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Die ermordete Schönheit Wiens und die miesen PR-Tricks der Mörder

Die Spitzhacke hat einen weiteren Sieg über die Bürger Wiens errungen: Teile des Casinos Zögernitz und des Grünbestandes rund herum müssen seit einigen Tagen dem Projekt eines von den Bezirks- und Landesbehörden überaus liebevoll behandelten Investors weichen. Das ist für viele Wiener ein schlimmes Omen, dass auch der Abwehrkampf gegen viele andere schlimme Attacken auf die historischen Stadtgegenden verloren gehen wird.

Die allerschlimmsten dieser Attacken sind sicher die Hochhäuser, welche die Gemeinde neuerdings im Ringstraßenviertel ermöglichen will. Ein neues Rathaus-Konzept will nur noch selektive Teile der Ringstraße, nämlich sogenannte „Sichtachsen“ von Hochhäusern freihalten. Der geplante Turm neben dem Konzerthaus dient jetzt als Pilotprojekt für diesen gigantischen Bereicherungsversuch.

Dagegen ist sogar die teilweise Zerstörung des Zögernitz-Areals noch relativ harmlos, wenn sie auch die kulturbewussten Wiener zutiefst schmerzt, weil ja das Etablissement durch Johann Strauß einst in die Musikgeschichte eingegangen ist.

Das besonders Widerliche an vielen Entwicklungen in Wien ist, dass dabei nirgendwo eine Stadtplanung zu sehen ist. Die Stadt wird nicht mehr sinnvoll geplant. Und dort, wo Planung sichtbar ist, entstehen Slums und Ghettos, wie bei den Gasometern oder in der sogenannten „Seestadt“.

Im attraktiven Teil der Stadt läuft es umgekehrt: Ein Spekulant kauft die schönsten Grundstücke – und verlangt dann frech von der Stadt eine entsprechende Umwidmung. Die er auch meist brav erhält (aus welchen Gründen wohl?).

In der Hochhauspropaganda mehrerer Wiener Parteien wird nunmehr zur Verteidigung dieser  ungeheuerlichen Vorgangsweise gegen die wachsenden Bürgerproteste weinerlich von „Investorenschutz“ geredet. Kein Investor würde mehr nach Wien kommen, wenn man Investoren-Projekte behinderte, wird behauptet. Verlogener geht’s nimmer. Denn:

  • Erstens bräuchte Wien angesichts der weitaus höchsten Arbeitslosigkeit Österreichs zwar tatsächlich dringend Investoren – aber nur solche, die dauerhafte und qualifizierte Arbeitsplätze schaffen und nicht solche, die bloß Luxuswohnungen in einem hässlichen Gebäude für reiche Oligarchen aus Russland oder vom Golf bauen, um solcherart schnell Geld zu machen. Solche Wohnungen in Luxusobjekten stehen dann erfahrungsgemäß oft leer (etwa als Reserve für den Fall einer Flucht vor den heimischen Behörden oder zur Anlage mehr oder weniger sauberen Geldes). Sie schaffen jedenfalls kaum dauerhafte Arbeitsplätze, außer vielleicht einem Portier und Fensterputzer.
  • Zweitens meiden die Investoren Wien, obwohl sie hier auf eine „flexible“ Stadtplanung treffen. Sie meiden Wien vielmehr deshalb, weil sie hier die höchsten Abgaben von ganz Österreich zahlen müssen (Kommunalsteuer usw.), und weil sie hier weit mehr als im Rest des Landes von Gewerbe- und Arbeitsinspektoren schikaniert oder gar behindert werden.
  • Drittens verleiht eine „Investition“ in Form eines Grundstückskaufs weder einen rechtlichen noch einen moralischen noch einen wirtschaftspolitischen Anspruch auf eine nachfolgende Umwidmung. Sollte dem Investor eine solche jedoch schon vorher politisch versprochen worden sein, liegt ein klassischer Fall von strafbarem Amtsmissbrauch vor.
  • Viertens ist dieser plötzliche Kotau einer sozialistischen Stadtverwaltung vor „Investoren“ nur ein lächerlicher Propagandatrick, der die wahren Interessen verheimlichen soll. Die linken Machthaber müssen offenbar in totaler Panik sein, wenn sie jetzt ein solches für sie eigentlich rein „kapitalistisches“ Argument vorzuschieben versuchen.

Denn gerade das Ringstraßenviertel ist ein wunderbares Beispiel, wie es im wirklichen Kapitalismus zugegangen ist. Die gesamte Verbauung der Ringstraße (einschließlich des Schutzes des Stadtparks vor Verbauung!) bis hin zur sogenannten Zweierlinie ist nämlich gerade ein Produkt der einzigen liberal-kapitalistischen Ära Wiens.

Die damalige liberale Stadtverwaltung hat – in Kooperation mit dem Kaiser – den Bauherren bis auf den Meter genaue Fluchtlinien, Bauhöhen und sonstige Richtlinien vorgegeben. An diese hat sich absolut jeder der damaligen Investoren beinhart zu halten gehabt, wie man heute noch überall sieht. Egal welche Interessen er vorzuschützen versucht hätte.

Dennoch sind damals die Investoren (meist aus dem stark aufblühenden jüdischen wie christlichen Bürgertum, das den Adel zu übertrumpfen begonnen hat) geradezu Schlange gestanden, um bauen zu dürfen. Sie haben so viel für die Grundstücke bezahlt, dass damit die öffentlichen Bauten am Ring finanziert werden konnten. Sie haben von den niedrigen Steuern profitiert und von den vielen Arbeitskräften aus der Monarchie, die in Wien arbeiten wollten (und die noch keine Alternative durch eine komfortable Mindestsicherung gehabt haben).

