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Privilegieninsel Universität

Die Universitäten sind immer sehr lautstark, wenn sie nach mehr Geld rufen, und wenn sie als Neidgenossenschaft gegen die Gründung einer neuen hohen Schule kämpfen. Ganz schwach sind sie hingegen, wenn es darum geht, sparsam zu wirtschaften, die Interessen der sie finanzierenden Steuerzahler und gesetzliche Verpflichtungen zu beachten.

Bei diesen Themen rufen sie: "Halt, zurück! Autonomie!"

Die 2002 gekommene Universitätsautonomie ist an sich eine gute Sache. Es war immer problematisch, wenn Minister über Professoren-Ernennungen entscheiden konnten. Allerdings hat man bei Einführung der Autonomie auf das Wichtigste vergessen: auf Regeln, die den Geldfluss automatisch daran knüpfen, wie sehr eine Universität in Lehre und Forschung Leistungen bringt.

Solche Maßstäbe gibt es international längst. Sie messen etwa die Zahl der Publikationen und die Berufserfolge der Absolventen, also, ob nicht besonders oft Arbeitslose oder Taxifahrer produziert werden.

Die Hinweise sind zahlreich, dass einzelne Studienrichtungen genau das tun, wie etwa Politologie, Genderstudien, Literatur- und Theaterwissenschaft, Philosophie und Publizistik. Gewiss: Viele dieser Inhalte sind (bei guten Lehrern) hochinteressant. Nur darf man schon fragen: Woher nehmen die Universitäten ihren gesellschaftlichen Anspruch, dass wir mit wachsenden Steuerlasten und Schulden teure Studien einiger weniger, also deren Privatvergnügen ohne allgemeinen Mehrwert, finanzieren müssen?

Offenbar zum studentischen Vergnügen gehören auch linksradikale Umtriebe von Hochschüler-Funktionären. So hat sich der schwache Rektor der Uni Wien von diesen sogar verbieten lassen, dem langjährigen Dekan, bekannten Rechtshistoriker und dritten Nationalratspräsidenten Wilhelm Brauneder so wie allen bedeutenden Angehörigen eines Promotionsjahrgangs das "Goldene Doktordiplom" zu verleihen.

Eine andere Dunkelzone hat der Rechnungshof ans Licht gebracht: Es fehlt jede Regel, wann Professoren welche Nebenbeschäftigungen ausüben dürfen. Dabei kennt jeder Professoren, die nur gelegentlich an der Uni vorbeischauen, ihr Gehalt kassieren und vom Titel "Univ-Prof." profitieren, durch den sie ihre Honorar-Tarife in die Höhe treiben können. Vom Missbrauch der Assistenten für solche Nebenbeschäftigungen ganz zu schweigen. Dabei würden die Universitäten profitieren, würden ihnen Teile dieser Nebeneinkünfte als "Drittmittel" zufließen.

Aber wetten: Keine Partei wagt es, sich mit der artikulationsstarken und diesbezüglich zusammenhaltenden Professoren-Klasse anzulegen. Statt über eigene Fehler nachzudenken, können diese daher ständig noch mehr Geld verlangen und sich empören, wenn in Linz eine neue Technische Universität errichtet wird, weil die derzeitigen Unis nicht das produzieren, was Österreich eigentlich braucht.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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