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Dunkle Wolken über Fronleichnam

Die österreichweiten Menschenzahlen bei den Fronleichnam-Umzügen dürften auch heuer wieder in Summe die Teilnehmermenge der sozialistischen Mai-Kundgebungen übertroffen haben. Und doch waren über den heurigen Fronleichnam-Umzügen – trotz schönstem Wetter – mehrere dicke Wolken gehangen.

Womit diesmal gar nicht so sehr der innerkirchliche Disput rund um die Massenmigration gemeint ist. Auch wenn die tiefe Spaltung zwischen den fanatischen (und sich auf krasse Fehlinterpretationen der Bibel berufenden) Befürwortern des Zuzugs von Millionen Moslems nach Europa und jenen, die das mit großer Sorge sehen, keineswegs überwunden ist. Aber ganz offensichtlich werden jene unter den Priestern und Bischöfen wieder zahlreicher und mutiger, die eine zentrale Aufgabe der Kirche auf Grund der Erfahrungen einer 2000-jährigen Geschichte, aber auch der letzten beiden Jahre darin sehen, sich speziell in Zeiten der Bedrängnis an die Seite des Volkes zu stellen. Immerhin hat sich jetzt auch die österreichische Bischofskonferenz erstmals intensiv mit Fragen der Sicherheit beschäftigt, was eindeutig als Zeichen einer beginnenden Umkehr und realistischeren Weltsicht zu werten ist.

Wobei man freilich nicht weiß, wie weit diese Umkehr geht. Die Landaus und Zulehners sind ja noch immer redegewaltig unterwegs. Auch der gegenwärtige Papst gibt im Gegensatz zu seinen Vorgängern (neben durchaus klugen Sätzen) immer wieder Erklärungen ab, die nur als seltsam und ahnungslos zu bezeichnen sind. Und speziell in den Religionsabteilungen von ORF und den meisten Tageszeitungen agieren fast durchwegs extrem links stehende Journalisten. Einzig der Chefredakteur der "Furche" steht einsam – und brillant – für eine Linie, die mit der Geschichte der Kirche und mit der großen Mehrheit der Gläubigen übereinstimmt. Aber auch er wird schon von einem Flächenbombardement der linkskatholischen Kampftruppe mit dem pensionierten Theologieprofessor Zulehner an der Spitze belegt, die ihn abschießen will.

Die viel schwärzere Wolke über Fronleichnam 2017 ist, dass Österreichs größte Massenkundgebung des Jahres – und die Umzüge sind das auch schon rein quantitativ – in sehr vielen Medien nicht einmal erwähnt worden ist. Dabei halten sich diese Medien eben eigene Religionsredakteure. Dabei sind diese Medien immer empört, wenn sie als Lügenpresse bezeichnet werden. Im bundesweiten ORF-Fernsehen hat meiner Beobachtung nach lediglich die Wetterredaktion auf die Prozessionen hingewiesen.

Es gibt jedoch keine objektiven Erklärungen dafür, warum der 1. Mai großflächige Berichterstattung bekommt, der Life Ball und die diversen rot-grün-pink unterstützten Schwulenumzüge noch viel mehr; warum hingegen das österreichische Christentum weitestgehend totgeschwiegen wird, es sei denn, Bischöfe geben bisweilen nichtssagende Interviews, oder die Landaus treten als nützliche Idioten für Rotgrün auf.

Totgeschwiegen werden aber etwa auch die Zeugen Jehovas, die gerade einen großen Kongress in Wien mit einer fünfstelligen Teilnehmerzahl abhalten. Ebenso wie der von vielen christlichen Basisorganisationen getragene "Marsch für die Familie" am heutigen Samstag nachmittag.

Bei den Mainstreammedien gilt: Was nicht in unser Denken passt, darf nicht vorkommen; oder es wird nur dann erwähnt, wenn es denunziert werden kann.

Ebenfalls nicht berichtet - und zwar weder in den Medien noch bei den Umzügen - wurde noch etwas anderes. Und das ist besonders besorgniserregend: Das war eine von den Eingeweihten sehr ernst genommene Bombendrohung für die Stunden um Fronleichnam. Diese Bedrohung hat heuer dazu geführt, dass an vielen Stellen Kreuzungen mit quergestellten Polizeifahrzeugen gesichert worden sind. Zum Glück ist nirgendwo durch einen Ernstfall ausgetestet worden, ob diese Sicherungen auch ausgereicht hätten. Diese Bedrohung war jedenfalls eine besonders schwarze Wolke über diesem strahlenden Fronleichnamstag.

Ich würde jedenfalls nicht allzuviel darauf verwetten, dass die österreichischen Katholiken auch in mittlerer Zukunft noch den alljährlichen Zug durch die Straßen Österreichs wagen können. Ihnen wird wohl sehr bald geraten werden, dies zumindest dann unterlassen, wenn Fronleichnam frecherweise mit dem Ramadan zusammenfällt. Dieser bringt ja seit einigen Jahren weltweit eine immer besonders deutliche Eskalation des Terrors mit sich.

Gegen die islamistischen Bedrohungen scheinen auch die demütigen Gesten der christlichen Amtsträger gegenüber dem Islam nicht mehr auszureichen. Es kann vielleicht noch im Stephansdom gelingen, ständig und erst recht bei Gottesdiensten eine Reihe erkennbarer und getarnter Sicherheitsleute zu platzieren. In allen anderen Kirchen oder gar bei öffentlichen Umzügen ist das kaum möglich.

Der stille Tod der katholischen Schulen

Eine weitere schwarze Wolke über Fronleichnam ist die Erkenntnis, dass manche einstigen Eckpfeiler des österreichischen Katholizismus inzwischen total kollabiert sind. Während das "Fußvolk", CV und MKV zumindest vielerorts halbwegs oder auch eindrucksvoll "halten", während ÖVP-Politiker, aber auch der eine oder andere rote Arbeiterkämmerer und blaue Politiker zum öffentlichen Bekenntnis als Christ bereit sind, sind etwa die katholischen Schulen nicht mehr als katholisch existierend. Dabei waren ihre Schüler in organisierter Teilnahme einst einer der Eckpfeiler von Fronleichnam. Das gibt’s jedoch nicht einmal mehr in Restelementen.

Wie man auch an vielen anderen Indizien merkt, haben die Direktoren und Lehrer an diesen Schulen mit Kirche oder Katholizismus nichts mehr im Sinn. Viele dieser Schulen posaunen stattdessen eitel, wie multikulturell (also offenbar gutmenschlich) sie doch seien. Sie merken nicht einmal, wie dabei die katholische Identität verloren gegangen ist. Die ja nicht im Schulgeld bestanden hat.

PS: An dem Desinteresse der Medien an Fronleichnam hat auch die Kirche selber mitschuld: Die am Donnerstagvormittag gemachten Predigten der österreichischen Bischöfe wurden erst am Freitagnachmittag an die Redaktionen gemeldet. Vielleicht lernt auch die Kirche langsam, dass die Zeiten der Postkutsche schon vorbei sind …

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