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Demokratie ohne geistigen Wettstreit?

Vor Wahlen steigert sich der Wettbewerb der sorgfältig geplanten Inszenierungen, der Bilder, der Rituale und der Symbole. Vielfach geht es bloß um die Selbstdarstellung der Schauläufer oder um das Platzieren von Sagern. Wichtig ist, wer was wie präsentiert. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Inhalten wird ausgeblendet. Der Informationsgehalt von Aussagen wird unwesentlich.

Was bedeuten aber diese visuellen Wettspiele, diese inszenierten Ersatzhandlungen, diese Vermarktungen von Nicht-Ereignissen, diese medialen Bestrahlungen und diese gebetsmühlenartigen Wiederholungen für die Demokratie, die auf eine rationale Diskussion und auf eine Wertschätzung von vernünftigen Argumenten nicht verzichten kann?

Gegeninszenierungen der jeweils anderen politischen Parteien und eine Steigerung der Dosis der Inszenierung, der Theatralisierung und der Ritualisierung können das für die Demokratie so bedeutende Ringen um bessere Lösungen nicht ersetzen.

Die schnell aufeinanderfolgenden inhaltsleeren Bilder von "Ereignissen" ohne Erkenntniswert, die keine Zusammenhänge aufzeigen – auch wenn die Politiker stets "vernetztes Denken" fordern –, stellen nur geringe Anforderungen an das Auffassungsvermögen der Wähler. Zahlreiche Bürger ohne Inszenierungsfrust haben gelernt, mit der Täuschungsabsicht, mit der Verschleierung, mit der Vertuschung, mit der Lüge, mit selektiver Wahrnehmung, mit Wahrnehmungsdefiziten und mit Realitätsverlusten in einer "milden Knechtschaft" zu leben.

Die von den Bildproduzenten angesichts der Überforderung der Politik(er) beabsichtigte Steuerung der Bürger über belanglose, aber "unterhaltsame" Bilder von "Spitzenpolitikern zum Angreifen" (mit "Medien-Charisma") trägt wesentlich zu einer Aushöhlung der politischen Kultur bei und gefährdet unsere Freiheit.

Der Schein ersetzt das Sein, die Bilder von Personen verdrängen die Sachaussagen und das Entertainment die sprachliche Erörterung (und somit auch die sprachliche Kompetenz/die Sprache). Die Bilder können nicht widerlegt werden. Komplizierte Sachverhalte werden nicht mehr dargestellt (außer vielleicht in Karikaturen). Die "Bestrahlten" können die "Bildqualität" nicht messen. Der Verzicht auf eine kritische Prüfung, auf ein Abwägen im Widerstreit, führt zu einem Verlust von Urteilsfähigkeit.

Wenn durch Bilder kein Wissen und keine Erkenntnis vermittelt werden, dann stellt sich für den Wähler auch nicht mehr die Frage nach Wahrheit oder Irrtum bzw. nach einem Streben nach Verbesserung. Es gibt kaum Fragen der Wähler. Sie werden eingelullt und verlieren die Neugierde. Die inhaltliche Positionierung eines Politikers wird für viele Bürger uninteressant.

Kann die Unterhaltung eine ausreichende Orientierung in einer Offenen Gesellschaft bieten?

Sprachlosigkeit, unklare Standpunkte und der Verzicht auf das Austragen von Sachkonflikten sind Elemente der Mediendemokratie, in der die Bürger ständig einer Schwemme von Bildern einiger weniger Politiker ausgesetzt sind und ihrerseits beginnen, Menschen statt Irrtümer und Fehler zu verfolgen.

Die Wähler suchen nicht nach neuen Antworten, sondern nach anderen – nach unverbrauchten – Politikern, die sich medial immer mehr "abnützen", wenn sie ständig bis in ihre Privatheit verfolgt werden und nicht den hohen moralischen Ansprüchen der Tugendavantgarde entsprechen.

Die Begeisterung für Skandale, für sensationelle Enthüllungen, ersetzt nun die Freude am Vergleich unterschiedlicher Perspektiven für die Zukunft. Moralisieren tritt an die Stelle des Denkens und der damit verbundenen schöpferischen Leistungen, der Lernprozesse und der Neuerungen.

Die Macht der Bilder deckt inhaltliche Aussagen zu und verweigert uns somit die Wahrheit. Aber kann die Freiheit/die Demokratie ohne Wahrheit realisiert werden? Der "Bildermüll" und der Abschied vom Logos gefährden unsere Zukunft. Demokratie kann auf eine argumentative Erörterung im Dialog nicht verzichten.

Josef Stargl ist AHS-Lehrer in Ruhe und ein Freund der Freiheit.

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