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Der Pilz als Parasit

Im Fall Kampusch kommen endlich die Dinge ins Rollen. Das ist einer vom Innenministerium eingesetzten Expertenkommission zu verdanken, die massive Hinweise auf die Täterschaft mehrerer, bisher nicht verfolgter Personen zusammengetragen hat. Und was tut Peter Pilz: Er schiebt die Vertuschungsversuche der Innenministerin in die Schuhe – obwohl ohne deren Zähigkeit alle Welt weiterhin an den Einzeltäter Priklopil glauben würde. Motto: Frechheit siegt.

Der Grüne betätigt sich damit wieder einmal als bester Pressesprecher der SPÖ. Seine Motive für diese absolute Treue zu einer ihm theoretisch fremden Partei sind freilich offen. Das mag die Erkenntnis sein, dass er auf diesem Weg am leichtesten ständig in den ORF kommt; das mag dankbare Erinnerung daran sein, dass ihn einst Heinz Fischer als linken „Wissenschafter“ heftig aus Steuermitteln unterstützt hat; das mag die Vorleistung auf eine erhoffte rot-grüne Koalition sein (die freilich vom Wähler bisher standhaft verhindert worden ist).

Jedenfalls war Pilz bei einschlägigen Aktionen noch nie so unverfroren wie diesmal. Denn diesmal argumentiert er nicht einmal mehr mit einem Viertel Wahrheit, sondern zu hundert Prozent gegen die Wahrheit.

Das einzige, was an den Pilzschen Vorwürfen stimmt, ist die Tatsache, dass es im Bereich der Polizei zu sensationell peinlichen Fehlern bei den Erhebungen zur Kampusch-Entführung gekommen ist. Die aber waren unter SPÖ- und ÖVP-Ministern passiert, während erst unter den ÖVP-Ministern jene Untersuchungskommission eingesetzt worden ist, welche die Polizei-Pannen aufgezeigt hat.

Es war auch einzig diese Innenministeriums-Kommission unter den ehemaligen Präsidenten oberster Gerichtshöfe, Adamovich und Rzeszut, welche die massiven Indizien auf weitere Täter zusammengetragen hat.

Es war hingegen eine sozialdemokratisch geführte Oberstaatsanwaltschaft, welche sich geweigert hat, die notwendigen Erhebungen in Auftrag geben zu lassen. Welche die absolute Untätigkeit der Staatsanwaltschaft voll gedeckt hat.

Es war die SPÖ-Ministerin Maria Berger, die sich bis zuletzt geweigert hat, ihrerseits die – faule oder böswillige – Staatsanwaltschaft in Bewegung zu setzen. Und ganz zufällig war es gleichzeitig der Lebensgefährte der Maria Berger, der sehr von der Blindheit der Staatsanwaltschaft angesichts einer sehr substantiellen Anzeige einer Richterin wegen Dokumentenmanipulation abhängig war.

Es war ein Netzwerk von SPÖ- und rathaus-nahen Beratern Kampuschs, das überall interveniert hat, damit es keine weiteren Erhebungen geben soll. Der Grund der Bremsversuche  war offenbar die junge Frau selbst, die aus noch nicht ganz klaren Motiven strikt dagegen war und ist, dass nach den offensichtlich vorhandenen Mittätern gefahndet wird.

Es waren in aller Bescheidenheit der Andreas Unterberger und dann auch ein „Presse“-Kollege, die seit Jahr und Tag unter Aufzählung vieler Beweise – gestützt auf Adamovich/Rzeszut – als einzige verlangt haben, dass die Staatsanwaltschaft endlich den massiven Hinweisen nachgeht, dass es im Fall Kampusch mehr als einen Täter gegeben haben muss. Sie taten dies übrigens unter hämischen Kommentaren der übrigen Medien, die lange den Beteuerungen der Staatsanwaltschaft geglaubt haben, dass ohnedies alles untersucht worden sei, und die lieber das Lied von der armen Kampusch gesungen haben, die man nicht in Ruhe lässt.

Wenn sich diese Medien nun plötzlich als Aufdecker gebärden, die immer schon von weiteren Tätern gewusst haben wollen, dann ist das die im Mediensektor verbreitete Niedertracht. Wenn ein Peter Pilz sich nun als Buchautor kommerziell betätigen und selbst als Verbrechensjäger profilieren will, dann ist das mehr als eine Chuzpe. Dann gleicht das in der Natur einem parasitären Verhalten. Noch dazu, wenn er ausgerechnet Maria Fekter anschütten will, ohne die es niemals zur neuen und offenbar erfolgversprechenden Jagd auf mutmaßliche Mittäter gekommen wäre. Die überdies eine der ganz wenigen Respekt einflößenden Minister dieser Regierung ist. Und die es etwa auch übertünchen muss, dass die ÖVP im Bereich Justizpolitik seit Michael Graff nicht mehr vorhanden ist.

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