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Terror - im Namen welches Islams?

Unfassbarer Weise war es nun wieder einmal so weit, doch ehrlich betrachtet ist es nur eine Frage der Zeit gewesen. Ein fanatischer Moslem hat sich in Orlando offenbar die Aufforderung der Koransure 9,5 zum konkreten Handlungsleitmotiv gemacht, in der zu lesen ist: „Tötet die Ungläubigen, wo ihr sie findet, fangt sie ein, belagert sie und stellt ihnen aus jedem Hinterhalt nach.“

Nimmt man sich den Propheten Muhamad und das, was er sagte und lebte, ganz strikt zum Vorbild, lässt sich damit auch ein aus humanistischer Sicht absolut inakzeptables Verhalten rechtfertigen – wie man sieht. An den entsprechenden Versen dafür mangelt es nicht und gerade die Auslegungsregel, die bestimmt, späteren Verse den Vorrang vor früheren zu geben, führt dazu, dass erheblich problematische Aussagen als jedenfalls gültig gesehen werden. Doch es stellt sich die Frage, ob und inwieweit die Sprüche Muhamads und seine Taten so überhaupt stattgefunden haben.

Erstaunlich wenig bekannt ist, dass eine Reihe hochrangiger westlicher, insbesondere deutscher und meist jüdischer Forscher (beginnend bereits mit dem 19. Jhdt), allen voran Ignaz Goldziher (1850-1921), größte Bedenken gegen die Übernahme vieler innerislamischer Positionen als wissenschaftlich verbürgt entwickelten. Gerade die Judenverfolgung des Nationalsozialismus führte schließlich zu einer abrupten Zäsur dieser Forschungen, deren Ergebnisse über lange Zeit in der Versenkung verschwanden und erst in den letzten Jahrzehnten von einigen Forschern vermehrt aufgegriffen und vertieft wurden.

Man kann wesentliche Erkenntnisse dieser Forscher kurz so skizzieren:

  1. Wer davon ausgeht, der Koran sei eine völlig neue Offenbarung, die keinerlei Wurzeln in davor bestehenden Überlieferungen habe, übersieht Entscheidendes.
  2. Wer davon ausgeht, die Sira (Lebensgeschichte des Propheten) würde eine historisch auch nur einigermaßen haltbare Vita Muhamads bieten, ist gefordert, sich mit den Quellen neu zu befassen.
  3. Wer davon ausgeht, der Prophet Muhamad habe den Islam gegründet und diesen, so wie er sich heute darstellt, als sein unverfälschtes Erbe hinterlassen, sollte einen neuen Blick in die vorliegenden Forschungsergebnisse tun.

Damit stellt sich die Grundsatzfrage: Wie belegt ist denn all das, was man heute über die Gründung und die Geschichte des Islam zu wissen meint? Wie gesichert ist das, was in den Moscheen oder Schulen darüber gelehrt wird? Wie verbindlich ist der Teil der Lehre, worin Attentäter ihren Auftrag wahrnehmen?

Hier nun einige der (naturgemäß sehr heiß diskutierten, wild umstrittenen, aber dennoch sehr plausiblen) Fragestellungen und Erkenntnisse aus Kreisen historisch-kritischer Islamgelehrter zu drei ganz zentralen Themen, nämlich zum Koran, zum Propheten Muhamad und zur Entstehungsgeschichte des Islam, die geeignet sein könnten, unser Denken über den Islam gründlich infrage zu stellen.

A.   Der Koran

a)    Das Dogma

Ein zentrales islamisches Dogma postuliert, dass der Koran unerschaffen sei, sowie dass der Prophet Muhamad diesen Text direkt von Gott durch den Erzengel Gabriel empfangen und völlig unverändert überliefert habe. Darum sei jedes einzelne Wort unverrückbar, heilig und ewig gültig.

b)   Welcher Koran?

