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Conchita, Islam und die Homosexualisierung der Gesellschaft

Nur kurze Zeit war der Spuk vorbei und die Normalos in diesem Land konnten für ein paar Tage aufatmen. Nach Life Ball und Europäischem Song Contest hat allerdings die bereits durchgehend auf den Wiener Straßenbahnen aufgepflanzte schwule Regenbogenfahne verheißen, dass mit den „Pride Days“ ein neues Großereignis ins Haus steht, das Wien „andersrum“ erscheinen lässt.

Während des gesamten Mai musste ein unvorbereiteter Besucher Wiens tatsächlich den Eindruck haben, dass die österreichische Hauptstadt wirklich nur mehr damit beschäftigt ist, sich als Eventbühne der mondialen Homosexuellenbewegung herauszuputzen und den gesamten politischen Alltag den stets umfassender werdenden Zielen des universalen Sexualhedonismus zu unterwerfen.

Der Rathausplatz als zentrale Zone des schier endlosen Sich-Selbst-Abfeierns;
die Stadthalle als Resonanzboden einer kontinentübergreifenden Trivialkultur, die ihren tatsächlichen Hintergrund hinter dem scheinmoralischen Pathos der friedvollen Alles-Ist-Schön-Umarmung verbirgt;
dazwischen eine wummernde Geräusch-Kulisse vom Schottentor bis zur Oper,
singende Kanal-Gullis;
Straßenbahnen als schrille Werbeträger für eine jugendstilisch verbrämte Bartfrauen-Ikone;
wurstelig-tuntige Conchita-Ansagen in den U-Bahn-Waggons;
gefühlte schwule Totaldominanz auf den Werbeplakatflächen;
sowie – nicht zu vergessen – schwule und lesbische Ampelmännchen, die vom Boulevard zum kreativwirtschaftlichen (S)Exportartikel Nr. 1 hochkampagnisiert wurden.

Unbedarfte und Gutmeinende, die sich nach monatelangem rosalila Sperrfeuer willenlos in den Hype der Zwangsfröhlichen fallen ließen, übernahmen artig die von den Brot-und-Spiele-Regisseuren verordneten Gefühlsvorgaben: Grenzenlose „Lebensfreude“ war angesagt und man sollte „Brücken bauen“ zwischen Menschen, die im ekstatischen Abshaken alle gleich sind.

„Life“-Ball und der Europäische Song Contest, deren Vor- und Nachbereitung den Mai in Wien vollständig okkupierten, haben freilich auch einen ernsten Bezug, wie uns die Organisatoren und die verantwortlichen Politiker nicht müde werden einzuhämmern. Es geht um „Nichtausgrenzung von Bevölkerungsgruppen“, friedliches Zusammenleben“, „Dialog“ und „Toleranz“ (Häupl), um „Weltoffenheit“, „Akzeptanz“ und „Vielfalt“ (Wrabetz) sowie gegen „die Stigmatisierung von HIV-Infizierten“ und „Homophobie“. (Keszler)  

Die politischen Phrasen – allesamt lang erprobte Waffen aus dem Arsenal der kulturmarxistischen Bewusstseinsindustrie – werden dermaßen gebetsmühlenartig getrommelt, dass selbst die offenkundigsten Widersprüche des Geschehens nicht öffentlich thematisiert werden.

  • Wie kommt es sonst, dass Life-Ballmutter Gery Keszler sich in seiner Eröffnungsrede selbst als Opfer eines todbringenden Infekts „outet“, dessen Erwerb die allermeisten seiner Leidensgenossen (und, soweit bekannt, offenbar auch er selbst) genau jenem Lebensstil verdanken, den der „Life“-Ball so besessen bewirbt?
  • Ist Sex mit einem Tanzpartner, von dem man gerade einmal das schrille Ballkostüm kennt, und der erkennbarerweise einer HIV-Hochrisikogruppe angehört, ein Ausdruck von „Lebensfreude“?
  • Wie kommt es weiters, dass die zahlreich versammelte Gay-Community ihrem dumpfen Hass lautstark Ausdruck verleiht, als im ESC-Finale die Russin Polina Gagarina die Stadthallenbühne betritt, um ihr braves Mainstream-Liedchen zu intonieren?
  • Ist Feindschaft gegenüber allen Angehörigen eines Landes, dessen Präsident „Homophobie“ unterstellt wird, Ausdruck von Toleranz?

Lebensfreude hin, Toleranz her – das Lebensmodell, das hier flächendeckend propagiert wird, ist sowieso auf einer ganz anderen Ebene angesiedelt als die vermeintlich harmlose Wohlfühlterminologie es vermuten lässt. Man muss nicht verklemmt, prüde, leibfeindlich, sexualneurotisch, repressiv oder gar homophob sein, oder wie all die Totschlagbegriffe sonst noch heißen mögen, um die penetrante Agenda, die die hier offenkundig betrieben wird, abzulehnen. Worin aber besteht diese Agenda genau? Welches sind die Früchte, die im „Garten der Lüste“ gezüchtet werden sollen? 

Um zum Kern des Problems vorzudringen, seien zunächst drei Thesen postuliert:

Erstens: In Österreich gibt es keine Diskriminierung aufgrund „sexueller Orientierung“. Homosexuelle sind, in allem worin sie gleich sind und auch darin, was gewissermaßen „vergleichbar“ ist, in jeder Hinsicht und seit langem, nämlich seit der Entkriminalisierung des homosexuellen Sexualaktes, vollständig gleichgestellt.

Homosexuelle Paare sind grundsätzlich aus eigenem, d.h. ohne technische Hilfe, nicht imstande, gemeinsam Kinder hervorzubringen, und es gebricht ihrer Gemeinschaft an den unterschiedlichen und einander ergänzenden episexuellen Eigenschaften von Mann und Frau, deren komplementäre Wirkungen und Obsorge für die Kinder exklusiv das hervorbringen, was man Familie nennt. Für homosexuelle Gemeinschaften gibt es also eine objektive und dauerhafte Begrenzung, die anzuerkennen auf keinen Fall als „Diskriminierung“ bezeichnet werden kann.

Dennoch begehren Vertreter der politischen Homosexuellenbewegung seit langem, die Einrichtung der Ehe – schrittweise und über mehrere Zwischenstufen – für homosexuelle Beziehungen zugänglich zu machen. Jetzt – nach dem Votum in Irland zugunsten der Homosexuellen-Ehe – gehen sie in Deutschland und Österreich mit einer Kampagne in die Offensive, die genau in diese Kerbe schlägt: „Gleiches Recht für gleiche Liebe“.

Doch ist die Ehe kein subjektives Recht, das aus der bloßen sexuellen Kohabitation zweier Menschen erwächst, sondern ein geschütztes Rechtsinstitut, mit dem der Staat den im Schöpfungsplan vorgesehenen Modus der Fortpflanzung und die sich daraus ergebende wechselseitige und intergenerative Verantwortung der Mitglieder einer Familie schützt und privilegiert. Das ist im Prinzip auch den Vertretern der politischen Homosexuellenbewegung klar. Deshalb ist das – auch vielfach explizit zugegebene – Endziel der Beseitigung aller Diskriminierung nicht der vollständige Zugang zur Ehe für Homosexuelle, sondern die Beseitigung der „bürgerlichen Ehe“ als solcher.

 Zweitens: Den Betreibern der Homo-Agenda geht es nicht um die persönliche Unterstützung der – wie wir sie hier nennen wollen – „bloßen Homosexuellen“. Und es geht ihnen auch nicht um deren Beschützung vor Angriffen und Benachteiligungen.

Mit dem bis dato nicht eingeführten, aber unbedingt erforderlichen Begriff der „bloßen Homosexuellen“ sollen hier jene Menschen bezeichnet werden, die ihre Sexualität mit Partnern desselben Geschlechts vollziehen, sich aber ansonsten in ihrem Auftreten und äußeren Erscheinungsbild, in ihren Gewohnheiten und ihrem Lebensmodell von anderen Menschen, insbesondere von nicht-homosexuellen Personen nicht unterscheiden. Solche Personen gibt es und hat es immer gegeben, und sie hatten in der Regel mit ihrem Umfeld keine Probleme, selbst wenn diesem ihre Neigungen bekannt war.

Sie haben weder lila gefärbte Haare oder Zungenpiercings, noch gehen sie im Kostüm eines Fauns, Dschins oder Schafbocks außer Haus (auch nicht auf einen „Ball“), noch finden sie es erforderlich, sich bei gewissen öffentlichen Ereignissen ihrer sogenannten Community demonstrativ vollständig oder nahezu vollständig zu entblößen. Unter „nicht bloßen Homosexuellen“ sollen hier demgegenüber jene Personen bezeichnet werden, die einen Großteil ihrer kompletten Identität aus der Annahme eines komplexen Verhaltenssyndroms beziehen, das sie stolz als „Schwulenkultur“ begreifen. Die Förderung des Auftretens und der zunehmenden öffentlichen Dominanz von Personen dieser Gruppe ist genau ein wesentlicher Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit für die politische Homo-Agenda, um die es hier geht.

„Schwulen-Kultur“ bedeutet weit mehr als die Durchsetzung der Akzeptanz des Phänomens gleichgeschlechtlichen Sexualverkehrs. Der homosexuelle Vollzug selbst spielt im Kulturgebilde des homosexuellen Lebensstils eine quantitativ untergeordnete, jedoch symbolisch höchst bedeutsame Rolle. Er ist die körperliche Grenzüberschreitung, um die alle Elemente der Schwulenkultur geclustert werden. Er ist damit der definierte Kristallisationspunkt des umfassenden Anspruchs einer gesellschaftlichen Totaltransformation.

Drittens: Genauso wie der homosexuelle Vollzug und seine Konsumenten für die Durchsetzung einer umfassenden Kulturtransformation in Dienst genommen werden, sind die offiziellen Anlässe einschlägiger Großereignisse nur Transportmittel einer für die Öffentlichkeit verborgenen politischen Agenda. Die Förderung medizinischer und sonstiger Hilfe für Aids-Kranke („Life“-Ball) und die Ausrichtung eines musikalischen, völkerverbindenden Wettbewerbs der Sonderklasse (ESC) müssen geradezu als humanistisch wertvolle, nicht kritisierbare Großleistungen anerkannt werden, um deren politit-kulturelle Einbettung in die hier thematisierte Agenda zu immunisieren und von niemandem hinterfragen zu lassen.

Tatsächlich erfolgt eine kritische Hinterfragung auch in keiner Weise. Warum es für die Aufbringung eines (gar nicht so großartigen) kleinen siebenstelligen Förderbetrages für die Aids-Forschung notwendig ist, eine vierstellige Zahl von Personen für eine Nacht in einen multimodalen Ekstasezustand zu versetzen, zu dessen aufwendiger, monatelanger Vorbereitung und dann schließlich stundenlanger Aufrechterhaltung ein Vielfaches des erzielten Förderbetrages verkonsumiert werden muß, bleibt daher ein ungelöstes Rätsel.

Weniger mystisch ist die Mittel-Zweck-Beziehung zwischen dem Musikspektakel des Song Contest und seiner Plattformfunktion für die Durchsetzung der Schwulen-Agenda, denn genau dies wurde ja von Tom Neuwirth alias Conchita Wurst und dessen Kreatoren und Promotoren unmittelbar nach seinem/ihrem engineerten Sieg um Vorjahr und in der gesamten Zeit bis heute geradezu triumphalistisch und gebetsmühlenartig hinausposaunt. Mysterium oder offenes Geheimnis – einerlei: Die Agenda der Homosexualisierung aller Lebensbereiche arbeitet mit vorgeschützten Motiven, um ihre tatsächlichen Ziele durchzusetzen. Um die breite Öffentlichkeit zu gewinnen und günstig zu stimmen, operiert sie mit Projekten, um die es ihr im Kern tatsächlich gar nicht geht.

Worin besteht die Schwulen-Kultur?

Es ist an dieser Stelle endlich erforderlich, die in dieser kleinen Analyse mehrfach angesprochene Agenda zu spezifizieren. Worin besteht die Schwulen-Kultur, worin der homosexuelle Lebensstil? Was ist universaler Sexualhedonismus? Was bedeutet die Homosexualisierung aller Lebensbereiche bzw. der Gesellschaft? Und was will die mondiale Homosexuellenbewegung?

Zur Beantwortung dieser Fragen noch eine Vorbetrachtung. Dazu soll der Lichtkegel auf die durchgehenden und sich immer und immer wiederholenden äußeren Spezifika und Ablaufsmodalitäten von Veranstaltungen gerichtet werden, die von der Gay-Community getragen oder maßgeblich mitgeprägt werden. Am „Life“-Ball, aber auch, wenngleich in nicht so dichter Anhäufung, anläßlich des ESC, können diese in geradezu archetypischer Ausprägung studiert werden:

Die Form des Auftritts aller Protagonisten, seien es Akteure, Prominente oder das gemeine Volk der bloßen Teilnehmer, ist in jeder Hinsicht opulent und durch größten materiellen Aufwand gekennzeichnet. Die Bombastik des Auftritts als solchem übersteigt regelmäßig die Bedeutung allfälliger künstlerischer Darbietungen oder originärer Leistungen bei weitem. Celebritäten oder Personen, die sich als solche begreifen, werden in Scharen mit Privatflugzeugen eingeflogen und in Limousinen der Ultraluxusklasse vorgefahren, wo sie über den „Magenta Carpet“ schweben.

Die Kostüme sind nicht einfach nur teuer und exzentrisch, sondern Ausdruck spezifischer Ansagen und charakteristischer Sichtweisen der Welt: Ein beliebtes und immer wiederkehrendes Motiv ist das Spiel mit dem Austausch und der Durcheinanderwirbelung männlicher und weiblicher Attribute und Attitüden, die Behauptung eines fließenden Übergangs zwischen weiblichem und männlichem Geschlecht und die Miteinbeziehung transsexueller Phantasien. Allgegenwärtig sind auch stets Bockfüße, Hörner und Schwänze, sowie Insignien jeder Art, die unmittelbar aus der Hölle stammen. Teufel, Dämonen, Hybridwesen und Figuren, die aus irgendwelchen Zwischenwelten stammen, gern bezeichnet als sogenannte „Fabelwesen“, sollen offenbar die Relativität bestimmter Eigenschaften zum Ausdruck bringen.

Sehr beliebt sind dementsprechend auch Figuren aus fremden religiösen Kulten und Virtuosen archaischer Gebräuche. Einen großen Teil der Kostüme aber bilden jene, die einfach nur Gepränge und Pomp vorführen und unbegrenzten Luxus zum Ausdruck bringen sollen. Üppige, meist verspielte Roben in Samt, Seide und Brokat, meterlange Schleppen mit ziselierten Beschlägen, turmhohe Kopfbedeckungen und Perücken aus der Zeit des Rokoko, und das Ganze garniert mit – nicht selten echten – Edelsteinen und unerschwinglichem Geschmeide.

Bei all dem spielt die Farbe Gold eine dominierende und charakteristische Rolle. Goldene Krönchen und Accessoires jeder Art, Goldmasken, Goldfummel in allen Variationen und ubiquitärer Goldglitzer in Haaren und auf diversen Körperstellen finden sich keinswegs nur bei expliziten Tunten. In diesem Jahr war der Boden der für den „Life“-Ball adaptierten Räume des Rathauses mit Gold-Paneelen ausgelegt, und in der Fan-Zone des ESC am Rathausplatz prangte ein riesiger Gold-Globus.

Ist es abwegig zu mutmaßen, dass hier ein Tanz ums Goldene Kalb vollzogen wird?

Opulenz, Üppigkeit, Glanz und Glamour sowie unbegrenzter Materialeinsatz charakterisieren die Szene. An allen Ecken und auf allen Stiegen präsentieren sich maskenhaft grinsende und Bewunderung heischende Protagonisten und bieten sich als schrille Fotomotive an. Jeder ist ein Super-Star ganz ohne Leistung, ein Super-Talent ganz ohne Können, ohne Anstrengung. 

Sexuelle Bezüge sind allgegenwärtig. Durch Andeutungen, Gesten, halfinalisierte und finalisierte Handlungen, durch Bekleidungen oder deren Fehlen, und durch entsprechende Kriegsbemalungen. Die Gemeinschaft feiert sich im totalen Konsum, im grenzenlosen Verbrauch und in der ungehemmten Lust. „Her mit dem ganzen Leben!“ - Das ist es, was hier darunter verstanden wird. 

Im Streben nach Geltung, hemmungslosem Verbrauch und grenzenloser Lust sind sich alle Angehörigen der Community einig, und zwar ganz gleich, ob sie hetero-, homo- oder bisexuell, transgender, multi- oder asexuell sind. Wir wollen das hier zum Ausdruck gebrachte Verhaltenssyndrom dennoch als „homosexuellen Lebensstil“ bezeichnen, und zwar deshalb, weil die Beteiligten selbst und die Propagandisten des universalen Hedonismus Homosexualität zum Leitprinzip ihres Lebensmodells machen.

