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Der ORF und sein gestörtes Verhältnis zu Meinungsfreiheit und Menschenrechten

Den Ereignissen rund um Pussy Riot räumt der ORF in seiner Berichterstattung breitesten Raum ein, und stellt dabei die Aktion der Gruppe als legitimen Protest gegen Putin und ihre Verurteilung zu zwei Jahren Haft als groben Verstoß gegen das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung dar. Eine reichlich verzerrte, weil wesentliche Fakten ausblendende Darstellung:

Ein kurzer Blick auf das „Punkgebet“ zeigt, dass Pussy Riot weniger  gegen  Putin protestierte, als vielmehr gegen Kirche und Patriarchen wütete: Mit Ausnahme der ersten und letzten Zeile, wo es jeweils heißt: „Mutter Gottes, du Jungfrau, vertreibe Putin! Vertreibe Putin, vertreibe Putin!“,  ist das  „Gebet“  eine einzige Schmähung  von Kirche und Patriarchen, die  u.a. als „göttlicher Dreck“ und „Hund“ beschimpft werden – vorgetragen in einer die orthodoxe Liturgie nachäffenden Art und Weise im Altarraum, der allein von Priestern betreten werden darf.

Erschwerend kommt hinzu, dass es sich bei der Christ-Erlöser-Kathedrale nicht nur um die wichtigste Kirche der Russischen Orthodoxie handelt, sondern obendrein um jene Kirche, die Stalin in den 30er Jahren in die Luft sprengen ließ, und die nach dem Fall des Kommunismus mit Spendengeldern der Gläubigen wieder errichtet wurde. Davon ist in den ORF-Berichten nicht die Rede, wie überhaupt die ganze jahrzehntelange blutige Kirchen- und Christenverfolgung vollkommen ausgeblendet wird, die aber die Empörung über diese Aktion verständlich macht. Zumal der militante und völlig untolerante Atheismus ja keineswegs ausgestorben ist.

Ein solches Verhalten hat tatsächlich mehr mit religiösem Rowdytum zu tun als mit Meinungsfreiheit und wäre auch im Westen dem Gesetze nach strafbar. In Deutschland etwa mit bis zu drei (!) Jahren Haft. Mit Meinungsfreiheit aber hat ein solches Verhalten ungefähr so viel zu tun, wie wenn jemand – bewaffnet mit einem Schweinskopf – in eine Moschee eindringt um dort gegen den Islam und seine Vertreter loszuziehen.

Das zeigen im Übrigen sowohl die Reaktionen der Pussy Riot-Sympathisanten wie auch  jene der russischen Opposition:

Während ihre Sympathisanten als „mutige Verteidiger der Meinungsfreiheit für Pussy Riot“ im Osten Kreuze schändeten, stürmten sie im Westen (auch in Wien) interessanterweise nicht russische Botschaften, sondern russisch-orthodoxe Kirchen – obwohl das Urteil von einem staatlichen und nicht von einem kirchlichen Gericht gefällt wurde, und die Urteilsbegründung „religiöses Rowdytum“ angeblich nur vorgeschoben ist.

Bei der russischen Opposition hingegen stieß die Aktion von Pussy Riot überwiegend auf Ablehnung; kritisiert wurde lediglich die harte Strafe des Staates.

Tatsache ist, dass man wegen offener Kritik an Putin nicht im Gefängnis landet: Sachar Prilepin, Schriftsteller und erbitterter Putin-Gegner beklagte, dass man über das System und seine Führer alles sagen und schreiben könne, das Problem sei nur, dass es den Vertretern des Regimes völlig schnurz sei. Und auch Pussy Riot landete wegen früherer Aktionen an profanen Orten, wie jener am Roten Platz mit dem Titel „Putin hat sich in die Hose gemacht“, nicht hinter Gittern.[i]

Aber wenn es um Kirche und Christentum geht, dann legt der ORF die Meinungsfreiheit so großzügig aus, dass dies das „Recht“ einschließt, Kirche und Christentum immer und überall zu schmähen, und sei es im Altarraum ihrer eigenen Gotteshäuser. Das hat den unschätzbaren Vorteil, dass man unter dem Deckmantel der Verteidigung der Meinungsfreiheit risikolos der eigenen Voreingenommenheit frönen und den Hass ausleben kann.

Zweierlei Maß der Meinungsfreiheit

Geht es dagegen um den Islam und seine Vertreter, dann legt der ORF die Religionsfreiheit sicherheitshalber so großzügig aus, dass für Meinungsfreiheit und Menschenrechte kaum noch Raum bleibt. Auch das hat den nicht zu unterschätzenden Vorteil, sich damit gleich selbst eine kritische Berichterstattung zu ersparen und die eigene Feigheit unter dem Deckmantel der Toleranz kaschieren zu können.

Wie anders soll man sich erklären, dass die insgesamt vier Todes-Fatwas (!) gegen den in Deutschland lebenden iranischen Rapper Sahin Najafi für den ORF kein Thema waren und sind?

Mit seinem Song „Imam Naghi”, der angeblich den zehnten Imam der Schiiten beleidigt, hat er sich den Zorn der Ayatollahs und Großayatollahs zugezogen, sodass sich gleich vier dieser religiösen Autoritäten bemüßigt sahen, mit jeweils einer Fatwa zu antworteten, in der sie alle Muslime (nicht nur die Schiiten) aufforderten, den Rapper zu  töten. Um die Bereitschaft zur „Vollstreckung des Todesurteils an diesen verdammten Apostaten“ zu fördern, wurde auf ihn ein Kopfgeld von 100.000 Dollar ausgesetzt sowie das Computer-Spiel „Ein Schuss auf den Apostaten“ entwickelt und online gestellt.

