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Graz: Die Feiglinge und die Hetzer

Nur wenige Stunden nach der blutigen Amokfahrt durch die Grazer Innenstadt mit drei Toten und über 30 Verletzten schließt der steirische Landespolizeidirektor Josef Klamminger in einer Pressekonferenz vor laufenden Kameras „Fanatismus“ als Tatmotiv dezidiert aus. Zu einem Zeitpunkt, als die Ermittlungen der Polizei nicht einmal richtig angelaufen, das Umfeld des Täters noch nicht durchleuchtet, keine Computerdaten und keine Telefongespräche ausgewertet und so gut wie keine Verhöre geführt worden sind.

Alle Mainstream-Medien, auch jene, die ansonsten jede Aussage der Polizei mindestens drei Mal überprüfen und kritisch hinterfragen, haben diese Feststellung völlig unkritisch übernommen und eins zu eins weiterverbreitet. Journalisten und Politiker waren der Polizei dankbar, dass sie die Situation richtig erkannt und richtig reagiert hat.

Keinem Journalisten und auch keinem Politiker kam es seltsam vor, dass die Polizei sofort nach der Tat ein ganz bestimmtes Tatmotiv ausschließen wollte und konnte. Viele Bürger merkten jedoch die Absicht und waren verstimmt.

Lediglich die Kronenzeitung scherte aus den dichtgeschlossenen Reihen der politisch-korrekten Meinungsmacher aus. In einem Bericht wurden die bosnischen Wurzeln des Täters erwähnt und ein religiöser oder terroristischer Hintergrund nicht von vorneherein ausgeschlossen.

FPÖ-Parteichef Heinz Christian Strache postet auf Facebook, in Anlehnung an die Kronenzeitung, dass ein religiöser Hintergrund nicht auszuschließen sei. Was für ein Frevel, was für ein schlimmes Verbrechen. Straches Posting löst zum Teil heftigere Reaktionen und größere Erschütterung aus als die brutale Bluttat in der Grazer Innenstadt.

Nicht etwa der 26-jährige Täter, nein, der FPÖ-Chef gefährdet die Illusion von der heimischen Multikulti-Idylle, weil er ein Motiv nicht ausschließen will. Sofort ergießt sich ein gewaltiger Shitstorm über Strache. Politiker, Journalisten und der politisch-korrekte Pöbel in den sozialen Medien geifert, hetzt und geißelt ihn als Rassisten, Hetzer, Nazi etc., weil er die von Politik und Medien ausgegebenen Sprach- und Denkregelungen bricht und etwas nicht ausschließt.

Wahrheit bzw. Wahrheitsfindung haben ausgedient, es geht vor allem darum, den Bürgern auch weiterhin eine heile Multikulti-Welt vorgaukeln zu können. Da scheinen sich alle politisch-korrekten Protagonisten einig zu sein. Hier stellt sich die Frage, was verantwortungsloser und widerlicher ist: Ohne Faktenbasis ein Tatmotiv aus politischen Gründen einfach auszuschließen, oder eben nicht.

Aber eine islamistisch motivierte Tat eines 26-jährigen Bosniers (mit österreichischem Pass), bei der unter anderem ein vierjähriges Kind ums Leben gekommen ist, kann sich die angeschlagene politisch-korrekte Elite in Politik und Medien samt Anhängerschaft und Günstlingen derzeit einfach nicht leisten. So was kann und darf nicht sein. Die Stimmung ist angesichts der rasant steigenden Arbeitslosigkeit und der Flüchtlingsströme ohnehin angespannt. Zwei Landtagswahlen haben SPÖ und ÖVP bereits verloren, zwei stehen unmittelbar bevor, eine davon ist die für SPÖ und Grüne so wichtige in Wien.

Ein Islamist, der unschuldige Menschen mit seinem SUV niedermäht, hätte die Stimmung endgültig zum Kippen bringen können, deshalb auch die vorschnelle Reaktion von Polizei und Politik. Wer Angst hat, macht Fehler. Deshalb auch die völlig überzogene und hysterische Reaktion auf das harmlose Strache-Posting.

Mit ihren Kommentaren und Hasspostings konnten die verunsicherten Politiker und ihre Anhängerschaft ihren Schock überwinden und ihre seit Jahrzehnten eingelernte Pose einnehmen: Sich empören, mit dem Finger auf andere zeigen und sich an den verhassten „Nazi“-Feinden moralisch emporranken. Das ist in einer solchen Situation wichtig für die Psychohygiene, weil es die Apologeten der politisch-korrekten Ideologie davon ablenkt, dass sie es unter gewissen Umständen selbst sein könnten, die mit ihrer Politik, ihren Utopien, ihrem Engagement und ihrer naiven Weltsicht für solche Taten mitverantwortlich sein könnten.

Deshalb hat man sich, bevor noch irgendwelche konkreten Ermittlungsergebnisse vorgelegen sind, darauf geeinigt: Der Täter ist einfach ein Irrer, ein Psychopath. Das ist die einfachste und bequemste Lösung. Die grausame Bluttat wird dadurch zu einer Art Naturereignis, Folge einer Krankheit, für die niemand etwas kann und wenn doch, dann die Gesellschaft, die fehlende Willkommenskultur, die ausländerfeindlichen Österreicher etc. Und schon ist die kleine politisch-korrekte Welt wieder in Ordnung. Opfer, Bösewichter und Helden, jeder hat wieder seinen ihm zugedachten und angestammten Platz.

Dabei ist der islamistische Hintergrund alles andere als an den Haaren herbeigezogen. IS-Führer und andere Islamisten haben bereits mehrmals ihre Gefolgschaft via Internet aufgefordert, in Europa, im Zentrum der Ungläubigen, genau solche Anschläge durchzuführen. Und einige sind diesen Aufforderungen bereits gefolgt. In Frankreich hat es im Dezember vergangenen Jahres zwei solcher Autoanschläge gegeben, einen in Dijon und einen in Nantes. In Israel muss man mit dieser Art des Terrors schon länger leben.

Wie auch immer, es geht nicht um irgendwelche wirren Theorien und Unterstellungen, es geht darum, dass tatsächlich in alle Richtungen ermittelt und nichts von vornherein ausgeschlossen wird. Doch das ist ganz offensichtlich nicht der Fall. Die brutale Tat, die Toten und die vielen Verletzen und die tatsächlichen Hintergründe interessieren Politik und Medien kaum. Was die politisch-korrekten Akteure wirklich interessiert, sind die politischen Konsequenzen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer solchen Bluttat. Wie viele Prozentpunkte ein terroristischer Akt der eigenen Partei bei der nächsten Wahl kosten wird, wie sehr die FPÖ davon profitieren wird, wie man die Tat doch noch für seine eigenen Zwecke umdeuten und instrumentalisieren kann, wie man die Schuld und die Verantwortung dem politischen Gegner anhängen kann etc. Es geht nicht um die Opfer, es geht nicht um Prävention, es geht um Machterhalt, politische Strategien, um Selbstbetrug und einen ruhigen Schlaf.

Wer bei diesem feigen und widerlichen Spiel nicht mitmacht, an dem entladen sich der Frust und der Selbsthass der politisch-korrekten Lemminge und Angsthasen.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Kürzlich sind seine neuen Bücher „Die Feinde der Freiheit“ und „Das Phänomen Conchita Wurst: Ein Hype und seine politischen Dimensionen“ erschienen.

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