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Wenn die wirklichen Probleme gleich haufenweise auf Europa stürzen

In einer plötzlichen großen Krise, in einem "externen Schock", wie die Ökonomen das nennen, rächen sich die in der Vergangenheit aus Feigheit oder Fahrlässigkeit angehäuften Fehler immer besonders schmerzhaft. In solchen Situationen wird politische Verlogenheit zum Zentralproblem. Das muss Europas Politik jetzt erfahren: Wenn gleich mehrere Krisen zusammenfallen, dann multipliziert sich die Katastrophe. Für einen solchen dramatischen Zusammenfall sorgen jetzt die Corona-Krise, der tiefste Absturz der Börsenkurse seit langem und die türkische Aggression.

Die Reaktionen auf die Ausbreitung des Corona-Virus lähmen große Gebiete und Länder. Es wäre wohl schon kürzer aufzuzählen, welche Veranstaltungen in Europa überhaupt noch stattfinden, als alles aufzuzählen, was da im Stakkato abgesagt wird.

Gläubige werden von Gottesdiensten ausgesperrt. Fußballspiele finden, wenn überhaupt, ohne Publikum statt. Konzerte, Kongresse, Konferenzen und sonstige Veranstaltungen werden reihenweise und flächendeckend storniert. Selbst das EU-Parlament beschränkt seine Tagungen. Im Iran werden 70.000 Häftlinge freigelassen. In Italien kommt es zu blutigen Gefängnisrevolten ob der Besuchseinschränkungen wegen Corona. Millionen-Regionen werden von der Umwelt abgesperrt. Und zu schlechter Letzt hat sich jetzt ganz Italien in Quarantäne versetzt – wobei man freilich noch nicht genau weiß, was das eigentlich genau bedeuten soll (möglicherweise nur eine der für den südlichen Nachbarn so typischen dramatischen Gesten ohne echten Sinn).

Mag sein, dass das alles irgendwie hilft. Man weiß ja noch immer viel zu wenig über Gefährlichkeit und Ausbreitungswege der Krankheit.

Eines aber ist jetzt schon amüsant. Nämlich, wie sehr jetzt auch grüne und rote Politiker und Gesundheitsbehörden bangen und hoffen müssen, dass "Big Pharma" bald den Stein der Corona-Weisen findet: die richtigen Impfstoffe, die richtigen Therapien, die richtigen Schnelltests, die richtigen Informationen, wie sich das Virus ausbreitet. Das geht nur mit einer gewaltigen Forschungsanstrengung.

Auch die Linken müssen also jetzt ihre ganze Hoffnung ausgerechnet auf die eigentlich verhassten Pharmakonzerne setzen. Also ausgerechnet auf jene, die bis vor kurzem für sie noch der hässliche Ausbund des Kapitalismus gewesen sind. Jeder Gesundheitspolitiker hatte ständig versucht, deren Umsätze zu kürzen. Jeder Erfolg der Gesundheitspolitiker hat aber logischerweise zu einer Kürzung der Forschungskapazitäten geführt. Die staatlichen Forschungsgelder fließen hingegen immer sehr stark politisch gesteuert – weshalb sie ständig durch Modetrends und ideologische Fixierungen beeinflusst sind. In den letzten Jahren etwa ist absurd viel Forschungsfonds- und Hochschulgeld in Projekte geflossen, die vorgegeben haben, sich mit "menschengemachter Erwärmung", "Gleichberechtigung", "Rassismus" oder "Rechtsextremismus" zu befassen.

Das zusätzliche Geld aus Förderungsfonds und Universitäten hätte hingegen dringend zur Gänze in bessere naturwissenschaftliche Grundlagenforschung fließen sollen. Die Pharma-Industrie, die wirklich naturwissenschaftlich forscht und der die Menschheit sehr viele tolle Erfolge verdankt, ist in der öffentlichen Diskussion und damit auch in der Politik jedoch stets nur wegen der teuren Medikamentenpreise am Pranger gestanden.

