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Weihnachten von Hongkong bis zu den Schwulen

Die Lage des Christentums in der Welt ergibt in diesen Tagen, da der Geburt seines Gründers gedacht wird, ein durchaus gemischtes Bild. Auf diesem Bild macht etliches betrübt, tief betrübt. Zugleich ist aber gerade zu jenem Bereich, der die katholische Kirche zuletzt sehr kontrovers in die Schlagzeilen gebracht hat, diese energisch zu verteidigen.

Dieser Bereich sind jene Reaktionen, die das neue päpstliche Dokument zu Segnungen für Homosexuelle ausgelöst hat. Es hat sehr konservative Christen zur Weißglut gebracht. Es ist umgekehrt von Schwulen und Linken als großer Durchbruch auf dem Weg zur von ihnen angestrebten Gleichwertigkeit homosexueller Beziehungen mit der Ehe bejubelt worden.

Nichts davon ist berechtigt. Fast muss man das Dokument wirklich weise nennen. Denn es hält ausdrücklich in mehrfacher Hinsicht fest, dass es um die Segnung von Menschen geht und nicht um die Segnung einer wie immer gearteten Beziehung; dass eine Segnung absolut nichts mit dem kirchlichen Ehe-Sakrament zu tun hat; dass es liturgisch nach den Empfehlungen des Papstes nicht einmal in die Nähe einer kirchlichen oder standesamtlichen Eheschließung gebracht werden darf.

Wäre es kirchliche Lehre, dass nur jene Menschen gesegnet werden dürfen, die ganz nach dieser Lehre, ganz nach dem Katechismus leben, dann müssten sich allsonntägig die Kirchen rapide leeren, bevor die Menschen den Segen am Ende jener Messe erhalten. Die Kirche ist immer für die Sünder da gewesen. Daher ist die Segnung auch für Homosexuelle absolut nichts Neues.

Der schwule Jubel über das päpstliche Dokument ist umso weniger angebracht, als sein Inhalt ja auch ganz der homosexualitätskritischen kirchlichen Tradition entspricht.

Die Tradition der christlichen Segnung ist aus einem ganz anderen Grund immer wieder skeptisch gesehen worden: Denn die Kirche hat im Grund immer alle und alles gesegnet. Sie segnet auch Verbrecher in Gefängnissen. Sie segnet auch nicht nur Menschen. Man denke etwa an Pferdesegnungen (im Volksmund fälschlicherweise Pferdeweihen genannt). Man denke an die Segnungen von Fleisch, wie es zu Ostern in unseren Breiten uralte Tradition ist. Man denke daran, wie – zumindest bisweilen – in Kriegen Waffen gesegnet worden sind. Und das noch dazu auf beiden Seiten …

Nein, Segnungen sind für die Kirche alles andere als Absolutionen. Sie sind gleichsam "gute Wünsche" in die Sprache des Christlichen übersetzt.

Das päpstliche Dekret ist sogar das absolute Gegenteil dessen, was Linke und Schwulen-Lobbys betonen: Es zieht in mehreren Punkten nämlich ausdrücklich Unterscheidungsgrenzen zwischen der Segnung auch von homosexuellen Menschen gegenüber dem Sakrament einer Ehe, die nur zwischen Mann und Frau möglich ist und bleibt. Der Papst zieht sogar eine Mauer gegen jene Praktiken, die mancherorts eingerissen sind, um den Eindruck schwuler Hochzeiten zu erwecken. Es ist daher nur absurd, wenn ihn manche jetzt deswegen als Antichristen bezeichnen.

Noch in ganz anderem Zusammenhang ist der römischen Kirche, ist dem Papst Respekt zu zollen. Im Vatikan ist ganz ohne klerikale Vertuschungsversuche einem hochrangigen Kardinal der Prozess gemacht worden, der offensichtlich in enger Verbindung mit der italienischen Mafia sehr irdische, sehr schmutzige "Geschäfte" gemacht hat. Seine Verurteilung zu einer mehrjährigen Strafe ist ein Signal, dass sich die Kirche dessen bewusst (geworden?) ist, dass auch die Priesterweihe nicht vor schweren Verfehlungen schützt, dass eine saubere Aufarbeitung immer besser ist als ein Zudecken, wie es zweifellos immer wieder passiert ist.

Freilich muss ebenso klar sein, dass unter jenen, die behaupten, Opfer von Missbrauch durch geweihte Menschen geworden zu sein, auch manche üblen Schwindler sind, die etwa auf billige Geldentschädigungen aus sind; oder psychisch Kranke, die Phantasie mit Realität verwechseln; oder die gar – wie jener nun verurteilte Kardinal – durch Ausstreuen solcher Anwürfe gegen einen anderen Kardinal jene ausschalten wollen, die ihnen auf die üblen Schliche gekommen  sind.

Das heißt aber nicht, dass derselbe Papst, dem da doppelt Respekt zu zollen ist, nicht immer wieder, nicht auch in allerletzter Zeit Christen Anlass zu betrübtem Kopfschütteln gegeben hätte.

Das tut etwa seine große Schweigsamkeit gegenüber den immer intensiver werdenden antichristlichen Attacken durch muslimische Migranten insbesondere in Europa, nachdem die Abschlachtungen von Christen vor allem im "Islamischen Staat" des Nahen Ostens begonnen haben. Kirchen oder Krippen werden gezielt Attacken islamistischen Hasses auf alles Europäische. Die Moslems setzen die Europäer mit den Christen gleich, ohne zu beachten, dass die meisten Europäer längst keine Christen, geschweige denn aktiv ihren Glauben ausübende Menschen sind. Jenseits aller Säkularisierung sind für einen Großteil der Moslems noch immer "die" Christen neben "den" Juden das böse Andere. Christen und Juden sind für schriftgläubige Moslems nach den diesbezüglich sehr expliziten Anordnungen des Koran zu bekämpfen.

Das alles hat der südamerikanisch geprägte Papst nicht wirklich begriffen. Deswegen ist es durchaus logisch, dass sich viele europäische Christen angesichts dieser Bedrohung von ihrem Oberhirten im Stich gelassen fühlen. Das tun noch mehr seine Appelle zur Aufnahme von noch mehr "Flüchtlingen", von denen eben viele den Christenhass des Koran nach Europa gebracht haben und bringen.

Im Stich gelassen fühlen sich vom Papst wohl auch die Katholiken in China. Der Vatikan möchte sich mit dem mächtigen Regime irgendwie arrangieren, er möchte irgendwie auskommen mit der heutigen chinesischen Führung, obwohl diese fast so wie die Moslems in den Christen die Todfeinde sieht. Eigentlich dürfte die Kirche, dürfte der Papst nicht zögern, die Wahrheit über chinesische Christenverfolgungen laut auszusprechen. Eigentlich sollte er etwa gerade jetzt jenen christlichen Verleger aus Hongkong als einen lebenden Heiligen preisen, dem derzeit von den Machthabern der Schauprozess gemacht wird. Hat dieser doch immer wieder Meinungs- und Religionsfreiheit wagemutig verteidigt.

Er müsste auch – um noch einmal am ersten Thema anzustreifen – seinen evangelischen Brüdern deutlich sagen, dass etwa Dinge wie "queere", also schwule "Krippenspiele" in einer Berliner Kirche den Weg zu christlicher Gemeinschaft, zur so oft beschworenen Ökumene nicht gerade einfacher machen.

Aber freilich: Gerade dieser Papst hat mit den Deutschen auch in der eigenen Kirche seine liebe Not. Im einstigen Land der Dichter und Denker hat man den von ihm etwas leichtfertig und undurchdacht losgetretenen "synodalen Weg" als Freibrief für alle aufgefasst, sich eine jeweils eigene Kirche zu basteln. Daher wird es für ihn – oder wahrscheinlich seinen Nachfolger – schwer werden, all die Vögel wieder einzufangen, die jetzt in beliebige Richtungen davongeflattert sind. Ut unum sint, damit sie wieder eins werden.

In so schwierigen Stunden ist es vielleicht gar nicht das Dümmste, jedenfalls Beruhigendste, sich einmal nostalgisch auch in den süßen Kitsch fallen zu lassen, der Weihnachten nun einmal umgibt. Es gibt wahrlich Schlimmeres auf der Welt.

Jedenfalls sei allen – alljährlich immer mehr werdenden – Abonnenten und Lesern des Tagebuchs alles Gute zu Weihnachten gewünscht. Also in der Sprache der Christen: Gesegnete Weihnachten!

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