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„Der" Islam, Schulzeugnisse und die wirkliche Welt

Der Inhalt: Erstens, einer der vielen (in den politisch-korrekten Medien wieder einmal nicht berichteten) religiös motivierten Morde in einem fernen Land, der besonders grauslich ist. Zweitens, die Aufregung vieler (oft derselben) Medien, weil in Österreich im Zeugnis vieler islamische Schüler beim Religionsbekenntnis "IGGÖ" statt "Islam" steht. Und drittens: Wie diese beiden Dinge mehr zusammenhängen, als man aufs Erste glauben würde.

Zuerst zum Mord. Als ein Taxifahrer in der saudi-arabischen Stadt Medina entdeckte, dass die Frau in seinem Auto und ihr sechsjähriger Sohn Schiiten sind, packte er den Buben, riss ihn aus dem Auto, zerrte ihn in ein Cafe, zerbrach eine Flasche und tötete den Buben mit den Scherben. Die schreiende Mutter konnte den Sohn nicht mehr retten.

Ein grässliches Verbrechen, aber nur eines von vielen Tausenden, die alljährlich irgendwo in der Welt rein aus religiösem Hass begangen werden. Zwar sind die weitaus meisten Opfer Christen (während der Papst der Katholiken sich freilich um diese Opfer, zu denen man früher Märtyrer gesagt hätte, nicht sonderlich kümmert, sondern lieber mit einem Sunniten-Führer fraternisiert, der zumindest noch vor kurzem zur Ermordung all jener aufgefordert hatte, die vom islamischen Glauben abfallen – aber das nur am Rande).

Es gibt jenseits der getöteten, gefolterten und versklavten Christen auch sehr viele Opfer aus anderen Glaubensgemeinschaften, die vor allem – aber wieder: nicht nur – dem sunnitischen Fanatismus zum Opfer fallen: etwa Jesiden, Juden, Schiiten, Alewiten, Bahai. Alleine die Verbrechen des sunnitischen "Islamischen Staates" füllen ganze Bücher.

Die Ermordung des Sechsjährigen wurde eben nicht nur erwähnt, um wieder einmal an das Verhalten vieler Medien zu erinnern, mit dem Islam zusammenhängende Verbrechen möglichst klein oder gar nicht zu berichten. Sie zeigt auch paradigmatisch die tiefe Kluft zwischen vielen Gruppen, die in unserem schlampigen Sprachgebrauch oft alle als "Moslems" bezeichnet werden. Wer aber etwa den schiitisch-sunnitischen Krieg im Jemen beobachtet, wer die explosive Feindschaft zwischen den beiden Ufern des Persischen Golfes kennt, wer ein wenig die Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens und den jahrhundertealten, durch Kriege und Unterjochung gekennzeichneten Hass zwischen Arabern, Türken und Persern kennt, der sollte eigentlich etwas präziser sein.

Damit sind wir mitten in Österreich gelandet: bei dem von der "Islamischen Glaubensgemeinschaft" (IGGÖ) jetzt dramatisierten Umstand, dass in Schulzeugnissen als Religionsbekenntnis nicht mehr "Islam", sondern "IGGÖ" steht. Das sei eine skandalöse Diskriminierung, behauptet diese IGGÖ. Sie will die Causa vor den Verfassungsgerichtshof bringen. Gewiss: Angesichts der sehr eigenartigen Judikatur des VfGH (wie Einführung der Homo-Ehe) in den letzten Jahren ist nicht ganz auszuschließen, dass die IGGÖ dort Recht bekommt.

Dabei wäre einzig die Bezeichnung "Islam" unterschiedslos für Sunniten, Schiiten, Alewiten usw, skandalös und absurd, und keineswegs die genauere Präzisierung. Es gibt keine Religionsgemeinschaft "Islam". So wie es auch keine Religionsgemeinschaft "Christentum" gibt.

Auch bei Christen steht auf Dokumenten ja präzise, zu welcher Kirche sie gehören. Also ob sie römisch-katholisch, evangelisch(AB) oder altkatholisch sind. Diese Unterscheidungen sind ganz selbstverständlich, auch wenn es bei den Christen zum Glück schon etliche Jahrhunderte vorbei ist, dass sie sich der religiösen Meinungsverschiedenheiten wegen gegenseitig umgebracht haben. Eben sehr zum Unterschied von den diversen Richtungen des Islam.

Dabei kann es ja auch keinen Unterschied machen, wie groß die einzelnen Gruppen in Österreich jeweils sind. Die Größe kann sich im Übrigen auch sehr rasch ändern, wie wir gesehen haben.

Diese IGGÖ repräsentiert nur einen sehr spezifischen Teil der islamischen Welt. In letzter Zeit nicht einmal mehr die ganze sunnitische Welt: Steht doch die neue IGGÖ-Führung dem türkischen Diktator Erdogan sehr, sehr nahe. Womit sich Moslems anderer Nationalität nicht mehr sehr wohlfühlen. Und daher auch vielfach nicht ihre Kinder in den Religionsunterricht schicken und nur in jene Moscheen gehen, die mit der IGGÖ nichts zu tun haben wollen.

Erdogan und damit die IGGÖ stehen wiederum Milli Görüs und Moslembrüdern mit ihrem fundamentalistischen Machteroberungsprogramm sehr, sehr nahe, die beide in vielen Ländern streng verboten sind (und daher aus gutem Grund auch keine Mitgliederlisten haben). Mit aller juristischen Deutlichkeit sei natürlich gesagt, dass gewiss weder IGGÖ noch Erdogan da irgendwo dazugehören. Sie verirren sich halt nur rein zufällig bisweilen zu einschlägigen Veranstaltungen.

In Analogie zu römisch-katholisch könnte also auf den Dokumenten statt IGGÖ auch türkisch-sunnitisch stehen.

Diese Debatte ruft in Erinnerung, wie dringend das gesamte Islamgesetz schon seit einiger Zeit auf eine komplette Neufassung wartet. War dieses doch ein völlig missglückter Kompromiss zwischen den Herrn Kurz und Ostermayer. Der SPÖ-Minister hat damals vor allem darauf geachtet, nur mit ja keinem Beistrich die türkischen Wähler der SPÖ zu verärgern.

Freilich: Ein Gutes hat dieses Gesetz schon. Als nämlich die IGGÖ – offensichtlich widerwillig – die Inhalte ihres Glaubens bei der Behörde deponieren musste, stand darin keine Zeile über eine Kopftuchpflicht als angeblichem Inhalt dieses Glaubens. Daher kann niemand behaupten, es wäre eine religiöse Diskriminierung, wenn es etwa zu einem Kopftuchverbot in den Schulen kommen sollte. Freilich, beim heutigen VfGH – siehe oben …

So wenig man Sebastian Kurz aber Lorbeeren wegen jenes Islamgesetzes flechten kann, so sehr ist festzuhalten: Seit er nicht mehr selbst für diesen Bereich zuständig ist, gibt es offenbar überhaupt kein Regierungsmitglied mehr, das sich für diesen Bereich interessieren würde. Alle scheinen vermintes Gelände zu fürchten, dem sie lieber fernbleiben. Ob es nun Frau Kneissl oder die Herren Blümel und Faßmann sind, die da Kompetenzen hätten.

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