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Bilder, Worte, Schweigen

Eigentlich müsste man sich ständig aufregen – über die Uninteressiertheit eines Papstes, die gedankenlose sprachliche Stimmungsmache des ORF und vieler Medien, die Blödheiten der "kulturellen Aneignung" und über die Agenda der Weltgesundheitsorganisation. Hier seien einige dieser Aufreger zusammengefasst:

  1. Die WHO – also die Welt-Gesundheits-Organisation der UNO – wäre in Zeiten der Pandemie zwar eine stark geforderte Institution, wird aber den Anforderungen, die sich allein aus ihrem Namen und ihrer Mission ergeben, kaum gerecht. Am angelegentlichsten kümmert sie sich – um Krankheitsbezeichnungen. Wenigstens dabei wird sie immer schneller. Bei Corona brauchte sie noch 18 Monate, bevor sie anordnete, die Varianten des gefährlichen Virus nicht mehr nach ihrem Herkunftsland (Anlass war die "indische" Variante) zu benennen, sondern die Buchstaben des griechischen Alphabets zu verwenden. Die Länderbezeichnungen seien zu rassistisch, lautete die Erklärung. Viel schneller ist man bei den Affenpocken, die im Mai ausgebrochen sind. Schon vier Monate danach will man den Namen ändern, erstens um die Tiere vor revanchistischen Angriffen zu schützen und, zweitens, weil der Name rassistische Stereotype verfestige ("Die westliche Literatur ist voll von hässlichen Vergleichen schwarzer Menschen mit Menschenaffen"). Jetzt ist in Indien die Tomaten-Grippe ausgebrochen – man darf gespannt sein, was der WHO dazu einfällt. Gerechtigkeit für Gemüse? Schützt die Veganen?
  2. Täglich müssen wir uns mit dem lästigen Gendern samt Luftanhalten als akustischem Transgender-Sternchen quälen lassen. Weil doch die Sprache die Gesellschaft verändert, wie die Ideologen dieser Sprachzertrümmerung beteuern. Wo es viel wichtiger wäre, passen die Gesellschafts-Veränderer in ORF und Mainstream-Medien aber gar nicht darauf auf, wie sie Sprache verwenden. Worte machen Stimmung – deshalb muss gerade der Journalist mit seinen Formulierungen verantwortungsvoll umgehen. Das sollte eigentlich am Beginn jeder Journalisten-Ausbildung gelernt werden. Wir erleben aber gerade das Gegenteil – auf einem sehr sensiblen Gebiet. Immer öfter hört auch das Tagebuch: Ich stehe ja auf der Seite der Ukraine, aber dass dieser Zelensky immer nur fordert, das geht doch nicht. Das Wort "fordern" macht Stimmung. In Unkenntnis des O-Tons (den ich zugegebenermaßen auch nicht verstehen könnte) lässt sich nicht überprüfen, ob der ukrainische Präsident es wirklich ständig verwendet. Im Mittagsjournal am ukrainischen Nationalfeiertag wurde aber der Kiewer Bürgermeister Vitaly Klitschko interviewt. Und da bestätigte sich das dumpfe Gefühl, dass wahrscheinlich niemand "fordert". Klitschko wurde gefragt, was die Stadt Kiew für den Winter braucht. "Wir haben viele Vorräte angelegt, Lebensmittel, Medikamente, Verbandstoffe. Aber es fehlen uns Ambulanzwagen und Feuerwehrautos." In den Nachrichten hieß es dann: "Klitschko fordert…" Eine Kleinigkeit? Nein. Worte machen Stimmung. Und besonders Journalisten müssten verantwortungsvoll in der Wortwahl sein. Müssten. Vladimir Putin kann sich freuen.