Jene, die gegen die pharmazeutische Industrie gehetzt haben, haben auch immer massiv gegen jene gehetzt, die von der Aufwärtsentwicklung von Aktienkursen profitiert haben. Dass Aktien- und Fonds-Besitzer aber auch immer mit steilen Kursverlusten rechnen müssen – so wie eben jetzt oder etwa nach 2008 –, ist dabei jedoch nie zur Kenntnis genommen worden. In den nächsten Wochen wird man freilich nicht die üblichen Beschimpfungen über die bösen Börsespekulanten hören, die jetzt so heftig bluten müssen. Und die eine so wichtige Funktion haben, weil sie Spargeld immer in die am ehesten zukunftsversprechenden Investitionen lenken.

Noch dümmer sind freilich alle jene, die am Tiefpunkt aus ihren Veranlagungen aussteigen und sagen: "Jetzt bin ich geheilt von Aktien." Sie werden erst dann wieder einsteigen, wenn die Kurse wieder weit oben sind, und wenn der geringe Aufmerksamkeitspegel schon wieder vergessen hat, dass Kurse auch steil fallen können ...

Viel klüger handeln hingegen jene, die in den nächsten Tagen oder Wochen die tiefen Kurse nutzen, um in die Börse einzusteigen und langfristig ordentlich zu verdienen. Freilich: Wann genau der Tiefpunkt erreicht sein wird, ist nicht einmal mittels Kristallkugel vorhersagbar.

Jetzt werden jedenfalls eine Zeitlang vor allem die Corona-Nachrichten sowohl das politische wie das wirtschaftliche Leben dominieren. Werden diese Nachrichten weiterhin so verheerend sein, wie alles, was man aus Italien erfährt? Werden sie Hoffnung aufkeimen lassen, wie es die (möglicherweise nicht erlogenen) ersten Erfolgsmeldungen aus China tun? Werden alle Absagen und Quarantänen nichts bewirken? Müssen wir noch monatelang auf die große Nachricht aus der Pharma-Branche warten? 

Es wird mit Sicherheit jetzt wochenlang ein wildes Heiß-Eiskalt-Wechselbad geben. Bis Corona im Griff ist – oder die Menschen die Krankheit nicht mehr so dramatisch nehmen.

Das Pulver ist verschossen

Normalerweise werden in solchen Situationen die Notenbanken aktiv, um gegen abstürzende Börsenkurse anzukämpfen und eine Rezession möglichst zu vermeiden. Nur: Die Europäische Zentralbank hat schon in den letzten Jahren ihr gesamtes Pulver verschossen. Sie hat kein Gas mehr, um glaubwürdig Gas geben zu können.

Sie hat auch in guten Konjunkturzeiten grob fahrlässig die Zinssätze bei Null gehalten, nur um Schuldenländer wie Italien zu unterstützen, die solcherart zu billigstem Geld gekommen sind. Aber auch Österreich oder Deutschland haben vom Billiggeld profitiert. Jetzt aber kann die EZB die ohnedies schon im Negativen liegenden Zinsen nicht noch weiter senken. Und sollte die EZB wirklich beginnen, nach Anleihen auch noch Aktien anzukaufen – was manche fordern –, dann ist die Talfahrt überhaupt nicht mehr aufzuhalten. Dann wird die Wirtschaft dadurch wie im Kommunismus verstaatlicht, was ihr nie guttut, sie wird aber in der allgemeinen Depression erst recht nicht sinnvoll investieren. Sie wird nur staatliches Geld sinnlos verpulvern.

Wir sollten ehrlich sein: In Zeiten der totalen Lähmung können niedrige Zinsen, Staatsfinanzierung per EZB und Gelddrucken auch nicht viel bewirken. Die EZB kann dadurch höchstens Konkurse eine Zeitlang aufhalten. Denn wenn einmal in ganzen Branchen die Zulieferungen aus Asien ausbleiben, wenn Bahnen, Flüge, Fabriksanlagen geschlossen werden, wenn immer mehr Menschen die eigene Wohnung nicht verlassen dürfen, dann wirkt das Gratisgeld auch nichts mehr. Dann wird nicht mehr produziert, und schon gar nicht investiert. Was auch immer EZB und EU tun.