Doch welche der vorliegenden Versionen des Koran ist nun dermaßen heilig und einzigartig? Auch darauf gibt es eine klare Antwort. Der einzig authentische Koran, der jedoch z.B. von den Schiiten nicht anerkannt wird, ist jener in der Fassung des dritten Kalifen Othman, von dem die islamische Tradition annimmt, dass diese schon Mitte des 7. Jahrhunderts entstanden ist. Handschriftenfunde aus ?an?â’ im Jemen zeigen aber, dass der Koran jedenfalls bis mindestens Mitte des 8. Jahrhunderts „im Fluss war“ und es verschiedene Textvarianten gegeben hat, die bis heute trotz aller Vereinheitlichungsversuche überliefert sind. 

Nach islamischer Ansicht ist der Koran in reinstem Arabisch verfasst. Dazu ist zu sagen, dass das Schriftarabische als semitische Sprache eine reine Konsonantenschrift ist, deren Bedeutung sich je nach Vokalisation erheblich ändern konnte, was zwangsläufig zu unterschiedlichen Textvarianten führte. Dennoch, so die islamische Position, sei die Kairoer Fassung von 1924 eine identische Kopie des im Paradies aufbewahrten Originals. Allerdings ist weder der Ur-Koran des Kalifen Othman überliefert, noch liegen irgendwelche außerislamische Hinweise auf die Existenz eines Kalifen Othman überhaupt vor.

Der Koran wollte „die Schriften“, also Thora und Evangelium, erklären (Sure 75:17) und nahm demzufolge auf diese Bezug. Dafür spricht auch, dass das Wort Quran vom aramäischen Qeryan kommt, was so viel wie „Lektionar“, bedeutet. Ausgangsmaterial für weite Teile des frühen Korans wird wohl ein sogenanntes als „Diatessaron“ bezeichnetes Lektionar, also eine damals sehr gebräuchliche Zusammenfassung der vier Evangelien in Kurzform, gewesen sein. 

Vieles deutet darauf hin, dass die frühen Verse des Korans gar nicht in Arabisch, sondern in einem Syro-Aramäisch, also der damals in diesem Raum vorherrschenden Sprache, verfasst wurden. Und dass die sogenannten dunklen Verse des Korans nur deshalb so unverständlich erscheinen, weil man diese Tatsache im Laufe der Geschichte schließlich nicht mehr beachtet hatte. Natürlich ist es höchst brisant, wenn Chr. Luxenberg klarstellt, dass sich solche Übersetzungsfehler auch auf als sehr bedeutsam wahrgenommene Verse, wie z.B. auf die bekannten Paradiesjungfrauen beziehen. Nach Luxenbergs Erkenntnissen spricht der Korantext jedoch gar nicht von Jungfrauen, sondern eindeutig von "weißen, kristallklaren Trauben", von Früchten also, die in den Paradiesvorstellungen des Orients von alters her verankert sind und die im Koran – im Unterschied zu den Jungfrauen – auch an anderen Stellen vorkommen.

B.   Muhamad

Wenn nun die dogmatische Einordnung des Koran bei näherem Hinsehen viele Fragen aufwirft, wie steht es denn um den Propheten selbst?

a)    Das Muhamad-Motiv auf Münzen

Eine außerislamische Quelle für den Hinweis auf den Propheten Muhamad scheinen frühe Münzen aus dem 7. Jahrhundert zu sein. Der Numismatiker Volker Popp hat Münzen aus der Zeit des Omayyadenherrschers ?Abd al-Malik untersucht und festgestellt, dass sich darauf ein christliches Herrscherbildnis befindet. Darunter aber steht erstaunlicher Weise: „m?md“, also: „mu?ammad“. Solche Münzfunde belegen, dass die Mu?amad-Idee deutlich vor der Zeit aufgetaucht ist, die als Lebenszeit des islamischen Propheten angenommen wird und noch dazu fern der arabischen Halbinsel lokalisiert ist. Die christlichen Symbole auf diesen Münzen werden landläufig als besonderer Hinweis auf eine tolerante Haltung der neuen islamischen Herrscher gegenüber den Christen gewertet. Für Popp ergibt sich daraus jedoch etwas anderes, nämlich: Die arabischen Herrscher im 7. Jahrhundert waren noch Christen, denn zu der damaligen Zeit war völlig klar, dass der jeweilige Herrscher seinen Anspruch und seine Positionierung auf seinen Münzen außer Zweifel stellte.

b)   Muhamad: Ein Name oder vielleicht doch ein Partizip?

