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SN-Kontroverse: Papamonate

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll es verpflichtende Papamonate geben?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Windeln, Füttern, Fußball & Co.

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die großartige Schriftstellerin Christine Nöstlinger, Generationen von Österreichern durch ihre Bücher beginnend mit "Die feuerrote Brigitte", den lyrischen Arbeiten "Iba de gaunz oamen Leit" oder dem legendären "Dschi Dschei Wischer" bekannt, erzählte neulich über das Leben der Frauen in Österreich in den 1950er- und 1960er-Jahren. Sie und viele andere Frauen, die Kinder bekamen oder heirateten, wurden entweder unter die Vormundschaft der Fürsorge oder des eigenen Manns gestellt. Ihr jüngstes Buch, das 2010 veröffentlicht wurde, trägt den Titel "Eine Frau sein ist kein Sport". Nöstlinger war mit der legendären Frauenministerin Johanna Dohnal befreundet.

Dieser Tage ist der legendäre österreichische Fußballer Karl Kodat in Salzburg gestorben. Kodat war ein Arbeiterkind aus Ottakring und stammt aus ärmsten Verhältnisse. Als Halbwaise verdiente er zunächst als Eisenbieger den Lebensunterhalt für sich und seine invalide Mutter. Sein Höhenflug begann am 11. Juli 1971: 130.000 sahen in Sao Paulo bei Pelés Team-Abschiedsspiel auch einen grandiosen Karl Kodat, der später viel Geld verdiente. Kodat kümmerte sich bis zu seinem Tod liebevoll um seine Frau, die noch immer in einem Salzburger Pflegeheim betreut wird.

Oft ist es nicht Geld, sondern die Einsicht in die Notwendigkeit, die Dinge des Alltags zu regeln, die eine dem Individuum verpflichtete demokratische Gesellschaft nach europäischem Muster ausmacht.

Diese fällt nicht vom Himmel, sondern bedarf mitunter kleiner "Nachhilfen" wie z. B. die einst so verpönten Frauenquoten oder den jetzt so umkämpften Papamonat. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und die derzeitige ÖAAB-Chefin, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, kämpfen dafür. Windelwechseln, Poporeinigung und Füttern sind anspruchsvolle Arbeit.

 


Lasst uns doch endlich in Frieden!

Andreas Unterberger

Sie haben nichts, gar nichts gelernt: Noch ist das Belastungspaket nicht Gesetz, das - vorerst! - die ärgsten Auswirkungen der Schuldenpolitik ein wenig einbremsen soll; schon brüten sie wieder über neue Belastungen für Staat und/oder Wirtschaft. Nichts anderes bedeutet ja die ganze "Papamonat"-Diskussion in all ihren Varianten. Drehte sich die aktuelle Debatte nämlich bloß um völlig freiwillige Vereinbarungen, die weder öffentliche Kassen noch Arbeitgeber etwas kosten, bräuchte es weder Gesetze oder gar Politikergerede.

Noch provozierender als die Lernunfähigkeit vieler Politiker in Sachen Sparsamkeit ist ihre mit diesem Vorschlag erneut sichtbar gewordene präpotente Anmaßung: Sie wollen ständig immer noch mehr als Großer Bruder in unser Privat- und Familienleben eingreifen. Sie glauben offenbar wirklich, besser zu wissen als Mütter und Väter, was gut für Eltern und Kinder ist.

Bitte, bitte: Lasst uns alle doch endlich in Frieden, lasst doch jede Familie selbst ihren Weg wählen. Es reicht den Menschen einfach! Zur scheinheiligen Sorge, dass die Väter ohne Papamonat keine Bindung an die Kinder entwickeln, eine persönliche Anmerkung: Ich habe zwanzig Jahre jedes Wochenende mit Ausnahme beruflicher Pflichten zu hundert Prozent meinen Kindern gewidmet. Das hat – auch über die angeblich so schwierigen Pubertätsjahre hinweg – eine viel bessere Beziehung hergestellt, als sämtliche Papamonate schaffen würden.

Wenn ihr wirklich etwas für die Väter tun wollt, dann macht endlich Gesetze, dass Väter auch nach der Scheidung noch Rechte haben. Denn noch immer kann straflos vielen Tausenden Vätern der Kontakt zu ihren Kindern geraubt werden. Obwohl sie trotz Berufs vom Kreißsaal bis zum Wickeltisch, vom Sprechtag bis zur Gutenachtgeschichte alles mitgemacht haben.

Ein solches Gesetz würde mehr für die Väter-Kinder-Beziehung tun als jede neue Geldausgabe.

 

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