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Nein, es waren nicht die Hacker - aber was war es bei der SPÖ?

Vielen Dank für die vielen besorgten Reaktionen. Nein, diesmal waren es nicht die Hacker, welche das Tagebuch lahmgelegt haben. Es waren vielmehr wirklich die Programmierarbeiten für die Neugestaltung der Homepage, die leider viel länger gedauert haben als geplant. Eigentlich hätten sie in den Morgenstunden beendet sein sollen. Bitte um Entschuldigung. Alle Abonnenten bekommen diesen Tag natürlich geschenkt. Aber apropos Hacker und deren diesmalige Opfer:

Sofort bei Bekanntwerden der Attacke hat meine ganze Sympathie den vom jüngsten Hacker-Angriff betroffenen Parteien gehört, vor allem der SPÖ als am meisten in Mitleidenschaft gezogenes Opfer der Verbrecher aus dem Dunkel. Und meine ganze Antipathie gehört (weiterhin) den Hackern, die hoffentlich jetzt endlich bald erwischt werden.

Jedoch hat die SPÖ sofort wieder jede Sympathie verspielt – zwar durch eine unglaubliche Reaktion ihres "Kommunikationschefs", eines Herrn Oliver Wagner. Der hat doch glatt Folgendes behauptet, was jedenfalls in mehreren Medien ähnlich zitiert wird: "Dass die Gruppe "Anonymous" gerade die SPÖ angegriffen hat, findet man bei den Sozialdemokraten seltsam, habe sich doch gerade diese Bewegung dem Kampf gegen das Großkapital verschrieben und da fühle man sich eigentlich nicht angesprochen."

Dieser Satz zeigt wieder, welch unglaubliche Präpotenz und Heuchelei in dieser Partei herrscht. Denn der Satz heißt ja nichts anderes als: Solange ihr das Großkapital angreift, geht das schon in Ordnung, aber unter Gesinnungsgenossen gehört es sich doch nicht. Und diese Partei darf bestimmend dieses Land regieren!

Ganz abgesehen von der Frage, was eigentlich dieses von der SPÖ zum Abschuss freigegebene Großkapital sein mag: die ÖBB als personalgrößte Aktiengesellschaft des Landes, die Bawag, Infineon, das Androsch-Imperium?

Fast muss man sagen, es ist ein Glück, dass jetzt die SPÖ das Opfer ist. Denn da wird sich endlich die parteipolitisch nicht gerade neutrale Wiener Staats- und Oberstaatsanwaltschaft vielleicht doch einmal zu schärferem Durchgreifen entschließen. Diese agiert ja sonst sehr selektiv. Man stelle sich nur den Unterschied in der Reaktion vor, wären bloß FPÖ oder ÖVP das Ziel der Internet-Piraten gewesen.

Im übrigen gibt es damit wieder eine kleine Hoffnung, dass der Mafia-Paragraph nun doch nicht abgeschafft wird, was (natürlich) die Linksparteien, aber seltsamerweise auch die drei Parteien der Rechten planen. Sie wollen mafiöse Bandenbildung wieder straffrei machen, wenn keine Bereicherung vorliegt.

Aber das mafiöse Verhalten der Hacker ist mindestens genauso schlimm wie jenes der klassischen Mafia. Sie bedrohen in ihrer postpubertären Spiel- und Aggressionslust die gesamte moderne Kommunikation. Sie richten gewaltigen finanziellen Schaden an, sie bedrohen Rechtsstaat und Demokratie. Da wäre es ja wohl eine mehr mehr als unsachliche Differenzierung, wenn die Hacker-Banden straffrei davonkommen sollten, nur weil sie sich halt (vorerst) nicht persönlich bereichern wollen – was aber mit dem von ihnen akkumulierten Knowhow so leicht ginge wie ein Terroranschlag nach Besuch eines Terrorcamps.

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