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Warum sie nicht mehr zur Schule gehen

Bei den österreichischen Pflichtschülern hat sich heuer die Zahl der Schulabmeldungen Richtung häuslicher Unterricht verdreifacht. Das ist ein Alarmsignal, das nicht nur die Politik, sondern auch die Schulen dringend und selbstkritisch aufmerken lassen sollte. Auch wenn die Abmeldungen noch immer nur ein Prozent der Schüler betrifft. Auch wenn es durchaus in etlichen Fällen zweifelhaft ist, ob die Eltern ihren Kindern mit der Abmeldung immer etwas Gutes tun.

Jedenfalls ist – erfreuliche! – Tatsache, dass den Österreichern das Recht auf häuslichen Unterricht verfassungsrechtlich zugesichert ist (und der Verfassungsgerichtshof es bisher noch nicht zunichte gemacht hat). Schon deshalb ist es eine Schande, dass sogar jene beiden Parteien, die bisweilen den Eindruck zu erwecken versuchen, liberalem Denken nahezustehen, jetzt der Abmeldungswelle den Kampf angesagt haben. An der Spitze dieser illiberalen Aktivitäten gegen den häuslichen Unterricht steht ausgerechnet der pinke Schulstadtrat von Wien, aber auch der schwarze Bildungsminister will die Regeln dafür verschärfen.

Dabei sollte das Gegenteil passieren: Zwar ist es zweifellos richtig und notwendig, dass am Ende des Schuljahres der Staat ordentlich prüft, ob die Kinder im häuslichen Unterricht das gesetzlich vorgeschriebene Lernziel erreicht haben. Sonst könnten ein paar Kinder verantwortungsloser Eltern auf der Strecke bleiben. Aber es gibt überhaupt keinen objektiven Grund dafür, dass Österreich es den Eltern verbietet, sich in Kleingruppen zusammenzuschließen, um den gemeinsamen Unterricht mehrerer Kinder zu organisieren.

Warum sollte sich beispielsweise nicht ein Vater für eine solche Gruppe von Kindern nur auf jene Fächer konzentrieren können, die er gut vermitteln kann, während eine befreundete Mutter das wiederum bei anderen Gegenständen tut? Das wäre zweifellos inhaltlich und strukturell weit besser als Unterricht bloß durch die eigenen Eltern. Wenn ich beispielsweise an mich denke, so traue ich mir in aller Unbescheidenheit zwar eine ordentliche Vermittlung der meisten Inhalte der Pflichtschuljahre zu, aber gerade in den für Kinder so wichtigen musischen Fächern wie Singen und Zeichnen wäre es Sadismus, wenn man mich auf die Kinder losließe. Und auch in Biologie wie englischer Grammatik bin ich schwach.

Solcher Kleingruppenunterricht mehrerer Familien wäre überdies die einzige Möglichkeit, häuslichen Unterricht mit einer Teilzeitbeschäftigung zu kombinieren, bei der man halt beispielsweise an zwei Wochentagen voll für die häusliche Schule da ist und an den anderen Tagen Geld verdient. Das wären doch in vielerlei Hinsicht positive und von manchen Familien erwünschte Lebensmodelle!

Das kritische Argument, es könnten sich da durch die Hintertür kleine Privatschulen entwickeln, ist absurd. Denn was soll bitte böse sein an Privatschulen, die sich die Eltern selbst organisieren? Hat da etwa der Staat Angst davor, irgendjemanden aus einer totalitären Kontrolle zu entlassen? Oder haben die staatlichen Schulen Panik angesichts von noch mehr Konkurrenz, als ihnen schon durch die Schulen mit Öffentlichkeitsrecht entstanden ist, die ja trotz des Schulgelds für Schüler und Eltern immer attraktiver geworden sind und die sich seit Jahren eines ständig wachsenden Andrangs erfreuen?

In Wahrheit sollte in einer freien und – wie einst etwa ein Alfred Gusenbauer es genannt hat – Hochleistungs-Gesellschaft die Herausforderung für die offiziellen Schulen und die staatliche Bildungspolitik durch die Privatschulen und durch den häuslichen Unterricht nicht nur akzeptiert, sondern auch aufgegriffen und ernst genommen werden. Die Staatsschulen müssten sich dann bemühen, besser zu sein als die private Konkurrenz. Und sie sollten keinesfalls diese via Politik behindern oder verbieten können.

Vor allem ist es absurd, privaten Kleingruppenunterricht zu verbieten, wenn man das einzige Argument gegen den häuslichen Unterricht ernst nimmt, das da mit gewisser Glaubwürdigkeit vorgebracht werden kann: nämlich dass ohne Schule den Kindern – vor allem Einzelkindern – der soziale Kontakt zu anderen Kindern fehlen würde. Dieser ist zweifellos für die Entwicklung junger Menschen wichtig. Daher ist es überhaupt nicht nachzuvollziehen, dass zwar der häusliche Unterricht in familiärer Isolation erlaubt ist, hingegen nicht jener, bei dem mehrere Kinder aus verschiedenen Familien zusammen unterrichtet werden.

Im Grunde sollten wir statt solcher Verbote sogar eine Diskussion darüber haben, ob ein anteiliger Betrag jenes Geldes, das der Staat für jeden einzelnen Schüler in seinen eigenen Schulen ausgibt, nicht gerechterweise auch jenen Eltern zugute kommen soll, die sich für private Alternativen entscheiden (worauf ja derzeit nur die konfessionellen Privatschulen einen rechtlichen Anspruch haben). Es kann ohnedies nur um einen Teil der Kosten gehen, denn Allgemeinkosten wie für einen Schulwart oder die Heizung und Gebäude kann man da nicht wirklich berücksichtigen. Aber schließlich zahlen auch diese Eltern Steuern. Und schließlich verkündet die Politik ständig, dass dem Staat jedes Kind gleich viel wert sein soll.

Natürlich geht alles nur unter der Voraussetzung, dass der Lernerfolg von Dritten objektiv – weder zu streng noch zu nachlässig – überprüft wird. Dass also jene Eltern, die den privaten Unterricht nicht ernst nehmen, oder denen die Fähigkeiten dazu fehlen, nach einem Jahr das Recht dazu verlieren.

Schule und Politik sollten vor allem selbstkritisch über die vielen durchaus unterschiedlichen Motive nachdenken, warum eigentlich mehr als 7500 Kinder heuer von der Schule abgemeldet werden (und eine weitere Zahl ernsthaft darüber nachdenkt). Da steckt nämlich mehr dahinter als eine bloße kurzfristige Mode- oder Hysteriewelle. Und damit hängt auch mehr zusammen als nur die Folgen von Corona, auch wenn die Pandemie da sicher mitspielt.

Die wichtigsten Motivlagen:

