Wer die Mär von der Frau als Opfer weitererzählt, ist kein Feminist

Autor: Christian Klepej

Nicht Messer, sondern Menschen töten

Autor: Andreas Tögel

Und wieder eine Print-Zeitung weniger ...

Autor: Günter Frühwirth

Die europäische Systemtransformation

Autor: Josef Stargl

Freiheit stirbt oft scheibchenweise

Autor: Elisabeth Weiß

Über alte und neue Rattenfänger

Autor: Leo Dorner

Gendern: Ideologie und Gehirnwäsche

Autor: Heinrich Benz

Warum die Österreicher wie Idioten dastehen

Autor: Gerhard Kirchner

Leerstandsabgabe – die schwarze Vermögenssteuer?

Autor: Wilfried Grießer

Das blödeste Wort der Menschheit

Autor: Willi Sauberer

Alle Gastkommentare

Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (10 Euro pro Monat) ist jederzeit beendbar und endet extrem flexibel einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Zwischen Lügenpresse und Fake News

Folgender Text ist in meinem soeben erschienenen  Buch "Zwischen Lügenpresse und Fake News" enthalten. Er zählt viele aktuelle Beispiele sowohl für das eine wie auch das andere auf. Die restlichen Passagen des Buches können allerdings nicht in diesem Tagebuch veröffentlicht werden. Das Buch ist in Buchhandlungen und auf amazon.at erhältlich. Abonnenten können es gratis zugesandt erhalten (einfache Mitteilung - samt Postadresse! - unter "Kontakt").

Medien gelten zu Recht als „vierte Gewalt“. Sie sind zwar kaum in Verfassungen verankert. Aber es kann keine Demokratie, keinen Rechtsstaat ohne pluralistische und freie Medien geben. Sie sind in solchen Staaten absolut unverzichtbar – wenn auch für die Politik meist unangenehm. In Diktaturen, oligarchischen und autoritären Systemen sind sie hingegen Staatsfeind Nummer eins.

Die Freiheit der Medien ist der beste Indikator, um einen Staat zwischen den beiden Polen – demokratischer Rechtsstaat hier, Diktatur dort – einzuordnen.

Die Bedeutung der Medien in Demokratien ist eine vielfache. Insbesondere:

  • als unabhängige Kontrolle und Kritik der ja meist miteinander verwobenen anderen Gewalten,
  • als Plattform für den vielfältigen und von ganz unterschiedlichen Meinungen geprägten öffentlichen Diskurs,
  • als wichtigste Informationsquelle mündiger und dann ja bei den Wahlen entscheidender Bürger über Vorgänge in der Gesellschaft,
  • als Mittel der Information der Regierenden über die öffentliche Stimmung,
  • als wichtige Säule für Bildung und Wissenschaft.

Sowohl Politik wie auch Medien selbst verfallen dabei freilich oft in den Fehler, die in den traditionellen Medien veröffentlichte Meinung mit der öffentlichen Meinung der Bürger zu verwechseln. Noch selten sind diese beiden jedoch so weit auseinandergeklafft wie heute.

In den letzten Jahren ist weltweit in der demokratischen Welt die Kontroverse rund um die diversen Formen der Medien immer intensiver geworden. Neben unvermeidbaren Fehlern und Irrtümern geht es dabei um einen eskalierenden Kampf zwischen traditionellen Medien (wie Print, TV, Radio, Film) und neuen Medien (Facebook, Twitter, Blogs).

In dieser Auseinandersetzung werden mit immer intensiverer Heftigkeit Kampfvokabel wie „Lügenpresse“ oder „Systempresse“ in die eine Richtung und „postfaktisch“ bzw. "Fake News" in die andere ausgetauscht.

Dieser Kampf geht über die übliche Rivalität zwischen Medien weit hinaus. Denn die traditionellen Medien, insbesondere Print, erkennen einerseits in den neuen Medien eine lebensbedrohliche Herausforderung. Denn die neuen Medien sind die weitaus substantiellste Änderung der Medienlandschaft seit Jahrhunderten.

