Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (10 Euro pro Monat) ist jederzeit beendbar und endet extrem flexibel einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Wir haben ganz schön viel ganz schön gut gemacht. Wirklich

Es gehört insbesondere rund um Weihnachten zum Stehsatz jedes Journalisten bis hin zum letzten Provinzschreiber, wortgewaltig die Zustände in der weiten Welt, insbesondere soziale Kälte und Kriegstreiberei zu beklagen. Meist wird dann noch gewohnheitsmäßig auf die Amerikaner und die Marktwirtschaft hingehaut. Wie wäre es heuer zur Abwechslung einmal mit der Wahrheit?

Die sieht nämlich ganz anders aus als die routinemäßig abgerufenen Schreckensbilder. Trotz aller Probleme und Fehlentwicklungen vor allem rund um die tatsächlich explosiven Gefahren Staatsverschuldung, Islamisierung, Altersmüdigkeit der europäischen Demokratien und Massenmigration sieht es in der Welt in vielen anderen wichtigen Dimensionen eigentlich gar nicht so übel aus.

Entgegen allen vor allem auch bei christlichen Predigern beliebten Schwarzmalereien können die heute schon fast sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten in einem höheren Ausmaß gut ernährt werden denn je zuvor. Entgegen allen Schwarzmalereien ist die Lebenserwartung dank der Medizin und verbesserten Hygiene weltweit heute so hoch wie vor wenigen Jahrzehnten nur bei uns in den Industrieländern. Auch ist ein größerer Prozentsatz der Menschheit denn je des Lesens und Schreibens kundig.

Noch überraschender ist die Tatsache, dass in den Jahren 2008 und 2009 weniger Menschen in und an Kriegen gestorben sind als in den hundert Jahren davor. 2008 war übrigens das letzte Jahr von George W. Bush, und 2009 das erste von Barack Obama – also sind auch alle Schwarzweißmalereien in Hinblick auf einzelne Politiker hinfällig. Der Erfolg in Sachen Frieden hat tiefere Wurzeln.

Auch die Weltwirtschaft und die Ökonomie von einem guten halben Dutzend EU-Länder stehen so gut da, wie es noch vor einem Jahr kein einziger Experte zu prophezeien gewagt hatte. Was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass die Umsätze mit den Weihnachtsgeschenken heuer ein klares Signal eines Krisenendes ausstrahlen.

Warum können wir nicht auch einmal sagen: Eigentlich hat die Menschheit ein paar Dinge ganz gut hingekriegt? Und warum sagen religiöse Menschen nicht: Eigentlich hat uns Gott eine wunderschöne Periode der Geschichte geschenkt?

Natürlich kann man alles auch ein wenig konkreter analysieren: So ist sicher das Ende des Kommunismus eine Hauptursache dafür, dass seither Kriege und Kriegsgefahren weniger und harmloser geworden sind. Kein Drittwelt-Potentat kann mehr Ost gegen West ausspielen. In etlichen regionalen Konflikten und Rivalitäten hat es sogar die Außenwelt geschafft, friedensstiftend einzugreifen (was auch Menschen wie der Tagebuchautor zugeben müssen, die da anfangs sehr skeptisch waren).

Dies kann man vom Sudan bis zur Elfenbeinküste mit zumindest teilweisen Erfolgen beobachten. Indien und Pakistan, Indien und China, China und Taiwan geraten einander nicht mehr ständig in die Haare: Seit diese Länder großteils Atombomben haben, weiß jede Seite, dass man sich verantwortungsbewusster benehmen muss als früher. Selbst in Afghanistan haben es die Radikalmoslems entgegen allen beängstigenden Prophezeiungen nicht einmal annähernd geschafft, vom Terrorismus und dem Legen von Hinterhalten zu einer echten Kriegsführung zu wechseln. In Südafrika haben große Staatsmänner nach einem blutigen Krieg mit eindrucksvollem Erfolg auf Versöhnung statt Rache gesetzt.

In Europa wissen nur noch Menschen mit einer längeren Lebenserfahrung (wie sie der Tagebuchschreiber notgedrungen hat), dass einst jahrzehntelang die Sorge vor einem großen Krieg das alles andere überschattende Thema gewesen ist. Heute ist Friede in Europa eine nicht einmal mehr erwähnte Selbstverständlichkeit. Und es sind die damals aus Sorge um den Frieden entstandenen Großkonstrukte, wie es eine Europäische Sicherheitskonferenz (oder Organisation) war, der reinste Anachronismus.

Auch die immer wieder getrommelte weltweite Knappheit von Rohstoffen, von Erdöl und Gas ist nicht wirklich eingetreten – im Gegenteil: Die bekannten Vorräte reichen dank neuer Funde und Technologien viel länger denn je zuvor.

Natürlich kann man von Belarus bis Nordkorea, von Zimbabwe bis Venezuela etliche Sorgenkinder ausmachen. Und auch die Hoffnung auf eine Einkehr der Vernunft in Iran und Nordkorea scheint maßlos verfrüht. Aber auch dort ist sie nicht ganz tot und hat in den letzten Tagen zarte Lebenszeichen ausgesandt.

Was sind da wirklich die Ursachen neben der friedensstiftenden Wirkung der eigentlich so üblen Atomwaffen? Erstens funktionieren die Ansätze einer Weltpolizei durch UNO, Nato, EU oder Afrikanische Union an etlichen Orten. Zweitens versuchen auch üble Diktatoren heute, sich ein besseres Image zu erwerben. Drittens hat fast überall die Marktwirtschaft die Menschen wohlhabender und damit weniger anfällig für Kriegstreiber gemacht. Und viertens hat die Globalisierung den Menschen zunehmend gezeigt, dass auf der anderen Seite der jeweiligen Grenzen ebenfalls ganz normale Menschen leben.

Gewiss entspricht es in keiner Weise einem verbreiteten, vermeintlich 'christlichen' Verhaltenskodex zu sagen: „Freunde, wir haben ganz schön viel ganz schön gut gemacht.“ Und es entspricht auch nicht dem allgemeinen menschlichen Temperament, sich den künftigen Bedrohungen und Gefahren aktiv zuzuwenden, wenn wir uns doch so sehr ans Jammern über die immer gleichen alten Probleme gewöhnt haben. Sodass wir gar nicht merken, dass viele dieser alten Probleme weitgehend gelöst sind.

Freilich sind auch die neuen Herausforderungen bitterernst zu nehmen. Freilich kann sich Hunger durchaus wieder ausbreiten, wenn wir uns von der modernen Agrar-Wissenschaft samt Gen- und Hormontechnik abwenden sollten. Freilich vergessen die Menschen zunehmend den Wert der Demokratie. Freilich ist die Politikerkaste immer weniger Resultat einer positiven Auslese. Freilich droht die sozialtechnokratische Regelwut den Rechtsstaat gegen die Wand zu fahren. Freilich wissen wir nicht, wie wir es noch verhindern, dass Österreich am Ende dieses Jahrhunderts eine islamische Mehrheit hat (statt das auch nur zu versuchen, will der Staat Warner vor dieser Gefahr einsperren).

Gewiss, das Alles und noch vieles andere verdient es, aufgezeigt und bekämpft zu werden. Aber wir werden nur dann die Energien für diese Kämpfe haben, wenn wir uns selbst bewusst machen, dass wir auch viele Erfolge erzielt haben. Und christliche Menschen können da auch noch ihr Gottvertrauen beisteuern.

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)
Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung