phänomen unserer Generation – jahrzehntelang dachten wir uns kaum etwas, wenn wir von „Mannschaften“ sprachen oder von „Krankenschwestern“. Mittlerweile wissen wir, dass jede Bezeichnung, jeder Titel, jedes Wort im Deutschen die Suggestion eines männlichen oder weiblichen, veralteten Klischeebildes enthält. Seit wir darauf gekommen sind, ist es an der Zeit, diesem ungewollten, aber unglücklicherweise historisch gewachsenen Umstand entgegen zu wirken. Wie? Durch Gendering.

Gendering (abgeleitet von engl. „Gender“ – soziales Geschlecht) bezeichnet laut Wikipedia eine Bestrebung, die Gleichstellung aller Geschlechter in Sprache und Gesellschaft zu etablieren und dem Sexismus in der Sprache entgegenzuwirken. Dazu werden beispielsweise Texte „gegendert“.

Selbst User und Userinnen unserer Lieblings-Selbstdarstellungsplattform – Facebook – echauffieren sich öffentlich über die ihrer Meinung nach wahnwitzigen Dimensionen, die diese, ursprünglich von lobenswertem Streben geschlechtsneutraler Sprache mit dem Ziel geringerer gesellschaftlicher geschlechterbezogener Diskriminierung, Regelungen erreicht haben:

„Gott sei Dank mache ich meine Diss nicht an der Rewi Graz.
Da müsste ich anstelle von ‚Mannschaft‘ das englische ‚Team‘ verwenden und der Otto Normalverbraucher wäre auch tabu. Soll man dann Otto/Anna Normalverbraucher/-in schreiben, oder was? Und selbst eine Frau darf ‚ihren Mann nicht stehen‘... irgendwie wird das immer verkrampfter und ist die weibliche Form von Doktor nicht Doctrix und nicht Doktorin?? Man leset und staunet...“

Magistra ist die lateinische weibliche Form von Magister. Mag.a zu schreiben also aus meiner Perspektive vollkommen in Ordnung und angemessen. Der weibliche Titel -  das passt schon. Doch die doppelte und dreifache Verweiblichung ursprünglich männlicher Subjekte ist schlichtweg seltsam. Schließlich werden Femina auch nicht versächlicht.

Besonders seltsam erscheint die Genderei, wenn am Schluss nur noch die weibliche Form bleibt (siehe beispielsweise die Satzung der ÖH Uni Wien, was zwecks Gleichberechtigungsbestrebungen wiederum nicht als diskriminierend gesehen wird).  An diesem Punkt sehe ich das Ziel irgendwo verfehlt.

Das Lästige aus meiner Perspektive? Die unglaubliche Omnipräsenz des Genderns in den Druckwerken der ÖH, die dieses Thema einnimmt – und diese ist nicht einmal positiv besetzt. Dies geht aus den Feedbacks zum „Juristl“ hervor. Denkt die Gesellschaft positiver über Frauen in Führungspositionen, weil sie sich nun beim Neuaufsetzen des Computers das „Firefox-Tool“ herunterladen, welches die Gendergap aus allen aufgerufenen Texten „schon voll automatisch“ löscht?

Unsere Juristl-Redaktion findet mehrheitlich das Gendern sachgerecht. Eine ausdrückliche Befürwortung vonseiten der FV Jus ist jedenfalls gegeben. Dennoch – ganz freiwillig geschieht dies im Juristl nicht. Wenn eine Rechtsanwaltskammer zur RechtsanwältInnenkammer wird, oder Rechtsanwaltsanwärter zu RechtsanwältInnenanwärterInnen werden, dann widerspricht dies im ersten Fall dem eingetragenen und rechtlich geschützten Namen; im zweiten Fall hingegen nimmt das Gendern so viel Raum ein, dass es sehr zulasten des Inhalts geht. Denn wo viel Platz für den Genderformalismus eingeräumt werden muss, da gibt es weniger Platz für Inhalte.

Das Schlimme ist, dass dadurch jeder Text unlesbar und flüssiges, grammatikalisch korrektes Schreiben und Sprechen unmöglich gemacht wird. Das stellt schon irgendwo eine Vergewaltigung der deutschen Sprache dar – oder vielleicht passender: eine "Geschlechtsumwandlung".

Um an dieser Stelle zuletzt mit meiner persönlichen Meinung eine Aussage in den Raum zu stellen (exemplarisch, einfach weil auch ich eine Frau bin):

Ob Binnen-I oder IN oder A - es beleidigt mich weder, noch verhöhnt es oder greift es mich an wenn es dasteht - ebenso wenig aber auch, wenn es nicht da steht. Ich fühle mich öfters nicht ernst genommen, belächelt und gern über den Kamm „liebes Mädchen“ geschert – weil ich klein bin, weil ich jung bin, weil ich eine Frau bin. Aber ich fühle mich nicht besser gestellt oder gerechter behandelt, wenn Deutsch als Sprache nur mehr holprig zu sprechen und flüssig lesbare Texte nicht mehr präsent sind.

Warum ich trotzdem gendere? Ich bin Teil der ÖH Uni Wien – welche sich in ihrer Satzung folgenden Grundsätzen verschrieben hat: „Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte in allen Publikationen, bei Veranstaltungen, etc. (d. h. insbesondere die Verwendung von geschlechtergerechten Formulierungen […])“ (§ 1 Abs 2 Satzung der ÖH Uni Wien).“

Soweit der von den Linken verbotene Text. Harmloser und gefügiger geht’s eigentlich nimmer. Aber selbst so etwas ist schon gemäß dem rotgrünen Diktat verboten.

Rotgrün hat übrigens nur dank angeblich neutraler „Fachschaftslisten“ überall eine Mehrheit. Daran zeigt sich wiederum die Naivität vieler Studenten, die diesen ganzen Schwachsinn eigentlich gar nicht wollen, aber dennoch regelmäßig ein paar Verrückt_Innen seine Realisierung ermöglichen.Weil sie sich "neutral" verhalten.

Dabei ist es erst fast 70 Jahre her, dass an unseren Universitäten die wissenschaftliche Freiheit durch das Ausmerzen unerwünschter Meinungen ersetzt worden ist. Wehret den Anfängen! (auch wenn sie schon ziemlich weit gediehen sind)

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Wegen politisch unkorrekter Formulierungen den Job verloren – und Kurz jubelt drucken

Tagtäglich könnte sich einem bei Lektüre von „Heute“ oder „Österreich“ der Magen umdrehen. Aber das ist halt Teil der Demokratie und Meinungsfreiheit, dass auch Mist gedruckt wird. Beklemmend ist aber, in welchen Fällen plötzlich die Meinungsfreiheit abgedreht wird – und die Politik Beifall dazu klatscht. (Mit einer nachträglichen Ergänzung bzw. Korrektur)

Diese Tagebuch-Anmerkungen erscheinen erst mit einigen Tagen Verspätung, weil ich die Unappetitlichkeiten des Boulevards eben fast nie konsumiere. Was den Gratisverteilern sicher ziemlich wurscht sein kann. Weniger wurscht ist ihnen allerdings, wenn man dann – zufällig – bei Meinungsumfragen befragt, angibt, dass man diese Blätter nicht liest. Das geht (auf dem Umweg über die Anzeigentarife) dann rasch ins Geld.

Die Vorgeschichte: In "Heute" hat ein Journalist mit den milieuüblichen drastischen Formulierungen einen in der Tat besonders widerlichen Mord beschrieben. Ein 43-Jähriger hatte seine Frau vor einem Kindergarten erstochen. Der Autor gab seinem verständlichen Zorn mit Formulierungen Ausdruck, die nicht gerade die meinen wären: Der mutmaßliche Täter gehöre zur Sorte Mann, "die zum Glück eher hinterm Mond lebt. In Ländern, wo das Gesäß beim Beten höher ist als der Kopf. Partnerinnen betrachten sie als Besitz. Macht sich der selbstständig, sind sie im Stolz verletzt und drehen durch."

Tags darauf wurden wegen dieses Textes gleich zwei Mitarbeiter gefeuert („beurlaubt“). Die Begründung des Blattes: „Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie hatten in „Heute“ nie Platz und werden dies auch in Zukunft nie haben.“ Der zur Ausstellung eines Persilscheines herbeigeholte Staatssekretär Sebastian Kurz sprach wiederum von einem anderen Delikt, von der „Herabwürdigung von Religionen“, die in einer Zeitung keinen Platz haben dürfe. „Daher begrüße ich die raschen internen Konsequenzen ausdrücklich.“

Damit hat sich der bisher recht geschickt agierende Staatssekretär voll ins Fettnäpfchen gesetzt. Denn ich kenne keine einzige Äußerung von ihm, wo er etwa bei der reihenweise stattfindenden Herabwürdigung christlicher Religionen den Mund aufgemacht hätte – oder gar den Hinauswurf von Journalisten verlangt hätte. Kein Wort von Kurz oder einem sonstigen Regierungsmitglied, dass gerade wieder zwei ORF-Kabarettisten eine Kirche zu ihren herabwürdigenden Späßchen missbraucht haben. Kein Wort zu dem für gläubige Menschen tief verletzenden Film „Paradies: Glaube“.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin auch in diesem Fall nicht für Zensur, sondern für die Meinungsfreiheit. Aber Meinungsfreiheit darf nie selektiv werden, sonst schlägt sie sofort in Gesinnungsterror um. Schlimm, wenn auch das einzige Regierungsmitglied, das sich mit solchen Fragen befasst hat, das nicht begreift.

Weniger überraschend ist, dass die „Heute“-Führung sofort politisch korrekt reagiert hat. Ihr bleibt gar nichts anderes übrig, wenn man in so hohem Ausmaß vom Geld und den sonstigen Wohltaten der Rathaussozialisten abhängig ist. Die ja selbst wiederum gerade den Wählertausch von den Arbeitern hin zu den Migranten vollzogen haben.

Alle Beteiligten sollten sich jedenfalls weniger über die – blattüblich geschmacklosen – Formulierungen jenes Textes erregen. Eigentlich sollten sie alle in voller Breite das dramatische Problem aufgreifen, das hinter dem Fall steckt: die sogenannten „Ehrenmorde“. Hier geht es nicht um einen tragischen Einzelfall, sondern um ein verbreitetes Produkt einer importierten Kultur, deren „Wert“-Hierarchie hierzulande von (staatlich bezahlten!) Religionslehrern und Privatgerichten rapide verbreitet wird. Wenn sich ein von diesen Typen indoktrinierter Mann in seiner Ehre verletzt fühlt, dann hat er nach verbreiteter islamischer Rechtsauffassung das Recht, diese sogenannte Ehre durch Taten gegen Frau oder Tochter wiederherzustellen.

In Deutschland hat man das gleiche Problem, schaut aber nicht so rasch weg, wie man es in Österreich tut. Dort hat etwa die Regierung für ein einziges Jahr von über tausend Fällen solcher Ehrenmorde gesprochen. Wobei es zweifellos darüber hinaus noch eine Dunkelzahl von als Unfall getarnten Morden gibt. Bricht man – mit guter Legitimation – diese Zahl auf Österreich herunter, würden wir bei rund Hundert ermordeten Frauen halten.

Ein Problem? In Österreich offenbar nicht. Da sind nur zwei allzu flapsige Sätze über den Islam ein Problem. Die toten Frauen und das dahinter steckende Problem – das natürlich mit dem Islam und seiner Diskriminierung der Frauen zusammenhängt – interessiert hingegen nicht. Unter den Teppich damit!

Und die Journalistengewerkschaft, kümmert sich die nicht um Meinungsfreiheit? Dass ich nicht lache. Die ist eine reine SPÖ-Vorfeldorganisation geworden.

Und die Feministinnen, kümmern sich die nicht um ermordete Frauen? Keineswegs, denen geht es nur um möglichst viele Aufsichtsratsposten.

Nachträgliche Korrektur: Der Tagebuch-Eintrag scheint in einem wichtigen Aspekt leider unkorrekt zu sein, was ich sehr bedaure: Der Mörder war nach allem, was ich inzwischen weiß, kein Moslem, er stammt aus Österreich und hat  keinerlei Migrationshintergrund. Damit ist natürlich der ganze Anlass dieser Eintragung hinfällig. Ich lasse ihn dennoch stehen - als Signal, dass sich auch das Tagebuch und sein Autor keineswegs für unfehlbar halten und auch Fehlleistungen nicht unter den Tisch zu kehren versuchen..

Das zentrale Thema der Eintragung bleibt dennoch wichtig: Das sind die vielen von Männern aus islamischen Ländern begangenen Ehrenmorde und die Untätigkeit gegen diese Taten als gesellschaftliches Phänomen.

Zumindest diskutabel ist auch weiterhin, ob selbst in diesem Fall der Jubel eines Politikers zum Hinauswurf von Journalisten schlau ist. Noch problematischer ist ein weiterer Hintergrund: In allen polizeilichen Informationen zu dem Mord fehlt jeder Hinweis auf den Täter, nicht einmal der Vorname wurde mitgeschickt. Dieses polizeiliche Verhalten ist dadurch motiviert, dass man politisch korrekt jeden Hinweis auf den ethnisch-religiösen Hintergrund von Tatverdächtigen vermeiden will. Das hat aber erst recht das Misstrauen vergrößert. Und die Gefahr von Fehlinterpretationen.

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Grüner Totalitarismus drucken

Seit November 2010 sitzen die Grünen im Wiener Rathaus. Seit gut zwei Jahren muss die mächtige Wiener SPÖ etwas von ihrer Macht an die 12,6 Prozent-Partei abgeben. Und das nutzt die ehemalige Ökotruppe – soweit es die Sozialdemokraten eben zulassen – aus, um ihre „hehren“ Ziele durchzusetzen und die Wiener ihrer Ideologie entsprechend politisch umzuerziehen. Im Eifer des Gefechts kann es dabei schon mal passieren, dass für einen kurzen Augenblick die demokratische und liberale Maske fällt. Zum Vorschein kommt dann die grüne Fratze des Totalitarismus.

Die Jakobiner unserer Tage sind von ihrer Mission und ihrem alleinigen Wahrheitsanspruch dermaßen überzeugt, dass sie alle, die noch nicht erleuchtet sind, zu ihrem Glück zwingen wollen. Zu den Unerleuchteten bzw. Ungebildeten zählen beispielsweise die unverbesserlichen Autofahrer. Im Kampf gegen den motorisierten Individualverkehr dulden die Grünen keinerlei Widerspruch. Da helfen auch die zigtausend vom politischen Feind gesammelten Unterschriften nichts. Mit fadenscheinigen Argumenten haben die Grünen (und die SPÖ) eine Volksabstimmung zur Ausweitung der Parkpickerlzone einfach vom Tisch gewischt. Die Partei, die seinerzeit aus Bürgerinitiativen und -bewegungen entstanden ist, pfeift wenn´s drauf ankommt auf die Bürgerbeteiligung: Es könnte ja das Falsche rauskommen.

Weil diese Unverfrorenheit bei den Wienern nicht besonders gut angekommen ist, hat man schnell eine Alibibefragung aus dem Hut gezaubert. Auch das lässt tief blicken. Die Fragen stehen zwar noch nicht fest, eines ist aber schon jetzt fix: Gefragt werden wird nur, wenn das Abstimmungsergebnis von vornherein klar ist (also typische No-na-ned-Fragen) oder die Frage irgendein belangloses Randthema betrifft (wie etwa seinerzeit: „Sind sie für einen Führerschein für Kampfhundebesitzer?“) Volksbefragungen als potemkinsche Kulisse für die politisch korrekte Scheindemokratie. Hier haben die Wiener Grünen – zum ersten Mal, seit sie ins Rathaus eingezogen sind – ihr fragwürdiges Demokratieverständnis offen gezeigt.

Noch einen Schritt weiter ist die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou gegangen, als sie eine Mietpreisobergrenze von sieben Euro pro Quadratmeter angedacht hat. Dieser Vorschlag aus der kommunistischen Mottenkiste würde einen massiven Eingriff in die Freiheits- und Eigentumsrechte der Bürger bedeuten und allen Grundregeln einer freien Gesellschaft widersprechen. Dass bereits jetzt 95 Prozent aller Wiener Mietwohnungen preislich reguliert sind, stört die Grünen nicht. Ihre Devise: Kein Fußbreit der Privatwirtschaft, auch die letzten kleinen marktwirtschaftlichen Oasen müssen trocken gelegt werden. Erich Honecker (und die Plattenbauten) lassen grüßen.

Was die Grünen von der Freiheit der Meinung und der Kunst halten, hat zuletzt der Kultursprecher der Wiener Grünen, Klaus Werner Lobo, unzweideutig demonstriert. Er hat die Veranstalter eines Konzerts der Gruppe „Die Hinichen“ telefonisch darauf aufmerksam gemacht, dass deren Texte nicht den „Subventionsbedingungen der Stadt“ entsprächen. Daraufhin musste das Konzert im Wiener Gasometer, für das bereits hunderte Karten verkauft worden waren, abgesagt werden. Was dem grünen Mini-Metternich an den Hinichen so missfällt, sind deren derbe Texte. Zum Repertoire der Gruppen gehören Lieder wie „Fut Orsch Beidl", „Der Neger am Mittelmeer" oder „Gruppensex im Altersheim“.

„Man könne durchaus provozieren, die Texte der Hinichen seien jedoch menschenverachtend und diskriminierend“, so der moralinsaure politisch korrekte Tugendwächter Klaus Werner Lobo. Ja ja, man kann schon provozieren, allerdings nur, solange es gegen rechte, konservative und („neo“)liberale Kräfte geht (was 99,5 Prozent der heimischen Künstler ohnehin stets beherzigen), andernfalls werden eben Subventionen gestrichen und Veranstalter unter Druck gesetzt.

Mit Steuergeldern linientreue Künstler zu belohnen bzw. mit dem Entzug ebendieser Gelder missliebige unter Druck zu setzen, das ist grüne Politik in Reinkultur. So wie die katholische Kirche einst überall Sünde und Sünder vermutet hat, so wittern nun die politisch korrekten grünen Inquisitoren hinter jeder Ecke Diskriminierung. Alle Ketzer und Ungläubigen werden sofort an den moralischen Pranger gestellt. In ihren Köpfen brennen sie schon, die Scheiterhaufen.

So unverblümt wie Herr Lobo hat noch kein Wiener Grüner das politische Selbstverständnis dieser Truppe öffentlich dargelegt. Nach nordkoreanischem Vorbild gilt offenbar auch für die Grünen das politische Credo: Alle dürfen unserer Meinung sein.

Diese politische Einstellung ist für jeden echten Liberalen und Demokraten zutiefst erschreckend und sie lässt erahnen, was passieren würde, wenn diese Gruppierung jemals die Macht in diesem Land erringen würde. Mindestens genauso erschreckend ist aber, dass die vierte Macht im Staat, die Medien und die Journalisten, auf die kommunistischen und antidemokratischen Rülpser der Grünen gar nicht oder nicht entsprechend reagiert. Ganz im Gegenteil, trotz dieser totalitären Anwandlungen bekommen sie weiterhin publizistische Schützenhilfe. Man ist schließlich unter sich.

Gut nur, dass die heimische Bevölkerung etwas klüger ist, als diejenigen, die für die veröffentlichte Meinung verantwortlich sind, denn mit mehr als 13 Prozent dürfen die Grünen wohl auch bei den nächsten Landtags- oder Nationalratswahlen nicht rechnen. Das dürfte auch einer der Gründe sein, warum die Grünen mit der Demokratie, der Meinungsfreiheit und dem Willen der Bürger so ihre Probleme haben.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen. 

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Die Medien: der große Ekel drucken

Kann man sich noch, ohne sofort tief und schamvoll zu erröten, als Journalist bezeichnen? Nicht erst die letzten Stunden machen einem klar, dass man zu einer Berufsgattung zählt, die zwar an einem Ende immer noch tolle Leistungen zustande bringt, die am anderen aber so verkommen ist, dass es tiefer nicht mehr geht. Nicht nur in Großbritannien und Australien, sondern etwa auch in Österreich. (Mit einer nachträglichen Ergänzung).

Der Selbstmord einer britischen Krankenschwester ist das jüngste und dramatischste Mahnmal am Wege eines widerlich gewordenen Journalismus. Die Frau wusste offensichtlich nicht mehr ein und aus, nachdem zwei australische Radioreporter sie hineingelegt haben. Die zwei hatten sich als die britische Königin und ihr Mann ausgegeben, die sich nach dem Befinden der wegen Schwangerschaftsproblemen eingelieferten Frau ihres Enkels erkundigen.

Schon allein dieses Vordringen in das Privatleben anderer – ja, auch Royals haben ein Menschenrecht darauf! – sollte eigentlich Skandal genug sein. Zusätzlich haben die Reporter aber dann auch noch diese Krankenschwester, ihre Hilfsbereitschaft und ihren Respekt vor einer scheinbar anrufenden Königin dem Hohn preisgegeben. Die Frau wurde in ihrer Menschlichkeit an den Pranger einer geilen Weltöffentlichkeit gestellt. Das ist Menschenhatz auf das Widerlichste. Und nicht nur ich werde es als sehr bedauerlich finden, dass es da wohl keine strafrechtlichen Konsequenzen geben wird.

Das alles passiert - wenn auch durch australische Täter - ausgerechnet in Großbritannien. Dieses Land hat soeben geglaubt, die medialen Skandale und Missbräuche der letzten Jahre endlich aufgearbeitet zu haben. Journalisten mehrerer Medien hatten Promis und deren Umgebung abgehört und bis ins Privateste hinein verfolgt. BBC-Moderatoren haben Hunderte Kinder sexuell missbraucht. Andere haben einen Politiker fälschlicherweise als Missbrauchstäter geoutet. Das alles hat Medien und Politik von einem „Nie wieder“ reden lassen. Und jetzt das!

Bei uns in Österreich, da ist ja alles zum Glück viel besser, oder? Nein, das ist es keineswegs. Bis auf das Fehlen von bekannten Todesopfern ist der Journalismus hier in manchen Bereichen noch viel übler. Zum einen, weil es am positiven Ende nichts mit britischen Qualitätsprodukten Vergleichbares gibt, also insbesondere mit dem „Economist“ und – trotz allem – mit BBC-World und BBC-World-Service.

Zum anderen empören die Käuflichkeit, die Bestechlichkeit und die Erpressungsmethoden (Motto: „Wenn Sie nicht inserieren, machen wir Sie medial fertig“) bestimmter Medien und Verleger. Das, was da bei etlichen Boulevardmedien und Wochenprodukten zu beobachten ist, ist übler als alles, was man im westlichen Ausland kennt. Und nicht nur die Faymanns und Stronachs und Berlakovichs, die dafür mit Steuergeld zahlen, sind widerlich, sondern die Erpresser erst recht.

Es gibt in Österreich auch solche „witzigen“ Radioreporter, die sich als etwas Falsches ausgeben, und die dann die hineingefallenen Opfer vor aller Öffentlichkeit lächerlich machen. Auch da ist wieder einmal der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit Ö3 seit Jahren an führender Stelle dabei. Ohne dass sich eines der unzähligen Aufsichtsgremien aufgeregt hätte.

In eine ähnliche Kategorie fallen die vielen Fernsehformate mit versteckter Kamera, die es auf fast allen Sendern immer wieder gibt. Auch in diesen Programmen wird die Hilfsbereitschaft von Menschen ausgenutzt und lächerlich gemacht. Das hat gesellschaftlich diese Hilfsbereitschaft dramatisch reduziert. Denn die meisten Menschen überlegen inzwischen schon bei jeder ungewöhnlichen Situation auf der Straße, ob sie da nicht wieder einmal von „lustigen“ Journalisten hineingelegt werden.

Am widerlichsten ist aber, was da der österreichische Presserat genau in diesen Tagen beschlossen hat: Er hat es ausdrücklich als legitim bezeichnet, wenn Journalisten mit verdeckter Identität recherchieren. Zwar spricht das Gremium von bestimmten Voraussetzungen dieser Legitimität. Nur: Über die entscheiden halt wiederum die Journalisten selber. Die Presserats-Funktionärstypen begreifen nicht: Wer einmal solche Dämme eingerissen hat, wie etwa die journalistische Pflicht zu offenem Visier, der wird die Sturzflut an Jauche nie wieder aufhalten können.

Immer mehr weise Menschen befürchten, dass der demokratische Rechtsstaat in einer tödlichen und vielleicht finalen Krise steckt. Ich hoffe trotz allem noch immer, sie haben nicht recht. Aber unbestreitbar hat der Journalismus und seine Verkommenheit einen großen Anteil an dieser bedrückenden Entwicklung. Wie auch immer sie enden mag.

 Nachträgliche Ergänzung: Absolut fassungslos hat auch der sogenannte Qualitätssender Ö1 gemacht: Dieser hatte in einem Journal-Beitrag (vor dem Selbstmord) den australischen Journalisten zu dem nach Ansicht des ORF gelungenen Fake-Interviews gratuliert. Öffentlich-rechlich halt.

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Die ORF-Macht und ihr Missbrauch auf allen Ebenen drucken

Täglich stößt man auf neuen Missbrauch der Monopolmacht durch den ORF. Er missbraucht seine Macht längst nicht nur durch einseitige ideologische Propaganda. Wobei ja der einzige Pluralismus darin besteht, dass die SPÖ die Zeit-im-Bild-Sendungen und TV-Diskussionen beherrscht, die Grünen in Tateinheit mit der KPÖ hingegen die diversen Ö1-Radio-Magazine. Das ist aber längst nicht mehr alles: Die Redakteure benutzen den Sender auch brutal im eigenen ökonomischen Interesse. Und niemand greift ein. Kein Ethikrat, kein Stiftungsrat, und natürlich schon gar kein ORF-Management.

Den Machtmissbrauch kann man etwa an der scheinbar so harmlosen Berichterstattung über Bücher ablesen.

Da werden schwache Bücher von ORF-Redakteuren beziehungsweise deren Partnern hemmungslos gepusht (natürlich ohne Anrechnung als Werbezeiten), während wichtige andere Bücher gezielt totgeschwiegen werden, weil sie ideologisch nicht passen.

Da wird etwa das aufsehenerregende Buch von Ernst Hofbauer über Werner Faymann in allen ORF-Büchersendungen total totgeschwiegen. Ein solches Verschweigen eines Buches mit staatspolitisch gravierenden Vorwürfen in Hinblick auf den Lebenslauf des Regierungschefs wäre in keinem anderen Land Europas möglich – selbst wenn man zum Schluss kommen mag, das Buch sei schwach. Aber mindestens ebenso schwach war ja einst das Buch eines ORF-Moderators (und ehemaligen AZ-Redakteurs) über Wolfgang Schüssel, das aber dennoch ORF-auf, ORF-ab beworben worden ist.

Da berichtet ein Autor eines faktenreichen Textes über die Dominanz der SPÖ im ORF, dass er keinen Verlag dafür gefunden hat. Alle haben abgelehnt, ohne das Manuskript auch nur angeschaut zu haben: Sie fürchten sich, dass sie dann auch mit ihren sonstigen Büchern keine Chance mehr auf Erwähnung in ORF-Sendungen haben. Sind das lauter Paranoiker? Oder verletzt der ORF tatsächlich auch in der Welt der Bücher seinen gesetzlichen Objektivitätsauftrag so massiv?

Noch viel skandalöser ist es, wie der ORF seine Machtposition missbraucht, um Bücher eigener Mitarbeiter zu pushen. Das ist jedenfalls ein wettbewerbswidriger Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung.

Alleine in einer einzigen Radioschiene haben da in den letzten Tagen hintereinander drei ORF-Menschen fast eine Stunde lang ihre neuen Bücher bewerben dürfen:

  • Fritz Dittlbacher,
  • Barbara Stöckl,
  • Eva Rossmann (Moderatorin, und mit einem langjährigen Radio-Redakteur liiert).

Genauso widerlich und skandalös wie der Missbrauch des Staatssenders im Interesse von Redakteurs-Büchern ist auch die sonstige Geschäftemacherei der ORF-Menschen. Diese läuft auf mindestens drei Plattformen: In der Werbung, bei externen Moderationen und durch Interview-Trainings.

Es ist immer wieder abenteuerlich, wenn ORF-Moderatoren gleichzeitig im ORF-Werbefensehen auftreten, um dort für Produkte oder Handelsketten Werbung zu machen. So etwas ist in den meisten anderen Ländern bei seriösen Sendern absolut unmöglich.

Eine gravierender Verstoß gegen die guten Sitten sind aber auch die Nebenbeschäftigungen von ORF-"Stars" bei Moderationen: Nachrichtenredakteure treten ständig gegen teures Geld bei Firmen-, Vereins- und Parteiveranstaltungen auf. Dabei sollten sie am nächsten Tag objektiv über ihre Auftraggeber informieren, oder über deren Konkurrenten. Dennoch hat sich noch kein ORF-Generaldirektor, kein Stiftungsrat, kein Gesetzgeber gefunden, der es gewagt hätte, das abzudrehen. Auch das ist in den meisten anderen Kulturländern undenkbar.

Undenkbar ist dort aber auch, dass aktive ORF-Redakteure mit bildschirmscheuen Persönlichkeiten aus Wirtschaft oder Politik private Videotrainings machen, was wiederum eine sauteure Angelegenheit ist. Dabei sind das dann die gleichen Interviewpartner, über die der ORF theoretisch kritisch, objektiv und distanziert berichten soll.

Und all das für unsere Gebühren. Ein Leser kommentierte diesen Privilegienmissbrauch mit dem verzweifelten Satz: „Manchmal verlässt einen da schon der Mut, wenn man in der privaten Wirtschaft bestehen muss und mit fairen Mitteln gegen diese Bande ankämpft.“

Dieser Missbrauch ist in Wahrheit noch viel übler als die derzeit gerichtsanhängige Tatsache, dass der ORF gegen das eindeutige und klare Verbot des Gesetzes Facebook als Eigenwerbungsplattform zu benutzen versucht. Der Gesetzgeber hatte mit diesem Verbot wenigstens stellenweise die Monopolexzesse des ORF einzudämmen versucht. In jedem anderen Staatsbetrieb wäre wohl ein Generaldirektor rücktrittsfällig, der ein Gesetz so frech und offen bricht. Der ORF glaubt aber offenbar, er stünde über dem Gesetzgeber. Bei uns wagen es aber nicht einmal mehr die Zeitungen, das offen zu kommentieren. Denn deren Journalisten sympathisieren entweder innerlich ohnedies mit dem linken Macht-Oktroi. Oder sie fürchten sich, als Strafe nicht mehr in ORF-Sendungen geladen zu werden. Was ja ein weiterer branchenbekannter Missbrauch der ORF-Macht ist.

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Die neurotische Nation: Deutschland zum Beispiel drucken

Das Thema beschäftigt mich schon eine Weile, und ich habe einiges dazu an Material gesammelt – Material über Aspekte der öffentlichen Debatte, die mir schon lange unglaublich auf den Wecker gehen. Da geht es beispielsweise um die Haltung der Deutschen zur Freiheit versus Sicherheit und Gleichheit. Es geht um die so genannte „soziale Gerechtigkeit“, um das Schimpfwort „neoliberal“, um das, was man heute Gender-Mainstreaming nennt, und um „Quotendeutsch“. Es geht um unseren Umgang mit Migration und Integration, überhaupt mit dem Islam in Deutschland, es geht um Öko-Radikalismus und Bio-Wahn – beides gepaart mit Fortschrittspessimismus. Es geht um die tägliche Apokalypse und den Fürsorgestaat. Nicht zuletzt geht es um politische Korrektheit, um die Gesinnungspolizei, die in unserem Lande über das „richtige“ Denken und Sprechen wacht.

All das formt sich für mich zum Bild einer neurotischen Nation. Natürlich ist das eine polemische Zuspitzung, für die aber einiges spricht, hat man sich erst einmal die Details zu den oben beispielhaft genannten Aspekten vor Augen geführt. Das folgende ist eine leider ganz und gar unvollständige Tour d‘Horizon durch die geistige Möblierung der Deutschen, bei der man nicht selten unsicher ist, ob man lachen oder weinen soll.

Beginnen müssen wir mit der Sprache, sie formt das Denken und die Weltsicht. Wir erinnern uns an George Orwell, der in seinem Roman 1984 den „Neusprech“ einführte. „Neusprech“ bezeichnet die vom herrschenden Regime vorgeschriebene, künstlich veränderte Sprache. Das Ziel dieser Sprachpolitik ist es, die Anzahl und das Bedeutungsspektrum der Wörter zu verringern, um die Kommunikation der Bevölkerung in enge, kontrollierte Bahnen zu lenken. Damit sollen so genannte Gedankenverbrechen unmöglich werden. Der Neusprech unserer Tage heißt politische Korrektheit oder Political Correctness.

Politische Korrektheit der Sprache

„Die politische Korrektheit“, schreibt Jörg Schönbohm, einst General, später Innensenator in Berlin und Innenminister in Brandenburg, „hat sich zur neuen lingua franca unserer Gesellschaft entwickelt. Wer ihre Vormachtstellung und damit ihre Deutungshoheit infrage stellt, mit dem wird kurzer Prozess gemacht – sollte er nicht bereits durch den politisch korrekten Lynchmob medial aufgeknüpft worden sein. Die obligatorische Empörungsarie fungiert mittlerweile als allmächtige rhetorischer Allzweckwaffe, die sich als besonders geeignet erwiesen hat, unsere Sprache, unser Denken und unser Gewissen zu kontrollieren und in die ‚richtigen‘ Bahnen zu lenken.“ (Schönbohm 2010: 5f.)

Wir alle können ein Lied von den zahlreichen moralisch kontaminierten Begriffen singen, die die selbsternannten Tugendwächter mit dem Bannstrahl der politischen Unkorrektheit belegt haben. Dazu gehören so geläufige Worte wie beispielsweise „national“, „Lehrling“, „Behinderte“, „Zigeuner“ oder „Ausländer“. Eine Nebenbemerkung: Letztere sind heute „Bürger mit Migrationshintergrund“.

Seltsamerweise beziehen wir dies stets und unausgesprochen auf unsere arabischen und muslimischen Mitbürger. Dabei gibt es alle möglichen anderen „Migrationshintergründe“. Als Migration oder Wanderung bezeichnet die Soziologie den dauerhaften Wechsel des Wohnortes von Menschen im geographischen und/oder sozialen Raum. Nimmt man das als Maßstab, habe auch ich einen Migrationshintergrund – und zwar als Bürger in Hessen, der aus Hamburg stammt.

Wer nicht die moralische Entrüstung wegen des falschen Wortgebrauchs auf sich ziehen will, dem sei dringend angeraten, diese und andere Worte unbedingt in Anführungszeichen zu verwenden. Für Matthias Dusini und Thomas Edlinger sind die Anführungszeichen neben der geschlechtsneutralen Schreibweise das Markenzeichen der politischen Korrektheit. Ihr in diesem Jahr erschienener Essay über Glanz und Elend der Political Correctness trägt daher den Titel In Anführungszeichen. In ihrem Vorwort schreiben Sie: „Um die Wörter herumkrabbelnde Gänsefüßchen zeigen an, wo es die Gesellschaft juckt. Das ‚Kopftuchmädchen‘ oder ‚bildungsfern‘ haben das Potenzial, in Zukunft unter Anführungszeichen-Aufsicht gestellt zu werden; zu viele Menschen fühlen sich dadurch in ihrer Würde verletzt.“ (Dusini/Edlinger 2012: 11f.)

Das Wort Neger

Welch geradezu schwachsinnige Blüten die Sprache der politischen Korrektheit treibt, zeigt der Umgang mit dem Wort „Neger“. Alan Gribben, der für den Verlag New South Books Mark Twains Tom Sawyer und Huckleberry Finn umgeschrieben hat, werde dies, so die F.A.Z., in der festen Überzeugung getan haben, den hochgeschätzten Autor mit seinen Eingriffen zu verbessern. Denn Twain verwende in seinen Romanen, die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in einer Sklavenhaltergesellschaft spielten, das Wort „Nigger“.

Ganz schlecht, meine Gribben, der stattdessen in seiner Edition 219 Mal das Wort „Sklave“ verwende und den Schurken „Injun Joe“ gleich mit umtaufe, um auch einer zweiten Ethnie sprachlich nicht auf die Füße zu treten: Tom Sawyers Widersacher heiße jetzt „Indian Joe“. „Verglichen damit“, schreibt die F.A.Z., „muss man die Lösung, die der Oetinger-Verlag für seine aktuelle ‚Pippi Langstrumpf‘-Ausgabe gefunden hat, geradezu kleinlich nennen: Dort verweist beim Wort ‚Neger‘ ein Sternchen auf die Fußnote: ‚In diesem und folgenden Kapiteln wird der Ausdruck ,Neger‘ verwendet. Als Astrid Lindgren ,Pippi Langstrumpf‘ geschrieben hat, war das noch üblich. Heute würde man ,Schwarze‘ sagen.“ (F.A.Z., 07.01.2011)

Auch Jörg Schönbohm kommt in seiner kleinen Abhandlung „Politische Korrektheit – Das Schlachtfeld der Tugendwächter“ auf den Umgang mit dem Wort „Neger“ zu sprechen. Vollends absurd werde es, so Schönbohm, wenn deutsche Zuckerbäcker Negerküsse und Mohrenköpfe in Schokoküsse oder Schaumzapfen umbenennen müssten. „Auch die Marketing-Abteilung der Firma Sarotti zollte der Political Correctness Tribut. Nicht nur, dass der Mohr aus Gründen der politischen Korrektheit sein Tablett ablegen musste, dass ihn offensichtlich als zu unterwürfig und devot erscheinen ließ. Seit 2004 firmiert er außerdem unter einem neuen Namen: Aus dem berühmten Sarotti-Mohren wurde kurzerhand der ‚Sarotti-Magier der Sinne‘. Die Umbenennung war wohl unumgänglich, schließlich gilt die Bezeichnung ‚Mohr‘ heutzutage als ähnlich verletzend und herabwürdigend wie der Begriff ‚Neger‘.“ (Schönbohm 2010: 19)

Letzterer übrigens, daran muss hier mal erinnert werden, verweist auf das lateinische Wort „niger“, und das bedeutet somit schlichtweg „schwarz“. Aber das ist den Tugendwächtern natürlich egal. Ihren Argwohn erweckte folglich auch das bekannte Kinderbuch Zehn kleine Negerlein. Neuauflagen erscheinen nun zumeist unter dem Titel Zehn kleine Kinderlein. Auch der Krimi-Klassiker von Agatha Christie Ten Little Niggers – in Deutsch früher ebenfalls unter dem Titel Zehn kleine Negerlein verlegt – hatte vor dem strengen Auge der Sittenwächter keinen Bestand. Er kann nun unter dem Titel Und dann gab‘s keines mehr gelesen werden. (vgl. Schönbohm 2010: 20)

Die Mitgliederinnen

Man kann unmöglich von der Sprache der Political Correctness schreiben, ohne auf das unsägliche Quotendeutsch einzugehen. Tag für Tag sind wir davon umgeben, stören tun sich daran offensichtlich nur wenige. Geradezu manisch ist der Zwang, die Silben „in“ oder „innen“ überall dort anzufügen, wo der jeweils weibliche Teil gemeint ist. Die „Ärztin“, die „Beamtin“, die „Mitbürgerinnen“, bis hin zu dem sprachlichen Schwachsinn der „Mitgliederinnen“.

So redete einst die ehemalige Berliner Frauensenatorin Anne Klein die weiblichen Mitglieder des Berliner Senats an; und im vergangenen Jahr hielt es selbst der Deutsche Germanistenverband für erforderlich, ein Rundschreiben an die „Mitgliederinnen und Mitglieder“ zu adressieren, dabei heißt es doch schon „das“ Mitglied, als Neutrum. Überall muss auch die weibliche Form erwähnt werden, will man sich nicht dem Verdacht der Diskriminierung aussetzen oder gar der Verteidigung der Kulturhegemonie des „weißen (eurozentrischen) heterosexuellen (phallokratischen, patriarchalischen) Mannes“ (Zimmer 1996: 56), der ultimativen Feindfigur der Political Correctness.

Der frauenfeindliche Führerschein

Der ZEIT-Redakteur Dieter E. Zimmer hat diesen Unsinn schon 1996 in einem Artikel über Die Sprache der Politischen Korrektheit zurechtgerückt: „Eine Stelle bleibender sprachlicher Verlegenheit entstand dort, wo sich die Ausgrenzungsfurcht mit einem anderen Aberglauben kreuzte, einer naiven Gleichsetzung von natürlichem und grammatischem Geschlecht. Niemals war in der Sprachgemeinschaft irgendein Zweifel daran aufgekommen, dass der Bürgersteig auch für Frauen da ist, dass ein Führerschein auch für Frauen gilt, dass in einem Nichtraucherabteil auch Frauen nicht rauchen sollen. Es galt nämlich seit altersher die Regel: Für Sammelbezeichnungen einzelner Gruppen, bei denen die Geschlechtszugehörigkeit so wenig interessiert wie andere Merkmale (Beruf, Alter, Größe, Haarfarbe und so weiter), wird die kürzere Grundform verwendet.

Aus sprachhistorischen Gründen ist diese Form meist von maskulinem grammatischem Geschlecht, aber nicht immer: Geiseln, Seelen, Personen, Persönlichkeiten, Fach- und Führungskräfte sind Feminina, von denen sich gleichwohl nie ein Mann ausgegrenzt gefühlt hat. Generisch gebrauchte Substantive meinen beide Geschlechter, unabhängig von ihrem grammatischen Geschlecht: Dies war die allgemeine Übereinkunft. Als Sprachreformerinnen zu dem Schluss kamen, die maskulinen Formen schlössen die Frauen aus, war sie aufgekündigt. Von der Stunde an mussten es Paarformeln sein: Bürgerinnen und Bürger, Studentinnen und Studenten [die heute übrigens Studierende heißen; N.H.], Existenzgründerinnen und Existenzgründer … Keine Politikerin und kein Politiker kann heute auf sie verzichten. Er und sie stünden sofort als Sexist da. Die universalistische Geschlechtsneutralität der alten generischen Begriffe befriedigt das Denken in Opfergruppen nicht mehr.“ (Zimmer 1996: 56)

Noch mal: Es gibt im Deutschen keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem grammatischen Genus und dem biologischen Genus. Interessiert das irgendwen? Nein! Stattdessen trifft man häufig auch noch auf das idiotische Binnen-I, also den Buchstaben I, wenn er innerhalb eines Wortes als Großbuchstabe zwischen Kleinbuchstaben vorkommt. Ich wüsste nicht, dass die deutsche Sprache Großbuchstaben innerhalb eines Wortes zulässt. Mit welchem Unfug wir es beim Quotendeutsch zu tun haben, kann man mit folgenden Beispiel auf die Spitze treiben: Beim Wort „Bürgermeisterkandidat“ müsste bei konsequenter Umsetzung – da es sowohl Bürgerinnen als auch Meisterinnen gibt – die geschlechtergerechte Form „Bürgermeisterkandidat“ lauten. Dreimal mit Binnen-I versteht sich.

Nicht nur mit solchen Ungetümen lässt sich der ganze Unsinn der in Sprache gegossenen Geschlechtergerechtigkeit belegen. Gleichzeitig fällt nämlich auf, dass die Frauen zwar gerne bei Professoren, Ärzten, Journalisten, Autoren, Lehrern und allen möglichen anderen positiv oder neutral besetzten Begriffen auf den weiblichen Plural Wert legen – nur, seltsamerweise findet man diesen nie bei Mördern, Dieben, Terroristen oder sonstigen Verbrechern.

Damit möchte man natürlich nichts zu tun haben, das ist reine Männersache. Auch die Folterknechtin, Faulpelzin oder Dickschädelin sind bislang noch nicht bekannt geworden (vgl. Schönbohm 2010: 28). Bei alldem geht es letztlich um feministische Sprachpolitik im Sinne des Gender Mainstreaming. Dieser Begriff bezeichnet die Initiative, die Gleichstellung der Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen durchzusetzen. In dem Buch Schöner Denken – Wie man politisch unkorrekt ist lesen wir unter dem Eintrag Gender Mainstreaming:

„Neudeutsch für: es gibt keine Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein, nur gesellschaftliche Zuweisungen, die patriarchalische Machtinteressen widerspiegeln. In einer Handreichung gibt die Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD diese sprachlich korrekte Anweisung: ‚Es heißt nicht mehr: Frauen haben aufgrund ihres Geschlechts spezifische Interessen, sondern: Spezifische Interessen der Frauen sind Reflexe auf Lebensbedingungen, die Frauen qua Geschlecht zugewiesen werden.‘ Der Realitätsgehalt dieser Theorie lässt sich sehr schön im Kinderzimmer überprüfen, wo kleine Jungen die Barbies in Handfeuerwaffen umwidmen und kleine Mädchen zwei verschieden große Plastik-LKWs in ‚Mami-Truck und Baby-Truck‘ umbenennen. Das muss den Bälgern noch ausgetrieben werden.“ (Joffe u.a. 2007: 68f.)

Wenn sich der Feminismus an der Bibel austobt

Gender Mainstreaming gehört zu den mit Abstand nervigsten Erscheinungen der politischen Korrektheit. Hier sollen zwei Beispiele genügen. Da ist zum einen die so genannte Bibel in gerechter Sprache. Hier konnte sich der fundamentalistische Feminismus mal so richtig austoben.

Jörg Schönbohm schreibt dazu: „Ohne Rücksicht auf historische Richtigkeit wird hier von Hirtinnen und Hirten, von Zöllnerinnen und Zöllnern, Apostelinnen und Aposteln gesprochen. (…) Selbst die biblischen Gottesbezeichnungen wechseln sich nach einem bestimmten Quotenschlüssel ab. Mal heißt Gott der Ewige, mal die Ewige – mal die Lebendige, mal der Lebendige – mal die Eine, mal der Eine – mal die Heilige, mal der Heilige. (…) Auch das ‚Vater Unser‘ wurde mit einem neuen Text versehen. Es beginnt nun politisch korrekt mit den Worten: ‚Du, Gott, bist uns Vater und Mutter im Himmel (…).‘ (…) Bei der Schöpfungsgeschichte wird es schließlich vollends abstrus. Hier darf Adam nicht mal mehr als Mann bezeichnet werden, der er wohl unzweifelhaft war. Die Sittenwächter des Gender Mainstreaming bezeichnen Adam nur als ‚männlichen Menschen‘, als ‚Mann-Mensch‘ oder sprechen vom ‚Mensch als Mann‘.“ (Schönbohm 2010: 30, 31)

Ein Hoch auf die Geschlechtergerechtigkeit kann man da nur sagen.

Das zweite Beispiel ist eigentlich eine Lappalie. Es ist aber ein schöner Beleg für die neurotischen Zustände, von denen ich hier berichte. Es geht um die so genannte Pixi-Posse die sich im Sommer 2009 in Hamburg abspielte. Deren Protagonist war unter anderem das „Problemkind Bruno“. Das Hamburger Abendblatt berichtet wie folgt darüber:

„Wer ist dieser Junge? Er ist eine Nebenfigur in dem kostenlosen Kinderbuch ‚Politik und Demokratie‘, das die Bürgerschaft jüngst mit dem Carlsen Verlag (‚Harry Potter‘) herausgebracht hat. Und er ist die Hauptfigur der sommerlichen ‚Pixi-Posse‘. Zunächst aber Kapitel für Kapitel: Kaum waren binnen sieben Tagen die 6000 Exemplare der ersten Auflage vergriffen, bemerkten GAL [Grüne: Anm]-Politiker, dass das Büchlein politisch nicht korrekt sei. Oder warum muss das Mädchen auf Seite 5 ausgerechnet ein rosafarbenes T-Shirt tragen? Überhaupt müsse das Heftchen noch einmal ordentlich ‚durchgegendert‘ werden, so Vize-Bürgerschaftspräsidentin Nebahat Güclü (GAL). Was so viel bedeutet wie: Es kommen womöglich nicht genügend Frauen auf den 32 Seiten vor. Was wiederum bedeutet: Bruno müsste ein Mädchen sein und bestenfalls einen türkischen Namen tragen. Mehr Multikulti tue dem Buch nur gut, stimmte SPD-Fraktionschef Michael Neumann zu. Die SPD-Vereinigung Schwusos forderte: ‚Es müssten auch mal Peter und Paul als Eltern auftreten.‘ Die Christdemokraten wollten ein Kind im Rollstuhl abbilden. (…)

Jetzt steht fest: Mitte September erscheint die zweite Auflage des Pixi-Buchs – ‚mit ein paar beschlossenen Änderungen‘, so Marco Wiesner von der Bürgerschaftskanzlei. Der Stimmzettel auf dem Titelbild führe künftig zwei Kandidatinnen auf, das Klassenfoto zeige ein behindertes Kind und zwei Schüler mit Migrationshintergrund, das Mädchen von Seite 5 trägt nun Grün. Falls das politisch nicht falsch verstanden wird. Am Familienmodell werde aber nicht gerüttelt, das Buch müsse, so Wiesner, für Grundschüler ‚lesbar‘ bleiben: ‚Wir können kaum erklären: Der Vater auf dem Foto ist zum dritten Mal verheiratet, der Sohn stammt aus zweiter Ehe, und die Tochter wurde adoptiert.‘“ (Hamburger Abendblatt, 22.07.2009) Für so viel Rücksichtnahme auf die Lesbarkeit ist man doch direkt dankbar.

Der Aufstieg der Bescheuertheit

Bewusst habe ich mich bis hierhin ausführlicher mit der Sprache der politischen Korrektheit und dem Umerziehungsprogramm im Namen der Geschlechtergerechtigkeit beschäftigt. Gelegentlich könnte man wirklich verzweifeln angesichts dieses ganzen Unsinns, gäbe es da nicht immer wieder Stimmen, die zeigen, dass man als politisch Unkorrekter nicht allein ist. Zu diesen Stimmen zählt der Soziologe Rainer Paris. Er hat die in den letzten Jahrzehnten betriebene feministische Sprachpolitik und das von ihr initiierte Quotendeutsch als Paradefall für den Aufstieg und die Etablierung der Bescheuertheit beschrieben.

Seinen wunderbaren Aufsatz Bescheuertheit, im Januar 2008 in der Zeitschrift Merkur erschienen, empfehle ich mit allem Nachdruck. Bescheuertheit lässt sich laut Paris als eine Art Amalgam aus Verblendung, Verbohrtheit und Verbiesterung phänomenologisch bestimmen. Mit „potenzierter Verstiegenheit“ kämpft der Bescheuerte im Wege der Daueragitation für die Wahrheit seiner Ideologie und benennt in „moralischer Selbstüberhöhung“ fleißig „Schuldige, die er an den Pranger stellen und für alles verantwortlich machen kann“. (vgl. R. Paris 2008)

Diese Form der Bescheuertheit ist in Deutschland inzwischen weit verbreitet. Beispielsweise auch im Berliner Senat, der, geht es um die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland, zweifellos zur Avantgarde gezählt werden muss. Wie sehr man sich in der Bundeshauptstadt darum bemüht, dieser Rolle gerecht zu werden, zeigt das Vorhaben, Kinder über verschiedene Lebensentwürfe so früh wie möglich aufzuklären. Es gehe um die Normalität des Anders-Seins, um Akzeptanz, um Geschlechterrollen, so Beate Stoffers, Sprecherin der  Senatsbildungsverwaltung. Dazu hat der Senat den Schulen einen Medienkoffer zur Verfügung gestellt. Der Tagesspiegel schreibt dazu:

„Neben neuem Unterrichtsmaterial für die Grundschulen liege der Schwerpunkt auf Fortbildung und Sensibilisierung der Lehrer etwa für die Themen Homosexualität und Homophobie. (…) Die Schulen sollen das Thema fächerübergreifend unterrichten und dabei eine positive Einstellung zu Liebe und Sexualität vermitteln, wobei auch auf Homo-, Bi- und Transsexualität eingegangen werden soll. ‚Es ist sinnvoll, die Kinder frühzeitig auf ein Leben in Vielfalt vorzubereiten‘, sagt Ammo Recla. ‚Es gibt noch andere Familienformen als Papa-Mama-Kind-Golden Retriever.‘ Alleinerziehende, Patchworkfamilien oder Kinder, die mit den Großeltern aufwachsen, gehörten heute zur normalen Lebensrealität.“ (Tagesspiegel, 21.06.2011)

Da kann man nur sagen: Schöne neue Welt! Seien wir doch dankbar, dass wenigstens in Berlin bereits Kinder im Grundschulalter im Sinne der gesellschaftlichen Avantgarde von Schwulen und Lesben auf „ein Leben in Vielfalt“ vorbereitet werden.

Wenn diese Umerziehung erfolgreich ist, dann wird es hoffentlich nie mehr vorkommen, dass Politiker wie die Brandenburgerin Katharina Reiche solch unbotmäßige Sätze sagen wie die folgenden: Unsere Zukunft liegt in der Hand der Familien, nicht in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Neben der Euro-Krise ist die demographische Entwicklung die größte Bedrohung unseres Wohlstands.“

Diese beiden Sätze (geäußert im August 2012), gegen die nun wirklich überhaupt nichts einzuwenden ist, riefen sogleich die Gesinnungswächter auf den Plan. Axel Hochrein beispielsweise, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland, forderte die Parteivorsitzenden Horst Seehofer und Angela Merkel dazu auf, die „Homosexuellen-feindlichen Ausfälle in ihren Parteien mit einem Machtwort zu stoppen“. Seit Tagen liefen Unionspolitiker „Amok“ und polemisierten in „unerträglicher Weise“ und einer Sprache, „die wir sonst nur von Rechtspopulisten und Rechtsextremen kennen“ (F.A.Z., 25.08.2012).

Da ist sie wieder, die moralische Selbstüberhöhung der Bescheuertheit. Hier gepaart mit dem Totschlagargument, mit dem die Gedankenpolizisten ihre Gegner mundtot machen wollen: „rechtsextrem“. Passend dazu tobte sich auf Frau Reiches Facebook-Seite tagelang der digitale Lynchmob aus: „Die NPD sucht noch ne Sekretärin“, schrieb einer. Ein anderer schwafelte von „Verbrennungsöfen“, welche die CDU-Politikerin wohl für Homosexuelle wünsche.

Das Kreuz mit dem Kreuz und dem t

Während man diesen Schwachsinn nicht allzu ernst nehmen sollte, verstört und verärgert das Verhalten bestimmter Minderheiten, die sich ganz allein selbst als Opfer vermeintlicher Kränkungen stilisieren und wortreich darüber beschweren, sie würden „ausgegrenzt“. Im Folgenden geht es dann vor allem darum, die Position des Gegners als menschenverachtend darzustellen und ihn persönlich zu ächten. Das gelingt zuverlässig am besten, wenn man ihn in die rechte Ecke stellen kann. Zu diesen Minderheiten, die alle naselang ihre Opferrolle demonstrieren, gehören auch viele Muslime. Die folgenden zwei Beispiele illustrieren dies sehr schön.

In dem ersten Beispiel geht es um ein Fußball-Trikot, und zwar das der Frankfurter Eintracht (vgl. zum folgenden F.A.Z., 27.03.2008). Im Internet hatte der Verein seine Fans dazu aufgerufen, über die Gestaltung des Trikots für die Saison 2008/2009 abzustimmen. Klar auf Platz eins mit rund 2.500 Stimmen lag ein Trikot mit weißer Grundfarbe und schwarzem Kreuz auf der Brust. Trotz des eindeutigen Votums hat dieses Trikot nie das Licht der Welt erblickt. Als Begründung ließ die Eintracht verlauten: „Nach eingehender Prüfung wurde festgestellt, dass das Siegertrikot mit dem Kreuz leider nicht zu realisieren ist, da es sich bei diesem auf der Vorderseite um ein religiöses Symbol handelt.“

Was war passiert? Voll Sorge hatte man sich der Folgen eines Fußballspiels zwischen Inter Mailand und Fenerbahce Istanbul erinnert. Die Mailänder waren im September 2007 mit einem weißen Trikot mit rotem Brustkreuz aufgelaufen – selbstverständlich nur, um die Überlegenheit des Christentums über den Islam zu propagieren – und besaßen dann auch noch die Frechheit, das Spiel mit 3:0 zu gewinnen. Dass das Mailänder Stadtwappen seit dem Ende des zwölften Jahrhunderts (!) ein rotes Kreuz auf weißem Grund zeigt, interessierte all diejenigen nicht, die durch das Fußballtrikot die Gefühle der Muslime verletzt sahen.

Da ist es wieder: das chronische Beleidigtsein, die Opferrolle. Das Kreuz erinnere an das Symbol der Tempelritter und damit an die Kreuzzüge, verkündete etwa ein türkischer Rechtsanwalt in der britischen Zeitung „The Times“. Vor diesem sind die Frankfurter Fußballverantwortlichen in vorauseilendem Gehorsam lieber gleich vor potentieller Kritik aus der muslimischen Ecke eingeknickt. Ohne Worte!

Um schön volksnah zu bleiben, stammt auch das zweite Beispiel aus dem Fußball (vgl. zum folgenden Kicker, 03.08.2009). Im Sommer 2009 geriet der FC Schalke 04 wegen seines Vereinsliedes Blau und Weiß, wie lieb ich dich ins Visier empörter Muslime. Der Verein erhielt vermehrt Protestbriefe und E-Mails, nachdem türkische Medien in dem Text des 1924 (!) entstandenen Liedes eine „Verhöhnung des Propheten Mohammed“ ausgemacht hatten.

In der dritten Strophe der Hymne heißt es: „Mohammed war ein Prophet, der vom Fußballspielen nichts versteht. Doch aus all der schönen Farbenpracht hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht.“ Da war natürlich 85 Jahre nach Entstehung des Vereinsliedes dringender Handlungsbedarf. Am besten gleich so, wie von einem E-Mail-Schreiber vorgeschlagen: „Ihr verdammten Hurensöhne werdet euer Lied sofort ändern! Was hat unser Prophet mit eurem ungläubigen Lied zu tun? Löscht diesen Teil, oder ihr müsst die Konsequenzen tragen!“ Ein wunderbares Beispiel für die ach so tolerante Friedensreligion Islam.

Für weiteres Anschauungsmaterial zur Appeasement-Haltung in Deutschland und Europa gegenüber einem aggressiven Islamismus empfehle ich die erfrischende Streitschrift Hurra, wir kapitulieren! Von der Lust am Einknicken von Henryk M. Broder. Diese beständige Lust am Einknicken vor jeder nur denkbaren Verletztheit von Muslimen trieb Wolfram Weimar in einem bissigen Kommentar für die Zeitschrift Cicero auf die Spitze:

„Diese insgesamt erfreuliche Entwicklung könnte nun durch eine einfache, aber konsequente Initiative gekrönt werden: Mit der Abschaffung des Buchstaben ‚t‘. Dieser Buchstabe ist für Nichtchristen nur schwer zu ertragen, denn er zeigt ein verkapptes Kreuz. In ihm verbirgt sich die ganze aggressive Arroganz westlicher Selbstgefälligkeit. Massenhaft, täglich, überall verletzt das ‚t‘ die religiösen Gefühle von Millionen. Das ‚t‘ gehört im Deutschen zu den häufigsten Buchstaben, es macht mehr als sechs Prozent des gesamten Sprachschatzes aus. Das allein verrät schon eine sublime christliche Überlegenheitsgeste. In Wahrheit ist das ‚t‘ die subversive Waffe einer imperialistischen Religion, die den Stolz und die Ehre der Nicht-t-Kulturen übel verhöhnt.“ (Cicero, Mai 2008: 130)

Die German Angst

Es gibt noch so viel anderes, das geeignet wäre, das Bild von der neurotischen Nation in noch viel hellerem und klarerem Lichte erstrahlen zu lassen. Beispielsweise über den Fortschrittspessimismus, soviel „Anti“ war schließlich nie: anti Atom, anti Gentechnik, anti Stammzellforschung, anti Impfung oder anti Schädlingsbekämpfung. Wie sehr das im angelsächsischen Sprachraum gebräuchliche Diktum von der „German Angst“ zutrifft, ließe sich umstandslos mit einer Betrachtung zu unseren täglichen Apokalypsen belegen. Waldsterben, Ozonloch, Rinderwahn oder Vogelgrippe – ach, es gibt so herrlich viele Möglichkeiten, unserer Lust am Untergang zu frönen.

Auch unsere geradezu pathologische Hypersensibilität gegenüber selbst bloß gefühlten Risiken wäre eine nähere Betrachtung wert. Beispielsweise empfahl die FDP-Politikerin Miriam Gruß im Sommer 2008, damals Vorsitzende der Kinderkommission des Bundestages, Nahrungsmittel und Spielzeug nicht mehr miteinander zu kombinieren. Jedem war schnell klar, um was es ging: das Überraschungs-Ei. Was seit 1974 millionenfach ohne politische Nebengeräusche produziert und verkauft werden konnte, war plötzlich zu gefährlich. Kleinkinder könnten schließlich nicht so gut unterscheiden zwischen essbaren und nicht essbaren Teilen. (vgl. F.A.Z., 08.08.2008)

Aber nun wirklich genug! Schließen möchte ich mit einem Zitat von Albert Einstein: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

Nicolai Hammersen hat in einem Rotary-Vortrag Deutschland unter die Lupe genommen. Sein Titel: Die neurotische Nation – Beobachtungen eines politisch Unkorrekten. Hammersen ist Jahrgang 1961 und selbständiger Unternehmer (NM Hammersen & Partner Kommunikationsberatung, Friedberg/Hessen und Hamburg). Er hat in München Politische Wissenschaft, Geschichte und Deutsche Philologie studiert; 1990 Promotion zum Dr. phil.; 1991-1993 Referent für Presseangelegenheiten, Sächsische Staatskanzlei Dresden, Redenschreiber von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf; 1993-2004 in verschiedenen Funktionen bei der Deutsche Bank AG, zuletzt Leiter Unternehmenskommunikation Deutsche Bank Private Banking; seit 2004 selbständig tätig; Oberleutnant d.R.; verheiratet, fünf Kinder.

Quellen und weiterführende Literatur (Auswahl):

Broder, Henryk M.: Hurra, wir kapitulieren! Von der Lust am Einknicken, 8. Aufl., Berlin 2006

Dusini, Matthias/Thomas Edlinger: In Anführungszeichen. Glanz und Elend der Political Correctness, Berlin 2012

Joffe, Josef/Dirk Maxeiner/Michael Miersch/Henryk M. Broder: Schöner Denken. Wie man politisch unkorrekt ist, 2. Aufl., München 2007

Maxeiner, Dirk/Michael Miersch: Frohe Botschaften – Über den alltäglichen Wahnsinn, Berlin 2008

Paris, Rainer: Bescheuertheit, in: Merkur 62 (2008), H. 1, S. 1-9 (http://www.eurozine.com/articles/2008-01-07-paris-de.html)

Schönbohm, Jörg: Politische Korrektheit. Das Schlachtfeld der Tugendwächter, 3. Aufl., Waltrop und Leipzig 2010

Zimmer, Dieter E.: PC oder: Da hört die Gemütlichkeit auf, in: Die Zeit, Nr. 43, 22. Oktober 1993, S. 59-60 (http://www.d-e-zimmer.de/PDF/1993pc.pdf)

ders.: Die Sprache der Politischen Korrektheit, in: Die Zeit, Nr. 11, 23. Februar 1996, S. 56 (ursprünglich: „Leuchtbojen auf einem Ozean der Gutwilligkeit“; http://www.d-e-zimmer.de/PDF/1996pcsprache.pdf)

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Wo wird häufig Zeitung gelesen? drucken

Reichweiten der Tageszeitungen ausgewählter Staaten 2010 in Prozent

Quelle: Mehrwert – Public Value Bericht des VÖZ

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Wie viel Geld bekommen ORF & Zeitungen? drucken

Presseförderung im Vergleich zu ORF-Programmentgelt in Mio. Euro seit 1975

 

Quelle: VÖZ

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Jean-Jacques Rousseau 2.0: Der ORF, David Alaba und Frank Stronach drucken

Parteigründer Frank Stronach hält dem farbigen Fußballstar David Alaba eine Banane vors Gesicht und meint, so was müsse er doch kennen! Eine „Satire“ im österreichischen Staatsfunk. Da lacht der heimische Bobo. Humor ganz nach dem Geschmack unserer  selbsternannten moralischen Elite, den Gutmenschen.

Wenn linke Kleinkünstler besonders lustig sein wollen, dann versuchen sie ihre politisch korrekten Späßchen „politisch unkorrekt“ zu verpacken. Was aber schon deshalb nicht funktionieren kann, weil Gutmenschen wie Stermann & Grissemann eine völlig falsche Vorstellung davon haben, was politisch unkorrekt überhaupt bedeutet. Mit Rassismus hat diese Geisteshaltung jedenfalls nichts zu tun. Trotzdem ist das eine Masche, die die beiden ORF-Komiker seit vielen Jahren immer wieder bemühen. Ihr Publikum findet es nach wie vor witzig. Abgestandener linker Schenkelklopf-Humor mit „Message“.

Die politisch korrekte Bananen-„Satire“ der beiden Bobo-Entertainer hat diesmal allerdings nicht nur für Lacher in der grünroten Kernwählerschicht gesorgt, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit hohe Wellen geschlagen. Der Grund: Der dunkelhäutige Fußballstar David Alaba. Er hat den Sketch überhaupt nicht lustig gefunden und dem ORF mit Klage gedroht. Plötzlich war beim Staatsfunk Feuer am Dach. Schließlich hat die Beleidigung des Bayern München-Spielers auch in Deutschland für Aufregung gesorgt. Die beiden Komiker und andere ORF-Vertreter entschuldigten sich deshalb halbherzig beim Fußballstar und meinten: „Die Satire wurde offenbar missverstanden.“ Stimmt. Schließlich wollte man ja nur (und das ohne jede Grundlage) Frank Stronach als primitiven Rassisten vorführen. Alaba war nur der für diesen Sketch benötigte farbige Statist.

Die Staatsfunker hielten es trotzdem nicht für nötig, sich bei Stronach zu entschuldigen. Auch in den Berichten der meisten Zeitungen wurde dieser Aspekt vollkommen ignoriert. In den heimischen linken Mainstreammedien ist ein weißer männlicher Kapitalist eben per se schuldig (wofür auch immer). Erfolg außerhalb von staatlich geschützten Werkstätten ist grundsätzlich verdächtig. Jemand, der wie Frank Stronach aus eigener Kraft einen Weltkonzern aufgebaut hat, der muss – so die linke Denke – rassistisch, korrupt und rücksichtslos sein. Kapitalisten, oder was Gutmenschen dafür halten, haben so zu sein. Punkt. Deshalb ist es auch kein Problem, dem Klassenfeind einfach mal so primitiven Rassismus zu unterstellen. Der Zweck heiligt schließlich die Mittel.

Rousseau und das linke Weltbild

Trotzdem hatte Alaba recht sich zu beschweren, denn auch er wurde von den beiden Komikern und deren Anstalt instrumentalisiert. So wie Kapitalisten böse zu sein haben, müssen auf der anderen Seite Farbige Opfer rücksichtsloser Kapitalisten wie Frank Stronach sein. Fertig ist das politisch korrekte Weltbild. Dagegen ist selbst ein Hansi Hinterseer-Heimatfilm ein realistisches Abbild unserer Gesellschaft.

Diese dümmliche und menschenverachtende Sichtweise wird von ORF und staatsnahen Kleinkünstlern seit Jahrzehnten in die Köpfe des boboesken Zielpublikums gehämmert. Ob nun Stronach ein Rassist ist oder nicht, Alaba nun ein Opfer ist oder nicht, ganz egal, Hauptsache, es dient der Sache und das politisch korrekte Fußvolk hat seine Gaudi. Wenn linke Volkspädagogik auch noch Quote bringt: Rotfunk, was willst du mehr.

Die Drehbuchvorlage zum superlustigen ORF-Bananensketch ist über 200 Jahre alt und stammt von Jean-Jaques Rousseau. Der Ur-Vater aller Gutmenschen hat im 18. Jahrhundert das Bild des „edlen Wilden“ populär gemacht. Die außereuropäischen indigenen Völker stellte Rousseau als von der Zivilisation noch unverdorbene Naturmenschen dar. Dass dieses Bild eine reine Fiktion war, störte Rousseau und seine Epigonen nicht.

Sie (miss)brauchten die „edlen Wilden“ als holzschnittartigen Gegenentwurf zum vermeintlich dekadenten Europäer. An den realen Lebenswelten und an den unterschiedlichen Kulturen der indigenen Völker war Rousseau nicht im Geringsten interessiert. Er benötigte sie nur, um seine Kritik an der „bösen und eitlen“ europäischen Gesellschaft deutlicher formulieren zu können. Dass der „edle Wilde“ nicht wirklich edel war, war auch schon im 18. Jahrhundert weitgehend bekannt, was Rousseau und seine Anhänger aus ideologischen Gründen allerdings ignorierten.

Man benutzte die indigenen Völker für die eigenen politischen Ziele. Zeitsprung: Grissemann & Sterman brauchten David Alaba lediglich um ihre eigenen Vorurteile TV-gerecht ins Bild zu rücken. So wie im rousseauschen Weltbild sind auch bei Stermann & Grissemann, losgelöst von den gesellschaftlichen Realitäten, die Rollen klar verteilt. Wer Täter, wer Opfer, wer gut, wer böse, wer Freund, wer Feind ist, das ist unverrückbar in die politisch korrekte Denkschablone gepresst. Vorgestanzte Meinungen fürs linke Mainstreampublikum. Rassismus findet man oft dort, wo man ihn am wenigsten erwartet.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen.

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Fußnote 377: ORF zwischen Unfähigkeit und Unverschämtheit drucken

Wieder einmal hat an diesem Sonntagabend die linke ORF-Mafia ihre Umtriebe eskalieren können: von der Zeit im Bild bis zur Ankündigung der Teilnehmer an der langweiligsten Diskussionsrunde des deutschen Sprachraums.

Die ZiB-Schlagzeile lautet: „Luftangriffe gehen weiter“. Also: die bösen Israelis. Erst viel später wird eingestanden, dass auch die Raketenangriffe der Islamisten ununterbrochen weitergegangen sind. Und ganz unter den Tisch fällt, dass Israel seine Angriffe unterbrochen hat, als ausländische Politiker in Gaza waren, während die palästinensischen Raketen dennoch weitergeflogen sind. Ebenso manipulativ und linkslastig war die Ankündigung der Zusammensetzung der abendlichen Diskussion unter Leitung eines ehemaligen AZ-Redakteurs. Sie lautete: „Maria Vassilakou (Vizebürgermeisterin Wien, Die Grünen); Michael Pisecky (Obmann Immobilien-Treuhänder, Wirtschaftskammer Wien); Georg Niedermühlbichler (Mietervereinigung); Detlev Neudeck (Hausbesitzer); Markus Reiter (Sozialökonom).“  Kein Ton davon, dass der Herr Reiter ein grüner Funktionär ist, dass also die Grünen zu zweit dasitzen, während kein einziger echter Wirtschaftsexperte eingeladen worden ist. Der hätte ja die katastrophalen Auswirkungen des von den Grünen und manchen Roten neuerdings angestrebten Miet-Kommunismus und die katastrophale Wohnungsnot darlegen können, in der die grünen Pläne unweigerlich münden würden. Und auf ORF-Online ließ man Zehntausende Franzosen gegen die Pläne zur Einführung einer Homoehe demonstrieren. Bei Spiegel-Online waren es jedoch Hunderttausende. Gäbe es beim ORF eine Rücktrittskultur wie bei der BBC, wären da schon wieder ein paar Schreibtische frei.

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Die BBC, das Wiener Rathaus und Hunderte Kinder drucken

„Missbrauch in noch nie da gewesenem Ausmaß“: So hört man es nun auf der BBC. Weit über 400 britische Kinder waren sexuelle Opfer eines zeitgeistig-dümmlichen BBC-Moderators geworden. Alle haben weggeschaut, wie dieser seine berufliche Stellung und Popularität unter Kindern über Jahrzehnte so arg missbraucht hat. Erst nach seinem Tod darf jetzt die große Aufregung ausbrechen. Jede Wette: Davon müssen viele andere aus der sich immer ach so gutmenschlich gebenden Kunst-, Sozial- und Medien-Szene gewusst haben, wenn sie nicht gar Mittäter gewesen sind. Es kann schon rein logistisch nicht anders gewesen sein.

Aber wahrscheinlich wird auch deren Schuld erst nach ihrem Tod aufgearbeitet werden. Dann kann man sich auch über sie leicht erregen. Solange sie leben, braucht man sie ja als Quotenbringer (wie offenbar auch der ORF einen zutätowierten bundesdeutschen Gewalttäter).

In den Jahrzehnten vor Ausbruch der Aids-Epidemie hat die 68er Generation überall um freie Bahn für Sex, Sex und noch mehr Sex gekämpft. Europäische Grüne haben sich sogar ganz offen zu einschlägigen pädophilen „Erlebnissen“ bekannt (ungestraft sitzt bis heute einer von den erklärtermaßen kinder„lieb“habenden Grünen an führender Stelle im EU-Parlament und moralisiert dort noch immer lautstark).

In Deutschland wollten die Grünen einst sogar ganz parlamentsoffiziell Sex mit Kindern straffrei stellen. So kämpfen sie jetzt überall um das Recht schwuler Paare auf Kindesadoption – trotz amerikanischer Studien, die zeigen, dass gleichgeschlechtliche „Eltern“ für die Kinder eindeutig suboptimal sind. Um es gelinde auszudrücken.

In den letzten Jahren hat sich zwar jeder drittklassige Leitartikel-Schreiber über die Frage ausbreiten dürfen, ob unter katholischen Priestern auf Grund ihrer Zölibatspflicht ein überdurchschnittlicher Anteil an Pädophilen zu finden ist. Die gleiche Frage in Hinblick auf homo- oder bisexuelle veranlagte Menschen aufzuwerfen, wagen sie aber alle nicht. Oder nicht mehr.

Statt dessen hat die BBC-Redaktion wenige Tage nach Auffliegen des Lebenswerks ihres toten Moderators einen konservativen Politiker des gleichen Delikts geziehen. Ohne jeden Beweis und zur offensichtlichen Ablenkung von der eigenen Schande. Zwar mussten dort nachher einige für diesen Falschbericht – formal – Verantwortliche wegen ihrer Ahnungslosigkeit zurücktreten. Die wirklich Verantwortlichen für die Denunziation des einen wie auch die Nichtverfolgung des anderen sind aber offensichtlich immer noch ungehindert aktiv.

Auch unter den österreichischen Medien hat kein einziger Journalist bisher Gewissensbisse oder gar Rücktrittsabsichten gezeigt, nachdem fast alle die Kirche zwei Jahre lang als Missbrauchs-Anstalt geprügelt hatten. Sie taten das so lange, bis sich herausstellte, dass die üblen Dinge in etlichen kirchlichen Heimen weit von dem übertroffen wurden, was sich in staatlichen Anstalten, vor allem jenen der Bundesländer abgespielt hatte.

Und dann ist das Interesse an einer Skandalisierung des Themas oder an einer Suche nach den Vergewaltigern.ganz versiegt: Das passierte genau zu dem Zeitpunkt, da offenkundig wurde, welche Schuld Exponenten der Gemeinde Wien auf sich geladen hatten: Sie hatten den Wilhelminenberg in ein Kinderbordell mit (zu ihrem angeblichen Schutz!) zwangseingezogenen Opfern verwandelt. Zugunsten von bis heute unbekannten Tätern.

Insbesondere der ORF hat über die Untaten von Kirchenmännern ungefähr zehn Mal so intensiv berichtet wie über jene aus dem öffentlichen Bereich. Was Herrn Küberl, den angeblichen Kirchenvertreter im ORF-Stiftungsrat, nicht daran hindern wird, auch künftig den dafür letztverantwortlichen ORF-Bossen mit seiner Stimme zur Mehrheit zu verhelfen.

Nicht einmal der unglaubliche neue Skandal, dass die Gemeinde sogar noch heute Akten über die damals Verantwortlichen zurückhält, findet irgendwo sonderliche Beachtung. Dabei deutet gerade dieses Indiz an, dass unter den – vorerst völlig namenlosen – Kinder-Vergewaltigern sehr prominente Namen gewesen sein müssen. Aber die Millionen an Inseratenumsätzen, die praktisch alle Medien aus dem Rathaus beziehen, sprechen halt eine viel stärkere Sprache als der angebliche Wille zur Objektivität und zum investigativen Journalismus.

 

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ORF-Sprecher: Piefke im Kopf? drucken

Seit einigen Jahren merkt man in ORF-Sendungen die zunehmende Bemühung von professionellen Sprechern, eine norddeutsche Aussprache einzusetzen. Sie verwenden beim Vorlesen von Texten sprachliche Eigenheiten unserer norddeutschen Nachbarn, und man hat den Eindruck, als glaubten sie, damit ein „besseres“ Deutsch zu sprechen.

So sprechen sie nicht mehr, wie in Österreich üblich, „vierzig“ mit deutlich hörbarem „g“, sondern „vierzich“ oder gar „vürzich“, es gibt Probleme in der „Würtschaft“, auch das Wetter wird „sonnich“ oder „nebelich“. Und man hört nicht mehr alle Silben von „Lehrerinnen“, sondern ein verkürztes „Lehr_rünn_n“. Bitte, warum ist das so? Wir sind in Österreich!

Im Unterschied zu den Nachrichtensprechern sind ORF-Moderatoren, die österreichisches (Hoch-)Deutsch sprechen, noch immer die Regel. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur sprachlichen Identität des Publikums. Immerhin ist Sprache ein wichtiger Bestandteil der Identität einer Nation und der ORF erfüllt dadurch seinen vieldiskutierten Kulturauftrag. Aber warum diese schleichende Anpassung an ein vermeintliches Norm-Hochdeutsch bei den Sprechern? Bekommen sie im Sprechtraining nicht gesagt, dass Deutsch eine so genannte „plurizentrische“ Sprache ist, und dass es daher nicht nur bei den Vokabeln, sondern auch in der Aussprache Unterschiede gibt? Dass österreichische Rundfunksprecher auf ein Engagement beim NDR spitzen und aus diesem Grund vorsorglich ein „Einheitsdeutsch“ eingepaukt bekommen, halte ich für eher unwahrscheinlich.

Es gibt ja bereits eine massive Bevorzugung des Norddeutschen in den Medien. Im kleinen österreichischen Markt ist es kaum möglich, österreichisches Deutsch in der Werbung oder bei synchronisierten Filmen zu hören, und auch der von Tobias Moretti gespielte Wiener Kommissar muss, auf den deutschen TV-Markt schielend, wie ein Deutscher klingen. Gleiches gilt anscheinend für die österreichischen Theaterbühnen. Aber es gibt in meinen Ohren keinen Grund, warum das Vorlesen von Texten in österreichischen Nachrichtensendungen und Magazinen auf Norddeutsch erfolgen muss. Die Auswirkungen der ständigen Bombardierung durch eine fremde Sprache kann man bereits bei Radiointerviews von Schülern und Studenten erkennen, die ansatzweise die Synchron-Aussprache von Fernsehhelden übernehmen.

Bekanntlich gibt es drei Hauptvarianten der deutschen Standardsprache: deutsches, österreichisches und schweizerisches (Hoch-)Deutsch, siehe z.B. das Variantenwörterbuch der Deutschen Sprache von De Gruyter. Wir Österreicher finden anscheinend nichts dabei, uns fast kriecherisch dem mächtigeren deutschen Nachbarn anzupassen – Sprachwissenschaftler nennen das „cringing“ (von engl. „to cringe“ = kriechen, katzbuckeln).

Warum haben österreichische Medien nicht den Mut und das Selbstvertrauen, sich zu unserer österreichischen Identität auch sprachlich zu bekennen? Und warum ist der ORF nicht in der Lage, das umzusetzen? Ich gehe davon aus, dass es österreichische Ohren sind, an die die meisten ORF-Sendungen gerichtet sind. „Kaiser“ Robert Heinrich I brachte das kürzlich zum Thema Salzburger Jedermann (natürlich überspitzt) auf den Punkt: „Es verleidet einem ja das ganze Sterben, wenn der Tod ein Piefke ist“.

Im Ernst. Wer sich im ORF bei der Aussprache des österreichischen Standarddeutsch (so bezeichnen Linguisten unser Hochdeutsch) nicht sicher ist, kann eine 2007 vom Grazer Sprachwissenschaftler Rudolf Muhr und dessen Team erstellte Aussprachedatenbank zu Rate ziehen (www.adaba.at). Dort gibt es aktuelle Hörbeispiele mit Vergleichen zum schweizerischen und deutschländischen Standarddeutsch. Und dann hätten wir wieder einen etwas österreichischeren Rundfunk.

Dr. Peter Hueber: ehemaliger Mitarbeiter im Friedrich A. von Hayek Institut und nun Biographien-Ghostwriter (www.meinebiographie.at)

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Fußnote 376: Land der Superlative drucken

Das größte Talent des Landes ist laut ORF ein Hund.

Der mächtigste Politiker des Landes ist ein seit Jahr und Tag des Verbrechens der Beiträgerschaft zur Untreue verdächtiger Mann. Die größte Sorge vieler Zeitungskommentatoren nach der Regierungsklausur ist, warum nicht schon wieder mehr Geld in das (auch der Gesamtschule wegen) ohnedies verschwenderisch teure Schulsystem geschüttet wird. Die höchste Geheimhaltungsstufe des Parlaments besteht darin, dass die Grünen den Inhalt vertraulicher Akten auf Hunderten Seiten konsequenzlos ins Internet stellen. Der Fußballverein mit der größten Anhängerschar freut sich schon, wenn er in einem internationalen Spiel einmal statt 4:0 nur 3:0 verliert. Die lautesten Rufer nach einer strengeren Regulierung des Finanzmarktes sind am meisten empört, wenn diese Regulierungen auch für einen Waldviertler Schuherzeuger und seine Finanzierungsmethoden gelten.

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Radio Moskau sendet in Wien drucken

Regelmäßig traktiert Ö1 (von Fachleuten auch „Radio Moskau“ genannt) seine Hörer mit den diversesten Diskussionsformaten. Spezialisten für links-linke Gäste und Themen sind etwa Michael Kerbler oder Renata Schmidtkunz.

Besonders dick kam es wieder einmal am Freitag, dem 2. November, als Michael Kerbler und die Chefredakteurin des „Standard“, Alexandra Föderl-Schmid, als Stichwortgeber für die deutsch-amerikanische Philosophin Susan Neiman fungierten. Und Neiman enttäuschte ihre Interviewer nicht; mit Aussagen wie: „Um eine Demokratie zu haben, braucht man eine Sozialdemokratie“, oder „Die Macht des Großkapitals ist das größte Problem des 21. Jahrhunderts“.

Neiman bediente auch ausgiebig die Klischees von den ach so dummen (weil kapitalistischen) Amerikanern und meinte unter anderem „In Europa gibt es mehr demokratische Strukturen als in den USA“. Und gemeinsam verständigte man sich – wie in vielen anderen Sendungen des ORF – dass es doch viel besser wäre, wenn Obama gewinnt, als der schreckliche Mitt Romney.

Dr. Herbert Kaspar ist Herausgeber der ACADEMIA, der Zeitschrift des Österreichischen Cartellverbandes.

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Was von Österreich überbleibt drucken

Was bleibt eigentlich von Österreich über? Demographisch weisen ja alle Daten nach unten, hin auf ein Aussterben der Eingeborenen; vom Fernsehen bis zu den Verlagen wird das Land immer mehr zur deutschen Kolonie (und das was noch österreichisch ist, hat große Qualitätsprobleme); auch der EU-Beitritt hat wider manche Hoffnungen die außenpolitische Eigenständigkeit des Landes reduziert und in Sachen Euro sogar bis zur Hilflosigkeit abgebaut. Umso mehr möchte ich bisweilen auf jene kleinen, aber tapferen Initiativen hinweisen, die sich diesem Trend entgegenstellen, die um die Identität Österreichs kämpfen. Eine davon ist das Austria-Lexikon.

Es ist unter dieser Adresse zu finden; es ist auch unter den Namen Austria-Forum bzw. Österreich-Lexikon bekannt. Mit immerhin 270.000 Einträgen ist das Austria-Lexikon zweifellos eine der umfangreichsten Sammlungen an Informationen über dieses Land und hält zumindest in elektronischer Form alles fest, was es dort an Wichtigem gibt.

Das Austria-Lexikon funktioniert nach dem Wiki-Prinzip. Es lebt also vor allem von durch die Leser gestalteten Beiträgen. Die Zentralredaktion ist hingegen relativ klein. Inhaltlich hat es einen klaren kulturellen Schwerpunkt, während es politisch eher mutlos und übervorsichtig wirkt – also auch insofern typisch österreichisch ist. Es enthält mehr als 1400 Biographien und hat mehrere heimische Wissenssammlungen zusammengeführt.

Leser haben dort übrigens auch die lustige Möglichkeit, für „Servus TV“ interessante österreichische Themen vorzuschlagen und abzustimmen.

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Fußnote 373: David Alaba, Frank Stronach und der ORF drucken

In einer wie meist höchstens grenzlustigen ORF-Sendung wurde ein Stronach-Imitator gezeigt, wie er einen Imitator des Fußballers Alaba rassistisch beleidigt.

Darauf ist der große Sturm ausgebrochen. Anzeigen und Klagen werden angedroht. Der ORF wie die Möchtegern-Kabarettisten werfen sich zerknirscht in den Staub und entschuldigen sich bei Alaba. Warum eigentlich? Angeblich darf ja Kunst und Kultur alles. Und der ORF ist doch sicher reine Kunst. Aber wenn man nach all den Beleidigungen für Kirchen und nichtlinke Politiker nun plötzlich gutes Benehmen entdeckt, so stellt sich die Frage, warum man sich nur bei Alaba entschuldigt. Denn primär hat man ja Stronach beleidigt, dem man tiefen Wirtshaus-Rassismus unterstellt hat. Bei allem, was man an dem Parteigründer kritisieren mag, es sind keine rassistische Äußerungen des Austrokanadiers bekannt. Offensichtlich ist am Küniglberg aber der Wahlkampf schon voll im Gange. Und da werden im linken Kampfsender nun eben nicht mehr nur Schwarz und Blau heruntergemacht, sondern interessanterweise auch schon Stronach (den man bisher als Bedrohung für Blau und Schwarz eher gefördert hat). Der ORF beweist: Es geht immer noch ein Stück mieser. Oder soll das alles – samt der Groteske um einen Herrn Sido – nur als Ablenkungsstrategie überdecken, dass die SPÖ gerade wieder einen Politruk in eine journalistische Schlüsselposition hievt?

 

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Die vergessenen guten Nachrichten: Gas und Dritte Welt drucken

Ja, es gibt sie noch, die guten Nachrichten. Nur gehen sie in der medialen Jagd nach immer neuen Katastrophenmeldungen meist unter. Sie haben es insbesondere dann schwer, wenn sich auch kein Politiker ihrer rühmen kann.

Dennoch sind zwei Entwicklungen für die Zukunft der Welt wohl wichtiger als alles, was da tagtäglich gemeldet wird. Die eine ist der steile Fall der globalen Gaspreise. Die andere ist der ebenso dramatische Zuwachs des Mittelstandes in der dritten Welt. Beide Entwicklungen widersprechen nicht nur den ewigen Untergangs-Propheten. Sie sind auch absolut erfreulich für Investoren, die längerfristig denken.

Die Mittelstands-Vergrößerung bedeutet nach einer HSBC-Studie, dass 2050 fast drei Milliarden Menschen ein mittleres Einkommen haben werden. Das zeigt ebenso wie schon viele aktuelle Daten, dass die Entwicklung der einstigen Dritten Welt signifikant vorankommt und keineswegs nur ein paar Superreichen nutzt. Diese Mittelstands-Milliarden werden die entscheidenden Konsumenten der Zukunft sein: Sie werden in großem Umfang auch europäische Hochqualitäts-Produkte und Tourismus-Angebote kaufen. Diese Milliarden werden viel jünger und dynamischer sein als die Europäer, womit sie auch konsumfreudiger sein werden – aber natürlich ebenso beinharte Konkurrenten für die europäischen Arbeitsplätze.

Auch der Fall des Gaspreises ist erfreulich. Er hängt nur ganz am Rande mit der Konjunkturflaute zusammen. Diese zeigt sich eher am – deutlich langsameren – Sinken der Ölpreise. Der Gaspreis fällt hingegen vor allem wegen vieler neuer Funde und Abbautechniken. Die USA sind Selbstversorger geworden, dennoch kostet Gas dort nur noch ein Viertel dessen, was Gazprom von seinen Kunden in Europa verlangt.

Dies ist freilich der schlechte Teil der Nachricht. Der niedrige Gaspreis kommt noch nicht bei uns an. Einerseits weil in Europa (bis auf das sehr dynamische Polen) der Widerstand gegen die neuen Techniken zum Abbau der auch hier entdeckten großen Gasvorräte zu groß ist, während diese Methoden in den USA und anderswo breitflächig eingesetzt werden. Andererseits ist Europa durch langfristige Verträge an Russland und der Gaspreis an den Ölpreis gekettet. Die Russen zeigen wenig Lust, diese Bindungen aufzugeben. Leben sie doch in hohem Ausmaß von den Energieexporten; ist doch Gazprom zuletzt das gewinnträchtigste Unternehmen der Welt gewesen.

Aber auch hier wird sich in absehbarer Zeit der Markt durchsetzen. Gazprom täte im eigenen Interesse gut daran, die Gaspreise zu senken, bevor seine Verträge auslaufen – denn sonst fliegt es ganz aus dem Geschäft. Und auch wenn die Europäer ihr eigenes Gas ungenutzt lassen sollten, wird doch viel von dem ursprünglich für die USA bestimmten Flüssiggas nach Europa drängen und die Preise drücken.

Hoffentlich rechtzeitig und tief genug, bevor allzuviele Industriebetriebe wegen der hohen Energiekosten abwandern.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Das Wiener Rathaus: noch mehr Skandale, noch mehr Medienmacht drucken

Wäre nicht die Wien-Berichterstattung fast aller Medien im Raum Wien um teures Steuergeld gekauft, dann wäre jetzt zweifellos politischer Brand am Rathausdach. So viele Skandale gehen nämlich in Wien rundum hoch. Aber statt dessen ist die Wiener Rathaus-Mafia ungefährdet; und sie kann ihre mediale Macht demnächst sogar noch weiter in eine wichtige Schlüsselstellung hinein ausdehnen.

Den aktuellsten Skandal hat – immerhin – das Kontrollamt aufgedeckt: Rund um das sanierungsbedürftige Stadthallenbad herrscht totales Chaos und ein Fiasko, das den Steuerzahler noch teuer kommen wird. Oder in der behutsamen Sprache des ja nicht ganz parteifernen Kontrollamts: Die Sanierung habe „keinen wünschenswerten Verlauf“ genommen. Schuld daran sind, so wird prompt verbreitet, natürlich nur längst abgegangene Funktionsträger. Die sind also offenbar auch daran schuld, dass bis heute an der Baustelle das totale Nichts herrscht, dass niemand weiß, wie und wann es beim einzigen Hallenbad für Schwimmsportler in Wien weitergeht, und ob es vielleicht in diesem Jahrtausend noch eine Wiedereröffnung erleben wird.

Einen anderen Skandal hat „Die Presse“ aufgedeckt: Sie hat nachgeschaut, wie sich die behaupteten Kosten des Wiener Hauptbahnhofes im Laufe der letzten Jahre entwickelt hätten. Dabei zeigte sich, dass sich diese mehr als verdoppelt haben. Für den Steuerzahler ist es zwar letztlich egal, welcher Anteil der Unfähigkeit dem Rathaus und welcher den ÖBB zukommt. Eine Kostenverdopplung sollte aber jedenfalls auch bei politischen Auftraggebern ein Fall für den Staatsanwalt sein. Alleine das von der Zeitung berichtete „Vergessen“ der Umsatzsteuer wäre wohl mehr als bloße Fahrlässigkeit.

Dieser Skandal gleicht fast aufs Haar jenem um den ständig teurer gewordenen Skylink des Wiener Flughafens, der ja in den letzten Jahren mehrheitlich ebenfalls von Vertrauensleuten des Wiener Rathauses geleitet worden ist (Übrigens: Der Flughafen schaltet auch unter neuer Führung heftig Inserate. Dies nur für alle jene, die geglaubt haben, jetzt werde endlich alles gut.).

Zugleich dekretiert das Rathaus nun eine weitere Ausdehnung der Pickerl-Zonen. Dies erfolgt neuerlich ohne eine Volksbefragung, die von einer mehr als ausreichenden Anzahl von Stadtbürgern beantragt worden ist. Dies erfolgt auch neuerlich, ohne die von der Verfassung her eigentlich eindeutig klare Gesamtverantwortung für ganz Wien wahrzunehmen. Während der Bürgermeister offenbar meist nur noch beim Wein sitzt, zerfällt die Stadt immer mehr in 23 Atome, die nichts mehr miteinander zu tun haben wollen (dementsprechend glauben jetzt auch die zwei schwarzen Bezirksvorsteherinnen des 1. und 8. Bezirks, gleich die Hälfte aller Parkplätze für ihre Wähler reservieren zu können, obwohl dadurch der Handel in jenen Bezirken ganz von motorisierten Einkaufsbesuchern abgeschnitten wäre, nachdem ja da wie dort nicht ausreichend für Garagen gesorgt worden ist).

Und das alles nur Monate nach der größten Gebühren-Erhöhungswelle der Nachkriegszeit.

All das wäre zweifellos genug Anlass, dass die roten Rathausmänner in ärgste politische Bedrängnis geraten. Aber weit gefehlt: Statt dessen sind sie medial weiter in der Offensive. Sie bringen jetzt auch noch die allerletzte Nische, in der im ORF noch halbwegs unabhängige Berichterstattung stattgefunden hat, unter ihre Kontrolle: die Innenpolitik im Radio. Deren Leitung  wird nun einem braven Erfüllungsgehilfen aus dem Radio Wien überantwortet, in dem es ja noch nie einen rathauskritischen Akzent gegeben hat. Nach dieser Postenbesetzung braucht dann endgültig niemand mehr so wie Bayern im Sender anzurufen und im Sinne der Machtträger zu intervenieren. Da geschieht dann alles ganz von selbst.

In dieser Stadt sollte sich jedenfalls niemand mehr über ukrainische, rumänische oder ungarische Verhältnisse aufregen. Denn dort sind die Medien lange nicht so gleichgeschaltet wie jene in Wien. Dort werden Skandale nicht reihenweise totgeschwiegen.

PS.: Die Objektivität der diversen Medien kann man derzeit übrigens auch daran messen, ob und wie sie vom nächsten Rechtssieg einiger FPÖ-Politiker über jenen Linksaußen-Rechtsanwalt berichten, der schon in Sachen der Stiftung einer alten Dame mit seinen Vorwürfen gegen Martin Graf völlig eingegangen ist. Der Anwalt hatte vor zweieinhalb Jahren eine Verhetzungs-Anzeige gegen die Freiheitlichen eingebracht, die nun eingestellt worden ist. Über diese Anzeige ist ja damals flächendeckend groß berichtet worden. Berichten die Medien nun freiwillig ausreichend darüber? Oder erst unter rechtlichem Zwang in Form einer „nachträglichen Mitteilung“? Eine ganz andere Frage ist allerdings, warum solche Dinge bei der Staatsanwaltschaft immer so lange dauern. Es ist ja vermutlich auch für Politiker nicht lustig, jahrelang wegen dubioser Anzeigen im Zwielicht zu stehen.

 

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Ich verlange ein Jahr ohne Tage drucken

Wir hatten gerade den Nationalfeier-Tag, jetzt steht uns der Reformations- und Weltspar-Tag ins Haus. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs.

Jedes Jahr gibt es Dutzende zusätzliche Tage mehr. Natürlich nicht Tage im Sinne eines Schaltjahres, sondern weil halt irgendein Verein, eine internationale Organisation oder – gegen teures Geld – eine PR-Agentur im Namen kommerzieller Interessen einen „Tag des . . .“ ausgerufen hat. Längst ist der Überblick verloren gegangen. An manchen Tagen wären eigentlich schon mehr als zehn solcher verschiedener „Tage“ zu feiern oder zumindest zu erwähnen, wenn es nach dem Willen der Organisatoren ginge.

Nur ein paar wenige Gustostückerln allein aus dem laufenden Monat: Tag der Katastrophenvorbereitungen, Tag des Bieres, Tag des Tieres, Weltnudeltag, Tag des Stotterns, Tag der Epilepsie, Welttag gegen die Todesstrafe, Welttag des Wohn- und Siedlungswesens, Tag des Handwerks, Tag des Kaffees, Tag des Bades, Tag des offenen Denkmals, Coming out day, usw. usw.

Wie gesagt: Das ist nur eine winzige Auswahl aus nur einem Monat. Dazu kommen natürlich die nationalen Feiertage der einzelnen Nationen, die meist an irgendwelche Schlachten oder Umstürze erinnern.

Zugleich drängen sich immer mehr politisch inszenierte Tage in den Vordergrund. Allein im November stehen sowohl der Welt-Männertag am 3. November wie auch der Internationale Männertag am 19. November auf dem Programm. Was auch immer der Unterschied sein mag. Noch viel häufiger sind die diversen feministischen Tage, von denen jeder einzelne von feministischen Journalisten benutzt wird, um jedes Mal dieselbe unwahre Behauptung zu verbreiten; solange halt, bis wirklich jemand glaubt, dass Arbeitgeber Männern für die gleiche Arbeit freiwillig um weit mehr als 20 Prozent höhere Löhne zahlen.

Damit sind wir aber auch schon beim wahren Grund der Tages-Inflation: Praktisch alle „Tage“ wurden geschaffen, um sich gratis die Plattform zur Verbreitung irgendwelcher Botschaften durch die Medien zu schaffen. Durch „Tage“ stellt man eine Scheinaktualität her, um uralte Behauptungen neuerlich als scheinaktuell verbreiten zu können. Und die Medien sind oft und gerne so blöd, sich dafür auch noch herzugeben, diese Behauptungen unentgeltlich und ungeprüft zu veröffentlichen. Statt eigene Artikel und Fakten zu recherchieren, gibt man halt einfach die Aussendungen zum „Tag des . . .“ wider.

Das wird natürlich auch von reinen kommerziellen Lobby-Gruppen benutzt. Sie sehen dadurch die Chance, Gratis-Berichterstattung zur Bewerbung des Bier-, des Kaffee- oder des Brotkonsums zu erlangen, für die sonst mit teuren Anzeigen geworben werden müsste.

Und wem das alles zu wenig ist, der ruft halt nicht nur einen „Tag“, sondern auch gleich ein „Jahr“ aus. Sei es das Jahr des Glaubens oder das Jahr der Behinderten oder das Jahr der Forschung.

Auch ich verlange jetzt, endlich auch einmal ein solches Jahr ausrufen zu dürfen: nämlich ein Jahr ohne "Tage"! Oder zumindest die Realisierung des biblischen Befehls: Am siebenten Tag da sollst du ruhen! Es wäre zweifellos extrem erholsam. Nur die Journalisten müssten wieder selbst nachdenken, wie sie ihre Medien füllen. Daher werden sie das nicht sehr mögen.

 

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Die Kunst-Skandälchen der Neo-Spießer drucken

Sein letzter großer Hit ist schon über zehn Jahre her. Auch seine neue Single ist alles andere als ein Ohrwurm. Der deutsche Sänger und Musiker Joachim Witt braucht dringend Publicity. Deshalb lässt er im Musikvideo (http://www.youtube.com/watch?v=eV_vlVDtpE0) zu seiner neuen Single deutsche Bundeswehrsoldaten ein Mädchen vergewaltigen. Dazu noch ein bisschen christliche Symbolik, fertig ist der vorprogrammierte Skandal.

Die Mainstreammedien nehmen das von Witt geworfene Stöckchen brav auf und berichten über das platte Video zu einem drittklassigen Song. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes kritisiert (zu Recht): „Bei aller künstlerischen Gestaltungsfreiheit: Das Video verunglimpft deutsche Soldaten in geschmackloser Weise." Sehr zur Freude von Witt hat der Bundeswehrmann außerdem dazu aufgerufen, auf Facebook dem Popmusiker die Meinung zu sagen.

Und weil – ebenfalls wie erwartet – auch deftigere Meinungen darunter sind, fühlt sich der abgetakelte Popsänger plötzlich bedroht, was er selbstredend den Medien mitteilt. Er  habe Angst um sein Leben und er habe das Gefühl, dass da draußen 200.000 bissige Hunde auf ihn warten würden. Trotz so viel Pathos reicht es zu einem richtigen Skandal dann doch nicht, aber immerhin berichten die meisten großen deutschen Medien, wenn auch nur im hinteren Teil ihrer Blätter, über Witt und sein Video.

Szenenwechsel. Im Wiener Museumsquartier wirbt seit kurzem ein riesiger junger nackter Mann für eine Ausstellung im Leopoldmuseum. Die Künstlerin Ilse Haider nennt die begehbare Skulptur eindeutig doppeldeutig Mr. Big. Und weil sich weder katholische Organisationen noch aufgebrachte Bürgerinitiativen über den Nackerten aufregen wollten, sind dankenswerter Weise die heimischen Boulevardmedien eingesprungen, um zumindest ein kleines Skandälchen herbei zu schreiben. „Jö schau, so a Sau“ oder „Nackter sorgt im MQ für Aufregung“ lauten die etwas lustlosen Schlagzeilen zu den kurzen Zeitungsartikeln (http://www.heute.at/freizeit/kultur/art23668,798741).

Und das, obwohl sich die Künstlerin gemeinsam mit einigen anderen schon etwas aus der Form geratenen Damen mit breitem Grinsen und in milieutypischen Outfits vor Mr. Big für die Presse in Pose wirft. Doch die schon etwas abgeschmackte Skandalisierungsstrategie will und will nicht so richtig in die Gänge kommen; was übrig bleibt, ist ein harmloses Kunstskandälchen. Da helfen auch die Ausstellungsplakate mit drei nackten Männern nichts. Das Leopoldmuseum darf den Unterleib der Männer erst mit einem Balken überkleben, nachdem sich angeblich einige Anrufer über die Sujets beschwert haben. Naja, echte Skandale sehen anders aus.

Noch ein Szenenwechsel: In „Paradies: Glaube“, dem neuen Film des österreichischen Regisseurs Ulrich Seidl, masturbiert eine geistig verwirrte Frau mit einem Kreuz. Wow, Kirche und Katholiken mit postpubertären Obszönitäten und trivialer Symbolik zu provozieren, einmal ganz was  „Neues“. Aber immerhin, bei den Filmfestspielen in Venedig reicht so etwas immer noch für den Spezialpreis der Jury und wie auf Bestellung übertitelt La Repubblica einen Artikel mit „Sex mit Kruzifix". Bingo!

Seidl hat mit seiner schon etwas ranzigen Sex/Kirche-Provokation noch einmal die Kurve gekriegt und darf die durchaus verhaltenen Reaktionen einiger Medien mit: „Damit musste man schon rechnen. Das bricht natürlich ein Tabu" kommentieren. Dass sein Film bei der Viennale trotz Masturbationsszene mit Kruzifix ins Vorabendprogramm verbannt werden sollte, ärgerte den schneidigen Tabubrecher aber dermaßen, dass er seinen „mutigen“ Film vom Wiener Filmfestival zurückgezogen hat. Schließlich hat Seidl eine besonders wichtige und drängende Mission – er will die „Scheinmoral der Kirche“ anprangern, ein wahrhaft aktuelles und akutes gesellschaftliches Problem.

Die Tabus der Politischen Korrektheit

Diese drei eigentlich unbedeutenden Kunstskandälchen haben eines gemeinsam: Sie sind ziemlich armselig, sie haben fast keine gesellschaftliche oder politische Relevanz und kaum einen Bezug zu aktuellen Problemen oder Auseinandersetzungen. Schließlich gibt es im Zeitalter der Politischen Korrektheit eine Unzahl an Tabus, gesellschaftlichen Zwängen, Ver- und Geboten. Von der vorgeschriebenen (gendergerechten) Sprache über die Auswahl des „richtigen“ Beleuchtungskörpers, der korrekten Fortbewegungsart bis hin zum Verbot, bestimmte Religionen  zu kritisieren: Im Europa des Jahres 2012 haben die selbst ernannten moralischen Vorkämpfer für Klimaschutz, Weltfrieden, Geschlechter-, Bildungs- und Migrantengerechtigkeit alles bis ins letzte Detail geregelt.

Bei diesen vorgeschobenen hehren Zielen bleibt die Freiheit des Einzelnen auf der Strecke. Was auch Sinn und Zweck des Ganzen ist. Für die etablierte Kunst- und Intellektuellenszene ist das aber kein ernsthaftes Problem, ganz im Gegenteil. Da kritisiert man lieber die angebliche oder tatsächliche Scheinmoral einer Institution, für die sich außer den „kritischen“ Künstlern kaum noch jemand zu interessieren scheint.

Aber wehe dem, der sich nicht an die politisch korrekten Vorgaben und Verhaltensregeln hält. Abweichler werden nicht geduldet. Die Konsequenzen: Ausgrenzung, Verfolgung und immer öfter auch Kriminalisierung. Wer also tatsächlich provozieren oder gesellschaftliche Tabus brechen möchte, der hätte, wenn er den nötigen Mut dazu aufbringt, ein weites Betätigungsfeld und nahezu unbegrenzte Möglichkeiten zu verstören, zu schocken und die politische Elite samt ihrem gut bezahlten Hofstaat aufzuschrecken.

Und was macht die linke Intellektuellen- und Kunstszene? So, als ob 1968 die Zeit stehen geblieben wäre, versucht man stupide, immer und immer wieder, mit den stets selben Mitteln und Inszenierungen Tabus zu brechen und Grenzen zu überschreiten, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr existieren. Es geht nicht mehr um Sozialkritik, um das Aufzeigen von Missständen oder um politische Veränderungen. Denn die Kirche – mit ihren fast leeren Gotteshäusern und jährlichen Austrittsrekorden – zu attackieren, ist schlicht uninteressant und irrelevant. Es ist ein altes Ritual, das seine einstigen Funktionen längst verloren hat, das aber aus geistiger Trägheit und Tradition weitergeführt wird.

Oder man versucht, die Öffentlichkeit wie vor rund 50 Jahren mit entblößten Genitalien zu verstören, obwohl die verklemmten „Spießer“ fast nur noch in den Köpfen der spießigen Künstler existieren. Da werden Soldaten als Vergewaltiger und Mörder hingestellt, obwohl Bundeswehr bzw. -heer ohnehin kaum noch gesellschaftliches Ansehen genießen und längst tot gespart worden sind. Die Strategie ist leicht durchschaubar: Man tritt auf die ein, die ohnehin schon am Boden liegen. Das ist zwar billig und feig, aber auch ungefährlich. Wegen eines Seidl-Films haben noch keine aufgebrachten Christen österreichische Botschaften gestürmt. Schlimmeres als reichlich Fördergelder und der warme Händedruck eines linken Kulturpolitikers kann Seidl mit so einem Film nicht passieren.

Schwächliche Ablenkung von den wahren Problemen

Schließlich wird diese Art von „Gesellschafts-Kritik“ von den politischen Machthabern goutiert und gefördert. Ist es für sie doch allemal besser, über die Moral der Kirche oder über entblößte Penisse im öffentlichen Raum, als über die katastrophale Wirtschafts- und Finanzpolitik der EU zu diskutieren. Aber nicht einmal diese recht durchsichtigen Ablenkungsstrategien funktionieren mehr richtig. All diese Provokationen, oder besser versuchten Provokationen, sind für die Künstler zu Geschäftsmodellen mit schwindender Ertragslage und zu sinnentleerten Ritualen verkommen.

Intellektuelle und Künstler inszenieren sich zwar nach wie vor gerne als Querdenker, Störenfriede oder Revoluzzer. In Wahrheit sind sie aber nur Opportunisten, Mitläufer und Profiteure des Politisch Korrekten Systems. Wer die Kirche kritisiert, ist der Liebling des Feuilletons, bekommt soziale Anerkennung, Auszeichnungen und Kunstpreise. Wer den Islam kritisiert, wird medial hingerichtet, an den Pranger gestellt und verfolgt. Da fällt Leuten wie den Herrn Seidl oder Witt die Entscheidung nicht allzu schwer.

Aus diesen Gründen haben Intellektuelle und Künstler zu den aktuellen Problemen und Herausforderungen unserer Zeit auch nichts Sinnvolles oder gar Konstruktives mehr beizutragen. Sie haben sich aus Feigheit, Bequemlichkeit und aufgrund ihrer ideologischen Scheuklappen selbst aus dem Spiel genommen. Trotzdem oder gerade deshalb wird so viel Kunst produziert wie nie zuvor (gleiches gilt auch für die Geistes- und Sozialwissenschaften).

Die ewig gleichen Inszenierungen, Posen und abgeschmackten Provokationen langweilen aber mittlerweile selbst die breite Öffentlichkeit, wie die drei angeführten Beispiele zeigen. Aber solange das politische Establishment sich Künstler und Intellektuelle als Claqueure, Handlanger und Hofnarren kaufen kann und kaufen will, solange werden diese so weitermachen wie bisher.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen.

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Fußnote 369: Wenn diese bayrischen Sitten nach Österreich kämen . . . drucken

Sondersitzung im bayrischen Landtag: Ministerpräsident Seehofer muss deshalb sogar die Teilnahme an einem Treffen aller deutschen Ministerpräsidenten absagen. (Mit einer nachträglichen Ergänzung)

Der einzige Anlass der Sondersitzung: Ein Pressereferent der CSU hatte beim ZDF interveniert. Er wollte einen Bericht über eine SPD-Veranstaltung verhindern. Vergeblich. Der Bericht wurde gesendet. Der Österreicher fragt sich, was wäre, wenn das hierzulande Schule machen würde. Dann hätten wir wohl täglich Sondersitzungen im Nationalrat. Beim ORF genügt ja bekanntlich ein Anruf aus der Arbeiterkammer und schon wird das Programm der Zeit im Bild geändert. Was freilich bei uns nicht einmal die sogenannten Aufsichtsbehörden wie die KommAustria stört. Geschweige dann, dass es Parlaments-Sitzungen gäbe. Und wenn sich Berichte über nichtlinke Veranstaltungen einmal schon gar nicht verhindern lassen, wie über die jüngsten Spindelegger- und Strache-Reden, dann werden sie halt von einem Herrn Tarek Leitner mit stänkernden Worten eingeleitet. Der aber braucht vielleicht gar keinen Anruf aus der Parteizentrale mehr. Denn die gesamte Fernseh-Information tickt ja schon von sich aus genauso wie die SPÖ (aus der ja auch alle wichtigen ORF-ler kommen).

PS.: Drehte sich die Aufregung in Bayern hingegen darum, dass die Intervention erfolglos geblieben ist, dann gäbe es freilich in Österreich tatsächlich keinen Anlass zu einer Sondersitzung. Denn erfolglose Interventionen aus dem SPÖ-Dunstkreis sind hierzulande absolut unbekannt.

Nachträgliche Ergänzung: Wenige Stunde danach ist der Parteipressesprecher überhaupt gänzlich zurückgetreten! Welch wunderbares Vorbild!

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Die ÖVP schafft sich ab drucken

Asterix-Leser kennen den „Running gag“: Einmal pro Band werden die Seeräuber von den unbeugsamen Galliern versenkt; außer in einer Episode, in der die Freibeuter, als sie der Gallier ansichtig werden, rasch ihr Schiff selber Leck schlagen und versenken, um den Galliern den Triumph nicht zu gönnen. Was das mit der österreichischen Innenpolitik zu tun hat?

Sehr viel, denn die Seeräuber erinnern stark an die ÖVP. Eine Partei, die gar nicht darauf wartet, dass sie der politische Gegner angreift; sie schafft die Selbst-Kannibalisierung mühelos, wie wir alle in den letzten Wochen miterleben dürfen.

Eigentlich hat die SPÖ ein Problem, denn die Staatsanwaltschaft attestiert ihrem Parteiobmann und Bundeskanzler im Zuge der Verwendung von öffentlichen Geldern ausgegliederter Unternehmen für Eigenwerbung eindeutige „Schutzbehauptungen“; das ist die juristisch noble Formulierung für das Lügen eines Beschuldigten. Faymann ist dabei in guter – besser gesagt: schlechter – Gesellschaft: Schon Fred Sinowatz wurde bekanntlich wegen falscher Zeugenaussage rechtskräftig verurteilt.

Und es ist auch nicht das erste Mal, dass Faymann die Unwahrheit sagt. Es sei an den legendären Brief an die „Kronen Zeitung“ erinnert, in dem Faymann in Richtung EU versprochen hatte, dass „zukünftige Vertragsänderungen, die die österreichischen Interessen berühren, durch eine Volksabstimmung in Österreich entschieden werden sollen“. Schon damals war klar, dass gravierende Vertragsänderungen anstehen, aber Faymann war das egal. Er wollte die Wahl gewinnen, und dazu war die Unterstützung der „Kronen Zeitung“ essentiell. Sogar Armin Wolf fühlte sich von der SPÖ „am Schmäh gehalten“, weil es angeblich keinen Termin gab, das Faymann-Gespräch vorab aufzuzeichnen. Das war ebenso die Unwahrheit wie das „Studium“ im Faymann‘schen Lebenslauf.

In jedem Land, das nicht die Banane im Wappen führt, wäre so ein Politiker schon längst zurückgetreten, nicht so hierzulande: Der Kanzler, seine Regierungskollegen sowie auch andere Politiker werfen täglich mit vollen Händen unser Steuergeld in den Rachen der Boulevardzeitungen.

Schon 2010 stellte der anerkannte Politologe Fritz Plasser in seriösen Untersuchungen fest, dass im Wahlkampf 2008 der Kanzlerkandidat Faymann „von der ‚Kronen Zeitung‘ nachhaltig durch explizite und implizite Wahlempfehlungen gefördert wurde“, und dass damit die „Kronen Zeitung“ zu einem „Gravitationszentrum der Innenpolitik“ geworden war. Die wahlausschlaggebende Unterstützung diverser Medien ist mittlerweile demoskopisch erwiesen. Eine aktuelle Studie des Politologen bestätigt zudem den Zusammenhang zwischen Inseratenschaltungen und wohlwollender Berichterstattung.

Über 100 Millionen Euro jährlich

Dennoch haut ein Michael Spindelegger nicht auf den Tisch und sagt: „Machen wir ein Gesetz, das derartige Regierungsinserate – die es, nota bene, in diesem Ausmaß in keinem zivilisierten Land der Welt gibt – unmöglich macht. Ersparnis für den Bürger und Steuerzahler: über 100 Millionen Euro im Jahr.“ Der Grund dürfte einfach sein: Selbst ÖVP-Politiker beteiligen sich – wenn auch in geringerem Ausmaß – an dieser üblen Praxis, in der dümmlichen Hoffnung, sich durch Einschaltungen in den Krawallzeitungen ebenfalls Sympathien zu kaufen. Die Fellners, die Hintermänner der Gratiszeitschrift „Heute“ – verdächtig stark im SPÖ-Dunstkreis angesiedelt – sowie die anderen nahestehenden Medien lachen sich ins Fäustchen, nehmen dankend das Steuerzahlergeld und fühlen sich nach wie vor dem „lieben Werner“ verpflichtet.

Es wäre für die ÖVP nicht nur anständig, sondern auch intelligent, diese korrupten Praktiken zu unterbinden, aber es ist ja kein Geheimnis, dass die ÖVP seit Jahrzehnten keine Medienpolitik hat – von den Printmedien bis zum ORF. Und da ist es von der Naivität bis zur Dummheit nur ein kleiner Schritt. Anscheinend begreift niemand in dieser Partei, dass das konsequente Anfüttern der Massenmedien (mit Steuergeld) auch den nächsten Wahlgang entscheiden wird. Die ÖVP hat dieser geballten Medienmacht nichts entgegenzusetzen, und die Ungleichgewichte werden täglich größer.

Die nächste Wahl werden nicht die Berichte in „Presse“ oder „Kurier“ entscheiden, denn allein die „Kronen Zeitung“ hat mit über 2,7 Millionen Lesern täglich knapp so viele Leser wie acht andere österreichische Tageszeitungen miteinander („Presse“, „Standard“, „OÖ Nachrichten“, „Salzburger Nachrichten“, „Tiroler Tageszeitung“, „Vorarlberger Nachrichten“, „Kurier“ und „Kleine Zeitung“)! Und dabei wurden die Jubelblätter „Heute“ (935.000 Leser), „Österreich“ (734.000) und „News“ (666.000 Leser) noch gar nicht berücksichtigt. Kein Wunder, dass der Wiener Bürgermeister zynisch-realistisch meinte: „Der Standard und die Presse sind für die demokratische Hygiene wichtig. Als Bürgermeister brauche ich sie nicht. Ich brauche Krone und News.“

Ähnliches hatte vor ihm schon der deutsche SPD-Kanzler Gerhard Schröder festgestellt: „Zum Regieren brauche ich nur Bild, Bams [Bild am Sonntag] und Glotze“. Es ist tröstlich, dass auch er abgewählt wurde, aber in Deutschland gibt es keine Bestechungsinserate für Zeitungen und der öffentliche Rundfunk hat dort nicht so eine Schlagseite wie hierzulande.

Hausgemachte Selbstfaller

Darum hat nicht die SPÖ ein Obmann-Problem, sondern die ÖVP, die zusätzlich zum medialen Gegenwind auch serienweise hausgemachte Selbstfaller produziert. Darin war die ÖVP schon immer gut, man denke an den Einsturz der Reichsbrücke anno 1976; damals ist nicht etwa der Wiener SPÖ-Bürgermeister Leopold Gratz zurückgetreten. Weit gefehlt! Franz Bauer, der damalige Obmann der Wiener ÖVP, musste den Hut nehmen. Und auch andere Führungsdiskussionen in der ÖVP sind noch gut in Erinnerung.

Dazu kommt, dass bei wichtigen Fragen in den letzten Jahren die ÖVP – nach anfänglichem großen Getöse – immer wieder umgefallen ist, von der „Homo-Ehe“ über die neue Mittelschule bis zu „keine neuen Steuern/Steuererhöhungen“ im Zuge von so genannten Sparpaketen, die sich dann letztlich immer noch als Belastungspakete dargestellt haben. Und auch der dümmliche „Her mit dem Zaster“-Sager ist wohl noch vielen Wählern in Erinnerung.

Frei nach Thilo Sarrazin könnte man sagen: „Die ÖVP schafft sich ab“. Man könnte darüber achselzuckend zur Tagesordnung übergehen, wäre das restliche Parteienangebot nicht so erschreckend inferior. Schon fragen sich im „Standard“ besorgte Kommentatoren „Ist das moderne Bürgertum abgemeldet?“ und sie verweisen zu Recht auf die Tatsache, dass nach einem Zerreißen der bürgerlichen Partei der Mitte ein demokratiepolitisch gefährliches Vakuum entstehen würde, das von keiner der derzeit bestehenden Parteien gefüllt werden könnte.

Es kann also niemandem in Österreich, egal ob Mitglied, Sympathisant oder Gegner, gleichgültig sein, wie es mit der ÖVP weitergeht. Aber wenn ein Parteichef ein Jahr vor der Wahl sein Team umbauen möchte, das aber nicht kann, weil etwa ein Klubobmann, der erwiesenermaßen überfordert ist, „im Wirtschaftsbund gut vernetzt ist“ – oder weil ein Gewerkschafts-Dinosaurier nicht zum Rücktritt bewegt werden kann, da er im ÖAAB offenbar unabkömmlich ist – dann macht sich eine Partei lächerlich. Zu den bekannten bündischen, Bundesländer-spezifischen und persönlichen Problemen kommen aber auch noch gravierende „handwerkliche“ Defizite: Vom mangelnden Agenda-Setting bis zu einem dilettantischen Parteimanagement, garniert mit einer Kakophonie von Meinungen, von der Schulpolitik über Bundesheerfragen bis zur Strategie im Untersuchungs-Ausschuss.

Die ÖVP, die immer Österreichs Europapartei war, müsste doch schon längst erkannt haben, dass in der EU so manches aus dem Ruder läuft und entsprechende Vorschläge zum Gegensteuern unterbreiten. Aber es gibt von der ÖVP keinen Aufschrei gegen die Vergesellschaftung der Schulden in Europa, es gibt keinen Widerstand gegen das Gelddruck-Programm der EZB oder die geplante Beistandspflicht der europäischen Banken.

Und auch in der Innenpolitik sind die Phantasielosigkeit und die Unfähigkeit, glaubhafte, solide und realistische Entwürfe für eine Entwicklung der nächsten Jahre und Jahrzehnte vorzulegen, erschreckend.

Die ÖVP ist zur Drucklegung dieses Beitrags damit beschäftigt, Herrn Faymann die Mauer zu machen. Diese Entscheidung, die von der ÖVP damit begründet wird, dass man sich laut Koalitionspakt nicht gegenseitig überstimmen darf, wäre dann noch wenigstens verständlich, wenn etwa die ÖVP ihre „schwarzen Schafe“ ebenfalls vom Erscheinen „befreit“ hätte. Das hätte natürlich den Untersuchungsausschuss gleich zu Beginn zur Farce gemacht.

Die ÖVP hat das nicht  getan, und das war auch in Ordnung so. Sie hat es sogar zugelassen, dass ein Leichtgewicht wie Werner Amon tage-, ja wochenlang wegen eines läppischen Druckkostenbeitrags als Geldwäscher (!!) durch die Medien geprügelt wurde. Nun aber, da es nicht um 10.000 Euro geht, sondern um fortgesetzte und missbräuchliche Verwendung von der Allgemeinheit gehörenden Geldern in Millionenhöhe für die persönliche Propaganda eines Politikers, der dieses System als Wiener Wohnbaustadtrat begonnen, als Verkehrsminister perfektioniert und als Bundeskanzler ungeniert fortgesetzt hat, erinnert sich die ÖVP an den Koalitionspakt.

Apropos Erinnern: auch vor der letzten Nationalratswahl 2008 gab es einen Koalitionspakt, sich nicht gegenseitig zu überstimmen. Den hat Werner Faymann brutal entsorgt, als er in der legendären Sitzung vor der Wahl mit den anderen Parteien die ÖVP etwa bei den Studiengebühren überstimmte.

Herr Faymann wird auch den derzeitigen Koalitionspakt, wenn es in sein Kalkül passt, brechen, denn er will die nächsten Wahlen gewinnen. Die ÖVP macht es ihm schon sehr leicht.

Dr. Herbert Kaspar ist Herausgeber der ACADEMIA, deren aktueller Oktober-Ausgabe dieser Kommentar entnommen ist.

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Fußnote 365: die Promis des Küniglbergs drucken

Wenn in einem Gürtel-Lokal Fäuste und Fäkalsprache den Ton angeben, hält das nicht einmal das kleinste Bezirksblatt für berichtenswert.

Warum sollte das dann eigentlich noch irgendjemanden interessieren, wenn der Schauplatz der ORF ist? Geht doch der Staatssender auf der Suche nach den fliehenden Sehern längst schon auf den Strich. Wo man eben zwangsläufig nur noch solche Typen findet. Bezeichnend für den Abstieg des einstigen Nationalsenders war auch die Aussage einer Bekannten, die einzig Armin Assingers wegen noch hie und da den Fernseher aufdreht. Doch als der jetzt eine „Promi“-Sendung machte, drehte sie empört ab: „Von denen kenne ich keinen einzigen! Und das sollen Promis sein?“ Festzuhalten ist aber: Der Unterschied zu einem Gürtel-Lokal bleibt die Tatsache, dass dieses für seine Gossen-Aktivitäten keine Zwangsbeiträge und Steuergelder kassiert. Dass es also zumindest insofern ehrenhaft ist.

 

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Die einen ruinieren Wien, die anderen rauben es aus drucken

Die Wiener Stadtpolitik von Rot-Grün zeigt vier klare Schwerpunkte: gnadenlose Jagd auf Autofahrer; kriminelle Verschleuderung von Steuergeld an alle nahestehenden Medien; rapide Verhässlichung der Stadt; und ein teurer Wettbewerb um die Gunst von Radikalfeministinnen und Schwulen. Es reicht. Es reicht. Es reicht. Es reicht.

Die jüngste Großattacke richtet sich nun gegen die Mariahilferstraße und andere aus dem Stadtzentrum zum Gürtel hinausführende Straßen. Sie sollen lahmgelegt werden. Die Strategie ist klar und trägt eine grüne Handschrift: Niemand aus den Bezirken außerhalb des Gürtels soll es auch nur wagen, sich dem Stadtzentrum zu nähern.

Besonders die politisch grünaffinen Bezirke (also die mit den teuren Wohnungen, die sich primär die laut allen bekannten Studien besonders gut verdienenden Grünen leisten können) sollen vor dem Gesindel der äußeren Bezirke geschützt werden. Und die SPÖ sieht neuerlich so wie beim Pickerl-Chaos tatenlos zu. Die Antwort auf das Warum findet sich einige Absätze tiefer.

Freilich wird auch dieses Projekt wie jede grüne Politik nach hinten losgehen: Denn das Verkehrschaos vor allem im 6. und 7. Bezirk dürfte dadurch noch viel größer werden. Die Autofahrer werden eben in allen Nebengassen kreisen, wenn sie von der Mariahilferstraße vertrieben werden und wenn auf den anderen Durchzugsstraßen dadurch und durch schikanöse Tempobegrenzungen der Verkehr zusammenbricht. Oder aber es passiert für Wien und seine Arbeitsplätze noch Schlimmeres: Die Kunden lassen sich doch vertreiben und weichen in die Einkaufszentren außerhalb Wiens aus, worauf die Marihilferstraße wie so viele andere einstige Einkaufsstraßen veröden könnte. Denn gerade beim Einkaufen ist es halt sehr praktisch, ein Auto zu benutzen. Und in Niederösterreich können das die Grünen eben noch nicht verbieten.

Ist da nicht die nächste Unterschriftensammlung für eine Volksbefragung fällig?

Schikane gegen Frauen

In einer völlig ungeplanten Hinsicht nach hinten losgegangen ist auch die grüne Pickerl-Politik, die derzeit ganz Wien erregt: Denn dadurch werden in den betroffenen Bezirken besonders die Frauen schikaniert, die angeblich ja eine Zielgruppe der Grünen sind. Frauen profitieren aber in der Realität von der grünen Politik nur dann, wenn sie entweder Lesben oder Kulturfrauen oder potenzielle Aufsichtsrätin einer AG sind. Alle anderen Frauen haben unter den Grünen zu leiden, ob sie nur Steuerzahlerinnen, Familienmanagerinnen, Studentinnen oder Schülerinnen sind.

Aber beschränken wir uns heute auf die frauenfeindlichen Folgen der grünen Pickerl-Politik. An dieser leidet jede Frau aus den Pickerl-Bezirken – zumindest wenn sie sich den unerhörten Luxus eines eigenen Autos erlaubt. Denn aus Kostengründen waren die zum gleichen Haushalt gehörenden Autos bisher üblicherweise immer auf die gleiche Person angemeldet (egal ob Mann oder Frau): Ist doch die Versicherung in diesem Fall deutlich geringer. Jetzt müssen beide Autos getrennt und teurer gemeldet werden – oder man verzichtet eben auf den unerhörten Luxus, den Wagen auch im eigenen Bezirk abstellen zu dürfen.

Der tiefe rote Griff in die Steuerkasse

Der Grund, warum die Roten die Grünen in ihrem Anti-Auto-Wahn so toben lassen, liegt auf der Hand. Dafür dürfen die Roten, ohne dass auch nur ein Grüner mit der Wimper zuckt, zur Finanzierung der gesamten SPÖ-Propaganda weiter ungehemmt in die Kassa greifen, ohne Ausschreibung überzahlte Aufträge an SPÖ-Verlage (Echo und Bohmann) vergeben und in linken Zeitungen mengenweise Inserate schalten.

Zwar wird man das Volumen solcher Inserate künftig zwei Mal im Jahr veröffentlichen müssen. Aber das stört die Rathausgenossen nicht wirklich. Sie müssen ja die Regierungs-Genossen ersetzen, die sich auf Grund des verdienstvollen Erwachens der Staatsanwaltschaft nun nicht mehr wirklich so trauen wie in den letzten Jahren. Und weder ORF noch die Boulevard-Zeitungen werden groß über die roten Korruptions-Summen berichten. Daher ist die Veröffentlichung nicht weiter schmerzhaft.

Außerdem sieht schon seit Jahren jeder, der „heute“ oder den „Falter“ durchblättert – um nur zwei sehr unterschiedliche Exempel zu nennen –, wo das Inseratengeld und damit auch der Wind herweht. Das hat aber außer dem Tagebuch bisher kaum jemand geschrieben. Denn ein paar Schweigegeld-Inserate haben ja fast alle Medien bekommen (nur die jeweils von mir geleiteten Zeitungen wurden damals erklärtermaßen boykottiert; das wurde damals jedoch durch die hohen Leserzahlen immer mehr als kompensiert).

Aber jetzt hat eine Gruppe junger Journalisten zumindest einmal in Hinblick auf „heute“ genaue Daten und Statistiken zusammengestellt. Diese sind extrem lesenswert. Man darf hoffen, dass diese Gruppe ihre verdienstvolle und zeitintensive Arbeit auch noch bei allen anderen von Gemeinde-Inseraten strotzenden Medien fortsetzt; sonst müsste man wieder misstrauisch werden. Und man darf ebenso hoffen, dass diese Daten auch vielen Wiener Wählern die Augen öffnen werden.

Dazu kommen die skandalösen Exklusivverträge, die es ausschließlich "heute" erlauben, seine Kisten im U-Bahn-Bereich aufzustellen. Dazu kommt, dass „heute“ zwei Stiftungen mit großem personellen Naheverhältnis zur SPÖ gehört. Ohne dass jemals klargelegt worden wäre, wie das Blättchen überhaupt finanziert worden ist.

Eigentlich dürfte die Staatsanwaltschaft keine Sekunde mehr zögern, auch bei den Rathaus-Inseraten einzuschreiten. Oder wartet sie wie bei der Causa Faymann noch auf eine Anzeige? Oder glaubt sie gar den „heute“-Verantwortlichen, die von den Inseraten bis zur SPÖ-Nähe prinzipiell alles dementieren, ohne jedoch die wahren Zahlen herauszurücken?

Ich wette übrigens jede Summe, dass „heute“ trotz aller wilden Drohungen weder dossier.at noch das Tagebuch klagen wird. Denn dann müssten die Herausgeber ja erstmals unter Wahrheitspflicht aussagen!

Es stellt sogar den Sumpf ÖBB-Asfinag-Infrastrukturministerium absolut in den Schatten, wenn man sieht, wie ab der Gründung von „heute“ die Werbeausgaben des Rathauses auf das Sechs- bis Siebenfache in die Höhe geschnallt sind. Und wie ab dem Einzug von Werner Faymann ins Bundeskanzleramt dessen Schaltungen in „heute“ auf mehr als das Vierfache explodiert sind.

Es ist übrigens hochinteressant und ausdrücklich zu würdigen, dass sich Alfred Gusenbauer als Bundeskanzler diesbezüglich noch absolut sauber verhalten hat. Deswegen ist er aber offensichtlich auch medial brutal heruntergemacht und am Ende auf Initiative der Wiener Partei gestürzt worden. Es passt alles perfekt zusammen.

Wahrscheinlich hat Gusenbauer ja damals nicht gelesen, was in jedem Dienstvertrag eines „heute“-Mitarbeiters in wenn auch holprigem Deutsch steht (in jüngster Zeit hat man bei neuen Verträgen angeblich auf  diesen Passus verzichtet): „Dem Arbeitnehmer ist bei Verrichtung seiner Tätigkeit bewusst, dass der Arbeitgeber Herausgeber einer Gratiszeitung ist. Darauf ist bei der redaktionellen Gestaltung tunlichst Rücksicht zu nehmen. Daher ist eine wohlwollende PR-Berichterstattung der jeweiligen Inserenten für den wirtschaftlichen Erfolg unerlässlich.“

Ekelhaft. Zumindest zwischen Rathaus und Löwelstraße sollte niemand mehr das Wort „Balkan“ auch nur in den Mund zu nehmen wagen.

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Fußnote 364: Graf, eine Stiftung und die Medien drucken

Niederlage auf allen Linien – und wie fair werden das die Medien berichten?

Der dritte Nationalratspräsident Martin Graf hat offenbar recht gehabt (ebenso wie das Tagebuch): Trotz breitflächig aggressiver Berichterstattung fast aller Medien haben sich Graf und seine Mitvorstände im Falle der Stiftung einer Wiener Hausbesitzerin korrekt verhalten. Das zeigt nunmehr das Urteil des Wiener Handelsgerichts. Nun sind lediglich zwei Fragen spannend: Werden sich die Medien (oder gar die politischen Gegner Grafs) in irgendeiner Weise entschuldigen? Und: Muss die Witwe die Prozesskosten zahlen – oder sollten diese nicht eigentlich solche Anwälte treffen, die sie da aus offensichtlich ideologischer Motivation hineingehetzt haben? Denn auch nicht spezialisierte Anwälte sollten wissen, dass ein Stifter einer Stiftung eben nicht mehr frei über sein Eigentum verfügen kann.

PS.: Ich bleibe übrigens weiterhin ein Gegner Grafs. Und zwar wegen seiner sozialistischen Ansätze in der Bildungspolitik. Aber das ist kein Grund, um jemanden zu einem Betrüger zu stempeln.

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Fußnote 362: Es war mutig – und sonst? drucken

Ein Mann hat den höchsten Fallschirmsprung der Geschichte gewagt.