Überdies fällt es sehr schwer, die Quantität und Qualität von Lüge, Unwahrheit, Manipulation, Propaganda in alten und neuen Medien zu vergleichen und zu bewerten, wo es übler zugeht. Es passiert da wie dort viel Schlimmes – was aber nichts an der fundamentalen Wichtigkeit beider Medienbereiche ändert.

 

Der gezielte Einsatz von Unwahrheit, Beschimpfungen, Propaganda und Erfindungen, die mit den jeweils aktuellen Medien verbreitet werden, ist historisch seit der Antike nachgewiesen. Es ist daher falsch, darin etwas qualitativ Neues zu sehen.

Einige demonstrative Beispiele:

  1. Die der religiösen Propaganda (und Geschäftemacherei) dienende Erfindung religiöser Reliquien (siehe etwa die unzähligen, einst weltweit verkauften Partikel des Heiligen Kreuzes).
  2. Das sogenannte „Privilegium Maius“ (die Fälschung aus der Kanzlei des Habsburgers Rudolf IV. aus 1358 sollte Österreich den Kurfürstentümern gleichstellen).
  3. Die in den „Letzten Tagen der Menschheit“ von Karl Kraus aufgespießte und oft groteske österreichische Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg (der die anderen Kriegsparteien nicht nachstanden).
  4. Der angebliche Angriff Polens auf den deutschen Sender Gleiwitz, mit dem Hitler seinen Angriffskrieg zu rechtfertigen versucht hat.
  5. Die nachträglich gestellten Bilder sowjetischer (Brandenburger Tor) und amerikanischer Eroberungen (Iwo Jima) am Ende jenes Krieges.
  6. Die lange nachher auf Tonträgern aufgenommene Weihnachtsansprache Leopold Figls 1945 (die letzten beiden sind gewiss harmlose Beispiele).

Historisch hatten neue politische oder geistige Bewegungen sehr oft auch deshalb Erfolge, weil sie sich mit besonderem Geschick neuer Medien bedient – oder einen neuen Umgang mit schon vorhandenen Medien entwickelt haben.

Wieder nur in Stichworten (daher natürlich vereinfachend):

  1. Die Reformation: Buchdruck und Kirchenmusik.
  2. Die Gegenreformation: Jesuitentheater und gezielte Übernahme von Musik und Buchdruck aus dem „Waffenarsenal“ der Reformation.
  3. Aufklärung: Universitäten.
  4. Liberalismus: Zeitungen. „Pressfreiheit“ (also Meinungs- und Medienfreiheit) war 1848 die zentrale Forderung beim Ruf nach einer Verfassung.
  5. Entwicklung der Nationalstaaten: Romantische National-Literatur sowie Verschriftlichung von bis dahin zum Teil nur gesprochenen (beispielsweise slawischen) Sprachen.
  6. Sozialdemokratie: Arbeiterbildungsvereine.
  7. Christlichsoziale Reform: (Fast) der gesamte kirchliche Apparat.
  8. Kommunismus: Propagandistischer Einsatz des Stummfilms.
  9. Nationalsozialismus: Propagandistischer Einsatz des Tonfilms und Radios.
  10. John F. Kennedy: (auch physisch) überlegene Vorbereitung und Performance bei den ersten TV-Duellen.
  11. Bruno Kreisky: Fernsehen und komplett neuer Umgang mit Printmedien. (Während Josef Klaus sich noch hermetisch abriegelte, war Kreisky fest zu jeder Tages- und Nachtzeit auch für unbekannte Journalisten erreichbar.)
  12. Islamistischer Radikalismus: Alle Formen elektronischer Kommunikation.
  13. Grüne: Anfangs Umfunktionierung der Universitäten; später „Shitstorms“ insbesondere in Twitter (die von den traditionellen Medien damals noch laut beklatscht worden sind, solange es bei diesen „Shitstorms“ noch ein grünes Übergewicht gegeben hat).
  14. Neos: Twitter und sonstige neuen Medien verhalfen ihnen auch ohne Strukturen zu einem starken Start.
  15. „Rechtspopulismus“: Vor allem Facebook und andere neue Medien.

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung