Eigene Lohnrunden für Frauen?

Die jüngste Forderung von Wolfgang Katzian (Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten) nach eigenen Kollektivvertragslohnrunden der Sozialpartner zwecks zusätzlicher Lohnerhöhungen für Frauen begeistert Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek: Die Wirtschaft solle das nicht blockieren. Auch Frauenpolitikerinnen fast aller Parteien äußerten sich positiv. Wirtschaftskammerpräsident und Sozialpartner Christoph Leitl ist dagegen.

Kollektivverträge wurden bisher geschlechtsneutral abgeschlossen, ein Abgehen davon wäre natürlich diskriminierend. Sollten Arbeitsnehmer vom Arbeitgeber zu niedrig eingestuft worden sein, erhalten sie kostenlosen Rechtsbeistand. Hingegen werden Männer, die durch Abschläge (infolge des bis 2034 verlängerten unterschiedlichen gesetzlichen Pensionsantrittsalters, das beispielsweise wegen Berufsunfähigkeit oft nicht erreicht wird) bis zu 15 Prozent weniger Pension erhalten können, nur weil sie Männer sind, im Regen stehen gelassen: Bei der Arbeiterkammer bestätigt man allenfalls die Diskriminierung, schränkt aber gleich ein: „Sie werden niemanden finden, der das laut sagt. Männer sind viel geduldiger als Frauen."

Und solange sich Männer stillschweigend diskriminieren lassen, ohne Gleichberechtigung einzufordern, wird das Spiel auf Kosten der Männer (denen fortlaufend ein schlechtes Gewissen eingeredet wurde und wird, um sie ruhig zu stellen) wohl weitergehen. Verlässliche Verbündete der Feministinnen sind übrigens auch manche sogenannte Männerberatungsvereine, die von Subventionen abhängig sind.

Die wirklichen Hauptprobleme sind das Auseinanderdriften der Gehälter zwischen „oben" und „unten" sowie atypische Beschäftigungen. Hiezu fällt Gewerkschaft/Politikern noch zu wenig ein. Davon lässt sich mit Forderungen wie der von Wolfgang Katzian gut ablenken – und auch die Wirtschaftskammer hat kein Interesse, diese heiße Eisen anzugreifen.

Gerade die verstärkte Aufnahme von Frauen beispielsweise in den öffentlichen Dienst, der Ministerin Heinisch-Hosek untersteht, führt dazu, dass die Schere zwischen den durchschnittlichen Einkommen von Männern und Frauen im Staatsdienst  steigt (derzeit 16 Prozent), zumal die neu eingestellten Frauen natürlich weniger Vordienstzeiten aufweisen. Und in der freien Wirtschaft, in der das Leistungsprinzip zählt (man mag dazu stehen wie man will), wird nicht nur auf gleiche Tätigkeit/Anwesenheitsdauer im Betrieb geschaut, sondern auch auf die Leistungsfähigkeit/Bereitschaft zu Überstunden und zur Selbstausbeutung.

Diese ist bei Männern größer, da ihr Selbstwertgefühl besonders von ihrer Arbeit abhängt. Das ist bedauerlich, aber sie stehen auch unter dem Druck der Familie/von Frauen, die häufig noch immer erwarten, versorgt zu werden. Männer sind auch bei den Pendlern in der Überzahl, wobei Kosten dafür und die Stunden, die sie verpendeln, aus den Einkommensstatistiken wohlweislich ausgeklammert werden.

Viktor Pölzl ist Obmann des 2010 gegründeten überparteilichen Vereins Freimann mit Sitz in Graz, der sich bundesweit für Gleichberechtigung auch der Männer einsetzt.

www.freimann.at

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