Kulturelle Homosexualität

Was hat all das mit Homosexualität zu tun? Zunächst nichts, wenn nur auf den homosexuellen Vollzugsakt abgestellt wird, zu dem „bloße Homosexuelle“ den Überbau der umfassenden Schwulenkultur offenbar nicht brauchen. Aber das Wesen der Homosexualität und einige verbreitete Aspekte, die nicht selten mit praktizierter Homosexualität vergemeinschaftet sind, eignen sich zum Destillat eines archetypischen Lebensstils, der als schwule Leitkultur begriffen werden kann. Dazu gehören Promiskuität und der Hang zu optischer Perfektion und innerweltlicher Vollkommenheit. 

„Wir werden erst normal sein, wenn ihr alle schwul seid.“ Mit diesem Satz beendete Günther Nenning in den siebziger Jahren, als er noch links war, einen Propagandaartikel für Homosexualität in der „Neuen Freien Presse“. Was hat Nenning damit gemeint? Sicher nicht, dass wir alle zu Vollzugsorganen gleichgeschlechtlicher Sexualpraktiken werden, denn Nenning hat als bekennender und hochaktiver Frauenfreund genau gewußt, dass sich praktizierende Homosexualität auf einen winzigen Prozentsatz, wahrscheinlich Promillesatz der Bevölkerung beschränkt. Aber die Übernahme eines Lebensmodells des universalen Sexualhedonismus könnte theoretisch von einer Mehrheit vollzogen werden, und Nenning sympathisierte offenbar damals mit dieser Idee. 

Das Sich-Zeigen, Sich-Präsentieren, das Bewundert-Werden-Wollen, welches sich konsequenterweise im oben beschriebenen Verhalten der Teilnehmer einschlägiger Events manifestiert, ist Ausdruck übersteigerter Ich-Bezogenheit. Selbst-Bespiegelung, Selbst-Bewunderung und Selbst-Liebe – alles zusammen zentrale Dimensionen des Fetisch-Konzepts der „Selbstverwirklichung“ - bilden die Mittelachse des sexualhedonistischen Kultes. Es wird nicht zu leugnen sein, dass Homo-Erotik stets (auch) – im mehr oder weniger großen Ausmaß – erotisch übersteigerte Selbstbezogenheit zum Gegenstand hat.

Im Ähnlichen oder Identen (homos = griechisch „gleich“) des gleichgeschlechtlichen Zielobjekts seiner sexuellen Begierde meint, verehrt oder verklärt das Handlungssubjekt sich selbst. Selbstverständlich spielen in jedem realen gleichgeschlechtlichen Sexualkontakt mehrere unterschiedliche Merkmale und Motive eine gewisse Rolle, so wie jedes menschliche Handlungsfeld nicht bloß von einem, sondern von unterschiedlichen Momenten und unterschiedlichen Motiven bespielt wird. Aber in welcher Dominanz und Relevanz auch immer, es bleibt das unumstößliche Faktum bestehen, dass homosexuelle Libido ein Zielobjekt begehrt, das dem begehrenden Subjekt weitaus ähnlicher, sozusagen gleicher, ist als ein mögliches Zielobjekt des anderen Geschlechts es sein kann.

Diese konstitutive Dimension jeder homosexuellen Praxis ist aber nicht auf den realen homosexuellen Geschlechtsakt beschränkt. Die Verzweckung des jeweils Anderen zur Befriedigung des Bedürfnisses nach Selbst-Bewunderung hat in diesem Sinne immer homosexuellen Charakter. Und so kann sehr wohl auch ein heterosexueller Geschlechtsakt von dieser spezifischen Lustdimension mitbestimmt werden. Er wird dadurch nicht homosexuell, aber er beinhaltet ein Leitmotiv der homosexuellen Libido.

Dieses Leitmotiv der homosexuellen Libido ist das zentrale Bewegungsmoment der gesamten Schwulenkultur. Es geht dabei um die Universalisierung und bis zur ästhetischen Perfektion betriebenen Verkultung des eigenen Selbst in allen Lebensbereichen. Genauso wie – wir haben es oben gesagt – ein „bloßer Homosexueller“ sich nicht notwendigerweise als Angehöriger dieser Schwulenkultur begreifen muß, genauso kann ein Heterosexueller sehr wohl seine gesamte Identität vom homosexuellen Lebensstil durchfluten lassen. „Wir werden erst normal sein, wenn ihr alle schwul seid.“

Das ist es, worauf die Agenda der Homosexualisierung der gesamten Gesellschaft hinausläuft. Und im Sinne des Gesagten wäre dieses Ziel zumindest theoretisch erreichbar. Denn nicht der homosexuelle Geschlechtsakt, sondern die völlige Selbst- und Ichbezogenheit ist das Paradigma der kulturellen Homosexualität. Ihre mehrheitliche, ja flächendeckende Durchsetzung ist das Ziel der politischen Bewegung, der wir hier auf der Spur sind.

Damit sie in ihrer potentiellen Mehrheitsfähigkeit nicht durch eine exklusive Zuordnung zu zahlenmäßig marginalen Zielgruppen beeinträchtigt ist, hat man lange nach einer Namensgebung gesucht, die einen breit angelegten Anspruch auf Beherrschung der gesamten Kultur zu rechtfertigen imstande ist. Das Kürzel LGBT hat diesen semantischen Bedarf nicht gedeckt. Denn auch die Summe aus „Lesbians, Gays, Bisexual und Transgender-Persons“ bleibt eine quantitativ bedeutungslose Minorität und die vermeintliche neue Handelsmarke damit ein marketingtechnischer Rohrkrepierer.

Dachmarke Queer-Bewegung

Die relativ junge Bezeichnung „Queer-Bewegung“ hingegen erfüllt offenbar die Voraussetzungen des Mehrheitsanspruchs und ist daher definitiv im Vormarsch. Queer ist nicht auf eine bestimmte „Ausrichtung“ des sexuellen Vollzugsaktes beschränkt. Queer kann (zumindest theoretisch) jeder sein, wenn er sich nur zu einem bestimmten Kulturgefüge „querlegt“, also dieses ablehnt oder bekämpft. Die Queer-Bewegung ist damit als Dachmarke einer umfassenden Gegenkultur konzipiert, als Sammelbewegung aller Kräfte, die die bestehende Kulturordnung beseitigen wollen und zu diesem Zweck den Lebensstil der kulturellen Homosexualität zum Einsatz bringen.

Der homosexuelle Lebensstil ist also viel mehr als eine sexualemanzipatorische Bewegung für die Befreiung angeblich unterdrückter sexueller Minderheiten. Er ist der kulturelle Überbau zur Durchsetzung der sozialistischen Totalrevolution.

Das gesamte zwanzigste Jahrhundert stand im Zeichen des Versuchs, eine sozialistische Gesellschaftsordnung durchzusetzen. Der erste Ansatz dieses Versuches zielte auf das ökonomische Fundament der Gesellschaft ab, indem die Eigentumsverhältnisse revolutioniert, d.h. die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel in der einen oder anderen Form den privaten „Kapitalisten“ entwunden und in die Hände des Staates übertragen werden sollten. Dieser Ansatz – intendiert von der Russischen Revolution bis zum Wohlfahrts- und Umverteilungsstaat der 70er Jahre – scheiterte in wesentlichen an der systemimmanenten ökonomischen Unvernunft und dem Totalverfall der Produktivität.

Der zweite Ansatz wollte nicht am ökonomischen Erfolg gemessen werden, sondern am Grad der Erreichung eines emanzipatorischen Ausbruchs aus den „Zwängen von Vergangenheit und Tradition“. Dieser Ansatz sollte wesentlich tiefer und nachhaltiger in den Bewußtseinszustand der Menschen eingreifen als der erste. Das bekannte Mittel der Wahl war „der Marsch durch die Institutionen“, die das gesellschaftliche Gefüge bestimmen. Die Unterwanderung und Inbesitznahme von Schulen, Universitäten, Kunst- und Unterhaltungseinrichtungen sowie Medien aller Art spielt dabei eine besonders zentrale Rolle.

