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Wiener Tagebuch: Die Grünen-Hölle mitten in Wien

"Schatzi schenk mir ein Foto", wummert es schon von weitem aus dem Zelt. Dutzende Menschen in Tracht bzw. in trachtenähnlichem Aufzug warten dicht gedrängt beim Kreisverkehr am Praterstern, bis die Fußgängerampel endlich auf grün springt. Es ist ein ungewohntes, ein exotisches Bild, denn der Praterstern wird normalerweise vor allem von Afghanen und andern Neubürgern aus Afrika und dem islamischen Raum bevölkert. Die Ampel wird grün: Auf der anderen Seite noch dichteres Gedränge. Hunderte Österreicher warten, um durch die Sicherheitskontrollen auf das Festgelände zu kommen. Alle sind bestens gelaunt, einige haben schon vorgeglüht.

Seit einigen Jahren gibt es auch in Wien eine Wies'n, ein Oktoberfest. Von der Dimension ist es nicht mit dem Münchener Vorbild zu vergleichen, trotzdem ist der Erfolg – entgegen anfänglichen Unkenrufen und Querschüssen – riesig. Heuer sind es rund 350.000 Menschen, die an 18 Tagen in den drei Zelten und mehreren Hütten abfeiern.

Das Gelände ist vom Rest des Praters abgegrenzt. Eine Österreicher-Insel mitten in Wien. Denn rundherum, egal ob am Praterstern, im Wurschtel-Prater oder im Stuwerviertel, ist das Bild ein komplett anderes. Trachten sieht man hier, außer zur Wiesn-Zeit, praktisch nie, dafür umso mehr Kopftücher, jugendliche Migrantengruppen und Jogginghosen: Für linksgrüne und christliche Multikulti-Utopisten der Himmel auf Erden und mitten drin die monokulturelle Österreich-Hölle. So gut wie alle in Tracht, fast nur Autochthone bzw. Menschen, die keine Berührungsängste mit österreichischer Volkskultur haben. Einige haben sogar auf ihren Hemden oder T-Shirts "Austria" oder "Österreich" stehen. Gruseliger als jede Geisterbahnfahrt im Prater. Nichts für zarte Gutmenschengemüter.

Auf der Wiesn herrscht österreichische Monotonie ohne jegliche Bereicherung aus dem Orient oder Subsahara-Ländern. Kein Wunder, dass die als tolerant bekannten Grünen die Wiener Wiesn verbieten wollen. Ein Fest im Prater ohne Sozialisten- oder Samariterbund-Standln, ohne afrikanisches Getrommel, ohne arabische Folklore und ohne Kulinarik aus Hinterindien, das geht gar nicht.

Die grüne Bezirkschefin Uschi Lichtenegger wollte 2017 die große Kaiserwiese für die dubiosen Trachtenumtriebe nicht mehr zur Verfügung stellen. Vermutlich haben die Roten aus Angst, noch unpopulärer zu werden, die spaßbefreite, politisch korrekte Neo-Jakobinerin eingebremst. Sonst wäre ich nicht an einem Samstag in einem der großen Festzelte gelandet. Und es ist wirklich die Hölle (Hölle, Hölle, Hölle). Nicht für mich, sondern für die klassische grüne Wiener Öko-Vegan-Sozial-Multikulti-Gerechtig-Achtsamkeits-Tante. Die Menschen essen Stelzn – fettes Schweinefleisch! –, trinken Bier aus Liter-Krügen, singen lauthals und noch dazu auf Deutsch, tanzen auf den Bänken und die Dekolletés sind auch nicht ohne. Es ist ein Riesenspaß.

