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Es passiert so viel Erfreuliches in der Welt

Die politische und mediale Aufmerksamkeit ist zu oft nur auf die Probleme, Gefahren und Herausforderungen unserer Welt gerichtet. Diese gibt es alle gewiss und sie sind auch ernst zu nehmen. Dennoch ergibt es ein völlig falsches Bild, wenn wir uns stets nur auf die depressiv machenden Dinge konzentrieren. Gibt es doch gleichzeitig auch so viel Mut Machendes und Erfreuliches. Nur verkaufen sich die eigentlich seit Jahrzehnten richtigen, wichtigen und angebrachten Schlagzeilen wie "Wir leben viel länger, länger gesund und ohne Hunger und Kriegsgefahr" viel schlechter als etwa die Nachricht von der vorübergehenden leichten Verdüsterung der Todesstatistik durch Corona. Es sind aber nicht nur die langfristigen positiven Trends, derer man sich viel intensiver bewusst werden sollte, sondern auch, wie zuletzt, viele kurzfristige und aktuelle.

Im Detail daher die 13 wichtigsten Entwicklungen, Vorfälle und Aussagen der letzten Tage, die alle Freude machen (außer vielleicht jenen, die ob der Zahl 13 abergläubisch sind …):

  1. Weitgehend untergegangen ist leider die tiefere Bedeutung der Reaktion des Papstes (und vieler anderer christlicher Exponenten) auf den Tod der englischen Königin. Rühmte Franziskus doch ihr "unerschütterliches Zeugnis des Glaubens an Jesus Christus und ihre feste Hoffnung auf seine Verheißungen". Es gibt nicht viele katholische Staatsoberhäupter, über die man solches sagen könnte. Solche Sätze sind daher auch mehr als politische Höflichkeit. Sie sind auch ein Beweis, wie sehr die Spaltung zwischen katholischer und anglikanischer Kirche, die einst durchaus blutige Folgen gehabt und bei vielen Briten negative Emotionen ausgelöst hat (siehe etwa auch die Tausenden Nordirland-Toten), heute als fast irrelevantes Detail in den Schoß der Geschichte zurücksinkt, in der man wechselseitig nicht zu solchen Aussagen imstande war.
  2. Noch eine zweite Nachricht ist für die katholische Kirche erfreulich (für die es ja in letzter Zeit nicht allzu viel Positives gegeben hat) und zeigt das Unwichtigwerden alter Schismen: Das sind die Vorgänge in Polen. Dort lehnt ausgerechnet die (kleine) orthodoxe Kirche Polens die orthodoxe Kirche der Ukraine ausdrücklich ab. Sie tut dies aus lächerlichen theologischen Formalgründen, für die wohl keiner der Million (überwiegend orthodoxen) Flüchtlinge Verständnis aufbringt. Umso erfreulicher ist für sie, dass die (große) katholische Kirche Polens sie mit breit offenen Armen aufnimmt und in ihnen vor allem Christen in Not sieht. Und nicht irgendwelche Theologie- oder Jurisdiktionsprobleme.
  3. Mehr als erfreulich sind auch die gestrigen Parlamentswahlen in Schweden: Denn sämtliche relevanten Parteien haben sich sowohl für eine massive Unterstützung des Freiheitskampfes der Ukraine wie auch für den Nato-Beitritt ausgesprochen. Auch die von den Mainstream-Medien in üblicher Manier zur Verkörperung des Satans gestempelten rechtsgerichteten Schwedendemokraten liegen ganz auf dieser Linie. Sie haben am Sonntag mehr dazugewonnen als jede andere Partei und dürften - bei einem freilich sehr knappen Ergebnis – für einen Machtwechsel von links nach rechts sorgen.
    Vielleicht könnten sich auch die österreichischen Freiheitlichen an den ihnen ja als einzige schwedische Partei nahestehenden Schwedendemokraten ein Beispiel nehmen und in Sachen Außenpolitik endlich ihre unappetitliche Putin-Liebe ablegen. Ebenso wie sich die heimischen Sozialdemokraten an der Nato-Linie ihren schwedischen Genossen orientieren sollten, die doch so lange "das" Vorbild für die SPÖ gewesen sind. Die schwedischen Sozialdemokraten haben wie alle anderen Parteien erkannt, dass nicht mehr die Neutralität im Interesse der Sicherheit des eigenen Landes liegt, sondern die Einbindung in das große gemeinsame Sicherheitsbündnis.
  4. Ähnliches lässt sich auch über Italien sagen, wo ebenfalls noch im September gewählt wird. Die mutmaßliche Wahlsiegerin Giorgia Meloni wird zwar vom dumpfen Mainstream, der ja nur linke Wahlsieger akzeptiert, ähnlich wie die Schwedendemokraten als gefährliche Rechte dämonisiert. Sie preist aber in Wahrheit rund um die Uhr die Nato, die USA und die Ukraine. Noch auffälliger: Meloni hebt sich damit deutlich von ihren beiden Verbündeten in dem offensichtlich vor einem kollektiven Wahltriumph stehenden Rechtslager ab. Die Herren Salvini und Berlusconi sehen Wladimir Putin nämlich noch immer positiv – und haben nicht zuletzt deshalb dramatisch Wähleranteile an Meloni verloren. Auch davon könnte die FPÖ lernen, wäre sie unter Kickl lernfähig.
  5. Noch ein weiterer scheinbar kleiner Randaspekt lässt die mutmaßliche Kür von Meloni sehr positiv erscheinen. Während sich europaweit viele konservative und christdemokratische Parteien zu diesem Thema ängstlich bedeckt halten, geht Meloni in Übereinstimmung mit unzähligen Eltern, Christen und anderen wertorientierten Europäern scharf in den Kampf gegen die italienische Gebührenanstalt RAI, weil diese im Kinderprogramm Trickfilme zeigen will, in denen ein Eisbär mit zwei "Müttern" lebt. Meloni zeigt damit – ganz ähnlich wie der ungarische Premier Orbán – vor, dass man mit Kampfansagen an die schwule Indoktrination von Kindern nicht nur Werte- und Verantwortungsbewusstsein zeigen, sondern auch Wähler gewinnen kann. 
  6. Blicken wir – ähnlich erfreut – in ein weiteres europäisches Land, nach Großbritannien und auf die neue Regierungschefin Liz Truss. Dass sie pro-Nato, pro-USA und pro-Ukraine ist, so wie auch der von ihr hochgepriesene Vorgänger Boris Johnson, braucht als Selbstverständlichkeit nicht sonderlich betont zu werden. Viel überraschender und signifikanter ist, dass die heute zutiefst konservative Truss in ihren Postpubertätsjahren eine Linksradikale gewesen ist, die an Friedensmärschen teilgenommen und "Maggie Out" gebrüllt hatte – womit die heute von ihr hochverehrte Margaret Thatcher gemeint war. Truss ist kein Einzelfall. Fast alle Politiker, die einen Entwicklungsweg gegangen sind, haben sich so bewegt: von links nach rechts. Das haben nur jene nicht getan, die weder lern- noch reifefähig sind. Oder nach einem französischen Sprichwort: Wer mit 20 nicht links ist, hat kein Herz, wer mit 40 noch links ist, hat kein Hirn. 
    Also sollte auch Herr Wöginger nicht allzu besorgt sein, weil die Töchter und Söhne vernünftiger Eltern, wenn sie zum Studieren in die Stadt übersiedeln, dort zuerst einmal grüne und linke Phrasen nachplappern. Aber – das zeigt nicht nur Truss – die Intelligenteren unter ihnen legen diese Jugenddummheiten bald wieder ab. Der Rest bleibt halt links und kläfft als Mainstream-Journalist empört, dass Truss "stramm" konservativ sei (und vergisst dabei peinlicherweise auch noch, dass haargenau der gleiche Vorwurf auch Vorgänger Johnson gemacht worden ist).
  7. Ähnlich wie Großbritannien hat nun auch Dänemark mit Ruanda einen Vertrag geschlossen, dass illegale Asylwerber dorthin abgeschoben werden sollen, bis – eventuell – ihr Asylantrag rechtskräftig angenommen wird. Das ist mutig und richtig. Daran ändern auch die Drohungen der EU-Kommission nichts, dass sie deswegen rechtlich gegen die Dänen vorgehen will. Offenbar hat man in Brüssel noch immer nicht die selbstzerstörerische Lust daran verloren, diese Union ständig noch mehr Europäern verhasst zu machen. Was zu einer Riesenimplosion zu werden droht, sobald der Kommission einmal das deutsche Geld ausgegangen sein wird (also bald).