Dieser zweite Ansatz war und ist bis zum heutigen Tag durchaus erfolgreich. Aber er ließ Spielraum für Revisionen und Konterrevolutionen, wie beispielsweise die Reagan-Ära in den USA und die schwarz-blaue Koalition in Österreich bewiesen.

Ein dritter Ansatz scheint daher erforderlich, der die beiden ersten in gewisser Weise miteinbezieht, aber konterrevolutionäre Potentiale im Keim erstickt. Dies ist nur dann möglich, wenn die Revolution in die Substanz des Menschen selbst hineinreicht und seinen Bewußtseinszustand nicht dem Zufall der freien Meinungsbildung überläßt. Der Einfluß der revolutionären Bewegung muß daher tief in die Gefühls- und Wunschwelt, in die Bedürfnis- bzw. Triebstruktur und die intentionalen Dispositionen sowie in den Wertehaushalt und die geistige Konstitution des Menschen eingreifen. Genau das leistet die Agenda des universalen Sexualhedonismus, die wir hier auch als kulturelle Homosexualität bezeichnet haben.

Sozialismus und der schwule Lebensstil

Was rechtfertigt es, die mondiale Schwulenkultur auf so unmittelbare Weise mit dem Projekt einer irreversiblen sozialistischen Revolution in Verbindung zu bringen?

Lassen wir zu Beantwortung dieser Frage die Bilder der oben skizzierten „Life“-Ball-Szenerie im Folgenden im Geist mitschwingen: Vergeudung, Protzsucht, Unbescheidenheit, Eitelkeit, Verschwendungssucht, Geltungssucht, Hoffart - „Ich will bewundert werden!“ Gelächter ohne Fröhlichkeit. Abfeiern ohne Grund zur Freude. Hier trifft sich die homosexuelle Selbstliebe mit dem unbegrenzten Konsumwillen. Das Paradigma der Entfesselung der Lust ist eine Entsprechung des blindwütigen Warenverbrauchs.

Der homosexuelle Lebensstil beinhaltet grenzenlose Promiskuität zur Beseitigung jeder Triebhemmung. Das Bekenntnis zur Lustmaximierung beschränkt sich jedoch keineswegs auf den Sexualbereich, denn die zentrale Losung des Totalhedonismus lautet seit je her: „Ich will alles jetzt.“ Oder, wie die neu-kommunistische Bewegung es agitatorisch formuliert: „Luxus für alle!“ Und dieser wird von allen zu möglichst jeder Zeit zum Zweck der Selbstverkultung zu Schau gestellt.

Offensiver Sexualhedonismus, hemmungslose Lustmaximierung, kultischer Konsum von Luxusgütern und aggressiver Verbrauch, manischer Ästhetizismus sowie Selbstdarstellung und Ich-Vergötzung hängen in ihrem Inneren aufs Engste zusammen. Sie sind organische Bestandteile ein- und desselben Sicht der Welt und des eigenen Ich.

Die Verweigerung eines Aufschubs der Bedürfnisbefriedigung, d.h. die Forderung eines Auslebens der Triebe im Hier und Jetzt ist eine geradezu klassische Antithese zur Konzeption der bürgerlichen Gesellschaft. Diese ruht förmlich auf der systematischen Bereitschaft zur Konsumverzögerung. Alle Technik, alle arbeitsteilige Produktion und alle Vermögensbildung setzt diese Bereitschaft voraus. Nur derjenige, der zumindest einen Teil der Früchte seiner Arbeit spart und damit zeitlichen Konsumverzicht leistet, kann zu Kapitalakkumulation und wirtschaftlichem Fortschritt beitragen.

Bürgerliche Bescheidenheit und wirtschaftliche Rationalität sind schon immer Zielobjekte jedes sozialistischen Zerstörungswillens gewesen.

Die maximale Verkörperlichung und Entäußerung ist eine weitere Antithese gegen eine zentrale Dimension der traditionellen Kulturordnung. Sie zielt auf die Beseitigung der Geist-Kultur ab, die der Einfluß des Christentums durch die Inkulturation der jesuanischen Moral hervorgebracht hat. Diese Geist-Kultur ist insbesondere durch den Verzicht auf die Durchsetzung eigener, vordergründiger, meist materieller Interessen zugunsten der Akzeptanz „allgemeiner Regeln des gerechten Handelns“ (Hayek) gegenüber dem Nächsten und der Gesellschaft möglich geworden.

Die völlige Herauslösung der Sexualität aus allen kulturellen Bindungen der Verantwortung für sich selbst und den anderen sowie die Vergötzung und Verabsolutierung der Sexualität gegenüber allen Bezügen der Reproduktion und der Sozialisation ist paradigmatisch für die gesellschaftliche Entgeistigung. Materialismus und die Reduzierung des Geistes auf ein biologisches Epi-Phänomen sind Grundelemente jeder sozialistischen Konzeption.

Doch die Beseitigung der bürgerlichen Eigentums- und Wirtschaftsordnung sowie die Zersetzung der christlichen Geistkultur bilden noch nicht die ultima ratio des kulturhomosexuellen Überbaus einer radikalsozialistischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. Tatsächlich weist der perspektivische Horizont auf die Schaffung einer neuen menschlichen Spezies zur Überwindung des alten Homo Sapiens. 

Der Mensch, der die Auskostung seines Sexualtriebes zum zentralen Definitionskriterium seines Lebensgefühles macht und dies kollektiv zum kulturellen Höchstwert hochstilisiert, ist nicht derselbe wie derjenige, der die gotischen Dome erbaut hat, der jahrelange Entdeckungsreisen gemacht hat, der ein halbes Arbeitsleben um die Entwicklung eines wichtigen Medikaments ringt, und der seinen Kindern erklärt, dass Sexualität eine von vielen möglichen Aspekten eines geglückten Lebens ist bzw. sein kann. Der Homo Novus, der in allen privaten, gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen, moralischen und kulturellen Belangen anders organisiert ist als der Mensch, der in der christlichen Ordnung ausgeformt wurde, ist seit jeher die wirkmächtigste Utopie sozialistischer Revolutionskonzepte. Letztlich geht es also nicht einfach nur um eine neue Gesellschaftsordnung, sondern um eine Empörung gegen Gott selbst und seine Schöpfungsordnung.

Die bedeutenden Apologeten des universellen Sexualhedonismus, wie Marquis de Sade, Friedrich Engels, Wilhelm Reich und Herbert Marcuse, haben zu allen Zeiten gewußt, dass die Revolution gegen die auf dem Wurzelholz der christlichen Wertordnung gewachsene Gesellschafts- und Kulturordnung am effektivsten auf dem Weg der hemmungslosen Entfesselung des Sexualtriebes betrieben werden kann. Denn der radikale Sexualhedonismus fällt mit dem äußersten Eckpunkt des sozialistischen Paradigmas zusammen. Wenn dieser Limes gesellschaftlich überschritten ist, sind damit alle sozialistischen Dogmen und Prinzipien übernommen und internalisiert.

Die Agenda

Die finale Beziehung zwischen universeller Schwulenkultur und sozialistischer Totalrevolution tritt plastisch hervor, wenn wir die im Zuge dieser Analyse schrittweise erschlossenen Wesenszüge der Queer Agenda nochmals in kompakter Form zusammenstellen: 

  1. 1. Der homosexuelle Lebensstil ist ebenso exhibitionistisch wie prall und drängt sich in den Lichtkegel der Öffentlichkeit. Das Einreißen der Grenzen zwischen „öffentlich“ und „privat“ ist eine typische und geradezu klassische sozialistische Attitüde. In diesem Zusammenhang muß der Geschlechtsakt zu einer öffentlichen Kategorie, die libidinöse Vereinnahmung zu einem Bestandteil des öffentlichen Raumes gemacht werden. Das bildet den sozialistischen Politikbegriff mit unüberbietbarer Tiefenschärfe ab: Wenn Sexualität politisch ist, gibt es gar nichts Privates mehr, und der ehemalige Bürger wird zum gläsernen Untertanen.
  2. 2. Die sexualhedonistische Revolutionsbewegung ist begehrlich und fordernd. Sie vermeint im Hinblick auf jedes ihrer Ziele ein „Recht auf...“ einfordern zu können, wobei stets die Allgemeinheit bzw. der Staat als Adressat derartiger Forderungen gemeint ist. Das „Recht auf Ehe von Gleichgeschlechtlichen“ und das „Recht auf Kinderadoption durch Homosexuelle“ sind Paradebeispiele. Das konvergiert vollständig mit dem sozialistischen Grundrechtsbegriff: Während der Liberalismus Unterlassungsrechte des Einzelnen auf Schutz vor staatlichem Zugriff postuliert (Eigentum, Meinungsfreiheit, Hausrecht etc.), fordert der Sozialismus ein Recht des Bürgers auf staatliche Leistungen („Recht auf Arbeit“...). Stets geht es dem Sozialismus um einen Güteranspruch, der aber natürlich nur dann eingelöst werden kann, wenn der Staat die uneingeschränkte Verfügungsgewalt über die Produktions- und Verteilungssphäre des jeweiligen Gutes hat. In der Ausrichtung ihres spezifischen Grundrechtsbegriffs verschmelzen der klassische Sozialismus und die Revolutionsbewegung der kulturellen Homosexualität vollständig. Was könnte das deutlicher demonstrieren als die Forderungen nach einem „Recht auf Abtreibung auf Krankenschein“, ein „Recht auf ein Kind“ (egal, wie dieses entsteht) und ein „Recht auf Lust und sexuellen Vollzug“? Sexualhedonismus und Sozialismus weisen auf ein radikal-paternalistisches Staatsbild.
  3. Im schwulen Lebensstil wird die Verantwortung für sich selbst, den Nächsten und die Gesellschaft aufgehoben. Hedonismus ist Lustgewinn im Lebensvollzug ohne Bedachtnahme auf die Folgen. Demgegenüber ist die Zuordnung von individuellem Handeln und den davon verursachten Handlungsfolgen einer der Grundbestandteile des bürgerlich-christlichen Kulturfundaments. Das gilt im Guten wie im Bösen und reicht von der Berechtigung zur Inanspruchnahme von unternehmerischem Profit bis zur Verpflichtung zur Konsumation von Haftstrafen im Gefolge strafrechtsrelevanter Vergehen. Der Sozialismus hat die Legitimation persönlicher Rechte und Pflichten stets mileutheoretisch relativiert. In einer geilen Welt, in der Lüste und Süchte keiner weiteren Rechtfertigung bedürfen, verschwinden Pflichten vollständig und reduzieren sich Rechte auf inflationäre Ansprüche gegenüber dem staatlichen Kollektiv. Das „Prinzip Verantwortung“ (Hans Jonas) verschwindet im vegetativen Reflexvollzug.
  4. Der Egoismus der Lustmaximierung bzw. der Selbstverwirklichung und der Mythos von der kollektiven Wohlfahrt im Sozialismus sind nur scheinbare Gegensätze. Individualismus ist nur dann ein möglicher Widerspruch zur kollektivistischen Praxis, wenn das Wollen des Einzelnen sich aus einer unkontrollierbaren und ungebändigten Vielfalt an persönlichen Zielen und Wünschen speist. In der Gleichschaltung der Bedürfnisstrukturen hingegen verschmilzt der Einzelne mit dem Kollektiv trotz maximalen Strebens nach individueller Bedürfnisbefriedigung. Die Brücke zwischen dem Egoismus und dem Kollektivismus ist der Egalitarismus. Das gilt besonders für den Egalitarismus der Körpersäfte. In der Selbsterniedrigung auf das rein Animalische sind alle gleich. „Bis alles gleich, ei ja, weil alles niedrig.“ (Grillparzer)
  5. In der christlich begründeten Kultur sind zeitlich begrenzter oder dauerhafter Verzicht Tugenden – insbesondere dann, wenn damit ein höheres Gut errungen werden kann. Demgegenüber werden Triebverzögerung und Lustverzicht in der sexualhedonistischen Revolutionsbewegung als geradezu obszön erachtet und ihre Einforderung als Ausdruck repressiver Gewalt stigmatisiert. Diese Attitüde zweckt direkt auf die Auslöschung des „genetischen Codes“ der bürgerlichen Kooperations- und Wertschöpfungsordnung ab. Konsumverzicht ist die Voraussetzung des Sparens, dieses die Kehrseite von Kapitalakkumulation und Vermögensbildung. Die Ausbeute der Arbeit zu vergrößern gelingt nur, wenn die Zeitspanne vor dem Konsumakt verlängert und für eine Verbesserung der Produktivität und des technischen Wirkungsgrades genutzt wird. Alle kulturelle Additivität und jeder zivilisatorischer Fortschritt steht und fällt mit dieser Art des Arbeitsethos. Die sozialistische Revolutionsenergie stemmt sich seit jeher gegen diese Einsicht und erhält dafür nunmehr emotionalen Rückenwind vom Projekt des universalen homosexuellen Lebensstils.
  6. Seit Anbeginn der Menschheit ist die Zivilisation vorangeschritten, indem die Bedürfnisse des Einzelnen an diejenigen der Anderen und der Gemeinschaft angepaßt wurden. Die Entstehung einer Moral der Nächstenliebe und einer Moral des Marktes haben es sogar zuwege gebracht, das Triebniveau zu senken und dessen biologische Substrate zeitlich und quantitativ den Rhythmen des familiären und gesellschaftlichen Miteinander anzupassen. Mit den Regeln der Moral entstand eine feingliedrige Geist-Kultur, der das sozialistische Projekt seit jeher feindselig gegenüber stand. Dem Prinzip der Moral stellt der Sozialismus das Prinzip materiell determinierter Interessen entgegen. Dieser Materialismus konvergiert mit demjenigen der sexualhedonistischen Bewegung maximal. Im Zuge der maximalen Verkörperlichung und Entäußerung des Menschen im Maximalkonsum von Luxus und Sexualität wird die Ordnung von Moral und geistiger Normalität schrittweise aufgezehrt und weicht dem Materialismus des Banalen und Gewöhnlichen.
  7. Die Akzeptanz einer Mittelachse der Normalität ist die Voraussetzung der Integration von Einzelnen zu einem dauerhaften Gesellschaftsganzen. Diese Normalität wird in der westlichen Welt durch die Werte definiert, deren Gesamtheit das Kulturchristentum ausmacht, das bis vor wenigen Jahrzehnten auch von Säkularisten, ja selbst von Atheisten als allgemeiner Handlungsmaßstab anerkannt wurde. Aber die Ordnung, die aus der Inkulturation des Christentums emporkam, ist es ja gerade, was der Sozialismus und die mondiale Queer-Bewegung beseitigen wollen. Und beide wissen, dass die gezielte Auflösung der Normalität die stärkste Waffe zur Zerstörung des Kulturchristentums ist. Permanente Grenzüberschreitung ist ein durchgehendes Sujet des Relativismus, um dessen Durchsetzung es dem homosexuellen Lebensmodell geht: In der Verwischung des Unterschiedes von Mann und Frau, von Tier und Mensch, von Ich und Du, von Mein und Dein, von Richtig und Falsch und schließlich von Gut und Böse wird dieses Paradigma am Effizientesten akzeptabel gemacht.

 Die versteckte Agenda

In den angeführten sieben Punkten verschränken sich das Projekt der Queer-Sexualkultur und dasjenige des sozialistischen Totalrevolution vollständig. Die Verschmelzung ihrer Ziele zum Masterplan einer Gegenschöpfung, die sich gegen Gott empört und auf dessen Tod setzt, ist die eigentliche Agenda der Aktionismuswelle, von der in diesem Aufsatz die Rede ist.

Diese Agenda hat mit den vorgeblichen Zielen, die mit den sattsam bekannten Schlagworten geistlos und gebetsmühlenartig, immer und immer wieder, und bei allen sich bietenden Anlässen getrommelt werden, nichts zu tun: „Toleranz“ und „Weltoffenheit“, „gegen die Diskriminierung von Minderheiten“, „Respekt vor dem Anderen“ und „Vielfalt der Kulturen“ sind Vorwände zur Immunisierung der Agenda, zur Erstickung jedweder Kritik und zur Stigmatisierung allfälliger Gegner, die mit diesen verbalen Keulen taxfrei in die Nähe des „Rechtsextremismus“, „Neofaschismus“ und „Populismus“ gerückt werden sollen. Die Wucht der Ereignisse trägt dazu bei, ein Referenzsystem für breit angelegte Instrumentarien der Meinungsunterdrückung bzw. Gesinnungskontrolle sowie der drakonischen Beherrschung aller relevanten Institutionen der politischen und medialen Sphäre durchzusetzen. Diese reichen von „politisch korrekter“ Sprachmanipulation, erstrecken sich auf das weite Feld der Antidiskriminierungsgesetzgebung und reichen bis zu strafrechtlichen Instrumenten zur Einschränkung der freien Meinung, der Wissenschaft und der politischen Agitation.

