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Vom Viren-Überschuss zum Energie-Mangel

Eine Fülle von Fehlentscheidungen hat dazu geführt, dass die größte Bedrohung für Menschen und Wirtschaft in Europa im Winter 2021/22 nicht mehr "Corona" heißt, sondern "Energielücke". Nur: Weder Politik noch Medien  schenken dieser Bedrohung auch nur eine Sekunde Aufmerksamkeit. Pointiert gesagt: Während wir uns wie im vorigen Winter einzig auf die Gefahr konzentrieren, dass die Österreicher zu viel des Virus in ihren Körpern haben, so wird die Gefahr immer größer, dass die Europäer, dass vor allem die Deutschen und Österreicher sehr bald zu wenig Gas und Strom in Speichern und Steckdosen haben. Dass es zu einem der gefürchteten Blackouts mit seinen verheerenden Folgen kommt.

Daher wäre es genauso wichtig, vorausschauend der Energiekrise vorzubeugen – so wie die Regierung mit sehr drastischen Maßnahmen, die auf einen totalen Lockdown für alle Ungeimpften hinauslaufen, versucht, im letzten Augenblick vor einer neuerlich drohenden Überlastung der Intensivstationen die Impfquoten zu erhöhen.

Unsere Aktivität sollte freilich nicht primär in dem bestehen, was die EU-Kommission verlangt: neue Subventionen aus Steuermitteln (also neue Schulden) für Haushalte und Unternehmen, damit die sich die gestiegenen Energiekosten leisten können. Diese Steigerungen sind allerdings gigantisch: In einem halben Jahr haben sich Öl, Kohle und Gas um nicht weniger als 95 Prozent verteuert, ihr Preis hat sich also de facto verdoppelt. Diesen Schock hat der britische "Economist" so kommentiert: "Erster großer Energie-Schrecken der grünen Ära".

Aber im Grunde ist das ja genau das, was die grüne Klimaalarmpolitik will: Verteuerung und Verknappung aller Energieträger. Kaum aber passiert das – durch welche Faktoren immer – bekommt die Politik kalte Füße und will den Effekt, den sie zuletzt weltweit Tag und Nacht als Wunschziel dargestellt hat, wieder aus der Welt schaffen.

Statt dessen sollte die Politik mit aller Kraft an der Entwicklung neuer Energiequellen arbeiten. Was in vielen anderen Ländern auch längst geschieht – ganz unabhängig von den rhetorischen Klima-Pflichtübungen in Glasgow: China setzt reihenweise wieder Kohlekraftwerke in Betrieb; es schließt zugleich ein Milliardengeschäft mit den USA – mit denen man gerade noch Hassbotschaften ausgetauscht hatte! – über die Lieferung von amerikanischem Flüssiggas ab; die USA geben riesige Meeresgebiete für die Erdölexploration frei; zahlreiche, auch europäische Länder forcieren wieder den Bau von Atomkraftwerken.

Nur in Deutschland und damit auch Österreich, das noch dazu wirtschaftlich schwer von Deutschland abhängig ist, will man trotz leerer Gasspeicher die Uhren zum Rückwärtsgehen bringen. Dort wird jetzt die "womöglich größte Fehlentscheidung der deutschen Politik" (O-Ton Gabor Steingart) schlagend. Dort sind zur Stunde nur noch sechs Atomkraftwerke in Betrieb. Laut einem der katastrophalen Merkel-Gesetze müssen aber drei davon bis Jahresende zusperren. Und die drei verbleibenden dann im kommenden Jahr.

Der bevorstehende Einzug der Grünen in die nächste deutsche Regierung scheint eine absolute Garantie dagegen zu sein, dass dieser Wahnsinnsbeschluss noch einmal rückgängig gemacht wird. Dabei sind Deutschland und Österreich ja jetzt schon im hohen Ausmaß vom Atomstrom abhängig. Aber kein Mensch sagt den Österreichern, dass in manchen wind- und sonnearmen Monaten die Republik ein Viertel ihres Strom teuer im Ausland einkaufen muss. Und noch weniger wird den Österreichern gesagt, dass das natürlich in hohem Ausmaß Atomstrom ist (auch wenn dieser kein Mascherl hat und manche Energiefirmen dumme Kunden finden, denen sie einreden können, "grünen Strom"  zu kaufen ...). 

Das, was wir bisher erlebt haben, war daher nur ein zartes Vorspiel zu dem, was droht. Aber noch immer glaubt die Mehrheit von Politik, Medien und Bürgern in der deutschsprachigen Welt, dass wir sowohl auf Atomenergie wie auch auf alle fossilen Energiequellen (Kohle, Öl, Gas) verzichten können.

Nachher wird es dann wieder niemand gewesen sein …

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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