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Der Papst gibt sich selbst ein gutes Beispiel

Das ist wirklich ein erfreuliches Zeichen der katholischen Kirche. Das sollte auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens Schule machen, wo die Kirche aktiv geworden ist.

Ohne dass hier der Ort für diffizile theologische Anmerkungen wäre, so scheint eindeutig: Das neue kirchliche Schreiben zum Themenbereich Familie, Sexualität und Ehe ist hervorragend gelungen.

  1. Es gelang, den hohen Stellenwert der Ehe aufrechtzuerhalten;
  2. für den Umgang mit homoesexuellen Menschen wird Respekt verlangt, aber jede Gleichstellung mit der Ehe abgelehnt;
  3. in allen Fällen, wie insbesondere denen der vielen wiederverheirateten Geschiedenen, wird die Notwendigkeit einer individuellen Bewertung betont, die nicht durch ein allgemeines Gesetz unmöglich gemacht werden soll;
  4. deren Exkommunikation wird zurückgenommen;
  5. es gibt erstmals positive Worte der Kirche für Leidenschaft und Erotik;
  6. noch überraschender sind massiv kritische Worte zum Zölibat (ohne aber, dass dieser abgebaut wird);
  7. und es kann, so eine zentrale Botschaft, keine ewige Verurteilung einzelner Menschen geben.

Die Kirche hat damit die unendliche Vielfalt individueller Situationen anerkannt. Und sie hat sich damit auf ihren Gründer zurückbesonnen: Wer ohne Fehler, der werfe den ersten Stein. Das ist gerade auch deshalb als öffentliche Botschaft angebracht, weil die letzten Jahre auch viele Verfehlungen von Priestern offenkundig gemacht haben.

Die katholische Kirche hat mit diesem Rundschreiben einen Riesenschritt weg vom Dogmatismus gemacht, in dem ein Kirchengesetzgeber kleinlich, beckmesserisch und kasuistisch alle möglichen menschlichen Verhaltensformen über einen Leisten zu schlagen versucht hat. Diese Botschaft wird bei den Menschen gut ankommen und könnte die Kirche aus ihrer jahrelangen Rückzugsposition herausbringen.

Um das wirklich zu erreichen, sollte die Kirche freilich ebenso auf anderen Gebieten das gleiche Prinzip anwenden. Vor allem auf solchen, wo sie keinerlei Kompetenz und Auftrag ihres Gründers vorweisen kann. Das sollte sie schon aus wohlverstandenem Pastoralinteresse tun. Sie sollte sich mit generellen Aussagen zurückzunehmen, sei es zu Wirtschaft (Marktwirtschaft sei „Mord“), sei es zur Völkerwanderung.

Gerade zu letztgenanntem Punkt wird es daher immer fragwürdiger und widersprüchlicher, was der offenbar bevorstehende Besuch des Papstes auf Lesbos soll:

  • Warum lässt er sich da blindlings vor den Karren der oft auch moralisch extrem bedenklich agierenden und anarchistischen Migrationsindustrie spannen?
  • Begreift er denn nicht, dass er mit diesem Besuch (ganz im Gegensatz zum Großteil der Gläubigen) die Position unterstützt, dass jeder, der will, nach Europa einwandern soll?
  • Begreift er denn nicht, wie sehr eine rapide Islamisierung Europas gerade den Christen schadet und sie bedroht?
  • Oder will er nur ein Zeichen setzen, dass man mit Kriegsopfern gut umgehen soll?

Letzteres wäre legitim. Aber dann wäre ein „Barmherzigkeits“-Besuch in den Flüchtlingslagern rund um Syrien – und IN Syrien – viel eher angebracht. Und eine weltweite Spendensammlung für diese Lager. Denn dort kann neunzehn Mal effizienter geholfen werden als in Europa. Außerdem: Nur dort leben die vielen wirklich armen Menschen, die sich die Dienste eines Schleppers nach Europa nicht leisten können.

 

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