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SN-Kontroverse: Weiter mit drei Fünfern

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Aufsteigen mit drei Nicht genügend?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Schluss mit der Zeitvernichtung!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Ist die Schule des 21. Jahrhunderts eine Strafanstalt oder eine moderne Institution, die ihre Aufgabe der Wissensvermittlung erfüllen kann? Diese Frage steht hinter der mit viel Emotion geführten Debatte um „Aufsteigen mit drei Nicht genügend". Die Abschaffung des sinnlosen und teuren Sitzenbleibens ist überfällig. Sitzenbleiben ist in erster Linie Lebenszeitvernichtung und bringt wenig. Eine Erhebung der Statistik Austria zeigt, dass nur 60 Prozent der Repetenten an der AHS-Oberstufe die wiederholte Klasse erfolgreich abschließen; an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen erreichen 65 bzw. 72 Prozent beim zweiten Mal das Klassenziel.

Sitzenbleiben ist außerdem stupide. Denn welchen Sinn bitte hat es, den gesamten Lehrplan eines Jahres noch einmal durchzumachen, wenn es darum geht, die Schwächen in bestimmten Bereichen auszumerzen? Auf diese keineswegs neuen Erkenntnisse reagiert nun endlich die Politik. Sitzenbleiben soll durch ein Modulsystem an den Oberstufen weitgehend ausgeschaltet werden. Dabei wird der Unterrichtsstoff  eines Schuljahres in jedem Fach in vier Module unterteilt. Wer in einem Modul negativ ist, muss dieses bis zum Ende des Folgesemesters mit einer Prüfung nachholen - dafür kann man mit bis zu drei Fünfern vorläufig aufsteigen. Zur Unterstützung bekommen Schüler mit negativen Modulen Förderunterricht im jeweiligen Fach - und einen „Lernbegleiter", der als Coach und Mentor fungieren soll.
 
Das Modulsystem wurde bereits an 27 Schulen erprobt. Die Erfahrungen sind durchaus positiv. Vor allem Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler werden durch das Modulsystem erhöht. Daher Schluss mit ideologischen Scheingefechten, Steinzeitpädagogik und Zeitvernichtungsprogrammen! 


Bitte nicht anstrengen

Andreas Unterberger

Fast jede Reform der letzten Jahrzehnte hat unsere Schulen verschlechtert. Können und Wissen der Absolventen haben abgenommen. Dasselbe gilt für das nun geplante Aufsteigen auch mit drei Nicht genügend oder gar den ähnlich gepolten Schwachsinn des „Österreich darf nicht sitzenbleiben", also die Phrasen des Hannes Androsch. Das Signal, das die Unterrichtsministerin, unterstützt von einem ÖVP-Abgeordneten, sendet, ist eindeutig: Ihr müsst euch künftig weniger anstrengen (samt heimlichem Zusatz: damit ihr uns nur endlich wieder wählt). Diese Botschaft ist so katastrophal, dass das an sich spannende modulare Schulsystem auf Dauer diffamiert ist.

Dabei wäre es durchaus diskutabel: Warum soll man eine ganze Klasse wiederholen, nur weil man in ein oder zwei oder drei Fächern hängt? Man könnte ja durchaus schon etliche Fächer ordentlich abschließen, während man noch immer - beispielsweise - bei der Mathematik-Stufe 3 hängt und sich an dieser neuerlich versuchen muss. Nur muss man auch wissen, dass dieses System einen zwingenden Preis hat: das Ende der Klassengemeinschaft. Man sitzt halt wie auf der Uni stündlich mit anderen Kollegen zusammen.

Absurd ist es hingegen, jemanden gleichzeitig in die Mathematik-Stufe 4 oder 5 zu setzen, der Mathematik 3 noch nicht versteht und das parallel nachholen soll. Aber genau diese Absurdität ist von Schmied & Co. geplant. Widerlich ist aber auch, dass schon wieder die totalitäre Machtgier von Politik und Bürokratie den Schulen strenge Regeln vorgeben will. Statt dass man diesen endlich volle Freiheit gibt - und nur die Ergebnisse etwa bei der Matura streng überprüft. Dann sehen Eltern ja, welche Schule, welches System besser ist. Aber Freiheit, Wettbewerb, Vielfalt sind unseren totalitären Schulpolitikern ja völlig fremd und verhasst.

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