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Was ist mit der Wiener Medizin los?

Normalerweise sind solche Nachrichten nicht Teil dieses Blogs. Aber da an der Medizinischen Universität Wien (MUW) schwere Konflikte toben und da sich kein Medium dieser wichtigen Universität annimmt, ist der anderswo bisher verschwiegene Rücktritt eines der Hauptstreithähne allemal eine brisante Nachricht: Christoph Zielinski tritt ein Jahr vor Ablauf seiner Funktionsperiode als Vizerektor der MUW zurück.

Offiziell wird der Rücktritt mit der Schaffung eines Comprehensive Cancer Center begründet. Dieses solle Zielinski koordinieren. Sein Nachfolger wird Oswald Wagner.

Die Begründung wird von Zielinskis ungenannt bleiben wollenden Kritikern allerdings als "offensichtlicher Nonsens" bezeichnet. Sie meinen, dass der Onkologe die Arbeit eines solchen Zentrums schon seit Jahrzehnten durchführen hätte können und sollen, nämlich die Koordination der Krebsforschung sowie die Identifikation und Klassifizierung von Tumoren. Seine Kritiker werfen ihm gleichzeitig vor, den Akzent auf teure Chemotherapien statt auf die Anschaffung eines modernen Protonenbestrahlers gesetzt zu haben.

Für den Nicht-Mediziner ist es naturgemäß ganz schwer herauszufinden, wer da Recht hat.

Unbestritten scheint jedenfalls zu sein, dass gerade ein klinischer Vizerektor über entscheidende wissenschaftliche und Karriere-Akzente im millionenschweren Ärzte-Business entscheiden kann und dass sich gerade mit der Todesangst von Krebs-Patienten gute Geschäfte insbesondere auch über Privatkliniken machen lässt. Ebenso unbestritten ist, dass der MUW-Rektor Schütz als alles andere als führungsstark eingeschätzt wird - noch dazu, wo die MUW seit ihrer Unabhängigkeit ganz stark von der Gemeinde Wien über den Krankenanstaltenverbund abhängig ist, während die Mitsprache des Wissenschaftsministeriums marginalisiert worden ist.

Weiters steht schwarz auf weiß im Wissenschaftsbericht, dass die Onkologie an der MUW auf nicht weniger als 11 (elf!) Kliniken und Zentren verteilt ist, die untereinander schlecht bis gar nicht kooperieren. Und leider ebenso unbestreitbar ist, dass der internationale Ruf der Wiener Medizin - etwa auch die Zahl prominenter internationaler Patienten - dramatisch abgenommen hat.

PS: Bei früheren kritischen Berichten über die MUW hat man sogar via Unterschriftensammlung unter Professoren und Intervention im Bundeskanzleramt versucht, die Kritik zum Verstummen zu bringen. Naja. Kritische Berichterstattung und Beobachtung sind die Götter in Weiß halt wirklich nicht gewohnt, daher sei ihnen das nachgesehen. Vor allem, weil ich mich nicht sehr beeindrucken lasse, selbst wenn es im Kanzleramt eindrucksvollere Persönlichkeiten gäbe.

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