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ORF: Bis auf einen können alle glücklich sein

Das neue rot-schwarz-blaue ORF-Gesetz (ja, erstaunlicherweise auch Blau!) dient vielen Herren. Nur auf einen wurde dabei vergessen: auf den Bürger als Seher, Hörer und Steuerzahler. Aber schließlich kann man sich nicht um alle Kleinigkeiten kümmern.

Die Zeitungen werden bedient, weil der ORF weiterhin auf Bundesländerebene nur sehr wenig Werbung bringen darf (was angeblich den Bundesländer- und Boulevard-Blättern ihre Inserate sichert). Die Filmemacher werden bedient, indem der ORF mehr für heimische Filmproduzenten ausgeben muss (die zwar bei internationalen Festivals, aber nur selten an der Kinokasse erfolgreich sind). Die Frauenlobby wird bedient, indem im ORF eine Frauenquote eingeführt wird. Die Freunde moderner E-Musik werden bedient, indem das ORF-Orchester weiter finanziert wird. Die angeblich und wirklich Armen in diesem Land werden durch Fortsetzung der Gebührenbefreiung bedient (auch wenn nie nachgeprüft werden kann, ob davon nicht auch sehr wohlhabende Angehörige profitieren).

Und insbesondere werden die ORF-Mitarbeiter bedient, deren üppige Gehälter, deren nach wie vor großzügige Personalstrukturen durch eine 160-Millionen Spritze aus der Steuerkasse weitgehend abgesichert bleiben. Von dieser zentralen Tatsache kann auch der derzeit lautstark und mit den üblichen "spontanen" Protestbriefen inszenierte Wirbel nicht abhalten, der sich dagegen richtet, dass ein kleiner Teil des Online-Angebots eingeschränkt werden muss. Es wäre ja taktisch total unklug, wenn die ORF-Mannschaft nun laut jubeln würde.

Bei so viel Rundum-Service soll man nicht kleinlich sein und meinen, dass die Interessen der Konsumenten auf der Strecke bleiben. Dass sich da schnell noch wer an der Budgetkasse bedient, bevor wir nach den Wiener Wahlen mit dem größten Sparpaket der Nachkriegszeit konfrontiert werden.

Wir solten uns offenbar auch nicht ärgern, dass durch die Quote - wie durch jede Quote - die Personalauswahl für ORF-Spitzenfunktionen natürlich verschlechtert wird: Wenn bei der Besetzung einer neuen Spitzenfunktion ein Mann der Beste ist, muss nun trotzdem eine Frau genommen werden, wenn es die Quote verlangt. Das führt in jedem Unternehmen der Welt zwangsläufig zu einer qualitativen Verschlechterung (die zugegebenermaßen im ORF kaum noch möglich ist). Nicht weil Frauen schlechter sind, sondern weil die Halbierung der Menschenzahl, die für ein bestimmte Stelle in Frage kommen, auch eine Halbierung der Wahrscheinlichkeit zur Folge hat, den wirklich Besten auszuwählen.

Wir sollen uns wohl auch nicht ärgern, dass die steinzeitliche Fax-Wahl bleibt, mit der die Bürger ein winziges Stück an Mitsprache bei den ORF-Gremien haben. Die ist teuer, unpraktisch, manipulationsgefährdet und schon so steinzeitlich, dass sie zusammen mit dem Konklave bei der Papstwahl in ein Museum altertümlicher Wahlsysteme gehört.

Wir sollen uns weiters auch darüber nicht ärgern, dass die zentrale Frage wieder einmal überhaupt nicht geklärt worden ist, was eigentlich der öffentlich-rechtliche Auftrag genau bedeutet, für den wir dem ORF viel Gebühren- und Steuergeld zahlen müssen, sobald wir einen Fernsehapparat besitzen. Die grüne Parteiakademie Ö1, der Verzicht auf Werbung in den Bundesländern und der wieder einmal versprochene Ausbau von TW1 können ja wohl nicht alles sein.

Und wir sollen uns schließlich auch nicht über den größten ORF-Skandal ärgern, also darüber, dass der ORF auch in Zukunft jeden Hauch von Objektivität, Ausgewogenheit und Pluralismus vermissen lassen wird. Denn nichts zwingt den Sender dazu, sich wenigstens künftig in irgendeiner Weise um diese Ziele zu kümmern. Der stramm wie das Wiener Rathaus durchpolitisierte ORF kann weiter links-grünes Fernsehen und Radio machen. Der ORF kann all die Umfragen ignorieren, die ihm darob Unobjektivität bescheinigen und er kann es weiterhin eiskalt ignorieren, dass ihm  deshalb die Kunden im Eilschritt davonlaufen (was seine Einnahmen aus der Werbung drastisch reduziert). Und die Kunden täten das übrigens noch rascher, wenn die privaten Informationsangebote etwas besser wären; So wie sie das in fast allen Nachbarländern sind, wo die Politik den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht so massiv bevorzugt.

Um die sehervertreibende Linkslage des ORF nur mit einem einzigen aktuellen Beispiel zu illustrieren: Während sogar die meisten Zeitungen relativ nüchtern über den Fall Arigona Zogaj berichtet haben, hat der ORF die Tatsache, dass die junge Frau nach 112 mehr oder weniger gleich lautenden Bescheiden nun offenbar wirklich das Land verlassen muss, tagelang zum Spitzenthema gemacht. Quer durchs Programm. Und das natürlich stets mit der senderüblichen Pro-Zogaj-Tendenz, welche die große Mehrheit seiner Kunden zutiefst provoziert.

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