Alles nur eine billige Inszenierung, Geschäftemacherei, eine Karikatur von Österreich, Heimat-Kitsch, Missbrauch der authentischen Volkskultur, das habe mit echtem Brauchtum und Tradition nichts zu tun, werfen Kritiker von linker, aber auch von rechter Seite ein. Die modernen Dirndln hätten mit den althergebrachten Trachten nichts mehr gemein, Lederhose kombiniert mit T-Shirt gehe gar nicht und erst die dümmliche Schlager- und Ballermannmusik. Solche Einwürfe sind den Wiesn-Besuchern erstens völlig wurscht, zweitens treffen sie den Kern der Sache nicht bzw. basieren auf einem falschen, einem musealen Verständnis von Brauchtum oder Volkskultur.

Auf der Wiesn erlebt man die rezente Ausprägung österreichischer Volkskultur. Eine neue von unten entstehende breite Gegenkultur als Reaktion auf den von oben und medial verordneten Gender-Multikulti-Öko-Schwachsinn der politisch korrekten Kulturelite. Deshalb hasst, verachtet und bekämpft die Linke solche Volksfeste. Deshalb hat sie, dank ihrer Meinungsführerschaft und Deutungshoheit, eine völlig verdrehte und verzerrte Definition von Volkskultur durchgesetzt.

Aber nicht die Neosozialisten, die Grünen (Pilze), Ö1, staatlich alimentierte Geisteswissenschaftler und von öffentlicher Hand durchgefütterte Kulturschaffende bestimmen und definieren, was österreichische Volkskultur ist, sondern das Volk selbst. Punkt. Und das ist diesbezüglich immer anderer Meinung als eben dieses Juste Milieu.

Betagte Hausmusik-Musikanten, die versuchen in öffentlich-rechtlichen Spartenprogrammen historisches alpenländisches Liedgut künstlich am Leben zu erhalten, sind zwar ehrenwert, haben aber mit rezenter Volkskultur nichts zu tun.

Ebenso wenig wie die vielen gehypten Musiker, die Versatzstücke alter österreichischer Volksmusik mit Musikstilen aus aller Welt vermischen oder alte Volksmusik als Träger ihrer marxistischen, politisch korrekten Botschaften zu missbrauchen.

Volkskultur ist Kultur aus dem Volk, für das Volk, sie ist derb, laut, kitschig, plump, aufmüpfig, ordinär, infantil, politisch unkorrekt. Alles, worüber der linke Kulturmensch die Nase rümpft. Und genau so etwas hört man auf der Wiesn.

Authentische österreichische Volkskultur ist, wenn in einem Zelt aus dem ganzen Land Menschen zusammenkommen und jedes Lied, das die Band auf der Bühne spielt, mitsingen können und wollen: Vom bereits erwähnten "Schatzi schenk mir ein Foto" über "Fürstenfeld", "Wie heißt die Mutter von Niki Lauda?" bis zu englischen Hadern wie "Country Roads". Ja, der Trachten-Ösi ist durchaus international und weltoffen.

Das ist es, was die Menschen auf die Wiesn lockt: Zusammen mit anderen, die ähnlich denken, eine ähnliche Geschichte, mehr oder weniger gleiche Werte und Einstellungen, eine ähnliche Vorstellung vom Leben haben, unbeschwert zu feiern, Spaß zu haben und eben nicht, wie das in multikulturalisierten Gesellschaften notwendig ist, sich selbst, seine Haltung und sein Verhalten andern stets aufs Neue erklären zu müssen, auf kulturelle und religiöse Eigenheiten Rücksicht zu nehmen, andere Verhaltensweisen zu tolerieren.

All das ist auf der Wiesn nicht nötig. Hier gibt es kein kulturelles Minenfeld, wo jeder Schritt und jede Aussage auf ihre politisch korrekte und multikulturelle Kompatibilität abgeklopft werden müssen, wo ständig irgendwelche Minderheiten oder linke Moralapostel fordern, klagen, einmahnen und drohen, weil sie sich beleidigt, diskriminiert, angegriffen, benachteiligt, falsch verstanden oder in ihrer Ehre gekränkt fühlen. Minderheiten sind Gruppen, die sich über spezifische Merkmale, Eigenschaften und Interessen verbunden fühlen, so wie auch die Besucher auf der Wiesn. Während die Linke diese Gruppenzusammengehörigkeit bei den meisten Minderheiten bewundert und fördert, verachtet und hasst man sie bei Menschen wie den Wiesn-Besuchern. Es ist der bei der Linken tief verwurzelte, weit verbreitete und ungesunde Hass auf das Eigene, die Verachtung des Westens und seiner Errungenschaften und die Verehrung des "edlen Wilden".

