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Moskau und Brüssel: Chinas große Helfer

Russland und die EU, der Diktator in Moskau und die in Europa derzeit die Themen vorgebenden Grünen: Das sind die größten Helfer Chinas, also jener Macht, die für die umliegenden Staaten Ostasiens und den Weltfrieden zunehmend bedrohlicher geworden ist. Sie helfen China auch, jene zwei gefährlichen Entwicklungen im Inneren auszutarieren, denen das Regime eigentlich seine ganze Aufmerksamkeit widmen müsste.

Dass Russland China hilft, beruht natürlich total auf Gegenseitigkeit. Russland kann seine anderswo immer weniger Abnehmer findenden Exporte Richtung China umlenken, das dadurch wieder billiger zu Energie kommt. Neben Staaten wie der Türkei und Georgien ist China auch ein wichtiger Partner zur Umgehung der westlichen Sanktionen – ebenfalls zum eigenen Vorteil, wenn auch gegenüber dem Westen camoufliert.

Der Ukraine-Krieg hat Russland aber auch politisch sehr abhängig gemacht von China. Denn es wäre ein schwerer Rückschlag für Machthaber Putin, würde China international scharf und deutlich die russische Invasion verurteilen. Dann würde er in die totale Isolation geraten und nur noch in Nordkorea, Iran, Belarus, Nikaragua und vielleicht Venezuela Freunde haben.

An wirtschaftlicher Bedeutung für China wird Russland aber noch durch die EU übertroffen. Denn deren grüne Klimarettungs-Politik ist für eine wachsende Zahl chinesischer Unternehmen zum großen Geschäft geworden. Zuerst haben sie die Produktion von Solarpaneelen komplett erobert. Dann haben sie sich – auch in anderen Drittweltstaaten – einen dominierenden Zugriff auf Rohstoffe wie etwa Lithium gesichert, die für diverse Projekte der erneuerbaren Wirtschaft wie Batterien notwendig sind. China kontrolliert heute die meisten Lithium-verarbeitenden Betriebe der Welt. Und nun erobert es im Eiltempo den Weltmarkt für Elektroautos.

Es spricht für die kaufmännische Klugheit der Chinesen, als erste Großmacht die gewaltigen wirtschaftlichen Chancen durch einen sich neu auftuenden Markt entdeckt zu haben. Dennoch verblüfft insbesondere ihr Erfolg im Auto-Sektor, dem bald ein ähnlicher bei E-Lkw folgen dürfte. Denn bei der Verbrennertechnologie haben sie es bis heute nicht geschafft, das technische Knowhow der europäischen Autoindustrie einzuholen (das ist nur den Japanern und Südkoreanern gelungen). Der von der grünen Politik erzwungene Wandel des europäischen Automarkts hat ihnen ein riesiges Geschäftsfeld eröffnet – noch dazu, da mit E-Autos höhere Umsätze zu erzielen sind.

China profitiert dabei insbesondere durch die hohe Förderung der Anschaffung jedes einzelnen E-Autos aus Steuermitteln in Europa. Während China die grünen Industrien unterstützt, fördert Europa die Konsumenten, die ein E-Auto kaufen, also auch ein chinesisches. Das tut man in Europa aus populistischen Gründen, weil die Politik hofft, dass sich dann die Käufer eines E-Autos dankbarer zeigen würden, als wenn nur die Produktion direkt gefördert würde.

Die produzierenden Unternehmen verlieren in Europa ganz im Gegenteil in sehr vielen Branchen an Wettbewerbsfähigkeit. Durch Überregulierung, durch Energieverteuerung, durch steile Lohnerhöhungen, durch Mangel an Facharbeitern und eben durch die chinesische Konkurrenz, die im eigenen Land viele Vorteile genießt. Als Folge gibt es zunehmend Fabriksschließungen oder Verlagerungen ins Ausland. Etwas klüger haben die USA auf die chinesischen E-Autos reagiert: durch hohe Zölle und dadurch, dass nur der Kauf von Autos gefördert wird, die in Amerika gebaut werden. Aber zunehmend umgehen die Chinesen diese Schranke, indem sie in Mexiko Autofabriken bauen, von wo aus auf Grund des Nafta-Abkommens freier Zugang zum US-Markt besteht.

Damit hat sich die westliche Klimarettungspolitik als richtiges Bonanza für die Chinesen erwiesen, die zwar auch immer öfter selber E-Autos kaufen, die aber gleichzeitig durch den Bau neuer Kohlekraftwerke nicht sehr viel Respekt für die Klimareligion zeigen.

Dabei steckt China intern eigentlich in zwei großen Strukturkrisen. Die eine manifestiert sich im Kollaps großer Immobilienkonzerne wie Evergrande, wo alleine die unvorstellbare Summe von 300 Milliarden Dollar fehlt. Dessen Dimension übertrifft sogar die europäische Benko-Pleite. Der Kollaps ist für China noch viel schlimmer, weil er zum Unterschied von Benko den Wohnungsbau betrifft. Millionen von Chinesen haben für noch gar nicht gebaute Wohnungen Zahlungen an die Immobilienentwickler geleistet. Diese Ersparnisse sind nun in der Pleite verloren. Und es ist weitgehend offen, wieweit der Staat einspringt, um den Zorn der Betroffenen zu besänftigen.

Die zweite Krise ist noch viel bedeutender: Das ist die demographische Überalterung. Die einstige, jahrzehntelang mit Brutalität durchgezogene Ein-Kind-pro-Familie-Politik hat zwar geholfen, das Bevölkerungswachstum zu stoppen. Aber nun fehlen die Jungen, um die vielen Alten in der Wirtschaft zu ersetzen. Und das jedes Jahr mehr. Denn es fehlen ja auch schon die nötigen Eltern, um ausreichend Kinder in die Welt zu setzen.

Mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren ähneln die Chinesen daher schon eher den Österreichern mit ihren 43 Jahren und entfernen sich immer mehr vom anderen Riesenvolk, den rivalisierenden Indern, die nur knapp unter 30 Jahre alt sind. Die Inder haben im Vorjahr mit 1,4 Milliarden ihren nördlichen Nachbarn und Rivalen erstmals in der Geschichte an Bevölkerungsgröße überholt. Indien liegt zwar bei allen ökonomischen Parametern noch deutlich zurück, wächst aber in den letzten Jahren ökonomisch deutlich schneller und ist inzwischen für internationale Investoren weit attraktiver als China, von wo diese eher abziehen. Indien ist inzwischen auch in einem höheren Maß exportorientiert als China.

Aber noch werden für China die Auswirkungen der Doppelkrise austariert durch die ökonomischen Vorteile, die ihnen das Verhalten Russlands und Europas schafft. Niemand kann freilich vorhersagen, wie sich der ungehinderte Ausbruch einer Doppelkrise auf Chinas Verhalten nach außen auswirken würde. Würde Diktator Xi Jinping da wie ein angeschossener Tiger besonders gefährlich werden und Kriege beginnen, um von der inneren Krise abzulenken? Oder würde die alte Regel der Geschichte bestätigt, dass vor allem jene Länder kriegerisch werden, die einen Überschuss an jungen Männern im Soldatenalter haben?

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