Wie aber kann man erklären, dass ein christlicher Herrscher seine Münzen mit dem Begriff „mu?ammad“ zieren lässt? Auch darauf findet sich eine erstaunlich plausible Antwort, die naturgemäß zu heftigen und sehr emotionalen Diskussionen Anlass gibt:

Grammatikalisch kann „mu?ammad“ sowohl ein Name sein, oder wie die ältesten Münzfunde dies deutlich machen, ein Partizip, also in der Bedeutung von „gelobt sei“. So könnte und müsste wohl das Inschriftenband im Felsendom von Jerusalem ganz neu gelesen werden. Im Islam wird der Beginn dieses Spruches gelesen als: „Muhammed ist der Knecht Gottes ….“ Nach Luxenberg ist jedoch eine andere Leseart viel wahrscheinlicher, wenn man davon ausgeht, dass „mu?ammad“ zu dieser Zeit als Name gänzlich unbekannt und dass der Erbauer des Felsendoms ?Abd al-Malik kein Muslim, sondern Christ war. Nach Luxenbergs Leseart ergibt sich folgende Übersetzung des Eingangsverses im Felsendom: „mu?ammadun ?abdu ’llâhi wa-rasûluhu“: „Gelobt sei der Knecht Gottes und sein Gesandter“. Wer dieser Knecht Gottes aber sei, war für die Christen der damaligen Zeit völlig klar: Jesus von Nazareth. Er war dieser zu Preisende, der zu Lobende, selbst dann wenn sein Name gar nicht direkt erwähnt wurde. 

Der Begriff „abd Allah“ wiederum bedeutet nichts anderes als „Gottesknecht“, und bezieht sich im Ausdruck ,ebenfalls auf Jesus als den „gepriesenen Gottesknecht“. In der islamischen Lesart bedeutet „muhamad abd Allah“ nichts anderes als „Mohammed ist der Knecht Gottes“. Doch dies wäre genauso fraglich wie den Vers „benedictus qui venit in nomine domini“ („Gepriesen der da kam im Namen des Herren“) zu übersetzen mit „Benedikt, der kam im Namen des Herren.“ 

c)    Die Großtaten Mohammeds im Lichte der außerislamischen Rezeption

Mohamad selbst ist historisch nicht fassbar. Demgegenüber stehen ganze Bibliotheken von religiösen Schriften, die den Propheten und sein Leben ausführlichst darstellen. Die frühesten Erwähnungen eines Muhamad tauchen 150 Jahre nach seinem vermuteten Tod, nach mündlichen Überlieferungen auf, das Gros sogar erst 200 – 300 Jahre danach. Doch mündliche Überlieferungen, ausschließlich aus islamischen Quellen, die erst nach so langer Zeit festgehalten wurden, sind für eine Evidenz zu wenig. Die unüberschaubare Zahl von faktisch nicht zu verifizierenden Hadithen (Sprüchen des Propheten), sowie die darauf fußende Sira (Lebensgeschichte des Propheten), scheiden nach fast einhelliger wissenschaftlicher Meinung als authentische Quellen gänzlich aus.

Aus der in Frage stehenden Zeit sind allerdings zahlreiche archäologische Hinterlassenschaften, wie z.B. Münzen, Inschriften, Bauwerke, Literatur, verbürgt. Doch nirgendwo findet sich auch nur eine Spur der Erwähnung des Propheten Muhamad aus Mekka. Selbst in der gut erhaltenen und ausführlichen Korrespondenz der Klöster und Bistümer dieser Zeit, finden sich keine Hinweise auf eine neue Religion der regierenden Araber, sehr wohl aber werden unterschiedliche, als häretisch beurteilte christliche Strömungen thematisiert. Das umfassende Schweigen sämtlicher außerislamischer Quellen über eine Persönlichkeit und eine Religion, die in wenigen Jahren die gesamte existierende Ordnung des Orients politisch wie religiös über den Haufen geworfen haben soll, ist nicht nachvollziehbar.

