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Das Desaster bei der ÖBB und den Theatern

Die Züge der Bundesbahn sind überfüllt. Fast alle Theater sind in erschreckendem Ausmaß leer. Ein erstaunlicher Widerspruch. Beide Phänomene haben aber zweierlei gemeinsam: Sie sind erstens Folge grüner Ideologie-Träumereien, und sie kommen uns beide ziemlich teuer. Weil zahlen lassen die Grünen natürlich immer die anderen für die Folgen ihres Handelns (mit nachträglicher Ergänzung).

Jedenfalls lässt sich längst die Ausrede der reihenweise versagenden Theaterdirektoren nicht mehr aufrechterhalten, die Corona-Krise wäre die Ursache der gähnenden Leere in den Zuschauerräumen. Denn wenn die Österreicher bereit sind, sich in Züge zu drängen, dann kann man wohl kaum mehr glaubwürdig behaupten, die gleichen Österreicher würden sich massenweise vor Ansteckungen in Theatern fürchten. Die Theaterleerung hat ja auch schon vor Corona angefangen. Und die internationalen Touristen, die tatsächlich noch immer fehlen, sind ohnedies nie in die Sprechtheater, sondern nur in die Häuser der klassischen Musik gegangen – und die sind noch immer weitgehend voll.

Die Theater sind vor allem deshalb leer, weil Direktoren und Regisseure gegen das Publikum Programm machen. Die Menschen wollen ins Theater gehen, um sich zu unterhalten, um einen spannenden Abend zu erleben, um starke Gefühle zu spüren, um lachen oder weinen zu können, um vom Stress des Alltags abgelenkt zu werden, vielleicht auch um schöne Sprache und große Schauspielerleistungen zu erleben. Nichts davon bekommen sie im Theater vorgesetzt. Daher endet jeder zweite Theaterbesuch mit Frustration, Ärger und dem Vorsatz: "Die sehen mich jetzt lange nicht mehr; ich habe mit meiner Freizeit und meinem Geld Besseres zu tun."

Regisseure und Direktoren wollen hingegen die Zuschauer umerziehen, belehren, provozieren, bisweilen sogar beschimpfen. Zugegeben: Das bringt ihnen bei den zur gleichen Blase gehörenden Feuilleton-Journalisten noch immer oft Zustimmung ein. Nur füllen diese auf ihren Gratistickets halt nicht die Theater. Sie sehen oft nicht einmal, wie leer diese bei allen weiteren Aufführungen nach den Premierenvorstellungen sind. Und für wirtschaftliche Bilanzen haben sie noch nie Interesse gehabt – statt dessen schreiben sie regelmäßig den Direktorenwünschen gehorchend Leitartikel: "Der Staat soll mehr zahlen!"

Die Feuilleton-Journalisten haben einen sich total vom Normalpublikum unterscheidenden Geschmack: Sie haben halt viele Stücke schon in zehn verschiedenen Inszenierungen gesehen und wachen aus ihrer Blasiertheit nur noch dann auf, wenn ein Regisseur bei der elften Produktion extrem gegen den Autor und das Publikum inszeniert. Dann wissen sie, dass sie begeistert zu sein haben, wenn sie zur Kulturschickeria gehören wollen. Der Regisseur hat sich bei seinen Seltsamkeiten ja sicher extrem Tiefgründiges gedacht. Wir begreifen es zwar nicht, würden das aber nie zugeben. Wir verhalten uns halt lieber wie das angepasste Publikum bei des Kaisers neuen Kleidern.

In den Medien wagt den Kulturjournalisten schon lange kein Chef mehr zu sagen: Versucht doch einmal, wie das Normalpublikum zu denken – oder wechselt euren Beruf, wenn ihr das nach so vielen Jahren in der Blase nicht mehr könnt.

Diese Entwicklung der Theater ist aber nicht vom Himmel gefallen. Sie ist vielmehr politisch gewollt. Von den – fast immer von einer Linkspartei kommenden – Kulturministern oder von den ewig roten Wiener Kulturstadträten. Überdies haben sich ÖVP oder FPÖ seit langem nicht mehr um die Kulturkompetenz gerissen, seit sie erlebt haben, wie aggressiv die kulturmediale Linksblase vor zwanzig Jahren gegen den schwarzen Kulturstaatssekretär Franz Morak vorgegangen ist, der Opfer eines Vernichtungsfeldzugs sondergleichen geworden ist. Der einzige Grund: Der ehemalige Burgschauspieler hat einer bürgerlichen Schwarz-Blau-Regierung angehört hat und Kritik an Fehlentwicklungen in den Theatern geübt. Deshalb bekam er nachher nicht einmal Engagements als Schauspieler, obwohl er als solcher früher sehr populär gewesen ist.

Wie stark die Publikumsentfremdung des Kulturbetriebes politisch von linken Kulturpolitikern gewollt worden ist, sieht man etwa an den Direktorenbestellungen durch den SPÖ-Mann Drozda. Er ist unter anderem für den jetzigen Burgtheater-Leerer Kusej verantwortlich. Das sieht man noch mehr jetzt an der grünen Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer: Sie feuerte ausgerechnet jenen Theaterdirektor, der noch als letzter Theater für das Publikum gemacht und daher praktisch immer ein volles Haus gehabt hat, nämlich den fast gleichnamigen Volksoperndirektor Robert Meyer.

Ganz automatisch gehört zu diesem linken Kulturkampf auch, dass fast alles Österreichische aus den Theatern eliminiert worden ist. Weder bei Direktoren noch bei Stücken noch bei Sprache noch bei Schauspielern gibt es noch einen Widerstand gegen den kulturellen Anschluss.

Die Österreicher sind nur noch gefragt, wenn es ans Steuerzahlen für die Finanzierung der leeren Häuser geht. Aber dennoch hat noch nie ein verantwortlicher Politiker gesagt: Wenn ihr eure Häuser nicht einmal zur Hälfte mit zahlenden Besuchern füllen könnt, dann sperrt sie doch zu!

Schließlich ist es ja auch im normalen Wirtschaftsleben so oder auch bei den mit den Theatern eng verwandten Kinos, bei denen es nur noch einen Bruchteil früherer Boom-Zeiten gibt. Wenn ein Unternehmen auf keine ausreichende Nachfrage mehr stößt, wenn es – trotz aller Corona-Hilfen und sonstigen Förderungen – ständig rote Zahlen schreibt, dann muss es halt zusperren.

In der Kulturszene ist das hingegen verpönt. Ganz im Gegenteil: Insbesondere die Stadt Wien baut trotz der sich seit Jahren entwickelnden Leerung der Theaterhäuser ständig neue Kulturtempel, als ob es kein Morgen gäbe, von der großen Marxhalle bis zu den Stadtsälen.

Damit sind aber letztlich nur zusätzliche Löcher geschaffen worden, durch die unser Steuergeld in dicken Strömen abfließt.

Ebenso eindeutig linksgrünes Politikversagen – nur mit umgekehrten Vorzeichen – stellt der Andrang auf die Züge dar. Vor allem die Grünen haben den Preis der Bahntickets für die seit Jahrzehnten schwer defizitäre Bahn drastisch gesenkt (wie immer bei allen grünen Erfindungen zu Lasten der Steuerzahler); zugleich vermiesen sie durch eine Vielzahl von Schikanen den Menschen das Autofahren. Und linke Politik ist auch an der gewaltigen Inflation insbesondere bei der Energie, also auch beim Benzin mitschuldig (siehe Verhinderung der Gewinnung neuer Gas- und Ölquellen, siehe Abdrehen der Atomkraftwerke, siehe die inflationsfördernde EZB-Politik zur Rettung der Schuldenstaaten).

Aber mit einem haben sie nicht gerechnet: Dass die Menschen auf all das auch wirklich reagieren und massenweise in die Billigzüge einsteigen. Dort werden sie dann freilich vom Personal "aus Sicherheitsgründen" wieder hinausgeschmissen (das ja aus langer sozialdemokratischer Zeit ans Wenigarbeiten gewöhnt ist). Die von der grünen Verkehrsministerin gefüllte Bahn bietet viel zu wenige Zugsverbindungen an. Das Ergebnis des Frustes der hinausgeworfenen Zugsfahrer ist ähnlich wie bei den Theatern.

Absurd? Krank? Ja, ganz eindeutig. Aber die Grünen haben ja nie verheimlicht, für welche Politik sie stehen. Wirtschaftliche Vernunft, Sparsamkeit, Rücksicht auf die Menschen, ob Theaterbesucher oder Bahnfahrer, haben da noch nie dazugehört. Hauptsache, irgendwelche krausen Ideologien werden verfolgt. Hauptsache, sie können ihre Gegner provozieren, ob nun Autofahrer oder Theaterbesucher.

An Unfähigkeit können die Grünen mit der Fußballassoziation UEFA mithalten: Auch dort müssen neuerdings Inhaber von Tickets damit rechnen, dass sie dennoch keinen Zutritt bekommen. Ticket ohne Gegenleistung wird Mode in Stadien wie Zügen.

PS: Beim Wiener Linksaußensender "Okto" scheint die Gemeinde Wien erstmals Ernst zu machen und kündigt an, ihm den Steuergeldhahn abzudrehen. Es wäre fast ein Wunder, wenn das Wirklichkeit würde. Ich biete aber vorerst Wetten an, dass Okto trotz des kurzfristigen Theaterdonners nicht eingestellt wird, sondern bald neue Wege gefunden haben wird, sich – natürlich aus Steuermitteln, natürlich mit grüner Hilfe – zu finanzieren.

Nachträgliche Ergänzung: Nur wenige Stunden nach Erscheinen dieses Textes wird er durch eine weitere Information ergänzt: Auch beim Frachtverkehr auf der Brenner-Eisenbahn, auf die man seit vielen Jahren versucht, den LKW-Verkehr zu verdrängen, ist die Kapazitätsgrenze überschritten. So gibt es einen Buchungsstopp für Containerzüge zwischen Köln und Verona, eine der wichtigsten Frachtverbindungen. So klagen Frächter, auf der "Rollenden Landstraße" immer öfter keinen Platz zu bekommen.

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