Das ist sicher eine mutige Leistung. Mich kann sie aber weder besonders erregen noch in irgendeiner Weise ärgern, wie das jedoch angesichts der Aufregungen der letzten 36 Stunden offensichtlich weltweit der Fall ist. Es gibt doch wirklich keinen Grund, sich über eine Aktion zu ärgern, für die kein Groschen Steuergeld aufgewendet worden ist. Der Sprung war eine perfekt inszenierte, gut organisierte und sauber vorbereitete technische und Marketing-Leistung, noch dazu mit einem Österreicher im Zentrum, die weltweite Aufmerksamkeit erregte. Also soweit alles sehr okay. Und dass eine zur Hälfte österreichische Firma dadurch etliches an Marketing eingefahren hat, ist ebenfalls durchaus erfreulich. Dennoch kann ich mich nicht wirklich in die offenbar landesweit angesagte Begeisterung hinein erregen. Denn der Fortschritt für die restliche Menschheit durch diesen Sprung hat sich in extrem engen Grenzen gehalten. Dass Männer durch immer extremere Mutproben regelmäßig ihre einschlägigen Hormonausschüttungen steigern wollen, ist auch nichts wirklich sensationell Neues. Und das hat bei jungen Männern im Straßenverkehr viel zu oft durchaus unerfreuliche Konsequenzen. Und wenn der ORF zur Kommentierung ausgerechnet einen Niki Lauda aus der Mottenkiste holt, wage ich sogar anzunehmen, dass der Fortschritt nicht größer ist, als wenn jemand ständig im Kreis mit dem Auto fährt. Gegenprobe: Wer hat bis vor kurzem gewusst, wer davor den einschlägigen Weltrekord gehalten hat?

PS.: Diese Fußnote nur deshalb, weil manche meine lichtvollen Ausführungen zu diesem Fallschirmsprung vermisst haben. Ich wollte sie eigentlich weglassen, wurde zu diesem Sprung doch schon wirklich von allen alles gesagt.

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Ein Sprung wie Red Bull drucken

Die Aufregung hat sich gelegt, die Twitter-Timelines sind nur noch zu 30 Prozent mit #stratos-Hashtags gefüllt. Felix Baumgartner hat seinen Sprung geschafft, alles ist gut gegangen. Und eine Weltöffentlichkeit, die irgendwie mehr oder weniger seit Tagen in einem Hype war, kann sich zurücklehnen und ein wenig darüber nachdenken, was von dem sechs-Minuten-Sprung bleibt.

Die Sache hatte was vom Energydrink: lifestylig, aufputschend, ohne irgendeinen Nährwert; man hatte kurz das Gefühl, an „irgendwas Großem teilzunehmen", und dann war es vorbei. Felix Baumgartners 40-km-Sprung steht wie selten ein Großevent für unsere Zeit: Der Hochglanz-Traum eines Einzelnen, eines Individuums, wird mit großer Werbemaschinerie möglich gemacht, mit großem finanziellen Aufwand realisiert. Und die Welt schaut zu und twittert bis die Tasten glühen, hat Herzklopfen, irgendwie auch, weil die Möglichkeit einer Katastrophe immer im Raum gestanden ist – oder war das nicht eher Kalkül? Denn hätte Red Bull es allen Ernstes riskiert, ein Projekt finanziell zu unterstützen, bei dessen live ausgestrahltem Verlauf das Risiko da war, von jetzt an „Dead Bull" zu heißen?

Wenig nahrhaft war es zudem – wie viel praktischen Nutzen wird die Erkenntnis für die Menschheit haben, dass man auch 19 km höher aussteigen und runterhupfen kann? Die Mondlandung, das hatte noch irgendwie Sinn gemacht, wenn auch weniger, als man damals dachte; aber Baumgartners Sprung? Dafür hat man, so hörte ich, 40 Mio Euro investiert – und gigantische Werbung für den Roten Bullen aus Salzburg geschaffen.

Ich will kein Miesepeter sein: Natürlich, der Blick zwischen Baumgartners Beinen nach unten, das war spektakulär und weckte alte Sprungbrett-Ängste im Hallenbad, nur in einer neuen Dimension; cool war es irgendwie schon.

Cool, aber nicht mehr.

Dafür dürfen wir uns jetzt fragen: Wie toppen wir das nächstes Jahr? Sprung im Lendenschurz? OHNE Fallschirm? Vom MOND?

Es wird uns schon was einfallen.

Dr. Eduard Habsburg-Lothringen ist Autor, Drehbuchschreiber und Medienreferent von Bischof Klaus Küng.

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Ausgewogener ORF-Unsinn drucken

Eine noch gar nicht rechtskräftige Entscheidung der KommAustria wirbelt viel Staub auf. Der Staub wie vor allem auch die Entscheidung selber sind aber offenbar bewusste Vernebelungsaktionen, die von den wahren Skandalen ablenken sollen.

Die Aufsichtsbehörde befasste sich erstmals mit der Frage der „Ausgewogenheit“ der ORF-Programme. Was dringend notwendig war. Ihr unterlief dabei aber eine totale Fehlinterpretation des Gesetzes. Denn mit „Ausgewogenheit“ hat der Gesetzgeber natürlich nicht die Frage gemeint, wie viel Prozent Sport, wie viel Prozent Kultur usw. in jedem einzelnen ORF-Sender zu sehen sind. Das war in keiner Weise Absicht des Gesetzgebers. Sondern es ging darum, dass sich alle größeren gesellschaftlichen und politischen Gruppen zumindest in Teilen des Programmes wiederfinden können. Wörtlich: „Das Angebot hat sich an der Vielfalt der Interessen aller Hörer und Seher zu orientieren.“

Die Frage, ob beispielsweise der Sport in beiden Fernseh-Programmen oder nur im ersten stattfindet, sollte da hingegen völlig egal sein. Das hat den Gesetzgeber nicht interessiert. Das kann ich jedenfalls auch als Zeitzeuge der Gesetzeswerdung bestätigen.

Die Fehlinterpretation des Begriffs Ausgewogenheit ist so grotesk, dass sie wohl nur auf dolose Absicht zurückgehen kann. Jetzt debattiert halb Österreich die angeblich notwendige zehnprozentige Mindestpräsenz von Kultur, Sport, Information und Unterhaltung in jedem einzelnen ORF-Programm. Nicht mehr jedoch wird seither die für die Seher und Hörer viel wichtigere Tatsache diskutiert, dass große Gruppen der Gesellschaft in allen ideologisch relevanten Bereichen vom ORF ignoriert oder gar verhöhnt werden. Das ORF-Programm läuft ja in seiner Gesamtheit wie auch in jedem einzelnen Sender immer mehr auf eine Art Gehirnwäsche durch eine rot-grüne Koalition hinaus. Wobei bekanntlich die Roten die Machtpositionen haben, die Grünen hingegen die Macherpositionen. Gesamtgesellschaftlich ist das aber eine klare Minderheit.

Diese Gehirnwäsche lässt sich in allen Fernsehnachrichten, in der Zusammensetzung von Diskussionsrunden wie auch im Radio nachweisen, von den Ö3-Nachrichten bis zu sämtlichen Ö1-Wortsendungen (auszunehmen sind dort nur die Naturwissenschaften und die Hörfunk-Journalbeiträge). Genauso schlimm sind die Bundesländer-Programme, die reinste Propagandasender der jeweiligen Machthaber sind.

Völlig ausgeschlossen von einer Präsenz im ORF sind hingegen alle Wirtschaftsliberalen, Wertkonservativen, gläubigen Christen, Gender-, Global-Warming- und P.C.-Kritiker, alle Euro-Skeptiker und viele andere Gruppen. Obwohl diese Gruppen vielfach eine Bevölkerungsmehrheit bilden. Einzig diese Tatsache ist es, die das Programm völlig unausgewogen macht – und nicht der Umstand, dass etwa ein Sender weitgehend sportfrei ist.

Mir kann niemand einreden, dass diese Fehlinterpretation des Gesetzes unabsichtlich ist. Sie führt nun jedenfalls dazu, dass sowohl in der juristischen wie auch der öffentlichen Debatte völlig falsche Themen diskutiert werden. Und das liegt natürlich total im Interesse von Rot-Grün.

Das Ergebnis der Entscheidung dient beiden Seiten, die da scheinbar so kontrovers agieren: Die KommAustria kann endlich vortäuschen, auch einmal den ORF kritisiert zu haben; und dieser kann wiederum in den für die linken Machthaber einzig entscheidenden Fragen so weitertun wie bisher. Maximal wird als Ergebnis des Rechtsstreits halt künftig bisweilen ein Länderspiel im zweiten und ein Polittalk des üblichen Musters im ersten Programm stattfinden.

PS.: Eine andere Rechtsentscheidung in Sachen ORF ist hingegen höchst erfreulich: Er muss nun definitiv wie jedes andere vom Bund kontrollierte Unternehmen bei der Vergabe von Aufträgen das Ausschreibungsgesetz einhalten. Das ist gut, weil solche öffentlichen Ausschreibungen am ehesten noch Freunderlwirtschaft verhindern. Damit ist aber auch klargestellt – was noch viel wichtiger ist –, dass der ORF nicht eine Privatangelegenheit der dortigen Machtträger ist. Diese haben ja in den letzten Jahren gern den Eindruck erweckt, dass der ORF sich selber gehört und damit ihnen.

 

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Weinende Buben in Strumpfhosen drucken

Wie es um unsere Gesellschaft und Kultur bestellt ist, lässt sich am Alltäglichen und an scheinbaren Nebensächlichkeiten weitaus besser erkennen und ableiten, als an der Unzahl an wissenschaftlichen Arbeiten, Studien und Analysen. Dies vor allem deshalb, weil die Sozial- und Geisteswissenschaften nur noch produzieren, was der linken Ideologie und all ihren rezenten  Erscheinungsformen wie Gendermainstreaming, Politischer Korrektheit oder Ökultismus nutzt. Selbiges gilt für einen Großteil der Massenmedien, der  einstmals vierten Gewalt. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“, gilt heute wie damals.

So wirft etwa die kurze Ankündigung einer Premiere im Wiener Kindertheater  „Dschungel“ im Internet ein grelles Schlaglicht auf den europäischen Zeitgeist. „Boys Don’t Cry“ –  „Buben weinen nicht“ – heißt das Stück für Kinder und Jugendliche. Natürlich weiß jeder, der diesen Titel liest, dass damit das genaue Gegenteil gemeint ist, was wiederum bedeutet, die Theatermacher bekämpfen „Rollenbilder“ die längst nicht mehr existieren, sofern sie in dieser Form überhaupt jemals existiert haben.

Aber offene Türen einrennen und gegen Gegner kämpfen, die keinerlei Gefahr darstellen und sich trotzdem mutig und couragiert fühlen bzw. inszenieren, ist im Europa unserer Tage ein sozial erwünschtes und vor der Politik gefördertes Verhalten. Wie etwa der höchst unterschiedliche politisch/mediale Umgang mit islam- und kirchenkritischen Äußerungen tagtäglich eindrücklich beweist.

Kein Wunder, schließlich leben wir laut der Theaterpremierenankündigung im „postheroischen Zeitalter“. Weshalb auch der (noch nicht gegenderte) Mann und männliche Jugendliche Orientierung und Führung braucht. Und weil auch für linke Ideologen die alte Marketingregel „Schnapp sie dir, so lange sie jung sind“ gilt, behaupten die Kindertheatermacher: „Ritter, Cowboys oder Eroberer braucht kaum noch jemand.“ Um zu wissen, warum man ausgerechnet zu Zeiten der Schuldenkrise, des Zusammenbruchs der europäischen Sozialstaaten und des Clash of Cultures keine Helden – also Männer der Tat – mehr braucht, muss man wohl Theatermacher, Frauenministerin oder Soziologiestudent sein.

Wenn Helden aber nicht mehr als Vorbild dienen dürfen, was ist der Gegenentwurf? Woran soll sich der Jugendliche von heute halten? Doch halt, ganz haben die (Comic)Helden selbst im postheroischen Zeitalter nicht ausgedient. Zumindest nicht als modisches Vorbild: „Tragen nicht gerade die Superhelden vorzugsweise Strumpfhosen und Ganzkörperanzüge?“ fragen sich die Theatermacher. Ja, als Strumpfhosenmodels kann man sie noch brauchen, die Helden, zu mehr aber auch nicht.

Was lernen wir daraus? Burschen, die gerne Strumpfhosen tragen und gerne und oft weinen, haben bereits einige Eigenschaften angenommen, die vom neuen „Mann“ gewünscht oder besser gefordert werden.

Unternehmer, Macher, Pioniere, Ingenieure, Freigeister sind hingegen gnadenlos out; echter Mut, Courage, Standhaftigkeit oder Durchsetzungskraft sind nicht mehr gefragt. Warum verwundert es da nicht, dass Europa in allen Bereichen am absteigenden Ast ist? Vielleicht sind ja doch nicht die bösen Spekulanten, Banker und Kapitalisten, sondern vielmehr die falschen Vor-, Leit- und Weltbilder an der europäischen Krise schuld.

Wer so etwas öffentlich ausspricht, wird vom politischen und geistigen Mainstream verachtet und ausgegrenzt. Man muss zwar kein Held sein, aber wer seine Standpunkte nicht von ihrer Mehrheitsfähigkeit abhängig macht, der braucht zumindest ein klein wenig Heldenmut. Für den „neuen“ (Strumpfhosen)Mann im postheroischen Zeitalter völlig unvorstellbar.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen.

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Und schon wieder lässt die SPÖ andere für sich werben drucken

Die USA haben die Wahlkampfkosten so wie in Österreich zu limitieren und transparent zu machen versucht. Diese Gesetze wurden aber fast umgehend umgangen: Angeblich private Aktionsgruppen betreiben nun selbst „parteiunabhängig“ kostenintensive Werbekampagnen, in denen zufällig ganz genau die Parolen einer Partei verbreitet werden. Oder in denen frontal gegen den Gegenkandidaten gehetzt wird. Ähnliches macht sich nun in Österreich breit. Hier hat das SPÖ-Milieu sofort Kanäle gefunden, um das zu umgehen. Mit der Arbeiterkammer und der Kronenzeitung an der Spitze. Diese werben für die Politik der Partei, und doch sind weder Partei noch ein Ministerium dafür verantwortlich.

Parteien dürfen im ORF nicht mehr werben. Was tut die SPÖ? Jetzt schaltet halt die Arbeiterkammer im Vorlauf des SPÖ-Parteitags Fernsehspots, in denen genauso wie in der SPÖ-Propaganda gegen „Spekulanten“ gehetzt wird, dass es nur so kracht. Nebstbei bemerkt: Würde anstelle der „Spekulanten“ das Wort Moslems stehen, würden sofort einige linke Staatsanwälte unter großem Geheul aufmarschieren.

Jedenfalls ist festzuhalten: Für die in den Zwangsgebühren aller Arbeitnehmer schwimmende SPÖ-Vorfeldorganisation namens AK gilt das Werbeverbot des ORF-Gesetzes anscheinend nicht. Oder vielleicht verlässt man sich da wieder einmal auf eine parteifreundliche Sichtweise der Gerichte.

Gegen „Spekulanten“ kann man aber offenbar ungehindert hetzen. Und ganz zufällig ist dieses Hassobjekt der AK-Bosse identisch mit dem gegenwärtigen zentralen Feind der SPÖ-Propaganda (der sich freilich auch die fünfte SPÖ-Kolonne namens Christoph Leitl angeschlossen hat).

Nur hat mir noch niemand verraten, wer denn eigentlich diese „Spekulanten“ sind. Sind es nur ein paar böse Menschen im fernen Amerika, die man bloß aus Schauerreportagen halbseriöser Magazine kennt, und denen unterschwellig auch gleich ein bestimmtes religiöses Bekenntnis angehängt wird?

Oder sind es – wenn man den Begriff wörtlich nimmt – wir alle? Jeder, der überlegt, wie er sein Geld gut anlegt; jeder, der aus spekulativer Angst vor einem Euro-Crash auch nur einen Golddukaten kauft; jeder, der schnell noch Grundstücke weiterschenkt, bevor die spekulativ erwartete Erbschaftssteuer zuschlägt; jeder, der eine Wohnung kauft im spekulativen Glauben, dass Immobilien nicht von der erwarteten Inflation entwertet werden; jeder der als Unternehmer nur noch in jenen Ländern investiert, wo er mit einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung spekuliert; jeder, der als Pensionist spekulativ schaut, ob er eh nicht mehr Geld auf seinem Sparbuch hat, als die Höhe der Einlagensicherung ausmacht; die roten Gemeinden, die ihr Geld zu riskant angelegt haben oder die ihre Straßenbahnen an amerikanische Fonds verkauft und zurückgemietet haben; all jene Spanier, die aus spekulativer Sorge um ihre Ersparnisse in den letzten Wochen schon 220 Milliarden Euro von den Banken abgezogen haben; jeder, der – das ist freilich die allerdümmste Spekulation – den Schwüren der Politiker geglaubt hat, dass man Käufer staatlicher Anleihen nicht fallenlassen werde (beispielsweise der griechischen)?

Praktisch jede unserer Aktionen, die mit Geld zu tun hat, ist in Wahrheit eine Spekulation auf zukünftige Ereignisse. Nur ganz dumme Menschen versuchen nicht, sich aus das vorzubereiten, was in der Zukunft auf sie zukommen könnte. Auch wenn man weiß, dass viele solche Vorbereitungsmaßnahmen schiefgehen könnten.

Die Attacken auf „Spekulanten“ haben aber in Wahrheit natürlich zwei ganz andere Ziele: Sie präsentieren erstens einen diffusen Sündenbock, hinter dessen Zerrbild verborgen werden soll, dass die Hauptschuld an der Schuldenkrise bei Politikern liegt. Und sie sollen zweitens den Widerstand gegen neue räuberische (fiskalische, inflationäre) Attacken auf das Ersparte der Menschen lähmen: Wer sich dagegen wehrt, muss fürchten, sofort als einer der „Spekulanten“ oder zumindest deren Verbündeter niedergemacht zu werden. Die Spekulantenkeule ersetzt derzeit – zumindest zeitweilig – die Faschistenkeule.

Diese Anti-Spekulantenkampagne ist zutiefst verlogen. Sie ist im Falle der Arbeiterkammer auch ein massiver Missbrauch von Zwangsbeiträgen. Und sie ist im Hinblick auf den ORF überdies eine skandalöse Umgehung der Parteien-Werbeverbots.

Auch rund um die Kronenzeitung tut sich Fragwürdiges: Warum schaltet das einstige Massenblatt Sujets mit Parolen wie: „Ich kann mir mein Studium nicht leisten“ oder: „Meine Kinder verdienen die beste Bildung“? All diese Kronenzeitungs-Texte klingen erstaunlich ähnlich zu Phrasen aus der SPÖ-Werbeküche.

Die erstgenannte Parole wird ja von der SPÖ im Kampf gegen Studiengebühren eingesetzt, die angeblich viele vom Studium abhalten würden. Die andere passt wiederum bestens in ihre Gesamtschul-Kampagne. Damit soll den Menschen eingeredet werden, die Bildung unserer Kinder würde durch die zwangsweise Gesamtschule besser. Zwar wissen alle Eltern und Lehrer, dass das Gegenteil der Fall ist. Aber SPÖ und Krone hoffen offenbar, dass die – im Grund schon seit 90 Jahren versuchte – Gesamtschul-Gehirnwäsche irgendwann doch zu einem Erfolg führt. So wie es ja beim Tiroler Intelligenzpolitiker Platter der Fall war.

Das ist alles ebenfalls zutiefst verlogen. Aber bald wird man ja nachlesen können, wie teuer dem Unterrichtsministerium diesmal die diversen Kooperationen mit dem Boulevard gekommen sind.

 

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Alles wird liberaler! drucken

Der austro-kanadische Selfmademan Frank Stronach präsentierte am 4. 10. einem interessierten Publikum im Club Unabhängiger Liberaler seine ungefähren Vorstellungen davon, welche Art von Politik er im Falle eines Erfolges seiner neu gegründeten Partei zu machen gedenkt.

Seine wirtschaftlichen Leistungen sind beeindruckend: Er hat es – aus eigener Kraft – vom mittellosen steirischen Arbeiterkind zum Milliardär gebracht. Gegenwärtig beschäftigt der von ihm in Kanada gegründete, auf die Zulieferung von Fahrzeugkomponenten spezialisierte, Magna-Konzern weltweit rund 108.000 Mitarbeiter, 13.000 davon in Österreich. Der Jahresumsatz der Firmengruppe beläuft sich auf über 30 Mrd. €. Auf eine vergleichbare Erfolgsbilanz können nicht allzu viele Zeitgenossen verweisen.

Was treibt einen solchen Mann, der es mit international bekannten Persönlichkeiten, mit Staatspräsidenten, gekrönten Häuptern („die Englische Königin ist eine wirklich nette Frau, sie versteht viel von Pferden“) und anderen Wirtschaftskapitänen zu tun hat, im Herbst seines Lebens in die dumpfen Niederungen der kakanischen Politik?

Diese Frage stellt er selbst seinem Vortrag voran, um sie so zu beantworten: Er sehe, dass „…in der Regierung vieles schief läuft … und diese seit Jahrzehnten „Verluste“ macht.“ Er kritisiert den Umstand, dass die Regierenden zwar viel vom Geldausgeben, aber nichts vom Geldverdienen verstehen, was er darauf zurückführt, dass kaum einer von ihnen je in der Wirtschaft gearbeitet hat. Er sehe schlimme Zeiten auf uns zukommen und, da er selbst Kinder und Enkel habe, meine er, seine Fähigkeiten und Erfahrungen in die Politik einbringen zu müssen, „um zu helfen“. Das Leben sei gut zu ihm gewesen und er wolle sich auf diese Weise revanchieren.

In Österreich hätten wir es mit einer „Scheindemokratie“ zu tun. Keiner der politischen Verantwortungsträger (Kanzler, Minister) wäre vom Volk gewählt, sondern von Parteigremien und Kammern ins Amt gehievt worden. Wenn dann noch Häupl und Pröll zustimmten, wäre die Sache gelaufen – und das dürfe so nicht sein. In der Wirtschaft garantiere Konkurrenz – die es in der Politik in vergleichbarer Weise nicht gäbe – für Fortschritt und Effizienz.

Wirtschaftsprogramm

Bis März 2013 wolle er sein Programm vorlegen. Im Zentrum dieses Programms werde ein solides Budget stehen. Er wolle damit beginnen, die in der Vergangenheit aufgenommen Schulden abzutragen. Durch eine „zivilisierte Verwaltungsreform“ und die „Stimulierung der Wirtschaft“ sollte es möglich sein, die Steuerlasten binnen fünf Jahren um „20 bis 25 Prozent“ zu senken. Das Steuersystem müsse vereinfacht und für jedermann „transparent“ werden, „Grauzonen“ seien zu beseitigen.

Nach diesen vage gehaltenen Positionen wird es beim Thema Unternehmenssteuern konkreter: Nicht entnommene Gewinne sollen steuerfrei bleiben, da diese „Innovation und Arbeitsplätze schaffen“ würden. Zu versteuern seien nur Auszahlungen – sei es in Form von Löhnen oder Gewinnausschüttungen.

Seine vehemente Kritik an der geringen Steuerleistung von Großbetrieben (die er im Zusammenhang mit dem Engagement österreichischer Banken in den vormaligen Ostblockstaaten äußert) läuft – falls diese Aussage nicht missverständlich angekommen ist – faktisch auf ein Ende der derzeit gültigen Gruppenbesteuerung hinaus. Das wäre – angesichts der mutmaßlichen Auswirkungen auf die Magna-Gruppe – doch recht erstaunlich.

Die Wirtschaft müsse funktionieren, da sonst gar nichts gehe. Eine prosperierende Wirtschaft bedürfe dreierlei: „Tüchtiger Manager, fleißiger Arbeiter und Investoren.“ Die Arbeiter hätten ein „moralisches Recht“ auf einen Anteil am Unternehmensprofit. Allerdings dürfe sich die Regierung in die Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen nicht einmischen, da damit lediglich „Bürokratie und Kosten“ verbunden sind. In einer konzernweiten „Firmenverfassung“ habe er Magna dazu verpflichtet, seinen Mitarbeitern Anspruch auf zehn Prozent des erwirtschafteten Gewinns einzuräumen. Bildung wäre ein zweites Anliegen, das ihm wichtig sei.

Als „zentrale Werte“ seiner Partei sehe er „Wahrheit, Transparenz und Fairness“. Wichtig sei es ihm, den untadeligen Ruf, den er sich als Geschäftsmann erworben habe („Ich bin nie jemandem etwas schuldig geblieben und habe immer mein Wort gehalten!“), auch als Politiker zu bewahren. Er sehe viel zu viele Leute, die nur ans Verteilen denken und zu wenige, die erkennen würden, dass zunächst etwas produziert werden müsse. Das gelte es zu verändern.

Europapolitik

Die Euro-Einführung sei ein Fehler gewesen, weil dadurch die Gegensätze zwischen Nord- und Südeuropa verschärft worden seien. Der bevorstehenden Etablierung des ESM stehe er kritisch gegenüber, da damit „Billionenverpflichtungen“ verbunden seien, an denen noch die Enkelkinder zu tragen hätten. Keine Regierung dürfe das Recht haben, Verbindlichkeiten einzugehen, die einen Zeitrahmen von fünf Jahren überschreiten.

Angela Merkel habe dem Ruf der Deutschen in der Welt massiv geschadet, indem sie anderen vorgeschrieben habe, wie diese zu leben hätten. „So etwas tut man nicht“. An dieser Stelle kommt es zu einem kleinen Widerspruch, als Stronach einerseits meint, man solle „…die einzelnen Völker allein ihre Probleme bewältigen lassen“, andererseits aber von „Hilfen für die Griechen“ spricht. Die Politik Merkels jedenfalls habe „Hass auf die Deutschen“ geschürt – entweder weil sie dumm sei, oder weil sie im Auftrag der Banken agiere.

Etwas unausgegoren scheinen Stronachs Vorstellungen von der künftigen Währungspolitik der EU zu sein, als er einmal von „Nord- und Südeuro“ spricht, dann aber die Variante „nationaler Eurowährungen“ aufs Tapet bringt. Flexible Wechselkurse zwischen den Ländern seien erforderlich, da die Währungskurse einen Spiegel der Wirtschaftsleistung der Länder darstellten, was nicht von einer Zentrale unterbunden werden solle. Geldpolitik, soviel scheint sicher, zählt nicht zu den größten Stärken des Tycoons.

Mit einem Bekenntnis zur „sozioökonomischen“ Ausrichtung des „politischen Managements“ schließt er seinen Vortrag.

Die Antworten bleiben vage

In der anschließenden Diskussion fällt auf, dass Stronach nicht gerne konkret auf eine der ihm gestellten Fragen antwortet, sondern dazu neigt, sich in wolkigen Allerweltsformulierungen und etwas eingelernt wirkenden Floskeln zu ergehen. So bleibt die Frage, wie er denn die angepeilte Steuerreduktion von 20-25 Prozent zu bewerkstelligen gedenke, offen. Allein mit einer „zivilisierten Verwaltungsreform“, die wohl darauf hinausläuft, keinem Beamten weh zu tun, und mit der „Zusammenlegung der 22 (sic!) Sozialversicherungsanstalten“ würde es damit wohl nichts werden.

Auf die Frage, welche eingängige Botschaft er für den Wahlkampf wählen wird, antwortete er, dass er mit „Herz, Hirn und Hand“ zur Sache gehen wolle.

Als einer der Anwesenden feststellt, leider keinen essentiellen Unterschied Stronachs zu seinen politischen Mitbewerbern feststellen zu können, da am Ende ja alle für Fairness, mehr Bildung und weniger Armut seien und auch er diese Trommel rühre – noch dazu ohne konkret sagen zu wollen, wo und wie der den Hebel (etwa zur Verwaltungsreform) ansetzen wolle, reagiert er gekränkt. Dass jemand seine ehrlichen Absichten und die Tatsache, dass er „viel Geld da hineingebe“ nicht angemessen würdigt, quittiert er mit spürbarer Entrüstung.

Als der Fragesteller dann nachsetzt und meint, Stronach habe schließlich nur mit dem (Personal-)Aufbau im Zuge der Expansion seiner Betriebe Erfahrung, jetzt aber werde es darum gehen, massiv Personal (Staatsdiener) abzubauen – und da sei es interessant zu wissen, wie er das angehen wolle, greift – und das ist der vielleicht bemerkenswerteste Aspekt des Abends – das Publikum ein und nimmt Partei gegen den Fragesteller. Es bleibt Stronach daher erspart, die Nachfrage zu beantworten. Auch keine der übrigen Fragen wird von ihm klar beantwortet. In einem Punkt allerdings ist er erfreulich direkt: Auf die Frage, was denn im Falle seiner Regierungsbeteilung nun liberaler werde, antwortet er kurz und bündig: „Alles!“

Fazit

Frank Stronach ist ein interessanter Mann, dem eines nicht unterstellt werden kann: mangelndes Selbstbewusstsein. Die mehrfach wiederkehrende Betonung seiner – unstrittig vorliegenden – wirtschaftlichen Erfolge lässt sogar die Einschätzung zu, es mit einer recht selbstverliebten Persönlichkeit zu tun zu haben.

Bezeichnend allerdings ist die bereits geschilderte Reaktion des Publikums, die nur eine Interpretation zulässt: Die von den „Altparteien“ derzeit gelegten Offerten werden als derart miserabel empfunden, dass offenbar jedes neue Angebot, wohl nach der Überlegung: „schlechter als die anderen kann er es gar nicht machen“, dankbar angenommen wird. Der messianisch anmutende Charakter von Stronachs Präsentation, der weitgehende Mangel an Preisgabe konkreter Programmpunkte – vor allem aber das Schweigen über die voraussichtlich an seiner Seite handelnden Personen (die bloße One-man-show eines älteren Herrn sollte es ja doch nicht sein!) – scheinen kaum jemanden zu stören.

Man kann daher mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, Frank Stronachs Partei im kommenden Jahr im Parlament zu sehen. Dies u. a. auch deshalb, weil mit einer wohlwollenden Berichterstattung durch den linken Medienhauptstrom zu rechnen ist, der darauf setzen wird, dass den größten Schaden durch ihn die „rechten Parteien“, ÖVP, FPÖ und BZÖ, erleiden würden. Die „Piraten“ werden auf eine derartige Wahlhilfe aus exakt umgekehrten Gründen wohl verzichten müssen. Für das BZÖ könnte ein Erfolg Stronachs durchaus zum letzten Nagel im Sarg werden.

Sollte der Fall eintreten, dass der Austro-Kanadier für seine Equipe wirklich gute Leute findet (was gegenwärtig einigermaßen zweifelhaft erscheint), wäre das hocherfreulich. Schließlich belebt Konkurrenz das Geschäft und rechts der politischen Mitte ist der Wähler in Österreich ja wahrhaft nicht mit einem Überangebot attraktiver Angebote konfrontiert.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Gute und böse Weisungen drucken

Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es große Aufregung, nachdem die Staatsanwaltschaft Klagenfurt das Verfahren in der Causa Birnbacher eingestellt hatte. Die Strafverfolger hatten sechs Millionen Euro für das Mini-Gutachten als durchaus in Ordnung befunden. Auch das Oberlandesgericht Graz war dieser Ansicht. Erst nach einer Anzeige der Grünen wurde das Verfahren neuerlich aufgerollt, es kam zur Anklage mit den bekannten Ergebnissen.

Ganz ähnlich ist der Fall der Wiener Staatsanwaltschaft, die das Verfahren gegen Herrn Werner Faymann einstellen wollte; interessanterweise sogar, ohne überhaupt auch nur einen einzigen Zeugen aus der betroffenen Asfinag vernommen zu haben (!).

Offensichtlich hat die Justiz mittlerweile gelernt und nicht auf eine Anzeige gewartet, sondern selber die Weiterführung der Untersuchungen veranlasst. Dafür sollte man sie in diesem Fall nicht tadeln, sondern loben.

Auffallend ist, dass interessensgeleitete Politiker und ihre journalistischen Flakhelfer, die die Birnbacher / Martinz Einstellung scharf kritisiert haben, die Einstellung in der Causa Faymann als durchaus okay befunden hätten.

Eine Weisung zur Fortführung der Erhebungen wäre im Fall Birnbacher / Martinz also eine „gute“ Weisung gewesen, im Fall Faymann hingegen eine „böse“ Weisung. Es kommt wohl immer darauf an, gegen welche Politiker gerade ermittelt wird.

Prof. Dr. Herbert Kaspar ist Herausgeber der ACADEMIA, der Zeitschrift des Österreichischen Cartellverbandes.

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Reichskampfsender ORF drucken

Es wird ständig skandalöser: Die Berichterstattung des ORF erinnert in ihrer Einseitigkeit und parteiischen Manipulation immer stärker an totalitäre Medien der Klasse „Prawda“ und an die Berlusconi-Medien. Es ist  absolut rätselhaft, weshalb die Majorität des österreichischen Parlaments das tatenlos hinnimmt.

Der erste Skandal betrifft die Berichterstattung über die ÖBB-Inserate: Um 15,29 Uhr ging die Meldung über die APA, dass die ÖBB im Jahr 2005 in einer SPÖ-Festschrift ein Inserat geschaltet haben. Das wurde von der Zeit im Bild vier Stunden später total verschwiegen. Aber nicht etwa, weil das Inserat zweifellos durchaus legal gewesen ist, sondern weil dessen Erwähnung  dem knallroten Kampagnenmedium die parteipolitische Strategie durchkreuzt hätte: Denn die ZiB brachte sehr wohl einen ausführlichen Beitrag – aber einzig und allein darüber, dass dasselbe Inserat im selben Jahr ebenso legal in einer ÖVP-Broschüre erschienen ist. 1 Minute und 23 Sekunden lang – was im Fernsehen sehr viel ist – war das Schüssel-Inserat ein Thema, ohne dass das darin das SPÖ-Inserat auch nur andeutungsweise erwähnt worden wäre.

Und auch in der ZiB2 wird viel mehr und länger über das Schüssel- als über das Gusenbauer-Inserat berichtet. Dafür wird in völlig verwirrender Weise der vom SPÖ-Verlag Echo völlig legal gesponserte Häupl-Geburtstag dazugestellt. Und ein „News“-Schreiber, der kompletten Unsinn erzählt. Aber der große Skandal bleibt die ZiB1, die noch immer – relativ – meistgesehene ORF-Nachrichtensendung, in der daher die brutalste Propaganda stattfindet.

Brutaler, skandalöser, einseitiger geht’s nicht mehr. Aber die Genossen in der KommAustria werden sicher auch das total in Ordnung finden. Objektivitätsgebot hin und her. Das Gebot aus der Löwelstraße ist wichtiger.

Der zweite Skandal: Ein ganzer Fernseh-Abend wurde der Hetze gegen Ungarn gewidmet. Paul Lendvai durfte einen Film gestalten, in dem zu 80 Prozent nur Regierungsgegner zu Wort kamen, die sich extrem lange in diffusen Beschimpfungen der ungarischen Regierung ergehen konnten, ohne dass sich diese auch nur zu einem einzigen Vorwurf  konkret rechtfertigen konnte. Selbstverständlich lässt sich in jedem Land der Welt ein so einseitiger Film machen. Wenn man es darauf anlegt. Und wenn man keine gesetzlichen Objektivitätspflichten hat. Die der ORF eigentlich hätte. Zusätzlich ist das Machwerk aus etlichen links kontrollierten Steuergeldtöpfen subventioniert worden – eine weitere Garantie für Unobjektivität.

Besonders auffällig ist: Obwohl der ORF in Budapest einen ausgezeichneten Korrespondenten hat, hat bei dieser Produktion Lendvai (und eine deutsche Kollegin) das Kommando gehabt. Das ist umso skandalöser, als Lendvai bekanntermaßen eine offene Rechnung mit der bürgerlichen Regierung Ungarns hat. Diese hatte in den Geheimdienstarchiven Unterlagen über ihn gefunden und veröffentlicht. Damit scheint bewiesen, dass Lendvai einst mit dem kommunistischen Geheimdienst kooperiert hat, dass er diesen über Treffen von Regimegegnern wie auch über ORF-Interna informiert hat.

In jedem anständigen Medium wäre daraufhin die Mitarbeit eines solchen Journalisten wohl umgehend beendet worden – insbesondere wenn dieser ohnedies schon die bei allen Nichtgenossen vom ORF brutal exekutierte Altersgrenze weit überschritten hat (Lendvai ist über 83 Jahre alt). Im ORF darf ein Lendvai hingegen weitermachen – und sogar Kampffilme gegen die jetzige Regierung seiner ehemaligen Heimat gestalten, statt sich wenigstens zum Thema Ungarn schamhaft zu verschweigen.

Drittes Beispiel: Der ORF gibt einem Schmieren-Buch eines Franzosen breiten Raum, der unter Ausnutzung des Amstettner Inzestverbrechens in der Familie F. Kassa machen will. Die wirre Grundthese des Mannes, der so gut wie keine Originalrecherchen betrieben hat, der nicht einmal deutsch kann: Das alles hänge mit dem Nationalsozialismus zusammen, Österreich wolle nicht nach der Wahrheit suchen.

Gewiss sollen auch solche Bücher im Rahmen der Meinungsfreiheit erscheinen können. Zumindest solange, bis die erzürnten Inzest-Opfer durch eine Klage sein Verbot erreichen (womit sie sich freilich sofort wieder aus ihrer neuen Identität herausbewegen müssten, was sie sofort wieder zum Objekt neuer Gossenschreiber machen würde, was sie daher nicht tun werden).

Aber niemand kann erklären, warum ein Mohammed-kritischer Film, den noch niemand ganz gesehen hat, von fast allen als Mist bezeichnet wird, der eigentlich nie produziert hätte werden dürfen; insbesondere auch von den sogenannten Kulturjournalisten, die sich jetzt an dem Inzest-Buch begeilen. Dieser Denunziations-Mist gegen wirklich unschuldige Opfer bekommt hingegen im linken Kampfsender ORF und in den von SPÖ-nahen Boulevard-Zeitungen breiteste Unterstützung und Gratiswerbung.

Drei Riesensauereien. Aber man kann nicht nur der SPÖ und ihren grünen Helfershelfern die alleinige Schuld daran geben. Immerhin haben im Parlament drei Parteien die Mehrheit, die ständig vom ORF in den Dreck gezerrt werden.

Hätten die noch irgendetwas in ihren zittrigen Knochen, dann würden sie schon längst einen Gesetzestext erstellen, der dem ORF endlich das Zwangsgebührenmonopol entzieht, der endlich Gleichberechtigung zwischen allen Fernsehsendern herstellt, der das Objektivitätsgebot endlich von Papier zur Realität verwandelt. Dieser Gesetzestext könnte dann ja in den letzten Tagen vor der Wahl ohne Rücksicht auf Koalitionsbindungen im Parlament beschlossen werden. So wie es ja auch Werner Faymann vor der letzten Wahl gemacht hat, was uns seither viele Milliarden gekostet hat. Eine solche ORF-Reform im koalitionsfreien Fenster würde dem Land hingegen viel ersparen.

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Wenn Jean Ziegler Unwahrheiten verbreitet – und es keinen stört drucken

Seit Jahren schürt der Schweizer Soziologe mit teils abstrusen Behauptungen über „Nord-Süd“-Beziehungen die Wut der Bürger. Als Lösung aller Weltprobleme scheint der „Kommunist im Marxschen Sinne“ die Verschwörung des Kapitals ausgemacht zu haben.

Auf den Medientagen in Salzburg war der „Hassprediger gegen den Kapitalismus“ jetzt als Gastredner eingeladen. Nachstehend eine kleine Auswahl großer Unwahrheiten.

Falsche Zahlen zur Entwicklungshilfe

Ziegler: „Im Jahr 2003 belief sich die öffentliche Entwicklungshilfe der Industrieländer des Nordens für die 122 Länder der Dritten Welt auf 54 Milliarden Dollar. Im selben Jahr haben diese Länder der Dritten Welt den Kosmokraten des Nordens 436 Milliarden Dollar als Schuldendienst überwiesen.“

Tatsächlich flossen 54 Mrd. Dollar Entwicklungshilfe und tatsächlich gab es Schuldenrückzahlungen von 436 Mrd. – nur haben die Zahlen nichts mit einander zu tun. Die 436 Mrd. stammen aus (fast-) EU Ländern wie Polen, Tschechien und der Türkei oder aus steinreichen Ölländern wie Venezuela, Russland oder Kasachstan.

Die Ärmsten bezahlen gar nichts: Seit 1999 wurden den 18 ärmsten Ländern in mehreren Runden (auf Initiative der G8) 100 Prozent der Schulden erlassen (alleine 2000: 47 Prozent). Afrikas Haushalte werden jährlich zu 40 Prozent durch Geschenkzahlungen des Westens finanziert.

Zieglers Konzern-Verschwörung

Ziegler: „Jede transkontinentale kapitalistische Gesellschaft organisiert (…) ihre eigenen Spionage- und Gegenspionagedienste. Sie infiltrieren nicht nur die Hauptquartiere konkurrierender Kosmokraten (Schimpfwort für „Manager“), sondern auch die nationaler Regierungen“.

Ziegler wird nicht müde, vor dem Streben der Konzerne nach der Weltherrschaft zu warnen. Millionen von Kleinunternehmern und Erfindern war in Süd- und Ostasien der Aufstieg aber erst mit der „Wende“ gelungen – vom Marxismus weg hin zum Kapitalismus: In Indien ab 1991, China ab 1979.

Beispiel Suzlon

Der indische Tüftler Tulsi Tanti schraubte 1995 im indischen Pune Windkraftanlagen zusammen, weil seine kleine Textilfabrik wegen der dauernden Stromausfälle in Konkurs gegangen war. Heute setzt sein Suzlon-Konzern mit weltweit 13.000 Menschen 3,8 Mrd. Dollar um. Er hat die deutsche Repower gekauft und errichtet mit indischem Know-How Windparks in der Nordsee.

Kein Spion eines westlichen Konzerns hatte versucht, Tulsi Tanti am Aufstieg bzw. am Know-How-Aufbau bzw. -Transfer nach Deutschland zu hindern. Niemand brachte eine Regierung gegen ihn auf.

Ziegler: Konzerne schaffen keine Jobs – und nutzen Konsumenten aus

Ziegler: „Der globalisierte Kapitalismus ist im Stadium immer schnelleren Wachstums ohne Schaffung von Arbeitsplätzen, ohne sozialen Aufstieg seiner Arbeitnehmer und ohne die Erhöhung der Kaufkraft seiner Konsumenten“. Ziegler wirft Microsoft vor, Kunden mit überteuerten Produkten auszunutzen.

Microsoft hat die Kaufkraft seiner Kunden nicht beschnitten: Preisbereinigt wurden Betriebssysteme und Office-Pakete fast immer billiger – obwohl sie gleichzeitig um ein Vielfaches leistungsfähiger geworden waren als ihre jeweiligen Vorgänger. Kostete Windows 2.x im Jahre 1986 noch 326 Dollar, waren für Windows 98 nur mehr 267 Dollar hinzublättern. Windows 7 gibt es heute schon für 120 Dollar.

Beschäftigte bei Microsoft seit Gründung

Jahr

Angestellte

1980

40

1981

125

1982

200

1983

383

1984

608

1985

910

1986

1.200

1987

2.000

1988

2.800

1989

3.900

1990

5.200

1991

11.700

1992

15.300

1993

16.500

1994

20.900

1995

17.800

1996

20.561

1997

22.232

1998

27.055

1999

31.575

2000

39.170

2001

48.030

2002

50.621

2003

54.468

2004

57.086

2005

61.000

2006

71.172

2007

78.565

2008

91.259

2009

92.736

2010

88.596

2011

90.412

Verleumdung: „Kapitalismus an Hunger schuld!“

Ziegler ist besessen von der Verschwörung des internationalen Kapitals. Dieser soll am Hunger in der Welt schuld sein. Tatsächlich sank der Hunger aber nur dort, wo marxistische Strukturen durch Freihandel und Kapitalismus ersetzt werden konnten. So sank die Zahl der Armen in Indien ab 1991 um 200 Millionen, in China seit 1979 um 600 Mio. In China ist der Hunger nach 40 Jahren Kapitalismus heute ausgerottet. 

  • Zieglers Vorwürfe sind aggressiv, eindimensional, bemerkenswert unwissenschaftlich – und unbewiesen.
  • Obwohl Zieglers gefälschte Zahlen manchmal ins Groteske gehen und er in seiner Heimat wegen seiner Falschbehauptungen mit zahlreichen Prozessen konfrontiert wird, regt dies österreichische Medienfachleute nicht zu Recherche oder gar Kritik an.
  • Wenn man eine Bevölkerung (wie in den 1920ern) heute wieder gegen Sündenböcke (wie Spekulanten und Kapitalisten) aufbringen kann, ohne von Medien kritisiert zu werden, dann scheint ein medialer Mainstream seine demokratische Kontrollfunktion verloren zu haben.

Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg. In seinem aktuellen Buch „Die Gemeinwohl-Falle“ beschäftigt er sich kritisch mit den Thesen Christian Felbers, Jean Zieglers, der Arbeiterkammer oder der Caritas.
mail@michaelhoerl.at www.michaelhoerl.at 0043 699 15 09 18 52
Bisher erschienen:
Die Finanzkrise und die Gier der kleinen Leute (2011), Die Gemeinwohl-Falle oder Wie man eine Gesellschaft mit Halb- und Unwahrheiten aufwiegelt (2012)

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Fünf Sommergespräche und ein kleiner Scherz drucken

Die sommerlichen Politiker-Interviews das Staatssenders sind doch noch eine Nachlese wert.

Zu allererst muss man auch dem ORF einmal Anerkennung zollen: Diese Sommergespräche standen meilenweit über dem, was der Sender sonst an Interview- und Moderations-Qualität bietet. Armin Wolf war exzellent vorbereitet, fragte diesmal auch die linken Politiker recht unangenehm und ließ sich durch Gegenattacken nicht aus dem Gleichgewicht bringen.

Natürlich hätte man sich oft ein noch intensiveres Nachfragen gewünscht. Etwa als der SPÖ-Vorsitzende unwidersprochen behaupten konnte, die „Spekulation“ und nicht die Politik sei an der Krise schuld. Da hätte sich wohl die Frage aufgedrängt:  Welcher Spekulant hat denn die Regierungen gezwungen, durch immer heftigere Wählerbestechungen immer mehr Staatsschulden anzuhäufen?

Aber es waren dennoch alles in allem sachkundige und hartnäckige Befragungen. Das merkt man schon daran, wie sich der von Faymann mit unserem Geld bestochene Boulevard darüber ärgert.

Das Schönste war zweifellos der unwirsche Grant des Bundeskanzler-Darstellers, der immer unruhiger auf seinem Sessel herumzurutschen begann. Wie kann es jemand wagen, ihn durch unabgesprochene und unangenehme Fragen nach den Löchern in seiner Biographie oder schmierigen Inseraten-Geschäften so bloßzustellen!

Jetzt wissen wir wenigstens, dass für die SPÖ die Worte „inskribieren“ und „studieren“ deckungsgleich sind. Und ebenso haben wir aus Werner Faymanns Phrasengedresche gelernt, dass eine „wesentliche Entscheidung“ noch lange keine „wesentliche Vertragsänderung“ ist. Höhere sozialistische Philosophie: Die Entwesentlichung des Wesentlichen.

Vor allem aber verschafft uns die SPÖ am Tag nach der Faymann-Befragung wieder einmal einen herzlichen Anlass zum Lachen: Nämlich als Klubobmann Cap meinte, nach seinem Sommergespräch brauche sich Faymann jetzt ohnedies nicht mehr einer Befragung im Parlament zu stellen. Das ist wirklich süß.

In Wahrheit hat Faymann panische Angst vor einer öffentlichen und zeitlich unlimitierten Befragung unter strenger strafrechtlicher Wahrheitspflicht. Wirft ihm doch schon die Staatsanwaltschaft offen Lügen als Beschuldigter vor und droht ihm doch von dort schon ein Verfahren wegen Beihilfe zur Untreue (der damaligen ÖBB-Führung). Da will er sich nicht noch eines wegen Falschaussage als parlamentarische Auskunftsperson einhandeln. Im Fernsehen oder als Beschuldigter zu schwindeln ist ja nicht strafbar.

Neues gibt es immerhin bei der ÖVP: Sie macht Faymann bei seinem Nicht-Aussagen-Wollen zwar weiterhin die Mauer, sagt aber jetzt wenigstens ehrlich, dass sie das nur aus Koalitions-Zwang heraus tut, der verbietet, sich gegenseitig zu überstimmen.

Jetzt könnten die Schwarzen auch noch den nächsten Schritt machen. Nämlich jenen ins Archiv, um nachzuschauen, an welche Koalitionstreue sich denn Faymann im September 2008 gehalten hat, als er den Steuertopf einfach im Handumdrehen gegen den Willen der ÖVP um Milliarden beraubt hat.

 

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Buchrezension: Das moralische Kostüm geistiger Herrschaft drucken

Staatliche Macht und Herrschaft gründet – was von einer großen Mehrzahl der Bürger selten gewürdigt wird – auf Androhung oder Anwendung physischer Gewalt. Aggressionshandlungen eines Individuums gegen Dritte oder gegen staatliche Institutionen sind als Auslöser hoheitlicher Gewalt gegen den Bürger nicht erforderlich. Es reicht, sich nicht widerspruchslos vom Fiskus enteignen zu lassen – schon bekommt man die eiserne Faust des Leviathans zu spüren.

Im vorliegenden Buch aus der Feder von Peter Gerdsen, seines Zeichens emeritierter Professor der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg, und unter anderem Fachmann für Kommunikationssysteme, geht es indessen um eine subtilere Methode der Herrschaft über Menschen. Es geht nicht um jene Macht, „die aus den Gewehrläufen kommt“ (Mao Zedong) sondern um Herrschaft „… durch Beeinflussung und Enteignung des Denkens der Menschen mit der Folge, dass sie das wollen, was dem Willen der Herrschenden entspricht.“

Der Autor beschreibt die zur Erringung dieser „geistigen Herrschaft“ eingesetzte Strategie – als eines der wichtigsten Werkzeuge benennt er die von der Intellektuellenkaste beherrschten Massenmedien. Diese würden unwidersprochen über Gebrauch und Inhalt von Begriffen entscheiden, deren schleichender Bedeutungswandel die Umsetzung bestimmter Politikziele, etwa das der „sozialen Gerechtigkeit“, wesentlich erleichtere. Methode und Konsequenzen der Begriffsumdeutung werden an Beispielen wie „sozial“ oder „diskriminierend“ beleuchtet.

Gerdsens Kritik an den in der Massendemokratie herrschenden Dynamiken fällt zum Teil recht harsch aus: „… ermöglicht das quantitative Prinzip, das der Konstruktion der Demokratie zugrunde liegt, beliebige Entartungen“ – wie etwa die „Diktatur der 51 Prozent“. Die Symbiose von politischen Funktionären und Medienschaffenden bilde die schlechthin entscheidende Grundlage für die Errichtung von geistiger Herrschaft. Die Parteiendemokratie sei eben im Begriff, zur Mediendemokratie zu mutieren, welche die Gefahr einer „Zwangskollektivierung des Bewusstseins“ mit sich bringe.

Heutzutage gelte: „… alle sachlichen Probleme, die mit sachlicher Urteilskraft zu lösen sind, werden in moralische Probleme transformiert.“ Den Grund dafür sieht der Verfasser im „Verlust der Religion“, der Empörung, Aggressivität, insbesondere aber (Werte-) Relativismus mit sich bringe: „Wer nicht an eine absolute Wahrheit glaubt, verliert seinen moralischen Kompass und seine Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden.“ Ob der Glaube an „absolute Wahrheiten“, wie vom Autor behauptet, wirklich nur religiösen Menschen gegeben ist, darf zumindest bezweifelt werden und sei der Beurteilung durch den geneigten Leser überlassen.

Political Correctness und Gender Mainstreaming seien wesentliche Elemente im Kampf für eine totale Einebnung aller individuellen Unterschiede; der unentwegte Kampf gegen die zur Wurzel allen Übels stilisierte „Diskriminierung“ ist ein weiteres Mittel zu diesem Zweck. Allfällige Gegner und Hindernisse würden mittels der jederzeit griffbereiten Moralkeule rücksichtslos niedergemacht, wobei es nicht darauf ankomme, tatsächlich einer „gerechten Sache“ zu dienen, sondern lediglich darauf, dass dies der breiten Öffentlichkeit glaubhaft vermittelt werden kann, sodass der jeweilige Gegner (persönlich) diskreditiert werde.

Zum als „Ausblick“ bezeichneten Ende des Buches nennt der Autor die „Wiedergewinnung der Religion im Sinne echter Transzendenz“ als unerlässliche Voraussetzung, um im Kampf gegen die geistige Herrschaft durch machtbesessene politische Funktionsträger bestehen zu können und nicht zum „Sklaven ohne Ketten“ zu verkommen. Ob es tatsächlich der Religion bedarf, um sich geistiger Fremdherrschaft erfolgreich zu widersetzen, sie dahingestellt. Könnte nicht schon die bloße Einsicht in die Macht und Funktionsweise der modernen Mediokratie einen wesentlichen Schritt in Richtung einer Entmachtung des politisch-publizistischen Komplexes bedeuten…?

Das moralische Kostüm geistiger Herrschaft
Wie unter dem Deckmantel der Moral Macht ausgeübt wird
Peter Gerdsen
Bautz-Verlag 2012
ISBN 978-3-88309-700-8
121 Seiten, broschiert
€ 15,-

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Der ORF und sein gestörtes Verhältnis zu Meinungsfreiheit und Menschenrechten drucken

Den Ereignissen rund um Pussy Riot räumt der ORF in seiner Berichterstattung breitesten Raum ein, und stellt dabei die Aktion der Gruppe als legitimen Protest gegen Putin und ihre Verurteilung zu zwei Jahren Haft als groben Verstoß gegen das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung dar. Eine reichlich verzerrte, weil wesentliche Fakten ausblendende Darstellung:

Ein kurzer Blick auf das „Punkgebet“ zeigt, dass Pussy Riot weniger  gegen  Putin protestierte, als vielmehr gegen Kirche und Patriarchen wütete: Mit Ausnahme der ersten und letzten Zeile, wo es jeweils heißt: „Mutter Gottes, du Jungfrau, vertreibe Putin! Vertreibe Putin, vertreibe Putin!“,  ist das  „Gebet“  eine einzige Schmähung  von Kirche und Patriarchen, die  u.a. als „göttlicher Dreck“ und „Hund“ beschimpft werden – vorgetragen in einer die orthodoxe Liturgie nachäffenden Art und Weise im Altarraum, der allein von Priestern betreten werden darf.

Erschwerend kommt hinzu, dass es sich bei der Christ-Erlöser-Kathedrale nicht nur um die wichtigste Kirche der Russischen Orthodoxie handelt, sondern obendrein um jene Kirche, die Stalin in den 30er Jahren in die Luft sprengen ließ, und die nach dem Fall des Kommunismus mit Spendengeldern der Gläubigen wieder errichtet wurde. Davon ist in den ORF-Berichten nicht die Rede, wie überhaupt die ganze jahrzehntelange blutige Kirchen- und Christenverfolgung vollkommen ausgeblendet wird, die aber die Empörung über diese Aktion verständlich macht. Zumal der militante und völlig untolerante Atheismus ja keineswegs ausgestorben ist.

Ein solches Verhalten hat tatsächlich mehr mit religiösem Rowdytum zu tun als mit Meinungsfreiheit und wäre auch im Westen dem Gesetze nach strafbar. In Deutschland etwa mit bis zu drei (!) Jahren Haft. Mit Meinungsfreiheit aber hat ein solches Verhalten ungefähr so viel zu tun, wie wenn jemand – bewaffnet mit einem Schweinskopf – in eine Moschee eindringt um dort gegen den Islam und seine Vertreter loszuziehen.

Das zeigen im Übrigen sowohl die Reaktionen der Pussy Riot-Sympathisanten wie auch  jene der russischen Opposition:

Während ihre Sympathisanten als „mutige Verteidiger der Meinungsfreiheit für Pussy Riot“ im Osten Kreuze schändeten, stürmten sie im Westen (auch in Wien) interessanterweise nicht russische Botschaften, sondern russisch-orthodoxe Kirchen – obwohl das Urteil von einem staatlichen und nicht von einem kirchlichen Gericht gefällt wurde, und die Urteilsbegründung „religiöses Rowdytum“ angeblich nur vorgeschoben ist.

Bei der russischen Opposition hingegen stieß die Aktion von Pussy Riot überwiegend auf Ablehnung; kritisiert wurde lediglich die harte Strafe des Staates.

Tatsache ist, dass man wegen offener Kritik an Putin nicht im Gefängnis landet: Sachar Prilepin, Schriftsteller und erbitterter Putin-Gegner beklagte, dass man über das System und seine Führer alles sagen und schreiben könne, das Problem sei nur, dass es den Vertretern des Regimes völlig schnurz sei. Und auch Pussy Riot landete wegen früherer Aktionen an profanen Orten, wie jener am Roten Platz mit dem Titel „Putin hat sich in die Hose gemacht“, nicht hinter Gittern.[i]

Aber wenn es um Kirche und Christentum geht, dann legt der ORF die Meinungsfreiheit so großzügig aus, dass dies das „Recht“ einschließt, Kirche und Christentum immer und überall zu schmähen, und sei es im Altarraum ihrer eigenen Gotteshäuser. Das hat den unschätzbaren Vorteil, dass man unter dem Deckmantel der Verteidigung der Meinungsfreiheit risikolos der eigenen Voreingenommenheit frönen und den Hass ausleben kann.

Zweierlei Maß der Meinungsfreiheit

Geht es dagegen um den Islam und seine Vertreter, dann legt der ORF die Religionsfreiheit sicherheitshalber so großzügig aus, dass für Meinungsfreiheit und Menschenrechte kaum noch Raum bleibt. Auch das hat den nicht zu unterschätzenden Vorteil, sich damit gleich selbst eine kritische Berichterstattung zu ersparen und die eigene Feigheit unter dem Deckmantel der Toleranz kaschieren zu können.

Wie anders soll man sich erklären, dass die insgesamt vier Todes-Fatwas (!) gegen den in Deutschland lebenden iranischen Rapper Sahin Najafi für den ORF kein Thema waren und sind?

Mit seinem Song „Imam Naghi”, der angeblich den zehnten Imam der Schiiten beleidigt, hat er sich den Zorn der Ayatollahs und Großayatollahs zugezogen, sodass sich gleich vier dieser religiösen Autoritäten bemüßigt sahen, mit jeweils einer Fatwa zu antworteten, in der sie alle Muslime (nicht nur die Schiiten) aufforderten, den Rapper zu  töten. Um die Bereitschaft zur „Vollstreckung des Todesurteils an diesen verdammten Apostaten“ zu fördern, wurde auf ihn ein Kopfgeld von 100.000 Dollar ausgesetzt sowie das Computer-Spiel „Ein Schuss auf den Apostaten“ entwickelt und online gestellt.

Das  ist alles andere als eine  leere Drohung:

  • Salman Rushdie musste jahrelang im Versteck leben; sein japanischer Übersetzer wurde ermordet, der italienische Übersetzer schwer verletzt und der norwegische Verleger entkam nur knapp einem Mordanschlag. Und in der überwiegend sunnitischen (!) Türkei  verloren 35  Personen ihr Leben, nachdem radikale Muslime bei einem Protest gegen den türkischen Übersetzer Aziz Nesim ein Hotel in Sivas in Brand setzten.
  • 2011 wurde der aserbaidschanische Journalist Rafik Tagi in Baku niedergestochen, nachdem der Großayatollah Lamkarani 2006 eine Fatwa gegen ihn erlassen hatte.
  • Und laut Iran Human Rights Documentation Center hat die Regierung in Teheran bisher mindestens 162 Iraner im Ausland umbringen lassen. [ii] 

Natürlich berichtete der ORF auch nicht über die Solidaritätsaktionen für diesen Rapper. Eine Teilnahme der „mutigen Verteidiger der Meinungsfreiheit für Pussy Riot“ kann ausgeschlossen werden, denn Moscheen wurden keine gestürmt, obgleich die Todesurteile von den höchsten religiösen Autoritäten erlassen wurden.

Der ORF und die Blasphemie

Die mediale Behandlung dieser zwei Fälle durch den ORF ist ein Paradebeispiel für die völlig verzerrte, von Feigheit und Voreingenommenheit gekennzeichnete Berichterstattung des ORF: Statt die tödliche Bedrohung der Meinungsfreiheit und der Menschenrechte durch den Islam zur Sprache zu bringen, malt man unterschwellig lieber das Gespenst einer die Meinungsfreihit und Menschenrechte bedrohenden Kirche und Christenheit an die Wand.

So brachte es Cornelius Hell in seiner Sendung zum Thema Blasphemie am 5.2.2012 glatt fertig, dieses durch islamische Intoleranz leider wieder sehr aktuell gewordene Thema am falschen Objekt, nämlich am Christentum, abzuhandeln, obgleich selbst in Europa die diesbezüglichen Gesetze faktisch nur noch zum Schutz des Islam angewandt werden – und zwar nicht etwa nur vor  Schmähung und Herabwürdigung, sondern auch vor dem Aussprechen nackter Fakten: So wurden Frau Dr. Winter und Frau Sabaditsch-Wolff verurteilt, weil sie Mohammed wegen seiner von den heiligen Texten des Islam überlieferten Heirat eines 9-jährigen Mädchens der Kinderschänderei bzw. Pädophilie  bezichtigten. Aber nicht einmal das scheint zu reichen: Denn inzwischen wurden europaweit neue Maulkorb-Gesetze erlassen – alles unter dem Deckmantel des Anti-Rassismus sowie Hate-Speech und ausschließlich zum Schutze diverser Minderheiten, ihrer Überzeugungen und Orientierungen.

Ganz zu schweigen vom „Blasphemie-Wahn“, der die islamische Welt erfasst hat. In Pakistan hat der Wahn inzwischen ein derartiges Stadium erreicht, dass jeder den Tod riskiert, der die Blasphemiebestimmungen auch nur in Frage stellt, wie die Morde an Salman Taseer (Gouverneur des Punjab und Muslim) und Shahbaz Bhatti (Minister für religiöse Minderheiten und Katholik) Anfang 2011 zeigten. Bestimmungen, die vor allem als Waffe gegen religiöse Minderheiten eingesetzt werden und denen inzwischen sogar schon Kinder und geistig Behinderte zum Opfer fallen. Und dank der unablässigen Bemühungen der Organisation Islamischer Kooperation hat dieser Wahn inzwischen auch die UNO und ihren Menschenrechtsausschuss (!) erreicht, die mit ihren Resolutionen gegen Diffamierung des Islam auf eine weltweite Kriminalisierung jeder Islamkritik abzielen.

Von all dem war in der Sendung natürlich nicht die Rede: Lediglich die Mohammed-Karikaturen und die anschließenden Ausschreitungen wurden kurz erwähnt, um dem sogleich – ohne irgendeinen Beweis, versteht sich – die Behauptung anzufügen, dass die Christen die Muslime in dieser Hinsicht beneidet hätten (!) Schließlich erteilte Hell den Christen noch den „guten“ Rat, sich mit den „in ihren religiösen Gefühlen verletzten“ Muslimen zu solidarisieren. Nichts überzeugt „Intellektuelle“ offenbar mehr als nackte Gewalt.

Dr. Maria Stückler ist Ökonomin und beschäftigt sich schon  sehr lange mit dem Islam. Sie schrieb die Broschüre  „Islam. Scharia und Jihad. Das Phantom der Islamophobie und der Kampf gegen die Menschenrechte".

Endnoten

[i]) „Pussy Riot“ Lady Suppenhuhn, in www.faz.net 25.8.2012

[ii] ) Iran: “Ein Schuss auf den Apostaten, in www.achgut.com 2.6.2012; Wie die Mullahs Rapper Najafi im Internet jagen, in www.welt.de 1.6.2012. Wikipedia: Die Satanischen Verse: Rapper Shain Najafi „Eine Fatwa ist ja kein Ratschlag”, in www.faz.net 23.5.2012

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EVN-Gewinnsteigerung auf Kosten der Eigentümer drucken

Sensationell: Gewinnsteigerung der EVN – 226 Millionen Euro (in Schilling waren das 3,11 Milliarden) in nur neun Monaten. Skandalös: Dieser Gewinn wurde auf Kosten der Eigentümer (!) erzielt. Denn die Mehrheit der EVN steht im Eigentum der Niederösterreicher. Diese zahlen – so lange sie von einem Wechsel zu günstigeren Anbietern nicht Gebrauch machen – so hohe Energiepreise, dass diese astronomischen Gewinne möglich sind. 

„EVN unter Strom: 226 Millionen Euro Gewinn“, betitelte das Wirtschaftblatt am 30.8.2012 seinen Bericht über den in nur neun Monaten erzielten Gewinn. Famose Nachrichten für Anteilseigner würde man meinen. Doch das ist leider nur die halbe Wahrheit.

Denn dieser Gewinn wurde über höchste Energiepreise erzielt. Als ich mir einmal erlaubte zu fragen, was der Unternehmensauftrag durch die Eigentümer (die Mehrheit liegt beim Land Niederösterreich) sei, hätte ich gehofft zu hören: Die bestmöglichen Preise bei höchster Versorgungssicherheit.

Mitnichten. Meine Anfrage an Landeshauptmann Erwin Pröll wurde an einen Landesrat weitergeleitet, der ausweichend antwortete. Bei einem hohen Gewinn wandert nämlich die Hälfte der Ausschüttung ins Landesbudget. Das bedeutet: Über die überhöhten Energiepreise wird eine versteckte Landessteuer eingehoben.

Was der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes schadet und die Konsumenten über viel zu hohe Energie- und Netzpreise teuer zu stehen kommt. Was völlig grotesk ist, da diese Energieabnehmer in der überwiegenden Mehrheit auch Miteigentümer der EVN sind.

Hohe Gewinne führen zu hohen Ausschüttungen und Prämien an die EVN-Vorstände, deren treue Verbundenheit zur Politik, die für ihre Bestellung zuständig war, zusätzlich zu den ohnedies rekordverdächtigen Gagen noch einmal belohnt wird.

Die Gleichschaltung der Medien, die nicht hinterfragen, wie solche Rekordgewinne erreicht werden, wird durch Werbeeinschaltungen in Millionenhöhe erzielt. So werden mögliche Kritiker ruhig gestellt und die bei der EVN Energie beziehenden Miteigentümer (also alle Niederösterreicher) sind die Dummen.

Mein Vorschlag: Der Unternehmensauftrag an die EVN ist dahingehend zu modifizieren, dass die Niederösterreicher einen Eigentümer-Rabatt beim Energiebezug bekommen. Das würde eine vorsichtig geschätzte Reduktion der Jahresrechnung der Eigentümer um fünf bis zehn Prozent bedeuten.

Alles andere ist ein Affront gegenüber den Mehrheitseigentümern. Eine Situation, die in Österreich natürlich nicht auf Niederösterreich beschränkt ist. Durch den Wildwuchs an Landesgesellschaften und Stadtwerken und darüber noch dem Verbund, der aus unserem Wasser Energie gewinnt, gibt es zwar dort die bestbezahlten Jobs Österreichs, aber die wahren Eigentümerinteressen werden durch die Zwischenschaltung der Politik verraten. Die Politik, die Eigentümer nicht nur in diesem Fall wohl kaum im Sinne von Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit vertritt, sollte längst gegensteuern.

Doch dieses Thema ist so brisant wie aktuell. Aber die durch Werbemillionen ruhig gestellten Medien werden das nicht aufzeigen. Und die mit Brot und Spielen halbwegs befriedigten Wähler realisieren anscheinend nicht wirklich, was da vor sich geht. Noch nicht!

Reinhard Bimashofer ist freier Journalist und im Vorstand des Instituts für Angewandte Politische Ökonomie.

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Der ORF: eitel, manipulativ und ahnungslos drucken

Sie sind eitel, manipulativ und ahnungslos. Und sie bereiten nach deutschem Muster schon den nächsten Anschlag auf fremde Geldbörsen vor. Die Rede ist von jener Partie, die den ORF unter totale Kontrolle der SPÖ gebracht hat. Und gleichzeitig journalistisch völligen Mist baut.

Diese Eitelkeit ist etwa bei jedem Sommergespräch des Armin Wolf  zu beobachten. Er redet fast mehr als seine (viel zu höflichen) Gäste, um sich in den Vordergrund zu spielen. Er unterbricht sie ständig – zumindest, wenn sie nicht endlich das sagen, was sie sollen. Bei H.C.Strache wäre wohl das einzig Erlaubte, bei dem er nicht unterbrochen wird,  folgender Satz gewesen: „Ja ich gebe zu, Herr Wolf, Sie haben mich überzeugt, wir sind eine neonazistische Bande, die endlich von den Wählern verjagt werden sollte, und die nie in die Regierung kommen darf.“

Angesichts dieses Interviewstils ist sogar zu verstehen, dass das halbe Land einem Frank Stronach zujubelt. Denn dieser geht, schon bevor der ORF auch nur den ersten Untergriff setzen kann, selber voll aggressiv in den Infight. Was zwar auch grob ungehörig ist, aber von sehr vielen Österreichern als Befreiungsschlag empfunden wird.

Bei Wolf geht es im Gegensatz zu deutschen Interviewern nie darum, einen Gast seine Positionen darlegen zu lassen, sondern darum, diesen vorzuführen und zu blamieren, zumindest wenn der Gast von rechts der Mitte kommt. Dieses Konzept der Selbstdarstellung ist auch einem der ORF-Standard-Politologen entschlüpft, der vor einigen Tagen im Radio über diese Sommergespräche gesagt hat: Kein Politiker könne dort punkten, denn der Star habe alleine Wolf zu sein.

Am Schluss des Strache-Interviews hat Wolf wieder das große strategische Machtziel der Linken vorangetrieben: Ein halbes Dutzend Male wollte er Strache auf den Satz festlegen, dass dieser ein Referendum über den Euro-Austritt zur Vorbedingung einer Koalition mache. Mit einer solchen Festlegung wäre klarerweise eine schwarz-blaue Koalition unmöglich gemacht und die ewige Regierungsbeteiligung der SPÖ garantiert. Schon deswegen kann man als sicher annehmen, dass hinter diesem Insistieren ein Auftrag der SPÖ-Spin-Doctoren gestanden ist.

Strache sagte aber jedes Mal etwas anderes als das Gewünschte: nämlich dass er ein Gesetz zur Vorbedingung mache, welches die Möglichkeit schaffe, ein solches Referendum durch genügend Unterschriften erzwingen zu können. Das ist etwas ganz anderes und völlig deckungsgleich mit der Position der ÖVP.

Das Ungeheuerliche ist aber: Der ORF verbreitet in Presseaussendungen aber dennoch das, was er gerne gehört hätte, was Strache aber so nicht gesagt hat. Das ist übelste Manipulation im Stil totalitärer Regime.

Das ändert aber natürlich nichts daran, dass Strache zeitweise einen eher schwachen Eindruck gemacht hat, vor allem dort, wo es um wirtschaftliche und europäische Themen gegangen ist. Dort ersetzt er Sachkunde regelmäßig durch starke Worte. Dieses Defizit fiel nur deshalb nicht auf, weil auch Wolf von Wirtschaft keine Ahnung hat. So hat der ORF-Mann minutenlang über die angeblich antisemitische Bedeutung von drei Manschettenknöpfen auf einer Karikatur diskutiert, statt über die völlig verquere Sicht auf die Schuldenkrise, die gerade diese von Strache übernommene Zeichnung ausdrückt.

Aber zurück zu den ORF-Manipulationen: Noch ungeheuerlicher ist nämlich, dass dann wenige Minuten nach Ende der Aussendung des Strache-Interviews der ÖVP-Chef Spindelegger mit dieser so nie gefallenen, also fiktiven Strache-Aussage konfrontiert worden ist und erwartungsgemäß negativ reagiert hat. Er hat vermutlich die Strache-Sendung gar nicht gesehen, sondern ist wahrscheinlich gerade im Schminkraum gesessen. Übler als solche falsche Suggestivfragen zu stellen, geht’s nimmer. Und lauter können die SPÖ-Strategen gar nicht jubeln als nach diesem Coup ihrer ORF-Marionetten.

Im Zorn über diese Manipulationen ist es kein großer Trost, dass sich die Information des ORF-Fernsehens schon fast täglich bis auf die Knochen blamiert – ganz ohne parteipolitischen Auftrag. Einmal wird der Mond zu einem Planeten erklärt. Das nächste Mal wird Hallstatt in einem Insert gleich zweimal „Hallstadt“ geschrieben. Und so weiter.

Und das Ganze wird uns wohl bald noch teurer kommen: Denn in Deutschland wird gerade die Haushaltsabgabe eingeführt. Diese wird daher mit großer Wahrscheinlichkeit wohl auch in Österreich bald durchgedrückt werden. Wahrscheinlich wird man der ÖVP wieder (wie bei der 160-Millionen-Schiebung aus der Staatskasse Richtung ORF) irgendwelche windige Versprechungen machen, dass sie künftig wenigstens halb so gut wie die Roten behandelt wird, damit sie wieder mit ja für die nächste Füllung der ORF-Kassen stimmt. Diese Versprechungen werden dann natürlich nie gehalten werden.

Die Einführung der Haushaltsabgabe heißt: Für jede Wohnung ist künftig eine Fernsehgebühr zu zahlen, egal ob sie einen Fernseher oder einen Computer hast oder gar nichts. Was eine unglaubliche Abzockerei ist.

In Deutschland zahlt überdies auch jede Firma je nach Zahl der Angestellten. Es zahlen gemeinnützige Vereine und Stiftungen. Es zahlen Schulen. Es zahlen sogar Polizeistationen. Und alle zahlen unabhängig vom Besitz eines Fernsehers oder Computers.

Die Deutschen bekommen dafür wenigstens zeitweise ein recht gutes Programm. Und wir? Wir bekommen weiter einen solchen ORF.

 

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Fußnote 332: Frauen, Kinder und abgehackte Hände drucken

Wieder einmal in den ORF verirrt. Und erstaunlicherweise gelingt es den ORF-Agitatoren immer noch, einen fassungslos zu machen.

Denn der Zwangsgebührensender brachte binnen einer Stunde gleich zwei wirkliche „Höhepunkte“: Zuerst bekommt eine linksradikale „Jugendanwältin“ einen Soloauftritt, in dem sie ständig den „Willen der Mutter“ bewusst manipulativ mit dem „Kindeswohl“ verwechselt. Diese feministische Kampfideologie hat dabei jetzt sogar der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte als menschenrechtswidrig angeprangert (natürlich ohne dass das vom ORF erwähnt wird). Und dann folgt ein langer Propagandabeitrag für die Einführung der Scharia in Großbritannien, in dem umwidersprochen für das Handabhacken und die Steinigung von Ehebrecherinnen geworben wird. Zum Drüberstreuen fällt mir dann noch die Online-Meldung des ORF über das Autobahn-Pickerl in die Hände: Da steht im Titel zwar die Farbe des nächstjährigen Pickerls, aber erst wenn man in den Text hineinliest, erfährt man das kleine Detail, dass das Pickerl schon wieder teurer wird (Irgendwie muss man wohl die teuren "Heute"- und "Österreich"-Inserate finanzieren). Radio Erewan könnte es nicht besser als die rote Propagandakolonne im Staatsfunk.

PS.: Leider haben wieder einmal jene Kommentatoren recht, die mich in den Phasen solcher via Tagebuch kommunizierter Fassungslosigkeit erstaunt fragen, warum ich denn den ORF überhaupt noch aufdrehe.

 

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Freibrief zur Intervention drucken

Auch der Bundeskommunikationssenat hat nun leider die von mehr als 500 Lesern durch Unterschrift unterstützte Beschwerde gegen die Verletzung des gesetzlichen Objektivitätsgebots des ORF abgewiesen. Dieser Bescheid – über den nun ein Höchstgericht entscheiden muss – ist in seinem Ergebnis nichts anderes als ein neuerlicher Freibrief zu politischen Interventionen beim ORF. Realistischerweise muss man freilich davon ausgehen, dass angesichts der rein sozialdemokratischen Führung des ORF auch künftig wohl nur linke Interventionen zum Erfolg führen werden. Diese aber können nun ohne jedes Risiko stattfinden.

Auch in den Höchstgerichten sind angesichts der gezielten parteipolitischen Besetzung des Verfassungsgerichtshofes durch prononcierte Parteigänger direkt aus den Vorzimmern von SPÖ-Politikern die Erfolgschancen nur durchwachsen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sämtliche bekannten Umfragen dem ORF eine heftige SPÖ-Lastigkeit bescheinigen. Und dass sich auch die ORF-Journalisten selber in überwältigender Mehrheit als links einstufen.

Anbei Wortlaut und Begründung des Bescheids. Im wesentlichen bleibt es trotz des Wortgeschwurbels Tatsache, dass der ORF alles andere als objektiv berichtet hat. Er hat erstens gezielt verschwiegen, dass Parteisubventionen aus den Kammern sehr wohl erfolgen – wenn auch auf dem am Charakter nichts ändernden Umweg über die Parteifraktionen in den Kammern. Und er hat zweitens auf Bestellung eine reine PR-Durchsage der Arbeiterkammer in die „Zeit im Bild“ gestellt, die einseitig zugunsten der AK eine angeblich korrigierenswerte, aber sachlich völlig richtige Meldung korrigierte. Die in der ersten Sendung ebenfalls genannte Landwirtschaftskammer wird hingegen bei der „objektiven“ Richtigstellung nicht genannt. Weil diese Kammer gar nicht auf die Idee gekommen ist zu intervenieren.

Dies alles erfolgte, wie offen zugegeben wird, auf Weisung des aus der ehemaligen SPÖ-Parteizeitung stammenden Fernseh-Chefredakteurs. Besonders absurd ist, dass die gleichen Instanzen die Weisung eines anderen (regionalen) Chefredakteurs als unzulässig verurteilt haben. Diese Weisung hatte darin bestanden, den norwegischen Massenmörder B., der inzwischen von zwei Gutachtern als geistesgestört bezeichnet worden ist, nicht mehr als „christlich“ motiviert zu bezeichnen. Was zweifellos inhaltlich berechtigter war als die Arbeiterkammer-Propaganda.

Das ist halt journalistische Objektivität nach der Art, wie sich die Linken in diesem Lande das vorstellen und wie sie es nun mit dem Sanktus angeblicher Aufsichtsorgane immer öfter ungehindert praktizieren können.

 

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Fußnote 327: Gabriela Moser: Grüne Sauereien und schweigende Medien drucken

Wäre sie nicht eine Grüne, so würde die ganze Medienlandschaft heute rufen, Frau Moser sei untragbar geworden. Aber nicht doch bei der Lieblingspartei der Journalisten.

Der guten Frau wurde von einem Gericht nämlich in erstaunlicher Schärfe attestiert, ohne den geringsten Beweis die wildesten Vorwürfe gegen Karl-Heinz Grasser in die Welt hinaus posaunt zu haben. Er sei ein Schutzpatron der Steuersünder, habe befreundete Firmen von Verfahren verschont und andere mit Steuerprüfungen verfolgt. Nichts davon ist wahr, nichts davon konnte sie auch nur ansatzweise beweisen. Was Gabriela Moser nicht davon abgehalten hatte, all diese Vorwürfe laut hinauszuposaunen. Jetzt ist sie zwar von einem Gericht verurteilt worden. Aber die meisten Medien berichten darüber weit kleiner als über die einstigen Vorwürfe. Daher haben diese einstigen Vorwürfe eine stärkere Langzeitwirkung als die nunmehrige Rehabilitierung Grassers und tragen massiv zum Ansehensverlust von Demokratie und Rechtsstaat bei. Obwohl sie komplett unrichtig waren. Noch skandalöser ist aber, dass kein einziges Medium klipp und klar sagt: Moser ist damit als eigentlich zur Objektivität verpflichtete Vorsitzende des Untersuchungsausschusses völlig unhaltbar geworden. Man vergleiche die Diskrepanz der medialen Reaktion mit den kollektiven und bis heute von niemandem zurückgenommenen Rücktrittsforderungen gegen FPÖ-Parlamentspräsident Graf wegen angeblicher Manipulationen in einer Stiftung – obwohl sich inzwischen die Vorwürfe gegen Graf als komplett haltlos erwiesen haben. Aber ein rechter Politiker ist halt immer schuldig, ein linker immer unschuldig.

 

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Frank Stronach, eine leere Hoffnung oder eine erhoffte Lehre? drucken

Beppe Stronach tritt nun also zu Wahlen an. Er wird dabei wohl etlichen Erfolg haben. Ob aber auch Österreich mit ihm Erfolg haben wird, ist hingegen eher zweifelhaft. Beide Prophezeiungen, genauer: Wahrscheinlichkeitseinschätzungen hängen eng zusammen.

Denn beide basieren auf der gleichen Verhaltensweise des Politikers Stronach: Er sonderte bisher über ein paar mehrheitsfähige und sympathisch klingende Schlagworte hinaus nur aalglatte Phrasen ab. Er wird das wohl noch bis zum Wahltag so halten. Stronach wird aber auch danach seine konkrete Politik so machen. Weil er gar nicht anders kann.

Denn er hat in Wahrheit keine Ahnung, welch komplexe Zusammenhänge mit einer Verwirklichung seiner Parolen verbunden sind, geschweige denn, wie man diese überhaupt realisieren könnte. Ob das nun der Ruf nach einer Flat tax ist (eine an sich absolut richtige, aber mit ungeheuren Konsequenzen verbundene Forderung), nach einem Austritt aus dem „Rettungsfonds“ ESM (so falsch der Eintritt auch war, so klar ist auch, dass eine ehrliche Reformpolitik endlich die unvermeidlich schmerzhaften Folgen der gesamten Schuldenkrise zugeben müsste, was Stronach in keiner Weise tut oder auch nur begreift) oder gar nach einer Rückkehr zum Schilling (die ein Megafehler wäre. Denn so unvermeidlich auch ein Ausscheiden von Ländern wie Griechenland aus dem Euro scheint, so katastrophal wäre es für Österreichs Arbeitsplätze und Exporte, die Währungsgemeinsamkeit mit Deutschland und etlichen anderen Ländern aufzugeben).

Schon die Tatsache, dass sich kein einziger Wirtschafts- und Finanzexperte bisher dem Altersabenteuer des 80-Jährigen angeschlossen hat, also auch keiner der konsequenten Kritiker der Schuldenpolitik, ist mehr als aufschlussreich.

Noch demaskierender ist, dass Stronach in billiger Manier allen heiklen, aber politisch wichtigen Themen mit seinen Phrasen aus dem Weg geht, wie etwa: Migration, Islamismus, Gesamtschule, Feminismus, Diktat der Political Correctness, Rechtsstaat, Zukunft des Wohlfahrtsstaats. Überall eiert er substanzlos und phrasenreich herum. Er hat weder eine inhaltliche Ahnung von diesen Fragen noch die Bereitschaft, in seinem diktatorischen Führungsstil die Expertise anderer zu respektieren. Und die konkreten Vorschläge, wo er sparen will, erreichen bei weitem nicht einmal das Niveau der (wenigen) konkreten Vorschläge von FPÖ und BZÖ.

Dennoch hat er am Wahltag prinzipiell gute Chancen. Nein: nicht „dennoch“, sondern gerade deswegen. Denn je weniger konkret er ist, umso weniger Positionen gibt es, an denen sich Wähler stoßen können, umso weniger wird irgendeine Gruppe gegen Stronach kämpfen, umso mehr tritt der reine Show-Charakter seines Auftretens in den Vordergrund.

Wie Grillo, Martin, Berlusconi und Schwarzenegger

Genau dieses Erfolgsrezept haben auch schon andere angewandt. Etwa jener Mann, dessen Vorname mir schon ganz am Beginn dieses Textes nicht ganz zufällig in die Tasten gerutscht ist, nämlich der italienische Komiker und Kabarettist Beppe Grillo. Dieser hat ohne jedes Programm bei Regionalwahlen triumphiert, er punktet bei Meinungsumfragen für die nächsten Parlamentswahlen in Italien mehr als Stronach in Österreich und er ist so wie dieser imstande, alle Vortragssäle zu füllen. Grillo hat aber über ein paar Sager hinaus nicht einmal ein Promille der konkreten und substanziellen Lösungskapazität eines Mario Monti (was natürlich nicht heißt, dass man diesem die Versuche durchgehen lassen sollte, auch die anderen Europäer zur Tilgung der italienischen Sünden der letzten zwei Generationen bluten zu lassen. Aber das ist ein anderes Thema – und eine Strategie, der ohnedies alle italienischen Politiker folgen).

Stronach erinnert auch ein wenig an Hans-Peter Martin. Dieser konnte zwar nach seiner Trennung von der SPÖ eine Zeitlang durch wilde Attacken auf die Mächtigen und durch die Unterstützung der Kronenzeitung reüssieren, bevor er dann aber angesichts einiger Korruptionsvorwürfe sowie des Fehlens jeder inhaltlichen Substanz und irgendeines kohärenten Teams wieder im Abfluss der Geschichte verschwunden ist.

Stronach hat aber auch etliche Ähnlichkeiten mit Silvio Berlusconi. Dieser ist ebenfalls als Showtalent und erfolgreicher Geschäftsmann mit kreativen erotischen Vorlieben in die Politik eingestiegen. Berlusconi konnte sogar viel länger von der Krise der alten Parteien (ausgelöst durch deren innere Aushöhlung, Korruption, Streitigkeiten und die in Italien ja lange vor Berlusconi passierte Megaverschuldung) profitieren als Grillo oder Martin. Denn Berlusconi hatte hinter seiner leicht mafiösen Kasperlfassade durchaus auch intellektuelle und strategische Fähigkeiten.  Berlusconi war als konkreter Macher wenigstens eine Zeitlang durchaus erfolgreich.

Bei allen genannten Namen, aber ebenso bei den FPÖ-Stars Haider und Strache war und ist im Grund immer dasselbe Prinzip wirksam: ein schillernder Führer, möglichst wenige zugkräftige Parolen und keine Details. Und wer hinter den Schlagzeilen um den Parteiführer in der zweiten und dritten Reihe stand, war bei fast allen weitgehend wurscht.

Damit ist der Stronach-Boom eine logische österreichische Ergänzung der überall wachsenden Demokratieverdrossenheit. Viele Menschen träumen – wieder einmal – von einem starken Mann, der mit der medial tagtäglich präsentierten und über die wahren Fakten hinaus noch maßlos aufgeblasenen Korruption und anderen Missständen aufräumt. So hatte etwa auch ein anderer aus einfachsten Verhältnissen nach Amerika emigrierter Steirer, nämlich der Schauspieler und Ex-Bodybuilder Schwarzenegger, den Kaliforniern in einem gewaltigen Medienhype mit einem Besen in der Hand eine Zeitlang einreden können, dass er ihre Probleme lösen könne. Was er aber ganz offensichtlich in keiner Weise konnte, wie später die Fakten zeigen.

Stronachs Erfolge und Misserfolge

Seltsamerweise übersehen viele: Auch Stronach hat in seinem Leben keineswegs nur große Erfolge erzielt. Ganz gewiss ist der Aufbau des weltweiten Autozulieferer-Konzerns Magna durch einen mittellosen Werkzeugmacher aus dem armen Nachkriegsösterreich eine eindrucksvolle Leistung. Das bleibt ein großartiges Verdienst, auch wenn der Gründer bei Magna heute unter dem Druck der Anleger nichts mehr zu sagen hat. Aber dennoch gibt es auch viele peinliche Flops auf seinem Weg: Man denke an Stronachs gescheiterte Versuche, in Österreich mit großem Wortschwall ein Pferdesport- und Wett-Imperium aufzuziehen, oder an seine wenig erfolgreiche, aber medienträchtige Tätigkeit beim Fußballklub Austria. Um nur an einige geplatzte Luftballons zu erinnern.

Es ist also keineswegs alles automatisch Gold, was Stronach angreift. Das könnte sich bei seinem politischen Engagement umso mehr zeigen, als sich der Mann immer wieder recht lange gar nicht in Österreich aufhält. Dazu kommt die doch nicht ganz unwichtige personelle Problematik: Während sich Stronach bei einem Industriekonzern mit Geld gute Manager und Techniker kaufen konnte, ist es eher fraglich, ob er bei der Rekrutierung einer politischen Mannschaft besonders Erfolge haben kann. Über unbedarfte Jasager und halbseidene Wichtigmacher hinaus sind die begabten und ehrlichen Männer und Frauen nämlich rar, die bereit sind, sich nur um eines Mandats willen einem absolutistischen Regime zu unterwerfen.

Trotz all dieser kritischen Anmerkungen darf aber auch das Positive an Stronach nicht untergehen. Sein Antreten wird mit Sicherheit die kritische Debatte über die europäische und österreichische Schuldenpolitik intensivieren. Er wird das Lager jener Gruppierungen verstärken, die dem Druck von SPÖ, Grünen und ORF nach immer noch mehr Steuern Widerstand leisten. Er imponiert vielen als Exempel auch deshalb, weil er in einem Alter antritt, in dem die anderen Parteien in ihrem Jugendwahn Politiker schon zwei Jahrzehnte davor entsorgt haben.

Stronach wird weiters jenen in der ÖVP Auftrieb geben, welche die Bindung an die SPÖ als tödliche Umarmung erkennen, bei der alle bürgerlichen Werte unter die Räder kommen müssen. Das allein ist schon viel wert. Er sollte auch der FPÖ endlich klarmachen, dass man ganz ohne Wirtschaftskompetenz nicht wirklich reüssieren kann, auch wenn diese am Viktor-Adler-Markt nicht sonderlich gefragt ist. Er ist auch ein wichtiges wirtschaftspolitisches Gegengewicht gegen die linke, „sozialliberale“ 68er Generation, die derzeit nicht nur in den Medien, sondern erstaunlicherweise auch in Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung das Sagen hat (wo daher eine ganz andere Politik gemacht wird als in den deutschen oder Schweizer Wirtschaftsverbänden).

Der Austrokanadier wird jedenfalls so wie die amerikanische Tea Party das Gewicht der politischen Diskussion zumindest ein wenig in die richtige Richtung verschieben. Dabei ist aber die Tea Party sicher erfolgreicher und eindrucksvoller. Denn sie ist eine primär von jungen Menschen getragene Massenbewegung mit sehr konkreten Inhalten. Die Tea Party wirkt mit großem Erfolg in eine der beiden Großparteien hinein, kann daher möglicherweise sehr stark die nächste Regierung beeinflussen. Sie ist damit das Gegenteil von einer autoritär strukturierten Ein-Mann-Partei, die nur mit Aussichten auf einen hinteren Platz zur Wahl antritt.

Stronach wird aber dennoch mit Sicherheit mehr Erfolg haben als viele der Gruppierungen, die zuletzt mit mäßigem Erfolg Bürgerinitiativen, Volksbegehren oder Parteigründungen gestartet haben. Denn diese waren meist schon deshalb nicht glaubwürdig, weil sie von gescheiterten Expolitikern getragen wurden, die halt noch einmal glauben, von der jetzigen Unzufriedenheit profitieren zu können.

Geld und ORF werden entscheiden

Letztlich aber wird das Ausmaß seines Erfolgs nur von zwei ganz anderen Faktoren abhängen.

Erstens davon, ob der sparsame Exunternehmer wirklich in sattem Umfang, also mit einem ordentlichen zweistelligen Millionenbetrag Geld in die Hand zu nehmen bereit ist. Denn Parteipolitik braucht wie Kriegsführen Geld, Geld und nochmals Geld.

Zweitens davon, wie die ja ganz überwiegend links stehende Medienlandschaft Österreichs auf ihn reagiert. Diese hat zuletzt voll naiver Revolutionsbegeisterung lauter linke außerparlamentarische Oppositionsgruppen gefördert, die der großen Mehrheit der Journalisten innerlich nahestehen: Attac, Occupy, „Wir sind die 99 Prozent“, Piraten, Stephane Hessel und wie sie alle heißen, die mit linksextremistischen Planwirtschaftsideen das Scheitern der Schuldenpolitik bekämpfen wollen. Langsam erkennen die Mainstream-Journalisten aber, dass sie damit primär nicht den eigentlich ins Visier genommenen blau-schwarzen Hauptfeinden schaden, sondern fast nur den (eigenen) Linksparteien. Was auch ziemlich logisch ist: Denn welcher Wähler von ÖVP oder FPÖ ist bereit, ausgerechnet zu einem linken Chaoten-Haufen zu wechseln?

Auf der Rechten ist folglich die Erfolgschance eines Frank Stronach viel größer. Wenn die Medien vor allem Schwarz und Blau schaden wollen, werden sie daher den Gründer des Magna-Konzerns nun genauso fördern wie jene linken Gruppen oder noch mehr. Wenn sie aber seinen glasklaren Kapitalismus mehr fürchten als Schwarz und Blau, werden sie ihn nach anfänglicher Aufregung eher totschweigen.

Denn auch wenn Stronach zweifellos den Rechtsparteien mehr schaden wird, so wird seine schlichte und Tatkraft simulierende Ausdrucksweise auch die SPÖ einige weitere Wähler aus der Arbeiterschaft kosten, die einer der bisherigen Rechtsparteien (noch) nicht zu folgen bereit waren. Das wird in der Summe der Rechten noch mehr parlamentarisches Gewicht geben, als sie heute – theoretisch – schon hat. Ein Stronach-Erfolg wird auch die derzeit wieder (siehe Kärnten) in der ÖVP dominierende großkoalitionäre Stimmung zertrümmern. Was beides die fast durchwegs stramm linken ORF-Journalisten nicht sonderlich freuen wird.

Gerade der ORF wird trotz aller Seherverluste auch im nächsten Wahlkampf noch eine Schlüsselrolle als wichtigste Plattform spielen. Aber wie wird er das tun? Er hat ja in der Vergangenheit während der entscheidenden Wochen vor einer Wahl immer einen sehr strikten Formalismus eingeschaltet: Alle Parlamentsparteien bekamen breite und völlig gleiche Auftritte. Neue Parteien hingegen wurden durchwegs mit ein oder zwei Beiträgen in einer Mitternachts-ZiB abgespielt. Dabei filmte der ORF den Spitzenkandidaten meist möglichst unvorteilhaft auf einem fast völlig leeren Platz, wo ihm niemand seine Flugzettel abnehmen wollte.

Es wird noch recht spannend zu beobachten sein, wie sich da der ORF zwischen Pest und Cholera entscheiden wird, beziehungsweise welche Weisungen er aus der Löwelstraße erhalten wird. Denn sowohl ein Totschweigen wie auch ein Hochjubeln Stronachs birgt für die SPÖ große Risken. Zugleich gewinnt jenseits der noch unklaren SPÖ-Strategie die Frage an Gewicht: Kann der ORF den Showwert Stronachs ganz den Privatsendern überlassen?

Fad wird uns jedenfalls im kommenden Jahr nicht werden.

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„Die Presse“: Ursachen und Wirkungen drucken

„Die Presse“ hat einen neuen Chefredakteur und eine komplett neue Geschäftsführung. Viele Partner haben mich aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen. Ich tue das wunschgemäß, obwohl ich es ursprünglich angesichts einer naturgemäß fehlenden inneren Distanz zu einer Zeitung, bei ich über 31 Jahre tätig war, nicht wollte.

Sehr überraschend war die Verabschiedung des bisherigen Führungsteams jedenfalls nicht. Das nicht nur deshalb, weil solche Vorgänge nach jeder Änderung an der Spitze des Eigentümerkonzerns, der „Styria Media Group AG“, fast schon Tradition haben. Das auch nicht nur deswegen, weil sich die neueingeführte Sonntagsausgabe betriebswirtschaftlich als verheerend ausgewirkt hat. Das auch nicht nur deswegen, weil jahrelang bei der „Presse“ Sparsamkeit eher kleingeschrieben war, was etwa demonstrative Auftritte beim Opernball symbolisierten. Das nicht nur deshalb, weil man sich noch immer nicht auf den selbstbeschädigenden Gratis-Auftritt im Internet zu verzichten traut. Das auch nicht nur deswegen, weil der „Presse“ das Schicksal des (von der früheren Styria-Führung noch dazu zu einem absurd überhöhten Preis gekauften) Wirtschaftsblatts umgehängt worden ist, das in Wahrheit keinerlei publizistische Überlebensperspektive im Printbereich hat, höchstens als kostenpflichtiges Online-Angebot.

Vor allem war die Verabschiedung nach einem Rückgang des Marktanteils um mehr als 30 Prozent binnen zehn Jahren fast zwingend.  (Die Daten der Media-Analyse als einziges objektives Instrument zeigen: 2002 hatte die „Presse“ 5,3 Prozent aller Leser, 2011 nur noch 3,7 Prozent, und beides waren keineswegs Ausreißer-Ergebnisse). Personalmaßnahmen waren daher auch schon in der Pipeline vorbereitet gewesen, bevor es zum Vorstandswechsel beim Eigentümer kam.

Dieser dramatische Leserverlust des Blattes hatte die in ähnlicher Größenordnung liegenden Leser-Zugewinne des Blattes im davorliegenden Jahrzehnt wieder mehr als zunichte gemacht. Diese hatten damals die „Presse“ zum ersten Mal in ihrer Geschichte seit 1918 in die schwarzen Zahlen gebracht.

Bei der Ursachen-Analyse gibt es mehrere Faktoren: Eine total neue Blattstruktur fand zwar das Interesse von Mediengurus, ging aber an den Bedürfnissen der Leser völlig vorbei. Sie scheiterte vor allem auch daran, dass in einem kleinen Land wie Österreich nicht einmal das „Profil“ jede Woche ein interessantes Magazin-Cover-Thema findet. Da ist es mehr als vermessen, sieben Mal in der Woche eine solche Magazin-Titelstrecke produzieren zu wollen.

Irritierend für die Leser war auch das Fortschreiten eines – sich freilich im Medienmarkt schon länger ausbreitenden – Trends zu einer Kommerzialisierung der Inhalte, zu einer Verwischung der Grenzen zwischen Inseraten und rein redaktionell gestalteten Inhalten. Die Eskalation dieses Trends zeigte sich nicht nur in ganzseitigen Anzeigen auf den Titelseiten, sondern beispielsweise auch in Seiten mit bezahlter politischer Tendenz, etwa der Migrationspropaganda.

Der Hauptgrund der Leserverluste war aber die Tatsache, dass es keine erkennbare Blattlinie mehr gab. Das wurde von vielen Lesern aus vielen guten Gründen als klarer Linksruck interpretiert. Dieser Positionierung zeugt angesichts der dichten Besetzung der linken Ecke im Medienmarkt nicht gerade von großer verlegerischer Weisheit. Diese Positionierung ließ  viele Österreicher publizistisch heimatlos zurück (wovon ich als Chefredakteur der „Wiener Zeitung dann einige Jahre profitieren konnte, und jetzt durch die großen Leserzahlen dieses Tagebuchs).

Der neue, sehr junge Chefredakteur hat nun wieder das Wort „konservativ“ in den Mund zu nehmen gewagt. Das klingt prinzipiell sehr erfreulich und auch mutig. Das ist zugleich auch in Wahrheit die einzige Marktchance der Zeitung. In Österreichs Medienlandschaft fehlt ja nichts mehr als eine konservative Qualitätstageszeitung.

Eine solche gingt es in jedem entwickelten Land. In den meisten Märkten von Großbritannien über Frankreich bis zu den USA sind die konservativen Qualitätszeitungen sogar viel erfolgreicher als die linken. Daran ändert auch der von den linksgestrickten Auslandskorrespondenten erweckte gegenteilige Eindruck nichts, die ständig nur Le Monde, Guardian oder die New York Times hochjubeln und Daily Telegraph, Figaro oder Wall Street Journal meist mit Verachtung strafen.

Das Fehlen einer konservativen Qualitätszeitung in Österreich ist umso schmerzlicher bewusst geworden, seit der ORF zum reinen Rot-Grün-Sender geworden ist und seit sich auf einer ganz anderen Medien-Ebene, nämlich auf dem Boulevard, die einst konservative Kronen-Zeitung zu einer Faymann-PR-Zeitung entwickelt hat. Diese Entwicklungen haben übrigens auch dem Kleinformat und dem Staatsfunk viele Leser und Seher gekostet. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Zurück zur „Presse“: Zumindest vorerst muss man freilich noch intensiv zweifeln, ob die Wiederentdeckung des Wortes „konservativ“ durch den neuen Chefredakteur auch etwas mit der Realität zu tun haben wird.

  • Wird die „Presse“ die Gesamtschul-Propaganda wieder einstellen?
  • Wird sie endlich die bei vielen Österreichern wachsende  Skepsis über das Vorandringen des Islam und die massenweise Migration in den Sozialstaat offen und zumindest ohne politisch-korrekte Häme aufgreifen?
  • Wird es ein Kirchenbild geben, das auch andere Teile der Kirche als die Linksaußen Küberl und Schüller als legitim ansieht?
  • Wird sich die rapide gewachsene EU-Skepsis der Österreicher irgendwann auch auf den Europaseiten der „Presse“ widerspiegeln?
  • Wird es künftig öfter als jeden zweiten Montag (also an dem am wenigsten gelesenen Tag!) auf den Kommentarseiten Autoren geben, die man als konservativ einordnen kann?
  • Werden die unendlichen Menasse-Festspiele weiterhin die Samstagsbeilage dominieren?
  • Wird die Zeitung den Mut haben, die gesellschaftspolitisch im linken Mainstream schwimmenden Chefs von Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer ein wenig kritischer zu behandeln?

Die Zweifel an einer positiven Antwort auf all diese Fragen sind groß, auch wenn man für deren richtige Beantwortung  eigentlich nur die Meinungsumfragen und Leserpost gut studieren müsste. Aber bei jedem Versuch einer Änderung wird das linke Geheul in den Postings, in den Konkurrenzmedien, aber auch in der neuen Redaktionsmannschaft überlaut werden.

Die positiven Auswirkungen auf der Leserseite werden hingegen viel länger brauchen. Einmal vertriebene Leser kehren nämlich keineswegs auf den ersten Pfiff zurück. Wenn man nach Monaten und Jahren des täglichen Ärgers entdeckt hat, dass es auch ein Leben ohne „Presse“, ohne ein Zeitungsabo geben kann, wird eine Renaissance gar nicht so einfach.

Aber schauen wir halt einmal. Und gehen wir einmal davon aus, dass das Vokabel „konservativ“ überhaupt ernst gemeint und nicht nur ein leere Ankündigungsgeste gewesen ist. Jedenfalls aber können wir uns freuen, dass es zumindest wieder ohne Verachtung in den Mund genommen wird. Wenn auch offenbar erst unter dem Druck jahrelanger Leserreaktionen.

PS.: Diese kritische Sicht der letzten Jahre wie auch der skeptische Blick auf die Gegenwart ändert natürlich nichts an meinem bei Veranstaltungen oft geäußerten Befund, dass die „Presse“ in einigen Bereichen nach wie vor führend ist (in manchen sogar deutlicher als in früheren Epochen!): Das gilt für Wirtschaft, Recht, Außenpolitik, Wissenschaft und die (allerdings nicht mehr alle Veranstaltungen abdeckenden) Musik- und Theater-Rezensionen. In der Summe ergibt das aber freilich vorerst nur eine halbe Zeitung.

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Die Augen der kleinen Beamtin und die dreifach blinde Staatsanwaltschaft drucken

Es gibt sie also doch noch, die braven Staatsdiener, denen Korrektheit und Gesetzestreue mehr wert ist als das Buckeln vor einer ebenso mächtigen wie hemmungslosen Ministerin. Daher muss einem noch nicht ganz bange um die Republik sein. Auch wenn es ein haarsträubender Skandal ist, dass auf einen schwer belastenden Aktenvermerk einer Beamtin nicht sofort ein Rücktritt der dadurch bloßgestellten Ministerin gefolgt ist, wie es in jedem anständigen Land der Fall wäre. Auch wenn dieser Fall ebenso wie die neuesten Entwicklungen im Fall Faymann unglaubliche Fehlleistungen der Staatsanwälte zeigen.

Die zuständige Beamtin im Infrastrukturministerium der berüchtigten Doris Bures hatte eine sechsseitige „Evaluierung Ist-Situation Medienkooperationen“ verfasst. Das von den „Salzburger Nachrichten“ aufgedeckte Schreiben ist so brisant, dass der ORF mindestens sechs Mal die „Zeit im Bild“ damit aufgemacht hätte, wäre dadurch ein schwarzer oder blauer Politiker oder die katholische Kirche belastet worden (was keine der dortigen Affären relativiert).

Das Schreiben beweist, dass trotz aller angeblichen Antikorruptions-Reformen im Bereich öffentlicher Anzeigen die Sauereien im Bures-Ressort ungehindert weitergehen. Freilich habe ich ohnedies nie an einen Erfolg dieser Reformen geglaubt, hat doch dabei ausgerechnet Ober-Schlitzohr Ostermayer die Feder geführt.

Das Schriftstück zeigt: Bures und ihr unmittelbares Kabinett vereinbaren Inseratenaufträge auf direktem und mündlichem(!) Weg. Ohne jede Ausschreibung. Ohne jeden Versuch, die Inseratenschaltungen für den Steuerzahler billiger zu bekommen, wie es in jedem anständigen Unternehmen der Fall wäre, das Inserate schaltet.

Die Konsequenz: „Es gibt keinerlei thematische und budgetäre Planbarkeit.“ Und weiters wird festgehalten, Sektion und Fachabteilung werden „über das Thema der Einschaltung nicht informiert bzw. nicht in die Themenauswahl eingebunden. Eine Beurteilung der Fachsektion bezüglich Insertion ist mangels Einbindung während der Leistungserbringung nicht möglich.“

Der Schaden ist konkret: „Rabattmöglichkeiten werden nicht genutzt. Aufgrund der Einzelbeauftragungen können viele Rabatte nicht lukriert werden (auch weil das Verkehrsministerium mit verschiedenen Kundennummern bei ein und demselben Medium oftmals registriert ist)“. Diese Vorgangsweise entspreche nicht den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit, betont die Beamtin. Das sind aber genau jene Verhaltensweisen, zu denen ein Minister eigentlich nach dem Gesetzeswortlaut verpflichtet wäre. Ansonsten begeht er Amtsmissbrauch.

Dazu kommt, dass laut dem Schriftstück der Beamtin insbesondere die Mediaprint ihre Angebote nur unvollständig und fehlerhaft übermittelt hat, dass beim Fellner-Verlag die Rechnungssummen nicht einmal unter Heranziehung der offiziellen Tariflisten nachvollzogen werden können. Folglich: „Die Voraussetzungen für ein Testat (sachliche und rechnerische Prüfung) in den Fachabteilungen sind derzeit nicht gegeben.“

Man glaubt, verheerender ginge es nicht. Doch man täuscht sich, wenn man die Stellungnahme des Ministerbüros liest. Das spricht nämlich frech von „einer persönlichen Bemerkung einer kleinen Beamtin“, deren Vorwürfe pauschal zurückgewiesen werden. Und ansonsten putzt sich das Ministerbüro am dazwischensitzenden Sektionschef ab: „Niemand hindert einen Sektionschef, alle Rabattmöglichkeiten zu nutzen. Wenn er das nicht tut, ist er säumig.“

Dieser Sektionschef selbst stottert gegenüber den SN dann nur noch hilflos herum: Die Zahlen würden so nicht stimmen. Was aber nicht stimmen soll, kann er freilich nicht darlegen. Und offenbar lässt er jetzt den Akt unerledigt abliegen. Ihn scheint einzig zu interessieren, wer die sechs Seiten weitergegeben hat. Halt das schlechte Gegenbeispiel eines anderen Beamtentyps.

Jetzt ist nur noch fraglich, warum die Korruptionsstaatsanwaltschaft nicht schon tätig ist. Was sie ja bei einem Offizialdelikt von sich aus muss. Oder agiert dieses Gremium unter Führung eines grünen Expolitikers nur dann binnen weniger Stunden und unaufgefordert, wenn die Täter Kärntner sind und sich ein Grüner als Aufdecker profiliert?

Besonders aufpassen wird man jetzt aber auch müssen, wie sich der ja nie zimperliche rote Machtapparat an dieser Beamtin rächen wird.

Dieser Skandal wird bekannt, während sich der Vorgänger der gleichen Ministerin, ein gewisser Werner Faymann, verzweifelt aus den gegen ihn gerichteten Erhebungen der Staatsanwaltschaft herauszuwinden versucht. Hier mussten ja die sich sträubenden Staatsanwälte auf Weisung des Justizministeriums letztlich doch aktiv werden. In dieser Causa liegt nun ein erstes Gutachten vor, das Faymann angeblich entlastet. So berichtet es eine der von der SPÖ gesponserten Gazetten.

Am Hand dieses Gutachtens stößt man aber schon auf den nächsten Skandal, der der Öffentlichkeit noch gar nicht bewusst geworden ist. Die Staatsanwälte haben einen deutsch-schweizer Sachverständigen mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt. Er sollte die dubiosen Anzeigenschaltungen Faymanns zu Lasten der ÖBB in der Krone bewerten. Das klingt nur scheinbar ok. Dabei hat man jedoch einen Mann ausgewählt, der ein Sachverständiger für Design, Produktion und Technik ist, also für völlig andere Bereiche der Medien!

Dessen Kompetenzen sind etwas ganz anderes als die inhaltliche und textliche Bewertung von Anzeigen sowie deren Werbewert. In etlichen dieser sogenannten Inserate wurden Leistungen der angeblich freiwillig zahlenden ÖBB gezielt heruntergemacht. Damit konnte der darüberstehende Minister dann als Ordnungsmacher dargestellt werden.

Bei der Bewertung dieser Fragen geht es also weder um Design und Layout noch um Druck und Computer, für die sich der gutachtende Diplomingenieur als Kenner ausgibt. Und wer glaubt, ein Medienexperte sei für alles zuständig und kann sich überall auskennen, was bei Zeitungen auf viele Spezialisten aufgeteilt ist, der wird beim nächsten Mal auch das Medium eines Hypnotiseurs mit einer Tageszeitung verwechseln, nur weil die halt auch ein Medium ist . . .

Jenseits dieser Gutachter-Affäre bleibt an Faymann beziehungsweise seinem Exekutor Ostermayer auch noch die schwere Verletzung des Aktiengesetzes picken. Die hat ja, wie im Grunde auch zugegeben wird, darin bestanden, dass sich Faymann als Vertreter des Eigentümers (denn Eigentümer der ÖBB ist nicht der Minister, sondern die Allgemeinheit!) in die Amtsgeschäfte des Vorstandes einmischt. Und von sich aus Inserate in Auftrag gibt.

Dazu kommt noch eine weitere schwere Rechtsverletzung – auch dieser dritte Skandal ist der Staatsanwaltschaft in seinen rechtlichen Konsequenzen freilich noch gar nicht bewusst geworden: Diese angeblichen Inserate waren nämlich in der Kronenzeitung optisch in keiner Weise als solche oder als PR gekennzeichnet, wie es das Mediengesetz verlangt. Sie sind vielmehr als rein redaktionell gestaltete und ausgewiesene Doppelseiten erschienen.

Damit haben die ÖBB aber für etwas bezahlt, für das sie laut Medienrecht gar nie bezahlen hätten müssenund dürfen. Ein Minister darf das schon gar nicht. Zu bezahlen sind nur Anzeigen beziehungsweise gekennzeichnete PR-Strecken. Das macht es aber zum glatten Amtsmissbrauch beziehungsweise zur Untreue, wenn für rein redaktionelle Seiten dennoch Unternehmensgelder der ÖBB ausbezahlt werden, obwohl es ja um einen angeblichen Anzeigenauftrag geht. Und sollte diese Falscherfüllung des Auftrags einverständlich passiert sein, darf ein Minister erst recht nicht mitspielen. Nur haben das alles die schlichten Staatsanwälte noch gar nicht begriffen.

Das alles soll also nun mit einem solchen läppischen Gutachten eines ausländischen Technikers vom Tisch gewischt werden. Die Staatsanwaltschaft ist freilich schon länger berühmt dafür – siehe die Causen Birnbacher und Meinl –, dass sie es zuerst mit skurrilen, aber in ihrem Sinn willfährigen Gutachtern versucht. In beiden Fällen ist sie erst später zur Heranziehung brauchbarer Gutachter gezwungen worden. In vielen anderen Fällen dürfte sie aber damit wohl schon unbemerkt davongekommen sein. Zum Schaden des Rechtsstaats.

 

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Wenn man plötzlich glaubt, der ORF sei objektiv geworden drucken

Plötzlich musste man ja glauben, der ORF sei über Nacht zum objektiven Medium geworden, das sich wieder wie vor langer Zeit um journalistische Standards bemüht: Die „Zeit im Bild“ berichtete ganz unerwartet über die Korruptionsvorwürfe gegen Werner Faymann, die sie bisher ja fast total totgeschwiegen hatte.

Doch bald war alles klar: Einen Tag, nachdem andere Medien – natürlich nicht der ORF – über Vernehmungsprotokolle zu peinlichen Inseratengesprächen Faymanns mit dem einstigen Krone-Chef Dichand berichtet hatten, musste der Parteisender ganz offensichtlich jetzt einen Entlastungszeugen präsentieren. Und der ORF fügte gleich eine Attacke auf die Justizministerin hinzu, weil es diese gewagt hatte, eine genauere Recherche der Faymann-Causa in Auftrag zu geben.

Dazu wurden als Illustration aus den damaligen pseudoredaktionellen Faymann-PR-Artikeln der Kronenzeitung solche Seiten gezeigt, auf denen die zur Bezahlung der Zeche gezwungene ÖBB noch gut weggekommen ist. Hingegen gab es keinen Blick auf jene Seiten, auf denen die Bahn -  beispielsweise wegen ihrer Verspätungen - lächerlich gemacht worden ist.

In der gleichen Sendung wurde pikanterweise groß über die Debatte berichtet, dass Politiker künftig schon beim Beginn staatsanwaltschaftlicher Erhebungen gegen sie zurücktreten sollen (was ich übrigens für einen rechtsstaatlichen Unnsinn halte, der die Opposition der Willkür von weisungsgebundenen Staatsanwälten preisgibt; aber das sei heute nur am Rande angemerkt). Dazu werden von der ZiB einige Namen genannt, die da zurücktreten müssten. Ganz, ganz zufällig fielen den ORF-Politruks da nur Personen aus der rechten Reichshälfte ein. Und nicht die Namen Faymann, Ostermayer, Schmied und Darabos.

Ganz zufällig wird auch der interessante Hintergrund des nun präsentierten Entlastungszeugen verschwiegen, der einst noch als Belastungszeuge gegen Faymann firmiert hatte. Dieser hatte nämlich nach seinem Hinauswurf massive finanzielle Auseinandersetzungen mit den ÖBB gehabt, von denen man aber seit einiger Zeit schlagartig nichts mehr hört. Sollten seine Forderungen vielleicht inzwischen gar in aller Vertraulichkeit erfüllt worden sein? Und gibt’s da vielleicht die üblichen Nebenabreden des Stillschweigens?

Eine ZiB später zeigte sich gleich noch eine Überraschung, die aber ebenfalls nur eine scheinbare war. Denn in dieser Sendung wurde ein ÖVP-Politiker völlig sachlich, geradezu hofjournalistisch interviewt. Er durfte ausreden und wurde kein einziges Mal unterbrochen. Diese Gunst war schwarzen oder blauen Politikern seit Jahren nicht mehr zuteil worden. Dann aber erinnerte man sich, dass der Interviewte schon mehrfach als Mehrheitsbeschaffer für die rote ORF-Führung bereitgestanden ist. Es war nämlich Erwin Pröll. Solche Pröll-Auftritte möchte wohl jeder Politiker im Fernsehen bekommen.

Hätte ich Geld, würde ich nun etliches darauf verwetten, dass die SPÖ für ihre Pläne, den ORF zu einer Übersiedlung zu zwingen, nun bald auch die Unterstützung aus Niederösterreich bekommen wird. Jedenfalls noch vor der Niederösterreich-Wahl.

Oh, du alte Journalisten-Unabhängigkeit, wohin bist zu entschwunden …

PS.: Immer öfter bekomme ich übrigens den Eindruck, dass bei Servus-TV der gute alte Qualitäts-Journalismus ein erfreuliches Comeback feiert. Ganz unspektakulär, damit in Wahrheit umso spektakulärer. Schauen wir mal. Es muss ja nicht immer alles schlechter in der Welt werden.

PPS.: Relativ unfassbar ist hingegen, dass Michael Spindelegger der Hetzschrift „News“ ein Interview gegeben hat. Hat doch das Heft in der Vorwoche in plakativer Manier das Begräbnis der ÖVP verkündet, wie wenn es schon direkt in der Löwelstraße produziert würde. Aber offenbar muss man der ÖVP nur kräftig genug auf den Kopf machen, damit sie einem dann die Schuhe küsst.

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Die Wahrheit ist dem Menschen doch nicht zumutbar drucken

Vor einigen Wochen tötet ein 37jähriger in einer Volksschule in St. Pölten seinen achtjährigen Sohn mit einem Kopfschuss. Die Medien berichten ausführlich über diese unfassbare Tat. Eine Information fehlte allerdings in den meisten Berichten: Der Täter ist ein Türke bzw. türkischer Herkunft. Warum wird den Lesern, Hörern und Sehern diese Information vorenthalten, warum diese Selbstzensur?

Der Wiener Publizistikwissenschafter Fritz Hausjell weiß die Antwort:  „Hinweise auf Migrationshintergrund sind völlig entbehrlich.“[i]

Diese Meinung hat sich mittlerweile bei fast allen politisch-korrekten Medien durchgesetzt. Der Nachrichtenkonsument braucht nicht zu wissen, woher der Täter kommt. Oder besser: Er darf es nicht wissen.

Diese Information ist nämlich rassistisch, so die wenig stringente Argumentation von Hausjell. Führt man den Gedankengang des Publizistikwissenschafters fort, dann kann man sich genauso gut die Frage stellen, ob die Angabe des Geschlechts nicht sexistisch ist. Und was ist mit dem Alter, dem Bildungsgrad, dem Familienstand oder der Religion?

Schließlich gibt es auch Altersdiskriminierung, soziale Benachteiligung, etc. Würde man Hausjells Argument zu Ende denken, dann würde der gemeine Zeitungskonsument nur noch Schlagzeilen wie diese zu lesen bekommen: „Irgendjemand schießt achtjährigen in den Kopf“ Politisch-korrekter Journalismus in seiner vollendeten Form.

Den Publizistikwissenschaftern und Mainstream-Journalisten geht es aber ohnehin um etwas anderes. Die Herkunft, die Nationalität oder der Migrationshintergrund spielt nämlich nur dann keine Rolle, wenn der Unhold aus ganz bestimmten Weltgegenden und Kulturkreisen kommt. Ist der Verbrecher ein autochthoner Europäer, ein Amerikaner, Japaner, Koreaner oder Australier, ja dann ist das plötzlich höchst relevant. Beispiel gefällig?

Der politisch stets äußerst korrekte ORF, der seinen Rezipienten die Herkunft des 37jährigen Türken selbstredend nicht verraten hat, hat bei einem früheren Fall ganz anders berichtet.

Im sogenannten Mordfall Nickelsdorf war die Herkunft des Täters nicht nur durchaus relevant, sie war sogar der Aufhänger der Meldung. Im Internet berichtet der ORF:

„Das Urteil der Geschworenen war einstimmig: Der gebürtige Argentinier Agustin S. ist demnach schuldig des Mordes an der 72-jährigen Wiener Pensionistin Lydia D.“[ii]

Da fragt man sich als einfacher ORF-Nachrichtenkonsument, warum muss man wissen, dass der Mörder einer Wiener Pensionistin gebürtiger Argentinier mit Vornamen Augustin ist und warum darf man nicht wissen, dass der mutmaßliche Kindesmörder einen türkischen Hintergrund hat. Warum ist das in einem Fall rassistisch, im anderen nicht?

Politische Korrektheit gegen die Kriminalstatistik

Sind die politisch-korrekten Journalisten schlicht und einfach dumme Rassisten unter anderen Vorzeichen? Denn man muss nicht Sherlock Holmes heißen, um die Absicht und das System dahinter zu erkennen. Selbstverständlich wissen auch der kleine ORF-Chronikredakteur (aus täglicher Erfahrung) und Herr Hausjell, dass Gruppen mit bestimmtem Migrationshintergrund in der heimischen Kriminalstatistik überrepräsentiert sind. Das ist evident. Außerdem: Wäre dem nicht so, hätte die von Hausjell angedachte Zensur auch gar keinen Sinn.

Dann würden nämlich die Mörder, Gewalttäter, Vergewaltiger oder Räuber, entsprechend den demographischen Verhältnissen in Österreich, überwiegend Franz, Kevin, Herbert oder Walter heißen. Also alles paletti, eine Zensur wäre nicht notwendig. Was dem gemeinen Zeitungs- oder TV-Konsumenten an Wahrheit zugemutet werden kann, das entscheiden die politisch-korrekten Medienmenschen – dank ihrer sich selbst zugesprochenen Autorität – auch ganz ohne Wahrheitsministerium.

Sie begründen das damit, dass es keinen Zusammenhang zwischen Herkunft und Kriminalität gibt.“[iii]

Seriöse wissenschaftliche Untersuchungen, wie etwa jene des kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsens, sagen allerdings etwas anderes. Die Conclusio dieser repräsentativen Dunkelbefragung: „Junge türkische Männer sind um ein vielfaches gewalttätiger als deutsche.“[iv]

Solche Ergebnisse sind für die selbstgerechten politisch-korrekten Meinungsmacher bestenfalls Petitessen und werden nicht einmal ignoriert. Wer Rassismus bekämpfen will, indem er den Menschen Informationen vorenthält und sie damit belügt, der hat von Demokratie, Meinungsfreiheit und einer liberalen Gesellschaftsordnung recht wenig, eigentlich gar nichts, verstanden. Zensur und Lüge sind die Instrumente ganz anderer Weltanschauungen.

Denn die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.

Werner Reichel ist Autor und Journalist. Den Tagebuch-Lesern ist er durch die Serie „Die roten Meinungsmacher“ (auch als Buch erhältlich) bekannt.

Endnoten

[i]  http://derstandard.at/3323930/Hinweise-auf-Migrationshintergrund-sind-voellig-entbehrlich

[ii] http://burgenland.orf.at/news/stories/2518359/

[iii] ebenda

[iv] Siehe Die Presse 27.5.2012

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Die Manipulationen der Arbeiterkammer drucken

Verdienen Österreichs ATX-Vorstände wirklich das 48fache ihrer Angestellten, wie die Arbeiterkammer suggeriert und alle Medien brav abschreiben? Oder doch nur das 11fache?

Regelmäßig lässt Österreichs oberster Arbeiterkämmerer Werner Muhm einen Bericht herausgeben, der die Einkommen der obersten drei Dutzend ATX-Vorstände herauspickt und ins Verhältnis zu Millionen Normaleinkommen stellt. Er soll die Verkommenheit des Kapitalismus herausstellen. Warum stellt die Wirtschafskammer nicht ein paar Dutzend Schwarzarbeiter ins Verhältnis zu Millionen Steuerzahlern, um die Verkommenheit des Wohlfahrtsstaates anzuprangern? Warum vergleicht niemand die Gagen unserer Fußball-Trainer mit denen von Millionen kickenden Österreichern? – Weil es manipulativ und unfair ist.

AK-Studie 2008: Trotz Börsenkrise erneut Rekordgagen für ATX-Manager? – ATX-Manager verdienen im vergangenen Jahr 1,300.426 Euro pro Kopf (+14 Prozent), während die Personalkosten auf 27.349 Euro brutto pro Beschäftigten (- 5 Prozent) gesenkt wurden. ?(Arbeiterkammer.at, 23.5.2008)

Bei der Errechnung ihrer Zahlen kann die Arbeiterkammer seit Jahren darauf vertrauen, dass sie niemand nachrechnet oder gar unangenehme Fragen stellt. Der Autor tat es dennoch und kam zu erstaunlichen Ergebnissen: Die Zahlen sind (wohlwollend formuliert:) „grob manipulativ (und) konstruiert“. Personalkosten von 27.349 Euro bedeuten einen Monatslohn von nur 1.953 Euro brutto im Monat − in einem Konzern? Wer schon einmal eine Konzernbilanz gelesen hat, der weiß, dass dieser Wert um mindestens 50 Prozent höher liegen müsste.

Zu ähnlichen Zahlen kommt auch die Statistik der „Österreichischen Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung“, kurz ÖGPP[1]. So hätten die Vorstände etwa des „Raiffeisen International“-Konzernes 2007 im Schnitt eine Million Euro brutto verdient. Den eigenen Mitarbeitern habe man gemäß Bilanz jedoch nur 14.795 Euro brutto zugestanden[2]. Damit habe „der“ „Raiffeisen International“-Manager das 68fache eines Angestellten verdient. Unglaublich – Zu Recht.

Raiffeisen-Top-Manager mit 924 Euro Brutto im Monat?

Denn von den 58.365 International-Giebelkreuzlern arbeiteten 2007 gerade einmal 256 (!) Personen in unserem Land! Und das waren ein paar Spitzenleute in der Wiener Konzernzentrale, die den Megakonzern steuern. Die restlichen 58.100 beziehen ihre Löhne in Osteuropa.[3] Weil sie dort auch leben. Das durchschnittliche Einkommen des „Raiffeisen International“-Mitarbeiters hat man bei der ÖGPP 2008 mit 15.730 Euro brutto jährlich berechnet. Bei 16 Gehältern im Jahr wären das für einen Top-Mitarbeiter in der Konzernzentrale gerade einmal 924,69 Euro brutto im Monat!

Glauben Österreichs Journalisten denn wirklich, der oberste „Risk-Manager“ eines internationalen Bankkonzerns würde sich mit 924,69 Euro brutto im Monat abspeisen lassen? Mit einem Stundenlohn von 5,40 Euro?

Eine andere Studie der AK kommt schon bei einem durchschnittlichen Filialangestellten auf ein Monatsgehalt von etwa 2.200 netto[4]. Macht bei 16 Gehältern also gut und gerne 60.000 Euro jährlich. Und weil wir die Zahlen mit denen einer Konzernzentrale vergleichen wollen, rechnen Sie getrost noch einmal 50 Prozent dazu, macht also 90.000 Euro. DAS ist das realistische Jahresgehalt eines österreichischen (!) Bankers in der Konzernzentrale von „Raiffeisen International“. Als Untergrenze. Der Vorstand kriegt 990.000. Macht also ein Verhältnis von 1:11 – und nicht eines von 1:48 – oder gar 1:68!

AK-Behauptung: „ATX-Manager kürzten die Löhne eigener Mitarbeiter“

Raffgierige Manager steckten sich die Taschen immer voller, während man den eigenen Leuten die Gagen kürze, suggeriert die AK-„Propaganda“. Alleine 2007 „zahlte man den eigenen Mitarbeitern um fünf Prozent weniger“. Wer glaubt denn so einen Unsinn?“ Noch nie seit 1955 wurden in Österreichs Wirtschaft „großflächig“ Löhne gekürzt.

Die Wahrheit: Mit ihrer erfolgreichen Expansion nach Osteuropa konnten Österreichs Firmen den Standort in der Heimat sichern. 2007 beschäftigte man bereits 523.000 Mitarbeiter im Ausland, davon ca. 200.000 in Osteuropa. Weil im Zuge der Finanzkrise 2007 und 2008 die Ostwährungen gegenüber dem harten Euro aber um bis zu 50 Prozent gefallen waren (die ukrainische Hryvna 2008 um -46%!), waren die Löhne osteuropäischer Arbeiter bei der Umrechnung auf dem Papier in Euro nun weniger wert. Je höher der Anteil osteuropäischer Angestellter einer Firma war, desto geringer war folgerichtig die gesamte Lohnsumme in Euro wert. Gleichzeitig stieg damit die Kluft zu den Vorstandsbezügen, die ihr Gehalt in Euro bezogen.

Österreichs Firmen hatten die Löhne nicht gekürzt, auch nicht in Osteuropa. Ganz im Gegenteil: Alleine Raiffeisen International hatte 2007 um elf Prozent mehr Leute in Zentraleuropa aufgenommen und hatte ihnen 27 Prozent in regionaler Währung mehr bezahlt[5]! – Nur in Euro umgerechnet war es halt weniger wert.

Wenn man das Verhältnis der Top-Manager zu ihren Angestellten vergleichen wollte, müsste man die Löhne osteuropäischer Angestellter mit den viel kleineren Bezügen ihrer osteuropäischen Manager vergleichen. Das Ergebnis läge irgendwo bei 1:11. Soll aber die Spreizung österreichischer Löhne verfolgt werden, haben osteuropäische Gehälter dort nichts verloren. Die Gehälter österreichischer Top-Manager dürfen nur ins Verhältnis zu den Gehältern ihrer österreichischen Angestellten gesetzt werden. Dabei kommt man auf Werte von etwa 1:11. Da hilft es auch nichts, wenn die AK im (eher klein gehaltenen) Fließtext auf die Osteuropäer in den untersuchten Firmen hinweist.

AK 2012: ATX-Manager verdienen das 48fache „von Österreichern“?

Via ORF ließ Werner Muhm die Österreicher (wie erwartet) wissen, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander gehe. Und dass Österreichs Vorstände im Jahr 2008 das 48fache „ihrer österreichischen Mitarbeiter“ verdient hätten. Der ORF hatte die vermeintliche Skandal-Meldung (wie erwartet) ohne Prüfung auf den Wahrheitsgehalt über alle zur Verfügung stehenden Kanäle verbreitet[6].

Wer genau liest, der hat es bemerkt: AK-Direktor Muhm verglich die Manager-Gagen plötzlich nicht mehr mit denen von Konzernangestellten, sondern mit einem nebulosen „österreichischen Durchschnittsgehalt“. Auf Anfrage ließ die Arbeiterkammer 2012 wissen, dass man die Berechnungsbasis geändert habe und die Managergehälter nun mit dem Durchschnittsgehalt von 27.437 Euro vergleiche. Diese stammten also vom (SPÖ-nahen) Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo, welches sich wiederum bei der Statistik Austria bedient hatte, die von einem SPÖ-Mann geleitet wird.

Damit kommt die AK auch 2011 wieder auf ein Verhältnis von 1:48 – „Uff!“

Konzern

Angestellter

(brutto)[7]

Vorstandsbezug[8]

Verhältnis

AUA

€ 48.542

€ 465.333

1:10

BWIN

€ 53.409

€ 550.000

1:10

Raiffeisen Int.

€ 90.000

€ 990.000

1:11

Telekom Austria

€  64.998

€ 860.000

1:13

Generali

€  52.274

€ 458.000

1:9

Verbund

€  91.297

€ 831.000

1:9

AK

€  27.349

€ 1.300.000

1:48

Lesen ORF-Journalisten keine Bilanzen? Wahrscheinlich gibt es keinen einzigen österreichischen Konzern, dessen österreichische Mitarbeiter nur 27.437 Euro brutto jährlich verdienen. So bekommt man bei Schöller-Bleckmann oder der „Voest Alpine AG“ in Österreich heute etwa 45.000 Euro im Jahr, bei der Telekom Austria 66.000 – immerhin das Zweieinhalbfache des AK-Bezugswertes.

Bei der Generali AG verdienen Österreicher jährlich 55.000 – das Doppelte des AK-Wertes. Bei der AUA sind es heute etwa 48.000 Euro, bei Intercell sind es 56.000, beim Verbund sogar über 90.000 Euro − mehr als das Dreifache des Arbeiterkammer-Wertes. Beim Maschinenbauer Andritz waren es 42.000, bei Zumtobel ebenso – und selbst bei der Post verdiente man noch knapp 33.000 Euro.[9]

Die 27.437 Euro Jahresgehalt sehen eher nach dem Durchschnitt aller 3 Millionen heimischen Gehälter aus. Folglich wären da aber auch Hunderttausende (kleiner) Handwerkerlöhne wie die von Friseurinnen, Schuhmachern und Zimmermädchen eingeschlossen. Eine entsprechende Anfrage an die Arbeiterkammer blieb unbeantwortet.

Wer den Menschen suggeriert, eine abgehobene Manager-Kaste würde sich 48 Mal so viel ausbezahlen wie den eigenen Mitarbeitern, spricht nicht die Wahrheit. Aber er schürt die Wut und den Hass auf „das System“. Die Manager-Vergleiche der Arbeiterkammer machen deutlich, wie dringend Österreich den „Wirtschaftsjournalisten“ braucht – er soll ausschließlich auf wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten angeboten werden und auf dem BWL-Bachelor aufsetzen.

Und es zeigt schonungslos, wie schlecht Österreichs Mainstream durch seine Medien kontrolliert wird. Denn Österreich hat ein veritables Demokratieproblem.

Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg. Soeben ist sein neues Werk erschienen: „Die Gemeinwohl-Falle". Das Buch ist die Antwort auf die globalisierungskritischen Thesen eines Christian Felber („Attac Österreich“), eines Jean Ziegles oder einer Arbeiterkammer.

Endnoten

[1] Wichtige Kennzahlen börsennotierter Unternehmen in Österreich 2006-2010 sowie 2002-2010, Hauenschild/Höferl, ÖGPP, 2011

[2] 2008 waren 20.763 Euro Personalaufwand pro Mitarbeiter angegeben. Bei 32 Prozent Lohnnebenkosten kommt man auf 15.730 Euro Jahresgehalt.

