Die neue Vorgabe der österreichischen Kirche: Jesus weglassen

Herzlichen Dank, dass Sie über die Entwicklung der katholischen Privatschulen berichten. Den Zwang zu interreligiösen Feiern kann ich auch in Oberösterreich bestätigen. Ich bin katholische Religionslehrerin und schon im Studium wurde uns diese Art von Feier als die Zukunft präsentiert. Nicht zuletzt deshalb, da gerade im Pflichtschulbereich, aber auch schon in so manchem Gymnasium (vor allem in Linz und Wels) oft keine christlichen Gottesdienste mehr zustande kommen können und aufgrund dieser Minderheit auch Direktionen dann keinen Sinn mehr darin sehen.

Deshalb meinen viele, der neue Weg sei, alle in ein und dasselbe Boot zu werfen, damit viele diesen Feiern – die dann oft in Turnsälen stattfinden – beiwohnen. Dies ist organisatorisch natürlich auch einfacher, als wenn die Kinder zu ihren verschiedenen Religionsfeiern außerhalb pilgern müssen.

Natürlich wurden wir mehrfach darauf hingewiesen, die Feiern wortsensibel zu planen und auf die islamischen Lehrer einzugehen. Also: Jesus wegzulassen, sich auf das Wort "Gott" zu einigen, Schriften aus dem Alten statt aus dem Neuen Testament zu wählen…

Ich kenne auch so manche katholische Privatschule, die ökumenische Feiern abhält. Diese sind nicht auf Katholiken beschränkt, sondern es wohnen alle christlichen Kinder bei. Für muslimische Kinder besteht Anwesenheitspflicht, aber nicht in der Kirche. Diese werden währenddessen anderswo betreut und müssen für den islamischen Religionsunterricht an eine andere Schule.

Ich warf bei Lehrern mal die Frage auf, was eine katholische Privatschule eigentlich noch ausmache. Als Antwort kam: die Orientierung an den christlichen Werten im Unterricht wie auch im Zusammenleben. Gut, aber sollte das nicht Grundlage jeder Schule in unserem Kulturkreis sein? Manche munkeln hinter vorgehaltener Hand, dass es heutzutage wohl einfach dazugehört und auch (von der Diözese?) gerne gesehen wird, muslimische Kinder aufzunehmen, um so ein friedvolles, weltoffenes Miteinander zu präsentieren.

Für mich passt das aber nicht ganz zusammen. Würden wir katholische Christen im Gegenzug an muslimischen Privatschulen aufgenommen werden? Ich zweifle.

Aus Erzählungen von Kollegen weiß ich, dass es zum Beispiel an deutschen Schulen in den Vereinigten Arabischen Emiraten ganz normal ist, dass alle – also auch die temporär zugewanderten katholischen Kinder – jeden Tag vor Schulbeginn die Landesflagge hissen und dazu die Hymne singen müssen. Statt katholischer Religion gibt es für sie Ethikunterricht und von Jesus darf nichts gelehrt werden. Jeder weiß Bescheid und muss den Islam als den vorherrschenden Glauben akzeptieren. Alles andere ist Privatsache.

Klare Verhältnisse also, die wir Katholiken uns von unserer Kirche in Österreich wohl nur wünschen können…

Die Autorin ist Lehrerin an einer katholischen Privatschule und bittet um Anonymität, weil sonst ihre Anstellung gefährdet wäre.

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