Jetzt wird sich nicht nur bei Staaten, sondern auch in der Wirtschaft dreierlei zeigen:

  • Wer hat gute Nerven und weiß, dass solche depressiven Tiefs nie ewig halten?
  • Wer handelt entsprechend antizyklisch?
  • Wer hat in guten Zeiten Fettpolster angelegt, von denen er jetzt zehren kann?

Entgegen vielen Medien finden kluge Köpfe in all den Schreckensmeldungen aber auch eine positive: Das ist der dramatische Verfall der Ölpreise. Das wird zwar medial als schlechte Nachricht dargestellt, ist aber in Wahrheit eine sehr gute. Denn niedrige Ölpreise helfen den meisten Branchen der Wirtschaft substantiell. Natürlich mit Ausnahme der Ölbranche selbst.

Die sitzt jedoch abgesehen von den USA vor allem in unguten Zündler-Ländern wie Venezuela, Russland und rund um den Golf. Wenn die alle weniger Geld haben, ist das vor allem politisch gut. Dann werden weniger islamistische Gruppierungen unterstützt. Dann hat Russland vielleicht sogar einen Anreiz, Europa Konzessionen in Sachen Ukraine zu machen. Das dortige Abenteuer und die doppelte Invasion sind ja dem Putin-Reich schon bisher sehr teuer gekommen. Sie könnten bald zu teuer werden.

Die Türkei und das Versagen der EU

Bei der dritten derzeitigen Großkrise fehlen hingegen vorerst die positiven Seiten. Denn gegenüber der Türkei hat die EU völlig versagt.

Diese ist formell nämlich immer noch EU-Beitrittskandidat. Sie ist für die meisten EU-Mitglieder auch Nato-Verbündeter. Da wie dort hat niemand gewagt, Erdogan den Stuhl vor die Tür zu setzen.

  • Obwohl die Türkei eine neue Völkerwanderung (insbesondere von Menschen aus Pakistan und Afghanistan, deren Rückschiebung die Türkei jahrelang unterlassen hat) Richtung Europa gezielt in Bewegung gesetzt hat.
  • Obwohl sie dabei eindeutig kriegsartige Handlungen gegen ein EU-Land setzt (denn Massen von jungen aggressiven Menschen gegen dessen Willen in ein anderes Land zu bringen, ist ein eindeutiger Aggressionsakt).
  • Obwohl sie jahrelang den Islamischen Staat und andere Dschihadisten und Fundamentalisten intensiv unterstützt hat.
  • Obwohl sie ihre Truppen in zwei Nachbarländern gegen den Willen der dortigen Regierungen ausgeschickt und auch in Kampfhandlungen engagiert hat (Zypern und Syrien).
  • Obwohl es in der Türkei zehntausende politische Gefangene gibt.
  • Obwohl das Erdogan-Regime die Kurden diesseits und jenseits der Grenzen mit abgrundtiefem Hass verfolgt.

Das alles hat die EU hingenommen. Und wundert sich, dass sie weniger denn je ernst genommen wird.

Aber Brüssel hat sich stattdessen mit der Rettung der Welt vor dem von einer schwedischen Prophetin (und einem umstrittenen Potsdamer Institut) vorausgesagten Klimatod befasst und will all unser Geld in diesen Kampf werfen, will unser Leben endgültig niederregulieren.

Ziemlich blöd gelaufen, wenn jetzt auf einmal die wirklichen Probleme gleich haufenweise auf Europa zukommen.

PS: Blöd laufen die Dinge jetzt auch für Donald Trump, der nach den letzten Wochen den Wahlsieg schon in Händen hatte: Aber der plötzliche Konjunktursturz verdüstert seine Chancen dramatisch. Hat er doch fest darauf gebaut, dass er den Boom bis zur Wahl halten kann. Andererseits ist jetzt Trump der erste Politiker im Westen, der massiv Gas geben will.

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