C.    Wie und wann entstand der Islam?

Der Islam als Religion entstand nach Meinung wesentlicher Forscher erst mit der Herrschaft der Abbâsiden, also Mitte des 9. Jahrhunderts und damit mehr als 2 Jahrhunderte nach der vermuteten Lebenszeit des Propheten. Der Abbâsidenkalif al-Ma’mûn (813–833) wollte zur Festigung seines arabischen Reiches den „wahren Glauben“ durchsetzen, und griff dabei zu massiven Maßnahmen der Unterdrückung. Was nicht ohne Folgen für die Christen und Juden blieb, die immer stärker verfolgt wurden. Ein treuer Untertan war nur mehr ein Gläubiger, der den Islam als seine Religion bekannte und lebte. Erst damit wurde der Islam zu einer eigenständigen Religion, und nicht mehr lediglich als eine christliche Häresie wahrgenommen.

Mit der Machtübernahme der Abbâsiden kam es zu einer immer schärferen Trennung zwischen Gläubigen und Ungläubigen, die ihren Ausfluss darin findet, dass der Koran den Begriff von „Andersgläubigen“, gegenüber denen es Toleranz geben könnte, gar nicht kennt. Die Ungläubigen wurden als Menschen gesehen, die sich dem umfassenden Machtanspruch der Herrschenden nicht gänzlich unterwerfen wollten, die nicht gewillt waren, die Staatsreligion anzunehmen und die demzufolge bekämpft wurden.

D.   Ergebnis

Man mag Muhamad als eine religiöse Persönlichkeit, etwa einen Prediger in der arabischen Wüste sehen. Nur dürfte dieser wenig mit der derzeit bekannten Vita des Propheten zu tun gehabt haben. Darüber hinaus ist eine einzige Person als exklusiver Verkünder des Korans aufgrund der Faktenlage nicht denkmöglich. Denn zweifellos hatte der Koran eine vielfältige Entwicklungsgeschichte über einen langen Zeitraum hinweg und damit „viele Väter“. Und es darf nicht vergessen werden, dass der Islam, wie wir ihn zu kennen glauben, erst von den Abbâsiden ab der Mitte des 9. Jahrhunderts vorwiegend aus politischen Motiven modelliert und genutzt wurde, um ihre Herrschaft zu festigen. Das legt nahe, den Abbâsiden-Islam als eine stark politische Religion wahrzunehmen. Nur wenn man sich davon bewusst trennt, kann man einen Islam andenken, der seine Rolle in und neben einem säkularen Staat findet.

Die vorliegenden Forschungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Ursprung des Koran in christlichen liturgischen Texten zu finden ist und damit Quelle von Gemeinsamkeiten zwischen Juden, Christen und Moslems sein könnte. Damit wird aber auch deutlich, dass viele der aus westlicher Sicht sehr problematischen Ansatzpunkte des Islam, deutlich spätere Hinzufügungen sind, mit dem Ziel, damalige Herrschaftsverhältnisse zu untermauern. Und dass sie gerade aus diesem Gesichtspunkt heraus auch relativiert werden müssten. Was im Kern übrig bleibt, hat jedenfalls seine Wurzeln im frühen syrischen Christentum. Diese Erkenntnis könnte eine ganz neue Dimension von Nähe schaffen, durch all die vielen verbleibenden unterschiedlichen Auffassungen hindurch.

Der Weg, hin zu einem gedeihlichen Miteinander der monotheistischen Religionen, könnte also darin bestehen, sich der gemeinsamen Wurzeln zu besinnen und diesen Kern zu betonen – insbesondere auch als einen generellen Interpretationsschlüssel. Ein sich in diese Richtung entwickelnder Euro-Islam als Vorreiter, der dieser Religion die Türe der Aufklärung zumindest ein stückweit eröffnet und vielleicht sogar als Vorbild für andere Regionen der Welt dienen könnte, wäre da mittelfristig vielleicht eine gewisse Hoffnung.

Naturgemäß muss ein solcher Beitrag vieles offen lassen und gibt anderes lediglich sehr verkürzt wieder. Dem interessierten Leser seien deshalb die Materialien ans Herz gelegt, die diesem Artikel wesentlich zugrunde liegen:

Mag. Johannes Leitner ist verheiratet und Vater von sechs Kindern. Er ist Leiter eines genossenschaftlichen Revisionsverbandes, Steuerberater und war langjähriger Leiter einer christlichen Laiengemeinschaft im Raum Wien.

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