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Wie geht es unserem Geld in China?

Österreich hat ohne öffentliches Aufsehen als erstes Land die Genehmigung erhalten, einen Teil seiner Devisen in der chinesischen Währung Renminbi (Yuan) anzulegen. Das ist ein hochinteressanter Vorgang. Mit Chancen, aber auch Risken.

Die Chancen liegen darin, dass der Yuan massiv unterbewertet ist. Die Chinesen haben sich bisher hartnäckig geweigert, den Yuan ausreichend aufzuwerten, obwohl die Amerikaner und auch andere Länder massiv Druck ausüben. Der Niedrigkurs des Yuan macht Exporte nach China sehr teuer, diese finden deshalb viel zu selten statt. China kann umgekehrt dank seiner unterbewerteten Währung billig exportieren und weiterhin den Weltmarkt überschwemmen.

Leidtragende sind neben dem exportwilligen Westen vor allem die chinesischen Arbeitnehmer. Ihr Entgelt wird massiv entwertet, wenn viele Importwaren unerschwinglich teuer sind. China-Experten rechnen aber damit, dass China den vorsichtig begonnenen Prozess einer langsamen und kontrollierten Aufwertung fortsetzen wird. Mancherorts werden nämlich Arbeitskräfte bereits rar. Das ist natürlich auch eine Folge der Ein-Kind-Politik. Das löst wiederum Druck Richtung Lohnerhöhungen aus, die wiederum eine saftige Inflation auslösen würden. Wenn man in dieser Situation durch eine Aufwertung die Importe verbilligt, reduziert das hingegen diesen Druck. China ist ja ohnedies schon vom baldigen Platzen einer heftigen Immobilienblase bedroht.

Eine solche Aufwertung wäre natürlich toll für Veranlagungen in Yuan. Diese wären über Nacht deutlich mehr wert. Daher könnte eine Spekulation der Republik Österreich vielleicht auch wieder einmal Gewinn bringen, nachdem zuletzt viele öffentlich-rechtliche Anleger kräftig verloren haben (wofür sie nun im nachhinein den Banken die Schuld zu geben versuchen).

Das heißt nun keineswegs, dass diese Spekulation mit China abzulehnen ist. Ist doch ohnedies jede Geldanlage eine Spekulation, auch wenn das Boulevardzeitungen nicht begreifen. Selbst unter dem Kopfpolster können Diebe, Ratten oder ein (irrtümlicher) Waschvorgang bekanntlich einen schlimmen Schaden anrichten.

Aber auch die Veranlagung in Yuan ist keineswegs risikofrei. Erstens ist China kein Rechtsstaat, in dem die Einhaltung von Verträgen leicht durchsetzbar wäre. Und zweitens ist der Yuan nicht frei konvertibel. Man ist daher auch als Anleger nicht wirklich frei. China ist ja nur mikro-, nicht makroökonomisch eine Marktwirtschaft. Dort herrscht weiter eine strenge Einparteiendiktatur, die zwar nicht mehr marxistisch, aber in hohem Ausmaß nationalistisch geprägt ist. Das Land ist viel schwerer berechenbar als ein kapitalistischer Rechtsstaat.

Hinter der Glitzerfassade der chinesischen Wolkenkratzer lauert daher immer die Angst und damit das Risiko: Wird sich die soziale Dynamik weiter so friedlich und relativ glatt entwickeln? Welche Folgen hat die zunehmende Alterung Chinas? Was bedeuten die jüngsten Machtkämpfe und Säuberungen im Politbüro? Und wie explosiv sind die Freiheitswünsche in Tibet, Xinjiang oder Taiwan wirklich?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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