[3] Raiffeisen International, Geschäftsbericht 2008, „Human Ressources“, Entwicklung des Personalstandes

[4] „Wir sind keine Berater, wir sind Verkäufer - Probleme von Beschäftigten im Finanzdienstleistungsbereich Banken“, AK Salzburg, 2008

[5] www.ri.co.at, 6.1.2010

[6] (kaernten.orf.at, 29.2.2012)

[7]„Wichtige Kennzahlen börsennotierter Unternehmen in Österreich 2004-2008“, ÖGPP, Oktober 2009

[8] „Wichtige Kennzahlen börsennotierter Unternehmen in Österreich 2004-2008“, ÖGPP, Oktober 2009

[9] Wichtige Kennzahlen börsennotierter Unternehmen in Österreich 2006-2010 sowie 2002-2010, Hauenschild/Höferl, ÖGPP, 2011

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Die roten Meinungsmacher (38): Linke Flügelkämpfe: Der Fall Niko Pelinka drucken

Eine nicht gerade besonders wichtige Personalentscheidung im ORF sorgt Ende 2011/Anfang 2012 für große Aufregung innerhalb und außerhalb der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verkündet einen Tag vor Weihnachten, dass er Niko Pelinka, den 25-jährigen Ex-Chef des SPÖ-Freundeskreises im ORF-Stiftungsrat und engen Vertrauten von SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas, zu seinem Bürochef machen wird.

„Der Druck aus der SPÖ-Parteizentrale auf Wrabetz ist offenbar zu groß geworden: Am Freitag machte er in einer Aussendung offiziell, was sich seit der ORF-Weihnachtsfeier Mitte Dezember inner- und außerhalb der ORF-Studios wie ein Lauffeuer verbreitet hatte: Niko Pelinka wird mit 1. Jänner Büroleiter von Alexander Wrabetz.“[i]

Pelinka, gehört zur „Nichten-und-Neffen-Brigade der Laura Rudas“[ii], die als die junge „Elitetruppe des Parteichefs“ [iii] gilt. Diese von Bundeskanzler Faymann protegierte Gruppe ist auch innerhalb der SPÖ und unter den vielen politisch links stehenden ORF-Redakteuren nicht unumstritten. Die Bestellung Pelinkas zum Bürochef löst deshalb einigen Unmut aus. Zudem passiert Wrabetz ein peinlicher Fauxpas: Erst Tage nach seiner Ankündigung wird die Stelle des Büroleiters offiziell in der amtlichen Wiener Zeitung ausgeschrieben.

Die linken Journalisten sind unerfreut

ZiB-2-Star Armin Wolf tut seinen Unmut öffentlich kund, weitere ORF-Redakteure folgen mit Kritik an der Personalie Pelinka. Armin Wolf in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Profil: „Die Geschichte geht mir nahe, weil sie dem ORF und der Glaubwürdigkeit der ORF-Journalisten schadet. Wenn die Zuseher den ORF für einen Regierungsfunk halten, dann werden sie der „ZiB“ nicht vertrauen.“[iv] Der Fall Pelinka beherrscht nun über Tage und Wochen die heimischen Medien.

Der Chefredakteur der linken Wochenzeitschrift Falter, Armin Turnher: „Die Unabhängigkeit des ORF sei in Gefahr, tönte dessen Redaktionsrat, Ankermann Armin Wolf rief per Twitter Menschen auf, sich um den Job des Wrabetz-Büroleiters zu bewerben, und Elfriede Jelinek erklärte das Ende für gekommen.“[v] Warum die Wogen so hochgehen deutet auch Florian Klenk im Falter, eher ungewollt, an. Er schreibt über Niko Pelinka: „‚Sozenschnösel‘ nennen ihn die Erzschnösel der Presse.“[vi]

Hier wird deutlich, es geht nicht so sehr um den tatsächlichen poltischen Einfluss, den die SPÖ bzw. die Linken ganz offensichtlich und ungeniert auf den ORF ausüben. Gegen linkslastige Berichterstattung haben weder ORF- noch Falter-Journalisten etwas einzuwenden, ganz im Gegenteil. Was sie vielmehr stört, ist, dass durch das ungeschickte und plumpe Vorgehen der SPÖ-Parteispitze der Einfluss der Sozialdemokraten auf den ORF für jeden offensichtlich geworden ist.

Dass die konservativen „Schnösel“, die Klenk offenbar nicht besonders mag, den linkslastigen ORF nun zu Recht kritisieren und attackieren können und nicht zuletzt, dass „Schnösel“ Niko Pelinka, selbst für biedere Sozialdemokraten und angepasste links-intellektuelle Printjournalisten nur schwer zu ertragen und zu akzeptieren ist, verstärkt die Unzufriedenheit der linken Medien. „In der SPÖ-Basis stehen ‚der Niko und seine Clique‘ für eine Generation, die nicht an die Lage der krisengebeutelten Genossen an der Gemeindebaufront, sondern an die eigenen Jobs denkt.“[vii],so Florian Klenk im Falter.

ORF unabhängig – aber nur von der Neffen-Brigade

Dass der ORF unter Einfluss der SPÖ steht, weiß natürlich auch Klenk, umso mehr ärgert es ihn, dass Niko Pelinka und seine Mentorin, SPÖ-Bundes-geschäftsführerin Laura Rudas, durch ihr tollpatschiges Vorgehen den Konservativen eine ideale Angriffsfläche bietet. Denn einen neutralen oder gar konservativ ausgerichteten ORF wollen weder Klenk noch seine Journalisten-Kollegen im ORF.

Es geht beim öffentlichen Aufschrei der ORF-Redakteure und den ihnen ideologisch nahstehenden Kollegen im Printbereich also nicht um den angeblichen Verlust der Unabhängigkeit, es ist vielmehr ein interner linker Konflikt um eine umstrittene Personalentscheidung und um das ungeschickte Vorgehen der „Nichten-und-Neffen-Brigade der Laura Rudas“.[viii] Der Aufstand der ORF-Mitarbeiter und vieler Journalisten ist vielmehr eine lautstark formulierte Kritik an der Politik und den Personalentscheidungen von Kanzler Werner Faymann. Die linken Intellektuellen innerhalb und außerhalb der SPÖ sehen in den politischen Protektionskindern, Niko Pelinka und Laura Rudas, keine echten Sozialdemokraten, sondern vielmehr ideologielose Karrieristen.

Einfluss auf den ORF ist die Mühe kaum noch wert

Und, die Zeiten und die Verhältnisse haben sich, einige Jahre nach dem Ende des ORF-Monopols, geändert. Die öffentlich-rechtliche Anstalt hat, aufgrund der privaten Konkurrenz aus dem In- und Ausland, ihren einstmals übermächtigen Status im Land verloren.

Die Marktanteile des ORF gehen kontinuierlich zurück, vorbei sind die Zeiten, als die halbe Nation um 19.30 Uhr andächtig vor dem Fernseher die ZiB 1 verfolgte. Vor allem die jungen Seher sind dem ORF in Scharen abhanden gekommen. Im November 2011 titelt der Standard: „Weniger Quote hatte ORF noch nie“[ix].

Mit den sinkenden Zuschauerzahlen sinkt auch die Bedeutung des ORF. Auch für die SPÖ. Denn was nützt den Sozialdemokraten ihr Einfluss auf die öffentlich-rechtliche Meinungsanstalt, wenn diese immer weniger Bürger, sprich Wähler, erreicht und zudem die Existenzberechtigung des Staatsfunks von immer mehr kritischen Menschen angezweifelt wird.

Die Wohltaten und Sonderrechte, die dem ORF und seinen Mitarbeitern über Jahre und Jahrzehnte vor allem auf Betreiben der SPÖ zuteil wurden, können eben nur aufrechterhalten werden, wenn die SPÖ einen echten Nutzen aus dieser Verbindung ziehen kann. Und dieser liegt primär oder ausschließlich in der Beeinflussung der öffentlichen Meinung zum Zweck der eigenen Machterhaltung, oder wie Autor Alexander Vodopivec bereits 1975 in seiner Analyse über die sozialistische Medienpolitik feststellte, um die „Stabilisierung einer sozialistisch-gewerkschaftlichen Dauerherrschaft“[x].

Der liberale Journalist Christian Ortner in der „Presse“: „Wirklich gebraucht wird der ORF trotzdem noch: Freilich nur noch von ein paar hundert Politikern, die dort regelmäßig ihr Gesicht raushalten dürfen, und den Mitarbeitern, deren komfortable Jahresgage von durchschnittlich 75.000 Euro eine relativ hohe Leidensprämie inkludieren dürfte. Mittlerweile ist diese Anstalt fast ausschließlich eine Anstalt zur Befriedigung der legitimen Bedürfnisse ihrer Angestellten und der weniger legitimen Bedürfnisse ihrer politischen Verfügungsberechtigten geworden, eine symbiotische Verstrickung von Politik und Politikunterworfenen mit dramatisch sinkender Relevanz für die Außenwelt.“[xi]

Wenn nun die Informationskompetenz durch das plumpe Vorgehen der SPÖ und der ORF-Führung die ohnehin schon schwer angeschlagene Glaubwürdigkeit weiter untergräbt und die Informationssendungen deshalb weitere Marktanteilsverluste hinnehmen müssen, dann werden die Fragen nach der Sinnhaftigkeit eines gebührenfinanzierten Rundfunks immer lauter und drängender und die Bereitschaft der SPÖ, den ORF zu verteidigen und zu beschützen, wird zudem abnehmen. Schließlich stoßen auch der ständig steigende Finanzierungsbedarf des ORF und die damit verbundenen regelmäßigen Gebührenerhöhungen in der Bevölkerung auf immer mehr Unverständnis, vor allem zu Zeiten einer Wirtschafts- und Finanzkrise.

Der Ruf verfällt: Panik setzt ein

Die Pelinka-Affäre schadet tatsächlich dem ohnehin schon angeschlagenen Image und der Glaubwürdigkeit des ORF, wie eine repräsentative Meinungsumfrage zeigt: „49 Prozent der Befragten, die von Pelinkas Bewerbung wissen, stimmen der Aussage zu: ,Der ORF gerät nun völlig unter den Einfluss der SPÖ.“[xii] Und „61 Prozent glauben, die Sozialdemokraten haben von allen Parteien im ORF am meisten zu sagen.“[xiii]

Keine rosigen Aussichten für die gut bezahlten ORF-Mitarbeiter. Ihre übertriebenen und beinahe panischen Reaktionen, schließlich ist ein Büroleiter eine eher untergeordnete Position ohne große Gestaltungsmöglichkeiten, sind nur aus dieser Perspektive verständlich und erklärbar. Zumal: „Wenn die SPÖ etwas von Wrabetz will, dann genügt doch ein Anruf von Medienstaatssekretär Ostermayer“[xiv], stellt Ex-SPÖ-Finanzminister Ferdinand Lacina trocken fest.

Über 1.300 ORF-Journalisten unterschreiben eine Petition[xv], in der ein „unabhängiger ORF“ gefordert wird. Unter anderem heißt es in dem Aufruf: „Wir fordern von der Geschäftsführung, alle Vorhaben, die das Ansehen des ORF als unabhängiges Medienunternehmen beschädigen, zurückzunehmen.“[xvi]

Doch für die Beschädigung des Ansehens sorgen nicht nur Wrabetz, Rudas und Pelinka. Fritz Dittlbacher, einer der empörten Redakteure, der bereits 1999 einen für die SPÖ unangenehmen TV-Beitrag entschärft haben soll,[xvii] ist just in den Tagen, als die Aufregung um Pelinka am größten ist, erneut in einen ähnlichen Fall involviert. Er soll gemeinsam mit dem Wortführer der ORF-Protestbewegung, Dieter Bornemann, einen für Bundeskanzler Werner Faymann unangenehmen Beitrag aus der ZiB gekippt und stattdessen durch eine relativ unverfängliche Moderation ersetzt haben. Es geht um Inserate, die Werner Faymann 2007 und 2008 als SPÖ-Infrastrukturminister bei der Asfinag bestellt haben soll.

Die rote Einflussnahme geht weiter

„Wie Die Presse jetzt erfahren hat, wurde auch in der ‚Zeit im Bild‘-Redaktion ein Beitrag zum Thema für die „ZiB" um 19.30 Uhr vorbereitet. Nur ist dieser 50 Sekunden lange Beitrag nie auf Sendung gegangen, auf die aktuellen Vorwürfe wurde nur in einer Moderation eingegangen.“[xviii]

Dittlbacher und Bornemann dementieren und sprechen von „Verschwörungstheorien“, die Entscheidung sei „aus rein journalistischen Gründen gefallen.“[xix]

Die Kampagne der ORF-Redakteure gegen „Sozenschnösel“ Pelinka, die breite mediale Unterstützung erfährt, zeigt schließlich Wirkung. Niko Pelinka wirft das Handtuch, er zieht seine Bewerbung als Büroleiter zurück.

Während die meisten Printmedien den Rückzug Pelinkas als Sieg der „heldenhaften“ ORF-Redakteure im Kampf um Unabhängigkeit und Objektivität feiern, analysiert Journalist Andreas Unterberger treffend:  „(…) damit hat sich der Rundfunk noch um keinen Millimeter in Richtung Pluralismus, Qualität und Ausgewogenheit verschoben. Vom Generaldirektor bis zum Chefredakteur der Fernsehinformation bleiben stramme SPÖ-Exponenten im Kommandosessel, ohne Unterbrechung durch einen Unabhängigen oder anders Gesinnten. (…) Der einzige Pluralismus bleibt dort einer zwischen grünen, trotzkistischen oder linksliberalen Seilschaften und den brav auf die Parteilinie Horchenden."[xx]

Nach der Aufregung um Pelinka ist nun wieder Ruhe am Küniglberg eingekehrt. Die Bedeutung und die Marktanteile des ORF schmelzen langsam aber kontinuierlich dahin, die Rundfunkgebühren steigen stetig und die ORF-Redakteure können nun wieder, von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt, ungehindert ihren „unabhängigen“ linken Journalismus pflegen. Die SPÖ wird künftig ihre Freunde und Vertrauten etwas diskreter in wichtige Positionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk hieven.

Kurz: im ORF läuft alles wieder in gewohnten und „geordneten“ Bahnen, aber, so fragt sich der starke Mann in der österreichischen Sozialdemokratie, Wiens Bürgermeister Michael Häupl: „Was hat das mit der SPÖ zu tun?“[xxi]

Dies ist die letzte Folge der Serie „Die roten Meinungsmacher“.
Werner Reichel hat Ethnologie und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit vielen Jahren im Privatrundfunkbereich tätig und lehrt an einer Wiener Fachhochschule Radiojournalismus.
Die roten Meinungsmacher – SPÖ Rundfunkpolitik von 1945 bis heute“ ist im Handel erhältlich:
http://www.amazon.de/roten-Meinungsmacher-SP%C3%96-Rundfunkpolitik-1945-heute/dp/3868880461/ref=sr_1_sc_1?ie=UTF8&qid=1338905588&sr=8-1-spell
Nähere Infos zum Buch und zum Autor:
www.wernerreichel.at

Endnoten

[i] www.diepresse.com (24.12.2011).

[ii] www.andreas-unterberger.at (22.01,2012).

[iii] Ebenda.

[iv] www.profil.at (11.01.2011).

[v] Falter. 11.1.2012.

[vi] Falter. 11.1.2012.

[vii] Falter. 12.1.2012.

[viii] http://www.andreas-unterberger.at/2012/01/fusnote-254-niko-pelinka-ij-die-alten-linken-haben-gewonnen/ (21.1.2012).

[ix] Der Standard. 27.11.2011.

[x] Vodopivec. 1975.

[xi] Die Presse. 13.01.2012.

[xii] Der Standard. 14/15. 01. 2012.

[xiii] profil.at (23.1.2012).

[xiv] Falter. 12.1.2012.

[xv] Die Petition „Für einen unabhängigen ORF“ ist im Anhang zu finden.

[xvi] Siehe ORF-Petition „Für einen unabhängigen ORF“ im Anhang dieses Buches.

[xvii] Siehe Euro-Team-Affaire.

[xviii] diepresse.com (4.1.2012).

[xix] diepresse.com (9.1.2012).

[xx] www.andreas-unterberger.at (21.1.2012).

[xxi] www.kleinezeitung.at (10.1.2012).

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Fußnote 324: Der Neger ist böse, die Zeitungen sind neger drucken

Es ist unfassbar, wie rasch die Diktatur der Politischen Korrektheit voranschreitet.

Jetzt hat der sogenannte Presserat eine Zeitung verurteilt, weil sie den Ausdruck „Neger“ verwendet hat. Das also kommt heraus, wenn Gewerkschafter und Herausgeber sich zu Hütern der Pressefreiheit aufschwingen. Das sind offenbar die größten Sorgen eines  von Desinformation und Korruption durchfressenen Medienfilzes. Kein einziges Mal hat sich derselbe Presserat zu den vielen verbalen Vorverurteilungen unbescholtener Bürger durch Medien geäußert, keine Silbe zur Annahme von Bestechungsinseraten aus Steuergeldern, keine Reaktion auf lügnerisch manipulierte Auflagen-Meldungen, kein Ton zu nicht als solchen gekennzeichneten Kommerzinseraten, keine Kritik daran, dass über die Einstellung davor großflächig gemeldeter Strafanzeigen (meist von Peter Pilz und Konsorten) nicht oder nur minimal berichtet wird. Ein ziemlich trauriges Zeichen, wenn der hiesige Journalismus in nichts von all dem seinen EHREN-Kodex verletzt sieht, aber in der Verwendung des Wortes Neger. Die er übrigens gleichsam als Offizialdelikt von sich aus gleich selber angeklagt hat, was für Juristen einen klassischen Inquisitionsprozess darstellen würde. Ein solcher Presserat und seine Ehrbegriffe sind in jeder Hinsicht neger. Dieses „neger“ wird von meinem Duden übrigens als umgangssprachlich gebrandmarkt, der „Neger“ als „Angehöriger der Rasse der Negriden“ hingegen keineswegs. Aber unsere linken Journalisten sind ja dem Duden allemal weit voraus an Korrektheit, freilich nur Politischer.

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Fußnote 323: Ö1 im Koma drucken

Die Österreicher laufen im Eilschritt dem einstigen Qualitätssender Ö1 davon - und kein ORF-Orhrwaschel rührt sich.

Der jüngste Radiotest ist vernichtend: Der Marktanteil des früheren Vorzeigesenders Ö1 ist von 11 auf 9 Prozent gesunken, und bei den 14- bis 49-Jährigen hat er sich gar von 6 auf 4 Prozent um ein volles Drittel reduziert. In einem martkwirtschaftlich geführten Unternehmen würden die Alarmglocken läuten, aber nicht doch beim ORF. Dabei liegt die Erklärung auf der Hand: Bis auf die nach wie vor weitgehend in journalistischer Qualität und mit professionell abgemilderter Schlagseite gestalteten Journale hat sich der Sender zu einer Plattform verwandelt, wo linksradikale Absolventen des Politologie- und Publizistikstudiums Gehirnwäsche zugunsten aller Gesinnungsgenossen betreiben dürfen. Und die wenigen Zuhörer, die nicht schon durch das Occupy/Attac/Befreiungsbewegungen/Armutskonferenz-Geschwätz vertrieben worden sind, werden dann durch einen immer eigenwilliger werdenden Musikgeschmack verjagt. Aber was solls: Die ORF-Menschen leben ja dennoch trotz allem Gejammere ganz gut von den Zwangsgebühren und den Steuergeldern, die ihnen ein nicht ganz zurechnungsfähiges Parlament zuschiebt.

PS.: Was ich selbst an Radiosendungen höre? Im Auto (noch) Ö1-Nachrichten und sonst CD; via Satellit oder Internet läuft nur noch BBC-Worldservice für Weltklasse-Informationen und "Swiss Classic" mit einer für mich idealen und fast textfreien Musikauswahl (beides ohne Werbung). Beides sind übrigens auch öffentlich-rechtliche Produkte, aber eben nicht aus Österreich.

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Dummheit, nicht Armut macht krank drucken

Das Gesundheitssystem mit seinen explodierenden Kosten zählt neben Pensionen, Schulden und Demographie zu den gefährlichsten Zeitbomben, auf denen die Europäer sitzen. Und in keinem Bereich wird so emotional und gutmenschlich, aber in Wahrheit untergriffig argumentiert. Wie: „Gesundheit darf keine Frage des Geldes sein.“ Oder: „Es ist ein Skandal, dass Armut krank macht“.

Solche Sätze werden ständig wiederholt. Und dennoch sind beide Sätze falsch. Denn: Wenn Gesundheit keine Frage des Geldes sein darf, müssen dann etwa Ärzte, Krankenschwestern, Pharmaforscher, Rettungsfahrer und viele andere umsonst arbeiten? Nein, nein, das sei natürlich nicht gemeint. Also geht es doch um Geld.

Aber woher soll es kommen? Früher oder später wird natürlich der Staat als Lösung des Problems präsentiert. Aber wo nimmt dieser das Geld her? Durch noch mehr Schulden? Durch noch mehr Steuern und Sozialabgaben in einer der schon jetzt höchstbesteuerten Regionen des Globus? Obwohl dies mit großer Wahrscheinlichkeit zu noch mehr Steuerflucht und Steuervermeidung, also in der Summe zu Mindereinnahmen führen würde?

Der Staat muss Vieles reformieren, kann aber nicht alles finanzieren

Wer ehrlich ist – was nicht allzu viele Teilnehmer an der Gesundheitsdebatte sind –, der muss letztlich zugeben, dass auch der Staat keine Antwort auf die ständig steigenden Gesundheitskosten bedeutet. Die Staaten sind jedoch in ganz anderer Rolle gefragt: Sie könnten und müssten jene Einsparungen organisieren, die nicht auf die medizinische Qualität gehen. Und da gibt es viele Möglichkeiten, nein Notwendigkeiten.

Der Staat, wenn wir jetzt einmal nur von Österreich reden, müsste endlich Konkurrenz zwischen den Krankenkassen schaffen. Er müsste die absurden geographischen wie medizinischen Überkapazitäten der vielen aus Steuergeldern finanzierten Spitäler beenden. Hat doch Österreich so viele Betten und so viele Spitalsaufenthalte wie kein anderes europäisches Land. Werden doch wegen der Eitelkeiten von Landeshauptleuten und Bürgermeistern viel zu viele Spitäler betrieben, werden doch viel zu viele Patienten in teuren Spitalsbetten behandelt, nur weil das gratis ist, nur weil es keinen Altersheimplatz gibt.

Der Staat müsste die Spitäler zur Spezialisierung zwingen, sind doch in vielen Land-Krankenhäusern bestimmte, nur selten anfallende Operationen ein lebensgefährliches Gesundheitsrisiko. Er müsste durch Vorantreiben der Privatisierung von Spitälern für einen Qualitäts- und Kostenwettbewerb sorgen. Er müsste die leistungsfeindliche Macht der Schwestern-Gewerkschaft in vielen öffentlichen Spitälern einschränken. Er müsste insbesondere dafür sorgen, dass für jeden einzelnen Patienten der Hausarzt als einzige Drehscheibe alle jene Behandlungen koordiniert, für die öffentliche Gelder fließen, was viele Doppelbehandlungen und -diagnosen beenden würde.

Die ToDo-Liste ließe sich noch lange erweitern und sieht für jedes EU-Land im Detail anders aus. Mit solchen Maßnahmen ließe sich zweifellos vieles ohne medizinischen Verlust sinnvoller machen. Diese Maßnahmen sind aber bisher immer an Eitelkeiten, verheimlichten finanziellen Interessen und – zum Teil auch parteipolitisch fundierten – Machtkämpfen zwischen Bund, Ländern, Gemeinden, Sozialpartnern, privatwirtschaftlichen Anbietern, Schwesterngewerkschaften und Ärzten gescheitert.

Trotz allem: Medizin wird immer teurer

Dennoch sollte man sich keinen Illusionen hingeben: Langfristig werden die Gesundheitsausgaben dennoch europaweit weiter steigen, selbst wenn – unwahrscheinlicherweise – all diese Sparpotenziale genutzt werden sollten, die in jedem einzelnen Staat anders aussehen.

Das Steigen der Gesundheitskosten ist aus mehreren Gründen gewiss: Wir leben alle viel länger als frühere Generationen; daher fragen wir im Lauf der Jahrzehnte viel mehr medizinische Leistungen nach als frühere Generationen. Die Fortschritte der Medizin machen ständig mehr Leiden therapierbar, die bisher einfach tatenlos und damit in der Regel kostenlos hingenommen werden mussten. Unsere Ansprüche an einen problemlosen körperlichen Zustand werden immer höher.

Und all diese Entwicklungen werden durch die Demografie noch potenziert: Der Anteil der alten und daher krankheitsanfälligeren Menschen an der Gesamtbevölkerung wird immer größer. Und zugleich nimmt der ungesunde Lebensstil vom Übergewicht bis zum Missbrauch problematischer Substanzen ständig zu.

Krankheit ist immer das Risiko des Patienten

Was also tun? Irgendwann werden wir ein von allen involvierten Parteien bisher wie die Pest gemiedenes Tabuthema ansprechen müssen: Das ist der Patient selber. Immerhin ist letztlich jede Krankheit einzig und allein das existenzielle Risiko des Patienten. Das wird oft verdrängt. Er ist aber in vielen Fällen nicht nur für die Folgen, sondern auch für die Ursachen der Krankheit verantwortlich. Es gibt daher überhaupt keinen Grund, dass der Patient nicht auch in irgendeiner Form finanziell an seiner Krank- oder Gesundheit beteiligt wird.

An diesem Punkt einer Debatte wird einem meist sofort das populistische Argument entgegengeschleudert: „Soll der Kranke jetzt auch noch finanziell für seine Krankheit bestraft werden? Der ist eh schon bestraft genug. Das ist doch unmenschlich.“ Nein, das ist es nicht. Denn dadurch würde im Gegenteil das Interesse der Menschen an der eigenen Gesundheit deutlich erhöht werden.

Es kann doch nicht sein, dass die Bürger teuflisch auf ihr Auto aufpassen, weil sie jede Reparatur selber teuer zahlen müssen. Dass viele (natürlich keineswegs alle) Mitbürger ihren Körper aber skandalös vernachlässigen, schlecht behandeln oder gefährlichen Risken aussetzen: aus Ignoranz und weil die Reparatur ohnedies die Allgemeinheit zahlt.

Ärzte denken an den Geldbeutel der Patienten, nicht jenen der Krankenkassen

Interessanterweise beginnen auch Ärzte unabhängig von ihren eigenen Interessen kostenbewusster zu denken, wenn sie wissen, dass der vor ihnen sitzende oder liegende Mensch einen Teil der Kosten selber tragen muss. Das ist eine unterschwellig sehr wirksame Bremse gegen überflüssige Therapievorschläge. Da gibt‘s dann kein „Zahlt eh die Krankenkassa“ mehr.

Heute wissen wir, in welch hohem Ausmaß der eigene Lebensstil und das eigene Risikobewusstsein die eigene Gesundheit beeinflussen. Von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmten Krebsformen bis zu Diabetes ist unglaublich viel durch Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel signifikant (mit)ausgelöst. Dazu kommen die schweren Verletzungen und bisweilen lebenslangen Behinderungen durch Extremsport oder auch durch die riskante Ausübung harmloserer Sportarten.

Gewiss wäre es jetzt falsch und übel, wenn jeder Kranke mit dem Vorwurf „Selber schuld“ leben müsste. Gewiss kann und soll nicht in jedem Einzelfall gemessen werden, ob und zu wie viel Prozent Selbstverschulden vorliegt. Bei genetischen, infektions- oder umweltbedingten Erkrankungen ist das natürlich Null. Aber in jedem Fall wäre eine spürbare, wenn auch niemanden finanziell ruinierende Beteiligung an den Behandlungskosten ein starker Antrieb zu einem sinnvolleren Lebensstil. Das wirkt zehnmal besser, als es alle staatlichen Propagandaaktionen allein könnten.

Desinteresse und Bildungsmängel

Wichtig ist aber auch ein viel besseres Wissen um die eigene Gesundheit und ihre Bedrohungen. Da gibt es zweifellos gewaltige Mängel im Schulsystem, in dem Gesundheit nicht gerade einen Schwerpunkt bildet. Das wäre auch eine sinnvolle Realisierung des öffentlich-rechtlichen Auftrags des Gebührenfernsehens und -radios. Denn nirgendwo anders werden die Menschen mehr desinformiert als im Bereich Gesundheit: Denn hier sind viele Magazine und Beilagen rein inseratengesteuert. Es werden von den Medien also überwiegend jene Produkte und Therapien vorgestellt, die heftig und teuer beworben werden. Das sind aber in aller Regel weder die sinnvollsten noch die billigsten.

Denn nicht Armut macht krank, wie linke Ideologen behaupten, sondern Dummheit. Oder präziser formuliert: Wissensmängel, Desinteresse und Bildungsdefizite machen sowohl arm wie auch krank.

Das Gratis-Gesundheitssystem fördert aber Wissensmangel und Desinteresse. Denn wer glaubt, ohne Eigenleistung nur bisweilen den Körper bei Arzt oder Spital abgeben zu können und ihn gratis topfit zurückzubekommen, der hat natürlich auch kein Interesse an mehr Wissen oder gesünderem Leben.

Von der Pflichtschule zum Herzinfarkt

Das lässt sich auch durch erschreckende Statistiken beweisen. Männer, die nur eine Pflicht- oder Realschule besucht, aber keine sonstige Berufsausbildung haben, haben ein mehr als dreifach so hohes Herzinfarktrisiko wie jene mit Matura oder höheren Abschlüssen. Sie werden aber sicher nicht einer Armut wegen krank, auch wenn das noch so oft behauptet wird, auch wenn Pflichtschulabsolventen im Schnitt weniger verdienen als Akademiker. Denn Rauchen beispielsweise, um ein Hauptrisiko zu nennen, ist sicher weit teurer als Nichtrauchen. Und auch Wandern oder Laufen ist meines Wissens nach billiger als Bier, Stelze und Junk-Food vor dem Fernseher.

Es geht also um Motivation, um Einstellungsänderungen, um Bewusstseins- und Wissensaufbau. All das wird ebenso wie die Bereitschaft, bei Extremsport eigene Versicherungen abzuschließen, für den einzelnen viel wichtiger, wenn er selber finanzielle Auswirkungen einer Krankheit zu spüren bekommt. Wenn einer aber dennoch an allem desinteressiert ist, dann ist es erst recht legitim, dass er sich nicht auf Kosten der Allgemeinheit durchsetzen kann.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Schluss mit den Massakern! drucken

Kaum hat sich der Pulverdampf verzogen, wittern notorische Gesellschaftsklempner schon wieder Morgenluft: Schluss mit den Gefahren, die von in Privathand befindlichen Waffen ausgehen! Keine Waffen – keine Gewalt. So einfach ist das.

Gegenwärtig muss das abscheuliche Verbrechen eines Mannes in Denver/Colorado in den USA, dem mindesten zwölf Menschenleben zum Opfer gefallen sind, als Anlass für den Kampf gegen den Privatwaffenbesitz herhalten. Eine gründliche Analyse der Hintergründe und Motive, die zu dieser Gewalttat geführt haben, ist nicht nötig. „Die Politik“ ist – wieder einmal – gefordert.

Die Person des Täters interessiert die Berufsempörten nicht (zumindest nicht, so lange ihm keine Verbindungen zu „rechtsradikalen Kreisen“ nachzuweisen sind). Die Schuld an der Untat trägt nicht der Täter, sondern ein „laxes Waffengesetz“, das es jedem Irren ermöglicht, sich gefährliche Tatmittel zu besorgen. Wird der legale Zugang zu diesen Tatmitteln versperrt, werden derartige Massaker nicht mehr stattfinden.

So einfach funktioniert die Welt allerdings nur in den Redaktionsstuben der Massenmedien. In denen zählt nur die geheuchelte Empörung über die Untat – schließlich verdient man ja gutes Geld damit, seine moralische Entrüstung zu vermarkten – nicht aber eine nüchterne Befassung mit den Tatsachen. Und die sind nicht dazu angetan, die nach jedem derartigen Vorfall stereotyp ertönenden Forderungen nach einem Waffenverbot für Private zu unterstützen. Einige Punkte, die in der aktuellen Debatte wieder völlig vernachlässigt werden:

  • Der Täter, nicht das Tatmittel begeht das Verbrechen.
    Es ist völlig unplausibel, anzunehmen, dass eine Straftat – welche auch immer es sei – allein deshalb unterbleibt, nur weil der Beschaffung eines dafür notwenigen Werkzeuges administrative Hürden entgegengesetzt werden. Ein zu einem Kapitalverbrechen entschlossener Täter wird seine Absicht deshalb nicht fallenlassen. Es sei daran erinnert, dass organisierte Kriminelle und politisch-religiöse Überzeugungstäter sich in 100 Prozent der Fälle von einer gesetzlichen Regelung nicht beeindrucken lassen. Dasselbe gilt für Menschen, die aus beliebigen anderen Gründen den Plan gefasst haben, einen Massenmord zu begehen.
  • Gefährlich ist immer der Mensch, niemals ein Werkzeug.
    Sprengstoff in der Hand des kundigen Fachmanns ist ein wertvolles Hilfsmittel im Bergbau und im Bauwesen. Erst die Hand eines Terroristen macht ihn zur Gefahr. Offensichtlich gehen Gefahren für Menschen von anderen Menschen aus, nicht aber von unbelebten Gegenständen oder Materialien. Es ist daher absurd anzunehmen, durch einen Kampf gegen Gegenstände Gefahren von Menschen abwenden zu können.
  • Art und Qualität eines Tatmittels ist für das Opfer irrelevant.
    Immer wieder wird die „besondere Gefährlichkeit“ von Schusswaffen betont und auf deren Bestimmung als „Mordwerkzeug“ verwiesen. Beide Fragen sind für Verbrechensopfer aber unerheblich. Der Erstochene, Erschlagene oder Erwürgte ist nicht weniger tot als der durch eine Schusswaffe zu Tode Gekommene. Für das Opfer zählt am Ende nur der „Erfolg“ – und der hängt allein von der kriminellen Energie des Täters ab.
  • Potentiellen Tätern stehen jede Menge Alternativen zu legal beschafften Schusswaffen zur Verfügung.
    Der Gedanke, der Gewaltkriminalität wäre durch rigide Waffengesetze Einhalt zu gebieten, ist weltfremd und steht im Widerspruch zu den empirischen Erfahrungen. Zum einen wird die weit überwiegende Zahl der Gewaltverbrechen nicht mit Schusswaffen, sondern mit im Alltag gebräuchlichen Gegenständen verübt – vorzugsweise mit Messern. Zum anderen: So, wie es keine besonderen Schwierigkeiten verursacht, sich illegal Drogen zu besorgen, verhält es sich auch mit Schusswaffen. Viele Millionen von im Zuge des Zerfalls des Ostblocks auf den Schwarzmarkt gelangten Infanteriewaffen sind relativ leicht verfügbar. Für Geld ist schließlich alles zu haben – Drogen- und Waffengesetze hin oder her.
  • Totale Sicherheit ist auch um den Preis totaler Unfreiheit nicht zu haben.
    Wer behauptet, mittels entsprechender Gesetze eine Welt ohne Risiken schaffen zu können, ist ein Narr oder ein Politscharlatan. Selbst der totalitärste Staat kann nicht jene Sicherheit garantieren, die er zu schaffen verspricht. Die Sinnlosigkeit restriktiver Waffengesetze wurde – für die USA – bereits mit einer Fülle empirischen Materials bewiesen: http://en.wikipedia.org/wiki/More_Guns,_Less_Crime.
    Für Europa gilt: Im Staat mit dem vergleichsweise liberalsten Waffenrecht (in der Schweiz) liegt die Zahl von mit Schusswaffen verübten Gewalttaten weit unter jener in Großbritannien, wo seit einem Schulmassaker im schottischen Dunblane im Jahr 1996, ein nahezu vollständiges Waffenverbot für Private gilt. Die von den Protagonisten eines Waffenverbots behauptete Korrelation zwischen restriktivem Waffenrecht und geringer Gewaltkriminalität existiert einfach nicht. Eher scheint eine umgekehrte Kausalität gegeben zu sein: Mehr Waffen, weniger Verbrechen.
  • Bestrafung von Unbeteiligten für die Untaten von Verbrechern?
    Die Zahl der in Privathand befindlichen Schusswaffen geht – allein in Österreich – vermutlich in die Millionen. Nach Abschluss der bis 2014 abzuschließenden Registrierungsaktion wird man es genau wissen. Hunderttausende über Waffen verfügende Bürger verhalten sich ihr Lebtag lang unauffällig, gesetzeskonform und friedfertig. Sie sind Jäger, Sportschützen, Waffensammler oder sie haben Waffen geerbt.
    Mit welchem Recht will man das Eigentum dieser Menschen antasten? Indem man sie unter den Generalverdacht stellt, dass sie mit ihrem rechtmäßigen Eigentum Missbrauch begehen könnten? Was für ein Irrsinn! Denn Berufskriminellen, die nicht dazu neigen, ihr Waffenarsenal der Behörde zu offenbaren, drohen derartige Übergriffe nicht. Die Enteignungsaktivisten interessieren sich nämlich nur für den Besitz anständiger Bürger – nicht aber für die Tatmittel von Gangstern. Weil sie an die niemals herankommen werden, konzentrieren sie sich lieber darauf, rechtschaffene Bürger zu schädigen, deren „Verbrechen“ es ist, Gegenstände zu besitzen, die in der Hand von Gaunern zur Gefahr werden können.

Etwas mehr Redlichkeit bei der Diskussion von Fragen des Waffenrechts wäre wünschenswert. Besonders aber die Unterlassung von Schnellschüssen des Gesetzgebers, die in jedem Fall kontraproduktive Wirkung entfalten…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Die roten Meinungsmacher (37): Back To The Roots: Der neue schwache Mann im ORF drucken

Bereits kurz vor der Nationalratswahl sind im ORF die Weichen neu gestellt worden. Am 17. August wird Alexander Wrabetz vom Stiftungsrat zum ORF-Generaldirektor gewählt. Wrabetz hatte seinerzeit den Vorzugsstimmenwahlkampf von Josef Cap organsiert und war der Bundesvorsitzende des Verbandes Sozialistischer Studenten Österreichs.

Seine Vorgängerin Monika Lindner hatte sich ebenfalls der Wahl gestellt, sie hatte aber keine Chance. Die Wahl des ORF-Generaldirektors war eine Art Vorbote für die Niederlage der ÖVP bei der Nationalratswahl wenige Wochen später. Die Wahl von Wrabetz und Lindners Abwahl wurden durch die Stimmen der rot-grün-blau-orangen „Eritrea-Koalition“[i], wie sie ÖVP-Generalsekretär Lopatka nannte, möglich.

Dieses ungewöhnliche Stimmverhalten im ORF-Stiftungsrat – FPÖ und BZÖ votieren gemeinsam mit SPÖ und Grünen für einen roten Generaldirektor – hat verschiedene Gründe. „Lindner und Mück schafften es zwischendurch, FPÖ und BZÖ gleichermaßen zu vergrämen.“[ii]

So wollte der ORF die FPÖ, die nach der Spaltung des dritten Lagers nicht mehr in der Regierung vertreten war, bei den „Sommergesprächen“ nicht mehr berücksichtigen. Erst ein Spruch des Bundeskommunikationssenats zwingt den ORF zum Umdenken.[iii] Auch zwischen den Regierungspartnern ÖVP und BZÖ gibt es ständig Konflikte. BZÖ-Parteichef Peter Westenthaler will 2006 als Vizekanzler wahlkämpfen. Doch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel legt sich gegen diesen fliegenden Wechsel in der Regierung quer „Das erhöhte die orange Bereitschaft nicht gerade, für die schwarze ORF-Kandidatin zu stimmen.“[iv]

Das Desaster der Programmreform – Mitten im Achten

Die roten, grünen, blauen und orangen Stiftungsräte verbindet vor allem eines: Sie wollen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und der ungeliebten ÖVP eins auswischen. Der frischgebackene ORF-Chef muss sich bei seinen politisch höchst unterschiedlichen Unterstützern nach schlechter alter Tradition natürlich erkenntlich zeigen. Dementsprechend stellt Wrabetz sein neues Führungsteam zusammen. Mit Elmar Oberhauser als Infodirektor, Thomas Prantner als Onlinedirektor und Willy Mitsche als Hörfunkdirektor wird vor allem das BZÖ gut bedient.

Alexander Wrabetz hat sich für seine Amtszeit jedenfalls viel vorgenommen. Er kündigt wenig bescheiden die „größte Programmreform aller Zeiten“[v] an und verspricht dem heimischen TV-Publikum „das beste Fernsehprogramm, das es in Österreich je gegeben hat.“[vi]

Wrabetz erklärt die Sitcom „Mitten im 8en“, die um 19:20 auf ORF 1 läuft zum Kernstück seiner größten Reform aller Zeiten. Die Eigenproduktion soll wieder vermehrt junge Zuseher an den öffentlich-rechtlichen Sender binden. Der ORF bewirbt die Serie im Internet:

„Die österreichische Großproduktion versammelt eine bunt gemischte Truppe aus 13 Charakteren, deren Freuden und Leiden im achten Wiener Gemeindebezirk für kollektive Lachkrämpfe in den heimischen Wohnzimmern sorgen werden.“[vii]

Die groß angekündigte Großproduktion löst in den heimischen Wohnzimmern aber kaum Lachkrämpfe, dafür umso mehr Umschaltimpulse aus. Die Serie wird zu einem riesigen Flop. Die Quoten stürzen bereits nach der ersten Folge ins Bodenlose. Mit verschiedenen verzweifelten Maßnahmen versucht man die Serie noch zu retten, doch nach 56 ausgestrahlten Folgen wird schließlich die Notbremse gezogen und die ebenso teure wie erfolglose Serie eingestellt.

Wrabetz kommt – die Zuseher gehen

„Mitten im 8en ist aber nicht die einzige Baustelle im ORF“[viii], ätzt das Nachrichtenmagazin Profil. Auch viele andere Programminnovationen im Rahmen der größten Reform aller Zeiten fallen bei den Zusehern durch. „Im Vergleich zur viel kritisierten Ära Monika Lindner hat der neue ORF im April zehn Prozent Marktanteile verloren.“[ix]

In dieser Tonart geht es weiter. Unter Wrabetz gehen die Marktanteile und Reichweiten des ORF-Fernsehens kontinuierlich zurück.

[x]

Trotzdem gelingt Wrabetz das Kunststück, das zuvor nur Gerd Bacher geglückt ist, er wird am 9. August 2011 als ORF-Generaldirektor wiederbestellt.

Die SPÖ stellt 2011 mit Werner Faymann nicht nur den Bundeskanzler, sondern dominiert auch mit 15 roten Räten den ORF-Stiftungsrat. Wrabetz, dessen einziger Gegenkandidat der FPÖ-nahe Balkan Korrespondent Christian Wehrschütz ist, wird ohne Gegenstimme, bei sechs Stimmenthaltungen, wiedergewählt.

Vor seiner Wiederwahl soll Wrabetz „persönlich mit den Parteien verhandelt haben“[xi], zudem soll es „Absprachen um Landesdirektoren sowie Posten auf der zweiten und dritten Managementebene gegeben haben.“[xii] Dies dürfte auch der Grund sein, warum die schwarzen Stiftungsräte für Wrabetz gestimmt haben.

Trotz dieser Zugeständnisse an die ÖVP ist und bleibt Wrabetz ein Mann der SPÖ, wie der Fall Niko Pelinka eindrücklich unter Beweis stellt.

Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.
Werner Reichel hat Ethnologie und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit vielen Jahren im Privatrundfunkbereich tätig und lehrt an einer Wiener Fachhochschule Radiojournalismus.
Die roten Meinungsmacher – SPÖ Rundfunkpolitik von 1945 bis heute“ ist im Handel erhältlich:
http://www.amazon.de/roten-Meinungsmacher-SP%C3%96-Rundfunkpolitik-1945-heute/dp/3868880461/ref=sr_1_sc_1?ie=UTF8&qid=1338905588&sr=8-1-spell
Nähere Infos zum Buch und zum Autor:
www.wernerreichel.at

Endnoten

[i] Siehe Payrleitner. 2007. Seite 545.

[ii] Fidler.2008. Seite 365.

[iii] Siehe Fidler. Seite 365.

[iv] Fidler. 2008. Seite 365.

[v] ORF Presseaussendung (OTS). 22.2.2007.

[vi] Fidler. 2008. Seite 276.

[vii] http://tv.orf.at/groups/serie/pool/hinter_den_kulissen/story (24.1.2012).

[viii] http://www.profil.at/articles/0718/560/172357/orf-mitten-chaos (24.1.2012).

[ix] Ebenda.

[x] derstandard.at (2.2.2012).

[xi] http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/kultur/orf/2804678/orf-generaldirektor-wrabetz-stellt-sich-wiederwahl.story (24.1.2012).

[xii] Ebenda.

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Fußnote 321: Die Gegenwart aufarbeiten! drucken

Norbert Darabos, der Minister von der traurigen Gestalt, verkündete mit bebender Stimme den „sensationellen“ Fund der im Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs versteckten Kapsel. Bildhauer Wilhelm Frass hatte darin 1935 ein flammendes nationalsozialistisches Bekenntnis versteckt. Wieder ein Mosaiksteinchen zur Aufarbeitung unserer Geschichte, verkündete Darabos. Das in der selben Kapsel enthaltene pazifistische Bekenntnis des zweiten Bildhauers, Alfons Riedel, versetzte ihn hingegen kaum in Entzücken.

Dabei könnte man den Kapselfund gerade deshalb auch als Mosaiksteinchen zur Aufarbeitung der Gegenwart verstehen.
Ständig erklären uns Künstler unsere österreichische Welt. Besonders intensiv natürlich seit der Regierungsbildung im Jahr 2000. Sie sagen uns mit dem Pathos von Demiurgen, wen wir wählen dürfen und wen nicht, wer regieren darf und wer nicht, wer böse ist und wer gut. Mit dem Aplomb des erleuchteten Sehers fordern sie „Wehret den Anfängen!“
Als wären sie berufen, unfehlbare Hüter der nationalen Moral zu sein.
Und Mainstream-Medien wie Staats-Funk bieten ihnen die schier unermessliche Plattform dafür.
Dass sich Künstler genauso oft irren, dass sie genauso oft mit den Mächtigen laufen (vielleicht sogar ein bisschen öfter, weil die Mächtigen ja auch den wohligen Subventionsregen über sie ausschütten können) wie jeder andere Bürger auch, das ist in der Gegenwart so, wie es in der Vergangenheit war. Wer das vergessen hat, den könnte die Kapsel daran erinnern.
Und dann könnte man uns vor den moraltriefenden Plattitüden politisierender Selbstdarsteller bewahren.

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Die roten Meinungsmacher (36): S.O.S. Rotfunk: Die Ära Monika Lindner drucken

Das ORF-Gesetz dient der schwarz–blauen Regierung auch dazu, den ungeliebten ORF-Chef Gerhard Weis vorzeitig loszuwerden. Weis wollte 2002, mit Ende seiner Funktionsperiode, den Hut nehmen und sich in die gut bezahlte Pension verabschieden.

Als Nachfolger hatte er bereits für seine sozialdemokratischen Freunde Alexander Wrabetz, den kaufmännischen Direktor des ORF, aufgebaut. FPÖ und ÖVP wollen aber nicht warten, bis Weis 2002 von selbst geht und auch Wrabetz, der von SPÖ und Weis auserkorene Kronprinz, hatte nach der politischen Wende (zumindest vorerst) keine Chance mehr auf den ORF-Thron. Durch die Verschiebung der Machtverhältnisse im Nationalrat haben ÖVP und FPÖ nun auch die Mehrheit im ORF-Aufsichtsrat.

Dem Rotfunk wollen die beiden Regierungsparteien ein möglichst rasches Ende bereiten. Dafür braucht es an der Spitze der Anstalt eine neue Kraft, obwohl sich der „bürgerliche“ Gerhard Weis in den langen Jahren seines Wirkens am Küniglberg in politischen Belangen stets als äußerst flexibel und wendig erwiesen hat. Nachdem einige der Wunschkandidaten der ÖVP einen Korb geben, etwa Styria-Vorstandsvorsitzender Horst Pirker oder Premiere-Chef Georg Kofler[i], fällt die Wahl auf Monika Lindner, ORF-Landesdirektorin in Niederösterreich.

Am 21.12.2001 wird Lindner dann auch wenig überraschend vom ORF-Aufsichtsrat zur neuen ORF-Generaldirektorin gewählt. Sie ist nicht nur die erste Frau an der Spitze der öffentlich-rechtlichen Anstalt, sondern auch, sieht man von Josef Scheidl in den Frühzeiten des ORF ab, die erste dezidiert bürgerliche Senderchefin. Bacher und Weis waren, obwohl man ihnen das Label bürgerlich umgehängt hatte, Pragmatiker, die zur SPÖ mindestens genauso gute Kontakte – wenn nicht sogar bessere – hatten wie zur ÖVP.

Die Linken Journalisten sind schockiert

Dieser Wechsel an der Spitze sorgt unter den zumeist SPÖ- und Grün-affinen Redakteuren und Mitarbeitern am Küniglberg für helle Aufregung. Schließlich war das über Jahrzehnte perfekt funktionierende Tausch-System zwischen ORF und SPÖ nun akut gefährdet. Dass ein Großteil der ORF-Journalisten links steht, bestreiten nicht einmal, zumindest in anonymisierten Befragungen, sie selbst, wie eine Studie über das Selbstverständnis heimischer Journalisten aus dem Jahr 2007 eindeutig belegt[ii].

[iii]

Dieser repräsentativen Befragung zufolge ordnen sich 51 Prozent der heimischen Journalisten politisch selbst als „links“ bzw. „eher links“ ein, 33 Prozent fühlen sich der politischen Mitte zugehörig. Bei den Rundfunkjournalisten ist der politische Linksdrall noch wesentlich eindeutiger: 60 Prozent stufen sich selbst als „links“ (24 Prozent) bzw. „eher links“ (36 Prozent) ein, 33 Prozent verorten sich in der politischen Mitte. Die Befragung gibt zwar keinen direkten Aufschluss darüber, wie sich die ORF-Journalisten selbst einstufen, allerdings: „Bei den elektronischen Medien schlägt aber auch das überwiegende Selbstverständnis der ORF-Journalisten durch, die auch ein Jahrzehnt nach Zulassung privater Radio- und TV-Betreiber noch das Gros der Beschäftigten in diesem Segment stellen.“[iv]

Neben diesen eindeutigen Zahlen gibt es ein weiteres Indiz, welches die schwere linke Schlagseite der ORF-Redakteure belegt. Journalisten in Wien stehen politisch deutlich weiter links als jene in den Bundesländern. Während sich in den Bundesländern lediglich 11 Prozent aller Journalisten als links bezeichnen, sind es in Wien stolze 29 Prozent, als eher links sehen sich in den Bundesländern 26 Prozent, in der Bundeshauptstadt sind es 36 Prozent [v]. Sprich, zwei Drittel der Wiener Rundfunkjournalisten, von denen wiederum die meisten beim ORF arbeiten, ordnen sich politisch selbst als links ein.

Die Studie des renommierten Kommunikationswissenschaftlers Andy Kaltenbrunner eröffnet noch weitere interessante An- und Einsichten. Der Großteil der linken ORF-Mitarbeiter sieht den ORF, respektive seine politische Ausrichtung, deutlich weiter rechts, als sie sich selbst einschätzen. 62 Prozent der heimischen Rundfunkjournalisten sehen ihren Arbeitergeber, also ihren Sender, in der politischen Mitte positioniert.

[vi]

Offenbar würden viele der ORF-Redakteure den roten Staatssender, wenn sie nur könnten bzw. wenn es die SPÖ zuließe, noch weiter links positionieren, was auch die zumeist extrem Grünen-freundliche Berichterstattung erklärt. Wie groß die Macht der linken Redakteure innerhalb des ORF ist bzw. wie groß der Gruppenzwang in den Redaktionen sein muss, lässt die Aussage eines ZiB-Redakteurs kurz nach der Bildung der schwarz-blauen Regierung in der Branchenzeitschrift Extradienst erahnen: „Natürlich ist es so, dass es auch im ORF einige Kollegen gibt, die schwarz-blau für vernünftig halten (…), die trauen sich jetzt natürlich aus der Deckung.“[vii]

Solange die SPÖ den Bundeskanzler stellte, mussten ÖVP- und FPÖ-nahe ORF- Journalisten[viii] also in Deckung bleiben, mussten ihre politische Ansichten vor ihren mehrheitlich linken Kollegen verbergen, um nicht gemobbt zu werden oder um keine Repressalien erleiden zu müssen.

Dass in einem solchen Klima der Machtwechsel an der Spitze der roten Rundfunkanstalt Schockwellen unter den Mitarbeitern auslöst, kann daher nicht verwundern. In den durchwegs links besetzten Redaktionen am Küniglberg kommt nun „so etwas wie eine „Jetzt-erst-recht“-Stimmung auf“[ix], wie es ÖVP-Medienexperte Gerhard Popp beschreibt.

Plötzlich ist der ORF für Objektivität

Die besorgten ORF-Redakteure, die jahre- und jahrzehntelang keine größeren Probleme mit dem massiven Einfluss der SPÖ auf die Anstalt hatten, sehen plötzlich die „Objektivität“ und die „journalistische Qualität“ des ORF bedroht.

Wenn zwei das Gleiche tun, ist es längst nicht dasselbe. Unterstützt werden die ORF-Mitarbeiter, die plötzlich ihre Liebe zur Unabhängigkeit entdecken, von den linken Mainstreamzeitungen und Zeitschriften.

FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler macht es den ORF-Redakteuren auch nicht besonders schwer, sich als Opfer der schwarz-blauen Politiker darzustellen. Mit markigen Worten und ohne jede Diplomatie attackiert er öffentlich die ORF-Mitarbeiter. Die Machtverhältnisse und das Kräftegleichgewicht im jahrelang schwelenden Konflikt zwischen FPÖ und ORF haben sich nun aber etwas verschoben, die Position der ORF-Redakteure ist nicht mehr ganz so komfortabel wie unter dem Schutzschirm der SPÖ.

Die Redakteure des Aktuellen Dienstes Fernsehen beklagen sich Anfang Oktober 2000 in einer Aussendung: „Der Druck der Regierungsparteien auf die Redaktionen hat in den letzten Tagen ein unerträgliches Ausmaß angenommen.“[x]

Josef Cap, über Jahre der wichtigste Dreh- und Angelpunkt zwischen ORF und SPÖ, legt noch eines drauf und prognostiziert gar das Ende der „Presse- und Meinungsfreiheit“ in Österreich[xi].

Die Interventionen beim ORF beherrschen nun die heimischen und vereinzelt sogar die internationalen Medien, selbst Le Monde und die Frankfurter Rundschau berichten über den enormen Druck, dem sich die ORF-Mitarbeiter plötzlich ausgesetzt fühlen. Vorbei sind die Zeiten, als die Kanzlerpartei ohne großes Aufhebens die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beeinflussen und lenken konnte.

Nur in Ausnahmefällen kommen damals Interventionen von SPÖ-Politkern ans Tageslicht. So wie etwa bei der Euro-Team-Affäre. Fritz Dittlbacher, ehemaliger AZ-Journalist, soll 1999 kurz vor den Nationalratswahlen als diensthabender Redakteur im Auftrag der SPÖ-Parteizentrale dafür gesorgt haben, „dass in einem ZiB-Beitrag über die Euroteam-Affäre eine Passage, in der der Sohn des damaligen SP-Kanzlers Viktor Klima vorkommen sollte, eliminiert wurde.“[xii]

„Auf Geheiß des zuständigen Chefs vom Dienst Fritz Dittlbacher war ein fertiger Beitrag um genau jene 8 Sekunden gekürzt worden, in dem der Name von Jan Klima (Sohn des Bundeskanzlers) und David Mock (Pressesprecher des Bundeskanzlers) vorgekommen waren.“[xiii] 

ZiB-Moderator Josef Broukal will die der Schere zum Opfer gefallenen Informationen in einer Moderation nachholen. „Doch Fritz Dittlbacher, Chef vom Dienst der ZiB, pfeift Broukal zurück.“[xiv] Das bringt Dittlbacher bei der ÖVP den Spitznamen „Mister acht Sekunden“ ein.

So etwas bleibt im ORF natürlich nicht ohne Folgen. Dittlbacher wird später, unter ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, zum Fernseh-Chefredakteur befördert, wo er seither rund 140.000 Euro brutto pro Jahr kassiert[xv]. Auch in dieser Funktion ist er in eine ähnliche Affäre verwickelt.[xvi]

Josef Kalina reicht Anweisungen der Löwelstraße weiter

Zu Zeiten Klimas hatte die SPÖ sogar einen eigenen, selbstverständlich inoffiziellen, Verbindungsmann „in den Aktuellen Dienst des ORF“[xvii]. Dabei handelte es sich um Josef Kalina, seines Zeichens Sprecher von Kanzler Klima und SPÖ-Kurator im ORF. Als Kalina selbst für ORF-Verhältnisse zu penetrant wird und einen „Hörfunkredakteur wegen einer ‚falschen‘ Frage in einem Klima-Interview anfährt, platzt den Redakteuren der Kragen.“[xviii]

In einem Brief an Kalina fordern sie: „Lassen Sie die Redakteure des ORF in Ruhe arbeiten.“[xix]Der Brief ist im Gegensatz zu den späteren schwarz-blauen Zeiten, obwohl der Inhalt einem Branchenmagazin zugespielt wird, nicht öffentlich. Damals gehen die ORF-Redakteure noch diskreter vor, man will die SPÖ schließlich nicht allzu sehr vor den Kopf stoßen.

Interventionen sind beim ORF also absolut nichts Neues, es macht aber eben einen großen Unterschied, ob ein SPÖ-Politiker bei einem Redakteur mit Linksdrall interveniert, was ohnehin nicht allzu oft notwendig ist, oder ein ÖVP- oder gar FPÖ-Politiker. Zudem ist es durchaus wahrscheinlich und auch nachvollziehbar, ja geradezu logisch, dass die Interventionen von schwarzen und blauen Politikern nach dem Regierungswechsel zugenommen haben. In einer Rundfunkanstalt, in der überwiegend politisch links eingestellte Journalisten werken, ist es für eine sozialdemokratisch geführte Regierung gar nicht notwendig, die Berichterstattung via Interventionen in ihrem Sinne zu beeinflussen, man liegt ohnehin auf einer Wellenlänge.

Die ORF-Redakteure, von denen viele im sozialistischen Umfeld sozialisiert worden sind[xx], haben die ihnen zugedachte und fürstlich bezahlte Funktion[xxi] des Hofberichterstatters stets gerne und bereitwillig erfüllt, auch ohne lästige Anrufe aus der SPÖ-Parteizentrale. Man war schließlich unter Freunden. Diese für beide Seiten äußerst bequeme und angenehme Situation hatte nach rund 30 Jahren ein jähes Ende gefunden, mit dem sich die ORF-Journalisten nicht abfinden konnten und wollten.

Genosse Armin Wolf macht seinen Unmut öffentlich

Sie wenden sich an die Öffentlichkeit und setzen sich mit dramatischen Apellen nun für journalistische Grundwerte wie Objektivität oder Unabhängigkeit ein, Werte, die im ORF, insbesondere im Fernsehen, bisher nie eine große Rolle gespielt hatten.

Obwohl der ORF mit Abstand das größte Medienunternehmen des Landes ist, das die mit Abstand meisten Journalisten beschäftigt, waren es immer Printjournalisten, die die großen SPÖ-Skandale, von denen es im Laufe der Jahrzehnte einige gegeben hat, aufgedeckt haben: Der AKH-Skandal wurde von Profil-Journalist Alfred Worm, die Lucona-Affäre von Hans Pretterebner und Gerald Freihofner (Wochenpresse) aufgedeckt, den Noricum-Skandal brachten Redakteure der Zeitschrift Basta ins Rollen.

Das ORF-Fernsehen war stets ein mehr oder weniger braver Hofberichterstatter der SPÖ. Regierungskritischer oder investigativer Journalismus hat im ORF im Laufe der Jahrzehnte praktisch nie stattgefunden. Die Wieder- oder besser die Neuentdeckung journalistisch-ethischer Grundregeln am Küniglberg war also nur ein billiger Vorwand, ein leicht zu durchschauender Taschenspielertrick. In Wahrheit ging es den meisten Redakteuren lediglich um die Erhaltung ihres „Rotfunks“ bzw. ihrer symbiotischen Beziehung zur SPÖ.

Da nutzte es der neuen Regierung auch relativ wenig, dass die neue bürgerliche ORF-Generaldirektorin Monika Lindner den ÖVP-nahen Werner Mück, der sich selbst als „fünf Zentimeter rechts der Mitte“ bezeichnete, als TV-Chefredakteur einsetzte. Im Gegenteil: Zwischen der bürgerlichen ORF-Führung und den überwiegend linken ORF-Redakteuren brach ein regelrechter Krieg aus. Einer der Kritikpunkte: Mück habe als TV-Chefredakteur zu viel Macht in einer Hand.

Dieser Konflikt wird, im Gegensatz zur der Auseinandersetzung mit dem SPÖ/ORF-Verbindungsmann Josef Kalina, aber nicht intern ausgetragen, sondern wird via Presseaussendungen, Aufrufen, Protestaktionen und Zeitungsinterviews an die Öffentlichkeit gebracht. Den Höhepunkt erlebt diese Auseinandersetzung im Mai 2006. Bei der Verleihung des Robert Hochner-Preises an Armin Wolf übte der ZiB2-„Anchorman“ in seiner Rede harte Kritik an der schwarz-blauen Regierung und an Mück und Lindner.[xxii]

Wolf bedient sich dabei der klassischen „Ja, aber“-Rhetorik: Natürlich wurde auch früher interveniert, aber nachdem seit 30 Jahren erstmals kein SPÖ-Mann Kanzler ist, ist alles natürlich sehr viel schlimmer: „Es gibt die Zeit vor dem Februar 2000 und es gibt die Zeit seither. Und das ist ein Unterschied.“ [xxiii]

Wolf stellt ÖVP, FPÖ sowie das Duo Lindner und Mück öffentlich an den Pranger. „Die große Regierungspartei hatte dabei im ORF als primäres Anliegen, die „roten G’frieser“ (…) vom Schirm zu räumen und die anderen wollten – endlich! – auch ihre Leute an die Schaltstellen hieven.“[xxiv], jammert Wolf. Das stimmt natürlich, allerdings stellt sich die Frage, warum Wolf, als die SPÖ ebenso ungeniert interveniert und fast alle wichtigen Positionen im Rundfunk mit ihren Leuten besetzt hat, keine öffentliche Brandrede gehalten hat und warum er an die Politik von FPÖ und ÖVP höhere moralische Maßstäbe anlegt als an jene der SPÖ.

Zu erwarten, dass sich die konservative Regierung damit abfindet, dass im ORF auch weiterhin überwiegend sozialistische Kräfte den Ton und die Ausrichtung der Berichterstattung angeben, ist etwas weltfremd. Sind die Begehrlichkeiten von ÖVP und FPÖ nach 30 Jahren Rotfunk wenn auch nicht berechtigt, so doch nicht zumindest nachvollziehbar? Wolf und seine Anhänger innerhalb- und außerhalb der Anstalt scheinen es jedenfalls als eine Art Gewohnheitsrecht zu betrachten, dass der ORF, und hier insbesondere das Fernsehen, SPÖ-freundlich zu sein haben.

Es ist für Wolf einigermaßen entlarvend, wenn er in seiner Rede ausführt: „(…) und die anderen wollten – endlich! – auch ihre Leute an die Schaltstellen hieven.“[xxv]

„Auch“ ist hier das Schlüsselwort. Die parteipolitische Besetzung von Posten im ORF ist für Herrn Wolf offenbar solange kein Problem, solange nur die richtigen Leute, sprich politisch links stehende, in die richtigen Positionen gelangen.

Das rote Imperium schlägt zurück

Wolfs aufschlussreiche Rede ist jedenfalls die Initialzündung für die Initiative S.O.S. ORF. Ehemalige und aktive ORF-Mitarbeiter, wie etwa „Mister acht Sekunden“ Fritz Dittlbacher, sowie die üblichen Verdächtigen aus der linken Kunst- und Kulturszene trommeln im Internet gegen Lindner und Mück, sie wollen unter dem Deckmantel von Objektivität und Unabhängigkeit ihren alten Rotfunk wieder. Bis zum Jahreswechsel 2006/2007 tragen sich 74.498 Unterstützer im Internet ein.[xxvi]

Ironie der Geschichte, die von Wolf wortreich beklagte Umfärbung des ORF findet ohnehin nie statt. Zu zahlreich und zu fest verwurzelt sind die unzähligen linken Redakteure, leitenden Redakteure, Chefredakteure, CvDs, Abteilungsleiter usw. Bis auf Lindner und Mück und einige wenige Posten bleibt auch unter Lindner alles fest in roter Hand. Und die SPÖ-affinen Redakteure machen gegen das konservative Führungsduo mobil.

So werden Werner Mück unter anderem „frauenfeindliche und herabwürdigende Äußerungen“, die „Bedrohung" von Mitarbeitern mit „Karriereauswirkungen“, oder „schwere Verstöße gegen das Redakteursstatut"[xxvii] vorgeworfen. Monika Lindner kommt immer stärker unter Druck und setzt schließlich eine Kommission ein, die über mehrere Wochen die Vorwürfe gegen Mück prüft. Das Ergebnis der Untersuchungen ist so schwammig, dass sich nach dessen Veröffentlichung beide Seiten bestätigt fühlen.

Doch Wolf und Co. müssen sich ohnehin nicht allzu lange mit nichtlinken Führungskräften im ORF herumärgern. Bei den Nationalratswahlen im Oktober 2006 sackt die ÖVP von über 42 Prozent auf 34,3 Prozent ab. Die SPÖ verliert zwar ebenfalls leicht, wird aber mit 35,3 Prozent wieder stärkste Kraft im Land. Die Belegschaft am Küniglberg kann aufatmen. Nach langwierigen Koalitionsverhandlungen bildet SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer mit der ÖVP eine große Koalition. Damit herrscht nach dem schwarz/blau/orangen Intermezzo wieder politischer Normalzustand in Österreich.

Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.
Werner Reichel hat Ethnologie und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit vielen Jahren im Privatrundfunkbereich tätig und lehrt an einer Wiener Fachhochschule Radiojournalismus.
Die roten Meinungsmacher – SPÖ Rundfunkpolitik von 1945 bis heute“ ist im Handel erhältlich:
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www.wernerreichel.at

Endnoten

[i] Siehe Fidler. 2004, Seite 208.

[ii] Siehe Kaltenbrunner. 2008.

[iii] Siehe Kaltenbrunner. 2008. Seite 45.

[iv] Kaltenbrunner. 2008. Seite 46.

[v] Siehe Kaltenbrunner. 2008 Seite 46.

[vi] Kaltenbrunner. 2008. Seite 46.

[vii] Extradienst. ED 5/ 17.3.2000.

[viii] In den Landesstudios stellte sich die Situation anders dar, hier waren die politischen Machtverhältnisse im jeweiligen Bundesland entscheidend für die politische Ausrichtung des regionalen ORF-Programms.

[ix] Extradienst. ED 5/ 17.3.2000.

[x] OTS-Presseaussendung. 9.10.2000.

[xi] Siehe Pressedienst der SPÖ. 10.10.2000.

[xii] http://diepresse.com/home/kultur/medien/593124/ORFRadiodirektor_Die-Zeichen-stehen-auf-Karl-Amon (11.01.2012).

[xiii] Schmidt. 2011. Seite 461f.

[xiv] Extradienst. ED 19-20, 20.10.2000.

[xv] Siehe http://diepresse.com/home/kultur/medien/643647/Gehaltsposse-um-ORFAushaengeschild-Armin-Wolf (06.03.2012).

[xvi] Siehe Kapitel:Linke Flügelkämpfe: Der Fall Niko Pelinka.

[xvii] Extradienst. ED 19-20. 20.10.2000.

[xviii] Extradienst. ED 19-20 20.10.2000. Seite 89.

[xix] Ebenda.

[xx] So sind etwa viele ehemalige Redakteure der sozialistischen Arbeiter Zeitung in den ORF gewechselt. Eine Auflistung von ORF-Mitarbeitern mit sozialdemokratischen Hintergrund siehe Anhang.

[xxi] ORF Mitarbeiter verdienen pro Jahr durchschnittlich € 75.000,-. Siehe: Die Presse.13.01.2012.

[xxii] Die komplette Rede von Armin Wolf ist im Anhang zu finden.

[xxiii] Rede von Armin Wolf  siehe Anhang.

[xxiv] Rede von Armin Wolf siehe Anhang.

[xxv] Ebenda.

[xxvi] Siehe Payrleitner. 2007. Seite 548.

[xxvii] Siehe Wiener Zeitung. 14.6.2006.

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Fußnote 320: Verfassungsbrecher aus dem Niemandsland drucken

Die ORF-Genossen haben wirklich schon jeden Genierer verloren. Das zeigte ärger denn je die Zeit im Bild am Donnerstag.

Da wird zum zweiten Mal hintereinander die absolut gleiche Story – die Verdachtsmomente gegen den Kärntner ÖVP-Obmann – zur Spitzenmeldung gemacht. Da wird auch gleich eine Petitesse gegen den Tiroler ÖVP-Landeshauptmann zum österreichweiten Thema gemacht. Aber okay, bei sehr weitherziger Interpretation kann man das alles noch irgendwie journalistisch zu argumentieren versuchen (auch wenn Wiener SPÖ-Skandale prinzipiell nie den Weg in die ZiB finden). Und dann wird über die – deutliche – Brüsseler Kopfwäsche für den Verfassungsbruch des neuen rumänischen Ministerpräsidenten berichtet. Na also, ausgleichende Gerechtigkeit der Berichterstattung, werden jetzt manche denken. Jedoch: Der ORF bringt es zusammen, weder in der langen Anmoderation noch im nachfolgenden Beitrag auch nur andeutungsweise zu erwähnen, dass es sich dabei um einen Sozialisten handelt. Dass der Verfassungsbrecher noch vor kurzem vom SPÖ-Mann Swoboda wortgewaltig verteidigt worden ist. Im Vergleich zu diesem ORF hat man sich einst sogar in der „Volksstimme“ noch objektiv informiert gefühlt. Dabei braucht es für all das wahrscheinlich gar keine Weisungen von außen mehr. Die Programmmacher sind schon von sich aus überzeugt: Rechte Untaten werden extrem aufgebauscht, linke total unter den Teppich gekehrt.

 

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Die Linksfaschisten putschen – und die EU schläft drucken

Man stelle sich vor: Die Regierung Schüssel hätte im Jahr 2000 den ihr kritisch gesinnten Bundespräsidenten abzusetzen versucht; sie hätte die Präsidenten beider Parlamentskammern (etwa Heinz Fischer von der nominell stärksten Partei) abgesetzt; sie hätte die Volksanwälte mitten in der Amtsperiode ausgetauscht; sie hätte sich gegen den Protest von Tausenden Künstlern den gesamten Kulturapparat über Nacht untergeordnet; sie hätte zwei unbotmäßige Verfassungsrichter mit Entlassung bedroht; sie hätte die Befugnisse des Oberstgerichts beschnitten; und sie hätte die Absetzung des Präsidenten erleichtert. Außerdem hätte sich herausgestellt, dass Wolfgang Schüssel bei seiner Dissertation massive Plagiate begangen und in seinem Lebenslauf Hochstapelei betrieben habe, indem er einen schlichten Sommerkurs als Master-Studium ausgegeben hätte.

Kein Zweifel: Die hysterischen Reaktionen der anderen EU-Staaten und der europäischen Sozialisten auf Österreich wären mehr als gerechtfertigt gewesen.

All das passiert nun seit Wochen tatsächlich in einem EU-Land, nur nicht in Österreich und auch nicht in Ungarn, sondern in Rumänien. Dort findet de facto der im ersten Absatz beschriebene Putsch statt. Der einzige Unterschied: Es ist ein sozialistischer Ministerpräsident, der all der aufgezählten Dinge schuldig ist.

Jedoch: Die bisherige Reaktion der Miteuropäer ist fast Null. Besonders bezeichnend ist der sozialistische Fraktionschef  im EU-Parlament, der beschämenderweise aus Österreich kommende Hannes Swoboda: Er kritisiert nicht etwa den Täter, den rumänischen Premier Victor Ponta, sondern dessen ausländische Kritiker. Diese würden sich in einen „internen Machtkampf“ einmischen.

Dabei sind die putschartigen Vorgänge in Rumänien zehnmal ärger und konkreter als alles zusammen, was einst der österreichischen Regierung oder im Vorjahr der ungarischen Zweidrittelmehrheit vorgeworfen werden konnte. In Österreich ist nämlich überhaupt nichts Verfassungs- oder Rechtswidriges passiert. Und in Ungarn sind alle – teilweise durchaus diskutablen – Gesetzesänderungen, die kritisiert werden, mit Regelungen identisch, wie es sie in anderen, „alten“ EU-Ländern völlig unangefochten gibt (wie etwa die Einschränkungen des Redaktionsgeheimnisses).

Das, was in den letzten Wochen in Rumänien passiert, ist nur noch mit den im Stalinismus üblichen Säuberungen nach Machtkämpfen in der Kremlspitze vergleichbar. Damals erschienen wenigstens auch in westeuropäischen Linkszeitungen kritische Artikel.

Noch widerlicher als das Verhalten der europäischen Sozialisten sind nämlich die angeblich unabhängigen westeuropäischen Medien und „Intellektuellen“. Was haben sie nicht nur im Falle Österreich und Ungarn alles aufgeführt, sondern auch, als der deutsche Minister Guttenberg des Plagiats schuldig war! Wie haben sie sich darüber erregt,  als die Amtsperiode der ungarischen Medienbehörde mit neun Jahren festgelegt worden ist. Und wie schweigen sie jetzt alle peinlich leise zu Rumänien.

Interessant ist aber auch, wie ein Typ wie Ponta überhaupt an die Macht kommen konnte. Denn eigentlich hatte ja die Partei des nun auf der Abschussliste des Premiers  stehenden Präsidenten Basescu die Wahlen gewonnen. Diese wurde jedoch von ein paar parlamentarischen Heckenschützen gestürzt, weil sie die Sparvorgaben von EU und Internationalem Währungsfonds umgesetzt hat.

Es war natürlich nicht sehr populär, als die Mehrwertsteuer um fünf Prozentpunkte erhöht werden musste und die Beamtenlöhne um 25 Prozent gekürzt wurden. In solchen Situationen gibt es in Osteuropa immer einige „unabhängige“ Abgeordnete, die ihr Fähnchen nach dem Wind richten und die Fronten wechseln (ob nicht gerade in solchen Situationen der oft gegeißelte Klubzwang seine Sinnhaftigkeit zeigt? Aber das ist schon wieder ein anderes Thema).

Viel erstaunlicher ist, dass man bisher auch vom IWF kein klares Wort gehört hat. Er hätte eigentlich sofort sagen müssen, dass Rumänien halt auf Hilfe verzichten müsse, wenn es die Sparprogramme ablehnt (zum Euro gehört das Balkan-Land ja zum Glück nicht, was wenigstens einmal ein Trost für ein geplagtes Euro-Land ist).

Auch Europarat und OSZE, die sich im Falle Ungarn wegen lächerlichster Details aufgepudelt hatten, sind total schweigsam. Dabei ist allein schon die Tatsache ein unfassbarer Skandal, dass Ponta und seine Spießgesellen nun den Verfassungsrichtern mit Korruptionsverfahren drohen, weil sie die Vorwürfe der sozialliberalen Regierung gegen den Präsidenten als nicht stichhaltig zurückgewiesen haben.

Diese Vorwürfe sind in der Tat absolut lächerlich: So wird Basescu die Aussage vorgeworfen, dass eigentlich er und nicht Ponta das Recht hätte, so wie Frankreichs Präsident zu einem EU-Gipfel zu fahren. Dasselbe hatte einst auch ein Thomas Klestil versucht. Womit auch der damals gescheitert ist – was aber in Österreich kein Mensch mit einer Amtsenthebung zu beantworten versuchte.

Das rumänische Verfassungsgericht hat zweifellos mit seiner Aussage recht: „Eine aktive Rolle im politischen und sozialen Leben des Landes kann nicht als verfassungswidriges Verhalten gewertet werden.“ Es will ja auch niemand Heinz Fischer abwählen, weil er ständig der Schuldenmacherei das Wort redet.

Neben den Sozialisten regiert in Bukarest nun übrigens auch eine linksliberale Partei mit. Was dafür sorgt, dass das Putschregime in Bukarest im EU-Parlament eine parlamentarische Mehrheit hinter sich hat. Die EU-Liberalen haben nämlich mit Liberalität sehr wenig am Hut, sondern entpuppen sich wie einst Heide Schmidt als eine getarnte Vorhut der Linken.

Das ist nicht nur für Rumänien beängstigend. Denn man bekommt zunehmend den Eindruck, dass das alles ein großes Design hat. Siehe etwa ganz ähnliche Vorgänge in Russland. Schlittert Europa als Folge der Schuldenkrise in einen neuen Faschismus, der die Phase der Demokratie beendet? Nur wäre das halt diesmal ein Linksfaschismus.

Ein weiteres Indiz: Auch in der Slowakei und in Kroatien haben die neuen linken Mehrheiten die Rundfunkchefs vorzeitig abgesetzt und die Gesetze zu ihren Gunsten geändert. Aber das ist erlaubt, handelt es sich doch um Linksregierungen.

PS.: Nur zum Kontrast: 2002, zwei Jahre nach Beginn von Schwarz-Blau, war ein Sozialist Chef jener österreichischen Behörde, welche (nach Jahrzehnten, in denen die Sozialisten jede ORF-Konkurrenz blockiert haben) über die Vergabe der ersten österreichischen Rundfunklizenzen entschieden hat. Irgendwie war das noch ein anderes Verständnis von Demokratie. Hat das eigentlich auch nur einer der Hetzer gegen jene Regierung anerkannt?

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Die Roten Meinungsmacher (35): Das Ende des ORF-Monopols: ATV+ und KRONEHIT drucken

Am 7. November 2001 endet die Ausschreibungsfrist für die vier terrestrischen Privatfernsehzulassungen. Die Befürchtungen und Unkenrufe einiger SPÖ-Politiker und Rundfunkexperten, wonach im Satellitenzeitalter an Antennenfernsehen ohnehin kein Interesse mehr bestünde, erweisen sich als falsch.

Obwohl das Fellner-Blatt TV-Media kurz vor Ausschreibungsende noch prophezeit „warum es kein Privat-TV geben wird"[i], langen bei der KommAustria 27 Bewerbungen ein. Alleine für die bundesweite Lizenz sind es sieben, für die regionalen 20. Zudem gehen mehrere Anträge für kleinere, nicht ausgeschriebene, Frequenzen bei der Medienbehörde ein.

Unter den Bewerbern sind freilich auch einige, die wenig Know-how, kaum Geld oder einen eher dubiosen Hintergrund haben. So schreibt etwa das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ über einen der Bewerber für die bundesweite Zulassung: „Nicht weniger suspekt ist die Bewerbung einer Gruppe namens Kanal 1. Sie will mit einer Belgrader Produktionsfirma kooperieren, die dort den Sender „Kosava“ betreibt – aufgebaut hat den Kanal die Tochter von Ex-Diktator Milosevic.“[ii]

Es gibt aber genügend seriöse und ernstzunehmende Bewerber, aus denen Behördenchef Hans Peter Lehofer nun auswählen kann. Am 1. Februar 2002 geht die bundesweite TV-Zulassung wenig überraschend an ATV (das sich in ATV+ umbenannt hat), für die Versorgungsgebiete in Wien, Linz und Salzburg bekommen am 29.7.2002 Puls, LT1 und Salzburg-TV den Zuschlag.

Der ORF blockiert weiter

Diese Entscheidungen der KommAustria bedeuten aber nicht, dass nun terrestrisches Privatfernsehen in Österreich tatsächlich auf Sendung gehen kann. Denn zum Senden braucht ATV+ auch entsprechende Antennen und Sendeanlagen, und die besitzt in Österreich nur der ORF. Weil es den Privaten aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich sei, ein eigenes Sendernetz aufzubauen, könne der ORF diese Situation leicht ausnützen, kritisiert bereits 2001 ATV-Geschäftsführer Tilman Fuchs.[iii]

Und genau das tut der ORF auch und verlangt von seinem unliebsamen Konkurrenten unverschämt hohe Sendermieten und stellt zudem schwer zu akzeptierende Bedingungen. Zwischen ORF und ATV+ entspinnt sich ein monatelanger Streit. Herbert Kloiber, Chef der Tele München-Gruppe und Hauptgesellschafter bei ATV: „Die [der ORF, A.d.V.] glauben offenbar, sie können den Start des dualen Rundfunks in Österreich weiter verzögern."[iv]

Der ORF-Vertrag enthält folgende Bedingungen:

  • Die Möglichkeit, jederzeit die Kosten erhöhen zu können.
  • Einen Verzicht auf Anrufung der Regulierungsbehörde.
  • Eine Aufhebung der geminderten Schadensregelung im Falle eines Lizenzverlustes von ATV vor dem Verfassungs- oder Verwaltungsgerichts[v].

Schließlich schaltet ATV die Rundfunkbehörde ein. Sie soll, wie im Gesetz für solche Fälle vorgesehen, den Streit schlichten. Im PrTV-Gesetz ist allerdings etwas unkonkret von einem „angemessenen“ Entgelt für die Sendermieten die Rede.[vi]

Im Juli 2002 legt die KommAustria die Bedingungen fest: ATV+ solle für die Sender eine Miete von 2,15 Millionen Euro pro Jahr an den ORF zahlen.[vii] Beide Sender sind damit nicht einverstanden und legen Berufung ein. Der Streit geht in die nächste Runde. Für bundesweites terrestrisches Privat-TV heißt es damit weiter: Bitte warten!

Im Streit um die Sendeanlagen bestätigt schließlich der Bundeskommunikationssenat die KommAustria-Entscheidung zur Sendemiete. Zudem muss der ORF bis spätestens Mai 2003 seine Sendeanlagen zur Verfügung stellen. Der ORF hat nun alles ausgereizt, um den Start des Konkurrenten bis zuletzt hinauszuzögern. Jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht.

ATV geht bundesweit auf Sendung – der ORF dreht das Signal ab (?)

Am 1. Juni 2003 geht ATV+ bundesweit über Antenne auf Sendung, damit fällt auch eines der letzten Monopole des ORF. Eine Situation, mit der sich der einstige Platzhirsch offenbar nur schwer abfinden kann. Jedenfalls geschehen rund ein Jahr später höchst seltsame Ereignisse und Zufälle.

Der ORF muss 2004 eine weitere schwere Niederlage einstecken. Beim Kampf um die Übertragungsrechte der heimischen Fußballbundesliga zieht der ORF gegen den Pay-TV-Sender Premiere und ATV+ den Kürzeren. Erstmals startet die Bundesliga ohne jede Beteiligung des ORF[viii]. Doch die Fußballpremiere im Privat-TV, das Match Wacker Tirol gegen GAK, am 13. Juli fällt ins Wasser.

Statt eines spannenden Auftaktmatches sehen die Fernsehzuschauer nichts: „16 Minuten lang gab es auf den Fernsehmonitoren nicht nur kein Fußballspiel, es gab auch kein Insert, kein Testbild, keine Erklärung, keinen Trost. Der ratlose Zuseher musste ATVplus für klinisch tot halten“,[ix] berichtet das Nachrichtenmagazin Profil.

Schuld an dem Totalausfall bei der großen Bundesligapremiere im Privat-TV war „der ORF, über dessen Computer ATVplus an die Sendeanlagen übermittelt wird – und der leider ausgefallen war.“[x] Und wie es der Zufall so will, hat auch gleich das Reservesystem gestreikt. Ein bisschen viele Zufälle auf einmal, denkt sich ATV+-Chef Franz Prenner: „Einen Sendeausfall von dieser Länge hat es im ORF meines Wissens nach überhaupt noch nie gegeben.“[xi] Und auch danach hatte es nie wieder einen solchen Zwischenfall gegeben. Aber es gilt bekanntlich die Unschuldsvermutung.

Der Kulturschock wird mit Kronehit vollendet

Jedenfalls ist der ORF „bei der Wahl der Waffen oft kleinlich bis unfair“[xii]. So muss etwa bei der Übertragung eines Supercupspiels im Grazer Schwarzenegger-Stadion extra ein Stromaggregat herangeschafft und aufgestellt werden, weil der ORF den Zugang zu seinem Verteilerkasten nicht freigegeben hat, und als ATV+ seinen ersten Geburtstag via Ö3-Werbespot feiern will, lehnt der öffentlich-rechtliche Sender die Werbeeinschaltungen ab.[xiii]

Angesichts solcher und andere seltsamer ORF-Aktionen konstatiert Medienstaatsekretär Franz Morak beim ORF „einen gewissen Kulturschock.“ Die ORF-Mitarbeiter brauchen Jahre, um diesen Schock zu überwinden. Nur sehr langsam gewöhnen sich die einstigen Monopolisten an den liberalen Rundfunkmarkt.

Ende 2004 fällt auch die letzte Bastion, das letzte Monopol des ORF. Bis dahin hatte der öffentlich-rechtliche Rundfunk das alleinige Recht, bundesweites Radio zu veranstalten.

Der Mediaprintsender Kronehit ist zwar bereits seit 2001 in weiten Teilen des Landes zu empfangen. Allerdings nur, weil viele einzelne lokale und regionale Sender mit jeweils eigenen Zulassungen ein Kronehit-Mantelprogramm ausstrahlen. Diese Stationen müssen zusätzlich zu diesem Programm aber auch noch eigene lokale Programmteile senden. Aufgrund einer Novelle des Privatradiogesetzes kann Kronehit schließlich diese einzelnen Radiosender in eine bundesweite Zulassung einbringen.

Seit 8.12.2004 ist Kronehit damit der erste und bisher einzige bundesweite Privatradiosender. Im Dezember 2004 fällt somit auch das letzte Monopol des ORF.

Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.
Werner Reichel hat Ethnologie und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit vielen Jahren im Privatrundfunkbereich tätig und lehrt an einer Wiener Fachhochschule Radiojournalismus.
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www.wernerreichel.at

Endnoten

[i] Austria Presse Agentur. 7.11.2001.

 

[ii] Der Spiegel. Nr. 1 2002.

[iii] Siehe Draxl. 2003, Seite 63.

[iv] Die Presse. 13.6.2002.

[v] Draxl. 2003. Seite 63.

[vi] Siehe Draxl. 2003. Seite 63.

[vii] Siehe Milich. 2007. Seite 21.

[viii] Der ORF darf nur in Kurzbeiträgen über die Spiele der Bundesliga berichten. Was ebenfalls zu einem langen Rechtsstreit führt. Es geht darum, wie lange die Beiträge sein und wann sie frühestens ausgestrahlt werden dürfen.

[ix] Profil. 27.4.2001.

[x] Ebenda.

[xi] Ebenda.

[xii] Ebenda.

[xiii] Siehe Profil. 27.4.2001.

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Die roten Meinungsmacher (34): Wendezeiten: Schwarz-Blaue Rundfunkrevolutionen drucken

Nachdem die Regierungsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP gescheitert sind, einigen sich Wolfgang Schüssel und Jörg Haider auf die Bildung einer schwarz-blauen Koalition. Am 4.2.2000 wird die neue Regierung angelobt. Erstmals seit 30 Jahren residiert kein SPÖ-Politiker im Bundeskanzleramt. Die rote Reichshälfte steht unter Schock, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel will das über Jahrzehnte in Österreich aufgebaute und gewachsene Machtgefüge zerschlagen. Die Medien sprechen von der schwarz-blauen Wende.

Von dieser Wende sind auch der Rundfunk im Allgemeinen und der ORF im Besonderen betroffen. Daran lässt ÖVP-Klubobmann Andreas Khol keinen Zweifel, er spricht von „Rote Gfrieser, die er nicht mehr im ORF sehen will".[i] Die Empörung über Khols Kampfansage ist groß, aber nicht nur wegen der markigen Wortwahl (für die er sich später entschuldigt), sondern vor allem, weil SPÖ und ORF-Mitarbeiter um die seit Jahrzehnten perfekt funktionierende Symbiose fürchten. Das System der SPÖ- und regierungsfreundlichen Berichterstattung im Tausch gegen Sonderrechte, Privilegien und Vorteile für den ORF und seine Mitarbeiter ist nun akut gefährdet.

Für Josef Cap ein Horrorszenario. Kaum auf der Oppositionsbank gelandet, fürchtet der ORF- und Monopolfreund, dass die öffentlich-rechtliche Anstalt zu einem „unkritischen Regierungsfunk“ werden könnte. So als ob der ORF je etwas anders gewesen wäre. Aber es macht offenbar einen Unterschied, wer in der Regierung sitzt.

Völlig frei von Ironie schreibt Josef Cap: „Der Hörfunk und noch mehr das Fernsehen haben bedeutenden Einfluss auf das Bewusstsein der Menschen und deren politischen Meinungen. Deshalb liegt für manche die Versuchung nahe, für die Menschen eine andere Wirklichkeit zu kreieren, die wenig mit der tatsächlichen zu tun hat, und das geschieht am leichtesten über die totale Beherrschung der elektronischen Medien. In diesem Sinn hat die Regierung Schüssel alles daran gesetzt den ORF in den Griff zu bekommen.“[ii]

Da spricht ein Kenner der Materie, schließlich war die Beherrschung der elektronischen Medien seit Anfang der 50er Jahre eines der wesentlichsten und wichtigsten medien- und machtpolitischen Ziele der SPÖ. Dass sich nun die Vorzeichen geändert haben, versetzt Josef Cap und seine Genossen in Panik.

Der gesamte Rundfunkmarkt wird umgebaut

Doch nicht nur der ORF soll reformiert, auch das von der SPÖ über Jahre verhinderte Privatfernsehen soll nun endlich verwirklicht werden. Die neue schwarz-blaue Regierung krempelt den gesamten heimischen Rundfunkmarkt um und beschließt gleich vier zentrale Mediengesetze:

  • Privatfernsehgesetz
  • Privatradiogesetz
  • ORF-Gesetz
  • KommAustria-Gesetz

Damit sollen auch in Österreich die letzten Monopole des ORF fallen, jenes auf terrestrisches Fernsehen und jenes auf bundesweites Radio. Noch bevor die Regierung die neuen Gesetze beschließen kann, erklärt der Verfassungsgerichtshof die seinerzeit von SPÖ und ÖVP geschaffene Privatrundfunkbehörde gleich für doppelt verfassungswidrig. Zum einen, weil sie eine „Kollegialbehörde mit richterlichem Einschlag“ ohne Kontrolle durch das Parlament ist, zum anderen, weil gegen die von ihr erteilten Zulassungen nicht beim Verwaltungsgerichtshof berufen werden kann. Die Mediengesetzgebung der rot-schwarzen Koalition erweist sich einmal mehr als Pfusch.

Nun werden auch 23 Privatradiozulassungen, die von der verfassungswidrigen Privatrundfunkbehörde vergeben worden sind, für ungültig erklärt. Den Privatsendern droht das Aus. Doch im Gegensatz zu 1995 ist man nun bemüht, den Sendern eine Abschaltung und damit eine finanzielle Katastrophe zu ersparen. „In einem letzten Kraftakt verteilt die alte Radiobehörde noch rasch knapp vor Weihnachten 2000 einen Stapel vorübergehender Bewilligungen für ein halbes Jahr und löst sich im Frühjahr 2001 auf.“[iii]

Somit bleibt den betroffenen Radiosendern eine Zwangspause erspart. Sie müssen sich allerdings erneut um eine Zulassung bewerben. Am 1.4.2001 tritt das neue Privatradiogesetz in Kraft. Es enthält unter anderem neue Medienbeteiligungsgrenzen und eine Ausweitung der erlaubten Mantelprogrammübernahme. Nunmehr dürfen 60 Prozent der täglichen Sendezeit von andern Sendern übernommen werden. Damit ist der Weg frei für den Aufbau von Sendernetzwerken. Die Mediaprint reagiert am schnellsten, kauft zahlreiche finanzschwache Lokalsender und bastelt sich daraus das Sendernetzwerk „Krone Hit R@dio“.

Mit dem Privatradiogesetz gelang der kleinen Koalition etwas, was SPÖ und ÖVP jahrelang nicht zustande gebracht hatte: „(…) eine dauerhaftere Grundlage für Privatradio in Österreich zu schaffen.“[iv], so der Medienrechtler Georg Streit.

Die neue Medienbehörde, die KommAustria, ist eine weisungsgebundene Behörde, die dem Bundeskanzleramt unterstellt ist. So war das allerdings nicht geplant. Ursprünglich hätte die KommAustria eine unabhängige und weisungsfreie Behörde werden sollen. Das geht aber nur mit einer Zweidrittelmehrheit im Parlament. Doch die SPÖ verweigert die Zustimmung. Josef Cap spricht von einer „Metternichbehörde“[v].

Die SPÖ ist empört und stur

Nachdem sich die SPÖ in Fragen der Rundfunkliberalisierung Jahrzehnte Zeit gelassen hat, geht ihr nun alles viel zu schnell und sie versucht es erneut mit ihren altbewährten Verzögerungs- und Hinhaltetaktiken. Nationalratspräsident Heinz Fischer spricht gar von einer „Termin-Guillotine“, er wolle stattdessen „ohne Zeitdruck“ verhandeln. Was das bedeutet, weiß man aus den vergangenen Jahren. Doch die Zeiten und die parlamentarischen Mehrheiten haben sich geändert, die auf 33,1 Prozent geschrumpfte SPÖ ist zum Zusehen verdammt, und zieht sich in den Schmollwinkel zurück.

FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler spricht von einer Totalverweigerung der Opposition: „Viele der Vorhaben hätten unter Umständen noch umfassender und noch schneller umgesetzt werden können, wenn die Oppositionsparteien an Stelle der vollständigen Verweigerung ein Mindestmaß an Reformbereitschaft und Modernisierungswillen an den Tag gelegt hätten. Vor allem bei der SPÖ war die Bereitschaft zu konstruktiver Zusammenarbeit von einer ähnlichen Nachhaltigkeit geprägt wie ihr Verharrungsvermögen in der Medienpolitik als Kanzlerpartei.“[vi] Standard-Medienjournalist Harald Fidler. „Gegen ihre Vorläufer sind KommAustria & Co durchaus Meilensteine.“[vii]

Am 1. 8. 2001 treten das Privatfernsehgesetz und das neue ORF-Gesetz in Kraft. Nun gibt es auch in Österreich, „17 Jahre nach Deutschland und drei Jahre nach Albanien“[viii], wie Peter Westenthaler im Nationalrat betont, grünes Licht für Privatfernsehen. Die neue Medienbehörde, die KommAustria, schreibt am 6. August 2001 vier Lizenzen für terrestrisches Privatfernsehen aus, eine bundesweite und drei lokale für Wien, Linz und Salzburg. Zuvor hatten erstmals unabhängige Experten erhoben und nicht – wie bisher üblich – der ORF selbst, welche TV-Frequenzen für Privatfernsehen zur Verfügung stehen.

Plötzlich fürchten die Roten Parteipolitisierung

Der Weg zum ORF-Gesetz bzw. zur Reform der öffentlich-rechtlichen Anstalt wird von lautstarken Protesten des ORF, der SPÖ und der ihr nahestehenden Medien begleitet. SPÖ-Mediensprecher Josef Cap fordert in der Diskussion um das neue Gesetz sogar, das Volk zu diesem Vorhaben zu befragen. Wie sich doch die Zeiten ändern, mit Rundfunkvolksbegehren hatte die SPÖ bisher recht wenig Freude. Cap befürchtet: „eine nie dagewesene Parteipolitisierung und Regierungsabhängigkeit des ORF.“[ix] Auch Peter Schieder, der gemeinsam mit Parteifreund Cap über Jahre erfolgreich für die Monopolstellung des ORF gekämpft hatte, schlägt in dieselbe Kerbe und konstatiert: die stärkste Politisierung in der Geschichte des ORF"[x].

Dem hält ÖVP-Mediensprecher Franz Morak entgegen: „Die Situation ist entstanden, weil der ORF als einziger nationaler Programmanbieter des Landes, als einziger Veranstalter, Verwalter und Wissender der Frequenzsituation in Österreich und als Hüter der Inhalte und medialen Wege daraus sein Selbstverständnis bezogen hat, dass er die einzige gültige Zentralanstalt für Medienpolitik in unserem Land ist. Das wurde nur möglich, weil es in Österreich einen jahrzehntelangen medienpolitischen Stillstand gab"[xi].

Im Zuge der Diskussion um das ORF-Gesetz droht ORF-Generalintendant Gerhard Weis sogar mit seinem Rücktritt. Der Grund: Die ÖVP hatte angedacht, die Hoheit über die Rundfunkgebühren an die geplante neue Medienbehörde zu übertragen. Zur selben Zeit weigerte sich der ORF, die Spitzengagen seiner Manager zu veröffentlichen. Der Rechnungshof schaltete deshalb den Verfassungsgerichtshof ein. ORF-Chef Weis befürchtet jedenfalls, dass seine Anstalt „zu Tode reformiert werde“[xii].

Styria-Chef Horst Pirker kritisiert ORF-Generaldirektor Gerhard Weis scharf:
„Wenn der ORF seine Glaubwürdigkeit und Funktion als öffentlich-rechtlicher Rundfunk retten will, sind einschneidende Strukturreformen notwendig, nicht politische Kartellbildungen und Propaganda-Kampagnen zur Bewahrung des Status quo (…) Beim Betroffenen [Weiss, A.d.V.] breche Panik aus: Allzu schnell werden unselige Allianzen geschlossen, undifferenziert wird auf alles ‚geschossen‘, was sich auch nur andeutungsweise als Bewegung entpuppen könnte, es wird gepackelt, leider auch gelogen, manipuliert und Repression ausgeübt." [xiii]

Die Reform des ORF kommt: Umbau zur Stiftung

Am neuen ORF-Gesetz war auch ein sogenannter Weisenrat beteiligt. Er bestand aus Gerd Bacher, Fritz Csoklich, Heinrich Keller und Alfred Payrleitner. Ihr Auftrag war es, den öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF zu präzisieren und die Konkurrenzfähigkeit der öffentlich-rechtlichen Anstalt aufrecht zu erhalten.[xiv] Die vier Rundfunkweisen geben dementsprechende Empfehlungen ab. Die wichtigsten Punkte des neuen Gesetzes, das inner- und außerhalb des ORF für so große Aufregung sorgt:

  • Der ORF wird eine Stiftung, welche der Allgemeinheit gewidmet ist. Stiftungszweck ist der öffentlich-rechtliche Auftrag. Der Stiftungsrat hat, ebenso wie der Publikumsrat, 35 Mitglieder.
  • Der Generaldirektor wird künftig vom Stiftungsrat mit einfacher Mehrheit in offener Abstimmung auf fünf Jahre bestellt. Eine Abwahl des Generaldirektors ist nur mit Zweidrittelmehrheit möglich.
  • Im Versorgungsauftrag wird die derzeitige Zahl von TV- und Radiokanälen festgeschrieben. Zusätzlich kann der ORF Spartenkanäle veranstalten, die aber weder terrestrisch verbreitet noch mit Gebührenmitteln finanziert werden dürfen.
  • Der öffentliche Auftrag wird präzisiert.
  • Die Product-Placement-Regeln werden verschärft.

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Werner Reichel hat Ethnologie und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit vielen Jahren im Privatrundfunkbereich tätig und lehrt an einer Wiener Fachhochschule Radiojournalismus.
Die roten Meinungsmacher – SPÖ Rundfunkpolitik von 1945 bis heute“ ist im Handel erhältlich:
http://www.amazon.de/roten-Meinungsmacher-SP%C3%96-Rundfunkpolitik-1945-heute/dp/3868880461/ref=sr_1_sc_1?ie=UTF8&qid=1338905588&sr=8-1-spell
Nähere Infos zum Buch und zum Autor:
www.wernerreichel.at

Endnoten

[i] http://newsv1.orf.at/ticker/215130.html (29.12.2011).

[ii] Cap. 2002. Seite 263.

[iii] Fidler. 2006, Seite 298.

[iv] Streit. 2006. Seite 76.

[v] Siehe Fidler. 2006. Seite 299.

[vi] Westenthaler. 2002. Seite 375.

[vii] Fidler. 2006. Seite 300.

[viii] Stenographisches Protokoll XXI. des Nationalrats, XXI.GP 61. Sitzung.

[ix] SPÖ Pressedienst. 29.5.2001.

[x] SPÖ Pressedienst. 5.7.2001.

[xi] Presseaussendung des ÖVP Parlamentsklubs. 5.7.2001.

[xii] News. Nr. 21/01. 23.5.2001.

[xiii] Die Presse. 19.5.2001.

[xiv] Siehe Twaroch. 2004. Seite 206.

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Fußnote 312: Jetzt will die Regierung sogar schon Gesetze einhalten drucken

Mit viel Trommelwirbel, aber wenig Wirksamkeit hat die Koalition nun die Details des neuen Medientransparenzgesetzes fixiert.

Besonders stolz ist man dabei auf folgende Regelung: Die Regierungsinserate müssen künftig so gestaltet sein, "dass eine Verwechslung mit dem redaktionellen Teil des Mediums ausgeschlossen ist". Der Auftraggeber muss das Medium sogar "vertraglich dazu verpflichten, eine eindeutige Kennzeichnung vorzunehmen", heißt es in der Regierungspropaganda. Toll! Bis auf die Kleinigkeit, dass diese Kennzeichnungspflicht schon längst im Medienrecht vorgeschrieben ist. Das heißt also: Die Regierung verkündet also im Grunde nur, dass sie künftig sogar Gesetze einhalten will. Das ist der heitere Aspekt des neuen Gesetzes. Der viel ernstere besteht darin, dass auch weiterhin keine Pflicht zur Ausschreibung von Inseraten besteht. Dass also weiterhin die roten Ministerien die Fellner- und Dichand-Zeitungen ungehindert mit Inseraten vollstopfen können.

 

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Griechische und österreichische Statistiken drucken

Ein zentraler Kern der griechischen Katastrophe waren massiv betrügerische Statistiken. Scheinbar objektive Daten wurden jahrelang im kurzsichtigen politischen Interesse manipuliert. Eigentlich hat man in Österreich geglaubt, von solchen Dingen weit entfernt zu sein, und dass Statistiken hier nüchtern, objektiv und sachlich erstellt werden. Dieser Glaube ist zuletzt massiv zertrümmert worden.

In der dem Bundeskanzleramt unterstehenden, aber früher völlig unabhängig geführten Statistik Austria wurde ein Politruk aus dem unmittelbaren Vorzimmer Werner Faymanns als Chef eingesetzt. Seither sind Daten und Aussagen der Statistik Austria mit extremer Vorsicht anzugehen. Viele gesellschaftspolitisch explosive Daten sind dort überhaupt nicht zu finden, etwa wenn sie mit dem Themen Migration, demographischer Kollaps oder implizites Staatsdefizit zu tun haben.

Extrem erstaunlich ist, dass der neue Statistik-Chef namens Konrad Pesendorfer nun ausgerückt ist, um der zusammenbrechenden Linksfront im Kampf für die Zwangs-Gesamtschule Schützenhilfe zu geben. Dabei konnte er in seiner Agitation kein einziges logisches statistisches Argument anführen: Denn was soll es in Hinblick auf die Zwangsgesamtschule aussagen, dass junge Menschen nach der Lehre viel öfter in einen Arbeitsplatz wechseln – wechseln können – als jene, die eine AHS-Matura absolviert haben?  Was schon der Fall war und ist, bevor Claudia Schmieds Zentralmatura greifen kann.

Die AHS bildet ja eben – als Vorbereitung auf die Universität oder Fachhochschule gedacht – allgemein und nicht berufsspezifisch aus. Eigentlich müsste man aus Pesendorfers Argument heraus umso mehr jene Bildungswege wie die gute Hauptschule forcieren, die primär in die erfolgbringende Lehre führen. Und deren Absolventen müsste man dann Jahre oder Jahrzehnte später eventuell neue Ausbildungen ermöglichen, wenn die ursprüngliche durch neue Technologien obsolet geworden sein sollte. Aber sicher gibt es keine Logik, die von Pesendorfers Behauptungen zu einer Gesamtschul-Empfehlung führen würde.

In einem Interview mit der „Presse“ (die das unreflektiert so abdruckte) steigerte sich der Mann dann sogar zu dem nur noch als unsinnig zu beurteilenden Satz: „Vielleicht haben wir bereits so manche Chance auf Literatur-Nobelpreisträger vergeben, weil er oder sie sich zu früh für eine Werkslehre entscheiden musste.“

Sensationell. Da steckt nicht nur die erstaunliche Behauptung drinnen, dass es eigentlich auch im Alter von15 Jahren viel zu früh für eine Differenzierung der Schultypen wäre. Das Argument Pesendorfers – wenn man den Mann für voll nähme – bedeutet letztlich auch, dass man alle mindestens bis zum 40. Lebensjahr in die Gesamtschule stecken müsste. Haben doch viele große Literaten erst sehr spät zu schreiben begonnen Ganz abgesehen davon, davon dass es für einen Sozialdemokraten eigentlich beschämend ist, wenn er einem Arbeiter automatisch die Fähigkeit abspricht, Literatur produzieren zu können.

Pesendorfer warnt auch vor einem Akademikermangel. Und der Objektivität vorspiegelnde Statistiker verschweigt, dass dieser Mangel bloß bei ganz bestimmten Berufen und ansonsten nur auf dem Papier besteht. Bei uns sind halt Pflichtschullehrer, Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen, medizinische Assistenten, HTL-Ingenieure keine Akademiker, aber dennoch sehr gut qualifiziert. Während es an Publizisten, Politologen, Psychologen, Historikern, Soziologen, Pädagogen (ohne Lehramt) jetzt schon einen in die Tausende gehenden Überschuss an Absolventen gibt, die keine Chance auf einen fachadäquaten Job haben. Österreich braucht Ingenieure, Naturwissenschaftler und Facharbeiter(!!), aber keine Akademikerstatistik-Spielereien.

Unter diesem Statistik-Austria-Chef wird aber auch an den eigentlichen Statistiken offensichtlich wie wild herumgefuhrwerkt, wie dieser Tage die „Wiener Zeitung“ aufgedeckt hat (interessanterweise erfolgte diese Enttarnung unter Mithilfe der Arbeiterkammer). Dabei ging es um die sogenannten „Green Jobs“. Laut Statistik Austria würden diese Green Jobs nämlich 5 Prozent der Arbeitsplätze ausmachen. Die parteiunabhängigen EU-Statistiker von Eurostat kommen hingegen nur auf 0,9 Prozent "Green Jobs". Und für die Arbeiterkammer sind das überhaupt „Mogelpackungen“ und „Umweltschmähs“. Womit man einmal auch der Arbeiterkammer mehr als recht geben muss.

In Österreich werden beispielsweise Handelsangestellte als Green Jobs gezählt, wenn sie auch Bio-Ware verkaufen. Dutzende andere Tätigkeiten werden ebenfalls als grün ausgegeben, die ebensowenig mit der Energiwende oder ähnlichem zu tun haben. Das könnte theoretisch ja egal sein – wenn nicht mit diesen „Green Jobs“ eine der übelsten Geldverschwendungsaktionen der Republik begründet würde. Hauptübeltäter dabei ist das Umweltministerium, das mit diesem Trick ständig weitere Geldsummen auf Kosten des Steuerzahlers und des Konsumenten zu akquirieren versucht.

Das geht aber auch auf Kosten der Arbeitsplätze: Denn die zur Finanzierung der grünen Schmähs hohen Energiekosten vernichten echte Jobs. Das Umweltministerium könnte aber seine Schmähs nicht verkaufen, hätten wir nicht eine „Statistik Austria“, die da mit solchen Traumzahlen mitspielt. Die hirnvernebelnde Grün-Propaganda ist mittlerweile in allen fünf Parlamentsparteien zum mit Denkverboten aller Art umgegeben Dogma geworden. Diesem zuliebe werden offensichtlich auch die Fakten manipuliert.

Wir aber müssen uns zunehmend fragen: wo überall sonst werden wir von den Machthabern noch mit nur scheinbar objektiven Zahlen angelogen?

Personalstrategisch ist die SPÖ Spitze

So überfordert Werner Faymann in allen sachpolitischen oder gar internationalen Fragen ist, so erfolgreich ist er mit der personalpolitischen Durchdringung aller wichtigen Institutionen. Hat er (Nicht-Statistiker) Pesendorfer aus seinem eigenen Vorzimmer problemlos an die Spitze der Statistik Austria gehievt, so konnte Faymann seinen persönlichen Kabinettschef Johannes Schnizer sogar in den Verfassungsgerichthof bringen. Also in das mächtigste Gremium der Nation. Dort soll Schnizer plötzlich unabhängig die Verfassung (nicht zuletzt vor den Zugriffen der Regierung!) schützen.

Und nun ist es der SPÖ ebenso problemlos gelungen, gleich eine zweite Ideologin dort neu zu verankern. Während noch am Vortag der Bestellung eine extrem gut qualifizierte – und ohnedies SPÖ-nahe – Wissenschaftlerin als neue Verfassungsrichterin kommuniziert worden ist, ist im letzten Augenblick in aller Heimlichkeit mit Ingrid Siess-Scherz eine juristisch unbedeutende Kampffeministin in das Höchstgericht entsandt worden. Die Dame scheute sich nicht einmal, sich auch noch nach der Bestellung als Protektionskind von Parlamentspräsidentin Prammer zu bekennen.

Gute Nacht, Bundesverfassung!

Und guten Morgen, ÖVP, bitte endlich aufwachen! Denn ohne ihre Zustimmung wäre keine dieser VfGH-Bestellungen möglich gewesen. Sie traut sich aber nicht, Gleiches mit gleichem zu vergelten, also etwa das SPÖ-Veto gegen Wilhelm Molterer als EU-Kommissar nun in Hinblick auf die Verfassungsrichter zu wiederholen. Die ÖVP konnte den VfGH-Skandal nicht einmal zu einem Medienthema machen, wie es der SPÖ in den letzten Tagen in Hinblick auf die Entfernung eines Roten aus dem viel unbedeutenderen Nationalbank-Generalrat gelungen ist (obwohl dort im Gegenzug auch ein Bürgerlicher eliminiert worden ist). Gewiss: Die Medien sind fast alle links. Aber hinter der desinteressierten Zustimmung zu den Besetzungen dürfte noch viel Schlimmeres stecken: Die ÖVP begreift gar nicht, wie wichtig der VfGH ist.

 

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Die roten Meinungsmacher (33): Eine Hand wäscht die andere: Der vierte elektronische Grundkonsens drucken

Am Hörfunkmarkt müssen ORF und SPÖ nun mit der neuen privaten Konkurrenz leben. Der Kampf ums Monopol ist damit aber noch nicht zu Ende. Denn privates Fernsehen darf in Österreich, im Gegensatz zu fast allen anderen europäischen Staaten – inklusive Albanien – nach wie vor nur via Kabel oder Satellit verbreitet werden. Terrestrisches Fernsehen, also via Antenne frei empfangbares TV, darf Ende der 90er Jahre in Österreich ausschließlich der ORF ausstrahlen.

Den Zeitungsherausgebern in den Bundesländern ist das Abenteuer Privatfernsehen nach wie vor zu teuer und zu riskant. Damit stehen sie nicht alleine da, auch Helmut Thoma, Chef von RTL, meint: „Solange der ORF so viele Werbemöglichkeiten wie jetzt hat, ist es gescheiter, das Geld zusammenzulegen und anzuzünden.“[i]

Und da die Wahrscheinlichkeit, dass die SPÖ die Werbezeiten des ORF einschränkt, noch geringer ist als ein Sechser im Lotto, greifen die Zeitungsherausgeber auf eine schlechte alte österreichische Tradition zurück: Man macht mit dem ORF gemeinsame Sache und beschließt einen neuen, den mittlerweile vierten „elektronischen Grundkonsens“. Im Sommer 1999 wird der neuerliche Kuhhandel, den man großspurig „österreichische Medienmarktordnung“ nennt, zwischen der öffentlich-rechtlichen Anstalt und dem VÖZ (dem Verband der österreichischen Zeitungen) besiegelt.

Bei diesem neuerlichen Interessensabgleich werden, wie auch bei den vorangegangen Deals, die Zeitungsherausgeber vom ORF gnadenlos über den Tisch gezogen. Kernpunkt der Vereinbarung: Für den Fall der Einführung von terrestrischem Privatfernsehen soll „eine Sendeleiste von täglich max. einer Stunde in ORF 2 bundesländerweise für private Programmanbieter ausgeschrieben werden.“[ii]

Bloß kein Privatfernsehen

Die regionalen Zeitungsverlage könnten nach diesem Modell, unter der Aufsicht des ORF, ein bisschen regionales Fernsehen machen, ohne all zu viel Geld investieren zu müssen. Die Kosten und das Risiko halten sich bei einer einstündigen Sendung, die auf ORF2 abgespielt wird, in Grenzen. Verleger und ORF wollen mit diesem Modell echtes Privatfernsehen verhindern, denn ihr Deal sieht zudem vor, dass die dritte noch freie Frequenzkette für terrestrisches Fernsehen nicht für private Anbieter ausgeschrieben, sondern für digitales Fernsehen reserviert bleiben soll.

Wenn dann in rund zehn Jahren digitales Fernsehen eingeführt wird, dann will der ORF diese Frequenzkette gleich mit mehreren Spartenkanälen besetzen. Die Strategie ist bekannt, man reißt sich möglichst viele der noch freien Frequenzen unter den Nagel, um eine echte Liberalisierung des Marktes und damit ernsthafte Konkurrenz von Anfang an unmöglich zu machen.

Auch das finden die Zeitungsverleger durchaus okay, zumindest jene aus den Bundesländern, denn Kronen Zeitung und Kurier sind angesichts der seltsamen Privat-TV-Pläne ihrer Verbandskollegen aus dem VÖZ ausgetreten.

Der vierte elektronische Grundkonsens erinnert nicht ganz zufällig an das unsägliche Radio-Print-Modell aus dem Jahr 1987. Aber selbst damals war die unverschämte Packelei zwischen den regionalen Zeitungsherausgebern und dem ORF zur Verhinderung einer echten Rundfunkliberalisierung aufgrund der vollkommen überzogenen Forderungen gescheitert.

Auch diesmal platzen ihre Pläne, zumal am 1.7. 1999 der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte eine Beschwerde der Tele 1 Privatfernseh GmbH[iii] für zulässig erklärt und das terrestrische Fernsehmonopol des ORF prüft.

Der eigentliche Todesstoß erfolgt aber am 3.10.1999. Bei der Nationalratswahl stürzt die SPÖ unter Viktor Klima auf 33,1 Prozent ab, die FPÖ mit Jörg Haider liegt mit 26,9 Prozent wenige Stimmen vor der ÖVP auf Platz 2.

Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.
Werner Reichel hat Ethnologie und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit vielen Jahren im Privatrundfunkbereich tätig und lehrt an einer Wiener Fachhochschule Radiojournalismus.
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Endnoten

[i] Siehe Kornmüller. 2001. Seite 168.

[ii] Fidler. 2006. Seite 296.

[iii] Die Tele 1 GmbH, an der die Kronen Zeitung beteiligt ist, hatte bereits 1993 um eine terrestrische Frequenz angesucht. Nachdem auch der Verfassungsgerichtshof die Beschwerde abgewiesen hatte, wandte man sich an den EGMR.

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Die Lügen einer Krise drucken

Das Archiv ist der größte Feind der Politiker. So sagen viele Journalisten und haben recht damit. Sie vergessen nur, dass es auch ihr größter Feind ist.

Journalisten glauben deshalb geschützt zu sein, weil sie auch lange selbst exklusiv die Kontrolle über die besten Archive hatten. Im Zeitalter der Elektronik erweist sich diese Selbst-Kontrolle aber oft als eine unfromme Täuschung. Da regen sich etwa die selben Kommentatoren über die Hilfen für Griechenland&Co auf, die noch vor zwei Jahren heftigst danach gerufen und jeden zögernden Politiker als unsolidarisch verdammt haben.

Durch absolut nichts zu übertreffen ist aber wohl, was man vor rund zwei Jahren auf standard.at lesen konnte: Dort wurden von einem der bekanntesten Redakteure der Zeitung Griechenland und Ungarn verglichen. Der ungarische Regierungschef wurde als der „Böse“ charakterisiert und der griechische als der „Gute“.

Man muss aber wirklich wörtlich lesen, was das Blatt im Juli 2010 über den damaligen Athener Machthaber schrieb: „Georgos Papandreou ist das Paradebeispiel für Verantwortlichkeit. Er legt alle Missstände offen, sagt seinen Leuten die volle Wahrheit und bemüht sich, allen Forderungen aus den Ausland – der Märkte und der Institutionen – gerecht zu werden. Er will durch musterhaftes Verhalten den Ruf seines Landes reparieren und so die griechische Wirtschaft sanieren.

Dabei fordert er seinen Bürgern gewaltige Opfer ab, legt sich mit so ziemlich allen Interessengruppen im Land an und geht dadurch ein großes innenpolitisches Risiko ein. Aber er kann es sich leisten, weil er eine starke Mehrheit im Parlament hat und erst in drei Jahren wieder vor die Kamera treten muss.“

Und so weiter und so fort. Das ist bitte alles wirklich so geschrieben worden und keine Erfindung eines bösartigen Kabarettisten. Wer zweifelt, sollte selber nachlesen. Man sollte auch selber nachdenken, wie viel das damit zu tun haben mag, dass Papandreou ein Linker ist, und dass Linke im Standard halt immer nur heroisiert werden.

Großartig ist aber auch, was das renommierte asiatische Wirtschaftsmagazin IFRAsia so an Politikeräußerungen in den letzten beiden Jahren zusammengetragen hat. Daraus könnte man ganze neue Landkarten zimmern. Ohne weitere Kommentare: Bitte lesen, amüsieren und nicht verzweifeln.

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Die roten Meinungsmacher (32): Lasst 1000 bunte Blumen blühen: Der Start der Privatradios drucken

Während der neue Ö3-Chef Bogdan Roscic mit Hilfe von deutschen Beratern das Programm des öffentlich-rechtlichen Popsenders auf kommerzielle Privatradiolinie trimmt und so auf die neue Konkurrenz vorbereitet, basteln SPÖ und ÖVP in aller Ruhe an der Reparatur des verpfuschten Regionalradiogesetzes. Ausnahmsweise wollen die roten und schwarzen Medienpolitiker das Feld diesmal nicht den Verfassungsrichtern überlassen.

Bei der Novellierung des Gesetzes geht es der SPÖ vor allem darum, die Kritikpunkte des Verfassungsgerichtshofes aus der Welt zu schaffen, ohne dabei den Privaten allzu viel Frei- und Spielraum zu lassen. Die Konkurrenz für den ORF soll auch weiterhin möglichst klein und überschaubar bleiben. Eine Liberalisierung light sozusagen.

Auch das Regionalradiogesetz II ist deshalb ein fauler Kompromiss, was juristische Fachkommentatoren zu dem Hinweis veranlasst, „es möge nicht verwundern, dass der vorliegende Gesetzestext nicht vollkommen frei von gewissen Inkonsistenzen geblieben ist.“[i] Die FPÖ spricht von einem „ORF-Schutzgesetz“.

Am 20.3.1997 wird mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP die Reparatur des Regionalradiogesetzes im Nationalrat beschlossen. Ohne jede Ironie stellt Josef Cap, der im Abwehrkampf gegen jegliche ORF-Konkurrenz stets an vorderster Fronst gekämpft hatte, fest: „Es hat wirklich das Bemühen gegeben, möglichst rasch privates Radio in Österreich möglich zu machen (…).“[ii]

Oberstes Ziel: Den ORF nicht schwächen

Am 1.5.1997 tritt die novellierte Fassung des Regionalradiogesetzes in Kraft. Die Zulassungsdauer für Privatradiolizenzen wird von fünf auf sieben Jahre erhöht, auch die Nutzung und Vergabe der Frequenzen ist nun soweit geregelt, dass sie den Vorgaben des Verfassungsgerichtshofes entsprechen. Der ORF darf weiterhin seine vier bundesweiten Frequenzketten betreiben, in jedem Bundesland kann ein privates Regionalradio senden (in Wien zwei), der verbliebene Rest an freien Frequenzen darf für private Lokalradios genutzt werden. „Damit die (private) Rundfunkfreiheit nicht allzu groß würde, hat sich der Gesetzgeber (…) allerhand einfallen lassen.“[iii]

So wird die Größe, das heißt die technische Reichweite der künftigen Lokalradios, auf ein Minimum reduziert. Lokalradio wird im novellierten Regionalradiogesetz wie folgt definiert:

„Sendelizenzen für lokalen Hörfunk sind solche, die die Veranstaltung von Hörfunk in begrenzten Teilen innerhalb eines Bundeslandes oder im Grenzgebiet zweier oder mehrere Bundesländer ermöglichen, mit dem Ziel, eine Gemeinde oder höchstens 150.000 Einwohner in einem zusammenhängenden Gebiet zu versorgen (…)“[iv], was Josef Cap veranlasst im Nationalrat stolz zu verkünden „Also die Parole, lasst tausend Blumen blühen‘[v] ist wirklich aufgegangen.“[vi]

Der Geschäftsführer der RTR[vii], Dr. Alfred Grinschgl: „Der medienpolitische Auftrag in den 90er Jahren war ‚Lasst 1000 bunte Blumen blühen‘ – sie sollten bunt sein, aber möglichst klein, weil niemand wollte, dass ernsthafte Konkurrenz für den ORF entsteht.“[viii]

Manche der neuen Lokalfrequenzen haben eine technische Reichweite von nicht einmal 20.000 Einwohnern. Und damit die Sender auch wirklich klein bleiben, sind im novellierten Regionalradiogesetz Programmübernahmen und Beteiligungsverhältnisse streng geregelt. Netzwerke aus mehreren Lokalsendern sollen so verhindert werden, jeder noch so winzige Sender muss den Großteil seines Programms selbst produzieren. Dieses Gesetz wird von SPÖ und ÖVP entweder in vollkommener Unkenntnis der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Privatsender oder aus böser Absicht beschlossen.

Denn Sender mit technischen Reichweiten von oftmals unter 100.000 Einwohnern, den noch dazu die Nutzung von Synergien mit anderen Sendern per Gesetz weitgehend untersagt wird, haben kaum eine Chance wirtschaftlich zu überleben. Ein Blick der roten Medienpolitiker über den österreichischen Tellerrand ins benachbarte Ausland, wo es bereits seit vielen Jahren Privatradios gibt, hätte gereicht, um das festzustellen.

Es senden die üblichen Verdächtigen

Trotzdem ist das Interesse an den neuen Minifrequenzen riesengroß. Als die Behörde die acht[ix] Regionalradio- und insgesamt 42 Lokalradiozulassungen ausschreibt, finden sich für jede noch so kleine Frequenz gleich mehrere Bewerber. Die neue Rundfunkfreiheit zieht trotz der denkbar schlechten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen viele Möchtegernradiomacher an, darunter auch ehemalige Rennskiläufer (Werner Grißmann), lokale Unternehmergrößen oder Religionslehrer.

Am 17.11.1997 vergibt die Regionalradiobehörde die Zulassungen: Überraschungen gibt es dabei keine. Die regionalen Medienhäuser dürfen nun neben ihren Bundesländerzeitungen auch Bundesländerradio machen:

  • 88.6 (Wien): u.a. Krone, Bank Austria, Oscar Bronner (Der Standard)

  • Antenne Wien: u.a. Fellners (News), Styria

  • Radio Servus (B): u.a. Kabel TV Burgenland (BEWAG), Krone Media, Oscar Bronner

  • RPN (NÖ): u.a. Niederösterreichisches Pressehaus (NÖN), Telekurier (Kurier)

  • Life Radio (OÖ):  u.a. OÖ Nachrichten, OÖ Landesverlag, Telekurier

  • Antenne Kärnten: u.a. Kärntner Tageszeitung, Druckerei Carinthia, Styria

  • Antenne Vorarlberg: u.a. Vorarlberger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung Salzburger Nachrichten

  • Antenne Tirol: u.a. Tiroler Tageszeitung, Salzburger Nachrichten, Vorarlberger Nachrichten

„Dass die ORF-Strategie in den Neunzigern mit regionalem Privatradio auch den regionalen Verlegern entgegenkam, die jeweils ihr eigenes Radio bekamen, fügte sich gut. Echte Konkurrenz für den ORF und Ö3 wurde so erschwert.“[x]

Die Bundesländerzeitungen sind an ihren Sendern allerdings nur mit max. 26 Prozent beteiligt, mehr erlaubt das Regionalradiogesetz nicht. Mit jeweils 10 Prozent dürfen sie sich an zwei weiteren Sendern beteiligen. Deshalb sind bei den Regionalradiosendern zumeist große Bankhäuser mit im Boot.

Private Medien sind Herdenhunde und Schwarzkappler

Die neuen Privatradios sind noch nicht einmal on Air, da fürchten führende Wiener Kommunikationswissenschafter wie Wolfgang Langenbucher, Wolfgang Duchkowtisch oder Fritz Hausjell, sowie Johannes Kunz, der seinerzeit Künstler per Telegramm unter Druck gesetzt hatte, weil sie Gerd Bacher unterstützt hatten, um die Zukunft des ORF. Sie verfassen deshalb die „Wiener Erklärung“[xi]. Darin wird in bester kulturpessimistischer Tradition kommerzieller Privatrundfunk verdammt und eine Stärkung der Position des ORF verlangt.

Dass die Privatsender nur in äußerst begrenztem Umfang und mit vielen restriktiven Regeln an den Start gehen dürfen und damit ohnehin keine echte Konkurrenz darstellen, kümmert die Medienwissenschafter mit starkem politischem Linksdrall relativ wenig. Ein liberaler Rundfunkmarkt ist ihnen grundsätzlich suspekt, paradoxerweise verkünden sie in Ihrer großspurigen Wiener Erklärung: „Freie Bürger brauchen einen freien Rundfunk.“[xii]

Mit welchen Vorurteilen und Widerständen, vorwiegend aus der linken Reichshälfte, die Privatsender damals zu kämpfen haben, verdeutlichen auch die Aussagen von Ö1-Chef Alfred Treiber. Im Vorwort zu einem Buch über die heimische Rundfunkgeschichte schreibt der ORF-Mann: „Ich als kleiner Maxi habe mir immer vorgestellt, dass Österreich glücklich sein kann, wenn es eine große funktionierende Medienorgel (der ORF, A.d.V.) besitzt (…) und die Öffentlichkeit, und da wieder in erster Linie die Print-Öffentlichkeit, übernimmt die Kontrolle. Jetzt wollen aber die Herdenhunde lieber selber Herde sein. Und die Schwarzkappler denken an den Besitz eigener Straßenbahnen.“[xiii]

Wie können sie nur, diese Hunde und Schwarzkappler. Der Betrieb von Rundfunkstationen sollte doch, so offensichtlich Treibers Meinung, auch weiterhin das exklusive Recht einer von der Regierung ausgewählten und gekauften[xiv] „Elite“ sein, die die Hörer und Seher ganz im Sinne des seinerzeit propagierten sozialistischen Volks-Funkes mit den „richtigen“ Inhalten und Informationen füttert.

Und wie immer, wenn jemand mit der Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit liebäugelt, beruft er sich auf den Erhalt „journalistischer Qualität“, und qualitativ hochwertig ist nur, was den eigenen politischen Zielen dient. Ohne ORF-Monopol wird Österreich jedenfalls zum „italienischen Medienuganda“ prophezeit Treiber. Schließlich gehe es den Privaten nur um die „Gelegenheit Geld zu verdienen“, sagt zumindest der fürstlich entlohnte Chef einer geschützten Rundfunkwerkstätte.

Die rote Taktik geht auf: ORF bleibt stark

Trotz der Panikattacken der heimischen Kommunikationswissenschafter und einiger führender ORF-Mitarbeiter gehen, ganz ohne Scherz, am 1. April 1998, viele Jahre nach allen anderen europäischen Ländern, nun auch in Österreich flächendeckend Privatradiosender on Air. Doch der Erfolg, den noch knapp drei Jahre zuvor die Antenne Steiermark einfahren konnte, bleibt den meisten Privatsendern versagt. Der Totalumbau von Ö3 hat sich gelohnt. Die Hörerzahlen der meisten Privatradios bleiben weit hinter den Erwartungen zurück.

 

Marktanteile Ö3 und Privatradio Inland gesamt; Hörer 14-49 Jahre; Montag bis Sonntag. Quelle: Radiotest

Vor allem die vielen kleinen Privatradios geraten rasch in finanzielle Turbulenzen. Willi Weber, der einst mit Radio UNO von Italien aus in Kärnten den Radiomarkt aufgemischt hatte und nun mit Radio Wörthersee sein Glück versucht, stöhnt bereits kurz nach dem Sendestart: „Jeden Tag, den man in Österreich Radio macht, ist man dem Konkurs näher.“[xv]

Die „Tausend bunten Blumen“, die sich SPÖ-Monopolfreund Josef Cap „gewünscht“ hat, verwelken, noch ehe sie richtig erblüht sind. Die Euphorie der Radiomacher ist schnell verflogen, hohe Kosten, geringe (Werbe)Einnahmen und dank des restriktiven Regionalradiogesetzes, keine Möglichkeit mit anderen Sendern zu kooperieren, setzen den kleinen Radiostationen zu.

Der Plan der SPÖ ist aufgegangen, durch die jahrelange Verzögerung des Privatradiostarts, durch die Bevorzugung des ORF (etwa bei der Aufteilung der Frequenzen) und durch das restriktive Regionalradiogesetz konnte die Konkurrenz für den ORF auch nach der Liberalisierung klein gehalten werden. Die ORF-Radios beherrschen mit rund 80 Prozent Marktanteil weiterhin den Hörfunkmarkt. Die privaten Regionalradios sind aber nicht nur wegen ihrer relativ geringen Hörerzahlen kaum ein Problem für die SPÖ, obwohl man sie nicht ganz so direkt und unverschämt manipulieren kann wie den ORF, aber mit ihrem seichten Unterhaltungsprogramm haben sie ohnehin kaum politisches Gewicht und damit eine nur geringe Bedeutung für die SPÖ.

SPÖ-Tradition: Sprich nur mit Journalisten, die Du selbst bezahlt hast

Trotzdem sind die neuen Sender für SPÖ und ORF ein regelrechter Kulturschock. Schließlich zerstören die neuen Privatradios mit ihren Reportern, Journalisten und Praktikanten die vertraute Schrebergartenidylle, die sich ORF und SPÖ aufgebaut haben. Das führt zu teils absurden Reaktionen. So versuchen ORF-Reporter und -Kameramänner anfänglich alles, um die vielen bunten Mikrophone ja nicht ins Bild zu bekommen. Man will unbedingt vermeiden, dass ein Logo von 88.6 oder RPN plötzlich unter der Nase von Bundeskanzler Viktor Klima in der Zeit im Bild auftaucht.

Auch viele SPÖ-Politiker können oder wollen mit den jungen Privatradioreportern nur wenig anfangen. Bei Interviewterminen oder Anfragen werden ORF-Mitarbeiter bevorzugt. Im Parlament, wo der ORF gleich mehrere eigene Büros hat, werden Privatradioreporter gerade noch in allgemein zugänglichen Wartezimmern geduldet. Kurz, man will es den ungeliebten privaten Störenfrieden nicht zu einfach machen.

Schließlich ist für die SPÖ der ORF nach wie vor das mit Abstand wichtigste Medium im Land, diese gute Partnerschaft mit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt wollen sich die Sozialdemokraten, mit einem Zuviel an Freundlichkeiten gegenüber den Privatsendern, nicht verderben.

Trotzdem macht SPÖ-Bundesgeschäftsführer Andreas Rudas zum Start der Privatradios gute Miene zum bösen Spiel und freut sich offiziell „auf die zu erwartende Vielfalt des Programmangebots – insbesondere bei den Nachrichtensendungen – wodurch letztlich auch die Demokratie zusätzlich gestärkt werde.“[xvi]

Die Programm- und Meinungsvielfalt bleibt trotz aller Befürchtungen der SPÖ aber ohnehin aus. Nachrichten und Informationssendungen spielen beim Privatradio nur eine untergeordnete Rolle. „Denn der privat/formatradioversierte Radiomacher oder Kaufmann weiß: Für einen Gutteil der Hörer sind Nachrichten kein sonderlich attraktiver Beweggrund, das Radio einzuschalten (…) Zum zweiten sind Nachrichten kostenintensiv.“[xvii]

Unterm Strich hat der SPÖ das jahre- und jahrzehntelange Verzögern und Blockieren bei der Liberalsierung des Hörfunks, außer die Gunst des ORF, nur wenig gebracht, zumal auch die meisten Privatsender und ihre Redakteure mit der SPÖ bzw. den Grünen sympathisieren.

Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.
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Endnoten

[i] Siehe Streit. 2006, Seite 66.

[ii] Stenographisches Protokoll der 67. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XX. Gesetzgebungsperiode, Donnerstag, 20. März 1997.

[iii] Streit. 2006. Seite 67.

[iv] Siehe Reichel. 2006. Seite 113f.

[v] „Laßt tausend bunte Blumen blühen“ ist eine Abwandlung der Parole, die Mao Zedong in einer Rede 1956 ausgegeben hatte („Lasst hundert Blumen blühen“).

[vi] Stenographisches Protokoll der 67. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XX. Gesetzgebungsperiode, Donnerstag, 20. März 1997.

[vii]  Die Rundfunk und Telekom Regulierungs GmBH ist der Geschäftsträger der KommAustria.

[viii] Siehe Reichel. 2006. Seite 114.

[ix] Zwei der insgesamt zehn Regionalradios sind bereits seit 1995 in Betrieb (Antenne Steiermark und Radio Melody).

[x] Der Standard. 29./30.3.2008.

[xi] Die Wiener Erklärung siehe Anhang.

[xii] Wiener Erklärung vom 28. Mai 1998 siehe Anhang.

[xiii] Godler et al. 2004. Seite 9.

[xiv] ORF-Mitarbeiter verdienen fast doppelt soviel wie durchschnittliche Branchenmitarbeiter. Siehe: http://diepresse.com/home/kultur/medien/528329/ORFGehaelter-fast-doppelt-so-hoch-wie-Branchenschnitt- (06.03.2012).

[xv] Siehe Reichel. 2006. Seite 114.

[xvi] Siehe Konvicka. 2006. Seite 135.

[xvii] Konvicka. 2006. Seite 136.

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Bestechungsinserate im Aufwind drucken

Seit 1. Juni gilt die Meldepflicht nach dem Medientransparenzgesetz. Sind die Anzeigen dadurch weniger geworden? Keineswegs – vor allem die Gemeinde Wien inseriert wie noch nie!

Auch der Bundeskanzler hat größten Erklärungsbedarf, wird aber von der Wiener Staatsanwaltschaft durchaus schonend behandelt. So hat man es etwa nicht für nötig befunden, den ehemaligen Vorstand der ASFINAG zu befragen, obwohl dieser unter anderem deshalb gefeuert wurde, weil er sich nicht willfährig zeigte und Inserate der ASFINAG als schlichtweg unsinnig qualifizierte.

Der damalige Infrastrukturminister Faymann hat daraufhin einen pflegeleichten Vorstand seiner Wahl installiert, und damit den Steuerzahler doppelt geschröpft: zum einen mussten für den alten Vorstand Abfertigungen in Höhe von über zwei Millionen gezahlt werden, andererseits zeigt sich der neue ASFINAG-Vorstand sehr verständnisvoll gegenüber den ministeriellen Wünschen und inseriert durchaus sensationelle Botschaften, etwa, dass es in Österreich „Autobahnen mit Rastplätzen“ gibt (wer hätte das gedacht?). Damit zeigt die ASFINAG, die ohnehin einen gewaltigen Schuldenrucksack mit sich schleppt, bei Inseraten eine erstaunliche Geberlaune.

Schon im Mai 2011 hatte der „Kurier“ aufgedeckt, dass es seitens des Büros Faymann Inseratenaufträge an die „Kronen Zeitung“ gegeben hatte, mit dem Vermerk, die Rechnung an die ÖBB zu schicken. Immerhin, die ÖBB-Manager wurden zumindest von der Staatsanwaltschaft vernommen.

Geldflüsse aus dem Faymann-Büro

Faymann hatte dann im September 2011, als die Eingriffe des Ministeriums bei ÖBB und ASFINAG weiter thematisiert wurden, erklärt, dass durch ihn, beziehungsweise durch sein Ministerium, keine Aufträge gegeben wurden, und dass derartige Entscheidungen „dort fallen, wo sie getroffen werden müssen“, wie „Profil“ in seiner Ausgabe vom 26. September 2011 den Kanzler zitierte. In der gleichen Ausgabe zitiert „Profil“ allerdings auch einen Revisionsbericht der ASFINAG, in dem es heißt: „Die Leistung wurde nicht von der ASFINAG schriftlich in Auftrag gegeben. Der Auftrag wurde vom Büro Faymann an die ‚Kleine Zeitung‘ erteilt.“

Irgendjemand sagt hier offensichtlich nicht die Wahrheit – es ist bemerkenswert, dass diese Fakten die Staatsanwaltschaft nicht interessieren. Das erinnert fatal an unselige Zeiten einer SP-dominierten Staatsanwaltschaft des SP-Justizministers Christian Broda „die noch so dichte Verdachtsmomente negierte und durch fast schon staatsanwaltliche Ersatzhandlungen des „profil“ – durch Alfred Worm – zum Eingreifen förmlich gezwungen werden musste“ (wie das der unverdächtige Zeuge Peter Michael Lingens etwa schon 2002 im „profil“ feststellte).

Die ASFINAG-Causa ist also der Wiener Staatsanwaltschaft offensichtlich zu heiß. Um dem Verdacht der Untätigkeit oder Parteilichkeit zu entgegnen wurde ein Sachverständiger beauftragt, den Werbewert der ominösen Faymannschen ÖBB-Inserate zu überprüfen. Damit wird die Einstellung des Verfahrens vorbereitet, und der schwarze Peter dem Sachverständigen zugeschoben, der es sicherlich ohne große Mühe schaffen wird, einen gewissen Werbewert für die ÖBB herauszufiltern, wenn seitenweise ÖBB-Themen samt einschlägiger Fotos gezeigt werden.

Schon im September 2011 hatte der „Kurier“ unter dem Titel „Einfärbung: roter Anstrich für Justitia“ anhand von Dokumenten aufgedeckt, dass offensichtlich seit Jahren eine „planmäßige Besetzung von Schlüsselstellen der Staatsanwaltschaft durch Sozialdemokraten“ erfolgt. (Zeitgenossen, die sich noch an die Zeit eines Christian Broda, Otto F. Müller oder Karl-Heinz Demel erinnern können, haben angesichts dieser Entwicklung starke Déjà-vu Impressionen.)

Über 100 Millionen

Schätzungen zufolge haben diese Bestechungsinserate (man könnte auch vom „Anfüttern von Medien“ sprechen) bereits im Jahr 2009 rund 100 Millionen Euro betragen, in der Zwischenzeit wurden diese Aktivitäten stark ausgeweitet, sodass heute von einem Betrag weit jenseits der 100 Millionen Euro ausgegangen werden muss. Angesichts der Sparnöte der Regierung hätte es sich angeboten, mit einem einfachen Gesetz solche Gefälligkeitsinserate zu verbieten. Das wäre die logische, geradlinige Lösung in einem Land, das noch nicht die Banane im Wappen führt.

Die österreichischen Parteien sind den „österreichischen Weg“ gegangen, und haben im Dezember des Vorjahres ein „Medientransparenz-Gesetz“ beschlossen. In diesem werden derartige Inserate nicht verboten, sie werden nur – ab 1. Juni 2012 – meldepflichtig gemacht. Das heißt, über die getätigten Einschaltungen der entsprechenden Rechtsträger beziehungsweise der öffentlichen Unternehmungen hat eine periodische Meldung an die KommAustria zu erfolgen.

Das Gesetz enthält auch inhaltliche Anforderungen, etwa, dass diese Einschaltungen „ausschließlich der Deckung eines konkreten Informationsbedürfnisses der Allgemeinheit zu dienen“ haben, beziehungsweise umgekehrt Veröffentlichungen, „die keinen konkreten Bezug zur Deckung eines Informationsbedürfnisses aufweisen und ausschließlich oder teilweise der Vermarktung der Tätigkeit des Rechtsträgers dienen“ unzulässig sind. Ein juristisches Musterbeispiel für einen Gummiparagraphen, denn natürlich sind die gesammelten Banalitäten, die uns die ASFINAG, die ÖBB, Wiener Wasser, Wien Kanal, die Stadt Wien generell mitteilen, bar jedes Informationsbedürfnisses der Allgemeinheit, wie Medienexperten bereits feststellen.

Nicht im Gesetz enthalten ist das so genannte „Kopfverbot“, auf das sich die Politiker mittlerweile informell geeinigt haben; das heißt, die Inserate sollen nicht mehr Bilder von Politikern enthalten und dadurch nicht mehr als Schleichwerbung geeignet sein. Damit rückt das Motiv, sich durch Geldflüsse in Millionenhöhe diese Medien geneigt zu stimmen beziehungsweise überhaupt als Propagandainstrument am Leben zu erhalten, noch mehr in den Vordergrund.

Gesetz legalisiert Geldverschwendung

 Nicht anders ist es zu erklären, dass diese Inserate nicht zurückgehen. Manche Ministerien und die ÖBB, vor allem auch die Gemeinde Wien, haben in letzter Zeit sogar noch einen Zahn zugelegt. Offensichtlich wollte man noch die Zeit der meldefreien Inserate (bis Ende Mai) nutzen, um dem Faymann-Freund Wolfgang Fellner, den SPÖ-Hintermännern der Gratiszeitschrift „Heute“, sowie anderen nahe stehenden Medien möglichst viele Steuereuros zukommen zu lassen.

Und es reißt auch nach dem 1. Juni 2012 das Inseratenunwesen nicht ab, hat doch diese korrupte Praxis durch dieses fatale Gesetz nunmehr eine pseudo-rechtsstaatliche Rechtfertigung erhalten: Politiker können ab sofort in unbeschränkter Höhe Steuergelder verplempern, wenn sie nur die formalen Auflagen des Gesetzes einhalten und brav regelmäßig die Geldflüsse melden.

Es ist bezeichnend, dass der Regierungspartner ÖVP diesem Geldverschwendungsgesetz zugestimmt hat – über das „Warum“ kann man nur rätseln. Weil auch einige ÖVP-Ministerien mit derartigen Praktiken versuchen, sich Medienwohlwollen zu erkaufen? Die Herren Fellner & Co. lachen sich ins Fäustchen, nehmen dankend das Steuerzahlergeld und fühlen sich nach wie vor eher Faymann und Häupl verpflichtet. Es ist ja kein Geheimnis, dass die ÖVP seit Jahrzehnten keine Medienpolitik hat und auf diesem Feld extrem glücklos agiert – von den Printmedien bis zum ORF. Und da ist es von der Naivität bis zur Dummheit nur ein kleiner Schritt.

Naive ÖVP?

Apropos Naivität: Selbstverständlich halten sich alle ÖVP-Politiker an das „Kopfverbot“. Diejenigen, die sich nicht daran halten, kommen immer aus der SPÖ: Etwa Unterrichtsministerin Schmied, die aus jedem ihrer zahlreichen Inserate – und sie ist eine der eifrigsten Inserentinnen – schamlos herausgrinst, und damit versucht, mangelnde Sacharbeit durch bunte Werbung zu ersetzen. Auch die Infrastrukturministerin Doris Bures lächelt regelmäßig aus den Inseraten, wie auch die rote Umweltstadträtin Ulli Sima. Und der Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig denkt sich wohl, „wenn ich schon Steuergeld verschwende, dann soll auch mein Foto dabei sein“; eine kostengünstige Methode, seine Bekanntheitswerte für die Nachfolge Michael Häupls zu pflegen.

Überhaupt dürfte der erste Platz bei der Steuergeldverschwendung der Gemeinde Wien gehören, wo neben den Standard-Inserenten Wien Energie, Fernwärme, Wiener Linien, Wien Strom, Wien Gas auch noch zahlreiche weitere Bereiche des Wiener Magistrats (Wien Kanal , Frauennotruf,  Wiener Wasser, „Blühendes Zuhause“, Stadtparkfest,  Freizeitparadies Donauinsel, Parkpickerlausweitung, Wiener Geriatriekonzept, Wiener Stadtgärten, Wiener Bäder, „Rücksicht nehmen", „Die Stadt fürs Leben“, Schluss mit Schulschwänzen usw.)  ungebremst Steuergeld verplempern.

Man kann gespannt sein, wie die Meldungen über die geschalteten Volumina ausfallen, und was die Konsequenzen sein werden. Höchstwahrscheinlich keine: Irgendwann wird nachträglich der Rechnungshof den Finger erheben, aber dann ist es meist zu spät, die Stimmen wurden – wie 2008 nachweisbar – bereits gekauft und das Geld ist verpulvert.

Die ÖVP wird dann wieder die unfaire massive Unterstützung der Boulevardmedien für die SPÖ beklagen. Sie hat in ihrer Naivität diesem schlechten Gesetz zugestimmt. Sie wird keinen Vorteil daraus haben, sondern Nachteile – wie auch der Steuerzahler. Die ÖVP hätte es in der Hand gehabt, ein Gesetz zu initiieren, das derartige Verschwendungsexzesse untersagt und damit einen Zustand herstellt, wie er in Nichtbananenrepubliken üblich ist. Das hätte mit Sicherheit die Zeitschrift „Österreich“ in allerschwerste finanzielle Turbulenzen gebracht und auch den SPÖ-Hintermännern von „Heute“ Probleme bereitet. Gut möglich, dass dann bestimmte Zeitungsmacher ihre Kredite nicht mehr bedienen könnten; vielleicht ist das ein Erklärungsgrund für die seltsame Haltung der ÖVP.

PS: Nachdem sich die Justiz an den Faymannschen Inseratenvergaben nicht die Finger verbrennen will soll die Causa immerhin im Untersuchungsausschuss zur Sprache kommen. Wann eigentlich? Mittlerweile hat das mediale Interesse an diesen Dingen schon merklich abgenommen, denn die Bürger sind ermüdet. In der (medialen) Wahrnehmung steht die ÖVP ohnehin als Korruptionspartei Nr.1 fest.

Die Millionencausa Faymann wird am Ende wohl nur eine Fußnote des dann längst der öffentlichen Aufmerksamkeit entschwundenen Untersuchungsausschusses sein.

Dr. Herbert Kaspar ist Herausgeber der ACADEMIA, der Zeitschrift des Österreichischen Cartellverbandes. 

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Das Kulturgeschwätz drucken

… war Joachim Fests Antwort auf die Proust´sche Frage „Was verabscheuen Sie am meisten?“ Dieses „Kulturgeschwätz“ hat das, dank Joachim Fest und Marcel Reich Ranicki zur Weltspitze zählende, FAZ-Feuilleton mittlerweile erobert.

Joachim Fests Nachfolger Frank S. hat das einst so stolze, nur der journalistischen Qualität verpflichtete Feuilleton (u.a. eindrucksvoll im Nachruf auf J. Fest durch Tilman Krause in der Literarischen Welt beschrieben) mit Quotenfrauen und devoten Schoßhündchen besetzt, deren Hauptmerkmal sich in der „richtigen“ Gesinnung der political correctness, der Genderideologie und dem Feminismus erschöpt und deren journalistische Qualität häufig auf Praktikantenniveau stehen geblieben ist; diese bilden nun Franks Praktikanten-Stadel.

Einige der zahlreichen Stilblüten des Stadels sollen die Entwicklung veranschaulichen.

Mit der Ernennung von Nils M. zum Feuilletonchef, dessen Eignung mit der Selbstauskunft [i] „besitzt einen deutschen und einen französischen Pass“ ausreichend belegt ist, ist das Geschwätz Programm geworden.

Folgerichtig fand er in dem Artikel „Kleiner Mann, grosse Rede“ [ii] den Beginn einer Wahlkampfrede von Fr. Hollande „Ich bin gekommen, um über Frankreich zu sprechen.“ (worüber sonst spricht ein französicher Politiker im Wahlkampf?) „von geradezu literarischer Schlichtheit“, vergleichbar nur „mit dem erschütternd einfachen Eingang zur Suche nach der verlorenen Zeit [Prousts]: „Lange bin ich früh schlafen gegangen.“ Das letzte sollte auch Herr Nils M. sehr lange tun.

Seine prophetischen Gaben beweist Nils M., wenn er in „Jede Schnappatmung unterdrückt“[iii] über das jüngste Buch von Thilo Sarrazin – das er noch nicht gelesen hat – vielversprechend verspricht: „Vielversprechend verspricht die Lektüre seiner Ausführungen über eine südländische Finanzverfassung zu werden, die eine Ignoranz der römischen Geschichte offenbaren könnte“ (…) In Wahrheit wird auch dieses Buch von Sarrazin als eine versteckte Autobiographie zu lesen sein, (…) denn keine politische Diagnostik hat er geschrieben, sondern melancholische Memoiren“.

Für ähnlichen Unsinn musste seinerzeit der wirklich begabte Kulturplatzhirsch der Zeit, F.J. Raddatz, als er Goethe hinter dem Frankfurter Hauptbahnhof „verortete“, seinen Hut nehmen. Wie viele müssten das nach diesen Kriterien beim heutigen Feuilleton von FAZ, SZ, und der Zeit tun?

Die wenigen Ausnahmen, die zu lesen stets Genuss und Bereicherung ist wie z.B. Gina Thomas, Regina Mönch, Kerstin Holm, Gerhard Stadelmaier, Eduard Beaucamp, Joseph Croitoru, Karol Sauerland, Lorenz Jäger – Ex-Kamerad jetzt Genosse, Henning Ritter, Hans Ulrich Gumbrecht, Michael Hanfeld, … und der geniale Ivan Steiger sollen nicht unerwähnt bleiben.

Seinerzeit war es das FAZ Feuilleton, das uns veranlasste trotz unseres Wohnortes München die „Isar Prawda“, pardon SZ, zu kündigen und die FAZ zu abonnieren.

Das Frühstück begann damals stets mit dem Kampf um das Feuilleton, seit einigen Jahren wandert dieses häufig nur überflogen in die Papiertonne.

Denn mittlerweile sind beide Zeitungen nicht nur äußerlich zum verwechseln ähnlich. Ein Nils M. oder Claudius S. als Feuilletonchefs wären zu Fests Zeiten ebenso wenig denkbar gewesen, wie, dass ein H. Prantl von der SZ in der FAZ publiziert, oder eine Julia E. mit ihren einfältigen Buchrezensionen von hartnäckiger Humorlosigkeit, die sie selber z.B. bei der Besprechung von Jan Fleischhauers „Unter Linken“ als „beißende Ironie“ [iv] bezeichnet.

Oder, was sucht eine Marietta S., diese penetrant schmollende ZDF-Nachrichtenvorleserin, im FAZ Feuilleton? Die ganzseitige Krankenhausgeschichte der ständig durch irgendetwas betroffenen Monitor-Vorleserin Sonja M. gehört höchstens in die Apothekenrundschau oder einen Arztroman! Welche Wehwehchen linker „Prominenz“ werden uns demnächst im Feuilleton zugemutet?

Die Saujagden

Als der geschäftige Herausgeber Frank S. mit Hilfe von Christian G., Islamversteher Patrick B. sowie seinen „Praktikanten“ (Praktikantinnen waren daran nicht beteiligt) Thilo Sarrazin nach dem Erscheinen seines Buches „Deutschland schafft sich ab“ wie eine Sau durch seinen Stadel jagte, entdeckte er schon nach zwei Tagen:

„Thilo Sarrazin hat nicht ein Buch geschrieben, sondern mindestens drei Bücher, die den gleichen Titel tragen.“[v] Wir brennen vor Neugier, wie viele es nach fast zwei Jahren Jagdfieber geworden sind?

Franks nachfolgende Hetzjagd im „Nazi-verseuchten“ AA anlässlich der Buchvorstellung „Das Amt“ endete mit einer knallroten Karte, die ihm der Historiker und souveräne FAZ Kollege Rainer Blasius aus der politischen Redaktion zeigte und das Buch als vom Steuerzahler teuer bezahltes dilettantisches Propagandamachwerk entlarvte.

Mehr Schwachsinn wagen

Nachdem Frank S. sich als gläubiger Linker geoutet hat – „Ich beginne zu glauben, dass die Linke Recht hat“[vi] – und Julia V. aus dem Alice-Schwarzer-Anbetungskreis der FAZ allen Ernstes Paula Modersohn-Becker zum deutschen Picasso verklärt hat – „Deutschlands Picasso ist eine Frau"[vii] – reitet jetzt Franks Stadel auf dem Steckenpferd der Piraten und der Occupy-Bewegung: Mit Hilfe dieser Voll-Bäuche und Hohl-Köpfe, Produkten unserer debilen Spassgesellschaft, wird nun in Franks Stadel die Kapitalismussau gejagt.

Z.B. im Leitartikel „Raus aus den Museen!“ [viii] auf der ersten Seite der FAZ beklagt sich Swantje K. über die Ignoranz der Museen: „Sie [die Museen] halluzinieren Ästhetik herbei wo sie politische Aktion sehen müssten (…) neugierige Museumsbesucher, … werden mit den Botschaften [der Occupy-Bewegung] alleingelassen“. Entsetzlich, die Armen! Und Swantje K. halluziniert weiter: „Interessant wäre jetzt eine Einordnung, die uns Wissen und Werkzeuge an die Hand gibt, um die Gegenwart besser einschätzen zu können“. Und ohne die prophetischen Gaben des Feuilletonchefs Niels M. stellt sie dann folgerichtig fest: „Wir können in Wahrheit nicht einschätzen, welchen Stellenwert die neuen politischen Bürgeraktionen in der Zukunft haben werden. Sie sind ja noch aktiv“.

Ist noch mehr Schwachsinn überhaupt möglich?

Doch! Wenn es z.B. Dietmar D., dem der Bravo-Welt und Gothic-Szene noch nicht entwachsenen und mit 40 immer noch pubertierenden Steinzeit-Kommunisten, die mit wenig Leder und viel nackter Haut auftretende Heavy Metal Röhre Veronica Freeman besonders angetan hat, weil sie sich – nur für „Geschultes Gehör, ausreichendes Wissen“ verständlich – „mit den Wörtern pain, darkness und soul warmbrüllt, … denn sie weiß, daß Schmerz auch weh tun kann…“ und „dem gesichtslosen Frauenhasser in der Menge mit dem Feuer ihrer Lungen die Frisur versengt … und deshalb … horcht man [bzw. Dietmar D.], ihr nicht ohne Ergriffenheit, noch lange nach, während sie zwischen Blitzen verschwindet“ und Dietmar D. – mit versengtem Hirn, vom Blitz getroffen ihr warm eine ganze Feuilletonseite nachbrüllt.[ix]

Dieses Jahr, zum ersten Mal nach einem Vierteljahrundert, vermissten wir das FAZ Feuilleton während eines vierwöchigen USA-Aufenthaltes nicht.

Es ist jener Zustand eingetreten, den Marcel Reich-Ranicki einst als die Hauptangst der Zeitungsverleger bei Streiks beschrieb: Dass Leser sich an ein Leben ohne Tageszeitung gewöhnen können.

Das Kulturgeschwätzniveau des FAZ/FAS Feuilletons hat inzwischen Kündigungsreife erreicht.

Franz Lassak ist Architekt und lebt in München.

Endnoten

[i] http://www.faz.net/redaktion/nils-minkmar-11104351.html

[ii] FAZ  24.01.2012  „François Hollandes historischer Auftritt  Kleiner Mann, grosse Rede“

[iii] FAZ 21.05.2012 

[v] FAZ  5.9.2010  „Biologismus macht die Gesellschaft dümmer“  

[vi] FAS  15.08.2011

[vii] FAZ  16.10.2007

[viii] FAZ  25.01.2012

[ix] FAZ  24.2.2006  „Walküre, trag mich davon“

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Die roten Meinungsmacher: Nun auch als Buch drucken

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, und hier insbesondere das Fernsehen, stehen seit den 50er Jahren unter dauerhaftem Einfluss der SPÖ. Das reicht von direkten Interventionen, über politische Personalbesetzungen bis hin zur Selbstzensur bei ORF-Journalisten. Der Autor dieser Serie hat das in den vergangenen Wochen und Monaten in diesem Blog deutlich gemacht und mehrfach nachgewiesen. Sozialisten und ORF sind eine perfekte Symbiose eingegangen.

SPÖ- bzw. regierungsfreundliche Berichterstattung erfolgt im Tausch gegen Sonderrechte und Sonderregelungen für den ORF. So liegt etwa das durchschnittliche Jahresgehalt eines ORF-Mitarbeiters bei rund € 75.000,-[i]. Das ist ein Vielfaches von dem, was Rundfunkmitarbeiter bei Privatsendern verdienen. Die ORF-Journalisten werden für ihre rote Hofberichterstattung fürstlich entlohnt.

Keiner der beiden Profiteure dieses Systems wollte die gut funktionierende Meinungs- und Propagandamaschinerie durch private Konkurrenz gefährden. Deshalb hat die SPÖ über Jahrzehnte mit (fast) allen Mitteln Privatrundfunk in Österreich verhindert. Mit Erfolg. Österreich war über Jahre der einzige westliche demokratische Staat, in dem privater Rundfunk streng verboten war. Wer das Sendemonopol Anfang der 90er Jahre brach, der wurde von Polizisten verfolgt und mit Hubschraubern gejagt.

„Die roten Meinungsmacher“ ist das erste Buch, das den rundfunkpolitischen Sonderweg Österreichs von 1945 bis heute dokumentiert, analysiert und kritisch aufarbeitet. Es ist bezeichnend für den Zustand von Meinungsfreiheit und Demokratie in Österreich, dass dies bisher noch nicht umfassend geschehen ist, weder journalistisch noch wissenschaftlich.

Das hat viele Gründe. Die Kommunikationswissenschaften und -wissenschaftler stehen politisch traditionell links. Das menschenrechtswidrige[ii] Rundfunkmonopol stellten sie deshalb stets über Medienvielfalt und Meinungsfreiheit. Und wer immer die Einschränkung der Pressefreiheit verteidigt und befürwortet, der hat dafür stets „gute“ Gründe. In diesem Fall ist es die angeblich hohe journalistische Qualität und die Überparteilichkeit, die gemäß den Ansichten der Kommunikationswissenschafter nur ein vom Staat abhängiger Monopolsender garantieren könne. Wobei in diesem Zusammenhang nur das als qualitativ hochwertig gilt, was den eigenen politischen Zielen und Vorstellungen dient.

Auch die Verlage fürchten sich

Wie wirkmächtig das System SPÖ/ORF bis zum heutige Tag ist, und welche unterschiedlichen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereiche es durchdringt, hat der Autor dieser Zeilen selbst mehrfach erfahren. Bei der Suche nach einem geeigneten Verlag wurde schnell klar, dass die heimischen Verleger aufgrund der vielfältigen Abhängigkeitsverhältnisse zu ORF, staatlichen Institutionen und Ministerien nicht bereit sind, solch ein Werk zu veröffentlichen.

Eine ehrliche Wiener Verlagsleiterin hat das unter der Hand auch unumwunden zugegeben. Schließlich sind die Verlage daran interessiert, dass ihre Bücher im öffentlich-rechtlichen TV oder Radio besprochen und dass ihre Autoren zu ORF-Sendungen als Experten, Diskutanten oder Interviewgäste eingeladen werden. Zudem garantieren die vielen schreibenden ORF-Stars von Barbara Stöckl über Peter Rapp bis Hugo Portisch den meisten heimischen Verlagen fette Einnahmen.

Auch die Förderungen in Millionenhöhe, die heimische Ministerien bis vor kurzem für Buchprojekte ausgeschüttet haben, haben nicht unbedingt die Bereitschaft der Verlage erhöht, ein SPÖ-kritisches Werk zu veröffentlichen. Warum ein unnötiges Risiko für ein unbequemes Buch eingehen, das ohnehin kein Megaseller wird. Abgesehen davon hat Mitläufertum in Österreich eine lange Tradition, vor allem bei jenen, die sich selbst gerne als besonders kritisch, aufgeschlossen und widerständig gerieren.

Das Buch erscheint aus diesem Grund in der Sachbuchreihe des renommierten Deutschen Wissenschaftsverlags. In diesem Zusammenhang ein Dankeschön an den engagierten Inhaber des Verlags in Baden-Baden.

Hans Anonym = Werner Reichel

Das weitreichende und dichte SPÖ/ORF Netzwerk war auch der Grund, warum der Autor diese Serie vorerst anonym veröffentlicht hat. Liberale und kritische Geister, die im heimischen Medienbetrieb ihr Geld verdienen, müssen sehr vorsichtig agieren. In der selbstverliebten heimischen Medienbranche, in der sich die überwiegende Mehrheit der Journalisten als politisch links deklariert[iii], schätzt man Nestbeschmutzer nicht besonders. Wer nicht mit dem Meinungsstrom schwimmt, für den kann es beruflich und wirtschaftlich rasch eng werden.

Nachdem in dieser Serie die Arbeit von gut einem Jahr steckt, und es mir als Autor wichtig ist, meine Erkenntnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, habe ich mich nun entschlossen, die Texte als Buch unter meinem Namen zu veröffentlichen, auch im Bewusstsein, dass das für mich – und damit natürlich auch für meine Kinder – negative finanzielle und berufliche Konsequenzen haben kann. Ich heiße Werner Reichel, habe Ethnologie und Kommunikationswissenschaften studiert und bin seit vielen Jahren im Privatrundfunkbereich tätig und lehre an einer Wiener Fachhochschule Radiojournalismus. Näher Infos zum Buch und zu meiner Person: www.wernerreichel.at

„Die roten Meinungsmacher“ wird entweder von der Presse kaum wahrgenommen, und damit relativ unbeachtet in der Versenkung verschwinden, oder aber, es wird als zu einseitig, zu polemisch, etc. in der Luft zerrissen. Zweiteres wäre wesentlich erfreulicher.

„Die roten Meinungsmacher – SPÖ Rundfunkpolitik von 1945 bis heute“ ist im Handel erhältlich.

http://www.amazon.de/roten-Meinungsmacher-SP%C3%96-Rundfunkpolitik-1945-heute/dp/3868880461/ref=sr_1_sc_1?ie=UTF8&qid=1338905588&sr=8-1-spell

Endnoten

[i] Siehe Die Presse; 13.01.2012.

[ii] Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat  Republik Österreich 1993 aufgrund des ORF-Monopols wegen Verstoßes gegen die Menschenrechte verurteilt.

[iii] Bei einer repräsentative Umfrage unter heimischen Journalisten gaben 60 % der befragten Rundfunkjournalisten an, sie stünden politisch „links“ bzw.  „eher links“. Siehe Kaltenbrunner. 2008.

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Persilschein für Interventionen im ORF drucken

Keine gute Nachricht: Die vom Tagebuch eingebrachte und von über 500 Lesern  dankenswerterweise unterstützte Beschwerde gegen parteipolitische Weisungen im ORF-Fernsehen hat in der ersten Instanz keinen Erfolg gehabt. Die – im Koalitionsproporz, also mit roter Mehrheit besetzte – KommAustria hat die Beschwerde abgewiesen. Selbstverständlich gehen wir in die Berufung. Das bin ich nicht nur den vielen Unterstützern schuldig. Das hängt auch damit zusammen, dass in der Stellungnahme des ORF zu der Beschwerde noch viel Übleres herausgekommen ist, als im Zeitpunkt der Einbringung bekannt war: Die Weisung und der daraufhin entstandene einseitige ZiB-Beitrag waren direkte Folge einer Intervention der Arbeiterkammer, wie im Zuge des Verfahrens vom ORF ungeschminkt zugegeben worden ist. Das hat die KommAustria dennoch nicht gestört. Wenn der Spruch, so wie er vorliegt, rechtskräftig würde, wäre er der perfekte Persilschein für Interventionen beim ORF samt deren gehorsamen Umsetzung, ja geradezu eine Aufforderung dazu.

Freilich würde ich eher nicht annehmen, dass deswegen nichtlinke Interventionen bei der vom Ex-AZ-Redakteur Dittlbacher geleiteten Fernseh-Information künftig einen Erfolg haben könnten. Über die wird man sich wahrscheinlich weiterhin öffentlich empören. Hingegen wären die Interventionen aus linken Ecken und deren prompte Umsetzung damit auf ewig legitimiert. Denn der Spruch macht zum ersten Mal in der Geschichte des durch Gesetz eigentlich zur Unabhängigkeit verpflichteten ORF die Umsetzung von Interventionen zu einem erlaubten Verhalten.

Interessanterweise haben sich die sonst so lautstarken Redaktionsvertreter zu dem ganzen Vorfall nicht gemeldet. Damit entlarvt sich deren Aufregung über den beabsichtigten Transfer des Niko Pelinka ins Vorzimmer des ORF-Generals Wrabetz als eine scheinheilige Intrige ad personam. Dahinter steht aber kein echter Kampf für Unabhängigkeit und gegen Interventionen. Das direkte Hineinintervenieren des roten Machtapparates stört weder die (bekanntlich selbst sehr weit links stehenden) Redaktionsvertreter noch die eigentlich zur Wahrung des Gesetzes berufene KommAustria. Ein Stück des real existierenden Austro-Sozialismus.

Für alle jene, die sich im Detail in die Causa vertiefen wollen, finden sich in den Beilage alle Schriftsätze. Zuerst die von mir und dem Rechtsanwalt Werner Suppan eingebrachte Beschwerde, dann die Stellungnahme des ORF, dann unsere Replik und zuletzt der nunmehrige Bescheid.

Die Beschwerde hatte sich ursprünglich nur gegen die durch das Bekanntwerden interner ORF-Mails aufgedeckte Weisung Dittlbachers gerichtet. Diese Weisung war in mehrerlei Hinsicht problematisch.

Erstens war der von Dittlbacher inkriminierte Beitrag korrekt. Dies gab der ORF in seiner Stellungnahme dann sogar selber zu. Der ORF sprach nur noch von einer Präzisierung, obwohl Dittlbacher im bekanntgewordenen Mail an die ursprünglich damit befasste Redakteurin eindeutig eine Richtigstellung verlangt hatte: „Dass es diese Parteispenden nicht gibt, ersuche ich heute in der Parteifinanzierungsgeschichte richtigzustellen.“

Richtigstellen kann man nur etwas Falsches. Falsch war aber nur Dittlbachers Mail. Denn es gibt sehr wohl Geldflüsse aus der Arbeiterkammer (via Fraktionen) an Parteikonten. Was mittlerweile auch von ORF und KommAustria zugegeben wird.

In der Stellungnahme des ORF wurde daher nur noch vage davon geredet, dass Dittlbacher einen „möglichen falschen Eindruck beim Zuseher“ richtigstellen wollte. Der ORF gab aber gleichzeitig ausdrücklich zu, dass der erste ZiB-Beitrag nicht fehlerhaft war. Dittlbacher habe nur eine „Präzisierung angeregt“.

Das als „Anregung“ darzustellen, ist nun überhaupt absolut köstlich. Denn in jeder Redaktion der Welt ist es natürlich eine wenn auch in höfliche Worte gefasste Weisung, wenn ein Chefredakteur „ersucht“, etwas richtigzustellen. Aber bei Dittlbachers Gesinnungsfreunden in der KommAustria, die mehrheitlich  zu seinen Gunsten entschieden haben, ist dieser Schmäh voll hineingegangen.

Was die Entscheidung besonders provozierend macht: Dieselbe KommAustria hatte knapp davor eine ähnliche Weisung eines stellvertretenden Chefredakteurs des Landesstudios Niederösterreich (das letzte schwarze Dorf im roten ORF-Imperium) als rechtswidrig beurteilt. Dessen Weisung hatte sich gegen die Bezeichnung des norwegischen Massenmörders B. als „christlich“ gewehrt. Was ja etliche Berechtigung hat, wie man heute weiß, vor allem seit zwei Psychiater den B. als unzurechnungsfähig bezeichnet haben.

Inhaltlich ging es bei Dittlbachers Einmischung um den zweifellos nur marginalen und formalistischen Unterschied, dass die geheimen Parteispenden (um die es im ZiB-Beitrag gegangen war) nicht direkt von der Kammer, sondern von den Fraktionen der Kammer überwiesen werden. Angesichts der Dominanz der SPÖ in der Arbeiterkammer ist dieser Unterschied jedoch ein bloßes juristisches Scheinmanöver und de facto irrelevant. Irrelevant ist daher auch der „mögliche falsche Eindruck beim Zuseher“ über dieses Detail. Nicht so freilich für Parteisoldaten Dittlbacher, der daraus gleich eine PR-Durchsage für die Arbeiterkammer machen ließ.

Die Stellungnahme des ORF auf die Beschwerde enthüllte dann aber noch viel Skandalöseres als eine Weisung und die Ausstrahlung eines Beitrags, der sachlich viel irreführender war als der ursprüngliche. In dieser Enthüllung auf ORF-Papier wird nämlich offen und offiziell zugegeben:

  • dass Dittlbacher nur auf Grund eines Anrufs der Arbeiterkammer aktiv geworden ist, was ich ursprünglich gar nicht wusste;
  • dass Dittlbacher der ursprünglich befassten erfahren Redakteurin mit langjähriger ORF-Zughörigkeit am nächsten Tag die Zuständigkeit entzogen hat (was in sämtlichen Redaktionen der Welt als ein noch viel gravierender Eingriff im Vergleich zu einer inhaltlichen Weisung gilt), was ursprünglich ebenfalls nicht bekannt war;
  • dass Dittlbacher eine Redakteurin mit dem zweiten Beitrag beauftragt hat, die erst ein paar Monate beim ORF war;
  • dass diese Redakteurin dann lediglich mit zwei Parlamentsjuristen und dem Pressesprecher der Arbeiterkammer gesprochen, aber nicht einmal den Versuch unternommen hat, die im ersten Beitrag ebenfalls namentlich angesprochenen anderen Interessenvertretungen wie die Landwirtschaftskammer zu kontaktieren. Was ebensowenig bekannt war.

All das konnten Suppan und ich erst in einer nachträglichen Replik aufgreifen. Die läppische Argumentation der KommAustria auf Seite 19 ihres Bescheids zu diesen Aspekten sollte man sich daher wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Zuerst wird zwar von Objektivität und Ausgewogenheit gefaselt, um dann aber am Ende zu argumentieren, dass man ja nicht „von jeder einzelnen“ der vielen Interessenvertretungen, die es gibt, eine Stellungnahme einholen könne. Das hat ja auch niemand verlangt. Aber von den drei im ursprünglichen Beitrag genannten Interessenvertretungen hätte man das sehr wohl können. Und müssen, würde man die Objektivitäts- und Ausgeglichenheits-Pflicht auch nur eine Sekunde ernst nehmen.

Kann man eine politische Intervention und deren servile Umsetzung eigentlich noch deutlicher zugeben? Eher nicht. Denn wenn es wirklich nur um eine „notwendige Präzisierung“ gegangen wäre, wie der ORF formuliert, wäre diese etwa zweifellos bei der ebenfalls genannten Landwirtschaftskammer objektiverweise genauso notwendig gewesen. Daher ging es eben nicht um eine Präzisierung, sondern um nackten Interventionsgehorsam.

Was durch den Wortlaut der Formulierung der zweiten ZiB-Meldung noch zusätzlich bestätigt wird: „Ein Parteispendenverbot für alle Interessenvertretungen befürwortet auch die Arbeiterkammer, die das  selbst schon vor Jahren umgesetzt hat.“ Eine Formulierung, wie sie der AK-Propaganda-Apparat nicht besser hätte drechseln können. Und natürlich kein Wort der „Präzisierung“, dass die Parteifinanzierung an Stelle der Kammer halt über die Fraktionen läuft. Was dann wirklich erst „präzise“ gewesen wäre.

Die restlichen juristischen Details kann man den Beilagen entnehmen. Verblüffend an der ganzen Sache ist jedenfalls, dass die Stellungnahme des ORF selbst weit mehr mit objektiver Wahrheitssuche zu tun hat, als der von der ersten bis zur letzten Seite schwer schlagseitige (und holprig formulierte) Bescheid der KommAustria.

Ich werde die Leser des Tagebuchs informieren, sobald es wieder etwas zu berichten gibt.

PS.: Auf ein weiteres köstliches wie aktuelles Exempel dafür, wie sehr die Fernsehinformation zu einer reinen PR-Außenstelle des ORF verkommt, hat mich ein Leser aufmerksam gemacht. Ich hab das Video noch einmal angeschaut, so unglaublich ist es nämlich: Die Moderatorin Ingrid Thurnher drehte am vorigen Sonntag eine Wortmeldung eines Schweizer Gastes mit folgender Formulierung ab: „Ich schlage jetzt zur Versachlichung vor, dass wir den Experten, den wir hier sitzen haben, der sich in unserer Verfassung vermutlich auskennt, wie sonst nur Frau Nationalratspräsidentin Prammer, nämlich Herrn Professor Mayer, befragen.“ Wie auch immer man Mayer einstuft: Diese speichelleckerische  Gleichsetzung eines Verfassungsrechtsprofessors mit Prammer, einer ehemaligen AMS-Soziologin, ist zur ORF-Groteske der letzten Woche geworden. Der Eindruck, dass Prammer etwa wirklich eine Ahnung von der Verfassung hätte, die der eines Juristen oder gar Verfassungsprofessors auch nur irgendwie nahe käme, wäre wohl viel mehr ein Fall für eine „notwendige Präzisierung“ und Richtigstellung durch den ORF.

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Orbán und Schüssel – und politische wie publizistische Mainstream-Rituale drucken

Wer seit fast drei Jahrzehnten im politischen Journalismus tätig ist – und dies seit 18 Jahren in Wien – kennt die Rituale der mainstream-publizistischen Verdammnis. Wolfgang Schüssel, der dies zumindest seit dem Jahreswechsel 1999/2000 als politisch Handelnder und reformerisch Gestaltender selbst leidvoll erfahren hat, kennt sie umso mehr.

Man hätte sich daher geradezu wundern müssen, wenn jetzt, da sich der österreichische „Altkanzler“ zur Halbzeit der Regierung Orbán im Nachbarland Ungarn in erfrischender – und zutreffender – Weise löblich geäußert hat, dieses Ritual, das der Philosoph Rudolf Burger einst mit dem schmückenden Beinamen „antifaschistischer Karneval“ versah, ausgeblieben wäre. Schüssel hat mit seiner Laudatio auf Orbán im ungarischen Fernsehen sowie in der Nachrichtenagentur MTI dankend Solidarität mit dem Nachbarn bekundet, der ihn seinerzeit – mit nur wenigen anderen – gegen die EU-Sanktionen des Jahres 2000 in Schutz genommen hatte. So weit, so gut.

Vor zwei Jahren hat die nationalkonservative Regierung Orbán in Ungarn die Macht übernommen. Sie beendete damit eine sozialistisch-liberale Herrschaft, die – erstmals im Nachwende-Ungarn – zwei parlamentarische Legislaturperioden währte. In diesen acht Jahren, in denen Gordon Bajnai, der parteilose, aber von den Sozialisten gestützte Ministerpräsident des Übergangs, schließlich zwischen 2009 und der Parlamentswahl im Frühjahr 2010 die wirtschafts- und finanzpolitische Reißleine zog, war das Land beinahe zugrunde gerichtet worden. Entsprechend fiel das Erbe aus, welches Orbán übernahm und, vom Wähler mit einer komfortablen Zweidrittelmehrheit im Parlament ausgestattet, seit Sommer 2010 zu beseitigen sucht – mit reichlich unkonventionellen Mitteln. Das schafft ihm Verdruss, außerhalb Ungarns weit mehr als daheim.

Es sind besonders Stimmen aus Deutschland und Österreich, politische wie publizistisch-massenmediale, die in Ungarn so etwas wie die schleichende Abschaffung des Rechtsstaats wähnen. Es schwoll der Chor jener an, die, wie Martin Schulz (SPD), heute Präsident des Europaparlaments, Orbán der „Säuberungspolitik“ bezichtigten und schon während des ungarischen EU-Vorsitzes im ersten Halbjahr 2011 den ominösen Artikel 7 des EU-Vertrags ins Spiel brachten, wonach ein Mitgliedsland mit Sanktionen bis zum Stimmrechtsentzug in den Unionsgremien belegt werden kann, so es „gegen demokratische Grundsätze verstößt“.

Ähnlich die Österreicher Hannes Swoboda (SPÖ) und Ulrike Lunacek, seine Parlamentskollegin von den Grünen. Ungarn nannte der luxemburgische Außenminister Asselborn einen „Schandfleck“. Unter Beifall des Liberalen Guy Verhofstadt sieht Daniel Cohn-Bendit Orbán „auf dem Weg, ein europäischer Chavez zu werden, ein Nationalpopulist, der das Wesen und die Struktur der Demokratie nicht versteht". Vergleiche mit der „gelenkten Demokratie“ des russischen Präsidenten Putin oder gar des Autokraten Lukaschenko in Minsk sind wohlfeil.

„Das ist unverständlich und ungerecht", sagte Schüssel in Budapest zu Recht. Unübersehbar ist, dass es die hauptsächlich im links der Mitte angesiedelten Spektrum politisch korrekten Moral- und Tugendwächter stört, dass in Budapest eine nationalkonservative Regierung im Amt ist. Dass die Magyaren im Frühjahr 2010 Sozialisten (MSZP) und Liberale (SZDSZ), die nach acht Jahren Regierungszeit ihren Nachfolgern ein abgewirtschaftetes und vor dem Abgrund stehendes Land hinterließen, nicht einfach nur abwählten, sondern politisch marginalisierten und Orbáns Bürgerallianz (Fidesz) sowie deren festen Bündnispartner Christdemokratische Volkspartei (KDNP) mit einer satten Zweidrittelmehrheit im Parlament ausstatteten. Die er seitdem unbeeindruckt von Kritik nutzt, um das Land von Grund auf umzubauen. Worin ihm – man darf sich von so genannten Massendemonstrationen nicht den Blick verstellen lassen – die Mehrheit der Bevölkerung (noch immer) folgt, was ihn aber im politisch korrekten Europa verdächtig macht, wo man ihn – im günstigsten Fall – des „Cäsarismus“, „Bonapartismus“ oder „Horthyismus“ zeiht.

Die angebliche Zensur der Medien

Wogegen verstößt Orbán in den Augen seiner in- und ausländischen Kritiker? Er gängle die Medien, kneble sie und wolle sie unter seine Kontrolle bringen, behaupten sie. Dass in Ungarn ein Regulieren und Zurechtstutzen seiner nicht ohne Zutun ausländischer Verlagshäuser und Privatsender wild wuchernden Medienlandschaft nach dem Vorbild westlicher Gebräuche vonnöten ist, können nicht einmal die jetzt opponierenden Sozialisten und die von diesen abgespaltene „Demokratische Koalition“ (DK) des vormaligen Ministerpräsidenten und MSZP-Chefs Ferenc Gyurcsány – ein milliardenschwerer Großunternehmer, der gegenwärtig seine mutmaßlich plagiierte Doktorarbeit nicht finden kann – ernsthaft bestreiten, die es selbst versucht hatten.

Außerhalb Ungarns  macht(e) sich kaum jemand die Mühe, über Zustand, Reichweite, den enormen Verschuldungsgrad der ungarischen „Staatssender“, den sie seit Jahren vor sich herschieben, und über deren Reformresistenz Bemerkungen zu verlieren. Oder etwa einen durchaus angebrachten Vergleich beispielsweise mit dem ORF  anzustellen, wo – bei einer Bevölkerung von achteinhalb Millionen potentiellen Zuschauern respektive Zuhörern gegen zehn Millionen in Ungarn – unter dem amtierenden „Spar-General“ 500 Beschäftigte ausscheiden mussten. Wogegen sich kaum Stimmen regten. Betretenes Schweigen herrschte unter westlichen Kritikern, die sich in Sachen Ungarn zum Richter aufschwingen, auch über den Murdoch-Medienskandal, darein beide britischen Traditionsparteien verwickelt waren/sind. Dagegen ist die medienpolitische Suppe im Pannonischen Becken recht dünn.

Die Ungarn wollten nach ihren in den Jahren 2002 bis 2010 gesammelten Erfahrungen eine Regierung haben, die eine „grundlegende politische Wende“ versprach. Orbán ist angetreten, sie auch zu vollziehen. Dass die Bevölkerung die – in den Augen europäischer Sozialisten, Sozialdemokraten, Grüner und Liberaler  – „falsche Regierung“ wählte, dürfte der eigentliche Grund für die Maßregelung der Regierung Orbán und seiner ursprünglich „liberalen“ Partei sein, die er in den letzten 15 Jahren konsequent in eine Mitte-rechts-Sammlungspartei umformte.

An Bertolt Brechts Diktum anlässlich der niedergeschlagenen Erhebung rund um den 17. Juni 1953 mag man sich erinnert fühlen: „Da sich herausgestellt hat, dass unser Volk eine dumme Hammelherde ist, empfehlen wir der Regierung, sich ein anderes Volk zu wählen“; doch in Ungarn ist das 56 Jahre nach den Erfahrungen von 1956 geradezu umgekehrt. Die Verwandlung des Landes und der gesamten politischen Landschaft im Sinne einer Wende, welche nicht mehr leicht rückgängig zu machen sein könnte, die Orbán mit der höchstwahrscheinlich einmaligen Zweidrittelmehrheit vorantreibt, ist der eigentliche Grund für die Erregung und für Feindseligkeiten seiner Gegner im Land, deren Kritik draußen gern übernommen wird.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die US-amerikanische Botschafterin in Ungarn, Eleni Tsakopoulos Kounalakis, bezüglich des Zustands der ungarischen Demokratie ihren Gesprächspartnern aus der ungarischen Opposition und aus kritisch-intellektuellen Kreisen entgegenhielt: „Solange eine Regierung im Rahmen demokratischer Wahlen abgewählt werden kann, kann nicht von einem Ende der Demokratie gesprochen werden.“ Und Außenministerin Clinton, die während einer Stippvisite aus Anlass der Gründung des Lantos-Instituts im ungarischen Parlament durchaus deutliche Worte an Orbán richtete, ihren Gesprächspartnern aus der ungarischen Opposition aber gleichermaßen ausrichtete: „Die Zweidrittelmehrheit der Regierung ist das Ergebnis von freien Wahlen.“

Gott, Volk und Stephanskrone in der neuen Verfassung

Was macht Orbán noch verdächtig? Dass seine Regierung als erste massiv gegen die Zigeuner-Hatz eigentlich verbotener paramilitärisch in Erscheinung tretender „Garden“ vorgeht? Gewiss nicht, nur blenden seine Kritiker dies geflissentlich aus. Dass es während des ungarischen EU-Vorsitzes auf Initiative Ungarns zur Festlegung einer verbindlichen Roma-Strategie gekommen ist? Das wird meist ebenso übergangen wie die Zusage, trotz Reduktion redaktionellen Personals 15 entsprechend Ausgebildeten aus der Roma-Minderheit den Weg in die öffentlich-rechtlichen Medien zu ebnen.

Mit der verfassungsändernden Zweidrittelmehrheit ist das von Orbáns Regierung eingebrachte neue Grundgesetz beschlossen worden. Darin wird nicht nur die „Heilige Krone“ zur Wahrung der historischen Kontinuität der Nation verehrt, sondern auch der „Segen Gottes“ für deren Gedeih erfleht. Ungarn gehört damit vom 1. Januar 2012 an zu jenen wenigen Ländern in Europa, die einen Gottesbezug in der Verfassung haben. Was soll daran schlecht sein, zumal es sich um eine wörtliche Sentenz aus der Nationalhymne handelt, an der in der EU, so weit bekannt, seit Ungarns Aufnahme 2005 niemand Anstoß genommen hat?

Außer, dass die Anrufung Gottes aus dem Blickwinkel religiös Indifferenter und all derer, die sich „freisinnig“ dünken, als geradezu provokative Regelverletzung ausgelegt wird. Im übrigen sind von der EU seinerzeit an der Mediengesetzgebung verlangte Korrekturen längst umgesetzt und soeben auch Passagen, die der ungarische Verfassungsgerichtshof (laut Kritikern angeblich „Orbán-hörig“) für nichtig erklärt hatte, geändert worden.

Sodann das Bekenntnis zur einen Nation, im wohlverstandenen Sinne ihrer historisch, sprachlich und kulturellen Bande über die Grenzen des 1920 um zwei Drittel des damals verlorenen Territoriums Ungarns hinaus. Antieuropäisch ist das ebenso wenig wie eine Gefahr für die Grenzen in Europa, die doch wohl seit den Kriegen nach der Auflösung Jugoslawiens feststehen und als unverrückbar gelten können. Nichts ist verwerflich daran, dass sich das Vaterland Ungarn – fern jedweden territorialen Verlangens – für beträchtliche magyarische Volksgruppen in seiner Nachbarschaft verantwortlich fühlt. Auch nicht, dass es für deren kulturelle Autonomie und regionale Selbstverwaltung eintritt. Und sich, wie all jene, die darin das geeignete Mittel zur Eindämmung und Überwindung historisch bedingter Minderheitenkonflikte sehen, für einen wirksamen, EU-weit rechtlich verbürgten Volksgruppenschutz einsetzen.

Außerhalb Ungarns erregt schließlich auch das Bekenntnis der Regierung Orbán zur Familie Unmut, besonders deswegen, weil die neue Verfassung die Gleichstellung der Gemeinschaft aus Mann und Frau mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ausschließt. Auch damit fordert Orbáns Ungarn den Zeitgeist heraus und setzt ihm ein Stück christlich geprägten Wertekanons entgegen. Womit es sich wie in vielem anderen der politischen Korrektheit entzieht, welcher sich all jene bedienen, die ständig das Wort vom „Verstoß gegen die europäischen Werte“ im Munde führen.

Vorwurf mangelnder Haushaltsdisziplin

Im Streit über das Budgetdefizit waren die EU-Finanzminister der Kommissionsvorgabe gefolgt, Budapest wegen „unsolider Haushaltspolitik seit Beitritt zur Union 2004“ 29 Prozent der Mittel, die es aus dem EU-Kohäsionsfonds erhielte – das sind 495 Millionen Euro – zu entziehen, sollte Ungarn nicht bis Mitte des Jahres durch geeignete Maßnahmen ersichtlich machen, dass es künftig bei der Defizitgrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bleibe. Die Entscheidung darüber steht im Juni an.

Das Brüssler Vorgehen hat in Budapest zu großem Unmut geführt. Nicht allein, dass just die konservative Regierung Orbán alles getan hat, um die unter ihren sozialistischen Vorgängern extrem ausgeweitete Staatsverschuldung – von 52 Prozent BIP 2002 auf 83 Prozent BIP 2009 –  einzudämmen. Zu Recht sagt Schüssel daher, dass die berechtigte Kritik hinsichtlich des ungarischen Budgets „an die Vorgängerregierung zu richten“ sei, die die massive Verschuldung überdies in einer Phase „prosperierender Weltwirtschaft" angerichtet habe. Damals habe niemand Kritik erhoben.

Viele Magyaren bringt auch der Umstand gegen „das EU-Diktat“ auf, dass die Kommission dem Eindruck nach „mit zweierlei Maß misst“, wie es etwa die österreichische Finanzministerin Maria Fekter im Kreise ihrer Ressortkollegen zum Ausdruck brachte, unter denen die Daumenschrauben gegen Ungarn höchst umstritten waren. Denn parallel zum an Ungarn statuierten Bestrafungsexempel wurde das gebeutelte und gegenwärtig zudem an einer Banken-Krise laborierende Euro-Land Spanien „für begonnene Reformen“ belohnt, weshalb Madrid 2012 sogar mehr neue Schulden machen darf als ihm ursprünglich erlaubt gewesen sind. Und zur selben Zeit schüttete dieselbe EU abermals 140 Milliarden Euro ins bodenlose Fass Griechenland, wo sich jetzt die radikale und gemäßigte Linke anschicken, die EU zu erpressen.

Selbst Martin Schulz, alles andere als ein Freund Orbáns, kritisierte die EU-Kommission für deren Entscheidung, die sich als „kontraproduktiv erweisen“ könnte. Immerhin: Soeben hat Brüssel signalisiert, dass der Freigabe der Mittel für Ungarn aus dem Köhäsionsfonds nichts mehr im Wege stehe, da Budapest die drei-Prozent-Auflage der Maastricht-Kriterien halten respektive sogar unterschreiten werde.

Ungarn fühlt sich von der EU ungerecht behandelt

Dass sich die große Mehrheit der Magyaren auch aus anderen Gründen ungerecht behandelt fühlt, geht aus Erhebungen des Instituts „Nézöpont“ hervor, wonach drei Viertel aller Befragten mit Aussagen Orbáns übereinstimmen, insbesondere mit jenen, wonach Ungarn „keine Kolonie“ sei und sich „Druck und Diktat von außen" nicht beugen werde. Ein Diktator ist Orbán beileibe nicht, sondern – vor allem anderen – ein ungarischer Patriot.

Schüssel hat im ungarischen Fernsehen auch unter Bezug darauf von der Wichtigkeit eines „modernen, besonnenen Patriotismus" in den europäischen Ländern gesprochen: Es müsse eine neue Perspektive geboten werden, „in deren Mittelpunkt Freiheit und Unabhängigkeit stehen" und die zugleich „die Dazugehörigkeit zur Heimat betont".

Doch mit Patriotismus, Vaterlandsliebe, eckt man an in der schönen neuen Welt. Schon als junger Mann hat Orbán – damals noch hinter dem Eisernen Vorhang – den Abzug der Sowjettruppen aus Ungarn und die Rehabilitation der Revolutionäre von 1956 verlangt. Die Magyaren sind ein freiheitsliebendes, geschichts- und nationalbewusstes Volk. Das haben sie nicht nur damals bewiesen. Deswegen schätzen sie es auch, wenn sich Orbán „Einmischung von außen“ verbittet. Auch mit der Festlegung des 22. Juli zum (nunmehr vierten) Nationalfeiertag – im Gedenken an den Sieg eines christlichen Heeres über die Türken 1456 – fordert Orbáns Ungarn den Zeitgeist heraus und entzieht sich der politischen Korrektheit, welcher sich alle bedienen, die ständig das Wort vom „Verstoß gegen die europäischen Werte“ führen.

Weshalb bei der Betrachtung des „unbotmäßigen Ungarn“ durchaus die Parallelität zum Nachbarland Österreich auf der Hand liegt. Die Szenerie erinnert an das – letztlich gescheiterte – Vorgehen gegen Wien anno 2000, wobei sich nicht wenige Politiker und Publizisten, die seinerzeit die „besonderen Maßnahmen“ („Sanktionen“) der damals 14 Regierungen gegen die fünfzehnte guthießen, heute dazu versteigen, die angeblich „von Orbán ausgehende Gefahr“ um „ein Vielfaches“ höher zu bewerten als das „Vergehen“ der „Schüssel-Haider-Koalition“. Vor zwölf Jahren wurde gegen die Entscheidung zur Regierungsbildung in Österreich kampagnisiert, heute trifft es der Ungarn „falsche“ Wahl.

Dr. Reinhard Olt ist  Korrespondent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit Zuständigkeit für Österreich und Ungarn, zeitweise auch für Slowenien und die Slowakei, seit 1994 mit Sitz in Wien.

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Fußnote 305: Wieso darf im ORF auch die Wahrheit gesendet werden? drucken

Dass wir das noch erleben durften: Die Zeit im Bild meldet ausführlich, sachlich und ohne Polemik, dass die Gesundheitsschäden nach Fukushima viel harmloser seien als ursprünglich angenommen!

Vermutlich liegt des Rätsels Lösung darin, dass es ein Feiertag war, an dem ein solcher - auf die Weltgesundheitsorganisation gestützter - Bericht ins Programm rutschen konnte: Da arbeiten die linken Politkommissare offenbar nicht so gerne, die den ORF in ein Instrument grüner Stimmungsmache verwandelt haben (soweit diese nicht den roten Machtinteressen widersprach). Besonders aufschlussreich war der Hinweis, dass die Menschen seither an Depressionen und nicht an Verstrahlungen leiden. Könnten die Depressionen vielleicht gar an den Medien liegen, die sich im letzten Jahr nicht genug an tagtäglichen Angst- und Panikmeldungen übertreffen konnten?

 

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Selektive Wahrheiten drucken

Praktisch alle Medien haben sich mit einer Bilanz des ersten Obmann-Jahres von Michael Spindelegger beschäftigt, so auch der „Standard“, der sich am 21. April 2012 besonders ausführlich mit dem Werdegang des Vizekanzlers auseinandersetzte:

„Nach der Matura schlug der Bürgermeistersohn Spindelegger eine Laufbahn ein wie unzählige Schwarze zuvor: Jusstudium, Landesdienst, Milizoffizierslaufbahn, Abstecher in die Privatwirtschaft (Alcatel, Siemens, Verbund), Beitritt zum konservativen Cartellverband (CV) – konkret zur Verbindung Norica, der auch sein großes Vorbild Alois Mock angehört. Als „Karriere mit Leere" beschrieb Profil einmal süffisant Spindeleggers unauffälligen Weg. Nach einer Lehrzeit im Kabinett des als erzkonservativen Hardliner verschrienen Verteidigungsminister (sic!) Robert Lichal saß er zwölf diskrete Jahre im Nationalrat ab, eines im Europaparlament und zwei weitere als zweiter Nationalratspräsident.“

Dieser Bericht ist ein Musterbeispiel für die Unprofessionalität, die das österreichische Medienwesen heute leider auszeichnet. Spöttisch wird Spindeleggers „fade“ Laufbahn skizziert, werden Wertungen vorgenommen, und schließlich auch noch der süffisante Befund von „profil“ übernommen, der dem ÖVP-Obmann eine „Karriere mit Leere“ bescheinigte.

Dass der Schwarze den Linken in „Standard“ und „profil“ nicht sympathisch ist, sollte nicht dazu führen, dass die in internationalen Qualitätszeitungen übliche strikte Trennung zwischen Bericht und Meinung/Kommentar kaum mehr stattfindet. Das ist kein Ruhmesblatt für unseren Journalismus. Und eine zweite Frage stellt sich an dieser Stelle: Michael Spindeleggers Lebenslauf ist möglicherweise fad, aber immerhin lückenlos dokumentiert.

Bei Werner Faymann – wir haben schon darüber berichtet – besteht tatsächlich eine Leere – und zwar von sieben Jahren! Herr Faymann gibt über seine „Ausbildung“(?) zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr keine Auskunft; diese dürfte im Wesentlichen bei der sozialistischen Jugend stattgefunden haben. Es ist erstaunlich, dass derartiges die investigativen Journalisten von „Standard“ und „profil“ bis heute nicht zu interessieren scheint.

Entlarvend war auch ein Beitrag, der Anfang April in den „Salzburger Nachrichten“ die Beziehungen des mittlerweile sattsam bekannten Lobbyisten Peter Hochegger zu seinem Freimaurer-Bruder Friedrich Rödler – damals Generalsekretär im Verkehrsministerium und zugleich Vorsitzender der Vergabekommission – im Zusammenhang mit einer öffentlichen Auftragsvergabe aufdeckte. Der Letztgenannte ist inzwischen zum Chef des Patentamtes avanciert, obwohl er kein SPÖ-Mann, sondern eher dem FPÖ-/BZÖ-Lager zuzurechnen ist – aber Freimaurerbeziehungen haben in der SPÖ bekanntlich noch nie geschadet. Dass andere Medien diese doch durchaus interessante Geschichte nicht aufgegriffen haben, zeigt, wie selektiv die Wahrnehmung der heimischen Journalisten bereits geworden ist.

Das gilt auch für die unausgewogene Berichterstattung über den Untersuchungsausschuss, wo sich etwa der solariumgebräunte BZÖ-Mann Stefan Petzner als zweiter Überaufdecker nach Peter Pilz geriert, so als ob es die blau-orangen Verdächtigen (von Gorbach über Rumpold, Meischberger bis zu Grasser) nie gegeben hätte. Selbst der Wiener Bürgermeister – alles andere als ein Freund der ÖVP – meinte dazu trocken: „Die Hauptdefraudanten waren die Freiheitlichen“. Dennoch wird von den Medien der Eindruck erweckt, es stehe hauptsächlich die ÖVP am Pranger.

30.000 Vollidioten

Da passt es auch gut ins Bild, dass man sich Mitte Mai wieder einmal in das Thema „Karl Lueger“ verbeißen konnte, wobei in der Frage nach wie vor höchst unseriös und unhistorisch die Verbannung Luegers etwa damit begründet wird, dass Adolf Hitler den Wiener Bürgermeister als großes Vorbild bezeichnet hatte. Damit wird Lueger von vielen Journalisten taxfrei zum Urheber der KZs, ja des Holocausts hochstilisiert.

Das ist natürlich Unsinn und auch wissenschaftlich unseriös, denn Lueger ist – genauso wie andere historische Personen – aus seiner Zeit, aus seinem historischen Umfeld heraus zu beurteilen. Dieselben Pseudo-Historiker und Journalisten, die bei Karl Lueger allerstrengste Maßstäbe der Nachgeborenen anlegen, sind bei Ikonen der linken Bewegung viel rücksichtsvoller und vergesslicher, was insbesondere für Karl Renner und Julius Tandler gilt. Es müsste auch seriösen Historikern bekannt sein, dass Karl Renner den Weg Österreichs als „20jährigen Irrweg“ bezeichnet hatte und 1938 freudig mit „Ja“ zum Anschluss an Hitler-Deutschland stimmte.

Tandler hatte sich schon 1916 in einem Vortrag für die „Reinzucht auch beim Menschen“ und gegen die „Rassenmischung“ ausgesprochen und wurde dann 1924 noch deutlicher: „Welchen Aufwand übrigens die Staaten für vollkommen lebensunwertes Leben leisten müssen, ist zum Beispiel daraus zu ersehen, dass 30.000 Vollidioten Deutschlands diesen Staat zwei Millionen Friedensmark kosten. Bei der Kenntnis solcher Zahlen gewinnt das Problem der Vernichtung lebensunwerten Lebens im Interesse der Erhaltung lebenswerten Lebens an Aktualität und Bedeutung.“ Tandler hoffte, dass „die Idee, dass man lebensunwertes Leben opfern müsse, um lebenswertes zu erhalten, immer mehr ins Volksbewusstsein dringen wird“. Tandler sollte recht behalten: Die Ideen sind ins Volksbewusstsein eingedrungen, mit schrecklichen Konsequenzen im Dritten Reich.

Karl Lueger und Julius Tandler haben – trotz ihrer zeitgeistigen Verirrungen – beide großartiges für Wien geleistet. In diesem Sinne sollte man ihnen auch ihre Straßen und Plätze lassen, möglicherweise versehen mit Tafeln, die die historischen Hintergründe erklären.

Derartige objektive Betrachtungen dieser Frage wird man in den heimischen Medien vergeblich suchen. Karl Lueger historische Gerechtigkeit widerfahren zu lassen ist kein „cooles“ Thema für einen Journalisten, der in seiner Redaktion weiterkommen möchte. Allzu starke Objektivität könnte die Karriere gefährden, also duckt man sich brav unter die Denk- und Schreibverbote einer immer stärker um sich greifenden „political correctness“.

Zwangsbordell

Oder erinnern wir uns an die Missbrauchsdiskussion. Genüsslich und breitflächig wurde über Missbrauchsfälle im Rahmen der katholischen Kirche berichtet, gezielt wurde das Thema am Kochen gehalten und immer wieder neu aufgewärmt. Damit kein Missverständnis entsteht: Diese Dinge sind unentschuldbar und gehören auch entsprechend an den Pranger gestellt, keineswegs soll hier dem Vertuschen das Wort geredet werden! Aber es ist doch auffallend, wie mit wie viel weniger Nachdruck Missbrauchsfälle außerhalb der katholischen Kirche behandelt werden.

Und da wurde noch gar nicht die Qualität und Intensität der Missbrauchshandlungen releviert. Dass etwa im Bereich der Gemeinde Wien über Jahre hindurch in einem Kinderheim ein Zwangsbordell unterhalten wurde, dessen Umtriebe schon einmal untersucht, aber von eben derselben Gemeinde Wien rasch in einer Schublade entsorgt wurden, war unseren Medien nur eine wesentlich weniger umfangreiche Berichterstattung wert.

Generell sind für die unausgewogene Berichterstattung zwei Gründe denkbar: einerseits die Sympathien eines interessensgeleiteten Journalisten-Mainstreams für links-grüne Themen, oder die Befürchtung, durch eine „unfreundliche Berichterstattung“ vielleicht weniger Inseratenaufträge aus dem reichhaltigen Fundus roter Funktionäre zu erhalten. Für beide Motive gibt es solide Indizien. Unabhängiger Journalismus sieht anders aus.

Dr. Herbert Kaspar ist Herausgeber der ACADEMIA, deren aktueller Mai-Ausgabe dieser Kommentar entnommen ist.

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Die roten Meinungsmacher (31): A neicha Senda, Nudlaug: Sozialistisches Privatfernsehen drucken

Der Verfassungsgerichtshof hat mit seinen Entscheidungen Mitte der 90er Jahre die TV-Landschaft in Österreich verändert und für die SPÖ eine neue Situation geschaffen. Die Sozialisten müssen sich mit den neuen TV-Machern im Kabel abfinden, ein Zurück gibt es nicht mehr, schließlich ist Österreich nunmehr Mitglied der EU. Neue Beschränkungen der Rundfunk- und Pressefreiheit, also der Menschenrechte, kommen deshalb auch für die SPÖ-Monopolhardliner nicht mehr in Frage.

Auch wenn die zumeist kleinen Kabelfernsehsender vorerst kein allzu großes Publikum erreichen, müssen die Sozialdemokraten eine neue Strategie erarbeiten. Und die haben die Medien- und Kommunikationsspezialisten der SPÖ schnell gefunden. Wenn es nicht mehr ausreicht, den ORF zu kontrollieren und zu instrumentalisieren, um die Meinungshoheit im Fernsehen weiter hochhalten zu können, dann muss man eben auch auf dem neuen Spielfeld, dem des Privatfernsehens, aktiv werden.

Ganz neu sind diese Überlegungen allerdings nicht. Als Radio CD in Ostösterreich Ö3 und Radio Wien das Leben schwer gemacht hatte, haben ÖGB-Vertreter mit der CD-Geschäftsführung still und heimlich über eine Beteiligung der Gewerkschaft an dem Grenzlandsender verhandelt.[i] Als Radio CD aufgrund der Senderabschaltungen ins Trudeln gerät, verwirft der ÖGB seine Pläne allerdings wieder.

W 1 – der BAWAG-Sender

Und so tauchen im Frühjahr 1997 in ganz Wien Plakate mit den Sprüchen „A neicha Senda, Nudlaug“ und „A echta Wiena schalt jetz´ um“[ii] auf. Die Plakate mit den derben Sprüchen bewerben den neuen Sender im Wiener Kabelnetz: W1.

Hinter dem neuen „Wiener Stadtfernsehen“ stehen als Haupteigentümer die Gewerkschaftsdruckerei Elbemühl und die Gewerkschaftsbank, die BAWAG.

Wenig später steigen mit kleineren Anteilen noch die Erste Österreichische Sparkasse, die EA Generali und Wüstenrot mit ein.

Nicht nur die wichtigsten Geldgeber sind gestandene Sozialisten, auch das journalistische Personal kommt Großteils aus der linken Reichshälfte. Chefredakteur des neuen Wiener Privatsenders wird Hans Besenböck, ehemaliger Redakteur der Arbeiterzeitung und langgedienter ORF-Mitarbeiter. Beim Staatsfunk hatte er unter anderem als ZiB-Chef und als Radiochefredakteur gewerkt.

Die Sozialisten lassen sich ihren Privatsender durchaus etwas kosten. Im ersten Jahr will man zwischen 60 und 90 Millionen Schilling für den Kabelsender ausgeben.[iii] Eine recht zurückhaltende Prognose, es sollten wesentlich mehr Millionen werden. Aber immerhin hängen am Wiener Kabelnetz rund 380.000 Fernsehhaushalte[iv] das sind in etwa 800.000 potentielle W1-Zuseher. Um die zu erreichen, will man klotzen, nicht kleckern.

Das neue rote Privat-TV geht am 15. April mit großen Erwartungen auf Sendung. Wiens Bürgermeister Michael Häupl höchstpersönlich startet per Knopfdruck den Sender seiner Genossen.

Doch trotz millionenschwerer Investitionen und Ausgaben dümpelt der Sender bei nur rund zwei Prozent Marktanteil in den Wiener Kabelhaushalten herum. „Mit einer Talkleiste und Lokalnachrichten ist der Sender unfreiwillig komisch und kommt bei den Wienern nicht an.“[v] Nach nur drei Monaten wird die Geschäftsführung ausgetauscht, die neue Führungsmannschaft besteht aus den ehemaligen ORF-Mitarbeitern Karl Matuschka und Walter Amon. Matuschka war Technikdirektor und Amon roter Betriebsratschef im Staatsfunk.

Ohne Gebühren fällt das Wirtschaften schwer

Wie vom gebührenfinanzierten ORF gewohnt und gelernt gibt auch dieses Duo das Geld mit beiden Händen aus. Dafür gibt es Programmhighlights wie eine Partnerbörse mit Dragqueen Mario Soldo oder Aufzeichnungen vom Catchen am Wiener Heumarkt.

Bei solch erlesenem Programm braucht der Sender natürlich ständig frisches Geld. Und da ein Privatsender bekanntlich keine Rundfunkgebühren kassieren darf, müssen die Gesellschafter einspringen. EA Generali, Wüstenrot und Erste Bank wollen allerdings ihr Geld nicht weiter in einem Projekt mit fragwürdigen Zukunftsaussichten verbrennen. Deshalb ist bereits im Herbst 1998 die BAWAG, nach den nötigen Kapitalerhöhungen, W1-Mehrheitseigentümer.

„Auch hausgemachte Probleme sind bei Wien 1 schwer zu übersehen: Erfahrung, Geschick und Glück des Geschäftsführers, des Programmlieferanten, aber auch des Chefredakteurs als private Fernsehmacher sind eher begrenzt.“[vi]

BAWAG-Direktor Helmut Elsner, der später wegen finanzieller Malversationen im Gefängnis landet, verkündete damals angesichts gigantischer Verluste[vii] die Durchhalteparole: „Wir sind da hineingegangen, um drinnenzubleiben, und nicht, um uns wieder zurückzuziehen".[viii] Ein schwerer Fehler, wie sich noch herausstellen sollte: „125,227 Millionen Euro investierte die Gewerkschaftsbank BAWAG von 1999 bis 2006 in den Sender, ohne einen Cent Gewinn zu machen.“[ix]

Der Versuch der Sozialisten mit viel Geld und mit in Ungnade gefallenen ORF- Mitarbeitern im Privatfernsehen zu reüssieren hat sich als veritabler Flop erwiesen. Der Sender wird vom Wiener Publikum nicht angenommen und wird für die BAWAG zum Multimillionengrab. Im Jahr 2000 ist Schluss für W1. Mit dem neuen Namen ATV versucht man noch einmal durchzustarten.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.)

Endnoten

[i] Dies hat einer der ehemaligen CD Geschäftsführer dem Autor in einem Interview bestätigt. Eine Beteiligung kam jedoch nicht zustande, da Radio CD aufgrund von Senderabschaltungen in Turbulenzen geriet. Siehe Kapitel 21: Radio CD: Der Feind aus dem Osten.

[ii] Siehe Fidler. 2008. Seite 41.

[iii] Siehe Austria Presse Agentur. 17.3. 1997.

[iv] Damit ist das Wiener Kabelnetz das damals größte Netz Europas.

[v] Kornmüller. 2001. Seite 171.

[vi] Fidler. 2004. Seite 294.

[vii] Die Zeitschrift Format kolportierte damals Anfangsverluste von rund 700 Millionen Schilling.

[viii] Austria Presse Agentur. 5.3.1998.

[ix] Fidler. 2008. Seite 40.

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Wie unmoralisch ist eine Koalition mit der SPÖ? drucken

In dieser Republik passiert ununterbrochen Skandalöses. Aber niemand regt sich darüber auf. Doch wer sollte auch? Die Bürger erfahren von den meisten Sauereien nicht einmal irgendetwas. Vor allem dann nicht, wenn sie sich wie der Großteil der mir in den letzten Tagen untergekommenen Skandale im SPÖ-Dunstkreis abspielen. Der ORF als wichtigstes Medium ist überhaupt zu einer reinen SPÖ-Sektion geworden, in der höchstens ein paar extreme Altlinke noch Pseudo-Opposition spielen dürfen; die Boulevard-Medien sind gekauft und bestochen; und etliche der sogenannten Qualitätsmedien haben in ihrer innenpolitischen Berichterstattung anscheinend eine freiwillige Linkswende gemacht. Umso mehr hat dann das Tagebuch immer wieder an Ärgernissen abzuarbeiten, so wie heute. Das sich über diese Exklusivität eigentlich gar nicht freut.

Die jüngsten SPÖ-Sauereien im Detail:

Swoboda wirbt für die griechische Syriza-Partei!

Die wohl übelste Entwicklung in der Sozialdemokratie hat Hannes Swoboda zu verantworten: Der Österreicher (und Fraktionschef der EU-Sozialdemokraten) hat in Athen der linksradikalen Syriza-Partei knapp vor den zweiten Parlamentswahlen Wahlhilfe zuteil werden lassen! Einer Partei, die so radikal ist, dass sie vom neuen französischen Präsidenten Hollande nicht einmal empfangen wird; die für die Nichteinhaltung aller griechischen Verpflichtungen gegenüber der EU eintritt; die die Mehrwertsteuer senken und Betriebe verstaatlichen will; die das Mindesteinkommen um 50 Prozent erhöhen will.

Swoboda hat verlangt, dass diese - jede Chance auf eine Erholung Griechenlands und eine Rettung des Euro vernichtende Partei - unbedingt der nächsten griechischen Regierung angehören soll. Und er hat der Partei überdies öffentlich die Unterstützung der europäischen Sozialdemokraten zugesagt. Daran hat ihn auch die Tatsache nicht gehindert, dass die Syriza-Extremisten der eigentlichen sozialdemokratischen Partei Griechenlands (Pasok) noch mehr Stimmen abzujagen drohen.

Was tut da der ORF? Er verheimlicht den Österreichern einfach den hierzulande wohl nicht so gut ankommenden Ausritt Swobodas (und startet dafür eine neue Hetzkampagne gegen Wolfgang Schüssel, weil dieser die im Vergleich zu Syriza ungefähr zweitausendmal seriösere und europäischere ungarische Regierung unterstützt.)

Im roten Schwulen-Milieu kann man vier Jahre lang betrügen

Ein weiterer SPÖ-Skandal ist zwar von einigen Medien einen Tag lang sogar berichtet, dann aber sofort wieder schubladisiert worden: Im skandalgeschüttelten AKH hat sich eine Mitarbeiterin fast vier Jahre lang im Krankenstand befunden, aber daneben gleich zwei psychotherapeutische Praxen betrieben. Ohne dass das im Rathaus oder beim zuständigen Krankenanstaltenverbund irgendwen gestört hätte. Als einen Tag lang darüber berichtet wurde, wurde die Dame  halt kommentarlos ohne Bezüge beurlaubt.

Aber es gibt keine Strafanzeige, keine Rückforderung des betrügerisch erlangten Lohns. Nichts. Was selbst schon wieder ein neues Delikt ist, nämlich ein eklatanter Amtsmissbrauch. Damit signalisiert man solchen Menschen: Sie können vier Jahre lang die Steuerkassen schädigen, und wenn sie dann nach vier Jahren doch einmal öffentlich aufgeblattelt werden, hören sie halt auf damit.

Ein besonders pikanter Hintergrund der Affäre ist überhaupt noch nirgendwo berichtet worden: Die Dame ist SPÖ-Funktionärin im Milieu der Schwulen und Transvestiten. In diesem Eck ist man offenbar doppelt vor jeder Strafverfolgung geschützt.

Bei den Genossen gilt der Datenschutz nur für Schultypen, aber nicht für Menschen

Einer der besonders miesen Schmähs der Claudia Schmied ist die Begründung, warum sie bei allen Tests von Pisa bis zu den Bildungsstandards die wichtigsten Daten geheimhält (insbesondere die Ergebnisse der Gesamtschulen): Angeblich würde der Datenschutz eine solche Veröffentlichung verhindern. Der Datenschutz wird von den Genossen aber sofort vergessen, wenn es ihnen besser passt. Bei den Wiener Lesetests (die regelmäßig zeigen, dass fast ein Viertel der Wiener Kinder nicht sinnerfassend lesen können) gibt es nämlich interessanterweise keinen Datenschutz.

Die verantwortliche Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl kann vielmehr ungeniert sagen: „Der Vorteil der Lesetests ist die völlige Personalisierung.“ Die besteht darin, dass die nicht lesen Könnenden Schüler einem Sondertraining unterzogen werden. Was ja durchaus gut ist – zumindest wenn es zu einem Ergebnis führt. Aber soche Personalisierung samt Extra-Training wäre eben nicht nur beim Lesetest gut, sondern auch bei den Versagern bei den ohnedies „urleichten“ Bildungsstandard-Tests.

In einer anderen Hinsicht ist aber peinlicherweise auch Genossin Bransteidl geheimnistuerisch: Auch sie veröffentlicht keine getrennten Ergebnisse ihrer Lesetests für AHS, Hauptschulen und Gesamtschulen. Womit sie ebenso verlogen agiert wie ihre Parteifreundin im Unterrichtsministerium: Denn Datenschutz ist nur in Hinblick auf die Privatsphäre von Einzelpersonen relevant (wenn überhaupt); es gibt aber keinerlei rechtlichen Grund, die Daten von ganzen Schultypen oder Schulen oder Bundesländern geheimzuhalten.

Linke Bildungspolitik: einfach das Niveau senken

Die endgültige Bankrott-Erklärung für Schmieds Zentralmatura-Pläne hat nun der mit der Mathematik-Matura beauftragte „Didaktiker“ Werner Peschek abgegeben: Er empfiehlt, dass in Klassen mit besonders vielen „Nicht genügend“ der Beurteilungsmaßstab einfach so weit abgesenkt wird, dass maximal 30 Prozent negativ abschneiden. Der Vorschlag bringt eigentlich sämtliche linken Bildungs-Vorschläge auf den Punkt: Herunter mit dem Niveau, damit möglichst viele ein Zeugnis bekommen. Von der Volksschule über die Matura bis zum akademischen Abschluss. Und in ihrer Blödheit glauben zumindest die weniger zynischen Linken sogar noch, dass sie den Schülern damit etwas Gutes täten.Die Zyniker hingegen wollen das Schulsystem endgültig ruinieren.

Haltet den Mund, wir bestechen euch ja eh

Unglaublich frech waren Aussagen des roten Klubobmanns Josef Cap in einem „Presse“-Interview vor einigen Tagen. Aber auch die blieben sowohl in dieser wie auch in anderen Zeitungen völlig unkommentiert. Auf die Frage nach der geplanten deutlichen Erhöhung der Parteiförderungen hatte Cap ungeniert geantwortet: „Ich finde es immer sehr interessant, wenn sich Printmedien kritisch dazu äußern. Gerade sie profitieren mit Einschaltungen von der politischen Informationsarbeit.“

Mit anderen Worten: Haltet den Mund, wir bestechen euch ja eh mehr als genug. Deutlicher geht’s wohl nimmer.

Wie man sich Häupls Befehle schönrechnen kann

Die Wiener SPÖ wünscht, dass der ORF in ihr neues Medienzentrum St. Marx übersiedelt. Das hat sie nämlich schon im Wahlkampf angekündigt. Und daher rechnen die gehorsamen Genossen des Staatsfunks dieses teure Prestigeprojekt so lange schön, vergleichen immer mehr schrumpelige Äpfel mit immer weniger süßen Birnen, bis die gewünschte Variante endlich die billigste wird (da vergisst man halt etwa auf eigene Fernsehstudios für größere Veranstaltungen . . .). Womit sich wieder einmal die SPÖ durchsetzt und am Schluss der Steuerzahler wieder den Staatssender herauspauken muss (obwohl der ohnedies auch noch die Gebühren kassiert).

Eigentlich wäre es da absolut zwingend und logisch, dass Parteisoldat Wrabetz auch mit all seinem Privatvermögen die Haftung für seine seltsamen Rechenkünste übernehmen müsste. Wenn er es nun endgültig schafft, St. Marx durchzusetzen.

Und wieder neue Schikanen für alle Unternehmen

Fast keine Woche vergeht, ohne dass sich die Genossen neue Lasten für Österreichs Unternehmer ausdenken: SPÖ-Sozialminister Hundstorfer will nun allen Firmen die Verpflichtung zu einer „systematischen Erfassung von Stressoren und psychischen Belastungen in der Arbeit“ auferlegen. Das bedeutet jede Menge Aufträge für die (von den Unis in sinnloser Überzahl produzierten) Psychologen. Und für die Unternehmen bedeutet das jede Menge neue Auslagen.

Dahinter steht natürlich die Ideologie vom immer total furchtbaren Arbeitsleid, das eine kapitalistische Ausbeuterklasse den armen Werktätigen aufzwingt. Die Sozialisten genieren sich auch nicht, solche Schikanen gleichzeitig mit der lautstarken Forderung nach mehr Wachstum vorzuschlagen. Obwohl es der beste Beitrag zu mehr Wachstum wäre, wenn die Wirtschaft ein paar Jahre nicht durch solche neuen Ideologielasten beschwert würde.

Die Demokratie und der rote Bank-Austria-Betriebsrat

Das letzte Exempel in dieser heutigen Skandalreihe ist im Vergleich zu den bisher aufgeführten wohl nur eine Kleinigkeit. Es zeigt aber paradigmatisch, wie ungeniert Sozialdemokraten beziehungsweise rote Gewerkschafter überall mit den rein formalen Spielregeln der Macht umgehen, wenn es ihnen nutzt. Es geht um die Wahl einer „Behindertenvertrauensperson“ in der Bank Austria. Auch wenn ich bisher gar nicht gewusst habe, dass es diesen Job gibt, so erscheint die Vorgangsweise als milieutypisch grauslich.

Für diese vor wenigen Tagen durchgeführte Wahl gab’s nur eine einzige Liste, geführt von einer Silvia Pribek. Was ja durchaus vorkommen kann. Was aber keineswegs vorkommen dürfte: Auch die Briefe des Wahlvorstandes erfolgen  „z.H. Frau Pribek Silvia“. Und genau an diese Dame hat man auch seine Wahlkarten zuzustellen.

Noch provokanter ist, dass dieser von Frau Pribek vertretene Wahlvorstand als einziger über die Liste der Wahlberechtigten verfügt, die man aber gebraucht hätte, wenn man eine zweite Liste aufstellen will. Und überdies lagen zwischen der ersten Kundmachung dieser Wahl auf einer von den Mitarbeitern selten besuchten Homepage und der Möglichkeit, andere Wahlvorschläge einzubringen oder Wahlkarten zu beantragen, nur ganz wenige Stunden.

Irgendwie nähert sich der real existierende österreichische Sozialdemokratismus rasch dem einstigen real existierenden Sozialismus Osteuropas an. Wo man zwar „Wahlen“, aber keinerlei Chance auf eine Auswahl oder gar geheime Wahlen hatte.

Rot ist schlimmer als Blau oder Grün

Warum gibt es eigentlich in diesem Land zwar eine Diskussion, ob man mit Blau oder Grün überhaupt eine Koalition auch nur versuchen könne, während die Koalitionsfähigkeit dieser verkommenen Sozialdemokratie nirgendwo diskutiert wird? Wobei zu den hier aufgezählten weitgehend unbekannten Schweinereien ja noch die öffentlich bekannten kommen, wie beispielsweise:

  • die gesetzwidrige Aushungerung der AHS, um alle verfügbaren Gelder der Missgeburt Gesamtschule zuzuschieben;
  • die gesetz- und verfassungswidrigen Aktionen des Verteidigungsministers, um Wehrpflicht und Landesverteidigung auszuhebeln;
  • die Verantwortung der Gewerkschaft für den drohenden Absturz der AUA;
  • die Verantwortung für die Abstürze und die – fast immer ins Ausland gehenden – Notverkäufe zahlreicher Banken: Zentralsparkasse, Länderbank, Bank Austria, Bawag, Bank Burgenland (während die SPÖ gleichzeitig lautstark gegen die Banken hetzt);
  • die Schuld daran, dass unsere Universitäten weder wie der Rest der Welt Gebühren einheben noch Zugangsregelungen einführen dürfen;
  • die Verantwortung für die massive ideologische und parteipropagandistische Unterwanderung des ORF;
  • und die Verantwortung für das viel zu niedrige Pensionsantrittsalter, wodurch das ganze Pensionssystem bald kollapieren wird.

Cap dürfte einfach recht haben: Die Medien sind ausreichend bestochen  worden, sodass kaum noch eines das wahre Bild der SPÖ zeichnet.

PS.: Eine weitere miese Affäre, auf die ich in den letzten Tagen gestoßen bin, kann man nicht direkt der SPÖ in die Schuhe schieben, sondern nur vorerst nicht näher definierten Feinden der Rechtsparteien. Diese im Dunklen arbeitenden Scherzbolde haben unter dem Namen von schwarzen und blauen Politikern, aber ohne deren Zustimmung oder Wissen Facebook-Konten angelegt. Das Absurde des Systems Facebook: Die Betroffenen können sich dagegen gar nicht wehren – oder höchstens mit aufwendigen Klagen, die über Irland oder Amerika gehen müssten. Diese Manipulationsmöglichkeiten sind jedenfalls ein weiterer Grund, um der Facebook-Aktie alles Schlechte zu wünschen.

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Schmied und Platter, Fellner und Graf: eine Gegenstimme drucken

Unter Federführung des angeblich zu öffentlich-rechtlicher Qualität verpflichteten ORF häufen sich peinliche Beweise für die Banalisierung dieses Landes. Die politische Berichterstattung ist endgültig auf ein letztklassiges Seitenblicke-Format abgesunken. Ob es nun um Günther Platter, Claudia Schmied oder Graf Martin geht. Oder um die Fellnerschen Gossenmedien. Glückliches Österreich, wenn die von ORF&Co diskutierten Probleme die wahren Sorgen des Landes wären!

Beginnen wir mit dem Tiroler Landeshauptmann. Er hat ein Trainingslager der Fußballnationalmannschaft besucht und dabei den Fehler begangen, den dunkelhäutigen Spieler Alaba auf Englisch zu begrüßen. Dabei ist Alaba schon in Österreich geboren und als Beinahe-Teilnehmer des Champion-League-Finales zuletzt zu gewisser Berühmtheit unter Sportinteressierten aufgestiegen. Günther Platter hat ihn aber offenbar für einen noch nicht sprachkundigen Zuwanderer gehalten, der ob seiner Dribbelkünste vorschnell die Staatsbürgerschaft erhalten hat. Dieser Fauxpas ist journalistisch sicher einen lustigen Splitter auf Sport- oder Lokalseiten wert. Aber wenn der öffentlich-rechtliche Funk diese „Nachricht“ quer durch Zeit im Bild und alle Rundfunknachrichten schleppt, dann ist das einfach grotesk oder schon vorweggenommener Wahlkampf. Platter ist gewiss ein eher schwacher Landeshauptmann, den man aus vielen Gründen hinterfragen könnte. Aber sicher nicht wegen der – im Grunde fast sympathischen und jedenfalls mutigen Tatsache – dass er sich nicht für Fußball interessiert. Wenn der ORF ausgerechnet diese Lappalie breittritt, dann macht er sich selber läppisch.

Ebenso läppisch ist es, wenn sich der gleiche ORF und etliche andere Medien erregen, dass die zuständige Ministerin Claudia Schmied nicht beim Filmfestival in Cannes gewesen ist, obwohl an dessen Ende der Österreicher Haneke dort einen Erfolg feiern konnte. Dieses Tagebuch ist ja nun wirklich nicht als Mitglied des Anhängerklubs von Frau Schmied bekannt und hält sie aus mehreren gravierenden Gründen für rücktrittsreif: Aber das Tagebuch ist auch überzeugt: Die Minister der österreichischen Regierung sind nicht dazu da, um als Schlachtenbummler alle Filmfestivals abzugrasen. Solcher Spesentourismus ist schon im ORF schlimm genug, wo der Generaldirektor für einen Schlagerwettbewerb bis nach Mittelasien düst (obwohl die österreichischen Teilnehmer an jenem Bewerb schon lange vorher ausgeschieden sind).  Die Medien sollten sich mit den wirklichen Schmied-Skandalen befassen, nicht mit dem Verlangen des Herrn Haneke nach einem Aufputz seiner Ehrung.

Genauso lächerlich ist auch das bei der gleichen Gelegenheit medial verfochtene Verlangen der Filmproduzenten nach mehr Steuergeld. Die zweifellos erfreuliche Tatsache des Haneke-Erfolgs ist nämlich noch kein Beweis für eine unzureichende Filmförderung. Wenn überhaupt für etwas, dann eher für das Gegenteil. Und selbst wenn Hanekes Auszeichnung eine seltsame Folge unzureichender Finanzierung gewesen wäre, müsste sich langsam eines herumsprechen: Auch Kulturjournalisten sollten sich langsam damit abfinden, dass sich Österreich in nächster Zeit viel Wichtigeres als die derzeitigen Kulturbudgets nicht mehr leisten wird können.

Überhaupt das Mega-Thema der Medien ist eine Bassena-Geschichte um Martin Graf, den freiheitlichen Nationalratspräsidenten. Eine alte Frau glaubt sich durch ihn in seiner Rolle als Vorstand ihrer Privatstiftung geschädigt. Freilich: Die bisher bekannt gewordenen Indizien sind nicht gerade zwingend, diesen Vorwurf zu untermauern. Sie deuten eher auf mangelndes Wissen des Anwalts der Frau über das Stiftungsrecht. Dieses hat nun halt die Eigentümlichkeit, dass ein Stifter ab Stiftungsbeginn nie mehr über sein Vermögen verfügen kann. Solange ein Mensch auf diese Konsequenz ordentlich hingewiesen worden ist, und solange er nicht besachwaltert ist, muss er schon selber die Verantwortung für eine solche (Fehl-)Entscheidung tragen. Der Stiftungsvorstand wäre nur verantwortlich, wenn er fahrlässig oder gar vorsätzlich Schaden anrichtet, wenn er die Satzung der Stiftung nicht einhält. Aber das muss erst einmal bewiesen werden, was im Fall Graf alles andere als der Fall ist. Daher muss ich erneut – zumindest bis zur gerichtlichen Entscheidung über diese Vorwürfe – einen Politiker vor medialer Lynchjustiz in Schutz nehmen, den ich für jammervoll halte. Insbesondere wegen Grafs linkspopulistischer Haltung zu Universitätsthemen. Aber das erregt die angeblichen Qualitätsmedien dieses Landes lange nicht so wie die späte Reue einer alten Dame über eine eigene Fehlentscheidung.

Bleibt als letztes – etwas anders geartetes – Thema das Haus Fellner. Dieses hat in der dort üblichen Geschmacklosigkeit via einestwitterartigen News-Tickers vom Begräbnis jenes Buben berichtet, der vor ein paar Tagen von seinem Vater erschossen worden war. Ich verstehe alle, die sich darüber erregen. Ich halte es auch für durchaus legitim, jene Inserenten an den Pranger zu stellen, die noch immer die Fellner-Produkte finanzieren. Nur mit Verlaub: Deswegen eine Twitter- und Internet-Sperre für diese Medien zu verlangen, ist ein noch viel größerer Skandal. Meinungs- und Medienfreiheit beruhen halt nun einmal darauf, dass auch das veröffentlicht werden darf, was man zutiefst verachtet. Genau jene, die sich über relativ harmlose Dinge wie eine Vorratsdatenspeicherung erregen (wo ja nur angerufene Telefon- und Mail-Nummern, aber keinerlei Gesprächsinhalte gespeichert werden), werden plötzlich zu totalitären Oberzensoren, wenn ihnen dies aus ideologischen oder Konkurrenz-Gründen so passt.

Als problematischer Zensor hat sich in diesem Mordfall übrigens auch der ORF betätigt: Er hat den Zuschauern selbst die kleinste Andeutung vorenthalten, dass sich die tragische Tat unter Mitgliedern einer türkischen Familie abgespielt hat. Auch diesen Aspekt zu erwähnen wäre zweifellos Teil der Informationspflicht des ORF gewesen. Das ist etwas ganz anderes, als die Privatheit eines Begräbnisses unter besonders tragischen Umständen zu stören. Aber auch darüber ließe sich streiten: Denn selbstverständlich haben schon die Medien all jener Journalisten, die sich jetzt so politisch korrekt erregen, ausführlichst und Privatheit ignorierend über Begräbnisse in Mordfällen berichtet.

In der Twitter-Welt, wo die Begräbnis-Empörung ausgebrochen ist, die prompt von einigen Medien übernommen worden ist, scheint ein Virus kollektiver Hysterie zu grassieren.

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Wikileaks, Vatileaks, Murdoch: Hurra, die Übeltäter werden erwischt drucken

Nach Vatileaks geht es auch Wikileaks und einem führenden Murdoch-Mann an den Kragen. Ist das gut so? Ich denke ja. Nur in Österreich dürfen unsere Staatsanwälte weiterhin – illegal, aber konsequenzenlos – Verschlussakte kopieren und an gleichgesinnte Journalisten versenden.

Die nunmehr beschlossene Auslieferung des Wikileaks-Gründers Julian Assange hängt zwar formal mit einem umstrittenen Sexualdelikt zusammen. Zugleich tobte ein langer Rechtsstreit wegen der unterschiedlichen Kompetenzen eines Staatsanwalts in Schweden und Großbritannien. Beides hatte also oberflächlich nichts mit Wikileaks zu tun. Aber dennoch ist klar: Die Blütezeiten für das dunkle Kopier-Gewerbe und die ärgsten medialen Exzesse sind vorerst in den meisten Ländern vorbei. Das wird durch die Erfolge des Vatikans bei der Jagd nach einem Schnüffler im Zentrum des päpstlichen Haushalts bestätigt. Ebenso wie durch die zur gleichen Stunde des Assange-Urteils erfolgte Verhaftung des ehemaligen britischen Regierungssprechers. Er hatte in den üblen Schnüffel- und Abhör-Aktionen des Murdoch-Verlags offenbar eine größere Rolle gespielt als bisher bekannt gewesen ist.

Ist das alles gut? Es bleibt ein schmaler Grat: Denn natürlich sind Veröffentlichungen geheimer Dokumente ein wichtiges Mittel, um Sauereien der Mächtigen zu bekämpfen, egal ob in Justiz, Beamtenschaft oder Politik.

Nur scheint ebenso klar: Weder im Falle Vatileaks (wo vorige Woche der päpstliche Kammerdiener erwischt worden ist) noch bei Wikileaks und schon gar nicht bei den Murdoch-Blättern ist es um die Aufdeckung von Sauereien gegangen (etwa im Sinne des Watergate-Verbrechens im Dunstkreis der amerikanischen Rechten oder der Lucona-Verbrechen im Dunstkreis der österreichischen Sozialdemokraten, die beide nur Hilfe honoriger Medien verfolgt werden konnten). Sondern um die Jagdlust bei der Durchbrechung aller Privatheits- und Vertraulichkeits-Schranken, um Eitelkeiten, um Geschäftemacherei, um Rache, um Intrigen. Und nie wurde Rücksicht auf Kollateral-Opfer geübt.

Daher hält sich mein Mitleid mit Assange ebenso wie mit dem Träger des päpstlichen Regenschirms oder dem einstigen Pressesprecher der Downing Street in engen Grenzen. Und schon gar kein Mitleid habe ich mit Staatsanwälten, die ihre parteipolitischen und/oder geldbringenden Spielchen spielen, obwohl sie jedes Mittel in der Hand haben, um selbst die Sauereien der Mächtigen zu verfolgen. Aber die schützen sich selber.

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Die roten Meinungsmacher (30): Gerhard Zeiler: Die „Privatisierung“ des ORF drucken

Anfang der 90er Jahre beginnt sich die Rundfunklandschaft in Österreich, trotz der vehementen Blockadepolitik und der Querschüsse der SPÖ, langsam zu verändern.

In den Kabelnetzen beginnen erste TV-Rebellen, eigene Lokalprogramme zu senden; Radiopiraten halten die Fernmeldebehörde auf Trab; aus den Nachbarländern machen heimische Privatradiopioniere mit österreichischen Programmen Ö3 oder Radio Kärnten Konkurrenz; der ORF verliert immer mehr Fernsehzuseher an deutsche Privatfernsehsender wie RTL oder SAT1; von Jahr zu Jahr können mehr ausländische TV-Sender via Satellit und Kabel empfangen werden; der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt die Republik Österreich, weil noch immer der ORF das absolute Sendemonopol innehat; und rund um Österreich im Westen, Norden, Süden und sogar im Osten senden Private TV- und Radiostationen.

Die goldenen Monopolzeiten gehen für den ORF und die SPÖ nun langsam, aber sicher zu Ende. Das muss auch Gerd Bacher, der mittlerweile auf die 70 zugeht, erkennen. Er leitet mit mehreren Pausen seit 1967 die Geschicke des Staatsrundfunks, aus dem einstigen Tiger ist ein Rundfunkdinosaurier geworden, der mit den aktuellen Entwicklungen schlicht überfordert ist.

Die Ära Bacher neigt sich dem Ende zu

Zu viele Fronten haben sich im Kampf um die Erhaltung der Macht des ORF aufgetan. Bachers langjährige Strategie, dem ORF alle Konkurrenten vom Leib zu halten, hat sich angesichts der politischen, technologischen und internationalen Entwicklungen totgelaufen. Das weiß auch Bacher selbst, deshalb gibt er die Parole aus „Vom Monopol zum Marktführer“.[i]

Doch dass der knapp 70-Jährige noch der richtige Mann dafür ist, das glauben immer weniger, schließlich sprechen die Fakten eine andere Sprache. Trotz seiner Monopolstellung liegen die Marktanteile des ORF-Fernsehens unter Bacher nur noch zwischen 40 und 45 Prozent.

[ii]

Angesichts dieser unerfreulichen Zahlen braucht die Bundeskanzler-Partei, die SPÖ, dringend einen neuen, kompetenten und starken Mann an der Spitze des ORF, denn was nutzt den Sozialdemokraten ein großer und vollkommen überteuerter Staatsfunk, wenn immer mehr Österreicher statt ORF lieber RTL, SAT1 oder Pro7 schauen.

„Auf Dauer, darüber waren sich alle Medienexperten einig, wird sich der ORF gegenüber der privaten Konkurrenz nur behaupten können, wenn er erstens noch attraktiver und zweitens um vieles billiger als bisher arbeite. Eine Totalreform des ORF erschien als einzig zielführende Maßnahme.“[iii]

Genosse Zeiler kommt als Intendant

Dieser Mann ist schnell gefunden: Gerhard Zeiler. Sozialisiert im linken Milieu: Assistent am Institut für Berufsforschung, Redakteur beim SP-Pressedienst und Pressesprecher für die beiden SPÖ-Bundeskanzler Fred Sinowatz und Franz Vranitzky. Zudem war Zeiler unter ORF-Generalintendant Thaddäus Podgorski ORF-Generalsekretär. Schon damals soll Zeiler hinter den Kulissen den ORF gelenkt haben, da Podgorski mit seinem Amt vollkommen überfordert war. „Als Generalsekretär unter Generalintendant Thaddäus Podgorski galt er schon damals als eigentlicher ORF-Manager.“[iv] Mit dem Abgang von Podgorski wechselt Zeiler nach Deutschland, dort ist er zwei Jahre lang Geschäftsführer von Tele5 und weitere zwei Jahre von RTL2.[v]

„Der ideale Mann. (…) Gerhard Zeiler (…) hat einerseits das Zeug als Manager, um den ORF in den nächsten vier Jahren in ein schlankes Unternehmen umzukrempeln. Andererseits ist er politisch versiert genug, um als Vranitzkys Mann auf dem Küniglberg die Weichen in die richtige Richtung zu stellen.“[vi]

Ein Mann wie Zeiler wird dringend gebraucht, denn die öffentlich-rechtliche Anstalt steckt tief in der Krise, nicht nur was die miserablen Reichweiten betrifft. Eine Studie des deutschen Betriebsberatungsunternehmens Gemini Consulting stellt dem ORF ein denkbar schlechtes Zeugnis aus: „Bacher hat in seinen vergangenen Amtsperioden offenbar doppelt so viele Leute wie nötig eingestellt und Strukturen von byzantinischer Schwerfälligkeit geschaffen (…).“[vii]

Die deutschen Studienautoren lassen am Staatsfunk kaum ein gutes Haar: „Im ORF wurden bislang Aufgaben bereichsweise sehr unterschiedlich wahrgenommen, vor allem existiert keine strategische und operative Zentral-Steuerung. (…) auch mangelt es an einschlägigem Problembewusstsein, an konsequenter Zielgruppenorientierung und ihrer Umsetzung in die konkrete Programmarbeit.“[viii]

Zeilers Wahl zum Generalintendanten ist mit den üblichen politischen Intrigen, Tausch- und Gegengeschäften zwischen den beiden Koalitionspartnern SPÖ und ÖVP verbunden. Weil SPÖ-Mann Zeiler auch einige Bürgerliche in sein Führungsteam holt, bekommt er auch viele Stimmen von der ÖVP. Schließlich versichert ÖVP-Chef Erhard Busek seinen Kuratoren, „daß die ÖVP beim besten Willen nichts gegen sie einwenden könnte.“[ix]

Her mit den Quotenprogrammen

Und so wird Zeiler am 17.10.1994 vom ORF-Kuratorium mit 31 von 35 Stimmen zum neuen Generalintendanten gewählt. Von ÖVP-Seite erhält Zeiler lediglich von Helmut Kukacka und Heribert Steinbauer eine Abfuhr. Wie so oft, hat sich die ÖVP auch bei dieser Wahl von der SPÖ über den Tisch ziehen lassen. Das merkt sie, ebenfalls wie so oft, aber viel zu spät. Die Konsequenz: Aus Trotz verhindert die Volkspartei Zeilers Plan, den ORF in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Die ÖVP kann Zeiler „diesen Sieg nicht gönnen. Auch wenn sie selbst eine ORF-AG, sogar mit Beteiligung von privatem Kapital, über Jahre hinweg gefordert hat.“[x]

Ansonsten ist Zeiler mit der Umsetzung seiner Reformen, seinen Konzepten und Plänen aber durchaus erfolgreich. „Er versucht eine Kulturrevolution mit verkehrten Vorzeichen auf dem Küniglberg – und holt alles, was im Privatfernsehen Erfolg hat, ja noch ein bißchen mehr zur Rettung der Quote ins ORF Programm.“[xi]

Zeiler definiert drei operative Zielsetzungen:

  1. Sicherung der Marktführerschaft im Fernsehen und im Radio
  2. Effizientes Wirtschaften
  3. Einstieg in neue Geschäftsfelder[xii]

Mit Zeiler gehen die Quoten des ORF wieder steil nach oben. Im heimischen Staatsfunk sind plötzlich Sendungen und Formate zu sehen, die man bisher nur aus dem deutschen Privatfernsehen kannte. Was in Deutschland funktioniert, setzt Zeiler auch im ORF um: „(…) Walter Schiejok talkt gegen Hans Meiser bei RTL am Nachmittag über UFOs und eingewachsene Zehennägel. Vera Russwurm tritt gegen Margarete Schreinemakers an (…). Den Kurier-Chefredakteur Peter Rabl schickt Zeiler gegen Erich Böhmes „Talk im Turm“ bei Sat1 ins Rennen und so weiter.“[xiii]

Unter Zeiler sendet das ORF-Fernsehen erstmals 24 Stunden rund um die Uhr. Die Zeiten, als um Mitternacht herum die österreichische Bundeshymne das Programm beendet hat, sind damit vorbei.

Zeiler hat den ORF von Grund auf reformiert, das Programm kommerzialisiert und ihn aus der (Quoten-)Krise geführt. Er hat dafür gesorgt, dass der ORF der SPÖ, trotz des schwieriger werdenden Umfelds, auch weiterhin als Propagandasender mit großer Reichweite zur Verfügung steht. Denn an der politischen Ausrichtung der ORF-Berichterstattung und der Nachrichten- und Informationssendungen hat sich unter Zeiler freilich nichts geändert.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächste Folge: A neicha Senda, Nudlaug: Sozialistisches Privatfernsehen)

Endnoten

[i] Siehe Mocuba. 2000. Seite 3.

[ii] Fidler. 2004. Seite 247.

[iii] Wieser. 1999. Seite 2.

[iv] Fidler. 2004. Seite 224.

[v] Siehe Fidler. 2008. Seite 618.

[vi] WirtschaftsWoche. Nr.2/6.1.1994. Seite 18.

[vii] WirtschaftsWoche. Nr. 42/13.10. 1994. Seite 35.

[viii] Wieser. 1999. Seite 65.

[ix] WirtschaftsWoche. Nr. 43/20.10.1994. Seite 34.

[x] Fidler/Merkle. 1999. Seite 113.

[xi] Fidler/Merkle. 1999. Seite 113.

[xii] Siehe Wieser. 1999. Seite 69.

[xiii] Fidler. 2004. Seite 226.

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Mit wem der Herr Ostermayer den ORF retten will drucken

Eine vom Faymann-Staatssekretär Josef Ostermayer einberufene Kommission soll nun eine Reform des ORF zustandebringen. Eine wirklich süße Vorstellung.

Zwar dürfen jede Partei und die Medienbehörde je einen Vertreter in Ostermayers Runde entsenden. Aber dann gibt es noch drei „Experten“, die sich Ostermayer ausgesucht hat: die Herrn Kurt Bergmann, Peter Huemer und Fritz Wendl.

Ganz zufällig sind das alles aktive oder pensionierte ORF-Menschen. Da kann man schon ungefähr ahnen, wie unangenehm die Reform mit all den Missständen im ORF aufräumen wird. Diese Kommission ist eine nahtlose Fortsetzung der Zeit, als der ORF den jeweiligen SPÖ-Ministern gleich direkt den Entwurf für neue Mediengesetze diktiert hat. Sie erinnert aber auch heftig an die letzte, ebenfalls missglückte ORF-Reform unter Schwarz-Blau. Da war es aber wenigstens noch ein Gerd Bacher, den man da in führender Rolle mitarbeiten ließ. Was jedoch offenbar auch keine Garantie für ein Gelingen ist.

Jetzt aber sind unter den Dreien gleich zwei stadtbekannte Linksradikale bzw. Kommunisten. Und der Herr Bergmann. Der hat zwar einst neben dem ORF auch bei der ÖVP Karriere gemacht. Was ihn aber nicht hindert, jetzt einen besonders absurden Vorschlag zu machen, wie man die Politik aus dem ORF hinausbrächte: Er will die Besetzung aller Gremien ausgerechnet dem Bundespräsidenten anvertrauen. Wirklich genial. Da gibt’s dann nicht einmal mehr einen einzigen Pseudo-Bürgerlichen im ORF (oder nur noch Kaliber a la Bergmann). Geschweige denn einen Exponenten einer der beiden Rechtsparteien.

Zugleich hört man wieder Lustiges aus dem ORF: Eine Frau Brigitte Handlos wird zur Chefin eines neuen Fernseh-Mittagsmagazins. Sie hat sich perfekt qualifziert: Hat sie doch im Vorjahr Fanseiten für die Bildung einer rot-grünen Koalition in Wien inszeniert.

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Facebook: ein Zauberbuch? drucken

Ob ich Facebook-Aktien gekauft habe, will ein Partner des Tagebuchs wissen. Nun: Obwohl ich normalerweise keine Aktientipps geben will, nicht einmal indirekt, fällt mir hier die Antwort leicht. Sie lautet: Nein. Das heißt nicht, dass ich sicher bin, dass diese Aktien einen langfristigen Flop erleiden.

Denn bei Aktien kann man genausowenig einen Erfolg wie einen Misserfolg als sicher ansehen. Mit dem Kauf von Aktien verhält es sich nicht anders als mit sämtlichen anderen Entscheidungen im Leben. Man kann lediglich Einschätzungen der Wahrscheinlichkeit abgeben, ob sich eine Entscheidung am Ende als richtig, also sinnvoll, nützlich, ertragbringend erweisen wird. Wahrscheinlichkeit heißt damit aber immer auch, dass etwas ganz anders als erwartet ausgehen kann.

Und das trifft nun bei Aktienkäufen genauso zu wie bei der Investition in eine Würstelbude oder auch bei der Entscheidung für ein Studium. Zweifellos ist im Vergleich zu einem (in der Regel leichten) Publizistik-, Politologie- oder Psychologie-Studium die Wahrscheinlichkeit eines Lebens mit gutem Einkommen viel höher, wenn man Wirtschaft studiert (was in der Regel schwerer ist). Ich kenne aber durchaus auch exzellent verdienende Politologen und total erfolglose Studienabbrecher (insbesondere wenn sie über eine reine Parteikarriere zum Chef von Bundesbahn oder Bundesregierung werden), so wie mir Absolventen der Wirtschafts-Universität begegnet sind, die später in ihrem Leben keinen Job mehr finden und die in der notgedrungenen Selbstständigkeit frustriert an der ständigen Konkursgefahr entlangschrammen.

Nicht anders ist es bei Facebook. Ich schätze zwar die Wahrscheinlichkeit eines Flops – also eines zumindest teilweisen Verlustes der eingesetzten Gelder – bnoch immer ei Facebook gefühlsmäßig mit rund 80 Prozent an. Aber 20 Prozent Erfolgschance sind zweifellos deutlich besser als bei den diversen Lotto-Formen. Dennoch werden auch diese begeistert gespielt.

Die Argumente, die für einen Misserfolg der Aktien des – ziemlich unsozialen – „sozialen Mediums“ sprechen, sind deutlich größer:

  • Es scheint absurd, dass Preis und Menge der ausgegebenen Aktien jeden Facebook-Kunden mit weit mehr als 100 Dollar be„wert“et haben. Und dass die Käufer diese Traumzahlen zumindest anfangs so akzeptiert haben. Viele Facebooker werden jedoch in diesem Medium nie auch nur einen einzigen Klick auf eine Werbeeinschaltung machen.
  • Dazu kommt, dass Facebook von einer Vielzahl von Rechtskonflikten ob seines problematischen Umganges mit User-Daten bedroht ist – woraus leicht ein Milliardenschaden entstehen kann.
  • Mir scheint dieses Medium auch eher ein Medium für Pubertierende und Studenten als für Erwachsene zu sein. Es ist letztlich eine Attitüde 13-jähriger Mädchen, die Welt in Freunde, gute Freunde, allerbeste Freunde und gar keine Freunde einzuteilen. Selbst die immer zu Infantilität neigende Werbeindustrie entdeckt langsam, dass man mit Jugendlichen nur sehr beschränkt große Geschäfte machen kann.
  • Und vor allem ist die Welt der Medien eine besonders schwer prognostizierbare. Hier können Aufstiege genauso schnell wie Abstürze passieren. Das macht jede Prophezeiung für diese Branche besonders unseriös. Wie zahllose Exempel zeigen- Große Mediengurus haben beispielsweise Mitte der 90er Jahre bei großen Konferenzen prophezeit, dass es binnen fünf Jahren keine Papier-Zeitungen mehr geben werde; was sich ja offenbar nicht ganz bewahrheitet hat. Man denke auch an den steilen Abstieg von Nokia – noch vor wenigen Jahren war das Unternehmen jedoch „der“ wichtigste Mobiltelefon-Erzeuger weltweit, der von zahlreichen „Experten“ als absolutes Vorzeige-Unternehmen gepriesen wurde. Man denke an den Tod von Technologien wie Telex, wie Audio- oder Video-Kassetten. Man denke an den Tod der beliebtesten Fernsehprogramme früherer Jahrzehnte (von der Fernsehfamilie bis zum politischen Kabarett). Man denke daran, dass die Arbeiter-Zeitung, die nach dem Krieg Österreichs auflagenstärkstes Blatt war, einige Jahre später zusperren musste.

Woher nehme ich aber dann überhaupt eine immerhin 20-prozentige Chance für Facebook-Aktionäre? Nun, es kann ja sein, dass es nochmals die nunmehr börsenotierte Aktiengesellschaft Facebook ist, bei der eine geniale Idee zum Durchbruch kommt. Da könnte der Aktienkurs doch noch einen Höhenflug erleben (bei dem dann der Ausstieg besonders empfehlenswert wird).

Überdies ist derzeit jedenfalls die Wahrscheinlichkeit größer, dass man mit Aktien welcher Art immer sein Geld sicherer angelegt hat als mit Staatsanleihen. Denn in Deutschland wie auch in etlichen anderen Ländern haben derzeit die schuldengierigen Linksparteien und Rechtspopulisten gewaltigen Auftrieb, die den Menschen eine schmerzfreie Therapie gegen die Folgen der finanzpolitischen Sünden der letzten Jahre vorgaukeln. Was nichts anderes heißt als noch mehr Schulden. Das wird die Anleihen eines Tages wie ein Pyramidenspiel zusammenbrechen lassen. Da ist dann eine Facebook-Aktie noch allemal besser als eine Staatsanleihe. Denn die wird nur noch zum Tapezieren der Wände gut sein.

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"News": Der Millionär macht auf Bauer drucken

Manche Dinge sind so unglaublich, dass man sie dreimal nachprüft. Wer hätte sonst geglaubt, dass europäische Agrargelder ausgerechnet zur Wiener Verlagsgruppe News fließen?

Ja, genau: Das ist jene Gruppe, die jahrelang in Hinblick auf ihre Auflagen wie gedruckt gelogen hat. Und jetzt reiht sich zum dubiosen Gebaren dieser einst von den Faymann-Freunden Fellner gegründeten Illustrierten-Kette eine neue Unglaublichkeit: sie hat im Vorjahr unter dem Titel „EU-Agrarzahlungen“ 113.400,00 Euro erhalten. In aller Heimlichkeit.

Das ist eine Riesensauerei und sollte schleunigst zurückgefordert werden. Diese Causa wird sonst wohl genauso in die Geschichtsbücher eingehen wie die zahllosen von der EU geförderten griechischen oder sizilianischen Olivenbäume, die nur ein kleines Problem haben: Es gibt sie gar nicht.

Die agrarische Geldverschiebung zu „News“ ist auch ein Musterbeispiel, wie sinnlos die von der Wiener Regierung angekündigte Transparenzdatenbank sein wird. Gibt es doch bei den Landwirtschafts-Förderungen schon seit einigen Jahren eine solche Transparenzdatenbank. In dieser stehen dann halt nach der Methode „Schmecks“ Geldbeträge ohne jede Transparenz, ohne jedes Wofür, Weshalb oder Warum.

Nach der Logik der EU-Finanzierungs-Usancen ist jedenfalls das Berlakovich-Landwirtschaftsministerium direkt oder indirekt verantwortlich. Auf die Anfrage, wofür das Geld der EU-Agrarförderungen denn verwendet worden ist, erhält man von der Agrarmarkt Austria, die für die „Transparenz“ verantwortlich ist, aber nicht einmal eine Auskunft. Trotzdem gehe ich jede Wette ein, dass bisher kein Mensch in Brüssel auch nur eine Ahnung hat, welche Schmuddel-Illustrierten da aus europäischen Geldern angefüttert werden. Denn die Schiebereien sind zweifellos in Österreich selbst passiert.

In dieser Transparenzdatenbank im Internet werden die Zahlungen an die „Verlagsgruppe News Gesellschaft M.B.H. GmbH“ einfach mit „Investitions- und Regionaloffensive - sonstige Maßnahmen“ erklärt. Schmecks. Mehr erfährt man nicht. Daher bleibt dem Steuerzahler nur die Spekulation, wie das Geld in die drei vorgegebenen Ziele passen mag:

  • Erhöhung der Wertschöpfung der Land- und Forstwirtschaft,
  • Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum oder
  • Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft.

Kreative Geldschieber werden schon eine Antwort finden, wenn einmal der Rechnungshof und Staatsanwalt anklopft. Hat das „Profil“ vielleicht eine Anleitung zum Kühemelken abgedruckt? Oder das „News“ einen Vergleichstest der besten Mähdrescher? Oder geht es vielleicht um eine „Ausgleichszulage in benachteiligten Gebieten“? Was gar nicht so abwegig wäre: Sind die diversen „News“-Hefte doch seit Jahren in von den Leser heftig benachteiligten Gebieten anzutreffen.

Oder hängt der Geldfluss vielleicht gar damit zusammen, dass Raiffeisen sowohl zu den für landwirtschaftliche Förderungen zuständigen Behörden wie auch zu den geförderten Magazinen eine sehr große Nahebeziehung hat? Das will ich schon gar nicht glauben. Und außerdem gilt die Unschuldsvermutung.

Streng zurückweisen muss ich natürlich auch alle Vermutungen, dass da ein brutaler Verleger irgendjemandem mit einer unangenehmen Veröffentlichung gedroht haben könnte, unabhängig davon, dass solche Veröffentlichungen in den bunten Heften ohnedies nur selten vor Richtigkeit strotzen.

Als jedenfalls unrichtig kann ich aber jetzt schon eine weitere Vermutung entlarven: Das Geld floss nicht für die Aktion „Bauer sucht Frau“. Das könnte ja noch irgendwie als Landwirtschaftsförderung verstanden werden (nach der Gleichung: Glückliche Bauern = glückliche Kühe = glückliche Milch). Denn: „Bauer sucht Frau“ ist definitiv nicht bei News, sondern bei ATV gelaufen. Und ATV hat kein Geld bekommen. Womit ich übrigens die Privatfernsehmacher zu nichts angestiftet haben will. Denn sie würden höchstwahrscheinlich ohnehin nicht gefördert werden. Fehlen ihnen doch die richtigen Netzwerke . . .

Wir wissen letztlich nur: „Grundlage für die Zahlungen sind Leistungen, die die Empfänger im Agrarbereich im öffentlichen Interesse erbringen.“ Wer‘s glaubt, wird selig.

Und ansonsten haben wir brav Steuern zu zahlen, die Goschen zu halten und nicht allzu laut mit den Zähnen ob all der Schweinereien in diesem Land zu knirschen.

 

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Die roten Meinungsmacher (29): Als die Bilder laufen lernten: Die neue Freiheit im Kabelnetz drucken

Während die Liberalisierung des Hörfunkmarkts Mitte der 90er Jahre schleppend voranschreitet, herrscht im Fernsehbereich zu dieser Zeit Stillstand, zumindest fast. Denn am 7. Juli 1993 beschließt der Nationalrat nicht nur das verpfuschte Regionalradiogesetz, sondern ändert auch das Rundfunkgesetz.

Diese kleine Änderung betrifft die heimischen Kabelbetreiber. Ihnen war bisher strengstens untersagt, „aktiven“ Kabelrundfunk zu betreiben, das heißt selbst Programme zu produzieren und auszustrahlen. Das dürfen sie zwar auch weiterhin nicht, aber immerhin können sie nun Textnachrichten und Standbilder über ihre Netze verbreiten. Geld dürfen sie damit aber nicht verdienen, Werbung ist ihnen nämlich strikt untersagt. Dafür dürfen die Texte, schließlich ist man ja „großzügig“, mit Musik unterlegt werden.

Die Kabelbetreiber nutzen jedenfalls die ihnen gewährte neue kleine „Freiheit“. So kündigt etwa Telekabel-Geschäftsführerin Alfreda Bergmann-Fiala kurz darauf ein neues „privates Fernsehprogramm aus Wien“[i] an, mit dem Zusatz, „wenngleich nur mit bescheidener Grafik und Text". Mit solchen „Konkurrenten“ am TV-Markt können selbst SPÖ und ORF leben.

Wie viele Bilder pro Sekunde dürfen stehen?

Doch nicht alle sind so brav und gesetzestreu wie Frau Bergman-Fiala. So wie beim Hörfunk, ist es auch beim Fernsehen ein Kärntner, der sich schon sehr früh gegen das staatliche Diktat auflehnt. Bereits 1991 startet Josef Schabernig, Elektrohändler und lokaler Kabelnetzbetreiber in Friesach seinen Sender mit dem deftigen Namen FKK (Friesacher Kabelkanal), freilich komplett illegal. „Er wurde von der Behörde mit Anzeigen eingedeckt und 1994 wurde seine Anlage von der Post plombiert, was ihn an der weiteren Ausstrahlung seines Lokalprogramms hindern sollte.“[ii]

Wie bereits der Kärntner Radiopionier Willi Weber geht Schabernig ins Rundfunkexil. Damit die Fernmeldebehörde nichts gegen ihn unternehmen kann, verlegt er kurzfristig seinen Sendstandort nach Italien.

[iii]

Wie Josef Schabernig reagieren im Laufe der Jahre immer mehr Kabelbetreiber und Privatfernsehpioniere auf die repressiven Rundfunkgesetze, die Unterdrückung und die Verfolgung – mit Widerstandsgeist und viel Kreativität.

So interpretieren einige von ihnen, was denn eigentlich ein Standbild sei, äußerst großzügig. Schließlich können Standbilder sehr schnell hintereinander gezeigt werden. „Der Übergang vom Standbild zum bewegten Bild war dann sehr fließend“.[iv]

Die widerspenstigen Lokalfernsehmacher setzten auf den sogenannten Stroboskopeffekt. Mit einem Videoeffektgerät wurde der Film in Einzelbilder zerlegt, danach wurden rund fünf „Standbilder" pro Sekunde gesendet. Das ergibt zwar noch keinen echten Film, aber die etwas abgehackten Bewegungen können bereits als solche wahrgenommen werden. Sozusagen Daumenkino im Kabelfernsehen. Und damit die gestrenge Fernmeldebehörde nicht auf dumme Gedanken kommt, blendet man noch zusätzlich den Hinweis ein: „5 Standbilder pro Sekunde.“[v]

Die Standbilder unterlegt man auch noch mit Sprache, was zwar verboten ist, schließlich erlaubt das Gesetz nur Musik, doch um sich nicht vollkommen lächerlich zu machen, drückt auf Weisung des damaligen Verkehrsministers Viktor Klima die Fernmeldebehörde ein Auge zu.[vi] Denn im Nachbarland Deutschland senden zu dieser Zeit bereits seit rund zehn Jahren ganz legal Privatsender und auch in den noch bis vor kurzen kommunistischen Ländern Osteuropas gehen überall private TV-Stationen auf Sendung.[vii]

Gegen rote Blockaden hilft nur der VfGH

Doch mit solchen Minimalzugeständnissen wollen sich die Kabelbetreiber nicht abspeisen lassen. Sie wollen, so wie mittlerweile überall in Europa, endlich richtiges Lokalfernsehen machen, ganz legal und ohne Tricksereien. FKK-Betreiber Josef Schabernig und acht Kabelnetzbetreiber[viii] aus der Steiermark ziehen deshalb vor den Verfassungsgerichtshof.

Und einmal mehr werden die Richter, aufgrund der Untätigkeit und des Unwillens der Politik, zu den eigentlichen Gestaltern der heimischen Rundfunklandschaft. Am 27.9.1995 stellt der VfGH fest, „dass die Beschränkungen in der RVO der EMRK (Artikel 10 Absatz 1) widersprechen und deshalb verfassungswidrig sind.“[ix]

Die Verfassungsrichter geben der Politik bis 31.7. 1996, also rund neun Monate Zeit, das Gesetz verfassungskonform zu reparieren. Tut sie dies nicht, können die Kabelbetreiber ab 1.8.1996 legal echtes TV-Programm mit bewegten Bildern produzieren und ausstrahlen. Jene neun Kabelbetreiber, die die Klage beim VFGH eingebracht haben, können aufgrund einer gesetzlichen Regelung, die besagt, „dass der erfolgreich gegen ein Verfassungsgesetz Klagende unverzüglich die Vorteile von dessen Aussetzung wahrnehmen darf,“[x] bereits mit 27.9.1995 legal senden. Die Zeitschrift TV-Media teilt die heimischen Privat-TV Macher Anfang 1996 in vier Gruppen ein:

  • „Die Legalen: Jene die geklagt haben. Neben Friesach ist Privat-TV in folgenden Netzen erlaubt: Voitsberg, Eisenerz, Hausmannstätten, Feldbach, Knittelfeld, Kalsdorf, Fürstenfeld und Graz.
  • Die Halblegalen: Sie senden rasant geschnittene Standbilder, was nicht ausdrücklich verboten ist – eine typisch österreichische kabarettreife Lösung. Ein dazu passendes ‚Radioprogramm‘ erklärt die Bilder – was zwar gegen geltende Gesetze verstößt, von Verkehrsminister Klima aber per Weisung erlaubt wurde. Der Übergang zum normalen TV-Bild ist fließend.
  • Die Illegalen: Immer von der zwangsweisen Abschaltung und Beschlagnahmung durch die Post bedroht, senden sie munter drauf los. Ihr Vorteil: Bei der allgemeinen Legalisierung ab 1. August haben sie bereits TV-Erfahrung.
  • Die Bastler: Viele üben derzeit den Schritt in die televisionäre Zukunft noch. Vorerst gibt es (legale) Teletext-Informationen mit dazu passenden Fotos, unterbrochen von schnell wechselnden Standbildern“[xi].

Privatfernsehen kommt schleichend in das Kabelnetz

Angesichts der Untätigkeit und Ignoranz der Medienpolitiker, gehen – Verbote hin oder her – in den folgenden Monaten immer mehr Kabelbetreiber mit eigenen Programmen und mit echten Bewegtbildern auf Sendung. Die Zeitschrift TV-Media berichtet im Frühsommer 1996: „Sensationell: Zwar ist Privat-TV bei uns verboten. Doch TV-Media fand 21 Pioniere, die trotzdem senden.“[xii]

Zu diesen Sendern, die das Verbot einfach ignorieren, gehört pikanterweise auch RTV, der sein Programm in der Südstadt in Niederösterreich verbreitet. RTV gehört nämlich mehrheitlich dem Österreichischen Gewerkschaftsbund. Die ÖGB-Druckerei Elbemühl hält 50 Prozent an dem Sender. Angesichts solcher Zustände gibt ein verzweifelter Beamter des Verkehrsministeriums in TV-Media zu Protokoll: „Ich habe den Verdacht, da scheißt sich keiner mehr was um die gültigen Verbote.“[xiii]

Auch mit dem Werbeverbot nehmen es die Privatfernsehpioniere nicht ganz so genau, man sendet einfach „bezahlte Produktinformationen“.

Und obwohl die Verfassungsrichter SPÖ und ÖVP einen klaren Auftrag erteilt haben, lassen diese die Frist ungenützt verstreichen. Der Medienrechtler Heimo Czepl erklärt dieses Nichthandeln mit Konzeptlosigkeit: „Als sehr bedenklich erscheint mir jedoch, dass knapp sechs Monate vor Ablauf der Frist seitens der politischen Parteien überhaupt kein konkretes Konzept für die Ausgestaltung eines privaten Rundfunksystems besteht.“[xiv]

Jedenfalls dürfen ab 1.8.1996, zumindest in den Kabelnetzen, private österreichische Fernsehprogramme verbreitet werden. Einmal mehr hat nicht die Politik bzw. die SPÖ, sondern ein Gericht für ein weiteres kleines Stück Rundfunk-, Presse- und Meinungsfreiheit gesorgt. Der Verfassungsgerichtshof „erweist sich auch diesmal als Zentralanstalt für Medienpolitik.“[xv]

Daran ändert sich auch in den folgenden Monaten und Jahren nichts. Im Oktober hebt der VfGH, nach entsprechenden Klagen unzufriedener Programmmacher, auch das Werbeverbot im Kabel-TV auf.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.)

Endnoten

[i] Austria Presse Agentur. 1.2.1994.

[ii] Loidl. 1999. Seite 52.

[iii] WirtschaftsWoche. Nr. 49. 2.12.1993.

[iv] Loidl. 1999. Seite 48.

[v] Loidl. 1999. Seite 49.

[vi] Siehe TV Media. 3/1996. Seite 12.

[vii] 1993 senden bereits in Litauen, Tschechien, Estland, Polen und Rumänien private TV-Stationen

[viii] Voitsberg, Eisenerz, Hausmannstätten, Feldbach, Knittelfeld, Kalsdorf, Fürstenfeld, Graz.

[ix] Draxl. 2003. Seite 43.

[x] Kraiger. 1999. Seite 88.

[xi] TV Media 3/1996 Seite 12.

[xii] TV Media. 19/96. Seite 26f.

[xiii] TV Media. 19/96. Seite 26.

[xiv] Czepl zitiert nach Draxl. 2003. Seite 44.

[xv] Fidler. 2004. Seite 293.

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Die Legende vom armen Sozialisten drucken

 Es ist schon recht interessant, wie arm Francois Hollande wirklich ist. Und wie sauber sich seine neue Regierung vom ersten Tag an präsentiert. Der französische Wahlsieger hat ja seinen Wahlkampf mit Sauberkeits-Versprechen und dem üblichen sozialistischen Hetzen gegen die Reichen geführt. 

Nun aber musste er offiziell sein Eigentum offenlegen. Und das steht in erstaunlichem Gegensatz zu seiner Rhetorik. Der Mann hat ein Appartment in Paris, eine Villa in einem Vorort von Cannes und zwei weitere Appartments in dem Rivierarort.

Zusammen ist das weit mehr als eine Million Euro wert. Sarkozy ist hingegen von den Medien jahrelang alleine deshalb attackiert worden, weil er seinen Wahlsieg in einem Luxusrestaurant gefeiert hat und sich von etlichen Reichen auf Ferientripps einladen ließ. Was zweifellos von schlechtem Stil und Abgehobenheit zeugt. Was man neuerdings auch als Anfütterung verpönt. Und was daher zu Recht kritisiert wurde. Dass Hollandes stolze Eigentums-Liste aber überhaupt nicht thematisiert wird, erstaunt hingegen schon sehr.

Geschah das etwa deshalb nicht, weil diese Liste den Franzosen wenigstens die Gewissheit gibt, dass Monsieur Hollande schon aus Eigeninteresse nichts in Sachen Vermögensteuer unternehmen wird? Bei der Einkommensteuer hingegen erhöht er ja den Spitzensatz auf 75 Prozent. Selbst ist er freilich diesem Steuersatz durch die – natürlich immer populäre – 30-prozentige Senkung der Politiker-Einkommen entgangen .

Noch eigenartiger ist das Schweigen der Medien zu einem zweiten Signal der neuen Inhaber der französischen Macht: Regierungschef Jean-Marc Ayrault ist vorbestraft. Er war zu einer Haft- und Geldstrafe verurteilt worden, weil er 1997 als Bürgermeister die Verwaltung des Stadtblatts ohne öffentlichen Wettbewerb einer den Sozialisten nahestehenden Firma anvertraut hat.

Eigenartig, wie wenig das jene Medien interessiert, die einst Sarkozys Luxusmahl zum nationalen Drama hochgeschrieben haben. Obwohl Hollande geschworen hat, keinen Politiker mit Vorstrafen in Ämter zu bringen.

PS.: Unabhängig von dem genannten Aspekt kommt der Österreicher aber über Ayraults Vorstrafe auch sehr in ein bewunderndes Staunen. Wie viele heimische Politiker müssten nämlich hinter Gitter kommen, wenn die Nichtausschreibung von öffentlichen Aufträgen auch bei uns zum Anlass für so strenge Urteile genommen würde! Man nehme nur alleine den Medienbereich, der Ayrault zum – wenigstens befristeten – Verhängnis geworden ist. Die Herren Häupl und Faymann könnten sich dann wohl nur noch via Klopfzeichen verständigen . . .

PPS.: Erstaunlich ist aber auch der Privatsender RTL. Dieser hat einen Sportjournalisten gefeuert, weil er auf Twitter etwas Kritisches über Hollandes Lebensgefährtin geschrieben hat. Und wieder schweigt die ganze Medienszene, die sich einst (völlig zu Recht) über die Einflussnahme Sarkozys bei befreundeten Verlegern erregt hatte.

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Die roten Meinungsmacher (28): ORF unter Schock: Der Senkrechtstart der Antenne Steiermark drucken

Seit seiner Gründung im Jahr 1967 bis zum Start der Antenne Steiermark Ende 1995, war Ö3 der einzige Radiosender Österreichs, der aktuelle Popmusik spielte. Wer keine Schlager, Oldies, Volksmusik oder Klassik im Radio hören wollte, der kam an Ö3 nicht vorbei. Obwohl das Programm Mitte der 90er Jahre längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit war, waren die Hörerzahlen, dank der Monopolstellung des bereits etwas angestaubten Senders mit einer Tagesreichweite von 36,1 Prozent[i], noch halbwegs akzeptabel.

Um der künftigen privaten Konkurrenz nicht ganz unvorbereitet entgegenzutreten, verbannt Senderchef Edgar Böhm Anfang 1995 die sperrigsten Sendungen aus dem Ö3-Programm. Magazine wie die Musicbox oder Zick Zack werden auf den Sender FM4 ausgelagert, der gemeinsam mit Blue Danube Radio auf der vom ORF gekaperten vierten bundesweiten Frequenzkette ohne große Hörerschaft vor sich hin sendet. Um den Sender durchhörbarer zu machen wird auch das einstündige Mittagsjournal, das Ö3 von Ö1 übernommen hatte, gestrichen. Mit diesen  Maßnahmen wähnt sich die ORF-Führung für die Sendstarts der neuen Privatsender gerüstet.

Dank des von SPÖ und ÖVP verpfuschten Regionalradiogesetzes bleibt dem ORF aber ohnehin die große Konkurrenz erspart, lediglich in der Steiermark und in Salzburg treten regionale Herausforderer an. Kurz, nachdem die Antenne Steiermark Ende September auf Sendung gegangen ist, lassen der ORF und die Antenne beim Meinungsforschungsinstitut Fessel-GfK eine Umfrage durchführen. Das Ergebnis, das Anfang November veröffentlicht wird, ist für den ORF ein riesiger Schock:

Der neue Privatsender kommt aus dem Stand bei der für die Werbewirtschaft relevanten Zielgruppe der 14-49jährigen in der Steiermark auf eine Tagesreichweite von 47,1 Prozent und lässt damit die beiden ORF-Sender Ö3 mit 36,1 Prozent und Radio Steiermark mit 27,7 Prozent deutlich hinter sich.

Wenig später bescheinigt auch der Radiotest der Antenne Steiermark sensationelle Hörerzahlen: Der neue Privatsender kommt bei den 14-49jährigen auf 54 Prozent Tagesreichweite, Radio Steiermark und Ö3 sind mit 21 bzw. 20 Prozent weit abgeschlagen.[ii]

Beim ORF schrillen nun alle Alarmglocken. Das Desaster in der Steiermark ist eine Sache, wenn allerdings die Privatsender, die in näherer oder mittlerer Zukunft auch in den anderen Bundesländern starten werden, ähnlich erfolgreich sind, dann haben die Staatsradios ein ernsthaftes Problem. Eile ist geboten, schließlich reformiert man einen Monopolsender mit verkrusteten Strukturen und veraltetem Programm nicht von heute auf morgen.

„Der Grund für die Nervosität: Ö3 will mit der Reform dem Privatradiogesetz zuvorkommen, hat Angst vor steirischen Zuständen.“[iii]

Weg mit dem Bildungsauftrag, her mit bci

Und ORF-Generalintendant Gerhard Zeiler handelt schnell: Der glücklose Ö3-Chef Edgar Böhm wird auf einen gut dotierten Posten entsorgt und durch den bisherigen Ö3-Musikchef Bogdan Roscic ersetzt. Das staatliche Hitradio zieht aus dem Funkhaus in der Wiener Argentinierstraße aus und bekommt eigene Räumlichkeiten an der Donaulände. Und weil guter Rat teuer ist, engagiert man die erfolgreiche deutsche Radioberatungsfirma bci, sie soll aus Ö3 einen konkurrenzfähigen Popsender machen.

„Maßgeblichen Einfluß auf die Neugestaltung von Ö3 hatte (…) die Beratungsfirma bci, die in Deutschland zahlreiche private Radiostationen betreut hat und die ihrem Ruf unter anderem durch den Know-how-Transfer von den USA nach Deutschland erworben hat. Acht bci-Berater, jeder einzelne mit einem eigenen Schwerpunkt, waren und sind für den ORF und Ö3 tätig.“[iv]

Kurz, man bringt den Sender, „auf ebenso kommerzielle wie konkurrenzsichere Stromlinie.“[v]Der öffentlich-rechtliche Auftrag spielt dabei kaum noch eine Rolle, wichtig ist vielmehr, die künftigen privaten Konkurrenten gar nicht erst groß werden zu lassen. Ö3 wird mit Hilfe der Beratungsfirma bci in einen „staatlichen Privatsender“ umgewandelt. Schließlich will man sich, wie der damalige Hörfunkintendant Gerhard Weis verkündet, „auf diesen Wettbewerb erstklassig vorbereiten“[vi], um weiterhin überlegener Marktführer zu bleiben.

Während SPÖ und ÖVP nun in aller Ruhe an einem neuen Entwurf für das Privatradiogesetz basteln, haben Roscic und die bci genügend Zeit, das Ö3-Programm fit für die künftige Konkurrenz zu machen. Schon damals mutmaßen Experten, dass noch mindestens ein oder zwei Jahre ins Land ziehen werden, bevor in Österreich flächendeckend Privatsender starten dürfen. Antenne Steiermark-Geschäftsführer Alfred Grinschgl: „Meiner Meinung nach haben diese beiden Gesellschaften [Antenne Steiermark und Radio Melody, A.d.V.] einen Startvorteil von zumindest zwei Jahren gegenüber allen andern Regionalradios.“[vii]

Es sollte noch bis zum 1. April 1998 dauern.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.)

Endnoten

[i] Quelle: Radiotest, 2. Quartal 1995; Hörer 10+. 36,1% Tagesreichweite entspricht ca. 2,5 Millionen täglicher Hörer, ein Wert, den Ö3 trotz verschärfter Konkurrenz im 2. Halbjahr 2011 mit 37,1% sogar übertrifft.

[ii] Austria Presse Agentur. 6.8.1996.

[iii] TV Media. 21/1996.

[iv] Kräuter. 1998. Seite 146.

[v] Fidler. 2004. Seite 292.

[vi] Siehe Kräuter. 1998. Seite 146.

[vii] Wieser. 1997. Seite 13. 

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„Heute“, des Bürgermeisters Ex-Freundin und weit und breit keine SPÖ drucken

Eva Dichand macht auf hart: „Jeden, der jetzt noch behauptet, dass „Heute“ der SPÖ oder einer SPÖ-nahen Organisation gehört oder von dort finanziert wurde“ will sie klagen. Sie muss aber gleichzeitig bisher unbekannte Dinge über die Eigentümerkonstruktion des Gratisblattes bekanntgeben, die einem den Munde offen stehen lassen.

Das Blatt gehört zwei Stiftungen. Und die sind ja der Inbegriff von Transparenz, wie man spätestens seit dem Fall Grasser weiß. Bei Stiftungen sind bekanntlich alle Treuhänder und Treugeber beim Salzamt zu erfragen.

Dass man ausgerechnet jetzt über die offiziellen Funktionsträger der „Heute“-Stiftungen informiert wird, die nach dem in wenigen Wochen in Kraft tretenden Medientransparenzgesetz ohnedies veröffentlicht werden müssen, ist natürlich auch ein reiner Zufall. Eigentlich wollte Dichand ja schon seit 2005 so transparent sein, hat aber aus einem blöden Zufall immer darauf vergessen. So ein Pech.

Man erfährt nun auch von Frau Dichand, dass die Zeitung ausschließlich über einen Millionenkredit der Bank Austria finanziert worden ist. Banken sind ja dafür bekannt, dass sie große Kredite nur für das schöne Gesicht der Kreditnehmer einzuräumen bereit sind.

Die eine Stiftung ist von Eva Dichand und ihrem Bruder gegründet worden. Die andere Stiftung hat einen ehemaligen Bank-Austria-Vorstand als Stifter. Schon wieder diese Bank. Ganz sicher auch nur ein blöder Zufall. Was auch immer die Bank Austria und dieser Herr Heinz Gehl für ein Interesse gehabt haben mögen, zusammen mit Frau Dichand eine Propagandazeitung herauszugeben, in der die Herren Häupl und Faymann immer traumhaft gut aussteigen. Und bei der der Chefredakteur sofort fliegt, wenn dort eine SPÖ-kritische Geschichte erscheint.

Noch interessanter aber ist, wer da im Vorstand dieser bisher so diskret gewesenen Privatstiftung sitzt: Denn da findet sich eine gewisse Eva S., die damals jahrelang als „Lebenspartnerin“ des Wiener Bürgermeisters aufgetreten ist, etwa bei dessen Geburtstagsfest als "Fels an seiner Seite". Bei diesen Auftritten wurde damals übrigens durchaus ihr voller Namen kundgetan. Nur ist das Tagebuch heute diskret und kürzt den Namen ab, da der Herr Bürgermeister ja des öfteren die Damen in seiner Nähe zu wechseln pflegt. Es könnte ja fast sein, dass die gute Eva S. heute nicht mehr in den Vorstand berufen würde, hat der einstige Lebenspartner doch inzwischen wieder einmal geheiratet. Eine andere.

Aber wie gesagt: Auch die Rolle der Eva S. hat absolut nichts mit der SPÖ zu tun. Das alles ist reiner Zufall. Und wir glauben Eva Dichand ebenso wie ihrer Zeitung jedes Wort. Überhaupt nichts mit der SPÖ zu tun hat natürlich auch Wolfgang Jansky, der im gleichen Stiftungs-Vorstand sitzt und der ebenfalls ganz zufällig davor der Pressesprecher eines Werner F. gewesen ist (derzeit angeblich bisweilen am Ballhausplatz und in der Löwelstraße aufhältig, also auch in keinem Zusammenhang mit der SPÖ stehend).

Bleibt nur noch eine winzige Frage offen: Hält die einstige Schwiegertochter die ganze Nation für so dumm wie die Leser ihres Blattes?

 

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Die roten Meinungsmacher (27): Bitte warten: Der Fehlstart der Privatradios drucken

Was ohnehin längst alle wussten, entscheidet die Regionalradiobehörde pro forma am 21.12.1994, drei Tage vor Weihnachten. Nach den Feiertagen am 18. Jänner erteilt die Behörde dann offiziell die Zulassungsbescheide.

In allen Bundesländern bekommen die lokalen Zeitungsgrößen ihre Lizenz, mit einer Ausnahme, in Salzburg ziehen die Salzburger Nachrichten gegen den Radiopionier Viktor Lindner und seinen Kompagnon Arnold Henhapl den Kürzeren.

Folgende Bewerbergruppen erhalten den Zuschlag der Regionalradiobehörde:

Wien: Radio Eins Privatradio GmbH

Bank Austria: 36 Prozent, Krone Media BeteiligungsgmbH (Kronen Zeitung): 26 Prozent, Styria: 10 Prozent, Fellner Media (News): 10 Prozent, Metro Zeitschriften Verlag (Wiener): 8 Prozent, Oscar Bronner (Der Standard): 10 Prozent.

Wien: K4 Privatradiogesellschaft

Bertelsmann-Tochter Ufa (RTL), Signum-Verlag, Wirtschaftsverlag Tochter Informa, Manstein-Verlag, Ottakringer Brauerei, Wiener Städtische Versicherung, Falter, Mazda Rainer, Thomas Madersbacher.

Oberösterreich: Oberösterreichische Privatrundfunk GmbH

J. Wimmer GmbH (Oberösterreichische Nachrichten): 26 Prozent, Landesverlag (OÖ Rundschau): 26 Prozent, Tele-Kurier (Kurier): 10 Prozent, Österreichische Zeitungs-, Verlags- und Vertriebs GmbH (Neues Volksblatt): 10 Prozent, Privates Radio OÖ GmbH: 10 Prozent, Oberbank: 8 Prozent, Gutenberg-Werbering: 5 Prozent, Informationsdienst- und Medienbeteiligungs GmbH: 5 Prozent

Niederösterreich. RPN-Radio Privat Niederösterreich GmbH

Tele-Kurier (Kurier): 26 Prozent, Niederösterreichisches Pressehaus (NÖN): 26 Prozent, Die Erste Beteiligungsverwaltung: 14,7 Prozent, HBV Beteiligungs-GmbH (Landes Hypo): 14,7 Prozent, Utilitas Dienstleistungs-Gmbh (EVN): 14,7 Prozent, Niederösterreichische Audiovision: 4 Prozent

Burgenland:  Privatradio Burgenland GmbH

Burgenländisches Kabelfernsehen (BKF): 15 Prozent, Kabel-TV Burgenland: 15 Prozent, Hypo Bank Burgenland: 10 Prozent, Krone Media BeteiligungsgmbH: 10 Prozent, Raiffeisenlandesbank Burgenland: 10 Prozent, Oscar Bronner GmbH: 10 Prozent, Metro Zeitschriften Verlag: 10 Prozent, BF Medienbeteiligungs-GmbH: 10 Prozent, BVZ Medien und Beteiligungs-GmbH: 10 Prozent.

Steiermark: Antenne Steiermark Regionalradio GmbH

Styria: 26 Prozent, RLB-Beteiligungs-GmbH (Raiffeisenlandesbank Steiermark): 5 Prozent, Informations- und Medien GmbH (Steirische Wochenpost): 10,5 Prozent, TVS (Neue Zeit): 10,5 Prozent, Fellner Medien (News): 10,5 Prozent, Krone Media Beteiligungs GmbH: 10 Prozent, Medien Süd-Ost Beratungs- und Beteiligungs GmbH (Leykam): 15 Prozent, diverse steirische Wirtschaftstreibende: 10 Prozent, AWE-KA-Kapitalverwaltungs GmbH: 3 Prozent.

Kärnten: Regionalradio Kärnten GmbH

Informations- und Medien GmbH (Kärntner Tageszeitung): 22 Prozent, Buchdruckerei Carinthia: 16 Prozent, Multi Media Zeitschriftenverlags GmbH (Kärntner Monat): 12 Prozent, Raiffeisenverband Kärnten: 12 Prozent, Styria: 10 Prozent, Verein Hermagoras: 10 Prozent, Neue Welle Rundfunk GmbH: 10 Prozent, Kärntner Landes-Hypo: 7 Prozent, RS Privatradio GmbH: 6 Prozent.

Tirol: RRT-Regionalradio Tirol GmbH

Schlüsselverlag J.S. Moser (Tiroler Tageszeitung): 26 Prozent, Salzburger Nachrichten VerlagsgmbH: 10 Prozent, Eugen Ruß Vorarlberger Zeitungsverlag (Vorarlberger Nachrichten): 10 Prozent, Telefon & Buch Verlags GmbH (Oschmann Gruppe): 10 Prozent, BTV 2000 Beteiligungsverwaltungs GmbH (Bank für Vorarlberg und Tirol): 17 Prozent, Raiffeisenlandesbank Tirol: 17 Prozent, Beteiligungs- und Investment GmbH: 10 Prozent.

Vorarlberg: Vorarlberger Regionalradio GmbH

Eugen Ruß Vorarlberger Zeitungsverlag (Vorarlberger Nachrichten): 26 Prozent, Vorarlberger Landesgruppe der Industriellenvereinigung: 10 Prozent, BTV 2000 BeteiligungsverwaltungsgmbH: 25 Prozent, Salzburger Nachrichten Verlags GmbH: 10 Prozent, Schlüsselverlag J.S. Moser: 10 Prozent, Telefon & Buch Verlags GmbH: 10 Prozent, BAWAG: 9 Prozent.

Salzburg:  Radio Melody GmbH

Arnold Henhapl: 50 Prozent, Livia und Viktor Lindner: 50 Prozent.

Unterlegene Bieter ziehen zum VfGH

Die Zeitungsverleger können zufrieden sein, zumindest vorerst. Denn viele der glücklosen Bewerber ziehen nun vor den Verfassungsgerichtshof. Insgesamt 33 Beschwerden gehen beim VfGH ein. Alle zehn Zulassungsbescheide werden beeinsprucht.

Die Beschwerden beziehen sich, wenig überraschend, auf genau jene Punkte, die Juristen und Experten von Anfang bemängelt hatten: Den nebulosen Frequenznutzungsplan und die damit verbundene geringe Anzahl von ausgeschriebenen Privatradiozulassungen. So kritisiert etwa der Staatsrechtler Hannes Tretter, "die Bestimmung des Regionalradiogesetzes, nach der jedes Privatradio in sich pluralistisch sein müsse. Besser wäre es, die Pluralität der Meinungen durch eine Vielzahl von Anbietern zu sichern.“[i]

Genau das wollte die SPÖ mit diesem Gesetz aber verhindern: Eine Vielzahl an Sendern, die nicht unter ihrer direkten oder indirekten Kontrolle stehen. Doch selbst die zehn Radiogesellschaften, die eine Zulassung von der Regionalradiobehörde bekommen haben und mit 1. September on Air gehen wollen, werden angesichts der Beschwerden beim VfGH nervös. Schließlich haben sie schon viel Geld in den Aufbau ihrer Sender und Mannschaften investiert, der Privatradioverband spricht gar von 500 Millionen Schilling[ii]

Die Ängste der Leider-Noch-Nicht-Radiomacher erweisen sich als begründet. Am 2. Mai sistiert der Verfassungsgerichtshof die Zulassungsbescheide, was heißt, die Privatradiosender dürfen, solange keine endgültige Entscheidung gefallen ist, auch nicht auf Sendung gehen. Der Privatradioverband drängt deshalb auf eine rasche Entscheidung des VfGH, am besten noch vor dem Sommer, „damit die Lizenzgesellschaften ein Minimum an Rechtssicherheit haben"[iii], so Franz Ferdinand Wolf, Sprecher des Verbands Österreichischer Privatradios.

SPÖ und ORF dürfen sich jedenfalls freuen, die Radioliberalisierung ist durch ein bewusst schlampig verfasstes Gesetz einmal mehr verzögert worden. SPÖ Bundesgeschäftsführer Josef Cap vergießt öffentlichkeitswirksam ein paar Krokodilstränen und bezeichnet die Verzögerung für die Privatradiobetreiber als „äußerst bedauerlich“[iv] und fügt allen Rechtsexperten zum Hohn hinzu, „er sei nach wie vor der Meinung, daß mit dem Regionalradiogesetz ein verfassungskonformes Gesetz vorliege.“[v]

Zudem tut er das, was die SPÖ in Sachen Medienpolitik stets gerne tut: Reformen und Vorhaben nicht umzusetzen sondern anzukündigen; eine Medienoffensive werde es geben, so Rundfunkmonopolfreund Cap.

Regionalradiogesetz wird aufgehoben

Für die von Cap verhöhnten Zulassungsinhaber kommt es aber noch schlimmer. Am 5. Oktober hebt der Verfassungsgerichtshof Teile des Regionalradiogesetzes als verfassungswidrig auf. Begründung: „Die Politik müsse für eine klare Aufteilung von ORF- und privaten Frequenzen und bei diesen wiederum zwischen regionalem und lokalem Radio sorgen. Nach derzeitiger Rechtslage hätte es der ORF in der Hand, durch Ausstrahlung weiterer Hörfunkprogramme ‚beliebig‘ die Frequenzen der Privaten zu verringern.“[vi]

Exakt das, was Rechtsexperten von Anfang an kritisiert hatten, hat nun zur Aufhebung des Gesetzes geführt. Franz Ferdinand Wolf vom Privatradioverband spricht deshalb von einem „medienpolitischen Zwentendorf.“[vii]

Die Radiogesellschaften können ihre bisher getätigten Investitionen in den Wind schreiben, das heimische Rundfunkmonopol bleibt weiter bestehen, zumindest in sieben von neun Bundesländern.

Nur Salzburg und Steiermark gehen auf Sendung

Denn zwei der Lizenzinhaber hatten es noch vor der Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs geschafft, sich mit ihren unterlegenen Mitbewerbern zu einigen, worauf diese ihre Beschwerden beim VfGH zurückgezogen hatten.

Alfred Grinschgl, der damalige Geschäftsführer der Antenne Steiermark in einem Interview:

„Der einzig verfassungsrechtliche einwandfreie Weg für die Antenne (…) doch noch eine Lizenz zu erhalten, war der, mit den Beschwerdeführern, die unsere Lizenzerteilung blockiert hatten, Verhandlungen aufzunehmen. Wir haben versucht, die Beschwerdeführer in unsere Gesellschaft einzugliedern, um dadurch zu bewirken, daß sie ihre Beschwerden beim VfGH wieder zurückziehen. (…) Alle drei haben rechtzeitig ihre Beschwerden zurückgezogen und sind nun als Teilhaber in unsere Gesellschaft integriert. Dies hatte zur Folge, daß unser Lizenzbescheid wieder in voller Rechtskraft gültig war.“[viii]

Die Antenne Steiermark beteiligte ihre Mitbewerber, die RS-Radio und den Journalistenclub (ÖJC) mit 1 bzw. 1,1 Prozent an ihrer Regionalradio-Gesellschaft, das Freie Studenten-Radio wurde mit Sendezeit am Sonntagabend zufriedengestellt. Für die Antenne Steiermark war somit der Weg zum Sendestart frei. Auch Radio Melody in Salzburg konnte seine Mitbewerber zum Zurückziehen ihrer Beschwerden bewegen. Beide Radiogesellschaften konnten deshalb wie geplant auf Sendung gehen.

Am 22.9. geht in Dobl bei Graz die Antenne Steiermark on Air. Die ersten Worten spricht Programmchef Bernd Sebor: „Hallo, herzlich willkommen, Grüß Gott. Hier ist Antenne Steiermark, Österreichs erstes Privatradio (…)“[ix]

Wenige Tage später am 17.10. geht in Salzburg Radio Melody auf Sendung. Zumindest in diesen beiden Bundesländern bekommen 1995 die öffentlich-rechtlichen Radios erste private Konkurrenz, es kommt „zum formalen Ende des umfassenden ORF Monopols“[x]

Zum Vergleich: In Deutschland startete mit R.SH das erste Privatradio bereits 1986[xi] Im südlichen Nachbarland Italien senden Privatradios sogar schon seit Ende der 70er Jahre.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.)

Endnoten

[i] Austria Presse Agentur. 14.3.1995.

[ii] Siehe Fidler/Merkle. 1999. Seite 112.

[iii] Austria Presse Agentur. 3.5.1995.

[iv] Austria Presse Agentur. 30.6.1995.

[v] Austria Press Agentur. 30.6.1995.

[vi] Fidler/Merkle. 1999. Seite 112.

[vii] Österreichisches Atomkraftwerk, das zwar fertig gebaut, nach einem Volksentscheid, aber nie in Betrieb genommen wurde.

[viii] Wieser. 1997. Seite 13.

[ix] Lengyel-Sigl. 2006. Seite 85.

[x] Streit. 2006.Seite 65.

[xi] Der eigentlich älteste private Hörfunksender in Deutschland ist das französischsprachige Radio Europe 1. Der Sender wurde während der französischen Verwaltung des Saarlandes gegründet, um ein Verbot kommerziellen Rundfunks in Frankreich zu umgehen. Obwohl zunächst rechtlich nicht legitimiert, wurde er unter deutscher Funkhoheit im Saarland weitergeführt.

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Wie man den ORF wirklich unabhängig machen könnte drucken

Der katastrophale Zustand des ORF hat die Regierung wieder einmal zu einem Anlauf motiviert, das ORF-Gesetz zu reformieren. Freilich: Nichts von dem, was sie da bisher vorhat, ist irgendwie geeignet, Unabhängigkeit, Pluralismus und Sparsamkeit im ORF zu fördern. Ich habe deswegen mit einer Gruppe von Experten sieben Punkte für eine rechtliche Regelung zusammengestellt, die eine weit bessere Garantie dafür bieten würde als alle politischen Pläne.

Natürlich ist uns klar, dass diese Punkte angesichts der vielen involvierten Interessen keine unmittelbare Realisierungs-Chance haben. Aber sie sollen demonstrieren, was möglich wäre, ohne gleich die Idee öffentlich-rechtlichen Rundfunks ganz zu Grabe zu tragen.

Die Regierung plant ja, den ORF von einer Stiftung in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Wird dadurch irgend etwas besser? Der renommierte Medienrechtsexperte Gottfried Korn zeigte sich dieser Tage amüsiert: „Was soll das bringen? Der ORF hatte doch schon alle möglichen Rechtsformen gehabt und war nie unabhängig – mit Ausnahme der Periode zwischen 1967 und 1973.“

Die Rechtsform allein ist also irrelevant. Auch die Größe des Aufsichtsrates/Stiftungsrates ist nicht sehr wichtig – bis auf einen Aspekt: Bei einer drastischen Verkleinerung wäre es nicht mehr möglich, dass jedes Bundesland einen Vertreter entsenden kann. Das könnte vielleicht ein wenig beitragen, die lähmende Hofberichterstattung über Landeshauptleute (und Wiener Bürgermeister) zu reduzieren.

Zugleich ist aber der Versuch, die Länder zu entmachten, fast eine Garantie, dass die Reformpläne nie Wirklichkeit werden. Bevor man auch nur versucht hätte, die wirklich zentralen Probleme zu diskutieren. Wie aber stellt man Unabhängigkeit, Pluralismus und Sparsamkeit in einem Unternehmen sicher, dass dem Staat gehört?

Viele meinen ja mit gutem Grund, dass das überhaupt nicht möglich sei. Die Entwicklung der ORF-Redaktion zu einem Rätefernsehen bestätigt diese Befürchtung. Redaktionsräte treten zunehmend so auf, als ob ihnen Fernsehen und Radio gehören würden. Die im Eiltempo den ORF fliehenden Seher und Hörer sind in dieser Rätediktatur hingegen völlig gleichgültig. Es ist bezeichnend, dass heute Servus-TV jener Sender ist, der die weitaus größte und beste öffentlich-rechtliche Qualität in diesem Land hat. Auch eine neue market-Umfrage zeigt, dass die Österreicher den privaten Radio- und Fernsehsendern eine unabhängigere Berichterstattung zubilligen als dem ORF.

Bei der gleichen Umfrage haben nicht weniger als 76 Prozent von „parteipolitisch motivierten Personalentscheidungen“ im ORF gesprochen, während nur 7 Prozent solche nicht sehen wollen. Und 64 Prozent sehen eine daraus erfolgende Beeinflussung der unabhängigen Berichterstattung des ORF (und wieder sind es bloß 7 Prozent, die das nicht so sehen). Klarer kann man das bisherige Scheitern der ORF-Politik gar nicht mehr dokumentiert bekommen.

Daher hat das amerikanische Modell viel für sich, in dem es überhaupt kein Fernsehen oder Radio mit Pflichtgebühren gibt. Dennoch sei mit dieser Feststellung nicht die Diskussion beendet. Denn in der österreichischen Realität hat dieser amerikanische Weg noch auf viele Jahre keine Realisierungschancen.

Um noch bei ausländischen Modellen zu bleiben: Das italienische Modell, dem auch das deutsche ähnelt, fördert zwar nicht Sparsamkeit oder Unabhängigkeit, aber wenigstens den Pluralismus: Dort hat man sich die Kanäle nach ideologischen Schwerpunkten aufgeteilt. Damit wäre wenigstens sichergestellt, dass auch christdemokratisch/rechtspopulistisch/neoliberal/konservativ denkende Menschen wieder fernsehen und radiohören könnten, ohne tägliche Tobsuchtsanfälle zu bekommen.

Nur in die Kategorie Faschingsscherze sind jene Modelle einzuordnen, die dem Bundespräsidenten die Schlüsselrolle bei der Bestellung der wichtigsten ORF-Funktionen einräumen wollen. Dass dadurch weder Qualität noch Pluralismus noch Sparsamkeit hergestellt werden, scheint wohl keiner langen Beweisführung zu bedürfen.

Ideal wäre das britische Modell, in dem Pluralismus und Toleranz herrschen, in dem in jede ideologische Richtung kritisch – aber fair – berichtet und gefragt wird. Nur: Kann man Mitteleuropäern diese tief verwurzelte englische Fairness anders als durch Gehirntransplantation einpflanzen?

Bei allem Zweifel, ob dies möglich sei, könnten Rahmenbedingungen zumindest eine Annäherung sicherstellen. Diese sei mit folgendem Modell versucht, das die erwähnte Gruppe aus Juristen und Journalisten erarbeitet hat (an der auch ORF-Angestellte mitgewirkt haben, weshalb die Mitglieder naturgemäß ungenannt bleiben müssen). Natürlich kann und muss da noch in vielen Details gefeilt werden. Es muss auch die EU-rechtliche Kompatibilität abgesichert werden. Aber dieses Modell scheint jedenfalls besser als jedes andere bisher diskutierte unter österreichischen Rahmenbedingungen Qualität, Unabhängigkeit, Ausgewogenheit und Sparsamkeit zu sichern.

Sieben Punkte für Pluralismus, Qualität, Sparsamkeit

1. Die Gebühren fließen nicht mehr dem ORF direkt zu. Sie werden von einer Kommission in monatlichen Bewertungen auf alle in Österreich produzierenden Sender aufgeteilt. Bei dieser Aufteilung stehen folgende Gesichtspunkte der Bewertung im Vordergrund:

  • Pluralismus der Berichterstattung und Meinungselemente;
  • Seriöse Information über Gesetzgebung und Politik auf allen Ebenen, über wichtige makroökonomische Themen, Naturwissenschaft, Medizin, Technik, soziale und gesellschaftliche Fragen, Rechtsprechung, internationale Entwicklungen, Vermittlung von Grundlagen der Allgemeinbildung in allen bildungsrelevanten Bereichen, fremdsprachige Sendungen mit Untertiteln;
  • Unterhaltungsprogramme mit gehobenem Anspruch und österreichischem Schwerpunkt.

In diese Kommission können nur Mitglieder mit mindestens drei Jahrzehnten Berufserfahrung im Journalismus oder einem verwandten Beruf entsandt werden. Sie dürfen in keinerlei rechtlicher oder berufsmäßiger Beziehung zu einem mit Gebührengeldern bedachten Sender stehen. Das trifft auch auf ihren Arbeitgeber zu.

Die Kommission publiziert die regelmäßig weiterzuentwickelnden und zu präzisierenden Maßstäbe ihrer Bewertung.

2. Für Mitglieder in Hauptversammlung, Kommission oder Aufsichtsrat gelten folgende Unvereinbarkeiten:

  • Keine parteipolitische Funktion oder Mandat in den letzten fünf Jahren;
  • Keines der Mitglieder kann während der Tätigkeit oder fünf Jahre nachher eine bezahlte Funktion im ORF oder in einem anderen mit Gebührengeldern bedachten Sender übernehmen;
  • Es herrscht absolutes Auftritts- und Interviewverbot für alle Mitglieder in Sendungen der mit Gebührengeldern bedachten Sender;
  • Sollte über eine Organisation, in der eines der Aufsichtsrat/Kommissions-Mitglieder eine Funktion ausübt, unverhältnismäßig intensiv berichtet werden, können 20 zahlende GIS-Kunden bei der KommAustria die Ungleichbehandlung feststellen lassen. Als Folge kann dieses Mitglied seine Funktion verlieren;
  • Es gibt keine Wiederbestellungsmöglichkeit, dafür dauern die Amtsperioden jeweils sechs Jahre.

Erläuterung: Damit wird endlich jede Möglichkeit genommen, dass sich die ORF-Führung die Zustimmung in Gremien kauft, wie dies seit Jahrzehnten üblich war: Sei es durch ständige Auftritte, sei es durch berufliche Karrieren von Stiftungsräten. Ebenso schafft das absolute Wiederbestellungsverbot eine größere Unabhängigkeit als alle bisherigen Regelungen. Denn die Angst, nicht wiederbestellt zu werden, schafft besonders starke Abhängigkeiten.

3. Die Mitglieder der Hauptversammlung amtieren zum Unterschied von jenen in Kommission und Aufsichtsrat ehrenamtlich. Sie haben im Hauptberuf eine richterliche Funktion (beziehungsweise die eines pensionierten Richters). Ihre einzige Aufgabe besteht in der Wahl von Kommission und Aufsichtsrat, für die öffentliche Ausschreibungen stattzufinden haben.

Sie werden auf folgende Weise nominiert:

  • 9 Mitglieder im Verhältnis der im Nationalrat vertretenen Parteien;
  • 9 Mitglieder aus jedem Bundesland;
  • 1 Mitglied Gemeindebund;
  • 1 Mitglied Städtebund;
  • 1 Mitglied Arbeiterkammer;
  • 1 Mitglied WKO;
  • 1 Mitglied für alle freien Berufe;
  • 1 Mitglied Gewerkschaftsbund;
  • 1 Mitglied Rektorenkonferenz (uniko);
  • 1 Mitglied Kirchen;
  • 1 Mitglied Kunstsenat;
  • 9 Mitglieder werden durch einen Zufallsgenerator aus der Liste der Richter und pensionierten Richter im Alter zwischen 45 und 75 Jahren gewählt (wenn der auserwählte Richter ablehnt, rückt ein weiterer nach).

Erläuterung: Der verpflichtende richterliche Hintergrund bietet unter allen Berufen die weitaus größte Chance auf Unabhängigkeit.

4. Der Aufsichtsrat des ORF besteht aus neun Personen. Für ihn gelten die gleichen Regeln wie für jeden Aufsichtsrat: Honorierung, persönliche Haftung, Wahl des ORF-Vorstandes, Mitwirkung bei wichtigen Entscheidungen, usw.

Erläuterung: Der Aufsichtsrat kann und muss sich in dieser Konstruktion ganz auf die Wirtschaftlichkeit des ORF konzentrieren.

5. Der ORF kann wie ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen agieren. Er bekommt aus öffentlichen Mitteln (also Gebühren) nach den gleichen Regeln Geld wie jeder andere Radio- oder Fernsehsender. Damit fallen sämtliche derzeit den ORF einseitig belastenden Auflagen weg, aber eben auch das weiche Bett der Gebühren.

Damit ist erstmals die Sparsamkeit garantiert. Damit steht der Sender aber auch unter Druck, ausgewogen und unabhängig zu agieren. Sonst würde er keine oder deutlich weniger Gebühren bekommen.

6. Jeder Sender, der Gebührengelder erhalten will, muss auch außerhalb der geförderten Sendungen folgende Regeln beachten:

  • Die Sendezeit für Werbung und ähnliche umsatzbringende Inhalte darf insgesamt 20 Prozent nicht übersteigen;
  • Pornografie, Astrologie, Kartenlegen und ähnliche Inhalte dürfen zu keinem Zeitpunkt gesendet werden;
  • Mitarbeiter geförderter Programme haben absolutes Werbeverbot bis sechs Monate nach Ende des Programms;
  • Auch internationale Koproduktionen dürfen gefördert werden, sofern mindestens ein Drittel österreichische Wertschöpfung enthalten ist.

7. Gegen die Förderung bzw. Nicht-Förderung von Programmen können 20 GIS-Zahler schriftlich Beschwerde einlegen. Die Kommission hat auf jede Beschwere in einer öffentlichen Internet-Seite zu antworten. Rechtszug ist keiner möglich (was natürlich Strafanzeigen und Beschwerden an den Verfassungsgerichtshof nicht ausschließt).

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Fußnote 292: Die Asfinag kommt voran drucken

Es ist immer wieder amüsant, was man als Produkt von PR-Agenturen zu lesen bekommt. Diesmal hat die Asfinag die Spitze geschafft.

Auf mehreren „Nachrichten“-Homepages liest man eine Formulierung über das Jahresergebnis der staatlichen Autobahngesellschaft, die wohl nur durch das raffinierte Wirken von PR-Textern zu erklären ist: „Dank des reduzierten Bauprogramms kommt die Asfinag beim flacheren Schuldenaufbau voran“. Was der werbetextliche Neusprech schon alles als Erfolg darstellen kann! Freilich: Wie würde es klingen, stünde dort die schlichte Wahrheit? Die da lautet: Obwohl die Asfinag viel weniger gebaut hat – so ist kein einziger neuer Autobahnkilometer dazugekommen –, haben sich ihre Schulden weiter vermehrt.

 

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Die roten Meinungsmacher (26): Wer bastelt mit? Das Regionalradiogesetz drucken

In Erwartung der Verurteilung aus Straßburg und im Hinblick auf den Beitritt Österreichs zur EU entschloss sich die SPÖ Anfang der 90er Jahre schließlich doch dazu, wenn auch widerwillig und ohne viel Engagement, den heimischen Rundfunk, oder besser gesagt den heimischen Hörfunk, in mehr oder weniger naher Zukunft zu liberalisieren. Bundeskanzler Franz Vranitzky verkündete deshalb, dass 1992 „ein wichtiges medienpolitisches Jahr wird.“[i]

Im Medienjahr 1992 legen SPÖ und ÖVP immer wieder überarbeitete Entwürfe des Regionalradiogesetzes vor. Dabei entfernte man sich langsam von dem bereits im Frühjahr 1990 entstandenen Entwurf, der noch weitgehend auf dem obskuren Radio-Print[ii]-Vorschlag basierte. „Den Juristen dämmerte, dass der (…) Kompromissentwurf vielleicht doch nicht so brauchbar sein könnte.“[iii]

Doch die Verhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP geraten immer wieder ins Stocken, schließlich hatte man damals Wichtigeres zu tun, als die Beseitigung des anachronistischen Rundfunkmonopols. 1992 war auch Wahljahr. Ein neuer Bundespräsident wurde gekürt und die beiden Chefverhandler, ÖVP-Generalsekretär Ferdinand Maier und SPÖ-Zentralsekretär Josef Cap, widmeten sich lieber dem Wahlkampf und ihren jeweiligen Kandidaten „Die angestrebte Einigung darüber noch vor dem Sommer (…) war deshalb ziemlich unwahrscheinlich geworden.“[iv]

Werbezeit des ORF hat Vorrang

Zudem sind die beiden Hauptakteure der heimischen Medienpolitik, der ORF und der VÖZ, seit 1990 damit beschäftigt, sich über die Ausweitung der ORF-Werbezeiten im Fernsehen zu streiten. Dies nimmt deren sämtliche Kräfte „in Anspruch und legt die sonstige Medienpolitik lahm.“[v] Schließlich geht es dabei für den ORF und die Verleger um viel Geld, um sehr viel Geld, und das ist den Zeitungsmachern allemal wichtiger als die baldige Zulassung von privaten Radiosendern mit ungewissen Ertragschancen.

Deshalb wird nach heftiger Intervention des VÖZ eine Einigung über die neuen ORF-Werbezeiten und das Regionalradiogesetz im Juli 1992 wieder abgeblasen.

„Den Ausschlag gibt ein Besuch von VÖZ-Präsident Werner Schrotta und seinem Generalsekretär Walter Schaffelhofer in den Mittagsstunden des 16. Juli beim Bundeskanzler.“[vi] Die beiden verlangen neue Beratungen zur künftigen Ordnung der Rundfunklandschaft, erst dann könne man über die Ausdehnung der ORF-Werbezeiten diskutieren.

Auf den Einwand von Bundeskanzler Franz Vranitzky, dass sich dadurch auch der Start der Privatradios verzögern werden, wendet VÖZ Präsident Schrotta ein: „Die Privatradios brächten für die Verlage keineswegs auch nur annähernd solche Vorteile, die die Nachteile der Ausweitung der TV-Werbezeiten aufwiegen könnten.“[vii]

Im Streit um die TV-Werbezeiten fliegen zwischen Zeitungsverlegern und dem ORF die Fetzen. Der VÖZ fordert die Privatisierung eines ORF Fernsehkanals und meint: „Der ORF befinde sich unternehmenspolitisch und ideell in der Krise.“[viii]  Konter von ORF-Chef Gerd Bacher: „Eine kranke Zeitungsbranche schlägt Rezepte für einen gesunden Rundfunk vor.“[ix]

Weil 1993 aber die Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vor der Tür steht, macht die Politik Druck auf die beiden Streithähne. Am 16. Juni einigen sich VÖZ und ORF schließlich auf den mittlerweile dritten elektronischen Grundkonsens, allerdings ohne die Beteiligung der Kronenzeitung.

Der wichtigste Punkt dieses neuerlichen Kuhhandels: Der ORF darf nun doch mehr und länger werben, allerdings nicht so rasch wie gewünscht. Ab 1995 darf er die Werbezeiten in Zweijahresschritten bis 2001 auf 42 Minuten pro Tag und Fernsehkanal mehr als verdoppeln.[x] Diese Einigung „im außerparlamentarischen Raum“[xi], wie es der ÖVP-Abgeordnete Vetter ausdrückt, wird in die Rundfunkgesetz-Novelle übernommen.[xii] Im Gegenzug dürfen die Verleger „nun sehr konkret auf Radiolizenzen für ihr Heimatbundesland hoffen.“[xiii]

Von einer Privatisierung eines ORF-Fernsehkanals wollen die Zeitungsverleger nun plötzlich nichts mehr wissen, sehr zum Ärger Hans Dichands und der Brüder Fellner. Trotzdem war nun der Weg zu einer neuen Rundfunkordnung frei.

Das Regionalradiogesetz – eine österreichische Lösung

Nur wenige Tage nach der Einigung zwischen ORF und VÖZ beschließt der Nationalrat mit den Stimmen der beiden Regierungsparteien am 9.7.1993 das Regionalradiogesetz, trotz vieler Bedenken. Denn das Gesetz ist alles andere als unumstritten. Nach vielen Jahren des Verhinderns und Verzögerns wurde nun auf Druck von außen eine, wie es Kanzler Vranitzky nannte, „österreichische Lösung“[xiv] gefunden. Was nach den jahrelangen Erfahrungen mit der SPÖ-Rundfunkpolitik nur als gefährliche Drohung aufgefasst werden konnte.

Zudem warnt SPÖ-Abgeordneter Peter Schieder vor „Mißverständnissen (…), daß durch Zulassung regionaler Anbieter im Radiobereich dieser Möglichkeit auch im Fernsehbereich Tür und Tor geöffnet werde. Das ist nicht beabsichtigt. Vielmehr wolle man Klarheit schaffen, daß es „auf diesem Gebiet so weit und nicht weiter" gehen könne.“[xv]

Doch selbst die gesetzlichen Grundlagen zur Liberalsierung des Radiomarktes  haben, wie es Vranitzky bereits unbeabsichtigt angedeutet hat, von Anfang an mehrere Schönheitsfehler. „Weder hat man den verfassungsrechtlichen Bedenken Rechnung getragen, noch Anregungen aus der Begutachtung durch Sozialpartner und Institutionen eingearbeitet.“[xvi] Im Nationalrat stellt deshalb Abgeordneter Thomas Barmüller vom Liberalen Forum fest: „Im Regionalradiogesetz sind (…) einige demokratiepolitische Fangeisen erster Ordnung enthalten.“[xvii]

Von solcherlei Bedenken völlig unbeeindruckt und wissend um die ins Gesetz eingebauten Sollbruchstellen verkündet Josef Cap, der an führender Stelle über Jahre die Liberalisierung des Rundfunks be- und verhindert hatte: „Wir haben hiemit (sic) wirklich (…) Meilensteine in der österreichischen Medienpolitik gesetzt. Wir haben unseren Gestaltungsauftrag erfüllt, und ich glaube: Mit Recht können die beiden Regierungsparteien stolz darauf sein.“[xviii]

Links von der SPÖ ist doch noch Platz

Der Zynismus der SPÖ wird nur noch von den Aussagen der Grünen übertroffen. Statt einer echten Liberalisierung des Rundfunks fordern sie, indirekt den Rundfunkbereich noch mehr an die Leine des Staates zu legen. Der ORF soll durch noch mehr Werbezeiten gestärkt und die kommerzielle private Konkurrenz damit gleichzeitig geschwächt werden.

Zudem fordern die Grünen, den „freien“ nichtkommerziellen Bereich im Regionalradiogesetz zu verankern. Wobei „frei“ und nichtkommerziell in diesem Zusammenhang stets bedeutet, dass der Staat bzw. staatsnahe Organisationen und Institutionen diese Radios via Förderungen am Leben erhalten.

Das stellt Grün-Abgeordnete Terezija Stoistis im Nationalrat auch von Anfang an klar: „(…) als dritte Säule einen freien, nicht-kommerziellen Radiobereich, der aber auch einer Existenzgrundlage bedarf, einer Sicherung seiner Existenz dadurch, daß finanzielle Mittel bereitgestellt werden.“[xix]Es bedarf offenbar ideologischer Wurzeln im Marxismus oder Stalinismus, um anzunehmen, dass ausgerechnet derjenige frei ist, der am Tropf des Staates hängt.

Konkurrenz schon im Ansatz abgewürgt: der Frequenznutzungsplan

Abgesehen von solchen seltsamen Einwürfen ist einer der Hauptkritikpunkte am Regionalradiogesetz der dazugehörige Frequenznutzungsplan, der zu Weihnachten 1993 im Nationalrat  abgesegnet wird. Über Jahrzehnte hatte der ORF de facto die Kontrolle über das öffentliche und knappe Gut UKW-Frequenzen. Das eigentlich für die Vergabe und Koordination von Frequenzen zuständige Verkehrsministerium ließ den ORF aus Bequemlichkeit und aus strategischen Gründen schalten und walten, wie er wollte. Das Ergebnis: Der ORF verleibt sich in Eigenregie die vierte Frequenzkette ein[xx].

Weil das aber offenbar immer noch nicht genug war, kassiert er auch noch einige Frequenzen der letzten freien, der fünften Frequenzkette ein. Die Verwalter der Frequenzen, die SPÖ-Verkehrsminister Rudolf Streicher und später Viktor Klima, drücken beide Augen zu und ließen den ORF gewähren, es war ja im Sinne ihrer Partei.

Für die Privaten blieb nur ein kläglicher Rest an UKW-Frequenzen übrig. Experten kritisierten deshalb, „daß es zu keinem Kassasturz in Sachen Frequenzen gekommen ist: Erst durch eine gründliche Aufnahme des Frequenzbestandes – inklusive der für den ORF reservierten Übertragungskapazitäten – ist eine gerechte Neuverteilung möglich.“[xxi]

Vor allem das Liberale Forum machte damals im Parlament auf diesen Missstand aufmerksam: „Das heißt, daß tendenziell die Festlegung des Frequenznutzungsplanes, ohne im Regionalradiogesetz auch ein Verfahren dafür festzuschreiben, dazu führen muß, daß der ORF gegenüber allen anderen Anbietern begünstigt wird.“[xxii]

Tatsächlich ist der Frequenznutzungsplan, dessen zentrale Funktion die Aufteilung der Frequenz zwischen ORF und Privaten ist, völlig nebulos. So wird zwar festgeschrieben, dass der Frequenznutzungsplan den ORF-Hörfunk nicht bei der Erfüllung seiner gesetzlichen Aufgabe behindern dürfe. Was diese gesetzliche Aufgabe ist, wird aber nicht definiert.

Gehört es etwa zu den gesetzlichen Aufgaben, Blue Danube Radio österreichweit zu verbreiten? Was ist mit jenen „zahlreichen Füllsendern, die der ORF – offensichtlich als Teil einer bewussten Blockadepolitik – aufgeschaltet hat. Sender, die ein und dasselbe Gebiet doppelt und dreifach versorgen.“[xxiii]

SPÖ- und ÖVP-Politiker haben all diese Details bewusst offen gelassen, um den mächtigen ORF nicht zu verärgern und den „mühsam akkordierten Gesetzestext nicht zu gefährden.“ [xxiv]

Aus gutem Grund: schließlich hatte der ORF in einer Stellungnahme zum Regionalradiogesetz moniert, „daß all jene Frequenzen, die der ORF derzeit innehat, als ORF-Frequenzen Bestandteil des Frequenznutzungsplanes werden und darüber hinaus bei der Vergabe sonstiger Frequenzen der ORF vorrangig, zumindest aber nicht schlechter als sonstige Programmveranstalter behandelt wird.“[xxv]

Im Falle, dass ihm auch nur eine kleine unbedeutende Frequenz weggenommen wird, hat der ORF bereits vorsorglich angekündigt, sich an den Verfassungsgerichtshof zu wenden. Es bedarf schon einer großen Portion an Unverfrorenheit, um eine solche Forderung aufzustellen, schließlich beansprucht der ORF bereist vier der fünf nationalen Frequenzketten für sich und selbst bei der fünften hatte man sich bereits bedient. Und beim verbliebenen kläglichen Rest an Frequenzen will der ORF für etwaige „Programmangebote, die über das Mindestangebot des Rundfunkgesetzes hinausgehen“[xxvi], bevorzugt behandelt werden.

Trotz allem kommt das Privatradio

Die Folge dieser weit überzogenen ORF-Forderungen ist eine, wie es Kanzler Vranitzky ausdrückte, „österreichische Lösung“. Die Beamten der obersten Fernmeldebehörde lassen alle ORF-Frequenzen unangetastet. Das hat weitreichende Folgen: „Alleine im Großraum Wien, so errechnen die beiden Techniker Franz Brazda und Georg Lechner damals, wären wenigstens neun weitere UKW-Programme möglich – zum Preis geringfügiger Verschiebungen für die ORF-Sender.“[xxvii]

Da das aber nicht passiert, dürfen in Wien gerade einmal zwei Privatsender an den Start gehen. Das ist aber immerhin mehr als in allen andern Bundesländern, dort darf jeweils nur ein Privater senden. Das erinnert nicht ganz zufällig an das seinerzeitige Radio-Print-Modell, bei dem Verleger unter Aufsicht und Kontrolle des ORF in jedem Bundesland ein Programm hätten betreiben dürfen. Die Aufsicht des ORF gibt es im Regionalradiogesetz allerdings nicht mehr, auch nicht die Beschränkung, dass nur Zeitungsverleger Radio machen dürfen, zumindest theoretisch.

Für die insgesamt zehn zu vergebenden Privatradiolizenzen bewerben sich 154 Interessenten. Die meisten von Ihnen hätten sich diese Mühe allerdings sparen können. Bereits im November schreibt das Branchenmagazin Horizont: „Der Countdown läuft. Und gut ein Jahr vor dem angekündigten Sendebeginn steht mehr oder weniger fest, welche zehn Lizenzbewerber den Zuschlag bekommen.“[xxviii]

Wovon hatte Bundeskanzler Vranitzky gesprochen? Von einer österreichischen Lösung. Die Zeitungsverleger bekommen, wer hätte das gedacht, ihre Radios.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.)

Endnoten

[i] Sommer. 1996. Seite 47.

[ii] Siehe Kapitel 19: Der Bock als Gärtner. Die Privatradiopläne von ORF und VÖZ.

[iii] Fidler/Merkle. 1999. Seite 106.

[iv] Sommer. 1996. Seite 50.

[v] Fidler/Merkle. 1999. Seite 107.

[vi] Fidler/Merkle. 1999. Seite 108.

[vii] Ebenda.

[viii] Ebenda.

[ix] Ebenda.

[x] Siehe Fidler. 2008. Seite 486.

[xi] Stenographisches Protokoll 129. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XVIII. Gesetzgebungsperiode Donnerstag, 8., und Freitag, 9. Juli 1993. Seite 14854.

[xii] Den Grünen, die sehr viele Freunde im ORF haben, ist aber selbst das zu wenig. Sie wollen die Werbezeiten noch mehr ausweiten.

[xiii] Fidler. 2008. Seite 486.

[xiv] Siehe Gattringer.1994. Seite 151.

[xv] Austria Presse Agentur. 9.7.1993.

[xvi] Fidler/Merkle. 1999. Seite 108.

[xvii] Stenographisches Protokoll 129. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XVIII. Gesetzgebungsperiode Donnerstag, 8., und Freitag, 9. Juli 1993. Seite 14856.

[xviii]  Stenographisches Protokoll 129. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XVIII. Gesetzgebungsperiode Donnerstag, 8., und Freitag, 9. Juli 1993. Seite 14862.

[xix] Stenographisches Protokoll 129. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XVIII. Gesetzgebungsperiode Donnerstag, 8., und Freitag, 9. Juli 1993. Seite 14864.

[xx] Siehe Kapitel 22: Blue Danube Radio: Der große Frequenzraub.

[xxi] Fidler/Merkle. 1999. Seite 108.

[xxii] Stenographisches Protokoll 129. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XVIII. Gesetzgebungsperiode Donnerstag, 8., und Freitag, 9. Juli 1993. Seite 14856.

[xxiii] Fidler/Merkle. 1999. Seite 110.

[xxiv] Fidler/Merkle. 199. Seite 110.

[xxv] Stellungnahme des ORF zum Entwurf des Regionalradiogesetzes. Schreiben der Generalintendanz des ORF an das Bundeskanzleramt, zitiert nach Sommer. 1996. Seite70.

[xxvi] Sommer. 1996. Seite 70.

[xxvii] Fidler/Merkle. 1999. Seite 111.

[xxviii] Horizont. Nr.46. 19.11.19993. Seite 10.

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Die sehr selektiven Aufdecker drucken

Ein Musterbeispiel selektiver Wahrnehmung – oder konkreter: selektiven Berichterstattung: Nichts anderes war es, wie andere Medien über die vor einigen Tagen im Tagebuch berichtete Schiebung einer Ausschreibung eines Auftrags des damals blaues Verkehrsministerium informierten. Dabei war es um den Agenten Hochegger, das einst blaue Verkehrsministerium und eine heftige Freimaurer-Involvierung gegangen.

Das Tagebuch hatte einen Mail-Wortlaut veröffentlicht, der ziemlich eindeutig diese Schiebung beweisen dürfte – bei allen Unschuldsvermutungen.

Auch die dem freiheitlichen Parlamentspräsidenten Graf nahestehende Internet-Plattform unzensuriert.at berichtete über dieses Mail und die Nennung des damaligen Kurier-Redakteurs und späteren Wiener-Zeitungs-Chefredakteurs Göweil als Mitglied einer Loge. Der einstige blaue Generalsekretär Rödler, der im gleichen Mail direkt als Mittäter der Schiebung und indirekt als Mitglied einer Loge geoutet wird, wird von unzensuriert.at hingegen mit keinem Wort erwähnt. Was einen seltsamen Widerspruch zum Anspruch des Homepage-Namens „unzensuriert“ darstellt.

Umgekehrt hält es das „Format“. Die Zeitschrift nannte zwar Rödler beim Namen, kürzte aber wiederum andere Involvierte ab. So wurde aus Göweil ein „g.“. Was eine besonders infame Konsequenz hatte: Die Zeitschrift setzte das Ganze unter die Überschrift „Logen-Tratsch um Grasser“. So musste jeder ahnungslose Leser glauben, dass der dort genannte g. in ausgeschriebener Form Grasser wäre. Obwohl dieser weder im Mail vorkommt, noch in irgendeiner Form bei dieser Schiebung eine Rolle gespielt hat.

Die „Format“-Redaktion antwortete, vom Tagebuch auf diese unglaubliche Seltsamkeit angesprochen: Göweil sei keine Person öffentlichen Interesses. Deshalb sei sein Name abgekürzt worden. Und: „Die Buchstabenidentität ist schlicht purer Zufall.“ Denn das „Format“ hatte im Anschluss an diese auffällige Abkürzung auch noch von einer überhaupt nicht mit der Schiebung in Zusammenhang stehenden Zeugenaussage eines Beamten geschrieben. (Dieser hatte sich an eine einst von Jörg Haider geäußerte Vermutung erinnert, dass Grasser offensichtlich auch Logen-Mitglied sei.)

Die Zeitschrift dementierte, dass diese seltsame Abkürzung der Namen samt der noch seltsamen Betitelung damit zusammenhänge, dass die Zeitschrift die Identität von Logenmitgliedern schützen wollte. Auch bestritten alle befragten führenden „Format“-Redakteure, selbst Logenmitglieder zu sein.

OK. Jetzt wissen wir also, dass das „Format“ ein Hort der Diskretion ist. Soweit es sich ganz zufällig um Logenbrüder handelt. Gar nicht diskret, sondern vorsätzlich oder fahrlässig sehr kreativ ist man dort hingegen, wenn man Grasser in Zusammenhang mit noch einem weiteren Delikt bringen kann.

 

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AUA, ÖBB, ORF: Tag der Freude, Tag des Zorns drucken

Plötzlich geht so manches, was jahrelang nicht gegangen ist. Plötzlich ist bei der AUA möglich, was jahrzehntelang nicht möglich war. Plötzlich wird doch der Semmering-Tunnel gebaut, der jahrzehntelang als Verbrechen gegolten hat. Plötzlich scheinen sich sogar rund um die ÖBB die Koalitionsparteien wieder versöhnt zu haben. Und auch rund um den ORF gehen die zwei Parteien plötzlich Hand in Hand. Was aber sollen wir davon halten?

Über den Konsens bei der AUA können wir uns jedenfalls freuen – auch wenn er viel zu spät gekommen ist. Denn die Fluglinie ist längst eine Schrumpflinie geworden, der Traum vom großen mittelosteuropäischen Netzwerk ist nur noch in den Archiven zu finden.

Was bei aller Freude auch sehr ernüchternd ist: Betriebsrat und Gewerkschaft haben bei der Verteidigung der dortigen Luxusgehälter erst nachgegeben, als ihnen endlich ein beinhartes Management gegenübergesessen ist. Ein Management ohne furchtsame Weicheier und ohne opportunistische staatliche Eigentümer im Hintergrund. Das besonders Schmerzhafte daran ist, dass offenbar erst Deutsche das geschafft haben, woran zuvor viele Österreicher (und ein Däne) gescheitert sind. Das gibt der österreichischen Selbstachtung doch einen ziemlichen Stich. Das wird auch im Ausland vielen negativen Vorurteilen über die Ösis neue Nahrung geben.

Die Lehre daraus ist aber jedenfalls klar: Auch die restlichen Staatsbetriebe sollten möglichst rasch privatisiert werden, vom Strom bis zum Flughafen, vom Gas bis zur Müllabfuhr, von der Bahn bis zu den Spitälern. Solange der Staat (Bund, Länder, Gemeinden, Sozialversicherungen) irgendwo drinnen ist, diktiert die Gewerkschaft. Und dann zahlen in allen Fällen die Kunden und/oder Steuerzahler drauf – was sich der Standort Österreich nicht mehr leisten kann. Denn wenn in Österreich alles teurer ist als im Ausland, wie gerade eine aktuelle Studie neuerlich zeigt, dann wird in Österreich niemand mehr investieren.

Die AUA-Einigung selbst dürfte nun kaum mehr an den noch fehlenden Abstimmungen der Belegschaft scheitern. Und diese sollte sich dringend wieder um die schwer vernachlässigten Kunden statt die eigenen Befindlichkeiten kümmern.

Ebenso erfreulich ist, dass jetzt der Semmering-Tunnel endlich gebaut wird. Auch hier ist vor allem ein „Viel zu spät“ zu monieren. Das hat in diesem Fall nicht die Gewerkschaft, sondern einzig der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll zu verantworten. Dieser hatte mehrere Wahlkämpfe mit dem Kampf gegen den Tunnel und mit dem skurrilen Argument bestritten: „Wenn man ein Loch in den Berg bohrt, dann rinnt das Wasser aus diesem Berg heraus.“ (als ob sich der schon vor langem gebohrte Semmering-Straßentunnel zu einer Wasserleitung verwandelt hätte).

Was auch immer den – übrigens schon während der schwarz-orangen Regierung eingeleiteten – Stimmungsumschwung des machtbewussten Niederösterreichers bewirkt hat: Sein langes Njet kommt die Österreicher jedenfalls sehr teuer. Nicht nur auf Grund der Bau-Inflation hat die Verzögerung die Sache teurer gemacht. Das haben auch die diversen Umplanungen bewirkt. Ist doch inzwischen das Projekt viel aufwendiger geworden: mit einem viel längeren Tunnel und zwei Röhren statt einer doppelgleisigen.

Die Verzögerung hat natürlich auch den Krisengebieten im Süden Österreichs geschadet, die bis heute keine schnelle Bahnanbindung Richtung Wien haben. Zugleich haben sich inzwischen neue Verkehrsachsen an Österreichs Grenzen vorbei entwickelt, die nicht mehr aus der Welt zu schaffen sind. Für all das: Danke, lieber Erwin.

Der dritte Durchbruch nach langer Blockade betrifft die ÖBB selber. Und dieser ist nun besonders dubios. Plötzlich ist die ÖVP wieder bereit, Aufsichtsräte in die Staatsbahn zu entsenden. Plötzlich geht im Parlament in aller Stille ein extrem problematisches 33-Milliarden-Gesetz zugunsten der Bahn durch. Lediglich der Protest des ÖVP-Abgeordneten Ferdinand Maier hat darauf aufmerksam gemacht.

Da aber Maier schon seit Jahren durch eher cholerische Querschüsse und Attacken gegen seinen jeweiligen Klubobmann auffällt, hat sein Protest gleichzeitig wieder vom eigentlichen Skandal abgelenkt. Ebenso fällt auf, dass die Opposition zwar dagegen gestimmt hat, aber mit auffällig wenig Engagement (man vergleiche etwa die geringe oppositionelle Lautstärke bei den ÖBB-Milliarden mit dem aufgeregten Flügelschlagen von Grün und Blau ob irgendwelcher Zeugenladungslisten im U-Ausschuss).

Gewiss hebt sich dieses ÖBB-Finanzierungsgesetz noch relativ positiv vom ursprünglichen Entwurf der Verkehrsministerin ab. Diese hatte im Vorjahr noch ein Vielfaches der nunmehrigen 33 Milliarden verlangt. Nur ist zu befürchten, dass mit diesen 33 Milliarden jetzt dennoch alle jene Projekte begonnen werden, die dann doch so viel kosten, wie Bures schon ursprünglich ins Gesetz schreiben wollte.  Was man aber offenbar auch aus Rücksicht auf die kritischen Rating-Agenturen vermieden hatte.

Mit diesem Gesetz werden den Steuerzahlern nicht nur die Kosten für den (sinnvollen) Semmering-Tunnel, sondern auch für die beiden (überflüssigen) Tunnels durch Koralm und Brenner aufs Auge gedrückt. Der Verkehr unter der Koralm zwischen Graz und Klagenfurt ist und bleibt aber lächerlich unbedeutend, während der Italienverkehr durch die Südbahnstrecke (ab dem Semmering) ohnedies schon gut bedient ist. Und der Brenner-Tunnel hat keinerlei Chance auf eine ausreichende Auslastung, solange man keinen Lkw zwingen kann, statt der schnellen Straße die umständliche Bahn zu benutzen. Das EU-Recht verhindert sogar jede Mauterhöhung auf der Passstraße.

Aber hinter diesen Unsinns-Projekten stehen mächtige Landeshauptleute und die ebenso mächtige Bauindustrie (aus der etwa der jetzige Aufsichtsratspräsident der ÖBB kommt!). Von dieser Unheilsallianz werden den Steuerzahlern gewaltige Zukunftsverpflichtungen aufgeladen. Als ob Europa und Österreich nicht in einer schweren Schuldenkrise stecken. Gegen diese 33 Milliarden machen sich die jüngsten Sparbeschlüsse der Regierung geradezu zwergenhaft aus.

Maier ist daher – trotz all seiner sonstigen problematischen Eigenschaften – zu dem mutigen Widerstand samt nachfolgendem Rücktritt zu gratulieren. An der katastrophalen Entwicklung der ÖBB und der Staatsfinanzen ändert sich dadurch aber nichts mehr.

In den nächsten Tagen wird man mit Spannung beobachten können, ob die Länder wenigsten bei ihren eigenen Finanzen disziplinierter sein werden. Derzeit lassen sie ja die Finanzministerin mit ihren Vorstellungen von einem wirksamen Fiskalpakt mit Sparzwang noch eiskalt anrennen. Es bleibt zu befürchten, das auch hier ein für den künftigen Schuldenstand des Landes teurer Kompromiss heraushüpfen wird.

Absolut rätselhaft ist schließlich, was die Koalition mit ihrem neuen Konsens in Sachen ORF überhaupt beabsichtigt. Den Stiftungsrat zu verkleinern ist zwar ein edles Ansinnen, auch der Ausschluss der Bundesländer würde viel Sinn haben, sind diese doch oft eine Hauptbremse für jede Einsparung gewesen. Aber erstens habe ich angesichts der katastrophalen Schwäche der Regierungsspitze heftige Zweifel, dass diese ein Projekt gegen den Willen der Länder durchsetzen kann. Und zweitens bleibt völlig offen, was ein kleinerer Stiftungsrat gegen das Hauptdefizit des ORF helfen soll. Das ist sein schwer schlagseitiger Informationsapparat, der von unten bis oben zu 85 Prozent mit Menschen aus dem grün/kommunistischen/linkssozialdemokratischen Milieu durchsetzt ist.

Was würde da überhaupt noch helfen, ist doch die Personalstruktur des ORF de facto unreformierbar? Nun, hätte die ÖVP noch irgendeine eigene Medienpolitik, würde sie beispielsweise gemeinsam mit Blau und Orange eine grundsätzliche Reform am ORF vorbei vorbereiten. Diese könnte man dann rund um den nächsten Wahltag im koalitionsfreien Raum ebenso durchsetzen, wie Werner Faymann 2008 seine Milliardenattacke auf die Steuerzahler durchgesetzt hat. Dabei könnten dann beispielsweise die Gebührengelder auf alle Sender aufgeteilt werden, die sich um eine halbwegs ausgewogene Qualitätsinformation bemühen (wie es etwa Servus TV zunehmend tut).  Was wiederum eine externe Expertenkommission zu beurteilen hätte.

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Die Freimaurer und die Blauen: Schiebung auf österreichisch drucken

Es ist nur scheinbar bloß einer von vielen unter den derzeit ans Tageslicht kommenden Korruptionsskandalen. Doch hat die Causa eine Besonderheit: Aufgefundene Mails zeigen diesmal ganz genau, wie die Sache eingefädelt worden ist. Und man kann endlich auch einmal schwarz auf weiß lesen, wie Freimaurer-Logen für Schiebungen genutzt werden. Mit ihren Mitgliedern nicht nur in der SPÖ, sondern auch von den Medien bis zu den Freiheitlichen.

Die Geschichte beginnt mit dem blauen Infrastrukturminister Mathias Reichhold, der 2002 für ganze zwölf Monate ins Amt gekommen war (40 Tage davon war er sogar FPÖ-Obmann). Reichhold geriet über seinen ebenfalls blauen BMVIT-Generalsekretär Friedrich Rödler an Peter Hochegger. Und damit ging es schon fast automatisch sofort um einen teuren Beratungsauftrag auf Steuerzahlerkosten.

Hochegger, ganz Profi, schrieb in einem Mail den beiden Blauen mit schwulstigen, aber inhaltsarmen Worten gleich selbst das vor, wonach die beiden suchen sollten, um ihn zu finden. Sein „Vorschlag zur Leistungsbeschreibung" im O-Ton:

„Derzeit gibt es keine Institution, die in der Öffentlichkeit als Themenführer im Bereich Verkehr – Schiene, Straße, Wasser, Luft – als Gestalter und Themenführer wahrgenommen wird. Das BMVIT hat es sich zur Aufgabe gemacht unter dem neuen Minister hier eine aktive Gestaltungsrolle im Dialog mit der Bevölkerung und den involvierten Unternehmen/Organisationen/Verkehrsträgern zu übernehmen, um anstehende Probleme und Aufgaben anzusprechen und zu lösen. Dafür wird eine Agentur gesucht, die das BMVIT bei dieser Aufgabe in der Konzeption und kommunikativen Umsetzung unterstützt.“

Mit anderen Worten: Themenführerschaft in Sachen heiße Luft. Diese aber konnte man dem recht ahnungslosen, von einem Kärntner Bauernhof gekommenen Reichhold offenbar sehr gut einreden. Hochegger setzte in seinem Vorschlag auch gleich das Agenturhonorar fest: Stolze 125.000 Euro.

Aber wenn man einmal in Hocheggers Händen war, dann kam man nicht mehr so billig davon. In einem weiteren Mail berichtet der Agent auch gleich noch von einem „langen Gespräch mit Wolfgang Bachmaier von OGM“. Für diesen ersann er sofort einen weiteren satten Auftrag: 55.000 Euro zur Erstellung der „Basis für ein Concept Leadership Programm des Ministers.“ Was – nach meinem bescheidenen Geschmack – in den Ohren eines Kärntner Bauern noch viel besser geklungen haben muss als bloße „Themenführerschaft“.

Eine Hürde war freilich noch zu überwinden: Eigentlich muss der 125.000-Euro-Auftrag ja ausgeschrieben werden. Aber keine Sorge, ein Hochegger hat alles unter Kontrolle. Denn er organisierte gleich auch die Manipulation der Ausschreibung. Bei der Findung von Scheinkonkurrenten waren ihm seine Logenbrüder behilflich. Hochegger suchte auf diese Weise seine „Konkurrenten“ selber aus und sprach sich mit denen ab. Wie er das Rödler mitteilte, ist wieder wert, im ganzen Wortlaut zitiert zu werden:

„Lieber Fritz,
anbei eine Liste von Firmen für die Ausschreibung. Heinisch arbeitet in der selben Loge wie Göweil, er ist informiert. Löwe ist eine befreundete Agentur, Aufträge die wir nicht annehmen können leiten wir an sie weiter. Sind vier für die Einladung genug?“

Deutlicher kann man es wohl nicht mehr vorgeführt bekommen: Wie sie sich sinnlose Aufträge auf Kosten des Steuerzahlers ausdenken. Wie sie die Vergabe solcher Aufträge schieben. Wie sie ihre Logenbrüder dabei einsetzen.

Braucht es noch eine Erwähnung, dass wenige Tage später Hochegger „als Bestbieter im Sinne der Vergabevorschriften“ den Auftrag bekommt? Mit dem Vermerk: „in Entsprechung der Entscheidung der Vergabekommission, Vorsitz Dr. Rödler“. Womit sich der Kreis schließt.

Wer jetzt fragt, warum Hochegger so unvorsichtig war, in einem Mail eine Reihe von Logenbrüdern zu outen (was ja, soweit man weiß, dort strikt verboten ist), der hat nicht mit der Dummheit des Generalsekretärs Rödler gerechnet. Denn der schickte sich selber das Mail, das er an seine gmx-Adresse bekommen hat, an seine ministeriumsoffizielle bmvit.gv.at-Adresse weiter. Ordnung muss halt sein. Womit der ganze demaskierende Vorgang aktenkundig geworden ist.

Unbekannt ist hingegen, wie das alles nunmehr in der Loge abgehandelt wird. Vielleicht mit einem Appell: „Brüder, seid doch vorsichtiger“?

Selbstverständlich habe ich die im Mail genannten Herren um Stellungnahmen gebeten. Die Herrn Rödler und Hainisch blieben schweigsam. Der damalige „Kurier“-Redakteur und jetzige „Wiener-Zeitung“-Chefredakteur Reinhard Göweil antwortete knapp: „Ich kenne den von Ihnen behaupteten Vorfall nicht, habe daher auch folgerichtig auch nichts damit zu tun. Und irgendwelche „Outings“ kommentiere ich nicht.“

Geschadet hat die Loge den Genannten jedenfalls nicht. Göweil ist avanciert. Und Rödler ist heute Chef des Patentamtes – und wurde in dieser Funktion auch nach dem Farbwechsel im zuständigen BMVIT von Blau/Orange auf Rot verlängert. Was doch ziemlich erstaunt. Wurden doch sonst von SPÖ-Ministern alle Funktionsträger, unter deren Fingernägel noch irgendwelche blauen oder orangen Farbreste zu finden sind, erbarmungslos entsorgt. Logenmitgliedschaften sind für die Sozialdemokratie aber seit langem eine besonders wertvolle Empfehlung. Und können offensichtlich solche Farbreste glatt übertünchen. Dabei hatte einst Rödlers erstmalige Bestellung durch die Blauen bei der damaligen linken Opposition noch heftige Proteste ausgelöst.

Natürlich gilt auch hier, wie in allen anderen in diesem Beitrag genannten Aspekten, die juristische Unschuldsvermutung.

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Fußnote 290: Die Paranoide Schizophrenie drucken

In Oslo wird heftig darüber diskutiert, ob der Massenmörder B. Paranoide Schizophrenie hat und deshalb strafrechtlich nicht verurteilt werden kann. Das ist ganz offensichtlich eine ernsthafte und gefährliche Krankheit. Nicht jedoch in Österreich.

In Innsbruck gibt der Spitzenkandidat der dortigen Piratenpartei und nunmehrige Gemeinderat selbst zu, dass er an Paranoider Schizophrenie leidet und deswegen behandelt wird. Er sei deswegen arbeitsunfähig und lebe von der Mindestsicherung. Was angesichts des Falls B. schon ziemlich seltsam erscheint, ohne dem guten Tiroler nähertreten zu wollen. Noch seltsamer ist, wie manche Medien den jahrelang besachwalterten Mann samt seiner Partei hochjubeln. Kann es wirklich sein, dass man gleichzeitig arbeitsunfähig und ein ernsthafter Volksvertreter ist? Müssen die Medien wirklich jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf treiben, nur damit den Zeitungen nicht zu fad wird? Gibt es auch nur einen einzigen objektiven Grund, sich von den Piraten eine Antwort auf die Probleme unserer Zeit zu erwarten – außer dass sie selber zugeben, keine Antworten zu haben? Darf in der Spaßgesellschaft wirklich alles zur reinen Hetz werden?

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Die roten Meinungsmacher (25): Das Lentia-Urteil: SPÖ-Medienpolitik am internationalen Pranger drucken

Am 24. November 1993 fällt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg ein für Österreich richtungsweisendes Urteil: Das ORF-Rundfunkmonopol verstößt gegen die Menschenrechtskonvention. Es verletzt laut Artikel 10 EMRK das Recht auf freie Meinungsäußerung:

„(1) Jedermann hat Anspruch auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht schließt die Freiheit der Meinung und die Freiheit zum Empfang und zur Mitteilung von Nachrichten oder Ideen ohne Eingriffe öffentlicher Behörden und ohne Rücksicht auf Landesgrenzen ein. Dieser Artikel schließt nicht aus, daß die Staaten Rundfunk-, Lichtspiel- oder Fernsehunternehmen einem Genehmigungsverfahren unterwerfen.“[i]

Die Richter in Straßburg fällen das Urteil einstimmig, die Begründung ist in deutliche Worte gefasst. Der EGMR[ii] spricht von der „fundamentalen Bedeutung der Meinungsäußerungsfreiheit in einer demokratischen Gesellschaft“[iii]. Das öffentlich-rechtliche Rundfunkmonopol mache aber die Rundfunkveranstaltung durch andere als den Monopolisten „völlig unmöglich“.[iv]

„Of all the means of ensuring that these values are respected. A public monopoly is the one which imposes the greatest restrictions on the freedom of expression (…)”[v] Auch die Argumentation der Regierung, wonach der österreichische Markt schlicht zu klein für ein duales Rundfunksystem sei, lassen die Richter aus gutem Grund nicht gelten:

„The assertions are contradicted by the experience of several European states of comparable size to Austria, in which the coexistence of private and public stations, according to rules which vary from country to country and accompanied by measures preventing the development of private monopolies shows the fears expressed to be groundless.“[vi]

Freiheitskämpfer auf dem Weg nach Straßburg

Das hat gesessen. Aber wie ist es überhaupt zu dem Urteil gekommen? Dem Spruch der Richter in Straßburg geht ein fast 15 Jahre dauerndes Verfahren voraus. Der Linzer Informationsverein Lentia, der in einer Wohnhausanlage ein Kabelfernsehprojekt starten wollte,[vii] blitzt damit 1978 beim zuständigen Verkehrsministerium ab. Die engagierten Vereinsmitglieder geben sich mit dem Nein von SPÖ Minister Karl Lausecker aber nicht zufrieden und schöpfen den österreichischen Instanzenzug voll aus. 1988 wenden sie sich schließlich an die europäische Kommission für Menschenrechte in Straßburg.

Der Informationsverein Lentia ist aber nicht der einzige Beschwerdeführer. In den darauffolgenden Jahren werden weitere vier Beschwerden an die Kommission gerichtet. Die Arbeitsgemeinschaft Offenes Radio (AGORA) aus Kärnten, Privatradiopionier Willi Weber, FPÖ-Chef Jörg Haider und die Radio Melody GmbH des Salzburgers Viktor Lindner treten ebenfalls den Weg nach Straßburg an.[viii]

Auch Lindner kämpft seit vielen Jahren um das Recht, Radio in Österreich veranstalten zu dürfen. Unter anderem startet er 1987 eine Plakataktion. In Salzburg affichiert er auf seinen rund 200 firmeneigenen Plakatwänden Aufrufe gegen das Rundfunkmonopol[ix], schreibt Briefe an Bundeskanzler Fred Sinowatz[x] und beantragt eine UKW-Frequenz für Linz. Freilich ohne Erfolg.

Die Mühlen des Gesetzes mahlen langsam, auch auf europäischer Ebene. Erst im Jahr 1992 wird die Europäische Kommission für Menschenrechte tätig. Die unabhängig voneinander eingebrachten Beschwerden werden zusammengefasst, am 14.1. findet eine erste öffentliche Anhörung statt.[xi]

Scheinargumente der SPÖ – kein Monopol ohne Störsender

Bei dieser Gelegenheit verteidigt sich die Bundesregierung damit, dass es laut Art. 10 EMRK Staaten schließlich erlaubt sei, Rundfunkunternehmen einem Genehmigungsverfahren zu unterziehen, was in Österreich de facto freilich nie passiert ist. Jedenfalls sei aufgrund dieses Gestaltungsfreiraumes „die Errichtung eines Monopols mit Art. 10 EMRK nicht unvereinbar“[xii].

Dass diese Argumentation äußerst holprig ist, weiß auch die Regierung, zumal bereits im Jahr 1988 der Jurist Walter Berka in seinem Buch „Rundfunkmonopol auf dem Prüfstand“ eindeutig feststellt, „daß durch die Säumigkeit des österreichischen Gesetzgebers Art. X der EMRK verletzt wird.“[xiii] Man stellt sich also schon damals auf eine Verurteilung ein und bastelt deshalb, freilich ohne großen Enthusiasmus, am Regionalradiogesetz. Noch bevor das Gesetz in Kraft tritt, entscheiden die Richter in Straßburg wie allgemein erwartet.

Obwohl das Urteil bindend ist, die Europäische Menschenrechtskonvention hat in Österreich Verfassungsrang, reagiert die SPÖ demonstrativ gelassen und stellt von Anfang an auf gut wienerisch klar, Verstoß gegen die Menschenrechte hin oder her, „nur ned hudln“.

Bundeskanzler Vranitzky, der seinerzeit 1992 zum Medienjahr erkoren hatte, verkündet im Nationalrat keck, dass das EGMR-Urteil „von der österreichischen Medienpolitik längst überholt sei.“[xiv] Schließlich wisse „in Österreich jedes Kind, daß es bei den Medien kein einziges staatliches und schon gar kein Regierungsmonopol gibt.“[xv]

Dass das ORF-Monopol rechtlich kein „Regierungs-" und kein staatliches Monopol ist, ist zwar richtig, schließlich ist der ORF – zumindest auf dem Papier - eine unabhängige öffentlich-rechtliche Anstalt. Kleiner Schönheitsfehler in Vranitzkys Argumentation: Der EGMR hat das Rundfunkmonopol des ORF und das damit verbundene Verbot von Privatrundfunk kritisiert und verurteilt, von staatlichen Monopolen ist im EGMR-Urteil keine Rede.

Aber selbst das Rundfunkmonopol, ob nun staatlich oder nicht, existiert in Österreich laut Vranitzky ohnehin nicht: „Über Kabel, Satelliten und terrestrisch können hunderttausende Haushalte seit Jahren 20 und mehr Hörfunk- und Fernsehprogramme aus dem Ausland empfangen.“[xvi] Hier haben wir sie wieder, die ebenso krude wie beliebte SPÖ- und ORF-Argumentationslinie, dass mit dem Nichtverhindern bzw. der Nichtbestrafung des Empfangs ausländischer Programme die Presse- und Meinungsfreiheit in Österreich ohnehin ausreichend garantiert sei. Aber auch hier irrt der Bundeskanzler, schließlich kritisieren die Richter in Straßburg, dass es in Österreich verboten sei, Rundfunkprogramme zu produzieren und auszustrahlen.

Lustlose Privatisierungsbemühungen ziehen sich hin

Weil das Vranitzky, trotz gegenteiliger Behauptungen, natürlich auch weiß, fügt er hinzu: „Die Regierung habe bereits 1990 mit einem Liberalisierungsprogramm beim Radio begonnen. Bald können die vorhandenen Frequenzen auf interessierte Anbieter aufgeteilt und zusätzliche regionale und kommerzielle Radioprogramme empfangen werden.“[xvii]

Über Privatrundfunk wird in Österreich schon seit Jahrzehnten lust- und ergebnislos diskutiert, Dutzende Initiativen, Gesetzesvorschläge und Konzepte wurden bereits erarbeitet. Selbst Bruno Kreisky hatte bereits 1972 aus taktischen Gründen Privatfernsehen ins Spiel gebracht[xviii]. Rundfunkfreiheit erschöpft sich allerdings nicht darin, dass man darüber jahrzehntelang diskutiert oder Expertengruppen und Arbeitskreise installiert. Rundfunkfreiheit entsteht einzig und allein dadurch, Privatrundfunk zuzulassen. Und das ist in Österreich bis dato nicht passiert.

Obwohl man es nun schwarz auf weiß, sozusagen amtlich hat, dass in Österreich seit Jahren die Menschenrechte verletzt werden, gibt es bei der SPÖ keinerlei Schuldbewusstsein. Ganz im Gegenteil. SPÖ-Chef und Bundeskanzler Vranitzky kommt zu dem Schluss. „Wie man sieht, ist unsere medienpolitische Diskussion längst über das Straßburger Urteil hinaus“[xix]. Vranitzky bezieht sich damit auf das Regionalradiogesetz, das mit 1.1. 1994 in Kraft treten soll. Der SPÖ-Chef übersieht dabei aber geflissentlich, dass sich dieses Regionalradiogesetz, wie der Name schon sagt, ausschließlich auf den Hörfunk bezieht. „Die Aussagen des Gerichtshof bleiben aber keineswegs auf den Radiobereich beschränkt.“[xx]

Rechtsanwalt Thomas Höhne, der die fünf Beschwerdeführer in Straßburg vertreten hat, mahnt deshalb nach der Urteilsverkündung von der Regierung ein: „Damit ist der Gesetzgeber verpflichtet, das Monopol abzuschaffen und eine Liberalisierung auch auf dem Fernsehsektor einzuleiten.“[xxi] Auch ÖVP, FPÖ und LiF drängen deshalb auf eine rasche Öffnung des TV-Marktes. So fordert etwa ÖVP-Klubchef Heinrich Neisser: „Eine gesetzliche Regelung für Privatfernsehen sollte – ohne lange Diskussion – im Laufe der nächsten Jahre realisiert werden.“[xxii]

Besonders optimistisch ist Rechtsanwalt Höhne allerdings nicht, schließlich ist das „Straßburger Urteil nicht einfach durch das Gericht exekutierbar.“[xxiii] Und von einer echten Liberalisierung des Fernsehens will die SPÖ trotz des eindeutigen Richterspruchs nichts wissen. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Cap begnügt sich mit der vagen Ankündigung einer Scheinliberalisierung: „Im Fernsehbereich habe die SPÖ den Vorschlag unterbreitet, über ein drittes Programm zu diskutieren, das vom ORF unter Beteiligung von Privaten gesendet werden könnte.“[xxiv] An das Koalitionsabkommen mit der ÖVP aus dem Jahr 1990 will sich die SPÖ nun auch nicht mehr erinnern. Darin stand: „Es ist eine Liberalisierung des Hörfunks und Fernsehens für private Programmanbieter vorzunehmen.“[xxv]

SPÖ: Legal, illegal . . . . . . egal

Doch gegen den ÖGB ist selbst Josef Cap ein wahrer Freund des Privatfernsehens. Die Gewerkschaft pfeift auf die Menschenrechte, macht dem ORF die Mauer und sieht „derzeit keinen dringenden gesetzlichen Handlungsbedarf“[xxvi]. Was die Betonköpfe von der Gewerkschaft wirklich wollen, ist ein „starker nationaler Rundfunk.“[xxvii]

Trotz all dieser nicht gerade ermutigenden Signale stehen die ersten Fernsehmacher in spe bereits in den Startlöchern. Die von Kronenzeitungschef Hans Dichand gegründete TV-Anbietergesellschaft „Tele1.“ stellt noch im selben Jahr einen Antrag auf eine Sendelizenz. Man rechnet zwar nicht ernsthaft eine solche zu bekommen, Dichand sieht sich vielmehr als „Eisbrecher“, um die Liberalisierung des Fernsehmarktes voranzutreiben.[xxviii]

Auch der Richterspruch aus Straßburg hat bei Josef Cap und seinen Genossen keinerlei Umdenken bewirkt. Man hält weiter verbissen am ORF-Monopol fest und gibt nur zähneknirschend preis, was absolut notwendig ist. Der bekannte Medienanwalt Georg Streit kommt deshalb zu dem Schluss: „Ganz der bisherigen Linie folgend bleibt die österreichischen Politik bei ihrem Zögern und schreibt die Haltung des definitiven „Vielleicht“ zu privatem Rundfunk fort.“[xxix]

Ähnlich das Urteil von Kommunikationswissenschaftler Josef Sommer im Jahr 1996: „Trotz der Verabschiedung des Regionalradiogesetzes war bzw. ist dieses Urteil für die österreichische Medienpolitik von Bedeutung, da darin in keiner Weise zwischen Radio und Fernsehen differenziert wird, weshalb das Monopol des ORF im Fernsehbereich auch weiterhin als konventionswidrig zu bezeichnen ist.“[xxx]

Das Lentia-Urteil ist auch der Beginn einer Entwicklung, die sich noch über viele Jahre hinziehen wird: Weil die heimischen Politiker, allen voran jene der SPÖ, unwillig und unfähig sind, vernünftige Medienpolitik zu betreiben, übernehmen diese Aufgabe zwangsläufig immer öfter die Gerichte. Justitia als unfreiwillige Gestalterin der heimischen Rundfunklandschaft, auch das ein österreichisches Kuriosum. 

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.)

Endnoten

[i] Artikel 10 Absatz 1 EMRK. http://www.rtr.at/de/m/EMRK-Art10 (30.10.2011).

[ii] Europäische Gerichtshof für Menschenrechte.

[iii] Siehe Streit. 2006. Seite 61.

[iv] Ebenda.

[v] Siehe Sommer. 1996. Seite 96.

[vi] Ebenda.

[vii] Siehe auch Kapitel: Wehret den Anfängen: Erste Monopolgegner formieren sich

[viii] Siehe Publications de la Cour Européenne des Droits de L’Homme/Publications of the European Court of Human Rights. 1994. Seite 9.

[ix] Siehe Margon. 1989. Seite 48.

[x] Das Antwortschreiben von Bundeskanzler Fred Sinowatz siehe Anhang.

[xi] Siehe Sommer. 1996. Seite 54.

[xii] Sommer. 1996. Seite 55.

[xiii] Gattringer. 1994. Seite 56.

[xiv] Sozialistische Korrespondenz  30.11.1993.

[xv] Ebenda.

[xvi] Ebenda.

[xvii] Ebenda.

[xviii] Siehe Kapitel 8:  Die Repolitisierung des Rundfunks. Kreisky und die sozialistische Gegenreform.

[xix] Sozialistische Korrespondenz  30.11.1993.

[xx] Streit. 2006. Seite 61.

[xxi] Horizont Nr. 48/93. Seite 1.

[xxii] Der Standard 26.11.1993.

[xxiii] Horizont Nr. 48/93. Seite 1.

[xxiv] Sozialistische Korrespondenz 24.11.1993.

[xxv] Siehe Fidler. 2008. Seite 486.

[xxvi] APA 24.11.1993.

[xxvii] APA 24.11.1993.

[xxviii] Siehe Horizont  Nr. 48/93. Seite 3.

[xxix] Streit. 2006. Seite 61.

[xxx] Sommer. 1996. Seite 97.

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Zweierlei Nostalgie drucken

Ein Untergang ist nicht allein
Verlust von Schiff und Waren,
er kann auch Katastrophe sein,
wie öfters wir erfahren.

Doch nur wenn’s viele Tote gibt,
bleibt so ein Fall als Thema
selbst bei der Nachwelt noch beliebt –
ein altbekanntes Schema.

Konkret sind’s hundert Jahre schon,
dass man davon berichtet,
und manches ist für schnöden Lohn
vielleicht hinzugedichtet.

Man taucht in Tiefen, recherchiert,
entwickelt Hypothesen,
macht Filme und man suggeriert,
wie’s wirklich sei gewesen.

Zum Jahrestag – und das ist wahr –
gab auf der Route heuer
es stilecht ein Dacapo gar
als Mini-Abenteuer:

Man konnte in der Tracht von einst
an Deck herumspazieren
und zu Musik von damals feinst
im Speisesaal dinieren.

Mit einem Wort, man konnt’ aufs neu
Geschichte miterleben
beinahe im Detail getreu –
bis auf das letzte eben.

Stattdessen warf am Unglücksplatz
man ohne Panikszenen
schlicht Blumen runter als Ersatz
und drückte ein paar Tränen.

Den Opferweltrekord errang
– auch das ist nicht Legende –
indes ein andrer Untergang,
im Weltkrieg knapp vorm Ende.

Nur waren nicht kollateral,
vielmehr bezweckt die Schäden –
drum will die Welt, so ist’s nun mal,
nicht gern darüber reden…

Pannonicus
(„Titanic“ und „Wilhelm Gustloff“) 

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Christian Konrad ist nicht Rupert Murdoch drucken

Nach dem, was da in den letzten Tagen bekannt geworden ist, habe ich kaum noch Zweifel: In der Staatsanwaltschaft sind offensichtlich einige einflussreiche Menschen mit einer gezielten parteipolitischen Agenda unterwegs. Noch mehr verfestigt hat sich aber zugleich die Gewissheit, dass auch einige der sogenannten Aufdeckermedien, vor allem jene aus dem Raiffeisen-Imperium, eine solche Agenda mit der Zielrichtung haben, alles zu vernichten, was Schwarz, Blau oder Orange ist. Sie schrecken dabei nicht einmal vom erbarmungslosen Erfinden von Fakten zurück, was weit über das fast schon "aufdecker"-branchenübliche Verdrehen und Skandalisieren hinausgeht. Aber alle anderen Medien schweigen darüber.

Aber zuerst zur Wiener Staatsanwaltschaft. Sie hat zu den vielen an dieser Stelle schon aufgelisteten Skandalen einige neue hinzugefügt. Und die Ministerin bleibt wie immer untätig. Sie scheint hilflos. Sind doch auch in der Oberstaatsanwaltschaft und der Strafsektion ihres Ministeriums zum Teil problematische Verantwortungsträger unterwegs.

Der erste Fall: Diese Staatsanwaltschaft brauchte vom Dezember bis in den April, um die rechtskräftige Entscheidung des Oberlandesgerichts umzusetzen, ein Verfahren einzustellen. Das geschieht normalerweise binnen einer Woche. Wer glauben möchte, das wäre Schlamperei, der sei darauf hingewiesen, dass es dabei um ein Verfahren geht, das gewaltiges Aufsehen und Schlagzeilen verursacht hat.

Und wer noch immer an einen Zufall glaubt, der sei darauf hingewiesen, dass es bei dem (mindestens) um vier Monate zu lang zu Unrecht Verfolgten um den Kabinettschef der schwarzen Innenministerin geht, also um einen bekannten ÖVP-Exponenten. In zahllosen politischen und Zeitungs-Kommentaren wurde wegen dieser staatsanwaltschaftlichen Erhebungen der Rücktritt Michael Kloibmüllers verlangt.

Diese Forderung lehnte die zwar nicht gerade intellektuelle oder marktwirtschaftlich orientierte aber offenbar standfeste Innenministerin jedoch ab. Was ihr dann selbst schwer schadete. Die gegen Kloibmüller und die Innenministerin erhobenen Vorwürfe sind jedenfalls wochenlang ein Eckstein für eine grün-rot-mediale Kampagne gegen die ÖVP geworden, die plötzlich als Haupttäter in Sachen Korruption dastand.

Also Zufall kann diese lange Verzögerung der Verfahrens-Einstellung keinesfalls gewesen sein.

Wer dennoch weiter zweifelt, der sei auf einen weiteren Aspekt dieses Kloibmüller-Verfahrens verwiesen: Die Aussage des Kabinettschefs vor einer Staatsanwältin landete binnen weniger Stunden auf der Internetseite der Illustrierten „Profil“. Dabei war der Akt und damit auch das Vernehmungsprotokoll angesichts der exponierten Position Kloibmüllers sogar zum „Verschlussakt“ erhoben worden. Damit hätte er wie ein Staatsgeheimnis geschützt werden müssen. Damit müsste jeder namentlich bekannt sein, der den Akt angerührt hat. Aber merkwürdigerweise interessiert das justizintern nicht wirklich.

Doppelte Pikanterie am Rande: Einerseits muss die Staatsanwaltschaft mit niemandem so eng zusammenarbeiten wie ausgerechnet mit dem Apparat des Innenministeriums – was aber die Agenda der BSA/Freimaurer-Speerspitzen in der StA offenbar keineswegs einbremst.

Andererseits ist das durch die Weitergabe des Verhörprotokolls begangene Kriminal-Delikt (Verletzung des Amtsgeheimnisses) haargenau dasselbe Delikt, das Kloibmüller zum Vorwurf gemacht worden ist. Er hatte nämlich ein an sich vertrauliches Mail an einen externen Berater der Innenministerin weitergegeben, der aber durch strenge vertragliche Verpflichtungen wie ein Beamter zur Wahrung des Amtsgeheimnisses verpflichtet worden war. Deshalb hat auch das Gericht keine Verletzung des Amtsgeheimnisses durch Kloibmüller gesehen.

Aber während die Staatsanwaltschaft beinahe die Existenz Kloibmüllers vernichtet hat, rührt sie wegen des gleichen Delikts im eigenen Haus keinen für die Öffentlichkeit erkennbaren Finger. Es gibt jedenfalls bis heute keine Untersuchungskommission, die der auch in Dutzenden anderen Fällen offenkundigen „mutmaßlichen“ Verletzung des Amtsgeheimnisses nachgehen würde. Weder hat die Staatsanwaltschaft so eine Kommission eingesetzt, noch das Justizministerium.

Braucht es noch eine eigene Erwähnung, dass die offensichtlich schwer überforderte Justizministerin, die theoretisch nicht zur BSA/Freimaurer-Fraktion gehört, auch in diesem Punkt außer einem nervösen Augenzwinkern noch keine Reaktion zustandegebracht hat? Die Untätigkeit der Justiz erinnert lebhaft an die Aussage eines Staatsanwalts beim gegenwärtigen Testaments-Fälschungsprozess in Salzburg: „Es hat lange gedauert, bis wir den Gedanken zulassen konnten, dass da in den eigenen Reihen etwas passiert ist.“ Nämlich im dortigen Fall, dass Vorarlberger Richter und Justizbeamte reihenweise zum Zweck der Bereicherung fremde Testamente gefälscht hatten.

Noch skandalöser als das Verhalten der Justiz ist aber die Rolle der „Nachrichten“-Illustrierten „Profil“. Diese hatte die Causa Kloibmüller weitaus am lautstärksten skandalisiert, ja eigentlich erst zur Causa gemacht.

Bei dieser Kampagne hat das linke Kampfblatt sogar im Layout seines Covers ähnliche schwarz-weiße Riesenlettern verwendet wie 2000. Damals hatte das „Profil“ die Republik Österreich wegen des Amtsantritts der Regierung Schüssel zur „Schande Europas“ gestempelt. Und wohl nicht nur im Unterbewusstsein der linken „Profil“-Mannschaft gibt es den verzweifelten Drang, diese damalige Peinlichkeit wenigstens im Nachhinein zu rechtfertigen. Offenbar deswegen kommt auch das gleiche Layout zur Anwendung.

Diesmal wurde im Heft aus der Schande nun „Das Staatskomplott“. Es sei der „Rechtsstaat auf der Kippe“, und es gebe eine „Verschwörung“. Der Herausgeber schreibt sogar: „Ein Skandal, der alles in den Schatten stellt“. Dass es dann im Kleingeschriebenen unter diesen Überschriften primär von seltsam diffusen Vokabeln wimmelt, liest ja dann schon kaum jemand: Der eine „könnte“ etwas getan haben, ein anderer „soll“ als Mittelsmann aufgetreten sein. Die Beweise für diese Überschriften fehlen völlig. Offenbar wollten da irgendwelche Amateure einen Alfred Worm imitieren.

Ganz offensichtlich spüren aber die Menschen die ständig abnehmende Ehrlichkeit und Seriosität der Zeitschrift aus dem Raiffeisen-Konzern: Denn das Blatt mit zwei Ex-AZ-Männern an der Spitze und weiteren in der Mannschaft hat seit Jahren mit einer steil abfallenden Leserzahl zu kämpfen. Höchstwahrscheinlich hat das „Profil“ vor allem wegen der Verzweiflung über diesen Leserverlust diese Skandalisierung gestartet.

Das Blatt veröffentlichte einen Aktenvermerk aus der Telekom, der nach „Profil“-Darstellung Kloibmüller belastet. Die dortige Redaktion setzte den Text des Aktenvermerks zwischen Anführungszeichen, fügte dabei aber eiskalt Sätze hinzu, die gar nicht im Telekom-Aktenvermerk gestanden sind. Das ist eine Vorgangsweise, die im Ausland schon zum Rücktritt von Chefredakteuren geführt hat.

Bei diesem Aktenvermerk ging es um den zweiten Vorwurf gegen Kloibmüller. Er habe den Exmonopolisten genötigt („Wer einen anderen mit Gewalt oder durch gefährliche Drohung zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr zu bestrafen.“) Die Nötigung soll bei einem Gespräch Kloibmüllers mit zwei Telekom-Mitarbeitern stattgefunden haben. Dabei wurde (als Randthema)  eine Aussendung der Telekom über die Ergebnisse der hauseigenen Untersuchung zu den dubiosen Zahlungen der Ära Schieszler angesprochen.

Kloibmüller kritisierte dabei, dass die Telekom-Pressestelle von mehr als 50 in dem Bericht vorkommenden Empfängern verdächtiger Zahlungen in seiner Aussendung einen einzigen namentlich nannte: den des Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly. Was ja in der Tat mehr als merkwürdig ist.

Eine gefährliche Drohung hat es aber nicht gegeben. Das bestätigten beide Gesprächspartner Kloibmüllers. Das bestätigte später auch der inzwischen von ihnen informierte Telekom-Chef Hannes Ametsreiter. Laut „Profil“ hatte dieser aber die Zeitschrift von der angeblichen Nötigung informiert. Was nun entweder Ametsreiter oder das „Profil“ in heftigen Erklärungsnotstand bringen wird.

Trotz der ausdrücklichen Dementis aller Gesprächsteilnehmer wurde im „Profil“ und in der Folge von der Staatsanwaltschaft dieser Verdacht vehement geäußert. Die Zeitschrift weigerte sich sogar, die Dementis der Gesprächsteilnehmer in ordentlicher Form zur Kenntnis zu nehmen. Was Kloibmüller nun einen saftigen Schadenersatzanspruch gibt.

Die Illustrierte und die Staatsanwälte stützten sich bei ihrem Vorgehen auf den erwähnten Aktenvermerk. Aber auch in diesem war nur von einer „Warnung“ die Rede, die „nicht direkt als Drohung zu verstehen sei“. Alle Teilnehmer des Gesprächs mit Kloibmüller weisen die Autorenschaft wie auch den Inhalt des interessanterweise von niemandem unterschriebenen Papiers vehement zurück. Das Gerücht, dass der Aktenvermerk überhaupt erst auf Verlangen der Illustrierten erstellt worden ist, findet vorerst keine Bestätigung.

Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt die Aktennotiz (bei der nicht einmal die Namen der Akteure richtig geschrieben worden sind) aus der Presseabteilung der Telekom. So wie schon die von Kloibmüller kritisierte Aussendung. Die damalige Leiterin der Presseabteilung ist bei der Information des Telekom-Chefs durch die beiden Gesprächspartner Kloibmüller anwesend gewesen. Die mit einer Profil-Journalistin eng befreundete Frau stammt noch aus den knallroten Zeiten der Telekom (wie die meisten Telekom-Akteure der Skandalperiode). Sie verlor wenige Wochen nach diesem Aktenvermerk plötzlich ihren Job. Ein Zusammenhang mit diesen Fehlleistungen kann nicht nachgewiesen swerden.

Wer nun glauben würde, dass sich das „Profil“ nach der rechtskräftigen Entscheidung des Gerichts  entschuldigen würde, der irrt. Die Raiffeisen-Illustrierte wechselte diese Woche einfach das Thema – und schaffte es gleich, sich selbst an schweinischem Verhalten noch einmal zu übertreffen. Dieser Themenwechsel Richtung Schweinereien ist aber offenbar ein Versuch, davon abzulenken, dass das „Staatskomplott“ wie ein angestochener Luftballon in sich zusammengesackt ist.

Diese Woche nahm die Konrad-Zeitschrift statt dessen den (von Konrad immer abgelehnten) Wolfgang Schüssel ins Visier. Sie brachte den Altkanzler durch infame Andeutungen in Zusammenhang mit dem Buwog-Skandal. Dabei stützt sie sich auf ein geheimes Abhörprotokoll eines Telefonats Schüssel-Grasser. Dieses Protokoll findet sich im Akt des Untersuchungsausschusses im Parlament. Sämtliche Oppositions- und Regierungspolitiker und sogar Peter Pilz sprechen ausdrücklich davon, das das Dokument Schüssel nicht belastet, dass es auch mit dem Buwog-Fall nichts zu tun hat. Deswegen wurde es auch von niemandem im Ausschuss verwendet. Thema des sehr persönlichen Telefonats war das Befinden des langjährigen Schüssel-Ministers angesichts des gegen ihn ausgeübten Drucks. Lediglich das „Profil“ macht aus dieser menschlichen Geste Schüssels etwas Anrüchiges.

Auf Verlangen Schüssels hätte das Dokument – eigentlich – auch schon längst vernichtet sein müssen. Darauf besteht ein rechtlicher Anspruch (freilich erst sobald man als zufällig Mit-Abgehörter überhaupt davon erfährt!), den der Altkanzler auch rechtlich durchgesetzt hat.

Dennoch findet sich die Mitschrift in den Akten des U-Ausschusses. Wobei vorerst offen bleiben muss, ob dies Folge einer Schlamperei der Staatsanwaltschaft oder einer des Parlaments ist: Eine der beiden Institutionen hat jedenfalls die gerichtliche Löschungs-Anordnung – natürlich wieder ganz zufällig – ignoriert. Wobei man sich gegenseitig die Schuld zuschiebt. Die Version der Staatsanwaltschaft ist derzeit die glaubwürdigere, dass die Gesprächs-Mitschrift schon im Parlament war, als der Vernichtungsauftrag erfolgt ist.

Jedem, der das Schriftstück gelesen hat, ist offenbar klar geworden, dass Schüssel in keiner Weise in die Buwog-Angelegenheit involviert gewesen ist. Dennoch wird das Papier vom „Profil“ durch raffinierte Andeutungen so dargestellt, als ob es den Altkanzler belasten würde. Aber man dürfe ja leider nicht direkt zitieren, weil Schüssel das nicht will . . .

Zu all diesen Sauereien kommt noch die Frage, welche der Parteien immer dem Heft diese Unterlage zugespielt hat. Machen sie doch jetzt alle ganz auf unschuldig. Das sind nur wenige Beispiele jenes Stils, mit dem uns sogenannte Nachrichten-Illustrierten allwöchentlichen Informationen suggerieren.

Zum Schluss ein kleiner Kontrast: Der britische-australische Medienmogul Murdoch hat eines seiner Medien zugesperrt, als dort ähnlich miese Vorfälle ans Tageslicht gekommen sind. Aber bei uns in Österreich, da werden die Medienskandale nicht einmal diskutiert, geschweige denn ordentlich untersucht, wie das bei den Briten selbstverständlich ist. Hier schiebt sich statt dessen die Journalistenbranche gegenseitig ständig Preise für solchen angeblich investigativen Journalismus zu. Solcherart ausgezeichnet worden ist etwa einer der beiden Kloibmüller-Verschwörungs-Theoretiker des „Profil“. In Wahrheit aber sind das Preise für Journalismus aus erster Hand. Nämlich aus den eigenen Fingern.

PS.: Demnächst an dieser Stelle ein weiteres Gustostückerl aus der Sudelküche des gleichen Verlagshauses (ja, genau jenes Hauses, das jahrelang so brutal über seine Auflagen gelogen hat).

 

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Fußnote 286: Die Arbeiterzeitung meldet aus Innsbruck drucken

Es mag schon sein, dass das Innsbrucker Wahlergebnis stark lokal geprägt ist (warum auch nicht). Aber die Berichterstattung der sonntägigen ZiB war in jedem Fall wieder ein Skandal und ein Exempel des dort seit Wrabetz und Dittlbacher herrschenden Arbeiterzeitung/Volksstimme-Berichterstattungsstils.

Immerhin geht es um eine Landeshauptstadt der Republik. Daher gehört deren Wahl nicht hinter einem Vorbericht zur ägyptischen Wahl mit einer einen Tag alten Meldung versteckt. Aber das Wie der Berichterstattung war noch viel schlimmer: Zum Zeitpunkt der sonntägigen Hauptnachrichtensendung war nach Auszählung von weit mehr als 60 Prozent(!) der Stimmen nämlich längst klar, dass es deutliche ÖVP-Zugewinne (angesichts der Vielfalt von Listen: netto wie brutto) gibt, sowie klare Verluste der SPÖ. Das alles wurde aber total verschwiegen. Dafür schwafelte der unsägliche Tarek Leitner vom Zusammenhang der Wahl mit den Korruptionsaffären und den Jagd-Einladungen des schwarzen Landeshauptmannes. Nun, wenn es diesen vom ORF gesehenen Zusammenhang gibt, dann ist eines völlig klar: Die vereinte Kampagne der linken Parteien, einflussreicher Kreise der Staatsanwaltschaft, des ORF und der linken Wochenmagazine. Bei Schwarz und Blau auch den banalsten Druckkostenbeitrag zu skandalisieren, hingegen die roten Skandale unter den Teppich zu kehren, ist schlimm nach hinten losgegangen. Daher verschweigt das ORF-Fernsehen den schwarzen wie den roten Wahltrend lieber ganz, bejubelt nur den Einzug eines Piraten in den Gemeinderat (und verschweigt wiederum, dass sich diese Scherzpartei vier Sitze erhofft hatte), statt die eigene Blamage zuzugeben. Langsam muss man sich fragen, ob im ORF wenigstens die Zeitangabe noch richtig ist, oder ob man auch da schon etwas zu manipulieren versucht.

 

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Die roten Meinungsmacher (24): Hubschraubereinsatz: Die Jagd auf Radiopiraten drucken

Während Anfang der 90er Jahre die Koalitionspartner SPÖ und ÖVP recht lustlos und ohne große Eile an einem Gesetzesentwurf für die Rundfunkliberalisierung basteln, während ORF und VÖZ über die Ausweitung von TV-Werbezeit streiten, formieren sich im Hintergrund neue Gegner des Monopols.

Diesmal senden sie aber nicht aus dem benachbarten Ausland, sondern nach dem Motto „Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“, ganz ungesetzlich mitten in Österreich. Bei den Gesetzesbrechern handelt es sich zumeist um Studenten aus dem alternativen linken Milieu, die in Wien am 31.3. 1991 mit dem „Radiopiratentag“ eine ganze Reihe von illegalen nicht kommerziellen Radioprogrammen starten.

Sie sind allerdings nicht die ersten, die das heimische Rundfunkmonopol auf verbotene und illegale Art und Weise brechen. Die vermutlich ersten Radiopiraten wurden bereits 1979 in Graz aktiv. Unter dem Namen Ö-Frei sendeten sie mit selbstgebastelten Sendern vier Sendungen á 15 Minuten, danach war für mehrere Jahre Schluss.[i] 1986 wurden dann in Wien ein Schweizer Arzt und ein Wiener Journalist aktiv, rund ein halbes Dutzend Mal senden sie unter dem Namen „Radio Widerstand“ auf der Ö3 Frequenz 99,9 MHz.

Sehr zum Missfallen von Politik und Behörden. Der Arm des Gesetzes macht Jagd auf die beiden „Verbrecher“. Ein Sprecher der Post kann schließlich voller Genugtuung verkünden: „Nachdem die Medienpiraten vor wenigen Tagen in Wien-Währing einer ähnlichen Fahndung knapp entkommen sind, hatten sie diesmal keine Chance.“[ii] Radio Widerstand verstummt.

Blüte der Radiopiraterie

In den Jahren 1987 und 1988 wird vereinzelt das Monopol gebrochen, die Sender, die immer wieder kurz auf Sendung gehen, haben Namen wie Radio Sprint, Radio Sozialabbau oder Radio Rücktritt.

Die Hochblüte der Piratenradios beginnt mit dem Piratentag Ende März 1991. Innerhalb kurzer Zeit formieren sich mehrere Gruppen, die mit selbst gebastelten Rundfunksendern das ORF-Monopol in Wien brechen. Im Juni 1992 gibt es bereits 25 solcher Radiogruppen, die sich zumeist aus Studenten zusammensetzen. Ihre Namen: Radio Hotzenplotz, Radio Boiler, Radio Filzlaus oder Radio COD. Sie gestalten und senden rund 40 Stunden Programm pro Woche.[iii] Auch in den Bundesländern entstehen ähnliche Projekte.

[iv]

Die jungen Radiopiraten verstoßen mit ihren selbst gemachten Programmen gegen die restriktiven heimischen Gesetze und gegen das ORF Rundfunkmonopol. Und da versteht die SPÖ bekanntermaßen keinen Spaß, auch wenn die Radiomacher ideologisch durchaus mit ihr auf derselben Linie liegen.

So wird etwa ein Grazer Radiopirat vor Gericht gezerrt, weil er im April 1991 mit einem illegalen Sender erwischt worden ist. Der junge Mann war mit Teilen einer Sendeanlage zur Burgruine Gösting unterwegs, um von dort unter dem Namen „Radio Flor“ zu senden. Doch der Monopolbrecher wurde bereits von den Augen des Gesetzes „längere Zeit observiert“[v]. Als die Beamten zuschlagen, flüchtet er, dabei rempelt er angeblich einen Postbeamten an. Was ihm unter anderem eine Anklage wegen Körperverletzung einbringt.

Die wird zwar später fallengelassen, weil der Beamte schließlich einräumt, es wäre doch nur „ein leichter Zusammenstoß“[vi] gewesen. Weil er vor den Hütern des Gesetzes geflüchtet ist und damit versucht hat, die Beschlagnahme des Senders zu verhindern, wird er allerdings wegen sogenannten Verstrickungsbruchs zu einer saftigen Geldstrafe verurteilt.

Großaufgebot für das Rundfunkmonopol

Während in den ehemals kommunistischen Ländern Osteuropas Anfang der 90er Jahre die staatlichen Rundfunkmonopole der Reihe nach fallen und Privatsender überall aus dem Boden schießen, legale wohlgemerkt, machen Polizei und Post in Österreich Jagd auf junge engagierte Radiomacher. Bei der Durchsetzung des ORF-Monopols sind die Behörden alles andere als zimperlich.

Das bekam unter anderem Wolfgang Hirner von „Radio Bongo 500“ in Salzburg zu spüren. „Die Exekutive war am Montagabend auf dem Untersberg mit Hubschrauber und gezogener Waffe gegen die Piraten vorgegangen. Zwei Personen wurden vorübergehend festgenommen, der Sender beschlagnahmt“.[vii]

[viii]

In Wien beginnt ein Katz und Maus Spiel. Die Radiopiraten, die mit ihren selbstgebastelten Anlagen vom Wienerwald oder von anderen exponierten Stellen aus senden, werden mit Peilwägen, manchmal auch Hubschraubern gesucht und verfolgt. Rüdiger Landgraf, ehemals Radiopirat und später erfolgreicher Programmchef von Krone Hit: „Bedenkt man, dass eine Betriebsminute des von der Polizei eingesetzten Bell Jetrangers etwa 300 Schilling kostet, sind 18.000 Schilling für eine Flugstunde zum Aufspüren eines 5.000 Schilling Senders aus Sicht des Steuerzahlers kein Bombengeschäft – zumal wir Piraten keinen Schaden anrichten, sprich peinlich darauf Wert legen, keine anderen Sender zu stören.“[ix]

Doch die Durchsetzung des ORF-Sendemonopols lässt sich der zuständige SPÖ-Verkehrsminister Rudolf Streicher gerne etwas kosten. Der Standard berichtet am 28. Juni 1991 über die Methoden der Behörden. „Hat die Post – sie verfügt über ortsfeste Peilstationen und jagt meist zusätzlich mit 10 Peilautos und über 20 Mann hinter den Piraten her – den Sender erfaßt, wird ein Auto zur genauen Ortung losgeschickt.“[x]

Immerhin beschlagnahmen Post und Polizei im Laufe der Zeit Dutzende selbst gebastelte illegale Radiosender. Die Austria Presseagentur berichtet im Sommer 1993: „Die Freien Radios in Wien wollen unterdessen auch nach der Beschlagnahme der 30. Sendeanlage am kommenden Sonntag ihr Programm wieder aufnehmen.“[xi]

Immer wieder werden Radiopiraten verurteilt, allerdings nicht zu Haft-, sondern zu Geldstrafen „in der Höhe von ein paar tausend Schilling“.[xii] Bei einer Aktion scharf werden mehrere Wohnungen von mutmaßlichen Radiopiraten von den Behörden auf den Kopf gestellt und „das ohne richterliche Durchsuchungsbefehle“.[xiii] Die Beamten sind bei der Jagd nach illegalen Sendern und Radiopiraten aber auch durchaus kreativ.

So setzt man, wie in schlechten Spionagethrillern, auf klassische Undercover-Methoden. „Etwa am Pfingstsonntag 1993, als im Lainzer Tiergarten getarnte Beamte eine Sendeanlage des freien Radio One konfiszieren. Genähert hätten sich die Polizisten in Freizeitbekleidung, begleitet von einer Frau und einem Kind.“[xiv]

Österreich bleibt letzte Bastion des reinen Staatsfunks

Doch die lustige Piratenjagd geht 1993 langsam zu Ende. Die Radiopiraten engagieren sich zunehmend in der „Pressure Group Freies Radio“. Sie fordern, dass die sogenannten freien Radios, also die nicht kommerziellen Privatradios im Regionalradiogesetz, an dem zu dieser Zeit gebastelt wird, berücksichtigt werden. Allerdings: „SPÖ und ÖVP wollen von Freiem Radio nichts wissen.“[xv]

Die Ära der Piratenradios geht zu Ende, das ORF-Rundfunkmonopol ist nach dem Einsatz von Hubschraubern, Undercoverfahndern und bewaffneten Polizisten wieder hergestellt, also alles normal in der Republik Österreich des Jahres 1993. In den ehemals kommunistischen Diktaturen Osteuropas brauchen sich zu gleichen Zeit private Radiomacher nicht mehr vor staatlichen Repressalien zu fürchten.

Ganz im Gegenteil, sie senden ganz legal und zumeist äußerst erfolgreich. Denn die staatlichen Sender, die früher für die kommunistische Propaganda zuständig waren, will in diesen Ländern kaum noch jemand hören. Für SPÖ und ORF nicht gerade beruhigende Signale. Solche Zustände will man in Österreich tunlichst vermeiden.

Doch die sozialistische Rundfunkidylle wird 1993 gewaltig erschüttert. Nicht ganz überraschend allerdings. Schon im März stellt SPÖ-Zentralsekretär Josef Cap, der im Kampf für die Monopolstellung seines ORF stets an vorderster Front kämpft, missmutig und beinahe resignierend fest: „Mit der EG[xvi] werde Privatrundfunk unvermeidlich sein“[xvii].

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.)

Endnoten

[i] siehe http://www.freie-radios.at/article.php?id=52 (17.10.2011).

[ii] Fidler/Merkle .1999. Seite 105.

[iii] Siehe Verband Freier Radios Österreich http://www.freie-radios.at/article.php?id=52 (17.10.2011).

[iv] Aufkleber von Radio Boiler, der die wöchentliche Radiosendung bewirbt

[v] Austria Presse Agentur 24.6.1992.

[vi] Austria Presse Agentur 24.6.1992.

[vii] Austria Presse Agentur 29.6.1993.

[viii] Radio Bongo Logo; Quelle: www.radiofrabrik.at

[ix] Landgraf. 2006. Seite 12.

[x] Der Standard; 28.6.1991.

[xi] Austria Presse Agentur 3.6.1993.

[xii] Landgraf. 2006. Seite 18.

[xiii] APA 4.3.1993

[xiv] Fidler/Merkle. 1999. Seite 106.

[xv] Landgraf. 2006. Seite 20.

[xvi] EG (Europäische Gemeinschaft) = frühere Bezeichnung für EU

[xvii] Sozialistische Korrespondenz 20.3.1993.

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Ein Staatssender auf Herbergssuche drucken

Dem Bürger kann es ja an sich reichlich egal sein, wo der ORF sein Programm macht. Ihm wäre es nur wichtig, wenn es endlich wieder besser und ausgewogener würde. Dennoch geht ihn die Kontroverse über eine eventuelle Übersiedlung mehr an, als er denkt.

Denn die zur Diskussion stehende Übersiedlung des ORF in das von der Gemeinde Wien geplante Medienquartier im Stadtteil St. Marx ist in Wahrheit eine hochpolitische Angelegenheit. Die Tatsache, dass die Wiener SPÖ diese Übersiedlung schon in ihrem Wahlprogramm 2010 angekündigt hat, muss jedenfalls extrem skeptisch machen. Hier springt eine sich allmächtig dünkende Partei mit dem angeblich unabhängigen Rundfunk wie ein privatrechtlicher Eigentümer um. Das sieht und hört man zwar auch fast täglich im Programm, das soll nun aber auch durch eine folgenreiche Übersiedlungs-Entscheidung sichtbar einzementiert werden.

Dieses neue Medienquartier hat sich ja bisher als ziemlicher Flop erwiesen. Lediglich die seit einiger Zeit wieder unter totale Staatskontrolle geratene „Wiener Zeitung“ hat gehorsam die teure Übersiedlung dorthin beschlossen. Und ein kleiner Privatsender ist gefolgt. Im ORF tut sich Parteisoldat Alexander Wrabetz mit einem ähnlichen Plan überraschend schwer, obwohl er prinzipiell gehorsam sein will. Denn die Rathausgewaltigen haben nicht mit dem großen Strukturkonservativismus der dominant linken Belegschaft in eigenen Angelegenheiten gerechnet. Hilft doch diese Belegschaft der SPÖ sonst immer zu bequemen Mehrheitsentscheidungen.

Noch viel mehr überraschend ist, dass auch die Bundes-SPÖ mit einer Unterstützung für das Rathaus zu zögern scheint, wie zumindest mehrere Quellen kolportieren. Das kann man einerseits bloß als weiteres Element der sich in vielen Feldern zeigenden Entscheidungsunwilligkeit und -unfähigkeit des Werner Faymann sehen. Darin könnte man aber auch umgekehrt ein überraschendes Signal der Vernunft erkennen: Denn zumindest die Kronenzeitung, die ja seit dem Tod des alten Eigentümers zu einer bloßen Parteizeitung mutiert ist, berichtet von der Sorge der SPÖ-Zentrale, dass so wie beim Megaflop am Flughafen bei Großprojekten am Ende immer gewaltige Kostenüberschreitungen zu bilanzieren seien.

Sollte diese Haltung wirklich die der SPÖ sein und auch konsequent verfochten werden, dann muss man erstaunt den Hut ziehen. Und man darf sich freuen, dass selbst die Bundes-SPÖ bisweilen doch lernfähig ist und sich nicht mehr nur als Befehlsempfänger der mächtigen Rathaus-SPÖ versteht. Nach allen Regeln der Vernunft darf eine Absiedlung angesichts der leeren ORF-Kassen nur dann stattfinden, wenn das Wiener Rathaus wirklich alle finanziellen Risiken selbst übernimmt. Zum Beispiel mit Hilfe der Gelder aus seinen Reptilienfonds zur Bestechung der Zeitungen. Sonst würde ja wieder einmal der Steuer- oder der Gebührenzahler das blöde Opfer linker Großmannssucht.

Zwar scheint die Einschätzung richtig, dass die gegenwärtige Aufsplitterung des ORF auf drei Standorte und vor allem die sehr abseitige Lage des Küniglbergs für effiziente Abläufe alles andere als ideal sind. Aber dieser Aspekt sollte in Zeiten wie diesen ganz eindeutig hinter der Sparsamkeit zurücktreten. Und vor allem: Diese Standortprobleme sind solche der ORF-Mitarbeiter und gehen die Wiener SPÖ einen feuchten Dreck an.

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Die roten Meinungsmacher (23): Blue Danube Radio: Der große Frequenzraub drucken

Am 23. August 1979 blickt die Welt auf Österreich, genauer gesagt auf die Donaustadt, den 22. Bezirk von Wien. Denn dort übergibt, nach 6-jähriger Bauzeit und Investitionen von knapp sechs Milliarden Schilling, Bundeskanzler Bruno Kreisky feierlich die Wiener UNO-City[i] per Handschlag an UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim. Nun ist Wien neben New York und Genf offiziell dritte UNO-Stadt.

Um das neu gewonnene internationale Flair zu steigern, fragt Vizekanzler Hannes Androsch bei Gerd Bacher an, „ob der ORF nicht etwas für die vielen internationalen Beamten und Diplomaten in Wien tun könne.“[ii], wie ORF-Minnesänger Franz Ferdinand Wolf in seiner Rundfunkchronik schreibt.

Dieses für den ORF äußerst verlockende Angebot lässt sich Generalintendant Gerd Bacher natürlich nicht entgehen, zumal die Bundesregierung auch noch die Kosten für den Sender aus Budgetmitteln übernimmt. Er startet am 23. September den Sender Blue Danube Radio. Das mehrsprachige Radio, das auf der Frequenz 102,2 MHz sendet, ist als Service für die tausenden internationalen UN-Beamten gedacht. Blue Danube Radio ist deshalb nur in der Bundeshauptstadt zu empfangen.

Die Bundesregierung verliert schließlich das Interesse an dem mehrsprachigen Radio mit kleiner Hörerschaft und stellt die Zahlungen für Blue Danube Radio mit 1.1.1987 ein. Der ORF, der den Sender ein Jahr zuvor auf die wesentlich leistungsstärkere Frequenz 102,5 MHz übersiedelt hatte, betreibt aus strategischen Gründen Blue Danube Radio aus „eigener" Tasche, sprich aus Gebührengeldern, weiter.

Pläne für Ö4

Bereits zu Beginn der 80er Jahre wird im ORF immer wieder über die Einführung eines vierten österreichweiten Radioprogramms nachgedacht, Arbeitstitel: Ö4. Gerd Bacher liebäugelt dabei mit einem Klassikkanal[iii], weil dieser relativ billig umzusetzen ist.

Im Übereinkommen zwischen dem ORF und dem VÖZ aus Jahr 1985, dem sogenannten elektronischen Grundkonsens, wird deshalb festgehalten: „Der ORF wird die Radiofrequenzen 100 bis 108 MHz nicht für seine Zwecke beanspruchen. Ausgenommen sind lokale Versorgungsnotwendigkeiten und der geplante Musikkanal Ö4: Im Falle der Realisierung von Ö4 müsste der ORF eine der zwei in diesem Frequenzbereich möglichen nationalen Senderketten durchgängig in Anspruch nehmen.“[iv]

Die Strategie des ORF ist klar: UKW-Frequenzen stehen nur begrenzt zur Verfügung, sie sind ein knappes Gut. Je mehr freie Frequenzen sich der ORF vor der unvermeidlichen Rundfunkliberalisierung unter den Nagel reißt, desto weniger bleiben für die künftigen Privatsender übrig. Weil man im ORF Mitte der 80er Jahre weiß, dass sich das Monopol auf Dauer nicht aufrechterhalten lässt, muss man „den Markteintritt der Mitbewerber möglichst verzögern, ihre Zahl und ihr künftiges Spielfeld klein halten.“[v]

Das wissen auch die Zeitungverleger, die sich selbst als die einzig wirklich berechtigten künftigen Privatradiobetreiber sehen. VÖZ-Präsident Franz Ivan: „Wenn sich nämlich der Baum ORF ausbreitet, bleibt kein Platz mehr für das Pflänzchen Privatradio.“[vi] 

Mitte der 80er Jahre ist aber noch relativ viel Platz im heimischen UKW-Spektrum für künftige Privatradios. 1984 wird in der Schweiz das Genfer Abkommen und der dazugehörige Frequenzplan GE84[vii] beschlossen. Das völkerrechtlich verbindliche Vertragswerk regelt die Frequenznutzung in Europa, sowie Teilen Asiens und Afrikas. Der „Genfer Plan 84“ tritt drei Jahre später, 1987 in Kraft. Österreich stehen nun fünf volltaugliche bundesweite Senderketten zur Verfügung.

Drei davon sind mit Ö1, Ö3 und den Ö2-Regionalradios bereits in den Händen des ORF. Für die künftigen Privaten bleiben damit zwei Frequenzketten übrig. Und damit das auch so bleibt, schließen die Zeitungsverleger 1987 ein Zusatzabkommen zum zweiten elektronischen Grundkonsens[viii] mit ORF Generalintendant Teddy Podgorski: Darin wird festgehalten: „Der ORF wird – entgegen seinen früheren Absichten – seine Programme nicht erweitern und verzichtet damit auch auf das schon sehr konkret geplant gewesene Radioprogramm Ö4“.[ix]

Der Frequenzraub: Kein Platz für Private

Aber Papier ist bekanntlich geduldig und der ORF baut still und heimlich die Reichweiten des ursprünglich nur für Wien gedachten Senders Blue Danube Radio Schritt für Schritt aus. „Da der englischsprachige Sender in erster Linie von der International Community in Wien gehört wird, erscheint die österreichweite Ausstrahlung als Humbug.“[x], schreibt die Wirtschaftswoche. Aber um die Hörer geht es dabei, wie so oft beim ORF, ja auch nicht.

Dass es für die österreichweite Ausstrahlung von Blue Danube Radio weder einen politischen Auftrag noch eine gesetzliche Grundlage gibt, kümmert weder den ORF noch die Regierung. Lediglich die Zeitungsherausgeber werden unruhig. ORF Generalintendant Teddy Podgorski beruhigt die verunsicherten Privatradiobetreiber in spe jedoch: „Die Ausweitung des BDR-Sendegebiets geschehe nur, um die neu anzuschaffenden Anlagen für die künftigen „Radio Print“ Projekte zwischenzeitlich zu nützen. So könne man dem ORF-Kuratorium den Ankauf neuer Sendeanlagen für „Radio Print“ etwas schmackhafter machen.“[xi]

Wenig später wird Podgorski von Gerd Bacher an der Spitze des ORF abgelöst. Bacher fühlt sich an die Zusagen seines Vorgängers nicht mehr gebunden. Von einer Rückgabe der Blue Danube Frequenzen will Bacher plötzlich nichts mehr wissen. Die Zeitungsverleger werfen ihm daraufhin vor, er verletze ein Gentlemen’s Agreement. Bacher soll darauf schulterzuckend geantwortet haben. „Dann bin ich halt kein Gentleman.“[xii]

Da nutzen auch die beschwörenden Worte von VÖZ-Generalsekretär Franz Ivan nichts: „Der ORF hat sich verpflichtet, kein viertes österreichweites Radioprogramm zu betreiben und das Frequenzband 100-108 MHZ für private Anbieter reserviert zu halten.“[xiii]

Die Zeitungsverleger wenden sich an SPÖ-Verkehrsminister Rudolf Streicher. Sie bezweifeln, dass bei einer künftigen Radioliberalisierung ORF und Private bei der Frequenzvergabe gleichberechtigt behandelt werden.[xiv].Zudem fordert der VÖZ, „daß die nach seiner Ansicht überhöhten Sendeleistungen des ORF – die zu einer prohibitiven Besetzung von Frequenzen führt – beschränkt werden.“[xv]

Solche Einwände stören aber weder den ORF noch den Verkehrsminister. 1992 ist Blue Danube Radio bereits auf 32 Frequenzen in ganz Österreich zu hören. „Die Regierungsparteien, die das eigenmächtige Vorgehen im Kuratorium  verhindern könnten, machen keinerlei Anstalten gegen die ORF-Strategie der vollendeten Tatsachen einzuschreiten.“[xvi]

Bundesweiter Ö3-Konkurrent im Keim erstickt

Es ist wie schon so oft in den Jahren zuvor das gleiche Spiel, ORF und SPÖ versuchen die Rundfunkliberalisierung zu behindern, zu verzögern, zu hintertreiben, die ÖVP, in Sachen Medienpolitik stets etwas unbeholfen und ungeschickt, erkennt die Strategie der roten Medienmacher nicht bzw. zu spät.  Der Plan des ORF geht jedenfalls auf, mit Blue Danube Radio, das später in den alternativen Jugendsender FM4 umgewandelt wird, kann der Staatsfunk rund die Hälfte der noch freien überregionalen Frequenzen den künftigen Privatsendern entziehen und das ohne jede gesetzliche Grundlage.

Frequenzen sind ein öffentliches Gut, über das der Gesetzgeber zu bestimmen hat. Doch der schaut demonstrativ weg. Vor den Augen einer in diesen Belangen weitgehend desinteressierten Bevölkerung und im Verbund mit der SPÖ kapert der ORF dutzende Frequenzen, um so die Zahl seiner künftigen Konkurrenten auf ein Minimum zu reduzieren. Erst viele Jahre später, nämlich 1997 „werden die gesetzlichen Grundlagen für die Inbesitznahme der vierten Kette durch den ORF nachgereicht.“[xvii]

Die Rundfunkmonopolisten haben einen weiteren Sieg im Kampf gegen die Pressefreiheit errungen. Denn mit der Inbeschlagnahme der vierten Frequenzkette hat der ORF noch vor der Liberalsierung des Hörfunks „das Entstehen eines kommerziell starken, überregionalen ORF-Konkurrenten nach dem Muster der Antenne Bayern verhindert.“[xviii]

Die künftigen Privatradiobetreiber müssen sich nun mit einer mageren nationalen Frequenzkette zufriedengeben, und diese soll, so ist es damals politisch bereits auspaktiert, auf zehn eigenständige Veranstalter in den neun Bundesländern[xix] aufgeteilt werden. Ein privater bundesweiter Ö3 Konkurrent, der dem ORF massiv Werbegelder entziehen könnte, ist damit gestorben.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächste Folge: Hubschraubereinsatz: Die Jagd auf Radiopiraten)

Endnoten

[i] Die Wiener Uno City heißt offiziell Vienna International Center (VIC)

[ii] Wolf. 2001. Seite 41.

[iii] Siehe Pratt. 1997. Seite 91.

[iv] Prath. 1997. Seite 91.

[v] Fidler/Merkle. 1999. Seite 102.

[vi] Ivan. 1991. Seite 33.

[vii] Siehe Lindenmaier. 1995. Seite 80.

[viii] Siehe Fidler. 2008. Seite 483.

[ix] Prath. 1997. Seite 92.

[x] WirtschaftsWoche Nr.8.; 18.2.1993.

[xi] Fidler/Merkle. 1999. Seite 103.

[xii] Fidler/Merkle. 1999. Seite 103.

[xiii] Ivan. 1991. Seite 33.

[xiv] Gattringer. 1994. Seite 76.

[xv] Gattringer. 1994. Seite 76.

[xvi] Fidler/Merkle. 1999. Seite 103.

[xvii] Fidler/Merkle. 1999. Seite 103.

[xviii] Fidler/Merkle. 1999. Seite 104.

[xix] Für Wien hatte man zwei vorgesehen.

 

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Die Kirche braucht eine Mutinjektion drucken

Bisweilen muss man die Kirche in Schutz nehmen. Besonders dann, wenn man sie auch oft tadelt. Denn die vor allem im grünen Umfeld lancierten Attacken auf die Kirche sind nicht mehr nur einäugig, sondern schon geradezu blindwütig. Was doppelt erstaunt, betätigen sich doch manche Kirchenfunktionäre (nicht die Bischöfe, nicht die Gläubigen, aber die angestellten Laien) als vehemente Vorkämpfer der Grünen.

Da betreibt etwa die grüne Abgeordnete Daniela Musiol seit längerem eine heftige Kampagne gegen das Konkordat und gegen angebliche Privilegien der Kirche. Die Grünen attackieren auch heftig, dass die steuerliche Absetzung des Kirchenbeitrages den Staat alljährlich 120 Millionen Euro kosten.