Im Namen der Toleranz entsteht somit eine umfassende Tyrannei der neuen Nomenklatura. Opfer des queeren Sexualhedonismus sind aber nicht nur Kulturchristen, klassisch Liberale und Normalos jedweder Art, sondern auch die sogenannten „sexuellen Minderheiten“ selbst. Homosexuelle werden als Leitfossil einer Lebensform instrumentalisiert, um deren Zustimmung sie von niemandem gefragt wurden. Dass sie das christliche Kulturfundament „verqueeren“ wollen, haben nur einige wenige der Schrillsten von ihnen zum Ausdruck gebracht. Homosexuelle sind damit definitiv ihrerseits Mißbrauchsopfer der Tyrannei der kulturellen Homosexualität. Der sozialistisch motivierte Sexualhedonismus führt sich damit vollends selbst ad absurdum.

So absurd die Konzeption der universellen Homosexualisierung der Gesellschaft ist, so gering ist die gesellschaftliche Kritik an diesem Projekt. Eine sachliche sozialwissenschaftliche oder philosophische Auseinandersetzung mit der Schwulenkultur und dem dahinter steckenden Herrschaftsanspruch ist bisher weitgehend unterblieben. Das ist für die etablierten politischen Kräfte, ebenso wie für die christlichen Kirchen und auch für den institutionalisierten wissenschaftlichen Sektor aus Gründen, deren Analyse hier unterbleiben muß, nicht verwunderlich.

Sehr wohl verwunderlich aber ist es, wenn eine bestimmte Religionsgemeinschaft, von der man eigentlich massive Kritik an der Schwulenkultur, ja sogar geharnischte Angriffe auf deren Exponenten und Unterstützer, erwarten würde, in dieser Frage völlig passiv bleibt. Gemeint ist hier die Religion des Islam. Kennern der Glaubensgrundlagen des Islam ist im Detail bekannt, und selbst die bloß oberflächlich informierte Öffentlichkeit weiß, dass der Islam dem Thema „Homosexualität“ keineswegs neutral gegenüber steht. Das ist für die Länder Europas bzw. der westlichen Welt von einiger Bedeutung, denn hier sind immerhin zwischen 5 und 9 Prozent der Einwohner Muslime. Ihr Verhalten gegenüber der queeren Agenda muß daher für alle Beteiligten und Betroffen von größtem Interesse sein. Der letzte Abschnitt dieser Analyse soll daher dem Beziehungsfeld dieser beiden Bereiche gewidmet werden.

Islam und die Revolution des homosexuellen Lebensstils

Zu allererst ein simpler Befund: In Österreich hat es zu keinem Zeitpunkt irgendeine Art der Kritik am homosexuellen Lebensstil aus islamischen Kreisen gegeben. Das gleiche gilt für einschlägige Projekte, Großveranstaltungen oder „Events“: Life Ball, Conchita-Auftritte, queere Kleinkunstfestivals, Schwulen-Parties usw. - keine islamische Schelte. Diese Woche wird Wien wieder von der „Pride Parade“ überrollt, im Zuge derer die Ringstraße zur Aufmarschzone queerer Kampfpanzer in Form wummernder und dröhnender Techno-Trucks gerät, auf denen sich hybrid- und multisexuelle Wesen in tierisch und dämonisch besetzten Kostümen räkeln. Wer dazu öffentliche muslimische Angriffe erwartet, wird auch hier enttäuscht werden.

Zu den Themenbereichen Homosexualität, schwuler Lebensstil und Inbesitznahme des öffentlichen Raumes durch Protagonisten des aggressivsten Sexualhedonismus gibt es seit Jahr und Tag keine Stellungnahme der Islamischen Glaubensgemeinschaft oder ihrer Präsidenten Annas Schakfeh oder Fuat Sanac, keine Kommentare des ansonsten ubiquitären Ehepaars Tarafa und Carla Amina Baghajati und keine Drohgebärden der in anderen Belangen so kampfstarken Jung-Muslimin Dudu Cückükgöl.

Man könnte möglicherweise einwenden, dass die Muslime in Österreich eine „schwache Minderheit“ ohne ausreichende Plattformen und mediale Multiplikationsmöglichkeiten seien. Dagegen spricht allerdings massiv, dass die islamischen Funktionäre und Repräsentanten anläßlich der Diskussion des neuen Islamgesetzes zur Jahreswende 2014/15 eine wochenlange Permanentpräsenz in den Medien hatten und auch sonst in eigener Sache hocheffiziente Öffentlichkeitsarbeit betreiben und geradezu nach Belieben medial abgebildet werden. Der prominente IGGiÖ-Funktionär Mouddar Khouja hatte jüngst Raum in „Die Presse“ für einen ausladenden Kommentar über Vermögenssteuer, internationales Finanzsystem und „Islamic Banking“ erhalten.

Warum ist es also beispielsweise dem sozialistisch-muslimischen Abgeordneten Omar Al-Rawi nicht möglich bzw. in den Sinn gekommen, seinem Parteifreund Michael Häupl beizubringen, dass die Gemeinde Wien als „schwule Welthauptstadt“ Aktivitäten ausrichtet, finanziert und promotiert, die ein schlimmes Ärgernis für den muslimischen Bevölkerungsanteil darstellen, weil sie aus islamischer Sicht schwer sündhaft und strafwürdig sind? Ebenso rätselhaft muß es auf den ersten Blick scheinen, dass selbst die völlig außerhalb der Kontrolle der IGGiÖ stehenden Moscheevereine und ihre ansonsten gar nicht schüchternen Imame kein öffentliches Wort der Ablehnung von homosexuellem und homophilem Verhalten und seiner Propagierung finden (wobei man allerdings aus den Vereinen hört, dass die interne Handhabung dieses Themenbereichs – beispielsweise bei der Freitagspredigt – eine ganz andere ist).

Die österreichische Szene gleicht in dieser Frage der ausländischen vollständig. Weder in den europäischen Ländern, noch in den USA lassen sich Fälle offizieller Kritik oder auch nur Beispiele für spontane Unmutskundgebungen der muslimischen Basis dokumentieren, die zumindest die eklatantesten Auswüchse sexualhedonistischer Libertinage zum Ziel hätten (auch die Ausnahmen, die die Regel bestätigen würden, konnten trotz penibler Recherche nicht gefunden werden).

Islamische Reaktionen auf vollzogene oder kulturelle Homosexualität gibt es systematisch weltweit nur in zweierlei Hinsicht: Erstens in den (auch formal) islamisch beherrschten Staaten, wo die Strafrechtsregime Homosexualität teils drakonisch pönalisieren (in sieben Ländern bis zur Todesstrafe) und die Schwulenkultur politisch geächtet wird. Und zweitens im Zuge einzelner gezielter Anschläge auf symbolträchtige Einrichtungen der Libertinage-Szenerie, wie dies Paris mit dem entsetzlichen Attentat auf Charlie Hebdo erleben mußte.

Bevor wir eine Deutung dieses signifikanten Widerspruches versuchen, sollen im Folgenden die Glaubensgrundlagen des Islam im Hinblick auf dessen Haltung gegenüber Homosexualität und den charakteristischen Verhaltensweisen betrachtet werden, die in der Queer-Kultur eine besondere Förderung erfahren.

Sowohl der Koran als auch die Sunna in Form der einschlägigen Hadith-Literatur hat dazu außerordentlich Einschlägiges zu sagen. 

Unter Bezug auf die alttestamentarische Lot-Geschichte sagt der Koran: „Wollt ihr denn das Abscheuliche begehen, wie es vor euch niemand von den Erdenbewohnern begangen hat? Wollt ihr denn in lüsterner Begier mit Männern verkehren anstatt mit Weibern? Ihr seid schändliche Leute.“ (Sure 7; 80 – 81) In Sure 4; 118 – 119 werden all diejenigen verflucht, die Allahs Schöpfung verändern wollen, indem sie „verbotene, böse Begierden“ pflegen und „die Ohren des Viehs abschneiden“, worunter die herrschende Lehre u.a. homosexuelle Handlungen und Eingriffe in die Ordnung der Geschlechter verstanden wissen will. „Betreibt keine Unzucht, denn diese führt auf den falschen Weg.“ (Sure 17, 32) „Und die beiden, die das Abscheuliche begehen, züchtigt sie.“ (Sure 4; 16) All diese Verse werden grundsätzlich auch mit Homosexualität in Verbindung gebracht, denn unter den im Koran verwendeten Begriff „Zina“ (Unzucht, das Abscheuliche) wird neben Ehebruch und Prostitution auch gleichgeschlechtlicher Sexualverkehr subsummiert.

