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Die sicherheitspolitischen Konsequenzen des Afghanistan-Debakels

Den Taliban hat sich eine Armee von 300.000 afghanische Soldaten ergeben, die nach den Vorstellungen des Westens für die Freiheit des Landes kämpfen sollte. Mit dem kampflosen Sieg sind den neuen Machthabern US-militärisches Gerät im Wert von 80 Milliarden Dollar, also eines knappen österreichischen Bundesbudgets, in die Hände gefallen. Darunter befinden sich nicht nur Pistolen und Gewehre, sondern auch Artillerie, gepanzerte Fahrzeuge sowie Kampfhubschrauber – abzüglich jener, die Deserteure in die nördlichen Nachbarländer mitgenommen haben. Vor 20 Jahren, als die NATO ihre Afghanistan-Mission begann, waren die Taliban schwach bewaffnet. Heute sind sie Dank den USA bis an die Zähne bewaffnet. Dennoch spricht Präsident Biden von einer erfolgreichen Mission. Was bedeutet dies für die Region und darüber hinaus?

Regional kann man davon ausgehen, dass es zu einer Kräfteverschiebung kommen wird. In gewisser Weise haben die USA und ihre Verbündeten in Afghanistan 20 Jahre hindurch Stabilität auch für ihre Konkurrenten China und Russland geschaffen. Dass man diesen Ländern das Leben mit dem Abzug und dem Sieg der Taliban nun schwerer macht, mag in Washington für eine gewisse Befriedigung nach dem Verlust der Ehre am Hindukusch sorgen.

Wahrscheinlich werden sich die nördlichen Nachbarn angesichts eines erstarkten Afghanistans nun näher an Russland anbinden. Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan werden vermehrt um Unterstützung in Moskau anklopfen, um eine afghanische Welle zu verhindern. Der Iran wird weiter sein eigenes Spiel spielen, und die Atommacht Pakistan, deren Geheimdienst schon bisher die Taliban unterstützt haben soll, wird wohl für Kopfzerbrechen sorgen.

International wird es einen Angebotsüberschuss auf dem Schwarzmarkt für amerikanische Waffen geben. Für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte können die Taliban mit dem internationalen Terrorismus unter der Tuchent Geschäfte machen und diesen mit Gerät versorgen. Derweil wird der Westen nach Abzug von Zehntausenden Afghanen der Oberschicht – insbesondere Beamte und Lehrer – Geld aus dem Titel der Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen. Ein Staat in einem modernen Sinn wird dort für einige Zeit ja nicht zu machen sein.

Die westlichen Staaten und ihre Bürger müssen also in den nächsten Jahren damit rechnen, dass Terroristen mit modernen amerikanischen Waffen ausgestattet sind.

Ein Teil dieser Waffen, und insbesondere ein Teil der amerikanischen Kampfhubschrauber, die für die afghanische Armee und ihren Kampf gegen die Taliban bestimmt waren, dürften sich auf dem Flughafen von Kabul befinden. Die verbliebenen US-Soldaten täten nun gut daran, dieses Gerät nach Hause mitzunehmen, um den Schaden ein wenig zu verkleinern.

Lange sollten sie sich damit aber nicht Zeit lassen. Die Taliban sind sicher schon dabei, amerikanische Artillerie aus dem ganzen Land nach Kabul zu schaffen, um die US-Armee daran zu hindern, Waffen und Hubschrauber der afghanischen Armee funktionsunfähig zu machen oder gar abzutransportieren. Um die Gefahr amerikanischer Gegenangriffe zu reduzieren, bieten sich beispielsweise die Innenhöfe von Spitälern als Aufstellungsorte für Granatwerfer an. Sobald die Taliban den Flughafen unter Steilfeuerbeschuss nehmen können, könnte sich Kabul als Dien Bien Phu der Amerikaner erweisen. Die nächsten Tage könnten – im Schatten der zivilen Evakuierungsmaßnahmen – für den weiteren Lauf der Weltgeschichte ziemlich entscheidend werden.

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