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Währenddessen in Äthiopien

Derzeit gibt es wohl kaum einen Menschen in Europa, der sich nicht vom Migrations- und Flüchtlingsthema berührt, wenn nicht gar betroffen fühlt. Jede Europäerin, jeder Europäer weiß instinktiv: da passiert etwas, das unser aller Leben, ja unsere Welt verändern wird. Wir wissen, dass es zu viele völlig überbevölkerte Regionen gibt, deren Bewohner vom Ausbrechen aus ihren schweren, oft von Krieg, Chaos und Hunger geprägten Leben träumen. Aber warum geht das gerade jetzt los, warum hat sich die Karawane gerade jetzt auf den Weg nach Europa gemacht?

Tatsächlich droht das Fass schon lange überzulaufen. Der deutsche Wirtschaftswissenschafter und Soziologe Gunnar Heinsohn hat das kürzlich so erklärt: In Deutschland kommen „auf 1.000 rentennahe Männer zwischen 55 und 59 Jahren lediglich 660 Jünglinge zwischen 15 und 19 Jahren. In Pakistan [...] 3.600, in Syrien 3.700, im Jemen 5.700, in Gaza 6.200 und in Afghanistan 6.400, die um nur 1.000 Positionen kämpfen müssen. In Schwarzafrika liegen die Spitzen sogar bei 6.900 (Uganda) und 7.000 (Sambia). Wer in dieser Aussichtslosigkeit nicht töten oder sterben will, schlägt ganz selbstverständlich den Weg des Wirtschaftsflüchtlings ein.“ (The European)

Neu ist das nicht. Überbevölkerung und Migrationsdruck ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit, wie u.a. Prof. Hans-Hermann Hoppe in seinem Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ nachweist. Oder zuletzt Gunnar Heinsohn in der Wochenzeitschrift „Die Zeit“: „Europa hatte eine ähnliche Situation vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Immer gab es Personal ohne Ende für Krieg, Völkermord, Welteroberung und Auswanderung.“ Davon haben wir schon in der Schule gelernt, und noch viel mehr in den täglichen Nachrichten. Die älteren erinnern sich zum Beispiel an den schrecklichen Krieg in Bangladesch, der bis zu 3 Millionen Menschen das Leben gekostet und 10 Millionen in die Flucht getrieben hat.

Daran konnte auch der Ex-Beatle George Harrison mit seinem „Concert for Bangladesh“ nichts ändern. Der heutige Krieg in Syrien ist dagegen ein Kindergeburtstag. Allerdings wär damals niemand auf die Idee gekommen, die Flüchtlinge aus Bangladesch nach Europa einzuladen, und gleichzeitig zu hoffen, dass eh nur ein paar tausend die Einladung annehmen. Oder Äthiopien: „10,2 der mehr als 100 Millionen Äthiopierinnen und Äthiopier sind derzeit auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.“ (ORF) – Warum laden wir nicht diese Menschen zu uns ein, aus einem Land, wo tausende Frauen und Kinder täglich verhungen? Auf solch einfache Fragen kommt rasch die Antwort, wir könnten nicht jedem Menschen auf dieser Welt helfen. Warum aber ausgerechnet jenen, die bereits in den Massenlagern der Türkei Zuflucht gefunden haben? All die auf Lesbos oder in Idomeni gestrandeten Afgahnen, Pakistani, Iraker, Algerier, Marokkaner, Tunesier und Syrer – sind die etwa besser als die verhungernden Menschen in Athiopien? Wer solche Gedanken äussert, gerät schnell in Verdacht, ein Menschenhasser oder gar ein Nazi zu sein.

Nein, ich glaube nicht, dass all jene, die Grenzen geöffnet und „Willkommen“ gerufen haben, keine Ahnung davon hatten, was da auf uns zukommt. Ich glaube auch nicht, dass ihnen die vielen Studien, die etwa belegen, dass jeder zweite Afrikaner nach Europa auswandern möchte, unbekannt waren. Wie so oft in der Geschichte der Menschheit geht es auch dabei um Politik, also vor allem um Macht. Dazu kamen dann sehr, sehr viele Menschen, die tatsächlich Gutes tun und helfen wollte. Menschen die nicht bemerken, dass sie als Werkzeug dienen: als Werkzeug der Politik.

Und natürlich ist es der große Traum, der viele antreibt: der Traum davon, dass alle Menschen ohne Not in Frieden miteinander leben. Dazu kommt noch die Angst davor, unserer Verantwortung nicht gerecht zu werden. Besonders wir Österreicher und Deutsche haben ja förmlich mit der Muttermilch eingeimpft bekommen, wofür wir Verantwortung zu tragen haben: Verantwortung für den 2. Weltkrieg, für die Taten unserer Eltern oder Großeltern und nicht zuletzt Verantwortung dafür, dass so etwas nie wieder geschieht.

Doch der Traum vom freien Zusammenleben gleicher Menschen ist gescheitert, nicht erst seit dem Ende der UDSSR. Und das mit der Verantwortung scheitert täglich in immer neuen Kriegen, Terroranschlägen, Massenvergewaltigungen, Hinrichtungen. Nicht einmal bei uns gelingt das, wie immer neue, oft vertuschte Skandale voller Gewalt und Missbrauch zeigen. Geblieben ist das schlechte Gewissen. Doch auf einmal war sie da, die große Chance, direkt vor unserer Tür. Vergessen die Angst, vergessen jede Vernunft: jetzt galt es endlich unserer Verantwortung gerecht zu werden, wir schaffen das! Wer einen kühlen Kopf behielt, war schnell verdächtig. Hartherziges Arschloch, Rassist, Nazi.

Währenddessen sterben noch immer Menschen. In Äthiopien, Syrien, vor der Insel Lesbos im Mittelmeer. Und jetzt?

Wolfgang Hoffmann, Jahrgang 1959, ist Musiker, Unternehmer und Autor. Siehe: http://www.woho.at

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