  1. Da gibt es einmal bei manchen Familien die Erfahrung aus Corona-Zeiten, dass der häusliche Unterricht damals überraschend gut funktioniert hat, dass er Eltern wie Kindern Freude und Motivation gebracht hat. Mehr als in der staatlichen Schule. Diese Familien wollen daher aus dieser früher nicht gemachten Erfahrung zumindest für ein oder zwei Jahre eine Dauereinrichtung machen.
  2. Ein anderes Motiv ist die – auch in diesem September in hunderten Schulklassen schon wieder erlebte! – Konfrontation der Familien mit der Tatsache, dass man jederzeit mit neuerlicher häuslicher Quarantäne rechnen muss. Also damit, dass man plötzlich und ungeplant die eigenen Kinder rund um die Uhr versorgen und betreuen muss. Das ist – unabhängig von allen gesetzlich-gewerkschaftlichen Regelungen – mit vielen anspruchsvollen Berufen nicht mehr vereinbar. Daher stellt man sich jetzt gleich a priori darauf ein. Daher macht man lieber gleich von vornherein häuslichen Unterricht, statt jeden Tag mit der Angst vor dem Schock-Anruf im Büro wegen einer plötzlichen Corona-Quarantäne für die eigenen Kinder leben zu müssen, auf den man kurzfristig nur chaotisch reagieren könnte.
  3. Wahrscheinlich gibt es auch Eltern, die ihren Kindern das intensive und freiheitsberaubende Regelwerk von Maskentragen, Testen und Abstandhalten nicht zumuten wollen, denen die Freiheit der eigenen Kinder das oberste Gut ist.
  4. In wieder anderen Familien ist eine panisch-neurotische Angst vor Infektionen eine Ursache der Abmeldung. Auch dieses Recht darf man Eltern nicht ganz nehmen, auch wenn solche überprotektiven Hubschraubereltern für Kinder auch gesundheitlich eher problematisch sind.
  5. Eine wieder ganz andere – und unabhängig von Corona ständig wachsende – Gruppe sind jene, die mit der staatlichen Schule überhaupt unzufrieden sind. Das ist etwa dort der Fall, wo die Behörde angesichts des Gegendrucks der Gewerkschaft nicht imstande ist, ungeeignete Lehrer rasch aus dem Verkehr zu ziehen.
  6. Und das ist immer öfter vor allem dort der Fall, wo in der Klasse der Anteil von Migranten mit schlechten Deutsch-Kenntnissen und/oder mit einem (familien- oder kulturbedingt) bildungsfernen Hintergrund zu groß wird. Was ja nicht erst dort zum Riesenproblem wird, wo dieser Anteil wie in manchen Wiener Bezirken 90 Prozent überschreitet. Gewiss hat das dann zur Folge, dass der migrantische Anteil in den verbleibenden Klassen sogar noch größer wird. Aber umgekehrt sollte der Politik klar sein, dass man Familien nicht dazu zwingen kann, ihre eigenen Kinder in solche "Brennpunkt-Schulen" zu schicken. Denn es wäre brandgefährlich zu ignorieren, dass Eltern zu Löwen werden können, wenn man ihren Kindern die Bildung stiehlt; wenn man diese zu wehrlosen Opfern einer katastrophalen Migrationspolitik und naiven Schulpolitik macht; wenn die eigenen Kinder, statt selbst etwas zu lernen, als Hilfslehrer missbraucht werden, die helfen sollen, einer afrikanisch-islamischen Klassenmehrheit Deutsch und österreichische Kultur zu vermitteln; wenn als Ergebnis solcher Schulen die autochthonen Kinder in Wahrheit selbst immer öfter unter die Räder kommen (diese Haltung klingt zwar gar nicht politisch-korrekt, sie ist aber auch bei ganz linken Politikern anzutreffen, sobald deren eigene Kinder in die Schule kommen …).
  7. Und die letzte Gruppe, in der zunehmend Schulflucht diskutiert wird, sind religiös und wertorientierte Familien, die entsetzt sind, wie in manchen Schulen linke Gesellschaftspolitik betrieben wird, wie die Kinder dort statt Deutsch irgendeine Gender-Absurdität als "Sprache" lernen, wie ihnen im Unterricht Homosexualität oder eine Geschlechtswechsel-Operation zur freien und gleichwertigen Auswahl gleichsam wie im Supermarktregal angeboten werden, wie manche Lehrer die verrückten Ideen einer Greta Thunberg vertreten oder gegen Marktwirtschaft und Freiheit hetzen.

Das politische und das Schulsystem sollten all diese Motive, die Sorgen, Ängste und Wünsche der Eltern sehr ernst nehmen, analysieren und daraus Konsequenzen ziehen. Denn die Eltern sind in einer Demokratie die wahren Auftraggeber für das Schulsystem. Hingegen wäre es absolut falsch, auf die rasch steigenden Schul-Abmeldungen mit wachsender Repression und Regelwut zu reagieren.

Das System reagiert nur dann richtig, wenn viele der jetzt vor dem Schultor abbiegenden Eltern im Lauf der Zeit wieder zum Schluss kommen werden: Mein Kind ist in den staatlichen Schulen ja doch besser aufgehoben. Von denen es zum Glück ja auch einige wirklich gute gibt.

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