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Die Scharlatane im weißen Kittel

Die Ärztekammer und ihr Chef, der langjährige SPÖ-Mann Thomas Szekeres, haben jetzt jedes Renommee verspielt. Sie sprechen sich für ein neues Gesetz aus, das Ärzten ausdrücklich die Anwendung unwissenschaftlicher Methoden erlauben würde.

Offensichtlich gibt es einige Ärzte, die mit Scharlatanerie-Methoden Geld machen wollen. Mit Energie-Hokuspokus, Homöopathie,Geistheilung, Kristalltherapie oder Ohrkerzen beispielsweise. Gewiss, Geldgier gibt es überall. Gerade auch bei Ärzten – wie unlängst der Skandal um einen hochrangigen AKH-Arzt gezeigt hat, der vorgegeben hat, in zwei Spitälern gleichzeitig operieren zu können. 

Aber dass der Ärztekammer-Präsident jetzt ärztlicher Scharlatanerie die Mauer macht, ist ziemlich ungeheuerlich. Mag sein, dass er die Stimmen der geldgierigen Alternativ-Mediziner für seine Wiederwahl braucht. Aber gerade in Zeiten, da die Ärztekammer ständig und wohl zu Recht klagt, dass wir in einen Ärztemangel hineinsteuern, sollte man eigentlich annehmen, dass die Ärzte mit der klassischen Medizin voll ausgelastet sind und damit auch genug verdienen können.

Mit dieser Scharlatanerie-Propaganda macht Szekeres auch die ganze Propaganda der Ärztekammer gegen das neue Rauchergesetz total unglaubwürdig. Denn natürlich ist es nicht nur eine Art Betrug, wenn ein Arzt wissentlich unwirksame Methoden anwendet; es kann vielmehr auch lebensgefährlich für Patienten werden, wenn sie auf unwissenschaftliche Methoden vertrauen, und wenn diese statt der erprobten Medizin angewendet werden.

Nur noch abenteuerlich ist die Rechtfertigung von Herrn Szekeres: Dabei gehe es um "anerkannte Methoden, die nicht wissenschaftlich bewiesen sind". Das aber ist ein Widerspruch in sich: Wenn etwas nicht wissenschaftlich beweisbar ist, dann ist es wissenschaftlich auch nicht anerkannt. "Anerkannt" sind solche Methoden nur von abergläubischen Menschen, die an Zauberei glauben, die mit Alternativmethoden etwa eine Operation vermeiden wollen. Derer gibt es zugegeben relativ viele. Ich habe erst vor einigen Monaten einen Freund verloren, der eine Prostata-Operation durch Umstellung der Ernährung substituieren wollte ...

Gewiss, das war sein eigenes Risiko. Aber wenn solche Alternativmethoden auch von legal praktizierenden Ärzten angewendet und empfohlen werden und nicht mehr nur von ausländischen Wunderheilern oder Therapievorschlägen "aus dem Internet" – dann wird es noch viel mehr solcher Menschen geben, die auf sie vertrauen. Das ist die eigentliche Gefahr des geplanten Gesetzes. Und an jedem solchen Tod werden Szekeres, das Gesundheitsministerium und die einem solchen Gesetz zustimmenden Abgeordneten viel eindeutiger schuld sein als die FPÖ an den Rauchertoten, die auch hier und da in einem der umstrittenen Beisln gesessen sind.

Bei Diskussionen zu diesem Thema gibt es immer Menschen, die aufstehen und sagen: "Aber es gibt Methoden, die wirken, auch wenn die Wissenschaft nicht weiß warum." Diese Menschen irren jedoch, auch wenn man den Spruch noch so oft hört: Denn die medizinische Wissenschaft akzeptiert durchaus Methoden, die wirken, auch wenn sie die Kausalität selbst, also das Wie des Wirkens noch nicht versteht. Das ist sogar bei erstaunlich vielen medizinischen Therapien der Fall.

Für die Messung der Wirkung setzt die Wissenschaft längst genau etablierte Test-Verfahren ein, etwa den Doppelblind-Test. Wenn eine Methode, ein Medikament bei 100 Menschen signifikant besser wirkt als ein Placebo (eine bloße Traubenzuckerpille etwa) bei weiteren 100 – die im Glauben gehalten werden, sie bekämen das gleiche neue Wundermittel –, dann akzeptiert die Wissenschaft durchaus ein in seiner kausalen Wirkungsweise nicht verstandenes Mittel. Und wendet es an.

Ein simples Beispiel: Vitamin C hat sich in solchen Tests als wirksam gegen Erkältungen erwiesen; daher ist seine Anwendung wissenschaftlich. Kürbiskerne haben sich hingegen als unwirksam erwiesen, um Prostatakrebs zu verhindern; daher ist der Glaube daran unwissenschaftlich – auch wenn er erst dann schädlich wird, wenn er zum Ersatz der klassischen Medizin durch Kürbisskerne führt.

Auch wenn der Verweis auf die Haltung der Ärztekammer als ausreichende Ausrede für das Parlament angesehen werden mag, so kann man auch die Abgeordneten nicht aus ihrer Verantwortung entlassen, wenn sie ein solches Gesetz beschließen.

Es geht es ja nicht nur um lebensgefährdende Geschäftemacherei mit dummen Menschen. Es geht auch um einen weiteren Sieg der Esoterik über die Welt der Wissenschaft, obwohl diese in den letzten 200 Jahren so triumphale Erfolge erzielt hat. Von der Verdopplung der Lebenserwartung bis zur weitgehenden Lösung des Hungerproblems. Dabei hat die Scharlatanerie ohnedies schon viele deprimierende Siege errungen:

  • Einer davon ist die Aufnahme der Astrologie in das tägliche Programm des gebührenfinanzierten Fernsehens.
  • Ein anderer ist die Verkündung der absurden und jeder wissenschaftlichen Evidenz diametral widersprechenden Theorie vom sozialen Geschlecht an etlichen Universitäten (in Ungarn wird sie zum Glück für die Nachbarn jetzt wieder aus den Unis hinausgeworfen).
  • Ein weiterer war der teure Bau eines "Energieringes" um das Krankenhaus Nord der Gemeinde Wien.
  • Ein weiterer ist die regelmäßige Veranstaltung von eigenen Esoterik-Messen durch die Wirtschaftskammer.

Von all dem ist es kein weiter Weg mehr zu Hexenritualen, Handlesen und Zukunftsprognosen durch Beschau der Leber oder des Vogelflugs.

Freie Bahn der Zauberei! Weg mit der Aufklärung! Zurück ins Mittelalter!

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