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Wenn viele Kleine oder ein Großer manipulieren

Es ist eine der moralisch problematischsten Fragen im für das Funktionieren der nationalen wie auch globalen Wirtschaft so wichtigen Geschehen an den Börsen. Wie weit darf man sich öffentlich abreden, um den Kurs einer Aktie zu beeinflussen? Das tun ja immer öfter organisierte Gruppen von Kleinanlegern, um andere Investoren in die Knie zu zwingen, die etwa durch sogenanntes Kurz-Gehen auf fallende Kurse gesetzt haben, weil sie einem Unternehmen nur eine magere Zukunft prophezeien. Wie weit darf man, wie etwa Elon Musk es offensichtlich getan hat, sein eigenes – angebliches oder wirkliches –Anlage-Verhalten kommunizieren und damit Kurse zu beeinflussen?

Dass solche Aktionen funktionieren, ist eindeutig.

Dass sie aber schädlich sind, ebenso. Der große gesamtgesellschaftliche Nutzen von Börsen und der Marktwirtschaft generell besteht darin, dass dadurch Investitionen in Aktien oder Realwirtschaft immer in die sinnvollste Richtung gehen. Oder noch präziser formuliert: dass sie in jene Richtung gehen, die nach allem vorhandenen Wissen über ein Produkt, ein Unternehmen, eine Industrie, eine Volkswirtschaft die aussichtsreichste ist, dass sich die Investition  positiv auswirken, dass sie also Gewinn machen wird.

Natürlich ist dieses Wissen immer nur ein beschränktes. Zukunftsentwicklungen hängen immer auch von unendlich vielen unbekannten Faktoren, von Zufällen ab. Viele Anleger glauben auch an das große Insider-Wissen angeblicher oder wirklicher Experten (so bin ich selbst oft verblüfft, wie oft ich nach Vorträgen zu ganz anderen Themen anschließend von Zuhörern unter vier Augen nach geheimen Anlage-Tipps gefragt werde …).

Aber dennoch ist dieser Marktmechanismus ungemein wertvoll, weil er knappes Geld möglichst optimal steuert. Sobald Anlage-Entscheidungen hingegen andere Ziele verfolgen, also etwa nur um Kurse in den Keller oder in absurde Höhen zu treiben, um andere Anleger zu schädigen – egal ob Klein oder Groß –, wird der Sinn, wird der Zweck eines Marktes pervertiert. Das führt nicht nur zu massiven Fehlallokationen von Kapital. Das führt mittelfristig auch zu gefährlichem Auftrieb für all jene ideologischen Gruppen, die den Markt insgesamt bekämpfen und ihn durch eine von Politruks gesteuerte Zentralverwaltungswirtschaft mit all ihren so eindeutig katastrophalen Folgen ersetzt haben. Daher sollten solche Mechanismen möglichst bekämpft werden.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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