Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (10 Euro pro Monat) ist jederzeit beendbar und endet extrem flexibel einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Wenn die Kuh davonläuft

Wenn man die Kuh nicht ordentlich behandelt, wird sie wenig Milch geben. Und wenn man es gar zu wild treibt, dann wird sie beim nächsten Weidegang versuchen, ganz auszubüchsen. Eine alte Weisheit, die auf die Wirtschaft genauso zutrifft – die aber offensichtlich in vielen Ländern noch immer nicht begriffen wird.

Dabei wird die Mobilität von Unternehmen immer größer, wo auch immer sie zu sehr unter Druck kommen. Durch Steuern, durch hohe Löhne, durch würgende Regulierung, durch Standortnachteile. Das merkt man bei Kleinen wie bei Großen.

Bei den Kleinen war es etwa die Abwanderung der Solarpaneel-Produktion nach China. Die ist besonders grotesk, weil die europäische Klimapolitik deren Absatz hoch subventioniert. Das heißt: Europas Stromkonsumenten blechen nicht fürs Klima, sondern für China.

Bei den Großen wird das durch spektakuläre Entwicklungen bei gleich drei Superschwergewichten der Automobilbranche deutlich.

Bei Volkswagen werden erstmals – wenn auch noch nicht offizielle – Pläne bekannt, 30.000 Arbeitsplätze abzubauen, und das vor allem im Zentralwerk in Wolfsburg. Wenn man gleichzeitig weiß, dass VW seit Jahren schon in China viele Arbeitsplätze für die Produktion von E-Autos geschaffen hat, und wenn man sieht, dass VW in Deutschland und der EU der lauteste Unterstützer eines Umstiegszwanges Richtung E-Autos ist, dann ist der Zusammenhang klar. Neuerlich finanziert der europäische Steuerzahler der Klimapolitik wegen den Abbau der hiesigen Wertschöpfung und die wirtschaftliche Entwicklung in China.

Beim Abgang von MAN aus Steyr – das ebenfalls zu VW gehört – nach Osteuropa sind die zu hohen Arbeitskosten in Österreich die Ursache. Aber da bleibt die Wertschöpfung wenigstens (noch?) in der EU, und man sieht keine direkte Subventionierung der Abwanderung. Auch schon was.

Auch bei Opel spielt sich Ähnliches ab. Opel gehört ja seit einiger Zeit zum französisch dominierten Stellantis-Konzern. Und der hat schon Tausende Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut und in andere Länder transferiert. Stellantis tut das zum ohnmächtigen Zorn der (an dieser Entwicklung alles andere als unschuldigen) Gewerkschaften ständig weiter. Opel ist inzwischen lediglich eine Vertriebsmarke für Stellantis. Und die Produktion in Deutschland viel zu teuer.

Das dritte Superschwergewicht ist Tesla. Der Stromautoproduzent, der neuerdings sogar angesichts der vielfältigen Förderungen Gewinne meldet, verlegt aus Kostengründen sogar den Hauptsitz der Firma. Und zwar innerhalb des eigenen Landes: von Kalifornien nach Texas. Also von einem Hochsteuer- in einen Niedrigsteuer-Bundesstaat. Besonder wichtig scheint dabei der Wunsch der Mitarbeiter gewesen zu sein: Die Wohn- und Lebenskosten im Silicon Valley sind ihnen einfach zu hoch geworden.

Wir sehen, wie beweglich die Wirtschaft (geworden?) ist, wie sehr man um Unternehmen buhlen muss, wie dumm es ist, sie unter Druck zu setzen, wenn man sich als Land, als Region nicht selbst schaden will.

Bis wann das alle begriffen haben?

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)
Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung