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Helmut Schmidt: Wieder einmal Geschichte umschreiben

Über all die Phrasen hinaus, die beim Tod eines Staatsmannes routinemäßig abgesondert werden, ragen aus dem Leben des Helmut Schmidt zwei von manchen gern heruntergespielte Taten als riesige ehrfurchtgebietende Felsen hervor. Schmidts mutiges, weises Verhalten in zwei historischen Herausforderungen macht ihn zu einem der größten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts. Sie unterscheiden ihn total von den meisten der heutigen Sozialdemokraten. Sie heben ihn auch weit über all seine Nachfolger hinaus.

Dennoch verschweigen fast alle Nachrufe: Die größten Feinde Schmidts waren fast immer die Linken in und außerhalb seiner eigenen SPD. In diesen beiden großen Herausforderungen, aber auch in seiner gesamten Wirtschafts- und Verteidigungspolitik (er war vor seiner Kanzlerzeit Verteidigungs- und Finanzminister!). Fast immer stand Schmidt in massiver Konfrontation mit Teilen der eigenen Partei, und später erst recht mit den Grünen. Er war ein rechter Hamburger Sozialdemokrat, rechts von dem, wo heute CDU oder ÖVP stehen.

Aber das wird schon in den ersten Stunden nach seinem Tod von den Geschichts-Umschreibern total verdrängt. Denn sie spüren: Schmidt ist und war populär, da verschweigt man taktisch besser man all seine schweren parteiinternen Auseinandersetzungen, die ihn dann letztlich auch die Kanzlerschaft gekostet haben, weil mit dem linken SPD-Flügel ein Regieren nicht mehr möglich war.

Diese Konfrontation war insbesondere auch in den beiden allerwichtigsten und dramatischsten Abschnitten in Schmidts Leben dominierend.

Hart gegen den Terrorismus

Die eine war seine harte Haltung gegenüber dem linken und palästinensischen Terrorismus. Er hat Erpressungen der linksradikalen Baader-Meinhof-Bande und der mit ihr verbündeten palästinensischen Flugzeugentführer nicht nachgegeben. Obwohl sein Verhalten (das Nichtnachgeben gegenüber den Entführer-Forderungen und der Befehl zum Sturm auf eine in Ostafrika entführt stehende Lufthansa-Maschine) das Leben des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer gekostet und das von vielen Flugzeugpassagieren gefährdet hat.

Aber Schmidt wusste, so schwer ihm menschlich diese Entscheidungen auch gefallen waren, so sehr er damit auch den Verlust des eigenen Amtes riskiert hat: Ein Staat darf niemals Erpressungen nachgeben. Ein Staat muss notfalls den Rechtstaat auch mit Gewalt durchsetzen. Er wusste: Jedes andere Verhalten würde noch viel mehr Erpressungen auslösen und Opfer fordern. Es wäre geradezu eine Anstiftung zu neuen Terror-Taten.

Nur durch seine damalige Konsequenz kam es dann bald zu einem Ende des linksextremen Baader-Meinhof-Terrors und der palästinensischen Flugzeugentführungen. Dafür sollte ihm Europa ewig dankbar sein.

Welch Unterschied zu den heutigen Weicheiern in Europas Regierungen! Oder gar zum Mainstream in der heutigen Sozialdemokratie und damit den meisten Medien!

Wenn man an die damaligen Vorgänge denkt, befällt einen im Vergleich doppeltes Entsetzen darüber, dass Deutschlands heutige Regierung (samt der österreichischen als Beitragstäterin) lieber Afrikaner und Asiaten in Millionen-Dimensionen ungehindert einmarschieren lässt, statt auch nur zu versuchen, so wie Ungarn den eigenen Staat zu schützen. Was zwar wahrscheinlich auch mit Gewaltanwendung verbunden sein könnte. Was aber mit Sicherheit die Völkerwanderung binnen kurzem zum Erliegen brächte.

Aber auch viele andere Staaten haben später bei Geiselnahmen das Beispiel Schmidts nicht befolgt. In vielen Fällen wurde Lösegeld an die Entführer und Piraten (fast alle aus dem islamischen Raum) bezahlt. Das hat – natürlich – viele weitere Entführungen ausgelöst und die militärische Aufrüstung von Terrorbanden finanziert. Erst nach Jahren hat man sich angesichts der Bedrohung durch Piraten vor Ostafrika wieder an das Vorbild Schmidts erinnert und diese Bedrohung endlich militärisch gestoppt.

Der Erfolg der Nachrüstung

Auch die zweite große historische Leistung Schmidts steht diametral der Haltung der damaligen wie heutigen Linken gegenüber. Er hat den Nato-Doppelbeschluss durchgesetzt, der eine Antwort auf die massive Steigerung der Bedrohung Europas durch neue sowjetische SS-20-Atomraketen gewesen ist. Und als die Sowjets – im Vertrauen auf die Schützenhilfe durch die sogenannte „Friedensbewegung“, die vor allem Deutschland damals schwer erschüttert hat, – ihre Raketen nicht abgezogen haben, hat Schmidt dann die Nato-Nachrüstung durchgesetzt.

Es waren genau diese Nachrüstung, dieser Mut und diese Konsequenz Schmidts, die dann letztlich zum Nachgeben der Sowjets, zu mehreren Abrüstungsverträgen und schließlich zu einem deutlichen Rückgang der Kriegsgefahr geführt haben. Vielen ist kaum mehr bewusst, wie sehr Schmidt bei diesem historisch goldrichtigen Schritt damals dem Druck der eigenen Parteilinken und der (wie man heute weiß, auch von osteuropäischen Geheimdiensten finanzierten) Straße widerstehen musste.

Neben diesen beiden monumentalen Leistungen verblasst alles andere ins Unbedeutende. Wie etwa die oberlehrerhaft wirkende Art Schmidts oder sein nicht gerade vorbildliches Kettenrauchen selbst an streng verbotenen Orten.

Schmidt war noch einer jener Sozialdemokraten, die imstande gewesen sind, einen Staat zu regieren, wozu eben leider auch Härte und Konsequenz nötig ist. Und er war keiner der heute so zahlreichen Linken, die glauben, dass ihr oberster und einziger Auftrag wäre, ständig noch mehr auf Pump finanzierte Wohlfühlleistungen unters Volk und unter die Immigranten zu bringen.

PS: Nur weil es mit Garantie in keinem der geölten Nachrufe in Politik und Medien erwähnt werden wird, sei auch das erwähnt: Schmidt hat in einem seiner Bücher geschrieben, dass er im Krieg seine „Pflicht als deutscher Soldat erfüllt“ hat. Diese Formulierung hat nirgendwo ein besonderes Echo hervorgerufen. Ganz im Gegensatz zur absolut gleichlautenden Formulierung Kurt Waldheims, die von der linken Jagdgesellschaft in ihren Empörungsritualen jahrelang als finaler Beweis einer neonazistischen Gesinnung und moralischen Verkommenheit Waldheims gewertet worden ist.

PPS: Kleine Ergänzung zum Vergleich Schmidts mit seinen Nachfolgern als deutscher Bundeskanzler: Auch Helmut Kohls goldrichtige Strategie bei der Wiedervereinigung war eine epochale Leistung (die jedoch primär Verdienst der Ostdeutschen gewesen ist). Ebenso gilt das für Gerhard Schröders Deutschland sanierende „Agenda 2010“ (die jedoch von der damals oppositionellen CDU/CSU mitgestaltet und mitgetragen worden ist). Aber nichts davon ist mit den beiden großen Verdiensten Helmut Schmidts zu vergleichen. Denn beide Male ist der deutsche Bundeskanzler letztlich ganz alleine gegen einen enormen Druck gestanden, nur mit seinem eigenen Gewissen, Wissen und Charakter.

PPS: Typisch für den ORF: Nur rote und grüne Politiker wurden zum Ableben Schmidts interviewt. Die natürlich dann auch gleich die Geschichtsumschreibung voranschrieben. Nicht einmal bei Joschka Fischer wurde klar, dass er einst einer der erbittertsten Gegner Schmidts gewesen ist. Aber woher soll auch ein ihn interviewender Armin Wolf das wissen? das wäre ja zeitgeschichtliche Bildung.

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