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Ich bin stolz auf Österreich – aber nicht auf alles

„stolzdrauf“ nennt sich eine neue Kampagne, die Außenminister Sebastian Kurz lanciert hat. Ein interessanter Ansatz, zu dem einem freilich auch etliche skeptische Einwände einfallen. Aber während man diese noch abwägt, hat die Political-Correctness-Community (in der Regel zwar nur ein paar Hunderte Menschen stark, aber immer sehr lautstark) schon einen Shitstorm und böse Kommentare in den linken Blättern lanciert. Da fühlt man sich fast automatisch motiviert, die Initiative positiv zu finden.

Aber auch unabhängig von diesen P.C.-Dummheiten gilt: Ja, man kann „stolz“ auf Österreich, auf sein Heimatland sein.

Stolz auf ihr Land, ihre Region sind fast alle Nationen dieser Welt, und zwar meist viel intensiver, viel heftiger, als es jemals einem Österreicher einfallen würde. Chinesen wie Amerikaner, Russen wie Briten. Auch die Tatsache, dass vor zwei Generationen viele, allzu viele Österreicher an den Nazi-Gräueln beteiligt waren, kann die Legitimität österreichischen Stolzes nicht ändern. Es gibt ja keine historische Erbsünde, mit der alle späteren Generationen geboren würden. Außerdem klebt ja auch an den Händen etwa dieser vier erwähnten Großmächte unermesslich viel Blut vergangener Zeiten (bei Chinesen und Russen ist es noch sehr frisch).

Das hindert dort dennoch niemanden, stolz auf sein Land zu sein. Bei etlichen Nationen wäre es sogar sehr wünschenswert, wenn sie zumindest ein Zehntel der in Österreich üblichen ständigen Aufarbeitung der eigenen Geschichtslast versuchten.

Nationaler Stolz ist nicht nur ein fast global nachweisbarer Wert, sondern überall auch ein starker Antriebsmotor. Er hat in kleinen wie großen Ländern Menschen ermutigt, positiv gestimmt und sie zu großen Anstrengungen für ihre Heimat motiviert. Das hat man besonders intensiv bei den vor 25 Jahren befreiten Osteuropäern gesehen. Das Nationalgefühl besonders der Polen, Balten, Slowaken und Ungarn hat gewaltige Kräfte entwickelt.

Es gibt freilich eine ganz klare Grenze, wo Stolz – welcher Nation immer – abgrundtief böse und verdammenswert wird: Wenn sich Menschen über andere erhaben dünken, oder gar sie beherrschen wollen.

Es ist nur böse, wenn etwa die Spanier es für rechtens halten, dass sie über die Basken und Katalanen herrschen. Es ist böse, wenn die Chinesen ohne ersichtliche Gewissensbisse die Tibetaner und Uiguren unterjochen. Es ist böse, wenn Italiener meinen, sie wären legitimiert, sich die Südtiroler als Untertanen zu halten (oder gar allen Ernstes zu behaupten, wie es jetzt der senile Staatspräsident Napolitano unwidersprochen von seinem gerade in Rom befindlichen Freund Heinz Fischer getan hat, dass sich die Südtiroler freiwillig für die italienische Herrschaft entschieden hätten).

Sobald diese Demarkationslinie vom Stolz zur nationalen Hybris überschritten wird, wird etwas ethisch Gutes zwangsläufig böse.

Aber diesseits dieser hierzulande in den letzten 96 Jahren ganz sicher nie überschrittenen Linie kann man als Österreicher auf vieles stolz sein. Auf den (bisherigen) Lebensstandard, auf die Aufbauleistung der Nachkriegsgeneration, auf Österreichs christliches Erbe, auf den seit dem 18. Jahrhundert eindrucksvollen Bildungsstandard, auf die weltweit bewunderten Komponisten, auf die Schönheit der Landschaften, auf die großen (wenn auch von gierigen Politikern bedrohten) Bauten der Geschichte, auf den Wiener Schmäh, auf die Friedfertigkeit der Österreicher, auf ihre Gastlichkeit, auf einen entwickelten Rechtsstaat, auf die Habsburger, auf einen gelassenen Lebensstil. Und auf vieles andere mehr. Ja, ich bin auch stolz auf den mir sonst unbekannten Sänger Gabalier, weil er den Bürgerstolz hat, auch öffentlich mutig die Bundeshymne so zu singen, wie er und die Mitbürger sie lieben; und nicht jene Fassung, die präpotente Politiker in ihrem Allmachtsdünkel angeordnet haben.

