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Trauriges Schicksal der „Presse“

Auch wenn ich mich bisher als "Ehemaliger" über die Entwicklung der "Presse" – obwohl oft darauf angesprochen – zu schweigen bemüht habe, so veranlassen mich die jüngsten Vorgänge in der ehemals bürgerlich-liberalen Zeitung nach 15 Jahren dieses Schweigen zu brechen. Denn der Linksruck der "Presse" hat einen absoluten Höhepunkt erreicht, was eindeutig auch eine nationale Katastrophe ist. Bei der Zeitung hat nun endgültig eine geschlossen agierende linke Redakteursgruppe die interne Macht übernommen, die absolut nichts mehr mit den liberalkonservativen Werten zu tun hat und haben will, für die die Zeitung einst gestanden ist (mit nachträglicher Ergänzung).

Diese Gruppe hat soeben einen weiteren renommierten konservativen Journalisten und Kolumnisten aus der Zeitung intrigiert. Nach Martin Leidenfrost (vor nicht einmal zwei Jahren) ist nun Karl-Peter Schwarz das Opfer. Er hat in den letzten Jahren dort wöchentlich einen fixen Kommentar geschrieben. Schwarz ist selbst jahrelang Redakteur der "Presse", zum Schluss auch ihr stellvertretender Chefredakteur gewesen, bevor er dann der führende Mitteleuropa-Korrespondent der FAZ geworden ist. Er war davor auch ORF-Korrespondent in Rom und Prag gewesen. Er war vor allem einer der klügsten und welterfahrensten Journalisten, den die "Presse" je hatte. Und ist zweifellos auch weiterhin ein solcher.

Der jetzige "Anlass": Schwarz hat der Redaktion seine wöchentliche Kolumne abgeliefert, deren Annahme jedoch diesmal verweigert worden ist. Worauf Schwarz postwendend seinen Verzicht auf jede weitere Mitarbeit in der "Presse" verkündet hat. Mit der klaren Begründung: "Damit ich morgen früh noch in den Spiegel schauen kann." Er veröffentlichte den Text im Internet.

Das ist ein Text, bei dem ich wie fast immer bei ihm jede Zeile unterschreiben könnte. Sein Tenor: Schwarz sieht absolut keinen Grund wegen der Ermordung des Schwarzamerikaners Floyd in die Knie zu gehen. Denn: "Auf Knien betet man zu Gott für die Seelen der Toten." Und: "Eine Kollektivschuld gibt es weder rechtlich noch moralisch. Dennoch werden ,die Weißen‘ kollektiv des Rassismus und seiner Verbrechen bezichtigt."

Leidenfrost wiederum war gefeuert worden, weil er sich in einem – persönlichen! – Kommentar gegen die "Ehe für alle" gewandt hatte. In die Reihe der Abwendung der "Presse" von der bürgerlich-liberalkonservativen Linie zählt zweifellos auch die Tatsache, dass man – vorsichtig ausgedrückt – etlichen anderen, die für diese Linie gestanden waren, den Abschied nicht gerade schwer gemacht hat. Dazu zählten insbesondere Andreas Schwarz (nicht verwandt), Michael Prüller, Franz Schellhorn und Martina Salomon (letztere ist heute Chefredakteurin des "Kurier", wo ihr Vertrag nach den ersten erfolgreichen eineinhalb Jahren gerade wieder verlängert worden ist, nachdem die Zeitung davor unter den – noch von einem Christian Konrad installierten – Chefredakteuren Peter Rabl und Helmut Brandstätter steil bergab geglitten war).

Unter den nach meiner Zeit nachgekommenen Redakteuren gibt es nur noch einen einzigen, dem ich die Adjektiva bürgerlich-liberalkonservativ geben würde. Aber ich nenne natürlich nicht seinen Namen, um ihm nicht zu schaden.

Diese Entwicklung schmerzt mich natürlich persönlich, nachdem ich immerhin 31 Jahre bei der Zeitung gearbeitet habe, davon neun Jahre als Chefredakteur. Das waren nachweislich die erfolgreichsten Jahre der "Presse" gewesen:

  • Ich hatte die Chefredaktion bei einem Mediaanalyse-Marktanteil von 3,9 Prozent übernommen; und in meinen letzten Jahren hatte die Zeitung immer über 5 Prozent (auch wenn die letzten eineinhalb Jahre durch den Gegenwind des damals an die Macht gekommenen Eigentümer-Vertreters Horst Pirker, der mich dann auch gekillt hat, vorsichtig ausgedrückt schon sehr mühsam geworden waren; hat doch Pirker mir gegenüber mehrfach kritisiert, dass die "Presse" nicht links genug ist; der Mann ist heute übrigens – sehr passend – Eigentümer der Illustrierten "News", jenes Printprodukts, das überhaupt den steilsten Abstieg irgendeines österreichischen Mediums genommen hat. 1995: 19,7% Leser, zuletzt: 3,3%). Tatsache ist, dass die "Presse" weder davor noch danach auch nur in die Nähe eines Mediaanalyse-Werts von 5 Prozent gekommen ist.
  • Eine genauso wichtige, wenn auch interne Erfolgszahl: In meiner Chefredaktionszeit gelang es erstmals seit 1918 nach vielen defizitären Jahrzehnten, die "Presse" bis zu meinem Abschied in die schwarzen Zahlen zu führen. Ursache dafür waren die guten Leserzahlen, aber sicherlich genauso eine exzellente Geschäftsführung (Julius Kainz, Franz Ivan und dann Peter Umundum). Dies schafften wir aus eigener Kraft, trotz der damals in absoluten wie relativen Zahlen viel, viel niedrigeren gesetzlichen Presseförderung und trotz des völligen Fehlens politisch gesteuerter Gefälligkeitsinserate aus dem Wiener Rathaus beziehungsweise dem Bund.

Die heutige politische Entwicklung der "Presse" ist aber auch für Österreich eine Katastrophe. Denn dem "Standard" als gut gemachter linksliberaler Qualitätszeitung steht jetzt kein liberalkonservatives Produkt mehr gegenüber, das die mediale Debatte einigermaßen im Gleichgewicht halten könnte.

Auch ansonsten ist die Medienlandschaft ernüchternd. Außer dem "Kurier" und "Servus TV" bewegt sich praktisch alles deutlich links der Mitte. Selbst die früher FPÖ-nahe Krone hat geglaubt, als Reaktion auf Ibiza nach links marschieren zu müssen. Über die geradezu totalitäre Rotgrün-Durchfärbung des ORF sei hier kein Wort verloren (dieses Thema wird ohnedies täglich auf www.orf-watch.at aufgearbeitet). Und Puls 4 glaubt, in seinen politischen Sendungen allen Ernstes, den ORF links überholen zu müssen. Und nimmt dafür seit Jahren die katastrophal schlechten Quoten dieser Sendungen in Kauf …

PS: Nur zur Erläuterung der Zeitungsgeschichte: Die "Presse" hatte bis zu ihrer Einstellung 1938 "Neue Freie Presse" geheißen, ist aber dann 1946 aus rechtlichen Gründen (man wollte einen Zugriff der sowjetischen Besatzer vermeiden) als "Presse" wiedergegründet worden.

Nachträgliche Ergänzung: Nach zweiwöchiger Pause ist nun wieder ein Kolumne von Schwarz erschienen. In der Zeitung findet sich gleichzeitig eine gewundene Stellungnahme, in der ohne jeden Hauch einer Entschuldigung die Zensur des Artikels einzig mit einem Mißverständnis über einen - völlig marginalen - Halbsatz von Schwarz verteidigt wird, dass Rassismus gegen Schwarze bis in die Siebziger Jahre in Österreich kein Thema gewesen ist. Eine ziemlich seltsame Erklärung: Hat doch Schwarz vor zwei Wochen berichtet, dass ihm damals überhaupt keine Begründung genannt worden ist, warum er aus dem Blatt gekippt worden ist. Eine noch ärgere Ohrfeige für den Kolumnisten - und alle bisherigen konservativen "Presse"-Leser - ist aber der Hinweis, dass Gastkommentare "ausdrücklich nicht unserer liberalen Blattlinie entsprechen müssen". Damit distanziert sich die Zeitung neuerlich massiv von ihrem ehemaligen Chefredakteur, der gleichsam als exotischer Vogel dargestellt wird, dem man gnädigerweise noch einmal in der Woche erlaubt, als Kontrastprogramm zu zwitschern. Damit wird aber erstmals auch offen eine neue ideologische Positionierung der Zeitung zugegeben, die sich in früheren Jahrzehnten immer als "bürgerlich-liberal", "liberalkonservativ" beziehungsweise "wirtschaftsliberal und wertkonservativ" verstanden hat. Diese Formulierung übernimmt eindeutig den politischen Sprachgebrauch der letzten Jahre, der in Anklang an die amerikanische Terminologie das Wort "liberal" zu Tarnzwecken als Synonym für links und sozialistisch verwendet (weil diese Ausdrücke in den USA ein besonders schlechtes Image haben). Genau auf dieser Linie bezeichnet sich ja auch der "Standard" als "liberal". Was natürlich alles mit dem klassischen Liberalismus von 1848 bis Hayek oder Ludwig Erhard absolut nichts zu tun hat, der auch in der ÖVP bis Wolfgang Schüssel dominiert hat, und der heute bei ÖVP, FPÖ und Neos jeweils nur noch in Restbeständen zu finden ist.

Übrigens: Der hinausgekippte Artikel von Schwarz ist dennoch trotz angeblicher Aufklärung dieses angeblichen Missverständnisses bis heute nicht erschienen. Obwohl er im Grund genauso aktuell wie damals wäre.

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