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Gesundheitsreform: Was wirklich nötig wäre

In Österreich werden die Krankenkassen reformiert, die ja eine der größten Abgaben-Belastungen für Unternehmer wie Arbeitnehmer sind. Diese Reform geht in Ordnung – sie ist jedoch viel zu zaghaft. Die wirklich notwendigen Reformen des Gesundheitswesens werden wohl nie kommen. Denn vor diesen schrecken alle politischen Kräfte zurück. Die notwendige Therapie wäre nämlich anfangs schmerzhaft.

Selbst in den USA laboriert das Gesundheitswesen bis heute an der von vielen Bürgern scharf kritisierten "Obamacare"-Reform. Und auch der nicht gerade zögerliche Donald Trump hat sie nicht in den Griff bekommen.

Grundsätzlich muss die Medizin immer teurer werden: Sie kann immer mehr – das kostet immer auch mehr. Daher stirbt man an vielen Krankheiten nicht mehr – was Gelegenheit gibt, weitere Krankheiten (und Therapien) zu bekommen.

Das ist ja durchaus positiv. Umso problematischer ist aber, dass im Gesundheitswesen keineswegs sparsam und effizienzorientiert gearbeitet wird. Einerseits ist fast jedem die eigene Gesundheit fast jeden Preis wert. Andererseits haben in einem öffentlichen System alle das Gefühl: Es zahle ohnedies der Staat, die Allgemeinheit. Dadurch spürt niemand einen Anreiz, etwa unnötige Untersuchungen und Therapien zu vermeiden.

So wie im Pensionssystem – dem zweiten großen Loch im System der öffentlichen Ausgaben – glaubt daher jede Partei, dass man für wirklich sinnvolle Reformen vom Wähler abgestraft würde. Daher unterbleiben sie – wer auch immer regiert.

Dennoch darf man von solchen Reformen zumindest träumen. Deren Eckpunkte müssten sein:

  • So richtig die Zusammenlegung der neun Gebietskrankenkassen auch ist, so unsinnig ist es, dass nicht gleich auch alle anderen Österreicher einbezogen werden. Von den Selbständigen bis zu den Beamten wird es weiterhin ständisch separierte Systeme geben.
  • An sich wäre es durchaus sinnvoll, wenn es mehrere Gesundheitskassen gäbe. Jedoch nur dann, wenn das keine Zwangskassen sind, sondern frei wählbare, im Kosten- und Effizienz-Wettbewerb zueinander stehende Gesundheitsanbieter. Denn es ist völlig klar: Ausschließlich Wettbewerb zwingt die einzelnen Anbieter zu Kundenfreundlichkeit und Sparsamkeit.
  • Man müsste diesen im Wettbewerb stehenden Kassen auch erlauben, Selbstbehalte einzuführen. Das würde einerseits die Versicherungskosten reduzieren, andererseits die Patienten dazu bringen, beim dritten Röntgen der gleichen Art protestierend aktiv zu werden.
  • Die gesamte Spitalsfinanzierung aus Steuer- und Abgabengeldern müsste objektiviert und gleich erfolgen. Der Wildwuchs von Landes-, Gemeinde-, Krankrenkassen-, von wohltätigen wie gewinnorientierten Privatspitälern, die für die absolut gleiche Leistung jeweils völlig unterschiedliche Beträge aus den öffentlichen Töpfen erhalten, ist total intransparent.

Nur diese vier Eckpfeiler würden einerseits Gerechtigkeit herstellen, andererseits den ständigen  Kostenzuwachs einbremsen.

Dennoch werden sie wohl nie eingezogen werden.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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