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Eines der vielen schweren Fouls dieses Wahlkampfs

Fast täglich berichtet der ORF über den Wahlkampf und die Aussagen des Peter Pilz. Der jetzt mit eigener Liste antretende Altgrüne wird von vielen privaten Fernseh- und sonstigen Plattformen sogar gleichberechtigt als Diskussionsteilnehmer eingeladen. Das ist eine einseitige Bevorzugung des Alt-Trotzkisten durch viele Journalisten, die mit ihm persönlich oder ideologisch sympathisieren. All jene Plattformen, die das tun und zugleich vorgeben, im Wahlkampf objektiv zu sein, handeln daher schwer verlogen.

Das bleibt auch dann eine einseitige Bevorzugung, wenn Pilz im Gegenteil ständig darüber klagt, er selbst würde benachteiligt. Diese Klagen dürfen aber wie viele Pilz-Äußerungen nicht ernst genommen werden. Sie sind rein taktisch motiviert, nur damit noch mehr über ihn berichtet wird.

Denn Tatsache ist:

  • Die Liste Pilz ist keine der derzeitigen Parlamentsfraktionen, sie ist auch beim letzten Mal nicht gewählt worden;
  • Die Liste Pilz hat die Kandidatur nur durch die Unterschriften von drei bisherigen Parlamentsabgeordneten erreicht, die das gegen den Willen jener (roten beziehungsweise grünen) Fraktion getan haben, die sie einst aufgestellt hat;
  • Aber auch die Liste des aus der FPÖ ausgeschiedenen Salzburgers Schnell ("Freie Liste Österreich") hat auf haargenau dem gleichen Weg die Möglichkeit einer Kandidatur erreicht (Seine drei Unterstützer kamen von FPÖ und Team Stronach).

Es gibt also keinen Unterschied zwischen den beiden. Dennoch wird Pilz ständig zitiert und darf an vielen Diskussionsrunden teilnehmen. Schnell und seine Liste werden hingegen so wie die anderen Listen, die nur nach mühsamer Unterschriftensammlung kandidieren durften, total totgeschwiegen. Die Schnell-Liste bekommt von angeblich objektiven Medien nicht einmal ein Zehntel der Berichterstattung von Pilz. Das ist eine grobe Ungleichbehandlung.

An dieser ändert auch die Tatsache nichts, dass Pilz bei Umfragen besser liegt als Schnell. Denn Pilz ist ja erst durch die beschriebene Hilfe seiner journalistischen Schlachtenbummler überhaupt erst in die Nähe jener Umfragewerte geraten, wo er Chancen auf einen Parlamentseinzug haben könnte.

Aber angenommen, man ignoriert das, und angenommen, man macht an Stelle der bisherigen Wahlergebnisse und an Stelle der Existenz einer eigenen Parlamentsfraktion die Umfragewerte zum Maßstab der medialen Berücksichtigung, und man will dabei möglichst gerecht vorgehen (was ja alle von sich behaupten): Auch dann ist das Verhalten der meisten Medien grob verzerrend und damit verlogen.

Denn dann ist es völlig ungerecht, dass jene drei Parteien, die bei Umfragen jeweils nur ganz knapp an der Vierprozenthürde liegen, genauso behandelt werden wie jene drei Parteien, die zwischen 20 und 35 Prozent liegen. Dann müsste man den größeren Parteien mindestens die vierfache Auftritts- und Redezeit der drei Kleinen geben.

Diese Ungleichbehandlung der antretenden Parteien ist daher ein journalistischer Skandal. Und ein weiterer Beweis, dass wir von Lügenmedien umgeben sind, die nicht berichten, sondern Politik machen wollen. Denn auch grobe Verzerrungen laufen auf eine Lüge hinaus und machen Wahlen tendenziell sogar inkorrekt. In Russland und der Türkei wird das von aller Welt kritisiert. In Österreich fällt sehr Ähnliches gar nicht auf.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Natürlich soll jedes private Medium frei sein, wie es zu den einzelnen Parteien steht und wie es diese berücksichtigt und bewertet. Der ORF hingegen ist gesetzlich zu Gleichbehandlung verpflichtet. Wäre zumindest dazu verpflichtet.

Und ebenso klar muss eben auch für die privatwirtschaftlichen Medien ausgesprochen werden, dass die behauptete Gleichbehandlung der Parteien eine schlichte Lüge ist.

PS: Weil wir schon bei den Kleinparteien sind: Es ist skurril, dass seit Wochen Pilz, die Grünen und die Neos bei allen Umfragen immer haarscharf an der Vier-Prozent-Grenze oder ganz knapp darüber zu liegen scheinen. Die Glaubwürdigkeit der Meinungsforscher tendiert damit wieder einmal gegen Null. Denn mit absoluter Sicherheit würden die Rohdaten des öfteren bei der einen oder anderen dieser drei Listen bloß einen Prognosewert von zwei oder drei Prozent ergeben. Das weiß jeder, der schon öfter mit solchen immer oszillierenden Prognosen zu tun hatte. Jedoch: Kein Institut traut sich das zu sagen. Weil es offenbar fürchtet, dann von der jeweiligen Kleinpartei wild beschimpft zu werden, viele Wähler vertrieben zu haben, die ihre Stimme nicht wegwerfen wollen, indem sie diese an eine gar nicht ins Parlament kommende Liste geben. Mag schon sein, dass Wähler tatsächlich so reagieren. Das zeigt aber nur, dass bei den Meinungsforschern nicht die unbeeinflussbare Wahrheitssuche regiert, sondern Opportunismus und Feigheit. Oder gar die unterschwellige Sympathie für die eine oder andere dieser drei Listen.

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