Es wäre eine tolle Leistung, wenn es gelänge, auch den massenweise zuwandernden Menschen ein wenig Stolz auf dieses Österreich einzuimpfen. Damit sie endlich auch eine emotionale Bindung zu diesem Land entwickeln, die darüber hinausgeht, dass sie hierzulande Jobs, gut bezahlte Pfuschmöglichkeiten und noch üppigere Sozialleistungen vorgefunden haben.

Dabei sollte man sich durchaus an Amerika ein Beispiel nehmen. Dort ist einst jedem Einwanderer sofort durch ein dichtes Netz an Assimilierungs-Kursen und -Institutionen vom Arbeitsplatz bis zur Religionsgemeinschaft nicht nur die Sprache vermittelt worden, sondern auch amerikanische Werte wie Freiheit und Demokratie. Solche Patriotismus-Anstrengungen und deren Erfolge lassen sich durchs ganze 19. Jahrhundert und weite Teile des 20. nachweisen – bis dann auch in den USA die 68er Revolution ihr verheerendes Zerstörungswerk getan hat. Jetzt droht ein spanisch-englischer Multikultismus das Land zunehmend zu zerreißen.

Zu all den zuvor kurz skizzierten Gründen zum Stolz auf Österreich kommt noch bei den hier geborenen Menschen das emotional sehr relevante Heimatgefühl. Zur Heimat gehört die unwiederholbare Vertrautheit von Dörfern, Häusern, Städten, Tälern, Bergen, Wiesen der jugendlichen Umgebung. Zur Heimat gehören insbesondere auch alle Menschen, die in den ersten zwei Lebensjahrzehnten wichtig sind. Wen man liebt, auf den ist man auch immer stolz.

Für die meisten Menschen hat die Umgebung der Jugendjahre eine ganz starke geistige Bindung mit lebenslanger Wirkung. Man denke nur an die 1938 vertriebenen Wiener Juden, für die auch nach Jahrzehnten diese Stadt trotz all der dann durchgemachten Grässlichkeiten etwas ganz Besonderes geblieben ist. Man denke an die Hunderttausenden Armuts-Auswanderer des ersten Nachkriegsjahrzehnts, die ihre Österreich-Liebe nie verloren haben, selbst wenn sie später dann viel geläufiger Englisch als Deutsch reden.

Es wäre freilich dumm, nicht auch die negativen Seiten zu sehen. Dazu gehört vor allem der in der Politik häufige Glaube, Stolz auf Österreich bedeute irgendwie auch, stolz auf dessen Regierung zu sein. Aber in Wahrheit sind die meisten Österreicher im Gegenteil stolz auf ihr Land – trotz der Regierung. Rund 80 Prozent der Österreicher zeigen heute bei Umfragen großes Misstrauen gegenüber Politikern. Daher muss man genau aufpassen, dass die ins Eck gedrängte Politik mit solchen Aktionen nicht patriotische Gefühle für sich selbst zu instrumentalisieren versucht.

Exorbitante Schulden, eine fast Weltrekord darstellende Steuerlast, eine viel zu laxe Immigrationspolitik, ein unweigerlich zum Crash führender Wohlfahrtsstaat, totale Reformverweigerung, wachsende Einschränkung der Meinungsfreiheit, Bestechung der Printmedien mit Steuermitteln, ein kastriertes Bundesheer, immer mehr zurückfallende Universitäten, die parteipolitische Instrumentalisierung des ORF durch die SPÖ und seine Unterwanderung durch immer mehr Grüne und Kommunisten, unerträgliche Überregulierung und Bevormundung der Bürger: Diese Klageliste ließe sich lange fortsetzen. Es ist auch völlig falsch, dass sich Österreich aus nationalem Stolz zusätzlich verschuldet, um vielleicht einmal bei Olympischen Spielen eine Goldmedaille zu erringen.

Aber all diese Punkte eines berechtigten Zorns können dennoch Patriotismus und Stolz auf die eigene Heimat nicht schmälern. Das wäre erst dann der Fall, wenn man innerlich den Kampf gegen all diese Fehlentwicklungen aufgegeben hätte. Was aber noch lange nicht der Fall ist. Denn (mit einem alten Kalauer): Die Lage ist ernst, aber noch lange nicht hoffnungslos.

 

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