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Der heilsame Corona-Krisenschock

Noch nie waren die Informationen aus der Gemengelage von Corona und Wirtschaft so verwirrend. Haben doch die ersten Corona-Wellen weltweit noch den schwersten Wirtschaftseinbruch der Nachkriegszeit gebracht (in Österreich mit einem Minus von 6,6 Prozent im Jahr 2020). Heute hingegen boomt die Wirtschaft mit wenigen Ausnahmen wie Luftfahrt und Städtetourismus. Die Prognosen der Ökonomen erwarten für 2022 ein Plus von saftigen 5 Prozent. Wie kann das sein? Sehen doch zugleich die Epidemiologen rekordhohe Corona-Wellen, ja geradezu Wände, die alles Bisherige als kleine Haufen in der Kindersandkiste erscheinen lassen.

Das ist eine der vielen Paradoxien dieser Zeit, die oberflächlich unerklärlich bleiben. Sie wird auch nicht allein durch die Tatsache aufgeklärt, dass die derzeitigen Mutationen harmloser sein dürften. Und auch nicht durch die Erfahrung, dass Wirtschaftsprognosen oft daneben liegen, dass immer wieder unvorhersehbare Faktoren die Ökonomen-Erwartungen über den Haufen werfen, wie etwa eine plötzliche Knappheit an Chips oder ein Krieg oder eine Blockade des Suezkanals.

Hinter dieser Paradoxie verbirgt sich vielmehr noch ein ganz anderes Phänomen, dessen wir uns aber kaum bewusst sind: Das ist die Flexibilität der Wirtschaft, das ist die Anpassungsfähigkeit der Menschen. Was übrigens mehr oder weniger dasselbe ist, denn nur in den wirklichkeitsfernen Lehrbüchern der Marxisten wird eine totale Trennung zwischen Wirtschaft und Menschen gezogen (die dann oft zu einem totalitären Kampf gegen die Wirtschaft wird und damit automatisch die Menschen trifft).

Diese durch den Krisenschock ausgelöste Flexibilität zeigt sich an unendlich vielen Details. So haben in der Krise früher Internet-skeptische Konsumenten und Unternehmer die vielen Vorteile des Netzes entdeckt, die auch in Nach-Lockdown-Zeiten genutzt werden. So wird das Home-Office-Arbeiten im Gegensatz zur ersten Krisenpanik zwar nur noch dort verordnet, wo es keine Effizienzreduktion auslöst. Home-Office ist aber dort erstaunlich oft dauerhaft geblieben, wo es in Summe vorteilhafter ist: weil zeitraubende Verkehrswege wegfallen; weil es sich bei jenen, die einen eigenen Arbeitsraum haben, als familienfreundlicher erweist; weil Unternehmen dauerhaft die Büro-Flächen reduzieren können; weil die elektronische Infrastruktur rascher ausgebaut wird und nicht mehr von den an die heutigen Impfgegner erinnernden Handymast-Hassern verhindert wird.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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