Dieses Bedürfnis nach Gemeinschaft und Gemeinsamkeit, nach Gruppenzugehörigkeit ist bei den linken Multikultifreunden mindestens genauso stark ausgeprägt, sie definieren ihr Kollektiv nur anders. Wobei der gemeine Linke gegenüber jenen, die nicht seiner Wir-Gruppe angehören, wesentlich intoleranter und aggressiver auftritt, als der gemeine Wiesn-Besucher. Was unter anderem die grüne Bezirksvorsteherin Lichtenegger eindrücklich unter Beweis gestellt hat.

Leute, die man auf der Wiesn trifft, sind in der Regel toleranter und vor allem keine Heuchler. Sie brauchen im Gegensatz zu den Gutmenschen, die sich ihre Saufereien und Partys vom Steuerzahler gerne als Kulturveranstaltungen fördern lassen, keine staatlichen Zuschüsse. Die Wiesn muss sich nicht als Fest der Nächstenliebe, als Toleranz-Event, als Zeichen gegen den Klimawandel oder als Charity für AIDS-Kranke tarnen. Die Leute kommen zusammen, um Spaß zu haben. Wenn Linke gemeinsam saufen und feiern, dann meist unter dem Vorwand, die Welt zu verbessern oder gar zu retten. Man denke an den Life-Ball, die Regenbogenparade und die vielen anderen Konzerte und Events gegen oder für irgendetwas. Diese erbärmliche Heuchelei bleibt einem auf der Wiesn erspart. Dort geht es, ohne das übliche Gutmenschen-Gedöns, um Unterhaltung und Spaß.

Dass solche Volksfeste, Trachtenmode, Andreas Gabalier und Werte wie Heimat, Tradition und Familie vor allem bei den Jungen en vogue sind, zeigt, wie wichtig solche Bezugs- und Orientierungspunkte für viele Menschen sind. Je stärker Österreich multikulturalisiert/islamisiert wird, desto stärker das Bedürfnis nach einer Gemeinschaft mit Menschen mit der gleichen Geschichte, Herkunft, Tradition und Kultur.

Das Angebot der Linken, sein Leben als staatlich betreuter und kontrollierter, als bindungs-, traditions- und orientierungsloser Mensch ohne Eigenverantwortung (und am besten ohne Eigentum) zu führen, wird zunehmend zum politischen Ladenhüter. Menschen, die ein solches Leben führen möchten, trifft man auch auf einem Volksfest im Prater: am Volksstimmefest, wenige Tage vor der Wiesn.

Dort retten ewig gestrige Linke, die kein Problem haben, Massenmörder zu verehren, seit Jahrzehnten die Welt. Hier trifft man an einem einzigen Kummerlstandl auf mehr Hass, Intoleranz und Aggressivität, als in einem gesamten Wiesn-Festzelt.

Abgesehen von solchen Überlegungen: Die Wiener Wiesn ist eine Hetz, ein unverkrampfter Spaß, ohne der bei heimischen Konzerten sonst üblichen moralischen Belehrungen, linken Propaganda und gutmenschlichen Apellen. Deshalb: Ein Prosit, ein Prosit, der Gemütlichkeit.

Das "Wiener Tagebuch" ist eine Kolumne von Werner Reichel mit Wiener Streifzügen und Erkundungen. Werner Reichel ist Autor und Chefredakteur von Frank&Frei – Magazin für Politik, Wirtschaft und Lebensstil.

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