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Die zwei Krisenzonen: Volksschulen und Unis

Vor ein paar Wochen hat eine große österreichweite Erhebung das Scheinwerferlicht auf die katastrophalen Zustände in den Volksschulen gerichtet – also auf die einzigen echten „Gesamtschulen“. Kinder, die nach vier Jahren Schule lesen und schreiben können, sind dort zur Ausnahme geworden, sofern sie nicht aus Akademikerhaushalten kommen. Zwei Tage lang wurde über dieses Desaster geschrieben, inzwischen versucht man vielerorts wieder davon abzulenken.

Denn sonst müssten die sozialistischen Gesamtschulfanatiker zugeben, dass der Irrglaube endgültig zerstört worden ist, dass eine Ausdehnung der Gesamtschule von vier auf acht Schuljahre die Bildungsmisere mildern würde. Ganz im Gegenteil. Denn die wirkliche Bildungskatastrophe ist die Gesamtschule Volksschule.

Was vielmehr nottäte:

  • Das wäre Vielfalt auch schon in Volksschulen, je nach Niveau der Kinder;
  • Autonomie für jede Schule, anders auf die Schülerstruktur zu reagieren;
  • mehr Motivation der Eltern, daheim selber deutsch zu reden (und nicht türkisch fernzusehen) - vielleicht auch Druck auf sie;
  • das wären mehr Rechte für Lehrer gegenüber Problemkindern;
  • Sanktionen gegen Eltern, denen es völlig wurscht ist, ob Hausübungen gemacht werden;
  • Gelder für jene Schulen, die besondere Erfolge mit Migrantenkindern haben.

Es wäre jedenfalls gut, wenn die Diskussion über die Volksschulen jetzt an Tiefe gewänne. Umso unfassbarer ist die Reaktion der Unterrichtsministerin, ist ihre totale Realitätsverdrängung: Das Ergebnis der Bildungs-Tests in den Volksschulen zeige, so die Ministerin, „dass das österreichische Bildungswesen sehr gut funktioniert.“ Das ist abenteuerlich.

Genauso notwendig wie bei den Volksschulen wäre es aber auch, das gleiche Scheinwerferlicht auf die zweitgrößte Problemzone zu richten, auf die Universitäten. Hier fehlt noch überhaupt jedes Problembewusstsein in Politik und Öffentlichkeit. Dabei stehen die Unis in internationalen Vergleichsrankings noch viel schlechter da.

Aber die Rektoren und Professoren verstehen es, alle Probleme auf eines zu reduzieren: Die Unis brauchen mehr Geld. In Wahrheit ist das aber gar nicht das Problem. Wie der langjährige Chef der Rektorenkonferenz, Christoph Badelt, jetzt – nach seinem Ausscheiden – auch offen zugibt: Die Unis sind im Vergleich zu den Schulen recht gut finanziert.

Ähnliches zeigt auch die Relation zu den Fachhochschulen: Ein Uni-Absolvent kostet den Steuerzahler im Schnitt 85.000 Euro. Ein FH-Absolvent hingegen weniger als 20.000. Sind die Absolventen einer Uni vier Mal besser? Sind sie überhaupt besser qualifiziert als die Konkurrenz?

Das zentralste Problem der Unis ist der in weiten Bereichen noch immer unlimitierte Zugang. Eine Katastrophe ist das Fehlen von Sanktionen für völlig inaktive Studenten; das ist das Fehlen von Leistungsstandard-Messungen a la Pisa für Unis; das sind die Massenstudien im geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich, die alljährlich Tausende überhaupt nicht nachgefragte Absolventen produzieren; das sind Studien, die fast völlig frei von Leistungsanforderungen sind.

Über all das hat nicht einmal noch eine ernsthafte Diskussion begonnen. Die aber – auch – für die wirtschaftliche Zukunft des Landes überlebenswichtig wäre.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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