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Verschont uns um Himmels willen mit Schwarz-Rot!

Nach diesen beiden ORF-Auseinandersetzungen ist für jeden Fernsehzuschauer zweierlei endgültig klar und eindeutig geworden: Es ist erstens absolut unvorstellbar, dass zwischen den Herrn Nehammer und Babler auch nur eine Sekunde lang eine fruchtbare Koalition funktionieren kann, die gut für Österreich wäre. Da sind Welten dazwischen, nicht nur zwischen den Charakteren, sondern auch zwischen den gesamten politischen Vorstellungen. Das kann nur ewigen Streit bringen. Und doch ist ein Zusammengehen zwischen Schwarz und Rot das wahrscheinlichste Nachwahl-Szenario (mit irgendeinem dritten Anhängsel, damit die einst große Koalition zwischen den beiden überhaupt eine Mehrheit hat). Ebenso klar und eindeutig hat sich zweitens gezeigt, dass einander die Grünen und die Neos zum Verwechseln ähnlich sind, dass zumindest in allen von der ORF-Redaktion aufgeworfenen Fragen kein Blatt zwischen diese beiden Parteien passt (mit nachträglicher Ergänzung).

Allerdings haben Grün und Pink auch zwei Probleme gemeinsam: Einerseits leiden beide seit Monaten unter langsam aber stetig nach unten sinkenden Zustimmungsraten; und zweitens unter dem fast sicheren Ausblick, dass sie nicht gemeinsam einer Regierung angehören werden. Es sei denn eine Vierer- oder Fünferkoalition aller linken Parteien geht sich aus, wonach es aber nicht aussieht.

Daher ist es eigentlich ziemlich müßig, worüber sich Pink und Grün alles einig sind:

  • dass das größte Übel für Österreich angeblich von den Bundesländern ausgeht,
  • dass sie beide eifrige Gläubige der Klimareligion sind,
  • dass sie beide Tiktok und Twitter ab liebsten abdrehen wollen,
  • oder dass sie beide glauben, das Integrationsproblem durch eine zweijährige Kindergartenpflicht lösen zu können. Als ob nicht jeder Kindergärtner aus den vielen Problemkindergärten wüsste, dass dort die Kinder sich sofort zu jenen gesellen, die die gleiche Sprache verwenden, die sie in ihrer Familie hören. Also etwa die türkisch Sprechenden mit den türkisch Sprechenden. Was auch bei den anderen Migrantensprachen passieren wird, bei Arabisch, Urdu, Dari, Farsi oder Somali etwa. Die meisten dieser Kinder würden auch nach zehn Jahren Kindergarten deutsch nur radebrechen, solange ihre Familien nicht die Sprache wechseln.

Der Zuschauer hat bei beiden Diskussionen mit Schmerzen gesehen, dass die vom ORF ausgewählten Moderatorinnen schwach und ohne jede Durchsetzungskraft sind; dass das gesamte Format (ohne Redezeitmessung, ohne Stummschaltung der Mikrophone des nicht Gefragten nach amerikanischem Muster), dass die läppischen Einleitungsfilmchen (ohne jeden Bezug zur folgenden Diskussion) und dass insbesondere die von der ORF-Redaktion aufgeworfenen Fragen von A bis Z katastrophal gewesen sind.

Das hat man bei Nehammer-Babler besonders stark gemerkt. Da sind von Anfang bis Ende nur die von der SPÖ ins Zentrum ihrer Agitation gerückten Sozial-Themen abgefragt worden. Wer sich die Sendung nicht angeschaut hat, wird nicht glauben können, dass das die Österreicher am meisten besorgende Thema, also der Riesenkomplex illegale Migration/Asyl/Islamisierung/Überfremdung/Kriminalität, kein einziges Mal auch nur indirekt angesprochen worden ist. Ganz gemäß der SPÖ-Propagandalinie gab der ORF vor, dass die Mietpreis-Entwicklung viel mehr zu interessieren habe. Dabei lebt in vielen Bundesländern die Mehrheit in Eigenheimen ...

Jedenfalls war Nehammer auch in diesem reinen SPÖ-Setting argumentativ durchaus munter unterwegs – selbst wenn festzuhalten ist, dass er Babler mehrfach recht undiszipliniert unterbrochen hat.

Die allerärgerlichsten Babler-Behauptungen griff er jedoch nicht auf. So etwa, als der Traiskirchner sich zu der ziemlich frechen Unwahrheit verstieg, dass Wien die niedrigsten Mietpreise hätte. Dabei sind laut Statistik-Austria die Mietpreise pro Wohnung in fünf anderen Bundesländern deutlich niedriger als in Wien; und die Betriebskosten in Wien sind sogar die allerhöchsten von ganz Österreich, woran die Gemeinde Wien hauptschuld ist.

Noch infamer – und ebenfalls unbeantwortet geblieben – war Bablers Attacke auf die fünf reichsten Familien des Landes, wo er den Eindruck erweckte, diese wären die einzigen Opfer seiner Vermögenssteuer, mit deren Erträgnisse er die von ihm ständig als offenbare Hauptzielgruppe angesprochenen Kindergartenhelferinnen unterstützen will (wobei ungesagt blieb, dass ja die meisten von ihnen ihren Bezug von der Gemeinde Wien bekommen …). Selbst wenn das wahr wäre, dass bei fünf Familien viel herauspressbar wäre, ruft solche hetzerische Rhetorik geradezu nach der Gegenfeststellung, dass es ein wirtschaftlicher und budgetärer Riesenverlust für Österreich und die Bedrohung Zehntausender Arbeitsplätze wäre, wenn Bablers Enteignungssteuer die Swarovskis, Glocks oder Mateschitzs aus dem Land treiben würde, und alle jene, die er sonst noch mit seiner Reichenhatz gemeint haben mag.

Das einzige Interessante war, wie stark beide offensichtlich um die christlichen Wähler buhlen. Offenbar gibt es da die größten Überschneidungszone in den Zielgruppen. Offenbar deshalb ließ uns Babler sogar auffällig wissen, dass er einst Ministrant gewesen ist. Und Nehammer hatte als Replik offenbar nicht mehr die antikirchlichen Hass-Zitate Bablers in Erinnerung, als dieser etwa – lange nach seinen angeblichen Ministrantenjahren – zur Verbrennung von Schulkreuzen aufgerufen hat.

Auch wenn die Frage nicht gestellt und daher auch nicht beantwortet worden ist, weiß nun jeder Zuschauer: Eine Koalition zwischen den beiden, zwischen der ÖVP und der SPÖ auf Babler-Kurs wäre eine absolute Katastrophe für das Land. Jeder, der die früheren Koalitionen zwischen den beiden erlebt hat, ist nicht nur daran erinnert worden, wie unerträglich sie waren. Er musste auch das Gefühl bekommen, dass eine Neuauflage noch viel schlimmer sein wird.

Daher täte Karl Nehammer dringend und gut daran, eher in die Richtung der SPÖ als in Richtung der Freiheitlichen klare rote Linien zu ziehen (noch dazu, wo diese das ÖVP-Wirtschaftsprogramm nur "abgeschrieben haben", wie der ÖVP-Generalsekretär dieser Tage selber sagte).

Zumindest wenn Nehammer die Wahl gut überstehen will. Viel Zeit hat er nicht mehr.

(Nachträgliche Ergänzung: In diesem Text wurden ein paar Stunden lang an zwei Stellen die Namen Babler und Kogler vertauscht. Bitte um Entschuldigung)

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