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Marcus Franz hat mit seinem Austritt aus der ÖVP-Fraktion die einzige mögliche Konsequenz gezogen. Wer zweimal in völlig unnötiger Weise vom eigenen Klubobmann wegen einer eigenständigen – aber in keiner Weise die eigene Partei kritisierenden – Meinung öffentlich desavouiert wird, der muss eine solche Fraktion verlassen. Zumindest wenn er sich am nächsten Morgen noch in den Spiegel schauen will. Aus der Affäre Franz kann man aber weit darüber hinaus eine Menge lernen.
Zumindest folgende sieben Punkte:
Das alles heißt nicht, dass ich den genauen Inhalt der Merkel-kritischen Analyse des Marcus Franz unbedingt teile. Das heißt aber ebensowenig, dass ich sie für abgrundtief falsch halte. Sie ist weder beweisbar noch widerlegbar. Sie sollte daher ganz normales Element einer freien intellektuellen Debatte sein, das man für richtig oder falsch halten kann.
Ich selbst teile mit Franz jedenfalls nicht den Hang, ständig zu tiefenpsychologischen Erklärungen für das Verhalten von Menschen und Politikern zu greifen. Aber ich kann diese Erklärungen auch nicht widerlegen. Etliche von ihnen stimmen sicher auch. Ich weiß nur nicht welche. Bei einem Arzt ist es jedenfalls – psychoanalytisch gedacht – sogar näherliegend, dass ihm solche Kausalitäten in den Sinn kommen. Und ich sehe vor allem, dass auf der Linken ununterbrochen alles und jedes mit mehr oder weniger tiefen Psycho-Argumenten gespickt ist. Was Herrn Lopatka aber nie aufregt. Die Linken dürfen ja. Bürgerliche dürfen seiner Meinung nach nur Goschen halten.
Für jene, die noch nicht wissen, was Franz eigentlich gesagt hat: Er verweist auf die persönliche Kinderlosigkeit Merkels und auf das katastrophale Geburtendefizit Deutschlands, was seiner Analyse nach Merkels Willkommenspolitik erklärt.
Wörtlich: „Frau Merkel will als die metaphorische ,Mutti‘ des Staates das negative Faktum der nicht vorhandenen oder zu wenigen eigenen Kinder mit der Einbringung vieler, vieler junger Migranten wieder gut machen. Sie schafft damit für die kinderlose Gesellschaft die Kompensation eines Mangels. Die nie geborenen eigenen Söhne werden dazu aus dem Orient geholt und deren Ankunft wird zunächst einmal gefeiert wie eine echte Geburt. In weiterer Folge ist es dann egal, ob diese in den letzten Monaten ohne Zweifel dramatisch überschießende Kompensation sich in eine Art (Selbst-) Bestrafung umkehrt, weil es immer mehr und mehr und schließlich unbewältigbar viele Ankömmlinge werden. Vielleicht ist das sogar ein unbewusstes Zusatz-Motiv: Wenn wir schon selber keine Kinder haben, dann ist es doch nur gut, wenn viele, viele Junge kommen - und wenn es uns zu viele werden: Geschieht uns ganz recht! Die eigene Lendenlahmheit gehört bestraft.... Die psychologische These erklärt auch, warum Merkel die zahllosen durch die Migration verursachten Rechtsbrüche und all die völkerrechtlichen Fragen und Konflikte der offenen Grenzen bis dato weitestgehend ignoriert. Wenn ihr persönliches Motiv die Selbstentlastung und die Kompensation ist, dann sind Rechtsfragen naturgemäß sekundär. “
Das ist eine hochinteressante These. Möglicherweise richtig. Wenn auch nicht beweisbar. Man kann jedenfalls lange interessante Nächte in einem intellektuellen Salon darüber debattieren (Übrigens habe ich auch aus dem Mund etlicher katholischer Bischöfe ganz ähnliche Gedanken schon gehört, nur ohne den Bezug zu Merkel).
Es ist jedoch mit Sicherheit kein Anlass, einen Angehörigen der eigenen Fraktion öffentlich zu desavouieren. Wenn man das tut, zeigt man nur: Man ist weder zu einer intellektuellen Debatte imstande, noch denkt man über die Ursachen der Kapitulation Deutschlands nach, noch steht man für geistige Freiheit, sondern nur für dumpfen Kadavergehorsam.