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Hypo: Wo die Schuld liegt

Die Hypo Alpe Adria wird zum hervorragenden Anti-Arbeitslosigkeits-Programm. Für Anwälte, Richter, Finanzexperten, Spitzenbeamte. Alle werden noch auf viele Jahre spannende Arbeit mit dem Crash der Kärntner Bank haben. Was nichts an der zentralen Ursache des Zusammenbruchs ändert, die jetzt schon feststeht.

Die Hypo hat den letzten Beweis gebracht: Banken, in denen Politiker eine entscheidende Mitsprache haben, fahren mit viel höherer Wahrscheinlichkeit gegen die Wand als andere. Dazu zählen etwa die deutschen Landesbanken (eine davon hat sich typischerweise die marode Kärntner Landesbank HAA andrehen lassen), in Österreich neben der HAA genauso die Bank Burgenland, die Bawag oder in den Jahren davor die Wiener Zentralsparkasse, die Länderbank und letztlich auch die Bank Austria, bei der nur noch der Verkauf ans Ausland das Schlimmste verhindert hat.

Die Parteifarbe ist hingegen gleichgültig. Rote wie schwarze wie orange Politiker finden sich auf der Liste der involvierten Politiker. Und auch in Amerika ist die Politik schuld, dass die Banken Kredite an zahlungsunfähige Immobilienkäufer geben mussten, dass durch niedrige Zinsen und hohe Defizite viel zu viel Geld in Immobilien- und Börseblasen fließen konnte (wie es das auch jetzt wieder tut).

Das alles heißt natürlich noch nicht, dass private Eigentümerschaft totale Anti-Crash-Sicherheit garantieren könnte. Das heißt aber ganz eindeutig: Die Wahrscheinlichkeit eines Bankrotts ist bei privaten Eigentümern eine viel niedrigere. Am niedrigsten ist sie übrigens dort, wo noch ein Bankier persönlich haftet und nicht nur das Aktienkapital. Was aber leider immer seltener der Fall ist.

Das heißt natürlich auch nicht, dass es keine Rolle der öffentlichen Hand in der Finanzwelt geben sollte. Der Staat hat vielmehr ganz eindeutige Aufsichtspflichten: Er muss für Wettbewerb sorgen, er muss sicherstellen, dass Risiken immer offen gelegt werden müssen, dass Entscheidungsträger auch wirklich Verantwortungsträger sind.

Wenn Bankmanager hingegen wissen, dass Politiker über ihre Verträge entscheiden, agieren sie in der Regel primär gemäß den Wünschen von Politikern und nicht nach dem langfristigen Überlebensinteresse der Bank. Und Politiker orientieren sich wiederum in der Regel einzig nach dem nächsten Wahltermin. Tun sie das nicht, werden sie in aller Regel „wegen sozialer Kälte“ abgewählt. Wir alle haben in den Ohren, wie oft Politiker in den letzten Jahren einen Betrieb und die dortigen Arbeitsplätze „gerettet“ haben. Dabei haben sie jedoch meist in die Kassen einer abhängigen oder befreundeten Bank gegriffen, um zu „retten“.

Überdies haben auch die diversen Haftungen der Steuerzahler für die Landesbanken vielen Bankmanagern die notwendigen Hemmungen genommen. Blanker Leichtsinn bekam von uns sein Spielkapital.

Die Einmischung des Staates in die Finanzwelt hat viel größere Schäden angerichtet als etwa die viel diskutierten Boni von Managern. Gerade um von ihren eigenen Fehlern abzulenken, haben Politiker aber heftige Attacken gegen die Bankmanager und deren Bezüge geritten. Motto: Haltet den Dieb. Oberstes Prinzip von Intriganten und Politikern: Suche dir als allererstes einen Sündenbock.

Ein bisschen Selbstkritik täte aber auch der Nationalbank gut. Diese stuft die Hypo Alpe Adria neuerdings als systemerhaltende Bank ein, die daher gerettet werden muss. Noch vor zwei Jahren hatte hingegen einer der (noch immer amtierenden) Vorstände derselben Nationalbank dem Autor in einem ausführlichen Gespräch dargelegt, dass es in Österreich nur fünf solcher systemischer Banken gebe, die jedenfalls gerettet werden müssten. Seltsam, wie auch in der scheinobjektiven Welt des Geldes alle Maßstäbe immer wieder ins Fließen kommen.

Gar nicht seltsam, sondern fast erwartungsgemäß ist es hingegen, dass man automatisch zu Schaden kommt, wenn man sich mit zu hohem Risiko an den dunklen Geschäften von Balkan-Politikern und -Geschäftemachern beteiligt.

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