Nach der Nationalratswahl droht Österreich politische Lähmung

Autor: Stefan Beig

Warum Babler Kanzler einer Zweierkoalition werden kann

Autor: Klaus Lange

Die sexuelle Revolution frisst unsere Kinder

Autor: Werner Reichel

Wind und Atom – die Gegensätze

Autor: Gerhard Kirchner

Wie die Politik Betriebe schädigt

Autor: Andreas Tögel

Frohe Ostern!

Autor: Markus Szyszkowitz

90 Jahre Februar-Aufstand – 90 Jahre Juli-Putsch

Autor: Herbert Kaspar

Wer die Mär von der Frau als Opfer weitererzählt, ist kein Feminist

Autor: Christian Klepej

Nicht Messer, sondern Menschen töten

Autor: Andreas Tögel

Und wieder eine Print-Zeitung weniger ...

Autor: Günter Frühwirth

Alle Gastkommentare

Gleichbehandlung mit sehr unterschiedlichen Massstäben

Gestern klingelte das Telefon und ich wurde auf einen Artikel im Standard aufmerksam gemacht, in dem Hans Rauscher den (mutmaßlichen) Missbrauch eines jungen Mannes durch die Schauspielerin Asia Argento (#MeToo) zu relativieren versucht. Auf Seite eins in der Print-Ausgabe mit der Kernaussage, dass es einem jungen Mann im Schutzalter und in einem Abhängigkeitsverhältnis durchaus zumutbar wäre, von einer zwanzig Jahre älteren Frau vernascht zu werden. Einen Schlüsselsatz hat Hans Rauscher am Online-Standard auf Grund der vielen negativen Reaktionen geändert: "Ein 17-Jähriger, der von einer 37-jährigen attraktiven Frau zum Sex, na, sagen wir, überrumpelt wurde, von dem sollte man annehmen, dass er ihr später ein Dankschreiben schickt." Das "Dankschreiben" ist der Selbstzensur zum Opfer gefallen.

Nun ist das eigentlich Beschämende an diesem Artikel, dass "Der Standard" sonst gerne die politisch korrekte Politik unterstützt und die Gleichstellung der Geschlechter zumindest dann hochhält, wenn Frauen Opfer sind oder sich als solche gerieren. Dass Männer betroffen sein könnten, findet man höchst selten. Männer weinen nicht.

Der Anruf kam nicht von ungefähr, habe ich in den letzten Jahren doch mehrere Männer kennengelernt, die in Kindheit und Jugend in von der öffentlichen Hand betriebenen Kinderheimen missbraucht wurden. Und die jeweils in mühevollen und demütigenden Verfahren wenigstens ein wenig finanzielle Entschädigung erreichen konnten. Im Standard-Forum gestöbert findet sich der Hinweis, dass die Klasnic-Kommission festgestellt hatte, dass 75 Prozent der Missbrauchsopfer in kirchlichen Heimen Männer waren. Über die Geschlechterverteilung in den öffentlich betriebenen Kinderheimen habe ich keine Zahlen gefunden.

Rekapituliert man die Punkte der mir bekannten männlichen Missbrauchsopfer, so hat man als Mann grundsätzlich ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn man sich an Dritte wendet. Insbesondere wenn man von Frauen missbraucht wurde. Dass diese Männer in ihrem weiteren Leben suboptimale Bedingungen vorfanden, bedarf keiner gesonderten Erwähnung. Auch dass deren Bewältigungsstrategien in der Folge gelegentlich etwas ausuferten.

Was Hans Rauscher da getan hat, ist eine weiterer verzweifelter Schritt zum Abgrund hin, der die politisch Korrekten zu verschlingen droht. Die Gender-Forscherinnen zittern schon um ihre Jobs, hat etwa die AfD das Abschaffen der Gender-Studies in ihr Parteiprogramm geschrieben und Victor Orbán dies bereits umgesetzt. Die versuchte Ideologisierung der Gesellschaft, dass ein Mann nur Täter, eine Frau nur Opfer sein kann, hat so ihre Schattenseiten offenbart. Vom Gender-Pay-Gap bis hin zur Gewalthandlung.

Wer Gleichberechtigung ohne Wenn und Aber will, muss auch Gleichbehandlung vertragen. Damit hat "Der Standard" ein Problem.

Robert Boder beschäftigt sich hauptsächlich mit betrieblichen und gesellschaftlichen Gleichstellungsfragen.

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)
Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung