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Christmas in Vienna: Große Erfolgsstory mit kleinen Schrammen

Es ist eine der wenigen Wiener Erfolgsgeschichten, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten mit wirklichem Erfolg aufgebaut werden konnte: Christmas in Vienna, Capodanno a Vienna sind zu sensationellen Marken geworden. Touristisch wurde damit eine einst eher tote Saison zu einem absoluten Renner. Ansonsten lebt ja die Anziehungskraft Wiens zur Gänze von den architektonischen und musikalischen Schätzen aus kaiserlichen Zeiten. Daran wird auch der gerade mit gewaltigen Steuermitteln hochgepushte Schlagerwettbewerb des ORF nichts ändern.

Beim Weihnachts-Erfolg Wiens war Musik hingegen sehr wohl ein wichtiger Faktor. Die Konzertreihe „Christmas in Vienna“ im Konzerthaus hat sich als europaweit wirksamer Magnet erwiesen (vielleicht war sie auch deshalb so erfolgreich, weil das Lied „Stille Nacht“ ja einst irgendwo in diesem Österreich entstanden ist). Auch darüber hinaus gelang es, viele international positiv besetzte Emotionen mit Wien zu verbinden – obwohl hier weihnachtlicher Schnee nur eher die Chance eines Totozwölfers hat. Beim Vermarkten kommt es aber immer auf die „soft stories“ in den Köpfen potentieller Konsumenten und Touristen an, viel weniger auf die harten Fakten.

Besonders attraktiv sind auch die Dutzenden zum Teil sehr stimmungsvollen Christkindlmärkte geworden, auf denen man sich an manchen Tagen kaum durchkämpfen konnte. Und die sich schon wie eine Perlenschnur aneinanderreihen – fast wie ein wochenlanger Silvesterpfad. Auch dieser ist im übrigen eine gelungene und wirksame Kreation. Bei den Weihnachtsmärkten stechen einige besonders positiv hervor: etwa die vor Schönbrunn, am Spittelberg, zwischen den Museen, im AKH-Hof, vor der Karlskirche.

Natürlich führt das auch dazu, dass der Dezember verkehrsmäßig in dieser Stadt der weitaus schlimmste Monat ist. Fast ganz Mitteleuropa scheint hier versammelt. Was in der Adventzeit Ungarn, Slowaken, Tschechen sind, geht dann nach Weihnachten nahtlos in einen massiv italienisch und bundesdeutsch dominierten (friendly) takeover über. Wobei sich in den letzten Wochen auch die übrigen österreichischen Bundesländer kräftig in Richtung der Bundeshauptstadt entleert haben (bevor dann der Skiurlaub-bedingte Exodus in die umgekehrte Richtung beginnt). Aber es gibt eben keinen Vorteil ohne Nachteile.

An jedem Wochenende kommen Hunderte Autobusse vor allem aus Ungarn und der Slowakei nach Wien. Sie vergrößern einerseits das Verkehrschaos, sorgen andererseits jedoch dafür, dass der Altersschnitt in den Straßen Wiens deutlich niedriger wird. Überaus frappierend ist, dass diese Tages-Touristen auch an Sonntagen kommen – obwohl da ja der Wiener Bürgermeister nach wie vor eine Öffnung der Geschäfte verhindert. Weshalb Wien auch viel Geld entgeht.

Aber diese Gäste kommen offenbar auch dann, wenn es nur die vielen Christkindlmärkte zu besuchen und die vielen Weihnachtsbeleuchtungen anzuschauen gibt. Und sie lassen sich offensichtlich auch durch die meist sehr begrenzte Qualität des vielerorts ausgeschenkten Punsches nicht abschrecken. Dass die Gemeinde Wien seit heuer auch die Geschmacklosigkeit eines – relativ abseits liegenden – schwulen Weihnachtsmarktes zu bieten hat, bekommt bei dem dichten Angebot in der Innenstadt kaum einer der angereisten Besucher mit.

Irgendwie schade ist, dass die Kirche Wiens diesen Boom völlig übersehen hat und keinerlei besondere Angebote an diese Massen richtet. Immerhin ist Weihnachten ja doch ein christliches Fest; und immerhin ist gerade das weihnachtlich-alpenländische Liedgut des Christentums ebenso umfangreich wie stimmungsvoll. Aber vielleicht wacht ja auch die Wiener Kirche einmal auf und schaut, was den Christen in einigen anderen Städten so alles eingefallen ist.

Ansonsten wächst jedenfalls jedes Jahr das Interesse der Stand-Betreiber weiter an. Es braucht daher immer neue Plätze für sie. Das heißt, dass sie zweifellos gute Umsätze machen, egal ob sie warme Unterhosen, peinlichen Kitsch, schönes Kunstgewerbe oder weihnachtlich Kulinarisches anbieten.

Umso unverständlicher ist freilich – und das ist das einzig wirklich Ärgerliche rund um diesen Weihnachts-Boom: Die Gemeinde Wien subventioniert den „Verein zur Förderung des Marktgewerbes“ jährlich mit rund einer Million Euro! Dieser Verein entscheidet vor allem über die Vergabe der 150 Stände auf Wiens hässlichstem, aber zugleich größtem Christkindlmarkt, jenem auf dem Rathausplatz, aber auch auf einigen anderen Märkten.

Diese Subvention ist völlig absurd. Denn anderswo ist ja die Aufstellung eines Standes auch ohne Subvention gewinnbringend und kann durchaus auch einen Beitrag für die Gemeinkosten eines Marktes finanzieren. Es entsteht daher eine düstere, ganz unweihnachtliche Vermutung: Denn der Herr Akan Keskin ist nicht nur Obmann dieses Monopol-Vereins, sondern zugleich auch Vizepräsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands.

Hat der Geldfluss also vielleicht ganz andere Zusammenhänge? Und wann wird der Öffentlichkeit die Gebarung dieses so heftig auf Steuerkosten finanzierten Vereins vorgelegt? Oder meint man in Wien noch immer, die Verschiebung von Steuergeldern unter Vorschützung von Amtsgeheimnis oder Datenschutz geheimhalten zu können?

Interessanter Vergleich mit einer ganz anderen Stadt: Gegen den Zagreber Bürgermeister laufen gerade Korruptionsermittlungen; und er ist deshalb vom Amt suspendiert. Er hat einen Verein mit 40.000 Euro subventioniert. Dabei ist es laut kroatischer Staatsanwaltschaft um „Werbemaßnahmen und die Bereitstellung von Marktständen“ gegangen. Seltsam. Ist Kroatien nun korrupter als Wien – oder vielleicht sogar viel weniger korrupt, weil man dort solchen „Petitessen“ überhaupt gerichtlich nachgeht?

Eine Frage, die man während hoffentlich friedlicher Weihnachtstage einmal zurückstellt. Die aber damit noch nicht vom Tisch ist.

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.

 

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