Interessanterweise gibt es aber überhaupt keine Wortmeldung der Grünen, geschweige denn eine kritische, zu der Tatsache, dass auch ihre zahllosen Vorfeldorganisationen von den radikalen Tierschützern bis zu Greenpeace genauso von der steuerlichen Absetzbarkeit profitieren. Sie interessieren sich auch nicht dafür, dass der Steuerzahler auf gleichem Weg den Gewerkschaftsbund subventionieren muss. Und schon gar nicht für die alles übersteigenden gewaltigen Zwangsbeiträge jedes Arbeitnehmers für die Arbeiterkammer. Nein, nur die Kirchen werden da zum Ziel genommen.

Die grün-roten Antikirchenkämpfer erregen sich zwar maßlos darüber, dass im ORF aus alter Vor-Wrabetz-Tradition am Karfreitag noch eine Schweigeminute beachtet worden ist. Und darüber, dass in der letzten bürgerlichen ORF-Bastion in Niederösterreich ein Chefredakteur dazu aufgefordert hat, den norwegischen Massenmörder B. nicht wahrheitswidrig als „christlich“ motiviert zu bezeichnen.

Die gewaltigen Leistungen der Kirche für die Gesellschaft werden hingegen totgeschwiegen, die dem Staat Milliardenkosten ersparen. So kostet den Staat ein Schüler in einer katholischen Schule deutlich weniger als einer in einer staatlichen Schule; die Differenz zahlen die (meist katholischen) Eltern sowie Orden und Diözesen, obwohl die gleichzeitig auch genauso ihre Steuern für die staatlichen Schulen zahlen.

Dabei gibt es nur wenige Zweifel, dass beispielsweise die 15 Prozent der AHS-Schüler in den vor allem katholischen Privatschulen zum Nutzen der Allgemeinheit eine bessere Ausbildung erhalten als der Schnitt in staatlichen Schulen. Jedenfalls sehen das immer mehr Eltern so. Der Ansturm auf kirchliche Schulen wächst daher von Jahr zu Jahr – trotz der einseitigen Hetz-Berichterstattung vor allem des ORF über die einstigen Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen (während ebensolche Zwischenfälle in staatlichen Schulen und Erziehungsanstalten gerne totgeschwiegen werden).

In den Kindergärten besuchen beispielsweise in Wien 12 Prozent der Kleinen eine katholische Einrichtung. Und bei den Ordensspitälern sind es sogar 19 Prozent. Nach einer IHS-Studie sind die Ordensspitäler um 17 Prozent effizienter. Und der Rechnungshof stellt sie den Gemeindespitälern sogar ausdrücklich als positives Beispiel gegenüber.

Vor allem aber ersparen sich Bund, Länder und Gemeinden durch diese Spitäler gewaltige Summen. So haben die Ordensspitäler in den letzten Jahren 150 Millionen Euro investiert. Und jeder einzelne Spitalsbesuch, jede einzelne Nacht in einem Spitalsbett, jeder Blinddarmeingriff, jede künstliche Hüfte wird von den Krankenkassen bei Ordensspitälern deutlich geringer honoriert als bei den ineffizienten Landes- und Gemeindespitälern. Ohne die kirchlichen Leistungen wäre das Sozialversicherungssystem so gar nicht mehr aufrechterhaltbar.

Überhaupt nicht mehr messbar ist das, was die Kirche in die Schönheit der österreichischen Dörfer und Städte investiert. Dabei ist die Erhaltung beispielsweise aller Wiener Kirchen angesichts der Zahl der Gläubigen und Kirchenbesucher längst nicht mehr notwendig. Den einzigen Nutzen der vielen aus Spenden und Kirchenbeitrag finanzierten Renovierungsarbeiten tragen Tourismus und Stadtbildpflege. Daher wird in der Kirche auch immer ernsthafter darüber diskutiert, dass man Vieles von dieser barocken oder historistischen Pracht aufgeben möge, und sich für Gottesdienste und Pastoral in weniger, passendere, gemeinschaftsfördernde Räume zurückziehen soll. Das wäre zwar zum Schaden der touristischen Attraktivität der Stadt, aber nicht jenem der Kirche.

Offen bleibt aber die große Frage : Warum tritt die Kirche dieser Antikirchenhetze nicht auch selbst ein wenig energischer entgegen? Warum marschiert die einst bedeutende Laienorganisation „Katholische Aktion“ ebenso wie die noch immer bedeutende Caritas ideologisch das ganze Jahr über im Gleichschritt mit den linken Kirchenhassern, propagiert dabei sogar – gegen den Willen der großen Mehrheit der Kirchgänger – die zwangsweise Gesamtschule?

Warum protestiert die Kirche nicht laut, wenn der ORF beispielsweise eine Demonstration gegen die Christenverfolgungen in islamischen und restkommunistischen Ländern totschweigt, aber gleichzeitig sehr intensiv über eine nicht einmal halb so große gegen die sogenannte Vorratsdatenspeicherung berichtet? Und: Warum ruft der Wiener Kardinal – an sich lobenswerterweise – jetzt zum Kampf der „guten Kräfte“ gegen die Korruption im Staat auf, lässt sich aber gleichzeitig, ohne ein kritisches Wort zu verlieren, vom Wiener Bürgermeister mit einem hohen Orden auszeichnen, obwohl die Korruption nach 67 Jahren roten Machtmissbrauchs nirgends so schlimm ist wie im Einflussbereich der Gemeinde Wien?

Oder blicken die Bischöfe nur noch angsterfüllt auf die in Wahrheit außerhalb der Mainstream-Medien recht unbedeutende Initiative des Pfarrers Schüller, statt sich um die wirklichen Herausforderungen zu kümmern? Wofür beispielsweise Ostern ein guter Anfang wäre.

 

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Unsere Staatsanwälte: Raffinierter als alle anderen zusammen drucken

Machtstrategisch und dialektisch war das allererste Kunst: Die seit längerem im schiefen Licht stehende Oberstaatsanwaltschaft Wien tritt scheinbar überraschend gegen eine Einstellung des Verfahrens gegen Werner Faymann und Josef Ostermayer ein; sie wird dafür auch ringsum belobigt – und dürfte damit doch in Wahrheit schon den Persilschein für die beiden vorbereitet haben. Da muss man wirklich sagen: Hut ab, Genossen! Das ist Spitzenklasse an Raffinesse, so treuherzig und sogar beifallsheischend den Rechtsstaat durch einen Linksstaat zu ersetzen.

Auf den ersten Blick hat diese OStA ja einen Schritt gegen den SPÖ-Chef gesetzt. Sie hat den Vorschlag der ihr unterstellten Wiener Staatsanwaltschaft, das Korruptionsverfahren gegen die Herren Faymann und Ostermayer gleich ganz einzustellen, nicht erfüllt. Das wirkt überraschend, klingt nach Mut vor Fürstenthronen und nach Aufkündigung der Parteisolidarität.

Konkret will die OStA noch die Einholung eines Sachverständigen-Gutachtens, um den Werbewert von 24 doppelseitigen ÖBB-Inseraten in der Kronenzeitung zu überprüfen. Es soll festgestellt werden, ob den ÖBB dadurch ein finanzieller Schaden entstanden ist. Das könnte den beiden Politikern als Untreue angelastet werden.

Das war aber wohl eher ein taktischer Schachzug, um die Schuld am verschlechterten Image der Justiz optisch von der OStA ganz auf die Wiener StA abzuschieben. In Wahrheit haben beide Behörden Hand in Hand den wirklichen Tatbestand arg eingeschränkt. Denn es war, darin sind sich alle von mir befragten Juristen einig, nicht nur Untreue im Fall der ÖBB, sondern auch der Asfinag, es war auch grober Amtsmissbrauch sowie eine Verletzung des Aktiengesetzes, als Verkehrsminister Faymann und sein Faktotum Ostermayer die Führungen von ÖBB und Asfinag gezwungen haben, in Kronenzeitung und anderen nahestehenden Medien zu inserieren. Und vor allem war Zweck der Inserate nie und nimmer die kommerzielle Werbung für die beiden Staatskonzerne, sondern die Bestechung der großen Boulevardzeitungen.

Gewiss kann jetzt noch das Justizministerium die beiden Strafverfolgungsbehörden zu ernsthafteren Aktionen zwingen, etwa auch zum Lesen des Aktiengesetzes. Ob sich diese Ministerin das traut, die allwöchentlich mit den beiden Machtmenschen im Ministerrat zusammensitzen muss, und deren eigenen Partei in den letzten drei Jahren fast jede juristische Kompetenz verloren hat? Man zweifelt.

Dabei haben sich die Staatsanwälte nicht einmal die Mühe gemacht, im Falle Asfinag auch nur deren Vorstände zu vernehmen, die von Faymann/Ostermayer mit unverhohlenen Drohungen zum Inseratenschalten „überredet“ worden sind.

Dabei sind bei Asfinag wie ÖBB die jeweiligen Vorstände dem Eigentümer gegenüber laut Aktiengesetz absolut weisungsfrei.   

Dabei ist es absolut klar, dass diese Inseratenschaltungen nicht zur Verbesserung der Umsätze der beiden Konzerne erfolgt sind, sondern nur dazu, dass die bedachten Boulevard-Zeitungen in ihrem redaktionellen Teile ständig freundlich über Faymann berichten.

Dabei waren die von Faymann/Ostermayer veranlassten Asfinag-Inserate besonders skurril: Denn in diesen wurden die Autofahrer zum Rechtsfahren und zum Anlegen von Gurten aufgefordert. (Es fehlte nur noch die Aufforderung: Bitte keine Unfälle bauen!) Wo da der auch nur ein minimaler Werbewert für die Autobahngesellschaft liegen soll, das kann außer den Staatsanwälten wohl wirklich niemand erklären.

Kronprinzenfragen für Gutachter

Nun wird also ein Gutachter die ÖBB-Inserate in der Kronenzeitung nach dem Werbewert durchforsten. Und er wird dann nach strenger Prüfung entdecken, dass auf den jeweils zwei ganze Krone-Seiten füllenden Inseraten des öfteren das Wort „ÖBB“ vorkommt. Woraus er dann messerscharf auf einen großen Werbewert für die ÖBB schließen wird. Die Gutachter der Wiener Staatsanwaltschaft sind ja für ihre Unabhängigkeit und Sachkunde weltberühmt. In diesem Fall wirds aber doch ein wenig schwierig - so wie bei der einstigen Kronprinzenfrage: Da hatte ein Prüfer die Aufgabe, auch noch so dumme und falsche Antworten des zu prüfenden Kronprinzen so lange umzuinterpretieren, bis aus dem Unsinn eine korrekte Antwort wurde.

Genauer sollte der Gutachter daher keinesfalls in die Inserate hineinschauen. Denn dann könnte er am Ende ja doch ins Grübeln kommen, worin etwa der Werbewert für die ÖBB bei einer über zwei Seiten gehenden knalligen Überschrift besteht: „Ärger rund um verspätete Züge!“ Auch die vielen Passagen von „verdreckten Zügen und unverständlichen Fahrplänen“ könnten beim Gutachter unnötige Verunsicherung in Hinblick auf den großen Werbewert auslösen.

Freilich wusste die „Aktion ,Unsere Bahn‘ von der ,Krone’ und dem neuen Infrastrukturminister Werner Faymann“ (so die Selbstbeschreibung der Inseratenkampagne, die überdies in Verletzung des Mediengesetzes nicht korrekt gekennzeichnet war) immer Abhilfe: Denn in jeder Folge der „Aktion“ gab es dann mindestens einen Vierspalter unter dem Motto „Der Minister antwortet“. Und wie Harun al Raschid hat Faymann in einer Kolumne oder in einem Interview natürlich für jedes Leiden Abhilfe gewusst (Obwohl er als Minister überhaupt nicht in die Vorgänge bei der ÖBB eingreifen durfte).

Werden diese unabhängigen Gutachter aus dem Kreis des BSA oder dem der Freimaurer kommen? Und wie werden sie über den Zynismus hinweggehen, dass diese Doppelseiten mit Beschimpfungen der ÖBB von den ÖBB selbst finanziert werden mussten? Dass aber als Träger der Aktion ausschließlich die Kronenzeitung und Faymann bezeichnet wurden? Was eigentlich als zusätzliches Delikt noch eine Mischung aus Betrug und Täuschung darstellt.

Die Inserate hatten in Wahrheit auch inhaltlich einzig und allein für Faymann selbst einen Werbewert. Besonders köstlich ist es etwa, wenn sich der ehrgeizig neue Minister aus dem Wiener Rathaus (wo man ja solche schmutzigen Aktionen traditionell serienweise veranlasst) auf diesen Seiten Fragen wie der folgenden zu stellen hatte:
„Zum Schluss Herr Minister, wie verbringen Sie, abseits vom politischen Programm, den heutigen 26. Oktober? Bleibt noch Zeit für die Familie?“
„Nach den politischen Veranstaltungen zum Nationalfeiertag werde ich den Abend mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter verbringen.“

Das musste aber wirklich einmal in aller Deutlichkeit gesagt werden!

Die Wiener Staatsanwälte haben das daher als ordnungsgemäße Inhalte eines ÖBB-Inserats mit hohem Werbewert für die Bahn gewertet! Bravo, bravo! Das verdient schon den goldenen Viktor-Adler-Orden am silbernen Nasenring! Und um auch noch den goldenen Nasenring zu erhalten, müssen sie jetzt nur noch einen Gutachter finden, der ihnen das auch so bestätigt. Was sicher kein Problem sein wird.

Ich schlage Niko Pelinka vor. Der muss ja jetzt nicht mehr täglich mit Alexander Wrabetz telefonieren und ist ein europaweit bekannter Bahn- und Medienexperte.

PS.: Sollte sich einer der Leser fragen: Wie kann dieser Werner Faymann eigentlich noch im Amt bleiben? Dann sitzt er leider im falschen Film, pardon: Land. Wir sind in Österreich! (Nicht in der Bananenrepublik Deutschland, wo der Bundespräsident schon am ersten Tag staatsanwaltschaftlicher Erhebungen abdankt).

PPS.: Sollte sich einer der Leser fragen, warum nicht all jene Journalisten zumindest jetzt nach einem Rücktritt Faymanns rufen, die in den letzten Wochen nach einem Rücktritt des Werner Amon gerufen haben, dann haben die gleich mehrerlei vergessen: dass es bei Amon um 10.000 Euro geht und nicht um ein paar Hunderttausend; das es bei Amon um eine freiwillige Parteispende gegangen ist, bei Faymann hingegen um einen amtsmissbräuchlichen Griff in öffentliche Kassen; und dass Amon und die ÖVP halt nicht so viel inserieren wie der liebe Werner Faymann und seine Partei.

PPS.: Und sollte sich einer der Leser gar wundern, warum die Zeit im Bild über ein Strafverfahren gegen den amtierenden Bundeskanzler kürzer als über die Pfarrerinitiative berichtet hat (und erst nach deren Erwähnung durch den Papst), warum die  spätabendliche Zeit im Bild überhaupt nur noch eine Kurzmeldung über Faymann gebracht hat, warum orf.at nicht einmal ein Bild dazu gefunden hat und die Nachricht nach der Causa Amon platziert hat, dann kann ich dem Leser nur noch einen Besuch beim Arzt empfehlen. Wir leben ja nicht mehr in der Ära Schüssel, wo bei einem ähnlichen Vorwurf gegen den Kanzler Sondersendungen und Runde Tische angesetzt worden wären! Diesen Fortschritt sollte man schon wissen, den Rest kann man bei George Orwell nachlesen.

 

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Ein Dinosaurier in den letzten Zügen drucken

Wer außer der SPÖ braucht in Zeiten von Kabel, Satellit und Digitalfernsehen noch den ORF mit seinem Gebührenmonopol?

Man glaubt es kaum: Es ist noch gar nicht viele Jahre her, dass eine Frau dem Ehemann untertan war, dass man ohne „Beziehungen“ oder Schmiergeld oft jahrelang auf einen Telefonanschluss warten musste, dass man für die Mitnahme von ein paar Tausend Schilling auf eine Reise eine behördliche Genehmigung brauchte, dass die Gewinnung von Salz staatliches Monopol war, dass man ohne SPÖ-Parteibuch keinen Job bei der Voest bekam, dass Ehebruch zur Strafverurteilung führen konnte. Irgendwann sind diese anachronistischen Relikte aus einer anderer Welt dann aber doch verstorben. Andere Anachronismen aus der Feudalzeit haben jedoch bis heute überlebt. Der skurrilste überlebende Dinosaurier ist der ORF mit seinen Privilegien.

In keinem demokratischen Land hat es so lange gedauert wie in Österreich, dass Privatfernsehen und -radio erlaubt wurden. Und bis heute haben die Privaten keine gleichen Startchancen. Vor allem kassiert der ORF trotz exzessiver Werbung weiter exklusiv die Hörer- und Seher-Gebühren. Etliche ORF-Programme produzieren ärgeren Mist als so manche Privaten. Von Servus-TV bis  Radio Stephansdom wird höhere Qualität gesendet, als der ORF auch nur in einem einzigen seiner Programme kontinuierlich zusammenbrächte. Und selbst die am Massengeschmack orientierten Privatsender bringen mehr Information als ORF eins.

Auch technisch ist die Zeit über den ORF längst hinweggegangen. Denn ein öffentlich-rechtlicher Monopolsender konnte ja nur zu jenen Zeiten gerechtfertigt werden, als Sendesignale nur kleinräumig und nur für wenige Programme verbreitbar waren. Kabel, Satellit, Internet, Digitalisierung machen die Privilegien des ORF jedoch zu einem grotesken Relikt, vergleichbar den einst von Gewerkschaften mancherorts durchgesetzten „Heizern“ auf E-Loks.

Bleibt ein letztes Argument: Österreich als kleines Land braucht eine geschützte Zone für landesspezifische Informationen und Kultur. Auch dieses Argument hinkt. Denn weltweit zeigt sich, dass lokalisierte Information – von der Politik bis zum Sport – viel publikumsattraktiver, werbeintensiver und damit auch einnahmeträchtiger ist als globale Themen. Es bräuchten also in Wahrheit globale Themen eine gewisse Förderung, damit die Österreicher darüber Bescheid wissen, was in Europa und der Welt vor sich geht. Das aber erfahren sie aus vielen deutschen Sendern und den internationalen Nachrichten-Kanälen zehnmal besser als aus dem ORF. Dort wurde die internationale Berichterstattung Schritt für Schritt quantitativ wie qualitativ zurückgeschraubt. Zugleich fehlt im ORF eine relevante Präsenz der österreichischen Kultur, von Wissenschaft und Technik. Fazit: Die Anstalt erfüllt in keiner wahrnehmbaren Weise mehr einen Bildungsauftrag.

Eine Einhebung von Gebühren wäre daher, wenn überhaupt, nur noch unter neuen Regeln gerechtfertigt: Die Gelder müssten von einer unabhängigen Kommission nach klaren und nachvollziehbaren Maßstäben auf alle Sender und Programme aufgeteilt werden. Dabei muss es einzig um eine Honorierung von Bemühungen um Ausgewogenheit und Objektivität, um wissenschaftliche und technisch Inhalte, um Seriosität und Vielfalt gehen; und gleichzeitig müssten alle finanziell bedachten Sender auch in den nicht geförderten Sendestunden auf manches verzichten (etwa: allzu exzessive oder intensive Gewaltdarstellungen, Pornographie, Astrologie, Gewinnspiel-Abzocke).

Die Österreicher, insbesondere die jungen, wenden sich derzeit jedoch im Eilschritt von den ORF-Programmen ab. Der Marktanteil droht von den einst versprochenen 40 Prozent auf 30 zu sinken.

Dennoch reagieren Politik wie Medien erstaunlich sanft auf das Verenden des Dinosauriers. Wenn dem ORF trotz Gebührenmonopols das Geld ausgeht, wird sogar der Steuerzahler zur Kasse gebeten. Selbst die einstigen Werbeeinschränkungen sind dem ORF – im Gegensatz zu Deutschland – weitgehend erlassen worden.

Wie das? Nun, die anderen Medien werden vom ORF glatt erpresst. Ist eine Zeitung zu kritisch, bekommen ihre Journalisten – natürlich ganz zufällig – keine Einladungen zu Auftritten im ORF. Der Autor dieses Textes hat das etwa unter den Generalintendanten Weis und Wrabetz zweimal selbst erlebt. Der Auflage der von ihm geleiteten Zeitungen hat das zwar nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Aber viele Journalisten glauben, dass ein Nichtauftreten im ORF von Nachteil wäre und behandeln den Sender daher stets mit Samthandschuhen.

Dasselbe trifft auf die Politik zu. ÖVP und FPÖ werden regelmäßig durch besonders aggressive Interviewführung, durch besonders einseitige Diskussionsmoderationen bestraft, wenn sie sich kritisch mit dem ORF befassen. Sie verhalten sich daher meist sehr zahm. Die SPÖ und die Grünen hingegen haben keinen Grund zur Klage – was auch ihre Wähler regelmäßig bei Meinungsumfragen zum Thema ORF so sehen. Die zwei Linksparteien haben im Fernsehen (mit Ausnahme des Sports und einiger Landesstudios) praktisch alle personellen Wünsche durchgesetzt. Dies merkt man an der schwer schlagseitigen Zusammensetzung von Diskussionrunden (die der Generaldirektor zuvor sogar direkt mit der SPÖ bespricht), an der immer von links kommenden Fragestellung bei Interviews, an der Themenwahl und an der Vorliebe für linke (jedoch durch nichts demokratisch legitimierte) Vereine wie Attac, Occupy, Greenpeace. Wertkonservative oder wirtschaftsliberale oder rechtspopulistische Sichtweisen, Vereine und Medien finden in diesem ORF praktisch nicht statt. Die Meinungen einer großen Mehrheit der Gebührenzahler werden nur verächtlich gemacht.

Diese schwere ideologische Schlagseite ist damit das überhaupt stärkste Argument gegen das Gebührenmonopol des ORF.

Dieser Beitrag wird kurz nach Ostern auch in der nächsten Ausgabe der neuen Gratiszeitung "ECHO der himmelschreienden Diskriminierung österreichischer Steuerzahler" (siehe auch unter www.conwutatio.at) erscheinen.

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Aufwiegelung drucken

Dieses Wochenende haben wir ständig in den ORF Nachrichten gehört: „ab Sonntag muss jedes Telefongespräch und jede E-Mail für 6 Monate gespeichert werden." (z.B.: http://orf.at/stories/2112902/) So tönte es zu jeder vollen Stunde im Radio, und am Abend sogar im Fernsehen. Ein ganz normaler Vorgang: Die größte Medienorgel des Landes, finanziert durch unser aller Gebühren, hat uns lediglich über ein neues Gesetz informiert. Irgendwelche Zweifel?

Jetzt überlegt wohl jeder, was er demnächst am Telefon sagt. Wird ja schließlich aufgezeichnet. Und die Liebeserklärung in der E-Mail an die heimliche Freundin, die lassen wir wohl auch lieber weg. Wird ja alles gespeichert! Irgendwelche Zweifel?

Die ersten Zweifel befallen jene Österreicher, die zufällig einen EDV-Techniker im Bekanntenkreis haben. Da kommen dann Meldungen wie: „Sämtliche Speicherkapazitäten (Festplatten, Datenbänder, USB-Sticks…) in Österreich reichen nicht aus, um alle Telefongespräche und E-Mails auch nur ein paar Stunden aufzuzeichnen." Also was jetzt?

Tatsächlich hat der ORF in den letzten Tagen eine glatte Falschinformation verbreitet. Gespeichert werden lediglich Verbindungsdaten, also wer mit wem wann wie lange telefoniert oder E-Mails schickt. Den Inhalt dieser Verbindung – also das Gespräch oder die Mail selbst – kann und will niemand aufzeichnen. Das wäre nämlich ein klarer Bruch des Briefgeheimisses, und somit ein schwerer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte jedes Bürgers.

Bleibt die Frage: warum verbreitet der ORF so hartnäckig offensichtliche Falschinformation?
Wie bereits dargelegt, werden die Verbindungsdaten von Telefon- und Internetprovidern schon immer gespeichert, alleine schon zum Zweck der Abrechnung. Das neue Gesetz regelt somit einen Wildwuchs, bei dem Fachleute schon immer ein wenig Bauchweh hatten. Dagegen hetzen nun die Journalisten des ORF. Sie informieren nicht, sondern machen Politik. Und sie hetzen gleichzeitig die Bevölkerung gegen das neue Gesetz und seinen Ursprung (EU Kommission) auf. Das erfüllt den Tatbestand der Aufwiegelung.

Wolfgang Hoffmann, Jahrgang 1959, ist Musiker, Unternehmer und Autor.
Siehe:
http://www.woho.at

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Die roten Meinungsmacher (22): Radio CD: Der Feind aus dem Osten drucken

In Kärnten, der südlichen Steiermark und in Tirol sind zu dieser Zeit bereits mehrere Radiosender mit österreichischem Programm aus den südlichen Nachbarländern Italien und Jugoslawien (später Slowenien) zu empfangen. Viele dieser kleinen, oftmals amateurhaft geführten Sender, konnten aber weder am Hörer-, noch am Werbemarkt reüssieren.

„Den Radios ist kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden. Die meisten stellen still und leise ihren Sendebetrieb wieder ein.“[i] Lediglich Willi Webers Radio Uno und zum Teil auch das aus Jugoslawien/Slowenien einstrahlende MM2 erzielen nennenswerte Reichweiten und können dementsprechend auch in Österreich erfolgreich Werbezeiten verkaufen.[ii]

Radiosender

Tagesreichweite in 1000

Radio UNO 1 +2

56.000

MM2

42.000

Antenne Austria Süd

6.000

(Quelle: Fessel + GfK; Optima Tagesreichweite 1992)

Der ORF ist über diese Situation zwar alles andere als glücklich, der Schaden hält sich aber in Grenzen. Die Tagesreichweiten und Marktanteile der Grenzlandsender bewegen sich in überschaubarem Rahmen, Kärnten und die südliche Steiermark sind zudem nicht gerade dicht besiedelt. Abgesehen von einigen halbherzigen Versuchen hält sich der ORF deshalb mit seinen Aktivitäten zur Be- und Verhinderung dieser Sender weitgehend zurück, zumal auch der Einfluss von SPÖ und ORF auf die Entscheidungsträger im fernen Rom eher bescheiden ist.

Anders sieht es im Osten Österreichs aus. Hier ist die Ausgangslage eine völlig andere. Alleine im Großraum Wien leben rund zwei Millionen Menschen, das Pro- Kopf-Einkommen liegt in dieser Region deutlichen über dem österreichweiten Schnitt, von Wien bis zur tschechoslowakischen Grenze sind es gerade einmal 60 Kilometer und dazwischen gibt es keine hohen Berge, die den Empfang eines einstrahlenden UKW-Senders in Wien behindern könnten.

Gründung von Radio CD

Da trifft es sich gut, dass die kommunistischen Regimes in ihren letzten Zügen liegen und dringend Devisen brauchen. Eine Gruppe von Privatradiopionieren startet 1988 ein waghalsiges Projekt: Günther Schuster, ein niederösterreichischer Bauunternehmer, Wolfgang Cejda, Anzeigenverkäufer bei der Kronenzeitung, Peter Düll, Hochfrequenztechniker, der bereits im italienisch-österreichischen Grenzgebiet Radiosender aufgebaut hat, der Filmproduzent Ronald P. Vaughan, Werbefachmann Walter Tributsch und Kurier-Redakteur Franz Eder wollen, von der damals noch kommunistischen tschechoslowakischen Provinzhauptstadt Bratislava aus, Wien und Teile Niederösterreichs mit einem österreichischen Privatradioprogramm versorgen.

Der Plan: Der slowakische Rundfunk soll den österreichischen „Radiopiraten“ eine freie UKW-Frequenz und die entsprechenden Sendeanlagen in Bratislava, das direkt an der österreichischen Grenze liegt, gegen Devisen vermieten. Der Name des geplanten Senders: Radio CD International (später nur noch Radio CD).

Franz Eder unterhält gute Kontakte in die ?SSR[iii]. Die soll er nun nutzen, um über Umwege eine Verbindung zum staatlichen Rundfunk aufzunehmen. Nach mehreren Wochen gibt es erste direkte Gespräche hinter dem Eisernen Vorhang: „Es gab eindeutige Signale seitens der Rundfunkverantwortlichen: Wir wollen mit Euch zusammenarbeiten – nicht zuletzt deswegen, weil auch der ?SSR-Kommunismus in seiner allerletzten Phase finanziell am Boden war, und wir ja wertvolle Devisenbringer zu sein schienen.“[iv]

Trotz der grundsätzlichen Bereitschaft, dieses Projekt umzusetzen, gestalten sich die Verhandlungen mit den politisch Verantwortlichen als langwierig und mühsam: „Es vergeht Woche um Woche, Monat um Monat – immer wieder bekommen wir Einladungen in die ?SSR – auch zu offiziellen, detaillierten Gesprächen im staatlichen Rundfunk. Doch noch immer fehlt die Freigabe des Zentralkomitees der KPC[v][vi].

Obwohl die österreichischen Privatradiopioniere um größte Geheimhaltung bemüht sind, bekommt die österreichische Medienszene Wind von dem Projekt. Am Küniglberg läuten die Alarmglocken, der ORF setzt alles in Bewegung, um das Radioprojekt zu Fall zu bringen. Der unliebsame Konkurrent für die ORF-Stationen Ö3 und Radio Wien soll erst gar nicht zu senden beginnen.

Risiken der Unternehmung

Eine hochrangige ORF-Delegation bestehend aus ORF-Generalsekretär Gerhard Zeiler, Gerhard Weis, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmensplanung, und Paul Twaroch, dem Intendanten des ORF-Niederösterreich, macht den Tschechoslowaken - laut den Angaben eines ehemaligen Radio-CD-Mitarbeiters[vii] – ein unmoralisches Angebot. Der ORF will dem slowakischen Rundfunk rund 36 Millionen Schilling zukommen lassen, wenn dieser das Privatradioprojekt platzen lässt.

Für die heimischen Privatradiopioniere bedeutet das zwar nicht das Ende ihres Traums, aber sie müssen für die Sendermiete nun deutlich tiefer in die Tasche greifen „und am Ende ihr Angebot nachbessern.“[viii]

Zudem gibt es immer wieder versteckte Drohungen und Warnungen gegen die künftigen Radio-CD-Macher. Da diese immer wieder zu Verhandlungen in die Tschechoslowakei reisen, deponieren sie aus Angst und als Rückversicherung brisante Dokumente bei ihren Anwälten. Diese sollen veröffentlicht werden, falls einer von ihnen hinter dem Eisernen Vorhang – aus welchen Gründen auch immer – verschwinden sollte.[ix] Von dieser Maßnahme setzt man auch den ORF in Kenntnis. Man rechnet jedenfalls mit dem Schlimmsten. Ob die Ängste und Vorsichtsmaßnahmen der Privatradiopioniere übertrieben oder gerechtfertigt sind, lässt sich aus heutiger Sicht nicht mehr seriös beantworten. Passiert ist den Radio-CD-Machern jedenfalls nichts.

Die Zeiten in der Tschechoslowakei sind damals äußerst turbulent. Die kommunistischen Machthaber werden abgesetzt und auch die Rundfunkverantwortlichen verlieren im Zuge der samtenen Revolution ihre Posten. Während des Zusammenbruchs des kommunistischen Regimes und des demokratischen Aufbruchs gelingt es den heimischen Radiopionieren im Jänner 1990 die notwendigen Kooperationsverträge mit dem tschechoslowakischen Rundfunk abzuschließen.

[x]

Radio CD geht auf Sendung

Am 31. März 1990 um exakt 05:15 geht Radio CD auf 101,8 MHz, einer Frequenz des tschechoslowakischen Rundfunks, auf Sendung. Dass der neue Sender wenig mit den vielen kleinen und meist unprofessionellen „Piratensendern“, die von Italien aus nach Österreich einstrahlen gemein hat, will Radio CD von Anfang an unter Beweis stellen. So holt man sich als Programmchef den bekannten Ö3-Mann Gotthard Rieger ins Boot oder besser in die Pyramide.[xi]

Wien wird mit Werbeplakaten regelrecht zugepflastert. Insgesamt fünf Millionen Schilling[xii] werden in die Werbekampagne zum Start des Senders investiert. Bei einer Kick Off Party in Vösendorf bei Wien versucht man bei den rund 1.000 geladenen Gästen aus der Werbe- und Medienbranche mit Hilfe von Stargast La Toya Jackson Stimmung für den neuen Sender zu machen.

Die Befürchtungen von ORF und SPÖ treffen nun allesamt ein. Die öffentlich rechtlichen Monopolsender bekommen es, trotz aller Bemühungen der SPÖ das Monopol zu schützen, nun erstmals mit einem ernsthaften Konkurrenten zu tun. Entsprechend groß ist die Freude bei der oppositionellen FPÖ. Der freiheitliche Klubchef Norbert Gugerbauer: „Es ist ein Treppenwitz der Geschichte: Bis vor kurzem versuchten westliche Radiostationen, zum Beispiel Radio Liberty, das Informationsmonopol des realen Sozialismus in Osteuropa zu durchbrechen. Heute müssen private österreichische Radiosender nach Ungarn, in die Tschechoslowakei ausweichen, um im Land des sogenannten demokratischen Sozialismus für einen freien Äther zu sorgen.“[xiii]

Die Investitionen in Programm und Marketing lohnen sich. Nach rund einem Jahr hat Radio CD in seinem Sendegebiet[xiv] laut einer Studie des österreichischen Gallup Instituts einen Bekanntheitsgrad von 69 Prozent. Die Tagesreichweite liegt laut dieser Befragung bei 19 Prozent.[xv]

[xvi]

Das gefällt auch der heimischen Werbewirtschaft. Die Kassen bei Radio CD klingeln: „Die Umsätze erreichen 1993 dreistellige Millionen Schilling Beträge.“[xvii]

Gegenangriff des ORF

All das ist für den ORF höchst unerfreulich, schließlich ist der öffentlich-rechtliche Popsender Ö3 auf die neue Konkurrenzsituation völlig unvorbereitet. Offenbar hatte die ORF-Führung bis zuletzt damit gerechnet, den Start von Radio CD doch noch verhindern zu können. Ö3 ist damals noch weit von einem modernen durchhörbaren Formatradio, das auf die Bedürfnisse und Interessen seiner Zielgruppe abgestimmt ist, entfernt. Ein einstündiges Nachrichtenjournal zu Mittag oder die anspruchsvolle und sperrige Jugendkultursendung „Musicbox“, treiben jene Hörer, die leichte Unterhaltung, nette Popmusik und flotte Moderationen bevorzugen, in Scharen zu Radio CD.

Der ORF reagiert auf den neuen Konkurrenten mit zwei Strategien. Zum einen wird das Programm von Ö3 zumindest halbherzig reformiert, so verschwindet etwa die Musicbox vom Nachmittag in die unproblematischeren späten Abendstunden. Im März 1992 wird dann das Programm des schwächelnden Senders Radio Wien einer Totalreform unterzogen. Der Grund: Während die ORF Regionalsender wie etwa Radio Burgenland oder Radio Tirol Marktanteile von um die 60 Prozent erzielen, dümpelt Radio Wien bei nicht einmal 20 Prozent herum. Das ehemals altbackene Schlagerprogramm wird durch ein Oldie/Softpop Format ersetzt.

Die ORF-Führung begnügt sich aber nicht damit, die Programme ihrer Sender der neuen Situation am ostösterreichischen Radiomarkt anzupassen, hinter den Kulissen versucht man weiterhin den unliebsamen Konkurrenten den Gar auszumachen. ORF und SPÖ üben Druck auf die mittlerweile slowakische Regierung[xviii] aus. ORF-Generalintendant Gerd Bacher schreibt einen bösen Brief an seinen slowakischen Amtskollegen. Inhalt: Radio CD gefährde die slowakisch-österreichischen Beziehungen. Ins gleiche Horn stößt Bundeskanzler Franz Vranitzky. Auch er versucht beim slowakischen Premier Vladimír Me?iar mit denselben Argumenten Stimmung gegen Radio CD zu machen.

Der Grund für die Aktivitäten im Hintergrund, Radio CD hat sich rasch als feste Größe am ostösterreichischen Hörfunk.- und Werbemarkt etabliert. Der offizielle und von allen anerkannte Radiotest weist im Jahr 1993 für Radio CD eine Tagesreichweite von 15,3 Prozent[xix] in Wien aus[xx].

Die Gewinne, die Radio CD einfährt, werden in verschiedene andere Rundfunkprojekte investiert. Anfang 1993 betreibt die Radio CD Gruppe gemeinsam mit dem slowenischen Rundfunk Radio Marburg International (RMI), hält Anteile am slowakischen Sender RockFM und an Radio Monte Carlo[xxi], zudem gibt es Pläne für einen Privatfernsehsender in der Schweiz, die aber relativ rasch wieder fallengelassen werden.

[xxii]

Erste Abschaltung – Schadensbegrenzung durch Außenminister Mock

Doch der Erfolgslauf von Radio CD wird jäh unterbrochen. Am 1. Oktober dreht die slowakische Telekom den Sender ab.[xxiii] Die vage Begründung: „eine nichtkorrekte Antennenposition bzw. nichtkonforme Ausstrahlung“[xxiv]

Ministerpräsident Vladimir Meciar begründet die Abschaltung auf Nachfrage von Journalisten mit "gesetzlichen Problemen (…). Außerdem seien noch Gebühren ausständig“

Die Radio CD Mannschaft ist verzweifelt, alleine am ersten Tag verliert der Sender laut eigenen Angaben rund 500.000 Schilling[xxv] Die Radio CD Führung wendet sich an den damaligen Außenminister Alois Mock von der ÖVP, dieser „reagiert rasch und ruft noch im Beisein der Mitarbeiter im slowakischen Außenamt an, um die Wiedereinschaltung herbeizuführen.“[xxvi]

Selbst die Journalistengewerkschaft, bisher stets vehementer Verteidiger des ORF-Monopols, protestiert gegen die „unmotivierte und unangekündigte Abschaltung des Senders von Radio CD durch das slowakische Verkehrsministerium.“[xxvii]

Der Gewerkschaft geht es aber weniger um einen liberalen Rundfunkmarkt, als vielmehr um die 55 Arbeitsplätze, die nun gefährdet sind. Allerdings fordern die Gewerkschafter – in weiser Voraussicht – nicht Genossen Vranitzky auf, sich für Radio CD stark zu machen, sondern ÖVP Außenminister Mock.

Nach langen zähen Verhandlungen auf höchsten politischen Ebenen gelingt es der Radio CD Leitung mit Unterstützung der ÖVP die Wiedereinschaltung des Senders zu erreichen. Am 13.Oktober geht Radio CD wieder on Air. Zuvor hatte der für Rundfunk zuständige slowakische Verkehrsminister Roman Hofbauer allerdings eine Bedingung gestellt: Radio CD darf als offiziellen Grund für die Abschaltung nur einen technischen Defekt angeben.[xxviii]

Um die SPÖ noch zusätzlich zu ärgern, verkündet die ÖVP stolz „Das Eintreten in dieser Angelegenheit von Bundesparteiobmann BUSEK und Außenminister MOCK durch Gespräche mit dem slowakischen Ministerpräsidenten MECIAR, haben sich für den Erhalt einer größeren Medienvielfalt in Österreich bewährt.“[xxix]

Die Freude ist groß: Radio CD ruft spontan eine nächtlichen Wiederauferstehungsparty aus. Rund 3.500 Fans kommen in die Lugner City. Doch so sehr sich die Mitarbeiter und die Hörer freuen, die 12tägige Sendepause hat für den Radio CD schwerwiegende – und von vielen durchaus gewollte – Folgen: Dem Sender ist nicht nur ein enormer finanzieller Schaden entstanden, die Werbekunden sind zudem höchst verunsichert. Gerüchte um Liquiditätsprobleme machen die Runde. Der ORF darf sich freuen.

Zweite und dritte Abschaltung: Das Ende für Radio CD

Anfang Dezember kündigt das für Rundfunk zuständige Ministerium erneut an Radio CD abzudrehen. „Radio CD" sende vom Territorium der Slowakei aus ohne Registrierung, die Sendungen seien daher als "Piraterie" einzustufen“[xxx], so  ein Regierungssprecher. Zum Jahreswechsel ist dann tatsächlich Schluss. Radio CD ist zum zweiten Mal Off Air.

Diesmal dauert die Abschaltung allerdings wesentlich länger. Erst am 14 Juli 1994 darf Radio CD wieder senden. Ein Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen Enteignung, „führte beim zuständigen Verkehrsminister Mikuláš  Dzurinda zum Umdenken.“[xxxi]Diesmal allerdings auf der etwas schwächeren Frequenz 96,6. Denn im Gegensatz zu Österreich ist in der bis vor kurzem noch kommunistischen Slowakei Privatradio mittlerweile erlaubt. Auf der ehemaligen Radio CD Frequenz 101,8 sendet nur der slowakische Privatsender Radio Twist.

Doch die monatelange Zwangssendepause hat den Sender an den Rand des Ruins getrieben. Die Einnahmen sind ausgeblieben, die Werbebranche ist vorsichtig geworden und bucht nur noch zögerlich, die halbe Mannschaft hat sich verabschiedet um sich neue Jobs zu suchen. Trotzdem kann der Konkurs abgewendet werden.

Das Studio von Radio CD wird von der Rundfunkpyramide in die Wiener Lugner City übersiedelt, langsam erholt sich der Sender wieder, die Werbewirtschaft gewinnt das Vertrauen zurück. Doch am 3.9.1996 ist endgültig Schluss. Die slowakische Telekom dreht zum dritten Mal den Sender ab. Diesmal gibt es kein Comeback, trotz monatelanger Verhandlungen beginnt im Juni 1997 auf der ehemaligen Radio CD Frequenz das staatliche Radioprogramm Slovensko 1 zu senden. Damit kann die Radio CD Führung auch die letzten Hoffnungen auf eine Wiederinbetriebnahme ihres Senders begraben.

Weitere Anläufe für Privatradios

Der ORF darf sich freuen, am ostösterreichischen Radiomarkt ist er nun wieder alleiniger Herrscher über den Rundfunkmarkt. Radio CD war damals allerdings nicht der einzige Versuch aus einem östlichen Nachbarland das ORF-Rundfunkmonopol zu brechen.

Die Antenne Austria hatte bereits 1989[xxxii] versucht den Wiener Radiomarkt von Ungarn aus zu erobern. Auf der Frequenz des ungarischen Senders Radio Danubius sendete unter der Leitung des Ex-Ö3 Moderators Thomas Klock die Antenne Austria vorerst vier Stunden tägliches Programm für Ostösterreich, später dann 24 Stunden pro Tag. Allerdings weitaus weniger erfolgreich als Radio CD. Grund dafür war die zu schwache Sendeleistung und das Leithagebirge, wodurch der Sender in Wien nicht störungsfrei zu empfangen war. Aber auch dieses Projekt versuchte die SPÖ mit allerlei Schikanen und Hürden zu be- und verhindern. Etwa bei der Programmzubringung via Satellit:

„Realität in Österreich ist es, privaten Interessenten zahlreiche Schwierigkeiten zu bereiten. Das Verkehrsministerium verweigerte etwa nach Rücksprache beim Bundeskanzleramt einem privaten Sender – der privaten Radiostation Antenne Austria – eine Satellitenleitung mit dem Hinweis auf „medienrechtliche Aspekte“, obwohl Kapazität für diesen oder andere private Sender vorhanden wäre.“[xxxiii]

Solche Schikanen und die schlechte Empfangbarkeit in Wien bescheren dem Projekt eine kurze Lebensdauer. „Dem Sender werden Einnahmeverluste von mindestens 15 Millionen Schilling nachgesagt.“[xxxiv] Im November 1992 muss die Antenne Austria Ost wegen mangelnden Erfolges ihren Betrieb wieder einstellen.

Mit diesen kleinen Siegen kann und will sich der ORF aber nicht zufrieden geben, er ist zu dieser Zeit in Sachen Privatradioverhinderung hinter den Kulissen auch auf einem ganz anderen Gebiet höchst aktiv.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.)

Literatur

Dabringer, Claudia: Radioliberalisierung in Österreich in der Berichterstattung ausgewählter Printmedien. Salzburg 1991

Düll, Peter: Welcome To The Wonderland – Radio CD gegen das Monopol. In: Reichel, Werner; Konvicka Michael; Streit Georg; Landgraf Rüdiger (Hg.):  Privatradio in Österreich – Eine schwere Geburt; München 2006

Fidler, Harald; Merkle, Andreas: Sendepause – Medien und Medienpolitik in Österreich; Oberwart 1999

Reichel, Werner; Konvicka Michael; Streit Georg; Landgraf Rüdiger (Hg.):  Privatradio in Österreich – Eine schwere Geburt; München 2006

Endnoten

[i] Fidler. 1999. Seite 104.

[ii] Radio UNO kommt auf rund 10 % Tagesreichweite in Kärnten. Siehe Sebor.1991. Seite 61.

[iii] ?SSR: Abkürzung für ?eskoslovenská socialistická republika

[iv] Siehe Düll. 2006. Seite 25.

[v] KPC: Kommunistische Partei der Tschechoslowakei

[vi] Siehe Düll. 2006. Seite 26.

[vii] Name dem Autor bekannt

[viii] Düll. 2006. Seite 27.

[ix] Information aus Gesprächen und Interviews die der Autor mit ehemaligen Radio CD Verantwortlichen geführt hat

[x] Karel Stary, Generalsekretär des tschechoslowakischen Rundfunks und Walter Tributsch von Radio CD nach der Vertragsunterzeichnung. Quelle: Pressunterlagen von der Radio CD Pressekonferenz am 17.1.1990

[xi] Der slowakische Rundfunk residiert in Bratislava in der sogenannten Rundfunkpyramide

[xii] ca. € 365.000,-, 1990 noch eine große Summe

[xiii] Stenographisches Protokoll Nationalrat XVII. G P - 122 - Sitzung – 1.12. 1989.

[xiv] Wien, östliches Niederösterreich und nördliches Burgenland

[xv] Siehe Düll. 2006. Seite 30.

[xvi] Radio CD Sendegebiet. http://www.radiocd.at/history/radiocd_stellt_sich_vor.pdf  (6.10.2011)

[xvii] Siehe Düll. 2006. Seite 33.

[xviii] Am 1.1.1993 spaltete sich die Tschechoslowakei in die beiden Staaten Tschechien und Slowakei

[xix] Montag bis Sonntag; Hörer von 14 bis 49 Jahren.

[xx] Siehe Düll. 2006. Seite 33.

[xxi] Austria Presse Agentur 15.4.1993.

[xxii] Wirtschaftswoche Nr.10/4. März 1993.

[xxiii] Siehe Düll. 2006. Seite 34.

[xxiv] Austria Presse Agentur 2.10.1993.

[xxv] Siehe Düll 2006. Seite 34.

[xxvi] Siehe Düll 2006. Seite 34f.

[xxvii] Austria Presse ASgentur.2.10.1993.

[xxviii] Siehe Düll 2006. Seite 35.

[xxix] ÖVP Pressedienst 12.10.1993.

[xxx] Austria Presse Agentur

[xxxi] Düll. 2006. Seite 35.

[xxxii] Sendestart der Antenne Austria Ost war der 31.7.1989

[xxxiii] Stenographisches Protokoll Nationalrat XVII. G P - 122 - Sitzung - 1 . Dezember 1989

[xxxiv] Dabringer. 1991. Seite 20.

 

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Fußnote 278: Wird das Profil profiliert? drucken

Dass ich das noch erleben durfte: die von AZ-Überresten und Feministen jedes Geschlechts übersäte-Profil-Redaktion recherchiert in einer gesellschaftspolitischen Frage einmal ernsthaft und verabschiedet sich von linksliberalen Denkblockaden!

Die Zeitschrift schreibt nämlich erstmals die Wahrheit über den seit Jahr und Tag von allen politischkorrekt deformierten (also fast allen) Medien behaupteten Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen bei gleicher Arbeitsleistung. Bisher war gegen diese Lüge ja weitgehend nur in diesem Tagebuch angekämpft worden. Man staunt daher. Und freut sich. Dem Tagebuch ist es ja wichtiger, dass sich die Wahrheit durchsetzt, als dass es diese in so manchen Bereichen exklusiv hat. Warum das Profil das tut? Man kann nur spekulieren. Aber vielleicht hat doch dort jemand erkannt, dass der jahrelange ebenso kontinuierlich wie massive Leserverlust nicht gerade eine Bestätigung des linksliberalen Kurses der Zeitschrift gewesen ist.

PS: Jener Leser, der mich als erster auf diesen Artikel hinwies, hat ihn gleich einmal für einen Aprilscherz gehalten. Das aber wollen wir nun doch nicht annehmen - werden aber zitternd nächste Woche noch einmal nach dem Magazin greifen und schauen, ob es dort doch die übliche "April, April!"-Berichtigung gibt.

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Ein grauslicher Koalitions-Deal, ein heuchlerischer Journalismus drucken

Es gibt keine konkreten Beweise. Aber alle Indizien und einige gut informierte Quellen sprechen in die gleiche Richtung: Es gibt einen großangelegten rot-schwarzen Deal des Inhalts: Die beiden Parteien wollen mit einem unfassbaren Gegengeschäft die explodierende Korruptionsdebatten wieder einfangen. Ein solcher Deal ist noch widerlicher als jagende Politiker oder als 7500 ganz persönlich bestochene Journalisten.

Auf der einen Seite werden im U-Ausschuss plötzlich die Zeugenlisten beschnitten. Was offensichtlich im Interesse der ÖVP ist, die sich zuletzt in einer sehr exponierten Lage gesehen hat, weil nach blauen und orangen Verbindungen, Anfütterungen und Parteifinanzierungen mit einem üblen Hautgout zuletzt vor allem schwarze Verbindungen dieser Art bloßgestellt wurden. Die roten sind zwar genauso vorhanden, werden aber von den nur noch als reine SPÖ-Außenstelle agierenden Grünen nicht thematisiert. Und die meisten Medien – einzig der „Kurier“ bildet neuerdings eine bisweilen ungewohnt mutige Ausnahme – sind nur an Anti-ÖVP/FPÖ/BZÖ-Stories interessiert; stehen doch erstens ihre Redaktions-Mannschaften weit links, und sind sie doch zweitens in hohem Ausmaß durch SPÖ-Politiker bestochen.

Das Interesse der Volkspartei an einem Einfangen des U-Ausschusses hat im übrigen nach der Frauenchefin nun auch der Parteiobmann selbst geäußert. Was politisch eine arge Bankrotterklärung darstellt.

Dem steht auf der anderen Seite die ungeheuerliche Tatsache gegenüber, dass offensichtlich das Strafverfahren gegen Werner Faymann und Josef Ostermayer vor der Einstellung steht. Diese von linken Staatsanwälten gewünschte Einstellung könnte nur noch von der schwarzen Justizministerin verhindert werden. Was diese wohl nicht tun wird. Obwohl die beiden Herren ganz eindeutig die ÖBB und die Asfinag gezwungen haben, im parteipolitischen Interesse um große Summen bei bestimmten Medien zu inserieren, damit diese Faymann-freundlich schreiben. Was nichts anderes als Bestechung und Untreue ist, sowie eine Verletzung des Aktiengesetzes.

Das ist im übrigen ein klagbarer Vorwurf – dennoch haben sich die beiden Haupttäter bisher immer gehütet, dagegen zu klagen. Denn dann müssten ja viele Menschen unter Wahrheitspflicht öffentlich aussagen.

Nur sehr naive Menschen können daran glauben, dass es zwischen dem Einbremsen des U-Ausschusses und der Straffreiheit für die beiden Bestecher keinen Zusammenhang gibt. Auch wenn wir wahrscheinlich kein Protokoll finden werden, indem das Gegengeschäft ausdrücklich festgehalten wird. So etwas macht man sich ja als politischer Profi auch nur bei einem vertraulichen Frühstück ganz ohne Zeugen ganz ohne Schriftstück aus. Was natürlich nichts an der Ungeheuerlichkeit eines solchen Deals ändert.

Die Volkspartei begreift dabei übrigens nicht, dass sie damit wieder in eine Falle geht. Erstens erbringt sie ihre Leistung jetzt schon, während die Einstellung des Ausschusses noch in der Zukunft liegt. Und zweitens wird kein Deal die Grünen und die Medien daran hindern, auch weiterhin ein sehr einseitiges Bild der real existierenden Korruption zu zeichnen.

Die Jagd, die Bahn und die Medien

Noch ein Wort zum Thema Jagd, das vom grünmedialen Komplex ja zuletzt mit großem Erfolg in den Vordergrund gespielt worden ist.

Ich habe mit dem Thema Jagd ein ganz persönliches Problem. Ich kann bis heute nicht ganz nachvollziehen, was am Jagen außer dem Schnaps attraktiv sein soll. Mir müsste man wohl viel Geld zahlen, damit ich bei jedem Wetter mitten in der Nacht aufstehe, stundenlang friere, um dann mit zittriger Hand gar auf ein Wildtier anzulegen. Ich habe das Jagen immer eher verachtet, und bin immer davon ausgegangen, dass viele dabei so wie beim Golfen, Saufen oder In-eine-Loge-Eintreten nur mittun, weil es halt gut fürs Geschäft ist.

Tatsache ist freilich, dass man für all das kein Geld bekommt, sondern viel zahlen muss. Daher ist es bei einer Neuordnung der diversen Sauberkeitsregeln notwendig und gut, wenn die Jagd künftig ins gleiche Kapitel kommt wie die Entgegennahme von Bargeld. Wo ich sie bisher allerdings nie angesiedelt hatte.

Aber wenn wir schon von mehr Sauberkeit reden, dann sollten wir auch über jene reden, die sich am allermeisten über die diversen österreichischen Unsauberkeiten erregen: über die Journalisten. Wo thematisieren sie eigentlich selbst ihr eigenes Verhalten, ihre eigene Bestechlichkeit, ihr eigenen Anfütterungen?

Kleines Beispiel: Eine österreichische Bank mit starker Präsenz in Osteuropa lädt dortige Journalisten zur Präsentation der Bank-Bilanz nach Wien. Sie bekommt dabei in mehreren Städten eine Antwort, die sie in Wien noch nie zu hören bekommen hat: „Wollen Sie uns bestechen?“ Ost-Zeitungen haben mit diesem Argument die Einladung zu Flug und Hotel schlicht abgelehnt.

Was die österreichischen nie getan haben. Auch ich gebe zu, einst als Chefredakteur solche Reisen genehmigt (und an einigen selbst teilgenommen) zu haben – wenn auch mit der ausdrücklichen Weisung, sich bei der Berichterstattung durch die Einladung nicht beeinflussen zu lassen. Was aber wenig daran änderte, dass bestimmte Journalisten eine große Affinität zu bestimmten großzügigen Firmen hatten. Und haben.

 Die Journalisten sollten daher mit ein wenig mehr Demut auch vor der eigenen Tür kehren. Wenn sie es mit ihren vielen Antikorruptions-Artikeln ernst meinen, müssten sie ihre eigenen Gebräuche und Haltungen viel kritischer hinterfragen. Wenn da von allen Medien die Jagd (weil geldeswert) trotz ihres offenbar hohen kommunikativen Werts verpönt wird, muss das bitte auch bei solchen Einladungsreisen (weil geldeswert) trotz ihre hohen informativen Werts der Fall sein. Was vor allem angesichts der Macht und Privilegien der Medien wichtig ist.

Noch mehr gilt das für die Entgegennahme der ÖBB-Vorteilskarten: Die Staatsbahn hat an nicht weniger als 7500 Journalisten (bei dieser Menge müssen wohl auch die Portiere mit bedacht worden sein) Vorteilskarten zum halben Preis verteilt. Mit diesen zahlt man dann nicht nur den halben Preis, sondern man sitzt mit einem solchen Billigticket zweiter Klasse auch bequem in der ersten (gleich neben den zechenden Eisenbahnern). Plus Gratis-Platzkarte und Zutritt zu den Lounges.

So wie die politische Klasse muss daher auch die journalistische dringend ihre versumpfte Realität verändern, wenn sie noch irgendeine Glaubwürdigkeit zurückgewinnen will. Denn welcher Leser oder Seher soll den Medien noch irgendetwas glauben, wenn sie – beispielsweise – über die ÖBB berichten, von der sie zugleich persönlich nutzbare Vorteile entgegennehmen?

Daher wäre es eine wirkliche Katastrophe, wenn der eingangs skizzierte Deal wirklich stattfindet. Dann hieße das endgültig: Zurück in den Sumpf!

 

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ORF-Beschwerde: Das Echo ist überwältigend drucken

Das hat alle Erwartungen übertroffen: So viele Unterstützungserklärungen für die Beschwerde gegen den politischen Missbrauch des ORF sind schon eingetroffen, dass ich völlig überwältigt bin. Eventuell noch nicht abgeschickte Erklärungen sollten bitte noch sehr rasch zur Post gebracht werden (einschreiben ist nicht notwendig).

Für jene, die das, was ich im Tagebuch schon dargestellt habe, auch auf juristisch lesen wollen: Jetzt ist auch die Beschwerde fertig. Unterstützungserklärungen sollten wegen Ablaufs der Beschwerdefrist bitte möglichst heute noch zur Post gehen. Das große Echo auf die Bitte um Unterstützung zeigt den verbreiteten Unmut mit den Zuständen im ORF und mit dem hemmungslosen Missbrauch des Gebühren-Fernsehens durch die SPÖ und ihre Zuträger. Es zeigt aber auch auf diesem Weg die große Verbreitung des Tagebuchs. Auch für dieses Zeichen darf ich demütig Dankeschön sagen. Ich werde natürlich über den weiteren Verlauf der Dinge berichten.

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Die Saubermänner im Kampf gegen die Korruption drucken

Trotz aller Grauslichkeiten, die da in der Politik passieren und die dringend durch mehr Transparenz bekämpft werden müssen: Bisweilen wird einem geradezu übel ob der widerlichen Heuchler, die sich derzeit als Hüter der öffentlichen Moral aufspielen, die die Politik beschimpfen und schleimige Predigten halten – obwohl sie selbst viel tiefer im Dreck stecken als zumindest ein Großteil der Politiker.

Da gibt es etwa die Zeitungen, die über die Höhe ihrer Auflage betrügerisch gelogen haben, die dennoch keine Sekunde Reue zeigen, wenn die Sache auffliegt, die dennoch nicht daran denken, die hineingelegten Inserenten zu entschädigen. Die aber mahnend das Wort Ehrlichkeit in den Mund zu nehmen wagen.

Da gibt es Zeitungen, die über ihren Inseratenteil wie ein Zuhälter fette Gewinne aus der Prostitution erzielen. Die aber vorne im politischen Kommentar von Moral und Sauberkeit zu schwätzen wagen.

Da gibt es auch jene Boulevard- wie Qualitäts-Zeitungen, die sich ungeniert ihre Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit mit aus Steuermitteln finanzierten Inseraten und Kooperationen abkaufen lassen, ohne diese Abhängigkeit aber irgendwie vor den Lesern offenzulegen. Die sich dennoch täglich enorm über Politiker erregen, die genauso wie sie selber Druckkostenbeiträge zur Finanzierung ihrer Medien kassieren.

Da gibt es etwa jene Meinungsforscher, deren Studien nach übereinstimmender Überzeugung der ganzen Branche nicht nur aus ehrlichen Bürgerbefragungen stammen. Die aber trotzdem ungeniert als Moral-Schiedsrichter auftreten.

Da gibt es die Industriellen, die oft auf erstaunlichen Wegen an große öffentliche Aufträge herangekommen sind. Die aber dennoch ohne Gewissensbisse öffentlich als oberste Schiedsrichter aufzutreten wagen.

Da gibt es den ORF, dessen Spitzenfunktionen regelmäßig durch parteipolitische Einflussnahme besetzt werden, und der mit der SPÖ sogar die Teilnehmer zu Diskussionsveranstaltungen abspricht. Der sich aber dennoch erfrecht, zehn läppische Antikorruptionsgebote zu verkünden, bei denen zielsicher alle Delikte, die vornehmlich von der SPÖ begangen werden, ausgespart werden.

Da gibt es die Justiz, die lieber gegen die Meinungsfreiheit vorgeht, statt mit Energie gegen Kindesmissbrauch oder die Inseratenkorruption. Die nun aus Parteispenden eine Geldwäsche-Operation nach Art eines Drogenkartells zu machen versucht.

Da gibt es Mitmenschen, die saftig Steuer hinterziehen und sonstige Gesetze verletzen, solange sie sich vor dem Erwischen sicher fühlen. Die sich aber an den Stammtischen voll darüber empören, dass alle Politiker Gauner und Nehmer seien.

Das alles ist offenbar wie selbstverständlich in diesem Land.

Und dann bekommt man die neueste Untersuchung des Rechnungshofs in die Hand, wonach in staatlichen Unternehmen 64 Manager mehr als das höchstbezahlte Regierungsmitglied kassieren. Und dass dort die Manager-Bezüge binnen drei Jahren um fast 20 Prozent gestiegen sind, während die der Mitarbeiter sich nur um zehn Prozent erhöht haben. Die der Politiker sind hingegen fast überhaupt nicht größer geworden. Da stimmt doch etwas nicht.

In Österreich gilt ganz offensichtlich erstens: Die im Dunkeln nehmen, will man nicht sehen. Zweitens: Die im Scheinwerferlicht stehen, verschont man prinzipiell nicht mit jeder Art von Dreck – selbst wenn man selber bis zum Hals im selbigen steht.

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Die roten Meinungsmacher (21): Blaues Auge: Das FPÖ-Volksbegehren gegen das ORF-Monopol drucken

Auch Jörg Haider will das Chaos in der heimischen Medienpolitik und den immer stärker werdenden Druck in Richtung Liberalisierung des Rundfunkmarktes für seine Zwecke nutzen. Er plant ein Volksbegehren gegen das ORF-Monopol. Der Kampf gegen die öffentlich-rechtliche Anstalt und das Rundfunkmonopol bieten sich für Haider und die FPÖ gleich aus mehreren Gründen an.

Der ORF steht, wie kaum eine andere staatliche bzw. staatsnahe Institution, für Postenschacher, politische Einflussnahme, Proporz und Misswirtschaft. Er ist Symbol und Ergebnis der Politik der beiden „Altparteien“[i]. Für Haider – der immer wieder betont, sein Ziel sei es, die verkrusteten Strukturen des Landes aufbrechen zu wollen – bietet das Rundfunkmonopol, ein Relikt aus den rot-schwarzen Proporzära, eine ideale Angriffsfläche.

Für die SPÖ ist der ORF ein enorm wichtiges und geradezu unverzichtbares Instrument zu Erhaltung ihrer Macht, jede Schwächung des Monopolsenders nutzt deshalb der FPÖ. Dies spiegelt sich auch in der Verbissenheit wider, mit der die Sozialisten, trotz aller internationalen und technischen Entwicklungen, am ORF-Monopol festhalten.

Haider gegen ORF: Volksbegehren zur Rundfunkfreiheit

Zudem wird Haider seit dem Beginn seiner Politkarriere von den ORF-Journalisten nahezu täglich medial abgewatscht. Er und die Freiheitlichen stehen permanent am Pranger der öffentlich-rechtlichen Meinungsanstalt. Das Verhältnis zwischen ORF und FPÖ ist entsprechend, Jörg Haider spricht von einem „latenten Kriegszustand“[ii]. Zudem sei der öffentlich-rechtlich Rundfunk ein „Tummelplatz für Partei- und Ministersekretäre, die dort im Endlagerzustand ihre Ausgedinge fristen.“[iii]

Jeder Privatsender, der dem ORF Zuseher und Marktanteile kostet, ist deshalb ein Gewinn für die FPÖ. Haider auf einem Medienkongress der FPÖ: „Mehr Wettbewerb würde zu einer qualitativen Programmverbesserung führen und die Einflussnahmen und Interventionen der politischen Parteien im ORF zurückdrängen.“[iv]

Das Hörfunkversuchsgesetz bezeichnet er als „Signal für eine Lockerung des Monopols, die FPÖ sei aber für eine substantiellere Liberalisierung.“[v] Heide Schmidt, damals noch FPÖ-Generalsekretärin: „Der ORF gleicht mehr einem Ministerium als einem privatwirtschaftlichen Unternehmen“.[vi]

Die SPÖ reagiert auf die Ankündigung von Heide Schmidt, ein Volksbegehren gegen das ORF-Rundfunkmonopol in die Wege zu leiten, mit gewohnten und bekannten Reflexen. Der Landesparteisekretär der SPÖ-Vorarlberg, Hanno Schuster, diktiert der Sozialistischen Korrespondenz: „Das FPÖ-Volksbegehren zur Abschaffung des sogenannten ORF-Monopols ziele lediglich daraufhin, die weit über die Grenzen Österreichs hinaus anerkannte Arbeit des ORF zunichte zu machen (…)Das Volksbegehren der Freiheitlichen ziele lediglich darauf ab, die im Informationsbereich zweifelsohne beispielhafte Berichterstattung des ORF herabzuwürdigen. Die Zulassung weiterer Fernsehmacher in Österreich bedeute nicht ein Mehr an Informationsvielfalt, sondern im Gegenteil ein Weniger an Informationsvielfalt. (…) Die SPÖ lehne daher dieses Volksbegehren auf das Entschiedenste ab.“[vii]

Wenig überraschend auch die Reaktion des ORF. Generalintendant Teddy Podgorski: „Es gibt keinen Grund, das ORF-Monopol in Frage zu stellen. Bereits 40 Prozent aller österreichischen Haushalte können zusätzlich ausländische Fernsehprogramme empfangen. Damit seien Wettbewerb und Wahlmöglichkeit gegeben.“[viii]

Haider hat offenbar das Rundfunkvolksbegehren aus dem Jahr 1964 im Sinn, das über 800.000 Österreicher unterschrieben hatten. Entsprechend hoch sind die Erwartungen innerhalb der FPÖ. Heide Schmidt legt die Latte auf 250.000 Unterschriften; alles was darunter liegt, wäre eine Enttäuschung, so Schmidt in einem Interview[ix]. Haider will sich auf keine konkrete Zahl festlegen, allerdings: „Die Grenze nach oben hin ist offen.“[x]

Gerd Bacher, zu diesem Zeitpunkt gerade einmal nicht ORF-Generalintendant, ist, was die Beteiligung der Bürger am FPÖ-Volksbegehren betrifft, eher skeptisch, da „den Österreichern die Medienpolitik wurscht sei.“[xi] Am 7. September beschließen jedenfalls die Gremien der FPÖ, das Volksbegehren einzuleiten.

Die Ziele des Volksbegehrens

  • „Zulassung privater Radio- und Fernsehveranstalter neben dem Österreichischen Rundfunk, womit ein qualitativer Programmwettbewerb (zunächst im Radiobereich) ermöglicht wird;
  • Öffnung der Kabelnetze für neue Rundfunkdienste ("aktiver Kabelrundfunk");
  • freie Verbreitung und Empfang ausländischer Programme (Kabel- und Satelliten-Empfangsfreiheit);
  • Chancensicherung für österreichische Filmproduzenten, Journalisten und Techniker im internationalen Medienwettbewerb.[xii]

Am 27. November 1989 startet das Volksbegehren. Bis zum 4. Dezember haben die rund 5,5 Million stimmberechtigten Österreicher Zeit, das „Volksbegehren zur Sicherung der Rundfunkfreiheit“ zu unterschreiben.

Anders als im Jahr 1964, als die parteiunabhängigen Zeitungen, die das Volksbegehren initiiert hatten, eine wahren publizistischen Sturm entfacht hatten, bleibt es 1989 ruhig im Blätterwald. Keine Schlagzeilen, keine Aufrufe, lediglich einige dürre Kurzmeldungen auf den hinteren Seiten informieren die Österreicher über das laufende Volksbegehren. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Aufmerksamkeit der Medien und der Bevölkerung damals auf Osteuropa gerichtet ist, wo gerade der real existierende Sozialismus kollabiert.

Auch die ÖVP, die sich zwar ebenfalls für ein Ende des Rundfunkmonopols ausspricht, unterstützt das Volksbegehren nicht. Die Grünen (damals noch Grün-Alternativen), die Journalistengewerkschaft und die IG Autoren organisieren sogar eine gemeinsame Pressekonferenz, um sich in trauter Eintracht für die Beibehaltung des Monopols auszusprechen.[xiii] Und wie bereits vor 25 Jahren hält SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer ein Volksbegehren zur Lösung solcher medienpolitischer Fragen für ungeeignet.

Ergebnis und Reaktionen

Das FPÖ-Volksbegehren wird ein Flop. Der bis dahin erfolgsverwöhnte Jörg Haider kassiert sein erstes blaues Auge. Gerade einmal 109.389 Österreicher unterschreiben. Das sind zwar mehr, als die für die parlamentarische Behandlung erforderlichen 100.000 Unterschriften, aber es ist das schlechteste Ergebnis aller bisherigen Volksbegehren.

Die SPÖ und alle anderen Monopolbefürworter und -nutznießer brechen in ein regelrechtes Jubelgeheul aus. ORF-Generalintendant Teddy Podgorskis spricht von einem „Erfolg für den ORF“ und dass „die überwältigende Mehrheit des Publikums grundsätzlich mit dem ORF zufrieden sei.“[xiv]

Für SPÖ-Monopol-Hardliner Josef Cap ist die kleine heimische Rundfunkwelt nun wieder in Ordnung, er interpretiert das Ergebnis indirekt als Willensbekundung der Österreicher für ein Monopol. Die Grünen freuen sich doch etwas zu früh über einen „Bruchpunkt für den Erfolg der FPÖ“[xv], für die Journalistengewerkschafter beweist das Ergebnis, dass „die Bevölkerung kommerziellen Rundfunkinteressen eine klare Absage erteilt hat.“[xvi]

Zufriedenheit auch bei der ÖVP, aber im Gegensatz zur linken Reichshälfte interpretiert sie den Misserfolg des Volksbegehrens nicht als Ja zum Monopolrundfunk. ÖVP-Generalsekretär Helmut Kukacka: „Wir haben alle unsere Sympathisanten davor gewarnt, das Volksbegehren zu unterzeichnen. Schon deshalb kann der Misserfolg nicht als Zustimmung zum ORF-Sendemonopol gewertet werden.“[xvii] Und außerdem, so Kukacka, frei von jeder Ironie: „Verhandeln wir gerade mit der SPÖ einen konkreten Gesetzesentwurf über privaten Rundfunk.“[xviii]

Es bleibt einigen wenigen Journalisten überlassen, das Ergebnis des Volksbegehrens halbwegs neutral und vernünftig zu interpretieren. Eine treffendere Analyse liefert etwa Die Presse:

„Haider hat mit untauglichen Mitteln und einem falschen Thema – es geht den Leuten nicht mehr unter die Haut – versucht, neuerlich eine (Wahl)Kampfsituation herbeizuführen, weil er in einer solchen immer am besten zu reüssieren glaubt. Er hat sich verkalkuliert. Mehr nicht. Die technische Entwicklung und die Zeit werden das ORF-Monopol erledigen.“[xix]

Noch ist es aber nicht erledigt. Das laue Ergebnis des Rundfunkvolksbegehrens hat den Monopolbefürwortern wieder etwas Zeit verschafft. Trotz diverser Lippenbekenntnisse, Ankündigungen und programmatischer Ansagen darf der ORF deshalb auch weiterhin ganz alleine und ohne lästige Konkurrenten vor sich hin senden und für die SPÖ den gut bezahlten Hofschranzen spielen.

Trotzdem stehen immer mehr Privatrundfunkpioniere in den Startlöchern. Sie wollen sich nicht mehr länger mit diesem anachronistischen rundfunkpolitischen Zustand abfinden und darauf warten, bis sich SPÖ und ÖVP doch irgendwann einmal entschließen, den Rundfunk halbherzig zu liberalisieren. Sie wollen trotz des Monopols den großen und attraktiven ostösterreichischen Radiomarkt erobern.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächste Folge: Radio CD: Der Feind aus dem Osten)

Endnoten

[i] Ein Begriff, den Haider sehr oft verwendet, um die FPÖ als junge neue politische Kraft zu positionieren.

[ii] Austria Presse Agentur 14.2.1989.
[iii] Siehe Der Standard 28.11.1989. Seite 7.
[iv] Siehe Eminger. 1991. Seite 43.
 

[v] Austria Presse Agentur 7.9.1989.

[vi] Siehe Eminger 1991. Seite 62.

[vii] Sozialistische Korrespondenz  27.11.1989.

[viii] Austria Presse Agentur 12. 6.1989.

[ix] Siehe Eminger. 1991. Seite 51.

[x] Siehe Eminger. 1991. Seite 51.

[xi] Siehe Eminger. 1991. Seite 44.

[xii] Gesamter Volksbegehrenstext siehe Anhang

[xiii] Siehe Eminger. 1991. Seite 64.

[xiv] Austria Presse Agentur. 4.12.1989.

[xv] Siehe Eminger. 1991 Seite 82.

[xvi] Siehe Eminger. 1991. Seite 83.

[xvii] Neue Arbeiterzeitung 5.12.1989. Seite 4.

[xviii] Neue Arbeiterzeitung 5.12.1989. Seite 4.

[xix] Die Presse 5.12.1989.

 

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ORF: Es ist Zeit zum Handeln – Bitte um Unterstützung drucken

Fast täglich ließen sich mehrere Tagebucheinträge mit den schweren Manipulationen und ideologischen Einseitigkeiten in den Informationsprogrammen des ORF füllen. Nicht immer hat man freilich die Möglichkeit, eine ganz konkrete Rechtswidrigkeit der ORF-machenden Genossen auch personalisiert nachzuweisen. An Hand einer über die Kronenzeitung bekanntgewordenen Weisung des Fernseh-Chefredakteurs Fritz Dittlbacher ist das aber nun möglich geworden. Ich werde daher eine Beschwerde bei der Kommunikationsbehörde einbringen. Damit diese beachtet wird, ist freilich die rasche Unterstützung von mindestens 120 anderen Fernsehteilnehmern notwendig. Um diese bitte ich die Leser des Tagebuchs. Details siehe weiter unten.

Im Detail: In der „Zeit im Bild“ war am 17. Februar ein Beitrag über Parteifinanzierung erschienen, der mit dem Satz eingeleitet worden ist: „Und wenn die Spende von Kammern wie der Arbeiterkammer, der Landwirtschaftskammer, von Gewerkschaften oder Interessenvertretungen kommt, muss sie gar nicht gemeldet werden, unabhängig davon, wie hoch die Spende ist.“

Dieser Satz ist absolut richtig und eigentlich unangreifbar. Dennoch formulierte der – fast muss man sagen: klarerweise – einst aus der Arbeiterzeitung gekommene Dittlbacher am folgenden Tag eine Weisung an eine sendungsverantwortliche Redakteurin für die nächste „Zeit im Bild“: „Die Kammern – in diesem konkreten Fall die Arbeiterkammer – machen keine Parteispenden.“ Wobei er aus welcher Freudschen Fehlleistung immer das Wort „machen“ extra unterstrich. Und: „Dass es diese Parteispenden nicht gibt, ersuche ich heute in der Parteifinanzierungsgeschichte richtigzustellen.“

Natürlich fließt sehr wohl jede Menge Geld aus der durch Zwangsbeiträge finanzierten Arbeiterkammer in die SPÖ – es nimmt nur formal den Weg über die sozialistische Fraktion der Kammer. Was am grundlegenden Sachverhalt natürlich absolut nichts ändert. Ganz abgesehen davon, dass die sonst eher schlummernde Arbeiterkammer jedes Mal plötzlich sehr aktiv wird, sobald ein Wahlkampf ausbricht, worauf sie dann mit fast täglichen Aktionen vehement die jeweilige SPÖ-Kampagne unterstützt.

Besonders verräterisch ist in dem Mail Dittlbachers die in Gedankenstrichen stehende Passage „in diesem konkreten Fall die Arbeiterkammer“: Das macht absolut klar, dass der brave Altgenosse auf eine Intervention der Arbeiterkammer reagiert hat. Denn auf die anderen, ursprünglich ja genauso genannten Interessenvertretungen geht er gar nicht ein.

Die angewiesene Redakteurin antwortete, dass alle befragten Experten neuerlich die Richtigkeit der Meldung bestätigen. Sie nennt den Parteifinanzierungsexperten Sickinger, den Korruptionsbekämpfer Fiedler oder den Europarat. Das half alles nichts. In der „Zeit im Bild“ des nächsten Tages wurde dennoch die von der Arbeiterkammer gewünschte Version gebracht: „Ein Parteispendenverbot für alle Interessenvertretungen befürwortet auch die Arbeiterkammer, die das selbst schon vor Jahren umgesetzt hat.“ Ob etwa auch – beispielsweise – die Wirtschaftskammer ein solches Verbot befürwortet, hat hingegen Dittlbacher und damit den ORF nicht interessiert.

Überdies ist bezeichnend, dass der gewundene Satz nicht die Fraktionen erwähnte. Und damit im Grund nur eine ablenkende Nebengranate zur Imageverbesserung der Arbeiterkammer darstellt.

Damit liegen der Öffentlichkeit erstmals schriftliche Beweise vor, wie der rote Machtapparat direkt in den ORF hineinregiert. Und wie das dort postwendend zu einer entsprechenden Berichterstattung führt.

Was aber viele nicht wissen: Nach der Judikatur der Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria) wäre die Weisung Dittlbachers in jedem Fall rechtswidrig. Also selbst dann, wenn sie inhaltlich berechtigt gewesen wäre, wenn sie nicht durch eine Intervention eines roten (oder sonstigen) Machtapparats ausgelöst worden wäre, und wenn die Weisung keine Konsequenzen in der Berichterstattung gehabt hätte. Alleine eine Weisung an sich ist für die KommAustria eine unerlaubte Verletzung der journalistischen Unabhängigkeit und der Verpflichtung des ORF zur Objektivität und journalistischen Wahrheitspflicht.

Das geht aus einer vor wenigen Wochen ausgesprochenen Entscheidung dieser Behörde hervor. Darin war es um eine Weisung des stellvertretenden Chefredakteurs des Landesstudios Niederösterreich an seine Mitarbeiter gegangen. Die KommAustria hat darin eine Verletzung der journalistischen Unabhängigkeit erkannt, obwohl diese Weisung zu keinerlei Konsequenzen in der Berichterstattung geführt hat. Und obwohl diese Weisung inhaltlich mehr als berechtigt war. Der Niederösterreicher hatte nämlich gewünscht, dass der norwegische Massenmörder B. nicht mit den Adjektiv „christlich“ qualifiziert werde, da dessen Verbrechen in keiner Weise mit christlichen Lehren begründbar sind. Was zweifellos richtig ist. Ganz abgesehen davon, dass B. inzwischen schon von zwei Psychiatern als unzurechnungsfähig bezeichnet worden ist.

Ausdrucken, ausfüllen und einsenden

Ich bringe daher zusammen mit dem Rechtsanwalt Werner Suppen gegen diese Gesetzesverletzung eine formelle Beschwerde bei der KommAustria ein. Diese Beschwerde wird allerdings nur dann behandelt, wenn sie von mindestens 120 anderen Rundfunkteilnehmern eigenhändig unterstützt wird. Um diese Unterstützung bitte ich die Partner und Leser des Blogs heute recht herzlich.

Was dazu zu tun ist, ist recht einfach: Drucken Sie bitte diese Unterstützungserklärung aus, füllen Sie sie komplett aus (also mit Ihrer GIS- bzw. ORF-Teilnehmernummer) und senden Sie das Blatt bitte so rechtzeitig an mich, dass das Kuvert spätestens am 29. März bei mir einlangt. Adresse: Andreas Unterberger, 1190 Pyrkergasse 20/14. Sie können natürlich die Formulare auch direkt an Mag. Suppan senden.

 

Selbstverständlich stellt das angesprochene Delikt nur eine Winzigkeit im ORF-Sündenregister dar. Aber es ist halt einmal eines, das man an Hand der in der Kronenzeitung veröffentlichen Mails genau und konkret festnageln kann, was nur selten möglich ist.

Man kann auch (so wie ich in einem früheren Kommentar) durchaus der Meinung sein, dass ein Chefredakteur eigentlich dazu da wäre, um Weisungen zu erteilen. Die KommAustria ist aber nicht dieser Meinung. Es wäre daher absolut unakzeptabel, dass bei einem roten Gesamtchefredakteur ignoriert wird, was bei einem schwarzen Niederösterreicher verurteilt worden ist.

Was noch skandalöser ist und mich zusätzlich zu dieser Beschwerde motiviert hat, ist das Verhalten sogenannter Redaktionsvertreter. Diese haben sich zwar im Fall des „christlichen“ Mörders massiv über jene Weisung erregt, bei Dittlbacher haben sie mit keinem Ohrwaschel gewackelt, obwohl dieser eine Redakteurin persönlich unter Druck gesetzt hat. Die wenigen noch verbliebenen Nichtlinken im ORF werden solcherart sukzessive mundtot gemacht.

Die Sündenliste ist lang

Dittlbacher ist ja schon auf Grund seiner jetzigen Funktion bei vielen Aktionen, die den ORF in einen rotgrünen Parteifunk verwandelt haben, ein Schlüsselakteur gewesen. So hat er etwa die Berichterstattung über die Rolle des früheren Verkehrsministers Faymann bei den Korruptionsinseraten der ÖBB massiv zusammengekürzt.

Direkte oder indirekte Mitverantwortung trägt Dittlbacher auch für die regelmäßig schlagseitige Zusammensetzung der sonntägigen Diskussionssendung des ORF. Bei diesen zeigt sich fast jede Woche eine Zweidrittelmehrheit linker Diskussionsteilnehmer. Schon im Podium steht es in der Regel 3 zu 2 für die Linke (obwohl diese bekanntlich seit 30 Jahren keine Wählermehrheit hat). Dazu kommen Wortmeldungen linker Publikumsgäste, wie zuletzt eines Profil-Journalisten (der natürlich ebenfalls eine Arbeiterzeitungs-Vergangenheit hat und entsprechend hetzt). Dazu kommt das überaus einseitige Verhalten der Moderatoren, das bisweilen schon an Schauprozesse erinnert: Bürgerliche Diskutanten werden regelmäßig unterbrochen, linke nie.

Ein besonderer Exzess war das Verhalten des Moderators Pelinka bei der Kampusch-Diskussion, bei der er nicht nur ständig einem Nichtlinken das Wort abgeschnitten, sondern auch ununterbrochen massiv wertend Partei ergriffen hat. Bei jeden deutschen Sender wäre ein solcher Moderator wohl rasch in der Versenkung verschwunden.

Grotesk war auch der Bericht des ORF-Fernsehens, dass Karl-Heinz Grasser jahrelang fast keine Steuer bezahlt habe. Der Bericht fußte auf einer Behauptung linker Wochenmagazine, die vom ORF regelmäßig mit Begeisterung zitiert werden, wenn ihnen gezielte Aktenstücke zugespielt werden. Der Anwalt Grassers hatte aber klargestellt, dass es bei der veröffentlichten Steuererklärung nur um die Einkommensteuer und nicht um die von Grasser in großem Umfang  bezahlte Körperschafts- und Kapitalertragssteuer gegangen war. Das wurde zumindest einen Tag lang völlig ignoriert. Obwohl diese Richtigstellung schon Stunden vor jener „Zeit im Bild“ über die APA gegangen war.

Typisch ORF war auch die riesige Dimension der Berichterstattung über den Fall Amon, während die ebenfalls in den letzten Tagen erfolgte Auslieferung eines roten und eines grünen Abgeordneten an die Staatsanwaltschaft fast völlig unter den Tisch gekehrt worden ist. In den ORF-Sendungen weitestgehend unerwähnt geblieben ist auch der rechtsgültige Freispruch für die Freiheitlichen von der ursprünglich breit berichteten Anklage wegen eines Computerspiels mit Moschee-Abschießen.

Offenbar selbstverständlich ist auch die thematische Einseitigkeit. Ununterbrochen wird seit Jahr und Tag ohne jeden Beweis die Lüge verbreitet, dass Frauen „für gleiche Arbeit“ weniger Geld bekämen. Auch die Behauptung „Die Armen werden immer ärmer“ ist ein ständiger Stehsatz, wobei jeder andersläufige Sachbeweis beinhart ignoriert wird.

Natürlich ist die nun geplante Beschwerde nur ein kleines Symbol im Kampf zur Wiederherstellung der Meinungsvielfalt und Objektivität. Aber sie wäre ein wichtiges Symbol. Wenn sie genügend Unterstützung findet.

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Irgendwo zwischen Berlusconi, Balkan und Byzanz drucken

Es gibt viele Beispiele, wie sich Regierung und Gesetzgeber von den Medien beeinflussen ließen. Es gibt mindestens ebenso viele Beispiele, wo solche Versuche scheiterten. In jüngster Zeit haben sich die Machtverhältnisse aber jedenfalls ins Gegenteil verkehrt: Die Politik hat wieder enorm Einfluss auf die Medien gewonnen. Werner Faymann hat moralisch und rechtlich bedenkliche Methoden der Beeinflussung von Zeitungen mittels Steuergeldern aus dem Wiener Rathaus in die Bundespolitik transferiert. Diese Entwicklung könnte nur durch ein neues Medienrecht reversiert werden. Ein solches ist aber nirgendwo in Vorbereitung. Richtung und Intensität der Machtausübung zwischen Politik und Medien hängen von mehreren Faktoren ab: vom Charakter der politischen und medialen Akteure, von der wirtschaftlichen Lage der Medien, vom Pflichtbewusstsein der Staatsanwälte und von der demokratischen Reife einer Gesellschaft.

 

Intensive Abhängigkeiten sind oft mit gegenseitigem Hass verbunden. Zugleich aber bilden Politik und Medien in den Augen der Bürger einen untrennbaren Filz einer abgehobenen politisch-medialen Klasse. Und diese Bürger verachten daher sowohl Politiker wie auch Journalisten – umso mehr, je mehr sich diese gegenseitig verächtlich machen.

In einer funktionierenden Demokratie müssten Politiker und Journalisten hingegen in machtmäßig vollständig getrennten Sphären leben. Sie müssten sich gegenseitig prinzipiell als Persönlichkeit respektieren (auch wenn das oft schwer fällt). Sie müssten die Aufgabe der jeweils anderen Seite im Bewusstsein respektieren, dass beide Sphären unverzichtbar für das Funktionieren von Rechtsstaat und Demokratie sind.

Kreiskys spezifischer Medienstil

Die österreichische Realität sieht anders aus. Hier hat die Politik die Medien lange nur als Verkündungs- und Verlautbarungsorgan gesehen. Erst das Rundfunkvolksbegehren und Bruno Kreisky brachten eine Änderung. Kreisky hat zwar die vom Volksbegehren erkämpfte und von Josef Klaus zugestandene Unabhängigkeit des ORF wieder stark eingeschränkt, aber er hat gleichzeitig den Printjournalisten ein hohes Maß an Respekt entgegengebracht. Er hat in einigen von ihnen das Gefühl wachgerufen, seine Vertrauten zu sein. Und er hat sie vor allem durch ein vorher und nachher nie dagewesenes Ausmaß an professioneller Zugänglichkeit für sich eingenommen.

Natürlich ist solche Offenheit in einer Alleinregierung leichter, als wenn ein Regierungschef auf einen Koalitionspartner Rücksicht nehmen müsste. Und natürlich war das vor allem am Beginn der Kreisky-Jahre leicht, als Sparen ein Fremdwort war, als man den Bürgern via Medien ständig neue bunte Luftballone versprechen konnte.

Kreisky konnte zugleich mit geübter Dialektik und seinem unnachahmlichen Diskussionsstil das neue Medium Fernsehen brillant instrumentalisieren. Er erkannte und anerkannte früher als andere die Macht der Medien, fürchtete sie aber nicht, sondern nutzte sie im eigenen Sinne.

Als die Medien begannen, Vorgaben zu machen

Eine ganz andere „Macht der Medien“ lernten wir in den Folgejahren kennen. Die Medien beeinflussten erstmals Regierung und Gesetzgebung. Diese Medienmacht nahm durch mehrere Phänomene zu: Erstens begannen rechts wie links populistische Politiker – also solche ohne eigene Gestaltungsvision, dafür mit starken Machtambitionen –, sich zunehmend nach den vermeintlichen Vorgaben der Medien zu richten. Sie glaubten, dadurch die eigene Macht zu sichern. Sie übersahen aber, dass die Vorgaben der Medien meistens nicht konsistent waren, dass dahinter selten klare Konzepte standen, dass die Summe der Leitartikel kein Programm darstellt.

Zweitens entdeckten die Medien, dass die Politiker von respektierten Autoritätspersonen zu  Kaisern ohne Kleider geworden waren. Jeder journalistische Anfänger durfte plötzlich ungehindert einen verächtlichen Kommentar über einen oder „die“ Politiker schreiben. Bei jeder anderen Gruppe war man hingegen vorsichtiger: egal ob Radfahrer, Hundebesitzer, Rapid-Fans, Pensionisten oder Burgenländer. Jedes pauschalkritische Wort kann da ein Stück der Auflage kosten.

Und drittens trat eine Verlegerpersönlichkeit ins Zentrum, die stärker denn je mediale Macht verkörperte: Hans Dichand. Er erkannte die Krise der repräsentativen Politik. Er hatte mit dem Weltrekord darstellenden Marktanteil der Kronenzeitung eine Waffe, die von vielen Politikern in einer Art vorweggenommenem Gehorsam als wahlentscheidend eingestuft wurde. Er hatte aber auch zu konkreten Fragen sehr konkrete Vorstellungen. Diese vertrat er dann mit – teils erfolgreichen, teils erfolglosen – Kampagnen sehr konsequent. Während Blätter wie der „Kurier“ in fast jeder Frage eine krampfhafte Einerseits-Andererseits-Linie fuhren, war Dichand überzeugt: Der Duft der Macht und Stärke, den er mit seinen Kampagnen ausstrahlte, wirkt anziehend auf die Leser. Selbst wenn diese vorher noch nicht Dichands Meinung gewesen waren.

Neben Dichand begannen auch Bundesländerzeitungen, ihre Macht in regionalen Kampagnen auszutesten. Zur Illustration folgen einige Beispiele scheinbarer oder wirklicher medialer Machtausübung. An deren Beginn stehen zwei autobiographische Beispiele – nicht aus Eitelkeit, sondern um gleich auch selbstkritisch die Zuschreibung journalistischer „Macht“ zu relativieren und hinterfragen.

  1. Ich war Mitte der 80er Jahre als erster Journalist eines halbwegs relevanten Mediums vehement für einen Vollbeitritt zur Europäischen Gemeinschaft, dem Vorläufer der EU, eingetreten. Das löste zwar Widerstand beim damaligen Eigentümer der „Presse“, der Bundeswirtschaftskammer, aus. Der damalige Chefredakteur, Thomas Chorherr, hat mir dennoch weiterhin trotz mancher Zweifel meine Linie ermöglicht. Zwei hochrangige Diplomaten aus dem (ebenfalls erstaunlich lange beitrittsskeptischen) Wiener Außenministerium kommentierten das später mit der Behauptung, dass ich Österreich in die EG hineingetrieben habe.
    Das stimmt sicher nicht. Wohl mögen meine Artikel ein wenig mitgeholfen haben, das (Neutralitäts-)Tabu zu überwinden, und einige bürgerliche Politiker vom Nutzen eines Beitritts zu überzeugen. Aber ganz sicher wäre Österreich auch ohne mein Zutun heute Mitglied der EU. Oft ist die Rolle eines sachkundigen Journalisten nämlich nur die eines Eisbrechers für Notwendigkeiten und Gedanken, die vielerorts schon in der Luft liegen. Er spricht nur als erster manches aus, was Bürokratie und Parteien noch nicht wirklich zu sagen wagen.
  2. Noch ein zweites Mal geriet ich in die Rolle eines Eisbrechers: Ich habe im Winter 1999/2000 einige Wochen lang im Alleingang die Legitimität einer schwarz-blauen Regierung verteidigt. Die viel größere und damals sehr konzentriert agierende Macht von Kronenzeitung, ORF, Raiffeisen-Medien und vielen anderen schrieb hingegen vehement gegen diese Perspektive an.
    Dass die Krone nach vollzogener Regierungsbildung von einem Tag auf den anderen vom schäumenden Gegner einer solchen Koalition zum vehementesten Verteidiger geworden ist, zählt im übrigen zu den seltsamsten Pointen der Mediengeschichte. Die trotz des medialen Widerstands vollzogene Wende zeigt vor allem die Machtlosigkeit der Medien, wenn diese die Zeichen der Zeit nicht erkennen und wenn zugleich Politiker zu handeln wagen. Noch nie haben sich die Medien als so machtlos erwiesen wie im Februar 2000.
    Natürlich habe auch ich keine Schlüsselrolle bei der Entscheidung Wolfgang Schüssels für Schwarz-Blau gespielt. Dass zumindest ein Chefredakteur die Möglichkeit dieser Koalition verteidigt hat, mag höchstens ein kleiner Detailfaktor am Rande gewesen sein. Vielleicht trug diese Haltung auch bei, den damaligen Bundespräsidenten Klestil von der Umsetzung seiner Pläne einer Präsidialregierung ohne parlamentarische Mehrheit abzuhalten. Aber meine Rolle war im Grund nur die, unabhängig von irgendwelchen Machtgeflechten als erster ein paar logische Überlegungen formuliert zu haben. Deren Wirkung überschätze ich aber auch deshalb nicht, weil in hunderten anderen Fällen meine hoffentlich ebenso logischen Überlegungen auf keinerlei Resonanz geschweige dann Umsetzung gestoßen sind.
    Soweit die autobiographischen Einschübe.
  3. In etlichen anderen Fällen zeigte sich sehr wohl ein signifikanter Einfluss von Medien – sofern diese einen größeren Marktanteil als die von mir geleiteten Zeitungen hatten. So hat sich schon 2002 auch Schüssel selbst das Wohlwollen der Kronenzeitung durch den Beschluss eines – von Hans Dichand gewünschten – Bundestierschutzgesetzes erkauft.
  4. Den für mich frappierendsten Einfluss auf die Gesetzgebung hatte eine andere Aktion Dichands. Er setzte mit einem Brief an jeden einzelnen Abgeordneten ein eigentlich ungeheuerliches Privileg der Zeitungen durch: Zeitungskolporteure und -zusteller brauchen trotz verschärfter Ausländergesetze als einziger Beruf keine Arbeits- oder sonstige Genehmigung. Das ermöglicht auch die Beschäftigung abgewiesener Asylwerber. Das macht die Hauszustellung für die Zeitungen deutlich billiger. Heute gibt es freilich die damals in großer Zahl verbreiteten Straßen-Kolporteure nicht mehr. Dafür wird das von Dichand erkämpfte Privileg seit längerem von den organisierten osteuropäischen Bettlern in Anspruch genommen, die pro forma ein Zeitschriftenexemplar zu verkaufen vorgeben.
  5. Nicht nur ein Kettenbrief, sondern eine direkte Kampagne Dichands in seiner Zeitung ist der nächste Beweis medialer Macht: Dichand verhinderte damit den Bau des geplanten Leseturms inmitten der einstigen Hofstallungen, des heutigen Museumsquartiers. Dieser Leseturm hätte das eindrucksvolle historische Gesamtbild des Großareals rund um den Heldenplatz negativ beeinflusst.
  6. Weniger lobenswert ist ein weiterer Erfolg des Kronenzeitungs-Chefs: das Wiener Baumschutzgesetz. Nach seiner Kampagne gegen das Fällen von Bäumen für ein Bauprojekt wurde von der unterwürfigen Rathausmehrheit ein Baumfäll-Verbotsgesetz erlassen. Dieses umfasst das ganze Gemeindegebiet, also auch die sehr dicht begrünten Kleingärten. Es ist dadurch heute praktisch nur noch als Schikane für Zehntausende Wiener Gartenbesitzer relevant. Diese bekommen sofort gewaltige Probleme, wenn sie auch nur einen Baum entfernen, selbst wenn sie den Platz wieder begrünen.
  7. Ein weiterer großer Erfolg der Krone – und vieler anderer – war die Verhinderung des Donaukraftwerks Hainburg.
  8. Einer der dramatischsten und frühesten Triumphe eines Regionalmediums war in den 60er Jahren die Kampagne der „Vorarlberger Nachrichten“ gegen die Benennung eines Bodenseeschiffes nach dem Sozialdemokraten Renner. Das Blatt schrieb die Vorarlberger so sehr in Zorn, dass diese die „Taufe“ handgreiflich verhinderten.
  9. Der „Kleinen Zeitung“ der Steiermark werden allgemein die Wahlniederlagen der ÖVP-Landeshauptleute Krainer und Klasnic zugeschrieben. Diese Niederlagen hatten freilich primär andere Ursachen – die von der Zeitung halt intensiv aufgegriffen wurden. Diese Erfolge stehen auch im Gegensatz zum Misserfolg der Kärntner Schwesternausgabe. Denn diese hat dort immer wieder vehement Blau/Orange attackiert. Ohne viel Echo bei den Wählern. Dabei hat das Blatt in Kärnten einen höheren Marktanteil als in der Steiermark.
  10. Auch bei der Intrige zum Sturz des SPÖ-Bundeskanzlers Alfred Gusenbauer spielten Medien eine Schlüsselrolle. Ob sie das aus eigenem taten, oder ob dahinter Schachzüge seines späteren Nachfolgers standen, lässt sich nicht ganz beweisen. Tatsache ist, dass plötzlich SPÖ-nahe Medien auf eine Art gegen Gusenbauer agiert haben, die vorher und nachher undenkbar war. Die Gratiszeitung „Österreich“ des Faymann-Freundes Fellner etwa stellte Gusenbauer durch üble Stories über die Probleme seiner pubertierenden Tochter bloß. Und im ORF wurde eine nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Äußerung Gusenbauers gesendet (was bei Faymann nie passieren würde). Diese Äußerung brach Gusenbauer politisch das Genick. Er hatte nämlich in einem mitgeschnittenen Privatgespräch in Hinblick auf ein Treffen mit Parteifreunden gefragt, ob sich dort das „übliche Gesudere“ abspiele. Was Parteifreunde nicht sonderlich gerne hören.
  11. Ein klarer Medienerfolg war 2011 die feministisch inspirierte Umtextung der Bundeshymne. Angesichts der profeministischen Zeitungskommentare wagte die ÖVP nicht, bei ihrem ursprünglichen Reflex gegen eine Umtextung zu bleiben. Dabei war die große Mehrheit der Wähler gegen ein Umtexten. Offenbar galt das Motto: „Wie mache ich einigen Zeitungskommentatoren zuliebe gegen meine Wähler Politik, ohne dafür nachher von diesen Kommentatoren wenigstens ein wenig Lob zu bekommen.“
  12. Der ORF als noch immer wichtigstes Medium betreibt zwar keine direkten Kampagnen, aber massives Agenda Setting. So verhinderte er über Jahre jede neutralitätskritische Diskussion; so thematisiert er ununterbrochen sämtliche feministischen Behauptungen, etwa jene, dass „gleiche Arbeit“ ungleich bezahlt würde.
  13. Nochmals Dichand: Zwei Mal konnte er seinen Freund Hans-Peter Martin zu einem sensationellen Erfolg bei EU-Wahlen verhelfen. Dass der Mann später umso tiefer fiel, ist ein dramatischer Beweis, wie irrtumsanfällig eine allzu große Macht der Medien werden kann.
  14. Dass sich die Parteien nicht ganz zu Unrecht vor der Kronenzeitung fürchteten, zeigen auch einige andere Wahlen (aber keineswegs alle!). So erzielte der Dichand-Freund Werner Faymann 2008 bei Lesern der für ihn trommelnden Kronen-Zeitung einen weit höheren Stimmenanteil als in der allgemeinen Bevölkerung. Hätten Kronenzeitungs-Leser nicht mitgestimmt, wäre Faymann nur Zweiter. In diesem Sinne scheint der starke Rückgang des Marktanteils der Krone ein erfreuliches Zeichen[1] zu sein. Es wird jedoch durch den Erfolg des weitgehend gleichgeschalteten Gratisblattes „Heute“ voll kompensiert.
  15. Die Wahl-Unterstützung 2008 hängt mit einer weiteren Dichand-Kampagne zusammen: jener gegen die EU. Faymann versprach Dichand in einem öffentlichen Brief für Änderungen des EU-Vertrags eine Volksabstimmung. Darüber war damals die ÖVP so empört, dass sie darob Neuwahlen ausrief (und gegen die Kronenzeitung verlor). Die ÖVP-Empörung war überflüssig: Faymann hielt sich nämlich in der Folge nie an dieses Versprechen. Er stimmte sogar der – extrem heiklen – Umwandlung der EU in eine Fiskalunion ohne Volksabstimmung zu.
    Womit wir wieder auf das spannende Phänomen stoßen: Nicht überall, wo wir auf den Anschein medialer Macht stoßen, ist wirklich eine solche zu finden.

Misserfolge werden von den Medien totgeschwiegen

In Wahrheit sind die Misserfolge medialer Machtausübung sogar häufiger. Sie fallen freilich viel weniger auf, auch weil sie von den Medien nachher natürlich totgeschwiegen werden. Einige kurze Beispiele dazu (neben den schon angesprochenen Flops rund um Schwarz/Blau und das nicht stattfindende EU-Referendum). Auch in dieser Liste dominiert angesichts ihres Hangs zu Kampagnen wieder die Krone:

  • die Unterstützung für die freiheitliche Präsidentschafts-Kandidatin Barbara Rosenkranz;
  • die Unterstützung für Karl-Heinz Grasser (diese motivierte die anderen Medien zu nur umso heftigeren Attacken);
  • die Unterstützung für Kurt Waldheim (diese nützte zwar am Wahltag, konnte den Bundespräsidenten aber nie aus seiner Isolation herausführen);
  • die Unterstützung für Viktor Klima;
  • die Kampagne gegen die Wehrpflicht;
  • die Kampagne gegen das Hrdlicka-Denkmal vor der Albertina.

Aber selbst wenn alle Medien einschließlich ORF gemeinsam kampagnisieren, kann der Erfolg ausbleiben, wie etwa 2011 das Androsch-Volksbegehren zeigte.

Diese Flops bestätigen: Medien haben nur eine begrenzte Macht. Diese ist geringer, als sie selbst oder viele Politiker glauben. Medien können zwar vorhandene Trends aufgreifen und verstärken. Sie folgen dabei (mit Ausnahme der Kronenzeitung in ihren starken Jahren) gern einem Herdentrieb. Sie neigen stets zu den simplen Themen. Sie überbetonen Äußerlichkeiten wie etwa die Höhe von Politikergehältern. Den meisten Journalisten sind die wirklich wichtigen Themen wie etwa die Staatsfinanzen oder Grundfragen des Rechtsstaats oder der Wissenschaft zu kompliziert und sperrig.

Die Hofnarren der Macht

Sie erweisen sich damit letztlich aber meist nur als die Hofnarren der Macht. Und wenn sie einmal – siehe Hymne – etwas gegen die mehrheitliche Bürgermeinung durchsetzen können, dann gelingt dies nur deshalb, weil unprofessionelle Politiker die medial veröffentlichte Meinung mit der öffentlichen verwechseln.

Viel leichter fällt es Medien, einzelne Politiker durch kollektive Angriffe kaputtzuschreiben. Dazu braucht es zwar immer eines echten Anlasses – aber den bietet ja fast jede Politikerkarriere, da nur relativ selten Engel zu Politikern werden.

So ist am Ende des Jahres 2011 der deutsche Bundespräsident Christian Wulff von den Medien waidwund gejagt worden, obwohl keine einzige größere Partei ein Interesse an dieser Jagd hatte. Sein Vorgänger hatte gar schon nach einigen kritischen Leitartikeln sein Amt entnervt hingeworfen – noch dazu, ohne so wie Wulff schwere Fehler begangen zu haben. Und ohne die konzentrierte Attacke der Medien wäre der einst bei seiner Doktorarbeit schummelnde deutsche Verteidigungsminister Guttenberg zweifellos noch immer im Amt.

Die Medien sind in aller Regel nicht mächtiger als die Politik. Aber die Politik fürchtet sich zunehmend vor den Medien. Was in Wahrheit erst die wirkliche Macht der Medien begründet. Statt konsequentes Selbstbewusstsein zu zeigen, sehnen sich viele Politiker insgeheim nach den schönen Fünfziger Jahren zurück, als die Medien praktisch nur Lautsprecher der Parteien waren. Damals unterschieden sich auch die unabhängigen Zeitungen von den Parteizeitungen meist nur dadurch, dass sie halt die Standpunkte aller (zwei) Parteien wiedergaben.

Die Strategien der Angst und des Geldes

Aus ihrer Angst heraus versuchten Politiker seither unterschiedliche Strategien gegenüber den Medien:
- Ignorieren (hilft zwar der emotionalen Balance, strategisch hingegen weniger);
- Politik nach den Kommentaren ausrichten (führt zu schlechter Politik und bisweilen in einem dialektischen Prozess sogar zu negativen Emotionen bei Journalisten: „Wie schlecht muss dieser Politiker sein, wenn er auf meine Ratschläge hört“);
- Schmeicheln (wirkt erstaunlich oft);
- sachlich-kritisch Reagieren (absolut empfehlenswert, wenn es mit kühlem Temperament geschieht);
- legale Bestechung durch Erreichbarkeit und Informationen (die erfolgreiche Kreisky-Strategie);
- finanzielle Bestechung einzelner Journalisten (kann Kopf und Kragen kosten);
- Druckausübung (verbale und lautstarke „Kriegserklärungen“ gegen Medien, wie sie Wulff so schadeten, sind in Österreich gang und gäbe, ohne dass jedoch daraus jemals ein größerer Wirbel entstanden wäre; allerdings dürfte es hier keinen Fall geben, wo ein Politiker so dumm wie Wulff war, solche Äußerungen auf ein Tonband zu sprechen);
- legaler Missbrauch gesetzlicher Macht (der ORF ist in den letzten Jahren mit Hilfe des ORF-Gesetzes in allen redaktionell relevanten Positionen von Sympathisanten übernommen worden);
- Bestechung ganzer Medien.

Die letztgenannte Strategie ist in den letzten Jahren in Österreich so intensiv praktiziert worden wie in keinem anderen Land der EU. Die Bestechung erfolgt nicht etwa durch eigene Geldmittel, sondern aus Kassen des Staates oder staatseigener Unternehmungen. Sie ist damit eindeutig illegal und eine Form der Korruption. Sie wurde dennoch von den Staatsanwälten bisher ignoriert.

Solche Bestechungspraktiken werden schon seit Jahrzehnten im Imperium der Gemeinde Wien praktiziert (in etwas schwächerer Form auch in etlichen anderen Bundesländern wie etwa Niederösterreich). Mit vielen – offenen und versteckten – Geldflüssen wurden und werden sonst zum Sterben verurteilte Medien am Leben gehalten. Und andere, an sich lebensfähige Medien wurden durch Millionen Steuergelder für Inserate, Kooperationen und Projekte in eine verführerisch bequeme Abhängigkeit gebracht. Wer sich sträubt, erhält Liebesentzug. Bei zwei von mir geleiteten Zeitungen wurde Anzeigenleitern im Rathaus beschieden: „Solange der Unterberger Chefredakteur ist, kriegt ihr gar nichts.“

Dieses Modell der Einflussnahme mittels öffentlicher Gelder ist dann mit dem Wechsel von Werner Faymann in die Bundesregierung auch dort breiter Usus geworden. Zuerst vor allem bei den ÖBB und bei der Asfinag. Dort hat Faymann das zusätzliche Delikt eines Eingriffs in die Tätigkeit eines laut Aktiengesetz unabhängigen Vorstands dann doch ein Strafverfahren eingebracht. Mit vorerst unbekanntem Ausgang. Jedenfalls ist dieses Verfahren gegen einen amtierenden Bundeskanzler etwas bisher Einmaliges.

Nach seinem Wechsel an die Regierungsspitze floss auch von anderen (vor allem, aber nicht nur SPÖ-geleiteten) Ministerien ein breiter Geldstrom zu den Zeitungen. Seit Faymann Kanzler ist, haben sich die Inseratenausgaben der Regierung vervielfacht.

Ein offensichtlich logisches Ergebnis ist der regelmäßige Faymann-Jubel in „Österreich“, aber auch in „Heute“ und „Kronenzeitung“. Ebenso fällt etwa im „Falter“ die große Zahl von Inseraten aus dem „Gemeinde-Wien“-Bereich und die zahnlose Berichterstattung über dieses Imperium auf. Bei „Heute“ wurde sogar über Nacht der Chefredakteur gefeuert, nachdem er enthüllt hatte, dass Briefe, Mails und Postings angeblicher Leser allesamt aus der SPÖ-Zentrale gekommen sind. In der Kronenzeitung wiederum ist knapp vor Andruck eine Kolumne über die peinlichen Auftritte des Werner Faymann in Internet, Twitter & Co aus dem Blatt gekippt worden. Die einst so aufmüpfige „Krone“ ist heute ja völlig zahm geworden. Sie fordert nicht einmal mehr die Einhaltung des Faymann-Versprechens einer Volksabstimmung bei jeder EU-Vertragsänderung ein. Aber auch schon unter Vater Dichand ist ein Karikaturist gefeuert worden, als er es wagte, (in einer anderen Zeitung) Faymann als Brutus abzubilden, der Cäsar Gusenbauer mit dem Dolch in der Hand gegenübertritt.

Das Resümee ist klar: Der Missbrauch öffentlicher Budgets zur Beeinflussung von Medien hat dazu geführt, dass die einstige Macht der Medien in der Politik wieder durch die Macht der Politik in den Medien abgelöst worden ist. Das ist gleichsam eine Rückkehr in die 50er Jahre. Nur diesmal mit illegalen Methoden.

Der angebliche Versuch der Koalition, diese Entwicklung durch ein Medientransparenzgesetz zu beenden, ist ein (wohl insgeheim beabsichtigter) Fehlschlag. Denn die Geldflüsse können in gleicher Größe weitergehen – es muss nur später einmal veröffentlicht werden, wieviel jede willfährige Zeitung bekommen hat. Das aber konnte man ja schon bisher in etwa berechnen.

Die Vision eines sauberen Medienrechts

Ein sauberes Medienrecht müsste an Stelle dieser Pseudolösung vier andere Elemente haben:

1.      Eine deutlich Erhöhung der Presseförderung für Tages- und Wochenzeitungen auf streng gesetzlich-objektiver Basis: Dies würde das Überleben einer möglichst großen Zahl von Medien als notwendige vierte demokratische Gewalt auch in Zeiten der Krise ohne knebelnde Abhängigkeiten sichern.

2.      Jeder Geldfluss von Staatskassen und staatsnahen Betrieben darf nur noch nach einer öffentlichen Ausschreibung erfolgen: Damit würde nur eine Gleichstellung mit allen sonstigen Staats-Aufträgen erfolgen, darf doch selbst Büropapier nur über die ausgegliederte und streng an das Vergabegesetz gebundene Bundesbeschaffung gekauft werden.

3.      Jedes Inserat und jede Kooperation muss inhaltlich von einem unabhängigen Medien- und Werberat genehmigt werden: Dadurch darf nur noch notwendige und sachliche Information und keine verkappte Parteienwerbung stattfinden.

4.      Inseratenschaltungen müssen über Schaltagenturen erfolgen, wie das in der gesamten werbenden Wirtschaft längst zwingende Regel ist: Dabei gibt die werbende Institution nur noch das finanzielle Werbevolumen, das Sujet und die anzusprechende Zielgruppe (etwa: „Pensionisten“, „Studenten“ oder „Frauen bis 40“)vor; diese Schaltagenturen wissen am besten, wie man innerhalb solcher Rahmenbedingungen jedem Sujet ums gleiche Geld die meisten Leserkontakte verschafft.

Nur eine solche Lösung würde das Machtverhältnis zwischen Medien und Politik wieder an den in reifen Demokratien üblichen Standard heranführen. Die Gefahr ist aber groß, dass die Medien, dass das Vertrauen der Bürger in Medien sowie Politik und damit die Demokratie längst irreparablen Schaden erlitten haben. Dass Medien und Politik aus dem Morast nicht mehr herauskommen. Sie versinken langsam in diesen. Irgendwo zwischen Berlusconi, Balkan und Byzanz.

Dieser Beitrag erscheint in ähnlicher Form im soeben neuerschienen "Österreichischen Jahrbuch für Politik 2011".

[1] Die Zeitung hatte bei der Media-Analyse 2001 einen Marktanteil von 44,1 Prozent; bei der Analyse 2010/11 waren es nur noch 37,9 Prozent. „Heute“ bekam bei dieser Umfrage 22,3 Prozent; es besetzt damit weit vor allen anderen Konkurrenten den zweiten Platz und in der Stadt Wien sogar schon den ersten.

 

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Die roten Meinungsmacher (20): Der Bock als Gärtner: Teddy Podgorskis Privatradiopläne drucken

Nachdem der ORF seit  dem Abgang Gerd Bachers wieder fest in roter Hand ist, bläst die ÖVP erneut zum Sturm auf das staatliche Rundfunk-Monopol. Nur wenige Tage nach der Wahl von Teddy Podgorski zum Generalintendanten, der laut Mediensprecher Heribert Steinbauer der Vertrauensmann der SPÖ-Zentrale ist[i], präsentiert ÖVP-Generalsekretär Michael Graff neue Pläne zur Liberalisierung des heimischen Rundfunkmarktes.

„Österreich bilde in Europa bereits eine anachronistische monopolistische Rundfunkinsel, für die es nunmehr gelte, vernünftige und innovative Lösungen zu finden.“[ii], so Mediensprecher Steinbauer.

Den Hütern des Rundfunkmonopols bläst ein immer schärferer Wind ins Gesicht. Angesichts der Entwicklungen in Europa und des damals bereits angestrebten Beitritts zur Europäischen Gemeinschaft ist den medienpolitischen Akteuren bewusst, dass das Rundfunkmonopol fallen wird, fallen muss. Es bestand also dringender Handlungsbedarf.

SPÖ und ORF müssen deshalb möglichst rasch Strategien entwickeln, das ORF-Monopol aufzuweichen, ohne dabei die mediale Vormachtstellung des ORF in irgendeiner Weise zu gefährden, also eine echte Liberalisierung des Rundfunkmarktes zu verhindern oder zumindest so lange wie möglich hinauszuzögern.

Allianz VÖZ-ORF: Der "elektronische Grundkonsens"

Da trifft es sich gut, dass sich die Interessenslage der heimischen Zeitungsherausgeber in einigen Bereichen mit jener des ORF und der SPÖ deckt. Auch die regionalen Verlagshäuser wollen Privat-TV verhindern, also das ORF-Fernsehmonopol nicht antasten. Selbst können oder wollen sie nicht ins Fernsehgeschäft einsteigen, die Kosten hätten ihre finanziellen Möglichkeiten bei weitem gesprengt.

Und auf neue Konkurrenten am heimischen Werbemarkt können die Verleger gerne verzichten. ORF und Zeitungen wollen lieber unter sich bleiben und den Werbekuchen brüderlich teilen. Daraus entwickelt sich eine unheilige Allianz aus VÖZ, ORF und SPÖ. Ziel dieser „seltsamen Medien-Sozialpartner“[iii] ist die Konservierung des ORF-Fernsehmonopols.

Bereits am 19. November 1985 beschließen die Chefs von ORF und VÖZ den sogenannten ersten „elektronischen Grundkonsens“. Dieser Pakt wird bei SPÖ-Chef und Bundeskanzler Fred Sinowatz aus der Taufe gehoben.

Die Vereinbarung sieht vor, dass der ORF künftig auch an Sonn- und Feiertagen werben darf, was ihm pro Jahr rund 400 Millionen Schilling an Mehreinnahmen beschert[iv], dafür verzichtet er auf regionale TV-Werbung. Beide Seiten kommen überein, in den kommenden drei Jahren „nicht an der Machtbalance zwischen öffentlich-rechtlichem Rundfunk einerseits und privaten Zeitungen andererseits zu rütteln.“[v]

Der ORF verspricht zudem, die freien UKW-Hörfunk-Frequenzen von 100 MHz bis 108 MHz nicht anzurühren, damit, sollte Privatradio doch irgendwann eingeführt werden, auch genügend freie Frequenzen für die Verlagshäuser zur Verfügung stehen. Denn im Gegensatz zum teuren Fernsehen sind die Zeitungen durchaus gewillt, sich als Radiobetreiber zu versuchen.

ÖVP-Regierungseintritt sorgt für neue Töne

Rundfunkpolitische Fragen treten aber vorerst in den Hintergrund, denn am 13. September 1986 beginnt in Österreich eine neue politische Ära. Am FPÖ-Parteitag in Innsbruck löst Jörg Haider Norbert Steger als Parteichef ab. Bundeskanzler Franz Vranitzky beendet daraufhin die Koalition mit den Freiheitlichen. Bei der darauffolgenden Nationalratswahl am 17. November verlieren SPÖ (43,1%) und ÖVP (41,3%) Stimmen und Mandate, die FPÖ verdoppelt mit ihrem neuen starken Mann ihren Stimmenanteil und kommt auf 9,7%. Die Grünen schaffen mit 4,8% den Einzug ins Parlament.

SPÖ und ÖVP schließen sich zur großen Koalition zusammen, die Sozialdemokraten stellen mit Franz Vranitzky auch weiterhin den Bundeskanzler. Doch mit Haiders Aufstieg gerät auch die bisherige politische Ordnung in Österreich ins Wanken. Das seit Jahrzehnten alle Bereiche durchdringende rot-schwarze Proporzsystem bekommt erste Risse, SPÖ und ÖVP haben erstmals einen ernstzunehmenden politischen Gegenspieler.

Dass nun die ÖVP nach langen Jahren auf der Oppositionsbank wieder in der Regierung sitzt, macht sich auch medienpolitisch bemerkbar. In seiner Regierungserklärung betont Kanzler Vranitzky: „Unter Hinweis auf die "zentrale Stellung des ORF" sollen Gespräche hinsichtlich einer weiteren Liberalisierung des Rundfunks geführt werden.“[vi]

Das klingt so, als wäre dieser Prozess längst eingeleitet worden. Ein liberaler Rundfunkmarkt ist damals aber noch weit und breit nicht in Sicht. Von solchen Feinheiten einmal abgesehen, ist es für einen SPÖ Bundeskanzler aber ein gewaltiger Schritt, öffentlich eine Liberalisierung des Rundfunkmarktes anzudenken, wenn auch wenig konkret, nicht wirklich ernsthaft und selbstredend mit dem unvermeidlichen Zusatz, dass der ORF weiterhin eine zentrale Rolle spielen müsse.

Im Koalitionspakt von SPÖ und ÖVP heißt es: „Im Zuge einer weiteren Liberalisierung des Rundfunks sollen Gespräche über die Einräumung von Sendezeit im lokalen Hörfunk und über die Nutzung von Frequenzen für private österreichische Programmgestalter geführt werden".[vii]

Doch Papier ist geduldig und die SPÖ sieht vorerst keinen „akuten medienpolitischen Handlungsbedarf.“[viii] Schließlich sei es, wie SPÖ-Zentralsekretär Heinrich Keller frei von jeder Ironie betont „auch immer falsch gewesen, den ORF als "Regierungsfunk zu vernadern".[ix]

Und weil, wie ohnehin alle Beteiligten wissen, der ORF eben doch ein Regierungssender oder besser eine SPÖ-nahe Rundfunkanstalt ist, hält Keller es auch „nicht für zweckmäßig, wenn politische Parteien in die gewachsene Medienlandschaft eingreifen“.[x]Sprich, alles soll so bleiben, wie es ist. Für den Privatrundfunk heißt es einmal mehr: Bitte warten!

Während die große Koalition ihre Liberalisierungspläne in der Schublade verschwinden lässt, setzen sich der ORF und die Zeitungen erneut zusammen, um die Medienpolitik selbst in die Hand zu nehmen. Monatelang verhandeln ORF und VÖZ. Am 24. November 1987 ist alles unter Dach und Fach, der zweite elektronische Grundkonsens wird beschlossen. Er ist, „noch deutlicher als der erste, eine Art Tiefkühltruhe zur Erhaltung des rundfunkpolitischen Status quo.“[xi]

Da sich beim Privat-TV die Interessenlage der beiden Vertragspartner seit dem ersten Grundkonsens nicht wesentlich verändert hat, wird vereinbart, dass es in den kommenden Jahren keinen weiteren Fernsehkanal in Österreich geben soll, weder einen privaten, noch einen öffentlich-rechtlichen. 1987 wohlgemerkt, als Privat-TV in fast ganz Westeuropa bereits Standard ist.

Das „Radio Print“-Abkommen

Im Radio geht man einen kleinen Schritt weiter. ORF und VÖZ wollen ein Pilotprojekt starten. Auch hier geht es aber nicht um eine echte Liberalsierung, sondern erneut um die Aufteilung des Rundfunkmarktes und der Einflusssphären zwischen den beiden „Medialpartnern“.

Die Hauptpunkte des neuen Abkommens, das unter dem Namen „Radio Print“ bekannt wird:

  • „Der ORF nimmt auf Konsensdauer davon Abstand, die Anzahl seiner Programme zu erweitern – umgekehrt nimmt der VÖZ zur Kenntnis, daß Fernsehen in Österreich auf Konsensdauer – so wie bisher – öffentlich-rechtlich organisiert bleibt.
  • ORF und VÖZ richten eine gemeinsame Projektgruppe ein, die klären soll, ob Radio unter privater Trägerschaft in regional begrenzten Räumen wirtschaftlich möglich ist, ohne die Vielfalt an Tageszeitungen und deren Ressourcen einerseits und ohne den gesetzlichen Auftrag des ORF andererseits zu gefährden. ORF und VÖZ beziehen sich dabei auf das Regierungsübereinkommen vom 16. Jänner 1987, in dem von "einer weiteren Liberalisierung des Rundfunks" in Richtung Lokal-Radio durch "private österreichische Programmveranstalter" die Rede ist. VÖZ und ORF sind sich darin einig, daß im Falle der Realisierung von Pilot-Projekten alle in ihrem Verbreitungsgebiet betroffenen Tageszeitungen und regionalen Wochenzeitungen mit bundeslandweiter Verbreitung auf Vorschlag des VÖZ zur Mitarbeit eingeladen werden sollen – für allfällige Pilot-Projekte gilt eine Mindestversuchsdauer von 5 Jahren.
  • Derartige Projekte sollen innerhalb des geltenden Rundfunkgesetzes erstellt werden. Sollte sich herausstellen, daß gemeinsame Projekte nur durch eine Versuchsgesetzgebung außerhalb des Rundfunkgesetzes möglich sein sollten, werden die Vertragspartner entsprechend gemeinsame Initiativen setzen. Kommt es zu keinem Einvernehmen, steht es dem VÖZ frei, auch allein Gesetzesinitiativen zu ergreifen – es sei denn, der ORF erklärt, daß dadurch seine vitalen Interessen verletzt werden.
  • Die dem ORF gesetzlich eingeräumten Werbelimits bleiben aufrecht, der ORF soll sich auch künftighin in erster Linie aus dem Gebührenaufkommen finanzieren.“[xii]

Völlig ungeniert versuchen ORF und Verleger den Rundfunkmarkt unter sich aufzuteilen, für branchenfremde potentielle Markteilnehmer heißt es hingegen: Wir müssen draußen bleiben! Was im Übrigen eindeutig verfassungswidrig ist. Man versucht nicht einmal, sich das Mäntelchen der Rundfunkliberalsierung umzuhängen. Diese Unverfrorenheit und Selbstbedienungsmentalität überrascht sogar Kenner der heimischen Rundfunkbranche.

SPÖ-Monopolhardlinern wie Heinrich Keller geht aber selbst dieses Papier zu weit. Zu einer Zeit, als sich die dualen Rundfunksysteme bereits in fast ganz Europa durchgesetzt haben, meint der SPÖ-Zentralsekretär: „Es habe keinen Sinn, überstürzt einer Reform das Wort zu reden“[xiii].

Bundeskanzler Franz Vranitzky hingegen ist mit dem Pakt zufrieden, der das Rundfunkmonopol lediglich modifiziert, aber nicht beendet. Er bezeichnet das Abkommen als „sehr positiv“[xiv] als ihm ORF-Generalintendant Thaddäus Podgorski und der ehemalige VÖZ-Präsident Julius Kainz den Pakt am 21. Jänner im Parlament feierlich überreichen. Der Ort ist nicht zufällig gewählt, sondern ein Wink mit dem Zaunpfahl. „Damit auch gleich das Hohe Haus weiß, was es demnächst zu beschließen hat.“[xv]

Der Bundeskanzler ist voll des Lobes. „Vranitzky unterstrich den positiven Charakter der Lösung, auf diesem Weg mehr Liberalität herzustellen, das Monopol aufzulockern, aber auch, daß es österreichische Teilnehmer seien, Druck- und elektronische Medien, die zu diesem Konsens gefunden hätten. Vranitzky wünschte "gutes Gelingen des in vieler Hinsicht zukunftsweisenden Vorhabens."[xvi]

Auch die ÖVP ist nicht mehr ganz so Feuer und Flamme für eine Rundfunkliberalsierung, die diesen Namen auch verdient. Vizekanzler und ÖVP-Chef Alois Mock gibt jedenfalls zu Protokoll: „Mit dieser Lösung sei die "Tür zur Vielfalt aufgemacht" worden.“[xvii]

Weniger euphorisch reagiert die Opposition: „Der Inhalt des Vertrages verfestige das ORF-Monopol, anstatt mehr Vielfalt und Pluralismus zu ermöglichen“[xviii], so etwa FPÖ-Generalsekretär Norbert Gugerbauer.

Der Pakt von ORF und VÖZ bildet jedenfalls die Grundlage für weitere Verhandlungen. Und es zeigt sich schnell, dass noch viele Punkte offen sind. Es dauert bis zum Sommer 1989, bis beide Verhandlungspartner ein neues Abkommen beschließen. Am 7. September stimmen die Zeitungsverleger für den neuen Pakt. Diesmal geht man noch offensiver an die Sache und nennt seine Vorstellungen zur Scheinliberalisierung gleich „Hörfunkversuchsgesetz“.

Die Medienbrüder im Geiste drängen, ohne lange um den hießen Brei herumzureden, auf die Verabschiedung dieses Gesetzesentwurfs durch den Nationalrat. ORF und Verleger machen Medienpolitik und die SPÖ gute Miene zum bösen Spiel. Medienrechtler Michael Holoubeck spricht von einem „demokratiepolitisch bedenklichen Höhepunkt“ und von „der Gestaltung staatlicher Medienpolitik durch die beteiligten Akteure.“[xix]

Solche Bedenken quälen die Gewerkschaft freilich nicht, der ÖGB findet den Gesetzesvorschlag zukunftsweisend: „Schließlich sei er die am besten geeignete Form, um auch weiterhin die Organisation des Rundfunks nach dem öffentlich-rechtlichen Prinzip zu sichern (…) und Wildwuchs und Chaos (…) auszuschließen.“[xx]

Rundfunkliberalisierung auf österreichisch

Es ist aber kein Wunder, dass die Gewerkschaften den ORF-VÖZ-Pakt in ihr Herz geschlossen haben, denn mit einer Liberalisierung des österreichischen Rundfunkmarktes hat dieser Gesetzesentwurf recht wenig, eigentlich gar nichts, zu tun. Für die neuen „Privatradios“ sollen folgende Regelungen gelten:

„Die Versuchsprogramme werden über ORF-Sender ausgestrahlt, die Lizenzen vergibt das ORF-Kuratorium, die Programmveranstalter haben eine diesbezügliche Vereinbarung mit dem ORF zu schließen, die der Genehmigung durch das ORF-Kuratorium bedarf. die Anhörung des jeweiligen Bundeslandes ist vorgesehen. Über die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen wacht die Kommission zur Wahrung des Rundfunkgesetzes.“[xxi]

Der ORF darf sich also seine Mitbewerber selbst aussuchen. Das hat nicht nur nichts mit Liberalisierung zu tun, ganz im Gegenteil, dies würde sogar eine massive Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in Österreich bedeuten: „Zeitungen, die durch strategische Unternehmensinteressen an den ORF gebunden sind, werden über kurz oder lang ihre kritisch-kontrollierende Distanz zu eben diesem aufgeben“[xxii].

Unbeeindruckt von solch kritischen Tönen sprechen ORF-General Teddy Podgorski und VÖZ-Vorsitzender Herbert Binder von einem „den Möglichkeiten des österreichischen Marktes entsprechenden realistischen Vorschlag.“[xxiii]

ORF und VÖZ haben offenbar die Zeichen der Zeit nicht erkannt und sind mit ihren Vorschlägen weit über das Ziel hinausgeschossen. Während aufgrund der technologischen und internationalen Entwicklungen eine Liberalisierung des österreichischen Medienmarktes immer dringlicher wird, versuchen die beiden Big Player am heimischen Medienmarkt in die Gegenrichtung zu steuern.

Wenige Freunde für Hörfunkversuchsgesetz

Außer der SPÖ und dem ÖGB sind deshalb alle relevanten politischen Kräfte strikt gegen das Hörfunkversuchsgesetz, zu unverschämt und zu unverblümt wollten ORF und Verleger den Rundfunkmarkt unter ihre alleinige Kontrolle bringen.

Entsprechend scharf die Reaktion von Standard-Herausgeber Oscar Bronner: „Daß man das als Liberalsierung verkauft, ist eine Unverfrorenheit.“[xxiv] Gerd Bacher, der mittlerweile als Presse-Herausgeber fungiert und der seine Meinung und Haltung stets den Erfordernissen seines jeweiligen Jobs anpasst, poltert: „Er hoffe auf ein neues Rundfunkgesetz, das einen Konkurrenzrundfunk ermögliche.“[xxv]

Die Salzburger Nachrichten bringen die Kritik am ORF-VÖZ Pakt auf den Punkt: „Demnach hätte praktisch der ORF-Generalintendant die Lizenzvergabe von Radio-Print in Händen (…). In letzter Konsequenz würde dies keine Beschränkung des ORF-Monopols, sondern sogar dessen De-facto Ausweitung bedeuten.“[xxvi]

Auch die ÖVP geht sofort auf Distanz zu dem kuriosen Gesetzesentwurf. Mediensprecher Heribert Steinbauer spricht von einem „Verteilungskartell für Lizenzen“[xxvii]. Und ÖVP Generalsekretär Helmut Kukacka erklärt das Hörfunkversuchsgesetz für tot: „Jedenfalls sei für die ÖVP das Radio-Print-Projekt kein Verhandlungsgegenstand mehr. Es bringe nicht die erwünschte Liberalisierung im Hörfunkbereich und sei eine Art medienpolitisches „Monopol-Feigenblatt“ [xxviii].

Damit ist der Versuch von ORF und VÖZ, den Rundfunkmarkt unter sich aufzuteilen, vorerst gescheitert. SPÖ und ÖVP wollen nun erstmals selbst Medienpolitik machen und lassen „Experten“ aus ihren Reihen an entsprechenden Gesetzesentwürfen basteln.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächste Folge: Blaues Auge: Das FPÖ-Volksbegehren gegen das ORF-Monopol)

Literatur

Fidler, Harald; Merkle, Andreas: Sendepause – Medien und Medienpolitik in Österreich; Oberwart 1999

Fidler, Harald: Österreichs Medienwelt von A bis Z. Wien 2008

Kriechbaumer, Robert: Zeitenwende – Die SPÖ-FPÖ Koalition 1983-1987. Wien 2008

Kukacka, Helmut; Neisser Heinrich (Hg.): Privatrundfunk – Realität und Zukunft. Schriftenreihe des ÖVP-Parlamentsklubs Band 2. Wien 1991.

Endnoten

[i] Kriechbaumer 2008. Seite 435.

[ii] Kriechbaumer 2008. Seite 435.

[iii] Fidler/Merkle. 1999. Seite 95.

[iv] Ebenda.

[v] Ebenda.

[vi] Austria Presse Agentur 28.1.1987.

[vii] Austria Presse Agentur 16.1.1987.

[viii] Fidler/Merkle. 1999. Seite 95.

[ix] Austria Presse Agentur 11.2.1987.

[x] Fidler/Merkle. 1999. Seite 96.

[xi] Ebenda.

[xii] Austria Presse Agentur 24.11.1987.

[xiii] Austria Presse Agentur 2.12.1987.

[xiv] Austria Presse Agentur 21.1.1988.

[xv] Fidler Merkle. 1999. Seite 97.

[xvi] Austria Presse Agentur 21.1.1988.

[xvii] Austria Presse Agentur 21.1.1988..

[xviii] Austria Presse Agentur 21.1.1988.

[xix] Fidler/Merkle. 1999. Seite 100.

[xx] Austria Presse Agentur 18.9.1989.

[xxi] Auszug aus dem Hörfunkversuchsgesetz, der komplette Text siehe Anhang

[xxii] Fidler/Merkle. 1999. Seite 99.

[xxiii] Austria Presse Agentur 28.9.1989.

[xxiv] Austria Presse Agentur  6.10.1989.

[xxv] Austria Presse Agentur 6.10.1989.

[xxvi] Austria Presse Agentur 6.101989.

[xxvii] Fidler/Merkle. 1999. Seite 99.

[xxviii] ÖVP Presseausendung  (OTS) 10.11.1989.

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Amtsmissbrauch-Journaille drucken

Geht es Ihnen auch schon so dermaßen auf die Nerven wie mir? Halten Sie es auch nicht mehr aus, im Stunden-, Tages- und Wochentakt von sogenannten „Enthüllungen“ belästigt zu werden? Können Sie die Wörter zugespielt, pikant und brisant auch nicht mehr lesen, ohne dass Sie sich berechtigte Sorgen um die rechtsstaatliche Kultur Österreichs zu machen beginnen?

Kurz und gut: Glauben Sie auch, dass Herren wie Klenk, Nikbakhsh, Kuch oder Sankholkar eine Gefahr für die Zukunft des Journalismus in diesem Land sind – so absurd das auf den ersten Blick auch klingen mag? Wenn Sie eine dieser Fragen mit einem JA beantworten können, dann sind Sie in dieser Kolumne richtig. Wenn Sie alle Fragen mit NEIN beantworten können, dann sind Sie erst recht richtig, denn dann bedürfen Sie offensichtlich der verständnisvollen Belehrung.

Beginnen wir am besten ganz am Anfang. An der Wiege des sogenannten investigativen Journalismus im neueren Österreich standen Herr Ingenieur – später Professor Ingenieur – Alfred Worm und der AKH-Skandal. Damals, wir sprechen von den ganz frühen 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, hatte ein Mann im Alleingang wesentlichen Anteil daran, einen der größten Korruptions-Sümpfe trockenzulegen. Allein das rechtfertigt – ungeachtet seiner späteren mannigfachen und wohl auch krankheitsbedingten Entgleisungen – die Stiftung eines Preises für Enthüllungsjournalismus, der seinen Namen trägt. Was hat dieser Mann getan? Einfach gesprochen, Folgendes: Er hatte, ganz in der Tradition der Watergate-Aufdecker Bob Woodward und Carl Bernstein, gründlich recherchiert. Über Monate. Und er versorgte mit den Ergebnissen seiner Knochenarbeit die Behörden mit jenem Wissen, das sie in die Lage versetzte, Anklagen zu erheben und Verurteilungen zu erzielen.

So weit, so gut, richtig und vor allem wichtig. Welche Enthüllungen aber haben wir von den heutigen Enthüllungsjournalisten zu erwarten? Was haben sie bis jetzt geleistet? Ich will es Ihnen sagen: Die Herrschaften haben im Wesentlichen darauf gewartet, und warten nach wie vor darauf, wer in den Zimmern für Geheimnisverrat und Amtsmissbrauch gerade Journaldienst hat.

Und so lesen sich auch die Geschichten. Logischerweise. Denn Enthüllungen von Dingen, die den Behörden bereits bekannt sind und von den Behörden kommen, haben zwei entscheidende Nachteile: Zum einen bringen solche Enthüllungen gar nichts – eben, weil sie den Ermittlungsbehörden ohnedies schon bekannt sind. Sie führen höchstens dazu, dass keine fairen Prozesse mehr möglich sind. Oder glauben Sie, dass es in diesem Land einen Schöffen gibt, der Leuten wie Grasser, Hochegger, Meischberger oder Petrikovics auch nur halbwegs unvoreingenommen gegenübertritt? Wohl nicht. Ob irgendjemand von denen persönlich sympathisch oder eher ein Ungustl ist, hat nicht zu interessieren.

Das Totschlag-Argument der Enthüllungs-Junkies, dass nämlich ohne ihre Veröffentlichungen alles unter den Tisch gekehrt würde, darf nicht gelten. Das würde nämlich bedeuten, dass die Blüte unseres Journalismus, die sich Jahr für Jahr (die Peinlichkeitsgrenze überschreitend) Auszeichnungen verleihen lässt, der Justiz – vom Minister abwärts – kollektiv Amtsmissbrauch unterstellen würde. Womit wir schon beim zweiten Punkt wären: Die meisten der in den üblichen Enthüllungsmedien abgedruckten Papiere sind unter Begehung der strafbaren Handlung des Amtsmissbrauches (§ 302 Strafgesetzbuch) zustande gekommen. Viele der Journalisten, die dieses Geschäft bestreiten, tun dies zumindest als Beitragstäter. Ich fürchte, oft sind sie sogar Bestimmungstäter.

Unvergessen etwa die renommierte Presse-Wirtschaftsredakteurin Hedi Schneid, die in einer TV-Talk-Show die Beamten unverhohlen aufforderte, „Papierln an die Redaktion zu schicken“. Da fehlen einem dann die Worte. Die Ausrede, auf der Seite der sogenannten „Guten“ zu stehen, darf dabei nicht gelten. Denn wer bestimmt eigentlich, wer die „Guten“ sind? Ich darf daran erinnern, dass durch das Comité de salut public (den sogenannten Wohlfahrtsausschuss) des Herrn Maximilien Robespierre während der Französischen Revolution Hunderttausende zu Tode kamen. Im Namen der „Guten“. So weit sind wir – Gott sei Dank – noch lange nicht. Aber wer weiß? Vor allem: Welchen moralischen Anspruch hat jemand, der – um genau diesen Anspruch zu erfüllen – die Gesetze systematisch bricht? Eben.

Und weiter: Was machen all die heutigen Journalisten, wenn die Skandale vorbei sind und auf einmal keine Ermittlungsakten und Ähnliches mehr da sind, die weitergegeben werden können? Nichts mehr. Sie haben nämlich dann das Arbeiten gründlich verlernt. Das ist der dritte Vorwurf: Durch das Degradieren des journalistischen Berufes zum selbstgerechten Warten auf den Amtsmissbrauch ruinieren sie auch gleich den ganzen Berufsstand. Das sollten alle, die es angeht, vielleicht bei den Lob- und Hudelreden anlässlich der nächsten Journalistenpreisverleihung bedenken.

Dieser Text erschien auch in der renommierten Medienbranchen-Zeitschrift „Horizont“. Hans-Jörgen Manstein ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der Eigentümergesellschaft der Zeitschrift; er ist seit vielen Jahren die graue Eminenz und das laute Gewissen der Medienbranche, er hat beispielsweise auch als einer der ersten Kritik an den Bestechungsinseraten der Politik geübt.

www.horizont.at

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Die roten Meinungsmacher (19): Welches Monopol? – Die Kampfrhetorik der Monopolisten drucken

Da seit Mitte der 80er Jahre die Forderungen nach einer Liberalisierung des heimischen Rundfunkmarktes immer lauter werden und die Diskussion um das Rundfunkmonopol nicht und nicht verstummen will, die SPÖ aber wenig bis kein Interesse hat, den von ihr gelenkten ORF privater Konkurrenz auszusetzen, entwickelt sie im Laufe der Jahre eine breite Palette an Scheinargumenten zur Verteidigung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkmonopols und gegen die Pressefreiheit im elektronischen Bereich.

Eines der beliebtesten „Argumente“ zur Einzementierung des menschenrechtswidrigen ORF-Sendemonopols war, dass es dieses Monopol eigentlich gar nicht gibt. Viele Sozialisten sprechen deshalb nur vom „sogenannten“ Monopol. Denn schließlich könne, so SPÖ-Chef und Bundeskanzler Franz Vranitzky, „jedermann empfangen, was er wolle.“[i]

Ohne Störsender ist es kein Monopol

Dieser zynische Sager des Parteichefs war damals verbreitete und anerkannte Argumentations- und Parteilinie. Da man in Österreich ausländische TV-Sender via Kabel oder aufgrund der unvermeidbaren Einstrahlungen aus den Nachbarländern empfangen konnte, gebe es schließlich nur ein Sende-, aber kein Empfangsmonopol.

Die SPÖ war also stolz darauf, nicht, wie zu den Zeiten der Nationalsozialisten, das Empfangen und Abhören von ausländischen Sendern zu verbieten und unter Strafe zu stellen bzw., so wie in den kommunistischen Diktaturen üblich, Störsender zu betreiben, um den Empfang von Westsendern zu verhindern[ii] Obwohl es innerhalb der SPÖ immer wieder einzelne Bestrebungen in diese Richtung gab[iii].

ORF Generalintendant Teddy Podgorski zieht deshalb den Schluss: „Es gibt keinen Grund, das ORF-Monopol in Frage zu stellen. Bereits 40 Prozent aller österreichischen Haushalte können zusätzlich ausländische Fernsehprogramme empfangen. Damit seien Wettbewerb und Wahlmöglichkeit gegeben.“[iv] Punkt. Diskussion beendet.

Immer wieder verkauft die SPÖ diesen demokratie- und medienpolitischen Mindeststandard, den Empfang ausländischer Sender nicht zu verbieten, als große Errungenschaft und als Privileg für ihre österreichischen Untertanen. In einer Parlamentsdebatte zum Rundfunkmonopol weist etwa SPÖ-Zentralsekretär Josef Cap zum wiederholten Male daraufhin, dass es kein Empfangsmonopol gebe. „Man kann ja wirklich breit auswählen“[v], deshalb, so die nicht ganz schlüssige Folgerung des Zentralsekretärs, werde der Begriff Monopol von der FPÖ „missverständlich, fast agitatorisch“[vi]verwendet.

Sprich, der österreichische Bürger solle froh sein, dass ihm die SPÖ den Empfang ausländischer Sender nicht verbietet. Das deutsche RTL oder der britische SKY CHANNEL sind – folgt man dieser obskuren Argumentation – die Garanten für die Presse- und Meinungsfreiheit im elektronischen Bereich in Österreich. Dieses Nicht-Argument wird von allen Monopolhardlinern geradezu inflationär gebraucht.

Bereits 1983, zu einem Zeitpunkt, als die wenigen bereits verkabelten Haushalte gerade einmal die öffentlich-rechtlichen Sender aus Deutschland und der Schweiz empfangen konnten, verkündet Gewerkschafter Günter Nenning: „Das Monopol gibt’s ja nimmer, denn es kommen Programme aus dem Ausland.“[vii]

ORF: Der Schutz vor „Überfremdung“

Während auf der einen Seite die bösen kulturzersetzenden ausländischen Sender als Bannerträger der heimischen Rundfunkfreiheit herhalten müssen, werden gleichzeitig deren Betreiber, die ausländische Medienkonzerne, als große Gefahr für die heimische Medienlandschaft, die Hochkultur und die Identität Österreichs verkauft. Im Kampf für ihr anachronistisches Rundfunkmonopol setzen die Sozialisten und der ORF gerne und oft auf die nationale oder besser nationalistische Karte.

So meint etwa SPÖ-Chef und Bundeskanzler Franz Vranitzky:  „(…) gäbe aus gutem Grund – ein Sende-Monopol. dies ist im öffentlichen Interesse, weil es ein anliegen Österreichs sein muss, seine Kultur zu schützen und zu erhalten.“[viii] Die heimischen  Zeitungsverleger legen sogar noch einen drauf und sprechen wörtlich von „Überfremdung“. In einem Kommuniqué des VÖZ heißt es:

„Angesichts der allgemeinen Tendenz zur Überfremdung der österreichischen Wirtschaft sollte sichergestellt werden, dass die elektronischen Medien ausschließlich von Österreichern kontrolliert werden.“[ix]

Es geht sogar noch kriegerischer, wenn etwa ORF-Generalintendant Gerd Bacher die nahende Medienapokalypse verkündet: „Wir werden in der Schlacht um die Kultur hinweggefegt.“[x] Und linke ORF-Kuratoren warnen 1984: „Wir müssen jetzt sehr gut und schnell überlegen, wie wir verhindern, dass Ausländer in den österreichischen Markt einbrechen.“[xi]

In den 80er und frühen 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als die Political correctness noch in den Kinderschuhen steckte, konnten Sozialisten, Intellektuelle und andere Monopolbefürworter noch mit markiger Kampfrethorik und nationalistischen Tönen ungeniert Stimmung gegen die Rundfunkfreiheit machen. Man durfte sich noch auf die österreichische Identität – was ja nichts anderes, als die Jahre später von den Linken so verhöhnte Leitkultur ist – berufen, ja sie sogar mit deftigen Sprüchen verteidigen. Auch wenn es nie mehr als ein billiger Vorwand war, die eigene Machtsphäre und die finanziellen Interessen zu verteidigen und abzusichern.

Auch der nunmehrige Bundespräsident und damalige stellvertretende SPÖ-Chef Heinz Fischer sah im ORF den Garanten für die Erhaltung einer  „eigenständigen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen österreichischen Identität"[xii].

Der Erhalt der „österreichischen Identität“, die bezeichnenderweise für die SPÖ nur in der Medienpolitik eine relevante Rolle spielte, wurde zum Mantra der Monopolbefürworter.

Auch in den folgenden Jahren bemühte man immer wieder dieses Argument, wenn es galt, dem ORF weitere Sonderstellungen, Sonderrechte oder einfach nur viel Geld zuzuschanzen. Lediglich die Formulierungen und Ausdrücke wurden dem immer stärker um sich greifenden politisch korrekten Zeitgeist angepasst. Im Jahr 2006 klingt das bei Josef Cap dann so:  „(…) in einer Zeit, in der es kein Empfangsmonopol und kein Sendungsmonopol mehr gibt, in der aber alle daran interessiert sind, dass der ORF als eine Art kulturelles Identitätselement natürlich weiter existiert um die österreichische Kulturidentität weiterzuentwickeln“[xiii].

Der ORF soll die österreichische Identität nun nicht mehr „bewahren oder schützen“. 2006 hätte so etwas bereits einen politisch unangenehmen Hautgout gehabt. Deshalb geht es im politisch korrekten Kauderwelsch um eine nicht näher definierte Weiterentwicklung der österreichischen Kulturidentität (was auch immer das sein oder bedeuten mag).

Obwohl die Formulierungen im Laufe der Jahre immer schwammiger werden, verkauft die SPÖ ihren ORF stets als einzig legitimen Bewahrer und Hüter der österreichischen Identität, als Felsen in der neoliberalen Brandung. Um diesem Argument zumindest etwas Substanz zu verleihen, musste man deshalb Bedrohungen für den ORF bzw. für Österreich konstruieren bzw. aufbauschen. Peter Schieder, neben Cap einer der vehementesten Verteidiger des ORF Monopols, warnt etwa im Jahr 2001: „Keinesfalls wollen die Menschen, dass der ORF in ausländischen Besitz übergeht."[xiv] So, als ob das jemals ernsthaft zur Debatte gestanden wäre.

Privatsender: Gefährliche Volksverdummung

Zum argumentativen Standardrepertoire jedes sozialistischen ORF-Monopolbefürworters, jedes Linksintellektuellen und jedes erstsemestrigen Publizistikstudenten gehört auch der angebliche Qualitäts- und Niveauverlust, die Nivellierung nach unten, die mit der Liberalisierung des Rundfunkmarktes zwangsläufig einhergehen soll. Privatrundfunk war in der ORF-Monopolära – und ist es zum Teil noch bis heute – der Beelzebub der Linken. Ein Instrument der von der Frankfurter Schule erdachten Kulturindustrie zur Verdummung der Massen.

„Im deutschen Sprachraum ist der kulturpessimistische und gesellschaftskritische Ansatz der Frankfurter Schule mit dem Fokus auf den Begriff „Kulturindustrie“ vorherrschend.“[xv]

Privatrundfunkbetreiber waren und sind der Klassenfeind, den es zu bekämpfen galt und gilt. Wolfgang Langenbucher, Professor am Wiener Publizistikinstitut, ein typischer Vertreter seiner Zunft: „Sie (die Privatsender, A.d.V.) kennen auf der nach unten offenen Einfaltsskala keine Grenzen"[xvi].

Auch SPÖ-Mediensprecher Josef Cap will seinen Untertanen, pardon Mitbürgern, keine qualitativ minderwertigen Programme zumuten. Cap über die Privatsender: „es lässt sich ein ungeheurer Banalisierungsgrad feststellen".[xvii]

Es scheint so, als setzten sich jene Kräfte, die mit allen Mitteln das ORF-Rundfunkmonopol erhalten möchten, lediglich für Qualität, (Hoch)Kultur, Objektivität, Identität, Gerechtigkeit etc. ein, man stilisiert sich als Kämpfer für das Wahre, Schöne und Gute. „Hand in Hand marschiert man also mit dem ORF gegen das Privatfernsehen und hängt sich auf beiden Seiten das Mäntelchen der Moral um.“[xviii]

Hans Mahr – einst Kreisky-Wahlkampfmanager und später RTL-Chefredakteur – hat bei einem Symposium der ÖVP zur Zukunft der elektronischen Medien viele der Argumente der sozialistischen Rundfunkmonopolisten als das entlarvt, was sie zumeist immer waren, Vorwände, um die Kontrolle und Macht über die elektronischen Medien in Österreich nicht abgeben zu müssen:

Private machen schlechtes Programm

"Was gut und schlecht ist, was tiefes und hohes Niveau hat – diese Entscheidung sollte man dem mündigen Bürger überlassen und nicht einer Geschmackskommission aus angeblichen Bildungspolitikern und vorgeblichen Kulturträgern. Ganz im Ernst: Der mündige Staatsbürger darf seinen Abgeordneten wählen, damit das Schicksal des Landes beeinflussen, er hat wohl auch das Recht, sich sein Programm auszusuchen. Und zweitens: Die Qualität, das Niveau und die Professionalität von Fernsehmagazinen wie „Spiegel TV“ muss der öffentlich-rechtliche ORF erst liefern. Die Ernsthaftigkeit, die Spannung, die Härte des „Talk im Turm“ würde ich mir für den müde gewordenen „Club 2“ nur wünschen.

Nur der ORF gewährleistet österreichische Identität in einem gewaltigen deutschsprachigen Programmangebot.

Wieso eigentlich nur der ORF? Jeder, auch der private Programanbieter aus Österreich, wird sich auf sein primäres Publikum zu konzentrieren haben. Und das heißt: Österreichische Information, österreichischer Sport, österreichische Kultur und österreichische Unterhaltung für österreichische Fernsehkonsumenten."[xix]

Geändert hat sich seit den Ausführungen Hans Mahrs nichts. All diese kulturpessimistischen linken Klischees und Scheinargumente dienen vielen Sozialdemokraten und Linken bis heute als Vorwand, um die nach wie vor existierenden Sonderrechte der von ihr beeinflussten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt aufrechterhalten zu können.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.

Literatur

Luger, Kurt:  Lesarten der Populärkultur. In: Medienjournal, Nr. 4 1990

Mahr, Hans: Österreich – (K)ein Markt für private TV-Programmveranstalter?. In: Maier, Ferdinand (Hg.): Fernsehdämmerung über Österreich – Haben private Programmveranstalter eine Chance. Dokumentation eines Symposions der Österreichischen Volkspartei zur Neugestaltung der elektronischen Medienlandschaft am 24. Mai 1993 in 1993 in Wien, Technische Universität. Wien 1993

Maier, Ferdinand (Hg.): Fernsehdämmerung über Österreich – Haben private Programmveranstalter eine Chance. Dokumentation eines Symposions der Österreichischen Volkspartei zur Neugestaltung der elektronischen Medienlandschaft am 24. Mai 1993 in Wien, Technische Universität. Wien 1993

Sebor, Bernd: Radioliberalisierung - Die Diskussion in Österreich im Spiegel der internationalen Entwicklung. Diplomarbeit. Wien 1991

Endnoten

[i] Sozialistische Korrespondenz 1.12.1989.

[ii] Offensichtlich aus politischen Gründen wurden vom Rundfunk der DDR die Frequenzen 557 kHz (Sender Greifswald), 575 kHz (Sender Leipzig) und 1430 kHz (Sender Dresden) belegt, um die Sendungen des SFB (566 kHz), des Saarländischen Rundfunks (1421 kHz) und von Radio Luxemburg (1439 kHz) zu stören. Siehe dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%B6rsender (18.06.2011).

[iii] Siehe dazu etwa Kapitel 5. Der Himmelskanal

[iv] Austria Presse Agentur 12.6.1989.

[v] Stenographisches  Protokoll der 122. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. 1.12.1989.

[vi] Ebenda.

[vii] Wochenpresse 3.5.1983

[viii] Sozialistische Korrespondenz; 9.6.1989.

[ix] Siehe Sebor. 1991. Seite 13.

[x] Siehe Kurier 25.1.1984.

[xi] Siehe Die Presse 26.1.1984.

[xii] Sozialistische Korrespondenz 2.6.1993.

[xiii] Stenographisches  Protokoll der 158. Sitzung des Nationalrates. 12.7.2006.

[xiv] Sozialistische Korrespondenz 27.3.2001.

[xv] Luger. 1990. Seite 182.

[xvi] Austria Presse Agentur 1.4.1998.

[xvii] Austria Presse Agentur 14.4.1998.

[xviii] Multimedia 18.9.1983.

[xix] Maier (Hg.). 1993 Seite 13f.

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Geheimes und Gemeines: Daten, Akten, Konten drucken

Ein Land der unendlichen Widersprüche: Wenn Journalisten und Rechtsanwälte den Schutz ihrer eigenen Geheimnisse verteidigen, lassen sie die ganze Republik erbeben, und die Regierung gibt bereits nach 48 Stunden nach; wenn die SPÖ gleich das ganze Bankgeheimnis abschaffen will, schweigt hingegen die ganze Republik. Wenn eine dubiose Illustrierte 200.000 Mails widerrechtlich veröffentlicht oder wenn das mit einzelnen geheimen Aktenteilen geschieht, die unangenehm für Karl-Heinz Grasser klingen, applaudiert die Szene sogar; und sie denkt sich nichts dabei, wenn sie anderntags wieder lautstark nach noch mehr Datenschutz ruft.

Der gemeinsame Nenner unter all diesen Widersprüchen ist ein trauriger: Kein Mensch in diesem Land diskutiert noch sauber und ordnungspolitisch objektiv über die Grenze zwischen dem Bereich, der als Persönlichkeitsrecht des Bürgers geheim zu bleiben hat, und jenem, wo der Staat bei der Strafverfolgung hineinschauen darf. Sondern jeder diskutiert diese Frage immer nur anlassbezogen, ob es ihm selber nutzt, ob es einem politischen Feind schadet.

Wo ich selbst die Grenzen sehe? Nun, man kann sie weiter und strenger ziehen; für beides gibt es Argumente. Aber am wichtigsten ist: Die Grenzen sollten jedenfalls objektiv und nicht willkürlich gelten, wie es aber derzeit angesichts einer völlig überforderten Staatsanwaltschaft praktiziert wird.

Zweitens wäre wichtig: Es gibt eine Reihe von Gründen, viel mehr Transparenz herzustellen. Wäre wie in nordischen Ländern jeder staatliche Akt für jeden Bürger zugänglich, würde nämlich viel an Korruption von vornherein erstickt werden. Dann würden sich auch kriminelle und halbkriminelle Machenschaften erübrigen, gezielt einzelne Geheimakten hinauszuspielen. Dann würden nicht nur die von anonymen Kräften willkürlich ausgewählten Schweinereien bekannt, dann könnten wir vielmehr allen üblen Vorgängen nachgehen, unabhängig von den sehr gezielten Interessen mancher – meist selbst bestochener! – Medien oder ideologisch motivierter Beamter.

Es ist aber völlig absurd und skandalös, die staatlichen Akten und Daten weiterhin total geheim zu halten (wenn sie nicht gerade wieder einmal ein bestochener oder intriganter Beamter hinausspielt), aber zugleich zu verlangen, dass das Bankgeheimnis abgeschafft werden soll. Wie dies soeben der SPÖ-Abgeordnete Johann Maier getan hat. Er erhebt voll klassenkämpferischem Hass auf alle „Reichen“ seine Forderung primär im Interesse ausländischer Steuerfahnder, die nach seinen Wünschen auf jedes österreichische Konto durchgreifen könnten. Und er versetzt nebstbei dem Finanzplatz Österreich einen weiteren verheerenden Schlag nach all den Belastungen, die sich schon zuletzt die österreichische und ungarische Regierung einfallen haben lassen.

Aber wenn die SPÖ schon die Bürgerrechte endgültig zertrümmern will, dann müsste sie doch erst recht zustimmen, dass logischerweise auch beim Staat die Geheimhaltung zertrümmert wird (maximal bis auf wenige, sehr genau zu begründende Ausnahmen). Schließlich sind die totalitären Zeiten ja hoffentlich vorbei. Schließlich ist der Staat ja keine Person mit eigenen natürlichen Grundrechten, sondern nur ein Apparat, der Diener des Bonum commune, also aller Bürger sein sollte. Was das so streng verteidigte Amtsgeheimnis derzeit wirklich schützt, sind praktisch immer korrupte Beamte oder Politiker. Oder parteipolitische Schiebung. Oder Faulheit. Oder schlechte, meist von Lobbies und Sozialpartnern durchgesetzte Gesetze.

Die Politik ist aber nicht nur unwillig, das in Zeiten von Computerfestplatten ohnedies anachronistische Amtsgeheimnis abzuschaffen. Sie baut es sogar durch die schikanöse Bürokratie-Schutzmaschine Datenschutz ständig noch weiter aus.

Lächerliches Korruptions-Strafrecht

Sie präsentierte uns nun auch den Vorschlag eines neuen Korruptions-Strafrechts, der erwartungsgemäß lächerlich bleibt. Sie wirft dabei der Öffentlichkeit zur Ablenkung als Streitpunkt die unbedeutende Scheinfrage vor, ob kleine Geschenke im Wert von 99 Euro künftig legal sein sollen oder nicht. Aber die wirklich großen Dinge – die an diesem Ort schon genau aufgelistet worden sind – bleiben weiter tabu: etwa die Geschäfte von Parteifirmen; etwa die Pflicht zur Ausschreibung aller Aufträge, Einkäufe UND Verkäufe der öffentlichen Hand bis hinunter zu den Gemeinden ab einem Wert von (mindestens) 40.000 Euro pro Jahr. Interessanterweise lassen sich auch die diversen Antikorruptionsjäger von diesen wirklich wichtigen Fragen ablenken.

Noch unbefriedigender ist, dass auch den Verletzungen des gegenwärtigen Rechts nicht ernsthaft beziehungsweise sehr selektiv nachgegangen wird. So unternehmen weder Justiz noch Staatsanwaltschaft irgendwelche sinnvollen Schritte, um herauszufinden, wer immer wieder Schriftstücke an bestimmte Medien hinausspielt. Hat da vielleicht irgendjemand Angst, dass die Nachforschungen auf sehr hochrangige Justiz-Funktionäre treffen könnten? Man schaue sich nur nach dem Prinzip Cui bono an, wen genau jene Medien offenbar aus Dankbarkeit unterstützen, die immer wieder rechtswidrig Aktenteile erhalten (deren Inhalt sich ganz zufällig immer nur gegen Schwarz und Blau/Orange richtet, aber nie gegen die Korruption beispielsweise der Herrn Faymann oder Pöchhacker oder des ganzen Wiener Rathauses). Und man will schon gar nicht die Mittäterschaft (scheinbar) auflagenstarker Medien thematisieren.

Auch die eindeutig rechtswidrige Veröffentlichung von 200.000 Mails aus Computern der Telekom interessieren keinen Staatsanwalt. Obwohl dadurch für die Telekom ein katastrophaler Schaden entstanden ist, obwohl viele Kunden jetzt den staatseigenen Konzern zu meiden beginnen. Auch hier müsste schon lange eine Sonderkommission tätig werden.

Egal welche der am Gerüchtemarkt genannten Mail-Quellen der wahre Täter ist, sie müsste dringend stillgelegt werden. Es könnte zum einen sein, dass da eine Schrott-Mafia agiert, die alle ausgemusterten Computer von Schrotthändlern kauft und schaut, wie und wo man mit den vorgefundenen Mails Geld herauslocken oder erpressen kann (Experten können angeblich auch tausendmal gelöschte Texte noch auffinden und geleerte Papierkörbe wieder anfüllen, weshalb etwa professionelle Geheimdienste alte PC immer eigenhändig in Kleinstteile schreddern). Es könnte zum anderen sein, dass ein Kronzeuge da ein schmutziges Spiel versucht, der Zugang zu all diesen Mails hatte.

Apropos Kronzeuge: Die in Österreich neueingeführte Kronzeugenregelung erweist sich schon beim ersten Einsatz als höchst problematisch: Denn es entsteht stark der Eindruck, dass der Haupttäter hier billig einer Verurteilung entkommt, indem er einfach die Nebentäter ausliefert. Angesichts dieser Konstellation stellen sich alle Haare meines Rechtsempfindens auf. Würden die nicht eh schon angesichts der sonstigen Zustände seit längerem stehen.

PS.: Nein, das alles heißt nicht, dass ich von der Unschuld Grassers überzeugt wäre. Ich will nur im Gegensatz zu den übrigen Medien, dass auch ein Ex-Politiker Anspruch auf ein faires Verfahren nach den offiziell geltenden Regeln und nicht nach denen einer altrömischen Gladiatoren-Arena hat, wo nur die Willkür und das Gejohle von den Rängen über Leben und Tod entschieden.

PPS.: Nein, das alles heißt nicht, dass ich für einen erweiterten Zugriff des Staatsanwalts auf rechtsanwaltliche Aktennotizen oder Interviewmitschriften wäre. Ich will nur eines nicht: Während die Medien ihre eigenen Rechte lautstark durchsetzen und ausbauen können, fallen ihre eigenen Sauereien dem Mantel der Vergessenheit anheim.

 

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Die feministische Hysterie auf sieben Ebenen: Es reicht! drucken

Eigentlich hat man geglaubt, die kollektive Gehirnwäsche durch Feministen beiderlei Geschlechts könne nicht mehr schlimmer werden. Aber der dieswöchige Frauentag stellt einen neuen Höhepunkt dar – obwohl sich der Feminismus auch schon an einem halben Dutzend anderer künstlicher Gedenktage pro Jahr zelebriert. Frauen werden in der Tat in vielen Ländern der Welt sehr schlecht behandelt. In Deutschland oder Österreich kümmern sich die Feministen jedoch nicht um die wirklichen Übel, sondern pflegen ständig denselben – und x-Mal widerlegten Vorwurf  der ungleichen Bezahlung. Auf diesen wiederum gründen sie die Forderung nach Frauenquoten in attraktiven Jobs. In Wahrheit aber scheinen Frauen in vielen politischen Bereichen fast überrepräsentiert.

Viele werden ob dieser Aussage zusammenzucken: Wie kommt er denn zu dieser tollkühnen Aussage? Sitzen doch im Nationalrat mit 28 Prozent, im EU-Parlament mit 35 Prozent und in der Bundesregierung mit 43 Prozent deutlich weniger Frauen, als ihrem Anteil an der Bevölkerung entspräche. Wie immer wieder mit vorwurfsvollem Ton vorgetragen wird.

Warum nur Frauenquoten?

Doch hier kommt der erste kritische Einwand: Warum wird eigentlich ständig nur der geringe Frauenanteil thematisiert? Warum nicht der geringe Anteil von Selbständigen, Pensionisten, Studenten oder Angestellten und Arbeitern aus der Privatwirtschaft in der Politik? Warum nicht der viel zu große Anteil von Beamten, Gewerkschaftssekretären und Bauern? Wenn das ständige feministische Quoten-Mantra etwas mit Gerechtigkeit zu tun hätte, müssten diese noch viel krassere Verzerrung der Relationen bei den Berufen der Politiker noch viel intensiver thematisiert werden. Oder meint gar jemand, dass nur das biologische Geschlecht, nicht aber der Beruf oder das Alter politisch wichtig wäre?

Wäre das ständige Quoten-Gerechtigkeits-Gerede wirklich zum Nennwert  zu nehmen, dann müsste man ein total repräsentatives Parlament schaffen. In diesem müsste dann nicht nur jedes Geschlecht, sondern auch jede Altersdekade, jeder Beruf, jede Herkunftsregion, jede Religion, jede Muttersprache exakt ihrer Größe nach vertreten sein (und wenn man danach vorginge, was manchen Menschen besonders wichtig ist, dann müssten auch die Vegetarier, die Rapid-Anhänger und die Astrologie-Gläubigen ihre Quoten bekommen). Dann entscheidet aber keine freie Wahl mehr über die Zusammensetzung einer politischen Vertretung, sondern nur noch die Festlegung durch Statistiker.

Solange die Verfassung aber noch eine freie Wahl vorsieht, soll bitte weiterhin jede Partei ihr Angebot auch frei zusammenstellen können. Und wenn etwa die Grünen wirklich glauben, die Frauen fühlten sich dramatisch benachteiligt, dann mögen sie doch lauter Frauen aufstellen – und auf die 52 Prozent an weiblichen Stimmen hoffen.

Bürgermeisterin sein dagegen sehr

Kehren wir aber noch einmal zur Statistik zurück und kommen damit auch gleich zum zweiten Argument: Bei den Bürgermeistern beträgt der Frauenanteil gar nur 5 Prozent. Wie das? Warum ist es anscheinend für eine Frau leichter, Ministerin zu werden als Gemeindeoberhaupt? Und warum beklagen die Feministen dieses Missverhältnis seltsamerweise überhaupt nicht?

Die Antwort liegt auf der Hand: Der Bürgermeisterjob ist extrem unattraktiv. Er ist schlecht bezahlt und mit viel Arbeit und Verantwortung verbunden. Man denke nur an all die vielen widersprechenden Interessen rund ums Stichwort Bauen. Vor allem in kleinen Gemeinden sind da die Bürgermeister oft sehr unmittelbar sehr aggressiv ausgetragenen Kontroversen ausgesetzt. Tatsache ist daher, dass die Parteien immer öfter Probleme haben, auch nur einen einzigen Kandidaten für das Amt zu finden.

Das heißt aber: Gerade dort, wo die Frauen die geringste Quote erzielen, würden ihnen rote Teppiche ausgebreitet, wenn sie sich nur dafür bereit fänden. Dort würde auch keine unter Verdacht geraten, bloß der Quote wegen in eine Funktion gekommen zu sein. Zugleich wäre eine Tätigkeit als Bürgermeister die beste Vorschulung, um dann auch auf Landes- und Bundesebene Führungsverantwortung übernehmen zu können.

Aber ganz offensichtlich ist das vielen ein zu mühsamer Weg. Ganz offensichtlich geht es beim Feminismus nur um den Kampf eines sehr kleinen Klüngels von Frauen um bequeme Rosinenpositionen wie etwa in Aufsichtsräten. Was aber niemand zu thematisieren wagt.

Denn sowohl in den Medien wie auch in den Parteien werden alle „Gender“-Themen den Frauen überlassen. Man schaue nur, wie die ÖVP-Männer beim Hymnen-Schwachsinn eingeknickt sind. Man schaue nur, wer die einschlägigen Beiträge verfasst. Die Männer gehen der Auseinandersetzung als feige Weicheier aus dem Weg, oder glauben irrigerweise, da ein unbedeutendes Orchideenthema ignorieren zu können. Als ob die personelle Qualität der Führungsebenen jemals ein unbedeutendes Orchideenthema wäre.

Magere Bilanz in der Regierung

Das Stichwort Qualität bringt uns gleich zur dritten Argumentations-Ebene: Haben die Frauen in der Politik besondere Erfolge erzielt? Nun, die gegenwärtige Regierung, in der es schon fast die angestrebte Parität gibt, ist ein lebender Gegenbeweis. Denn bei den wenigen auffindbaren personellen Pluspunkten der Regierung findet sich kaum eine Frau.

Auf roter Seite fallen einem bestenfalls die Namen Hundstorfer und Schieder (sowie bei zugehaltener Nase Ostermayer) ein, wenn man nach fähigen Menschen sucht. Bei den Schwarzen sind es derzeit primär die Herren Töchterle und Kurz. Bei der ÖVP gibt es allerdings auch eine Maria Fekter, die ich einst sogar als Wunsch-Parteiobmann genannt habe. Sie hat freilich rund ums Sparpaket viel an Glaubwürdigkeit verloren. Bei Blau und Orange gibt es ohnedies fast keine Frauen. Und bei den vielen grünen Frauen fällt lediglich Gabriela Moser als ernsthaft und seriös auf.

Wirtschaft und Politik: Frauen desinteressiert

Viertens: Aber vielleicht werden die Frauen trotz großen Interesses und großer Fähigkeit nur durch viele männliche Hindernisse von den Spitzenfunktionen in Politik und Wirtschaft ferngehalten? Dem darf ich einmal die persönliche Beobachtung entgegenhalten: Ich habe an Hunderten Diskussionen und Vorträgen zu politischen und wirtschaftlichen Themen teilgenommen, in welcher Rolle immer, ob als Zuhörer oder als Mitdiskutant. Unter den Zuhörern waren dabei praktisch immer maximal zehn bis zwanzig Prozent Frauen – am Podium war ihr Anteil hingegen meist deutlich größer.

Wer hindert Frauen, Vorträge oder Diskussionen anzuhören, die öffentlich und frei zugänglich sind? Und kann man sich dabei nicht ein hervorragendes Bild von den wichtigsten aktuellen Argumenten, Themen und Problemen machen, die man kennen sollte, wenn man höher hinauf will? Oder ist es eh wurscht, ob man sich zuvor für Themen auch sachlich interessiert hat, für die man die Verantwortung und Macht haben will?

Berufsfeministen werden sofort entgegenhalten: Ja, die Frauen würden ohnedies gerne, aber sie haben die Kinder am Hals! Was maximal halb richtig ist (und die Notwendigkeit einer guten Vorbereitung auf Verantwortungs-Jobs auch nicht aus der Welt schafft). Bei den weiblichen Akademikern – und gerade die kommen ja primär für Spitzenfunktionen in Frage – hat nur noch jede zweite ein Kind. Die Hälfte ist daher durch keine Kinder abgehalten, sich bei solchen Veranstaltungen weiterzubilden und zu engagieren. Sofern sie wirklich an Politik und Wirtschaft interessiert wäre.

Aber eben das ist ganz offensichtlich nach wie vor nur eine kleine Minderheit. Leider. Das zeigt sich auch in zeitungsinternen Studien. Diese analysieren genau das Leserverhalten. Und dabei hat sich ganz klar herausgestellt: Eine signifikantes weibliches Interesse gibt es nur für die Kulturseiten einer Zeitung. An der Chronik sind beide Geschlechter in etwa gleich interessiert. Bei der Politik gibt es hingegen ein klares Übergewicht des männlichen Interesses, und bei der Wirtschaft (wie auch beim Sport) ein dramatisches.

Wer verbietet Frauen den „Economist“ oder Wikipedia?

Womit wir beim fünften Argument sind. Dieses weibliche Desinteresse an Wirtschaft und Politik lässt sich durch neue Daten aus internationalen Quellen noch viel dramatischer beweisen als durch meine persönliche Beobachtungen. Die man ja glauben mag oder auch nicht.

So stellen bei der weltweit führenden Wissens-Plattform Wikipedia die Frauen nur ganze 15 Prozent der Autoren. Das ist also genau jener Prozentsatz, den meine Beobachtung der weiblichen Zuhörer bei relevanten Diskussionen ergeben hat. An Wikipedia mitarbeiten könnte man aber auch dann, wenn man zwar brennend an wirtschaftlichen oder wissenschaftlichen oder politischen Themen interessiert ist, aber der Kinder wegen einige Jahre ans Haus gefesselt ist. Offenbar hält sich aber auch dann das Engagement in Grenzen.

Noch einfacher wäre es etwa, die weltweit in Sachen Wirtschaft und Politik führende Zeitschrift zu lesen. Die kommt ganz einfach mit dem Postboten ins Haus. Die könnte man beispielsweise anstelle des bei Frauen überdurchschnittlich hohen TV-Konsums lesen. Doch der „Economist“ wird nur zu 13 Prozent von Frauen gelesen, wie die Zeitschrift jetzt selbst bekanntgegeben hat.

Mit welchem Recht, so frage ich daher zunehmend empört, verlangen da einige Kampffeministen dann nicht nur für die Politik, sondern auch für den Aufsichtsrat vollkommen privatwirtschaftlicher Aktiengesellschaften einen 30-, 40- oder gar 50-prozentigen Frauenanteil? Wenn Frauen nicht einmal in nennenswertem Umfang bereit sind, sich auf irgendeine intensive und seriöse Weise mit den wirtschaftlichen und politischen Fragen zu beschäftigen, dann sind diese Forderungen unberechtigt und unseriös. Wenn man überhaupt in Quoten zu denken bereit wäre.

Norwegen: Frauenquoten reduzieren Gewinne

Aber vielleicht sind die paar Frauen aus der kleinen Zahl, die sich doch dafür interessiert, besonders toll? Womit wir auf der sechsten Ebene des Nachdenkens angelangt sind. Aber auch hier können die Feministen nicht punkten. Denn nicht nur die österreichische Politik zeigt ein eher ernüchterndes Bild von der Leistung der Frauen. Es hat auch noch niemand behauptet, dass sich unsere Universitäten qualitativ verbessert hätten, seit dort in den letzten Jahren viele Frauen Professorenjobs bekommen haben. Die an manchen Instituten kursierenden unfreundlichen Kommentare über die Qualität der weiblichen Professoren lassen wir als möglicherweise unseriös und subjektiv beiseite.–

Dafür gibt es in der Wirtschaft harte Zahlen über die Erfolge der Quotenfrauen. Selbst der knalllinke Züricher „Tagesanzeiger“ musste dieser Tage über eine neue Studie berichten: Norwegische Firmen, die vom Gesetz zu mindestens 40 Prozent Frauen im Führungsgremium verpflichtet sind, erzielen um mehr als vier Prozent weniger Gewinn. Sowohl im Vergleich zu früher, wie auch im Vergleich zu quotenfreien norwegischen Firmen, wie auch im Vergleich zu anderen skandinavischen Firmen. Ob es da ein großer Trost – oder vielleicht gar die Ursache der mageren Ergebnisse – ist, dass bei den Frauen-Firmen die Personalkosten deutlich höher sind, dass also die Bereitschaft geringer ist, Mitarbeiter zu kündigen, wenn sie nicht benötigt werden?

Der Trick mit der Einkommenstatistik

Aber jedenfalls ist doch die Aussage der Statistik skandalös, dass Frauen für die gleiche Leistung viel weniger verdienen! Die siebente Argumentationsebene. Nun, wenn die Statistik das wirklich aussagen würde, wäre es in der Tat skandalös. Aber das tut sie mitnichten. Und skandalös sind nur jene, die das noch immer behaupten.

Statistiken zeigen zwar, dass Frauen um fast 40 Prozent weniger verdienen als die Männer. Sie zeigt freilich ebenso, dass Frauen beim Geldausgeben, beim Geldanlagen plötzlich in gleicher oder in stärkerer Weise aktiv sind als die Männer! Sie leiden also trotz geringeren Einkommens nicht an Geldmangel.

Schaut man sich diese 40 Prozent Differenz genauer an, was aber viele, vor allem weibliche Journalisten scheuen, dann zerrinnen auch diese 40 Prozent. Nur kein Vorurteil durch Recherche zerstören.

  • Nimmt man als ersten Schritt die teilzeitbeschäftigten Frauen aus der Statistik heraus, dann beträgt der Unterschied plötzlich nur noch 19 Prozent.
  • Es gibt jedoch auch bei den verbleibenden Vollbeschäftigten dramatische Unterschiede: auch wenn das von der (zufälligerweise dem Bundeskanzler unterstehenden!) Statistik Austria merkwürdiger nicht berücksichtigt oder auch nur erwähnt wird, so zeigen viele andere Studien, dass Männer weit mehr Überstunden machen als Frauen (übrigens besonders dann, wenn sie für Kinder zu sorgen haben). Was naturgemäß das Einkommen erhöht.
  • Von der Statistik Austria nicht berücksichtigt wird auch der frühere Pensionsantritt der Frauen: Dieser bringt die Frauen gerade um jene Jahre, in denen man nach den meisten Kollektivverträgen am meisten verdient. Was sich auch im statistischen Schnitt stark auswirken muss.
  • Dieses Pensionsalter wirft aber auch schon in früheren Jahren negative Schatten voraus: Während bis zum 45. Lebensjahr Männer und Frauen etwa gleich intensiv an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen, bricht diese Teilnahme danach bei den Frauen signifikant ab. Die Teilnahme an Kursen wird offenbar nicht mehr als sehr sinnvoll angesehen, wenn jemand eh bald in Pension gehen kann. Ohne Weiterbildung gibt es dann natürlich auch meist schlechtere Vorrückungsmöglichkeiten und Bezahlung. Aber an dieser Logik der Kollektivverträge sind einzig die Gewerkschaften und nicht „die“ Männer oder die Arbeitgeber schuld. Denn wären die so frauenfeindlich wie unterstellt, würden ja auch die jüngeren Frauen bei der Weiterbildung benachteiligt.
  • Diese Kollektivverträge, die alleine die Jahre der Berufstätigkeit oder Firmenzugehörigkeit ohne Rücksicht auf Leistung belohnen, bringen auch noch einen zweiten echten Nachteil für die Frauen: Sie haben nach der Babypause weniger Dienstjahre und damit Einkommen als die gleich alten Männer.
  • Die Statistik berücksichtigt schon gar nicht das – möglicherweise krankhafte und üble, aber jedenfalls vorhandene – Ehrgeiz-„Hormon“ der Männer. Diese wollen viel verbissener Karriere machen als die meisten Frauen und reiben sich daher im Job auf. Was jeder Arbeitgeber legitimerweise für seine Interessen nutzt. Was sich aber natürlich auch im Gehalt niederschlägt.
  • Die Statistik ignoriert auch die allerwichtigste Tatsache: Frauen entscheiden sich für Berufe und Studien nach dem Wohlfühlfaktor und nicht nach den Verdienstmöglichkeiten. So findet man sie auf den Universitäten halt am allerwenigsten bei den auf dem Arbeitsmarkt allergesuchtesten Richtungen. Technik, Montanistik oder Naturwissenschaft sind fast reine Männerdomänen (auch wenn ständig die einzige feministische Vorzeigeforscherin präsentiert wird). Dasselbe spielt sich bei den Lehrberufen ab: Die Mädchen drängen alle nach wie vor Richtung Friseur, Kosmetik, Einzelhandel oder Tourismus und kaum dorthin, wo der Markt viel besser zahlt. Während auch die jungen Männer viel stärker nachdenken: Was verdien ich in welchem Beruf?

Die vielen Friseurinnen oder Kunsthistorikerinnen mögen ihr Glück finden oder auch nicht. Aber es ist mies, an all diesen Erscheinungen den Männern die Schuld zu geben. Die Ursachen der statistischen Differenz – soweit sie nicht überhaupt nur eine manipulative Darstellung sind – sind andere: teils Entscheidungen der Frauen, teils die Politik der Gewerkschaften (auch wenn sich diese verbal noch so feministisch gerieren).

Ich bin immer bereit, mich selbst- oder fremdzuschämen. Nur möge man davor zumindest einen einzigen echten Anlass dafür nennen. Die Feigheit der meisten Männer, dem Feminismus-Getue entgegenzutreten, ist jedenfalls kein Grund zur Scham, sondern nur zum Ärger. Selbst die zahllosen nur von der Feminismus-Ideologie lebenden Gleichberechtigungsbeauftragten können keine konkrete Diskriminierung in einem relevanten Umfang aufzeigen.

Wo es wirkliche Frauennot gibt

Dabei gibt es in der Welt wirklich schlimme Dinge, gegen die man mit voller Kraft kämpfen müsste: gegen die Frauenbeschneidungen in großen Teilen der afrikanischen und islamischen Welt; gegen die iranische „Ehe auf Zeit“, nach der die beliebig verstoßenen Frauen Null Rechte haben; gegen das in Afghanistan von den Religionsführern geforderte Verbot, dass Frauen irgendwo mit Männern zusammenarbeiten; gegen das in Saudiarabien geltende Verbot, ohne einen männlichen Verwandten in einem Auto zu fahren; gegen die Tausenden Tötungen von Frauen ohne Mitgift in Indien; oder gegen die gezielte Abtreibung von weiblichen Föten in vielen asiatischen Ländern.

Zu all diesen Dingen hört man erschütternd wenig Engagement. Statt dessen fordert die Frauenministerin, dass die AMS-Ausgaben zur Hälfte Frauen zugute kommen müssen – obwohl prozentuell wie absolut viel mehr Männer als Frauen arbeitslos sind. Statt dessen moderieren am Weltfrauentag in Krähwinkel, pardon: im ORF nur Frauen.

Wenn das kein historischer Erfolg des Feminismus ist!

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Das Wasser und der Kalif drucken

Eine gute, eine schlechte Nachricht – aber beide passen nicht in den linken Mainstream. Und sie stoßen daher beide auf wenig Begeisterung.

Die gute Meldung zuerst: Schon neun von zehn Menschen trinken laut UNO sauberes Wasser. Das passt total in viele andere gute Meldungen der letzten Zeit: Die Lebenserwartung steigt in fast allen Ländern (bis auf die ganz linken wie Nordkorea oder Zimbabwe). Und: Der Anteil der Analphabeten sinkt trotz steigender Lebenserwartung. Aber all diese Tatsachen werden totgeschwiegen, obwohl sie von der relativ unverdächtigen UNO kommen. Denn sie passen ja nicht in die ach so modische Hetze gegen die Globalisierung und die weltweite Marktwirtschaft. Und sie passen schon gar nicht zu dem gebetsmühlenartig repetierten Spruch linker Gutmenschen, dass die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher würden. Der aber hinten und vorne nicht stimmt. Warum das alles verschwiegen beziehungsweise erlogen wird? Weil erstens das linke Weltbild es so verlangt. Und weil zweitens eine riesige Armee von Organisationen und „Experten“ davon lebt, dass immer alles immer schlechter wird. Weshalb die Steuerzahler sie immer mehr zu finanzieren hätten.

Die schlechte Meldung: Ein Anhänger der Kalifats-Ideologie namens Shaker Assem darf im ORF die Aussage verbreiten, dass Moslems auch nach Erhalt der Staatsbürgerschaft aus religiösen Gründen nicht wählen dürfen. Wenn jemand die unbestrittene Tatsache, dass Mohammed mit einer Neunjährigen Geschlechtsverkehr hatte, als Kinderschändung bezeichnet, wird er von der BSA-Staatsanwaltschaft über zwei Instanzen verfolgt. Wenn jemand die österreichische Demokratie solcherart angreift, bekommt er sogar den ORF als Plattform. In Deutschland hingegen dürfen die Kalifats-Fanatiker (sie wollen einen ausschließlich von islamischen Klerikern regierten Staat) längst nicht mehr öffentlich auftreten. Aber bei uns in Bagdad . . .

 

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Die roten Meinungsmacher (18): Teddy statt Tiger: Bachers zweiter Abgang drucken

Im Dezember 1985 wechselt völlig überraschend der neue Informationsintendant Franz Kreuzer in das Kabinett von Fred Sinowatz. Kreuzer wird der Nachfolger von Gesundheitsminister Kurt Steyrer, der als Spitzenkandidat für die SPÖ in den Präsidentschaftswahlkampf gegen Kurt Waldheim zieht.

Bundeskanzler Sinowatz hat als neuen Informationsintendanten, ohne jede Absprache mit Gerd Bacher, den bisherigen Sportchef Thaddäus „Teddy“ Podgorski auserkoren. Der brüskierte Bacher stimmt vorerst zähneknirschend der provisorischen Leitung der Informationsintendanz durch Podgorski zu. Wenige Wochen später entbindet er den Schützling von Bundeskanzler Sinowatz jedoch wieder von seinen Aufgaben als Informationsintendant und macht sich auf die Suche nach einen neuen Kandidaten.

Um die verärgerte SPÖ ein wenig zu beruhigen, versucht Bacher den populären Hugo Portisch für diesen Job zu gewinnen. Ein weiterer strategischer Fehler. Denn der ohnehin bereits beleidigte Sinowatz rechnet Portisch dem bürgerlichen Lager zu. Die SPÖ winkt ab, Bacher muss einen neuen Kandidaten finden, der die SPÖ doch noch zufrieden stellt. Anfang 1986 nominiert er Johannes Kunz, der sieben Jahre lang Kreiskys Pressesekretär war. Diese Personalentscheidung konnte die „Wogen der Erregung in der SPÖ nur kurzfristig glätten“.[i]

Kunz gilt auch innerhalb der SPÖ nur als medienpolitisches Leichtgewicht und mit seiner neuen Position als vollkommen überfordert. Das Standing Bachers in der SPÖ verschlechtert sich weiter, die ÖVP ist nach der Novellierung der Rundfunkreform ohnehin schlecht auf ihn zu sprechen, Bacher hat sich mit seinen machtpolitischen Schachzügen ins Abseits manövriert, der Tiger verwandelt sich zusehends in eine Hauskatze.

Weiteres Ungemach kommt auf Bacher zu, nachdem Kurt Waldheim die Wahl zum Bundespräsidenten gewinnt. Die durch die Krise der verstaatlichten Industrie ohnehin schon gebeutelte SPÖ wird durch die Niederlage ihres Spitzenkandidaten Kurt Steyrer völlig verunsichert. Als eine der Ursachen für diese Niederlage orten die Sozialsten die angeblich zu Waldheim-freundliche Wahlkampfberichterstattung im ORF.

Bacher ohne Mehrheit

Für die anstehende Generalintendantenwahl hat Bacher damit nicht gerade die besten Karten, obwohl ihm nach wie vor einige hochrangige SPÖ-Politiker, wie etwa der Grazer Bürgermeister und ORF-Kurator Alfred Stingl, die Treue halten. Trotzdem werden die Bacher-kritischen Stimmen innerhalb der SPÖ immer lauter.

Bacher legt sich deshalb mächtig ins Zeug und macht der SPÖ ein verlockendes Angebot. Und zwar „die Wiederwahl des gesamten ORF-Führungsteams, das bei der letzten Wahl vor vier Jahren eine deutliche Mehrheit erhalten hatte. Der interimistische Informationsintendant Johannes Kunz werde in absehbarerer Zeit aus seiner Funktion ausscheiden und der SPÖ sollte es dann freistehen, einen Nachfolger zu nominieren.“[ii]

Doch Bacher hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Für ihn ist der Zug abgefahren. Die Genossen reagieren auf seine beinahe schon verzweifelten Angebote mit Häme. Ein SPÖ-Kurator: „Der Bacher hat geglaubt, das ist eine g’mahte Wiesen. Jetzt rennt er wie verrückt herum und verteilt Geschenke. Ich habe den Tiger noch nie so sehr als Bettvorleger erlebt wie jetzt. Da schaut ja nur mehr das Schwanzerl raus.“[iii]

Die SPÖ hat die letzte Generalintendanten-Wahl noch in schlechter Erinnerung und will diesmal keinerlei Risiko eingehen. All ihre Kuratoren müssen für Podgorski stimmen. Die letzten verbliebenen sozialistischen Bacher-Freunde werden deshalb vom SPÖ Zentralsekretär und ORF-Kurator Heinrich Keller auf Linie gebracht: „Wenn die Partei eine Linie beschlossen hat, haben sich alle daran zu halten, egal welche persönlichen Präferenzen sie haben.“[iv]

Am 7.Juli 1986 wird Teddy Podgorski zum neuen Generalintendanten gewählt. Die Arbeiterzeitung jubelt: „Und diesmal kommt er wohl nicht wieder. Es schien ja, als hätte er sieben Leben.“[v] Auch in diesem Fall sollte sich die Arbeiterzeitung täuschen.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächstes Kapitel: Welches Monopol? – Die Kampfrhetorik der Monopolisten)

Literatur

Fidler, Harald; Merkle, Andreas: Sendepause – Medien und Medienpolitik in Österreich; Oberwart 1999

Godler, Haimo; Jochum, Manfred; Schlögl Reinhard; Treiber, Alfred (Hg.): Vom Dampfradio zur Klangtapete – Beiträge zu 80 Jahren Hörfunk in Österreich; Wien 2004

Kriechbaumer, Robert: Zeitenwende – Die SPÖ-FPÖ Koalition 1983-1987. Wien 2008

Endnoten

[i] Kriechbaumer. 2008. Seite 431.

[ii] Kriechbaumer. 2008. Seite 433.

[iii] Siehe Wochenpresse Nr. 27 1986.

[iv] Kriechbaumer. 2008. Seite 434.

[v] Kriechbaumer. 2008. Seite 434.

 

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Millionengrab ÖH: Ein Cafe wird rot drucken

 

Die grün-kommunistisch-sozialistische Führung der Hochschülerschaft donnert derzeit gleich doppelt gegen die Wand: Zuerst beschließt sie, riesige Beträge an Zwangsgebühren im Kampf gegen die Studiengebühren zu vergeuden; und jetzt dürfte auch für das teure Skandalprojekt der ÖH, das „Cafe Rosa“, das Aus gekommen sein.

Die Cafe-Peinlichkeit reiht sich nahtlos an die anderen Seltsamkeiten dieser Hochschülerschaft. Diese wird von Zwangsbeiträgen aller Studenten gefüttert. Was freilich nicht heißt, dass sie damit sorgsam umgehen würde. Was freilich nicht heißt, dass sie die Interessen aller Studenten vertreten würde.

Denn diese sind, wie jüngste Meinungsumfragen zeigen, im Gegensatz zu den ÖH-Funktionären mehrheitlich eindeutig für Studiengebühren und Zulassungsbeschränkungen an den Universitäten. Diese Einstellung spricht für die Reife und Intelligenz der Studenten. Weniger Reife und Intelligenz zeigen sie freilich, wenn sie regelmäßig in großer Mehrheit den ÖH-Wahlen fernbleiben. Denn das ermöglicht extremistischen Randgruppen, die Mehrheit zu erringen, das Geld aller Studenten zu verschwenden, sich als deren Sprecher auszugeben und gegen deren Interessen zu arbeiten.

Es liegt auf der Hand, dass ein unbeschränkter und unentgeltlicher Hochschulzugang nicht im Interesse der Studenten liegt. Diese können ja nur dann ordentliche Studienbedingungen vorfinden, wenn nur jeweils so viele Studenten zugelassen werden, wie ordentlich betreut werden können. Mit ihren Forderungen, es müsse anstelle von Zugangsbeschränkungen unbegrenzt Geld her, kann die ÖH-Führung in Zeiten wie diesen höchstens noch eine Laura Rudas überzeugen.

Die ÖH-Führung fällt aber nicht mehr bloß durch die Skurrilität ihrer politischen Aussagen auf, sondern auch durch die Vernichtung der Beitragsgelder der Studenten. Was besonders absurd ist, weil die selbe ÖH gleichzeitig jeden Tag betont, dass auch ein nur mäßiger Beitrag der Studenten zur Finanzierung ihres Unterrichts nicht zumutbar sei.

Die ÖH will nun Tausende Studenten gegen die Studiengebühren klagen lassen – und hat dafür Millionen Euro an Ersparnissen aufgelöst. Klagen haben nämlich das blöde Risiko, das man sie auch verlieren kann. Daher will die ÖH die gesamten Prozess- und Anwaltskosten aus der gemeinschaftlichen Zwangs-Schatulle aller Studenten bedecken. Das ist zwar ein bisserl ein Amtsmissbrauch, aber die extremistischen Linksfraktionen genehmigen sich diesen vorsichtshalber „demokratisch“ (wobei ihnen immer wieder die sich als unpolitisch tarnenden Fachschaftslisten die Mauer machen).

Es wird mit Millionenrisiko auf Kosten der Zwangsbeiträge geklagt, obwohl zur Klärung der Rechtsfrage auch ein einziger Musterprozess genügen würde. Eine Konzentration auf einen Musterprozess würde sowohl die ÖH- wie auch die Unibudgets schonen.

Es wird mit Millionenrisiko auf Kosten der Zwangsbeiträge geklagt, obwohl die Uni-Rektoren bei der Wiedereinführung der Studiengebühren ohnedies sehr knieweich vorgehen: Zumindest die Rechtsansicht des Wissenschaftsministeriums würde den Unis nämlich die Einführung von Gebühren für alle erlauben. Dennoch wird nur eine kleine Minderheit von Studenten mit der Gebühr belastet. Die Einführung für alle, die sich‘s leisten könnten, hat man sich nicht getraut. Offenbar haben die Unis eh genug Geld.

Das Ministerium ist nach Aufhebung der bisherigen Regelungen durch das Verfassungsgericht jedenfalls der Ansicht, dass jede Uni frei in der Gebührenfestsetzung sei. Objektiverweise muss man freilich festhalten, dass es sich dabei primär auf ein naturgemäß immer problematisches Gutachten eines Heinz Mayer stützt. Eine rechtliche Absicherung der Studiengebühren ist jedoch bisher an der SPÖ gescheitert.

Die Hochschülerschaft kämpft jedenfalls mit großem Geldeinsatz aus den Gebühren aller für die rund 15 Prozent der Studenten, die schon früher gebührenpflichtig waren und die es jetzt wieder werden: Das sind Nicht-EU-Ausländer und Bummelstudenten, die schon saftig mit dem Studium in Verzug sind.

Randbemerkung: Einige Unis wollen seltsamerweise nicht einmal dieser Gruppe eine Studiengebühr vorschreiben, nämlich die  Kunstunis. Obwohl dort die Kosten pro Student die weitaus höchsten sind. Obwohl es dort die höchsten Ausländeranteile gibt, in manchen Fächern über 90 Prozent. Im Klartext: Die Steuerzahler subventionieren mit viel Steuergeld Japaner und Südkoreaner, die mit dem Imagegewinn durch ein Studium in der Welthauptstadt der Musik Karriere machen wollen. Dabei stammen diese in den meisten Fällen aus durchaus begüterten Familien. Wir subventionieren jeden einzelnen von ihnen mehr als den österreichischen Durchschnittsstudenten, und auch mehr als jeden, der zukunftswichtige und teure Studien wie Technik und Naturwissenschaft belegt.

Das kapitalistische Los des antiheteronormativen Cafes

Aber zurück zum geldverschwenderischen Kampf der ÖH gegen die Interessen der Studenten. Die Dummheit dieser Agitation wird noch durch die Vorgänge rund um das „Cafe Rosa“ weit übertroffen.

Mit diesem Cafe hatte sich die ÖH der Wiener Uni über einen Verein als Unternehmer versucht. Und schweren Schiffbruch erlitten. Dieser Schiffbruch wird im Ideologen-Slang einer Maria Clar von der ÖH-Führung so umschrieben: „In den Evaluierungen zeigt sich, dass ein emanzipatorisches Projekt in einem kapitalistischen System einfach sehr schwer umsetzbar ist.“

Auf Deutsch bedeutet das: Alle Angestellten sind bereits ganz kapitalistisch gefeuert worden. Auf der Homepage des Cafes hat es seit einem Monat keine Eintragung gegeben, und seit August nicht einmal ein Posting. Derzeit stehen die ÖH-Linksfunktionäre selbst hinter der Theke. Sofern diese noch offen hat. Offiziell wird freilich eine Schließung dementiert.

Das Linksradikal-Cafe der ÖH, genauer gesagt des von der ÖH finanzierten „Vereins zur Förderung der Emanzipation von Studierenden“, war nicht gerade billig: Bisher hat es nach Angaben von ÖH-Funktionären schon 500.000 Euro gekostet. Aus den Taschen aller Studenten.

Die Täter wollen über das Lokal „Diskussion über ein System erreichen, das sich nach den Bedürfnissen der Menschen und nicht nach Kapitalakkumulation richtet.“ Zu den Bedürfnissen der Menschen zählt es laut ÖH offenbar, für solche Projekte ungefragt zahlen zu müssen.

Zu den Bedürfnissen eines ÖH-Menschen wiederum gehört nicht nur der teure, aber zumindest harmlose Fair-Trade-Kaffee, sondern auch die „Verschriftlichung politischer Grundsätze“. So mussten sich die Mitarbeiter beispielsweise verpflichten, eine „antiklerikale Gesinnung“ umsetzen, ebenso wie alle anderen Adjektiva, die sich in jener Verschriftlichung finden. Diese lauten im O-Ton: „basisdemokratisch, feministisch, antisexistisch, progressiv, antidiskriminierend, antirassistisch, emanzipatorisch, ökologisch-nachhaltig, antifaschistisch, antinationalistisch, antiklerikal, antipatriarchal, antiheteronormativ, antikapitalistisch und solidarisch.“

Solche in Summe zweifellos totalitären Anstellungserfordernisse sind zwar bei einem mit öffentlich-rechtlichen Geldern geführten Betrieb eigentlich grob verfassungswidrig. Das stört aber die rot-grünen Dumpfgummis nicht weiter. Freilich könnten ob dieser Verfassungsverletzung angestrengte Verfahren das Loch in der Rosa Kassa noch weiter vergrößern. Was natürlich dann sicher wieder eine echt kapitalistische Gemeinheit wäre. Außerdem gilt ja bei der ÖH stets die Regel: Wenn irgendwann einmal auf den ideologischen Griff in die Kassa rechtliche Konsequenzen folgen sollten, ist ja längst eine andere Führung im Amt, die von nichts etwas weiß.

Aber dafür hat das Cafe Rosa auch am Männerklo Wickelplätze. Diese wurden, so schildern Lokalbesucher, primär zum Abstellen von Bierflaschen verwendet. Man kann nur hoffen, dass diese Flaschen wenigstens im Lokal selbst erstanden worden sind. Denn viele Besucher haben das Cafe Rosa nur als Gratis-Wärmestube benutzt. Gab es doch dort keinen kapitalistischen Konsumzwang . . .

PS.: Kleine medienpolitische Notiz am Rande: Es ist amüsant, wie sehr sogenannte Qualitätsmedien in ihrem verzweifelten Kampf, doch noch ein paar studentische Leser und Käufer zu finden, diese ausgerechnet durch ständige Interviews mit Binnen-I-Menschen der ÖH ansprechen wollen. Obwohl das der allersicherste Weg zur Vertreibung studentischer Leser ist.

 

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Die Manstein-Bombe drucken

Seit der missglückten Bestellung von Niko Pelinka zum Büroleiter in der ORF-Chefetage erahnen wir, auf welch tönernen Füßen das Selbstbewusstsein unseres etablierten Journalismus steht. Wirklich wichtig ist die eigene Unabhängigkeit und Unangreifbarkeit – Kritik an der eigenen Zunft hört dieser Teil der vierten Gewalt hingegen gar nicht gerne.

Als nun Hans-Jörgen Manstein in HORIZONTonline die „Amtsmissbrauchs-Journaille“ wegen der penetranten Enthüllungspolitik ins Visier nahm (http://www.horizont.at/home/horizont-access/detail/amtsmissbrauch-journaille.html), leistete eben jene den Offenbarungseid. Mansteins Behauptung, dass sich der Berufsstand wegen des Degradierens „zum selbstgerechten Warten auf den Amtsmissbrauch“ ruiniere; seine Andeutung, dass es in den Ermittlungsbehörden einen Journaldienst für Geheimnisverrat gäbe und seine in den Raum gestellte Befürchtung, dass Bestimmungstäterschaft nicht auszuschließen sei, sprengten die Toleranzgrenzen des Enthüllungs-Establishments.

Ein Ignorieren war nicht mehr möglich. Statt sich mit der scharfzüngigen Kritik allerdings sachlich-niveauvoll auseinanderzusetzen, benahm sich die journalistische Twitter-Gemeinde wie eine Gruppe von Klosterschwestern, an denen gerade ein Mann im Adamskostüm vorbeigehuscht ist. Man versuchte einander in der nach oben offenen Empörungsskala zu übertreffen und genoss das Gemeinschaftsgefühl der wechselseitigen Solidaritätsbekundungen. Den Vogel schoss ein Falter-Journalist ab, der Manstein schlicht als „ahnungslos, dumm, verleumderisch“ sowie als „Schande für die Branche“ bezeichnete.

Diese Empfindlichkeit steht Journalisten, die sich für Sauberkeit und Aufklärung einzusetzen vorgeben, nicht gut an. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Wer Amtsmissbrauch anprangert, muss sich auch sagen lassen, Nutznießer jenes Amtsmissbrauches zu sein, den undichte Stellen regelmäßig im Namen höherer Werte begehen. Wo ständig Krieg für den Frieden geführt wird, kann der Verdacht der Heuchelei nicht ewig unterdrückt werden.

Im Namen – angeblich – höherer Werte? Kann man einer Bevölkerung, die Journalisten und Politiker oft auf der gleichen moralischen Ebene sehen, verübeln, wenn sie im Geheimnisverrat keine edles Motiv erkennt, sondern den Verdacht des zielgerichteten Anfütterns mehr oder weniger deutlich artikuliert? Können diejenigen, die die Öffentlichkeit mit selektiven Informationen speisen, noch gut schlafen, oder haben sie von denen, die sie verfolgen, genug gelernt, um sich nicht mehr fürchten zu müssen?

Erlaubt muss auch die Frage sein, für wie verlässlich man eine Quelle halten darf, die offensichtlich das Amtsgeheimnis bricht? Wie wendet man die journalistische Sorgfaltspflicht auf einen Beamten an, der sich gerade strafbar macht? Zeigte nicht das seinerzeitige Interview mit einer falschen Pflegerin in der Familie Schüssel, dass auch ein Aufklärungsmagazin nicht vor zweifelhaften Informationen gefeit ist?

Immer dann, wenn die Maschinen der Empörungsindustrie angeworfen werden, weiß der unbeteiligte Dritte, dass die Gegenseite mundtot gemacht werden soll. Wenn jemand auf Kritik nicht mit Argumenten antwortet, dann meist deshalb, weil es keine Argumente gibt.

Manstein hat mit seiner Stellungnahme eine Bombe gebaut. Gezündet haben sie die Betroffenen, als sie die Nerven verloren.

Manstein ist nicht die Schande der Branche.

Dr. Georg Vetter ist selbständiger Rechtsanwalt mit Schwergewicht auf Gesellschaftsrecht und Wahrnehmung von Aktionärsinteressen in Publikumsgesellschaften.

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Die roten Meinungsmacher (17): Der Monopoltiger: Bachers Kampf gegen die Rundfunkliberalisierung drucken

Obwohl Gerd Bacher nicht müde wird zu betonen, er mache „Rundfunk und nicht Rundfunkpolitik“[i], macht er selbstredend genau das. Die großen Umwälzungen im Medienbereich in den 80er Jahren zwingen den Tiger, an mehreren Fronten gleichzeitig für den Erhalt „seines“ Monopols zu kämpfen.

Bacher versucht den technologischen Entwicklungen, den neu entstehenden Verbreitungsmöglichkeiten für elektronische Medien und den Liberalisierungstendenzen in ganz Europa mit vier Strategien zu begegnen: „Durch technische Innovation und neun Präsentationsmethoden, durch verstärkte Kooperation mit öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbietern in der Bundesrepublik Deutschland und in der Schweiz, durch ein Abkommen mit den Zeitungsherausgebern des Landes sowie durch eine neue Organisationsstruktur, die sogenannte Funktionslösung.“[ii]

Und er wird nicht müde in unzähligen Vorträgen gegen die „unsachliche Monopoldiskussion“[iii] und den „ORF-Kannibalismus“ zu wettern, er warnt vor einer „Demontage des ORF“[iv] und bedient die bei Sozialisten so beliebten antiamerikanischen und antikapitalistischen Klischees, wenn er vor der „McDonaldisierung der Medienkanäle“[v], dem „Manchester-Liberalismus“[vi] oder dem „Eindringen der Multis“[vii] warnt.

Mit Halb- oder Unwahrheiten à la: Der österreichische Markt sei zu klein, Rundfunk sei zu aufwendig und teuer für private Anbieter, es gäbe zu wenig freie Frequenzen etc. versucht er seinen Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Doch diese Argumente werden angesichts der technologischen Entwicklungen und dem Fall der Rundfunkmonopole quer durch Europa zusehends stumpfer.

Waffengleichheit auf SPÖ-Art

Bacher fordert deshalb, dass private Rundfunkanbieter – wenn man sie schon nicht mehr verhindern könne – „zumindest“ die gleichen Programmauflagen erfüllen sollten wie der ORF. Er nennt das keck „Waffengleichheit“[viii], wohlwissend, dass das das Gegenteil von Gleichheit wäre. Schließlich kassiert der ORF für die mehr oder (eher) weniger korrekte Erfüllung seiner öffentlich-rechtlichen Aufgaben jährlich hunderte Millionen Schilling an Gebührengeldern.

Dieselbe Forderung, die vor allem das Ziel hat, Privatrundfunk wirtschaftlich möglichst unattraktiv zu machen, hatten die Gewerkschafter bereits 1983 in ihren „medienpolitischen Grundätzen“ aufgestellt. In dem Papier heißte es: „Alle neuen elektronischen Medien müssen den gleichen gesetzlichen Auflagen unterworfen werden wie der ORF“[ix].

Soll heißen, die privaten Rundfunksender müssen den Kultur- und Bildungsauftrag genauso erfüllen wie der ORF, mit dem Unterschied, dass sie dafür keinen einzigen Gebühren-Groschen erhalten, der ORF aber Millionen kassiert: „Waffengleichheit“ á la Bacher und ÖGB.

Der Generalintendant kämpft mit vollem Einsatz für den Erhalt des ORF-Monopols. „Klar ist, dass ich als Alleingeschäftsführer das Beste für diese Anstalt herausholen will“[x], gibt Bacher zu Protokoll. Damit kommt der „heimatlose Rechte“ auch bei vielen Sozialisten gut an.

Nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ fordert Bacher eine Ausdehnung der ORF-Werbezeiten auf die bisher werbefreien Sonn- und Feiertage. Das ist reichlich unverschämt, schließlich kassiert der ORF zum damaligen Zeitpunkt neben seinen Gebühren auch 60 Prozent aller österreichischen Werbegelder. Die zahlreichen Printmedien müssen sich dementsprechend mit 40 Prozent des heimischen Werbekuchens zufrieden geben. Zum Vergleich: In Deutschland können die Printmedien 80 und in der Schweiz sogar 85 Prozent lukrieren.[xi]

Allianz Bacher - VÖZ

Bachers Kalkül geht auf. Er tritt eine heftige Diskussion los und kann schließlich die aufgrund der aktuellen Entwicklungen ohnehin verunsicherten regionalen Zeitungsherausgeber auf seine Seite ziehen.

Die Zeitungen befürchten nämlich durch die „drohende“ Liberalisierung des Rundfunkmarktes einen verschärften Kampf am Werbemarkt. Einerseits weil neue potente Konkurrenten aus dem Ausland (die damals vor allem von der SPÖ viel beschworenen internationalen Medien-Multis) auf den kleinen heimischen Markt drängen könnten, und andererseits weil viele regionale Verlagshäuser bezweifeln, dass sie über genügend finanzielle Mittel verfügen, um selbst ins (angeblich) so teure Radio- oder TV-Business einsteigen zu können. Satelliten-TV war für die heimischen Zeitungen damals ohnehin zwei Schuhnummern zu groß.

„Aus dieser spezifischen Situation ergab sich eine Interessenkoalition zwischen ORF und Zeitungsherausgebern.“[xii]Bacher und der VÖZ (Verband Österreichischer Zeitungen) einigen sich deshalb im November 1985 auf den sogenannten „elektronischen Grundkonsens“, ein medienpolitisches Grundsatzabkommen. Gemeinsam wollte man den Status Quo der heimischen Medienlandschaft, trotz aller Umbrüche rund um die Insel der Seligen, langfristig erhalten. Gerd Bacher hatte damals zum ersten, aber nicht zum letzten Mal die Zeitungsherausgeber über den Tisch gezogen.

Bacher versprach den Verlagshäusern, seine Expansionspläne für die kommenden drei Jahre einzustellen, auf Werbung im ORF-Regionalfernsehen und die Nutzung neuer UKW-Frequenzen zu verzichten. Als Gegenleistung stimmten die Verleger der Sonntagswerbung im Fernsehen zu. Die SPÖ reagierte prompt auf den Zuruf von Bacher und VÖZ und hob 1986 das gesetzliche Werbeverbot an Sonn- und Feiertagen auf. Die heile österreichische Monopolwelt war zumindest für einige Zeit wieder gesichert.

Unterdessen hatten auch Bachers massives Lobbying für den Erhalt des Monopols und seine ständigen Warnungen vor einer Liberalsierung des Rundfunks und den damit angeblich verbundenen dramatischen Auswirkungen – Chaos im Äther, Niedergang des ORF etc. – Wirkung gezeigt. Die sozialistische Regierung beauftragte Bacher, Vorschläge für eine Änderung der ORF-Struktur und des Programmschemas auszuarbeiten.

ORF-Information noch röter: Funktionslösung

Bacher erarbeitet daraufhin die sogenannte „Funktionslösung“, seine Vorstellungen zur Reform des Rundfunkgesetzes von 1974. Kernpunkt dabei: Die Posten der bisher gleichberechtigten und „unabhängigen“ Intendanten für die beiden TV-Programme FS1 und FS2 – 1984 waren das Wolf In der Maur und Ernst Wolfram Marboe – sollten Bachers Umstrukturierungsmaßnahmen zum Opfer fallen.

Das bisherige Modell hatte sich als wenig praktikabel erwiesen, da die beiden Intendanten mit den gleichen Leuten und der gleichen Technik einander konkurrierende Programme produzierten. Sie sollten nun durch eine Informationsintendanten, mit den Zuständigkeitsbereichen Aktueller Dienst, Sport, Dokumentation und Servicesendungen, und einen Programmintendanten für die Bereiche Kultur, Jugend, Familie, Musik, Fernsehspiel und Unterhaltung ersetzt werden.

Die ÖVP lief gegen diese Pläne Sturm. Was aber nicht so sehr an der Umstrukturierung, sondern an der geplanten Besetzung der neuen Intendantenposten lag. Informationschef sollte nämlich der tiefrote Franz Kreuzer werden.

Kreuzer wurde bereits 1983 während des Nationalratskampfs massiv von der ÖVP angegriffen. Der damalige ORF-Chefredakteur galt für die Parteispitze als Hauptverantwortlicher dafür, dass die ÖVP in der Fernsehberichterstattung gegenüber der SPÖ krass benachteiligt wurde. Laut ÖVP waren während des Wahlkampfes dreimal so viele SPÖ- wie ÖVP-Beiträge gesendet worden, diese waren zudem auch noch erheblich länger[xiii].

Darüber hinaus hatte SPÖ-Wahlkampfmanager Hans Mahr damals betont, einen TV-Wahlkampf zu führen. Trotz der echten oder angeblichen Benachteiligung der ÖVP im Rundfunk hatte die SPÖ unter Kreisky bei der Nationalratswahl 1983 mit 47,6 Prozent nach zwölf Jahren die absolute Mehrheit verloren. Die Sozialisten gingen deshalb mit der FPÖ, die auf fünf Prozent gekommen war, eine Koalition ein.

Die SPÖ, oder zumindest viele ihrer wichtigsten Vertreter, standen hinter Bachers Vorschlägen. Heinz Fischer, damals Wissenschaftsminister, warnte hingegen vor „einer zu großen Nachgiebigkeit gegenüber den Veränderungswünschen von ORF-Generalintendant Gerd Bacher“[xiv].

Rundfunkreform ´84: ÖVP bricht mit Bacher

Fischer zimmerte anhand von Bachers Vorschlägen eine neue Rundfunkreform. Bacher sollte zwar seine Funktionslösung bekommen, „doch durch eine Reihe von strukturellen Maßnahmen im Kuratorium sollte der dominierenden Einfluss der SPÖ nicht nur abgesichert, sondern ausgebaut und die Kompetenzen des Generalintendanten in deutlichen Grenzen gehalten werden.“[xv]

Unterstützung bekamen die Sozialisten vom kleinen Regierungspartner FPÖ. Die ÖVP lief gegen die rot-blauen Pläne hingegen Sturm. Mediensprecher Heribert Steinbauer: „Wir werden uns diesen massiven Politschub nicht gefallen lassen“[xvi]. Dass die FPÖ ihren Sanctus zu den sozialistischen Reformplänen gibt, bezeichnet die ÖVP als „bisher größten Umfaller“[xvii].

„Die Betreuung Kreuzers mit der in der Funktionslösung zu errichtenden Informationsintendanz wurde in der ÖVP als Festschreibung eines von ihr bekämpften Zustandes eines sozialistisch dominierten Nachrichtenbereichs aufgefasst und daher abgelehnt.“[xviii] Am 10.Mai 1984 beschließt der Nationalrat mit den Stimmen von SPÖ und FPÖ die Novelle zu Rundfunkgesetz von 1974: „Die SPÖ zieht nun in Bataillonsstärke ins ORF-Kuratorium ein“[xix], so Autor Robert Kriechbaumer.

Gerd Bacher, den die Volkspartei bei seiner Wiederwahl als Generalintendant 1978 unterstützt hatte, fällt nun bei der ÖVP-Parteispitze in Ungnade. Bacher habe die Fronten gewechselt, „er sei ein der SPÖ willfähriger und zahnloser Tiger geworden“[xx], so ÖVP Generalsekretär Michael Graff.

((Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächstes Kapitel: Teddy statt Tiger: Bachers zweiter Abgang)

Literatur

Kriechbaumer, Robert: Zeitenwende – Die SPÖ-FPÖ Koalition 1983-1987. Wien 2008

Mocuba, Jutta: Gerd Bacher als Theoretiker und Praktiker des österreichischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Diplomarbeit, Wien 2000

Osberger, Elisabeth: ÖVP-Medienpolitik in der Zweiten Republik – Eine Analyse anhand ausgewählter medienpolitischer Problemstellungen. Diplomarbeit. Wien 2003

Schmolke, Michael (Hg.): Der Generalintendant – Gerd Bachers Reden, Vorträge, Stellungnahmen aus den Jahren 1967 bis 1994 – Eine Auswahl; Wien 2000

Endnoten

[i] Siehe Arbeiter Zeitung 4.1.1984.

[ii] Kriechbaumer. 2008. Seite 417f.

[iii] Siehe multimedia 18.9.1983.

[iv] Austria Presse Agentur 15.5.1985.

[v] Ebenda.

[vi] Arbeiter Zeitung 4.1.1984.

[vii] Austria Presse Agentur 15.5.1985.

[viii] Arbeiter Zeitung 4.1.1984.

[ix] Medien und Recht 3/83.

[x] Arbeiter Zeitung 4.1.1984.

[xi] Siehe Kriechbaumer. 2008. Seite 418.

[xii] Siehe Kriechbaumer. 2008. Seite 419.

[xiii] Siehe Kriechbaumer 2008. Seite 421.

[xiv] Siehe Arbeiter Zeitung 27.2.1984..

[xv] Siehe Kriechbaumer. 2008. Seite 420.

[xvi] Siehe Die Presse 11.5.1984.

[xvii] Ebenda.

[xviii] Siehe Kriechbaumer. 2008.Seite 422.

[xix] Siehe Kriechbaumer. 2008. Seite 427.

[xx] Siehe Kriechbaumer. 2008. Seite 422.

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ACTA gehört nicht ad acta drucken

Alle Welt kämpft seit ein paar Tagen wie auf Knopfdruck gegen das internationale Anti-Piraterie-Abkommen ACTA. Es wird wild dagegen demonstriert. Fast alle Parteien lehnen ACTA plötzlich lautstark ab. Fast kein Politiker wagt es mehr, ausdrücklich dafür zu sein. Muss da nicht dieses Abkommen eigentlich ziemlich gut sein, wenn all diese Parteien und die üblichen Demonstranten dagegen sind?

Diese erste Reaktion auf die ACTA-Aufregung wird freilich durch eine zweite zugegebenermaßen ebenso emotionslastige konterkariert: Bauen sich hier nicht die Behörden ein gewaltiges Großer-Bruder-Instrument, mit dem sie die Meinungsfreiheit einschränken können?

Die dritte Reaktion widerspricht sowohl der ersten wie auch der zweiten. Die blindwütige Ablehnung von ACTA ist dumm, aber volle Begeisterung dafür wäre ebenso dumm. Denn selten stoßen zwei diffizile und wichtige Rechtsgüter so frontal aufeinander wie in dieser Frage: auf der einen Seite die Freiheit, nicht um die Früchte seiner Arbeit bestohlen zu werden, auf der anderen die Freiheit, nicht vom Staat überwacht und zensuriert zu werden.

Die Inszenierung lautet: David gegen Goliath

Die ACTA-Gegner spielen geschickt das David-Goliath-Spiel: Große Konzerne und die USA wollen den kleinen Internet-Usern und den ahnungs- und hilflosen EU-Europäern an die Gurgel. Sie stellen falsche und manipulative Vorwürfe gegen ACTA ins Internet, besonders unter Nutzung von YouTube. Da wird mit starken Bildern suggeriert, dass man künftig sogar dann verfolgt werde, weil man seiner Mutter ein Mail schickt.

All diese Vorwürfe sind durch keinen Buchstaben des Abkommens fundiert. Es ist auch absoluter Unsinn und polemische Fiktion, wenn von einem Geheimabkommen geredet wird. ACTA liegt wie jedes Gesetz und jeder internationale Vertrag den Parlamenten mit einem voll publizierten Wortlaut ohne geheime Zusätze zur Zustimmung vor. Und gäbe es doch noch geheime Zusätze, wären die natürlich ungültig und von keinem Gericht anerkannt.

Der ACTA-Text ist wie bei jedem Vertrag und Gesetz natürlich von Experten und nicht basisdemokratisch auf Marktplatz oder im Audimax formuliert worden. Dort ist noch nie ein brauchbares Gesetz entstanden. Und mit den Occupy- oder Attac-Chaoten könnte es auch hinter Polstertüren schon gar nicht zustandekommen. Das würde zum gleichen Chaos führen wie bei der von Greenpeace und Global 2000 ausgelösten und derzeit total kollabierenden UNO-Klimahysterie.

Vor allem aber sind die durch ACTA geschützten Urheber keineswegs nur große Konzerne, sondern auch Hunderttausende kleine Musiker, Komponisten, Autoren, Schauspieler, Designer, Ingenieure, Techniker, Werbegurus und viele andere, die mit viel Plage ein geistiges Werk herstellen, die eine unbekannte Marke zu einer weltweit angesehenen machen. Aber auch große Konzerne können ja nicht auf Grund ihrer Größe einfach für vogelfrei erklärt werden, wie es die Linke gerne täte. Ganz abgesehen davon, dass sie Millionen Mitarbeitern Brot und Lohn geben, dass ihre Aktionäre in der großen Mehrheit ganz normale Sparer sind.

Sie alle werden betrügerisch um einen guten Teil des Entgelts ihrer Arbeit gebracht, wenn jemand etwa in der Textilbranche ein Markenlabel fälscht, wenn jemand im Internet „gratis“ einen Film, ein Musikstück, einen Text kopiert.

Von Red Bull bis zur Staatsoper

Dabei geht’s nicht nur um die Interessen der offenbar automatisch bösen Amerikaner. Man denke nur an die beiden österreichischen Stars, die in den letzten Jahrzehnten auf dem internationalen Markenhimmel aufgegangen sind: Red Bull und Swarovski. Beide haben mit erstaunlich simplen Produkten (geschliffene Glasscherben und einem süßen Getränk mit Himbeergeschmack) sowie raffiniertem Marketing Weltmarken geschaffen, die Milliarden Euros nach Österreich geschaffen haben.

Es ist daher extrem selbstbeschädigend, wenn österreichische Parteien den volkswirtschaftlichen Wert eines modernen Markenschutzes nicht erkennen. Genauso zentral gerade für dieses Land sind die scheinbar „nur“ immateriellen Produkte von Philharmonikern, Staatsoper und anderen Kreativen.

Zugleich sind es keineswegs nur die vielzitierten „Kleinen“, die von einer Verletzung des Markenschutzes profitieren. Hinter den Fälschungen und Raubkopien, die man auf asiatischen Märkten, an italienischen Stränden und im Internet angeboten findet, stecken durchaus ertragreiche Großkonzerne und nicht Robin-Hood-Studenten. Von denen borgt man sich höchstens das Image. Dies hat erst vor ein paar Tagen die Verhaftung eines millionenschweren deutschen Gangsterbosses in Neuseeland gezeigt, der mit Internet-Kopierdiebstahl einen extrem luxuriösen Lebensstil finanziert hat.

Bei vielen Anti-ACTA-Demonstranten steckt hinter den zutiefst sympathischen „Freiheit!“-Parolen ein bemerkenswerter, wenn auch nie zugegebener Wertwandel. Sie wollen, ohne es offen auszusprechen, Kinderpornographie und Diebstahl durch die Hintertür legitimiert bekommen. Eine ganze Generation will nicht durch effizientere Kontroll-Maßnahmen am Stehlen gehindert werden. Sie erachtet Raubkopieren als ein neues Menschenrecht. Das ist freilich eine ganz andere Freiheit als die der Aufklärung, die immer in den Rechten und Freiheiten der anderen ihre Grenzen fand.

Zur Verteidigung dieses Rechts auf Diebstahl werden schwere Kampftruppen in Stellung gebracht. Dazu zählen einerseits die Anonymous-Piraten, die ständig mit Megaschäden Internet-Seiten hacken und zerstören, wenn jemand anderer Meinung zu sein wagt als sie. Sie haben etwa jüngst harmlose Leser und Gesprächspartner einer konservativen deutschen Wochenzeitung (Junge Freiheit) auf niederträchtige Weise kollektiv mit Namen und Adressen als „Nazis“ an den Internet-Pranger gestellt. Die internationalen Polizeibehörden haben sich auch in allen anderen Fällen als erstaunlich hilflos gegen diese Anonymous-Gangster gezeigt, die im Internet immer geschickt ihre Spuren zu verwischen verstehen.

Eine weitere effiziente Kampftruppe sind die neuen Piratenparteien, die in einigen europäischen Ländern zuletzt wie ein Feuerwerk aufgestiegen sind. Diese haben sehr vielen anderen Parteien Furcht und Schrecken eingejagt, weshalb sie jetzt ohne lange nachzudenken eilfertig jede Aktion gegen ACTA unterstützen. Von einer Suche nach einer gerechten Abwägung zweier widerlaufender Interessen ist also bei den meisten Aktivisten keine Spur.

Ginge es den Anonymous- und Piraten-Jugendlichen wirklich um das hehre Ziel der Meinungsfreiheit im Internet, dann würden sie nicht primär gegen ACTA demonstrieren, sondern gegen jene europaweiten Gesetze, welche – beispielsweise zuletzt unter dem Vorwand „Kampf der Verhetzung“ – die Meinungsfreiheit radikal eingeschränkt haben. In Hinblick auf die reale wie die virtuelle Welt.

Um diese Meinungsfreiheit muss man sich jedoch ernsthaft sorgen. Political Correctness und der in die Gerichte transferierte Kampf der Linken gegen andere Auffassungen und Überzeugungen haben heute in der Mehrheit der Menschen mit gutem Grund die Überzeugung wachgerufen, dass man nicht mehr frei seine Meinung sagen kann. Das ist der wahre Skandal dieser Zeit. Dieser geht Hand in Hand mit dem unerträglichen Realsozialismus aller Parteien und Behörden, der jede menschliche Handlung, insbesondere wenn sie eine unternehmerische ist, bis ins letzte Detail kontrollieren und überwachen will.

In dieser Zeit ist das Internet ein Refugium geworden. Dort kippt dann freilich der unsterbliche menschliche Freiheitsdrang, die Sehnsucht nach offenem Meinungsaustausch oft in einen unerquickliches Extrem: Im Schutz der Anonymität werden sonst gesittet wirkende Bürger zu bösartigen Denunzianten, sie schimpfen und höhnen, was das Zeug hält. Das Internet ist auch in einem abstoßenden Ausmaß von Pornographie überschwemmt. Und eben von einem milliardenschweren Business mit dem Diebstahl geistigen Eigentums.

In einer Welt, in der noch vor kurzem jede Postkarte wie selbstverständlich von Zensoren untersucht werden konnte, in der bei vielen Paketen heute noch Zöllner neugierig hineinschauen können, ist das eine totale Gegenwelt. Zwischen diesen beiden Welten gibt es keine dialektische Synthese, sondern nur Konflikte – oder schrittweise Annäherungen.

Selbst wenn die meisten von den ACTA-Gegnern verbreiteten Vorwürfe nicht stimmen, ist bei nüchterner Betrachtung der Verdacht nämlich nicht ganz ausgeräumt, dass ACTA zu weit geht. Es geht wohl zu weit, wenn „Beschuldigte“ verpflichtet werden, alle Informationen beizuschaffen, wenn Internet-Provider automatisch alle Daten herausrücken müssen.

Das ist vor allem dann bedenklich, wenn eben gleichzeitig der Verdacht besteht, dass die Kompetenzen der Exekutive und Justiz genutzt werden können, um auch Meinungsdelikte zu überwachen. Zwar sind die übelsten Meinungsjäger gerade die Anonymous-Typen mit ihren Bloßstellungaktionen. Aber auch die EU und die Strafbehörden haben in den letzten Jahren massive Meinungskontroll-Attitüden angenommen, die scharf abzulehnen sind.

Die Lösung heißt: Meinungsfreiheit

Was also sollten die jetzt in Entscheidungsnot gekommenen Regierungen tun? Sie müssten durch ein mutiges wie offenes Vorgehen das verlorene Vertrauen zurückerringen. Und zwar durch eine doppelte Strategie:

Einerseits führt kein Weg zu mehr Vertrauen an einer Rücknahme aller Meinungsdelikte vorbei. Diese schränken vor allem im Zuge der linken Correctness wie ein Würgegriff die Freiheit der Bürger immer mehr ein. Wenn sich Menschen wieder auf Marktplätzen und bei Diskussionen ganz offen ihre Meinung auszusprechen trauen, wird auch viel Druck aus dem Internet herauskommen. Dann ist es ganz egal, ob ich meinen Standpunkt als „Donald Duck“ getarnt im Netz sage oder unter meinem vollen Namen in der Öffentlichkeit. Das würde mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Internet die Umgangsformen zivilisieren. Das würde zugleich jene, die weiterhin unflätig schimpfen wollen, als nicht ganz zurechnungsfähig von selbst ins Abseits stellen.

Andererseits muss es aber möglich werden, weltweit mit wirklicher Effizienz gegen Fälschungen und Raubkopien vorzugehen. Ein globales System ist nicht überlebensfähig, in dem man von chinesischen, russischen oder karibischen IP- und Server-Adressen aus fast jedes Verbrechen begehen und decken kann. Vom Diebstahl bis zu der millionenschweren Produktion von Kinderpornographie, einer ganz besonders widerlichen Tätigkeit.

Jedoch wird auch kein System überlebensfähig sein, in dem man nur diese Pornographen und Diebe bekämpft, aber nicht gleichzeitig den Bürgern ihre geistige Freiheit zurückgibt.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Die roten Meinungsmacher (16): Aufbruch ins All: Die neue Programmvielfalt aus der Schüssel drucken

Während in Kärnten Radio Uno von Italien aus den ORF-Radios Konkurrenz macht und mit SKY CHANNEL im Wiener Kabelnetz erstmals ein kommerzieller ausländischer TV-Sender empfangen werden kann, haben die zahlreichen Satelliten, die im Laufe der 80 Jahre von europäischen Konsortien und Firmen ins All befördert werden, vorerst noch keinen nennenswerten Einfluss auf das heimische Rundfunkmonopol.[i]

Das hat mehrere Gründe. Zwar kann jeder Österreicher, der eine drehbare oder mehrere Satellitenschüsseln aufstellt, dutzende Programme empfangen, allerdings nur theoretisch.

Denn erstens dürfen in Österreich nur ganz bestimmte, vom Bundeskanzleramt genehmigte Programme empfangen und gesehen werden, und zweitens muss jede Sat-Schüssel von der zuständigen Post- und Telegraphendirektion genehmigt werden, bürokratische und rechtliche Hürden inklusive.

In den 80er Jahren dürfen die Österreicher ausschließlich jene ausländischen Sat-Programme konsumieren (inländische gibt es ohnehin nicht), die die Obrigkeit für den gemeinen Bürger freigegeben hat, das sind gerade einmal sechs: SKY CHANNEL, 3 SAT, TV5, SAT 1, RTL plus und Super Channel. Diese Programme werden über den ECS1 Satelliten abgestrahlt.

Die viele anderen Sender und Programme, wie etwa jene aus den USA, bleiben für den heimischen Untertanen damals verbotene Früchte. Wer den Empfang anderer Programme beantragt, der blitzt bei den Behörden einfach ab. Begründung: „Man wolle im Hinblick auf die bevorstehende parlamentarische Initiative eines neuen Kabel-TV-Gesetzes keine Verhältnisse schaffen, die einem Präjudiz gleichkommen.“[ii]

Doch auch die reduzierte Sat-Kost, die das rote Bundeskanzleramt den Österreicher gerade noch zumuten möchte, ist nicht einfach zu bekommen. Denn einfach so darf damals niemand eine Satellitenschüssel aufs Dach oder den Balkon schrauben. Jede Sat-Anlage muss brav bei der Post und Telegraphendirektion beantragt werden und gibt die endlich grünes Licht, wird eine monatliche Gebühr von 20 Schilling fällig.

Das will sich kaum jemand antun, die Zahl der beantragten Sat-Schüsseln, die damals noch dazu exorbitant teuer sind, ist deshalb recht überschaubar. 1988 gab es in ganz Österreich gerade mal 3.000 Satellitenschüsseln.[iii]

Satellitenempfang ist Mitte der 80er Jahre ein teures Hobby für Technik- und TV-Freaks, aber keine ernste Konkurrenz für das ORF-Monopol. 1988 konnten in ganz Europa gerade einmal 100.000 Haushalte Satellitenfernsehen direkt empfangen.

Entwicklung der technischen Reichweite aller Satellitensysteme in Europa. (Zahl der Haushalte in Millionen)[iv]

Die Revolution: CNN im Marriott

1987 bringt eine Entscheidung des Bundeskanzleramts eine Redakteurin der Austria Presse Agentur regelrecht ins Schwärmen. Am 16. Februar schreibt die Dame geradezu überschwänglich: „Für Österreich könnte in Zukunft der Satellitenhimmel voller Geigen hängen.“[v]

Was war geschehen? Was für eine revolutionäre Entscheidung hat die Redakteurin so verzückt? Des Rätsels Lösung: Das Wiener Marriott Hotel darf – so hat es das Bundeskanzleramt entschieden – in seinen Zimmern künftig den US-Nachrichtensender CNN ausstrahlen. Wohlgemerkt nur in den Zimmern, nicht „öffentlich“, also weder in der Lobby noch in den Bars oder Restaurants, das würde dann offenbar doch zu weit gehen.

Ja, Österreich liegt mitten in Europa, westlich des Eisernen Vorhangs und man schreibt das Jahr 1987. Was aus heutiger Perspektive völlig skurril klingt, war damals tatsächlich eine Sensation. Die Erzeuger und Vertreiber von Satellitenschüsseln sprechen jedenfalls von einem Präzedenzfall und „einem gewaltigen Durchbruch.“[vi]

Die Arbeiterzeitung, ganz auf Parteilinie, antikapitalistisch und wirtschaftsfeindlich: „Nun wittern die Hersteller von Satellitenempfangsanlagen das große Geschäft.“[vii]

Erstmals durfte ein Programm, das über den Intel-Satelliten abgestrahlt wurde, in Österreich empfangen werden, wenn auch vorerst nur betuchte Touristen und Geschäftsreisende, die im Wiener Marriott Hotel absteigen, in den Genuss von CNN kamen.

Trotz solch kleiner Erfolge spielt Sat-TV Ende der 80er Jahre keine große Rolle, weder in Österreich, noch in Europa. Der Versuch, Fernsehsatelliten mit nationaler Ausrichtung am Markt zu etablieren, ist in ganz Europa fehlgeschlagen. Die große Zeit des Satellitenempfangs beginnt erst, als Anfang der 90er Jahre das luxemburgische Unternehmen SES (Société Européenne des Satellites) seine Astra-Satelliten ins All befördert.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächstes Kapitel:: „Der Monopoltiger: Bachers Kampf gegen die Rundfunkliberalisierung“).

Literatur

Brandacher, Stefan: Der Österreichische Rundfunk unter besonderer Berücksichtigung des Kabel- und Satellitenfernsehens. Dissertation Innsbruck 1993

Fidler, Harald; Merkle, Andreas: Sendepause – Medien und Medienpolitik in Österreich; Oberwart 1999

Friesenegger, Walter: Satellitenfernsehen in Europa – Situation und Möglichkeiten Österreichs. Salzburg 1994

Lenhardt, Helmut: Rundfunk im Satellitenzeitalter – Sieben Empfehlungen für Österreich. Wien 1987

Endnoten

[i] Außer als Übertragungsweg für die Kabelnetzbetreiber.

[ii] Austria Presse Agentur 16.2.1987

[iii] Siehe Friesenegger. 1994. Seite 94.
[iv] Siehe Friesenegger. 1994. Seite 32.
[v] Austria Presse Agentur  16.2. 1987.
[vi] Austria Presse Agentur 16.2. 1987.
[vii] Arbeiter Zeitung 17.2.1987. Seite 4.

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Götze PISA oder: Die Verdrehung von Tatsachen drucken

Wie auch jüngste Pressemeldungen der APA beweisen, kennt die Anbetung des Götzen PISA nach wie vor keine Grenzen. Die PISA-Studie wird beharrlich als „die" Messgröße für die Güte eines Bildungssystems hingestellt.

Alle Staaten und Kulturen werden auf diese Weise ständig über einen Kamm geschoren und soziale, kulturelle sowie strukturelle Unterschiede damit beiseite gewischt. Die Aussagekraft dieser PISA-Ergebnisse wird ständig überschätzt, aber nie wirklich hinterfragt. Dies ist unseriös und dient derzeit in Österreich nur einem Ziel: nämlich der Propaganda für die Gesamtschule. 

Ausgerechnet PISA-Spitzenreiter wie China, Korea, Singapur und Japan sollen uns nun neuerdings (neben dem früher hoch gelobten Finnland) als Vorbilder für unser Schulwesen verkauft werden. Ich bin äußerst überrascht darüber, dass die Gesamtschul-Lobby nun auch bei uns Drill und Gehorsam wie in Asien einführen will.

Es ist zwar richtig, dass in asiatischen Staaten eine Art von „Gesamtschule" besteht, man darf aber nicht vergessen, dass die Erziehung in diesen Staaten auf (für uns Europäer) übertriebener Härte gegenüber den Heranwachsenden, einer anderen Mentalität und einer nicht mit der unsrigen vergleichbaren Gesellschaft aufbaut.

In diesem Sinne appelliere ich, die PISA-Studie kritischer und distanzierter zu sehen und sie nicht für voreilige und platte Schlussfolgerungen zu missbrauchen.

Tit. Univ.-Prof. DDr. Dr. habil. Bernhard F. Seyr ist Sachverständiger für Pädagogik, Bildungsökonom, habilitierter Wirtschafts- und Organisationswissenschafter sowie Mitglied des Vorstands der„Bildungsplattform Leistung & Vielfalt“.

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Fußnote 264: Das zerbrochene Amtsgeheimnis drucken

In London werden derzeit reihenweise die Redakteure von Boulevard-Zeitungen eingesperrt, weil sie Amtsträger bestochen haben, um an pikante Geschichten über Promis heranzukommen.

Dasselbe Schicksal ereilt die Bestochenen: Polizisten, Soldaten, Beamte. Die Regierung geht offensichtlich beinhart gegen diesen Sumpf vor. Und in Österreich? Da liest man seit Jahr und Tag wöchentlich pikant-anrüchige Geschichten über einen ehemaligen Minister mit großem Glamour-Faktor. Und diese Geschichten stammen aus geheimen Untersuchungsakten, die nur unter Bruch des Amtsgeheimnisses von Beamten zu Journalisten gedrungen sein können – im Gegenzug für was? Die Vermutung, dass da Geld oder wohlwollende Berichterstattung im Spiel gewesen sein könnte, liegt jedenfalls sehr, sehr nahe. Welche Sonderkommission untersucht da alle Zusammenhänge? Wo gibt es da einen beinharten Kampf gegen diese Form der Korruption? Wo sind bei uns Polizei und Staatsanwaltschaft mit 10.000 Volt auf der Jagd nach den Tätern? Wer hat Zugang zu diesen Unterlagen? Und: Warum nur fällt mir da ausgerechnet Heinrich von Kleists Zerbrochener Krug ein?

 

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Fußnote 261: Die Gleichen und die Gleicheren drucken

Griechenland hat 500.000 Beamte zu viel.

Der ORF rätselt in der „Zeit im Bild“, was mit diesen 500.000 geschehen soll: Hinauswerfen? Der Staatssender kommt aber sofort zur Antwort: „Eine Firma kann das tun, ein Staat nicht.“ Na klar, wäre ja noch schöner, wenn man am Rande des Staatsbankrotts unbeschäftigte Beamte abbauen könnte. Im ORF müssen wir Steuerzahler ja auch für jede Menge an überflüssigen Büroleitern, Abteilungsleiter und ähnlichen weißen Elefanten zahlen. Wer einmal vom Staat (oder einem Staatssender) lebt, der hat nach ORF-Philosophie für sein Leben lang ausgesorgt zu haben. Die anderen sollen bluten; die können ruhig arbeitslos werden, wenn's der Firma schlecht geht; die sollen als Jugendliche Null Job-Chance haben; die sollen immer höhere Steuern zahlen müssen. Auch für die überflüssigen griechischen Beamten. Es gibt eben immer Gleiche und Gleichere.

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„Klima-Katastrophe“ – ein Begriffsungetüm wird entschärft! drucken

Gut 25 Jahre geisterte der Begriff „Klimakatastrophe“, im Januar 1986 von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V. aus der Taufe gehoben, wie ein Gespenst um die Welt und verbreitete Angst, Furcht und Schrecken. Im Jahr 2007 verbreitete der Weltklimarat (IPCC) sogar die absurde These, dass das Global-Klima so verärgert sei, dass es der Menschheit den „Klimakrieg“ erklärt  habe.

Dies führte dazu, dass das Nobelkomitee in Oslo 2007 den Oskar-Preisträger Al Gore sowie den IPCC-Chef Pachauri mit dem Friedensnobelpreis auszeichnete in der irrsinnigen Hoffnung, dass diese Unterhändler das Klima zur Mäßigung anhalten und so rasch den „Klimakrieg“ beenden könnten. In seiner größten Irrationalität glaubt der Mensch rational handeln zu können. Glaubten im Jahr 2006 noch über 60 Prozent der Deutschen an die „Klimakatastrophe“, so fürchten sich heute nur noch gut 30 Prozent vor globaler Erwärmung. Wenn das Gespenst Niemand mehr ängstigt, dann sollte es still, aber nicht mit lautem Getöse begraben werden.

Wahrheiten in der BILD-Zeitung

Doch das Gegenteil trat ein. Wie aus heiterem Himmel und mit indirekter Unterstützung eines russischen Kältehochs machte die BILD-Zeitung dem Gespenst „Klimakatastrophe“ mit lautem Posaunenklang den Garaus. Am 6., 7. und 8. Februar 2012 brachte sie folgende Schlagzeilen: „Die CO2-Lüge“ – 1. „Renommiertes Forscher-Team behauptet: Die Klima-Katastrophe ist Panik-Mache der Politik“ – 2. „Seit zwölf Jahren ist die Erd-Erwärmung gestoppt!“ – 3. „Stoppt den Wahnwitz mit Solar- und Windkraft!“ Solche Schlagzeilen kann sich nur die BILD leisten.

Doch welche Absicht steckt wirklich dahinter? Wird damit die ganze Klimaschutz-Politik abgeschafft, für Unsinn deklariert? Wer voreilig diese Schlüsse zieht, der sollte genauer in den Text hineinschauen und mal „zwischen den Zeilen lesen“. Wenn daraus, wie im Peter Boehringer Newsletter, gefolgert wird, „sogar die BILD-Zeitung schwört der CO2-Klimareligion ab“, dann trifft dies keineswegs zu. Es geht ihr gar nicht um die Widerlegung der „CO2-Lüge“, sie wird nur verniedlicht, der Einfluss halbiert!

Zuerst einmal geht es der BILD-Zeitung um eine maximale Aufmerksamkeit erheischende Provokation, um Sensation. BILD ist nicht vom Pfad der politisch vorgegebenen Tugend abgewichen und hat nicht den „Treibhauseffekt“ infrage gestellt, sie hat bloß klimatische Landschaftspflege betrieben und einen spitzen Trieb zurückgeschnitten, weil von ihm keine „Früchte der Angst“ mehr zu erwarten waren. Der Begriff „Klima-Katastrophe“ war nach 25jährigem Gebrauch so abgenutzt, das nun der Zeitpunkt günstig schien, ihn mit dem nötigen publizistischen Aufwand zu entsorgen.

Von nutzlosem Ballast befreit kann sich nun die Klimapolitik neu aufstellen, die Bataillone neu formieren. Der Rück- und Umbau der Industrie-Gesellschaft, die De-Karbonisierung kann nun weitergehen, denn, so der Schluss-Satz: „Klar ist: Der Weg weg von Öl/Gas/Kohle hin zu mehr erneuerbarer Energie ist richtig! Aber die maßlosen Hitze-Prognosen des Weltklimarates sind reine Angstmache!“ Wer zu lange vor dem „bösen Wolf“ warnt, wird unglaubwürdig.

Dabei braucht vor einem toten Amokläufer kein Mensch Angst zuhaben. Von ihm geht keine Gefahr mehr aus. Er, der Killer, kann selbst ‚post mortem‘ nicht mehr gekillt werden. Doch exakt dies werfen die Klimapolitiker uns Menschen vor. Wir seien allesamt „Klima-Killer“ und müssten daher alle mit CO2-Fußfesseln versehen werden, um den uns staatlicherseits vorgeschriebenen CO2-Fußabdruck besser polizeilich kontrollieren zu können. Sind wir alle Schwerverbrecher?

Die Klima-Diskussion: Nur auf Angst gebaut

Mag auch im Laufe von 30 Jahren (10.750 Tage) das Wetter manchmal aus menschlicher Sicht Amok laufen und Katastrophen auslösen, das zum Klima statistisch verdichtete „Mittelwert-Wetter“ ist Vergangenheit, ist tot und wird nicht mehr lebendig und damit zu einer Gefahr. Dass die überwiegende Mehrheit dennoch die Warnung vor der Klima-Katastrophe ernst nahm, in den Zustand lähmender Angststarre verfiel und sich gar zum Mörder, zum Klima-Killer, öffentlich brandmarken und an den Pranger stellen ließ, das zeigt, wie leicht sich allwissend dünkende Menschen immer wieder manipuliert und missbraucht werden können.

So wurde bereits überlegt, den Wissenschaftlern, die an den Humbug von der Klima-Katastrophe nicht glauben, die wissenschaftliche Qualifikation abzusprechen und sie wegen Renitenz und Querulantentum zu bestrafen. Dass die Medien glauben, sie verhöhnen, verspotten und zu Treibjagden gegen sie aufrufen zu können, ist wahrlich kein Zeichen einer freien verantwortungsbewussten Presse.

Die Artikelserie hat kein BILD-Redakteur geschrieben, sondern Professor Werner Weber von der Technischen Universität Dortmund und die Autoren selbst. Zugpferd dabei ist Hamburgs Ex-Umweltsenator (SPD) Fritz Vahrenholt. Fritz Vahrenholt ist Chemiker und seit 2008 Geschäftsführer der RWE Tochterfirma Innogy, die sich speziell dem Ausbau erneuerbarer Energien widmet. Koautor ist der Geologe Sebastian Lüning. Er ist seit 2007 als Afrika-Experte beim Öl- und Gasunternehmen RWE Dea beschäftigt. Beide fordern: „Stoppt die Umverteilungsmaschinerie!“

Diese These beruht auf seiner Erkenntnis, dass die Solarmodule „nur zehn Prozent des  Jahres volle Leistung bringen. Dieser Wahnwitz kostet uns acht Milliarden Euro/Jahr. Zahlen müssen die kleinen Leute in den Mietwohnungen, die sich ein Solardach nicht leisten können. Und Hausbesitzer oder reiche Investoren können Kasse machen.“ Dies ist ein Argument, das sich alle Politiker zu Herzen nehmen sollten, die von sozial gerechter Politik reden. Daher ist der BILD-Schlagzeile uneingeschränkt zuzustimmen: „Stoppt den Wahnwitz mit Solar- und Windkraft!“ Für den, der wie RWE auf Strom aus Wind und Sonne setzt, ist dieses Fazit allerdings vernichtend.

Die Autoren argumentieren sehr zutreffend, wenn sie sagen: „Dieser Unfug ist nur erklärbar, weil man dem deutschen Volk Angst eingejagt hat.“ Damit sind wir wieder bei dem 1986 kreierten Un-Wort „Klima-Katastrophe“. Jeder weiß es seit Schulzeiten: „Klima“ ist ein künstlicher Begriff, der das „mittlere Wettergeschehen“ an einem Ort über eine 30jährige Periode irgendwie umschreiben soll. Dies ist noch nie Jemandem auf der Welt gelungen, selbst nicht den „Klimaexperten“.

Das „Klima“ sagt nichts aus

Da sich Wetter nicht ganzheitlich erfassen lässt, sondern nur einzelne Elemente gemessen werden können wie Luftdruck, Temperatur, Wind, kann man auch nur Mittelwerte dieser Elemente berechnen. Eine Mitteltemperatur, und auf diese allein wird das Klima reduziert, sagt nichts aus über den Temperaturverlauf über 30 Jahre hinweg. Sie sagt nichts aus über das Wettergeschehen im Einzelnen, noch das Klima an sich. Man kann zwar Mittelwerte verschiedener 30jähriger Perioden vergleichen, aber man kann keinen zur „Norm“ erklären, zum Maßstab oder zur Richtschnur dafür, wie sich das Wetter künftig zu verhalten habe.

Auch simple Trends lassen sich nicht ablesen. Doch zurück zum Un-Wort. Während einer Klimabeobachtungsperiode von 30 Jahren können x-beliebige Extremwetterlagen, ja Wetterkatastrophen, eintreten, doch jeder errechnete Klimawert ist ein absolut toter Wert, ein historischer Wert, der irgendwie die Vergangenheit beschreibt und doch wieder nicht beschreibt. Was soll man mit der Aussage anfangen, in der Periode 1961-1990 hat in Deutschland die Mitteltemperatur 8,7° Celsius betragen. Die „mittlere Temperatur“ erzeugt keine Hitze- oder Kältewelle, der „mittlere Wind“ keinen Sturm oder Orkan mit katastrophalen Folgen.

Vor dem vergangenen Wetter, tritt es auch völlig unkenntlich als „Klima“ auf, braucht wahrhaftig kein Mensch Angst zu haben. Es ist Geschichte! Wetter ist ein unumkehrbarer, nicht reversibler Naturvorgang. Es lässt sich wie die Zeit nicht zurückdrehen. Es lässt sich nicht vorhersagen, noch weniger vorherbestimmen. Wenn dennoch die „Warnung vor der drohenden Klimakatastrophe“ uns erschrecken und erstarren ließ, wie der Scheinwerfer ein Kaninchen, so ist das rational nicht zu erklären, sondern nur emotional. Hier sind Gehirn- und Verhaltensforscher gefragt.

Mit der Warnung wurde in unserem Unbewussten eine archaische Instinktreaktion ausgelöst, die dem Verstand vorgeschaltet ist und auf diese Weise unser Überleben sichert. Bevor unser Verstand überhaupt bei plötzlichen und womöglich katastrophalen Gefahren reagieren kann, müssen unsere Sinne handeln. In unserem Innern ist der Begriff „Klima“ mit dem Bild „Neigung“, seiner ursprünglichen griechischen Wort-Bedeutung, verknüpft. Ein sich plötzlich neigender und auf ein Auto fallender Baum kann eine Katastrophe auslösen. Wenn in einer Ehe plötzlich ein Wort Zuneigung in Abneigung umschlagen lassen kann, dann ist das eine Neigungs- oder Klima-Katastrophe. Wir sind, was unverhoffte Neigungswechsel angeht, sehr ängstliche Wesen.

Wer uns rechtzeitig vor einer Klima-Katastrophe warnt und gleichzeitig Rettung vor dieser Gefahr verspricht, der ist doch ein guter Mensch. Und daher fühlen sich auch all die Klima-Katastrophen-Warner in Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Medien oder Gesellschaft als Gefahren vorbeugende „Gutmenschen“. Doch was die Warnung vor den vom Wetter abgeleiteten Klima-Gefahren betrifft, so ist diese Warnung völlig substanzlos, weil es den Naturvorgang „Klima“ nicht gibt.

Die Warnung vor einem Orkan oder einer Sturmflut ist sinnvoll, da beide Wetter-Phänomene real sind, doch Klima-Warnungen sind einzig und allein fiktive Warnungen, Spiele mit unserem Unterbewusstsein, mit unserer Angst. Dieses Spiel ist besonders infam, weil uns Menschen die Schuld an der Klima-Katastrophe gegeben wird. Obgleich jeder Mensch weiß, dass er am Wetter nicht schuld ist, akzeptiert er den unerhörten Vorwurf, an der Klima-Katastrophe schuld zu sein.

Wer voreilig ohne Überlegung aus Angst vor einer „Gefahr“ auch noch die Schuld an dieser „Gefahr“ anerkennt, der sitzt in der Falle. Kamen früher alle Sünder ins „Fegefeuer“, so heißt dieses heute „Treibhaus“, wobei unser Verhalten die Temperatur bestimmen soll. Um dieser neuen Zuchtanstalt zu entkommen, ist es dringend und zwingend notwendig, dem Begriff Klima-Katastrophe Angst und Schrecken zu nehmen.

Das Ende der Panik-Mache

Diesbezüglich ist den Autoren Vahrenholt und Lüning wie der BILD-Zeitung sehr zu danken. Mit der Schlagzeile „Die Klima-Katastrophe ist Panik-Mache der Politik“ haben sie einen immens wichtigen Beitrag geleistet, damit endlich der Verstand bei dieser Angelegenheit die Hoheit über die Gefühle zurück gewinnt. Doch dieses wird ein langwieriger Prozess werden, da alle direkten und indirekten  Nutznießer der Klimapolitik alle Register ziehen werden, um diese Pfründe nicht zu verlieren. Die Angstindustrie hat inzwischen auf Umwelt-Ebene Dimensionen erreicht, die so manches Großunternehmen in den Schatten stellt.

Aber man sollte nicht nur der Politik Panik-Mache vorwerfen. Der Vorwurf muss noch mehr der Wissenschaft gemacht werden. Wissenschaftler haben nicht nur die Klima-Katastrophe erfunden, sie haben auch die Erde zum „Treibhaus“ gemacht und den „natürlichen Treibhaus-Effekt“ erfunden, der ein totales Kunstprodukt ist und allen Naturgesetzen Hohn spricht. So wie heißes Wasser abkühlt, wenn man die Heizplatte abschaltet, so kühlt die Erde ab, wenn sie sich aus dem wärmenden Sonnenlicht herausdreht, es dunkel wird.

Es ist ein Naturgesetz, dass alle Körper unentwegt Wärme abgeben, sich daher nicht selbst erwärmen können, sondern erwärmt werden müssen. Aus dieser Tatsache leitete Sir Isaac Newton sein „Abkühlungsgesetz“ ab. Dieses betrifft auch die Erde als Ganzes, als Planet im Weltall. Von Beginn an kühlt sie sich ab. Wenn heute Leben auf ihr möglich ist, dann verdanken wir dies einzig und allein der strahlenden „heißen Sonne“.

Aus welchem Grund die Autoren ihr Buch „Die kalte Sonne“ betitelt haben, ist ein großes Rätsel, doch dieses wird bei der Irrationalität der gesamten Klima-Diskussion nicht sonderlich Anstoß erregen. Ein Urwald voller Vorurteile ist nicht so schnell zu lichten. Ich jedenfalls bin dankbar, wenn nach klirrend kalter Nacht morgens am Horizont blutrot die Sonne aufgeht und mit ihren Strahlen die kalte Erde wieder erwärmt. Nur eine heiße Sonne kann die Energie liefern, die zur Photosynthese, zum Wachsen der Pflanzen notwendig ist. Nur sie hat die Kraft, in großem Stil Wasser zu verdunsten und Wolken an den Himmel zu zaubern.

Egal wer etwas schreibt und als „wissenschaftlich“ etikettiert, immer ist Skepsis angebracht und der Gebrauch des eigenen Verstandes gänzlich unverzichtbar!

Dr. phil. Wolfgang Thüne, Diplom-Meteorologe, war 15 Jahre einer der Fernsehmeteorologen beim ZDF.

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Die roten Meinungsmacher (15): Bella Italia: Von Radio Valcanale zu Radio Uno drucken

Nicht nur die ORF-Fernsehsender, sondern auch Ö3 und die regionalen ORF-Schlagerradios bekommen Anfang der 80er Jahre erste Konkurrenz aus dem Ausland. Ist beim Fernsehen der technische Fortschritt der Auslöser für diese Entwicklung, so ist es beim Radio unser südliches Nachbarland Italien. Bereits 1975 fällt in Italien das Rundfunkmonopol.

„Den Anfang hatte ein Bezirksrichter am 24. April 1975 in Mailand gemacht. Er reduzierte die komplexe rechtliche Lage auf einen Beschluss“[i]: Die Privatsender mussten lediglich darauf achten, die Sender der öffentlich-rechtlichen Anstalt Radiotelevisione Italiana (RAI) nicht zu stören. Die Liberalisierung erfolgt dementsprechend stürmisch und unkoordiniert. Ohne große staatliche Kontrolle und ohne Frequenzkoordination schießen im ganzen Land private Radiostationen wie Pilze aus dem Boden. 1980 gibt es in Italien bereits rund 3.350 Hörfunksender[ii].

Österreichische Politiker blicken mit Sorge nach Italien und sprechen angesichts der großen Vielfalt gar von Rundfunkanarchie, „wo alle Dämme gesprengt sind und mehrere hundert Privatstationen zu anarchistischen Situationen geführt haben.“[iii]Für die Verfechter der heimischen Rundfunkmonokultur ein echtes Horrorszenario. Die italienische „Rundfunkanarchie“ hat auch ganz direkt Auswirkungen auf Österreich. Bereits 1978 beteiligt sich etwa die Tageszeitung Die Presse am deutschsprachigen italienischen Urlaubssender Radio Adria, später hält auch der Kurier Anteile an der Station.[iv]

[v]

Die Pioniere: Radio Valcanale und Radio Uno

In Norditalien werden unzählige kleine Radiosender gegründet, viele von ihnen strahlen auch über die Grenze nach Österreich, oftmals geschieht dies in voller Absicht. Einer dieser Sender ist Radio Valcanale im italienisch-slowenisch-österreichischen Dreiländereck. „Betrieben haben den Sender vier Italiener, die einfach eine Postkarte geschrieben hatten, „sehr geehrte Post, wir beginnen mit dem Radio auf der freien Frequenz so und so mit so und so viel Watt in Tarvis zu senden“, Kopien an die Kammer und das Gericht. Man musste keine Lizenz haben, bei deren Vergabe viele Leute mitgeredet haben.“[vi], so der Kärntner Privatradiopionier Willi Weber in einem Interview über die damaligen Zustände in Italien.

Weber beginnt bei Radio Valcanale mitzuarbeiten und produziert erste Sendungen für den Kärntner Raum. Es sind harmlose Musiksendungen mit Schlager- und Popmusik. Weil Radio Valcanale aufgrund des Senderstandorts direkt an der österreichisch-italienischen Grenze in weiten Teilen Kärntens zu empfangen ist, haben viele Kärntner plötzlich eine Alternative zu Radio Kärnten und Ö3.

Für den ORF und die SPÖ eine äußert unangenehme Entwicklung, schließlich war dieser Sender und die vielen, die noch folgen sollten, außerhalb ihres Einflussbereiches und somit ihrem Zugriff entzogen. Die Sender, auch wenn sie oftmals nur wenige Meter von der österreichischen Grenze entfernt aufgestellt wurden, unterstanden italienischem Recht.

1980 steigt Weber als Gesellschafter bei Valcanale ein. Die deutschsprachigen Programmflächen für Kärnten werden ausgeweitet und von einer heimischen Werbeagentur vermarktet. Die kleine italienische Radiostation war mit heutigen Privatsendern nicht zu vergleichen, alles war damals improvisiert: „Wir hatten nur eine Schreibmaschine, die ich bei einer Versteigerung gekauft hatte, und eine Kiste, auf der wir gesessen sind.“[vii]

Valcanale war aber nur der Beginn einer Entwicklung. Nachdem die italienischen Besitzer des Senders die Pacht ständig erhöhen, baut Weber im Alleingang einen neuen Sender auf. Rundfunklizenz hatte und brauchte er keine: „Um die Frequenz mussten wir nicht ansuchen, wir haben einfach eine freie Frequenz gesucht und auf dieser gesendet.“[viii]

Der neue Sender steht auf dem Monte Forno und heißt Radio Uno. 1985 geht der italienische Radiosender, dessen Programm ausschließlich für Kärnten produziert und ausgestrahlt wird, auf Sendung. Österreich hat trotz der restriktiven Gesetze und des Rundfunkmonopols „seinen“ ersten privaten Radiosender. Natürlich versuchen SPÖ und ORF was in ihrer Macht steht, um Radio Uno zu behindern und zu stören.

Die Stromversorgung des Senders von österreichischer Seite aus kann der ORF, laut Weber, durch Proteste bei der KELAG, dem landeseigenen Energieunternehmen, verhindern. Sollte es Interventionen auf zwischenstaatlicher Ebene gegeben haben, so haben sie jedenfalls nicht gefruchtet. „Der Einfluss derer, an die wir bezahlt hatten (italienische Anwälte mit guten Beziehungen nach Rom A.d.V.), war wohl stärker als der der österreichischen Regierung.“[ix], so Weber. Schließlich ist Rom weit weg und die österreichisch italienischen Beziehungen damals nicht unbedingt nicht die besten.

Radio Uno ist jedenfalls äußerst erfolgreich. Bereits ein Jahr nach Sendestart geht Radio Uno 2 mit Kärntner Volksmusik on Air.

Der ORF hat erstmals in seiner Geschichte – wenn auch nur in einem bzw. zwei Bundesländern[x] – einen ernst zu nehmenden Konkurrenten bekommen. „Für die Radiohörer ist das südlichste Bundesland Österreichs zu so etwas wie einem Medienparadies geworden – für den ORF eher zu einem Alptraum.“[xi]

Der erste Privatfernsehsender für Österreich: Tele Uno

Doch nicht nur ambitionierte Radiomacher versuchen ihr Glück an der italienisch-österreichischen Grenze. Im Dezember 1984 können erstmals viele Kärntner mit ihrem Fernseher ein privates deutschsprachiges Fernsehprogramm empfangen, und zwar nicht über Kabel, sondern via Antenne. Der erste „österreichische“ Privatfernsehsender heißt Tele Uno, ist von Kurt Geisseler gegründet worden und strahlt vom Dreiländereck nach Kärnten ein. Der Sender erreicht nach eigenen Angaben rund 120.000 Kärntner Haushalte.[xii]

Der TV-Sender hat aber nichts mit Radio Uno zu tun. Darauf legt vor allem Willi Weber größten Wert. Auf seinen beiden Radiosendern laufen sogar Spots, die darauf hinweisen.

Fernsehprogramm von Tele UNO[xiii]:

Geisseler hat hochfliegende Pläne. Er will ein lokales Medienimperium aufbauen. Neben Tele Uno betreibt er – ebenfalls in Italien – Radio Carinzia, ist an der Kärntner Volkszeitung beteiligt und bringt eine eigene Programmzeitschrift heraus, die er zu einem Magazin ausbauen möchte. Doch dazu kommt es nicht mehr. Das „Tele Uno Network“ schlittert in die Pleite:  „Im Fall rund um Tele UNO setzt es dagegen eine fahrlässige Krida, die bis heute einen Ehrenplatz in der Liste der größten Kärntner Firmenzusammenbrüche einnimmt.“[xiv]

Im Laufe der 80er und 90er Jahre folgen einige heimische Radiopioniere dem Beispiel Webers und senden aus dem italienischen Rundfunkexil. So erfolgreich wie er ist aber keiner von ihnen.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächstes Kapitel: Aufbruch ins All: Die neue Programmvielfalt aus der Schüssel)

Literatur

Fidler, Harald; Merkle, Andreas: Sendepause – Medien und Medienpolitik in Österreich; Oberwart 1999

Pfeifhofer, Stephan: Die Geschichte des Privatradios in Südtirol von 1975 bis 1996. Diplomarbeit. Salzburg 1997

Reichel, Werner; Konvicka Michael; Streit Georg; Landgraf Rüdiger (Hg.):  Privatradio in Österreich – Eine schwere Geburt; München 2006

Endnoten

[i] Pfeifhofer. 1991. Seite 16.

[ii] Siehe Pfeifhofer. 1997. Seite 16.

[iii] So Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer. Siehe Austria Presse Agentur  4.5.1977.

[iv] Siehe http://radio-adria.cybercomm.at/ (30.1.2012).

[v] http://radio-adria.cybercomm.at/ (30.1.2012).

[vi] Siehe Reichel, Konvicka, Streit, Landgraf (Hg.). 2006. Seite 42.

[vii] Siehe Reichel, Konvicka, Streit, Landgraf (Hg.). 2006. Seite 44.

[viii] Ebenda.

[ix] siehe Reichel, Konvicka, Streit, Landgraf (Hg.). 2006. Seite 47.

[x] Radio UNO ist auch in Teilen der Steiermark zu empfangen

[xi] Siehe multimedia; 18.9.1983.

[xii] Siehe Tele Uno Programmzeitschrift  Heft 1; 1987.

[xiii] Tele Uno Programmzeitschrift  Heft 1; 1987.

[xiv] Fidler/Merkle. 1999. Seite 104.

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Fußnote 258: Ein österreichisches Schicksal drucken

Noch vor einem Jahr gab es Chancen, dass Gerhard Zeiler neuerlich Chef des ORF werden könnte. Wir bekamen jedoch – Alexander Wrabetz. Schließlich war dieser bereit, jeden SPÖ-Wunsch zu erfüllen.

Daran wird man lebhaft erinnert, wenn man die jüngste Meldung aus der weiten Welt der Wirtschaft liest: Gerhard Zeiler wird Chef des Time-Warner-Konzerns Turner und damit Oberaufseher über alle außeramerikanischen Programme des globalen Unterhaltungsriesen. Zeiler hat zuletzt schon den europäischen Riesen RTL geleitet. Mit seinem neuerlichen Wechsel ist er heute eindeutig der in der globalen Wirtschaft erfolgreichste österreichische Manager. Wozu heftig zu gratulieren ist. Wir jedoch sind angesichts des Wrabetz-ORF nur zu bemitleiden. Zeiler hatte im Vorjahr alle Verhandlungen über eine Rückkehr an die Spitze des ORF abgebrochen, weil es – so sein damaliger O-Ton – „wesentlichen Teilen der Politik nicht darum geht, wer das Unternehmen am besten führen kann, sondern wer willfährig parteipolitische Personalwünsche umsetzt“. Was eindeutig in Richtung SPÖ gegangen ist, während sich die ÖVP und auch Teile der Opposition auf Zeiler gefreut hatten. Dabei war Zeiler einst Sekretär des SPÖ-Bundeskanzlers Sinowatz gewesen. Aber er hat längst bewiesen, dass er geistig völlig unabhängig ist, und noch dazu extrem fähig. Beides ist freilich so ungefähr das letzte, was die Faymann-Rudas-SPÖ an der Spitze des ORF will.

 

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Pelinka, WKR und die Einheit der Linken drucken

Gehen wir davon aus, dass die überwältigende Mehrheit der Österreicher in den letzten beiden Jahrzehnten die Erfahrung gemacht hat, dass Faschismusvorwürfe der FPÖ nie ernstlich geschadet haben. Vermutlich war es sogar so, dass solche Vorwürfe der FPÖ umso mehr genutzt haben, je unverständlicher diese für den Durchschnittsösterreicher erscheinen mussten. Es stellt sich daher die Frage, warum sich die vermeintlich exponiertesten Gegner dieser Partei in unregelmäßigen Abständen für derartige Wahlkampfhilfen hergeben.

Nach all dem, was einst Jörg Haider sagte („ordentliche Beschäftigungspolitik“) oder H.C. Strache spielte („Paint-Ball“) kann ja kaum jemand ernstlich annehmen, dass ein medial hochgespielter Ball oder abgehörte Strache-Gespräche dieser Partei wirklich schaden könnten. Dass sich die breite Masse wegen ein paar tanzender Burschenschafter oder wegen der nunmehr pejorisierten Verwendung des Wortes „Reichskristallnacht“ nachhaltig abgestoßen fühlen wird, erscheint als eine Illusion. Davon ganz abgesehen wird kaum jemand verstehen, warum der Bundespräsident es als besonders mutig ansieht, einen Orden nicht zu verleihen, dessen Verleihung per se schon eigenartig anmutet.

Ähnlich wie bei der seinerzeitigen Am-Schauplatz-Affäre fühlt sich ein linker Journalismus in einer selbst empfundenen antifaschistischen Aufklärungsrolle offensichtlich ebenso wohl wie die Strache-FPÖ in der von ihr empfundenen Opferrolle.

Warum macht das die Linke? Ist sie wirklich von allen guten Geistern verlassen?

Keineswegs! Sie brauchte diese Solidarisierungsmöglichkeit wie einen Bissen Brot. Nachdem sie fast einen Monat öffentlich Krieg im eigenen Lager geführt und schließlich Niko Pelinka als Wrabetz-Büroleiter verhindert hat, mussten die Reihen wieder geschlossen werden. All das, was von Twitter bis YouTube an Zwistigkeiten ans Tageslicht gelangt ist und als Wasser auf die Mühlen der bürgerlichen ORF-Gegner bezeichnet wurde, musste möglichst rasch im Reich des Vergessens verschwinden.

Nichts regt die Linke mehr auf, als berechtigte Kritik aus den eigenen Reihen, die nach außen getragen wird. Erinnert sei etwa an die seinerzeitigen SPÖ-Reaktionen auf das Rabenhof-Stück „Freundschaft“ mit Erwin Steinhauer sowie dessen Verfilmung. Das Wort Verrat wird in diesen Kreisen ähnlich aggressiv in den Mund genommen wie in der FPÖ in Bezug auf die seinerzeitige Spaltung.

Was hat sich in dieser Situation besser angeboten als eine Attacke gegen den gemeinsamen Feind? Kurzfristig war die Einheit der Linken also wichtiger als irgendwelche indirekten Hilfsdienste für die FPÖ. Sollte diese Partei tatsächlich irgendwann in den Umfragen einen ersten Platz erringen, wird sich die Taktik, jene als die alten Nazis zu brandmarken, die sich selbst als die neuen Juden bezeichnen, als Schuss nach hinten erweisen. Spätestens dann wird die Frage nach der Selbstkritikfähigkeit der Linken und der Einheit der unfreiwilligen Strache-Macher neu zu stellen sein.

Die Tragik an all dem ist der Verlust der Mitte. Die schweigende Mehrheit erweist sich als Zaungast eines Scheingefechtes und finanziert nicht nur einen Staat, der diese Gruppen mit Polizeigewalt auseinander halten muss. Sie finanziert auch alle möglichen staatlichen und staatlich unterstützten Medien, die über all diese zunächst unbedeutenden Nebenereignisse genüsslich berichten. Wir alle laufen Gefahr, auf der Strecke zu bleiben.

Dr. Georg Vetter ist selbständiger Rechtsanwalt mit Schwergewicht auf Gesellschaftsrecht und Wahrnehmung von Aktionärsinteressen in Publikumsgesellschaften.

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Die roten Meinungsmacher (14): Der Himmelskanal: Intellektueller Sturm im Wasserglas drucken

Im Jahr 1984 wird die heimische linke Künstlerelite in helle Aufregung versetzt. Das hat allerdings wenig mit George Orwell zu tun, eher im Gegenteil. Stein des Anstoßes ist der britische TV-Sender SKY CHANNEL oder Himmelskanal, wie ihn einige Zeitungen für ihre Leser ins Deutsche übersetzen.

Die Wiener Kabel-TV will das britische „Kommerzfernsehen“, das seit Anfang des Jahres über den Nachrichtensatelliten ECS/1 ausgestrahlt wird, in ihr Programmangebot aufnehmen. SKY CHANNEL ist der erste TV-Sender, der vom Weltall aus in ein heimisches Kabelnetz eingespeist werden soll. Die öffentlich-rechtlichen Sender aus Deutschland und der Schweiz, die bereits im Wiener Netz zu empfangen sind, werden damals per Richtfunk in die Bundeshauptstadt übertragen.

Mit dem zusätzlichen Privatprogramm will die Kabelgesellschaft ihr bisher recht spärliches Programmangebot erweitern und so neue zahlenden Teilnehmer gewinnen. 1983 sind zwar bereits 270.000 Wiener Haushalte verkabelt, aber nur 90.000 sind tatsächlich zahlende Kunden[i].

Große Aufregung bei den Linken

Das scheinbar harmlose Unterfangen löst aber in weiten Teilen der linken Reichshälfte einen Sturm der Entrüstung aus. Dass erstmals ein ausländisches(!), privates(!!) und kommerzielles(!!!) Fernsehprogramm in Österreich zu sehen sein soll, ist für viele Sozialisten und Intellektuelle einfach nicht hinnehmbar. Eine wilde Diskussion bricht los.

An vorderster Front im Kampf gegen den vermeintlichen britischen Kulturimperialismus und für das heimische Schrebergartenmonopol stehen der ÖGB und die linke Kulturszene. Der ideologische Feind der Linksintellektuellen steht damals schließlich nicht im Osten, sondern im Westen, britisches Kommerzprogramm ist deshalb mindestens genauso kulturzersetzend und abzulehnen wie McDonalds, Walt Disney oder Coca Cola.

Die Interessengemeinschaft der Autoren geht sogar auf die Straße und fordert die sofortige Einstellung des „Analphabetisierungsprogrammes“, wie es die Schriftsteller nennen. Zudem verfassen sie die SKY-CHANNEL-Resolution die unter anderem in dem IG-Autoren-Band „NIE WIEDER 1984“ veröffentlicht wird. Damit hatte George Orwell wohl nicht gerechnet, dass ausgerechnet seine beklemmende Vision dazu missbraucht wird, um ein Rundfunkmonopol zu verteidigen, die Ausstrahlung eines TV-Senders verbieten und damit die Presse- und Meinungsfreiheit einschränken zu wollen.

Die Autoren, Gewerkschafter und Intellektuellen gehen damit noch einen Schritt weiter als viele andere Monopolbefürworter, sie fordern nicht nur ein Sendemonopol, sondern auch ein ORF-Empfangsmonopol. Eine medienpolitische Maßnahme, die man sonst nur aus kommunistischen, faschistischen und anderen totalitären Systemen kennt.

Angesichts der Richtung, die die Diskussion nimmt, wird selbst dem ein oder anderen hochrangigen SPÖ Politiker mulmig. Helmut Zilk, der in Sachen Rundfunk fast nie die Linie seiner Partei vertritt, warnt deshalb auf einer Diskussionsveranstaltung der IG Autoren: „Und wir werden wohl nicht Gesetze schaffen, die etwa Satellitenprogramme verhindern werden, durch Störsender oder ähnliches, das kann ich mir nicht vorstellen, dass wir das ernstlich wollen.“[ii]

Viel Lärm um nichts

Die Autoren befürchten jedenfalls eine Schwächung des ORF (von dem viele von ihnen, dank seiner Monopolstellung, wirtschaftlich in hohem Maße abhängig sind) und eine allgemeine Verflachung des Programms, ja den Niedergang der heimischen Hochkultur. Dass das etwas zu viel der Ehre für SKY CHANNEL ist, beweisen alleine die Tatsachen, dass der Sender erstens anfänglich für gerade mal 90.000 Wiener Kabelhaushalte empfangbar ist und das Programm nur wenige Stunden pro Tag ausgestrahlt wird.

Mehr als ein Prozent Marktanteil in den Wiener Kabelhaushalten sollte das böse ausländische Analphabetisierungsprogramm aber ohnehin nie erreichen. Trotzdem: Damals beschäftigt es die gesamte Innenpolitik und Kulturszene. Selbst Bundeskanzler Fred Sinowatz schaltet sich ein und schreibt  einen beschwichtigenden Brief an die IG Autoren. Inhalt: Man werde die Forderungen der Kulturschaffenden genau prüfen.

Auch die AKM[iii] ist anfänglich gegen die Ausstrahlung, allerdings aus anderen Gründen, sie will die Urheberrechtsfragen geklärt wissen. Von den Protesten der IG Autoren distanziert sie sich.

Wie sieht das Programm, das von Gewerkschaftern und Intellektuellen so heftig bekämpft wird, nun konkret aus? Ein Fernsehprogramm aus der damaligen Zeit gibt Auskunft [iv]

Harmlose TV- und Zeichentrickserien, Musikvideos oder Sportübertragungen erregen also die Gemüter der linken Kulturpessimisten. Warum der ORF mit der Ausstrahlung von „Drei Engel für Charlie“ seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag nachkommt, während SKY CHANNEL mit „Charlies Angels“ zur Analphabetisierung beiträgt, obwohl es sich um die selbe Serie handelt, einmal in Synchronfassung und einmal im Original, bleiben uns die kämpferischen Autoren schuldig, zumal ja die englische Version auch zusätzliche pädagogischen Effekte hat. Schließlich sind die Englischkenntnisse der meisten Österreicher ohnehin eher mangelhaft.

Schützenhilfe bekommen die doch nicht ganz so weltoffenen heimischen Autoren von den linken ORF-Kuratoren, die unverhohlen fordern: „Wir müssen jetzt sehr gut und schnell überlegen, wie wir verhindern, dass Ausländer in den österreichischen Markt einbrechen.“[v]

Selbst die Wiener SPÖ, die ja quasi über die Gemeinde am Wiener Kabel-TV beteiligt ist, spricht sich de facto gegen die Verbreitung von SKY CHANNEL aus. Bürgermeister Leopold Gratz ist zwar grundsätzlich für die Einspeisung, allerdings nur, wenn „die Werbeblöcke (…) herausgenommen“[vi] werden. Das Prinzip von kommerziellen Free TV Sendern dürfte Gratz damals noch nicht ganz (oder sehr wohl) verstanden haben.

Jedenfalls ist die Forderung nach einem werbefreien „Kommerzsender“ entweder unglaublich dumm oder unglaublich zynisch. Zudem hätte Gratz wissen müssen, dass das Entfernen von Werbespots aufgrund der Gesetze, die seine eigene Partei 1977 beschlossen hatte, rechtlich gar nicht möglich ist.[vii]

Das ÖVP-Rundfunkprogramm

Die ÖVP versteht die Aufregung in der linken Reichshälfte nicht und setzt sich für SKY CHANNEL ein. In einer Aussendung heißt es: „dem Fernsehkonsumenten wird am besten gedient mit einem möglichst breiten Programmangebot. Neben den ORF-Programmen sollen daher auch andere Programme in möglichst großer Vielfalt in den Kabelnetzen zugänglich sein. Das gilt für in- und ausländische, öffentliche und private Fernsehprogramme (…)“[viii]

Bereits unmittelbar vor der SKY Channel Debatte und aus Anlass der Rundfunkliberalisierung in Deutschland hatte ÖVP Mediensprecher Heribert Steinbauer eine Monopoldiskussion losgetreten. Er hatte die möglichst rasche Einführung von Privatrundfunk gefordert, am besten noch im Jahr 1984. Die wichtigsten Forderungen Steinbauers:

  • Die Post muss die Verkabelung in Österreich erleichtern,
  • Neu zu vergebende Hörfunkfrequenzen zwischen 100 und 108 MHz sollen nur an private Interessenten vergeben werden,
  • Das Parlament soll binnen Jahresfrist ein zweites Kabelrundfunkgesetz vorlegen.

[ix]

„Es lässt sich auf Dauer kein Zaun um Österreich ziehen. Ich halte die Entwicklung für unweigerlich“[x], argumentiert Steinbauer.

Doch genau das würden SPÖ und Gewerkschaft am liebsten tun, Ansätze und Vorstöße in diese Richtung hat es immer wieder gegeben. Die Sozialisten, durch die Umbrüche in den Rundfunkmärkten quer durch Europa ohnehin verunsichert, reagieren auf Steinbauers Vorstoß äußerst gereizt.

Von „mehr als seltsamen Forderungen“[xi], der Zerschlagung des ORF und der Zerstörung von Arbeitsplätzen oder dem „totalen Chaos im Äther“[xii] ist da die Rede. Gegen die Brachialargumentation der regierenden Sozialisten haben Steinbauers Einwände freilich wenig Chancen. So meint der ÖVP-Mediensprecher etwa: „Eine Stärkung der Privatinitiative und eine Verbreiterung des Informationsangebotes würde die Demokratie beleben und die Gefahr der Einseitigkeit verhindern.“[xiii]

Nur Parteilinie darf in den Äther

Aber genau das ist ja der Kern des Problems: die Meinungsvielfalt. So führt etwa AZ-Chefredakteur Peter Pelinka[xiv] neben altbekannten sozialistischen Vorurteilen und Mythen als Argument gegen den Privatrundfunk ins Treffen, dass in Deutschland bei einem der neuen Privatsender „die Nachrichten von Leuten der konservativen „FAZ“ gestaltet werden“[xv].

Noch Fragen? Dass die Frankfurter Allgemeine Zeitung, neben der Neuen Zürcher Zeitung, die renommierteste Tageszeitung im deutschsprachigen Raum ist und es in ganz Österreich kein einziges Medium gibt, das auch nur annähernd an die hohe journalistische Qualität der FAZ herankommt, kümmert den Chefredakteur des vor sich hin dümpelnden sozialistischen Parteiblattes offenbar wenig.

Er zeigt damit lediglich, dass es ihm und seinen Genossen in der Diskussion um die Rundfunkliberalisierung, entgegen aller Behauptungen in diversen Sonntagsreden, weder um journalistische Qualität, noch um Objektivität und schon gar nicht um Meinungsfreiheit, sondern lediglich um Macht, Ideologie und Propaganda geht, oder wie es Franz Manola in der Presse schreibt: „um die Angst vor elektronischen Medien, die sich ihrer Kontrolle entziehen (…)“[xvi]

Die Einstellung der Sozialisten dazu hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in keiner Weise geändert. Bereits 1963 stellte der sozialistische Abgeordnete Josef Kratky unmissverständlich fest: „Für uns sind Rundfunk und Fernsehen Machtfragen“[xvii].

Die Sozialisten haben auch im symbolträchtigen Jahr 1984 ihre strikte Haltung gegen die Rundfunkliberalisierung und gegen die Pressefreiheit mehr als deutlich formuliert. Den von ihnen gesteuerten Monopolrundfunk wollen sie mit Zähnen und Klauen verteidigen.

Trotzdem erleiden sie eine kleine Niederlage. Der verhasste SKY CHANNEL geht, mangels rechtlicher Handhabe und dank des Einsatzes von Unterrichtsminister Helmut Zilk, wie geplant im Wiener Kabelnetz auf Sendung.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.

Literatur

Brandacher, Stefan: Der Österreichische Rundfunk unter besonderer Berücksichtigung des Kabel- und Satellitenfernsehens. Dissertation Innsbruck 1993

IG Autoren (Hg.): Nie wieder 1984! „Enquete „Neue Medien und ORF“ – Dokumentation einer Veranstaltungsreihe vom 9.-13. April 1984 der Interessensgemeinschaft Österreichischer Autoren und der Österreichischen Hochschülerschaft. Wien 1984

Mocuba, Jutta: Gerd Bacher als Theoretiker und Praktiker des österreichischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Diplomarbeit, Wien 2000

Endnoten

[i] Siehe Austria Presse Agentur; 20.1.1984.

[ii] IG Autoren (Hg.). 1984, Seite 64.

[iii] Die AKM ist eine Verwertungs- und Urheberrechtsgesellschaft für Komponisten, Autoren, Musikverleger.

[iv] Sky Channel Programm vom 6.2.1984 (Arbeiter Zeitung).

[v] Siehe Die Presse; 26.1. 1984.

[vi] Sozialistische Korrespondenz; 31.1.1984.

[vii] Siehe Brandacher. 1993; Seite 144.

[viii] ÖVP Parteisendung; 25.1.1984.

[ix] Neues Volksblatt; 5.1.1985.

[x] Siehe Die Presse; 4.1.1984.

[xi] Siehe Wiener Zeitung; 4.1.1984.

[xii] Siehe Neues Volksblatt; 5.1.1984.

[xiii] Siehe Neues Volksblatt; 5.1.1984.

[xiv] Pelinka arbeitet später auch für den ORF, sein Sohn Niko Pelinka sorgt Jahre später mit seiner Bestellung zum Büroleiter von ORF Generaldirektor Alexander Wrabetz für große Aufregung.

[xv] Arbeiterzeitung;  4.1.1984.

[xvi] Die Presse; 6.2.1984.

[xvii] Siehe Mocuba. 2000, Seite 17.

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Schafft die Orden ab! drucken

Der dauerlächelnde Opa der Nation gibt also dem ungehorsamen Enkel das neue Spielzeug nicht: Die Ordensverweigerung Heinz Fischers an H.C. Strache löst weiten Jubel aus – was zu erwarten war. Und der Jubel ist so laut, dass er vieles zudeckt, was eher betretenes Schweigen verursachen sollte.

Das beginnt schon mit der Quelle: Ein Journalist verkleidet sich als Burschenschafter und gibt den Strache-Bewunderer, um auf dem WKR-Ball „verdeckt zu ermitteln“. Statt der erhofften Beweise von dort getätigten „rechtsextremen Geschäften“, von denen man im Vorfeld der Veranstaltung gefaselt hat, bringt er empörende Strache-Sager aus einem Privatgespräch mit. Und die Republik steht Kopf, keiner fragt, was für eine Art von Journalismus das ist, und ob man denn solchen „wörtlichen“ Berichten auch trauen kann. Fragt der HBP den bösen Strache, was er dazu sagt? Das Schreckliche ist, dass man an diese Wortwahl Straches glaubt. Aber glauben genügt nicht.
Verliert der HBP – sonst immer ausgewogen nach allen Seiten – ein einziges Wort über unanständige Methoden einer so genannten Qualitätszeitung, die sich kaum mehr von jenen ungustiösen Boulevardblättern abheben, deren Reporter sich verkleidet in Krankenzimmer schleichen, um „Exklusivberichte“ zu bekommen?
Es hat auch keinen Sinn, darüber lange zu diskutieren, ob die Sager so gemacht wurden. Dem „Aufdecker“ wird ohnehin geglaubt – und man kennt den Zungenschlag des Herrn Strache. Fair wäre es gewesen, hätte man vor der „Bestrafung“ mit dem „Beschuldigten“ gesprochen, wenn man schon Bundespräsident ist. So funktioniert das aber nicht, in unserem Land.
Im Namen des „Antifaschismus“ scheint alles erlaubt.
Über wirklich nicht entschuldbare Attacken bei der Demo vor dem Ball wird nicht gesprochen – wohl, weil die Verletzten „nur“ Polizisten und Ballbesucher waren. Dass die Berliner Kommunisten das Fahrgeld für die Krawalltouristen gesponsert haben, für jene Kapuzenträger, die als Speerspitze der „friedlichen“ Demo auch einen keineswegs harmlosen Sprengsatz bei sich führten, wird verschwiegen. Es wird suggeriert, dass man sich gegen „Rechts“ wehren muss. Und dass man dabei nur – wie die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek unwidersprochen zitiert wurde – dem „antifaschistischen Auftrag unserer Verfassung“ nachkommt.
Auch das kann zu gefährlicher Fanatisierung führen. Und keinem der jungen Menschen, die an ihre Mission als Vertreter eines „anderen, besseren Österreich“ glauben, sagt jemand: Der gefahrlose Kampf gegen einen aufgebauten Popanz „Rechts“ ist eines. Aber genauso mutig seiner Überzeugung zu folgen, wenn die dafür erforderliche Zivilcourage auch nur die eigene Karriere kosten könnte, ist viel schwerer. Davon sollte Heinz Fischer den jungen Menschen erzählen. Er kennt das ja nur zu gut.
Schließlich war er Kreiskys williger Erfüllungsgehilfe in dessen verbissenem Kampf gegen den großen Simon Wiesenthal. Und bis heute hat sich Heinz Fischer für seine unrühmliche Rolle nie entschuldigt. Wo man doch in unserem Land dauernd öffentliche Entschuldigungen einfordert.
Aber vielleicht sollten wir aus dieser in jeder Hinsicht unappetitlichen Affäre nur einen einzigen Schluss ziehen: Nach den Diplomatenpässen gehören auch die Sitzfleisch-Orden abgeschafft. Ausnahmslos.
Wir haben im Augenblick wirklich größere Sorgen. Ist da nicht eine Staatsschuldenkrise?

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Die roten Meinungsmacher (13): Wehret den Anfängen: Erste Monopolgegner formieren sich drucken

Anfang der 1980er entstehen, nachdem rund zehn Jahre lang die sogenannten Studiengesellschaften das Terrain für die (nicht mehr ganz) neue Kabeltechnologie sondiert hatten, die ersten großen Kabelnetze. Wäre es nach den SPÖ Hardlinern wie etwa Karl Blecha gegangen, wäre selbst das nicht möglich gewesen. Blecha tönte noch Anfang 1977: „Dass die diversen Kabel-TV-Studiengesellschaften nichts anderes studieren könnten, als dass sie keine Möglichkeit zur Errichtung solcher Netze hätten.“[i]

Damals wurde diskutiert, ob bereits das Betreiben eines Kabelnetzes als Rundfunk im Sinne des BVG-Rundfunk zu bewerten sei. Dies hätte bedeuten können, „dass auch passives Kabelfernsehen nur vom ORF betrieben hätte werden dürfen.“[ii]

Obwohl eine solche Rechtsauslegung ganz im Sinne Karl Blechas und des ÖGB gewesen wäre, setzte sich ein Mindestmaß an Vernunft durch. Mitte des Jahres werden die fernmelderechtlichen Grundlagen für die Errichtung und den Betrieb von Kabelfernsehnetzen per Verordnung auf eine neue gesetzliche Grundlage gestellt. Großantennenanlagen und Kabelnetze dürfen nun, nach einem entsprechenden Bewilligungsverfahren, prinzipiell von jedem betrieben werden. „(…) waren diese neuen Regelungen zugleich eine Grundsatzentscheidung für die Zulassung Privater zur Netzträgerschaft im Kabelrundfunk.“[iii]

Allerdings auch nur unter der Einhaltung bestimmter Voraussetzungen. So gibt es eine Must-Carry-Bestimmung für den ORF, soll heißen, jeder Kabelbetreiber ist gesetzlich verpflichtet, die Programme des heimischen Rundfunkmonopolisten in sein Netz einzuspeisen.

Eine weitere sehr wichtige Regelung: Die Betreiber dürfen „die empfangenen Signale nur zeitgleich sowie dem Inhalt nach vollständig und unverändert den Empfangsanlagen zuführen.“[iv]

Dies soll verhindern, dass die Kabelbetreiber die Programme in irgendeiner Weise verändern oder bearbeiten[v] können, um damit durch die Hintertür selbst zu Programmgestaltern, sprich zu Programmschöpfern zu werden.

Die Struktur der Kabelgesellschaften

So richtig privat sind die nun entstehenden Kabelgesellschaften allerdings nicht. Bei praktisch allen größeren Betreibern mischt die öffentliche Hand, entweder ganz offiziell als Gesellschafter oder auch nur im Hintergrund kräftig mit.

So ist an der „Telekabel Fernsehnetz Betriebsgesellschaft“, kurz Telekabel, neben Philips mit 95 Prozent auch die Kabel-TV-Wien, eine Tochter der Gemeinde Wien, mit 5 Prozent beteiligt.

Warum die Stadt Wien nicht alleine das Kabelnetz aufbaut, liegt vor allem an den Kosten: „Grund für die Kooperation mit Philips ist, dass die Stadt Wien nicht selbst das Risiko einer derartigen Investition tragen wollte.“[vi]

Durch ihre Beteiligung an der Gesellschaft hat die Stadt bzw. die SPÖ (was in Wien ja de facto das Selbe ist) bis heute einen bedeutenden Einfluss auf alle Entscheidungen und Entwicklungen, die das Wiener Kabelnetz betreffen, inkl. der Frage, welche Sender im Kabel verbreitet werden und welche nicht.

Im oberösterreichischen Zentralraum gründen 1978 die Magistrate der Städte Linz, Wels und Steyr gemeinsam mit Siemens die LIWEST Kabelfernsehen Errichtungs- und Betriebsgesellschaft m.b.H.

Am 27.9. 1978 vermeldet die Sozialistische Korrespondenz: „Am Sonntag werden Verkehrsminister Lausecker und Bürgermeister Gratz im Wiener Donauzentrum die erste Wiener Kabelfernsehanlage eröffnen. Bis Jahresende sollen bei diesem ersten Probebetrieb insgesamt 6.000 Wohnungen zwei Deutsche und zwei Österreichische Fernseh- sowie vier Österreichische UKW-Hörfunkprogramme empfangen können.“

Die große Rundfunkfreiheit ist das freilich noch nicht. Aber zumindest für einige Wiener bricht nun eine völlig neue Ära an: Erstmals können sie neben dem ORF auch andere Fernsehprogramme empfangen. Auch wenn es sich dabei vorerst nur um die öffentlich-rechtlichen, also mit dem ORF befreundeten Sender aus Deutschland und der Schweiz handelt[vii], ist das damals geradezu revolutionär.

Die ÖVP positioniert sich als Monopolgegner

Die ÖVP, die seit Jahren auf der Oppositionsbank schmachtet, erkennt in diesen Entwicklungen eine Chance, die Macht und den Einfluss des roten Monopolfernsehens zu brechen oder zumindest zu schmälern. Schließlich hat man seit den Tagen von Bundeskanzler Klaus einiges dazugelernt und weiß, wie wichtig das Fernsehen als politischer und meinungsbildender Faktor ist.

In einem 1978 vorgelegten ÖVP-Programm zur „Liberalen Medienpolitik“ heißt es: „Radio und Fernsehen haben im letzten Jahrzehnt einen bestimmenden Einfluss auf die Gesellschaft erreicht. Vor allem das Fernsehen hat Ablauf und Struktur des täglichen Lebens in den meisten Familien verändert. Durch diese Medien wurden neue gesellschaftliche und weltanschauliche Einstellungen geschaffen und schließlich eine tiefgreifende Verschiebung politischer Vorstellung bewirkt.“[viii]

Die Bitterkeit über die vertanen Chancen und über die seinerzeitige Fehleinschätzung, was die Bedeutung des Fernsehens betrifft, die in diesen Zeilen mitschwingt, ist kaum zu überlesen. Die ÖVP will den Einfluss des ORF jedenfalls zurückdrängen und fordert deshalb das Ende des Monopols. In ihrem Medienprogramm heißt es unter anderem:

„Die Monopolstellung des ORF wird aufgegeben, zusätzlichen Bewerbern wird die Herstellung und Verbreitung von Radio- und Fernsehprogrammen zugestanden.

Die rundfunkgesetzlichen Bestimmungen werden so gefasst, dass nicht neue Monopolstellungen, etwa im Bereich der Post, die Möglichkeiten der weiteren elektronischen Entwicklung behindern; (…) Bewerbern wird die Herstellung und Verbreitung von Radio- und Fernsehprogrammen (…) durch eine zunächst auf fünf Jahre befristete Lizenz zugestanden.“[ix]

Monopol als verfassungskonform bestätigt

Freilich stoßen die Forderungen der ÖVP bei der alleinregierenden SPÖ auf taube Ohren. Doch den Hütern des Rundfunkmonopols am Wiener Küniglberg und in der Wiener Löwelstraße bläst nun ein immer schärferer Wind ins Gesicht. Denn das Monopol wird jetzt, wenn auch vorerst nur von wenigen Akteuren, ganz direkt und konkret angegriffen.

In Linz versucht etwa der „Informationsverein Lentia" das Rundfunkmonopol auf ganz legalem Wege zu brechen. Die engagierten Vereinsmitglieder wollen für eine Wohnparkanlage mit 458 Wohnungen und 30 Geschäften ein lokales Fernsehprogramm produzieren und über das Kabelnetz der Anlage ausstrahlen.

Der Verein beantragt deshalb eine fernmelderechtliche Bewilligung, die schlussendlich vom Verkehrsministerium abgewiesen wird.[x] Die Kämpfer für privates Lokalfernsehen wenden sich deshalb an den Verfassungsgerichtshof. Der Verein beruft sich dabei unter anderem auf die europäische Menschenrechtskonvention (EMRK).

In deren Artikel 10, Absatz 1. heißt es:

„Jede Person hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht schließt die Meinungsfreiheit und die Freiheit ein, Informationen und Ideen ohne behördliche Eingriffe und ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen zu empfangen und weiterzugeben. Dieser Artikel hindert die Staaten nicht, für Radio-, Fernseh- oder Kinounternehmen eine Genehmigung vorzuschreiben.“

Die auch für Österreich verbindliche EMRK ist für den VfGH aber kein Grund am Rundfunkmonopol zu rütteln, er weist die Beschwerde ab. Dies wird unter anderem folgendermaßen begründet:

„Die genannten grundrechtlichen Freiheitsverbürgungen werden jedoch in zweifacher Weise eingeschränkt: Zum einen ermächtigt Art. 10 Abs. 1 letzter Satz MRK den Staat, Rundfunk- und Fernsehunternehmungen einem Genehmigungsverfahren zu unterwerfen, zum anderen kann gemäß Art. 10 Abs. 2 MRK die Ausübung der Rundfunkfreiheit bestimmten gesetzlichen Beschränkungen unterworfen werden.“[xi]

Zudem sei auch die Verbreitung eines Programms, wenn auch nur innerhalb einer Wohnhausanlage, bereits als Rundfunk zu klassifizieren und dieser darf, seit der SPÖ Rundfunkgegenreform von 1974, ausschließlich vom ORF betrieben werden. Das BVG-Rundfunk definiert Rundfunk nämlich äußerst großzügig: „Ihrem Wortlaut nach ist die Legaldefinition des Art. I Abs.1 BVG-Rundfunk so weit gefasst, dass sogar atypische Phänomene wie die öffentliche Verwendung eines batterieverstärkten Megaphons unter den Rundfunkbegriff zu fallen scheinen.“[xii]

Die SPÖ, die in medienpolitischen Belangen stets den anderen Parteien einen Schritt voraus ist, hatte schon damals den richtigen Riecher. Das zahlt sich nun aus.

Die SPÖ dreht jeden Privatrundfunk gnadenlos ab

Nachdem der Verfassungsgerichtshof mit seiner Lentia-Entscheidung den Hütern des Monopols einen Freibrief ausgestellt hat, können SPÖ, ORF und die Post als Fernmeldebehörde nun rigoros und konsequent gegen alle Kämpfer für eine liberale Rundfunklandschaft vorgehen. Nach dem Motto „Wehret den Anfängen“ ist den Rundfunkmonopolisten kein Gegner zu klein und zu unbedeutend, um nicht konsequent gegen ihn vorzugehen und dabei alle Mittel auszuschöpfen.

Eines dieser Opfer sind die Betreiber des „Wohnparkradios Alt-Erlaa“ in Wien. Sie strahlen über die hauseigene Anlage für die rund 2.000 Wohneinheiten ein Radioprogramm mit lokalen Informationen, Veranstaltungshinweisen, Quizspielen, Glückwünschen und Musik aus. Das Ganze ohne jeden kommerziellen Hintergedanken. Den engagierten Radiomachern wird das Programm ganz einfach abgedreht.[xiii]

Großzügigkeit oder einmal ein Auge zuzudrücken: Fehlanzeige! SPÖ, ORF und Fernmeldebehörde wollen alle Aktivitäten, die das Monopol auch nur irgendwie und ansatzweise gefährden könnten, schon im Keim ersticken. Das führt zu teils kuriosen Entscheidungen.

So ist den Behörden auch der „Pinzgauer Panoramablick“ ein Dorn im Auge. Eine in 3.000 Metern Höhe fix montierte Kamera zeigt Bilder vom Bergpanorama. Die Bilder werden im Kabelnetz von Kaprun verbreitet, damit Touristen, Skifahrer und Alpinisten schon im Tal wissen, wie das Wetter oben am Berg ist. Selbst dieser harmlose Service verstößt gegen das Rundfunkmonopol des ORF. Das „Programm“ muss deshalb 1983 abgedreht werden.

Da aber hinter dem „Gletscherfernsehen“ der landeseigene Energieversorger, die SAFE, steht, und dieser politisch nicht ganz unbedeutend ist, finden die Verfassungsjuristen des Bundeskanzleramtes doch noch ein Schlupfloch, um das Gletscherfernsehen wieder aufdrehen zu können. Die Begründung und die Bedingungen dafür sind an Kuriosität kaum noch zu überbieten:

„Die Kamera darf nur horizontal geschwenkt werden und nur bestimmte Bildausschnitte von der herrlichen Kapruner Gletscherwelt bringen. Sie muss vertikal verschraubt sein und auch die Schärfeeinstellung des Objektivs muss gleichbleibend sein. Das Panoramabild darf nur mit einer Standortangabe versehen werden und jede akustische Untermalung ist unzulässig.

Sollte aber ein findiger Werbemann auf die Idee kommen, einen Fesselballon mit einer Werbeaufschrift über den Gletscher zu schicken, so müsste die Salzburger SG für die Elektrizitätswirtschaft (Safe), die die Betreiberin des Kapruner Kabelnetzes ist, als Verantwortliche für die Einhaltung der Auflagen, das Gletscherfernsehen sofort abstellen.“[xiv]

Ob jemals ein „findiger“ Werbefachmann auf die phänomenale Idee gekommen ist, in rund 3.000 Metern Höhe mit einem Werbeballon vor der Kamera herumzugondeln, um damit eine Handvoll Zuseher im Tal mit seiner Botschaft zu beglücken, ist nicht überliefert, darf aber zu Recht bezweifelt werden.

Die Umstände ändern sich

Das Monopol, in den 1970er Jahren noch unbestritten, unhinterfragt und eine Selbstverständlichkeit, wird nun von gleich mehreren Seiten in die Zange genommen. Noch sind aber die Gegner wenig und ohne große Lobby.

Beim großen und vor allem gleichsprachigen Nachbarn Deutschland fällt 1984 das Fernsehmonopol. Am 1. bzw. 2. Jänner gehen Sat1 (damals noch PKS) und RTL (damals noch RTL plus) als erste deutsche private TV-Stationen auf Sendung. Das hat vorerst auf Österreich zwar keine direkten Auswirkungen, doch durch den Fall eines weiteren Monopols in Europa wird der allgemeine Druck auf die herrschenden Sozialisten noch größer, die Liberalisierung des Rundfunks voranzutreiben.

Da hilft es auch nichts, dass der ÖGB in weiser Voraussicht bereits ein halbes Jahr zuvor einen dritten ORF-Fernsehkanal gefordert hat. Die Gewerkschafter, stets an vorderster Front, wenn es um den Erhalt des Rundfunkmonopols geht, wollten mit „FS3“ das dürre heimische TV-Programmangebot erweitern, um so „den verschiedenen Bestrebungen, ein Privatfernsehen einzuführen, ein Absage zu erteilen“[xv] und „um Tendenzen zur Kommerzialisierung abwehren.“[xvi]

Gewerkschafter Günther Nenning wiederum sieht FS3 als eine Art Faustpfand: „Das ist jetzt der Aufbau einer Igelstellung, damit man was zum Hin- und Hertauschen hat, wenn das Monopol doch aufgemacht wird.“[xvii]

Die Strategie der Gewerkschafter ist aber zu plump, zu durchsichtig und zu wenig durchdacht. Der Vorschlag überzeugt nicht einmal die Genossen von der SPÖ. Schließlich hätten sich die Monopolgegner durch einen dritten – noch dazu extrem teuren – ORF-Kanal nicht ruhig stellen lassen, eher im Gegenteil. Hätte er doch die Allein- und Vormachtstellung des ORF nur noch weiter gefestigt. Abgesehen davon hätte FS3 wenig zur Programm- und absolut nichts zur Meinungsvielfalt beigetragen.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächste Folge: Der Himmelskanal: Intellektueller Sturm im Wasserglas)

Literatur

Brandacher, Stefan: Der Österreichische Rundfunk unter besonderer Berücksichtigung des Kabel- und Satellitenfernsehens. Dissertation Innsbruck 1993

Gaunerstorfer, Peter: Fernmelderechtliche und rundfunkrechtlicher Fragen zum Kabelrundfunk. Dissertation. Wien 1997

Liebenberger, Gerhard: Die Entwicklung des Kabelrundfunks in Deutschland und Österreich von 1956 bis 2003; Diplomarbeit. Salzburg 2003

Obrist, Richard: Kabelfernsehen in Österreich – Verfassungsrechtliche Probleme und die Zukunft. Diplomarbeit  Innsbruck 1990

Endnoten

[i] APA 24.2. 1977.

[ii] Brandacher. 1993, Seite 137.

[iii] Liebenberger. 2003, Seite 129.

[iv] Brandacher. 1993, Seite 144.

[v] Etwa durch eingefügte Werbefenster oder Inserts

[vi] Liebenberger. 2003, Seite 131.

[vii] Anfänglich werden in das Wiener Kabelnetz (entgegen der Ankündigung der Sozialistischen Korrespondenz) neben den ORF-Programmen auch die öffentlich rechtlichen TV Sender ARD, ZDF, Bayern3, WDR und SRG eingespeist.

[viii] ÖVP-Bundesparteileitung: Neue Wege für Österreich; Liberale Medienpolitik. 1978.

[ix] Ebenda.

[x] Siehe Liebenberger. 2003, Seite 131.

[xi] VfGH Erkenntnis 9909/1983

[xii] Brandacher. 1993, Seite

[xiii] Siehe Liebenberger. 2003, Seite 132.

[xiv] Medien & Recht; 6/1984 Seite 11.

[xv] Siehe Arbeiter Zeitung; 6.4.1983.

[xvi] Wiener Zeitung; 6.4.1983.

[xvii] Wochenpresse; 3.5.1985.

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Die roten Meinungsmacher (12): Das Comeback des Tigers: Die Ära Bacher II drucken

Einige Sozialisten um Generalsekretär Karl Blecha forcierten Helmut Zilk als neuen starken ORF-Mann. Anfänglich signalisiert auch die ÖVP, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen für Zilk stimmen würde. ÖVP Bundesgeschäftsführer Kurt Bergmann erklärte: „Es ist gar keine Frage, dass Helmut Zilk als ORF-Generalintendant besser wäre als Otto Oberhammer. Bei der Sanierung des ORF ist es mit dem Auswechseln von Personen aber nicht getan.“[i]

Auf Seiten der SPÖ sprachen sich die Landeshauptleute von Wien, Kärnten und dem Burgenland, Leopold Gratz, Leopold Wagner und Theodor Kery, indirekt für Zilk aus. Aber auch Oberhammer hat nach wie vor mit ÖGB Präsident Anton Benya, Finanzminister Hannes Androsch, Justizminister Christian Broda und Parteichef Bruno Kreisky äußerst mächtige Verbündete innerhalb der SPÖ. „Die parteiinternen Fronten blieben bis zur entscheidenden Kuratoriumssitzung unverändert.“[ii]

Gerd Bacher, der sich zwischenzeitlich als Kurier-Kolumnist, Kurier-Chefredakteur und als  Berater von CDU-Chef Helmut Kohl verdingt hatte, stellt sich ebenfalls der Wahl. ÖVP und FPÖ sprechen sich schließlich für Bacher aus. Trotzdem glaubt kaum jemand an seine Wiederbestellung, schließlich hat die SPÖ die Mehrheit im ORF Kuratorium. Die anstehende Wahl des neuen ORF-Chefs beschäftigt jedenfalls über Wochen das ganze Land: „Als hätte Felix Austria keine anderen Sorgen, beherrschte das ORF-Gerangel monatelang die Innenpolitik“[iii], so das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.

Rote Angst vor der Wahl des Generalintendanten

Aufgrund des anhaltenden Konfliktes innerhalb der SPÖ steigt bei einigen Genossen die Angst und Unsicherheit kurz vor der Wahl. Schließlich ist Bacher nach wie vor ein Schreckgespenst für die Sozialisten. Nichts weniger als der rote Machtverlust in dem zur Propagandaanstalt umfunktionierten ORF steht auf dem Spiel.

Wie mächtig diese Anstalt ist und wie enorm wichtig deshalb der Führungsanspruch für die Sozialisten ist, verdeutlichen folgende Zahlen: Weit mehr als zwei Millionen Menschen sehen damals täglich die Nachrichtensendung Zeit im Bild 1 und zwei Drittel der erwachsenen Österreicher sitzen täglich vor dem Fernseher, der – dank des Monopols – nur ORF-Programme zeigt.

Deshalb versuchen am Tag der Generalintendanten-Wahl die Arbeiterzeitung und Karl Blecha ihren Parteigenossen Mut zuzusprechen. Die AZ titelt: „Heute Wahl des ORF Chefs: Gerd Bacher hat keine Chance.“[iv]Und weiter: „Eines stellte SP-Zentralsekretär Blecha neuerlich fest: Bacher, der Kandidat der Konservativen, wird keine Mehrheit im Kuratorium finden.“[v]

Die Angst und Unsicherheit der AZ-Redakteure, die förmlich aus diesen Zeilen trieft, sollte sich als begründet erweisen. Denn Bachers Kandidatur ist entgegen der damaligen allgemeinen Meinung vieler politischer Beobachter durchaus chancenreich. Die Betriebsräte, die mit fünf Sitzen im Kuratorium vertreten sind, hegen Sympathien für Bacher. Sie sollen laut dem Historiker Robert Kriechbaumer sogar geheime Kontakte zu Bacher geknüpft und ihn zur Kandidatur bewogen haben[vi]. Oberhammer lehnen sie wegen seiner Führungsschwäche ab.

Kreisky in Paris, Benya in Sofia, Bacher im ORF

Kurz vor der entscheidenden Wahl[vii] schwört Karl Blecha die 16 SPÖ-Kuratoriumsmitglieder noch einmal auf Otto Oberhammer ein. Vergebens. Die Sensation ist perfekt. Gerd Bacher wird mit 16:13:1 Stimmen als Generalintendant wiedergewählt (vorerst nur provisorisch), „zum grenzenlosen Entsetzen von Karl Blecha“[viii], wie sich Heinz Fischer erinnert. „Nur der Auslandsaufenthalt der Parteiführungsspitze schien die überraschende Wiederherstellung Bachers zu ermöglichen.“[ix] vermutet der gescheiterte Kandidat Helmut Zilk. Was die Kärntener Tageszeitung zu der legendären Schlagzeile: „Kreisky in Paris, Benya in Sofia, Bacher im ORF“ inspirierte.

Das Entsetzen bei den Genossen ist groß. Blecha erklärt in einem Interview, er werde die Verräter ausfindig machen. Drei SPÖ-Kuratoren hätten sich menschlich nicht sauber verhalten.[x] Blecha vermutet sogar, dass „Erpressung und Bestechung im Spiel gewesen sei.“

Dass trotz einer sozialistischen Mehrheit im Parlament und im ORF-Kuratorium nun ein mehr oder weniger konservativer, noch dazu bekannt durchsetzungsfähiger Mann an die Spitze des Monopolsenders gewählt worden ist, ist für die Sozialisten ein Debakel. Das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“: „Es war die bislang schwerste Niederlage der seit 1970 alleinregierenden Sozialistischen Partei – und ein persönlicher Prestigeverlust des „Sonnenkönigs Bruno I.““[xi]

Kreisky, der sich zum Zeitpunkt der Wahl gerade bei einer Tagung der Sozialistischen Internationalen in Paris aufhält, verschlug es deshalb, völlig untypisch für ihn, die Sprache. Er habe nichts zu sagen, so Kreisky auf entsprechende Journalistenfragen.

Doch Bacher, der vor allem auch Pragmatiker ist, verkündet nach seiner Wahl in Richtung SPÖ: „Er wolle Rundfunk und nicht Rundfunkpolitik machen.“[xii]

Der Proporz kehrt zurück

Die Ängste der Sozialisten sollten sich wie auch schon in den 60er Jahren weitgehend als unbegründet erweisen. Auch unter Bacher bleibt das Fernsehen fest in roter Hand. Franz Kreuzer wird Chefredakteur der TV-Information, der ehemalige AZ-Redakteur Ulrich Brunner leitet das Innenpolitikressort, SPÖ-Mann Helmut Pfitzner die Parlamentsredaktion. Und damit die ÖVP nicht ganz leer ausgeht und im Kuratorium zustimmt wird Horst Friedrich Mayer zum Leiter Außenpolitik und zum stellvertretenden Chefredakteur ernannt. Nach den roten Festspielen unter Oberhammer kehrt nun der Proporz – allerdings mit roter Schlagseite – in den ORF zurück.

Unter Bacher wird 1980 auch die TV Regionalisierung beschlossen. Die neun Landesstudios werden damit aufgewertet und erhalten die nötigen Mittel und Ressourcen für das tägliche „Landeshauptleute-TV“. Welche politische Ausrichtung das Landestudio hat, bestimmen die Kräfteverhältnisse im jeweiligen Bundesland. So sind etwa die Landestudios in Wien und dem Burgenland tief rot, während in Niederösterreich oder der Steiermark die ÖVP nicht nur in der Landesregierung, sondern auch in den Landesstudios den Ton angibt.

Bacher versucht, nicht nur SPÖ und ÖVP mit solchen strategischen Entscheidungen und mit der Berichterstattung bei Laune zu halten, er erweist sich auch – ganz im Sinne der sozialistischen Medienpolitik – als kompromissloser Kämpfer für das ORF-Monopol, zumindest solange er für den ORF tätig ist.

Genügte es bisher, ab und zu ein paar – noch dazu falsche – Argumente  (Frequenzmangel, Österreich sei ein zu kleiner Markt für mehrere Sender, etc.) und ein paar launige Bemerkungen in die ohnehin kaum vorhandene öffentliche Diskussion einzuwerfen, wird nun der Kampf gegen die neu auftauchenden Gefahren für das Monopol zusehends zu einer der wichtigsten Aufgaben Bachers.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächste Folge: Wehret den Anfängen: Erste Monopolgegner formieren sich)

Literatur

Fischer, Heinz: Die Kreisky Jahre. Wien 1993

Kriechbaumer, Robert: Die Kreisky Ära - Österreich 1970 - 1983. Wien 2004

Österreichischer Rundfunk (Hg.): Gerd Bacher zu Ehren. Zum 60. Geburtstag; Salzburg, Wien 1985

Zilk, Helmut: „Kreisky in Paris, Benya in Sofia, Bacher im ORF“ – Erinnerungen eines Freundes. In: Österreichischer Rundfunk (Hg.): Gerd Bacher zu Ehren. Zum 60. Geburtstag. Salzburg 1985

Endnoten

[i] Siehe Kriechbaumer, 2004,. Seite 200.

[ii] Kriechbaumer. 2004, 200.

[iii] Der Spiegel; Nr. 40 1978.

[iv] Arbeiter Zeitung; 28.9.1978.

[v] Ebenda

[vi] Siehe Kriechbaumer. 2004, Seite 200f.

[vii] Der Wahl am 28.9. ging eine Abstimmung am 20.8 voraus, bei der Oberhammer 10 Ja und 15 Nein Stimmen erhielt, Zilk 10 Ja und 20 Nein Stimmen und Bacher 14 Ja und 15 Nein Stimmen.

[viii] Fischer. 1993, Seite 87.

[ix] Siehe Zilk. 1985, Seite 81.

[x] Siehe Kriechbaumer. 2004, Seite 414.

[xi] Der Spiegel; Nr. 40, 1978.

[xii] Siehe Kriechbaumer. 2004, Seite 542.

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Fußnote 254: Niko Pelinka – Die alten Linken haben gewonnen drucken

Es war ein Klassenkampf im linken Lager, mit einem eindeutigen Sieger: den Räten.

Niko Pelinka hat seine Bewerbung um den Posten des Vorzimmer-Chefs entnervt zurückgezogen. Dieser Rückzug macht nicht nur eine der wenigen Nachwuchs-Hoffnungen der Faymann-SPÖ kaputt. Weitgehend ruiniert ist auch der Generaldirektor, der nun als ein Mann dasteht, der nicht einmal die Besetzung seines eigenen Vorzimmers gegen die alteingesessenen Basisdemokraten durchbringt. Einen deutlichen Schaden hat auch die Nichten-und-Neffen-Brigade der Laura Rudas erlitten, die ja die Elitetruppe des Parteichefs sein sollte. So bedenklich die gesamte Vorgangsweise des ORF-Chefs rund um die Causa Pelinka auch war, so wenig bedeutet Pelinkas Opferung in Wahrheit. Denn damit hat sich der Rundfunk noch um keinen Millimeter in Richtung Pluralismus, Qualität und Ausgewogenheit verschoben. Vom Generaldirektor bis zum Chefredakteur der Fernsehinformation bleiben stramme SPÖ-Exponenten im Kommandosessel, ohne Unterbrechung durch einen Unabhängigen oder anders Gesinnten. Wertkonservative, Wirtschaftsliberale oder auch die sogenannten – und immerhin von einem Viertel der Wähler unterstützten – Rechtspopulisten finden sich in diesem Programm und in dieser Informationsmannschaft nirgendwo wieder. Der einzige Pluralismus bleibt dort einer zwischen grünen, trotzkistischen oder linksliberalen Seilschaften und den brav auf die Parteilinie Horchenden.

 

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Fußnote 253: Das muss man gehört haben drucken

Ich muss mich entschuldigen: Ich habe vor ein paar Tagen die Hörfunk-Journale als letzte Ausnahme vom katastrophalen Niedergang des ORF bezeichnet.

Das habe ich mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückzuziehen. Denn im Abendjournal des Mittwoch war ein Schwachsinn zu hören, der in der ORF-eigenen Hauptdisziplin „Ahnungs- und wissensfreies Linksgewäsch“ alle Untaten des Fernsehens noch weit übertraf. Und für all diesen Unsinn ist kein Herr Pelinka, sondern sind jene Redakteure selbst verantwortlich, die sich jetzt als Retter des ORF aufspielen. Oder ist es die Qualität des Geschichtsunterrichts in den heimischen Schulen? Hier der ORF-O-Ton: „Dollfuß hat ja im März 1933 die Demokratie beendet und ließ dann jeden Versuch, den Anschluss an Hitlerdeutschland zu verhindern, niederschlagen.“ Sind solche Erkenntnisse nicht eigentlich schon einen Renner- oder Kreisky-Preis würdig?

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Wenn die Räte den Rundfunk regieren drucken

Das Chaos im ORF wird immer größer. Dazu hat nun auch die KommAustria beigetragen. Sie hat mit einer grotesken Entscheidung einen der wenigen bisher noch klaren Eckpunkte des Redaktionsbetriebes durch totale Unklarheit ersetzt. Seit die KommAustria gesprochen hat, weiß niemand mehr, wer eigentlich für den Inhalt einer ORF-Sendung verantwortlich ist.

Die Chefredakteure, die bei jedem anderen Medium die letzte Verantwortung für die Inhalte und damit auch das Weisungsrecht haben, sind es der KommAustria zufolge eindeutig nicht mehr. Jetzt kann man nur noch rätseln: Sind es die Betriebsräte? Oder kann dort überhaupt jeder Praktikant tun, was er will?

Die KommAustria ist die Regulierungsbehörde der Regierung für den Rundfunk (und zugleich auch für die Telekom-Unternehmer). Sie hat nun dekretiert, dass der Wunsch eines Chefredakteurs, eine bestimmte Formulierung nicht zu verwenden, eine Einschränkung der journalistischen Freiheit wäre. Diese Rechtsauffassung dreier völlig praxisfremder Typen macht – wenn sie allgemeingültig werden sollte – das Machen von Radio, Fernsehen und Zeitungen über Nacht praktisch unmöglich.

Denn wenn Chefredakteure nicht einmal mehr minimale sprachliche Weisungen geben (oder Wünsche äußern) dürfen, dann braucht es keine Chefredakteure mehr. Dann ist niemand mehr verantwortlich. Dann haben wir die perfekte Basis-Diktatur in Medien.

Seither hat die theoretisch verantwortliche Führung eines Mediums wehrlos das hinzunehmen, was auch immer jeder dahergelaufene Jungjournalist inhaltlich tun will. Ein ORF-Chefredakteur kann nur noch staunend zur Kenntnis zu nehmen, was abends irgendjemand auf Sendung schickt. Ihm obliegt entsprechend dem KommAustria-Verdikt höchstens noch die Entscheidung, in der Früh ohne nähere Kenntnis eines Inhaltes festlegen zu dürfen, ob am Abend Journalist A, B oder C die Sendezeit mit seinen Privatmeinungen und seinen holprigen Formulierungen füllen darf.

Gewiss: Manche ORF-Sendungen haben auch schon bisher des öfteren den Eindruck erweckt, dass sie nur noch durch Zufall und Chaos zustandekommen. Aber was bisher als Unfähigkeit einiger Akteure gewirkt hat, ist nun auch rechtlich abgesicherte Vorgabe.

Der Anlassfall des Erkenntnisses ist da gar nicht mehr so wichtig. Es ging um den norwegischen Terroristen B. Im Landesstudio Niederösterreich hatte dessen (gerade amtierender, aber eigentlich stellvertretender) Chefredakteur nach der Tat ein Mail an die Redakteure geschickt, in dem er in Hinblick auf die Etikettierung des Massenmörders als „christlich“ meinte: „Hier sollten wir bei der Formulierung besonders sensibel vorgehen, diesen äußerst unchristlich agierenden Mann eventuell als ,religiösen Fanatiker‘ bezeichnen.“

Inhaltlich kann man da gewiss auch anderer Meinung sein. Freilich ist inzwischen immerhin durch zwei Gutachter festgestellt worden, dass der Mann geisteskrank sein dürfte. Was seine Etikettierung als „christlich“ besonders absurd machen würde. Denn damit könnte ja einer Religion jede Äußerung eines Geisteskranken in die Schuhe geschoben werden. Damit hat jener Chefredakteur inzwischen auch inhaltlich weitgehend recht bekommen.

Aber darum geht es ja gar nicht. Auf eine inhaltliche Bewertung hat sich der Senat der KommAustria auch gar nicht einzugehen getraut. Es geht daher einzig und allein darum, dass er die Ausübung genau der zentralen Pflicht jedes Chefredakteurs für rechtswidrig erklärt. Nämlich der Pflicht, eine Redaktion inhaltlich zu führen (also ein wenig mehr zu tun, als nur Reiseabrechnungen zu unterschreiben).

Die Aufgabe, eine Mannschaft zu führen, wird naturgemäß besonders bei Grenz- und Zweifelsfällen und bei heiklen Formulierungen schlagend. Wenn inhaltliche Führung nun für rechtswidrig erklärt wird, ist wohl endgültig klar: Da wird der ORF – so wie es bisher noch jedem basisdemokratisch enteigneten Medium passiert ist – endgültig ins Chaos getrieben.

Diese Erkenntnis hat auch absolut nichts damit zu tun, dass der betreffende niederösterreichische Chefredakteur-Stellvertreter Robert Ziegler ein Bürgerlicher ist, etwas was es im Staatsrundfunk nur noch in einigen Bundesländern in leitender Funktion gibt. Und dass auch er im Zuge des Affäre Pelinka jetzt vom Stiftungsrats-Mitglied direkt in eine leitende Position wechseln soll. Dieser Wechsel ist zweifellos in jedem dieser Fälle – genauso wie beim blond-roten Niko oder beim orange-blauen Thomas Prantner – absolut unappetitlich und ein böses Zeichen für den Zustand des ORF.

Das ändert aber rein gar nichts an der Absurdität des KommAustria-Spruches. Dieser ist natürlich von den kommunistischen Betriebsräten und Redaktionsvertretern sofort heftig bejubelt worden ist. Denn damit hat die Basis die Macht unternommen und die spricht in alter Räte-Tradition eben nur durch die Räte. Damit haben diese sich selbst den ORF unter den Nagel gerissen, ganz egal, wer im Vorzimmer des Alexander Wrabetz sitzt.

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Die roten Meinungsmacher (11): Der Oberhammer: Kreiskys Rache drucken

Zurück zu Kreisky und zum ORF. Eines der wichtigsten Ziele des Rundfunkgesetzes von 1974 war die Beseitigung von Gerd Bacher. „Kreisky ließ sich eine neue Rundfunkreform einfallen, um den widerborstigen Bacher endlich loszuwerden.“[i] Zu diesem Zweck wurde das ORF-Kuratorium geschaffen. In diesem Gremium hatte die SPÖ 16 Sitze, die ÖVP 12 und die FPÖ 2. Die Wahl des Tiroler Juristen Otto Oberhammer, der Favorit von Bruno Kreisky, sollte also reine Formsache sein:

„Nach 18 Stunden Beratungen hatten die 16 sozialistischen Kuratoriumsmitglieder auf einem Stimmzettel durch Streichung des Namens Gerd Bacher exekutiert, was Monate vorher ihr Parteichef Bruno Kreisky beschlossen hat.“[ii]

Karikatur: „Die Presse/Ironimus“

Oberhammer, ein ehemaliger Richter, der in Brodas Justizministerium Karriere gemacht hat, ist in Sachen Rundfunk und Unternehmensführung vollkommen unbeleckt. Dafür hat er andere Qualitäten. Er ist pflegeleicht und einfach zu steuern. „Oberhammer, ein Nur-Jurist aus Tirol, durfte nur noch verwalten, nicht mehr leiten.“[iii]konstatiert das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Zudem hatte der Wahlerfolg des Juristen Rudolf Kirchschläger bei den Bundespräsidentenwahlen Kreisky beeinflusst: „Um die Chancen Kirchschlägers abzutesten, hatte Kreisky schon im Laufe des Jahres 1973 eine Untersuchung über das Image verschiedener Berufe machen lassen. Richter schnitten dabei fulminant ab. Was für einen Bundespräsidentschaftskandidaten gut war, sollte auch für den Generalintendanten taugen. Der neue Generalintendant sollte Jurist, möglichst Richter sein, lautete noch im Juli der Vorentscheid. “[iv]

Es ist auch kein Zufall, dass Oberhammer aus dem Ministerium von Christian Broda kommt. Broda hatte bereits Ende der 50er Jahre an den Parteiverhandlungen über den Rundfunk mitgewirkt und Broda „braucht wie kein anderer ein Massenmedium, das seine Reformen, die tiefe gesellschaftsverändernde Wirkungen haben, positiv gegenüber dem Wählervolk aufbereitet und jede Störung soweit als möglich zurückdrängt.“[v]

Die Umfärbung kommt wie erwartet

Der frischgebackene Generalintendant enttäuscht seine Genossen anfänglich nicht: Sein Team für die fünf Spitzenposten im ORF besteht aus drei parteilosen Sozialisten und zwei mehr oder (eher) weniger bürgerlichen Kreisky-Freunden:

Franz Kreuzer, ehemaliger Chefredakteur der Arbeiter Zeitung wird einer der beiden Fernsehintendanten, der andere ist Gerhard Weis. Weis gilt als ÖVP-nahe, da er seinerzeit für das Volksblatt schrieb und Mitglied beim ÖAAB war, er hatte aber auch stets sehr gute Kontakte zu Kreisky.[vi]

Auch der „bürgerliche“ Wolf in der Maur war ein Favorit Kreiskys. Um ihn auf den Posten des Hörfunkintendanten zu hieven, wurde sogar massiver Einfluss auf die ORF-Kuratoren ausgeübt. Im ersten Wahlgang fiel In der Maur noch mit 12 zu 16 Stimmen durch (bei zwei Stimmenthaltungen). „Daraufhin liefen die Telefonleitungen zwischen Argentinierstraße und Armbrustergasse – Funkhaus und Kanzlervilla – nächtens heiß, und auch Blechas Vergatterungstaktik auf vollen Touren.“ [vii]

In der Maur wird in einer zweiten Abstimmung mit 16 zu 14 doch noch durchgedrückt. Auch im Vorfeld zur Wahl Oberhammers soll Kreisky – laut einem Bericht der Wochenpresse – den Bildhauer Fritz Wotruba, der im Kuratorium saß, unter Druck gesetzt haben. Der Bundeskanzler  hatte ihn darauf hingewiesen, welch großzügige Förderungen er von staatlicher Seite bekomme.[viii] Kreisky hat dies allerdings stets bestritten.

Der kaufmännische Direktor Walter Skala ist ebenso wie der technische Direktor Norbert Wassiczek (der einzige überlebende aus Bachers Team) den Sozialisten zuzurechnen. Ein Intimfreund Oberhammers, Heinrich Keller, wird ORF-Generalsekretär.

Auch auf den unteren Ebenen und beim Rundfunkfußvolk wird fröhlich umgefärbt. Oberhammer holt sich – ganz im Sinne der sozialistischen Medienpolitik – zahlreiche Mitarbeiter aus der SPÖ und ihrem Dunstkreis ins Haus. Unter anderem: Josef Broukal, damals SP-Organisationsreferent in Niederösterreich, Ulrich Brunner, Redakteur der Arbeiterzeitung und SP-Mitglied, oder Barbara Coudenhove-Kalergi, Redakteurin der Arbeiterzeitung, die zur Chefin des ORF-Auslandsdienstes ernannt wurde.

Mit den richtigen Leuten braucht es keine Inerventionen

Die dahinsiechende sozialistische Arbeiterzeitung bildet ein nahezu unerschöpfliches Personalreservoir für den ORF. Das hatte den großen Vorteil, dass die neuen ORF-Mitarbeiter nicht erst auf Linie gebracht werden mussten. Ein braver und halbwegs gebildeter AZ-Redakteur hat schließlich das Kapital von Karl Max oder die Dialektik der Aufklärung von Theodor W. Adorno bereits intus.

In so einem Umfeld muss von Seiten der Politik – sprich den Sozialisten – kaum noch interveniert oder gar zensuriert werden, die Vorgesetzten brauchen keinen Druck auszuüben, die bei der AZ sozialisierten Mitarbeiter wissen ohnehin ganz genau, worüber und wie man „richtig“ zu berichten hat.

Das gilt freilich nicht nur für den Informationsbereich. Auch in der Unterhaltungsabteilung bläst man zum medialen Klassenkampf. So startete in der Ära Oberhammer etwa die Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“. Verantwortlich für die Soap Opera im sozialistischen Arbeitermilieu zeichnet der deklarierte Kommunist und Autor Ernst Hinterberger. Bei der Fernsehfamilie Sackbauer in Favoriten ist die sozialistische Welt noch in Ordnung. In der wenig subtilen Propagandaserie wird kein linkes Klischee ausgelassen, alle Klassenfeinde, von den Gewerbetreibenden über die Hausbesitzer, den Unternehmern bis zu den Bauern[ix] – kurz: die gesamte ÖVP-Klientel – werden als dumm, bösartig und menschenverachtend vorgeführt.

Unterhaltung im Oberhammer-ORF: Liebenswerte, menschliche Sozialisten, kleingeistige und unsympathische Konservative. Die Rollen sind klar verteilt.

Und obwohl Oberhammer ganz im Sinne der Partei handelt und den Rundfunk im Allgemeinen und das Fernsehen im Speziellen im Sinne eines sozialistischen Volksfunks umgestaltet, ist er innerhalb der SPÖ nicht unumstritten. Der Jurist gilt in Medien- und Machtpolitik als zu wenig erfahren und mit dem Job des Generalintendanten schlicht als überfordert. „Brodas Homunculus hat sich auch innerhalb der SPÖ (…) als Fehlkonstruktion erwiesen.“[x]

1978, im Jahr der turnusmäßigen Wahl des Generalintendanten, bricht deshalb ein heftiger parteiinterner Streit um die Zukunft des führungsschwachen Oberhammers aus. „Die Person des Generalintendanten stand seit dem Frühjahr 1978 parteiintern zur Diskussion.“[xi]

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs.)

Endnoten

[i] Der Spiegel, Nr. 40, 1978.

[ii] Die Wochenpresse zitiert nach Verein zur Förderung der politischen Bildung und Schulung „Josef Krainer Haus“, 1975.

[iii] Der Spiegel, Nr.40, 1978.

[iv] Die Wochenpresse zitiert nach Verein zur Förderung der politischen Bildung und Schulung „Josef Krainer Haus“, 1975.

[v] Siehe Dieman, 1978, Seite 98.

[vi] Siehe Dieman, 1978, Seite 50.

[vii] Siehe Dieman, 1978, Seite 49.

[viii] Siehe Dieman, 1978, Seite 52.

[ix] In einer Folge erbt Mundls Frau einen Bauernhof und wird von einem „typischen“ Bauern und ÖVP-Bürgermeister über den Tisch gezogen.

[x] Siehe Dieman, 1978, Seite 98.

[xi] Kriechbaumer, 2004, Seite 199.

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Österreich, der Neid, die Diplomatenpässe, und die Dienstpässe drucken

Österreich steht vor der historischen Weichenstellung zwischen dem Weg nach Griechenland und dem Weg nach Deutschland. Der eine ist kurzfristig verführerisch bequem, der andere anfangs sehr hart. Auf diesem Weg verliert Österreich sein Triple-A-Rating, es drohen schwere Regierungskrisen oder gar Neuwahlen. Und was debattieren da die Medien dieses Landes am heftigsten? Die Diplomatenpässe für Bischöfe und Altpolitiker! Die Medien schweigen dabei jedoch fast total zu den damit eng verwandten Dienstpässen. Ein Sittenbild.

Weil sich die Medien so an Kleinigkeiten festkrallen – wahrscheinlich weil sie durch Großigkeiten ja auch geistig überfordert wären – ist das Ergebnis der jüngsten Meinungsumfrage zwar deprimierend, aber kein Wunder: Eine Mehrheit der Österreicher ist gegen ein Sparpaket. Wie OGM (allerdings im Auftrag einer Gratiszeitung) erhoben hat, sind nur 42 Prozent für ein Sparpaket, während 53 Prozent dagegen sind.

Freilich: Wenn niemand den Menschen die dringende Notwendigkeit eines Schuldenabbaus – oder zumindest keines weiteren Anstiegs der Schulden – vermittelt, woher sollen sie dann überhaupt um diese Notwendigkeit wissen? Was die Dinge noch schlimmer macht: Sobald die konkreten Maßnahmen feststehen, wird die Zahl der Zustimmenden mit Sicherheit noch deutlich geringer werden. Nach dem Motto: Ihr könnt ja überall sparen, aber doch nicht bei mir!

Aber zurück zum Aufreger der Medien, den Diplomatenpässen: Es ist ganz gewiss schwer zu begründen, wenn jemand nach Ausscheiden aus einem öffentlichen Amt noch so wie ein aktiver Amtsträger behandelt werden will. Dass sich jetzt vor allem die Herren Blecha und Vranitzky über den geplanten Entzug ihres Diplomatenpasses so aufregen, rundet überdies so manches Vorurteil über diese Herren ab.

Dabei sollte mit der Forcierung des Diplomatenthemas ja eigentlich nur der Fall Grasser am Kochen gehalten werden, nachdem nach wie vor die konkreten Beweise gegen den Ex-Finanzminister Mangelware sind. Vranitzky ist so etwas wie ein Kollateralschaden (seinen dubiosen Geschäften ist ja nie ein Staatsanwalt nachgegangen, wie etwa der berühmten Million für die Information, dass der Euro eingeführt wird).

Sollte man vielleicht den Diplomatenpass lediglich im Fall strafrechtlicher Erhebungen entziehen? Das wäre witzig. Denn das müsste dann ja auch für Werner Faymann oder Claudia Schmied gelten. Gegen die läuft nämlich genauso ein Strafverfahren wie gegen Grasser (auch wenn es da keine Staatsanwälte gibt, die ständig Aktendetails hinausspielen).

In Wahrheit gibt es aber außer blankem Neid (der freilich gerade in Österreich sehr verbreitet ist) so und so keinen Grund, das Thema für wichtig zu halten: Denn kein Österreicher, keine Institution des Landes erleidet durch die großzügige Vergabe dieser Pässe einen Schaden. Opfer sind höchstens ausländische Grenzbehörden, die bei Besitzern von Diplomatenpässen nicht so genau hinschauen. Da manche Länder – von der Dritten Welt über Russland bis zu den USA – die Passkontrollen sehr langwierig und schikanös gestalten, würde ich ja am liebsten jedem Österreicher ein solches Ticket für die zeitsparende Überholspur geben.

Amüsant ist freilich ein eng verwandtes Thema, nämlich die „Dienstpässe“. Diese verschaffen ähnliche Express-Abfertigungen auf Flughäfen, sie sind sogar viel zahlreicher ausgegeben worden als Diplomatenpässe. Und dennoch redet niemand darüber.

Beim langen Nachgrübeln ob dieser Diskrepanz in der medialen Reaktion erinnerte ich mich an meine langen Jahre als außenpolitischer Journalist. Da sah ich mit Erstaunen, dass auch etliche Kollegen mit solchen Dienstpässen reisten. Und dass sie auf Nachfrage nach dem Wieso nur sehr verschwommen antworteten. Die erste solche Beobachtung machte ich übrigens noch in der Ära Kreisky. Worauf ich die Berichterstattung der Kollegen vor allem aus massenstarken Medien ein wenig genauer zu beobachten begann: Vorsichtig ausgedrückt, habe ich da keine sonderlich starken regierungskritischen Akzente bemerken können.

Ich bin natürlich – fast – sicher, dass sie inzwischen alle ihre Dienstpässe längst fein säuberlich zurückgegeben haben. Nur: Warum erwähnen sie das denn alle gar nicht? Lassen sie sich aus Bescheidenheit eine so einfache Selbstberühmung entgehen – oder…

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Alles Nazis oder was? drucken

Pornojäger Martin Humer, seligen Angedenkens, war ein laues Lüfterl gegen die neuen, selbsternannten Nazijäger „Anonymus"! Ersterer ging wenigstens noch mit offenem Visier und persönlichem Körpereinsatz seinem Handwerk nach und stand dafür ein, während Letztere unerkannt und feige wie ein Orkan durchs Internet fegen, gezielt in Datenbanken einbrechen, um danach auf einem virtuellen Pranger (= nazi-leaks.net) sämtliche „Trophäen" als Nazis (wie die URL-Bezeichnung bewusst vermittelt) abzustempeln und sich berechtigt zu fühlen, deren volle Namen und genaue Adressen zu veröffentlichen!

Als ihr Handlanger entpuppt sich, wie nicht anders zu erwarten, eine überaus willige in- und ausländische Medienlandschaft. Hier angefangen beim ORF, der am gleichen Tag genüsslich in allen Nachrichten die Webadresse bekannt gab, obwohl es sich um Datenraub und daher um ein kriminelles Delikt handelt,  bis hin zum Standard, der die Hintermänner sogar zum Interview bittet (http://tinyurl.com/7h237tnn) und dessen Leserschaft sich in eifriger Vollstreckung übt, wie ein Teilnehmer mit Nicknamen @eatthefisch freudig mitteilt und gleichzeitig zur Nachahmung aufruft:

"Ich hoffe ich bin nicht der Einzige der ihnen heute schreibt, deshalb fasse ich mich kurz! Hab die Kundenservice Stelle übersprungen und das ganze gleich an die Meldestelle für Wiederbetätigung geschickt: ns-meldestelle@bvt.gv.at!" (Siehe auch: http://tinyurl.com/844dgwb)

Das Denunziantentum feiert fröhliche Urstände und die Vernaderer jubeln einander heftig zu, weil ihnen allseits vermittelt wird, als Gutmenschen das Recht dazu zu haben und außerdem automatisch auf der einzig richtigen Seite zu stehen. Erinnert bedrückend an unsägliche Zeiten!

Darüber hinaus wird auch noch völlig undifferenziert vorgegangen, die „Junge Freiheit" samt Gastautoren sowie Abonnenten als Nationalsozialisten verleumdet und willkürlich Existenzvernichtungen billigend in Kauf genommen. Damit kommt es sogar zu solchen Auswüchsen, dass nicht einmal vor dem über jeden Verdacht erhabenen, hochintelligenten, weltoffenen und absolut integren Journalisten Dr. Peter Scholl-Latour Halt gemacht wird – er fand sich mit seinem tatsächlichen Namen und voller Adresse auf dieser angeblichen Nazijägerseite. Wie der Chefredakteur der „Jungen Freiheit" berichtet, kommt es bereits zu Drohanrufen und Wohnungsübergriffen.

Gäbe es den geringsten Verdacht (neo-)nationalsozialistischer Umtriebe bei der „Jungen Freiheit", wäre diese Zeitung längst verboten. Selbst Wikipedia, der man nicht gerade Rechtslastigkeit vorwerfen kann (http://de.wikipedia.org/wiki/Junge_Freiheit), oder gar das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes lassen sich zu keiner derartigen Unterstellung hinreißen.

Man stelle sich nur das Rauschen im österreichischen Medienwald vor, würde man den Falter und seine Verfasser bzw. Abonnenten als Vertreter der gewaltbereiten, linksautonomen Szene mit Namen und Adresse öffentlich im Internet präsentieren.

Abgesehen von den Anzeigen, die es für diese Hacker als „kriminelle Vereinigung" hageln würde, müssten ORF, Standard, Österreich, Heute, News usw. vom Ende der Meinungsfreiheit sowie vom Untergang der Demokratie berichten.

Solange  „Anonymous" auf breiter Basis hofiert wird und die Gerichtsbarkeit bereits EU-weit mit unerträglichem, zweierlei Maß misst, beraubt man Justitia permanent ihrer symbolischen Waage. Und wenn zu guter Letzt die Piratenpartei in Deutschland unter „Freiheit für das Netz" diese kriminellen Cyber-Attacken versteht, möge unser Land vor einer solchen Bewegung für immer verschont bleiben.

Libertus ist der im Vorjahr weitaus am besten bewertete Poster gewesen; er hat sich freundlicherweise bereit erklärt, dem Tagebuch nun auch Gastkommentare zur Verfügung zu stellen.

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Die wirklichen Skandale rund um Niko P. drucken

Durch den blonden Niko Pelinka und seine seltsamen Karrierewege ist der ORF-Generaldirektor bis auf die Knochen blamiert – auch wenn er das partout nicht zur Kenntnis nehmen will. Noch deutlich krasser sind aber andere, dadurch völlig überdeckte Skandale.

Dass Alexander Wrabetz einen Büroleiter haben soll, ist nämlich unbestritten. Und dass er sich den selbst aussuchen kann, ist für mich auch kein größeres Problem. Es kann ja jeder ORF-Mitarbeiter mit Rückgrat diesen Büroleiter straffrei hinauswerfen, wenn der bei seiner Tür hereinkommen sollte. Und jeder ORFler kann folgenlos auflegen, wenn ihn ein gewisser Pelinka anruft. Ein Büroleiter hat nur dann über das Ausbessern von Briefen hinausgehende Kompetenz, wenn ihm diese auch jemand zubilligt.

Die Personalie Pelinka ist nur deshalb bedeutend, weil sie den bisher schlagkräftigsten Beweis darstellt, wie eng der Wrabetz-ORF an den Fäden der Parteien, insbesondere jenem der SPÖ hängt. Wenn jener Mann, der die Wrabetz-Wiederwahl inszeniert hat, dann auf einen hochbezahlten Posten unter Wrabetz aufsteigt, hat das naturgemäß einen ganz üblen Geruch. Wer bitte ist da wessen Chef?

Ein noch viel größeres Problem als Pelinka ist es aber, wie sehr die derzeit die eigene Unabhängigkeit so rühmenden ORF-Redaktionen sich selbst zu einer SPÖ-Propagandaabteilung degeneriert haben. Offenbar ohne dass ein Pelinka da noch extra anrufen muss.

Täglich könnte man die schwere Linkslastigkeit dieser Redaktionen an konkreten Beispielen aufzeigen. Diesmal einige besonders arge Exempel aus der „Zeit im Bild“ des Wochenendes. Diese sendete einen langen PR-Beitrag für das Wiener SPÖ-Rathaus, der besser ins nordkoreanische Fernsehen gepasst hätte. Zwei rote Rathaus-Apparatschiks konnten sich da stolz und ohne durch einen kritischen Zwischenton der Redaktion gestört zu werden als Helfer der Kinder präsentieren. Nur weil sie jetzt(!) einen „Ombudsmann“ für Opfer von Missbrauch in Jugendheimen installiert haben.

Mit keinem Wort wurde dabei darauf eingegangen, dass genau dieses Rathaus und genau seine untätig zuschauenden Fürsorge-Tanten, die sich jetzt Jugendanwaltschaft nennen (die übrigens auch mitgewirkt haben an den Vertuschungen rund um Kampusch), die Hauptverantwortung für die allerschwersten Missbrauchsskandale der österreichischen Nachkriegsgeschichte haben. Mit keinem Wort wurde thematisiert, wozu eigentlich die Jugendanwaltschaft selbst noch gut ist, wenn jetzt ein Ombudsmann dieser „Anwaltschaft“ (die natürlich mit richtigen Anwälten nicht das Geringste zu tun hat) irgendeine Verbesserung darstellen soll.

Wer diesen Propagandabeitrag gesehen hat, dem blieb ob so viel Chuzpe nur noch der Mund offen. Und wer den Beitrag versäumt hat: Bitte anschauen („Ombudsperson für Heimkinder gefordert“ am 7. Jänner anklicken, wobei Ombudsperson auf politischlinkskorrekt für Ombudsmann stehen dürfte).

Dass die ZiB am gleichen Wochenende  schon zum gefühlten 50. Mal binnen zwölf Monaten wieder die alte linke Mär vom ungleichen Lohn für gleiche Frauenarbeit auftischte, passt perfekt in das gleiche schlagseitige Bild. Auch hier wieder keinerlei Spur einer Relativierung oder gar Gegenstimme. Dabei konnte in dem Beitrag die Ungleichheits-Behauptung dann nur mit Fällen der Baby-Karenz und mit Teilzeit-Exempeln untermauert werden, aber mit keinem einzigen Hinweis auf wirklich „gleiche Arbeit“. Oder ein Beitrag über Südafrika: Der klang so, wie wenn er von der Propagandaabteilung der dortigen Regierungspartei formuliert worden ist.

Pelinka demaskiert auch die ÖBB

Ein ebensolcher Skandal ist, wie die ÖBB zur SPÖ-Filiale degeneriert ist. Wortgewaltig versucht sich ja der neue Chef Kern seit einiger Zeit als Retter der Bundesbahnen zu präsentieren. Dabei agiert er in Wahrheit mehr denn all seine Vorgänger der letzten Jahrzehnte als reiner Parteifunktionär. Er greift hemmungslos in die Bahnkasse, wenn es die Partei braucht oder wünscht.

Anders ist es nämlich gar nicht zu erklären, dass dieser Herr Kern genau für jenen Niko Pelinka eigens einen Posten geschaffen hat. Der Anlass der Postenkreation: Pelinka musste als Sprecher der Claudia Schmied ausscheiden, weil diese Funktion laut Gesetz mit der eines Stiftungsrates unvereinbar ist. Als solcher hatte Pelinka die Wiederwahl von Wrabetz zu organisieren und diverse schmutzige Deals mit den anderen Stiftungsräten abzuschließen. Was er daneben eigentlich für die ÖBB gearbeitet haben soll, ist völlig unklar geblieben. Dementsprechend wird nun, da Pelinka auch hauptberuflich in den ORF wechselt, dieser Posten einfach wieder abgeschafft.

Einen deutlicheren Beweis kann es gar nicht geben, dass in den eigentlich schwer defizitären ÖBB Menschen einzig und allein im Interesse der Partei angestellt werden.  Und zwar nur für Scheintätigkeiten. In der Privatwirtschaft würde ein dafür verantwortlicher Vorstand fristlos entlassen und wegen Untreue angezeigt. In den ÖBB riskiert der Herr Kern maximal einen Tadel durch den Rechnungshof. In ein paar Jahren.

Freilich: Ein ÖBB-Chef, der ja selber nur als Sprecher eines Politikers nach einem Publizistik(!)-Studium und keiner einzigen Sekunde in der Verkehrs- oder Privatwirtschaft plötzlich zum Bahnexperten geworden sein soll, kann natürlich nicht die Widerlichkeit seines Verhaltens erkennen. Und die total links geführte Staatsanwaltschaft ist ja offensichtlich nur an den angeblichen und wirklichen Delikten blau/orange-schwarzer Regierungen interessiert.

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Islamisches Morden, europäisches Schweigen drucken

Und jetzt ist es auch in Nigeria voll losgegangen: Fast täglich werden im Norden des bevölkerungsreichsten afrikanischen Landes Christen zu Dutzenden nur ob ihres Glaubens ermordet. Was sagt uns das über den Islam? Und wie reagiert das ehemals christliche Europa darauf?

Natürlich ist nicht jeder Moslem ein Mörder und Terrorist. Alles andere als das. Viele Moslems sind friedlich, freundlich und tolerant. Aber seit Jahrzehnten gibt es keine andere Ideologie, keine andere Religion und Weltanschauung, in deren Namen so viel gemordet wird. Und das darf man der Wahrheit willen nicht verschweigen oder kleinreden.

Denn das, was sich in Nigeria abzeichnet, haben wir ja mit in die Hunderttausende (vielleicht sogar über die Million hinaus) gehenden Opferzahlen schon im Sudan erlebt. Ähnliches spielt sich seit Jahrzehnten in Somalia ab. Aber auch in Indonesien, den Philippinen, im Nach-Saddam-Irak und in Pakistan sind gezielte Morde an Christen Alltag. In der Türkei und in Ägypten sind sie noch selten, nehmen aber zweifellos zu. In Saudiarabien ist christliche Religionsausübung überhaupt längst ein Kapitalverbrechen. Um nur die wichtigsten Länder des islamisch motivierten Mordens und Brennens zu nennen.

Kein Wunder, dass sich die Christen in Syrien heftig vor dem Sieg der angeblich demokratischen Revolution fürchten.

Eine Religion, die so gewaltaffin ist, führt natürlich auch dazu, dass sich Moslems gegenseitig ihrer jeweiligen Religionsvariante wegen bekämpfen und umbringen. Die Beispiele reichen von Bahrain bis – wieder – in den Irak.

Das hat gewiss Ähnlichkeiten mit den europäischen Religionskriegen rund um das 17. Jahrhundert. Wobei allerdings damals in Europa die religiösen Auseinandersetzungen untrennbar mit den jeweiligen Machtkämpfen zwischen einzelnen Fürsten verbunden waren.

Tatsache ist jedenfalls, dass der Islam ohne jede klare Struktur und Hierarchie, wie sie etwa die katholische Kirche hat, sehr leicht von in obskuren Koranschulen wirkenden extremistisch-radikalen Imamen als Berechtigung für Gewalttaten herangezogen werden kann. Tatsache ist, dass sich im Koran neben sehr sanften Passagen auch viele finden, die Krieg und Morden absolut rechtfertigen.

Und wie reagieren wir auf all das? Wie berichten etwa Österreichs Medien?

Sie vermelden das Blutbad in Nigeria in auffallendem Unterschied viel, viel zurückhaltender und knapper als jenes im vergangenen Sommer in Norwegen, als ein antiislamisch gesinnter Täter binnen kurzem Dutzende Menschen ermordete. Wie begründet sich eigentlich dieser auffallende Unterschied in der Berichterstattung? In der Zahl der Opfer kann er jedenfalls nicht begründet sein. Auch in der Gefahr von Wiederholungstaten nicht. Denn der norwegische Massenmörder war – egal ob schizophren oder nicht – jedenfalls ein Einzeltäter, während in Nigeria offensichtlich eine ganze, weit verbreitete islamische Sekte hinter den Taten steckt.

Steht uns Norwegen vielleicht näher? Nun, geographisch ist die Entfernung zweifellos geringer. Ethnisch leben heute aber schon weit mehr Menschen nigerianischer Abstammung in Österreich als Norweger. Also rechtfertigt auch das die unterschiedliche Berichterstattung nicht.

Ein unterschwelliges Motiv dürfte zweifellos sein, dass die Medien nur ja nicht etwas groß berichten wollen, was der FPÖ weitere Wähler zutreibt. Freilich erreichen sie damit nur einen weiteren Verlust an eigener Glaubwürdigkeit. Die Sorge vor dem stetigen Wachsen der Zahl der Moslems ist trotz aller Beschwichtigungstendenzen der Berichterstattung längst bei den Menschen angekommen.

Eine noch mehr erschütternde Reaktion als jene der Medien ist die von Politik und Justiz. Die Politik erlaubt ausgerechnet Saudiarabien, auf österreichischem Boden ein „Dialogforum“ zu finanzieren, ohne dass die Saudis im Gegenzug auf eigenem Boden auch nur einen Millimeter Konzessionen in Richtung Toleranz und Religionsfreiheit gemacht hätten. Und eine schwer linkslastige Justiz verurteilt eine Islamexpertin, weil diese es gewagt hat, den Geschlechtsverkehr des Propheten Mohammed mit einer Neunjährigen als Pädophilie zu bezeichnen.

Aber nicht einmal die europäischen Kirchen sprechen Klartext. Am ehesten tut das noch der eine oder andere evangelische Bischof. Dem Papst sind einmal in Regensburg deutliche Worte entschlüpft, worauf er unter den Prügeln der Medien und der Linkskatholiken wieder zurückgesteckt hat. Seither ist in Europa Klartext Mangelware.

 

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Fußnote 253: Was Wulff und Niko verbindet drucken

Die Reaktion der deutschen Bevölkerung auf Christian Wulff scheint widersprüchlich, ist aber eigentlich von tiefer Weisheit geprägt.

Die jüngsten Auftritte ihres Bundespräsidenten werden von einer klaren Mehrheit der Deutschen abgelehnt. Zugleich aber sind nicht weniger als 60 Prozent dafür, dass Wulff im Amt bleibt. Der Widerspruch ist erklärbar: Die Deutschen wissen oder spüren bei aller Enttäuschung über ihr Staatsoberhaupt, dass Politiker nur Menschen sind, dass man nicht alle zwei Jahre ein Amt wegen Ungeschicklichkeiten neu besetzen kann, dass selten etwas Besseres nachkommt. Sie denken damit ganz anderes als die meisten Medien, die ständig die Illusion pflegen, dass Politiker in jeder Hinsicht perfekt zu sein haben. Was ihnen erst den Stoff für viele Kommentare gibt. Vielleicht spüren die Menschen ja aber auch, dass Wulff auch Pech hatte, weil seine Affäre ins Weihnachtsloch gefallen ist. In dieser nachrichtenarmen Zeit sind alle Medien froh, wenn sie neben unendlichen Jahresrück- und -ausblicken wenigstens ein aktuelles Thema haben. Das gleiche Pech hatte ja übrigens in Österreich der blonde Niko. Was aus beiden keine erfreulichen Figuren macht. Übrigens haben sie noch eine Gemeinsamkeit: Beide sind wohl ein wenig zu jung in ihr jeweiliges Amt gekommen. Das tut selten gut.

 

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Die roten Meinungsmacher (10): Die Gefahr aus dem All: Der Beginn der Satelliten- und Kabelrundfunk Ära drucken

Der kluge Genosse baut vor: Das Rundfunkgesetz von 1974 war eine Reaktion der Sozialisten auf die Veränderungen, die auf den Rundfunk im Allgemeinen und das Fernsehen im Besonderen zukommen sollten. Mit der gesetzlichen Einzementierung des ORF-Sendemonopols hatte man sich gut auf die kommenden technischen Entwicklungen vorbereitet. „Als bisher einziges Ausführungsgesetz zum BVG-Rundfunk wurde im Jahr 1974 das ORF Gesetz erlassen, womit der ORF als einziges Unternehmen in Österreich eigene Programme veranstalten darf.“[i]

Bisher wurden TV und Radio ausschließlich terrestrisch, also via Antenne übertragen. Das hatte für die sozialistischen Hüter des Monopols gleich mehrere Vorteile. Da Frequenzen zur Rundfunkübertragung ein knappes Gut sind, laut der SPÖ sogar ein äußerst knappes, war ein staatliches Monopol quasi unvermeidbar, fast schon gottgegeben.

Und obwohl sich hochfrequente Wellen gemeinhin nicht an Staatsgrenzen halten, ist ihre Reichweite dennoch begrenzt und überschaubar. Lediglich im grenznahen Bereich können – aufgrund des unvermeidbaren technischen Overspills – ausländische Sender empfangen werden. Was aber aufgrund der unterschiedlichen Sprachen und der unterschiedlichen technischen Standards ohnehin nur an der Grenze zu Deutschland und der Schweiz eine Rolle spielte.

Für Verfechter eines Rundfunkmonopols ein geradezu paradiesischer Zustand. Man kann die Einschränkung der Meinungsfreiheit, die ein Rundfunkmonopol ja zwangsläufig darstellt, mit physikalischen Gesetzen, sprich Frequenzmangel, rechtfertigen Lästige Sender aus liberaleren oder demokratischeren Ländern können die heimische Volksfunk-Idylle – wenn überhaupt – nur am Rande stören.

Doch über dem sozialistischen Rundfunkschrebergarten ziehen nun weit oben am Himmel, nein, nicht dunkle Wolken, sondern Satelliten auf. Und unter der Erde werden überall in den USA und Europa Kabel verlegt, über die ebenfalls Fernsehprogramme übertragen werden können.

Einzug des Kabelfernsehens

Kabel-TV ist eigentlich eine sehr alte Technologie. Sogenannte Gemeinschaftsantennenanlagen (GA)[ii] sind beinahe so alt wie das Fernsehen selbst[iii]. Große Kabelnetze sind in den USA, die in Sachen Rundfunk stets Vorreiter waren und sind, bereits in den frühen 60er Jahren entstanden. 1962 gab es in den Vereinigten Staaten bereits 800 Kabelnetze mit rund 850.000 angeschlossenen Haushalten.[iv]

Anfang der 70er wurde Kabel-TV auch in Europa ein Thema. Satelliten-TV war zu dieser Zeit noch eine, wenn auch schon sehr konkrete, Zukunftsvision. Zwar umkreisten bereits in den 60er Jahren einige Kommunikationssatelliten die Erde, dreizehn um genau zu sein, der erste europäische TV-Satellit sollte aber erst Mitte der 80er ins All geschossen werden.

Ende der 60er entstehen, vor allem in gebirgigen und hügeligen Regionen, aufgrund der schlechten Empfangssituation, Großgemeinschaftsantennenanlagen etwa in Feldkirch, Vöcklabruck oder Schladming. In Linz errichtet die WAG, die Wohnungsaktiengesellschaft, bereits 1968 in ihrer Wohnanlage eine Großgemeinschaftsantennenanlage, um Antennen­wälder auf den Dächern zu verhindern.[v]

In einige dieser Netze wurden auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme aus Deutschland eingespeist.[vi] Da dies nur Einzelfälle waren und die Netze eine sehr überschaubare Anzahl an Haushalten versorgten, schien dies damals aber niemanden zu stören, auch nicht den ORF und die Fernmeldebehörde. Kleine Gemeinschaftsantennenanlagen mussten damals aufgrund der gesetzlichen Lage nicht einmal genehmigt werden.

Erste konkrete Pläne für große Kabelnetze wurden Mitte der 70er Jahr geschmiedet. Bei SPÖ und ORF läuteten die Alarmglocken.

„Die Erschließung dieser neuen Übertragungswege brachte nicht nur eine erhebliche Ausweitung der verfügbaren Rundfunkübertragungskapazitäten in den einzelnen europäischen Staaten, sondern eröffnete zudem auch die Möglichkeit der grenzüberschreitenden Rundfunkausstrahlung. (…) Zudem entfiel mit der Erweiterung des verfügbaren Frequenzbereichs einer der Rechtfertigungsgründe für die monopolistische Stellung öffentlich-rechtlicher Rundfunkanbieter.“[vii]

Im ganzen Land werden sogenannte Studiengesellschaften gegründet, die sich mit der Einführung des Kabelfernsehens beschäftigen. Dazu gehörten:

  • Salzburger Studien- und Forschungsgesellschaft für Kabelfernsehen GmbH
  • Tele Kurier
  • FESEKA
  • Studien und Forschungsgesellschaft für Kabelfernsehen in Wien
  • LiWeSt (Ein Verbund der oberösterreichischen Städte, Linz, Wels und Steyr)

Für die Sozialisten war dies eine äußerst unangenehme Entwicklung. Kaum hatte man den Rundfunk per Gesetz wieder zurückerobert, den lästigen Gerd Bacher in die Wüste geschickt und eine linientreue ORF-Führungsmannschaft installiert, bekam das bisher in Stein gemeißelte Rundfunk-Monopol erste Risse.

Zunehmende Kritik am Rundfunkmonopol

Mit den neuen Möglichkeiten zur Verbreitung von Fernsehsignalen treten auch – wenn auch nur vereinzelt – erste ernstzunehmende Kritiker des Rundfunkmonopols auf den Plan. Wie etwa der Verfassungsrechtler Karl Korinek: Seiner Rechtsmeinung nach verstößt das ORF-Monopol gegen die europäische Menschenrechtskonvention, die in Österreich Verfassungsrang hat.[viii] Das ORF-Monopol ist damit verfassungswidrig. Dass er damit richtig liegt, sollte aber erst viele Jahre später vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg bestätigt werden.

„Das Kabel und damit die technische Aufhebbarkeit der Frequenzknappheit haben daher auch in Österreich dazu geführt, das Monopol des ORF in Frage zu stellen.“[ix]

Auch die ÖVP wagt einen ersten zaghaften Vorstoß zur Beendigung des Rundfunkmonopols. Die Volkspartei schlägt  „länderweises Kabel-TV vor, das nicht im Monopol des ORF steht.“[x] Neben den beiden ORF Programmen und den öffentlich-rechtlichen Programmen aus der Schweiz und Deutschland soll es – so der Vorschlag der ÖVP – einen Kabelkanal für ein lokales Programm und einen sogenannten „Open Channel“ geben. Auf diesem „offenen“ Kanal „kann jeder gegen Entgelt eine Sendung bringen“[xi].

Das bedeutet:

  • die Zeitungen können selbst Eigentümer werden,
  • sie haben Mitspracherecht im Landesbeirat,
  • Werbegelder müssen der regionalen Presse zur Verfügung gestellt werden.[xii]

Dass dieser noch nicht ganz ausgereifte Vorschlag zur Rundfunkliberalsierung von der SPÖ nicht einmal ignoriert wird, versteht sich damals von selbst.

Parallel zu all diesen Entwicklungen fallen in Europa die ersten staatlichen TV-Monopole. In Großbritannien wurde bereits 1955 ein privater TV-Kanal zugelassen, in Luxemburg sendet seit 1969 ein Privatsender und beim Nachbarn Italien kippt das Monopol 1975/76[xiii], mit weitreichenden Folgen auch für (das südliche) Österreich, wie Sozialisten und ORF wenige Jahre später schmerzhaft feststellen müssen. Damals, Mitte der 70er, ist das rote Rundfunkmonopol trotz all dieser ersten Anzeichen und Entwicklungen nicht ernsthaft in Gefahr, aber eines zeichnet sich bereits ab: Auf Dauer wird es, aufgrund der technologischen und internationalen Entwicklungen, nicht mehr zu halten sein.

Zu dieser Zeit ist die Welt für den ORF und die SPÖ trotz der dunklen Wolken am Horizont aber noch weitgehend in Ordnung, schließlich verläuft auch die langsame und vorsichtige Einführung des Kabelfernsehens auf typisch österreichische Art und Weise. So ist die Geschäftsführung der Kabel-TV-Wien-Studiengesellschaft streng nach dem Proporzsystem besetzt.[xiv]

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächstes Kapitel: Der Oberhammer: Kreiskys Rache)

Endnoten

[i] Obrist, 1990, Seite 21.

[ii] Es gibt drei Arten von Fernsehnetzen: Gemeinschaftsantennenanlagen(GA), Großgemeinschaftsantennenanlagen (GGA) und Kabelfernsehanlagen.

 [iii] Bereits in den 50er Jahren gibt es in Feldkirch eine Gemeinschaftsantennenanlage. In diesem Netz wurde allerdings nur – aufgrund der schlechten Empfangslage – ein ORF Kanal übertragen. Siehe dazu Liebenberger, 2003, Seite 41.

 [iv] Siehe Liebenberger, 2003, Seite 41.

 [v] Siehe Steiner, 1988, Seite 36.

 [vi] Siehe Liebenberger, 2003, Seite 126.

[vii] Schriftenreihe der Rundfunk- und Telekom Regulierungs-GmbH; Band 2/2004: Die duale Rundfunkordnung in Europa; Studie von Alexander Roßnagel und Peter Strohmann, Seite 21.

[viii] Austria Presse Agentur 6.5.1977.

[ix] Obrist, 1990, Seite 24.

[x] ÖVP-Pressedienst 1.10.1975.

[xi] Ebenda.

[xii] Ebenda.

[xiii] Siehe Fidler/Merkle, 1999, Seite 18.

[xiv] Siehe Liebenberger, 2003, Seite 127.

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Wulff, ein Chefredakteur und die Dummheit drucken

Es gehört fast zum täglichen Brot eines Chefredakteurs: Anrufe von Menschen, welche die Berichterstattung beeinflussen wollen, welche Kritik an Berichten üben, welche gegen einen „einfachen“ Redakteur intrigieren wollen. Zwei Typen von feindseligen Anrufen stechen besonders heraus – erfordern aber unterschiedlich große Widerstandskraft.

Das wirklich Heiße sind Anrufe aus der Inseratenabteilung. Etwa des Inhalts, dass die Gemeinde Wien (samt allen Töchtern und Enkeln) oder die größte Bank des Landes (samt allen Töchtern und Enkeln) wegen der kritischen Berichterstattung einen Inseratenstopp verhängt haben. Das sind für jeden Chefredakteur – der ja auch für die Arbeitsplätze seiner Mitarbeiter verantwortlich ist – dramatische Anrufe. In Zeiten einer schon die zweite Rezession auslösenden Krise lassen sich ganz offensichtlich etliche Zeitungen dadurch auch tatsächlich in die Knie zwingen.

Die Hauptverantwortung für die richtige Reaktion in solchen Zeitungskriegen tragen freilich die Verleger: Geben sie der Erpressung nach, können sie die Bedrohung der Umsatzzahlen abwenden; aber umso sicherer tritt ein langfristiger Verlust an Glaubwürdigkeit mit noch viel schlimmeren Folgen ein. Mutige Verleger stärken hingegen der Redaktion den Rücken für eine Gegenoffensive. In Österreich gibt es freilich kaum noch Verleger in der positiven Bedeutung des Wortes, sondern nur hemmungslose Geschäftemacher oder Managertypen, die genauso gut oder schlecht Gurkerl-Konserven verkaufen könnten.

Der zweite Typus – und um den geht es heute aus aktuellem Anlass – sind jene Anrufe, die primär das Trommelfell belasten. Politiker, die am Telefon lautstark werden, haben aber in der Sache schon verloren. Es gibt viele Taktiken im Umgang mit Journalisten: strafweise von Hintergrundgesprächen Ausschließen; Schmeicheln; mit (meist nur: scheinbaren) Exklusivinformationen Bestechen; ruhiges Argumentieren; oder gar: eine bessere Politik Machen.

Herumschreiende Politiker sind hingegen vor allem eines: dumm und unprofessionell. Sie können ihr Handwerk nicht. Sie haben ihre Emotionen nicht im Zaum. Noch dümmer und widerlicher sind nur noch jene, die persönliche Bestechungsversuche starten oder gar mit Gewaltakten drohen (was in Österreich zum Unterschied von Mexiko&Co zum Glück nicht üblich ist)..

Einen so dummen Politiker wie den deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff habe ich jedoch in meinem ganzen Journalistenleben nicht erlebt: Er schimpft und droht minutenlang – aber nicht einem Medienmenschen ins Ohr, sondern auf ein Tonband. Auch ein Bundespräsident sollte jedoch wissen, dass ein Tonband ziemlich langlebig ist. Dass es ihn auch noch nach Monaten mit jeder einzelnen Formulierung durch beweisbare Vorwürfe verfolgen kann. Was bei einem reinen Vierohren-Gespräch viel schwieriger ist.

Jetzt kann man im Fall Wulff nur noch über eines debattieren: Was ist für einen Spitzenpolitiker eigentlich schlimmer – solche Dummheit oder die Peinlichkeit eines sich ständig entschuldigenden Staatsoberhaupts oder die Charakterlosigkeit einer offenbar massiven Vorteilsannahme von seltsamen Menschen, die sich wie Schmeißfliegen an jeden Mächtigen herandrängen?

Deutschland muss mit diesem Dilemma offenbar nun auf Dauer leben. Die Österreicher wissen das schon längst: Gute Bundespräsidenten sind Mangelware.

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Information oder Manipulation? drucken

Wie einst Buchdruck und Telegraphie hat auch die Elektronik ungeahnte Möglichkeiten zur Verbreitung von Information gebracht – und damit zur Beschleunigung sozialer Prozesse beigetragen. Der für die Aufstände im arabischen Raum geprägte Ausdruck „Facebook-Revolution“ ist daher nicht ganz aus der Luft gegriffen.

Allerdings spielt Fernsehen die weit größere Rolle. Denn Internet erleichtert zwar die Organisation von Protesten und die Übermittlung von Bildern ins Ausland, ist aber vielen gar nicht zugänglich. Satelliten-Fernsehen hingegen ist selbst in Elendsvierteln allgegenwärtig. Es macht unabhängig von Propaganda und Zensur des eigenen Landes. Besonders darum hält man für wahr, was man sieht, und lässt sich davon beeinflussen. Aber auch die Welt hält für wahr, was sie zu sehen kriegt, und so kann selbst fragwürdiges und einseitiges Material die Meinung prägen – mit Rückwirkung auf das Geschehen vor Ort.

Wie wichtig das ist, wurde deutlich, als CNN, der damals einzige reine Nachrichtenkanal, im „ersten“ Golfkrieg 1991 aus dem Irak berichtete und sich damit Weltgeltung verschaffte. 1991 ging auch BBC World in Betrieb, das in der Folge neue Maßstäbe in Fairness und Korrektheit der TV-Berichterstattung setzte. Als BBC 1996 aber wegen saudischer Zensur arabische Sendungen einstellte, war auch die Stunde von Hamad bin Chalifa Al Thani, dem Emir von Katar, gekommen: Er heuerte entlassene BBC-Leute an und gründete den Sender Al-Dschasira (Al-Jazeera), der inzwischen mit mehreren auch in Europa, Asien und Afrika empfangbaren Programmen zur bedeutendsten Station in arabischer Sprache wurde.

Nach der Irak-Invasion 2003 kam BBC in die Schusslinie der Regierung Blair – offenbar wegen zu objektiver Berichte, und 2004 wurde die Geschäftführung „abgelöst“. Der Emir nützte auch das, heuerte weitere Spitzenleute an, und seit 2006 gibt es ein 24-Stunden-Programm auf Englisch, das sich an BBC-Standards hielt und damit Al-Dschasira zum „Global Player“ machte.

Wesentliche Beiträge zur Meinungsbildung wurden Exklusivberichte aus sämtlichen Krisenländern, vor allem aber aus Afghanistan und dem Irak, die Veröffentlichung zugespielter Botschaften von Osama bin Laden, sowie die Berichte aus Israel, den besetzten Gebieten und Gaza, darunter über das verheerende israelische Gaza-Bombardement 2009. All das, ohne jene „vorauseilende Rücksicht“, die man in deutschen und österreichischen Medien glaubt nehmen zu müssen. Verständlich, dass der Emir, der sich sein Hobby angeblich 400 Millionen Dollar jährlich kosten lässt, bei Amtskollegen und in den USA aneckte.

Doch 2011 kam, anfangs unbemerkt, eine gewisse Wende: So etwa wird wie von westlichen Medien „sparsam“ über die Unruhen in Bahrain berichtet, wo das sunnitische Königshaus mit saudischer Hilfe die schiitische Mehrheit unterdrückt. Bei Tunesien und Ägypten hätte die lobende Erwähnung der „Zivilgesellschaft“ hellhörig machen können. Und bei Libyen und Syrien, wo schon allein der verspätete Beginn des „arabischen Erwachens“ auf fremde Einmischung deutet, war und ist die Einseitigkeit unverkennbar. Heute weiß man, dass Katar in Libyen auch mit Geld, Waffen und Beratern eingriff. Wikileaks-Dokumente stützen den Verdacht, dass Katar, wo sich das US-Hauptquartier im Nahen Osten befindet, „auf Linie gebracht“ wurde.

Neben CNN, BBC und Al-Dschasira ringen heute weitere Sender um die Weltmeinung, alle auch in Europa empfangbar: Russia Today mit je einem Kanal auf Englisch, Spanisch und Arabisch. France24 auf Französisch, Englisch und Arabisch. Nur auf Englisch Fox, Bloomberg, CNBC, Sky News, Chinas CCTV9, Japans NHK, Südkoreas Arirang und seit September Jewish News (JN1), gegründet von zwei ukrainischen Milliardären. Nur Arabisch senden Al-Alam (Iran),  Al-Hurra (USA) und Al-Arabiya, von Saudis betrieben. Der Iran sendet teilweise auch auf Englisch und auf Bosnisch, und seit November hat Al-Dschasira sogar einen eigenen Balkan-Kanal. Auf Spanisch sendet schon seit Jahren Venezuelas Telesur, und über Irans neues Hispan TV dürfte Washington ebenso wenig erfreut sein.

Selbst wenn bei allen mehr oder weniger stark die eigenen politischen Interessen zu bemerken sind, erlaubt gerade diese Vielfalt – speziell, wer was nicht berichtet! – Rückschlüsse auf das tatsächliche Geschehen.

Dr. Richard G. Kerschhofer lebt als freier Publizist in Wien

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Das Bild zum Jahr der roten Gerechtigkeit drucken

sagt mehr als Tausend Worte.

Wer auch immer das ins Netz gestellt hat, wo es in den letzten Stunden heftig kursiert, trifft den Nagel der Unglaubwürdigkeit auf den Kopf.

Nichts gegen ordentliche Gehälter – für jene, die das auch wert sind. Aber sehr viel gegen die unerträgliche Heuchelei der heimischen Sozialdemokratie, die den Leistungsträgern Geld abknöpfen, den eigenen Nomenklatura-Familien aber ständig Privilegien zuschieben will.

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Die roten Meinungsmacher (9): Die Repolitisierung des Rundfunks: Kreisky und die sozialistische Gegenreform drucken

Am 1.Mai 1970 werden die Karten in Österreich neu gemischt. Die SPÖ gewinnt die Nationalratswahl. Sie ist mit 48,4 Prozent wieder die stärkste Kraft im Land. Die ÖVP unter Klaus sackt auf 44,7 Prozent ab. Klaus zieht die Konsequenzen und wirft das Handtuch. Bruno Kreisky wird Bundeskanzler, und das bleibt er bis zum Jahr 1983.

Den Grundstein zum Wahlsieg der Sozialisten und der Wahlniederlage der Volkspartei hatte die ÖVP mit der Rundfunkreform und der Installierung Bachers als Generalintendant selbst gelegt, so die verbreitete Meinung vieler politischer Kommentatoren. Das weiterhin von Sozialisten gelenkte Fernsehen hatte SPÖ-Chef Kreisky die ideale Bühne für seine Auftritte geboten. Die „Revolution" hat auch in diesem Fall ihre Kinder gefressen.

Kreisky bedankte sich sogar nach gewonnener Wahl bei Gerd Bacher für den fairen und objektiven Journalismus des öffentlichen Rundfunks[i]. Bacher antwortet darauf: „Nichts zu danken. Ist ohnehin ungern geschehen.“[ii]

Kreisky ist im Gegensatz zu Klaus ein für damalige Verhältnisse begnadeter Kommunikator und kennt den richtigen Umgang mit Journalisten. „Mit Bruno Kreisky ist auch der Archetypus des Medienkanzlers verbunden. Wie kein anderer vor ihm schaffte es der „Sonnenkönig“, die öffentliche Meinung im Diskurs mit Journalisten zu seinen Gunsten zu steuern und nutzte darüber hinaus das damals noch junge Medium Fernsehen als erster Berufspolitiker gekonnt“.[iii]

Erste Angriffe auf Bacher

Nach langwierigen Verhandlungen mit der ÖVP bildet die SPÖ mit Duldung der FPÖ, deren Chef damals der ehemalige SS-Obersturmführer Friedrich Peter ist, eine Minderheitsregierung. Politische Beobachter vermuten, dass die Gespräche mit der ÖVP aber ohnehin nur zum Schein geführt worden sind.

Kreisky muss vorerst mit Gerd Bacher leben. Das tut der frischgebackene Kanzler, trotz des Lobes nach der Wahl, aber nur sehr ungern. Er erwartet sich von Bacher sogleich Subordination. In einem ersten Protestanruf im Rundfunk warf Kreisky Bacher vor, er habe es verabsäumt dem neuen Bundeskanzler einen Antrittsbesuch abzustatten.[iv]

Was Kreisky an dem mächtigen Rundfunkchef wirklich stört, ist, dass er mit der nun in der Opposition befindlichen ÖVP genauso verfährt wie zuvor mit der oppositionellen SPÖ: Er lässt sie zu Wort kommen.

Der Hass der SPÖ bzw. von Kreisky auf Bacher geht sogar soweit, dass der Bundeskanzler dem Generalintendanten am Telefon droht: „Nehmen Sie zur Kenntnis, Herr Bacher, dass unsere Auseinandersetzung bis zur letzten Konsequenz geführt wird.“[v]

Wie es sich für ein braves Parteiorgan gehört, startet die Arbeiterzeitung über Wochen eine Anti-Bacher-Kampagne. In dieser aufgeheizten Stimmung musste die SPÖ im Kampf um die Rückeroberung und die Repolitisierung des Rundfunks allerdings zwei schwere Niederlagen einstecken. Da bei der Neubestellung des Aufsichtsrates 1970 die Versuche der SPÖ misslingen, die Machtverhältnisse in ihre Richtung zu verschieben, wird Gerd Bacher im Frühjahr 1971 für weitere vier Jahre zum Generalintendanten bestellt.

Das konnten und wollten Kreisky und die SPÖ nicht hinnehmen. Unermüdlich sammelte man Munition gegen Bacher. Die Sozialisten warfen Bacher im Laufe der Monate unter anderem vor: Korruption, Verletzung des Betriebsratgesetzes, Bruch von Einzeldienstverträgen und sogar die Verletzung der Menschenrechtskonvention in zumindest elf Fällen.[vi]

Nur ein Jahr später änderten sich die politischen Verhältnisse erneut. Nach dem Beschluss eines neuen Wahlrechts, welches den Freiheitlichen entgegenkam, lösten SPÖ und FPÖ den Nationalrat auf. Bei der darauffolgenden Nationalratswahl am 10.Oktober erreicht die SPÖ mit 50 Prozent die absolute Mehrheit. Die SPÖ bildet eine Alleinregierung und kann nun – ausgestattet mit der Mandatsmehrheit im Nationalrat – die Medien- und Rundfunkpolitik im Alleingang gestalten. Gerd Bacher, der erst kurz zuvor für weitere vier Jahre gewählt worden war, wurde die SPÖ, trotz der neuen Machtverhältnisse, zumindest vorerst aber nicht los.

Verzweifelter Kreisky für Privatfernsehen

Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass ausgerechnet SPÖ-Chef Bruno Kreisky aus dieser Konstellation und Situation heraus, sozusagen als Trotzreaktion und als Gegengewicht zum Bacher-Rundfunk, ein privates Verlegerfernsehen vorschlägt. Kreisky wollte damit seinem Intimfeind Bacher mit Hilfe einer geköderten Presse den Krieg erklären. Eine echte Liberalsierung des Rundfunks hatte Kreisky aber definitiv nicht im Sinn.

Am Parteitag der SPÖ am 18. April 1972 in Villach präsentiert Kreisky den erstaunten Parteigenossen seine Privatfernsehpläne. Die Delegierten waren regelrecht „narkotisiert“, so die Salzburger Nachrichten.[vii] Die heimischen Zeitungsherausgeber sollen nach den Vorstellungen Kreiskys eine Genossenschaft gründen, welche dann neben dem ORF eine zweite Rundfunkgesellschaft betreiben darf. „Solch ein Privatfunk und -fernsehen könnte, laut Kreisky, durch Werbeeinschaltungen nicht nur die eigenen Betriebskosten decken, sondern mit dem Überschuss obendrein die defizitären Zeitungen erhalten.“[viii] Kreiskys Vorschlag sorgte innerhalb und außerhalb der SPÖ für großen Wirbel.

Gerd Bacher nahm den Fehdehandschuh auf und präsentierte wenige Tage später ein mehrseitiges Papier, in dem er das Monopol verteidigt und Kreiskys Pläne attackiert. Unter anderem schreibt Bacher: „Es existiert kein Meinungs-, sondern nur ein Sendemonopol des ORF. Der Mythos vom Meinungsmonopol ist eine gezielte Erfindung, sie ignoriert sowohl den Auftrag des Rundfunkgesetzes zur objektiven Wiedergabe aller gesellschaftlich relevanten Ereignisse als auch die Praxis in den ORF- Redaktionen.“[ix]

Doch Kreiskys medienpolitischer Schnellschuss war ohnehin zu unausgegoren, als dass er hätte umgesetzt werden können. „Nicht nur weil die Verleger nicht gleich darauf einstiegen, sondern weil es ihm (Kreisky A.d.V.) wichtiger schien, den ORF mit zwei Kanälen in die Hand zu bekommen, als sich mit Experimenten zu verzetteln.“[x] Somit ist der erste Vorstoß in Richtung Entmonopolisierung rasch wieder eingeschlafen, zumal die SPÖ dank ihrer absoluten Mehrheit ihre eigentlichen Ziele, ein von ihr kontrolliertes Rundfunkmonopol, ohnehin mittelfristig durchsetzen konnte.

Der ÖVP-Politiker Heribert Steinbauer analysiert in einem Aufsatz die sozialistische Medienpolitik der damaligen Zeit: „(…) wenn man als Marxist weiß – weil man ja die richtigen Ziele hat – wohin sich die Gesellschaft entwickeln soll, dann leitet sich daraus ab, dass die Medien der Gesellschaft bei dieser Entwicklung dienstbar sein müssen. Sind sie es nicht, dann sind sie hinderlich, denn sie schaden ja der Gesamtgesellschaft bei der Erreichung ihrer Ziele.“[xi]

Genau nach dieser Maxime agiert damals die SPÖ, Medien sind nichts anderes als Instrumente zur Verwirklichung linker Utopien. Unabhängige oder gar (SPÖ-)kritische Journalisten sind Kreisky ein Graus. Wer beim Bundeskanzler in Ungnade fällt, der musste mit ernsten Konsequenzen rechnen. Etwa jener Korrespondent einer Bundeslandzeitung, dem Kreisky wegen nicht genehmer Berichterstattung keine Interviews mehr gab.[xii]

Kreisky startet deshalb die Reform der Rundfunkreform, die Repolitisierung des monopolistischen Rundfunks. Das ohnehin rotstichige ORF-Fernsehen soll wieder ganz zum ideologischen Machtinstrument, zum sozialistischen Propagandamedium umfunktioniert werden. Hugo Portisch: „Kreisky drängte darauf, das auf dem Volksbegehren beruhende Rundfunkgesetz zu ändern. Man sagte Rundfunk, aber man meinte Bacher.“[xiii]

Anfang der Repolitisierung

Bacher hat, wie Kreisky ja selbst eingestanden hat, die SPÖ auch zu Zeiten, als sie in Opposition war, journalistisch fair behandelt, trotzdem will Kreisky nicht vom Goodwill des ungeliebten Bacher abhängig sein, er will den Rundfunk ganz direkt kontrollieren, beeinflussen und lenken. „Während Klaus das Rundfunkvolksbegehren ernst nahm und den ORF unter Gerd Bacher in eine vorher ungeahnte Freiheit entließ, verkürzte Nachfolger Kreisky sehr rasch wieder die Zügel des Rundfunks auf ein parteigenehmes Maß.“[xiv]

Nachdem Kreisky zur Zeit seiner Minderheitsregierung und kurz nach der Wahl 1971 noch öfters betont hatte, den Rundfunk nicht reformieren zu wollen, gab am 2. Oktober 1972 ÖGB-Präsident Anton Benya den Startschuss zur ORF-Gegenreform. Er regte die Änderung des Rundfunkgesetzes an. Kreisky nahm den Ball von Benya an: „Jetzt liegen die Dinge anders. Wenn der Präsident der größten Organisation Wünsche anmeldet, kann man das nicht ignorieren.“[xv]

Und damit der Wunsch Benyas auch in Erfüllung geht, setzt Kreisky im Februar 1973 eine Rundfunkkommission aus verschiedensten Persönlichkeiten ein, die ein neues Rundfunkgesetz ausarbeiten soll. „Eine große Eigenständigkeit hat es für diese Kommission jedoch nicht gegeben.“[xvi] Im November 1973 legt die SPÖ dann den Entwurf für ein neues Rundfunkgesetz vor. „Zentrales  Element dieser Reformbestrebungen war allerdings die Entmachtung des Generalintendanten.“[xvii] Der ÖVP-nahe Akademikerbund sieht seine Befürchtungen bestätigt, „dass es sich bei dieser Gesetzesinitiative nicht um eine moderne Neuordnung des Rundfunk- und Fernsehwesens handelt, sondern um den Versuch der Regierungspartei, machtpolitische Vorstellungen durchzusetzen.“[xviii]

Zu dieser Zeit spitzt sich auch der Konflikt zwischen Bacher und Kreisky immer weiter zu. Der Bundeskanzler wirft dem Generalintendanten in der Arbeiterzeitung vor: „Herr Bacher hat offenbar völlig den Kopf verloren. Es gibt keine vernünftige Gesprächsbasis mehr.“[xix]  Bacher seinerseits bezeichnet Kreiskys Aussagen als „Psychoterror“.

Das neue Rundfunkgesetz

Neben der Beseitigung Bachers sind die Kernpunkte des geplanten Rundfunkgesetzes:

  • Der ORF wird von einer GmbH in eine Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt,
  • Die Befugnisse und Rechte des Generalintendanten werden beschnitten,
  • Das bisher bestehende Rundfunkmonopol des ORF wird erstmals gesetzlich verankert,
  • Die öffentlich-rechtlichen Aufgaben des Rundfunks werden in der Verfassung verankert. 

Die Opposition wehrt sich

Die SPÖ drückt den Gesetzesentwurf im Eilzugstempo durch. Am 9.7.1974 wird das Gesetz im Nationalrat debattiert. Für ÖVP und FPÖ ist die Linie klar erkennbar: Der Rundfunk soll zum Machtinstrument der roten Alleinregierung und der von Kreisky so gehasste Gerd Bacher endlich entmachtet werden. FPÖ-Chef Friedrich Peter: „Mit dem neuen Gesetz werde es einen roten Regierungsrundfunk als sozialistisches Machtinstrument geben. Der ORF werde das Korsett eines elektronischen Erfüllungsgehilfen der Regierung sein, letztlich sei es doch nur eine „lex Bacher“, weil sich der Generalintendant bisher weder dem Bundeskanzler noch dem ÖGB-Präsidenten gebeugt habe.“[xx]

Die ÖVP lehnt den Kern des Gesetzes ebenfalls entschieden ab. ÖVP-Generalsekretär Herbert Kohlmaier:

  1. Die Ersetzung der unabhängigen Rundfunkgesellschaft durch eine staatliche Anstalt mit hohem Regierungseinfluss und mit einer gesicherten Mehrheit für die Regierungspartei.
  2. Die Aushöhlung der Funktion des Generalintendanten, die diesen vom Garanten der Unabhängigkeit des Rundfunks zur Marionette der Regierungsmehrheit degradiert.
  3. Die Schaffung zweier selbständiger Fernsehintendanten, die dem Generalintendanten in Programmangelegenheiten nicht unterstehen. Es ist zu erwarten, dass damit ein Rückfall in den vor acht Jahren überwundenen Proporzrundfunk erfolgt.“[xxi]

Täuschungsmanöver der SPÖ

Dass sich die SPÖ in der Parlamentsdebatte immer wieder auf das Rundfunkvolksbegehren von 1964 beruft, zeigt einmal mehr, mit welchem Zynismus die Sozialisten die Repolitisierung des ORF und die Einzementierung des Rundfunkmonopols betreiben. Heinz Fischer, der spätere Bundespräsident, schwingt sich nach einer zehn Jahre andauernden Schrecksekunde sogar zum Anwalt jener 832.353 Österreicher auf, die 1964, das Rundfunkvolksbegehren unterzeichnet hatten:

„Ich habe Ihnen kurz die politischen Veränderungen geschildert, die Sie, meine Damen und Herren von der ÖVP und von der FPÖ, 1966 am Volksbegehren vorgenommen haben, die Ihnen meiner Meinung nach den moralischen und auch den rechtlichen Anspruch nehmen, sich auf dieses Volksbegehren zu berufen.“[xxii]

Fischer, seinerzeit scharfer Gegner des Volksbegehrens und der „präpotenten Journaille“, jetzt „Vorkämpfer“ für die Ziele des Rundfunkvolksbegehrens, eine wundersame Metamorphose. Doch Fischers Wandlung zum Rundfunk-Paulus ist natürlich nicht mehr als Taktik, Camouflage und eine Verhöhnung jener hunderttausenden Österreicher, die seinerzeit für einen unabhängigen Rundfunk eingetreten sind, zumal die „Volksbegehrensveranstalter in einer Abschlusserklärung das bestehende Gesetz ausdrücklich als Erfüllung des Volksbegehrens bezeichneten.“[xxiii]

Heinz Fischer und seinen Genossen geht es, wie auch 1964 und 1966 um nicht mehr und nicht weniger als um die Kontrolle des wichtigsten Massenmediums des Landes. Jetzt haben sich allerdings die Machtverhältnisse geändert und der relativ unabhängige Rundfunk soll wieder – so wie auch schon in der Nachkriegszeit von den Sozialisten propagiert – zum sozialistischen Volksfunk, zum Instrument des Klassenkampfes werden. Das lässt sich sehr gut an Karl Blechas Wortspende im Nationalrat ablesen, soferne man ihn von den vielen Allgemeinplätzen und Lippenbekenntnisse zu Pluralität und Meinungsfreiheit befreit.

So ist für Blecha das Rundfunkmonopol nach wie vor sakrosankt: „Das in Osterreich bestehende Sendemonopol, das nicht in Frage gestellt werden soll (warum eigentlich? A.d.V.), ist historisch begründet durch einen relativen Mangel zur Verfügung stehender Frequenzen.“[xxiv] Dieser angebliche Frequenzmangel war allerdings nie mehr als eine billige Ausrede, um ein Monopol zu installieren und den Rundfunk zu kontrollieren, denn in den USA – wo es von Anfang an ein liberales Rundfunksystem mit vielen verschiedenen Sendern und Stationen gibt – gelten, nach allgemeiner Ansicht der Naturwissenschafter, die selben physikalischen Gesetze wie in Österreich.

Und obwohl (oder gerade weil) dieses Scheinargument Mitte der 70er angesichts des aufkommenden Kabel- und Satellitenfernsehens  nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, soll das Monopol, quasi als Gewohnheitsrecht der Parteien, der Regierung und des Staates gesetzlich geschützt und weitergeführt werden.

Karl Blecha: „Hörfunk und Fernsehen werden überregional oder, wenn das Kabelfernsehen einmal hinzukommt, auch regional immer Monopolunternehmen sein (… ) Um hier von allem Anfang an dem in der österreichischen Medienlandschaft herrschenden Faustrecht jener, die über Geld und Macht verfügen, einen Riegel vorzuschieben, werden wir heute als Hohes Haus ein eigenes Bundesverfassungsgesetz zur Sicherung der Rundfunkunabhängigkeit beschließen.“[xxv]

Soll im Klartext heißen: Bevor der technische Fortschritt neue Tatsachen schafft, wird das ORF-Monopol noch rasch – und mit sozialistischer Mehrheit – gesetzlich festgeschrieben. So sieht die neue „Rundfunkfreiheit“, für die sich Kreisky, Fischer, Blecha und Genossen ganz im „Sinne“ des Rundfunkvolksbegehrens einsetzen also aus.

Kreisky-Funk: Ein klarer Rückschritt

Dr. Karl Korinek, einer der bedeutendsten Verfassungsrechtler, konstatiert: „Das Rundfunkgesetz 1974 habe aus dem faktisch existierenden Rundfunkmonopol ein rechtliches Rundfunkmonopol gemacht und damit den ORF auch ausschließlich zur Verbreitung von Programmen über Kabel ermächtigt.“[xxvi]

Auch die Zeitungen, die seinerzeit das Volksbegehren initiiert hatten, sind mit der roten Rundfunkreform alles andere als glücklich. Sie schreiben unter anderem in einer im Juli 1974 veröffentlichten Erklärung: „Das im Parlament beschlossene neue Rundfunkgesetz ist geeignet, einen elementaren Grundsatz des Volksbegehrens, die weitgehende Ausschließung direkten und indirekten parteipolitischen Einflusses auf Hörfunk und Fernsehen, unwirksam zu machen. (…) dass dieses Rundfunkgesetz als Ganzes den Rundfunk unausweichlich in größere Abhängigkeit vom Staat und der jeweiligen Regierung bringt.“[xxvii]

Unterzeichnet haben diese Erklärung: Kleine Zeitung, Die Presse, Kurier, Oberösterreichische Nachrichten, Salzburger Nachrichten, Vorarlberger Nachrichten und die Wochenpresse.

Die wahren Absichten und Ziele der Sozialisten bleiben natürlich auch der Opposition nicht verborgen. Einen Tag nach dem Beschluss schreibt die ÖVP in einer Aussendung: „nach der Umwandlung des unabhängigen Rundfunks in einen Staatsrundfunk durch die knappe SP-Parlaments-Mehrheit wird ein Generalangriff der Sozialisten auf die unabhängigen Medien in Österreich befürchtetet“.[xxviii] Auch die Kleine Zeitung schlägt in die selbe Kerbe: „die harte Welle der Sozialisten gegenüber dem Massenmedium ORF war gestern sicher kein Zufall (…) der Krieg der Sozialisten gegen die unabhängigen Massenmedien des Landes soll nach dem Willen von Kreiskys Zentralsekretär Fritz Marsch offenbar weitergehen“[xxix].

Die SPÖ hat ihre medien- und machtpolitischen Ziele mit einer solchen Konsequenz und Unerbittlichkeit umgesetzt, dass das sogar der ÖVP Bewunderung abringt. Heribert Steinbauer: „Ich glaube, bei einer historischen Betrachtung des Rundfunkgesetzes 1974 muss man zweifellos dieses Erzeugen einer breitflächigen Drucksituation gegenüber dem zentralen und einzigen Radio- und Fernsehunternehmen einmal als politische Leistung nüchtern konstatieren.“[xxx]

Für Gerd Bacher hat die Rundfunkreform von Kreisky „die Parteipolitik wieder massiv hereingebracht“[xxxi].

Bereits am 21. Juli wird der Posten des Generalintendanten neu ausgeschrieben. Als klar wurde, dass Bacher abserviert werden sollte, formierten sich Prominente aus Kunst und Kultur, die ja gemeinhin eher dem linken politischen Lager zuzurechnen sind, um Gerd Bacher zu retten. Den Brief an Kreisky unterschrieben unter anderem: Arik Brauer, Franz Antel, Axel Corti, Milo Dor, Gottfried von Einem, Paul Flora, Ernst Fuchs, Andre Heller oder Manes Sperber.[xxxii]

Kreiskys Reaktion: er setzte die „Österreicher für Bacher“ ganz offen unter Druck. Die Unterzeichner erhielten folgendes Telegramm:

„im zusammenhang mit einem in der oeffentlichkeit bekanntgewordenen irrtum bitte ich sie mir mitzuteilen ob es den tatschen entspricht dass sie eine erklaerung fuer den weiterverbleib von orf-generalintendant gerd bacher unterzeichnet haben. Mit besten gruessen johannes kunz pressesekretaer des bundeskanzlers.“[xxxiii]

Trotz der äußerst fragwürdigen Staatstelegrammaktion wurde Kreisky nicht müde zu betonen, keinen Einfluss auf Personalentscheidungen im Rundfunk auszuüben.

(Die „Roten Meinungsmacher“ erscheint – wie am 6. November erläutert – im wöchentlichen Abstand als Serie im Gastkommentarbereich des Tagebuchs. Nächstes Kapitel: Die Gefahr aus dem All: Der Beginn der Satelliten- und Kabelrundfunk Ära)

Literatur

Dieman, Kurt: ORF – Hintergründe und Abgründe. Graz 1978

Magenschab, Hans: Demokratie und Rundfunk – Hörfunk und Fernsehen im politischen Prozess Österreichs. Wien 1973

Parlamentsklub der Österreichischen Volkspartei (Hg.): Der Griff nach dem Rundfunk. Wien 1974

Steinbauer, Heribert: Die „Reform“ der Rundfunkreform 1974 durch die SPÖ-Alleinregierung unter Bundeskanzler Kreisky und deren politische Konsequenzen. In: Christliche Demokratie 4/87

Vodopivec, Alexander: Die Quadratur des Kreisky – Österreich zwischen parlamentarischer Demokratie und Gewerkschaftsstaat.  Wien 1975

Weinek, Andreas: Geschichte der Rundfunkgesetzgebung – Rechtshistorische Betrachtung des Rundfunks in Deutschland und Österreich, Saarbrücken 2008

Endnoten

[i] Siehe Kleine Zeitung; 11.1.2011.

[ii] Der Spiegel; Nr.18/1972 Seite 101.

[iii] Kleine Zeitung; 11.1.2011.

[iv] Siehe Der Spiegel; Nr.18/1972 Seite 101.

[v] Der Spiegel; Nr. 18/1972 Seite 101.

[vi] Siehe Der Spiegel; Nr. 18/1972 Seite 101.

[vii] Siehe Der Spiegel; Nr. 18/1972 Seite 100.

[viii] Der Spiegel;  Nr. 18/1972 Seite 100

[ix] „Ein Diskussionsbeitrag des ORF“ vorgelegt von Generalintendant Gerd Bacher in der Pressekonferenz vom 27. April 1972

[x] Dieman. 1978,  Seite 42

[xi] Steinbauer. 1987, Seite 241f.

[xii] Siehe Steinbauer. 1987, Seite 242f.

[xiii] Siehe Gerd Bacher zu Ehren, Seite 67.

[xiv] Andreas Unterberger: Der Fall Bruno Kreisky auf www.ortneronline.at  (29.06.2011)

[xv] ÖVP Parlamentsklub (Hg.). 1974, Seite 21.

[xvi] Steinbauer. 1987, Seite 242.

[xvii] Weinek. 2008, Seite 96

[xviii] Austria Presse Agentur; 18.8.1973

[xix] Arbeiterzeitung zitiert nach ÖVP Parlamentsklub (Hg.).1974, Seite 33.

[xx] Austria Presse Agentur; 9.7.1974

[xxi] ÖVP Pressedienst; 9.7.1974.

[xxii] Stenographisches Protokoll der 111 Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich XIII Gesetzgebungsperiode 9/10. 7.1974.

[xxiii] ÖVP Parlamentsklub (Hg.). 1974, Seite 25.

[xxiv] Stenographisches Protokoll der 111 Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich XIII Gesetzgebungsperiode 9/10. 7.1974.

[xxv] Ebenda.

[xxvi] Austria Presse Agentur 6.5.1977.

[xxvii] ÖVP Parlamentsklub (Hg.). 1974, Seite 102f.

[xxviii] ÖVP Pressedienst; 11.4.1974.

[xxix] Kleine Zeitung; 11.4.1974.

[xxx] Steinbauer. 1985, Seite 241.

[xxxi] Gerd Bacher Interview. In:  Der Standard; 12./13.11.2005

[xxxii] Siehe Dieman. 1978, Seite 45

[xxxiii] Dieman. 1978, Seite 45

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SN-Kontroverse: ORF privatisieren? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll der ORF privatisiert werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Wes Brot ich ess'...

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein". Der Kernsatz des Dialektischen Materialismus lässt sich gut auf den ORF anwenden. So hat Gerd Bacher, der drei Mal an der ORF-Spitze stand - aber Pausen mangels Wahlmehrheit einlegen musste - die öffentlich-rechtliche Konstruktion des ORF nur in Zeiten verteidigt, wenn er ihn selbst lenkte. In seiner Miniphase z. B. als „Presse"-Herausgeber zog er gegen die öffentlich-rechtliche Konstruktion des ORF vom Leder. Dies hielt ihn nicht davon ab, wenig später wieder die öffentlich-rechtliche Monopolkonstruktion laut zu verteidigen. Klassischer kann der Satz: „Wes Brot ich ess', des Lied ich sing" kaum vorgelebt werden. Bacher zählt heute zu den heftigsten Kritikern von ORF-Chef Alexander Wrabetz. Vorher versuchte ein privater „Freundeskreis" rund um Bacher Wrabetz' Wiederwahl zu verhindern und Gerhard Zeiler (RTL) an die Spitze des ORF zu hieven. Durch den „roten Freundeskreis" im ORF-Stiftungsrat wurde das verhindert. Nicht zuletzt weil dieser stark unter dem Einfluss von SPÖ-Geschäftsführerin Laura Rudas und Niko Pelinka steht, der nun ungustiöserweise Büroleiter von Wrabetz werden soll. So weit, so schlecht, weil eben nicht nur Konservative das oben zitierte Lied beherrschen. Deswegen aber gleich den ORF zu privatisieren, hieße das Kind mit dem Bade auszuschütten. Denn der ORF liefert nicht nur die tägliche Intrige frei Haus, sondern auch sehr gute Programme, wie z. B. ORF III oder Ö1. Abgestellt hingegen gehört die Polit-Klüngelei im Stiftungsrat und zu überlegen ist die Abschaffung bzw. Zusammenlegung der teuren Landesstudios. Sie liefern mediokre Programme oder sind zu Dauerwerbeanstalten für die jeweiligen Landeschefs verkommen, die selbst dann ins Bild gerückt werden, wenn sie z. B. einen Kreisverkehr in ihrem Bundesland eröffnen.


Selbstzerstörung eines Senders

Andreas Unterberger

Weltweit sind private Schulen besser als staatliche. Das Telefon funktioniert seit Ende des Staatsmonopols effizienter und billiger. Die einst defizitäre Voest ist heute - wie viele andere privatisierte Firmen - ein zukunftssicherer Vorzeigebetrieb.

Nur für den staatlichen ORF müssen wir weiterhin Gebühren und(!) Steuern zahlen, damit er überlebt. Die einzigen Gründe dafür, nämlich umfassende und hochstehende Information und die Verbreitung österreichischer Kultur, hat der ORF unter seinen letzten drei Chefs total verspielt. Mit Alexander Wrabetz, einem Mann ohne journalistische oder kulturelle Kompetenz, hat der Abstieg den Tiefpunkt erreicht. Da ist die Berufung des Jungschnösels Pelinka aus dem innersten Machtkreis der SPÖ in eine höchstbezahlte Funktion - eine Woche, bevor diese überhaupt „ausgeschrieben" worden ist! - nur das letzte Detail. Dass sich Wrabetz von diesem Pelinka schon in der Vergangenheit die Listen von Diskussionsrunden absegnen hat lassen (was Pelinka zuerst zugab, dann dementierte, nachdem ihn jemand informierte, dass man so etwas eher geheim halten sollte), war entlarvend. Der ORF wird wie eine SPÖ-Sektion geführt. Aber auch einige grüne, schwarze, blau/orange und „unabhängige" Typen wissen: Wer Wrabetz wählt, kann schöne, oft extra geschaffene Posten besetzen - oder ständig im ORF auftreten. Widerlicher geht's nimmer. Oh doch, es geht. Im Programm ist der Absturz noch viel ärger. Die Unterhaltung ist auf vielen anderen Sendern besser, die Information noch viel mehr, quantitativ wie qualitativ. Die TV-Nachrichten, -Magazine und -Diskussionsgäste des ORF haben überdies eine schwere linke, meist grüne Schlagseite, Ö1-Programme oft sogar eine kommunistische. Die Zuseher rennen dem im Eiltempo davon. Es gibt absolut keine Legitimation, dass dieser ORF noch mit Gebühren finanziert wird.

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