  3. Manche erklären es mit seinem Alter, andere mit dem fehlenden Interesse eines Argentiniers an Europa, Wohlwollende mit dem Versuch, durch Neutralität eine Vermittlerrolle zu behalten (die freilich niemand einfordert): Der Papst hat immer noch nicht Russland als Aggressor benannt und bezeichnet auch die bei einem Auto-Attentat ums Leben gekommene Darja Dugina als "eines der unschuldigen Kriegs-Opfer". Eine bekannte Putin-Unterstützerin und Kriegs-Befürworterin stellt das Oberhaupt der katholischen Kirche damit auf eine Stufe mit den unzähligen Zivilisten in der Ukraine, die von den Aggressoren getötet, verstümmelt, gequält werden. Ein Unterstützungs-Besuch des Papstes in Kiew wird zwar als Gerücht immer wieder gestreut, ist aber bisher ausgeblieben. Offiziell angekündigt wird hingegen seine Teilnahme am Kasachstaner Treffen der Vertreter der Weltreligionen im kommenden Monat, denn er wolle den Russen Kirill treffen, um weiter an der Beseitigung der Kirchenspaltung zu arbeiten. Kirill, der mit seiner Putin-nahen Russisch-orthodoxen Kirche zu den aktivsten Kriegstreibern zählt, gibt Franziskus jetzt allerdings einen Korb: Er wird nicht kommen.
  4. Und weiter wird die Kinderliteratur nach dem Willen einer linkshysterischen Minderheit gesäubert. Diesmal trifft es ein – um es modern auszudrücken – Karl-May-Spin-off. Es geht um Winnetou als Buben. Skandal: Im Film wird ein weißer Bub rot geschminkt. Das geht ebenso wenig, wie ein weißer Sänger oder Schauspieler, der sich als Othello schwarz schminkt. Und deshalb nimmt ein großer deutscher Verlag das Buch zum Winnetou-Film mit wortreich-selbstkritischem Bedauern aus dem Programm und verdammt den ganzen Karl May mit. Verlage sollten lesen können: In Karl Mays Winnetou geht es um Freundschaft zwischen sehr unterschiedlichen Menschen. Also geht der Vorwurf der Krakeeler eigentlich am Thema vorbei. Der lautet: Die Filmemacher und Karl May haben sich durch die Figur des Indianers der "kulturellen Aneignung" schuldig gemacht. Dass das moralische Abqualifizieren eines Autors des 19. Jahrhunderts billig und dumm ist, stört einen renommierten Verlag auch nicht. Wahrscheinlich muss man endlich beginnen, solche Verlage, Theater, Festspiele, die die Kultur einem neuen Rassismus opfern, zu boykottieren. Die Sprache des ausbleibenden Geldes werden sie verstehen.
  5. Die "kulturelle Aneignung" ist die neue Spielart der Political Correctness. Sogar ein Schweizer Konzertveranstalter hat unlängst das Konzert eines Österreichers abgesagt, weil der Rasta-Locken trägt und damit durch "kulturelle Aneignung" die Gefühle der in diese Haartracht Hineingeborenen verletzen könnte (darum dürfen wir ja auch keinen Mohren im Hemd mehr essen und kein Eskimo-Eis schlecken). Es werden wohl auch starke – finanzielle – Karrieremotive hinter dieser mittlerweile weit verbreiteten Kultur-Diebstahl-Hysterie stecken. Mehr Rollen für schwarze Schauspieler etwa. Denn kein Film darf mehr ohne tragende Rolle auskommen, die von einem solchen gespielt wird. Egal, ob es passt oder nicht – etwa, wenn uns plötzlich allgegenwärtig eine schwarze Ann Boleyn von den Plakatsäulen zulächelt. So viel zur kulturellen (historischen) Aneignung.
  6. Dass die Kunst manchmal brotlos ist, das ist mehr als eine sprichwörtliche Weisheit. Aber auch sie lässt sich zumindest für manche außer Kraft setzen, wenn sie auf den BlackMoneyMatters-Zug aufspringen. Jetzt wirft man der weltberühmten Star-Photographin Annie Leibovitz vor, sie könne "schwarze Haut nicht in ihrer ganzen Schönheit" ablichten. Subtext: Nur Schwarze könne Schwarze photographieren – besonders für lukrative Medienaufträge wie "Vogue"-Titelbilder. Irgendwann werden wohl die Gulda-, Zawinul-, Chick Corea- und Benny-Goodman-Aufnahmen verboten werden – weiße Jazz-Musiker sind ja auch "kulturelle Aneigner".

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