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Wärmestube Universität

Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn unsere Universitäten heuer ums gleiche Geld 20 Prozent mehr Studenten bedienen müssen als bisher, werden sie und das Ausbildungsniveau ihrer Absolventen automatisch um 20 Prozent schlechter. Noch schlechter, als sie nach allen objektiven Bewertungsmaßstäben ohnedies schon sind.

Jeder Betrieb sucht sich seine Lehrlinge aus, jede Fachhochschule ihre Studenten, jeder Ausbildungsgang für Lehrer oder Medizinisch-Technische Assistenten und Hunderte andere Bildungsinstitutionen tun das. Und sie alle haben überdies ein genaues quantitatives Limit, wie viele Schüler, Lehrlinge sie aus Verantwortung für die Qualität der Ausbildung maximal aufnehmen können. Ein quantitatives Limit haben sogar alle Schulen – auch wenn diese bis auf wenige elitäre Ausnahmen nicht wählerisch bei der Aufnahme von Schülern sein dürfen.

Nur unseren Universitäten ist das alles weitgehend untersagt: Sie dürfen weder Limits setzen, noch dürfen sie sich von ihnen Auszubildenden aussuchen. Damit werden sie zunehmend zum Mega-Parkplatz für die negative Auslese unter den Jugendlichen, damit diese halt nicht als arbeitslos erscheinen müssen. Was ihnen angesichts des Verfalls des Niveaus unserer Schulen ansonsten immer häufiger drohen würde.

Und dabei sind die Unis theoretisch der absolute Gipfel an Weisheit und Wissen in unserer Gesellschaft. Was sie freilich auch schon auf Professorenebene in den meisten Disziplinen längst nicht mehr sind. Sei es, weil die guten Absolventen anderswo mehr verdienen, sei es, weil einige Disziplinen durch eine totale geistige Verengung der Professorenschaft verkümmern (Zeitgeschichte, Politikwissenschaft, Verfassungsrecht).

Die Uni-Krise symbolisiert das Scheitern der rot-grünen Wunschdenkerei, die ja wirklich glaubt, man täte den Jungen etwas Gutes, wenn man möglichst alle möglichst ohne jeden Leistungsdruck möglichst gratis durch Schule, Matura und Uni schleust.

Dem ist auch Schwarz-Blau nur sehr zaghaft entgegengetreten: Durch die (an sich richtige) Entlassung der Unis in die Freiheit, wobei aber katastrophalerweise nie geklärt wurde, wie man die Leistungen und Qualität der nun freien Unis bewertet und dementsprechend mit Steuergeld honoriert; und durch die (an sich richtige) Einführung von Studiengebühren, die aber nicht als ein Lenkungsinstrument zur Begrenzung der – auch internationalen – Studentenströme begründet worden ist, sondern als eine über Nacht beschlossene Einsparungsmaßnahme. Den Unis jedoch das volle Recht zu geben, sich ihre Kunden qualitativ und quantitativ auszusuchen, an diese allerwichtigste Therapie hat man sich nie herangewagt.

Nun sind durch den rot-blau-grünen Schwachsinn der Vorwahltage 2008 auch noch die Studiengebühren als fast letztes Lenkungsinstrument wieder abgeschafft. Zugleich lässt die Wirtschaftskrise die Nachfrage nach jungen Mitarbeitern deutlich absinken. Daher strömen diese alle in die Wärmestube Universität.

Das passiert noch überproportional stärker bei deutschen Studenten; denn die dortigen Universitäten können dank des Numerus clausus den Andrang der arbeitslosen Jugendlichen locker abwehren – und die gehen dann alle nach Österreich.

Was tut die Regierung angesichts des universitären Kollaps? Johannes Hahn bleibt vorsichtig wie immer und redet lediglich von einer Wiedereinführung der Studiengebühren. Ausgerechnet für das Publizistik-Studium (das ohnedies nur das Niveau einer Volkshochschule erreicht) beantragen drei Universitäten nun Zugangsschranken. Und die SPÖ sagt halt - wie immer -, dass mehr Budgetgeld her muss.

Wirklich super das alles.

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