  8. Eindrucksvoll ist auch die finnische Reaktion auf die – mit Finnlands Nato-Beitritt verbundenen – Forderungen der Türkei auf Auslieferung von kurdischen Politikern, die von der Türkei als "Terroristen" bezeichnet werden. Das finnische Justizministerium hat diese Forderungen nun komplett abgelehnt. Finnland zeigt damit: So wichtig der Nato-Beitritt für die eigene Sicherheit auch ist, so wenig lässt man sich von einem Diktator erpressen, so wenig ist man bereit, vom Weg des Rechtsstaats abzugehen.
  9. Mit einer klugen Reaktion haben die US-Bundesstaaten Texas und Arizona darauf reagiert, dass die US-Demokraten de facto alle Bemühungen um eine Begrenzung der illegalen Immigration in die südlichen Bundesstaaten eingestellt haben: Sie schicken nun diese Migranten mit Bussen zu Tausenden direkt nach New York, Chicago und Washington. Überall sind dort ganz besonders linke und meist von schwarzamerikanischen Politikern dominierte Stadtverwaltungen im Amt, die den Südstaaten ständig moralische Predigten gemacht haben, weil diese gegen die illegale Immigration sind. Jetzt musste Washington schon den Notstand ausrufen.
  10. Mutig und aufrecht haben in den letzten Tagen amerikanische Abgeordnete beider Parteien sowie französische, tschechische und deutsche Politiker auf die chinesischen Drohungen gegen Taiwan reagiert: Sie haben jetzt nach der Reihe alle als Zeichen der Solidarität demonstrativ die gefährlich bedrohte Demokratie auf der Insel besucht (irgendwie scheine ich freilich die Berichte über Taiwan-Besucher aus dem österreichischen Parlament überlesen zu haben – oder?).
  11. Aber auch aus Österreich gibt es Positives zu melden: Da hat Finanzminister Brunner öffentlich den Ausgabenfanatismus des eigenen Bundeskanzlers Nehammer eingebremst (mit dem dieser offensichtlich dem Geldverschwendungs-Populismus der Sozialdemokraten den Wind aus den Segeln nehmen will). Während Nehammer ein paar Tage davor angekündigt hat, dass es nun bald auch Förderungen für Pellets und andere Heiz-Materialien geben würde, sagte Brunner jetzt ebenso öffentlich dazu: "Wir müssen aufpassen, dass wir es nicht übertreiben." Das gibt Hoffnung, dass Brunner – nach seiner leichtfertigen Zustimmung zu den diversen bisherigen Überförderungspaketen – nun langsam in die Rolle hineinwächst, die ein Finanzminister einnehmen sollte. Er muss auch oft "Nein!" sagen können.
  12. Amüsant, Teil einer innerparteilichen Intrige, aber auch positiv zu wertende Selbsterkenntnis war jetzt ein Interview das burgenländischen Landeshauptmanns Doskozil. Er ist rund um den Wien-Energie-Skandal in Frontalangriff auf seine Wiener Parteifreunde gegangen: Ein Eigentümer müsse Kompetenz ausüben und Experten an die richtigen Stellen setzen. "Man kann es sich nicht mehr leisten, dass Funktionäre versorgt werden." Wenn dieser Satz wirklich SPÖ-Politik werden sollte, müssen sich jetzt Hunderte rote Geschäftsführer fürchten, die geglaubt haben, eine Fortsetzung der ein Jahrhundert alten sozialdemokratischen Praxis garantiere auch in Zukunft auf alle Zeiten ihre Pfründe. Von Wien bis zum Burgenland.
  13. Sehr positiv, aber von den Medien leider kaum registriert ist der seit Wochen konstante Rückgang aller Corona-Zahlen in Österreich, von den gemeldeten Infektionen, über die Krankenhausaufenthalte, bis zu den in Zusammenhang stehenden Todeszahlen. Irgendwie kann man sich noch an die vielen hektischen Aufregungen erinnern, wenn diese Zahlen – zuletzt im Juli – im Steigen waren. Das erinnerte wieder einmal an das alte Medienprinzip: "Only bad news are good news."

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