Der im Koran angeprangerte Eingriff in die Schöpfungsordnung Allahs wird in der Hadith-Literatur auf vielfältige und für diese Betrachtung äußerst relevante Weise operationalisiert. Generell „verfluchte Allahs Gesandter (Allahs Segen und Frieden auf ihm) diejenigen Männer, die Frauen nachahmen, und verfluchte ebenfalls diejenigen Frauen, die Männer nachahmen.“ (Al Buchari Nr. 5546) „Der Gesandte Allahs (A.S.u.F.a.i.) verfluchte den Mann, der Frauenkleidung trägt, und die Frau, die Männerkleidung trägt.“ (Abu Dawud Nr. 4098)

Solche Handlungen sind verboten und gehören zu den schweren Sünden. Zu derartigen Handlungen gehört es auch, auf eine Weise wie das andere Geschlecht zu sprechen, zu gehen und sich zu bewegen. Aber nicht nur die habituelle Verwirrung der Geschlechter, sondern auch der Mißbrauch der Kleidung für die Befriedigung von Eitelkeit und Prunksucht zählen zu den schweren Vergehen gegen Allah: „Wer seine Kleidung aus Hochmut hinter sich schleifen läßt, den wird Allah am Tag der Auferstehung keines Blickes würdigen.“ (Al Buchari Nr. 3465, Sahih Muslim Nr. 2085) „Wer im Diesseits Prunkgewänder trägt, den wird Allah am Tag der Auferstehung mit den Gewändern der Erniedrigung bekleiden.“ (Ibn Magah Nr. 3607) Die Hölle betreten werden auch „Frauen, die nackt sind, obwohl sie bekleidet sind.“ (Sahih Muslim Nr. 2128) und „Männer, die das Tragen von Gold und Seide“ lieben. (Abu Dawud Nr. 4057)

Diese und zahlreiche ähnliche Anweisungen der Sunna erwecken fast den Eindruck, als würden sie extra und „maßgeschneidert“ für die unmißverständliche Verurteilung der Umtriebe auf dem Wiener Life Ball oder eines ähnlichen sexualhedonistischen Großereignisses abgefaßt worden sein. Sie qualifizieren den dort promotierten Lebensstil als denkbar arge Beleidigung für Allah und weisen die in diesem Sinne aktiven Protagonisten als schwere Sünder aus.

Derartig deutliche Beurteilungen in den Quelltexten der Glaubensgrundlagen bleiben im muslimischen Bewußtsein natürlich nicht ohne Folgen. Wer validere persönliche Kontakte zu unauffälligen „Durchschnittsmuslimen“ oder auch in die organisieren Communities hat, weiß, mit welcher Verachtung und welcher Abscheu diese das grelle Treiben der queeren Szene verfolgen und welchen Haß sie für deren Akteure empfinden. Dazu ist die oben festgestellte völlige Absenz öffentlicher Kritik oder Agitation ein höchst erklärungsbedürftiger Widerspruch. Dass dies nicht etwa mit „islamischer Toleranz“ erklärbar ist, ergibt sich wohl ohne weitere Begründung aus der ebenfalls oben angesprochenen radikalen Praxis gegenüber Homosexuellen in allen Ländern, die formal oder faktisch unter der Herrschaft des Islam stehen.

Offensichtlich gibt es also einen inneren, fast gesetzesartigen Zusammenhang, der diesen Widerspruch erklärt. Um diesen zu erschließen, muß zunächst etwas über den organischen Aufbau der islamischen Religion bzw. Weltanschauung gesagt werden.

Der Islam läßt sich als Lehrgebäude in drei (gedanklich aber nicht faktisch) gegeneinander abgrenzbaren Teilen erfassen: Die Glaubensoffenbarung, die Ritenpraxis, wobei diese direkt auf dem Konzept der rituellen Reinheit (halal vs. haram) aufsetzt sowie schließlich die Scharia. Letztere ist keineswegs nur „Recht“ im westlichen, staatlichen Sinn, sondern eine alle Lebensbereiche umfassende Handlungslehre, die vom (vermeintlich) völlig individuell-privaten bis zum kollektiv-öffentlichen Handlungsraum reicht und moralische, ethische und juristische Elemente umfaßt.

Mit der „Unterwerfung unter das Unvermeidliche“ (=Islam) nimmt man die unumschränkte Herrschaft Allahs an und verhält sich entsprechend seinem allumfassenden Willen. Das schariatische Handlungsregime kann man (willkürlich) in unterschiedliche Segmente einteilen, z.B. in eine Sexual- und Familienmoral, die Ethik des Dschihad, eine Wirtschaftsethik, ein Strafrechtsregime usw.. Die rituelle Verbotslehre (Alkohol, Schweinefleisch, Zins) läßt sich als Bindeglied zwischen dem Ritus und und der Scharia begreifen.

Aus dem Scharia-Regime lassen sich keine allgemeingültigen, universalen „Werte“ herauslesen, die es zu allen Zeiten und unter allen Handlungsbedingungen umzusetzen gilt; dies umso mehr als es sich dabei um eine lupenreine Separat“ethik“ handelt, in der nur gläubige Muslime angesprochen, rechtsunterworfen und geschützt werden sollen.

Es ist kein islamisches Ziel, dass „Ungläubige“ irgendwelche „Werte“ der Scharia leben oder verwirklichen, denn nachdem sie es bis jetzt verweigert haben, Allah als alleinigen Führer und Schutzherrn anzunehmen, sind sie sowieso „Brennmaterial der Hölle“, ganz gleichgültig, ob sie irgendwelche „Werte“ akzeptieren oder nicht. Islamisch-politisch gesehen kann man die Scharia nur als Ganzes einführen oder eben nicht. Es würde keinem Moslem in den Sinn kommen, islamische „Werte“ in politische Entscheidungsfindungen bzw. in die politische Praxis einfließen lassen zu wollen, in der Weise wie beispielsweise Christen versuchen, ihre Werte im öffentlichen Raum zu etablieren. Die Christen tun dies durch Bekenntnis, öffentlichen Diskurs und politische Grundsatzarbeit, weil das Gute für sie eine Kategorie sui generis ist. Ihre Methode dabei ist reflexiv, explizit, verbal, diskursiv, partizipativ und politisch.

Demgegenüber zielt die Methode des Islam auf eine Etablierung der schariatischen Ordnung als Ganzes, die in ihrer inneren Totalität durchgesetzt und zur Etablierung der Herrschaft des Islam irreversibel verankert werden soll. Nachdem es im Islam keine „allgemeinen Werte“ gibt, können diese auch nicht in der politischen Partizipation vorangetrieben werden. Nachdem es also – ganz entgegen der landläufigen Meinung – im Islam den Höchstwert eines bedingungslosen Schutzes des Lebens nicht gibt, kann es auch kein politisches Ziel sein, die „Kultur des Lebens“ gegen die Angriffe des sexualhedonistischen Todeskults zu verteidigen und sich dafür an der öffentlichen Auseinandersetzung zu beteiligen.

Der hier behauptete Rigorismus im Hinblick auf die Durchsetzung der Scharia als Ganzes scheint ein Widerspruch zur immer wieder allgemein so wahrgenommenen schrittweisen, sukzessiven, geradezu „evolutionären“ Erweiterung des islamischen Einflusses zu sein. Ist es nicht gerade das, was wir in der Alltagsfaktizität der westlichen Gesellschaften als „schleichende Islamisierung“ empfinden? Den Prozess der „schleichenden Islamisierung“ gibt es ganz offenkundig. Er besteht in der scheinbar unmerklichen, aber nichtsdestotrotz konsequent voranschreitenden Einwurzelung islamischer Positionen in das traditionelle Kulturgefüge westlicher Gesellschaften. Ist dieser Vorgang aber nicht ein Beleg für die Unrichtigkeit der Behauptung eines schariatischen Alles-oder-Nichts-Prinzips?

Nein, das ist nicht der Fall. Denn ihre sukzessive Qualität erhält die islamische Einwurzelung ausschließlich über die rituelle Ebene (inkl. der rituellen Verbotslehre) und diejenige der islamischen Symbolwelt, nicht aber über die ethische bzw. rechtliche Ebene. Der Ritus besteht aus den fünf Säulen des Islam, von denen insbesondere das Gebet und das Fasten alltagsprägende Handlungszusammenhänge erzeugen, dazu kommen die rituellen Verbote von Alkohol, Schweinefleisch und Zins. Die Symbolwelt des Islam umfaßt insbesondere das Kopftuch der Frau, sowe alles, womit Mohammed nachgeahmt werden soll (Kleidung, Bart etc.), und schließlich die traditionelle Bauweise von Moscheen.