Das  ist alles andere als eine  leere Drohung:

  • Salman Rushdie musste jahrelang im Versteck leben; sein japanischer Übersetzer wurde ermordet, der italienische Übersetzer schwer verletzt und der norwegische Verleger entkam nur knapp einem Mordanschlag. Und in der überwiegend sunnitischen (!) Türkei  verloren 35  Personen ihr Leben, nachdem radikale Muslime bei einem Protest gegen den türkischen Übersetzer Aziz Nesim ein Hotel in Sivas in Brand setzten.
  • 2011 wurde der aserbaidschanische Journalist Rafik Tagi in Baku niedergestochen, nachdem der Großayatollah Lamkarani 2006 eine Fatwa gegen ihn erlassen hatte.
  • Und laut Iran Human Rights Documentation Center hat die Regierung in Teheran bisher mindestens 162 Iraner im Ausland umbringen lassen. [ii] 

Natürlich berichtete der ORF auch nicht über die Solidaritätsaktionen für diesen Rapper. Eine Teilnahme der „mutigen Verteidiger der Meinungsfreiheit für Pussy Riot“ kann ausgeschlossen werden, denn Moscheen wurden keine gestürmt, obgleich die Todesurteile von den höchsten religiösen Autoritäten erlassen wurden.

Der ORF und die Blasphemie

Die mediale Behandlung dieser zwei Fälle durch den ORF ist ein Paradebeispiel für die völlig verzerrte, von Feigheit und Voreingenommenheit gekennzeichnete Berichterstattung des ORF: Statt die tödliche Bedrohung der Meinungsfreiheit und der Menschenrechte durch den Islam zur Sprache zu bringen, malt man unterschwellig lieber das Gespenst einer die Meinungsfreihit und Menschenrechte bedrohenden Kirche und Christenheit an die Wand.

So brachte es Cornelius Hell in seiner Sendung zum Thema Blasphemie am 5.2.2012 glatt fertig, dieses durch islamische Intoleranz leider wieder sehr aktuell gewordene Thema am falschen Objekt, nämlich am Christentum, abzuhandeln, obgleich selbst in Europa die diesbezüglichen Gesetze faktisch nur noch zum Schutz des Islam angewandt werden – und zwar nicht etwa nur vor  Schmähung und Herabwürdigung, sondern auch vor dem Aussprechen nackter Fakten: So wurden Frau Dr. Winter und Frau Sabaditsch-Wolff verurteilt, weil sie Mohammed wegen seiner von den heiligen Texten des Islam überlieferten Heirat eines 9-jährigen Mädchens der Kinderschänderei bzw. Pädophilie  bezichtigten. Aber nicht einmal das scheint zu reichen: Denn inzwischen wurden europaweit neue Maulkorb-Gesetze erlassen – alles unter dem Deckmantel des Anti-Rassismus sowie Hate-Speech und ausschließlich zum Schutze diverser Minderheiten, ihrer Überzeugungen und Orientierungen.

Ganz zu schweigen vom „Blasphemie-Wahn“, der die islamische Welt erfasst hat. In Pakistan hat der Wahn inzwischen ein derartiges Stadium erreicht, dass jeder den Tod riskiert, der die Blasphemiebestimmungen auch nur in Frage stellt, wie die Morde an Salman Taseer (Gouverneur des Punjab und Muslim) und Shahbaz Bhatti (Minister für religiöse Minderheiten und Katholik) Anfang 2011 zeigten. Bestimmungen, die vor allem als Waffe gegen religiöse Minderheiten eingesetzt werden und denen inzwischen sogar schon Kinder und geistig Behinderte zum Opfer fallen. Und dank der unablässigen Bemühungen der Organisation Islamischer Kooperation hat dieser Wahn inzwischen auch die UNO und ihren Menschenrechtsausschuss (!) erreicht, die mit ihren Resolutionen gegen Diffamierung des Islam auf eine weltweite Kriminalisierung jeder Islamkritik abzielen.

Von all dem war in der Sendung natürlich nicht die Rede: Lediglich die Mohammed-Karikaturen und die anschließenden Ausschreitungen wurden kurz erwähnt, um dem sogleich – ohne irgendeinen Beweis, versteht sich – die Behauptung anzufügen, dass die Christen die Muslime in dieser Hinsicht beneidet hätten (!) Schließlich erteilte Hell den Christen noch den „guten“ Rat, sich mit den „in ihren religiösen Gefühlen verletzten“ Muslimen zu solidarisieren. Nichts überzeugt „Intellektuelle“ offenbar mehr als nackte Gewalt.

Dr. Maria Stückler ist Ökonomin und beschäftigt sich schon  sehr lange mit dem Islam. Sie schrieb die Broschüre  „Islam. Scharia und Jihad. Das Phantom der Islamophobie und der Kampf gegen die Menschenrechte".

Endnoten

[i]) „Pussy Riot“ Lady Suppenhuhn, in www.faz.net 25.8.2012

[ii] ) Iran: “Ein Schuss auf den Apostaten, in www.achgut.com 2.6.2012; Wie die Mullahs Rapper Najafi im Internet jagen, in www.welt.de 1.6.2012. Wikipedia: Die Satanischen Verse: Rapper Shain Najafi „Eine Fatwa ist ja kein Ratschlag”, in www.faz.net 23.5.2012

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