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Die Inflation blüht auf, die Notenbanken schlafen ein

Jetzt hat die Inflation wirklich zu klettern begonnen. Zwei Prozent hier, vier Prozent in Amerika. Das ist mit Sicherheit erst der Anfang, hat doch fast überall die Konjunktur jetzt so richtig zu boomen angefangen. Das ist eindeutig. Nur offenbar nicht für die internationalen Notenbanken. Warum nicht?

Entweder halten sie Augen und Ohren verschlossen. Oder sie sind schon viel zu sehr mit den politischen Interessen der Regierungen verwoben, die sich von Europa bis Amerika an die Gratisgeldversorgung aus der Druckmaschine gewöhnt haben.

Die erste Antwortvariante kann ausgeschlossen werden. Wer einen Blick etwa in die Bauwirtschaft wirft, muss sehen, dass da Vorgänge in Gang sind, die sich zwar vorerst noch nicht wirklich auf die Verbraucherpreise durchgeschlagen haben, die das aber in absehbarer Zeit umso kräftiger tun werden.

Es steigen nicht nur die Preise wie immer bei einer anziehenden Konjunktur. Es werden vielmehr auch immer mehr Produkte auf den Weltmärkten so richtig Mangelware. Das reicht von Computerchips – um die insbesondere die Autoindustrie mit allen Mitteln kämpft – bis eben zu diversen Baumaterialien.

Dahinter steht die Tatsache, dass in allen großen Wirtschaftsräumen bis auf Indien die Corona-Krise als überwunden gilt. Dieser Glaube ist zwar angesichts der globalen Zahlen ein wenig verfrüht. Aber der beinahe ebenfalls global ausgebrochene Optimismus ist dennoch Faktum. Allerdings haben sich letztes Jahr die ökonomischen Strukturen massiv verschoben, während Corona verhindert hat, dass sich die normalerweise flexible Marktwirtschaft rasch genug verändert. Und die Arbeitsmärkte sind in etlichen Ländern sowieso schon lang extrem unflexibel.

Einerseits beeinflusst der Klimahype stärker denn je die Industrie, nicht nur durch den E-Auto-Boom. Andererseits haben sich vielerorts die privaten Sparguthaben massiv erhöht. Angesichts der anlaufenden Inflation versuchen diese Gelder in Betongold zu flüchten, während beispielsweise die lange Zeit aufblühenden Fernreisen und der Städtetourismus wohl noch länger kriseln werden. Diese Reaktionen und Verwerfungen würden dramatisch danach rufen, jetzt an vielen Fronten die Zügel anzuziehen, die Kurzarbeitsmöglichkeiten, das Gelddrucken und die Gratiskredite deutlich zu reduzieren. Und wenn nicht? Dann sind weitere Verwerfungen und ein weiteres Anziehen der Inflation absolut unvermeidlich.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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