Die Ritenpraxis und die Verwendung von Symbolen sind durch reflexions- und diskussionslose Handlungsvollzüge gläubiger Moslems gekennzeichnet. Genau das ist das Substrat der sukzessiven Islamisierung der Wirtsgesellschaften westlicher Staaten. Indem praktizierende Moslems den habituellen Vollzug ihrer Riten und den demonstrativen Einsatz ihrer Symbole nicht auf den privaten Bereich beschränken, sondern ganz im Gegenteil bestrebt sind, damit den öffentlichen Raum zu bespielen, erschließen sie diesen für die alltagsislamische Normalität. Ritualgebete am Arbeitsplatz, plakatives Fasten im Ramadan, agitatorische Ächtung von Alkohol und Schweinefleisch sowie offensives Tragen von Kopftüchern und anderen islamisch-orientalischen Bekleidungsstücken: All diese Akte verankern den Islam im bloßen Handlungsvollzug der Moslems im öffentlich Raum, ohne dass Vertreter des Islam bzw. Funktionäre islamischer Einrichtungen auch nur eine einzige Diskussion führen oder sich auch nur irgendwie an politischen Entscheidungsfindungsprozessen beteiligen müssen.

Solange die westliche Kultur auf ihrem angestammten Territorium noch dominant und die Zahl der autochthonen Bürger noch deutlich größer ist als diejenige der muslimischen Zuwanderer, beschränkt sich die Methode der Islamisierung definitiv auf die Durchsetzung einer wachsenden Realpräsenz der Ritenpraxis und der islamischen Symbolwelt in der Öffentlichkeit. Und es bleibt dabei: Erst wenn die realen Machtverhältnisse es erlauben, setzt der Islam die Scharia in ihrer Gesamtheit zur Etablierung einer in sich geschlossenen Ordnung des Islam um. Die Scharia gibt es nicht in Teilen oder gar auszugsweise in Form von „Werten“, die in eine bestehende Gesellschaft auf diskursive oder politische Weise eingebracht werden können und sollen. Die Scharia beinhaltet keine „Werte“ an sich, denn sie ist nichts anderes als die Kehrseite der Errichtung und Absicherung der islamischen Herrschaft und daher mit dieser identisch.

In einer Situation, in der der Islam (noch) keine Macht hat, reale Herrschaft zu entfalten, wäre es deshalb absurd, einzelne Teile der Scharia durch politische Partizipation umsetzen zu wollen. Kein Moslem oder gar Islam-Funktionär würde auf die Idee kommen, aus der Situation der Minderheit die Einführung der Polygamie, der Hadud-Strafen (Körperstrafen) inklusive Handabhacken, des Vergeltungsrechtes, des Beuterechts oder der Tributpflichtigkeit für Dhimmis (Schutzbefohlene) zu fordern. Aus genau demselben Grund würde auch kein Islam-Vertreter einen Sinn darin sehen, die Forderung nach Pönalisierung der Homosexualität aufzustellen oder die Schwulenkultur zu kritisieren bzw. politisch zu bekämpfen, obwohl er deren Protagonisten von Herzen verachtet. Seine Aversion wird aber still und heimlich bleiben, denn von den politischen Promotoren erwartet er noch einige Liebesdienste in eigener Sache.

Damit können auch die radikal-säkularen Vertreter der hedonistischen Gegenkultur und die Exponenten der kulturellen Homosexualität gut leben. Für die stillschweigende Duldung und Schonung ihrer Agenda revanchieren sie sich mit einer prononciert islamfreundlichen Realpolitik. Schließlich sitzen Schwule und Moslems als Begünstigte der Antidiskriminierungsgesetzgebung im gleichen Boot. Islamfreundliche Realpolitik bezieht sich auf alles, was zur Stärkung der islamischen Position in den westlichen Gesellschaften beiträgt. Dies beginnt mit der propagandistischen Förderung der „bereichernden Vielfalt“ durch muslimische Migranten, erstreckt sich auf das weite Feld des „Antidiskriminierungs“-Instrumentariums und reicht bis zur Entschuldung spezifischer Gewaltakte mit islamischem Hintergrund als bloße kulturelle Mißverständnisse oder archaische Gebräuche ohne jeden Islambezug.

Die linken Kulturrevolutionäre sind dabei im Hinblick auf die Verleugnung ihrer „Werte“ genau so wenig zimperlich wie die Vertreter des Islam. Besonders bei GrünInnen-PolitikerInnen (aber auch gewöhnlichen „Sozialisten in allen Parteien“) ist es augenscheinlich, dass beispielsweise die systematische Schlechterstellung und Unterdrückung der Frau im Islam keine feministischen Bedenken auslösen. Auf die Ignoranz gegenüber islamspezifische Körperstrafen und der islaminhärenten Intoleranz gegen alle Varianten von „Ungläubigen“ soll hier erst gar nicht eingegangen werden.

Die unkritische Haltung der Linken gegenüber dem Islam führt an deren Rand gelegentlich zu einer denkbar skurrilen Islamverherrlichung. „Moslems und Asylanten willkommen“ prangt auf einem in Wien wild affichierten Plakat. Und unter dem stilisierten Portrait einer kämperisch-trotzigen Niqab-Trägerin proklamiert der Spruch „Marx ist Muss“ die gemeinsame islamisch-kulturrevolutionäre Agenda.

Worin besteht diese Agenda aber konkret? Sie besteht genau im bereits oben für die sexualhedonistische Revolutionsbewegung beschriebenen Wunsch nach Überwindung und dauerhafter Beseitigung der auf dem Christentum fußenden Kultur des Westens. Von den weiter oben zusammengefaßten sieben Wesenszüge, die die sozialistische Revolutionsbewegung und die hedonistische Schwulenkultur gemeinsam tragen, sind immerhin sechs auch außerordentlich charakteristisch für das Wesen des Islam:

Auch im Islam verschwimmen die Grenzen zwischen dem öffentlichen und privaten Bereich (1), gibt es einen anspruchsorientierten „Grundrechtsbegriff“ und ein explizites Versorgungsdenken (2), wird die individuelle Verantwortung weitgehend aufgehoben und verschwindet in der universellen Determination (3), wird dem Prinzip einer diesseitsorientierten Lustmaximierung gefrönt (4), wird Bedürfnisaufschub verächtlich gemacht (5), und wird die Geistkultur des Christentums mit einem materialistischen Universalismus bekämpft (6). Lediglich das siebente gemeinsame Wesensmerkmal von sozialistischer Revolutionsbewegung und schwulem Lebensstil, nämlich die Tendenz zur Auflösung gesellschaftlicher Normalität (7) ist im Islam in dieser Form nicht identifizierbar.

Der Verzicht auf eine islamische Kritik an der aggressiv verbreiteten kulturellen Homosexualität hat daher nicht einfach nur taktische bzw. strategische Gründe, sondern ist auch durch tiefe innere Gemeinsamkeiten aller hier diskutierten Paradigmen begründet, die eine gemeinsame Groß-Agenda verbindet: Den Masterplan einer Neu-Erschaffung der Welt auf der Basis einer fundamentalen Empörung gegen den christlichen Gott.

Deshalb wird es auch diesmal keine islamischen Proteste geben, wenn Wien im Rahmen der „Pride-Week“ wieder zur Welthauptstadt des Homosexualismus wird, wenn in dieser Zeit der Rathausplatz zum queeren Pride-Village wird und wenn am 20. Juni die Techno-Trucks mit ihren dämonischen „Fabelwesen“ aus den Schlünden aller Gegenwelten die Herrschaft über die Ringstraße übernehmen werden.

Denn es gibt viel Gemeinsames. Beim Barte der Conchita.

PS: Am 20. Juni demonstrieren die Kritiker der aggressiven sexualhedonistischen Revolutionsbewegung für eine selbstbewußte „Kultur des Lebens“. Der „Marsch für die Familie“ beginnt um 15.00 Uhr mit einer Kundgebung am Stephansplatz. Kommt alle hin!

Christian Zeitz ist wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Angewandte Politische Ökonomie und Islambeauftragter des Wiener Akademikerbundes.

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