Dadurch ist einer der schönsten Teile Wiens entstanden, von dem der Wien-Tourismus auch heute noch profitiert, der den Wienern selbst ein enorm positives Identifikationsgefühl mit ihrer Stadt gibt. Oder pointiert formuliert: Der Kapitalismus hat Schönheit entstehen lassen, der Sozialismus zerstört sie.

Während die hochbezahlten PR-Agenturen und Spin-Doctoren neuerdings das Jammerlied von den armen Investoren zu verbreiten versuchen, haben sie die früheren Pro-Hochhaus-Schallplatten inzwischen wieder verräumt:

  1. Eine davon hat den skurrilen und sich selbst ad absurdum führenden Titel getragen: „Nur wenn man dort ein Hochhaus hinbaut, kann man den Eislaufverein retten.“ Für dessen Rettung würde jedoch eine einfache Flächenwidmung genügen.
  2. Die nächste Schallplatte: „Der Zugang zum Konzerthaus wird freigelegt. Das Konzerthaus braucht eine räumliche Aufwertung.“ Köstlich. Denn wer auch nur einmal im Konzerthaus drinnen gewesen wäre, würde wissen, dass von Seite des Hochhauses her ein Zugang weder möglich noch notwendig ist. Dass er nur durch einen komplizierten und zerstörerischen Umbau geschaffen werden könnte. Das Konzerthaus hat vielmehr jetzt schon von zwei verschiedenen Seiten perfekt gestaltete Eingänge. Und es ist so schön, dass es ganz sicher keine verlogene „Aufwertung“ braucht. Es braucht nur Schutz vor Abwertung durch unmittelbar daneben stehende Hochhäuser.
  3. Eine weitere PR-Schallplatte: „Mit dem Ringturm gibt es doch schon ein Hochhaus am Ring – warum sollte da ein zweites stören?“ Das ist besonders infam. Denn natürlich ist der Ringturm alles andere als eine Zier. Er gehört zur Donaukanal-Seite der Innenstadt, die in den letzten Kriegstagen Front gewesen und dabei leider schwer zerstört worden ist. Der ganze Kai ist seither hässlich, von Emmentaler-Neubauten dominiert, deren Errichter nur eine Quadratmeter-Akkumulierung und keinerlei Ästhetik im Auge gehabt haben. Es ist auch alles andere als ein Zufall, dass gerade dieser Kai – mit dem Kulminationspunkt Schwedenplatz – heute der einzige Teil der Innenstadt ist, der zum Slum zu degenerieren begonnen hat, in das sich Polizisten abends nicht mehr alleine hineintrauen.

Im Grund ist jeder Wiener überzeugt zu wissen, warum die sonst so schikanösen Behörden der Stadt bei manchen Projekten so großzügig sind, auch wenn es oft schwerfällt, gerichtsfähige Beweise für manche Vermutungen zu finden (Indizien gibt es ja genug). Dabei geht es ja – ganz, ganz zufällig – immer um jene Projekte, die den meisten schnellen Gewinn versprechen. Das ist irgendwie ähnlich wie bei großen Waffengeschäften: Auch dort vermutet jeder, dass üppige Bestechungsgelder fließen, man kann es nur selten nachweisen.

Deshalb sind jetzt gerade die Grünen so besonders unglaubwürdig geworden: Beim Abfangjägerkauf inszenieren sie sich seit 15 Jahren mit einem Bestechungsverdacht, ohne jemals einen Beweis vorgelegt zu haben. Hingegen sind sie bei den Immobilienspekulationen durch die zuständige Stadträtin unmittelbar involviert – oder sie sind dieser Branche gegenüber plötzlich von grenzenloser Blauäugigkeit.

Bei den beiden Großparteien überrascht mich sowieso nicht ihre mehr als seltsame Rolle bei der Zerstörung der Schönheit Wiens. Abgesehen von allen düsteren Vermutungen hat man bei der SPÖ ja noch nie einen kulturellen Bezug sehen können (die ihr immer eifrig zuapplaudierende Kulturszene ist ja eben nur mediale Adabei-Szene und nicht Kultur; sie ist einzig an den durch die Genossen zu verteilenden Subventionen und Aufträgen interessiert). Auf die einstige Kulturpartei eines Jörg Mauthe namens ÖVP kann man in dieser Frage auch nichts mehr geben, seit sich ausgerechnet der alte Raiffeisenboss Christian Konrad, der immer wieder als ÖVP-Sponsor genannt worden ist, öffentlich für das Hochhaus exponiert hat. Aber auch die FPÖ, die sich lobenswerterweise gegen das Hochhaus ausspricht, könnte viel mehr Engagement zeigen, wäre ihr die Schönheit Wiens und sein kultureller Wert ein echtes Anliegen. Wirklich in die Arena steigt die Partei jedoch nur, wenn es um die Verhinderung von Moscheen in Gemeindebauvierteln geht.

Funktioniert Politik wirklich so? Wenn man die Eigentümer der Kronenzeitung an Bord hat, wenn man den anderen Zeitungen eine Anzeigenflut verspricht, wenn man die Parteien wie auch immer ködert: Dann ist alles möglich, um über die Bürger drüberzufahren?

Ja, vielleicht funktioniert sie meistens wirklich so. Aber dann sollten Parteien und Medien wenigstens aufhören, sich über ihren dramatischen Vertrauens-, Wähler- und Leserverlust zu wundern . . .

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.

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